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    Nepper - Schlepper - Bauernfänger - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.09.02 22:24:11 von
    neuester Beitrag 28.09.02 13:32:31 von
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      schrieb am 27.09.02 22:24:11
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der Welt von morgen. Köstlich.


      Von Schauspielern und Scharlatanen...
      Einige Anleger verdanken diesen Herren ihren Reichtum - noch mehr aber ihren Ruin
      Von Holger Zschäpitz
      Berlin - Alles Bluff. So könnte der Titel eines Buches heißen, dass die kurze Lebens- und Leidensgeschichte des Neuen Markt aufs Korn nimmt. Hauptakteure sind Schwindler, Scharlatane und Schauspieler, die Millionen Anleger um Milliarden Euro brachten. Viele dieser Neue-Markt-Protagonisten sind einfach tragische Gestalten, die vom schnellen Reichtum überfordert waren, andere sind handfeste Betrüger, die bewusst Potemkinsche Dörfer aufbauten.

      In die erste Kategorie gehört zweifelsohne der ehemalige Schlagersänger Daniel David, den es 1999 mit seiner Firma Gigabell an den Neuen Markt verschlägt und der nur ein Jahr später die erste Pleite des Wachstumssegments hinlegt. Schuster, bleib bei Deinen Leisten, beziehungsweise Sänger, bleib bei Deinen Noten, möchte man David zuraunen, betrachtet man das Desaster. Innerhalb von dreizehn Monaten schafft er es, die 43 Mio. Euro Kapital aus dem Börsengang komplett zu verpulvern und das Unternehmen in die Pleite zu reiten. Doch die Show, die David mit seiner Internet-Bude abzieht, ist einfach teuer. Bereits die Emission gerät zur Vorführung. David bringt das Unternehmen am Tag der Sonnenfinsternis zu Mondspreisen an die Börse.

      An die Geschichte vom Zauberlehrling erinnert EM.TV-Gründer Thomas Haffa. 1989 macht sich Haffa, der sein Handwerk beim Medienmogul Leo Kirch gelernt hat, als Rechtehändler selbständig. Nach dem Börsengang 1997 wird er eine der Lichtgestalten des Neuen Marktes. Unter dem Beifall von Analysten und Anlegern kauft er im Medienreich alles was nicht niet- und nagelfest ist. Für gute Stimmung sorgen auch die Analystentreffen an der Côte d`Azur oder in den Kitzbüheler Bergen. Hauptversammlungen geraten zu Happenings nach US-Stil. Doch im trüben Winter 2000 ist der Lack ab. Haffa wird als Schönmaler enttarnt, der Anleger über die wahre Situation des Unternehmens nicht aufgeklärt hat. Sein ehemaliger Lehrer Leo Kirch muss zu Hilfe eilen. Trotzdem hat Haffa gut lachen, da er sich vor dem Kurseinbruch von einem Teil seiner Aktien trennt. Seiner Vorliebe für Kitzbühel ist er treu geblieben. So hat er sich dort ein Anwesen hingestellt.

      Zu den Showgrößen zählt auch Mobilcom-Chef Gerhard Schmid. Er hebt mit seinem Unternehmen den Neuen Markt aus der Taufe und beschert Deutschland mit 01019 billige Telefongespräche. Doch der Erfolg wächst Schmid über den Kopf. Spätestens mit dem milliardenschweren Erwerb der UMTS-Mobilfunklizenzen überhebt sich der Marketingprofi. Der Streit mit dem Großaktionär France Télécom ist der Anfang vom Ende. Die Franzosen ziehen sich von Mobilcom zurück, seither schwebt der Pleitegeier über dem Büdelsdorfer Unternehmen. Doch anders als Haffa kann Schmid das Leben nicht ganz unbeschwert genießen. Denn er hat zu Mobilcom-Kursen zwischen 30 und 60 Euro millionenschwere Kredite aufgenommen, um eigene Aktien zu kaufen. Heute stehen die Papiere bei etwas über zwei Euro und Schmid ist ganz sicher kein Milliardär mehr.

      Ohne Kurt Ochner wäre der Neue Markt nicht zu dem geworden, was er ist. Der Fondsmanager erkennt früh das Potenzial des Segments, deckt sich mit Aktien ein und legt den Grundstein für die Mega-Hausse. Das Motto ist einfach: Mister Neuer Markt kauft mit Vorliebe marktenge Titel und jubelt diese in die Höhe. Virtuos nutzt er dabei auch die Medien und ihm gewogene Fondsmanager. So soll es vorgekommen sein, dass Ochner einen Rundruf bei seiner befreundeten Clique startet, bevor er im Fernsehen Aktien in die Höhe jubelt. Beliebt bei ihm sind auch vorbörsliche Beteiligungen, die er dann bei der Emission zu Geld machen kann. Mit dem Geld, dass in seine Fonds fließt, steigt seine Macht. Kaum einer kommt an Mister Neuer Markt vorbei. Vor allem nicht die jungen Firmen. Viele Börsenneulinge wie etwa Jack White legen einen Teil der Emissionserlöse, den sie nicht unmittelbar brauchen, bei Ochner an, der davon wiederum Neue-Markt-Aktien kauft. Das Spiel gleicht immer mehr einem Pyramidensystem, das zusammenfällt, wenn kein Geld mehr nachkommt. Mit dem Zusammenbruch des Neuen Markt bricht auch die Karriere von Ochner zusammen. Im Frühjahr 2001 wird er bei Julius Bär gefeuert.

      Bodo Schnabel ist der "König der Betrüger". Der Comroad-Chef bucht bei seinem Telematik-Unternehmen Comroad 93,6 Mio. Euro, von denen 96 Prozent gar nicht existieren. Findige Experten fragen sich nun, wo die Millionen aus dem Börsengang und der späteren Kapitalerhöhung geblieben sind. Denn wo keine Umsätze angefallen sind, dürfte es auch keine Kosten gegeben haben.

      Gerd Niklisch ist der Aale-Dieter des Neuen Marktes. Denn er beherrscht sein Marktschreierhandwerk so gut wie die Legende vom Hamburger Fischmarkt. Er versteht es im Frühjahr 2000 geschickt mit einem bunten Strauß guter Meldungen die Aktien seiner damaligen Firma Emprise in die Höhe zu jubeln. Etwa als er die Errungenschaften der Tochter Upgrade würdigt. Er stellt den verdutzten Journalisten und Analysten eine Art Kreditkarte mit integriertem Chip vor, auf die so viele Daten wie auf eine Festplatte passen sollen - ein Flop wie sich später herausstellt. Bei der Tochter Mediascape lobt er die bahnbrechende Entwicklung der Richtfunktechnik. Die Aktien laufen wie frische Fische. Doch Niklisch hat Gerüchten zufolge nicht ganz uneigennützig gehandelt. So soll er im Geleitzug guter Nachrichten eigene Aktien platziert haben.

      Gut tricksen kann auch Matthias Sawatzky, Ex-Vorstand beim Pixelnet. Er kauft für seine kleine Internetklitsche die insolvente Kette Photo Porst für eine Mark und stößt damit in neue Größenordnungen vor. Als das Geschäft wider Erwarten nicht so gut läuft, wird der Buchwert von Photo Porst, der immerhin bei 40 Mio. DM liegt, einfach als Gewinn in die Pixelnet-Bilanz gebucht. Der Dreh mit den Zahlen fällt selbst Analysten erst spät auf, als das Unternehmen schon fast pleite ist.

      Zu den schillernden Gestalten gehört zweifelsohne auch Paul Kostrewa. Der Gründer von Refugium brachte mit gewagten Spekulationen seine Firma an den Rand des Ruins. Selbst der Rauswurf von "Altenheim-Paule", wie ihn Börsianer gern nennen, kann das Unternehmen nicht mehr vor dem Konkursrichter retten.

      Der "Entrepreneur des Jahres 2000", Peter Kabel, hat seinem Titel alle Ehre gemacht. Zwar legt er mit seinem Internet-Unternehmen Kabel New Media wenn nicht die größte so doch glamouröseste Pleite des Neuen Marktes hin, doch persönlich hat der Professor trotzdem einen guten Schnitt gemacht. Kabel beweist nämlich bei seinen Börsengeschäften ein glücklicheres Händchen als im Unternehmensalltag. Just zum Höchststand seiner Firma im März 2000 verkauft er in weiser Voraussicht rund 700.000 Aktien aus dem eigenen Bestand. Damit fließen etwa 100 Mio. DM auf sein privates Konto - Geld, von dem er auch heute noch zufrieden leben kann.
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 13:32:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.

      Wo sind zum Beispiel die Gangster von Metabox, OTI oder Letsbuyit?


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