checkAd

    Die Börse auf den Knien - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.07.02 21:16:43 von
    neuester Beitrag 28.07.02 01:10:39 von
    Beiträge: 5
    ID: 612.672
    Aufrufe heute: 1
    Gesamt: 642
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 21:16:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      B Ö R S E N C R A S H



      Die Börse auf den Knien

      Ohne staatliche Hilfe führt der Aktiencrash in eine Rezession

      Von Robert von Heusinger







      Die Aktienkurse fallen und fallen und fallen. Der Deutsche Aktienindex Dax, der Anfang dieser Woche sogar unter 3600 Punkte rutschte, hat die Kursgewinne der vergangenen fünf Jahre komplett verloren. Langfristig orientierte Anleger, die kaufen und alle Hochs und Tiefs aussitzen, haben damit seit Mai 1997 mit deutschen Aktien nichts verdient. Rechnet man die Inflation ein, haben sie sogar 10 Prozent verloren. Nicht anders sieht es bei britischen oder amerikanische Aktien aus.

      Na und? Hatte sich Ende der neunziger Jahre nicht die größte Spekulationsblase aller Zeiten gebildet? Jetzt entweicht ihr die Luft, und die Aktienkurse kehren wieder auf ein vernünftiges Niveau zurück. Doch so einfach ist es nicht.

      Die jüngsten Turbulenzen bei Dax, Dollar und Dow signalisieren zwei Sorgen, die ernst zu nehmen sind: die realistische Gefahr, dass der Aktiencrash die Konjunkturerholung dies und jenseits des Atlantiks zunichte macht. Und das systemische Risiko: nicht mehr beherrschbare Kettenreaktionen an den Finanzmärkten, ausgelöst durch Bankzusammenbrüche oder Abwertungsspekulationen.

      Systemische Risiken können von Pleitewellen ausgelöst werden, die die Banken mit einem Haufen uneinbringlicher Schulden zurücklassen, der auch sie erdrückt. Sinken die Aktien, sind auch die Kreditsicherheiten der Banken weniger wert. Also halten sie sich bei der Kreditvergabe zurück. Diese Kreditklemme kann eine Volkswirtschaft in die Rezession stürzen und dadurch weitere Unternehmen in den Konkurs treiben. Die Krise wird zum Problem für Regierungen und Notenbanken.

      Noch wahrscheinlicher ist derzeit, dass Versicherer der fortgesetzten Baisse an den Aktienmärkten nicht standhalten. Ihre Reserven schmelzen dahin, und es wird immer schwieriger, die versprochenen Auszahlungen zu leisten. Schon nach dem 11. September gab es von deutschen Versicherern Notverkäufe am Aktienmarkt. Im Herbst vergangenen Jahres wurde sogar eigens ein Gesetz geändert, das ihnen die Möglichkeit gibt, Kursverluste nicht sofort abschreiben zu müssen, wenn sie als vorübergehend eingeschätzt werden. Das Problem: Heute notieren alle wichtigen Aktienindizes niedriger als im vergangenen September.

      Ohne staatliche Intervention wird der Teufelskreis, so er einmal in Gang gekommen ist, nicht zu durchbrechen sein. Die Investmentbank Credit Suisse First Boston diskutiert in einer neuen Studie drei mögliche Maßnahmen, um die Versicherer vor Notverkäufen zu schützen. Erstens neue Gesetze, wie Aktienkursverluste schonend in der Bilanz verbucht werden können. Zweitens die Absenkung der garantierten Rendite. Und drittens der direkte Kauf von Aktien durch die Notenbanken. "Alle drei Möglichkeiten müssen jetzt ernsthaft ins Kalkül gezogen werden", so die Autoren.

      Das ebenfalls unschöne Szenario, dass die Aktienmarktschwäche die Rezession wiederauferstehen lässt, wird immer deutlicher an den Finanzmärkten vorweggenommen. Kommt es zum erneuten Konjunkturabschwung, sind alle Gewinnprognosen der Unternehmen Makulatur. Trotz der kräftigen Kursverluste wären die Aktien dann nach wie vor teuer. Denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis schrumpft nur, wenn die Kurse stärker sinken als die Gewinne.

      Dabei hängt es vor allem vom amerikanischen Konsumenten ab, ob es zum erneuten Konjunktureinbruch weltweit kommt. Immerhin macht seine Konsumfreude zwei Drittel des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus und damit ungefähr ein Drittel des Welt-BIPs. Bislang hat er sich dank des boomenden Immobilienmarktes und der sinkenden Zinsen wenig beeindruckt von den schwachen Aktienmärkten gezeigt.

      Das kann sich aber rasch ändern. Denn der Dow Jones hat allein in den vergangenen zwei Wochen rund 1500 Zähler abgegeben und mischt erst jetzt bei der Abwärtsbewegung der Weltbörsen richtig mit. Und da die Amerikaner ihre Altersvorsorge fast komplett über den Kapitalmarkt bestreiten müssen, werden sie eher früher als später anfangen zu sparen. Dann ist der nächste Abschwung programmiert. So bleiben nur Fiskal- und Geldpolitik, um eine tiefe Rezession zu verhindern. Seit Anfang der Woche wetten die Händler am US-Geldmarkt bereits wieder auf die nächste Zinssenkung der US-Notenbank - und das, obwohl die Leitzinsen mit 1,75 Prozent kaum tiefer sein könnten.

      Wie immer präsentiert sich Europa angesichts der Krisenstimmung an den Finanzmärkten verträumt. Die Regierungen streiten in Brüssel um die Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes, dabei würde die nächste Rezession vor allem die Aussetzung desselben notwendig machen. Und die Europäische Zentralbank (EZB) malt Inflationssorgen an die Wand. Kommt es nicht bald zu einer kräftigen Erholung an den Weltbörsen, wird auch die EZB sich wieder mit Zinssenkungen und Deflation beschäftigen müssen.

      Wie wahrscheinlich aber ist die Erholung an den Märkten? Da die Stimmung kaum schlechter sein kann, spricht einiges für die Wende - bis auf die Bewertung. In Europa sind Aktien allmählich "fair" bewertet, in den USA immer noch nicht. Dass der Aktienmarkt dreht, ohne nach unten übertrieben zu haben, kann passieren, ist aber eher ungewöhnlich. Oder um mit Morgan Stanley zu sprechen: Handelt es sich nur um eine zyklische Baisse, hat der Markt nur noch weniger als zehn Prozent Kursverluste vor sich. Ist sie aber systemisch, sind noch Abschläge bei europäischen Aktien von mehr als 30 Prozent drin.



      » DRUCKVERSION
      » ARTIKEL VERSENDEN


      (c) DIE ZEIT 31/2002

      Avatar
      schrieb am 27.07.02 22:17:52
      Beitrag Nr. 2 ()
      hallo, ich glaube nicht, daß alle daxwerte noch weiter fallen; einige haben jetzt einen stand von vor 10 jahren erreicht, ein kgv unter 10 und oder eine dividendenrendite über 5 %.
      ich glaube auch nicht, daß die versicherer und banken tatsächlich in die knie gehen. sie sammeln doch seit monaten die fondsparraten ein, haben jetzt auch gute argumente, Stellen abzubauen und sonstige knebelungen sich zu überlegen. warum sollte ich ihnen , die alle normalarbeitenden erst in die aktien treiben( sparkasse ;empfehlung bayer bei 50, oder vivendi bei 70 etc)
      und durchaus wußten, was da kommt, jetzt glauben schenken.
      vor allem durch due eu erweiterung kommt doch ein prächtiger markt auf uns zu. und bis jeder mensch 1 auto und ein handy und eine microwelle und ein internet etc besitzt, vergeht noch viel zeit.
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 22:29:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      der dax insgesamt kann ohne weiteres auf 2000 fallen. speziell die banken könnten ein paar probleme bekommen.
      ebenso die lebensversicherungen mit ihren versprochenen auszahlungen. die lassen sich mit den niedrigen zinsen eben nicht einfach halten - und spekulieren ist eben riskant.

      die kreditsicherheiten der banken haben mit den aktienkursen wohl nur am rande zu tun. banken lassen sich meist assets verpfänden, und die haben mit den kursen nur wenig gemein.

      der schluss auf große katastrophen in der realwirtschaft ist allerdings ein kühner schritt.
      ich würde eher behaupten, daß weniger kapitaleinkommen zu vergrößerten anstrengungen in der realen wirtschaft führen dürfte.
      es wird wohl mehr gearbeitet werden.
      und vielleicht werden die geschäfte sonntags nicht wegen reichtums geschlossen sein :D:D
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 01:08:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      Editorial:Eine Titanic namens Greenspan (26.07.2002)

      Alan Greenspan, der Präsident der amerikanischen Notenbank (Fed), muss etwas wissen, das dem Rest der Welt noch nicht bekannt ist. Es muss so fürchterlich sein, dass er es nicht offen mitzuteilen wagt. Anders lässt sich nämlich nicht erklären, wie er seine Geldpolitik betreibt und was er so sagt. Wir tippen einmal, dass Greenspan, auf welche Weise auch immer, einen glaubhaften Wink erhalten hat, wann der Weltuntergang eintritt. Der, wie er vielerorts genannt wird, mächtigste Mann der Welt will es seinen amerikanischen Mitbürgern in der bis dahin verbleibenden Zeit offenbar noch einmal richtig gut gehen lassen. Der erste veritable Versuch ist nach anfänglich durchschlagendem Erfolg zwar gründlich schiefgegangen. Doch erst in der vergangenen Woche hat er konkret empfohlen, was die Amerikaner tun sollten, um es noch einmal so richtig krachen zu lassen.

      Zum ersten Versuch: Greenspan hat wider besseres Wissen eine Hausse an der Wall Street zugelassen, die jeden und seinen Bruder glauben machte, er bräuchte nur eine Aktie vor allem aus dem Technologiebereich anzusehen, und er wäre schon ein kleiner Krösus. Der Beweis für „wider besseres Wissen“ lässt sich leicht führen. Schon am 6. Dezember 1996 beim Stand des Dow Jones von etwa 6300 Punkten hatte der Meister die unheilschwangere Warnung vor dem „irrationalen Überschwang“ an der Wall Street abgegeben, dann aber rein gar nichts unternommen, was die Börse von einem weiteren Aufstieg in höhere Kategorien der Irrationalität abhalten konnte. Die Fachwelt ist sich einig darin, dass Greenspan wenigstens demonstrativ das Minimum von Eigenkapital, das bei Aktienkäufen auf Kredit erforderlich ist, hätte heraufsetzen müssen. Das hätte wahrscheinlich nicht viel bewirkt, doch hielte Greenspan jetzt wenigstens ein Alibi in Händen, um sein Nichtstun rechtfertigen zu können.

      Zum zweiten Versuch: In der vergangenen Woche fanden die alle sechs Monate fälligen Anhörungen des Notenbankbankpräsidenten vor dem Kongress statt. Greenspan hat seinen Mitbürgern bei diesem Anlass geraten, doch mehr zu konsumieren und sich dabei auf das in ihren Eigenhäusern schlummernde, aber durchaus mobilisierbare Kapital zu stützen. Zum Hintergrund ist anzumerken, dass die Nachfrage nach Eigenhäusern in den USA boomt. Die Immobilien steigen beständig im Wert. Da die Zinsen niedrig sind, können die Hauseigentümer umfinanzieren, indem sie alte und noch teure Hypotheken kündigen und neue Verträge mit niedrigeren Zinsen eingehen. Die Differenz zwischen den alten und den neuen Sätzen wird für den Konsum frei. Zudem erlauben die Wertsteigerungen der Objekte immer höhere Beleihungen, die ebenfalls in den Konsum gehen können.

      Greenspan muss wissen, dass sich am Immobilienmarkt in den USA etwas heranbildet, das mit der spekulativen Blase (bubble) an der Wall Street vergleichbare Ausmaße annehmen kann. Mehr noch als am Aktienmarkt ist abzusehen, wann diese Blase zu platzen beginnt. Es wird der Augenblick sein, in dem die Fed ihren Leitzins anheben muss. Das ist dann das Aus für viele „Häuslebauer“, und auch die Banken werden im untergehenden Boot sitzen. Wer so handelt und sich so äußert wie Greenspan, kann nur beabsichtigen, seinen Mitbürgern noch das Klima für ein paar schöne Stunden zu bereiten, bis das Stühlerücken auf seiner Titanic einsetzt.

      Schon im Herbst 1998 hatte uns ein europäischer Notenbanker zugeflüstert, Greenspan treibe ein gefährliches Spiel. Wir wollten es damals nicht so recht glauben, doch heute wissen wir es.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


      (1014)
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 01:10:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      Kurz & Knapp: Rohstoffe (26.07.2002)

      An den Rohstoffmärkten ist die weithin erwartete Preiserholung aus konjunkturellen Gründen bis auf weiteres verschoben, erklärt Morgan Stanley.

      Bei den Metallpreisen ist eine weiterreichende Erholung erst 2003 zu erwarten, meint Rio Tinto.

      Bei Aluminium wächst die Nachfrage 2002 nach Schätzung von Rio Tinto um 4 %.

      Die Kupfernachfrage steigt 2002 nach einer erklärtermaßen konservativen Schätzung um nur 2 %, meint Phelps Dodge.

      Die Nachfrage nach Kupfer nimmt 2002 nach Erkenntnissen von Rio Tinto um 2,5 % zu.

      Nickelschrott aus Russland dürfte in nächster Zeit in geringerem Umfang zu Verfügung stehen als zu Beginn früherer aufstrebender Konjunkturzyklen, vermutet Falconbridge.

      Am Ölmarkt ist 2003 ein Überschuss zu erwarten, wenn die Nachfrage nicht spürbar zunimmt, vermutet Barclays Capital.

      Die Weizenernte 2003 in Argentinien steht wegen schwieriger Finanzierungsfragen unter einem ungewissen Stern, wird aus Buenos Aires berichtet.

      Bei Mais wäre es ein Signal für den Ausstieg der Fonds aus ihren Kaufpositionen, wenn die Preise trotz widriger Wetternachrichten nicht weiter anziehen sollten, meint Refco.

      Mit Sojabohnen versorgt sich China derzeit in Erwartung sinkender Preise zum Ende des Sommers hin nur von der Hand in den Mund, berichtet Refco.

      Am Kaffeemarkt ist 2000/01 (Oktober/September) ein Überschuss von 5,6 Millionen Sack entstanden, hat F.O. Licht errechnet.

      Die Produktion von Raffinadezucker in der EU erbringt 2002/03 (Oktober/September) 16,017 Tonnen, schätzt das EU Sugar Management Committee. 2001/02 soll sich die Erzeugung auf 14,6 Millionen Tonnen belaufen.


      (10)


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Die Börse auf den Knien