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    Private Bonusmeilen setzen Kostensparprogramme außer Kraft - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.08.02 14:40:40 von
    neuester Beitrag 02.08.02 17:10:15 von
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      schrieb am 02.08.02 14:40:40
      Beitrag Nr. 1 ()


      Bonusmeilen: Alles auf eine Karte

      Die Berliner "Freiflug-Affäre" hat das Bonussystem der Lufthansa in die Kritik gebracht. Unternehmen könnten Millionenbeträge sparen, wenn ihre Mitarbeiter Meilen, die sie auf Dienstreisen erworben haben, ausschließlich für Geschäftsreisen nutzen würden. Das bestehende System zu ändern wäre jedoch gegen das Interesse aller Beteiligten.

      Freitagabend, Flughafen Frankfurt, Terminal 1. Am Flugsteig für die Maschine nach Hamburg hängt eine Traube grauer Anzüge mit Aktenkoffern. Die Herren wollen nach Hause, aber der Lufthansa-Airbus ist voll. Aufgeregt reden sie auf die Dame am Check-in-Schalter ein und wedeln mit ihren Pappkarten aus dem Ticketautomaten, die wie Bordkarten aussehen, ihnen aber dennoch keinen Zutritt zum Flugzeug verschaffen.

      Bis sich ein Nadelstreif von hinten durch die Menge schiebt und cool seine goldene Senator-Karte zückt. Die Lufthansa-Dame schiebt eine Bordkarte über den Tresen, und der Mann verschwindet in der Gangway - den Neid der anderen im Rücken.

      Die Szene spielt sich so oder ähnlich täglich zigfach ab. Meilensammeln ist für Manager zur Prestigesache geworden. Mitarbeiter entwickeln eine ungeahnte Kreativität, um Flüge mit der Lufthansa zu rechtfertigen. Fürs Ansehen und fürs Privatvergnügen, denn kaum eine dienstlich gesammelte Meile wird für Geschäftsreisen genutzt. Dass die "Freiflug-Affäre" Berliner Politiker an dieser Praxis etwas ändert, ist unwahrscheinlich, denn die Fluggesellschaft hat das Netz so geschickt geflochten, dass niemand ein großes Interesse daran hat, die geltende Praxis zu ändern.

      Die Sammelwut der deutschen Angestelltenschaft hat Miles & More binnen neun Jahren zum größten Bonusprogramm Europas werden lassen. Mehr als 6,5 Millionen Menschen besitzen die Plastikkarte mit dem Kranich-Symbol. Sammeln kann man bei 34 Fluggesellschaften, einem Dutzend Hotelketten, einer Hand voll Autovermieter und zig weiteren Partnern: Wer einen Audi A6 als Dienstwagen ordert, kassiert ebenso eine Gutschrift wie der Käufer eines Colliers bei Juwelier Christ.



      50.000 Meilen in einem Kalenderjahr machen den Lufthansa-Kunden zum Frequent Traveller, 150.000 Meilen machen ihm zum Senator. Mit diesem Status kann er aus dem Vollen schöpfen: Für 35.000 Meilen bringt ihn Lufthansa nach Teneriffa, 65.000 Meilen kostet ein Wochenende im Adlon-Hotel, eine Sachertorte wird für 20.000 Meilen frei Haus geliefert. Woher die Meilen stammen, spielt keine Rolle.

      Der Anreiz, dienstlich erworbene Meilen für solche Goodies zu nutzen, ist groß. Gerade einmal die Hälfte der 500 größten deutschen Unternehmen schreibt ihren Mitarbeitern in Reiserichtlinien oder im Arbeitsvertrag vor, Bonusmeilen für Geschäftsreisen dienstlich zu nutzen. "In der Praxis wird das aber so gut wie gar nicht kontrolliert", sagt Ravindra Bhagwanani. Sein Beratungsunternehmen Global Flight Management berät Unternehmen und Fluggesellschaften bei Vielfliegerprogrammen.

      Großes Einsparpotential

      Den Konzernen geht durch diese Nachlässigkeit bares Geld verloren. Der Bundestag gibt an, er habe im vergangenen Jahr 383.000 Euro gespart, dadurch dass gesammelte Meilen der Abgeordneten für Dienstreisen eingesetzt wurden. "Große Firmen können durch Nutzung von Bonusmeilen für Geschäftsreisen leicht mehrstellige Millionenbeträge sparen", sagt Meilenexperte Bhagwanani. Bei internationalen Flügen können durch den Einsatz der Treueprämie die Ticketpreise um rund zehn Prozent reduziert werden.

      Beim den Reisebeauftragten der Großunternehmen sind die Vielfliegersysteme schon lange umstritten: "Wir würden den Fluggesellschaften auf den Knien danken, wenn sie die Individualbonusprogramme abschaffen würden", sagt Michael Kirnberger, Präsident des Verband Deutsches Reisemanagement (VDR). Stattdessen sollten die Airlines die Preise für ihre Tickets senken.

      Das lehnt die Lufthansa genauso kategorisch ab wie die Forderung nach getrennten Konten für private und dienstliche Meilen: "Dafür sehen wir keine Veranlassung", sagt ein Sprecher der Fluggesellschaft. Die Konten seien so durchsichtig, dass eine Verwechslung zwischen privat und dienstlich erworbenen und genutzten Meilen ausgeschlossen sei.

      Ein Einlenken wäre für die Airlines teuer. Der Lufthansa würde ein mehrstelliger Millionenumsatz verloren gehen, wenn sie den Einfluss auf die Reiseentscheidung von Angestellten verlieren würde, schätzt Georg Tacke, Partner der Bonner Beratungsgesellschaft Simon Kuche und Partners.

      Aufwendige Kontrolle

      Dass kaum ein Unternehmen die Meilen seiner Mitarbeiter erfasst, ist Teil des Kalküls, das die Fluggesellschaften verfolgen. Die Kontrolle ist den meisten Firmen zu aufwändig. "Wir vertrauen unseren Mitarbeitern", sagt eine Sprecherin des Siemens-Konzerns, der seine Angestellten anhält, auf Geschäftsflügen gesammelte Meilen nur für dienstliche Zwecke zu verwenden.

      DaimlerChrysler hat Richtlinien. Dass Mitarbeiter gezielt Lufthansa-Flüge buchen, um ihren Vielfliegerstatus zu verbessern, schließt ein Sprecher aus. Man habe schließlich ein zentrales Reisebüro. "Flüge werden grundsätzlich nur nach den günstigsten Tarifen ausgesucht."

      Von wegen. Vielfliegerprogramme wie Miles & More setzen jedes Streben nach Kostensenkung wirkungsvoll außer Kraft. "Die Kundenbindungsprogramme der Fluggesellschaften setzen an allen relevanten Stellen der Reiseplanung an", sagt Unternehmensberater Tacke.


      O Angestellte legen Termine so, dass sie mit dem günstigeren Lufthansa-Konkurrenten nicht zu erreichen sind. Wem nur noch ein paar Meilen zum Frequent-Traveller-Status fehlen, besucht doch noch den Fachkongress in London, der sich im vergangenen Jahr eigentlich als wenig ergiebig erwiesen hat.


      O Reisestellen binden sich zumeist durch Firmenprogramme an Fluggesellschaften und erhalten dafür Rabatte oder Provisionen.


      O Reisestellenleiter und Controller, die Reisekosten dämpfen sollen, haben im Grunde auch kein Interesse an einer strikten Trennung von dienstlichen und privaten Meilen. Denn ihre Meilenkontos gehören oft zu den dicksten im Betrieb.


      Freiwillige Steuerpauschale

      Die Fluggesellschaften, die Geschäftskunden mit ihren Programmen locken, nehmen es nicht nur billigend in Kauf, dass diese gegen Reiserichtlinien der Unternehmen verstoßen. Sie fördern es sogar: Die Lufthansa führt für die ausgegebenen Meilen freiwillig eine Steuerpauschale ab. Damit ist der Kunde beim Einlösen des Bonus davon befreit, seinen geldwerten Vorteil beim Finanzamt anzugeben.

      Dieses clevere System hat sich Robert Crandall erdacht. Der ehemalige Chef von American Airlines (AA) fand Anfang der 80er Jahre heraus, dass fünf Prozent seiner Kunden für 40 Prozent des Umsatzes sorgten. Diese Vielflieger erhielten Meilen, die sie zunächst nur für AA-Flüge, später auch gegen andere Prämien einlösen konnten. Delta, TWA und United Airlines folgten mit ähnlichen Programmen.

      Sogar die Deutsche Bahn zieht jetzt mit dem Bahn-Comfort-Programm nach: Für jeden Euro des Fahrkartenpreises wird ein Punkt gutgeschrieben. Wer 2000 Punkte erreicht, darf spezielle Wartezonen nutzen und hat auch in ausgebuchten Zügen die Chance auf einen Sitzplatz. Parallel ködert das Staatsunternehmen auch mit Lufthansa-Meilen. Wer für bestimmte ICE-Züge oder den Metropolitan ein Erster-Klasse-Ticket bucht, bekommt 500 Meilen gutgeschrieben.

      Prestigestreben bringt Kunden

      Das alles soll die Kundenbindung der Teilnehmer erhöhen. "Für Lufthansa und andere Airlines ist es sinnvoll, die Wechselkosten für Kunden zu anderen Gesellschaften so hoch wie möglich zu halten", sagt Bernd W. Wirtz, Betriebswirtschaftsprofessor an der Uni Witten/Herdecke. "Je dicker das Meilenkonto, desto geringer die Wechselwahrscheinlichkeit."

      Die Lufthansa macht sich das Prestigestreben ihrer Kunden geschickt zunutze. "Die Senator-Karte wurde als eine Art Adelstitel gesehen" , sagt ein ehemaliger Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Berufseinsteiger waren beeindruckt, nach kurzer Zeit auf ihren Flügen zwischen den Vorständen großer Unternehmen zu sitzen. Sie durften die eleganten Lounges am Flughafen benutzen, bekamen selbst auf Spontanreisen noch garantiert einen Platz in der Business Class.

      Dieser Effekt kann am Ende sogar dem Unternehmen nützen, sagt Klaus Dingeldey von der Unternehmensberatung Dr. Fried und Partner: "Die Meilen sind ein hoher Motivationshebel für die Mitarbeiter."

      Quelle: http://www.ftd.de/ub/di/1028174405093.html?nv=hpm

      Weitere Nachrichtenseiten: http://www.Germany-Pool.de
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 15:01:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      http://www.diepresse.at/default.asp?channel=e&ressort=ei&id=…

      9000.000.000.000 Meilen warten darauf, abgeflogen zu werden

      "Das Sammeln von Meilen ermuntert Manager, so
      viel Geld ihres Arbeitgebers rauszuschmeißen wie möglich, um dann
      persönlich auf Privatreisen die Meilen konsumieren zu können."




      http://DerStandard.at/Textversion/20020802/298.htm

      Bonusmeilen bleiben großteils am Boden Unglaubliche 8,5 Billionen
      Bonusmeilen im Wert von rund 550 Milliarden Euro warten derzeit darauf, von
      Vielfliegern abgebaut zu werden. Diese verfliegen aber im Schnitt nur eine von
      drei gesammelten Meilen. Dadurch heben die Verbindlichkeiten der Airlines ab.
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 15:50:12
      Beitrag Nr. 3 ()
      Jetzt wird auch klar, warum die Bundestagsabgeordneten soviele Dienstflüge zu allen möglichen Orten auf der Welt buchen. Sie "erarbeiten" sich damit ihre privaten Urlaubsreisen ... :O
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 16:10:40
      Beitrag Nr. 4 ()
      PEANUTS!!!!

      da werden mit einer beschissenen politik jedes jahr mehrstellige milliardenbeträge ins nirwana versenkt und ihr macht hier in zig threads einen bohai wegen schlimmstenfalls ein paar hundertausend mark.

      würden die nur ansatzweise ne vernünftige politik machen, könnten sie von mir aus gratis ihren wohnsitz bei der lufthansa nehmen.
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      schrieb am 02.08.02 16:47:46
      Beitrag Nr. 5 ()
      Es ist natürlich ärgerlich, wenn Politiker Steuergelder verschwenden. Genau diese Politiker laufen dann aber zur Höchstform auf, wenn es darum geht, sich persönlich zu bereichern. Das ist der Skandal.

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      schrieb am 02.08.02 16:53:37
      Beitrag Nr. 6 ()
      ist in der wirtschaft doch nicht anders ... je grösser die inkompetenz und das vernichtete kapital, desto höher gehalt, "goodies" und die abfindung!
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 17:10:15
      Beitrag Nr. 7 ()
      Nun hat es uns Thierse öffentlich gesagt:
      Die private Bereicherung unserer Volksvertreter ist ein Fehler und keine Straftat.

      Thierse kann auch alle Abgeordneten darauf hinweisen, dass die private Nutzung der dienstlich erworbenen Bonusmeilen nur dienstlich zu erfolgen hat. Um die Abgeordneten aufzufordern, ihre dienstlichen Bonusmeilen offenzulegen, benötigt er eine Namensliste von der LH. Bei einem Rundschreiben könnten sich ja Abgeordnete, welche M&M nicht nutzen, auf den Schlips getreten fühlen.
      Kann man dem Thierse nicht sagen, dass man diesen Fall durch einen schnöden Nachsatz in der Art "Sollten Sie nicht M&M - Nutzer sein, hat sich der Fall für Sie erledigt" abhaken kann.
      Aber das wird er sicher selber wissen, der stellt sich nur doof.
      Und dabei braucht er noch nicht einmal schauspielern!


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