Rede des Vorstandsvorsitzenden Hannes Niederhauser auf der - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 04.07.02 19:33:17 von
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Kontron Embedded Computers AG
Rede des Vorstandsvorsitzenden Hannes Niederhauser auf der
ordentlichen Hauptversammlung am 3. Juli 2002
0 Logo
Meine sehr verehrten Damen und Herren, 1 Begrüßung
sehr geehrte Aktionäre,
liebe Gäste,
im Namen des gesamten Vorstandes der Kontron Embedded
Computers AG heiße ich Sie herzlich willkommen auf unserer
diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung. Nachdem am
vergangenen Sonntag mit Brasilien die neue Nummer eins im
Weltfußball gekürt wurde, steht auf der heutigen Hauptversammlung
die Entscheidung der Aktionäre über die Nummer eins im Weltmarkt
der Embedded Computer Technologie im Mittelpunkt. Denn mit der
geplanten Fusion mit der Jumptec industrielle Computertechnik AG
wird der mit Abstand weltweit größte ECT-Anbieter entstehen, der für
sich nicht nur die Markt-, sondern auch die Technologieführerschaft
in Anspruch nimmt. Die Jumptec-Aktionäre haben ja bereits vor zwei
Wochen mit ihrem eindeutigen Votum für die Verschmelzung der
beiden Unternehmen sozusagen die Vorlage gegeben. Uns sollte
1a Fußballmotiv
2 Weltmarktführer
2
heute der krönende Abschluss gelingen.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Selbstverständlich
ist die Entwicklung und Zukunft unseres Unternehmens kein
Ballspiel, dessen Ausgang von einem – vielleicht sogar fragwürdigen
– Elfmeter abhängt. Wir sind weit davon entfernt, die „schönste
Nebensache der Welt“ zu betreiben. Und dennoch stehe ich – selbst
als nicht eingefleischter Fußballfan – noch unter dem aktuellen
Eindruck eines grandiosen internationalen sportlichen Wettbewerbs,
bei dem sich doch einige Parallelen zu unserem Wirkungskreis
aufdrängen:
2a Fußballmotiv
- Gelb-rote Karten gab es schließlich auch nach einigen Fouls und
Schwalben am Neuen Markt der Frankfurter Börse zur Genüge;
- vermeintliche Favoriten sind bei der WM wie auch am Neuen
Markt jäh abgestürzt und frühzeitig ausgeschieden;
- auch die besten Mannschaften haben gezeigt, dass man nicht
immer glänzen kann, sondern auch unter widrigeren
Bedingungen hart für einen Erfolg ohne Glanz arbeiten muss.
3
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
haben Sie die wunderschönen Stadien, die gepflegten Rasen, die
Euphorie der Menschen und die tolle Stimmung, nicht nur in Japan
und Korea, sondern weltweit gesehen? – Wir spielen seit einiger Zeit
in einem einsturzgefährdeten Stadion vor fast leeren Rängen auf
einem Kartoffelacker – so könnte man die Situation am Neuen Markt
beschreiben. Und das auch noch mit einem Weltkonjunktur-Ball, dem
seit geraumer Zeit die Luft ausgeht. Wie soll man da mit Kabinett-
Stückchen glänzen? Harte Arbeit war und ist angesagt.
3 Fußball
In Anbetracht solcher schlechten Rahmenbedingungen haben wir
uns im abgelaufenen Geschäftsjahr gut geschlagen:
- In einem eingetrübten wirtschaftlichen Umfeld konnten wir ein
kräftiges Umsatzwachstum von 50 Prozent auf 189 Mio. Euro
erzielen; dabei konnte die Bruttomarge von 35,5 Prozent auf 37,5
Prozent gesteigert werden. Ein Beweis dafür, dass unsere
Strategie, engineeringsintensive und damit ertragsreichere
Produkte anzubieten, erfolgreich umgesetzt wurde;
4 Umsatzentwicklung
4
- der operative Gewinn (EBITDA) konnte trotz des getrübten
wirtschaftlichen Umfelds und Restrukturierungskosten in Höhe
von 2 Mio. Euro auf 20,1 Mio. Euro – gegenüber 17,3 Mio. Euro
im Jahr 2000 – gesteigert werden. Damit lag die EBITDA-Marge
gemessen am Umsatz bei ca. 10 Prozent, das Ergebnis je Aktie
vor Goodwill bei 0,42 Cent.
5 EBITDA +
je Aktie
- Wir haben unsere Liquidität und unsere Finanzkraft – besonders
wichtig angesichts des negativen Finanzumfeldes – nachhaltig
gestärkt. Zum 31. Dezember 2001 konnte die Kontron-Gruppe auf
einen Bestand an baren Mitteln und kurzfristigen Anlagen von 58
Mio. Euro zurückgreifen. Verbesserte Logistikprozesse, ein
weltweiter Einkauf und Lagerabbau haben dazu geführt, dass der
operative Cashflow auf 16 Mio. Euro anwuchs.
6 Liquidität
- Das nach wie vor dynamische Wachstum der Gruppe spiegelt
sich auch in der Anzahl der Mitarbeiter wider: Ende vergangenen
Jahres waren 1.223 Mitarbeiter der Kontron-Gruppe gegenüber
862 im Vorjahr beschäftigt. Besonders wichtig: Mehr als ein Drittel
unserer Mitarbeiter ist im Engineering tätig. Diese starken
Forschungs- und Entwicklungsressourcen bieten das Rückgrat
Kontrons und werden bei einem Wiederaufschwung einer der
7 Mitarbeiter
5
maßgeblichen Wettbewerbsvorteile sein.
Auch wenn wir insgesamt die ambitionierten Planungen bei Umsatz
und Ergebnis nur teilweise erreichen konnten, so haben wir doch –
wie ich meine – weit mehr als nur unsere Hausaufgaben gemacht.
Vier Aspekte möchte ich hervorheben:
Erstens unser Markt: Mit unserem 50-prozentigen Wachstum waren
wir weitaus besser als die Branche und die internationale
Konkurrenz. Ein wesentlicher Grund hierfür ist unsere erfolgreiche
Diversifizierungsstrategie. Embedded Computer von Kontron werden
heute als „Kuhzählmaschinen“ in Botswana ebenso eingesetzt wie
als Roboter-Traktoren in finnischen Wäldern. Komplexe Embedded
Computer Systeme von Kontron steuern die Jeep-Flotten des USMilitärs,
für Siemens steuern sie medizinische Geräte. Als
Bestandteil von Bosch Robotern automatisieren sie die industrielle
Produktion oder werden von Bombardier in der neuesten
Schienenfahrzeug-Technologie zur Berechnung des
Neigungswinkels und zur Geschwindigkeitssteigerung eingesetzt.
Insgesamt ist die Embedded Computer-Technologie, wie wir sie
anbieten, einer der wichtigsten Zukunftsmärkte überhaupt, denn
immer mehr Maschinen und Anlagen – sowohl im Industriebereich
8 Anwendungen
9 Kontron-Produkte
6
wie auch im Alltag – sind von miniaturisierten „elektronischen
Gehirnen“ abhängig. So konnten wir Umatzverluste im Bereich der
mittlerweile problematischen Telekommunikations-Industrie durch
Umsätze in vielen anderen Abnehmermärkten mehr als
kompensieren. Auch die Abhängigkeit von Einzelkunden haben wir
erfolgreich reduziert: Bei einer Basis von mehr als 4.000 Kunden aus
unterschiedlichsten Branchen, trägt heute keiner mehr als 4 Prozent
zum Gesamtumsatz der Gruppe bei.
Zweitens Integration: Auch im Geschäftsjahr 2001 haben wir die
Kontron-Gruppe mit einem umfassenden Integrations-Programm in
der Organisationsstruktur den Erfordernissen der Märkte konsequent
angepasst. Zu den Maßnahmen zählten u.a. die Einführung eines
gemeinsamen strategischen Einkaufs sowie die Organisation der
Unternehmen in Kompetenz-Center für verschiedene
Technologiebereiche, um die Entwicklungsressourcen optimal zu
nutzen. Darüber hinaus haben wir ein globales Key-Account-
Management-System für den Vertrieb sowie ein konzernweites
monatliches Controlling- und Liquiditäts-Steuerungssystem
eingeführt. Auch die Corporate Identity der Gruppe wurde durch
Firmen-Umbenennungen weiter vorangetrieben. Insgesamt kann
man mit Fug und Recht sagen, dass wir alle Akquisitionen der letzten
10 Fußballteam
7
Jahre sehr erfolgreich integriert haben.
Drittens Technologie: Wir haben einen wesentlichen Schritt in
unserer Politik zum Komplettanbieter vollzogen, indem wir unsere
Software- und EC-Applikationskapazitäten (hier in grün) deutlich
ausgebaut haben. Damit wurde in der Folge eine größere Kundenbindung
und höhere Wertschöpfung erreicht. Dokumentiert wird dies
durch die gestiegene Bruttomarge.
11 gross-margin
Viertens Konsolidierung: Mit der 100-prozentigen Übernahme der
amerikanischen ICS Ende 2001 sind wir zur Nummer eins auf dem
Weltmarkt der Embedded Computer-Technologie aufgestiegen.
Entscheidend: Mit dieser Akquisition sind wir in unserer Strategie der
breiten Diversifizierung, vertikalen Wertschöpfung und globalen
Präsenz einen wesentlichen Schritt vorangekommen. Die ICS war
zwar im 1. Quartal dieses Jahres noch in der Verlustzone und
belastete damit auch das Ergebnis der gesamten Gruppe, allerdings
sorgen bereits am heutigen Tag die im vergangenen Jahr
eingeleiteten und im 1. Quartal konsequent durchgeführten
Restrukturierungsmaßnahmen und eingetretenen Synergieeffekte für
12 Foto ICS
8
ein positives Ergebnis. Der Break even wurde bereits im März mit
einem ausgeglichenen Verhältnis von Auftragseingang zu
Forderungen erreicht. Für das Gesamtjahr 2002 gehen wir deswegen
von einem positiven Effekt für die Gruppe aus. Insgesamt sehen wir
uns mit ICS gut positioniert, um den ECT Markt erfolgreich zu
prägen. Akquisitionen sind zukünftig nur noch in kleinerem Umfang
vor allem in Start-up-Technologiebereichen geplant.
Um es noch einmal im fußballerischen Sprachjargon auszudrücken:
Wir haben unser Team mit strategischen Einkäufen verstärkt und
gleichzeitig alle Mannschaftsteile aufeinander systematisch
abgestimmt. Nur nebenbei bemerkt: Unsere Akquisitionen waren
günstiger als die Transfers der Stars Figo oder Zidane. Und noch
eins: Bei uns gibt es keinen Führungsspieler bzw. Standort, von dem
alles abhängt. Vielmehr gilt: „Der Star ist die Mannschaft.“
12a Fußball-Motiv
wie 10
Nun werden Sie sicherlich fragen, warum eine so gut aufgestellte
Mannschaft, die sich selbst bereits als Nummer eins sieht, noch eine
Verstärkung durch das Jumptec-Team braucht? –
Aber stellen Sie sich doch einmal vor, Sie könnten die Spieler der
beiden besten Nationen in einer Mannschaft zusammenführen und
dabei erstmals die gesamte Palette der hohen Fußballkunst – etwa
9
den technischen Fähigkeiten der Brasilianer bis hin zur Kampfkraft
und Willensstärke der Deutschen – abdecken? Nicht anders verhält
es sich mit der geplanten Verschmelzung der beiden in
angrenzenden Marktsegmenten der Embedded Computer-
Technologie weltweit führenden Unternehmen: Hier wird der mit
Abstand größte Anbieter in der Branche entstehen, der darüber
hinaus erstmals die gesamte Produkt- und Wertschöpfungskette in
diesem Bereich abdeckt. Mit den sich ergänzenden, komplementären
Technologien – Jumptec hat sich auf Embedded Components
konzentriert, Kontron auf die nachgelagerten Systeme spezialisiert –
und unterschiedlichen geografischen Schwerpunkten in Deutschland
und Europa sowie den USA und Asien wird so mit Ihrer heutigen
Zustimmung ein neues Schwergewicht sowohl an der Deutschen
Börse wie auch auf dem Weltmarkt der Embedded Computer-
Technologie entstehen, das seinesgleichen sucht.
Zu Ihrer Information noch einige kurze Informationen über Jumptec –
genauer: die Jumptec Industrielle Computertechnik AG in
Deggendorf. Seit der Gründung im Jahr 1991 hat dieses
Unternehmen, das seit März 1999 am Neuen Markt der Frankfurter
Börse notiert ist, eine wahrlich beeindruckende Entwicklung
genommen. Mit einem jährlichen Wachstum von über 55 Prozent in
13 One-stop-shop
14 grafische
Schwerpunkte
14a Fakten zu
Jumptec
10
den letzten vier Jahren und einer ebenso guten Ergebnisentwicklung
zählt Jumptec ebenso wie Kontron heute zu den noch wenigen
wirklichen Erfolgsstories. Jumptec entwickelt und vermarktet
miniaturisierte Computer Boards, sogenannte Binary Brains. Diese
intelligenten Boards werden überall dort eingesetzt, wo der Mensch
mit Geräten und Maschinen kommuniziert oder Maschinen
untereinander Daten austauschen. Kunden von Jumptec sind
Hersteller von Seriengeräten der verschiedensten Branchen. Binary
Brains kontrollieren die Motor-Elektronik von Autos, überwachen
Lungenbeatmer in der Medizintechnik, steuern Geldkarten-Terminals
im Bankgeschäft und ermöglichen Bild-Telefonie mit ISDN. Um es
noch einmal zu betonen: Mit unseren Produkten und Kunden gibt es
kaum Überschneidungen, denn wir haben uns vor allem auf die den
Jumptec-Produkten nachgelagerten Embedded Computer-Systeme
und Applikationen für hochkomplexe industrielle Anwendungen sowie
mobile Embedded Computer spezialisiert. Noch eine letzte Zahl zu
Jumptec: Das Unternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr
2001 einen Umsatz von 78,1 Mio. Euro gegenüber 60,7 Mio. Euro im
Vorjahr. Der Jahresüberschuss vor Firmenwertabschreibungen
erreichte mit 4,4 Mio. Euro nach 3,2 Mio. Euro im Jahr 2000 eine
Rekordhöhe.
Mit der Verschmelzung unserer beiden Firmen kommen wir in eine
11
einzigartige Spitzenposition – die besten Voraussetzungen, um die
Markt- und Technologieführerschaft auf die Voreiterrolle in einem
sich abzeichnenden Standardisierungsprozess auszudehnen. Die
Ertragssteigerungseffekte durch die Fusion beziffern wir für die
nächsten zwei Jahre mit insgesamt 25 Mio. Euro. Die
Integrationsteams von Kontron und Jumptec konnten bereits
insbesondere auf den Gebieten Einkauf, Technologie und
Vertriebskanäle signifikante Einsparungen identifizieren, wobei nur
unwesentliche Personalkürzungen geplant sind. Insgesamt wollen
wir in dem Integrationsprozess noch in diesem Jahr 45
Einzelgesellschaften der beiden Unternehmen auf ca. 25 reduzieren.
Die Integration der beiden Unternehmensorganisationen wird dabei
vor allem durch die langjährige menschliche, funktionale aber auch
geografische Nähe der beiden Management-Teams erleichtert. Wir
kennen uns schon lange und sind dabei freundschaftlich verbunden.
15 Synergien
Die neue Kontron soll geleitet werden von mir als Vorsitzenden und
Hans Mühlbauer, dem heutigen Vorstandsvorsitzenden der Jumptec
als Stellvertreter. Ferner sollen dem Vorstand angehören: Dr. Rudi
Wieczorek (Technologie), Thomas Sparvik (zuständig für den
amerikanischen Markt) sowie Mark Brown (für den Bereich Produkt-
Marketing) und Ulrich Gehrmann für Europa. Der neu zu bestellende
16 Vorstand
12
Aufsichtsrat soll besetzt sein mit: Helmut Krings, Dr. Jens Neiser und
Pierre McMaster.
17 Aufsichtsrat
Juristisch-organisatorisch soll die Verschmelzung folgendermaßen
erfolgen: Es wird eine neue Firma gegründet, die den Namen
Kontron trägt – mit dem Jumptec-Slogan ‚always a jump ahead’ im
Untertitel. Die heutige Kontron wie auch Jumptec werden in dieser
neuen Firma verschmolzen. Mit neuer Wertpapier-Kennnummer wird
es sozusagen für diese neue Kontron auch einen neuen IPO geben,
der von der Hypovereinsbank betreut wird. Wir gehen davon aus,
dass der IPO-Prozess Anfang August startet und Anfang September
die neue Kontron an der Börse notiert sein wird. Es werden dann
insgesamt 45,6 Millionen Aktien sein bei einem Freefloat von 90
Prozent.
18 Organisation
alt/neu
Nicht unerwähnt möchte ich in diesem Zusammenhang die
vergleichsweise äußerst geringen Kosten lassen, die durch die
Fusion entstehen: Mit insgesamt etwa nur 2,7 Mio. Euro liegen wir
weit unter dem, was üblicherweise an Kosten anfällt. Wir haben uns
in dem gesamten Prozess um äußerste Kostendisziplin bemüht.
Unter anderem deswegen haben wir auch keine außerordentliche
Hauptversammlung einberufen, sondern die Entscheidung auf das
13
turnusmäßige Aktionärstreffen von heute gelegt. Insgesamt haben
wir eine sehr freundschaftliche Fusion in die Wege geleitet, die
deswegen auch ohne die sehr teuren Merger & Akquistions-
Beratungen auskam.
Bilanztechnisch wird die Verschmelzung nach den Regeln des
purchase accounting des US-GAAP erfolgen: Das heißt, der Vorgang
wird wie ein Kauf behandelt und Jumptec für die verbleibenden
Monate des Jahres 2002 in der Jahresbilanz von Kontron
konsolidiert.
19 Umsatzzahlen
Kontron
mit Jumptec
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es gibt wohl nur sehr wenige Fusionen in den letzten Jahren und
Jahrzehnten, die so viel Sinn machen und so erfolgversprechend
sind, wie die von uns geplante Verschmelzung mit Jumptec.
Entsprechend groß und breit ist auch die positive Resonanz, die uns
seit der offiziellen Ankündigung im Dezember letzten Jahres von
allen Seiten erreicht hat. Unsere Kunden, Analysten, Fonds-
Manager, Wirtschafts- und Finanzjournalisten und viele Aktionäre,
mit denen wir gesprochen haben, begrüßen diesen Schritt. Für die
20 Vorteile
für Aktionäre
14
Aktionäre sind die Vorteile eindeutig:
- Es entsteht ein gesundes, starkes und wachstumsträchtiges
Unternehmen mit großer Perspektive;
- wir werden nicht nur im operativen Geschäft als der weltweit mit
Abstand größte ECT-Anbieter in eine neue Größenordnung
hineinwachsen, sondern auch unsere Position am Kapitalmarkt
weiter nachhaltig verbessern. Gemessen am Handelsvolumen
werden wir uns zu den Top 6 Unternehmen zählen können. Mehr
als 20 Analystenhäuser werden uns aktiv begleiten und die
Financial Community mit Research über das neue Unternehmen
versorgen.
- Insgesamt wird unsere neue Spitzenposition in den Medien und
der Öffentlichkeit zu einer noch größeren Beachtung führen, eine
Position, von der auch unsere Aktionäre profitieren werden.
Ich bin deswegen fest davon überzeugt, dass – nach dem Jumptec-
Votum vor zwei Wochen – auch Sie als Aktionäre unseres
Unternehmens der Verschmelzung die Zustimmung erteilen. Zumal
der vorliegende Verschmelzungsvertrag mit dem fixierten
Wertverhältnis und dem daraus resultierenden
Aktientauschverhältnis von 10 Kontron-Aktien ‚alt’ für 11 Kontron-
Aktien ‚neu“ und auf der anderen Seite 7 Jumptec-Aktien für 5 neue
21
Umtauschverhältnis
15
Kontron-Aktien auf umfassenden Expertisen diverser Gutachten
beruht und ein für beide Seiten sehr faires Angebot darstellt.
Apropos Gutachten: Ich habe in den letzten Wochen des öfteren von
Kontron und Jumptec als gläserne Unternehmen, als die am
intensivsten geprüften Firmen nicht nur in Deutschland, sondern der
gesamten Welt gesprochen. Denn wir haben in der Tat im Rahmen
der geplanten Fusion in den letzten Monaten ein solch
umfangreiches und detailliertes Prüfungsverfahren durchlaufen, das
seinesgleichen sucht: Neben den Testaten zum Jahresabschluss
2001 haben die Abschlussprüfer in dem gemeinsamen
Bewertungsgutachten die beiden Gesellschaften auf Herz und Nieren
untersucht. Ein drittes unabhängiges und ebenso umfassendes
Gutachten, das im April erstellt wurde, bestätigt noch einmal die
Daten und das Wertverhältnis von Kontron zu Jumptec. In Vorbereitung
der Verschmelzung zur ‚neuen’ Kontron finden darüber hinaus
bis heute weitere wirtschaftliche und juristische due diligences statt.
Das bedeutet: In der Seriosität unserer Finanzdaten sind wir über
jeden Zweifel erhaben. Ein höheres Maß an Zuverlässigkeit und
Transparenz ist kaum noch möglich. Ich betone dies deswegen
besonders, weil es nach einigen verheerenden Skandalen in jüngster
Zeit – übrigens nicht nur am Neuen Markt –, an Vertrauen in die
Seriosität von veröffentlichten Zahlen und Bilanzen fehlt. Dies hat zu
22 Zeitplan merger
23 Index-Vergleich
16
erheblichen Verunsicherungen an den Aktienmärkten geführt und
insbesondere dem bereits stark angeschlagenen Neuen Markt fast
den Boden unter den Füßen entzogen. Leider konnte sich auch
Kontron diesem Negativ-Sog nicht entziehen. Wir befinden uns,
wenn Sie so wollen, in „Kollektiv-Haft“, denn differenziert wird in der
tiefen Vertrauenskrise kaum noch. Positive Nachrichten werden am
Neuen Markt kaum noch registriert, der Kurs bleibt höchstens stabil,
negative Nachrichten irgendeines am Neuen Markt notierten
Unternehmens bringen für das Unternehmen selbst einen
dramatischen Kurssturz und für das gesamte Marktsegment einen
überdurchschnittlichen Kursabschlag. Der Kursverlauf der Kontron-
Aktie im vergangenen Jahr und in den vergangenen Monaten
spiegelt diese negative Entwicklung ebenso wie der NEMAX All
Share-Performance-Index – wie in der Grafik dargestellt – wider. Mit
dieser Entwicklung konnten und können wir nicht zufrieden sein. Da
tröstet es auch wenig, dass wir uns im Vergleich zum NEMAX-Index
mit einer relativen Stärke noch gut behauptet haben. Mit einem
gewissen Galgenhumor könnte man fragen: Was unterscheidet ein
Unternehmen, das 2/3 an Aktienwert verliert gegenüber dem
NEMAX? – Nun, der NEMAX halbiert sich nach dem Verlust von 2/3
seines Wertes nochmals.
24 Aktionärsstruktur
aktuell
17
Der Vollständigkeit halber zeige ich Ihnen hier noch eine Grafik über
die aktuelle Aktionärsstruktur bei Kontron und wie sich diese nach
der Fusion darstellt (evtl. weitere kurze Erläuterung).
Aber ich will hier nicht länger über die Kursentwicklung unserer
Aktien lamentieren – obwohl wir mittlerweile unter dem Buchwert der
Firma liegen –, denn unser vorrangiges Ziel ist nicht die kurzfristige
Aktienpflege, sondern die mittel- und langfristige
Unternehmensentwicklung. Dabei darf es selbstverständlich auch
einmal erlaubt sein, über einen Wechsel des Börsensegments
nachzudenken. Diese Option wollen wir uns offen halten. Schließlich
wollen wir nicht permanent als seriöses und profitables Unternehmen
für die Fehler anderer bestraft werden. Aber ungeachtet dessen steht
für uns die weiter erfolgreiche Unternehmensentwicklung klar im
Vordergrund. Und hier zeichnet sich seit dem 4. Quartal des letzten
Jahres wieder ein leichter Aufwärtstrend ab – obwohl im allgemeinen
Markt wie auch im Börsenumfeld in den nächsten Monaten mit
keinen entscheidenden Verbesserungen zu rechnen ist.
25 historische Daten
Hierzu fünf Eckdaten des 1. Quartals 2002:
- Wir haben bei einem Umsatz von 47 Mio. Euro ein zufriedenstellendes
Ergebnis (EBITDA) von 3,4 Mio. Euro erzielt.
-
18
- Die Brutto-Umsatzmarge stieg auf 41 Prozent im Vergleich zu
37,5 im Gesamtjahr 2001.
26 gross-margin
- Mit einem positiven operativen Cashflow konnten 1,7 Mio. Euro
gegenüber 0,95 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum generiert
werden.
- Die Liquidität und Finanzkraft der Gruppe konnte weiter gesteigert
werden: Die Bankverbindlichkeiten verringerten sich von 37 Mio.
Euro zum 31.12.2001 auf 32 Mio. Euro zum Ende des 1. Quartals
2001.
27 Liquidität
- Nachdem sich der Auftragsbestand der Gruppe bereits in den
letzten Monaten positiv entwickelt hat – er lag zum 31. März bei
über 50 Mio. Euro – konnte diese Entwicklung im 2. Quartal
fortgesetzt werden.
Diese Erfolge sind sicherlich noch kein Grund zur Euphorie,
allenthalben ein Silberstreif am Horizont. Sagen wir einmal so: Wir
sind dabei, die erste Halbzeit des Spiels 2002 unter sehr widrigen
19
äußeren Bedingungen mit harter Arbeit recht ordentlich zu
bewältigen und einige Torchancen herauszuspielen. Dabei sind wir
besser als unsere Turniergegner, wie die Wertigkeit unseres
erzielten Umsatzvolumens im Vergleich zu den Top drei
internationalen Wettbewerbern zeigt. Sowohl Advantech, als auch
Radisys und SBS fielen, wie die Tabelle zeigt (Grafik) weiter zurück.
29 Wettbewerber
im Vergleich
Soweit zur Standortbestimmung. Wo wollen wir hin? Erlauben Sie
mir in diesem Zusammenhang einige Anmerkungen zur allgemeinen
Marktsituation:
Der Markt für Embedded Computersysteme ist noch relativ jung und
wenig standardisiert. Seit seinem Entstehen vor rund 10 Jahren ist er
allerdings einer der wachstumsstärksten der Welt. Ein wesentlicher
Impuls hierbei liegt in der Tatsache, dass die Geräte und Maschinen
immer „intelligenter“ werden. Das bedeutet, dass die Komplexität in
diesen Anwendungen immer mehr zunimmt. Oder anders
ausgedrückt: Die Wachstumsraten der Embedded Computer-
Technologie sind größer als die Steigerungsraten der
Anwendungsapplikationen selbst. Erhebliche Potenziale liegen zum
einen im rasanten Wachstum der Datenkommunikation im Internet,
zum anderen aber auch in den breiten innovativen Anwendungen der
29a Komplexität
20
Embedded Computer-Technologie. Embedded Computer erleichtern
in vielfältigen Einsatzgebieten nicht nur das Alltagsleben, sondern
sind vor allem als industrielle Speziallösungen universell einsetzbar.
Unsere Strategie zielt deswegen zum einen auf eine breite
Diversifikation, zum anderen auf eine globale technologische
Marktführerschaft.
Embedded Komponenten, Boards und Systeme, wie sie Kontron und
die anderen global führenden Hersteller anbieten, erreichten im
letzten Jahr ein Gesamtvolumen von ca. 4,5 Mrd. Euro. Dies ist
allerdings nur ein Bruchteil der gesamten Nachfrage. Firmeninterne,
individuelle ECT-Lösungen mit entsprechendem Outsourcing-
Potenzial machten dagegen etwa 85 Prozent des gesamten ECTMarktes
in der derzeitigen Größenordnung von 30 Mrd. Euro aus. In
der Auslagerung des bisherigen „make & not buy“-Bereichs an
externe ECT-Spezialisten wie die ‚neue’ Kontron, die die gesamte
technologische Bandbreite abdecken kann, liegt ein enormes
Zukunftspotenzial, das wir systematisch erschließen wollen.
30 ECT-Markt
Denn bisher entwickeln und produzieren die meisten Unternehmen,
vor allem im Bereich der industriellen Fertigung, Embedded
Computersysteme ausschließlich für ihre eigenen Anlagen und
21
Maschinen. Vor fünf Jahren lag der Anteil der für diesen Eigenbedarf
produzierten Embedded Computer noch bei rund 95 Prozent. Mit
dem wachsenden Outsourcing-Trend wird dieser Anteil in den
nächsten fünf Jahren schätzungsweise auf 50 bis 60 Prozent
schrumpfen. Es sind vor allem drei Prozesse, die diese Entwicklung
vorantreiben und einem Unternehmen wie der ‚neuen’ Kontron, die
weltweit präsent ist und die gesamte Technologie abdeckt, große
Chancen bietet:
1. Kosten: Die Technologie-Entwicklung im Embedded
Computermarkt geht rasant voran. Die Systeme zeichnen sich
durch stark zunehmende Komplexität und Differenziertheit aus.
Für firmeninterne, individuelle ECT-Lösungen werden deswegen
nicht nur hochqualifizierte Spezialisten nötig sein, auch die Entwicklungskosten
wachsen immens an.
31
Entwicklungskosten
und andere Faktoren
2. Standards: Der ECT-Markt ist noch relativ jung. Wie auch in
anderen Märkten werden sich im „Reifungsprozess“ in Zukunft
Standards durchsetzen, die die teuren Firmen mit individuellen
Inhouse-Lösungen ersetzen.
3. Krisenbewältigung: Der Trend zum Outsourcing wird verstärkt
22
durch die aktuelle weltwirtschaftliche Konjunkturflaute: Alleine im
letzten Jahr wurden weltweit 200.000 Ingenieure in
Randkompetenzen der Unternehmen, wie z.B. der eigenen ECTEntwicklung,
entlassen. Die schlechte Wirtschaftslage und
Geschäftsentwicklung zwingt vor allem die Global Player zu
diesen Kosteneinsparungen und – in der Folge – zum
Outsourcing. In diesem Sinne profitieren wir von dieser Situation.
4. Schnelligkeit: Als ECT-Spezialisten sind wir in der Entwicklung
und Herstellung der Systeme weitaus schneller als die Nicht-
Spezialisten in den Unternehmen. Das bedeutet für die Kunden
einen erheblichen Vorteil beim Time to Market, also dem
möglichst kurzen Zeitraum zwischen Entwicklung und
Anwendung. Ein halbes Jahr kann etwa in der sehr schnelllebigen
IT-Industrie von entscheidender Bedeutung sein.
Das Outsourcing sowie die zunehmende Verbreitung der EC-Technik
werden den nach wie vor sehr frequentierten Markt weiter
konsolidieren. Mit der Verschmelzung von Kontron und Jumptec wird
eine neue Kontron entstehen, die in diesem Prozess in eine
einzigartige Spitzenposition hereinwachsen kann. Wir sollten uns
diese Chance nicht entgehen lassen. Wie heißt es noch im Fußball?
32 Fußball-Motiv
23
Wer die Chancen nicht rechtzeitig und konsequent nutzt, wird im
späteren Spielverlauf meist bestraft. Aber nun genug der
fußballerischen Weisheiten. Lassen Sie mich meinen Vortrag
beenden mit einem Zitat des griechischen Philosophen Perikles: „Es
ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie
gut vorbereitet zu sein.“ Ich denke, wir sind bestens vorbereitet.
Begleiten Sie uns weiter als Teilhaber auf unserem Weg. Ich bin von
unserem Erfolg fest überzeugt.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Rede des Vorstandsvorsitzenden Hannes Niederhauser auf der
ordentlichen Hauptversammlung am 3. Juli 2002
0 Logo
Meine sehr verehrten Damen und Herren, 1 Begrüßung
sehr geehrte Aktionäre,
liebe Gäste,
im Namen des gesamten Vorstandes der Kontron Embedded
Computers AG heiße ich Sie herzlich willkommen auf unserer
diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung. Nachdem am
vergangenen Sonntag mit Brasilien die neue Nummer eins im
Weltfußball gekürt wurde, steht auf der heutigen Hauptversammlung
die Entscheidung der Aktionäre über die Nummer eins im Weltmarkt
der Embedded Computer Technologie im Mittelpunkt. Denn mit der
geplanten Fusion mit der Jumptec industrielle Computertechnik AG
wird der mit Abstand weltweit größte ECT-Anbieter entstehen, der für
sich nicht nur die Markt-, sondern auch die Technologieführerschaft
in Anspruch nimmt. Die Jumptec-Aktionäre haben ja bereits vor zwei
Wochen mit ihrem eindeutigen Votum für die Verschmelzung der
beiden Unternehmen sozusagen die Vorlage gegeben. Uns sollte
1a Fußballmotiv
2 Weltmarktführer
2
heute der krönende Abschluss gelingen.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Selbstverständlich
ist die Entwicklung und Zukunft unseres Unternehmens kein
Ballspiel, dessen Ausgang von einem – vielleicht sogar fragwürdigen
– Elfmeter abhängt. Wir sind weit davon entfernt, die „schönste
Nebensache der Welt“ zu betreiben. Und dennoch stehe ich – selbst
als nicht eingefleischter Fußballfan – noch unter dem aktuellen
Eindruck eines grandiosen internationalen sportlichen Wettbewerbs,
bei dem sich doch einige Parallelen zu unserem Wirkungskreis
aufdrängen:
2a Fußballmotiv
- Gelb-rote Karten gab es schließlich auch nach einigen Fouls und
Schwalben am Neuen Markt der Frankfurter Börse zur Genüge;
- vermeintliche Favoriten sind bei der WM wie auch am Neuen
Markt jäh abgestürzt und frühzeitig ausgeschieden;
- auch die besten Mannschaften haben gezeigt, dass man nicht
immer glänzen kann, sondern auch unter widrigeren
Bedingungen hart für einen Erfolg ohne Glanz arbeiten muss.
3
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
haben Sie die wunderschönen Stadien, die gepflegten Rasen, die
Euphorie der Menschen und die tolle Stimmung, nicht nur in Japan
und Korea, sondern weltweit gesehen? – Wir spielen seit einiger Zeit
in einem einsturzgefährdeten Stadion vor fast leeren Rängen auf
einem Kartoffelacker – so könnte man die Situation am Neuen Markt
beschreiben. Und das auch noch mit einem Weltkonjunktur-Ball, dem
seit geraumer Zeit die Luft ausgeht. Wie soll man da mit Kabinett-
Stückchen glänzen? Harte Arbeit war und ist angesagt.
3 Fußball
In Anbetracht solcher schlechten Rahmenbedingungen haben wir
uns im abgelaufenen Geschäftsjahr gut geschlagen:
- In einem eingetrübten wirtschaftlichen Umfeld konnten wir ein
kräftiges Umsatzwachstum von 50 Prozent auf 189 Mio. Euro
erzielen; dabei konnte die Bruttomarge von 35,5 Prozent auf 37,5
Prozent gesteigert werden. Ein Beweis dafür, dass unsere
Strategie, engineeringsintensive und damit ertragsreichere
Produkte anzubieten, erfolgreich umgesetzt wurde;
4 Umsatzentwicklung
4
- der operative Gewinn (EBITDA) konnte trotz des getrübten
wirtschaftlichen Umfelds und Restrukturierungskosten in Höhe
von 2 Mio. Euro auf 20,1 Mio. Euro – gegenüber 17,3 Mio. Euro
im Jahr 2000 – gesteigert werden. Damit lag die EBITDA-Marge
gemessen am Umsatz bei ca. 10 Prozent, das Ergebnis je Aktie
vor Goodwill bei 0,42 Cent.
5 EBITDA +
je Aktie
- Wir haben unsere Liquidität und unsere Finanzkraft – besonders
wichtig angesichts des negativen Finanzumfeldes – nachhaltig
gestärkt. Zum 31. Dezember 2001 konnte die Kontron-Gruppe auf
einen Bestand an baren Mitteln und kurzfristigen Anlagen von 58
Mio. Euro zurückgreifen. Verbesserte Logistikprozesse, ein
weltweiter Einkauf und Lagerabbau haben dazu geführt, dass der
operative Cashflow auf 16 Mio. Euro anwuchs.
6 Liquidität
- Das nach wie vor dynamische Wachstum der Gruppe spiegelt
sich auch in der Anzahl der Mitarbeiter wider: Ende vergangenen
Jahres waren 1.223 Mitarbeiter der Kontron-Gruppe gegenüber
862 im Vorjahr beschäftigt. Besonders wichtig: Mehr als ein Drittel
unserer Mitarbeiter ist im Engineering tätig. Diese starken
Forschungs- und Entwicklungsressourcen bieten das Rückgrat
Kontrons und werden bei einem Wiederaufschwung einer der
7 Mitarbeiter
5
maßgeblichen Wettbewerbsvorteile sein.
Auch wenn wir insgesamt die ambitionierten Planungen bei Umsatz
und Ergebnis nur teilweise erreichen konnten, so haben wir doch –
wie ich meine – weit mehr als nur unsere Hausaufgaben gemacht.
Vier Aspekte möchte ich hervorheben:
Erstens unser Markt: Mit unserem 50-prozentigen Wachstum waren
wir weitaus besser als die Branche und die internationale
Konkurrenz. Ein wesentlicher Grund hierfür ist unsere erfolgreiche
Diversifizierungsstrategie. Embedded Computer von Kontron werden
heute als „Kuhzählmaschinen“ in Botswana ebenso eingesetzt wie
als Roboter-Traktoren in finnischen Wäldern. Komplexe Embedded
Computer Systeme von Kontron steuern die Jeep-Flotten des USMilitärs,
für Siemens steuern sie medizinische Geräte. Als
Bestandteil von Bosch Robotern automatisieren sie die industrielle
Produktion oder werden von Bombardier in der neuesten
Schienenfahrzeug-Technologie zur Berechnung des
Neigungswinkels und zur Geschwindigkeitssteigerung eingesetzt.
Insgesamt ist die Embedded Computer-Technologie, wie wir sie
anbieten, einer der wichtigsten Zukunftsmärkte überhaupt, denn
immer mehr Maschinen und Anlagen – sowohl im Industriebereich
8 Anwendungen
9 Kontron-Produkte
6
wie auch im Alltag – sind von miniaturisierten „elektronischen
Gehirnen“ abhängig. So konnten wir Umatzverluste im Bereich der
mittlerweile problematischen Telekommunikations-Industrie durch
Umsätze in vielen anderen Abnehmermärkten mehr als
kompensieren. Auch die Abhängigkeit von Einzelkunden haben wir
erfolgreich reduziert: Bei einer Basis von mehr als 4.000 Kunden aus
unterschiedlichsten Branchen, trägt heute keiner mehr als 4 Prozent
zum Gesamtumsatz der Gruppe bei.
Zweitens Integration: Auch im Geschäftsjahr 2001 haben wir die
Kontron-Gruppe mit einem umfassenden Integrations-Programm in
der Organisationsstruktur den Erfordernissen der Märkte konsequent
angepasst. Zu den Maßnahmen zählten u.a. die Einführung eines
gemeinsamen strategischen Einkaufs sowie die Organisation der
Unternehmen in Kompetenz-Center für verschiedene
Technologiebereiche, um die Entwicklungsressourcen optimal zu
nutzen. Darüber hinaus haben wir ein globales Key-Account-
Management-System für den Vertrieb sowie ein konzernweites
monatliches Controlling- und Liquiditäts-Steuerungssystem
eingeführt. Auch die Corporate Identity der Gruppe wurde durch
Firmen-Umbenennungen weiter vorangetrieben. Insgesamt kann
man mit Fug und Recht sagen, dass wir alle Akquisitionen der letzten
10 Fußballteam
7
Jahre sehr erfolgreich integriert haben.
Drittens Technologie: Wir haben einen wesentlichen Schritt in
unserer Politik zum Komplettanbieter vollzogen, indem wir unsere
Software- und EC-Applikationskapazitäten (hier in grün) deutlich
ausgebaut haben. Damit wurde in der Folge eine größere Kundenbindung
und höhere Wertschöpfung erreicht. Dokumentiert wird dies
durch die gestiegene Bruttomarge.
11 gross-margin
Viertens Konsolidierung: Mit der 100-prozentigen Übernahme der
amerikanischen ICS Ende 2001 sind wir zur Nummer eins auf dem
Weltmarkt der Embedded Computer-Technologie aufgestiegen.
Entscheidend: Mit dieser Akquisition sind wir in unserer Strategie der
breiten Diversifizierung, vertikalen Wertschöpfung und globalen
Präsenz einen wesentlichen Schritt vorangekommen. Die ICS war
zwar im 1. Quartal dieses Jahres noch in der Verlustzone und
belastete damit auch das Ergebnis der gesamten Gruppe, allerdings
sorgen bereits am heutigen Tag die im vergangenen Jahr
eingeleiteten und im 1. Quartal konsequent durchgeführten
Restrukturierungsmaßnahmen und eingetretenen Synergieeffekte für
12 Foto ICS
8
ein positives Ergebnis. Der Break even wurde bereits im März mit
einem ausgeglichenen Verhältnis von Auftragseingang zu
Forderungen erreicht. Für das Gesamtjahr 2002 gehen wir deswegen
von einem positiven Effekt für die Gruppe aus. Insgesamt sehen wir
uns mit ICS gut positioniert, um den ECT Markt erfolgreich zu
prägen. Akquisitionen sind zukünftig nur noch in kleinerem Umfang
vor allem in Start-up-Technologiebereichen geplant.
Um es noch einmal im fußballerischen Sprachjargon auszudrücken:
Wir haben unser Team mit strategischen Einkäufen verstärkt und
gleichzeitig alle Mannschaftsteile aufeinander systematisch
abgestimmt. Nur nebenbei bemerkt: Unsere Akquisitionen waren
günstiger als die Transfers der Stars Figo oder Zidane. Und noch
eins: Bei uns gibt es keinen Führungsspieler bzw. Standort, von dem
alles abhängt. Vielmehr gilt: „Der Star ist die Mannschaft.“
12a Fußball-Motiv
wie 10
Nun werden Sie sicherlich fragen, warum eine so gut aufgestellte
Mannschaft, die sich selbst bereits als Nummer eins sieht, noch eine
Verstärkung durch das Jumptec-Team braucht? –
Aber stellen Sie sich doch einmal vor, Sie könnten die Spieler der
beiden besten Nationen in einer Mannschaft zusammenführen und
dabei erstmals die gesamte Palette der hohen Fußballkunst – etwa
9
den technischen Fähigkeiten der Brasilianer bis hin zur Kampfkraft
und Willensstärke der Deutschen – abdecken? Nicht anders verhält
es sich mit der geplanten Verschmelzung der beiden in
angrenzenden Marktsegmenten der Embedded Computer-
Technologie weltweit führenden Unternehmen: Hier wird der mit
Abstand größte Anbieter in der Branche entstehen, der darüber
hinaus erstmals die gesamte Produkt- und Wertschöpfungskette in
diesem Bereich abdeckt. Mit den sich ergänzenden, komplementären
Technologien – Jumptec hat sich auf Embedded Components
konzentriert, Kontron auf die nachgelagerten Systeme spezialisiert –
und unterschiedlichen geografischen Schwerpunkten in Deutschland
und Europa sowie den USA und Asien wird so mit Ihrer heutigen
Zustimmung ein neues Schwergewicht sowohl an der Deutschen
Börse wie auch auf dem Weltmarkt der Embedded Computer-
Technologie entstehen, das seinesgleichen sucht.
Zu Ihrer Information noch einige kurze Informationen über Jumptec –
genauer: die Jumptec Industrielle Computertechnik AG in
Deggendorf. Seit der Gründung im Jahr 1991 hat dieses
Unternehmen, das seit März 1999 am Neuen Markt der Frankfurter
Börse notiert ist, eine wahrlich beeindruckende Entwicklung
genommen. Mit einem jährlichen Wachstum von über 55 Prozent in
13 One-stop-shop
14 grafische
Schwerpunkte
14a Fakten zu
Jumptec
10
den letzten vier Jahren und einer ebenso guten Ergebnisentwicklung
zählt Jumptec ebenso wie Kontron heute zu den noch wenigen
wirklichen Erfolgsstories. Jumptec entwickelt und vermarktet
miniaturisierte Computer Boards, sogenannte Binary Brains. Diese
intelligenten Boards werden überall dort eingesetzt, wo der Mensch
mit Geräten und Maschinen kommuniziert oder Maschinen
untereinander Daten austauschen. Kunden von Jumptec sind
Hersteller von Seriengeräten der verschiedensten Branchen. Binary
Brains kontrollieren die Motor-Elektronik von Autos, überwachen
Lungenbeatmer in der Medizintechnik, steuern Geldkarten-Terminals
im Bankgeschäft und ermöglichen Bild-Telefonie mit ISDN. Um es
noch einmal zu betonen: Mit unseren Produkten und Kunden gibt es
kaum Überschneidungen, denn wir haben uns vor allem auf die den
Jumptec-Produkten nachgelagerten Embedded Computer-Systeme
und Applikationen für hochkomplexe industrielle Anwendungen sowie
mobile Embedded Computer spezialisiert. Noch eine letzte Zahl zu
Jumptec: Das Unternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr
2001 einen Umsatz von 78,1 Mio. Euro gegenüber 60,7 Mio. Euro im
Vorjahr. Der Jahresüberschuss vor Firmenwertabschreibungen
erreichte mit 4,4 Mio. Euro nach 3,2 Mio. Euro im Jahr 2000 eine
Rekordhöhe.
Mit der Verschmelzung unserer beiden Firmen kommen wir in eine
11
einzigartige Spitzenposition – die besten Voraussetzungen, um die
Markt- und Technologieführerschaft auf die Voreiterrolle in einem
sich abzeichnenden Standardisierungsprozess auszudehnen. Die
Ertragssteigerungseffekte durch die Fusion beziffern wir für die
nächsten zwei Jahre mit insgesamt 25 Mio. Euro. Die
Integrationsteams von Kontron und Jumptec konnten bereits
insbesondere auf den Gebieten Einkauf, Technologie und
Vertriebskanäle signifikante Einsparungen identifizieren, wobei nur
unwesentliche Personalkürzungen geplant sind. Insgesamt wollen
wir in dem Integrationsprozess noch in diesem Jahr 45
Einzelgesellschaften der beiden Unternehmen auf ca. 25 reduzieren.
Die Integration der beiden Unternehmensorganisationen wird dabei
vor allem durch die langjährige menschliche, funktionale aber auch
geografische Nähe der beiden Management-Teams erleichtert. Wir
kennen uns schon lange und sind dabei freundschaftlich verbunden.
15 Synergien
Die neue Kontron soll geleitet werden von mir als Vorsitzenden und
Hans Mühlbauer, dem heutigen Vorstandsvorsitzenden der Jumptec
als Stellvertreter. Ferner sollen dem Vorstand angehören: Dr. Rudi
Wieczorek (Technologie), Thomas Sparvik (zuständig für den
amerikanischen Markt) sowie Mark Brown (für den Bereich Produkt-
Marketing) und Ulrich Gehrmann für Europa. Der neu zu bestellende
16 Vorstand
12
Aufsichtsrat soll besetzt sein mit: Helmut Krings, Dr. Jens Neiser und
Pierre McMaster.
17 Aufsichtsrat
Juristisch-organisatorisch soll die Verschmelzung folgendermaßen
erfolgen: Es wird eine neue Firma gegründet, die den Namen
Kontron trägt – mit dem Jumptec-Slogan ‚always a jump ahead’ im
Untertitel. Die heutige Kontron wie auch Jumptec werden in dieser
neuen Firma verschmolzen. Mit neuer Wertpapier-Kennnummer wird
es sozusagen für diese neue Kontron auch einen neuen IPO geben,
der von der Hypovereinsbank betreut wird. Wir gehen davon aus,
dass der IPO-Prozess Anfang August startet und Anfang September
die neue Kontron an der Börse notiert sein wird. Es werden dann
insgesamt 45,6 Millionen Aktien sein bei einem Freefloat von 90
Prozent.
18 Organisation
alt/neu
Nicht unerwähnt möchte ich in diesem Zusammenhang die
vergleichsweise äußerst geringen Kosten lassen, die durch die
Fusion entstehen: Mit insgesamt etwa nur 2,7 Mio. Euro liegen wir
weit unter dem, was üblicherweise an Kosten anfällt. Wir haben uns
in dem gesamten Prozess um äußerste Kostendisziplin bemüht.
Unter anderem deswegen haben wir auch keine außerordentliche
Hauptversammlung einberufen, sondern die Entscheidung auf das
13
turnusmäßige Aktionärstreffen von heute gelegt. Insgesamt haben
wir eine sehr freundschaftliche Fusion in die Wege geleitet, die
deswegen auch ohne die sehr teuren Merger & Akquistions-
Beratungen auskam.
Bilanztechnisch wird die Verschmelzung nach den Regeln des
purchase accounting des US-GAAP erfolgen: Das heißt, der Vorgang
wird wie ein Kauf behandelt und Jumptec für die verbleibenden
Monate des Jahres 2002 in der Jahresbilanz von Kontron
konsolidiert.
19 Umsatzzahlen
Kontron
mit Jumptec
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es gibt wohl nur sehr wenige Fusionen in den letzten Jahren und
Jahrzehnten, die so viel Sinn machen und so erfolgversprechend
sind, wie die von uns geplante Verschmelzung mit Jumptec.
Entsprechend groß und breit ist auch die positive Resonanz, die uns
seit der offiziellen Ankündigung im Dezember letzten Jahres von
allen Seiten erreicht hat. Unsere Kunden, Analysten, Fonds-
Manager, Wirtschafts- und Finanzjournalisten und viele Aktionäre,
mit denen wir gesprochen haben, begrüßen diesen Schritt. Für die
20 Vorteile
für Aktionäre
14
Aktionäre sind die Vorteile eindeutig:
- Es entsteht ein gesundes, starkes und wachstumsträchtiges
Unternehmen mit großer Perspektive;
- wir werden nicht nur im operativen Geschäft als der weltweit mit
Abstand größte ECT-Anbieter in eine neue Größenordnung
hineinwachsen, sondern auch unsere Position am Kapitalmarkt
weiter nachhaltig verbessern. Gemessen am Handelsvolumen
werden wir uns zu den Top 6 Unternehmen zählen können. Mehr
als 20 Analystenhäuser werden uns aktiv begleiten und die
Financial Community mit Research über das neue Unternehmen
versorgen.
- Insgesamt wird unsere neue Spitzenposition in den Medien und
der Öffentlichkeit zu einer noch größeren Beachtung führen, eine
Position, von der auch unsere Aktionäre profitieren werden.
Ich bin deswegen fest davon überzeugt, dass – nach dem Jumptec-
Votum vor zwei Wochen – auch Sie als Aktionäre unseres
Unternehmens der Verschmelzung die Zustimmung erteilen. Zumal
der vorliegende Verschmelzungsvertrag mit dem fixierten
Wertverhältnis und dem daraus resultierenden
Aktientauschverhältnis von 10 Kontron-Aktien ‚alt’ für 11 Kontron-
Aktien ‚neu“ und auf der anderen Seite 7 Jumptec-Aktien für 5 neue
21
Umtauschverhältnis
15
Kontron-Aktien auf umfassenden Expertisen diverser Gutachten
beruht und ein für beide Seiten sehr faires Angebot darstellt.
Apropos Gutachten: Ich habe in den letzten Wochen des öfteren von
Kontron und Jumptec als gläserne Unternehmen, als die am
intensivsten geprüften Firmen nicht nur in Deutschland, sondern der
gesamten Welt gesprochen. Denn wir haben in der Tat im Rahmen
der geplanten Fusion in den letzten Monaten ein solch
umfangreiches und detailliertes Prüfungsverfahren durchlaufen, das
seinesgleichen sucht: Neben den Testaten zum Jahresabschluss
2001 haben die Abschlussprüfer in dem gemeinsamen
Bewertungsgutachten die beiden Gesellschaften auf Herz und Nieren
untersucht. Ein drittes unabhängiges und ebenso umfassendes
Gutachten, das im April erstellt wurde, bestätigt noch einmal die
Daten und das Wertverhältnis von Kontron zu Jumptec. In Vorbereitung
der Verschmelzung zur ‚neuen’ Kontron finden darüber hinaus
bis heute weitere wirtschaftliche und juristische due diligences statt.
Das bedeutet: In der Seriosität unserer Finanzdaten sind wir über
jeden Zweifel erhaben. Ein höheres Maß an Zuverlässigkeit und
Transparenz ist kaum noch möglich. Ich betone dies deswegen
besonders, weil es nach einigen verheerenden Skandalen in jüngster
Zeit – übrigens nicht nur am Neuen Markt –, an Vertrauen in die
Seriosität von veröffentlichten Zahlen und Bilanzen fehlt. Dies hat zu
22 Zeitplan merger
23 Index-Vergleich
16
erheblichen Verunsicherungen an den Aktienmärkten geführt und
insbesondere dem bereits stark angeschlagenen Neuen Markt fast
den Boden unter den Füßen entzogen. Leider konnte sich auch
Kontron diesem Negativ-Sog nicht entziehen. Wir befinden uns,
wenn Sie so wollen, in „Kollektiv-Haft“, denn differenziert wird in der
tiefen Vertrauenskrise kaum noch. Positive Nachrichten werden am
Neuen Markt kaum noch registriert, der Kurs bleibt höchstens stabil,
negative Nachrichten irgendeines am Neuen Markt notierten
Unternehmens bringen für das Unternehmen selbst einen
dramatischen Kurssturz und für das gesamte Marktsegment einen
überdurchschnittlichen Kursabschlag. Der Kursverlauf der Kontron-
Aktie im vergangenen Jahr und in den vergangenen Monaten
spiegelt diese negative Entwicklung ebenso wie der NEMAX All
Share-Performance-Index – wie in der Grafik dargestellt – wider. Mit
dieser Entwicklung konnten und können wir nicht zufrieden sein. Da
tröstet es auch wenig, dass wir uns im Vergleich zum NEMAX-Index
mit einer relativen Stärke noch gut behauptet haben. Mit einem
gewissen Galgenhumor könnte man fragen: Was unterscheidet ein
Unternehmen, das 2/3 an Aktienwert verliert gegenüber dem
NEMAX? – Nun, der NEMAX halbiert sich nach dem Verlust von 2/3
seines Wertes nochmals.
24 Aktionärsstruktur
aktuell
17
Der Vollständigkeit halber zeige ich Ihnen hier noch eine Grafik über
die aktuelle Aktionärsstruktur bei Kontron und wie sich diese nach
der Fusion darstellt (evtl. weitere kurze Erläuterung).
Aber ich will hier nicht länger über die Kursentwicklung unserer
Aktien lamentieren – obwohl wir mittlerweile unter dem Buchwert der
Firma liegen –, denn unser vorrangiges Ziel ist nicht die kurzfristige
Aktienpflege, sondern die mittel- und langfristige
Unternehmensentwicklung. Dabei darf es selbstverständlich auch
einmal erlaubt sein, über einen Wechsel des Börsensegments
nachzudenken. Diese Option wollen wir uns offen halten. Schließlich
wollen wir nicht permanent als seriöses und profitables Unternehmen
für die Fehler anderer bestraft werden. Aber ungeachtet dessen steht
für uns die weiter erfolgreiche Unternehmensentwicklung klar im
Vordergrund. Und hier zeichnet sich seit dem 4. Quartal des letzten
Jahres wieder ein leichter Aufwärtstrend ab – obwohl im allgemeinen
Markt wie auch im Börsenumfeld in den nächsten Monaten mit
keinen entscheidenden Verbesserungen zu rechnen ist.
25 historische Daten
Hierzu fünf Eckdaten des 1. Quartals 2002:
- Wir haben bei einem Umsatz von 47 Mio. Euro ein zufriedenstellendes
Ergebnis (EBITDA) von 3,4 Mio. Euro erzielt.
-
18
- Die Brutto-Umsatzmarge stieg auf 41 Prozent im Vergleich zu
37,5 im Gesamtjahr 2001.
26 gross-margin
- Mit einem positiven operativen Cashflow konnten 1,7 Mio. Euro
gegenüber 0,95 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum generiert
werden.
- Die Liquidität und Finanzkraft der Gruppe konnte weiter gesteigert
werden: Die Bankverbindlichkeiten verringerten sich von 37 Mio.
Euro zum 31.12.2001 auf 32 Mio. Euro zum Ende des 1. Quartals
2001.
27 Liquidität
- Nachdem sich der Auftragsbestand der Gruppe bereits in den
letzten Monaten positiv entwickelt hat – er lag zum 31. März bei
über 50 Mio. Euro – konnte diese Entwicklung im 2. Quartal
fortgesetzt werden.
Diese Erfolge sind sicherlich noch kein Grund zur Euphorie,
allenthalben ein Silberstreif am Horizont. Sagen wir einmal so: Wir
sind dabei, die erste Halbzeit des Spiels 2002 unter sehr widrigen
19
äußeren Bedingungen mit harter Arbeit recht ordentlich zu
bewältigen und einige Torchancen herauszuspielen. Dabei sind wir
besser als unsere Turniergegner, wie die Wertigkeit unseres
erzielten Umsatzvolumens im Vergleich zu den Top drei
internationalen Wettbewerbern zeigt. Sowohl Advantech, als auch
Radisys und SBS fielen, wie die Tabelle zeigt (Grafik) weiter zurück.
29 Wettbewerber
im Vergleich
Soweit zur Standortbestimmung. Wo wollen wir hin? Erlauben Sie
mir in diesem Zusammenhang einige Anmerkungen zur allgemeinen
Marktsituation:
Der Markt für Embedded Computersysteme ist noch relativ jung und
wenig standardisiert. Seit seinem Entstehen vor rund 10 Jahren ist er
allerdings einer der wachstumsstärksten der Welt. Ein wesentlicher
Impuls hierbei liegt in der Tatsache, dass die Geräte und Maschinen
immer „intelligenter“ werden. Das bedeutet, dass die Komplexität in
diesen Anwendungen immer mehr zunimmt. Oder anders
ausgedrückt: Die Wachstumsraten der Embedded Computer-
Technologie sind größer als die Steigerungsraten der
Anwendungsapplikationen selbst. Erhebliche Potenziale liegen zum
einen im rasanten Wachstum der Datenkommunikation im Internet,
zum anderen aber auch in den breiten innovativen Anwendungen der
29a Komplexität
20
Embedded Computer-Technologie. Embedded Computer erleichtern
in vielfältigen Einsatzgebieten nicht nur das Alltagsleben, sondern
sind vor allem als industrielle Speziallösungen universell einsetzbar.
Unsere Strategie zielt deswegen zum einen auf eine breite
Diversifikation, zum anderen auf eine globale technologische
Marktführerschaft.
Embedded Komponenten, Boards und Systeme, wie sie Kontron und
die anderen global führenden Hersteller anbieten, erreichten im
letzten Jahr ein Gesamtvolumen von ca. 4,5 Mrd. Euro. Dies ist
allerdings nur ein Bruchteil der gesamten Nachfrage. Firmeninterne,
individuelle ECT-Lösungen mit entsprechendem Outsourcing-
Potenzial machten dagegen etwa 85 Prozent des gesamten ECTMarktes
in der derzeitigen Größenordnung von 30 Mrd. Euro aus. In
der Auslagerung des bisherigen „make & not buy“-Bereichs an
externe ECT-Spezialisten wie die ‚neue’ Kontron, die die gesamte
technologische Bandbreite abdecken kann, liegt ein enormes
Zukunftspotenzial, das wir systematisch erschließen wollen.
30 ECT-Markt
Denn bisher entwickeln und produzieren die meisten Unternehmen,
vor allem im Bereich der industriellen Fertigung, Embedded
Computersysteme ausschließlich für ihre eigenen Anlagen und
21
Maschinen. Vor fünf Jahren lag der Anteil der für diesen Eigenbedarf
produzierten Embedded Computer noch bei rund 95 Prozent. Mit
dem wachsenden Outsourcing-Trend wird dieser Anteil in den
nächsten fünf Jahren schätzungsweise auf 50 bis 60 Prozent
schrumpfen. Es sind vor allem drei Prozesse, die diese Entwicklung
vorantreiben und einem Unternehmen wie der ‚neuen’ Kontron, die
weltweit präsent ist und die gesamte Technologie abdeckt, große
Chancen bietet:
1. Kosten: Die Technologie-Entwicklung im Embedded
Computermarkt geht rasant voran. Die Systeme zeichnen sich
durch stark zunehmende Komplexität und Differenziertheit aus.
Für firmeninterne, individuelle ECT-Lösungen werden deswegen
nicht nur hochqualifizierte Spezialisten nötig sein, auch die Entwicklungskosten
wachsen immens an.
31
Entwicklungskosten
und andere Faktoren
2. Standards: Der ECT-Markt ist noch relativ jung. Wie auch in
anderen Märkten werden sich im „Reifungsprozess“ in Zukunft
Standards durchsetzen, die die teuren Firmen mit individuellen
Inhouse-Lösungen ersetzen.
3. Krisenbewältigung: Der Trend zum Outsourcing wird verstärkt
22
durch die aktuelle weltwirtschaftliche Konjunkturflaute: Alleine im
letzten Jahr wurden weltweit 200.000 Ingenieure in
Randkompetenzen der Unternehmen, wie z.B. der eigenen ECTEntwicklung,
entlassen. Die schlechte Wirtschaftslage und
Geschäftsentwicklung zwingt vor allem die Global Player zu
diesen Kosteneinsparungen und – in der Folge – zum
Outsourcing. In diesem Sinne profitieren wir von dieser Situation.
4. Schnelligkeit: Als ECT-Spezialisten sind wir in der Entwicklung
und Herstellung der Systeme weitaus schneller als die Nicht-
Spezialisten in den Unternehmen. Das bedeutet für die Kunden
einen erheblichen Vorteil beim Time to Market, also dem
möglichst kurzen Zeitraum zwischen Entwicklung und
Anwendung. Ein halbes Jahr kann etwa in der sehr schnelllebigen
IT-Industrie von entscheidender Bedeutung sein.
Das Outsourcing sowie die zunehmende Verbreitung der EC-Technik
werden den nach wie vor sehr frequentierten Markt weiter
konsolidieren. Mit der Verschmelzung von Kontron und Jumptec wird
eine neue Kontron entstehen, die in diesem Prozess in eine
einzigartige Spitzenposition hereinwachsen kann. Wir sollten uns
diese Chance nicht entgehen lassen. Wie heißt es noch im Fußball?
32 Fußball-Motiv
23
Wer die Chancen nicht rechtzeitig und konsequent nutzt, wird im
späteren Spielverlauf meist bestraft. Aber nun genug der
fußballerischen Weisheiten. Lassen Sie mich meinen Vortrag
beenden mit einem Zitat des griechischen Philosophen Perikles: „Es
ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie
gut vorbereitet zu sein.“ Ich denke, wir sind bestens vorbereitet.
Begleiten Sie uns weiter als Teilhaber auf unserem Weg. Ich bin von
unserem Erfolg fest überzeugt.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
witzig
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