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    Sanierungsfall Deutschland - die ziellose Republik! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.08.02 13:59:32 von
    neuester Beitrag 21.07.04 11:35:22 von
    Beiträge: 110
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      schrieb am 28.08.02 13:59:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hi,

      jenseits der emotional geladenen Parteien-Diskussionen würde ich mich freuen hier alle diejenigen wiederzufinden, die an einer sachlichen Diskussion interessiert sind. Dazu habe ich mal einen aus meiner Sicht recht guten und knappen Artikel aus dem Manager Magazin hier reingestellt.

      Auf gute und für alle fruchtbare Diskussionen. :)

      S A N I E R U N G S F A L L D E U T S C H L A N D
      Die ziellose Republik



      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Deutschland steckt in der schwersten Strukturkrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Viele Manager haben das Land längst abgeschrieben. Wer immer die nächste Regierung stellt: Es gibt viel zu tun - manager magazin sagt, was passieren muss.

      Ach ja, die gute alte Zeit. Wenn der Kanzler und deutsche Topmanager sich zu ihren Rotwein-Runden trafen, war man nett zueinander, zündete sich gegenseitig die Zigarre an und beglückwünschte sich zur geleisteten Arbeit. Macher unter sich.

      So war das damals, in den Jahren 1999/2000, als in Deutschland endlich etwas voranzugehen schien - als der Aufschwung für Jobs sorgte und Gerhard Schröders Regierung allseits gelobte Reformen bei Steuern und Rente durchzog.

      Mittlerweile hat sich das Klima merklich abgekühlt. Des Kanzlers Manager-Kumpane nehmen ihm übel, dass er im Frühjahr 2001 die Arbeit am Wirtschaftsstandort D einstellte. "Klar, dass sich Schröder einiges anhören muss", erzählt Berater Roland Berger.

      Was keiner wahr haben will

      Was die Manager sorgt: Nach dem kurzen Zwischenhoch ist das Land wieder in jenem Zustand gefangen, den es schon zuvor unter Helmut Kohl durchlitt. Die Wirtschaft stagniert; die Arbeitslosigkeit steigt; und die Politik ist nicht willens, die Misere zu beheben.

      Der Wahlkampf hat begonnen, doch über die Kernthemen der Wirtschaftspolitik, die ganz oben auf die Agenda gehören, wird kaum geredet. Auch Herausforderer Edmund Stoiber fällt nicht gerade als ordnungspolitischer Vordenker auf. Kanzler und Kandidat treiben weiterhin
      ihre taktischen Spielchen, als habe sich die Welt in den vergangenen Jahren nicht geändert.

      Deutschland ist in die zweite Liga abgestiegen - doch kaum einer will es wahrhaben.

      Längst sind die Alarmsignale unübersehbar: Keine EU-Volkswirtschaft wächst so langsam, nirgendwo ist das Staatsdefizit höher. Ärzte und Krankenhäuser leisten nur Mittelmaß, arbeiten aber viel zu teuer. Die Pisa-Studie der OECD belegt, dass die deutschen Schulen miserabel ausbilden. Der Weltmarktanteil der deutschen Industrie ist zwischen 1990 und 2000 deutlich gesunken - von 12,2 Prozent der Weltexporte auf 8,9.

      Flucht ins Ausland

      Für viele Unternehmen ist Deutschland kein Topstandort mehr. Sie investieren dort, wo die Wirtschaft blüht; wo es hoch qualifizierte, motivierte Mitarbeiter gibt, die sich flexibel einsetzen lassen; wo die Sozialsysteme effizienter sind und technologische Innovationen leichter umsetzbar. Die deutsche Autoindustrie zieht es nach Tschechien und Ungarn, die Pharma- und Biotech-Branche in die USA, Banken nach Großbritannien.

      "Wenn wir nicht rechtzeitig ins Ausland gegangen wären und damit die Misere in Deutschland hätten abfangen können, wären wir vermutlich längst aufgekauft worden", sagt Hans Bauer, Vorstandschef des Baustoffkonzerns Heidelberg-Cement. In den 90er Jahren hat sich Bauers Konzern vom süddeutschen Regionalunternehmen zum Multi globalisiert. Nur noch ein Fünftel des Umsatzes und ein Sechstel des Gewinns erwirtschaftet Heidelberg-Cement in Deutschland.

      Die hausgemachte Krise



      Tendenz fallend: Hier zu Lande werden Kapazitäten abgebaut, anderswo aufgebaut - in Osteuropa, in Asien, in den Vereinigten Staaten. Wer kann, verlässt den Standort Deutschland. Die Zukunft liegt anderswo.

      Das Pflichtenheft der Wirtschaftspolitik ist prall voll geschrieben. Wer darin lesen wollte, fände all die Punkte, die endlich angegangen werden müssen:
      Arbeitsmarkt, Bildung, Staatsfinanzen, Gesundheit, Technologietransfer und ein Totalumbau des degenerierten Föderalismus.

      Doch es bewegt sich nichts. Die Stimmung wird immer düsterer; Depression, Lähmung, Fatalismus grassieren.
      Das müsste nicht sein. Andere Länder, Wissenschaftler und immer mehr Unternehmen haben intelligente Ansätze entwickelt, mit denen sich der deutsche Starrkrampf lösen ließe.

      Es gibt keinen Grund, in Resignation zu verfallen. Weder geht uns die Arbeit aus, noch stecken wir in der Globalisierungsfalle, noch sind alle Märkte gesättigt - die Krise ist hausgemacht. Deshalb kann sie auch hier gelöst werden. Die Ansätze müssen nur umgesetzt werden in politische Reformen.

      manager magazin analysiert die Lage jenseits aller Parteipolitik, zeigt, wie die Unternehmen auf die Polit-Paralyse reagieren, trägt Konzepte und konkrete Vorschläge zusammen - die mm-Agenda für die nächste Legislaturperiode.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:06:34
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wenn ich daran denke, wie viele Arbeitsplätze und Milliarden an € durch unfähige Manager verlorengegangen sind, sollten diese Herren sich vielleicht erstmal an die eigene Nase fassen. Natürlich sind Reformen nötig, aber der Staat kann nicht alles alleine tun.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:11:10
      Beitrag Nr. 3 ()
      AD 1: Arbeitsmarkt

      Die Job-Lücke

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Der trübe Westen und der goldene Westen liegen dicht beieinander. manager magazin analysiert, warum in Deutschland Millionen Jobs fehlen - und in Holland Arbeitskräfte.

      Aachen, das ist der trübe Westen. Die wirtschaftliche Lage: dürftig. Derzeit streichen die örtlichen Unternehmen Investitionen und Jobs zusammen, die Arbeitslosenquote liegt bei 9,4 Prozent. Industriemumien wie Bergbau und Schwerindustrie behindern neue Dynamik.
      Aachen: typisch Nordrhein-Westfalen, typisch Deutschland.

      Der goldene Westen liegt gleich jenseits der Grenze: in Maastricht, keine 30 Kilometer von Aachen entfernt. Dort plagt nicht ein Mangel an Jobs die Wirtschaft, sondern ein Mangel an Mitarbeitern. Auf niederländischer Seite liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 2 Prozent. Der weltweite Abschwung hat zwar auch hier die Dynamik gedämpft, dennoch geht es weiter aufwärts.
      Maastricht: typisch Holland.

      In kaum einem anderen EU-Land sind in den vergangenen Jahren mehr Jobs entstanden als in den Niederlanden - und in kaum einem EU-Land
      weniger als in Deutschland. Seit Jahren wächst die niederländische Wirtschaft fast doppelt so schnell wie die deutsche. Während die Bundesregierung 2002 mit dem Euro-Stabilitätspakt hadert, weist der niederländische Staatshaushalt einen soliden Überschuss aus.


      Politik pervers

      Gesundes Holland - krankes Deutschland. Wie können sich zwei so ähnliche Nachbarländer so unterschiedlich entwickeln?
      Weil sie unterschiedlich regiert werden. Anders als die Deutschen handeln die Niederländer gemäß einer schlichten, aber wahren Erkenntnis: dass mehr Beschäftigung mehr Wohlstand bringt und dass die Politik deshalb alles tun muss, um Menschen an die Arbeit zu bringen.

      Eine Einsicht, von der die Volksparteien und die Gewerkschaften in Deutschland noch weit entfernt sind. Jahrzehntelang haben sie sich zuvörderst mit der Verteilung von Arbeit und Einkommen befasst - nicht mit der effizienten Mehrung des Wohlstands.

      Politik pervers. Weil sich in Deutschland legale Beschäftigung für viele Menschen nicht lohnt, entwickelt sich insbesondere ein Sektor dynamisch: die Schattenwirtschaft. Sie wächst 2002 voraussichtlich um 3,5 Prozent, wie der Linzer Ökonom Friedrich Schneider prognostiziert - viermal so stark wie die legale Ökonomie.

      -------------------------

      Tja, woran das wohl liegt:confused:
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:20:31
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die Job-Lücke (2)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Die Gründe der deutschen Jobmisere

      Rund sechs Millionen Menschen sind in Deutschland offen oder verdeckt arbeitslos, aber 1,4 Millionen Stellen bleiben unbesetzt; Unternehmen finden nur schwer Mitarbeiter.

      Zum Beispiel der Autozulieferer ZF Friedrichshafen. 10 Prozent der Lehrstellen und 20 Prozent der Ingenieurjobs bleiben unbesetzt, weil es zu wenige fähige Bewerber gibt.

      Auch mit der Mobilität sei es nicht weit her, erzählt Personalvorstand Uwe Berner: Als während der großen Autokrise 1993/94 die Geschäfte schlecht gingen, bot ZF an, Mitarbeiter aus gering ausgelasteten Werken Ostdeutschlands in besser laufende West-Betriebe zu holen.

      Mit mäßigem Erfolg. "Die Leute sind lieber im Osten arbeitslos, als dass sie im Westen arbeiten." An der grundsätzlichen Immobilität habe sich bis heute nichts geändert, sagt Berner. Selbst ein Wechsel zwischen westdeutschen Standorten finde so gut wie gar nicht statt.

      Vorbild Niederlande

      Kaum verwunderlich, denn Flexibilität lohnt sich für deutsche Beschäftigte kaum. Auf ihnen lastet die EU-weit zweithöchste Steuer- und Abgabenlast. Und werden sie arbeitslos, bekommen sie zunächst so generöse Bezüge, dass sie bei der Arbeitssuche wählerisch sein können.

      Die Gründe für die deutsche Jobmisere liegen in falschen Regulierungen. Unternehmen zahlen extrem hohe Arbeitskosten. Beschäftigungsfeindliche Vorschriften verhindern Einstellungen.

      Anders in den Niederlanden: Dort liegen Steuern und Abgaben niedriger. Die Gewerkschaften ermöglichen seit 1982, dass die Löhne langsamer steigen als die Produktivität - während ihre deutschen Kollegen alle paar Jahre das "Ende der Bescheidenheit" verkünden, so auch dieses Jahr.

      Die holländischen Regelungen bei Kündigung und befristeter Beschäftigung sind deutlich lockerer als die in Deutschland. 1999, als die rot-grüne Bundesregierung begann, die Arbeitsgesetze zu verschärfen, liberalisierten die Holländer weiter.

      Das Vorbild Holland zeigt: Nicht eine einzige Maßnahme, sondern nur viele Reformschritte können den Arbeitsmarkt revitalisieren. Und: Es dauert Jahre, bis Reformen wirken.

      ---------------------

      Tja, vielleicht können diejenigen von Euch, die ständig die Deregulierungsthese als kapitalistischen Trugschluss darsetllen, mal hierzu Stellung beziehen.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:21:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wenn ein Volk von ein paar Idioten regiert wird, kommt eben alles wie es kommen muss.

      Homoehe, Zuwanderung ohne Einschränkung, doppelte Staatsbürgerschaft u.s.w. waren die zentralen Themen der letzten Jahre. Idealisten an der MAcht (die Grünen) bestimmen die Zielsetzung. Ausstieg aus der Atomenergie, Ökosteuer, Flickwerk an dem Sozialsystem waren wichtiger als fundamentalen Lösungen zu schaffen.

      Der Deutsche hat (hatte?) einen Ruf als Dichter und Denker. Eben das ist nun unser Problem. Sie Denken alle und träumen von einem sozialen Vorzeigestaat. Wer zu uns kommt wird versorgt. Wir lieben sie alle und zeigen es ihnen indem wir sie alle sozial auffangen. Wir sind die besseren Europäer weil wir die eigenen Interessen hinter denen einer europäischen Union stellen.

      Leute, wacht auf. Hört endlich auf allen gerecht zu werden und packt die Probleme an.

      Und die Manager sollen gerade mal die Klappe halten. Gewinnmaximierung ohne Ende auf Kosten der Arbeitnehmerschaft hilft auch nicht weiter. Es wird Zeit, dass sich auch unsere Unternehmer ihrer sozialen Verantwortung wieder bewußt werden.

      Allerding können die Deutschen auch noch die nächsten Jahre endlose Diskussionen führen und die Politik der ruhigen Hand (das ist nichts anderes als NICHTSTUN) weiter führen.

      Ich bezweifle allerdings das irgendjemand es ernst meint und die Dinge ändern will. Getrieben von Egoismus will jeder nur seine eigenen Pfründe sichern. Der Rest ist dann doch scheißegal, hauptsache es geht mir selbst gut. Solange diese Denke vorherrscht, wird und kann sich nichts ändern.

      So long

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      schrieb am 28.08.02 14:25:22
      Beitrag Nr. 6 ()
      Die Job-Lücke (3)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Was tun?

      1. Strukturreformen anpacken: Die Flächentarifverträge aufbrechen; den Kündigungsschutz einschränken; befristete und geringfügige (325-Euro-Jobs) Beschäftigung ausweiten.

      2. Die Arbeitslosenversicherung schrittweise abschaffen. Sie ist ein Relikt aus Zeiten, als Arbeiter so wenig verdienten, dass sie von Elend bedroht waren, wenn sie arbeitslos wurden. Heute gibt es Sozialhilfe und private Ersparnisse. Ohne Arbeitslosenversicherung würde die Abgabenlast erleichtert; und Arbeitslose stünden unter stärkerem Druck, sich rasch um eine neue Stelle kümmern zu müssen.

      3. Dauerhafte Lohnsubventionen für Niedrigverdiener gehören mittlerweile in vielen Ländern zum beschäftigungspolitischen Arsenal. Auch in Deutschland könnte endlich ein Niedriglohnsektor für Geringqualifizierte entstehen. [Subventionen unterstütze ich allerdings nicht]

      4. Das Handwerkskartell knacken. Dass es in Deutschland keinen Niedriglohnsektor und wenig Firmengründungen gibt, liegt insbesondere an den restriktiven Handwerksregelungen, ohne die auch hier zu Lande einfache Dienstleistungen zu bezahlbaren Preisen angeboten werden könnten - und zwar legal.


      --------------------------

      Diese Massnahmen sind mir allerdings viel zu wenig!
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:32:58
      Beitrag Nr. 7 ()
      Genau!!!

      Dem Handwerkskartell muss endlich der Gar aus gemacht werden. Es ist doch völlig egla, welche Dienstleistung jemand anbieten möchte. Immer wieder wird eine Existenzgründung abgelehnt weil irgendein ominöser Meistertitel nicht vorhanden ist.

      Diese SCHEISSE gibt es weltweit nur in Deutschland.

      So long
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:34:28
      Beitrag Nr. 8 ()
      - Arbeitslosenversicherung abschaffen geht zu weit.
      Es hätte schon genügt, wenn die ursprünglichen Hartz-Vorstellungen umgesetzt würden.

      - Anknüpfung von steuerlichen Privilegierungen an die Anzahl der Arbeitsplätze, die man schafft.

      -Selbstbedienungsmentalität der deutschen Spitzenmanager einschränken (Stichwort: Aktienoptionen)
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:42:19
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ad 2: Bildungspolitik

      Die Bildungsmisere

      Von Henrik Müller und Michael O. R. Kröher

      Den Deutschen fehlen wichtige Fähigkeiten. Lernträgheit und -verweigerung grassieren, weil sich Bildung hierzulande nicht auszahlt. manager magazin sagt, warum sich Investitionen in die Köpfe wieder lohnen müssen.

      Wenn Peter Heinrich Führungsnachwuchs für die Medigene AG sucht, schickt er seine Personalfachleute an die US-Ostküste. Auf den Jobmessen der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology wirbt das Biotech-Unternehmen gezielt um deutsche Heimkehrer.

      Die jungen Leute, die nach ihrer Promotion in der Heimat einen aussichtsreichen Posten suchen, verfügen über einen entscheidenden Vorteil: Sie haben neben dem Forschen auch das Denken in wirtschaftlichen Dimensionen gelernt sowie die Zusammenarbeit mit Unternehmen.

      Vielen Absolventen deutscher Unis fehlen diese Fähigkeiten - für Heinrich "Grundvoraussetzung für jede Führungsposition".

      Auch Erwin Staudt vermisst bei deutschen Hochschulabsolventen Basisqualifikationen. "Fachlich sind die meisten Bewerber tadellos", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland. "Doch sie sind kaum gewohnt, im Team zu arbeiten."

      Eine weitere Schwäche kommt hinzu: Das deutsche Bildungssystem vermittelt zu wenig Medienkompetenz, also den zielgerichteten Umgang mit Multimedia und Online-Angeboten - eine Voraussetzung für die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen.
      Zwar bemühen sich die Unternehmen, die sich der Initiative D 21 angeschlossen haben, möglichst viele "Schulen ans Netz" zu bringen: Die Telekom stellt Leitungen kostengünstig zur Verfügung, AOL bietet billige Web-Zugänge. Doch eine aktuelle Delphi-Studie im Auftrag der Cornelsen-Stiftung fand bei deutschen Schul- und Hochschullehrern eine noch immer erhebliche Ignoranz gegenüber digitalen Techniken, eine noch immer beachtliche Skepsis gegenüber dem "Moloch Medium".
      Wie wichtig Medienkompetenz heutzutage ist, zeigen die Ergebnisse der Pisa-Studie. Beim weltweiten Vergleich der OECD schnitten die Schüler jener Länder am besten ab, in denen es viele Internet-Anschlüsse gibt, in denen zumindest die Web-Nutzung in den Schulen weiter verbreitet ist als hier zu Lande: Finnland, Japan, Südkorea und Australien.

      Auf höheren Altersstufen, etwa bei der Fortbildung von Führungsnachwuchs, leistet das deutsche Bildungssystem noch weniger, als die empörtbetroffenen Schlagzeilen nach der Pisa-Studie wiedergaben. In Deutschland, das zeigen weitere Analysen der OECD, herrschen Bildungsträgheit, -unmut und -verweigerung.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 14:49:20
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die Bildungsmisere (2)

      Von Henrik Müller und Michael O. R. Kröher

      Nur 20 Prozent der 40- bis 44-jährigen Arbeitnehmer absolvieren pro Jahr eine Maßnahme zur beruflichen Weiterbildung. Von den Dänen dieser Altersgruppe machen das rund 70 Prozent. Jenseits des 50. Lebensjahres sinkt die Bildungsbereitschaft der Deutschen auf unter 5 Prozent - ein Alter, in dem noch 60 Prozent der Schweden büffeln.

      Eine Ursache der Misere, so die Bertelsmann-Stiftung bei ihrer Interpretation der OECD-Zahlen, ist die niedrige Bildungsrendite. Das heißt: Wer sich in Deutschland weiterqualifiziert, erzielt durchschnittlich nur ein um 5,6 Prozent höheres Jahreseinkommen. In den USA sind es fast 25 Prozent.

      Das muss sich ändern

      1. Bildung und Bildungsbereitschaft müssen sich wieder lohnen. Gefordert ist nicht nur die Politik, die an Schulen und Hochschulen für attraktivere und effizientere Lehrpläne sorgen muss. Auch die Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter strenger nach Qualifikation bezahlen: Wer sich fortbildet, muss deutlich mehr verdienen.

      2.Die Ausbildungsgänge müssen internationaler werden. Auslandssemester und -praktika gehören zum Pflichtprogramm aller Studenten.

      3. Die Lehr- und Arbeitsformen an deutschen Hochschulen müssen grundlegend geändert werden: weg vom Einzelkämpfertum, hin zu Teamarbeit; weg von theoretischen Erwägungen, hin zu praktischen Problemlösungen und strategischem Denken.

      4. Forschung und Lehre gehören weiter entkoppelt. Deutsche Universitätsprofessoren müssen ihren Studenten weniger Wissenschaft und mehr praktische, berufsorientierte Fähigkeiten vermitteln. Die Suche nach Antworten auf akademische Spezialfragen bleibt wichtig. Die Diskussion der Ergebnisse sollte jedoch auf den Fachkongressen der Grundlagenforscher stattfinden, nicht im Proseminar.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:00:14
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ad 3 Staats-Haushalt

      Das Haushaltsloch

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Die deutsche Finanzlage ist miserabel. Kein EU-Staat leistet sich ein so hohes Budgetdefizit wie Deutschland. Die nächste Regierung muss radikal sparen - aber bitte an den richtigen Stellen.

      Die Lage könnte so schön sein. Ein Riesengeschäft schlummere da, meint Hans Bauer. Autobahnen, Schnellbahntrassen, Brücken, Kanalisation - "die Infrastruktur ist völlig überholt", urteilt der Chef des Baustoff-Multis HeidelbergCement. "Der Bedarf ist riesig." Ein potenzielles Milliardengeschäft für die Baubranche, auch für Bauers Firma.

      Allein: All die schönen Aufträge wird es nicht geben, denn der deutsche Staat hat kein Geld.



      Ein Trauerspiel. Aus Feigheit vor den Wählern haben die Regierungen von Bund und Ländern in den vergangenen Jahren verschleiert, wie schlecht die Haushaltslage wirklich ist ­ und gespart, wo es nicht sofort auffällt.

      Die staatlichen Nettoinvestitionen sind dramatisch gesunken, von 14 Milliarden Euro im Jahr 1994 auf 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2000. Kaum ein OECD-Land gibt so wenig für Schulen und Hochschulen aus. Die Bundeswehr harrt einer Generalüberholung. Und, und, und. Aufgeschobene Investitionen, die künftige Budgets belasten werden.

      Dabei ist die Haushaltslage schon heute aufs Äußerste gespannt. Kein EU-Land leistet sich ein so hohes Budgetdefizit.

      Schuld an der miserablen deutschen Finanzlage ist nicht etwa… Auch ohne den Abschwung läge das Defizit bei 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), rechnet der Sachverständigenrat vor. Nach wie vor lebt der deutsche Staat über seine Verhältnisse.

      Ohne drastische Sparprogramme treibt Deutschland düsteren Zeiten entgegen. Und zwar nicht nur, weil der Finanzminister sonst mit dem Euro-Stabilitätspakt in Konflikt gerät.

      Ab 2010 wird das Altern der Gesellschaft ein Riesenloch ins …
      Wer jetzt nicht spart, tappt in die Schuldenfalle.

      Steuererhöhungen sind kein Ausweg. Schon heute dämpft die Abgabenlast die Dynamik in Deutschland, vor allem die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten.

      Das Ziel ist klar: Der Staat muss mehr investieren und wenig…

      -----------------------------------------

      Für mich noch nicht konsequent genug. Massive Steuersenkungen gehören m.E. mit zur Lösung!
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:05:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Das Haushaltsloch (2)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Wo also sparen?

      1. Beim Personal. Heute fließen den Bediensteten der Länder rund 40 Prozent der Budgets zu. Privatunternehmen könnten vieles besser erledigen - von der Arbeitsvermittlung bis zum Betreiben von Straßen.

      2. Bei den Sozialleistungen. Die Sozialversicherungen schlossen 2001 mit einem Minus von 1,6 Milliarden Euro ab. Wer eine exorbitante Steigerung der Beiträge verhindern will, muss Ausgaben reduzieren.

      3. Bei den Subventionen. Auch hier belegt Deutschland in der EU einen Spitzenplatz, insbesondere wegen der Hilfen für Ostdeutschland, wo jeder Industriearbeitsplatz mit sagenhaften 4820 Euro pro Jahr gefördert wird. Ein grotesk hohes Niveau. Interessant: Die EU-Subventionsstatistik belegt, dass gerade jene Länder wirtschaftlich besonders erfolgreich sind, die ihre alten Industrien kaum unterstützen - und so den Strukturwandel vorantreiben, statt ihn zu behindern

      ------------------------------

      Sehr gute Ansätze, aber noch um viele Massnahmen zu erweitern.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:07:32
      Beitrag Nr. 13 ()
      Und wo willst du die Partei/den Politiker in Deutschland finden, der das alles umsetzt ? ;)
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:13:29
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ # 7

      Hinzufügen zu der Bevormundung durch die Handwerkskammern sollte man noch die gängige Praxis:

      1. Jeder Betrüger der sich in einem Handwerk selbstständig machen will tut dies auch. Er "mietet" sich einen sogenannten "Sitzmeister" (nichts anderes als ein Strohmann mit Meistertitel) und legt los.

      2. Dafür verfolgen die Handwerkskammern knüppelhart jeden Betrieb der im Rahmen seines erlaubnisfreien Gewerbes eine "Meisterpflichtige" Arbeit verrichtet hat. So hat man unlängst wieder in Augsburg einen eingesessenen Bautenschutzbetrieb an die Wand gedrückt weil er im Rahmen von Sanierungsarbeiten ein paar Fliesen verlegt hat

      Im Prinzip macht sich deshalb auch jeder Computerverkäufer Bußgeldpflichtig wenn er den Computer nicht nur liefert sonder auch den Stecker in die Steckdose steckt aber keinen Meisterbrief als Elektriker hat.

      3. Die gängige Praxis z.B. für eine Heizungsreperatur einen Gesellen und einen Lehrling zu schicken, dafür aber auf der Rechnung Meisterstunden einzusetzen wird immer mehr zur großen Bremse für Privataufträge und drängt immer mehr Ptrivatpersonen in die Abhängigkeit von Schwarzarbeitern.

      4. Man schaue sich einmal die Machtfülle der sogenannten Bezirkskaminkehrmeister an. Eine grenzenlose Idiotie.

      Und alles sind nur winzige Ausschnitte aus einem riesigen Reformbedarf in Deutschland. Die Liste ließe sich endlos weiterführen.

      Passieren wird trotzdem nix, denn nach der Wahl ist vor der Wahl, alles klar ?
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:14:22
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ad 4: Gesundheitspolitik

      Kranke Kassen

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Die Kassen-Kosten explodieren. Zugleich aber ist die Leistungsbilanz des deutschen Gesundheitswesens allenfalls mittelmäßig. manager magazin sagt, wo die Reform ansetzen muss.

      Ganz gleich ob Ärztin oder Krankengymnast, Logopädin oder Hersteller von Röntgengeräten: Wer heute im deutschen Gesundheitswesen arbeitet, bewegt sich in einem Dilemma, das von innen kaum mehr auflösbar scheint. Die Beiträge für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steigen immer weiter, allen amtlichen Eindämmungsversuchen zum Trotz. Die Ausgaben für die Gesundheit der Pflichtversicherten steigen noch schneller, die Krankenkassen stecken im Minus.

      Zugleich aber ist die Leistungsbilanz des deutschen Gesundheitswesens allenfalls mittelmäßig. In einem umfassenden Gutachten attestierte der zuständige Sachverständigenrat im vergangenen Jahr "Über-, Unter- und Fehlversorgung" bei zahlreichen Patientengruppen und in vielen Fachgebieten. Eine grundlegende Reform des deutschen Gesundheitswesens gehört somit zu den Hauptaufgaben in der nächsten Legislaturperiode.

      Zentraler Ansatzpunkt sollten die Krankenkassen sein. Denen muss als Erstes gestattet werden, ihre Budgets selbst zu verwalten. Derzeit sind sie noch in planwirtschaftlichen Verordnungen wie dem "Risikostrukturausgleich" gefangen - Bürokratismen, die sich schon durch ihren Namen entlarven: Kassen, die gut wirtschaften, müssen andere, denen das nicht gelingt, durch Zahlungen unterstützen.

      Als Nächstes sollte den Krankenkassen erlaubt werden, mit Ärzten, Psychotherapeuten und anderen Leistungsanbietern frei über Preise und Honorare zu verhandeln.
      Derzeit wird die GKV noch geknebelt durch den "Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen". Aus dem leitet sich ab: Die niedergelassenen Mediziner garantieren eine flächendeckende Versorgung aller Kassenpatienten.

      Im Gegenzug nimmt sich die Vereinigung das Recht, weder die Kassen noch ihre Versicherten zu informieren, welche Kosten für welche Behandlung individuell entstanden sind. Zahlen müssen diese trotzdem, pauschal an die allmächtige Oberbehörde.
      Außerdem wird den Kassen gestattet, sich zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Nicht nur die Ausgaben treiben das Gesundheitswesen ins Defizit - ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt blieb über Jahrzehnte ziemlich konstant. Aber die Einnahmen hielten mit der Entwicklung nicht Schritt. Das könnte die GKV dazu bringen, künftig auch Mieten, Kapitalerträge und ähnliche Einkünfte für die Beitragsberechnung heranzuziehen. :mad:
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:21:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      Kranke Kassen (2)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie lange es noch eine kostenlose Mitversicherung von Familienmitgliedern geben kann. Klar: Familien brauchen günstige Sondertarife. Aber soll eine kinderlose Ehefrau, die sich womöglich neben dem Haushalt um vermietete Immobilien oder ähnliche Einnahmequellen kümmert, ihren Krankenversicherungsschutz auch weiterhin gratis von der Kasse des Ehemanns bekommen?

      Schließlich, ganz wichtig, steht der Abschied vom automatischen Vollkasko-Gesundheitsschutz an. Der Leistungskatalog künftiger Krankenkassen muss geteilt werden: in einen Pflichtteil, paritätisch finanziert von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach bewährtem Muster; und in Wahlleistungen, die vom Versicherten allein zu finanzieren sind. Das heißt: mehr Eigenverantwortung jedes Versicherten für die Krankheitsvorsorge seiner Familie.[/b]

      An dieser Stelle ließe sich auch differenzieren nach individueller Gesundheitsgefährdung: Raucher, Motorradfahrer und Gleitschirmflieger sollten Risikozuschläge zahlen.

      Die deutsche Pharmaindustrie, stärkste Lobby im Gesundheitswesen, steht dem Fortfall der Leistungsgarantie überraschend offen gegenüber. Rolf Krebs, Geschäftsführer von Boehringer Ingelheim und Präsident des Welt-Pharmaverbands, meint sogar: " target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">"Die Solidargemeinschaft sollte nur einspringen, wenn akute Lebensgefährdung besteht."

      Hans-Joachim Rothe, Geschäftsführer von Bayer Vital, wünscht sich nur eine "Entschlackung und Entrümpelung" der GKV-Leistungen, etwa bei der ärztlichen Behandlung von Erkältungen, Kopfschmerz, alltäglichen Zipperlein.

      Die Vertreiber moderner Medikamente sehen in einer grundlegenden Systemreform keine Gefahr für ihre Branche. Sie wittern sogar eine Chance: In den USA werden sehr viel mehr Arzneien privat bezahlt als in Deutschland. Und dort erwirtschaften innovative Präparate bis zu 30 Prozent Rendite.

      Voraussetzung ist freilich die Deregulierung des Markts für neuartige Medikamente. Die werden in Deutschland in einen Topf geworfen mit zum Teil fragwürdigen Mittelchen aus Omas Hausapotheke - und sind nach wie vor von "Zielvereinbarungen über das Arznei-Ausgabenvolumen" betroffen. Mit denen will der Gesetzgeber jetzt die Ärzteschaft zum Sparen bringen.

      Effizientere Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen, so die Argumentation der Pharmamanager, verbessern die Behandlung. Die neuen Arzneien könnten überdies Kosten kappen, etwa im Kliniksektor. Nur ein Tag weniger bei der durchschnittlichen Liegezeit hilft dort, die Ausgaben um viele Milliarden Euro zu senken.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:35:21
      Beitrag Nr. 17 ()
      Da gbt es noch unangenehmeres:

      * Der Deutsche hat zu viele Urlaubstage
      * Der Deutsche hat zu viele Feiertage
      * Der Deutsche ist Weltmeister im krankfeiern
      * Die Gewerkschaften sind zu mächtig
      * Der Küngigungsschutz ist unglaublich hoch
      * Das Mietrecht ist eher eine klassenkämpferische Kampfschrift
      * Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist ein Witz
      * Unzumutbare Arbeiten; warum kann man eine Soziologen nicht zum Straßenkehrer machen

      usw

      Für diese notwendigen Maßnahmen ist der deutsche Michel noch gar nicht reif.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:36:04
      Beitrag Nr. 18 ()
      Kranke Kassen (3)[/URL)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Die Reform des deutschen Gesundheitswesens muss somit an folgenden Punkten ansetzen:

      1. Die Kassen müssen erfahren, welcher Arzt welche Leistungen erbracht hat. Die Versicherten müssen wissen, was die Behandlung kostet. Jeder Kasse soll erlaubt werden, die einzelnen ärztlichen Honorare zu verhandeln und festzulegen.

      2. Um wirklich Transparenz und Wettbewerb zu schaffen, müssen die Kassenärztlichen Vereinigungen aufgelöst werden. Die wesentliche Leistung dieser Standesorganisation niedergelassener Mediziner besteht darin, vor den Kassen und ihren Mitgliedern die Behandlungskosten des einzelnen Patienten systematisch zu verschleiern.

      3. Die Einnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherungen müssen steigen. Daher sollten künftig auch Zinsen, Mieten und andere Einkünfte der Versicherten bei den Zahlungen für die GKV berücksichtigt werden.

      ----------------------------

      Insbesonder Massnahme 3 lehne ich ab. Ganz im Gegenteil aus meiner Sicht sollte nicht mehr künstlich am GKV-Konzept festgehalten werden. Sie muessen weitestgehend privatisiert werden.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:50:11
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ad 5: Innovatione und Verwertung

      Viele Erfindungen verdämmern

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Es ist paradox: Wirtschaft wie öffentliche Hand geben immer mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus. Zugleich verschimmeln immer mehr Patente in den Datenbanken.

      Rund 60 Prozent aller Erfindungen, die meisten davon tadellos, dämmern dem Ende ihrer Schutzfrist entgegen, ohne dass sie umgesetzt werden. Das hat der Verein Deutsches Innovationsforum ermittelt. Bei einzelnen Unternehmen erhöht sich diese Zahl auf bis zu 90 Prozent.

      "Ungenutzte Patente sind verrottende Werte, die viele dutzend Milliarden Euro Entwicklungsgelder gekostet haben", klagt Hartmut Höhne, Technologietransfer-Manager in der deutschen Niederlassung von Procter & Gamble und Vorstand des Innovationsforums.

      Der Missstand ist wohl organisiert. Über 1800 Büros kümmern sich an Universitäten und Forschungsinstituten um die Weitergabe von Erfindungen. Doch sie verkaufen meist nur die Nutzungsrechte eines Patents - zu wenig, um aus dem Wissensschatz einen attraktiven Markt zu machen.

      Der kann sich erst entwickeln, sobald neuartige, serviceorientierte Technologietransfer-Stellen auch praktische Umsetzungshilfen anbieten: Ein Betrieb, der ein innovatives Herstellungsverfahren einsetzen will, braucht oftmals Know-how für die Umgestaltung seiner bisherigen Produktionsanlagen. Eine Firma, die ein Patent für ein neues Produkt erwirbt, verlangt möglicherweise nach Beratung bei der Erarbeitung eines Marketingkonzepts.

      Und schließlich: Die Technologietransfer-Stellen sollen auch dafür sorgen, dass genügend Wagniskapital zur Verfügung steht. Erste Initiativen in dieser Richtung gibt es inzwischen. So arbeitet das Deutsche Innovationsforum an mehreren Netzwerken und Plattformen im realen und virtuellen Raum. Anhand derer können Unternehmen und Forscher, Kapitalgeber und Gewerkschaften eine erweiterte Form des Technologietransfers ausprobieren.

      Norbert Quinkert, der deutsche Motorola-Chef, betreibt sein eigenes Modell: Er hat Joint Ventures mit zwei Fraunhofer-Instituten gegründet. Dort entwickeln Industrietechniker gemeinsam mit Fraunhofer-Forschern neue Halbleiter für Motorola-Handys. "Technologietransfer tipptopp", schwärmt Quinkert.



      Viele Erfindungen verdämmern (2)

      Von Michael O. R. Kröher und Henrik Müller

      Was zu tun ist

      1. Jede Erfindung, die nicht wirtschaftlich genutzt wird, muss aktiv vermarktet werden. Hierfür brauchen die Erfinder Hilfe von privatwirtschaftlich organisierten Transferstellen.

      2. Technologie darf nicht nur als nacktes Patent gehandelt werden. Es sollte auch Kapital sowie Marketing- und Vertriebsunterstützung angeboten werden.

      3. Technologietransfer muss als umfassende Dienstleistung begriffen und darf nicht länger von Bürokraten betrieben werden.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:54:30
      Beitrag Nr. 20 ()
      @lasseman,

      Super Thread !

      Ideen gibt es genug
      nur traut sich niemand ran.

      Die Frage ist: Wie kann man die
      Politiker dazu bringen was zu bewegen?

      Ich habe nur eine Idee: Solange abwählen/wechselwählen
      bis jeder Hinterbänkler kapiert hat, daß man
      für eine "ruhige Hand" (ich schließe da Stoiber mit ein)
      und Bedienung der Lobby und Interessenverbände
      nicht wiedergewählt wird.

      gruss
      kraxl
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 16:29:05
      Beitrag Nr. 21 ()
      @performancebomber:

      #2: Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen in diesem Thread, sondern um Lösungsfindungen im Optimalfall, und zwar aus verschiedenen Perspektiven und Meinungen. (Davon abgesehen ist die Schuld wohl bei allen Gruppierungen zu suchen)

      #13: Das ist eine Frage, die jeder für sich beantworten sollte. Die Aufgabe dieses Threads besteht nicht darin, eine Partei zu vertreten, sondern darin die Probleme nochmal zu verdeutlichen und mögliche Lösungen zu diskutieren. Welche Partei diese Massnahmen am ehesten anpacken wird, sollte jeder für sich nach Abwägung der Parteiprogramme und anderer Quellen versuchen herauszufinden.

      @Ein_Pferd_vor_der_Apotheke:

      #5: Sehe ich ähnlich. Weder Rot/Grün noch Schwarz/Gelb haben ihre Hausaufgaben gemacht. Während die Politiker Dinge änderten, die nicht allererste Prio hatten, machten Länder wie Holland frühzeitig ihre Hausaufgaben. Die deutsche Mentalitaet ist durchaus auch hier mitverantwortlich.

      Wir können nur versuchen gewissenhaft zu wählen, in der Hoffnung das die Auserwählten die Probleme anpacken!

      @schwarzzocker:

      #17: teile ich zwar nicht alles, aber in der Tendenz sind das durchaus Probleme.

      @kraxlhuber:

      #20: Thanx. Du sagst es, nur durch Druck über die demokratischen Mittel lässt sich etwas bewegen.


      Gruesse

      Lasse
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 16:33:36
      Beitrag Nr. 22 ()
      Guter Thread, vieles entspricht genau meiner Meinung nur leider wird man in D meist schief angeschaut wenn man mal die Wahrheit ausspricht.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 16:38:56
      Beitrag Nr. 23 ()
      @rocco: Ja, das stimmt, da in D viele Angst vor Veränderungen haben. Eben die in der New York Times vor Jahren zitierte "German Angst!!. Ein Umdenken ist aber notwendig.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 16:52:48
      Beitrag Nr. 24 ()
      Deutschland im Jahre 2002:
      dummdreiste Besitzstandswahrung (nach mir die Sinflut)
      Egomanie (Der Sozialstaat soll nur die Massen beruhigen)
      Wertediskussion: Fehlanzeige; Werte werden weder vermittelt noch vorgelebt.
      Wirtschaftsleben: Die Vernichtung von Kapital und Unternehmen durch hochgelobte Manager mit Segen der Gewerkschaften (Mannesmann). 150.000 Eliten verlassen Jahr für Jahr Deutschland. Gründe sind bekannt!
      Konkurse und Ehescheidungen boomen!!!!


      Deutschland im Jahre 2006: siehe oben!


      Koalabaer
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 17:29:25
      Beitrag Nr. 25 ()
      ein großes problem ist das der bürger von dem alles nichts wissen kann ,da die wahrheit stimmen kostet.
      also hilft nur ein ständiger wechsel,
      eine andere lösung sehe ich nicht.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 17:38:49
      Beitrag Nr. 26 ()
      #25: Ein ständiger Wechsel bringt auch nichts; da wir ein feudalistisches Parteiensystem haben; das man in Deutschland Demokratie nennt. Ich wiederhol mich gerne: Man möchte in diesem Land keine Veränderungen. Zu viele Leute haben Angst um Ihre Besitzstände und der Rest hat Angst vor Veränderungen. Veränderungen kann man aber auch als Chance definieren!

      Koalabaer
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 17:38:53
      Beitrag Nr. 27 ()
      Doch es gibt eine Lösung:

      Aus dem Interview mit Unternehmensberater Roland Berger:

      23. Sie scheuen den Konflikt offenbar nicht, Sie machen sich zusammen mit Hans-Olaf Henkel für die Einrichtung eines Konvents stark, der Deutschland modernisieren soll.

      Nach mehr als 50 Jahren sollte unsere Verfassung überdacht werden, insbesondere die politischen Entscheidungsprozesse, etwa das Verhältnis von Bundesrat und Bundestag. Auch halte ich es für fraglich, ob wir wirklich 16 Bundesländer brauchen, sodass im Schnitt alle 80 Tage gewählt wird. Frankreich und England sind auch deshalb entscheidungsfähiger, weil sie ein Mehrheitswahlrecht haben. Die Parteien in Deutschland sind riesige Bürokratien, ihre Finanzierung muss auf den Prüfstand gestellt werden. Deutschland ist das einzige Land mit Berufsparteipolitikern. Das kann auf Dauer nicht gesund sein. Ein solcher Konvent aus unabhängigen Persönlichkeiten sollte einschneidende Reformvorschläge vorlegen.

      24. Glauben Sie, dass Politiker mit Ihnen gemeinsam dafür kämpfen werden?

      Schröder und Stoiber würden im Falle einer Wahl nur eine Legislaturperiode plus zwei weitere Jahre regieren. Keiner von beiden müsste Angst haben, dadurch zu verlieren. Beide müssten interessiert sein, das Beste für ihr Land und für ihr Bild vor der Geschichte zu tun, und beide wären von ihrer politischen Biografie her bestens geeignet, einen solchen Konvent in Gang zu setzen.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 17:47:53
      Beitrag Nr. 28 ()
      All diese Vorschläge haben mit einem Problem zu kämpfen, sie stossen auf Widerstand der betroffenen Gruppe

      Wenn ich bei der Vorstellung des Harz-Papieres schon wieder mitbekommen habe, wie die Gewerkschaften sich gierig auf alles stürzten, was ihnen paßte und das was sie nicht wollten verdammten (und die Arbeitgeber genauso) wurde durch Ideologie der Blick auf das Gesamtkonzept verstellt.

      Sicher, insgesamt kann man allein dadruch noch keine spürbare Besserung erwarten, aber wenigstens wird die Tür zum Weg voll aufgestossen. Jetzt fehlen die findigen Leute, die diesen Weg nutzen und findige Leute gibts in D genug, sonst würden nicht soviele Menschen soviele Löcher finden, wo sie ihr Kapital an der Steuer vorbeischieben.

      "Aber so lange alle was geben, außer mir, ist ja alles in Ordnung. Was, ihr wollt etwas aus meinem Portemonaie, nein, das geht nicht."

      w/ Gesundheitswesen

      Weg mit dem Monopol der Apotheken. Weg mit der Krankenkassenunterstützung für unnütze Medikamente (Medikamenten-Tüv ?? ähnlich der Stiftung Warentest)
      Weg mit den riesigen Prestigebauten im Stadtzentrum (was die AOK in Gütersloh z.B. hingeklotzt hat und jetzt nur zur Hälfte nutzt :mad: )

      w/Jobs

      ich finde die Ideen zu weitreichend, habe schon an anderer Stelle darauf hingewiesen,das sowas zu einer größeren Lücke zwischen Arm und Reich führt, woraus eine soziale Zeitbombe werden kann

      befristete Beschäftigung ausweiten : JA
      geringfügige 325 Euro Jobs : JA
      Fächentarif aufbrechen : NEIN, das führt zu einer unkontrollierbaren Streikwelle
      Lohnerhöhungsverzicht : JA, und ich bin Lohnempfänger, aber die 3,5 % machen mich nicht wirklich reicher
      Anpassung der Gehälter der Vorstände : JA, z.B. Bindung an die Schaffung neuer Arbeitsplätze, Bindung an die soziale Verantwortung
      Kündigungsschutz aufbrechen :NEIN, denn ich sehe es bei meiner Firma, Jahrelang wurden die Mitarbeiter aktiv verheizt, Überstunden eingefordert, Sonderschichten und Stress ohne Ende, dann hat die Firma durch Dummheit den größten Kunden vergrault (nicht durch mangelhaften Service, sondern durch utopische Forderungen) und jetzt werden meine Kollegen mit allen Mitteln freigesetzt, während der verursachende Key-Account-Manager nur auf einen anderen Posten gesetzt wird, dazu sage ich "NEIN". Aber diese Praxis wäre super einfach bei aufgebrochenem Kündigungsschutz
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 18:04:06
      Beitrag Nr. 29 ()
      Der Flächentarif ist doch ein Ammenmärchen der ängstlichen Manager.
      Wer keinen Bock auf diesen Schwachsinn hat, braucht nur aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. Dann verhandelt er mit der Gewerkschaft Auge in Auge.
      Da kann man dann fast alles reinschreiben, da die Gewerkschaften sofort kuschen, wenn man entschlossen auf den Tisch haut.
      Die Feigheit der Manager, vor allem in den Großbetrieben, konnte man doch schon bei der Streichung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sehen.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 19:14:48
      Beitrag Nr. 30 ()
      @biotech-fan: Wir liegen gar nicht weit auseinander, wenn ich mir Deine Aussagen ansehe. Allerdings würdest Du es mit sehr kleinen, moderaten Schritten machen wollen. Ich würde es am liebsten im Rahmen eines 10-Jahres-Programms mit einem von vornherein geschnuerten Massnahmen-Paket machen wollen. Diese sollten dann nicht mehr verändert werden sondern konsequent durchgezogen werden. Des weiteren unterscheiden wir uns in der Definition "Was ist sozial gerecht?" Im Vergleich zu mir wünshct Du etwas mehr Staat, ich so wenig Staat wie möglich, soviel Staat wie gerade nötig.

      Gruesse

      @SchwarzZocker: Deine Aussagen sind praktisch unrichtig. Ich kann Dir aus meiner eigenen beruflichen Tätigkeit und Erfahrung bedenkenlos widersprechen. Die Betriebsräte sitzen aufrgund der fast schon gnadenlos arbeitnehmerfreundlichen Gesetzgebung am längeren Hebel.
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 13:35:22
      Beitrag Nr. 31 ()
      Quelle: creditrefom

      2000:

      Bis zum Jahresende 2000 ist mit 40.400 Gesamtinsolvenzen in Deutschland zu rechnen – ein Zuwachs gegenüber 1999 um 19,3 Prozent (Vorjahr: 33.870). Besonders die Entwicklung bei den Verbraucherinsolvenzen schlägt sich in den Zahlen nieder. So steigt die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 267,3 Prozent auf 9.000 bis zum Jahresende (1999: 2.450). Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird demgegenüber um 3,3 Prozent auf 27.500 Betriebe steigen (Vorjahr: 26.620). Die Zahl der sonstigen Isolvenzen (überschuldete Nachlässe, Vereine und Stiftungen) wird um 18,8 Prozent auf 3.900 Fälle zurückgehen.

      2001: Starker Anstieg bei Unternehmensinsolvenzen

      Die Zahl der Gesamtinsolvenzen hat in Deutschland mit 49.600 einen neuen Höchststand erreicht – gegenüber 2000 eine Steigerung um 18,7 Prozent. Damit ist im zweiten Jahr hintereinander ein markanter Zuwachs zu verzeichnen: Während jedoch der massive Anstieg von 1999 auf 2000 (23,4 Prozent) von den Verbraucherinsolvenzen verursacht wurde – die Zahl der Verbraucher, die einen Insolvenzantrag stellten, erhöhte sich innerhalb eines Jahres um über 320 Prozent – ist nun auch bei den Unternehmensinsolvenzen eine klare Zunahme zu erkennen. In diesem Jahr ist mit insgesamt 32.400 Unternehmensinsolvenzen zu rechnen – gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 16,0 Prozent. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hat binnen Jahresfrist um 13,6 Prozent auf 13.600 Fälle zugenommen. Demgegenüber fällt bei den sonstigen Insolvenzen – Nachlässe oder Vereine etwa – das Plus mit 3,2 Prozent auf 3.600 eher gering aus.

      1. Halbjahr 2002:Rapide Zuwächse bei Insolvenzen

      Mit einem Wachstum von fast 43 Prozent wurde in Deutschland im ersten Halbjahr 2002 eine neue Rekordmarke bei den Gesamtinsolvenzen erreicht. Bei 34.600 Insolvenzanträgen sind jetzt schon mehr Insolvenzen als im Gesamtjahr 1999 registriert. Der starke Anstieg ist in erster Linie auf die Entwicklung bei den Verbraucherinsolvenzen zurückzuführen, die sich gegenüber dem Vergleichszeitraum nahezu verdoppelt haben – von 7.400 im ersten Halbjahr 2001 auf aktuell 14.500. Im gleichen Zeitraum ist bei den Unternehmensinsolvenzen ein Zuwachs von 25,2 Prozent auf insgesamt 18.800 Insolvenzfälle zu melden (1. Halbjahr 2001: 15.020 Unternehmensinsolvenzen). Gesunken ist dagegen die Zahl der sonstigen Insolvenzen, zu denen überschuldete Vereine und Nachlässe zu zählen sind (1. Hj. 2002: 1.300; 1. Hj. 2001: 1.790).


      Avatar
      schrieb am 08.10.02 13:39:11
      Beitrag Nr. 32 ()
      D E U T S C H L A N D I M T E S T

      Die Statisten

      Von Henrik Müller und Eva Müller

      Dynamische Märkte, aber geringe deutsche Beteiligung - in modernen Technologiebranchen spielt Deutschland lediglich eine Nebenrolle. manager magazin analysiert, warum das so ist.

      Pleiten und Abzocke - die Telekommunikation steht in Verruf. Dabei erlebte die Branche gerade in Deutschland nach der Liberalisierung in den 90er Jahren einen sagenhaften Boom.

      Mittlerweile aber ist Mannesmann D2 bei der britischen Vodafone gelandet, E-Plus bei der niederländischen KPN, Mobilcom bei France Télécom. Als Netzbetreiber ist nur ein heimischer Akteur von Bedeutung verblieben: die Deutsche Telekom. Der ehemalige Monopolist hält einen respektablen Platz in der Oberliga der weltweiten Telekom-Branche.

      Der Achtungserfolg entsteht indes vor allem, weil viele der in den vergangenen Jahren hochgelobten Firmen (Worldcom, Global Crossing, Qwest) als Konkurrenten ausgefallen sind. Jetzt liegt es an dem neuen Chef Helmut Sihler und seinen Vorstandskollegen, für eine solide Basis zu sorgen: Die riskante Expansion in die Vereinigten Staaten mit dem überteuerten Kauf des Mobilfunkanbieters Voicestream muss abgesichert werden. Zudem muss der Schuldenabbau flott vorangehen, sonst stürzt der wankende Riese ab.

      Und wie steht es um die Ausrüster für die Unternehmen der Telekommunikationsbranche? Hier gibt es nach dem Ausstieg von Bosch nur noch einen deutschen Spieler von Gewicht: Siemens. Der Traditionskonzern zählt in der klassischen Vermittlungstechnik zu den Weltmarktführern mit starker Position in Asien. Mit der DSL-Technik erschließt sich Siemens das Geschäft mit Breitband-Anschlüssen.

      Insgesamt brillieren die Münchener hauptsächlich mit traditionellen Techniken, im Internet-Bereich haben sie wenig zu bieten. Auch moderne UMTS-Handys kann der Elektronikgigant nur in Kooperation mit dem amerikanischen Konzern Motorola anbieten.

      Alles in allem gibt die deutsche Industrie in der Telekommunikation nur eine schwache Vorstellung. Zwei halbwegs erfolgreiche Großanbieter sind nicht genug.



      Informationstechnik

      Den Computer hat zwar der Deutsche Konrad Zuse erfunden, das große Geschäft aber machen US-Firmen. Egal ob Hardware, Programmierung, Internet oder Dienste - die hiesige IT-Branche besteht größtenteils aus den Tochterfirmen amerikanischer Konzerne. Sie verkaufen in Deutschland Produkte, die im Ausland entwickelt und hergestellt wurden.

      Entsprechend gering fällt der Wachstumsbeitrag der Kommunikations- und Informationstechnik-Branche aus. Der Sektor hat selbst in den Boomjahren 1995 bis 2000 im Schnitt nur einen mageren Viertelprozentpunkt zum Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts beigetragen. In den Vereinigten Staaten belief sich dieser Wert auf einen ganzen Prozentpunkt.

      Nur vier deutsche Unternehmen haben im globalen IT-Markt irgendeine Bedeutung.

      Unter den Rechnerherstellern erreicht neben kleinen lokalen Kistenschraubern (etwa die Supermarkt-Lieferanten Medion und Actebis) einzig Fujitsu-Siemens eine erkennbare Größe. Das deutsch-japanische Unternehmen ist aber nur im direkten Umkreis seiner Heimatmärkte erfolgreich.

      Der Halbleiterfabrikant Infineon fährt mit der Konzentration auf moderne Kommunikationschips zwar eine gute Strategie. Ihm fehlt zum echten Global Player aber noch die Größe. Die Kollegen von Epcos hingegen sind schon heute die Nummer zwei in ihrer Nische "Elektronische Bauelemente".

      Ein echter Weltmeister zeichnet Deutschland im Programmieren aus: Die SAP AG führt das globale Geschäft mit betriebswirtschaftlicher Software unumstritten an. Bei Programmen, die Geschäftsprozesse steuern, zählen Zuverlässigkeit und Qualität - deutsche Tugenden eben. Um das Walldorfer Unternehmen entstand ein blühender Servicesektor, dessen kleine und mittlere Firmen die SAP-Kunden betreuen.

      Perspektive: Wann sich der angeschlagene IT-Markt wieder erholt, ob er je wieder zweistelliges Wachstum erzielt - darüber rätseln die Auguren. Klar aber ist, dass die Deutschen - außer SAP - nicht in der Weltliga spielen.

      Medien und Entertainment



      In kaum einem Land der Erde gibt es so viele Zeitungen und Zeitschriften wie in Deutschland. International aber sind die großen nationalen Verlagskonzerne von Burda bis Springer unbedeutend. Sie expandieren höchstens in Nachbarländer und da vor allem nach Osteuropa.

      Nach der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch existiert in Deutschland nur noch eine multimediale Großmacht: Bertelsmann. Obwohl weltweit nur auf Platz 5, gilt der Gütersloher Konzern derzeit als einsamer Star. Während der Konkurrent Vivendi Universal am Abgrund steht, erwirtschaften die Ostwestfalen auf Grund einer geschickten Beteiligungspolitik (AOL Europe, Mediaways) Gewinne - als Einzige in der Branche.

      Allerdings sind die Bertelsmänner vor allem im traditionellen Geschäft mit Presse und Büchern sowie im Musikbusiness international erfolgreich. Im Fernsehgeschäft (RTL Group) spielen sie nur in Europa eine Rolle, im Film- und Entertainment-Business sind sie kaum vertreten.

      Es bleibt dabei: Das umsatzträchtige Unterhaltungsgeschäft mit Filmen dominiert Hollywood. Computerspiele werden in den Vereinigten Staaten und Japan entwickelt. Und die Deutschen bedrucken Papier.
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 14:43:51
      Beitrag Nr. 33 ()
      Und weiter geht es: ;)



      Deutschlands Wirtschaft im Test

      Eine Serie von Eva Müller und Henrik Müller

      Wie gut ist unsere Wirtschaft tatsächlich? Kaum eine andere Frage bewegt die Deutschen derzeit so stark. manager magazin gibt Antworten - erfreuliche und traurige.

      "Deutschland ist gut." 2,5 Millionen Euro lässt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder die Verbreitung dieser frohen Botschaft kosten.

      Ganz falsch liegt der Kanzler mit seiner Kampagne nicht: In den Ranglisten der weltgrößten Firmen halten deutsche Konzerne Spitzenplätze. Die heimische Industrie hat in jüngster Zeit Anteile an den globalen Märkten zurückgewonnen. Im Export sind wir Vizeweltmeister, nach den USA.

      Klingt doch super.

      Deutschland ist schlecht. Die Bundesbürger verdummen, siehe Pisa-Studie. Es mangelt an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Was Wunder, dass die Wirtschaft in den Hochtechnologien weit hinten liegt. Dass kein anderes europäisches Land so langsam wächst. Dass nirgendwo sonst so wenig neue Jobs entstehen.

      Klingt doch furchtbar.

      Beides stimmt: Viele deutsche Unternehmen zählen zur Weltelite - die deutsche Wirtschaft krankt an Wachstumsstörungen.

      Wie passen diese scheinbaren Widersprüche zusammen? Herrschen bei uns argentinische Verhältnisse, wie DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun unkt? Oder findet die deutsche Wirtschaft wieder Anschluss an die Weltspitze?

      Eine mm-Analyse der wichtigsten Branchen zeigt: In den vergangenen zehn Jahren haben sich einige Wirtschaftszweige spektakulär regeneriert - etwa die Autoindustrie. Andere sind überhaupt erst als Wirtschaftsfaktoren aufgeblüht - wie Versorger, Transport und Logistik.

      Aber es gibt auch die traurigen Fälle, die in einem kaum vorstellbaren Maß zurückgefallen sind - die Banken zum Beispiel oder die Bauindustrie. Ganz zu schweigen von Zukunftsbranchen wie Informationstechnologie und Pharma, in denen deutsche Unternehmen nur in Ausnahmefällen globale Bedeutung genießen.

      Da Top, dort Flop. Warum feiern einige Sektoren große Triumphe, während andere unter Erfolglosigkeit leiden - obwohl doch alle gleichermaßen unter hohen Steuern und Sozialabgaben, unter verkrusteten Arbeitsmärkten und lähmender Bürokratie leiden?

      Wer die Entwicklung genauer betrachtet, entdeckt vier Grundmuster.

      1. Auf alte Industrien gebaut

      International führend ist Deutschland in traditionellen Industriezweigen. Autoindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie - das ist nach wie vor der Kern der heimischen Ökonomie.

      Traditionell heißt nicht: veraltet. Im Gegenteil, die führenden Firmen dieser Branchen haben die technologische Revolution der 90er Jahre mitgemacht, haben moderne Computertechnik, innovative Verfahren und Geschäftsmodelle aufgegriffen, neue Produkte entwickelt, viel Geld in Forschung und Entwicklung gesteckt.

      Mit Erfolg behaupten sich die runderneuerten Unternehmen im globalen Wettbewerb. Auch weil Staat und Gesellschaft helfen, wo sie nur können: Öffentliche Forschungseinrichtungen und Universitäten liefern Know-how, das System der beruflichen Bildung sorgt für handwerklich versierte Facharbeiter, das Tarifkartell schafft Ruhe in den Belegschaften.

      Traditionell heißt aber auch: nicht sonderlich dynamisch. Die Märkte stagnieren. Mehr Wachstum und Beschäftigung entstehen anderswo - oder gar nicht.

      2. Im Erfinden schwach

      In den USA, in Skandinavien oder Großbritannien haben Hightech-Branchen wie Chipproduktion, Softwareentwicklung und Biotechnologie in den vergangenen zehn Jahren Dynamik erzeugt. Deutsche Unternehmen hingegen spielen nur in Ausnahmefällen global mit.

      Herr, wirf Hirn vom Himmel. Hier liegt der Hauptgrund für die deutsche Tech-Schwäche: Es gibt zu wenig Hochqualifizierte. Nur 23 Prozent der deutschen Erwerbsbürger haben eine Fach-, Fachhochschule oder Uni absolviert. Zum Vergleich: In Schweden sind es 29 Prozent, in den USA gar 35 Prozent.

      Die Folge: Deutschland muss Technologien im großen Stil importieren. Bei technologischen Services wie Ingenieur- und EDV-Leistungen, wie Patenten und Lizenzen klafft ein Handelsbilanzdefizit von 7,5 Milliarden Euro - 15-mal so viel wie noch 1990.

      3. Deutscher Heimnachteil

      Die Wirtschaft lebt vom Export. Seit Jahren trägt fast nur die Warenausfuhr zum Wachstum bei, die Inlandsnachfrage verharrt im Dauertief.

      Dummerweise können Vizeweltmeisterschaft im Export und lahmes Heimatgeschäft auf Dauer nur schwer parallel bestehen. Ein schwacher Inlandsmarkt gefährdet die Wettbewerbskraft: Unternehmen, die zu Hause keine konkurrenzfähige Größe erreichen, haben es am Weltmarkt schwer.

      Unmittelbar betroffen: Handel, Konsumgüter, Bau. Branchen, die direkt vom privaten Verbrauch abhängen.

      4. Vorteil Liberalisierung

      Und wo bleibt das Positive? Bitte schön: In den 90er Jahren hat der deutsche Staat einige Bereiche aus seiner Obhut entlassen. Die Liberalisierung hat Telekommunikation, Energieversorgung, Transportmarkt und Post in dynamische Wirtschaftszweige verwandelt. Privatisierte Firmen wie Lufthansa, Post und Deutsche Telekom haben sich von muffigen Behörden zu global agierenden Konzernen entwickelt.

      Jetzt zahlt sich aus, dass Deutschland früh und entschlossen Staatsmonopole aufgebrochen hat. Auf Effizienz getrimmte Ex-Monopolisten lassen ihre staatlichen Konkurrenten in anderen Ländern alt aussehen. Die Branchen sind in den 90er Jahren explodiert - allein in der Telekommunikation stieg die Wertschöpfung um 72 Prozent.

      Ließe doch der Staat in der gesamten Wirtschaft die Zügel locker. Aber Fehlanzeige, die Reformbereitschaft in Deutschland ist gering.

      So weit, so trübe

      Eine erste Bilanz der vier großen Trends zeigt, dass in der deutschen Volkswirtschaft mehr Frust als Lust herrscht. Bei näherem Hinsehen allerdings differenziert sich das Bild. In nährstoffarmer Umwelt trotzen einige Unternehmen den Widrigkeiten, ja sie dominieren gar den Weltmarkt. Einst erfolgreiche Konzerne dagegen versagen kläglich.

      Jenseits tagesaktueller Aufgeregtheit und kurzfristiger Konjunkturen hat mm nach den langfristigen Trends gefahndet. Eine Analyse, wo die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich noch Spitze ist. Und wo nicht.

      Die gesunde Basis

      Von Henrik Müller und Eva Müller

      Hervorragende Unternehmen, aber stagnierende Märkte. Klassische Industrien wie Chemie und Maschinenbau liegen im globalen Vergleich auf den vorderen Plätzen. manager magazin sagt, was Deutschlands traditionell starken Branchen blüht.



      Die Verteilung von Strom und Gas erledigten in Deutschland bis vor kurzem Monopolisten: regionale Versorger, Stadtwerke und Großanbieter wie Veba, Viag oder RWE. Diese Mischkonzerne hatten sich mit ihren satten Gewinnen ein undurchschaubares Sammelsurium an Beteiligungen zusammengekauft.

      Die Liberalisierung des Versorgungsgeschäfts zwang den Konglomeraten einen scharfen Wettbewerb auf. Konsequenz: Die Versorgungsanstalten wandelten sich zu schlagkräftigen Konzernen, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und überflüssigen Ballast abstoßen.

      Als dominante Spieler etablierten sich RWE (siehe: "Hochspannung") und die aus der Fusion von Veba und Viag entstandene Eon (siehe: "Endlich Ruhe"). Die beiden Energieriesen übernehmen derzeit emsig im In- und Ausland Stadtwerke, Regionalgesellschaften und Konkurrenten. Das Ziel: der Aufbau möglichst großer Versorgungsnetze, die hohe Gewinne abwerfen.

      Gegenüber den Staatsunternehmen in den anderen europäischen Ländern und den regional extrem zersplitterten US-Firmen halten die deutschen Versorger klare Wettbewerbsvorteile. Sie haben den Übergang zum privatwirtschaftlichen Unternehmen geschafft, der etwa der französischen Électricité de France (siehe: "Abgang in Karlsruhe") oder der italienischen Enel noch bevorsteht.

      Gelingt es Eon und RWE, ihre vielen Neuerwerbungen geschickt zu integrieren, stehen sie vor allem im Vergleich zum antiquierten US-Energiegeschäft und zu den abgeschotteten asiatischen Märkten unangefochten an der Spitze.

      Die Versicherungswirtschaft



      Ohne Lebens-, Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Aussteuer- sowie Ausbildungsversicherung fühlt sich der Deutsche den Wechselfällen seiner Existenz schutzlos ausgeliefert. Ähnlich wie bei der Autoindustrie (siehe: "Schock-Options") hat die spezifische Befindlichkeit der Bundesbürger eine blühende Versicherungsbranche geschaffen.

      Und ähnlich wie beim Auto sorgt auch bei den Versicherungen der Staat mit allerlei Regelungen dafür, dass es dem Sektor richtig gut geht: Die Erträge aus Kapitallebensversicherungen sind hier zu Lande steuerfrei. Dank dieser Subvention stecken Anleger ihr Geld lieber auf Jahre fest in eine Versicherung als in einen Fonds. Wunderbares Kapital, mit dem Herr Kaiser und seine Kollegen arbeiten können.

      Auf dieser komfortablen Basis sind viele kleine und mittlere Firmen entstanden, meist in genossenschaftlicher oder öffentlich-rechtlicher Form. Überragt wird der mal mehr, mal weniger erfolgreiche Mittelstand von einem globalen Spitzenstar: der Allianz.

      Der weltgrößte Versicherer steckt die auskömmlichen Gewinne aus dem Inlandsgeschäft seit 1991 systematisch in die Internationalisierung des Konzerns. Mit ihrem internationalen Vertriebsnetz war die Allianz bestens auf die Deregulierung in der Europäischen Union Mitte der 90er Jahre vorbereitet. Der Kauf der Dresdner Bank soll die ehrgeizigen Münchener jetzt auch noch zum Allround-Finanzdienstleister befördern - eine Strategie, die hohe Risiken birgt (siehe: "Teilt der Versicherer die Dresdner Bank jetzt auf?").

      Der zweite deutsche Weltspieler in der Versicherungsliga agiert ebenfalls äußerst erfolgreich. Die Münchener Rück liegt nach Prämienvolumen seit Jahren auf dem Spitzenplatz unter den weltgrößten Rückversicherern (siehe: "Günstiger Wertschaffer").

      Die erfolgreiche Expansion der deutschen Assekuranz lässt sich an der Börsenkapitalisierung der Unternehmen ablesen: Sie stieg um durchschnittlich 16 Prozent pro Jahr.

      Auch wenn die Versicherer über hohe Schäden durch Terror und Umweltkatastrophen klagen - eine große Unwägbarkeit für die Branche liegt im "politischen Änderungsrisiko", wie Hans-Jürgen Schinzler sich ausdrückt. Der Vorstandsvorsitzende der Münchener Rück bemängelt vor allem, dass eine neue Bundesregierung den steuerfreien Verkauf von Beteiligungen wieder abschaffen könnte (siehe: "Hohe Buchverluste drohen"). Das wäre ärgerlich für die Versicherer, schließlich erhoffen sie sich für die Zukunft aus dem Geschäft mit Unternehmensteilen schöne Renditen.

      Der Maschinen- und Anlagenbau

      Ende der 80er Jahre schienen Japaner und Italiener den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern den Rang abzulaufen. Heute ist die Branche überwiegend gesund, obwohl die Krise des Anlagenbauers Babcock Borsig aktuell einen anderen Eindruck vermittelt.

      Viele der Mittelständler, welche die äußerst vielfältige Branche prägen, dominieren unangefochten enge Marktnischen, und zwar global - hochspezialisierte Fachfirmen, die zumeist Einzelstücke nach Kundenwünschen fertigen. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser zum Beispiel versorgt die Welt mit Profi-Wäschemangeln. SMS-Chef Heinrich Weiss ist führender Ausstatter für Stahlwerke.

      Völlig gegenläufig zur Fusionsorgie anderer Branchen sind in den 90er Jahren große Anbieter tendenziell geschrumpft, kleinere Firmen hingegen gewachsen. Der Grund für diese Ausnahmeentwicklung: In der üblichen Maßfertigung für die Kunden bringt schiere Unternehmensgröße kaum Vorteile. Im Gegenteil: Kleinere können schneller und flexibler arbeiten.

      Für Deutschlands Ruf als Exportvizeweltmeister sind die Maschinen- und Anlagenbauer maßgeblich mitverantwortlich. Traditionell exportieren sie den Großteil ihrer Produktion, inzwischen rund 60 Prozent.

      Die Branche, meint SMS-Chef Weiss, sei unter anderem deshalb "stark, weil sie überwiegend aus inhabergeführten Unternehmen besteht". Und weil sie sich, wie die Autoindustrie, auf etablierte Standortvorteile wie die Facharbeiterausbildung und die Technischen Hochschulen verlassen kann.

      Auf stagnierenden Märkten versuchen die Firmen zu wachsen, indem sie eine immer breitere Palette an Dienstleistungen anbieten, von der Wartung der Maschinen bei ihren Kunden bis zur Entwicklung von Produkten im Auftrag von Großkonzernen. Aus Schrauberbuden werden Systemanbieter.

      Das bedeutet aber auch: Immer weniger Wertschöpfung wird in Deutschland erbracht, immer mehr im Ausland - als Service vor Ort beim Kunden.

      Trotz solider Basis und jüngster Erfolge kommen Schwierigkeiten auf die Branche zu: "Der Maschinen- und Anlagenbau leidet wie kaum eine Branche unter der strukturellen Investitionsschwäche der deutschen Wirtschaft", warnt der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands. "Die deutliche Ausweitung der Auslandsumsätze konnte und kann dies nur zum Teil kompensieren." Und dann ist da noch ein gravierenderes Problem: der Mangel an Facharbeitern und Ingenieuren.

      Firmen, die keine Leute finden, dürften geneigt sein, noch mehr Produktion ins Ausland zu verlagern.

      Die chemische Industrie

      Nur einer kann gewinnen. Nach diesem Muster lief die Abspaltung der Pharma- von der Chemieindustrie in den vergangenen Jahren ab. Sieger in Deutschland war die Chemie.



      BASF ist das größte Chemieunternehmen der Welt (siehe: "Die Chemie stimmt wieder"), Degussa der größte Spezialchemiehersteller (siehe: "Getrübter Blick in die Zukunft"). Bayer, einer der letzten Konzerne, die sich nicht eindeutig für Chemie oder Pharma entscheiden mögen, gilt als Polymer-Produzent etwas in der Welt (siehe: "Partner verzweifelt gesucht"). Auch Spezialisten wie die Hoechst-Abspaltung SGL Carbon sind bedeutende Spieler (siehe: "Das zweite Kartell-Desaster").

      Die kapitalintensive Branche profitiert in Deutschland von ihrer langjährigen Erfahrung und der in diesem Bereich hervorragenden öffentlichen Forschung. Durchschlagender Erfolg: Die Börsenkapitalisierung der deutschen Chemiekonzerne stieg im vergangenen Jahrzehnt schneller als die aller ausländischen Konkurrenten.

      Leider entwickelt sich die Chemie nicht sehr dynamisch. In den 90er Jahren stieg die Wertschöpfung in Deutschland um ganze 7 Prozent.

      Dafür aber haben es die Besten geschafft, sich "konjunkturrobust" aufzustellen, wie BASF-Vorsteher Jürgen Strube stolz vermerkt. Weiteres Wachstum will er mit "aktivem Portfoliomanagement" erzielen - vulgo: mit dem Verkauf schwacher Geschäftsfelder und dem Kauf renditeträchtiger Gebiete.

      Die schönen Renditepläne könnte den Chemikern die EU durchkreuzen. Die will eine Richtlinie verabschieden lassen, die den Umgang mit Chemikalien stärker reglementieren soll, und den Handel mit Emissionszertifikaten einführen (siehe: "Emissionsrechte"). Die neuen Regeln würden die deutsche Chemie laut Branchenverband VCI mit mehr als drei Milliarden Euro jährlich belasten.

      Die Bedrängten

      Von Eva Müller und Henrik Müller

      Gefangen im deutschen Nachfragetief - Firmen, die Verbraucher direkt beliefern, haben es schwer. Die Einkommen der Bürger steigen kaum noch. manager magazin sagt, was Deutschlands bedrängten Branchen blüht.

      Für die Produktion von Waren des täglichen Gebrauchs ist in Deutschland traditionell der Mittelstand zuständig. Die kleinen und mittleren Firmen stellen nahezu alles her, von Anzügen bis Zahnpasten. Mit höchst unterschiedlichem Erfolg.

      Etliche Unternehmen, darunter viele Textiler, schrammen permanent am Rande der Pleite entlang. Andere zählen zu den Hidden Champions, den heimlichen Gewinnern, die äußerst ertragreich die internationalen Märkte bedienen: Haribo liefert seine Gummibärchen, Melitta seine Kaffeefilter, Hofbräu sein Bier, Bulthaup seine Luxusküchen oder Schramm seine Edelmatratzen.

      Ein richtig großer Konzern von der Güte eines Nestlé, Procter & Gamble, Unilever oder Kraft Foods aber fehlt der deutschen Konsumgüterindustrie.

      Hauptgrund: Die Nachfrage der 82 Millionen Bundesbürger schwächelt seit Jahren, der Nährboden ist mager. Weil der heimische Verkauf von Lebensmitteln, Klamotten oder Kosmetika nur langsam wächst, haben die Markenartikler es vergleichsweise schwer, eine konkurrenzfähige Größe zu erreichen. Die Wettbewerber in dynamischen Ländern mit großem Heimatmarkt, insbesondere den USA, haben es deutlich leichter.

      Zu den wenigen global bedeutsamen Spielern aus Deutschland zählen Adidas, Puma, Wella und vor allem Beiersdorf, mit Nivea immerhin eines der am schnellsten wachsenden Kosmetikunternehmen der Welt. Den Beiersdorf-Konzern, der so erfolgreiche Marken wie Hansaplast oder Tesa besitzt, wollen derzeit die französische L`Oréal und die Handelskette Tchibo übernehmen.

      Der Handel

      Wenn das Geld knapp wird, triumphieren Handelsketten und Discounter. Billig und gut, mit dieser Devise haben Aldi und Co. ihren Siegeszug angetreten. Hochpreisigere Konkurrenten wie KarstadtQuelle, Tengelmann und Spar sind zurückgefallen.



      Gewöhnt an extrem scharfe Konkurrenz und superdünne Margen, setzten sich einige deutsche Unternehmen zumindest in Europa durch. Der Discounter Lidl wächst zum Beispiel im angrenzenden Ausland stark. Schlecker betreibt Europas größte Drogeriemarktkette, Douglas ist Europa-Marktführer bei Parfumerien.

      In bestimmten Handelsformen erobern deutsche Konzerne sogar international führende Positionen. Otto ist der weltgrößte Versandhändler, Aldi die international wichtigste Discountkette, mit Erfolgen auch in den USA.

      Alles Peanuts. In der Rangliste der weltweit größten Handelsunternehmen taucht unter dem Kürzel D einzig der Metro-Konzern auf. Im Vergleich zum amerikanischen Wal-Mart oder zur französischen Carrefour wirkt aber sogar der deutsche Riese wie ein Winzling.

      Auch die Metro ist nicht wegen, sondern trotz ihrer deutschen Heimat erfolgreich. Fast die Hälfte der Umsätze macht der Konzern mit der Zentrale in Düsseldorf mittlerweile im Ausland. Auch für das gute deusche Abschneiden bei der Branchen-Börsenentwicklung ist die Metro maßgeblich verantwortlich: 1996 ging der kurz zuvor aus Asko, Kaufhof und Deutscher SB-Kauf fusionierte Konzern an die Börse und wurde prompt zum Schwergewicht am deutschen Markt.

      Perspektive: Die schwache Inlandsnachfrage zwingt die Handelshäuser in Deutschland zur Internationalisierung ­ anders können sie in Zukunft kaum noch anständige Wachstumsraten generieren.

      Die Top-Händler
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 21:54:18
      Beitrag Nr. 34 ()
      @lassemann
      Der Thread ist gut, er hat was! Er sollte nicht in der Versenkung verschwinden, sondern von jedem interessierten an seinen örtlichen Bundestagsabgeortneten übergeben werden.
      Unabhängig von der politischen Ansicht.
      Auch wenn ich mich nicht mit allen Vorschlägen identfizieren kann, finde ich die Mehrheit der Vorschläge zumindest überlegenswert.
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 22:43:16
      Beitrag Nr. 35 ()
      @aekschonaer: Thanx. Der Thread soll auch nicht parteiisch sein. Alle Vorschläge der jeweiligen Autoren kann ich auch nicht unterstreichen, aber es handelt sich bei den Überlegungen um kein Klein-Klein, sondern um ganzheitliche Therapie. Und genau das finde ich daran sehr gut.

      Welche Aussagen kannst Du denn nicht teilen?

      Gruesse

      Lasse
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 14:50:41
      Beitrag Nr. 36 ()
      Eine Kolumne, die die traurigen Aktivitäten der Regierung unterstreicht:

      manager-magazin.de, 15.10.2002, 12:06 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,218199,00.…

      D I E M E T Z L E R - K O L U M N E

      Es reicht!
      Von Johannes J. Reich

      Steuern und staatlich verordnete Abgaben haben in Deutschland ein Niveau erreicht, das nicht mehr akzeptabel, weil massiv wachstumshemmend ist. Es ist an der Zeit, dem Einhalt zu gebieten.

      Rauchen gegen den Terror. Autofahren für die Renten. Heiraten und Hausfrau sein für staatliche Krippen und Krabbelstuben. Erben und Vererben für die Bildung. Darf`s noch ein bisschen mehr sein?

      Wie wäre es zum Beispiel mit Rad fahren für die Bahn oder mit Wasserlassen für die Binnenschifffahrt? Diverse Steuern auf allerlei Körperertüchtigungen könnten doch dem siechen Gesundheitssystem auf die Beine helfen. Höhere Steuern auf den Verzehr von Süßigkeiten für - sagen wir - die darbende Keramikindustrie wären auch nicht schlecht.

      Die wachsende Fragwürdigkeit des staatlichen Haushalts- und Finanzgebarens offenbart sich in solchen Beispielen, die - zugegebenermaßen - satirisch überhöht, aber gar nicht mehr lustig sind. Für jedes Haushaltsloch eine neue, eine höhere Steuer, zu der gleich eine besonders ehrenwerte Begründung, ein hehrer Zweck mitgeliefert wird: Man will ja schließlich gut und "gerecht" erscheinen.

      Der Deckmantel pseudofürsorglicher Gutmenschlichkeit

      Es ist wirklich traurig, wie der deutsche Steuerstaat unter dem Deckmantel pseudofürsorglicher Gutmenschlichkeit versucht, in das Portemonnaie der Bürger zu greifen, versucht, seine Fantasielosigkeit und mangelnde Sparsamkeit unverhohlen auch mithilfe eines von ihm selbst geschürten Sozialneides zu verschleiern, um so an noch mehr Geld zu kommen, das ihm kaum zusteht.

      Dass sich niemand täusche: Die Versuche, "soziale" oder andere "gute" Zwecke und Motive für das Erhöhen oder die Einführung von immer neuen Steuern und Abgaben zu erfinden, sind nicht etwa das Resultat von schlechtem Gewissen der politisch Verantwortlichen.

      Vielmehr ist es reiner Machterhaltungstrieb, der sich des Deckmantels der "Gerechtigkeit" bedient, um sich damit eine möglichst große Gefolgschaft beim Wahlvolk zu sichern. So muss sich niemand wundern, wenn bald jede Eigenverantwortung, jeder Leistungsanreiz, jeglicher strukturelle Fortschritt, jegliches Wirtschaftswachstum erstickt. Der Staat wird`s schon richten.

      Wem nützen Umverteilungsorgien?

      Der Staat nimmt, der Staat gibt. Vor allem sich selbst. Steuern und staatlich verordnete Abgaben haben in Deutschland mittlerweile ein Niveau erreicht, das nicht mehr akzeptabel, weil massiv wachstumshemmend ist.

      Länger als die Hälfte des Jahres arbeitet heute der deutsche Erwerbstätige im Durchschnitt ausschließlich für den präpotent-omnipräsenten staatlichen Verwaltungs- und Umverteilungsapparat. Es drängt sich der Verdacht auf, dass bei diesen fortwährend neu erdachten Umverteilungsorgien mehr verloren geht als nur Leistungsanreize für mehr Wachstum. Es geht schlicht Geld verloren, das hängen bleibt in der Ineffizienz staatlicher Umverteilungsbürokratie.

      Das Prinzip der Nonaffektation

      Es ist an der Zeit, dem Einhalt zu gebieten. Es ist an der Zeit, dass sich die staatlichen Haushalte beschränken. Es ist an der Zeit, zu den Prinzipien ordentlicher staatlicher Haushaltsführung zurückzukehren. Ein solches Prinzip heißt – zunächst kryptisch, aber um so wesentlicher – Nonaffektation.

      Was heißt Nonaffektation? Das heißt unter anderem, dass erhobene Steuern und Abgaben zunächst einmal schlicht staatliche Einnahmen sind. Geld, das der Staat seinen Bürgern wegnimmt, um seine staatlichen Aufgaben zu erledigen. Es bedeutet weiterhin, dass solche Staatseinnahmen nicht zweckgebunden sind und auch nicht zweckgebunden motiviert sein dürfen.

      Vom Unterschied zwischen Steuern und Gebühren

      Nur zum Detailverständnis: Die Zweckbindung von öffentlichen Einnahmen gibt es - und zwar in Form von Gebühren, denen direkt erkennbar und überprüfbar öffentliche Leistungen gegenüberstehen. Der Bürger empfängt direkt ihm zurechenbare Leistungen - etwa in der Müllbeseitigung -, für die er Gebühren entrichtet.

      Steuern sind jedoch keine Gebühren. Steuern sind staatliche Einnahmen, denen keine direkt zurechenbaren staatlichen Leistungen gegenüberstehen. Der Steuerzahler, der mit seiner Steuer die staatlichen Ausgaben für die Bundeswehr mitfinanziert, hat nicht etwa ein Anrecht auf zwei oder drei Soldaten, die vor seiner Wohnung zweimal die Woche Wache schieben.

      Nebelkerzen statt Ehrlichkeit

      Genauso wenig hat aber der Staat als Steuereintreiber ein Anrecht darauf, seinen Steuerzahlern gegenüber zu behaupten, dass bestimmte Steuern nur einem bestimmten Zweck oder bestimmten Gesellschaftsgruppen zugute kämen. Denn dies ist regelmäßig nicht der Fall, nicht überprüfbar und im politischen Kontrollprozess nicht verifizierbar.

      Das Prinzip der Nonaffektation zu beachten hieße, zu mehr Ehrlichkeit in der Steuerpolitik zurückzufinden. Die politische Willensbildung würde nicht mehr verschleiert durch die vielen Nebelkerzen vorgeblich "guter" Zwecke im Gewand sozialer "Gerechtigkeit" – in Wahrheit geht es nur um noch mehr Geld für den Staat –, sondern könnte sich konzentrieren auf die Frage: Wie viel ist des Staates, wie viel Geld soll der Staat seinen Bürgern wegnehmen dürfen, wie hoch soll der Staatsanteil in Deutschland sein?

      Die ehrliche Antwort auf diese Frage könnte für den Investitionsstandort Deutschland – vor allem für internationale Investoren – Klarheit schaffen und helfen, die Aufmerksamkeit endlich darauf zu richten, wie mehr Wachstum erreicht werden kann, anstatt sich im Streit um die Verteilung des zunehmenden Mangels aufzureiben.
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 11:34:30
      Beitrag Nr. 37 ()
      Aus der FTD vom 21.10.02

      Christoph Keese "Traum vom Auswandern"

      "...Rot-Grün hat vier Jahre lang nicht verstanden, dass Wachstum im Zentrum der Politik stehen müsste. Um alles Mögliche haben sich die Protagonisten gekümmert: Atomausstieg, Dosenpfand, gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Nur das wichtigste aller Ziele - Wachstum - ist ihnen kaum über die Lippen gekommen. Jetzt muss die Koalition erfahren, dass Wachstum nicht alles ist, ohne Wachstum aber alles nichts. Eichel, Schröder, Müller & Co. sind als Wirtschaftspolitiker desaströs gescheitert. Am meisten geschadet haben sie damit ihrer eigenen Klientel. Laut BDI-Prognose steigt die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten auf 4,5 Millionen. Auch fünf Millionen scheinen nicht mehr undenkbar.

      Was sind die Ursachen für dieses Scheitern? Es gibt ein Bündel von Gründen, von denen einer bislang zu wenig Beachtung fand: Das Kabinett ist für die Steuerung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zu schlecht qualifiziert. Das Topmanagement eines hoch entwickelten, komplexen Landes sollte mindestens zu einem Teil aus Volkswirten und Betriebswirten bestehen, wenigstens aber aus Menschen, die einen Abschnitt ihres Berufslebens in Firmen verbracht haben. In Frankreich, Kanada, Australien oder den USA ist das gute Tradition. Kabinette ohne Wirtschaftserfahrung wären dort undenkbar.

      Kabinett ohne Wirtschaftserfahrung

      Nur die Deutschen glauben, dass soziale Durchlässigkeit bis in das Bundeskabinett reichen muss und prinzipiell jedermann alles on the job lernen kann - und sei es das Regieren einer Nation mit jährlicher Wirtschaftsleistung von über 2000 Mrd. Euro. Gerhard Schröders Kabinett wäre für die Leitung einer Justizvollzugsanstalt, einer Gesamtschule oder eines Landgerichts besser qualifiziert als für diese anspruchsvolle Aufgabe.

      In Fraktions- und Regierungsspitze sitzen drei Schulabbrecher (Müntefering, Fischer, Renate Schmidt), zwei Sozial- und Geisteswissenschaftler (Trittin, Weiss), fünf Lehrer (Eichel, Wieczorek-Zeul, Ulla Schmidt, Bulmahn, Sager), eine Theologin (Göring-Eckardt) und acht Juristen (Schröder, Clement, Schily, Stolpe, Künast, Steinmeier, Struck, Zypries). Für sich genommen wäre die Ausbildung kein Problem, wenn die Minister wenigstens in Unternehmen gearbeitet und dort Erfahrungen gesammelt hätten. Doch Fehlanzeige. Im Kabinett arbeiten fast ausschließlich Menschen, die ihr ganzes Leben im öffentlichen Sektor verbracht haben. Nur Renate Schmidt hat einmal bei Quelle gearbeitet, und Wolfgang Clement war einige Jahre Journalist in privaten Verlagen. Am meisten Erfahrung hat noch Franz Müntefering, der mit 14 von der Schule abging und Industriekaufmann lernte.

      Operative Verantwortung für ein Unternehmen hat noch kein Minister getragen. Deswegen versteht auch keiner wirklich, wie man Unternehmer zum Investieren motiviert, oder wie schockierend es wirkt, wenn die Sozialabgaben steigen. Sie kennen keinen existenziellen Finanz- und Wettbewerbsdruck. Sie wissen nicht, wie schwer es ist, Gewinne zu machen, und wie hart ein Manager arbeiten muss, um Firma und Mitarbeiter über die Runden zu bringen.

      Beamte regieren das Land. Niemand kann den Unternehmern verü…
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 11:48:12
      Beitrag Nr. 38 ()
      @37

      ...den Artikel hab ich woanders auch schon gepostet. Treffender kann man die Gründe der Politikerinkompetenz nicht beschreiben.
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 11:50:45
      Beitrag Nr. 39 ()
      Hi,

      zja, was haben wir alle gehofft, dass die Regierung endlich mal strukturelle Reformen durchzieht. Nichts da. Im Gegenteil. Es wird erstmal wieder die Steuer- und Abgabenschraube wieder angezogen. Kosnequenz wird sein: Weniger Wachstum, weniger Investitionen, Kapitalflucht!

      Firmen drohen mit Flucht aus Deutschland

      Steuerpläne: Siemens und Allianz erwägen Konsequenzen. Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft

      Berlin - Führende deutsche Manager haben die Steuerpläne der rot-grünen Koalition heftig kritisiert und Standortnachteile heraufbeschworen. Einige Unternehmen denken offenbar daran, angesichts der wachsenden Steuerlast ihre Konzernspitze ins Ausland zu verlegen. Siemens erwägt nach Informationen der WELT, ob es nicht sinnvoll sei, auszuwandern und eine Firmenholding im Ausland anzusiedeln. Dort werden schon jetzt 80 Prozent des Umsatzes erzielt. Auch der Allianz-Konzern stellt ähnliche Überlegungen an. Besonders verärgert sind die großen Unternehmen über die von der Koalition geplante Mindeststeuer, nach der Unternehmen künftig nur die Hälfte ihres Gewinns durch frühere Verluste mindern können.

      Im Gespräch mit der WELT bestätigte BDI-Chef Michael Rogowski die "katastrophale" Stimmung in den Konzernen. "Man kann nicht wiedergeben, welche Worte dort teilweise gefallen sind." Auch in den Zentralen ausländischer Firmen schaue man besorgt auf das, was die rot-grüne Regierung in Deutschland gerade anrichte. Das sei kein gutes Omen für Investitionen in den Standort D, so Rogowski.

      Etliche Wirtschaftsbranchen befürchten eine Verschärfung der Konjunkturkrise als Folge des rot-grünen Sparpakets. Der Einzelhandel erklärte, die Beschlüsse sorgten für einen erheblichen Kaufkraftverlust und könnten das Weihnachtsgeschäft verderben. "Die Regierung will den Leuten mit ihren Sparplänen immer mehr Geld aus der Tasche ziehen. Dem Handel gehen dadurch nochmals mehrere Milliarden Umsatz verloren", sagte der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr. Bisher habe der Handel gehofft, dass die umsatzstarken Monate November und Dezember endlich die Wende bringen würden.

      Der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, appellierte an die Koalition, auf die geplanten Abstriche bei der steuerlichen Absetzbarkeit von privat genutzten Dienstwagen zu verzichten. In einem Brief an Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier schrieb Gottschalk laut "Welt am Sonntag", das Vorhaben stoße in der Branche auf "größtes Unverständnis". Betroffen seien vor allem Fahrzeuge, "die sich bislang als besonders konjunkturrobust erwiesen".

      Mit den neuen Steuerplänen droht Deutschland nach Ansicht des Chefs der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS, Udo Behrenwaldt, eine Kapitalflucht ins Ausland. Die Flucht von Anlagekapital sei zu befürchten, wenn der Gesetzgeber in die Finanzmärkte eingreife. Nach den rot-grünen Plänen unterliegen Aktiengewinne künftig immer der Einkommensteuer. Derzeit werden Steuern nur erhoben, wenn sie innerhalb eines Jahres anfallen. Der Verband Deutscher Vermögensverwaltungsgesellschaften beklagte in der "Bild am Sonntag", wenn Aktiengewinne wirklich durchgehend besteuert würden, "bekommen Millionen Sparer weniger Privatrente". DW
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 11:55:38
      Beitrag Nr. 40 ()
      @Trispac: Tja, da hast Du leider Recht. Ein anderes Problem ist, dass wir in den Schulen kein Fach haben, in dem explizit Wirtschaftskunde gelehrt wird. Daher sind die Erstwähler i.d.R. sehr naiv und nehmen den Gutmenschen alles ab. Die Wirtschaft und ihre Player sind in den Augen der Erstwähler nicht selten die Bösen. Die Lehrer haben in aller Regel auch kein Interesse, daran etwas zu ändern. Sie sin dja schliesslich froh und freuen sich über den Zulauf zu Rot/Grün bei ihrer Schülerschaft!
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 12:05:41
      Beitrag Nr. 41 ()
      Super, so eine ähnliche Idee hatte ich auch, diesen Thread kannte ich noch nicht-

      werde hier heute abend mal einsteigen! :)
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 14:22:26
      Beitrag Nr. 42 ()
      @sittin bull inv.: Salve! :)

      manager-magazin.de, 21.10.2002, 12:46 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,219…

      K O N J U N K T U R P R O G N O S E N

      Die dunklen Seiten des Sparpakets

      Die Wirtschaftsverbände stöhnen über neue Steuerlasten, viele Unternehmen wollen ins Ausland abwandern und der Einzelhandel sieht das Weihnachtsgeschäft bereits als verdorben an. Ein blauer Brief aus Brüssel scheint sicher.
      Berlin - Etliche Wirtschaftsbranchen befürchten eine Verschärfung der Konjunkturkrise als Folge des rot-grünen Sparpakets.

      Der Einzelhandel erklärte am Sonntag, die Beschlüsse sorgten für einen erheblichen Kaufkraftverlust und könnten das Weihnachtsgeschäft verderben. Mehrere Konzerne erwägen offenbar die Verlagerung ihrer Konzernspitze ins Ausland. Die führenden Wirtschaftsverbände boten an, auf Subventionen zu verzichten, falls die Regierung "die Steuererhöhungen" zurücknimmt.

      "Größtes Unverständnis" in der Automobilbranche

      Der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, appellierte an die Koalition, auf die geplanten Abstriche bei der steuerlichen Absetzbarkeit von privat genutzten Dienstwagen zu verzichten.

      In einem Brief an Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier schrieb Gottschalk laut "Welt am Sonntag", das Vorhaben stoße in der Branche auf "größtes Unverständnis". Betroffen seien vor allem Fahrzeuge, "die sich bislang als besonders konjunkturrobust erwiesen".

      Zu den düsteren Ausblicken gesellt sich die Meldung, dass die EU-Kommission angeblich fest mit einem Verfahren gegen Deutschland wegen Missachtung der Euro-Stabilitätskriterien rechnet. Laut "Berliner Zeitung" ist die Äußerung von Kommissionspräsident Romano Prodi, der Stabilitätspakt sei zu starr und deshalb "dumm", keine Entwarnung vor einem blauen Brief an Deutschland.

      EU angeblich noch optimistisch für 2003

      Unter Berufung auf Kreise der Brüsseler Behörde heißt es weiter, auch künftig würden die europäischen Währungshüter unnachsichtig gegen Haushaltssünder in der Euro-Zone vorgehen.
      Wegen einer drastischen Ausweitung der Neuverschuldung um mindestens zwölf Milliarden Euro wird die Bundesrepublik dieses Jahr das Defizit-Kriterium nicht schaffen. Erlaubt sind drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Verfahren kann mit einer Geldstrafe in Milliardenhöhe enden.

      Nach Informationen des Nachrichten-Magazins "DER SPIEGEL" geht Finanzminister Hans Eichel von bis zu 3,5 Prozent Defizit aus. Für nächstes Jahr habe Eichel EU-Finanzkommissar Pedro Solbes 2,5 Prozent zugesagt. Der träumt wohl!

      Eichel betont Notwendigkeit der Sparschnitte

      Der Finanzminister erklärte, er könne angesichts des Sparkurses "verstehen, dass die Menschen verärgert sind". Ihm bleibe aber aufgrund der Wirtschaftslage "nichts anderes übrig, als den Konsolidierungskurs fortzusetzen".
      Trotz der schwierigen Ausgangslage halte es die EU-Kommission tatsächlich für möglich, dass Deutschland die Verschuldungsgrenze 2003 einhalte, schreibt die "Berliner Zeitung". Ein Kommissionsvertreter habe erklärt, das ergebe sich aus der vorläufigen Bewertung des rot-grünen Koalitionsvertrages und der Berliner Sparankündigungen.

      Warum der Allianz-Vorstand von einer Rufschädigung des Standorts Deutschland spricht

      Die dort vereinbarten Maßnahmen zur Ausgabenkürzung und zur Streichung von Steuersubventionen würden insgesamt rund ein Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Allerdings sei die Zustimmung des Bundesrates noch nicht in allen Punkten sicher.
      "Wenn dieses Paket durchkommt, mache ich mir um das Jahr 2003 keine Sorgen", zitierte das Blatt den Kommissionsvertreter. Die positive Einschätzung des Koalitionsvertrags sei auch der Grund, warum sich Währungskommissar Solbes bisher mit öffentlicher Kritik an der deutschen Haushaltspolitik zurückgehalten habe.

      Das rot-grüne Sparpaket gehe deutlich über die Brüsseler Mindestanforderungen hinaus: Die EU-Kommission und die meisten Finanzminister der Euro-Zone hätten sich bisher nur darauf geeinigt, dass Defizite um 0,5 Prozentpunkte im Jahr zurückgeführt werden müssten. "Die 0,5 Prozent sind allerdings nur das Minimum", heißt es demnach in Kommissionskreisen. "Bei besonders hohem Defizit, besonders hohem Schuldenstand oder bei gutem Wachstum sollten die Konsolidierungsschritte größer ausfallen."

      Einzelhandel: Es gehen Milliarden an Umsatz verloren

      Pessimismus dagegen prägt die Einschätzung des Deutschen Einzelhandels: "Die Bundesregierung will den Leuten mit ihren Sparplänen immer mehr Geld aus der Tasche ziehen. Dem Handel gehen dadurch nochmals mehrere Milliarden Umsatz verloren", sagte der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, laut "Bild am Sonntag". Bisher habe der Handel gehofft, dass die umsatzstarken Monate November und Dezember endlich die Wende bringen würden. Nun sei das Weihnachtsgeschäft in Gefahr.

      Votum für "die Rasenmähermethode

      Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" überlegen vor allem Siemens und Allianz , ihren Hauptsitz ins Ausland zu verlegen. Besonders verärgert seien die Konzerne über die geplante Mindestbesteuerung von Unternehmen.

      Bei Siemens heiße es, angesichts der wachsenden Steuerlast sei es möglicherweise sinnvoll und angebracht, eine Firmen-Holding außerhalb der Bundesrepublik anzusiedeln. "Diese Koalitionsvereinbarung wird dazu beitragen, den Ruf Deutschlands als Holding-Standort zunichte zu machen", wurde Allianz-Vorstand Helmut Perlet zitiert.

      Angesichts der schlechten Vorzeichen empfiehlt der Chef des …

      Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt erklärte dem "Tagesspiegel", wenn die Koalition wenigstens auf einen Teil der Sparbeschlüsse verzichte, sei die Wirtschaft mit Subventionseinschnitten einverstanden. Er halte sogar eine pauschale Kürzung für möglich. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, meinte in der "Berliner Zeitung": "Am allerbesten wäre die Rasenmähermethode."

      Immobilienbranche befürchtet Sturz in tiefe Krise

      Der Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften beklagte in der "Bild am Sonntag", wenn Aktiengewinne wirklich künftig durchgehend besteuert würden, "bekommen Millionen Sparer weniger Privatrente". Sollte die Koalition auf Kürzungen der Eigenheimzulage und die volle Besteuerung von Veräußerungsgewinnen beharren, werde die Immobilienwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen, sagte Branchenkenner Justus Fischer-Zernin der "Welt am Sonntag". "Bisher konnte ein Immobilienbesitzer ein Objekt, dass er mindestens zehn Jahre gehalten hat, ohne Steuerbelastung verkaufen."
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 14:31:28
      Beitrag Nr. 43 ()
      manager-magazin.de, 21.10.2002, 11:14 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,219…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,219…

      K A P I T A L F L U C H T

      Droht der Exodus der Großkonzerne?

      Die Steuerpläne der rot-grünen Koalition verderben den Lenkern der Deutschen Wirtschaft die Laune. Allianz und Siemens drohen mit der Verlagerung ihrer Konzernspitze ins Ausland. Andere Großunternehmen könnten folgen.
      Berlin - Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft haben die Steuer- und Abgabenpläne der rot-grünen Koalition heftig kritisiert und befürchten Nachteile für den Standort Deutschland.

      "Diese Koalitionsvereinbarung wird dazu beitragen, den Ruf Deutschlands als Holding-Standort zunichte zu machen", sagte Allianz-Vorstand Helmut Perlet der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Firmen würden über Alternativen nachdenken und Deutschland meiden. "Ich fürchte, Unternehmen werden abwandern", sagte Unternehmensberater Roland Berger.

      Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller bezeichnete den Koalitionsvertrag als Dokument der Mutlosigkeit und BASF-Chef Jürgen Strube sagte: "Anstatt Subventionen abzubauen und die Arbeitslosigkeit zu verringern, wird die Steuerschraube noch fester angezogen."

      Negative Folgen für Liquidität und Leistungsfähigkeit

      Die Zeitung berichtete ohne Angaben von Quellen weiter, bei Siemens gebe es bereits Überlegungen, den Firmensitz ins Ausland zu verlegen. Statt München sei etwa auch Salzburg denkbar. Eine Stellungnahme von Siemens war zunächst nicht zu erhalten.

      Die Steuer- und Abgabenpläne der Bundesregierung waren in den vergangenen Tagen wiederholt auf breite Kritik der Wirtschaft gestoßen. Die rot-grüne Koalition will die Verlustverrechnung bei der Unternehmensbesteuerung einschränken. Wirtschaftsverbände befürchten dadurch negative Folgen für die Liquidität und Leistungsfähigkeit der Unternehmen.
      "Wenn der Verlustausgleich in Deutschland eingeschränkt wird, dann wird das Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung haben", sagte Perlet weiter.
      Die Steuerreform der Bundesregierung hat nach Einschätzung des Allianz-Vorstandsmitgliedes die Standortbedingungen in Deutschland verbessert. Die nun vereinbarten Steuererhöhungen müssten jedoch als starke Einschränkung dieser Reform interpretiert werden.

      Mit Blick auf die Koalitionspläne sprach der Vorstandschef des Frankfurter Anlagenbau- und Chemiekonzerns mg technologies, Kajo Neukirchen, von "Konzeptlosigkeit und Flickschusterei".

      Wird "aus dem Sanierungs- ein Konkursfall"?

      "Wenn die Wirtschaft weiter so abgewürgt wird, besteht die Gefahr, dass aus dem Sanierungs- ein Konkursfall wird", sagte Neukirchen dem Blatt. Der Chef des Handelskonzerns Metro, Hans-Joachim Körber, erwartet durch die Koalitionspläne nach eigener Aussage ein negatives Konsumklima. Mit den neuen Steuerplänen droht Deutschland nach Ansicht des Chefs der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS, Udo Behrenwaldt, eine Kapitalflucht ins Ausland. Die Flucht von Anlagekapital sei immer zu befürchten, wenn der Gesetzgeber in die Finanzmärkte eingreife. Nach den Plänen der Bundesregierung unterliegen Aktiengewinne künftig immer der Einkommensteuer. Derzeit werden Steuern nur fällig, wenn sie innerhalb eines Jahres anfallen.

      In ihrem Herbstgutachten, das am Dienstag vorgelegt wird, korrigieren die Wirtschaftsforschungsinstitute nach einem Bericht des SPIEGEL ihre Prognosen kräftig nach unten. Sie rechnen für dieses Jahr in Deutschland nur noch mit einem Wachstum von 0,4 Prozent und von 1,4 Prozent im Jahr 2003. Im Frühjahr waren sie noch von 0,9 Prozent Wachstum für dieses und von 2,4 Prozent für nächstes Jahr ausgegangen. 2001 war die gesamtwirtschaftliche Leistung um 0,6 Prozent gestiegen.

      "Den Leuten Geld aus der Tasche ziehen"

      Der schwer gebeutelte Einzelhandel befürchtet durch die Steuerpläne der Regierung jetzt auch Verluste im Weihnachtsgeschäft. "Die Bundesregierung will den Leuten mit ihren Sparplänen immer mehr Geld aus der Tasche ziehen", kritisierte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, in "Bild am Sonntag". Das Weihnachtsgeschäft sei nun in Gefahr. Bislang habe der Handel gehofft, die umsatzstarken Monate November und Dezember würden die Wende bringen. In diesem Jahr habe es einen Umsatzrückgang von drei bis fünf Prozent gegeben.
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 14:36:55
      Beitrag Nr. 44 ()
      manager-magazin.de, 16.10.2002, 09:41 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,218…

      S T E U E R N I M Ü B E R B L I C K

      Zur Kasse, bitte!

      Die Eingriffe von Rot-Grün gehen weiter als angenommen. Unternehmen können Verluste nur noch zur Hälfte vortragen. Verbraucher sind durch höhere Steuern auf Erdgas und Flugreisen betroffen.

      Berlin - Die von der Rot-Grünen Koalition geplanten steuerlichen Einschnitte bei Unternehmen und Privatpersonen gehen weiter als bislang bekannt. So planen SPD und Grüne nach der Reuters am Dienstag in Berlin vorliegenden Streichliste auch höhere Steuern auf privat genutzte Dienstwagen. Die Umsatzsteuer auf Blumen und Zierpflanzen soll genauso steigen wie die auf Kunstwerke und Sammlerstücke. Über eine höhere Mehrwertsteuer auf Vorprodukte werden Bauern pro Jahr um mehr als eine Milliarde Euro belastet.

      Höhere Belastungen für Unternehmen

      Die Verrechnung von Gewinnen ausländischer Töchter und die Umwandlung einbringungsgeborener Anteile in Tochterunternehmen soll ferner erschwert werden. Bereits im Jahr 2003 müssen die Unternehmen nach den Schätzungen von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) mit zusätzlichen Belastungen in Höhe von 1,465 Milliarden Euro rechnen.

      Im Jahr 2006 steigt die zusätzliche Abgabenbelastung dann auf gut 11,5 Milliarden Euro an. Die Beschlüsse sollen vom 1. Januar 2003 an gelten, auch wenn Bundestag und Bundesrat sie vermutlich erst später verabschieden werden.

      Verlustvorträge nur noch zur Hälfte

      Außerdem dürfen Verlustvorträge nur noch auf die Hälfte des erzielten Gewinns verrechnet werden. Beispiel: Ein Unternehmen hat in der Vergangenheit einen Verlust von 100.000 Euro gemacht. Im laufenden Jahr erzielt es einen Gewinn von 50.000 Euro. Nach den geltenden Bestimmungen konnte es den Verlust der Vergangenheit auf den gesamten Gewinn anrechnen. Nach den Plänen der Koaltion soll dies künftig nur noch für die Hälfte also im Beispiel für 25.000 Euro gehen.
      Zudem will die Koalition durchsetzen, dass nur noch Verluste aus den vorhergehenden sieben Jahren angerechnet werden dürfen. Zudem sollen die Regelungen zum so genannten Mantelkauf verschärft werden.

      Körperschaftssteuer-Guthaben sinkt

      Weiterhin soll es künftig für Kapitalgesellschaften nicht mehr möglich sein, bereits versteuerte und einbehaltene Gewinne auszuschütten und die fällige Gutschrift vollständig mit der festgesetzten Körperschaftssteuer des laufenden Jahres zu verrechnen. Die Koalition will hier eine Aufrechnung nur für die Hälfte der festgesetzten Körperschaftssteuer erlauben. Eine Auszahlung von Geldern durch die Finanzämter ist dann nicht mehr möglich. Zudem will die Koalition die Höhe der möglichen Körperschaftsteuer-Guthaben senken. Bislang betrug die Steuergutschrift ein Sechstel des ausgeschütteten Gewinns, künftig soll es nur noch ein Siebtel sein.

      Vergünstigungen für Land- und Forstwirtschaft sinken

      Organschaften dürfen nach den Plänen der Koalition künftig nicht mehr ihre Gewerbesteuerschuld untereinander verrechnen. Jeder Teil der Organschaft soll die in seinem Standort fällige Gewerbesteuer zahlen. Ein steuerminderndes Verrechnen von Verlusten und Gewinnen ist damit nicht mehr möglich. Zudem soll es - wie bereits Versicherungen - allen Unternehmen, die dem Grundsatz der Spartentrennung unterliegen, verboten werden, gewerbe- und körperschaftsteuerliche Organschaften zu bilden.
      Im Rahmen der Ökosteuer soll der ermäßigte Steuersatz auf Strom für das produzierende Gewerbe, die Land- und Forstwirtschaft zurückgefahren werden. Die Regelung wird jedoch nach Branchen ausdifferenziert. Ausnahmen etwa für Aluminiumhersteller und die Chemiebranche sind denkbar.

      Höhere Steuern auf Erdgas und auf Flugreisen

      Der Steuersatz auf Erdgas soll auf 5,778 Euro von derzeit 3,478 Euro pro Megawattstunde angehoben werden (pro Jahr: rund eine Milliarde Euro). Auch ist eine weitere Erhöhung der Ökosteuer nicht ausgeschlossen. Sie komme aber nur, wenn der Ölpreis nicht zu hoch liege und keine sozialen oder wirtschaftlichen Gründe gegen den Schritt sprechen.
      Auf Flüge ins europäische Ausland soll nach dem Willen von rot-grün die volle Umsatzsteuer gelten. Bislang wurde keine Umsatzsteuer erhoben.

      Aktien: Finanzämter bekommen Einblick in Depots

      Spekulationssteuern auf Gewinne von Aktienverkäufen und nicht selbstgenutzte Grundstücke sollen künftig generell gelten. Bislang waren sie nach einem Jahr steuerfrei. Zur besseren Erhebung der Steuern soll es Kontrollmitteilungen der Banken geben.
      Auch Kapitalerträge sollen künftig mit einer Kontrollmitteilung von den Banken an die im Rahmen des Pakets einzurichtende Kontenevidenzzentrale gemeldet werden. Die Finanzämter sollen dann Zugriff auf die Datei erhalten.

      Eigenheimzulage nur noch für Familien

      Die bislang gültige Regelung für die Eigenheimzulage entfällt. Zuschüsse für Bauherrn oder Immobilienbesitzer soll es nur noch geben, wenn diese Kinder haben. Hier wird die bisher gültige Zulage auf 1200 Euro von bislang 750 Euro angehoben.
      Privat genutzte Firmenwagen sollen künftig mit 1,5 Prozent statt bisher mit einem Prozent des Listenpreises versteuert werden. Die Koalition will zudem die bisherigen Möglichkeiten zur Abschreibung von Betriebsgebäuden einschränken.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 23:44:37
      Beitrag Nr. 45 ()
      was anderes als neue Steuern
      fällt den Kommunisten nicht ein :O
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 13:19:44
      Beitrag Nr. 46 ()
      25.10.2002 - 11:59 Uhr

      Der steuerliche Untergang des Abendlandes

      - von Bernd Niquet -

      Überall, wo man derzeit hinschaut, findet man Verbitterung über die steuerpolitischen Entscheidungen der neuen Regierung. Eine Diskussion findet freilich nicht statt, es wird vielmehr nur laut geschrieen und "Frechheit" beziehungsweise "Abzocke" gebrüllt. Das Maß der Enttäuschung wie Verwirrung ist dabei so groß, dass es angebracht scheint, einmal ein paar Grundbegriffe eines rationalen Steuersystems in den Ring zu werfen, wie es die Finanzwissenschaft schon immer vertreten hat:

      (1) Ein vernünftiges Steuersystem sollte so konzipiert sein, dass jeder nach seiner steuerlichen Leistungsfähigkeit besteuert wird. Das ist die materielle Fähigkeit, Steuern zu bezahlen.
      (2) Die steuerliche Leistungsfähigkeit bemisst sich nach dem zugeflossenen Einkommen. "Einkommen" ist eine Stromgröße, die der Bestandsgröße "Vermögen" etwas hinzufügt.
      (3) Man kann daher auch sagen, und die Finanzwissenschaftler tun dies, dass sich die steuerliche Leistungsfähigkeit am "Reinvermögenszugang" bemisst.
      (4) Ein vernünftiges Steuersystem sollte also den Reinvermögenszugang jedes Wirtschaftssubjekts in einer Periode besteuern, und zwar alle Einkommensarten mit dem gleichen Steuersatz, weil es ansonsten zu Verzerrungen kommen würde.

      Man sieht sofort, dass es eine Vermögenssteuer in diesem System nicht geben muss, da jegliches Vermögen aus versteuertem Einkommen gebildet worden ist. Es kann sie jedoch geben, wenn man der Meinung ist, dass alleine der Besitz von Vermögen, ohne dass dieses anwächst, die steuerliche Leistungsfähigkeit steigert.

      Nicht realisierte Kursgewinne auf Aktien bleiben in diesem System folglich (außer bei der Vermögensteuer-Variante) unbesteuert, realisierte Kursgewinne müssen jedoch, wie alle anderen Einkommen auch, besteuert werden. Gleiches gilt für Immobilien und alle anderen Anlagegüter.

      Der Staat kann jedoch manche Anlage- wie Einkommensarten steuerlich fördern, wenn er der Meinung ist, dass hierdurch die Gesamtwohlfahrt gesteigert wird (Meritorik-Argument). So war es sicherlich in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren sinnvoll, den privaten Wohnungsbau steuerlich zu fördern, um einen Anreiz für mehr Wohnungen zu schaffen. Wenn jedoch eine schrumpfende Bevölkerung wie diejenige der Bundesrepublik diese Förderung nicht abbaut, dann grenzt das an steuerlichen Wahnsinn. Rot-grün handelt hier also vollkommen rational.

      Ob man die Aktienanlage steuerlich fördern sollte, ist sicherlich zweifelhaft. Soll tatsächlich derjenige, der mit Aktien für sein Alter vorsorgt, völlig von der Steuer freigestellt sein, wohingegen sein Nachbar, der in Unternehmensanleihen spart, den vollen Steuersatz bezahlen muss? Und soll der Sparer in Lebensversicherung ebenfalls seine Erträge steuerfrei erhalten? Das scheint wohl eher eine Subventionierung der Versicherungsbranche zu sein als ein gerechter Beitrag zur Alterssicherung. Rot-grün handelt also auch bei der Kappung dieser Privilegien völlig rational.

      Bleiben zwei große Kritikpunkte, die allerdings jeder Vernünftigkeit und Gerechtigkeit widersprechen: Erstens, das "Halbeinkünfteverfahren", nach dem die Bezieher von Arbeitseinkommen für ihre Einkünfte die doppelte Steuer derjenigen bezahlen müssen, die Kapitalerträge erzielen. Und zweitens die Tatsache, dass es der Steuermoral nicht zuträglich ist, auf der einen Seite Steuerschlupflöcher zuzumachen, so gerecht dieses Verfahren auch immer ist, andererseits im Gegenzug jedoch nicht signifikant den allgemeinen Steuersatz herunterzuschleusen. Denn so, und nur so (!), kommen wir zur Dolchstoßlegende des " target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">"ständigen Draufsattelns" und damit zum steuerlichen Untergang des Abendlandes.

      Bernd Niquet, im Oktober 2002
      E-Mail: berndniquet@t-online.de
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 14:49:13
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die Grafik gehoert hier auch rein!

      Avatar
      schrieb am 12.11.02 19:38:00
      Beitrag Nr. 48 ()
      Wie vermutet. Deutschland wird zum Sanierungsfall allererster Güte. Die Regierung versucht mit genau den falschen Massnahmen das Ruder rumzureissen. Dabei werden sie samt Boot tief sinken. :(


      ftd.de, Di, 12.11.2002, 15:22
      ZEW sieht erhöhte Rezessionsgefahr

      Die Konjunkturaussichten für Deutschland haben sich im November einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zufolge stark verschlechtert. Das signalisiere eine erhöhte Rezessionsgefahr.

      Der vom ZEW ermittelte Saldo der Konjunkturerwartungen der befragten Analysten und institutionellen Anleger sei auf 4,2 von 23,4 Punkten im Oktober zurückgegangen und damit den fünften Monat in Folge gefallen, teilte das Institut am Dienstag in Mannheim mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang des Indikators auf 20,3 Punkte prognostiziert.

      "Die Erwartungen signalisieren einen Sturzflug der Konjunktur in der ersten Jahreshälfte 2003", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland seien damit unter das Niveau vom Oktober 2001, dem Monat nach den Terroranschlägen in New York gefallen. Nach Einschätzung des ZEW haben die Unwägbarkeiten der weltpolitischen Lage ebenso wie die Befürchtungen der Finanzexperten über den weiteren Kurs der deutschen Wirtschaftspolitik zu dem schlechteren Ergebnis geführt. Auch die notwendige Ausrichtung der Europäischen Zentralbank auf den gesamten Euroraum habe dazu beigetragen.

      Rückgang in der Euro-Zone weniger stark

      Das Stimmungsbarometer für die Euro-Zone sank den ZEW-Angaben zufolge auf 24,2 Zähler von 34,3 Punkten im Oktober und damit weniger stark als in Deutschland.

      Das ZEW befragt monatlich gut 300 Analysten und institutionelle Anleger zu ihren mittelfristigen Erwartungen hinsichtlich Konjunktur, Zinsen, Aktien- und Wechselkursen. Das Saldo der Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten wieder.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 19:48:38
      Beitrag Nr. 49 ()
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 20:07:03
      Beitrag Nr. 50 ()
      @sittin bull:

      Dein Beitrag gehört auch hier rein. :)

      Thema: Sanierungsfall Deutschland- Wie Reformstau beheben?

      #1 von sittin bull inv 08.11.02 19:46:26 Beitrag Nr.: 7.801.513 7801513

      10 Punkte-Plan Deutschlandsanierung:

      Ja, richtig gelesen, Deutschland muß dringend saniert werden, in unserem Land bewegt sich nichts seit vielen Jahren, mittlerweile sind wir wirklich ein Sanierungsfall. Welche politische Gruppe da mehr oder weniger Schuld dran hat ist für diese Betrachtung egal. Die Probleme müssen endlich angegangen werden.
      Das ganze möglichst demokratisch und ohne grundsätzlich die soziale Marktwirtschaft in Frage zu stellen!
      Hier dazu einige meiner Gedanken! Ja, ich weiß, etwas lang.
      Tut mir leid!

      Zu erkennen ist der Sanierungszwang z.B. vor allem an folgenden 2 Punkten:

      1: Staatsschulden
      Staatsschulden werden nicht abgebaut, statt dessen jedes Jahr mehr Neuschulden gemacht, was zu einer ständig steigenden Zinslast führt, die den Handlungsspielraum weiter einengen.
      Nachbesserungen im Haushalt werden notwendig ,durch eine schleppende Weltkonjuktur und unsere strukturellen Krisen, die meist über Steuer- und Abgabenerhöhungen zu kompensieren versucht werden. Dies schadet nicht nur der Wirtschaft durch Minderung der Kaufkraft, auch mental ist es ein wirkliches Problem, wenn z.B. vor einer Wahl ein falsches Bild unserer wirklichen Situation geschildert wird, und die Glaubwürdigkeit an Zielen einer Regierung nach sofortige Revision der Lage nach den Wahlen gegen Null geht. Ist ja auch kein Wunder, grenzt doch vieles heute an Flickschusterei.
      Gut, es wird gesagt, die aktuellen Pläne wären nur eine Notmaßnahme, und die Reformen würden dann nächstes Jahr kommen, allein, wer kann das heute noch glauben, angesichts der vielen Lügen, die unsere Politiker verbreiten bzw. schon verbreitet haben. Politiker denken maximal für ihre Amtszeit, von Nachhaltigkeit hat man seit Erfindung des "Deficit Spendings" nichts mehr gehört.
      Haushaltspläne werden unrealistisch, weil die Lust, in diesem Land zu den ständig steigenden Steuern zu arbeiten, rapide abnimmt, bzw. man andere Möglichkeiten sucht, den Steuerzwängen zu entkommen. Herr Eichel hat zwar mal den richtigen Weg eingeschlagen, was Haushalt und Steuern betrifft, auf Grund der anstehenden anderen Probleme in unserem Land allerdings mittlerweile Schwierigkeiten, weil die geplanten Maßnahmen immer auf ihre Finanzierbarkeit gegengeprüft werden. ( wie war die aktuelle Belastung durch Zinsen im Haushalt 2002 gleich? Was meinen Politiker, wenn sie von Haushaltsüberschüssen sprechen, und wieso werden, wenn tatsächlich mal welche erwirtschaftet werden, diese gleich wieder verteilt? )

      Nun ist es also kein Wunder, das nichts passiert, unsere Staatsschulden werden uns immer mehr drücken. Und tatsächliche Reformen werden von daher immer unwahrscheinlicher in der Zukunft, da wir die Todesspirale aus Abschwung und Steuererhöhungen weiter anwachsen lassen!

      Maßnahme 1: Schluß damit jetzt! Es gehört auf den Tisch geha…

      Wir brauchen ein Bündnis für Deutschland, wahltaktische Überlegungen oder Klüngel gehören abgeschafft,
      so lange wir in dieser tiefen Krise stecken! Es muß uns mental gezeigt werden, dass durchaus kompetente Männer das Land regieren, die sich nicht nur gerne in der Kamera sehen, bzw. jeden Kram zur "Chefsache" machen, was ja auch nichts ändert, außer, das man erstmal dieses Problem wieder in der Versenkung verschwinden lassen kann!
      Sollten die Politiker nicht dazu in der Lage sein, muß dieser Druck von außen entstehen, es muss allen klar gemacht werden, das es um nichts weniger als unser aller Zukunft geht!

      Lobbyisten gehört das Handwerk gelegt! Wer sich nicht für die Zukunftsfähigkeit des Landes einsetzt, gehört angeprangert! Egal, wen es trifft. Die öffentliche Ächtung gibt`s bisher immer nur, wenn es andere trifft.

      Auch hier sind alle gefordert, auch mit etwas Mut und Eigeninitiative bei sich selbst anzufangen!
      Genauso gehört das ewige Gejammere geächet. Wir sind durchaus ein starkes Land, wenn wir uns auf unsere Kompentenzen besinnen,
      z.b. Hochqualifizierte Arbeiter, noch gute Infrastruktur, Zentral in Europa zu den neuen Märkten im Osten gelegen...

      Maßnahme 2: Damit das Volk auch merkt, das Politiker auch wirklich zum Vorbild für das Bündnis Deutschland werden, gehört das Parlament verkleinert, wenn möglich auch das aktuelle Wahlrecht mit 2 Stimmen überdacht.

      Und auf jeden Fall ist Abstand davon zu nehmen, selbst entlassenen Politikern, bzw. welche, die dieses Land durch Korruption oder sonstwie mißverwalteten, eine Pension zu zahlen.
      Mein Vorschlag: Streichung sämtlicher Pensionsansprüche aller Politiker, statt dessen eine angemessenere Bezahlung während der Amtszeit, wie auch in der Wirtschaft üblich. Die finanzielle Wirkung wäre vielleicht gar nicht so groß, die mentale bestimmt schon. Und wieso müssen Politiker ihr ganzes Leben versorgt werden,
      zwar geben sie ihren Job auf, und falls die in ihrem Segment wieder erwarten trotz ihrer alten politischen Kontakte nicht neues finden werden, so haben sie erstens während ihrer Amtszeit genug verdient,
      und müßten ansonsten den normalen Weg gehen, den man heutzutage jedem Arbeitnehmer auferlegt, der in seiner Qualifikation keinen Job mehr bekommt- eine Umschulung. Erhoffte Wirkung: Poltiker geben mehr für ihr Land als bisher, wenn sie wissen, das bei schlechter Arbeit und daraus resultierender Entlassung kein Automatismus herrscht, was Pensionsansprüche angeht!

      Maßnahme 3: Die geplanten nächsten Stufen der Steuereform werden wie ursprünglich geplant realisiert.
      Mögliche Löcher in den ersten Jahren sind egal, wenn sich Leistung wieder mehr lohnt, werden später auch wieder mehr Steuereinnahmen fließen.


      Thatcher u. Reagan haben es vorgemacht, eine Liberalisierung hilft der Wirtschaft. Zu diesem Punkt gehört auch, später sämtliche Ausnahmetatbestände und Steuerschlupflöcher zu beseitigen. Sämtliche, egal wie sehr einzelne Interessengruppen schreien werden. Auch Subventionen gehören aufs schärfste geprüft, welche, die tatsächlich Anreize für Wohneigentumsbildung oder moderne Zukunftarbeitsplätze sind, gehören natürlich ausgeschlossen, alle anderen weg! Da generell eine niedrigere Steuerquote zu leisten ist, ist es auch zu begründen. In unser Finanzverwaltung können eine Menge Kosten gespart werden, wenn es nur noch wenige Steuergesetze gibt, da längst nicht mehr so viel Personal vorgehalten werden muss. Produktive, das heißt nicht von Steuergeldern bezahlte Arbeit, wird mögliche Arbeitslose auffangen. Steuern, deren Eintreibaufwand höher ist als der eingenommene Betrag, ganz abgeschafft! Einkommen und Vermögen sind möglichst gerecht zu besteuern, dazu gehört keine Steuern bis zu gewissen Grenze, darüber feste Sätze, die allerdings keiner Progression unterliegen sollten, da dies wieder ein demotivierender Anreiz ist, mehr zu arbeiten, bzw. mehr zu besitzen.
      Steuerklassen gehören überprüft, mindestens Steuerklasse 6 abgeschafft, wer mehr arbeiten will, soll nicht bestraft werden, andere Leute Vollzeitarbeitsplätze nimmt man nicht durch Zweitjobs weg

      Maßnahme 4: Ausgabe einer ewigen Anleihe des Staates, die et… Eingenommenes Geld wird ausschließlich zur Schuldentilgung verwandt, Ansprüche auf Rückzahlung bestehen natürlich jederzeit,
      als Aktiva könnte man sämtlichen noch verbliebenen Staatsbesitz aufführen. Möglicher Effekt:
      Von den bisher gezahlten Zinsen wird ein Gut Teil eingespart, weil diese Anleihe schlechter verzinst wird,
      Außerdem werde die Inhaber zu direkten Mitgesellschaftern unseres Staates gemacht. Mehr Leute hätten Anreize, dieses Land wieder nach vorne zu bringen, da bei späterer erfolgreicher Sanierung Überschüsse hier ausgeschüttet werden könnten.

      Maßnahme 5: Es wird festgeschrieben, das nur noch das verteilt werden kann, was auch wirklich da ist.
      Die Schulden dürfen niemals wieder so exorbitante Größenordnungen erreichen, die nur durch Währungsreformen zu lösen wären. Man darf niemals das Einkommen zukünftiger Generationen verwenden,
      die noch nicht mal geboren sind. Schulden haben durch die Zinsen ohne Abtrag die Angewohnheit,
      exponentiell zu steigen. Diese Erkenntnis merkt jeder private nach kurzer Zeit...

      2: Lohnnebenkosten

      Fast alles, was in unserer Gesellschaft zu weiteren Problemen führt, hängt an den Lohnnebenkosten,
      vor allem die Sozialabgaben.
      Dem Arbeitnehmer fressen diese den Nettolohn auf, dem Arbeitgeber werden dadurch Jobs so teuer gemacht,
      das alles versucht wird, diese zu sparen. ( nur mal kurze Stichwörter: Entlassungen, Mehrarbeit der verbliebenen Beschäftigten, Billiglöhner, Ausländische Arbeitskräfte, bis hin zu illegalen Machenschaften, Schwarzarbeit,
      Nichttariflöhnezahlen usw. )
      Auch den Arbeitnehmern ist es zusätzlich eine Belastung, wenn z.B. Handwerker Reparaturarbeiten verrichten,
      merkt man es gut, wie diese zusätzliche Belastung aussieht. Solche Stunden sind kaum noch zu bezahlen,
      auch hier wird gerne gespart, in dem man schwarz etwas verrichten läßt. Halte ich für eine legitime Art,
      den Mißständen in unserem Staat zu begegnen, zwar höhlt es die Solidargemeischaft auf, doch auf diese kann ich mir sowieso ein Ei backen, da die Zukunft nicht mehr so solidarisch sein wird.
      Nun ist es nicht nur dem Arbeitnehmern und Arbeitgebern eine Belastung, zusätzlich auch noch dem Staat,
      über den Umweg Staatsaufträge sowie eigene Bedienstete. Von daher gehören alle Sozialabgaben dringend auf den Prüftand, zumal Fachleute sich relativ einig sind, das bei den bisherigen Systemen in absehbarer Zeit keine Besserung eintritt, vielmehr drohen ständig steigende Beiträge bei ständig sinkenden Leistungen!
      Wie wir es schon ein paar Jahre merken. Und obwohl es schon seit vielen Jahren bekannt ist, wurde bisher nie wirklich der Versuch einer Reform unternommen. Kassen-budgets wurden eingeführt, Lohnstopps für bestimmte Berufsgruppen verordnet, viele Reförmchen auf den Weg gebracht. Geändert hat sich wie gesagt nichts.
      Größtes Problem ist meines erachtens die Rentenversicherung.

      Maßnahme 6: Leider gibt es keinen Kardinalsweg, die Probleme unserer Rentenversicherung zu lösen.
      Der Generationenvertrag ist nicht mehr lange durchhaltbar.


      Es müssen immer weniger Arbeitnehmer mit kürzerer Lebensarbeitszeit immer mehr Rentner mit höherer Lebenserwartung bezahlen.Hier liegt Hochexplosiver Sprengstoff vergraben, jeder will seine Anteile theoretisch gut verzinst bekommen will, bzw. das Argument kommt, aber ich habe doch ein Leben lang dafür eingezahlt.
      Die vorgeschlagene Riesterrente ist nur ein weiterer Bestandteil einer uneffektiven staatlichen Rente,
      die zwar unglaublich kompliziert ist, von der aber nur wenige profitieren. Möglich wären z.B. die Abschaffung der umlagefinanzierten Rente, vielleicht zuerst nur zu kleineren Teilen, vielleicht auch in Verbund mit der oben erwähnten Anleihe. Dann müssen alle Bürger des Landes einzahlen, natürlich einen viel geringeren Betrag als heutzutage, aber diese bekommen dann auch nur noch eine Grundrente im Alter. Zusätzliche Absicherung privat- abgesichert durch einen Fonds ähnlich dem der Banken, falls eine Institution ausfallen sollte. Bereits erworbene Ansprüche sollten durch Steuergelder aufgebracht werden
      ( werden sie ja heutzutage auch schon ) Vielleicht sollte man die Höhe bei den jetzigen Anspruchs-Rentnern etwas verringern, auch als Solidarvertrag mit den Jüngeren erklärbar. Oder mit der Maßgabe, zuküntfige Zahlungen wären nach einer Währungsreform sowieso nicht mehr möglich. ( was alles möglich ist siehe z.B. Rußland ) Zusätzlich sollte man die Lebensarbeitszeit verlängern, so hart diese Option auch ist. Frühverrentung kostet uns Geld. Und eine Möglichkeit finden, wie man heutzutage trotz Berufszwanges für beide Seiten einer Familie Kinder wieder attraktiver macht, finanziell- normalerweise sind sie es ja immer!

      Maßnahme 7: Gesundheitswesen: Wer auch immer diese ineffiziente Verwaltungssystem unser Gesundheit aufgebracht hat, heutzutage haben wir es am Hals. Hunderte von Kassen mit jeweils eigener Verwaltung, dürfen sich zwar über Prozentsätze Konkurrenz machen, bekommen aber hintenrum über den RSA wieder ihre Vorteile weggenommen. Ärzte- und Apotheker sowie Pharma- Lobby tun ein übriges, hier zu einem Knäuel von Interessenvertretungen zu führen, die alle jeweils nur Sparzwang beim anderen wollen. Meines Erachtens hilft hier nur eine völlige Verstaatlichung, allerdings nicht zu Monopolpreisen, sondern zu Konkurrenzpreisen.

      Mein Kommentar (Lasse): Mit Verstaatlichung wirst Du niemals Konkurrenzpreise erzeugen können. Daher ist dies nicht der richtige Weg. Privatisierung aller Kassen muss stattdessen erfolgen.

      Konkurrenz bei den Leistungen ist auf dem Gesundsheitsmarkt eigentlich gar nicht möglich, da homogene Leistungen angeboten werden müssen. Also könnte man dort wirklich verstaatlichen, die Kassen wieder in eine einzige Sozialkasse zurückführen. Diese müßte allerdings die Macht haben, sich ihre Leistungen dort einzukaufen, wo sie am besten und günstigsten sind. Vielleicht wird die eine oder andere Lobby gebrochen. Viel sinnvoller wäre evtl. eine wirkliche Konkurrenz bei den Kassen, mit Anschaffung des RSA. In der freien Wirtschaft kann man auch nicht beliebig die Preise erhöhen, wenn man schlecht gewirtschaftet hat. Und unser Gesundheitssystem kann gar nicht so viel teurer sein wie die im Ausland. Es hat im Moment nur gar keiner Interesse an einer Kostensenkung.

      Dazu: Zweiklassenmedizin wird immer wieder als Totschlag- Argument gebracht, wenn es darum geht, ob nur eine Grundversorgung für alle garantiert werden soll, wer mehr will, muss eben selbst vorsorgen. ( witzigerweise sind wir ja schon heute auf diesem Weg, obwohl Sozialdemokraten regieren ) Eine Grundversorgung wird garantiert, und bei denen, die sich das nicht leisten können, vom Staat getragen. Dazu gehört nicht das aufsuchen von mehreren Ärzten, und am besten eine direkte Abrechnung mit dem Patienten, um dort für Transparenz zu sorgen. Ich kann nichts grundsätzlich falsches an einer bezahlbaren Grundversorgung feststellen. Diese müßte evtl. eine Regulierungsbehörde prüfen!

      Maßnahme 8: Arbeitslosenversicherung: Das Problem wird sich entschärfen, wenn durch geringere Lohnnebenkosten mehr Arbeit entsteht.

      Bei den bisherigen maßvollen Lohnrunden wurde ja nur deshalb keine Mehrarbeit geschaffen, weil es immer noch günstiger war, seine bisherigen Mitarbeiter mehr arbeiten zu lassen, weil ansonsten die Fixkosten der Soziallöhne doppelt angestanden wären. Es ging also gar nicht so sehr um den Bruttolohn! Die Arbeitslosenzahl wird sich entschärfen, unser seit 9 Jahren brachliegender Konsum wieder zunehmen!

      Maßnahme 9: Abkehr von Solidaritäts-Zuschlag und Kirchensteuer. Diese beiden Steuerarten sind heutztage nicht mehr notwendig, der Soli wird nicht mehr für seine eigentlichen Zweck gebraucht, die Kirchen verfügen über genug Vermögen, ihre Kosten zu decken. Ansonsten siehe Punkt Steuern.

      Maßnahme 10: Überdenken sonstiger anderer Lohnnebenkosten, die dem Arbeitgeber anstehen. Darunter u.a. Beiträge zu Arbeitgeberverbänden, Zwangsbeiträge zu Innungen und Zünfte

      Das sollen nur zwei Themenbereiche sein, die dringend einen wirklichen Reformbedarf haben. Vieles wird unrealisierbar bleiben, anderes ist zu utopisch vermischt zwischen Angebots- und Nachfragetheorie. Außerdem garantiere ich nicht die Richtigkeit aller dargestellten Punkte, ich bin kein Fachmann auf den genannten Gebieten, es ist nur das, was ich mit vielen Leuten besprochen oder in Foren gelesen und wozu ich mir Gedanken gemacht habe, und wie ich empfinde. Möglichst unpolitisch, da ich alle derzeitigen Politiker für unfähig halte, dieses Land wirklich zu regieren und wieder fit zu machen. Natürlich schon mit einem liberalen, humanistischen Ansatz...
      Und natürlich nur als Anregung, längst nicht vollständig, für weitere Anregungen was falsch ist bzw. anders gemacht werden müßte wäre ich dankbar! Wenn wir aber alle ruhig bleiben, wird aus dem Sanierungsfall Deutschland der Insolvenzfall Deutschland.

      Mein Kommentar (Lasse): Da hast Du vollkommen recht!

      Ihr könnt noch mal die älteren Generationen fragen, wie Währungsreformen oder Staatsbankrotts aussehen.

      Wir sind zur Zeit auf einem guten sozialem Wege dahin, und es merken immer mehr in der Bevölkerung, selbst unpolitische Menschen die ich kenne, spüren die Brisanz und fühlen sich betrogen. Zusammen mit der Erkenntnis, in diesem Land nichts ändern zu können, könnten unter Umständen Weimarische Verhältnisse entstehen. Gott behüte, dass es soweit kommt. Unser Land, unsere Demokratie,
      Frieden und Freiheit sind in Gefahr.!
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 23:52:57
      Beitrag Nr. 51 ()
      manager-magazin.de, 19.11.2002, 18:37 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,223…

      B U N D E S R E C H N U N G S H O F

      300 Seiten zum Rotwerden

      Zwei Milliarden Euro hat die Regierung im vergangenen Jahr mit geringem bis gar keinem Nutzen investiert. Neun Beispiele für die Geldverschwendung der öffentlichen Hand.

      Berlin - Über Kritik seitens der Opposition an der Regierungspolitik lässt sich trefflich streiten. Gegen die Feststellungen des Bundesrechnungshofs kann Kanzler Gerhard Schröder allerdings kaum etwas unternehmen: Öffentliche Mittel in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro habe der Bund in diesem Jahr sinnentleert eingesetzt.

      Diese Belastung für den Haushalt sei vermeidbar gewesen, heißt es in dem heute in Berlin vorgestellten Jahresbericht 2001. Die Ausgabenbegrenzung müsse energischer vorangetrieben werden. In dem 300-seitigen Papier werden 121 Fälle kritisiert, bei denen die Bundesregierung und ihre obersten Behörden zu verschwenderisch mit Steuergeldern umgingen.

      Als Konsequenz aus der massiven Finanzkrise des Bundes forderte der Rechnungshof, die Länder stärker zur Kasse zu bitten. Diese sollten genauso wie der Bund in vollem Umfang für die Erfüllung der Euro-Stabilitätskriterien geradestehen, verlangen die Kassenprüfer in ihrem Jahresbericht, den erstmals Präsident Dieter Engels am Dienstag in Berlin vorstellte.

      Mehr Finanzlast auf die Länder verteilen

      Der Rechnungshof wies darauf hin, dass der Bund im Vergleich zu den meisten Ländern finanziell viel schlechter dastehe. "Er finanziert seit Jahren einen höheren Anteil seiner Ausgaben durch Kredite als der Durchschnitt der Länder", heißt es in dem Bericht. Höhere Umsatzsteueranteile habe er nicht durchsetzen können, die Bundesergänzungszuweisungen betrügen zurzeit 15,7 Milliarden Euro, und auch im System der Mischfinanzierungen stelle der Bund erhebliche Summen bereit.

      "Dies alles spricht dafür, die Länder in vollem Umfang mit in die Verantwortung für die Erfüllung der im europäischen Rahmen verankerten Stabilitätsziele einzubinden", erklären die Rechnungsprüfer. "Zwar sind die Grundzüge eines Verfahrens zur innerstaatlichen Umsetzung der Vorgaben festgelegt worden. Eine Festlegung, wie mögliche Sanktionszahlungen wegen Verletzung der Haushaltsdisziplin auf Bund und Länder aufzuteilen wären, steht jedoch noch aus."

      73 Prozent der Steuern für Soziales und Zinsen

      Wegen Verstoßes gegen die Euro-Stabilitätskriterien wollte die EU-Kommission im Laufe des heutigen Tages formell das Verfahren gegen Deutschland eröffnen. Die Bundesregierung warf dem Rechnungshof Versäumnisse bei der Konsolidierung des Bundeshaushaltes vor. Der Nachtragshaushalt 2002 und der Haushaltsplan 2003 ließen eine weiter steigende Ausgabenlast erwarten.

      "Nach wie vor sind Sozial- und Zinsausgaben die entscheidenden Ausgabenblöcke; sie binden 73 Prozent der Steuereinnahmen des Bundes", heißt es in dem Bericht. Für Investitionen bleibe immer weniger Spielraum.

      Rückgewinnung finanzieller Handlungsspielräume

      "Es bedarf in jedem Fall erheblicher weiterer Anstrengungen zur Ausgabenbegrenzung, um auch angesichts einer verhaltenen Konjunkturentwicklung den notwendigen Kurs der Stabilisierung und der Rückgewinnung finanzieller Handlungsspielräume fortführen zu können."

      Durch schlampiges Wirtschaften und Verschwendung im öffentlichen Dienst gingen dem Bund auch im vergangenen Jahr wieder Milliarden verloren. Der Bericht nennt 121 Beispiele mit einem Sparpotenzial von mehr als zwei Milliarden Euro. Jedes Jahr könne rund eine Milliarde Euro eingespart werden, wenn die Misswirtschaft beendet werde.

      Raketensystem nach 25 Jahren Entwicklung zu schwer

      Gerügt wird unter anderem die 157 Millionen Euro teure Entwicklung eines Raketensystems zur Panzerabwehr. Vom Feststellen des Bedarfs bei der Bundeswehr bis zur Einführungsreife sei fast ein Vierteljahrhundert vergangen. "Da das System inzwischen als zu schwer und wegen seiner leichten Aufklärbarkeit als zu gefährlich für die Truppe gilt, wurde auf seine Einführung verzichtet", kritisiert der Rechnungshof.

      Der 1950 gegründete Bundesrechnungshof ist eine unabhängige Behörde der staatlichen Finanzkontrolle. Aufgabe der Bundesbehörde ist vor allem, die Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes unter die Lupe zu nehmen. Formulierungsschwäche beim "Verheizen"

      Bei der Verbrauchsteuerbefreiung industrieller Verbraucher von Erdöl und Erdgas führte eine unzureichende gesetzliche Bestimmung des Begriffs "Verheizen" dazu, dass der Begriff in der Verwaltungspraxis immer stärker eingeengt wurde. Ergebnis: Mindereinnahmen von 150 Millionen Euro und ein Vertragsverletzungsverfahren seitens der Europäischen Kommission. (Originalzitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs.) Bremsendes Beschleunigungsgesetz

      Das Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ging an den Ursachen langwieriger Genehmigungswege vorbei und fand kaum Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis.

      Zweifel an der Zielgenauigkeit vieler Bestimmungen lässt die Feststellung zu, dass das Bundesrecht noch immer an 2500 Stellen auf das Deutsche Reich und seine Einrichtungen Bezug nimmt. (Originalzitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs.) Zweimal teuer gekauft in Genua

      Das Auswärtige Amt hat in Genua eine letztlich nicht benötigte Liegenschaft für die Deutsche Schule für 4,6 Millionen Euro gekauft. Alle Bemühungen für einen Verkauf sind bisher gescheitert.

      Eine weitere, möglicherweise künftig entbehrliche Liegenschaft für das Goethe-Institut in Genua wurde trotz bestehender Nutzungsbeschränkung mit einem Aufwand von mehr als vier Millionen Euro erworben und hergerichtet; ihr Verkehrswert nach Investitionen beträgt lediglich eine Million Euro. (Originalzitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs.) Datenspeicher für nicht existente Zweigstellen

      Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kaufte große Speichersysteme für die Datenverarbeitung in jeder seiner 32 Außenstellen, obwohl bereits bekannt war, dass acht Außenstellen geschlossen werden sollten. Die vermeidbaren Mehrausgaben betrugen mehr als vier Millionen Euro. (Originalzitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs.) Bedenkliche Wasserfilter für vier Millionen

      Die Bundeswehr rüstete für mehr als vier Millionen Euro tragbare Trinkwasserfiltergeräte um. Das neue Filterverfahren überschritt die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung etwa um das 300-fache. Die weitere Verwendung der Geräte ist ungeklärt. (Originalzitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs.) Im Weltall gibt es keine Steuern

      Um den Auftrag für ein satellitengestütztes Aufklärungssystem bewarben sich ein norddeutsches und ein süddeutsches Unternehmen. Die zuständigen Finanzämter sagten den Unternehmen in unterschiedlicher Weise Umsatzsteuerfreiheit zu. Das norddeutsche Finanzamt sah keinerlei Umsatzsteuerpflicht, da Erfüllungsort "das Weltall" sei, während das süddeutsche Finanzamt immerhin die Bodenstation für steuerpflichtig hielt.

      Der Bundesrechnungshof zeigte, dass das Geschäft umsatzsteuerpflichtig war. Dennoch kann sich das norddeutsche Unternehmen, das den Auftrag erhielt, auf die Zusage seines Finanzamtes berufen. Der Einnahmeausfall beträgt rund 47 Millionen Euro. Waigels Absturz mit dem Legoland

      Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat nach Feststellungen des Bundesrechnungshofs beim Verkauf des Legoland-Grundstücks im schwäbischen Günzburg Millionenverluste für die Staatskasse eingefahren. Das damals von Waigel geführte Finanzministerium verkaufte 1998 das 140 Hektar große ehemalige Militärgrundstück für 8,6 Millionen Euro an die dänische Spielwarenfirma, geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Rechnungshofs hervor. Die vom Bund bezahlte Sanierung des Grunds kostete mit 16,1 Millionen Euro fast das Doppelte des Kaufpreises.

      Weder Waigel noch Legoland werden in dem Bericht namentlich genannt. Das Grundstück lag im Bundestagswahlkreis Waigels, der den Verkauf als Chefsache betrieben habe. Der Bundesrechnungshof beanstandet, dass das Finanzministerium die Liegenschaft unter dem vollen Wert verkauft habe und Verpflichtungen eingegangen sei, ehe es die Folgekosten übersehen konnte.

      Die Kassenprüfer sehen eine wesentliche Ursache für den verlustreichen Verkauf darin, dass Waigels Ministerium den regionalen Arbeitsmarkt- und Fremdenverkehrsinteressen zu sehr nachgegeben habe. Den Mitarbeitern sei deutlich erkennbar gewesen, "dass der Bundesminister den Verkauf auf keinen Fall scheitern lassen wollte".
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 00:00:10
      Beitrag Nr. 52 ()
      Steueroase Schweiz: Gewisser Sog

      Immer mehr Bundesbürger flüchten vor den hohen Steuern in die Schweiz. In welchen Städten der Fiskus am bescheidensten ist.

      Ehrfürchtig blicken manche Journalisten zu Micheline Calmy-Rey auf. Die „eiserne Lady“ sei eine geniale Macherin mit „Macht im Blut“. Calmy-Rey gebietet seit fünf Jahren über die Finanzen des Kantons Genf und hat sich ein Denkmal gesetzt. Kein anderer Kanton der Schweiz betreibt eine so soziale Steuerpolitik. Familien mit kleinen Einkommen zahlen 50-mal weniger Steuern als im schweizerischen Durchschnitt. Zwischen 1996 und 2001 hat Genf Verheiratete mit niedrigen Löhnen um über 46 Prozent entlastet.

      Topverdiener und Vermögensmillionäre werden dagegen geschröpft. Bankiers und Spitzenmanager mit einem Einkommen von einer Million Franken werden am Finanzplatz Genf schweizweit am höchsten besteuert. Wer ein Vermögen von zwei Millionen Franken besitzt, wird nur in Basel-Stadt noch mehr zur Kasse gebeten. Für Entrepreneure ist die finanzstarke Metropole ohnehin ein hartes Pflaster: Genf weist bei den juristischen Personen 2001 die zweithöchste Steuerbelastung der Schweiz auf. Für die Linke im Nachbarland gibt es, nimmt man ihre Steuerpolitik als Maßstab, keine bessere Bundesrätin als Calmy-Rey.

      Insgesamt ist 2001 die Steuerbelastung durch Kantons-, Gemeinde- und Kirchensteuern gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken, am spürbarsten bei den tiefen Einkommen. Nicht nur die Steuerparadiese Zug und Schwyz erweisen sich gegenüber den Kleinverdienern als ausgesprochen großzügig, sondern auch Basel-Land und das Tessin. Bern und der Aargau haben zwischen 1996 und 2001 bei den tiefen Einkommen die Steuern um über 30 Prozent reduziert, allesamt keine links regierten Kantone. Politiker aller Couleurs wissen nur zu gut, dass das Stimmvolk über ein waches Steuergerechtigkeitsempfinden verfügt.

      Allerdings gibt es noch immer unterschiedliche Belastungen je nach Kanton. Der Fiskus ist eben kein gerechter Gott, und er straft mitunter willkürlich. Das soll sich ändern. Gleich mehrere Projekte laufen, um die Steuerunterschiede zwischen den Kantonen einzuebnen. Die Nationalbank schüttet nächstes Jahr eine Milliarde Franken mehr Gewinn aus. Ein Drittel erhält der Bund, zwei Drittel fließen auf die Konten der Kantone. 2006 tritt zudem der neue Finanzausgleich in Kraft. Dann werden randständige Zuschussgebiete wie das Wallis noch stärker mit Geld aus den pulsierenden Wirtschaftszentren bestrichen. Zürich muss mit etwa 300 Millionen Franken bluten, das Steuerparadies Zug mit 200 Millionen.

      Das Problem ist nur: Der Powerkanton Zürich wird von der aktuellen Wirtschaftskrise unerwartet schwer gebeutelt. Hoch bezahlte Kaderleute der Finanz- und Dienstleistungsbranche, die noch vor kurzem fette Boni eingestrichen haben, stehen plötzlich auf der Straße. Der kantonale Finanzdirektor Christian Huber summiert die Steuerausfälle allein bei den juristischen Personen für 2002 auf rund 140 Millionen Franken. Für 2003 brechen die Einnahmen um 200 Millionen ein. Nicht ganz so dramatisch sind die Steuerausfälle bei den Privaten – trotz der neuen Arbeitslosigkeit der oberen Mittelschicht: Für 2002 sind es 50 Millionen, nächstes Jahr werden es 80 Millionen sein. Die Kantone haben finanziell fette Jahre hinter sich, da der Börsenboom die Einnahmen sprudeln ließ.

      Damit dürfte auch die Zeit der Steuersenkungen für einige Zeit vorbei sein. Immerhin setzt der Bund sein größtes Steuerversprechen um. Er entlastet Ehepaare und Familien um 1,18 Milliarden Franken, beim Wohneigentum und Bausparen sind es noch einmal 170 Millionen. Mit einem Ja zur Revision des Arbeitslosengesetzes hat es das Stimmvolk am 24. November in der Hand, die Lohnprozente und damit die Abgabenlast um 2,3 Milliarden Franken zu senken. Unter dem Strich wird es für den Steuerzahler in den nächsten Jahren aber teurer. Die Raucher werden noch mehr geschröpft, die Schwerverkehrsabgabe LSVA wird erhöht, ebenso die Mehrwertsteuer.

      Die guten Nachrichten für den Steuerstandort Schweiz kommen aus Deutschland. Seit der Wahl zieht es wieder mehr Deutsche über die Alpen, vorab mittelständische Unternehmer, denen die Erbschaftssteuer in Deutschland auf dem Magen liegt. „Ein gewisser Sog aus dem Ausland ist feststellbar“, freut sich Marcel Widrig, Steuerexperte bei PricewaterhouseCoopers. Der St.-Galler Steuerchef Rainer Zigerlig bestätigt: „Die Anfragen häufen sich.“ :eek:

      Bereits vor vier Jahren, als Gerhard Schröder die Macht übernahm, ergriff Milliardär August Baron von Finck die Steuerflucht Richtung Schweiz.

      Von Martin Schlapfer

      14.11.2002 12:35:27
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 00:30:10
      Beitrag Nr. 53 ()
      Und up! Ich werde diesen Thread jetzt alle paar Wochen hochholen. Denn die Rahmenbedingungen verschlechtern sich weiter in D.
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 14:35:14
      Beitrag Nr. 54 ()
      Bekam ich heute per Boardmail. Sei gegrüßt Sittin! :)

      Datum: 06:39 04.12.02
      von: sittin bull inv
      Betreff: Hey!

      Hier was für deinen Reformthread-
      ich kanns leider nicht posten!

      Grüße,
      sbi

      ******************

      #5 von Schinderluder 03.12.02 15:38:28 Beitrag Nr.: 8.002.277 8002277

      vc01 ich habs gelesen und bin ohnehin betroffen genug!
      Es wird sich garnichts ändern, da einige Aussagen über "Reformen" stehen. An Reformen wird überhaupt nicht gedacht!

      So jedoch könnten sie aussehen!

      -Streichung der 13. Beamtenpension
      -Frührentner und Frühpensionäre müßten höhere Abschläge bei der Versorgung hinnehmen áuch rückwirkend!!
      -Einführung der "flexiblen Lebensarbeitszeit nach OBEN! (Wer kann, der darf!) bei höherem Ruhegeld natürlich.
      -Die Regelbeförderung (2-jähriger Zyklus)bei Beamten wird nach hinten verlagert, was zur Folge hätte, daß Beamte später in Frühpension gingen.
      -Einführung einer Übergangsregelung zur Abschaffung von mindestens 4 Bundesländern (Abschaffunng der Stadtstaaten und das Saarland)
      -Verkleinerung des Bundestages auf höchstens 400 Abgeordnete
      -Entflechtung unserer Gesetze
      -Abschaffung degressiver Abschreibungen und Wandelung in Linearabschreibung (würde dem Land 1 Jahr Luft verschaffen!
      -Keine Verbeamtungen mehr ausserhalb der "Hoheitsrechtlichen Arbeitsgebietes"
      -Entflechtung des öffentlichen Dienstes!
      -Anhebung der Haus und Grundsteuer um pauschal 50% um die Kommunen zu entlasten.
      -Anhebung der MWSt um 2%
      -Abschaffung der Allgemeinmediziner in Ballungszentren. Ausweitung der Abteilung Sofortversorgung in Krankenhäusern,
      Fachärzterzteteams stellen 1 Diagnose!
      -Schluß mit der Abzockerei der Allgemeinmediziner
      -Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für einheitliche Arzneimittelpreise innerhalb der EG!
      ------------------

      Aufhebung sämtlicher übereilt gefasster Beschlüsse! Ich bin ernsthaft der Meinung, daß diese Regierung an Rinderwahn leidet.
      Sofortige Auflösung dieser Regierung!!!!! Kaufläute rein, Beamte und Lehrer raus! Das alles würde reichen, um erstmal Luft zu haben,
      um den Staat
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 00:48:01
      Beitrag Nr. 55 ()
      Auch an der Ziellosigkeit der Regierung hat sich leider gar nichts getan! :(
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 10:31:14
      Beitrag Nr. 56 ()
      100 Tage SPD/Grüne - 100 Tage Chaos
      100 verlorene Tage mit täglich 3000 neuen Arbeitslosen!

      Umfragen sehen die Landtagswahlen bereits entschieden. Die CDU will danach ihre ausgebaute Mehrheit im Bundesrat nutzen, um von Rot-Grün geplante Steuererhöhungen zu verhindern. Dies kündigte Parteichefin Merkel bei einer Bilanz der ersten 100 Tage nach Neuauflage von Rot-Grün an.

      Von 48 Steuer- und Abgabenerhöhungen werde keine das Licht der Welt erblicken, so Merkel.

      100 Tage Rot-Grün seien 100 verlorene Tage für die Zukunft Deutschlands. An jedem dieser Tage seien 3000 Menschen arbeitslos geworden.
      Avatar
      schrieb am 03.02.03 22:35:44
      Beitrag Nr. 57 ()
      manager-magazin.de, 31.01.2003, 16:07 Uhr

      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,233…

      M C K I N S E Y

      Ein brisantes Papier

      Vor zwei Wochen sorgte ein "persönliches Memo" der McKinsey-Bankexperten Frank Mattern und Clara Streit an Bernd Fahrholz (Dresdner Bank) und Werner Seifert (Deutsche Börse) für Aufsehen. manager-magazin.de liegt das Papier jetzt im Wortlaut vor.

      Hintergrund/Thesen zur Ausgangslage

      Während der neunziger Jahre konzentrierte sich die Diskussion um die Weiterentwicklung des Finanzplatzes Deutschland stark auf Fragen der relativen Wettbewerbsfähigkeit in Europa und insbesondere vis-à-vis London und Paris. Wichtige Themen waren die Erhöhung der Attraktivität des Standortes für bestimmte Geschäfte der Intermediäre (zum Beispiel Repos, Derivat-Handel) der Einfluss steuerlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes, die Qualität und Effizienz der inländischen Infrastruktur für den Wertpapierhandel sowie insbesondere die Frage der Entwicklung der Aktienkultur.

      Mit dem Einbruch der Aktienmärkte, der Zusammenbruch der Technologie und insbesondere Telekom-Werte, der Krise des Anlegervertrauens in Bilanzen und Research sowie der weltweiten Rezession ist die Finanzdienstleistungsbranche weltweit in eine schwere Krise geschlittert. Diese Krise trifft die deutschen Marktteilnehmer und den (vergleichsweise weniger reifen) Finanzplatz Deutschland doppelt, da zudem die Auswirkungen einer schweren Struktur- und Ertragskrise der inländischen Banken, eines langdauernden Niedergangs der volkswirtschaftlichen Produktivität sowie der Rat- und Hilflosigkeit der Politiker im Angesicht der strukturellen Haushaltskrise sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund hat die Community der Marktteilnehmer in Deutschland nicht nur viel Momentum verloren, es stellt sich die Frage, ob ein "Finanzplatz Deutschland" überhaupt noch eine Bedeutung für die handelnden Stakeholder hat und ob er als solcher existiert und existieren wird / sollte.[/b ]

      Ausgelöst ist diese fundamentale Krise durch mehrere parallele Krisen im Kern sowie im Umfeld des Finanzplatzes, zum Beispiel:

      Schwere Struktur- und Ertragskrise der deutschen Banken: Das Einbrechen der Zins- und Provisionserträge und das Explodieren der Kreditrisiken treffen auf eine Bankenstruktur, die noch immer hoch fragmentiert ist, insbesondere im europäischen Marktvergleich. Über 10 Jahre hinweg haben die deutschen privaten Banken Chancen zur Restrukturierung und zur Konsolidierung (1994, 1996, 2000) verpasst. Diese durchaus "hausgemachte" Problematik der privaten Banken findet in einem durch Größe und Ausrichtung der öffentlichen Banken fundamental nicht funktionierenden Markt statt (insbesondere sind die Margen im Aktivgeschäft und Zahlungsverkehr nicht ausreichend, und die extreme Fragmentierung hat nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen weiter begünstigt). Im Ergebnis hat der gesamte Bankensektor in Deutschland während der vergangenen zehn Jahre in nur einem einzigen Jahr (2000) seine Kapitalkosten verdient. Die nun anlaufende Neuausrichtung der öffentlichen Banken weist in die richtige Richtung, kommt jedoch etwa fünf Jahre zu spät.

      Volkswirtschaft im strukturellen Niedergang: Eine langfristig beobachtbare volkswirtschaftliche Produktivitätslücke (siehe MGI Report), erwartete Nullwachstum, keine Aussichten auf notwendige Strukturveränderungen in den Sozialsystemen und reale Deflationsgefahren ("Testing for Nipponitis") lassen auch aus der realen Wirtschaft keine Impulse für den Finanzplatz erwarten. Nachhaltig profitable und wachsende Banken sind jedoch nur dann möglich, wenn auch die Realwirtschaft "gesund" ist. Deutlich zu niedrige Eigenkapitalquoten im Mittelstand sind nur eines der fundamentalen Probleme der Volkswirtschaft, die sich unmittelbar auf die Geschäftssituation der Banken auswirken. Keine Frage, dass Europa "der kranke Mann Europas" ist. (ist wohl ein schreibfehler...sollte wohl heissen, "dass Deutschland der kranke Mann Europas ist)

      Steuerpolitische Verzweiflungsakte: Es hat den Anschein, dass die herhen Ziele der vergangenen Jahre, Stärkung der Aktienkultur, der privaten Altervorsorge, Senkung der Steuerlast, Förderung des Finanzplatzes zum Erreichen positiver Rückkoppelungen auf Realwirtschaft und Arbeitsmärkte im Handstreich einer verzweifelten Suche nach kurzfristigen Einnahmequellen geopfert werden. Die Staatsquote steigt unaufhaltsam, angesichts der Wachstumsschwäche nimmt die Härte des Verteilungskampfes zu. Überkommene Strukturen, wie zum Beispiel die Mitbestimmung, können vor diesem Hintergrund kaum reformiert werden.

      Deutsche Politiker in der Wahlkampf-Endlosschleife: Die Beinahe-Pattsituationen im Bundesrat und die knappen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag führen dazu, dass jeder einzelne der zahlreichen Wahlkämpfe auf Länder- oder kommunaler Ebene bis zur nächsten Bundestagswahl 2006 gewonnen werden muss. Von der Opposition ist daher kaum eine (im Zweifel kurzfristig unpopuläre) aggressive Gegenpolitik zu erwarten, soweit sie die Konzepte zu einer solchen überhaupt hat. Schlimmer noch als die Untätigkeit ist die konzeptionelle Leere; weder Regierung noch Opposition scheinen über Ideen zur echten Lösung der strukturellen Probleme Deutschlands zu verfügen. Zu beobachten ist eher eine generelle Hilflosigkeit - beim Sparten ebenso wie beim Einnehmen, beim Reformieren ebenso wie beim Versuch, auf einen Wachstumspfad zurückzukehren.

      Mögliche Ziele und Endprodukte

      Aus unserer Sicht müsste das Projekt zumindest drei Ziele verfolgen: es müsste

      (1.) für die relevanten Entscheidungsträger (Intermediäre, Politik, Regulatoren, Investoren, Emittenten) einen zielgerichteten Denkrahmen, ein Referenzmodell zur Bewertung der Handlungen und ein entsprechendes (quantitatives und qualitatives) Argumentarium zu Verfügung stellen,

      (2.) neue Ideen in die öffentliche und halböffentliche Diskussion bringen (zum Beispiel zu politischen regulatorischen Themen, aber auch zur Überwindung des "Marktversagens" im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft), und

      (3.) dem Finanzplatzkreis eine strukturierte inhaltliche Basis, einen analytischen Kern und damit neues Momentum geben.

      Als Endprodukt denkbar ist ein breites Spektrum von Leitsätzen für die Rolle des Finanzplatzes:

      Revitalisierung des "Finanzplatzes Deutschland" in der klassischen, primär auf die im Inland ansässigen Intermediäre fokussierten Betrachtungsweise. Ähnlich früheren Initiativen und Analysen läge ein wesentliches Ziel der Bemühungen darin, die Marktbedingungen zu verbessern und unmittelbare Wertschöpfung der Intermediäre in Deutschland / am Platz Frankfurt zu erhöhen.

      Am anderen Extrem könnte man die Frage stellen: "Braucht / verdient Deutschland einen Finanzplatz?" Durch Beziehen einer Gegenposition könnte man die Fragen beleuchten, wie die deutsche Volkswirtschaft und der inländische Finanzmarkt funktionieren würden, wenn man eben keinen "klassischen" Finanzplatz am Standort Deutschland mehr hat. Dieses ist keineswegs ein theoretisches Szenario, so hat zum Beispiel Kalifornien innerhalb der Vereinigten Staaten im klassischen Sinne keinen (bedeutenden) Finanzplatz mehr.

      Möglicherweise am zielführendsten und im Lichte der europäischen Integration auch zeitgemäßesten wäre die Perspektive: "Welche Rolle kann / soll / muss Deutschland in der Architektur eines europäischen Finanzplatzes spielen?" - ausgehend von der realwirtschaftlichen Bedeutung des Finanzplatzes für inländische Investoren, Emittenten und intermediäre. Ziel wäre dann, einen optimalen Zugang deutscher Investoren und Emittenten zu Anlage und Kapital sicherzustellen und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen ("level playing field", Aufgabe des "German way") herauszuarbeiten. Die Intermediärs-Perspektive wäre demgegenüber (etwas) sekundär.

      Endprodukt wäre eine "Agenda für Deutschland im europäischen Finanzplatz" als Basis für breitere Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Denkbar wäre - als Ergänzung - auch ein "narrow-cast" Format, zum Beispiel eine Serie von Kamingesprächen mit Partei- / Fraktionsvorsitzenden / Regierungsmitgliedern, Hintergrundgespräche "off the same page" mit ausgewählten Journalisten.

      Konzeptionell würden wir zum Beispiel auf dem Erfolgsfaktorenmodell ("Zwiebelmodell") aus "Aktie, Arbeit, Aufschwung" aufsetzen und dieses gemeinsam mit dem Finanzplatzkreis so weiterentwickeln, dass es die Prioritäten und besonderen Umstände der derzeitigen Situation reflektiert. Für alle wesentlichen Erfolgsfaktoren des Finanzplatzes (Intermediäre und Markt- / Wettbewerbsstruktur; volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, Kapitalmarktinfrastruktur) müssten sowohl aus neuen Wettbewerbsvergleichen (wer ist eigentlich der echte Wettbewerber des Finanzplatzes?) als auch aus einer neuen analytisch-quantitativen Basis abgeleitet werden. In jedem Fall wäre auf das historische und kulturelle "Erbe" des Finanzplatzes und sein Stärken- / Schwächenprofil aufzusetzen. Dazu sollten wir versuchen, eine systematische Gesamtbetrachtung der Wechselwirkungen von Aktionen der verschiedenen Finanzplatzelemente zu beschreiben (interessant beispielsweise: was wäre eigentlich der volkswirtschaftliche Netto-Effekt von höheren Preisen im Zahlungsverkehr?). Ein weiterer wesentlicher Arbeitsstrang wäre das Entwickeln eines Kommunikationskonzeptes, das auf einem tieferen Verständnis der tatsächlichen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungs- und Einflussstrukturen beruht.

      Denkbares Vorgehen - Eckpunkte

      Das Steering Committee für die Projektarbeit sollte der Finanzplatzkreis selbst sein. Wir würden eine Serie von (vor-)abendlichen Arbeitsmeetings (à la Bibliothek Kronberg) zu jeweils zwei bis drei vorbereiteten Schwerpunktthemen vorschlagen, die im Rahmen einer Gesamtagenda von Themen stehen. Ein kleines Team von McKinsey (gegebenenfalls unterstützt von ausgewählten Börsen- und Bankmitarbeitern) würde die Arbeitsmeetings jeweils inhaltlich / analytisch vorbereiten; wir würden uns in einer Doppelrolle als Leiter des Analyseteams und als Diskussionsteilnehmer der Arbeitsmeetings verstehen; gleichezeitig sollten wir gemeinsam auch den intellektuellen / konzeptionellen Gesamtrahmen entwerfen und weiterentwickeln.

      Die anderen Mitglieder des Finanzplatzkreises könnten jeweils die Rolle eines "Ambassador" / Sponsor für ausgewählte Schwerpunktthemen übernehmen; so erreichen wir mehr Ownership, und die Ambassadors könnten auch die öffentliche Diskussion zu den jeweiligen Punkten leiten. Prozess, Denkqualität und Impact würden von einer frühzeitigen Einbindung von "Experten" (Academia, politische Insider, Interessenvertreter) und einer intelligenten Versyndizierung der Ergebnisse (zum Beispiel vis-à-vis Medien, politischen Entscheidungsträgern, Interessenvertretern innerhalb und außerhalb des Finanzplatzkreises) profitieren. Je nach Breite der relevanten Expertise und Einflussnahme kann dabei eine themenbezogene oder generelle Erweiterung der Finanzplatzkreises sinnvoll sein (zum Beispiel Einbindung Dr. Breuer).

      Um ausreichende Diskussionszeit und Breite / Tiefe des Denkens zu ermöglichen, wären aus unserer Sicht mindestens fünf solcher Arbeitsmeetings erforderlich; abhängig von der machbaren Meetingfrequenz (einmal monatlich?) würde der Prozess vier bis fünf Monate in Anspruch nehmen. Ein viel kürzerer Prozess wäre dabei ebenso wenig zielführend wie eine Dauerdebatte, die von aktuellen Ereignissen überholt wird. Denkbar wäre dabei durchaus, erste Endprodukte bereits während des laufenden Prozesses in die öffentliche Debatte zu überführen.

      ****

      Wir hätten persönlich und als Firma großes Interesse, an diesem Thema zu arbeiten, und könne uns eine Zusammenarbeit vorstellen, die zum einen den Finanzplatzkreis im positiven Sinne intellektuell "auflädt" und zum zweiten in einem kritischen Thema zu einem Zeitpunkt einen Beitrag leistet, in dem bei (fast) allen Akteuren das individuell Dringliche das kollektiv Wichtige zu verdrängen scheint.

      Frank Mattern & Clara Streit


      --------------------------------------------------------------------------------
      Avatar
      schrieb am 04.02.03 23:26:02
      Beitrag Nr. 58 ()
      4,623 Millionen Menschen ohne Arbeit :(

      Arbeitslosenzahl auf höchstem Januar-Wert seit fünf Jahren

      Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar nach Angaben aus informierten Kreisen unerwartet drastisch um rund 398 000 auf unbereinigt 4,623 Millionen und damit auf den höchsten Januar-Wert seit fünf Jahren gestiegen

      Reuters BERLIN. Saisonbereinigt habe die Zahl der Erwerbslosen um 62 000 zugenommen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend aus informierten Kreisen, die sich auf Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit beriefen. Die Bundesanstalt gibt die Arbeitslosenzahlen für Januar am Mittwoch in Nürnberg bekannt.

      Die unbereinigte Arbeitslosenquote sei bundesweit auf 11,1 Prozent nach 10,1 Prozent im Dezember gestiegen, hieß es in den Kreisen weiter. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel damit weitaus höher aus als von Experten erwartet. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt einen saisonbereinigten Anstieg um 29 600 Arbeitslose erwartet. Bei der unbereinigten Zahl hatten Experten mit einem Anstieg auf über 4,5 Millionen gerechnet.

      HANDELSBLATT, Dienstag, 04. Februar 2003, 20:32 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.02.03 01:42:49
      Beitrag Nr. 59 ()
      Hier der zukünftige Abschreibungsbedarf des DAX.


      43 Milliarden Euro verbrannt


      Doppelt gebeutelt von der Börsenbaisse: Der Wert der Beteiligungspakete und damit die stillen Reserven der Dax-Konzerne schmelzen dahin. In den offiziellen Zahlen ist das Ausmaß der Misere nicht enthalten, warnt eine neue Studie. mm.de präsentiert die Ergebnisse.

      Frankfurt - Während viele Privatanleger ihre Aktien längst verkauft und in Renten umgeschichtet haben, sitzen fast alle Dax-Konzerne noch auf Bergen von stark lädierten Wertpapieren. Folge: Nicht nur die Kurse der Dax-30-Gruppe purzeln und mindern so den Unternehmenswert. Zusätzlich haben sich nahezu sämtliche stille Reserven der Deutschland AG aus börsennotierten Anlagen in stille Lasten verwandelt.

      In den ersten neun Monaten 2002 brach der Buchwert aller von den Dax-Konzernen gehaltenen Wertpapiere um 43,4 Milliarden Euro ein. In der Summe sind auch Wechselkurseinflüsse und andere ergebnisneutrale Faktoren (sogenannte OCI) enthalten.

      Das Desaster haben die meisten Konzerne auch lupenrein dokumentiert - in ihren Gewinnprognosen (und in denen der meisten Analysten) ist der Scherbenhaufen in den Beteiligungspaketen aber bisher kaum berücksichtigt.

      Jenseits der stotternden Konjunktur und politischen Unwägbarkeiten manövrieren sich die größten deutschen Unternehmen damit möglicherweise in eine hausgemachte Falle: Je länger der Dax entlang seiner Tiefststände notiert, umso stärker werden die gefloppten Aktienpakete auf die Ergebnisse drücken. Und umgekehrt - ein Teufelskreis.

      Das gefährliche Potenzial schlummert noch: In den Gewinn-und-Verlustrechnungen (GuV) der Dax-Konzerne tauchen die jüngsten Schuldenberge aus Beteiligungsbesitz gar nicht auf. Sie lassen sich als ergebnisneutrale Tatbestände unter der Titulierung "Other Comprehensive Income" (OCI) für eine gewisse Zeit von den Quartalsergebnissen fernhalten.

      Zwar müssen die Konzerne den negativen Einfluss der schrumpfenden Aktienkurse als Minus beim Eigenkapital buchen. Niemand zwingt die Unternehmen jedoch, die OCI-Verluste auch in die GuV aufzunehmen. Diesen Schritt scheuen die Dax 30: Keiner hat bisher ernsthaft damit begonnen, hier reinen Tisch zu machen:mad: :mad: :mad: :mad:

      Ich wusste zwar schon, dass es schlecht aussieht für uns nicht aber, dass es so schlecht aussieht.:( :( :(

      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,233614,00.…
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 22:57:38
      Beitrag Nr. 60 ()
      @Kosa: Jupp, und jetzt weiss man natürlich schon seit 1,5 Jahren davon. ;)

      Deutschland vor neuem Pleiten-Rekord
      Creditreform erwartet 90 000 Insolvenzen – Zuwachs drei Mal höher als in Nachbarländern

      Düsseldorf - Die schwache Konjunktur sowie eine restriktive Kreditvergabe vieler Banken haben in Deutschland im vergangenen Jahr zu einer Rekord-Pleitewelle beigetragen. Eine Besserung ist 2003 nicht in Sicht.

      Insgesamt gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 82 000 Insolvenzen. Davon betroffen waren knapp 38 000 Unternehmer und 45 000 Privatpersonen. In Großbritannien gab es insgesamt 50 000 und in Frankreich 38 000 Pleiten. 2001 hatte Deutschland mit gut 49 000 Insolvenzen nur knapp vor Großbritannien gelegen. „Jede dritte Pleite in Europa geht jetzt auf das Konto deutscher Unternehmen“, sagte Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, bei der Vorstellung der europäischen Insolvenzbilanz 2002.

      Trotz spektakulärer Fälle wie Holzmann, Kirch oder Babcock Borsig seien vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen mit schlechter Eigenkapitalausstattung betroffen. Für 2003 erwartet Rödl in Deutschland und europaweit abermals steigende Zahlen von Firmen- und Privatinsolvenzen. In Deutschland seien 2003 bis zu 90 000 Insolvenzen zu erwarten, davon rund 40 000 bei Firmen.

      Insgesamt stieg die Zahl der Pleiten in Westeuropa um 21,7 Prozent auf 241 000. 1,6 Mio. Arbeitsplätze gingen dabei verloren, mehr als ein Drittel davon in Deutschland. Hier lag der Zuwachs der Pleiten im vergangenen Jahr mit 66 Prozent drei Mal so hoch wie die Durchschnittssteigerung in Westeuropa. Ebenfalls stark war die Steigerung mit 33 Prozent in Spanien und 21 Prozent in Norwegen. Lediglich in drei von 17 untersuchten Ländern verbesserte sich die Situation: in Luxemburg, Irland und Griechenland.

      Neben schleppender Konjunktur und schlechter Zahlungsmoral sieht Creditreform vor allem die magere Eigenkapitalausstattung des Mittelstandes als Grund für die katastrophale Bilanz. „Die Abhängigkeit der Firmen von Krediten steigt – doch die Banken nehmen wegen der Risiken ihre Kreditvergabe zurück“, sagte Rödl.

      Denn die Banken kommen durch die wachsende Zahl von Risikokrediten selbst in Schwierigkeiten. „Vor allem kleinere Institute, insbesondere Genossenschaftsbanken, sowie Privat- und Regionalbanken bezeichnen die daraus erwachsende Bedrohung ihrer Selbstständigkeit als erheblich“, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG und der Universität Leipzig. Auch Großbanken reagieren, weil Kreditausfälle das Ergebnis drücken. Die von zahlreichen Insolvenzen betroffene Hypo-Vereinsbank etwa will ihre Risiko-Aktiva in diesem Jahr um 100 Mrd. Euro reduzieren.

      Auch bei Existenzgründungen sieht Deutschland nach einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialgeografischen Institutes der Uni Köln schlecht aus: Das Land liegt bei der Zahl der Personen, die eine Existenz gründen oder dies planen, von 37 Ländern auf Platz 23. 2001 versuchten noch 5,6 der erwachsenen Deutschen sich selbstständig zu machen. 2002 waren es nur noch 3,5 Prozent. sl.

      Artikel erschienen am 7. Feb 2003
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 23:28:01
      Beitrag Nr. 61 ()
      manager-magazin.de, 06.02.2003, 20:56 Uhr

      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,234…

      P L E I T E N - S T A T I S T I K

      Europameister Deutschland

      Jede dritte Insolvenz innerhalb Europas ist eine deutsche. Experten schätzen, dass die Bundesrepublik 2003 wie schon im Vorjahr einen neuen Höchststand an Insolvenzen verzeichnen wird.

      Düsseldorf - Deutschland steht der nächste Pleitenrekord ins Haus: In diesem Jahr wird die Gesamtzahl der Insolvenzen nach Einschätzung von Experten auf einen neuen Höchststand von bis zu 90.000 Fällen steigen. Darunter sind voraussichtlich 40.000 Unternehmenspleiten, neben Verbraucherinsolvenzen und sonstigen.

      In Deutschland weiter auf Beutezug: Pleitegeier

      Durch die Firmenzusammenbrüche gehen bundesweit schätzungsweise 600.000 Arbeitsplätze verloren, sagte der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsinformationsunternehmens Creditreform, Helmut Rödl, am Donnerstag in Düsseldorf. Unter dem Strich würden in Deutschland jedoch nach wie vor mehr Unternehmen gegründet als zusammenbrechen.

      Deutschland führe zum zweiten Mal in Folge die Pleiten-Statistik in Europa an. Im vergangenen Jahr schnellte die Zahl der Insolvenzen in der größten Volkswirtschaft der EU um 66,4 Prozent auf 82.400 Fälle in die Höhe. Damit liege Deutschland sowohl bei der absoluten Zahl der Insolvenzen als auch bei der Steigerungsrate vor allen anderen Ländern Westeuropas. "Deutschland hat bereits das Pleitenniveau der USA erreicht", betonte Rödl.

      Gesamtschaden von 38,4 Milliarden Euro

      Innerhalb von fünf Jahren sei die Zahl aller Insolvenzen in Deutschland um 150 Prozent und die Zahl der Unternehmenspleiten um 50 Prozent nach oben gegangen. Besonders schnell wachse die Zahl der Verbraucherinsolvenzen, die 2002 um fast 70 Prozent auf 22.900 zugenommen habe.

      Privatpersonen machten von der seit 1999 bestehenden Möglichkeit der Insolvenz mit einer Restschuldbefreiung immer stärker Gebrauch. In vielen anderen Ländern gebe es diesen Weg nicht. Um das Fünffache auf 21.800 stieg die Zahl sonstiger Insolvenzen. Dazu zählt Creditreform ehemals Selbstständige, Vereine und Nachlasskonkurse.

      Der Gesamtschaden, der Unternehmen, Privathaushalten und dem deutschen Staat durch Insolvenzen entstand, summierte sich 2002 auf 38,4 Milliarden Euro (plus 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Mit den Firmenpleiten brachen den Angaben zufolge 590.000 Arbeitsplätze weg (plus 17,3 Prozent). Pleitenschwerpunkt sei der Mittelstand. Fast zwei Drittel der 2002 zahlungsunfähig gewordenen Betriebe in Deutschland zählten höchstens fünf Beschäftigte.

      Bei Firmenpleiten schneidet Frankreich schlechter ab

      Neben der Konjunktur bereiteten die schlechte Zahlungsmoral und die Unternehmensfinanzierung Probleme. Die Bereiche Handel und Bau hätten besonders stark die Kaufzurückhaltung gespürt.

      In Westeuropa hätten 2002 nur Griechenland (minus 13,4 Prozent), Irland (minus 11,2 Prozent) und Luxemburg (minus 7,3 Prozent) einen Rückgang bei der Zahl der Insolvenzen verbucht. Die Gesamtzahl der Insolvenzen sei 2002 in den 17 westeuropäischen Staaten (EU plus Norwegen und Schweiz) um 21,7 Prozent auf rund 241.000 geklettert.

      "Ein Drittel aller Pleiten in Europa geht auf das Konto Deutschlands", erläuterte Rödl. Bei den Firmenpleiten rangiere Frankreich mit rund 38.700 (plus 10,9 Prozent) vor Deutschland. Bezogen auf den Firmenbestand liege Deutschland mit 106 Insolvenzen je 10.000 Betrieben auf einem Mittelplatz in Europa.
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 10:04:37
      Beitrag Nr. 62 ()
      ...die Politik bewegt sich, wenn wir endlich mal den
      Mut haben anders zu wählen. Das führte doch bei den
      letzten Wahlen zu gelinden Erstaunen bei den etabliert
      Parteien, dass die Parteibindung hinüber ist.
      In Bremen werden wir sicher einen kleinen Geschmack davon
      bekommen wenn nach Jahrzehnten der teutonischen
      Parteien-dumpf-Treue die Wechselwähler noch stärker als
      in Hessen zum Zuge kommen. Ich vermute, dass die CDU in
      Bremen auch auf 50% zu marschiert. ...und wenn die (CDUler) nicht mehr spuren, werden sie abgewählt, dann läuft später eventuell die FDP mal auf 50% (ohne Möllemann, mit dem bleibt sie ewig bei 5% hängen )
      Wenn die Politiker an der Macht bleiben wollen oder sie erreichen wollen, dann helfen auf Dauer keine kleinen verzickten Wahltaktiken, von irgendwelchen oberschlauen Parteigängern , Albernheiten wie Minutenpräsenz in Funk und Fernsehen, auf die in der Vergangenheit so grossen Wert gelegt wurde. Vielleicht fällt dann auch mal irgendwann die Radio - und Fernsehgebühr weg, wenn man
      einsieht, dass es nicht lohnt, die Öffentlich- Rechtlichen
      nur wegen periodisch auftretender Wahlkämpfe auf Dauer zu betreiben.
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 23:24:44
      Beitrag Nr. 63 ()
      So, Schröder hat es jetzt auch geschafft, die deutsche Aussenpolitik entgültig ins abseits zu stellen.

      damit dürften auch die Exporte, die einzige deutsche wirtschaftliche Stütze, zurückgehen! Das auch noch begünstigt durch einen immer teuere werdenden Euro!

      Gute Nacht Deutschland. Du bist inzwischen mehr als ein Sanierungsfall. Bald bist Du ein Fall für den Konkursrichter ohne Konkursmasse!
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 12:08:20
      Beitrag Nr. 64 ()
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:34:23
      Beitrag Nr. 65 ()
      Aus meiner Sicht etwas zu duestere Betrachtungsweise. Die Gefahr allerdings besteht natürlich:

      manager magazin 12/2002, Seite 146

      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,223620,…

      P E R S P E K T I V E N 2 0 0 3

      Warten auf Bewegung

      Von Henrik Müller

      Die großen Wachstumstreiber der vergangenen Jahre haben ihre Schubkraft verloren. In einer Serie beschreibt manager magazin, welche Faktoren die Weltwirtschaft belasten.

      Konjunktur: Was bringt 2003 für die Wirtschaft?

      3 Prozent Wachstum. Das sei eine "realistische Aussicht für die kommenden Jahre", verhießen Gerhard Schröder und seine Kollegen EU-Regierungschefs.

      "Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends", stimmte Wim Duisenberg, der sonst stets besorgte Präsident der Europäischen Zentralbank, ein, markiere "den Beginn einer andauernden Phase der Preisstabilität, des Wachstums und des Beschäftigungsaufbaus".

      "Frühlingserwachen", jubilierte Martin Kohlhaussen, damals Chef der Commerzbank. Europa entwickle sich zu "einer der dynamischsten Regionen" der Welt.

      Sogar die dauernörgelnde DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer glaubte, bis spätestens 2010 könne in Deutschland Vollbeschäftigung einkehren.

      Prognosen: Die Wirtschaftsregionen der Welt im Rückblick

      So war die Stimmung im Frühjahr 2000 - optimistisch, ausgelassen, unsinkbar. Politiker und Manager, Konjunkturforscher und Notenbanker waren sich einig: Endlich seien sie da, die fetten Jahre.

      Wow! Wow?

      Knapp drei Jahre später hat sich der Ausblick verdüstert. Der wichtigsten Volkswirtschaft (USA) droht die zweite Rezession binnen zwei Jahren; die Nummer zwei (Japan) steckt in einer langen, quälenden Krise; Deutschland, der Nummer drei der Weltwirtschaft, dräut ein ähnliches Schicksal.

      Nicht viel besser steht es um die Schwellenländer, vormals die Hoffnungsträger. Große Teile Lateinamerikas sind in den Sog des argentinischen Staatsbankrotts geraten. Osteuropa präsentiert sich zwar robust, leidet aber unter der Schwäche der Euro-Ökonomie.

      Allenfalls die ex-sowjetischen GUS-Staaten, die aktuell vom hohen Ölpreis profitieren, und die asiatischen Länder, vor allem China und Korea, sind in vergleichsweise guter Verfassung. Doch auch in Asien drückt die Terrorgefahr seit dem Attentat von Bali auf die Stimmung.

      Der Weltwirtschaft stehen harte Jahre bevor

      Auf den Boom der 90er Jahre - der an der reformresistenten Bundesrepublik leider größtenteils vorbeiging - und auf die kurze, flache Rezession von 2001 folgt nun eine Phase gedämpften Wachstums: "Die Erholung fällt mäßig aus", prognostizieren die deutschen Konjunkturforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten.

      Bestenfalls. Schlimmstenfalls stürzen große Teile der Weltwirtschaft in Depression und Deflation.

      Fette Jahre? Eher sieht es nach vielen dürren Jahren aus.

      Manager, die ihre Konzerne jahrelang auf schnelles Wachstum getrimmt haben, sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Sie müssen durch eine lange Schlechtwetterphase steuern. "Die Vorstände sollten ihre Unternehmen jetzt einem systematischen Krisencheck unterziehen", mahnt Dieter Heuskel, Deutschland-Chef der Boston Consulting Group (BCG). Sein Rat: "Spielt doch mal das Japan-Szenario durch: Was müsst ihr tun, um fünf oder sechs Jahre Deflation und Depression überleben zu können?" Seine Beobachtung: "Bisher macht das niemand."

      Ein gefährliches Versäumnis. Noch sind viele Firmenführer der Gedankenwelt der 90er Jahre verhaftet, als schnelle globale Ausdehnung oberste Priorität hatte, als Unternehmensteile ruck, zuck gekauft und verkauft wurden, als der Börsenboom billiges Spielgeld in die Kassen spülte.

      Jetzt müssen die Konzernstrategen erkennen, dass die großen Treiber der vergangenen Jahre ihre Schubkraft verloren haben: die Globalisierung, die Finanzmärkte und die Beseitigung staatlicher Regulierungen. Alle drei waren miteinander verbunden, schoben sich wechselseitig an. Jetzt bremsen sie sich gegenseitig.

      Schubumkehr.

      Was ist passiert?
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:38:56
      Beitrag Nr. 66 ()
      Perspektiven 2003

      1. Das Ende der Liberalisierung

      Von Henrik Müller

      Mehr Markt - das war gestern. Heute setzen weltweit viele Regierungen wieder auf ein altes Rezept: den Interventionismus.

      Weltweit vollführen die Regierungen eine Kehrtwende hin zum Staatsinterventionismus.

      Bremse 1: Das Ende der Liberalisierung

      In den USA, wo noch im vorigen Jahr der orthodoxe Marktliberale George W. Bush in Aussicht stellte, die Staatsschulden gänzlich abzutragen, nimmt der Fiskus wieder fröhlich Kredite auf. Statt eines annähernd ausgeglichenen Haushalts dürfte das Defizit dieses Jahr bei 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen - der größte finanzpolitische Umschwung aller Industrieländer. Bis ans Ende dieser Dekade, so die Prognosen, werde Amerika in den roten Zahlen bleiben. Mindestens.

      Kurzfristig mögen schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme die Konjunktur stützen. Langfristig dämpfen sie die Wirtschaft, weil die aufgelaufenen Schulden mit höheren Steuern bedient werden müssen - was heute niemanden interessiert. Derzeit bekommen die amerikanischen Farmer Milliardengeschenke. Die marode Stahlindustrie wird mit Zöllen geschützt. Die Finanzmärkte werden mit einem Gesetz nach dem anderen rereguliert.

      Mehr Markt - das war gestern.

      Ähnlich das Bild in Großbritannien. Als erste Regierung Europas kündigte im Frühjahr Tony Blairs Administration an, die Steuern zu erhöhen, um höhere Staatsausgaben finanzieren zu können.

      Wenn schon die USA und Großbritannien, die Mutterländer des Wirtschaftsliberalismus, auf interventionistischen Kurs umschwenken, dann steht der staatsfixierte europäische Kontinent natürlich nicht nach.

      Die rot-grüne Bundesregierung hat sich vom Sparkurs verabschiedet. Mutige Strukturreformen passen nicht in das Weltbild von Gerhard Schröder. Also steigen die Steuern, die Beiträge zu den Pflichtversicherungen. Staatliche Leistungen für ausgewählte Gruppen - insbesondere die Familien - werden ausgebaut. Der Arbeitsmarkt bleibt überreguliert.

      "Solange Deutschland nicht Ernst macht mit der Liberalisierung", sagt David Walton, Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs und Kolumnist bei manager-magazin.de, "wird sich auch der Rest des Kontinents nicht bewegen."

      Weitere Konsolidierung der Staatsfinanzen, mehr ökonomische Freiheiten - diese Ziele haben Finanzminister Hans Eichel und seine europäischen Kollegen noch im Sommer vereinbart. So steht es in den "Grundzügen der Wirtschaftspolitik", dem jährlichen Programm der EU-Regierungen. Nur: Die größten Mitgliedstaaten halten sich nicht an ihre Versprechen.

      Gemeinsam mit den Kollegen in Paris und Rom hebelt die Bundesregierung den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt aus. Weitere Strukturreformen? Frankreich verhindert die Öffnung der Energiemärkte. Italien vereitelt mit Subventionen die rasche Sanierung des Fiat-Konzerns. Und die Bundesregierung teilt den Energie- und Transportsektor neu auf - Ruhrgas an Eon, Stinnes an die Deutsche Bahn.

      Es ist offensichtlich: Der Börsencrash und die Pleitewelle lassen das Vertrauen in die Marktkräfte schwinden. Verunsicherte Bürger wenden sich an die Regierungen, die bereitwillig Beistand versprechen. Der Preis allerdings ist hoch: Mehr Regulierung, höhere Steuern und Abgaben kosten wirtschaftliche Dynamik.

      Dabei waren die Entwicklungen in den 90er Jahren so viel versprechend: Die Sanierung der Staatshaushalte vor dem Euro-Start schaffte Raum für Steuersenkungen und wurde mit niedrigen Zinsen belohnt. Europas Regierungen öffneten den EU-Binnenmarkt, die Staaten zogen sich schrittweise aus den Märkten für Telekommunikation, Transport und Energie zurück. Das Ergebnis war ein Wachstumsschub.

      So könnte es weitergehen. Doch der Zeitgeist ist nicht danach.
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:45:29
      Beitrag Nr. 67 ()
      manager magazin 12/2002, Seite 152

      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,227899,…

      P E R S P E K T I V E N 2 0 0 3

      Das Ende der Globalisierung

      Von Henrik Müller

      Die Globalisierung - der Prozess der fortschreitenden wirtschaftlichen Verflechtung - ist zum Stillstand gekommen. Vorerst jedenfalls.

      Die Zahlen sind alarmierend: Erstmals seit 1982 ist der Welthandel 2001 geschrumpft. Im ersten Halbjahr 2002 ging es weiter abwärts: Die EU und die USA importierten 6 Prozent weniger als im Vorjahr, Japans und Lateinamerikas Einfuhr schrumpfte noch stärker. Einzig China und Russland erhöhten die Importe.

      Bremse 2: Das Ende der Globalisierung

      Auch die weltweiten Auslandsinvestitionen der Unternehmen sind eingebrochen: im vorigen Jahr um mehr als die Hälfte.

      Die Globalisierung - der Prozess der fortschreitenden wirtschaftlichen Verflechtung - ist zum Stillstand gekommen. Vorerst jedenfalls.

      In den 90er Jahren waren Welthandel und Kapitalströme explodiert. Vor allem aus drei Gründen: Erstens öffneten viele Entwicklungsländer Asiens und Lateinamerikas sowie die ex-sozialistischen Staaten Osteuropas ihre Grenzen. Zweitens profitierte der Welthandel vom Abschluss der Uruguay-Runde 1993, die weltweit die Zollsätze senkte. Drittens schufen die Europäer einen gemeinsamen grenzenlosen Binnenmarkt.

      Die Folge war eine Vertiefung der globalen Arbeitsteilung. Produktivität und Wachstum stiegen sprunghaft, gerade in den Schwellenländern. Staaten wie Korea, Polen und Ungarn gehören heute wie selbstverständlich zur OECD, dem Klub der reichen Länder. Westliche Konzerne wuchsen binnen eines Jahrzehnts zu weltweit agierenden, investierenden, produzierenden Spielern heran.

      Dann kam der Abschwung 2001, als die Handelsströme einbrachen, weil Amerikaner und Europäer weniger importierten.

      Dann kam der 11. September 2001, der die Verwundbarkeit der offenen Weltwirtschaft bloßlegte.

      Seither knirscht es im Getriebe der Globalisierung: Die USA lassen Container nur noch aus "sicheren", von Amerikanern kontrollierten Seehäfen ins Land. Die Flughafenkontrollen wurden drastisch verschärft. Die Transportversicherer haben die Prämien um rund 80 Prozent erhöht.

      Insgesamt, schätzt die OECD, seien die Transportkosten durch "sicherheitsmotivierte Maßnahmen" um 1 bis 3 Prozent gestiegen. Auf den ersten Blick mögen diese zusätzlichen Kosten gering erscheinen, die Auswirkungen sind allerdings gravierend: Nach OECD-Berechnungen dürften die Handelsströme um bis zu 9 Prozent sinken. Dauerhaft.

      Die internationale Arbeitsteilung wird zurückgedreht, ein bisschen zumindest. Unternehmen überprüfen ihre globalen Wertschöpfungsketten, die sie in den vergangenen Jahren mühsam geknüpft haben, und stellen fest, dass sich manch internationale Lieferverbindung nicht mehr lohnt. Folge: Die Produktivitätsgewinne der 90er Jahre stehen zur Disposition. "Weitere Terroranschläge", warnt die OECD, "würden diese Entwicklung noch verschlimmern."

      Am schwersten getroffen: Entwicklungsländer, gerade solche, die als unsicher gelten, wie die Nahoststaaten.

      Das Erlahmen der Globalisierung sei kein unabwendbares Schicksal, sagt Supachai Panitchpakdi, der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO). Die Regierungen müssten endlich ein "eindeutiges Signal" aussenden, dass sie eine weitere Liberalisierung des Welthandels wünschten. Weitere Zollsenkungen, Öffnung der Agrarmärkte. "In einer unsicheren und gespaltenen Welt" sei dies "lebenswichtig".

      Hört jemand zu? Seit vorigem Jahr schleppt sich die Welthandelsrunde von Doha mühsam dahin. Weitere Marktöffnungen haben derzeit keine politische Priorität.
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 10:50:59
      Beitrag Nr. 68 ()
      Zweifel an einer erneuten Kriegsrallye wachsen

      Immer mehr Strategen erwarten selbst bei einer kurzen militärischen Auseinandersetzung keinen wirklichen

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Wiederholt sich Geschichte? Diese Frage ist für hochtrabende Historiker nicht mehr als ein intellektuelles Glasperlenspiel, für Börsianer ist die Antwortsuche dagegen fast schon eine Frage der Existenz. Schließlich setzen die meisten Strategen mit Haut und Haaren darauf, dass es nach dem Beginn einer militärischen Auseinandersetzung im Irak mit den Kursen genauso rasant aufwärts geht wie im Golfkrieg 1991.

      Doch mit dieser Einschätzung könnten die Marktvirtuosen dieses Mal böse danebenliegen. „2003 ist nicht 1991“, sagt Stephen Lewis, Stratege des unabhängigen Londoner Research-Hauses Monument Securities. Die Vorzeichen hätten sich sowohl politisch als auch wirtschaftlich geändert. „Parallelen mit dem Golfkrieg 1991 können heute irreführend sein“, sagt Lewis. Daran ändern auch die vergleichbaren Bilder vom US-Truppenaufmarsch am Golf und fast wortgleiche Ultimaten wenig.

      Lewis ist einer der Ersten, der – von einem kurzen Aufbäumen einmal abgesehen – nach dem Ausbruch eines Krieges nicht mit einer generellen Trendumkehr an den Märkten rechnet. Seiner Meinung nach ist die Rallye-Hypothese zum Allgemeinplatz geworden – was in der Regel darauf hindeutet, dass das genaue Gegenteil eintritt. Auch die fundamentalen Daten stützen nicht die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung.

      Da wären zum einen die politischen Unsicherheiten. Während sich die Amerikaner 1991 kaum vor Unterstützung retten konnten, gehen viele ehemalige Alliierte jetzt auf Distanz. Für eine militärische Auseinandersetzung fehlt insbesondere der Rückhalt aus der arabischen Welt. Das Risiko von Terroranschlägen ist damit ungleich höher als im ersten Golfkrieg zu Beginn der neunziger Jahre.

      Die Zerstrittenheit der Staaten birgt überdies ein weiteres Risiko. Selbst wenn sich der Krieg als schnelle und erfolgreiche Operation herausstellen sollte, müssen sich die Investoren mit der Frage auseinander setzen, welch politischer Flurschaden der vorherige Streit innerhalb supranationaler Organisationen wie der Nato, der EU oder der UNO angerichtet hat. Je nachhaltiger die internationalen Beziehungen nach einem Krieg gestört sind, desto schwieriger wird es für global agierende Konzerne, weltweit Geschäfte und damit Gewinne zu machen. Die politische Zerstrittenheit könnte sich nämlich nach Ansicht der Pessimisten schnell auf wirtschaftliches Terrain ausweiten. Die Folgebelastungen wären dann ungleich höher, als die unmittelbaren monetären Kosten eines Irak-Krieges, die Experten jetzt schon auf bis zu einer Billion Dollar beziffern. „Instinktiv spüren viele Anleger, dass die Unwägbarkeiten über eine längere Frist anhalten können“, sagt Lewis nicht nur mit Blick auf mögliche Handelskonflikte, sondern auch Terroranschläge.

      Eine anhaltende Unsicherheit könnte die Märkte weiter in die Bredouille bringen. Denn in Zeiten größerer wirtschaftlicher und politischer Gefahren fordern Anleger für Aktien eine höhere Risikoprämie. Im Klartext: Dividendenpapiere werden mit einem Bewertungsabschlag abgestraft, der nach Berechnungen von Experten zwischen zehn und 20 Prozent liegen könnte. Damit wäre dann ein weiteres Argument der Optimisten vom Tisch gefegt, die gerne auf die billigen Bewertungen verweisen. Geschichte wiederholt sich eben nicht. Oder doch?

      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 11:01:55
      Beitrag Nr. 69 ()
      Ich bin der Meinung , dass es uns noch viel zu gut
      geht. Wir müssen noch viel, viel tiefer fallen, bevor grundlegende Reformen in Deutschland erfolgen.
      Den Verbänden geht es nur um eines, die erreichten Besitzstände mit allen Mittel zu verteidigen, was bei dieser schwachen, willfährigen rot/grünen Regierung ja sehr einfach ist. Erst , wenn es fast zu spät ist, wird in Deutschland gehandelt werden, aber dann wird es für viele
      gravierende Einschnitte geben, die dann echt weh tuen !!!
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 19:09:26
      Beitrag Nr. 70 ()
      Guten Abend -

      zur Erinnerung:

      http://www.google.de/search?q=%22die+deformierte+gesellschaf…,

      daraus
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/354907154X/empfehlunge…
      http://www.perlentaucher.de/buch/9598.html
      http://www.memoiren-der-deutschen-mark.de/denk1.html

      Die deformierte Gesellschaft - Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrängen
      von Meinhard Miegel

      Träger des Corine – Internationaler Buchpreis 2002
      Meinhard Miegel, einer der profiliertesten Sozialforscher Deutschlands, stellt unsere Gesellschaft auf den Prüfstand – das Gemeinwesen, die Wirtschaft, die Sozialsysteme. Sein Fazit: Von einer zukunftsorientierten Leistungsgesellschaft sind die Deutschen weit entfernt. Sie verdrängen ihre Wirklichkeit und wiegen sich in Wohlstandsillusionen. Dabei fordert der dramatische Wandel der Grundlagen unserer Gesellschaft ein rasches Umsteuern auf allen Ebenen.

      Die außergewöhnliche Wohlstandsepoche, die die Bundesrepublik Deutschland seit den fünfziger Jahren erlebt hat, basierte auf der einzigartigen Kombination von Bevölkerungsstruktur, Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und sozialer Absicherung. Diese Jahre des Überflusses sind endgültig vorbei. Der Rückgang der Geburtenrate und die rapide Alterung der Bevölkerung stellen den Generationenvertrag auf den Kopf. Die Wachstumsraten der Zukunft werden einen Bruchteil des Gewohnten betragen, Arbeitslosigkeit wird zum Normalfall, das soziale Netz wird grobmaschiger. Dieser dramatische Wandel der Grundlagen unserer Gesellschaft ist seit langem erkennbar und von Experten prognostiziert. Doch die Deutschen, allen voran ihre Politiker, verdrängen die neuen Realitäten. Unbeirrt gelten den Westdeutschen die Erfahrungen der Aufbaujahre, den Ostdeutschen diejenigen der Planwirtschaft als Maßstab. Dese rückwärts gewandte Fixierung behindert die überfälligen Anpassungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft.

      Der Bonner Sozialforscher Meinhard Miegel, einer der gefragtesten Berater von Politik und Wirtschaft in unserem Land, bescheinigt den Deutschen in seinem aufrüttelnden Buch, sich Wohlstandsillusionen hinzugeben und von einer zukunftsorientierten Leistungsgesellschaft weit entfernt zu sein. Er fordert ein rasches Umsteuern auf allen Ebenen, um auf verändertem Niveau ein neues gesellschaftliches Gleichgewicht zu schaffen. Je länger dieses verzögert werde, desto größer die Gefahr dramatischer Folgen. Ein unverzichtbares Buch für jeden, der sich um die Zukunft unseres Landes sorgt.

      "Miegels neues Buch nennt die Kosten, die anfallen, wenn die Deutschen die Wirklichkeit weiter verdrängen, und er zeigt die Chancen, wenn sie neue Wege wagen." DIE ZEIT

      "Miegel versucht uns den radikalen Rückbau des Sozialstaates auf die Sicherung eines Mindeststandards schmackhaft zu machen." DIE WELT

      "Miegel wirbt für ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, für eine `aufgeschlossene, verantwortungsbereite, dynamische Bürgergesellschaft`. Der Kraftakt, so weiterzumachen wie bisher, sei nicht geringer, als der Kraftakt, die Dinge zu verändern." STUTTGARTER ZEITUNG

      "Meinhard Miegel ist ein einsamer Rufer in der Wüste bundesrepublikanischer Selbstverantwortungslosigkeit. Keiner hat so sehr wie er unermüdlich und lange den Finger in die Wunden eines todgeweihten Systems gelegt, das sich inzwischen alles andere als gerecht erweist." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG


      Gruß Vicco
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 13:48:33
      !
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      Avatar
      schrieb am 24.02.03 18:47:47
      Beitrag Nr. 72 ()
      24.02.2003 - 16:36 Uhr

      BMF: Kein Notfallplan für Großbanken

      Das Bundesfinanzministerium dementierte Presseberichte über Pläne zur Gründung einer Auffanggesellschaft für Kreditrisiken deutscher Großbanken. Zuvor wurde berichtet, dass bei einem Gespräch von Bankenvertretern mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Eichel über eine `Bad Bank` diskutiert wurde. Diese habe die Aufgabe einer Auffanggesellschaft für Not leidende Kredite der Geschäftsbanken und solle mit staatlichen Haftungsgarantien ausgestattet werden.

      Hintergrund für solche Spekulationen ist schwierige Situation der deutschen Kreditinstitute infolge der Baisse am Aktienmarkt und zahlreicher Kreditausfälle. Das Finanzministerium sieht in dieser Entwicklung jedoch noch keine ernsthafte Bankenkrise.

      Ach, ja, Herr Eichel hat ja vor den Bundestagswahlen auch de… ;)

      Quelle: Finanzen.net
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 11:01:41
      Beitrag Nr. 73 ()
      Hi, es ist soweit. Die ersten grossen bekannten Adressen verlassen D und kehren Schröder, Eichel, Münte & Co. den Rücken. Während Schröder sich mit der Gewerkschaftsfront innerhalb der SPD rumschlägt und für sein Klein-Klein Agenda 2010 (aber immerhin ein Anfang) wirbt, sind die Konzerne bereits einen Schritt weiter:

      Firmensitzverlegung!
      ----------------------------------------------------------

      HANDELSBLATT, Dienstag, 29. April 2003

      Reformstau lässt Firmen flüchten

      Infineon, Epcos – wer ist der nächste?

      Infineon und Epcos überlegen öffentlich, ob sie ihren Sitz ins Ausland verlegen sollen. Auch die Oetker-Gruppe überprüft ihre Investitionen in Deutschland. Verbände und Politik sind alarmiert.

      DÜSSELDORF. Ulrich Schumacher macht Ernst: Gestern hat der Chef des Chip-Herstellers Infineon seinem Aufsichtsrat Pläne für eine Verlagerung der Konzernzentrale ins Ausland vorgelegt. Die Führungsspitze des zweitgrößten europäischen Halbleiter-Herstellers erwägt in die Schweiz zu ziehen. Einen Beschluss hat das Unternehmen noch nicht gefällt.

      Infineon wäre nicht der erste Chiphersteller, der seine Zentrale in die Schweiz verlegt: Das italienisch- französische Gemeinschaftsunternehmen ST Microelectronics – weltweit die Nummer vier der Branche – hat seinen Sitz seit Jahren in Genf. Ziel von Infineon ist es, durch die Verlagerung weniger Steuern zu zahlen. Bis zu 300 Mitarbeiter wären betroffen. Ähnliche Umzugspläne hat auch die Münchener Epcos AG, wie Infineon eine ehemalige Siemens- Tochter.

      Die IG Metall in Bayern kündigte gestern Widerstand gegen die Umzugspläne an. :laugh: „Damit wird ein falsches Zeichen gesetzt“, sagte Gewerkschaftssekretär Michael Leppek. „Deutschland ist nach wie vor ein guter Standort.“ Sollte Infineon seine Zentrale tatsächlich verlagern, müsste das Unternehmen die Zuschüsse zurückzahlen, die der Konzern vom Staat erhalten habe. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat nach eigenen Angaben Entwicklungsprojekte von Infineon mit einem dreistelligen Millionenbetrag gefördert.

      Der Trend zum Auswandern – selbst familiengeführte Unternehmen spüren ihn. „Angesichts der politischen Rahmenbedingungen – und der wenig attraktiven Voraussetzungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen – müssen wir uns fragen, ob wir den Standort Deutschland bei unseren Investitionen künftig weiter bevorzugen werden,“ sagt August Oetker, Konzernchef der Bielefelder Oetker-Gruppe. Die Oetker- Nahrungsmittelsparte hatte ihre Investitionen im Inland im Jahr 2002 noch um 27,4 % gegenüber dem Vorjahr auf 39 Mill. Euro gesteigert. Doch die Investitionsbereitschaft im Inland steht vom Jahr 2004 an derzeit zur Disposition.

      „Das Misstrauen gegenüber der deutschen Politik führt dazu, dass viele Familienunternehmen vor allem ihre ausländischen Betriebsstätten stärken“, berichtet der Stuttgarter Unternehmensberater Brun-Hagen Hennerkes. Gerade aus dem Mittelstand kommen aber auch abwiegelnde Stimmen. „Wir sind hier heimisch, unsere Firmenkultur lässt sich nicht an einem beliebigen anderen Ort duplizieren, und wir fühlen uns verantwortlich für unsere Mitarbeiter in Emmerich“, sagt zum Beispiel Tobias Bachmüller, geschäftsführender Gesellschafter des niederrheinischen Süßwarenherstellers Katjes Fassin GmbH & Co KG. (Kommentar: Fragt sich nur wie lange sie hierzu stehen!)

      Dennoch schrillen in Politik und Verbänden die Alarmglocken. „Neu ist, dass sich der Vorstandsvorsitzende eines Dax-Unternehmens so offen dazu bekennt, ins Ausland zu gehen“, sagte Ludolf von Wartenberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie, dem Handelsblatt. „Vielleicht weckt das die Reformverhinderer noch auf.“ Die Kakofonie in Steuerfragen, die die Bundesregierung seit der Bundestagswahl an den Tag gelegt habe, dauere an. Zudem habe der Binnenmarkt zu einer größeren Transparenz in Europa geführt. Damit sei die Reformunfähigkeit in Deutschland offenkundig geworden. „Keiner glaubt daran, dass die Reformagenda 2010 umgesetzt wird“, sagt der BDI-Hauptgeschäftsführer. Die Debatte um die Verlegung der Infineon-Konzernzentrale dürfte nicht ohne Auswirkungen auf Direktinvestitionen von Auslandsinvestoren bleiben. „Es wird immer schwieriger, den Investitionsstandort Deutschland zu vermarkten“, bestätigt von Wartenberg. :eek:

      „Die Ankündigung von Infineon hat mich wie ein Schlag getroffen", sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete und Wirtschaftsexperte Erich Fritz. „Wir haben Jahre vertan, unsere Rahmenbedingungen zu verbessern. Offensichtlich werden die Signale, die die Bundesregierung mit ihrer Agenda 2010 aussendet, überhaupt nicht mehr ernst genommen“, wettert der Politiker. Sein Kollege Klaus Brandner, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, versucht dagegen, die Wogen zu glätten. Standortentscheidungen sollten nicht allein an der Steuergesetzgebung ausgerichtet werden, meint er. Zudem sei Deutschland dabei, die Belastungen durch Steuern und Lohnnebenkosten zu senken.
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 11:44:15
      Beitrag Nr. 74 ()
      zunächst werden die subventionen abgeschöpft und dann um steuern zu sparen, der firmensitz ins ausland verlegt.

      an die subventionsvergabe müßte die bedingung geknüpft werden, für einen (längeren) zeitraum ausschließlich die steuern in d abführen zu müssen.

      schuhmacher hat ja bereits gezeigt, wie er persönlich (und
      seine familie) beim börsengang abgesahnt hat.

      aber die subventionen bezahlen die arbeitnehmer oftmals 2x:
      zunächst mit ihren gezahlten steuern und dann mit ihrem arbeitsplatz.
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 12:47:28
      Beitrag Nr. 75 ()
      #73

      Viel interessanter ist doch, dass Infineon seine Standort-Analyse detailliert dem Aufsichtsrat vorlegen muss.

      Und im Aufsichtsrat von Infineon sind m.W. die (Finanz)Vorstände von zwei weiteren DAX-Unternehmen vertreten (Siemens, BASF).

      Infineon ist nur die Spitze eines grösseren Eisbergs an Firmenauswanderung.

      Ein mir persönlich bekannter Berater von der Wirtschaftsförderung eines Schweizer Kantons sprach von 3 - 5 Anfragen PRO TAG von deutschen Mittelständlern wg. einer möglichen Sitz- und Produktionsverlagerung in die Schweiz - alleine in "seinem" Kanton !

      Viele deutsche Mittelständler werden allerdings durch die deutsche "Wegzugsbesteuerung" praktisch gezwungen, hierzubleiben. Aber mit etwas Schweizer Hilfe kann man die deutsche Steuerlast durchaus abmildern.

      Auch Österreich ist in der Akquise von deutschen Unternehmen recht aktiv und erfolgreich, ebenso wie Tschechien, Ungarn und Slowenien.

      Es ist eine regelrechte Umzugs-Berater-Branche entstanden, die aktuell wirklich gutes Geld verdient (und das weiss ich ganz genau !).

      VC01
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 18:32:45
      Beitrag Nr. 76 ()
      @74: Wie schön einfach Du es Dir in Deiner Betrachtung machst. Man könnte annehmen, Du bist Teil der ominösen Basis der "Sozial"-Demokratie! :eek:

      @75: Glaube ich Dir auf Anhieb. Ich kenne das Restrukturierungsgeschäft, zu dem ich auch die "umzugsberatung" zähle, auch recht genau. ;)

      Armes Deutschland!
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 19:04:26
      Beitrag Nr. 77 ()
      #76 Lassemann

      Eigentlich können wir uns doch nur wünschen, dass die aktuelle Situation in Deutschland mit ihrer Rechtsunsicherheit, den restriktiven Rahmenbedingungen (z.B. hohe und steigende Staasquote), fiskalisch-politischen Unsicherheit etc. bis 2010 anhält.

      Wenn ich drei Wünsche für mein Geschäft frei hätte:

      ( i) Schröder tritt zurück; Müntefering, Lafontaine oder Scholz werden Kanzler.

      ( ii) RotGruen gewinnt die Wahl in 2006 und führt in der Legislaturperiode 2006-10 alle Arten von Gerade-Nicht-Enteignet-Werden-Steuern ein - also auch bei Lebensversicherungen.

      (iii) Eine Koalition aus PDS, SPD und Gruenen tritt zur Bundestagswahl 2010 mit hervorragenden Erfolgsaussichten an. Die Koalition kündigt vor der Wahl an, Bundesanleihen nicht mehr bedienen zu wollen. Alle Lebensversicherungen fallen damit indirekt an den Staat. (tjach, das "Zinsproblem")

      Das zwangsläufig folgende Kapitel "D & IWF" sehe ich mir feixend aus sicherer Entfernung an ...

      Viel Erfolg !

      VC01
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 19:42:18
      Beitrag Nr. 78 ()
      @vc01:

      ;) Wenn wir nur auf unser eigenes Wohl schauen würde: Ja, volle Zustimmung! ;)

      Aber wir wollen natürlich, dass auch der Allgemeinheit besser als jetzt gehen wird = wir sind sozial! ;)

      Gruss
      Avatar
      schrieb am 29.04.03 21:13:47
      Beitrag Nr. 79 ()
      #78 Lassemann

      Klar, sind wir sozial !

      Aber - was mich und meine Familie betrifft - im Staat meiner Wahl.

      VC01
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 00:44:46
      Beitrag Nr. 80 ()
      @VC01: Gute Wahl! ;) Sobald ich Familie habe, werde ich es auch tun. ;)

      Es lebe die Mobilität! :)
      Avatar
      schrieb am 30.04.03 10:33:16
      Beitrag Nr. 81 ()
      manager-magazin.de, 29.04.2003, 10:18 Uhr

      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,246…

      R E C H N U N G S H O F - K R I T I K

      Abkassierer beim Arbeitsamt

      Der Bundesbuchprüfer knöpfen sich die Scheinarbeitslosen vor. Laut Rechnungshof sind rund eine Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, obwohl sie nicht die Absicht haben, einen Job zu suchen. Sie kassieren dafür Unterstützungsgelder in Milliardenhöhe.

      Düsseldorf - Unter Berufung auf eine Studie des Rechnungshofs berichtet das "Handelsblatt" in seiner Dienstagausgabe, dass jeder fünfte in der Statistik der Bundesanstalt für Arbeit geführte Arbeitslose Sozialleistungen bekomme, obwohl er nicht verfügbar und damit nicht arbeitslos sei. Der Bundesrechnungshof ermittelte demnach mehrere Gruppen von so genannten Scheinarbeitslosen.

      Dazu gehören Heranwachsende, die sich arbeitslos melden, damit ihre Eltern weiterhin Kindergeld bekommen; Erziehende Mütter, die sich beim Arbeitsamt registrieren lassen, um ihre Rentenansprüche zu sichern; Sozialhilfeempfänger, die vom Sozialamt zur Arbeitsvermittlung zum Arbeitsamt geschickt werden; und "Sozialplanarbeitslose", die bis zum Eintritt in die Rente Arbeitslosengeld beziehen. :mad:

      Weder die Betroffenen, noch die Arbeitsämter bemühten sich bei diesen Personen intensiv um einen Job, stellten die Rechnungsprüfer demnach fest. :mad: :mad: :mad: Nach dem Gesetz seien aber nur Personen arbeitslos, die eine Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen des Arbeitsamtes zur Verfügung stehen.

      Ungereimtheiten im Gesetzwerk :mad:

      Das Problem entsteht jedoch dadurch, dass das Gesetz den Bezug unterschiedlicher Sozialleistungen mit dem Status der Arbeitslosigkeit verknüpft. Wer sich also nicht arbeitslos meldet, würde verschiedene Leistungen nicht erhalten, die unter Umständen aus ganz anderen Erwägungen heraus durchaus angemessen wären.
      Die Ungereimtheiten im Gesetzwerk zu überprüfen, ist jedoch nicht Sache des Rechnungshofs. Die Kontrolleure haben lediglich zu prüfen, ob Ausgaben innerhalb des gesetzlichen Rahmens erfolgen. Und das ist hier wohl nicht der Fall.

      Die Arbeitsämter müssten intensiver prüfen, ob die gemeldeten Arbeitslosen überhaupt einen Job antreten wollten - "um dem unberechtigten Erwerb von Ansprüchen auf Sozialleistungen entgegenzutreten", heißt es in der Studie. Denkbar sei auch eine zeitliche Beschränkung oder betragsmäßige Reduzierung der Ansprüche.

      BA-Chef Gerster weiß von dem Problem

      Auch für die Opposition spielen die Ungereimtheiten in der Gesetzeslage keine Rolle. Stattdessen forderte CSU-Arbeitsmarktexperte Johannes Singhammer Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement im "Handelsblatt" auf, dafür zu sorgen, dass der rechtswidrige Zustand beendet werde und ungerechtfertigte Sozialleistungen eingedämmt würden. So könnten sieben Milliarden Euro im Jahr gespart werden. Dies sei ein wichtiger Baustein, um den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf fünf Prozent zu senken, sagte er.

      Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, räumt in einer der Zeitung vorliegenden, vertraulichen Stellungnahme die aufgedeckten Missstände zwar ein. Das Problem liege aber eher in der zu geringen Anzahl offener Stellen und der häufig zu geringen Qualifikation der Bewerber. Das lasse kaum Raum für eine Vermittlung der Betroffenen. :mad::mad::mad::mad::mad::mad::mad::mad:

      -------------------------------------------------------

      Weg mit dem Gerster, der obendrein sich einen millionenschweren Umbau der Chefetage (Möblierung etc.) auf Kosten der Steuerzahler finanzieren will! :mad: Ein Nichtnutz, ein Schmarotzer .... genau wie obige Zielgruppen! :mad:

      Weg mit Schröder! Weg mit Eichel! Weg mit Münte!
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 08:35:47
      Beitrag Nr. 82 ()
      Up! :( Es hat sich gar nichts getan, aber auch wirklich gar nichts!

      Im Gegenteil: Ab zurück in die Rezession!

      Aua, Deutschland bald kein Sanierungsfall mehr, sondern ein Konkursfall!!! :mad:
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 16:07:29
      Beitrag Nr. 83 ()
      Hallo Lassemann,
      habe einige der Beiträge (siehe oben) aus dem Managermagazin gelesen, da steht viel von dem was getan werden muß, nur wie überall nicht warum diese Konzepte funktionieren sollen.
      Niederlande, sind das nicht die mit der hohen Mehrwertsteuer?

      Thread: Umlage der Lohnnebenkosten auf die Mehrwertsteuer!

      Wenn mir jemand erklärt warum die Umwandlung von Tatifarbeitsplätzen in Billigjobs und Erleichterungen beim Personalabbau die Konjunktur ankurbeln sollen bin ich für alles.
      Ich dagegen glaube ein Unternehmer wird, egal wieviel man ihn verdienen läßt nur das produzieren was er auch verkaufen kann und wenn man hierzulande immer weniger verdient, fährt die Wirtschaft ihre Kapazitäten weiter auf die gesunkene Nachfrage zurück.
      Klingt das logisch?
      Soetwas Logisches würde ich gern auch einmal vom Managermagazin für deren Standpunkt lesen.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 16:38:05
      Beitrag Nr. 84 ()
      Hallo Sig,

      sorry, aber Dein Erklärungsversuch ist nicht logisch! Du wählst in Deiner Argumentationskette den Faktor arbeitet. Daher gehe ich auch mal nur auf diesen ein. Daneben könnte man sicherlich auch auf die anderen Entscheidungsparameter eingehen (Steuern, Bürokratie, Konjunktur, Lohnnebenkosten, Auflagen etc.)

      1. Unternehmer produzieren und vertreiben rational dort, wo sich am meisten Gewinn bzw. wo sich das beste Chancen-Risiko-Verhältnis realisieren läßt.

      2. Wir leben in einem globalen Wirtschaftskreislauf, ergo konkurrieren Güter weltweit miteinander, insbesondere austauschbare Güter. Dazu gehört auch der Faktor Arbeit.

      3. In D haben wir ein starres Tarifsystem. Die tariflich ausgehandelten Löhne & Gehälter sind nach unten abgesichert, d.h. sie quasi fix und nicht variabel sind. In anderen Wirtschaftsräumen gibt es solche gesetzlich geregelten Tarifsysteme nicht oder aber nur in abgeschwächter Form. In diesen Ländern, die so gerne von den Sozis als Billiglohnländer dargestellt werden, können die Löhne & Gehälter mit den Konjunkturzyklen und der Unternehmensentwicklung variabler gestaltet werden. Daher schrumpfen die Gewinnmargen bei schleppender Konjunktur c.p. bei den in Deutschland produzierenden Unternehmen, während sie in den sogenannten Billiglohnländern durch Lohnanpassungen nach unten nicht zwangsläufig schrumpfen.
      Fazit: Warum sollte ein Unternehmer bei derart hohen Fixkosten bei geringeren Gewinnmargen und höheren Betriebsrisiken in D produzieren und vor allem investieren, wenn er dies in anderen Ländern zu deutlich besseren Rahmenbedingungen tun kann. Da Investitionen stagnieren (sowohl von privaten als auch bei öffentlichen Haushalten) entsteht auch nicht mehr Arbeit, sondern in der Tendenz weniger, da die Investitionen, die getätigt werden, in weiten Teilen keine Betriebserweiterungs-Investitionen sondern Effizienz-Optimierungs-Investitionen (also Maschinen ersetzen Menschen) sind.

      Nun noch zu Deiner Argumentationskette:

      Ich dagegen glaube ein Unternehmer wird, egal wieviel man ihn verdienen läßt nur das produzieren was er auch verkaufen kann und wenn man hierzulande immer weniger verdient, fährt die Wirtschaft ihre Kapazitäten weiter auf die gesunkene Nachfrage zurück.

      1. Ja, natürlich wird er versuchen den optimalen Punkt zwischen der Erzielung von Skaleneffekten und Lagerkosten sowie Fixkosten zu erzielen. Entscheidend aber ist die Kostenbasis der produzierten Güter. Bei hohen Kosten versucht der Unternehmer auch einen hohen Preis am Markt zu erzielen. Gleiche oder ähnliche Produkte werden jedoch von Unternehmen, die zu deutlich günstigeren Kosten produzieren (z.B. ausländische Unternehmen oder aber deutsche Konzerne, die im Ausland produzieren lassen, auch zu günstigeren Marktpreisen angeboten. Der Endkonsument wird also rational das günstigere kaufen bei gleicher leistung (austauschbare Güter). Sofern der Konsument einen subjektiven Mehrnutzen in dem deutschen Produkt wahrnimmt, wird er auch einen höheren preis dafür zahlen, die Preisschwelle wird aber in wenigsten Fällen deutlich höher liegen als bei dem vergleichbaren Produkt. Der Unternehmer ist also gezwungen geringere Margen oder aber Verluste in kauf zu nehmen.

      2. ja, die Binnenkonjunktur ist das Problem. Diesem problem aber durhc Belebung der Nachfrageseite begegnen zu wollen ist bei dem hohen Kostenniveau (insbes. Lohnkosten udn Steuern) jedoch illusorisch. Vielmehr muss man den Hebel auf der Angebotsseite setzen. D.h. Kosten runter. Standort D wieder für Investitionen aus dem In- und Ausland attraktiv machen. Erst dann werden zeitverschoben auch wieder Arbeitsplätze entstehen.

      Gruss

      lasse
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 17:24:55
      Beitrag Nr. 85 ()
      keine bange ,
      wir haben ja das hartz-konzept.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 23:47:04
      Beitrag Nr. 86 ()
      Hallo Lasse,
      du erklärst hier Zusammenhänge deren Verständnis ich in meinem Thread natürlich vorausgesetzt habe.
      Natürlich kann man in Ländern in denen man sich um Lohnnebenkosten nicht kümmern muß billiger produzieren.
      Eine Preissenkungsrunde endet für ein deutsches Unternehmen genau an der Stelle an der die Lohnnebenkosten beginnen und es muß aufgeben während ein ausländisches Unternehmen noch eine Gewinnmarge in Höhe dieser Nebenkosten übrig behält. Damit geht es als Sieger aus einem Preiskampf hervor.
      Nun kann man zwar diesem Umstand entgegenwirken indem man ebenfalls die Löhne auf das Niveau von Billiglohnländern senken und die soziale Abgabenlast die Arbeitnehmer alleine tragen läßt.
      Es gibt da nur ein Problem, auf der Konsumseite fehlt dann das Geld um die so günstiger produzierten Wahren zu kaufen und dieser Nachfrageeinbruch zwingt zu Preissenkungen und damit weiteren Rationalisierungsmaßnahmen, eine typische Abwärtsspirale.
      Mein Vorschlag zielt deshalb darauf diesen Standortnachteil zu neutralisieren ohne das Geld auf der Verbraucherseite zusammenstreichen zu müssen.
      Alle zahlen nun zwar höhere Preise aber im Gegensatz zu Schröders Lösung wird die Abgabenlast erstens besser auf alle Bevölkerungsschichten verteilt und zweitens das über diese Steuer eingenommene Geld fließt über die Sozialsysteme wieder in den Konsum zurück, was so ganz nebenbei den Effekt hat das unsere Sozialsysteme weiter finanzierbar bleiben.
      Der Standortnachteil für deutsche Firmen wird so reduziert und es steht weiterhin genügend Geld auf der Konsumseite zur Verfügung, womit eine Deflationsspirale besser abgefedert werden kann.
      Gegen das eigentliche Problem, die EZB und den starken Euro habe ich allerdings auch kein Rezept, aber es zeigt das die Agenda 2010 nicht ganz ohne Alternativen ist wie es uns Schröder und seine Gefolgschaft weismachen wollen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 10:06:16
      Beitrag Nr. 87 ()
      @Sig: Ohne soziale Einschnitte wird es nicht funktionieren!

      manager-magazin.de, 25.05.2003, 12:06 Uhr

      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,250245,00.…

      R A T I N G

      Deutschland droht die zweite Liga

      Ohne rasche Sozialreformen droht Deutschland eine Abstufung der Bonität, warnen Analysten. Mehr als 100 namhafte Ökonomen stützen indes Schröders "Agenda 2010". Gewerkschaften dagegen bauen ihren Widerstand gegen tiefe Einschnitte in das Sozialsystem aus.

      Berlin - Ohne schnelle Umsetzung der von der Bundesregierung geplanten Sozialreformen droht nach Einschätzung von Analysten internationaler Ratingagenturen ein weiterer Anstieg der Schuldenquote und damit möglicherweise die Herabstufung der Bonität des Bundes.

      Kreditanalyst Kai Stukenbrock von der Agentur Standard&Poor`s sagte der Zeitung "Welt am Sonntag": "Wenn die ins Auge gefassten Reformen nicht so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden, erhöht das den Druck auf das Rating weiter." Man rechne fest damit, dass ab 2005 die Schuldenquote wieder rückläufig sei. Daher sei es von großer Bedeutung, dass die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geplante Agenda 2010 in allen Punkten noch vor der Sommerpause auf den Weg gebracht werde, um ab 2004 Auswirkungen zu erzielen.

      Moody`s: "Wir müssen notfalls reagieren"

      Alexander Kockerbeck von der Agentur Moody`s sagte derselben Zeitung, bis Ende 2004 werde sich zeigen, ob die Regierung die Verschuldung in den Griff bekommt. "Wenn der Trend auch danach nach oben zeigt, dann müssen wir genau prüfen und notfalls reagieren." Vor allem auf der Ausgabenseite müsse die Regierung beweisen, dass sie handlungsfähig sei. Vor allem bei den sozialen Sicherungssystemen gebe es viel Potenzial.

      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat angesichts der dramatisch eingebrochenen Steuereinnahmen angekündigt, alle Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen. Damit will er erreichen, dass Deutschland 2004 wieder die EU-Defizitobergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts einhalten kann, nachdem die Marke in zwei aufeinanderfolgenden Jahren übertroffen wurde.

      "AAA" - noch steht das Spitzenranking

      Moody`s hatte am Mittwoch die hohe Bonitätsbewertung Aaa für Deutschland bestätigt und sie als Ausweis für die solide Schuldenstruktur der öffentlichen Hand und mit dem Benchmark-Status deutscher Staatsanleihen an den Kapitalmärkten begründet. An der Bonitätseinstufung orientiert sich die Höhe der Kreditzinsen.

      In dem Halbjahresbericht über Deutschland hatte die Agentur aber die Beseitigung "erheblicher struktureller Ungleichgewichte" gefordert. Deutliche Einschnitte bei den strukturellen Ausgaben durch entsprechende Reformen auf dem Arbeitsmarkt sowie im Renten- und Gesundheitswesen könnten zu einer Senkung der Lohnnebenkosten und zur Erreichung der Konsolidierungsziele beitragen, hieß es in dem Bericht weiter.

      Mehr als 100 namhafte deutsche Ökonomen haben sich wenige Tage vor dem SPD-Sonderparteitag für eine konsequente Reformpolitik und eine entschlossene Umsetzung der "Agenda 2010" ausgesprochen. Darüber berichtet die "Berliner Zeitung" am Wochenende, der der gemeinsame Aufruf "Den Reformaufbruch wagen" vorliegt. Darin betonen die Unterzeichner, dass die dramatisch hohe Arbeitslosigkeit und die Finanzkrise der sozialen Sicherungssysteme "eine fundamentale Neuorientierung der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik" erforderten.

      Fehlanreize auf dem Arbeitsmarkt beseitigen

      Zu den Erstunterzeichnern des an die politischen Entscheidungsträger gerichteten Aufrufs gehören dem Bericht zufolge der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, der Bonner Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Reinhard Selten und Carl Christian von Weizsäcker von der Universität Köln.

      Die Ökonomen appellieren an Politiker, Tarifparteien und andere gesellschaftliche Gruppen, "den jetzt endlich sichtbar gewordenen Mut zur Reform nicht durch kurzsichtige partei- und interessenpolitische Erwägungen zu gefährden". Es wäre folgenschwer, würden die Reformansätze in der Agenda nicht "mit der nötigen Entschlossenheit umgesetzt oder im parteipolitischen Ringen um die Meinungsführerschaft in der Reformpolitik zerrieben", heißt es in dem Aufruf. "Die Reformkonzepte der Opposition sind in vielem nahezu deckungsgleich mit der Agenda 2010."

      Die Ökonomen fordern dem Bericht zufolge die Beseitigung von Fehlanreizen auf dem Arbeitsmarkt, die Ausweitung kapitalgedeckter Systeme bei der Rentenversicherung und mehr Leistungswettbewerb zwischen den Krankenkassen. Die geplante Begrenzung der maximalen Bezugsdauer von Arbeitslosengeld auf 18 Monate, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe auf dem Niveau der Sozialhilfe werde begrüßt.

      Gewerkschaften wollen Widerstand verschärfen :mad:

      Die Gewerkschaften indes haben ihren Protest am Wochenende verschärft. DGB-Angaben zufolge beteiligten sich bundesweit rund 90.000 Menschen an Kundgebungen gegen die Agenda 2010 in 14 Städten. DGB-Chef Michael Sommer und führende Gewerkschaftschefs attackierten die Pläne von Bundeskanzler Gerhard Schröder.

      "Sozialreformen sind die Griffe in die Taschen der kleinen Leute, um die Haushaltslöcher zu stopfen" (mein Kommentar: Die größte Lüge am deutschen Volk, was der Sommer da von sich gibt!), sagte Sommer auf einer Kundgebung in Hannover und kündigte an, auch nach dem SPD-Sonderparteitag am 1. Juni weiter Widerstand gegen die Agenda 2010 zu leisten. Auch IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und ver.di-Chef Frank Bsirske beharrten auf ihrer Ablehnung und warfen Schröder vor, einseitig die Arbeitnehmer belasten zu wollen.


      ----------------------------------------------------------

      Fazit: Ihr habt die Wahl, Sanierung oder Insolvenz!
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 19:23:32
      Beitrag Nr. 88 ()
      Hallo Lassemann,
      ich bin es langsam leid immer wieder die selben Dinge zu erklären.
      Warum beweist du uns und vor allem dir selbst nicht das du wirklich zu dem stehst was du hier schreibst.
      Wenn also die Konzepte der Agenda durchgesetzt werden solltest du deine Altersversorgung, wie von den Lobbyisten schon lange für unsere Rentensysteme gefordert kapitalgedeckt organisieren.
      Aktien sind ja gerade wieder besonders günstig und der IFO kündet auch schon den baldigen Aufschwung an weil doch nun endlich die notwendigen Reformen kommen.
      Ganz zufällig auch noch gerade zum richtigen Zeitpunkt kurz vor der Urabstimmung zur Agenda.
      Kann man da eigentlich noch sein Geld verlieren?
      Weißt du Lasse, mit diesen Reformen ist das so wie bei des Kaisers neuen Kleidern, wenn Nobelpreisträger, Fernsehmoderatoren und auch sonst alles was Rang und Namen hat erklären das die in einem besonders modischen und kleidsamen Gewandt daher kommen, wer hat dann noch den Mut zu sagen das er eigentlich nur einen blanken Hintern sieht?

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 19:45:16
      Beitrag Nr. 89 ()
      Sig, sorry, vielleicht läßt Du mich mal wissen, was Du eigentlich willst. :confused: Ich jedenfalls verstehe nicht, was Du mir in #88 sagen willst.

      Fakt ist:

      1. Deutschland geht es schlecht, weil die Binnenkonjunktur nicht läuft
      2. Deutschland wird es noch schlechter gehen, weil c.p. die Exporte bei steigendem Euro einbrechen werden und die schlechte Binnenkonjunktur nicht mehr kompensiert werden kann
      3. Deutschland geht es schlecht, weil es ca. 4,7 Mio gemeldete Arbeitslose gibt bei geschätzter Schwarzarbeit von ca. 1,2 Mio.
      4. Deutschland geht es schlecht, weil die Sozialabgaben sehr hoch sind und die Sozialsysteme ein einziges Molloch sind
      .....

      später mehr... muss zum Chef.
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 19:52:37
      Beitrag Nr. 90 ()
      Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt warum plötzlich eine sozialdemokratische Partei eine geradezu selbstzerstörerische Politik betreibt?
      Warum alle führenden Parteien die selben Konzepte vorlegen obwohl diese doch ganz offensichtlich der Realwirtschaft ehr schaden als nützen?

      Dann sollten sie sich nun einmal die Frage stellen, wem nützt es wenn Volkswirtschaften nicht mehr funktionieren und wenn die Staaten unter der Suldenlast eines wachsenden Arbeitslosenheeres zusammenbrechen?

      Schrumpfende Gewinnmargen und rückläufige Investitionstätigkeit der Realwirtschaft in gesättigten Absatzmärkten zwingen das internationale Großkapital nach neuen Renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten zu suchen.
      Wenn also in der Realwirtschaft nichts mehr zu verdienen ist und auch zinsträchtige Kredite in diesem Bereich immer weniger nachgefragt werden, braucht man neue Kreditnehmer.
      Nun, Kredite braucht wer investieren möchte oder wer in Not gerät. Wie gesagt in stagnierenden Märkten investiert niemand mehr also bleiben diejenigen die in Not geraten und wenn es zu wenig Bedürftige gibt, warum dann nicht etwas nachhelfen?
      Aber lest selbst:

      Die World Trade Conspiracy

      Mathias Bröckers 23.03.2002

      The WTC Conspiracy XXXIX

      Wissen Sie was die Weltbank [1] tut? Oder der Internationale
      Währungsfond [2]? Beide Institute behaupten, dass sie die Ökonomie und
      Währungen von Entwicklungsländern durch langfristige Kredite stützen
      und die Armut in der Dritten Welt bekämpfen. Doch das tun sie natürlich
      nicht. Stattdessen nutzen sie ihre Finanzinstrumente, um die Wirtschaft
      dieser Ländern unter Kontrolle zu bekommen - und unterstützen dabei
      jede Regierung, die das gewährleistet, wie korrupt, diktatorisch oder
      unfähig sie sein mag.

      Soweit ist die Kritik an diesen „ehrenwerten“ Institutionen bekannt und
      so pauschal auch wenig fruchtbar. Doch Greg Palast [3], einer der
      wenigen investigativen Top-Journalisten, die sich nach dem 11.9. nicht
      in den Dienst der Propagandamaschine gestellt haben, kann anhand von
      Dokumenten derlei Pauschalvorwürfe nicht nur konkret belegen, sondern
      am Beispiel des aktuellen Argentinien-Desasters auch nachweisen, mit
      welchen kriminellen Methoden IWF und Weltbank dabei operieren. Da die
      Arbeitsmöglichkeiten für unabhängige Journalisten in USA eher
      bescheiden sind, arbeitet Palast derzeit zwar vor allem für die BBC und
      britische Zeitungen. Doch was brisante US-Dokumente betrifft scheint er
      nach wie vor über gute Heimatkontakte zu verfügen. So wurde ihm die
      Verordnung „W199I“ zugespielt, mit der die Bush-Regierung im letzten
      Sommer die FBI-Fahndung nach „Al-Qaida“ unterband - worauf der
      Top-Terroristen-Fahnder John O‘Neill resigniert seinen Job hinwarf (
      siehe: In Memoriam John O‘Neill - der kaltgestellte Jäger Bin Ladins
      starb im WTC [4]).

      Das von Greg Palast publik gemachte Dokument wird auch in dem
      Gerichtsverfahren [5] eine Rolle spielen, das ein noch anonymer
      FBI-Beamter mit Unterstützung des Anti-Korruptions-Büros Judical
      Watch [6] jetzt gegen die US-Regierung anstrengt: wegen Behinderung der
      Fahndung nach Bin Ladin.

      Liest man das Interview [7] mit Palast über seine Recherchen und
      Dokumente in Sachen IWF/Weltbank, dann dürften auch diese Unterlagen
      noch größere Wellen schlagen. Der Weltbank-Chef Wolfensohn weigerte
      sich jedenfalls vorerst, einer Einladung von CNN zu folgen und den Fall
      mit Palast im Studio zu diskutieren - nachdem die zuerst offiziell
      bestrittene Echtheit der „eyes only“ Dokumente außer Frage stand. Es
      handelt sich dabei laut Palast um Kopien von geheimen Vereinbarungen,
      deren Unterzeichnung von Ländern wie Argentinien verlangt wurde, bevor
      sie in den Genuss von IWF/Weltbank-Krediten kommen können.
      Voraussetzung ist der „Privatisierung“ genannte Verkauf öffentlicher
      Einrichtungen (Wasser- und Elektrizitäts-Versorgung, Verkehrssysteme,
      Telefonnetze, Ölpipelines) an internationale Unternehmen - und die
      „Bearbeitung“ der verantwortlichen Politiker, die Palast am Beispiel
      eines argentinischen Senators schildert:

      „Vor zwei Wochen sprach ich mit einem Senator aus Argentinien. Ich
      hatte ihn vor der Kamera. Er sagte, dass er Ende 1988 einen Anruf von
      George W. Bush, unserem heutigen Präsidenten, erhielt, der ihm sagte,
      er solle die Pipeline (zwischen Argentinien und Chile) an Enro geben.
      Was er dann herausfand, sagte er, war ziemlich unheimlich: Enron wollte
      nur ein Fünftel des weltmarktüblichen Preises bezahlen und er fragte,
      wie man nur ein solches Angebot machen könne. Und es wurde ihm gesagt -
      nicht von George W., sondern von einem Partner in diesem Deal: Auch
      wenn wir nur ein Fünftel bezahlen, bleibt davon ein ziemliches Stück
      für dich und geht auf dein Schweizer Konto. So läuft es.“

      Der Chefökonome der Weltbank und Wirtschafts-Nobelpreisträger, Joe
      Stiglitz, wurde gefeuert, als er nach Dienstreisen in die betroffenen
      Länder die Details dieser Praktiken durchschaute und begann, kritische
      Fragen zu stellen. Palast hat mit ihm ausführlich gesprochen - und
      schildert die Methoden, mit denen Staatsunternehmen der Bevölkerung
      geraubt und unter IWF/Weltbank-Kontrolle gebracht werden:

      „Er berichtete mir, dass er in Ländern gewesen sei, in denen über
      Privatisierung und den Verkauf dieser Unternehmen gesprochen wurde. Und
      grundsätzlich wussten sie, sie wussten es ausdrücklich und schauten
      weg, als klar wurde, dass die Führer dieser Ländern und die
      verantwortlichen Minister Hunderte von Millionen Dollar einsackten.(..)
      Sie übergeben dann (die Unternehmen) üblicherweise an die Spezis, wie
      die Citibank, die sich die Hälfte der argentinischen Banken schnappte.
      Oder British Petroleum, die sich die Pipeline in Ecuador schnappten.
      Dass sich Enron überall die Wassersysteme unter den Nagel reißt, hatte
      ich schon erwähnt. Und das Problem ist, dass sie diese Systeme auch
      zerstören. Mittlerweile kannst Du in Buenos Aires kein Trinkwasser mehr
      bekommen. Ich meine, dass ist nicht mehr eine Frage von Diebstahl. Du
      kannst den Hahn nicht mehr aufdrehen. Das ist mehr als nur reich werden
      auf öffentliche Kosten.(..)

      IWF und Weltbank sind zu 51% im Besitz des US-Schatzamts. So fragt es
      sich, was wir für das Geld bekommen, das wir hier hineinstecken. Und es
      sieht aus, als bekämen wir in verschiedenen Ländern nur Chaos. In
      Indonesien brennt es. Der Weltbank-Chefökonom Stiglitz sagte mir, dass
      er begonnen hatte, Fragen zu stellen: In jedem Land, in das wir gehen
      und uns einmischen, zerstören wir die Ökonomie und setzen alles in
      Flammen. Und er meinte, dass er wegen dieser Fragen gefeuert wurde.
      Darüber hinaus sagte er noch, dass sie sogar Aufstände einplanen. Sie
      wissen, wenn sie ein Land ausquetschen und seine Ökonomie zerstören,
      dann Aufstände in den Strassen die Folge sind. Und sie sagen, tja, das
      ist der IWF-Aufstand. In anderen Worten, wenn du diese Aufstände hast,
      hast du verloren. Alles Kapital flüchtet aus deinem Land und das gibt
      dem IWF die Möglichkeit, dann noch weitere Bedingungen zu stellen. (..)

      Nach den Anschlägen vom 11. September rannte Bush herum und sagte, wie
      müssen 50-100 Milliarden Dollar ausgeben, um die Wirtschaft in Gang zu
      halten. Wir kürzen nicht den Haushalt, wir versuchen die Wirtschaft zu
      retten. Doch diesen Ländern erzählen sie nur eins: ihr müsst kürzen,
      kürzen, kürzen. Und warum? Nach diesen internen Dokumenten vor allem
      deshalb, damit sie ihre Zahlungen an die ausländischen Banken leisten
      können - und diese Banken verlangen Zinsen zwischen 21% und 70%. Das
      sind Wucherzinsen. Tatsächlich war es so schlimm, dass sie von
      Argentinien verlangten, seine Gesetze gegen Kredithaie abzuschaffen,
      weil sonst alle Banken als Kredithaie dagestanden wären.“

      Hier haben wir, wie in einer Nussschale, die Grundzüge des großen
      Spiels.

      Schritt 1: Knüpfe die Kreditvergabe durch IWF/Weltbank an maximale
      „Privatisierung“ öffentlichen Besitzes, besteche die Verantwortlichen
      und bringe die Schlüsselindustrie unter Kontrolle.
      Schritt 2: Verordne zum Zwecke der Konsolidierung Haushaltskürzungen,
      Sparmaßnahmen, Abbau des Sozialsystems etc., um die Bedienung der
      Kredite aufrechtzuerhalten. Nimm dabei den starken Niedergang der
      Inlandsproduktion, Bevölkerungsaufstände und Kapitalflucht in Kauf.
      Schritt 3: Ist die Wirtschaft weitgehend zerstört und das Land zu einer
      Eigenversorgung nicht mehr in der Lage, öffne die Zollgrenzen für
      fremde Produkte und nimm für Lebensnotwendiges (wie Medikamente)
      horrende Preise und Zinsen.
      Schritt 4: Installiere eine militarisierte Firmen-Regierung, die fortan
      die Geschäfte der „Kolonie“ wieder gewinnbringend betreibt und mögliche
      Sklavenaufstände im Keim erstickt.

      Die Überschrift „Conspiracy“ für diese globalisierte Form des
      Welthandels scheint unangemessen; sie geschieht, abgesehen von
      konspirativen „agreements of understanding“, wie sie Greg Palast in die
      Hände kamen, weitgehend offen und unter aller Augen. Mit Mullah Omar
      und seiner Taliban-Regierung wurde bis August 2001 über die Pipeline
      durch Afghanistan verhandelt. Ihr o.k. zu den amerikanischen
      Konditionen hätte ihnen einen „Teppich voller Gold“ (sprich: neue
      IWF/Weltbank-Kredite) eingebracht, ihr Nein - und ihr offenbares
      Desinteresse an einem Zubrot auf einem diskreten Konto - brachte ihnen
      dann den vom US-Verhandlungsführer angedrohten „Teppich von Bomben“.
      Und mittlerweile, mit einem ehemaligen Unocal-Berater als Präsidenten
      Afghanistans, auch ein „corporate government“ bzw., um mit dem Titel
      von Palasts letzte Woche erschienenem Buch zu sprechen: „Best democracy
      money can buy“.

      Wer mit Geld für diese „Demokratie“ nicht zu haben ist, muss sich mit
      Bomben nachdrücklich überzeugen lassen. Dank des 11.9. und des neuen
      „war on terror“ braucht es dafür nicht einmal mehr eine Entschuldigung.
      Insofern war der Usama-Fake, der ihn möglich machte, vielleicht die
      letzte groß-konspirative Aktion des bushistischen Imperiums, das die
      Krallen seiner Macht nunmehr gänzlich ungeniert spielen lassen kann.
      Wer im Ausland Post aus dem einstigen „Land of the Free“ bekommt, kann
      den neuen imperialen Anspruch [8] und die alte Tradition - von Cäser
      über Hitler zu Bush - schon deutlich erkennen, auf den Briefmarken.

      http://www.wdr.de/tv/monitor/spezial.phtml
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 19:58:00
      Beitrag Nr. 91 ()
      Wer regiert Europa?

      Die Lobbypolitik der europäischen Konzerne in Brüssel

      Beispiel 2: UNICE (Union of Industrial and Employers’ Confederations of Europe)

      UNICE (nicht UNICEF!) – dieses Kürzel dürfte in Deutschland weitgehend unbekannt sein, ebenso wie ERT (im letzten Infobrief vorgestellt) und die weiteren Lobby-Organisationen, die in dem Buch „Europe Inc." der Amsterdamer Gruppe „Corporate Europe Observatory" (Balanyá, Doherty u.a.) als Drahtzieher hinter der pseudo-demokratischen Fassade der EU-Organe entlarvt werden.

      UNICE, der Europäische Arbeitgeber- und Industrieverband, wurde schon 1958 gegründet und vertritt die Interessen ihrer 34 Mitgliedsverbände aus 27 Ländern. „von Irland bis zur Türkei, von Island bis Malta", wie es in ihrer Selbstdarstellung stolz betont wird.

      „Die Konföderation der Multis trägt einen Namen: UNICE", heißt es im Aufruf gegen den Europäischen Wirtschaftsgipfel in Brüssel im Juni 2000, unterzeichnet von verschiedenen belgischen und französischen Initiativen (ATTAC u.a.) sowie dem Netzwerk Euromärsche, die Gegengipfel und Großdemonstration organisierten. Weiter heißt es in diesem Aufruf:

      „ Unter der Flagge von UNICE wollen die europäischen Unternehmen, dass die Regierungen der EU und die Europäische Kommission die sozialen Sicherungssysteme in Stücke hauen; die Krankenversicherung, die Familienbeihilfe, die gesetzliche Rente, die öffentlichen Dienste, die Arbeitslosenversicherung, das Recht auf Arbeit und auf ein existenzsicherndes Einkommen ...

      Sie wollen: Flexibilität, gestutzte Löhne, Ausgrenzung, Senkung von Steuern und Abgaben, und als Krönung die Beibehaltung der Steuerparadiese – eine ständige Steuerflucht. ...



      Aufgepasst: Der prunkvolle Gipfel des Europäischen Unternehmerverbandes UNICE wird vom 9. bis 11. Juni speziell für die Europäische Kommission ausgerichtet. Verführung und Unterwerfung – das ist der Sinn des Duos, das hier mit der Kommission aufgeführt wird. ...."

      Diese Zielsetzungen wie auch den direkten Draht zur EU-Kommission hat UNICE gemeinsam mit dem ERT (European Round Table), der im ersten Teil dieser Folge dargestellt wurde. Beide Organisationen pflegen auch untereinander engen Kontakt und eine gewisse Arbeitsteilung. Während der ERT eher grundsätzliche Vorstellungen und Langzeitperspektiven der Industrie in die Diskussionsprozesse der EU-Gremien einschleust, ist UNICE der offizielle Lobbyverband der Unternehmer – mit „ungehindertem Zutritt zu den EU-Institutionen" (Balanyá u.a.) -, der reaktionsschnell zu jeder Initiative der EU-Gremien Stellungnahmen, Änderungsvorschläge und Forderungen formuliert und verhandelt.

      Eine ihrer besonderen Einflussmöglichkeiten liegt in dem offiziellen Status als einer der EU-Partner im Europäischen Sozialen Dialog (ESD).

      Der Leiter der UNICE PR-Abteilung beschreibt UNICE als eine Art „Industriebetrieb, wo wir Dokumente produzieren" und ... „an Entscheidungsträger verkaufen". „Unser Auftrag ist es, Entscheidungsträger auf europäischer Ebene zu beeinflussen", bekennt er ohne Umschweife (nach Balanayá u.a.).

      Dabei handelt es sich bei dem Brüsseler Sekretariat um einen Betrieb mit nur ca. 40 hauptamtlichen Mitarbeitern unter ihrem derzeitigen Präsidenten George Jacobs (früher IWF);

      es ist die Zentrale eines europaweit verzweigten Netzes aus zahllosen Arbeitsgruppen sowie Hunderten von Experten und Kontaktpersonen der verschiedenen Mitgliedsorganisationen. UNICE arbeitet so effizient, dass der PR-Direktor sagen kann: „Es gibt etwa 19.000 Experten in der Kommission, und wir senden ihnen unsere Position zu jedem nur möglichen Thema, das die Wirtschaft betrifft." (nach Balanyá u.a.). Der Kontakt zur EU-Kommission läuft über regulären Zugang und persönliche Beziehungen. Außerdem sichert UNICE sich ihren Einfluss auf die Regierungen der Mitgliedsstaaten über ihre nationalen Verbände und deren Einwirkung auf den jeweiligen EU-Minister: „Nachdem man an sie alle in der gleichen Weise herangetreten ist, besteht die Hoffnung, dass, wenn sie im Ministerrat zur endgültigen Entscheidung zusammenkommen, sie dem, was die Wirtschaft ihnen erzählt hat, Rechnung tragen werden". (Zitat des ehemaligen UNICE Generalsekretärs Zygmunt Tyskiewicz, nach Balanyá u.a.).

      Weiteres Gewicht gewinnt UNICE über die Kooperation mit anderen europäischen Lobbyverbänden und mit transatlantischen Organisationen (etwa dem Transatlantic Business Dialogue, TABD oder der Transatlantic Economic Partnersphip, TEB). Die Beziehungen zur WTO sind so eng und loyal, dass die Autoren von ‚Europe Inc.’ (Balanyá u.a.) UNICE als „Sir Leon’s Groupies" bezeichnen.



      So funktioniert das also.

      Und welches sind nun die Schwerpunkte und Prioritäten von UNICE?

      Die wichtigsten Zielsetzungen heißen – genau wie beim ERT - : Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion, Osterweiterung sowie Liberalisierung des Welthandels und der Investitionen.

      In diesem Zusammenhang wird der Begriff ‚benchmarking’, verwendet, was so viel bedeutet wie ein systematischer Vergleich aller Wirtschaften in Bezug auf den Zusammenhang zwischen politischen Maßnahmen und Wettbewerbsfähigkeit mit dem Ziel, von allen das für die Wettbewerbsfähigkeit Optimale zu übernehmen bzw. zu übertreffen. In ihrem Bericht
      „Benchmarking Europe’s Compititiveness: from Analysis to Action" drängt UNICE darauf, die Lücke zwischen Analyse und Handeln zu schließen, und schlägt den Abgleich von 20 Basisbedingungen als Konzept für Wettbewerbsfähigkeit vor, um auf dieser Grundlage endlich zum Handeln überzugehen.

      Einige besondere Anliegen von UNICE sind:



      Volle Liberalisierung der öffentlichen Versorgung und Öffnung des Dienstleistungssektors für mehr Wettbewerb;

      Permanente Verringerung der öffentlichen Ausgaben, vor allem auf dem Gebiet von Altersvorsorge, Gesundheitswesen, Sozialleistungen und Staatssubventionen;

      für die Industrie; scharfe Zurückweisung von Steuererhöhungen für Energie, Kapitalerträge u.ä;

      Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und Senkung der Arbeitskosten;

      Das Projekt Osterweiterung, unter der Voraussetzung, dass die Beitrittskandidaten „in der Lage sind, jeden Aspekt der Binnenmarkt-Gesetzgebung durchzuführen" (Balanyá u.a.)

      Der Vorrang der Liberalisierung vor sozialen und ökologischen Aspekten in der Gesetzgebung; in Sachen Umweltschutz propagiert UNICE die ‚freiwilligen Leistungen der Industrie’; den Einfluss von NGO’s versucht sie durch ‚Vereinnahmung’ zu mindern;

      Besonders energisch betreibt UNICE den Abschluss von Abkommen über Investitionen und über geistige Eigentumsrechte.

      Wie erfolgreich ist UNICE bei der Durchsetzung solcher Ziele? Nach eigener Einschätzung „gibt es zahllose Beispiele von Gesetzgebungen, die entweder ganz und gar verhindert oder sehr wesentlich verbessert wurden aufgrund der Arbeit, die UNICE macht" (Tiskiewitz, zit. n. Balanyá u.a.). Die Autoren Balanyá, Doherty u.a. fassen ihre Einschätzung so zusammen: „Wenn der Erfolg an dem Ausmaß bemessen werden kann, bis zu dem UNICE gleichzeitig die EU-Gesetzgebung zum Vorteil der Industrie beeinflusst und die Versuche von sozialen und ökologischen Gruppen, ihre Themen auf die Tagesordnung zu setzen, vereitelt, könnte man sagen, dass UNICE mit wehenden Fahnen durchkommt."

      Literatur: Belen Balanya, Ann Doherty, Olivier Hoedemann, Adam Ma’anit Erik Wesselius (2000) EUROPE INC: Regional & Global Restructurin and the Rise of Corporate Power. London, Pluto Press

      Internet: "UNICE Brussels June 2000", http://pages.hotbot.com/edu/stop.wto/UNICE.html

      Zusammengefasst und übersetzt von Dörthe Liesegang

      +++++
      Noch Fragen Lasse?
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 20:48:00
      Beitrag Nr. 92 ()
      Also Lasse falls du es nun immer noch nicht verstanden hast was ich damit sagen will. Mit jedem Schritt mit dem wir diesen Liberalisierungsscheiß weiter umsetzen werden sich die Fakten die du hier richtig aufführst weiter verschärfen.
      China hat eine eigene nicht konvertierbare Währung, dort sind traditionelle Staatsaufgaben immer noch in Staatshand dort scheißt man auf den IWF und seine notwendigen Reformen und dort wächst so ganz nebenbei die Wirtschaft in Zeiten eines weltweiten Abschwungs mit satten 7%!
      Wir und unsere Wirtschaft sind inzwischen zum Spielball global operierender Währungsspekulanten geworden.
      Klar das dort wo Zocker die Währungskurse machen keine stabile Wirtschaft gedeihen kann und deshalb wandert sie in Länder ab die ihnen mehr Stabilität bietet kann.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 21:37:56
      Beitrag Nr. 93 ()
      Sig, Du machst hier in Deinen Überlegungen, angelehnt an Stiglitz, einen schweren Fehler. Herr Stiglitz kritisiert nicht den Liberalismus an sich und schon gar nicht in Gänze. Wenn Du seinen Ausführungen intensiv gefolgt waerst, dann haettest Du erkennen muessen, dass er

      1. Die Praktiken der grossen Institutionen (z.B. Weltbank) kritisiert
      2. Liberalismus als Wirtschaftsform in 3. Weltländern und Schwellenländern für nicht richtig hält

      Ein Gewerkschaftsstaat, der im Grunde genommen im wesentlichen nur noch aus einer Institution, nämlich der Gewerkschaft, besteht, und der zudem hochenwickelt ist, also zu den führenden (immer noch) westlichen Industrienationen gehört, ist aber ohne liberalere Tendenzen (von einem Niveau, dass eher sozialistisch als liberal ist) nicht überlebensfähig, eben gerade weil es mit Ländern wie China konkurriert. China, ein aufstrebendes Schwellenland, das schon in 50 Jahren der Industriegigant sein wird.
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 13:33:52
      Beitrag Nr. 94 ()
      @Lassemann,
      ich kenne die eigentlichen Ziele des Liberalismus nicht und kann deshalb auch nicht sagen welche dieser Ziele Stiglitz nicht kritisiert. Vielleicht kennst du ja diese Ziele und kannst mich dahingehend aufklären. Meine Kritik richtet sich ausschließlich gegen das was uns unter dem Begriff Liberalisierung als alternativlos dargereicht wird.
      Wie du weißt gehöre ich nicht unbedingt zu denen die hier nur Texte und Meinungen anderer kopieren sondern ich publiziere eigene Gedanken, weshalb wir uns nicht zu sehr auf Stiglitz fixieren sollten.
      Bemerkenswert fand ich aber seine Aussagen zu Argentinien weil es hier ein praktisches Beispiel dafür gibt was letztendlich diese Reformen gebracht haben.
      Leider zählt aber in den öffentlichen Debatten lange nicht mehr was jemand sagt und wie schlüssig er es darlegen kann, es zählt vielmehr wer es sagt und wie klangvoll der Titel von den der das sagt ist, deshalb bediene ich mich eben manchmal solcher Namen um meine Argumente zu stützen.
      Möglicherweise reduziert man die Auseinandersetzung mit dem Liberalismus ja auch deshalb auf die Empfehlungen und Meinungen bestimmter prominenter Personen weil es gar keine schlüssigen Argumente für die Dinge gibt die in seinem Namen verändert werden müssen.
      Deshalb findet man zwar Viele die uns verkünden was zu tun ist aber niemanden der erklären kann warum diese Konzepte funktionieren sollen, während handfeste Gegenargumente einfach ignoriert oder totgeschwiegen werden.
      Lasse, ich würde mich freuen wenn du in meinem Thread der sich mit den Folgen der Liberalisierung beschäftigt auch deine Meinung äußern würdest. Vielleicht gibt es ja Gründe für diesen Liberalismus die ich nicht kenne. Ich denke eine vernünftige Diskussion über dieses Thema könnte helfen mehr Akzeptanz für die nun anstehenden gesellschaftlichen Reformen zu schaffen und deshalb ist eine sachliche Diskussion über Vor und Nachteile des Neoliberalismus so wichtig.


      Thread: Liberalisierung


      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 30.07.03 00:29:32
      Beitrag Nr. 95 ()
      Ein paar vermeintliche Reförmchen stehen ins Haus. Gesundsheitsreform leider sehr inkonsequent und halbherzig. Mit der sogenannten Bürgerversicherung soll der grosse Wurf kommen. Dabei ist es eine geplante reine sozialistische Hoffnungsmaßnahme. Na,ja, wird ohnehin nicht durchgehen.

      Die Steuerreform wenn auch sehr halbherzig immerhin ein Signal in die richtige Richtung. Leider wird der Subventionsdschungel nicht annähernd konsequent angepackt. Lobbyarbeit pur.
      Avatar
      schrieb am 03.08.03 23:38:22
      Beitrag Nr. 96 ()
      @Sig, sorry, bin noch nicht dazu gekommen. Habe aber zufällig in einem anderen Thread die volkswirtschaftliche Diskussion anhand der VWL anerkannten Laffer-Kurve verfolgt und denke das ist auch eine schöne Diskussionsgrundlage für uns beide und auch für den Thread:

      Der deutschstämmige Wirtschaftsprofessor Arthur B. Laffer, einst ein wirtschaftspolitischer Berater von President Ronald Reagan, ist Gründer und Vorsitzender von Laffer Associates, einer Wirtschaftsberatungsfirma in San Diego, California. Auf ihn geht die berühmte Laffer-Kurve zurück, die dieser Beitrag erläutert und in ihrer Bedeutung für Deutschland darstellt.

      Laffer untersuchte den Zusammenhang zwischen volkswirtschaftlicher Steuerquote und Staatseinnahmen.

      Die sog. Steuerquote (oder "Staatsquote") ist dabei die gesamtwirtschaftliche Nettoübertragung an den Staat, also der Anteil des Bruttosozialproduktes, der im Wege von Steuern und Abgaben dem Staat zufließt. Obwohl unschwer gezeigt werden kann, daß dieser Wert bezogen auf eine einzelne Person leicht 75% erreicht, wenn diese Person abhängig beschäftigt ist, geht es in diesem Zusammenhang doch nur um die gesamtwirtschaftliche Steuerquote.

      Laffer, ein Gründungsmitglied des Economic Policy Advisory Board, argumentiert nun, daß der Staat überhaupt keine Steuern einnehmen wird, wenn er keine Steuern erhebt (linkes Ende der Kurve), aber auch keine Einnahmen haben wird, wenn die Steuerquote 100% beträgt, also jeder sein gesamtes Einkommen sofort an den Fiskus überweisen muß - weil dann nämlich niemand mehr arbeiten würde. Zwischen diesen beiden (theoretischen) Endpunkten erhebt sich eine gewölbte Kurve der Staatseinnahmen in Abhängigkeit von der Steuerquote. Diese Erkenntnis scheint simpel zu sein, ist aber immerhin einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wert gewesen.



      Interessant ist nun aber zu untersuchen, was die Politik aus dieser Gesetzmäßigkeit machen kann:

      Was passiert bei einer Steuererhöhung?

      Die Laffer-Kurve besitzt ein Maximum, das aus Sicht des Staates natürlich ein Optimum, nämlich ein Einnahmeoptimum ist. Die Steuerpolitik müßte zum Stopfen der Löcher in öffentlichen Haushalten eigentlich bestrebt sein, dieses Maximum anzupeilen, also die Nettoübertragung an den Staat so einzurichten, daß der Staat die höchsten Einnahmen erzielt. Anscheinend ist man zu dieser offenbar einfachen Erkenntnis aber nicht in der Lage:

      Argumentiert man nämlich, daß in Deutschland die Steuern schon jetzt relativ hoch sind, so kann man auch der Ansicht sein, daß wir uns bereits in der rechten Hälfte der Kurve befinden. In diesem Fall hat eine Steuererhöhung aber fatale Auswirkungen: Sie führt nämlich zu einem Rückgang der Staatseinnahmen.



      Dies ist möglicherweise in zahlreichen Ländern so, was bedeutet, daß nicht etwa Steuererhöhungen, sondern Steuersenkungen ein wirksames Rezept zur Gesundung der Staatshaushalte wären. In der tat hat Laffer das auch vielfach gefordert, was ihm auch den Beinamen "Vater der angebotsorientierten Ökonomie" eingetragen hat. Aber rezipiert man solche Ideen auch in Berlin?

      Immerhin hat man offenbar eingesehen, daß der hier geschilderte Zusammenhang bei indirekten Steuern weniger scharf ausgeprägt oder durch eine Zeitverzögerung "abgemildert" wird - wegen der niedrigeren Elastizität der Nachfrage nach mit indirekten Steuern belasteten Gütern. Das ist der Grund, weshalb direkte Steuern wie die Einkommensteuer zwar eher sinken (überprüfen Sie das mit meinem Einkommensteuerrechner, Excel 97/2000/XP), die indirekten Steuern aber eher steigen, insbesondere die Mineralölsteuer oder die indirekte Besteuerung elektrischer Energie durch planwirtschaftliche Zwangsmaßnahmen. Ganz offensichtlich hat man es also doch nicht begriffen und versucht weiter, durch höhere Steuern noch tiefer in des Bürgers Taschen zu fassen - der Weg in die Kleptokratie, die Herrschaft der Diebe, ist v…

      Die Fortsetzung der Laffer-Gesetzmäßigkeit durch P.M. Gutmann

      Setzt man die Staatsquote mit der volkswirtschaftlichen Beschäftigung in Beziehung, so kommt man zu einer interessanten Fortsetzung der Laffer-Kurve.

      Welche Einflüsse haben Steuersätze auf den Arbeitsmarkt? Würden keine Steuern erhoben, so nähme der Staat zwar kein Geld ein, aber es herrschte eine viel höhere Beschäftigung - jedoch nur im Rahmen der Privatwirtschaft. Ohne Einkünfte könnte der Staat nämlich keine Bediensteten bezahlen. Je höher nun die Staatsquote steigt, desto größer wird der Anteil der vom Staat getragenen (und finanzierbaren) Bediensteten - aber nur bis zu dem Punkt da die Staatseinnahmen infolge von Steuererhöhungen wieder zurückgehen und der Staat seine Personaldecke wieder reduzieren muß. Gleichzeitig sinkt aber der Anteil der legal Beschäftigten, denn legale Beschäftigung lohnt sich bei wachsendem Steuersatz immer weniger, wie hier eindrucksvoll bewiesen wird. Was bleibt also übrig?



      Gutmann zeigt überzeugend, daß die Menschen nicht aufhören zu arbeiten, weil die Steuern zu hoch sind - sie hören nur auf, legal zu arbeiten, d.h., was bei wachsender Steuerlast immer zunimmt, schon vom Anfang des Diagrammes an, daß sind Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft.
      So sind die derzeit wieder überall diskutierten Steuer- und Abgabenverschärfungen sowie Sozialkürzungen und Rationierungen ein Programm zur Einführung der Anarchie als offizieller Sta…

      "Man macht die Armen nicht reich, indem man die Reichen arm macht", sagt Arthur B. Laffer dazu. Recht hat er! Doch da die Gewerkschaften und "Umweltverbände" die wahren Herrscher in diesem Land der kriminellen Politiker sind darf es nicht wundern, daß der ökonomische Sachverstand eines Erstsemesterstudenten der Volks- oder Betriebswirtschaft sich noch nicht nach Berlin herumgesprochen hat.

      Nein, wir kriegen die Kurve wieder nicht, jedenfalls nicht u…

      Quelle: http://www.bwl-bote.de/20030115.htm
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 00:17:30
      Beitrag Nr. 97 ()
      Solange wir eine total unfähige rot/grüne Regierung in Berlin haben , sollte man sich keine Hoffnung machen, dass die Probleme in Deutschland gelöst werden. Wir brauchen eine andere Regierung, bevor Deutschland total an die Wand gefahren wird !!!
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 08:42:23
      Beitrag Nr. 98 ()
      "Man macht die Armen nicht reich, indem man die Reichen arm macht", sagt Arthur B. Laffer dazu. Recht hat er!



      Das stimmt zwar- aber etwas anderes wesentliches hat Herr Laffer übersehen. Wirtschaftliche Zwänge, wie die des Wachstums des BIP oder der Verschuldung.
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 09:32:03
      Beitrag Nr. 99 ()
      Laura,
      wir beide wissen doch, das auch eine schwarz-gelbe Regierung die anstehenden Probleme gar nicht lösen wollte und könnte. Die Kohlregierung hat ja schließlich auch sechzehn Jahre lang die soliden Grundlagen für die jetzige Misere geschaffen. Der eine nannte es "aussitzen" und der andere "Politik der ruhigen Hand".
      Dieses Land in die Schulden stürzen, können beide.
      Und vielleicht wirst du`s ja nicht wahr haben wollen, liebe Laura, aber diese Sch**** sieht durch die schwarz-gelbe Brille genauso aus wie durch die rot-grüne.
      Es ist eben leider nun einmal so, das es derzeit keine Partei gibt, die den Niedergang Deutschlands auch nur aufhalten kann!

      Ronald
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 10:26:34
      Beitrag Nr. 100 ()
      deshalb ist meine Wahl , die "NICHTWAHL" , natürlich ist auch das eine Wahl , entgegen anders lautender Meinungen :laugh: ! Immerhin machen die Nichtwähler 40 % aus , die stärkste Gruppe ! Demnach müssten eigentlich 40% der Sitze in den Parlamenten leer bleiben um endlich bildlich zu sehen , mit dieser Politik ist die Mehrheit schon lange unzufrieden ! Zudem würden 40 % der Kosten eingespart , zusätzlich sollte man die Parlamente um 50 % kürzen , das Land braucht nicht so viele unnütze Menschen , können sich die Arbeitenden auch nicht mehr leisten ! Servus pathi 1933 , der Nichtwähler mit Durchblick
      Avatar
      schrieb am 31.10.03 11:44:22
      Beitrag Nr. 101 ()
      Das ist wieder typisch. Endlich mal kommt ein vernünftiger Vorschlag von einem Abgeordneten und schon ist das Geschreie der vermeintlichen Sozialpolitiker groß. Es wäre ja zutiefst asozial, wenn man die "Spitzenverdiener" "nur" mit 36% in der Spitze besteuern würde. Das sind reine verteilungsgetriebene Neid-Argumente, die nichts aber nichts fundiertes haben. :mad:

      Wäre ein Volksentscheid, ich würde sofort das Konzept befürworten.

      --------------------------------------------------------
      manager-magazin.de, 31.10.2003, 11:32 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,271…

      S T E U E R R E F O R M

      Merz` Einfachkonzept in der Kritik

      Die Pendlerpauschale ersatzlos streichen? Mit diesem Merz-Vorschlag will sich Parteigenosse Schönbohm nicht anfreuden. Auch andere grummeln über den Entwurf. Für CDU-Chefin Merkel aber weist das Papier "den Weg zu einem Befreiungsschlag".

      Berlin - Die Unterschrift unter dem Steuerpapier des CDU-Finanzexperten Merz ist kaum trocken, die Parteispitze hat es noch nicht abgesegnet, da wird es schon zerrissen. Während die Grünen die Vorschläge begrüßen, kommt scharfe Kritik von Unionspolitikern. Sie fordern Ausnahmen und Einschränkungen.

      © AP

      Verfechter einer simpleren Steuergesetzgebung: Friedrich Merz

      Die Vorschläge von Merz für eine umfassende Einkommensteuerreform sind in Teilen der Union und in der SPD auf Kritik gestoßen. Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der das Merz-Papier grundsätzlich begrüßt, warnt in der "Berliner Zeitung" insbesondere vor einer ersatzlosen Abschaffung der Pendlerpauschale.

      Hier müssten differenzierte Lösungen für strukturschwache Gebiete gefunden werden. "Wir leben in Brandenburg vielerorts von der Bereitschaft, die Arbeit dort aufzunehmen, wo sie vorhanden ist." Menschen, die deshalb eine lange Anfahrt auf sich nähmen, dürften nicht bestraft werden

      Totaler Schwachsinn!!! Denn selbst nach Abschaffung der Pauschale (die mich im übrigen auch treffen würde), bleibt unterm Strich eine klare Entlastung!!!

      Die Idee, die Pendlerpauschale zu streichen, stößt auch in der SPD auf Ablehnung. "Die Auffassung, wonach die Arbeit erst am Werkstor anfängt, geht an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei", zitierte das Blatt den stellvertretenden finanzpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Reinhard Schultz.

      Recht hat er, die Arbeit beginnt erst am Schreibtisch und/oder am Fließband und nicht schon am Werkstor! ;)

      Geeignete Maßnahmen gegen Steuerschlupflöcher

      Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel begrüßt die Vorschläge von Merz unter Vorbehalt. Gutverdiener könnten Steuerschlupflöcher besser nutzen, deshalb sei ein einfaches System in der Tendenz auch gerechter, sagte sie der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".

      Wie Recht sie hat. Endlich mal jemand, der es verstanden hat.

      "Ich begrüße jeden Vorschlag, der das Steuerrecht vereinfacht und transparent macht." Sie schränkte jedoch ein, die Wirkung müsse genau geprüft werden. "Ich begrüße es jedoch nicht, wenn man sich in einen Wettbewerb niedriger Steuersätze begibt, ohne darauf zu achten, wie sich die realen Steuerbelastungen einzelner Einkommensgruppen entwickeln."

      Na,ja, dies ist im Vorfeld bereits alles geprüft

      Merkel: Ein Weg zum Befreiungsschlag

      Nach dem Vorschlag des Unions-Fraktionsvizes soll der Eingangssteuersatz künftig bei zwölf Prozent, der Spitzensteuersatz bei 36 Prozent liegen. Bürger und Unternehmen sollen um bis zu zehn Milliarden Euro entlastet werden, zugleich aber zum Unmut einiger Unions-Politiker auf fast alle bisherigen Steuervergünstigungen verzichten.

      Das ist völlig i.O. Die Lobbyarbeit sollte hierbei ganz nahc hinten geschoben werden

      CDU-Chefin Angela Merkel nannte die Vorschläge einen Weg zu einem Befreiungsschlag in Sachen Steuern und Übersichtlichkeit. Das Konzept weise weit über den heutigen Dschungel im Einkommensteuerrecht hinaus. Merz` 31-Seiten-Papier soll am kommenden Montag von der Parteispitze beschlossen werden.
      Avatar
      schrieb am 31.10.03 12:38:57
      Beitrag Nr. 102 ()
      HANDELSBLATT, Freitag, 31. Oktober 2003, 07:24 Uhr

      Friedrich Merz ist bei seinen Plänen nicht immer konsequent geblieben

      Niedrigere Steuern, weniger Ausnahmen

      Der CDU/CSU-Fraktionsvize Friedrich Merz will das komplizierte Steuersystem durch ein „modernes Einkommensteuerrecht“ ablösen. So soll der aktuelle Formeltarif durch einen vierstufigen Stufentarif ersetzt werden. Gleichzeitig plant Merz bei den vielen Ausnahmen und Vergünstigungen einen Kahlschlag.

      uhl BERLIN. Mit seinem Konzept greift er auf Vorschläge zurück, die zuerst Ende 1995 der CDU-Wirtschaftspolitiker Gunnar Uldall entwickelte. 1996 präsentierte dann die FDP ein ähnliches Tarifmodell. Ex-Verfassungsrichter Paul Kirchhof folgte 2001 mit seinem „Karlsruher Entwurf“ zur Einkommensteuerreform. Im Gegensatz zu seinen Vordenkern hat Merz jedoch vor, seinen Steuertarif alle zwei Jahre an die Lohn- und Preisentwicklung anzupassen.

      Den vorgesehenen Grundfreibetrag von 8 000 Euro sollen auch Kinder erhalten, so dass eine vierköpfige Familie bis zu 40 000 Euro steuerfrei bleibt. Kindergeld gibt es nach dem Merz-Modell nur noch dann, wenn der Grundfreibetrag das Existenzminimum von Kindern nicht sichert. Zugleich hält der CDU-Politiker am Ehegatten-Splitting fest. Das gehört genauso abgeschafft!

      Ähnlich wie Uldall, FDP und Kirchhof setzt Merz auf einen weitgehenden Abbau von Steuerbefreiungen und -vergünstigungen. Allerdings gibt es Ausnahmen. So bleibt die Eigenheimzulage, die SPD und Grüne abschaffen wollen, unangetastet.Auch die gehört m.E. abegschafft Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen mindern in reduzierter Form auch weiterhin die Steuerpflicht. Werbungskosten sollen nur noch anerkannt werden, wenn sie ausschließlich der Erwerbstätigkeit dienen. „Dies ist beim häuslich genutzten Arbeitszimmer ebenso wenig der Fall wie bei Bewirtungskosten“, betont Merz. Zugleich entfällt der bisherige Abzug von Vorsorgeaufwendungen. Denn wie die Koalition beabsichtigt Merz bei den Alterseinkünften eine nachgelagerte Besteuerung: Die Aufwendungen werden steuerlich freigestellt, die Auszahlung im Alter aber besteuert. Die Kirchensteuer bleibt ebenso abzugsfähig wie der Spendenabzug für mildtätige, kirchliche, religiöse, wissenschaftliche und gemeinnützige Zwecke. Kirchenstuer gehört abgeschafft!!! Den Spendenabzug zur Förderung der Freizeitgestaltung will Merz beseitigen. Davon sind vor allem Sportvereine betroffen.

      Die Besteuerung von Kapitaleinkünften will Merz vereinheitlichen und vereinfachen. Mit Ausnahme der Dividenden sollen Kreditinstitute 24 % als Quellensteuer an die Finanzämter abführen. Dabei handelt sich aber wie beim heutigen Zinsabschlag von 30 % um Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer. Merz verabschiedet sich damit von der von SPD, Grünen und FDP geplanten Einführung einer Abgeltungsteuer. Hier wäre ich eher für die Abgeltungssteuer!!!

      Merz beabsichtigt zudem eine umfassende Besteuerung von Veräußerungsgewinnen. Wirtschaftsgüter wie beispielsweise Grundstücke, vermietete Immobilien und Wertpapiere, die der Erzielung von Einkünften dienen, werden steuerpflichtig. Wirtschaftsgüter des Privatvermögens, vor allem selbst genutzte Immobilien bleiben freilich verschont.

      Kapitalgesellschaften zahlen nach dem Merz-Modell 36 statt 25 % Körperschaftsteuer, wobei die Gewerbesteuer wegfällt. Die bisher steuerfreien Veräußerungsgewinne zwischen Kapitalgesellschaften unterliegen dem halben Steuersatz von 18 %. Ob dazu spiegelbildlich auch Veräußerungsverluste steuerlich berücksichtigt werden, lässt Merz offen. Dividenden will er bei natürlichen Personen durch ein vereinfachtes Anrechnungsverfahren, das die Koalition 2001 abschaffte, wieder anrechnen. Außerdem will Merz den Verlustrücktrag streichen, den Verlustvortrag aber weiterhin uneingeschränkt zulassen.

      Gewinneinkünfte will Merz einschließlich der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung zu Einkünften aus unternehmerischer Tätigkeit zusammenfassen. Zudem sollen die Unternehmen ein Wahlrecht zwischen Einnahmen-Überschuss- Rechnung und Steuerbilanzierung erhalten. Das Steuerbilanzrecht möchte Merz vom Handelsrecht lösen. Darüber hinaus will er Steuererklärung und Steuerveranlagung radikal vereinfachen.

      Entlastung mit Tücken

      Steuermodell der Regierung: Heute zahlt ein Single mit einem zu versteuernden Einkommen von 40 000 Euro eine Einkommensteuer in Höhe von 10 158 Euro. Ein Alleinstehender, der 150 000 Euro Einkommen oder mehr erzielt, zahlt 62 875 Euro an das Finanzamt. Setzt sich die Bundesregierung mit ihrem Plan durch, die Steuerreform um ein Jahr auf 2004 vorzuziehen, wird der Single mit 40 000 Euro um rund 900 Euro im Jahr entlastet. Der Top-Verdiener zahlt dann etwa 7 800 Euro Steuern weniger.

      Merz-Konzept: Nach den Plänen von Friedrich Merz würde der Normalverdiener in dem Beispiel 6 720 Euro Steuern zahlen Der Top-Verdiener müsste 46 320 Euro an den Fiskus überweisen. Beide würden also gegenüber den derzeitigen Tarifen entlastet. Nach dem Merz-Konzept soll außerdem der steuerfreie Grundfreibetrag auf 8 000 Euro pro Kopf erhöht werden und innerhalb der Familie übertragbar sein.

      Der Haken bei Eichel: Die entscheidende Größe, das zu versteuernde Einkommen nämlich, ist so gut wie nicht zu vergleichen, weil zahlreiche Vergünstigungen abgebaut werden sollen. So will Bundesfinanzminister Hans Eichel etwa die Eigenheimzulage streichen und die Pendlerpauschale deutlich begrenzen. In Extremfällen könnte dies sogar unter dem Strich dazu führen, dass einzelne Steuerpflichtige 2004 mehr statt weniger Steuern zahlen müssen.

      Der Haken bei Merz: Noch drastischere Schritte schlägt Friedrich Merz vor: Die Aufhebung der allgemeinen Steuerbefreiungen nach Paragraf 3, 3b Einkommensteuergesetz, wie etwa den steuerfreien Schichtzuschlägen. Außerdem will er die Entfernungspauschale und den Sparerfreibetrag ganz streichen. Ob dies dann für den Bürger tatsächlich zu einer Be- oder einer Entlastung führt, hängt vom Einzelfall ab. Merz rechnet vor, dass die Entlastungen 45 Milliarden Euro bringen werden, der Abbau von Steuervergünstigungen aber die Bürger allenfalls 40 Milliarden Euro kostet.

      Das sagen die Ökonomen: Klar ist, dass in beiden Konzepten f…
      Avatar
      schrieb am 02.12.03 23:43:11
      Beitrag Nr. 103 ()
      Es kommt endlich Bewegung ins Spiel. Die CDU greift die notwendige liberale Haltung der FDP auf. Über kurz oder lang werden wir uns den Realitäten stellen müssen. Das KV und STGB Konzept der CDU hat im wesentlichen Hand und Fuß und ist ein guter liberaler Anfang. :)
      Avatar
      schrieb am 03.12.03 12:33:47
      Beitrag Nr. 104 ()
      Neuste Nachrichtenjunge welt vom 03_12_2003 - Bewerbung bei Hofe.htm


      Kommentar
      Arnold Schölzel

      Bewerbung bei Hofe

      CDU-Parteitag mit »radikalen« Beschlüssen

      Am Montag lieferte Angela Merkel auf dem Leipziger Parteitag ihre Bewerbung beim deutschen Großkapital ab: »Merkel wirbt für radikale Sozialreformen« (Süddeutsche Zeitung), »Merkel schwört CDU auf Kurswechsel ein« (Die Welt), »Merkel schwört CDU auf Reformkurs ein« (Frankfurter Rundschau) hieß es am Dienstag in den Hofblättern auf Seite eins. Angela Merkel hatte »drei Aufgaben« in Leipzig gestellt: »Erstens Wachstum, zweitens Wachstum und drittens Wachstum«. Wer dafür im Volk die richtige Stimmung machen kann, kommt in die engere Auswahl fürs Regierungspersonal.

      Angela Merkel ist jetzt mit dabei. Die von ihr innerhalb von zwei Monaten durch die CDU gedrückten Beschlüsse sind einfach und überzeugend. Sie basieren auf der These, daß es Armen, Alten, Kranken und Arbeitslosen nach Vollzug der »Agenda 2010« noch zu gut gehen wird. Das Wachstum wäre höher und die deutsche Exportquote den USA und Japan noch weiter voraus, wenn man ihnen mehr nähme. Wer einen Platz an der Sonne haben will, muß dafür sorgen, daß Arme früher sterben, mehr Rentner von Sozialhilfe vegetieren, Patienten pro Krankheit in den Bankrott und Arbeitslose in den Arbeitsdienst getrieben werden. Vom fälligen Krieg mit ausreichend Toten, die Sozialkassen nicht mehr belasten, zu schweigen. Was Merkel in Leipzig vorgestellt hat, ist das Programm des vollendeten Sozialdarwinismus ohne die rhetorischen »Solidarität«- und »soziale Gerechtigkeit«-Schnörkel, die SPD und Grüne um ihn winden.

      Merkel hat mit dem Appell ans Ressentiment gegen »sozial Schwache« nicht nur die CDU-Klientel auf ihrer Seite. Was ist schon ein Martin Hohmann mit seiner »jüdisch-bolschewistischen« Grusel-show und seiner »Gottlosen«-Beschwörung gegen den Merkel-Spruch von einer einheitlichen Sozialversicherung als »Alptraum« oder gegen die Folgerung, die Gesundheit von Chef und Sekretärin sei gleich viel wert und daher seien auch die Kosten gleich? Das Merkel-Modell des Sozialsystems ist die Ausdehnung des gleichen Rechts für Arbeitslose und Millionäre, unter Brücken zu schlafen, auf das gleiche Recht für alle Patienten, sich eine Chefarztbehandlung auf Privatstationen zu leisten. Frau Merkel will ungefähr ins Jahr 1799 zurück, in jedem Fall vor das 19. Jahrhundert.

      Für den deutschen Mittelstandsmob reicht das zweifellos, ob fürs deutsche Großkapital, ist fraglich. Die CSU ist vorsichtig, Roland Koch schlug in Leipzig vor, Schröder mit seiner Steuer»reform« allein zu lassen. Das ist eine Kampfansage an Merkel. Ob sie mit ihrem Programm bei Hofe gut ankommt, ist noch nicht erwiesen. Dort hatte man es bisher gern ruhig im Lande.
      Avatar
      schrieb am 03.12.03 18:33:10
      Beitrag Nr. 105 ()
      @104: Was für eine polemische Zeitung :look:
      Avatar
      schrieb am 17.12.03 15:24:28
      Beitrag Nr. 106 ()
      Der erste Schritt - wenn auch sehr kleiner - ist getan. Jetzt kann das Fundament genutzt werden, um grössere Schritte zu gehen. :)
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 16:16:24
      Beitrag Nr. 107 ()
      Neue Reformschritte nicht wirklich zu erkennen.
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 19:46:50
      Beitrag Nr. 108 ()
      Schade, daß der gute Thread kaum noch lebt. Ich glaube, die ständig wiederkehrenden Artikel aus dem Manager-Magazin hatten eine einschläfernde Wirkung.
      Eine sachliche Diskussion über die Probleme unserer Wirtschaft ist weiterhin erforderlich. Man sollte aber nicht nur Schwarzmalen. Daß das Wirtschafts"wachstum" nicht mehr groß ist, hängt auch damit zusammen, daß wir schon sehr großes "Wachstum" hatten und daher wirtschaftlich ziemlich stark sind (Exportweltmeister, größter Außenhandelsüberschuß). Daß die "Zurückgebliebenen" stärker "wachsen" ist ganz normal. Ob die im Magazin empfohlenen neoliberalen Rezepte wirklich helfen, bedarf der Diskussion (vgl. z.B. die Misere der englischen Bahn - die deutsche geht auch in diese Richtung).
      Avatar
      schrieb am 28.06.04 15:49:42
      Beitrag Nr. 109 ()
      Mit der sich langsam durchsetzenden 40-Stunde ist wieder ein Fünkchen Hoffnung am Reform-Horizont zu erkennen. :)
      Avatar
      schrieb am 21.07.04 11:35:22
      Beitrag Nr. 110 ()
      Es gibt interessanterweise auch sehr positive Beispiele:

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 21. Juli 2004, 07:08 Uhr
      Exklusive Studie: Zukunftsatlas 2004

      Standort Deutschland: Die Wüste lebt
      Von Olaf Storbeck

      Plötzlich diese Zuversicht. „Wir sind besser, als wir glauben“, verkündet der „Stern“ und präsentiert in einer ausführlichen Titelgeschichte das „erfolgreiche Deutschland“. „Das Land hat wieder Zukunft“, behauptet die Wochenzeitung „Die Zeit“, ebenfalls auf Seite 1. Und Bundespräsident Horst Köhler verkündet in seiner Antrittsrede: „Wir können in Deutschland vieles möglich machen. Ich glaube an dieses Land.“

      Ein Jahr nach dem Beginn der Konjunkturerholung geht es auch psychologisch langsam wieder aufwärts. Und diese Renaissance des Optimismus ist weit mehr als bloßes Wunschdenken: Trotz aller Struktur- und Konjunkturprobleme – der vermeintliche Stillstandort Deutschland ist besser als sein Ruf.

      Den Beleg dafür liefert der Zukunftsatlas 2004 – eine umfassende Analyse der Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Studie, die die Prognos AG gemeinsam mit dem Handelsblatt erarbeitet hat, beleuchtet Leistungsfähigkeit und Perspektiven aller 439 Städte und Landkreise in Deutschland. Die Denkfabrik und Beratungsfirma Prognos gehört wie das Handelsblatt zur Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.

      Das Standort-Ranking basiert auf einem breiten Bündel von 29 makro- und sozioökonomischen Indikatoren – harte Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten, Kennzahlen zur demographischen Entwicklung, Innovationskraft, sozialen Lage, Infrastruktur und Lebensqualität. „Eine so flächendeckende und tief greifende Analyse der wirtschaftlichen Perspektiven auf der Ebene sämtlicher Gebietskörperschaften ist in Deutschland beispiellos“, betont Peter Kaiser, wissenschaftlicher Leiter des Projekts bei Prognos.

      Das Kernergebnis der Mammutstudie lautet: 109 der 439 Städte und Kreise haben sehr gute, gute oder zumindest überwiegend positive Zukunftschancen, weitere 210 haben einen ausgewogenen Chancen-Risiko-Mix. „Deutschland ist deutlich besser als sein Ruf“, sagt Prognos-Direktor Mathias Bucksteeg.

      Auch der renommierte Ökonom Bert Rürup betont: „Der tiefe Pessimismus, der bis vor kurzem wie Mehltau auf dem Land lastete, war einfach übertrieben.“ Das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage ist sich sicher: „Der Standort Deutschland erlebt derzeit, was die Autoindustrie schon vor zehn, zwölf Jahren durchgemacht hat – eine Phase des radikalen Re-Engineerings.“ Daraus gehe das Land gestärkt hervor. „Schon jetzt ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands deutlich gestiegen.“

      Top-Regionen im Süden und Südwesten

      Die drei Top-Positionen in Deutschland haben der Süden und Südwesten des Landes unter sich aufgeteilt – die mit Abstand attraktivsten Wirtschaftsräume der Republik befinden sich durch die Bank südlich der Main-Linie. Ganz vorne liegt der Großraum München, gefolgt von Stuttgart und Umgebung sowie der Rhein-Main-Region um das Städte-Dreieck Frankfurt, Darmstadt und Mainz. „Das sind die drei Regionen Deutschlands, die so stark sind, dass sie international wirklich mithalten können“, sagt Prognos-Direktor Bucksteeg.

      Auch insgesamt liegen die Süd-Länder eindeutig vorne. Unter den zehn Besten des Rankings taucht mit Wolfsburg nur ein Standort auf, der nicht in Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen liegt – unter den 25 Besten sind es nur sechs. „Das Süd-Nord-Gefälle hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft und wird in Zukunft weiter zunehmen“, sagt Bucksteeg.

      Der Zukunftsatlas zeigt aber auch: keine Regel ohne Ausnahme. Überall im Land gibt es auf der Ebene der Gebietskörperschaften wirtschaftliche Erfolgsgeschichten – durchaus abseits der Top-Regionen im Süden und Südwesten und trotz der Diktatur des Mittelmaßes in vielen nordwestdeutschen Bundesländern. Weitgehend im Verborgenen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Wachstumskerne der zweiten Reihe entstanden – Städte und Kreise, die entweder schon heute hervorragend dastehen oder aber signifikant bessere Zukunftsperspektiven als andere Regionen mit vergleichbaren Rahmenbedingungen haben.

      „Diese überdurchschnittlich erfolgreichen Städte und Kreise machen vor, dass man trotz aller Strukturprobleme und der Konjunkturflaute in Deutschland viel bewegen kann“, sagt Mathias Bucksteeg. Fast zwei Dutzend solcher „hidden champions“ haben Prognos und Handelsblatt ausgemacht – nach intensiver Recherche wurden aus dieser Gruppe neun Regionen ausgewählt, von denen das Handelsblatt ab morgen bis zum 3. August tägliche eine porträtiert. Jeder einzelne Standort, der in der Serie vorgestellt wird, macht deutlich: Regionen können sich, wenn sie ihre Chancen nutzen, vom Mittelmaß abkoppeln.

      „Viele Politiker und Wirtschaftsförderer glauben noch immer, dass die Weltkonjunktur, der Strukturwandel und die Demographie die Entwicklung so gut wie vorgeben und die regionale Politik dagegen nur wenig ausrichten kann“, sagt Bucksteeg. „Doch das ist vollkommener Unsinn.“ Die stillen Stars machen vor, dass es auch anders geht.

      Zum Beispiel Teltow-Fläming: Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik ist das Bruttoinlandsprodukt zwischen 1997 und 2001 so stark gewachsen wie in dem brandenburgischen Flächenkreis – obwohl der Osten insgesamt seit Mitte der 90er-Jahre langsamer expandiert als der Westen.

      Zum Beispiel der Landkreis Altötting: Selbst in den Jahren der Konjunkturflaute hat die Industrie in dem ostbayerischen Landkreis massiv investiert – obwohl die deutschen Unternehmen insgesamt nach dem Ende der Hochkonjunktur im Jahr 2001 extrem zurückhaltend agiert haben.

      Zum Beispiel Dortmund: Keine andere Metropole im krisengeschüttelten Ruhrgebiet hat laut Prognos so gute Zukunftschancen wie Dortmund. Die Stadt am östlichen Ende des Ruhrgebiets hat sich zu einem Eldorado für IT- und Mikrosystemtechnik entwickelt – schon heute wächst die Beschäftigung im Dienstleistungssektor dreimal so schnell wie im Bundesschnitt.

      Zum Beispiel der Kreis Vechta: Nirgendwo sonst werden pro Frau so viele Kinder geboren wie in der landwirtschaftlich geprägten Region zwischen Osnabrück und Bremen – Bevölkerung und Wirtschaftsleistung wachsen im Bundesdurchschnitt überproportional stark.

      So unterschiedlich die regionalen Rahmenbedingungen und lokalen Wachstumsmotoren der heimlichen Boomregionen im Detail auch sind – sie alle verbindet ein Kernfaktor, der der entscheidende Schlüssel zum Glück ist und eigentlich für jeden Wirtschaftsförderer der Republik eine Selbstverständlichkeit sein sollte: „Die Regionen haben ganz genau ihre jeweiligen Stärken analysiert und haben die Chancen, die sich daraus ergeben, konsequent genutzt“, erklärt Bucksteeg.

      Ein Erfolgsfaktor ist, dass in den versteckten Wachstumsregionen die regionale Politik, die Wirtschaftsförderung und die Unternehmen an einem Strang ziehen. „Das behauptet zwar jede Region von sich, aber nur in den wenigsten Fällen ist das wirklich der Fall“, betont Bucksteeg und schildert ein Musterbeispiel: „Wenn Sie sich im Landkreis Teltow-Fläming bei einem Immobilienmakler nach Gewerbeflächen erkundigen, haben Sie spätestens zwei Tage später die Wirtschaftsförderer am Telefon, die vorsichtig nachfragen, ob sie zusätzlich etwas für Ihr Unternehmen tun können.“


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