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    Woher kommt der Anti-Amerikanismus in Europa? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.09.02 17:45:25 von
    neuester Beitrag 21.01.03 21:10:06 von
    Beiträge: 53
    ID: 640.150
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      Avatar
      schrieb am 29.09.02 17:45:25
      Beitrag Nr. 1 ()
      ein stark ausgeprägtes minderwertigkeitsgefühl der europäer gegenüber den usa?
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 17:55:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      Frag doch mal Herrn Bush.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:01:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      vielleicht liegt es aber auch an der hegemonialen, ignoranten und unbedachten grundhaltung der amerikanischen regierung frei nach dem motto : usa first ...

      wo sind die amerikaner, wenn es um weltweite regelungen hinsichtlich proliferation von waffen, stopp von nutzung von abc-waffen (hier haben sie sogar entsprechende verträge unterschrieben und versuchen sie zu umgehen oder rückgängig zu machen), sonderbehandlung bzw. verhinderung des internationales gerichtshofs (ansonsten wird ggf. eine invasion der niederlande erwogen), weltweite militärstützpunkte zur sicherung der einflusssphäre und versuch der weltweiten spionage durch echolon und entsprechende massnahmen und installationen zur überwachung und analyse des internettraffic, soll ich weiter machen, oder reicht das ?

      ach ja, und wichtige entscheidungen (wie die erwägung eines angriffskrieges auf den irak) werden den "partnern" neuerdings ja auch offiziell auf veterannentreffen in den USA mitgeteilt - sehr diplomatisch und wertungsfrei ...

      ob man deshalb minderwertigkeitsgefühle haben sollte ?
      nö, man sollte dafür sorgen, dass die wertigkeit der nato zugunsten des europäischen bündnisses (z.B. gemeinsame bzw. abgestimmte aussen- und verteidigungspolitik) verändert werden, mangelndes diplomatisches verständnis kann man den europäern derzeit nicht unterstellen - und wirtschaftlich wird es auch werden, wenn man die weichen weiterhin richtig stellt, wer sagt denn, dass das derzeitige amerikanische wirtschaftsmodell und seine zugpferde auf mittelfristige sicht nicht genauso in der klamottenkiste der geschichte untergehen, wie die erfolgsgeschichte der tigerstaaten in den 90-igern - gute gründe zeichnen sich ja ab, dass sich da etwas zusammenbraut - vielleicht braucht`s ja deshalb auch einen krieg ...
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:13:30
      Beitrag Nr. 4 ()
      @1&3: Wohl beides.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:14:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      Anti - ...

      ich befürchte dass ist eine deutsche Erfindung

      Anti - Atomstrom
      Anti - Literatur
      Anti - BSE
      Anti - Drogen
      Anti - Bush-Allianz
      Anti - Stauprogramm
      Anti - Virus
      Anti - Terrorpaket
      Anti - Nazi

      oder auch Anti - Christ ;)

      Traurig, traurig, traurig ...

      Gruß Baud

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      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:15:35
      Beitrag Nr. 6 ()
      Schlägst du deine Frau immer noch, antichrist?

      Tust du überhaupt nicht?

      Siehste genau so ist es mit dem Antiamerikanismus, den gibts auch nicht. Selbst die Deutsche Börse zeigt US_Flagge.

      Wir sind alle mit eurem auserwählten Chloroform kontaminiert
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:15:43
      Beitrag Nr. 7 ()
      von schröder und fischer.
      oder hast du schon einmal einen steinewerfer und einen mitsechsziger gesehen der / die pro amrika eingestellt waren ?
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:38:59
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Antwort auf die Außenpolitik der Amis!
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:45:43
      Beitrag Nr. 9 ()
      Wahrscheinlich hat niemand etwas gegen Amerika und seine Bürger,
      wohl aber gegen das Auftreten von

      NSA, CIA, FBI, Regierung, Kongreß, notorischen Weltbeherrschern, Ölsüchtigen

      und deren Hintermännern, welche die Strippen ziehen !

      Wieso sollten Europäer ein Minderwertigkeitsgefühl haben ?
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 18:49:30
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ich denke, dass die Mehrheit der Amerikaner hinter dieser Politik stehen. "Ich hab nichts gegen Amerikaner" zieht hier nicht!
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 20:28:41
      Beitrag Nr. 11 ()
      "Wieso sollten Europäer ein Minderwertigkeitsgefühl haben ?"

      also wenn ich mir schröder und fischer anschaue, dann haben die keinen minderwertigkeitskomplex.
      die sind minderwertig !
      und der rest westeuropas hat das gefühl (weitgehend) nicht.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 20:38:21
      Beitrag Nr. 12 ()
      Mein lieber Schieber, BigMac, das nenne ich klare Sprache, wie im 3.Reich, GottseiDank gehörst du einer Minderheit an, mit der eine sattelfeste Demokratie leben kann.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 20:52:18
      Beitrag Nr. 13 ()
      " [...] Die Besatzungsmächte kamen in ihrem eigenen Verständnis nicht als Befreier, sondern als Sieger, wie man aus der Directive JCS 1067 entnehmen kann. ,Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke der Befreiung, sondern als besiegte Feindnation. Wir kommen in ein besiegtes Land, keine Verbrüderung mit dem Feind`. "

      oder:

      "...Die heutige Kritik richtet sich gegen die USA als Hegemonialmacht und deren als imperialistisch bewertete Außenpolitik und Wirtschaftsmacht, die als Konkurrenz oder sogar als Bedrohung bzw. Bevormundung verstanden wird.
      Tatsächlich unterhalten die USA bis heute überall auf der Welt militärische Basen und <Kommunikations - Abhöranlagen> zur Kontrolle und Beeinflussung fremder Nationen. Die USA waren und sind immer wieder an der Installation ihnen genehmer Machthaber in fremden Nationen beteiligt, oftmals auch an diktatorischen Regimen. Wirtschaftsimperien wie General Fruits (z.B. Bananen) bestimmen weitgehend die oftmals unwürdigen Lebensbedingungen der Bewohner Südamerikas. Auch am bedrohlichen Raubbau der Urwälder ist Nordamerika maßgeblich beteiligt, aber auch vor allem deutsche und japanische Konzerne. Amerika ist offensichtlich auch führend in der Entwicklung immer brutalerer Massen- und Präzisionsvernichtungswaffen, die aus der Ferne, also ohne direkten Feindkontakt, per Knopfdruck eingesetzt werden können, so daß auch dann ein Krieg führbar ist, wenn die moralische Hemmschwelle in der eigenen Bevölkerung und deren Angst vor dem Umkommen bei kriegerischen Handlungen zu groß wird. ..."

      aus:http://www.subventionsberater.de/marktlex/antiusai.html
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 20:56:15
      Beitrag Nr. 14 ()
      fabrizius,

      1. als "sonstiger" europäer verwahre ich mich dagegen, daß hier GANZ europa minderwertigkeitsgefühle unterstellt werden.

      2. das 3. reich samt vorgeschichte im kaiserreich mit den 2 angezettelten weltkriegen könnte durchaus etwas damit zu tun haben.

      3. wenn ich die zahlen vom letzten wochenende noch im kopf habe, dann hatte rot-grün NICHT die mehrheit der abgegebenen stimmen - wurde also offenbar von einer MEHRHEIT für minderwertig gehalten.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 22:50:14
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ich glaube, man muß big_mac noch mal den Unterschied zwischen "minderwertig" und "relativer Mehrheit" bei unserem Verhältniswahlrecht erklären... So eine Mehrheit als minderwertig zu bezeichnen, dazu gehört schon was... :(

      Übrigens auch noch zum Zweiten: Die Behauptung, dass das Kaiserreich den ersten Weltkrieg angezettelt habe (und zwar allein und ausschließlich), das war die verheerende Folge der Kriegsschuldfrage des Versailler Vertrages. Mittlerweile steht das so in kaum noch einem Geschichtsbuch in In- und Ausland. Insofern können daraus wohl keine Minderwertigkeitskomplexe mehr erwachsen...
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 08:18:41
      Beitrag Nr. 16 ()
      mausschubser,

      RELATIVE mehrheit klingt schon GANZ anders.

      und natürlich wurde der 1.wk von diesen aggressiven belgiern und luxemburgern begonnen. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 11:50:03
      Beitrag Nr. 17 ()
      big_mac, auch wenn der Titel des Threads nicht hierzu paßt: Die Europäischen Staaten (Deutschland, England, Frankreich, Rußland, Österreich-Ungarn, Serbien und etliche mehr. Sicherlich nicht, das stimmt, ausgerechnet die Belgier und Luxemburger) waren geradezu geil auf diesen Krieg nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers. Österreich-Ungarn hat die erste Kriegserklärung ausgesprochen an Serbien, Deutschland die zweite an Rußland, nachdem Rußland bereits vor der Kriegserklärung der Österreicher die Generalmobilmachung befohlen hatte und es erste Knickrigkeiten und Scharmützel an der Russisch-Deutschen Grenze gab. Andere Länder vermittelten sehr halbherzig. An diesen Krieg sind die Großmächte Europas sehr wohl alle irgendwie Schuld. Sie wollten ihn, und sie haben ihn alle bekommen, furchtbarer als je erwartet. Aber Deutschland ist nicht mehr oder weniger schuld als andere. Es hat einfach nur verloren... (übrigens hätte ein Friedensvertrag von Deutschland an Frankreich bei einem Deutschen Sieg vermutlich nicht viel anders ausgesehen als der Versailler Vertrag, nur diesmal gegen Frankreich gerichtet. Kleinlich war man da untereinander keineswegs.)
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 11:51:27
      Beitrag Nr. 18 ()
      Au weia, "rettet dem Dativ"! Natürlich mußte es eben heißen "An diesem Krieg..."
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 12:14:40
      Beitrag Nr. 19 ()
      mausschubser,

      daß wir ösis auch etwas damit zu tun hatten steht ausser frage. aber mobilisieren heißt nicht krieg !

      fakt ist allerdings, daß deutschland die ersten schüsse abgegeben hat (und damit den krieg begonnen hat) - obwohl es von luxemburg, belgien, frankreich und england eigentlich nichts wollte, ausser in ruhe gelassen zu werden. abgesehen vom schlieffen-plan natürlich, der dann die automatik in gang gesetzt hat.
      und die u.a. von deutschland garantierte belgische neutralität war dann nur mehr ein stück papier ....
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 12:20:02
      Beitrag Nr. 20 ()
      kurz zusammengefaßt:
      niemand hat deutschland angegriffen.
      niemand hat deutschland vor dem kriegsausbruch ein ultimatum gestellt und es bedroht.

      die franzosen waren sicher gierig auf revanche für 1870 - aber sie haben nichts getan.
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 19:25:43
      Beitrag Nr. 21 ()
      big_mac, leider ist Geschichte komplexer als das, was du hier aufzählst... So wie du das hier schilderst, waren z.B. die Franzosen friedliebende Baguetteesser, die halt mal ein wenig sauer wegen 1871 waren, aber ansonsten nichts taten. Die Russen haben ein wenig Truppen an einer Grenze aufmarschieren lassen zu einer Zeit, woe es Verstimmungen zwischen diesen Ländern gab, aber wen soll das schon stören. Die serbische Regierung wiederum hat mit den Russen in der Rückendeckung die natürlich auch teilweise unverschämten Forderungen der Österreicher wenig kompromißsuchend zurückgewiesen und auch dem Frieden nicht gerade auf die Bahn verholfen. Die Italiener haben zu diesem Zeitpunkt schon ihre Verbündeten, die Österreicher und die Deutschen, ins Leere laufen lassen, um ein Jahr später unter fadenscheinigen Gründen der Entente beizutreten (um den Österreichern erhebliches Territorium fortzunehmen). Diese Aufzählungen lassen sich fortsetzen.

      Fazit: Am Ersten Weltkrieg waren nicht nur und ausschließlich die Deutschen Schuld, auch wenn sie den ersten Schuß abgegeben haben. Das Gesamtkonstrukt der Mächte war damals auf Krieg aus. Schau` dir mal die Bilder aus den verschiedenen Städten bei Kriegsausbruch an. Gejubelt wurde fast überall, bei der Entente wie bei den Mittelmächten. Dieser Krieg wäre gekommen, so oder so, da ihn die Großmächte gewollt haben. Das beschönigt nicht, dass die Deutschen (und übrigens auch die Österreicher) scharf auf Machtgewinn in diesem Krieg waren. Die anderen waren es aber ebenso.

      Mit dem zweiten Weltkrieg ist das natürlich völlig anders, der ging zweifelsohne ausschließlich von vereinigtem Deutschem und Österreichischem Boden aus. Da ist nichts zu diskutieren.
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 19:36:40
      Beitrag Nr. 22 ()
      Da ich lange Antworten auf kurze Fragen liebe, kann ich es nicht lassen, dies hier aus meinem Thread hineinzukopieren:
      ;)

      ACHTUNG: POLEMIK
      Die Arroganz der Demut -
      Über die Neigung der Deutschen zur Selbstverachtung und das Verlangen, auch nach dem 11. September die Unschuld zu behalten (sowie über den Ursprung des deutschen Anti-Amerikanismus).
      Von Henryk M. Broder

      Nachdem die Experten gesprochen hatten, trat ein nicht mehr ganz junger Mann aus dem Publikum an das Saalmikrofon, stellte sich als ein
      "Langzeitstudent" vor und sagte, er könne "das Gerede vom gerechten Krieg" gegen den Terror nicht mehr hören. "Wenn es einen gerechten
      Krieg gäbe, dann müsste er so aussehen, dass die Wall Street und das Pentagon bombardiert werden."
      Einige buhten, manche lachten, viele klatschten. Einem nicht ganz kleinen Teil des Publikums im Audimax der Humboldt-Universität hatte
      der Langzeitstudent aus dem Herzen gesprochen.
      Eigentlich war "Die Gegenwart der Vergangenheit - Darf Deutschland wieder Krieg führen?" das Thema der Berliner Diskussionsrunde. Wie
      gegenwärtig die Vergangenheit ist, wurde vor allem an den Beiträgen zum US-Krieg in Afghanistan klar. Der findet ideologisch auf deutschem
      Boden und historisch vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs statt. Die Angreifer - Amerikaner und Briten - sind wieder dieselben, nur werden
      diesmal Ziele in den afghanischen Bergen statt im Rheinland bombardiert. Und während die deutsche Regierung zu den Alliierten hält
      und sie ihre "uneingeschränkte Solidarität" versichert, solidarisieren sich die deutschen Kriegsgegner mit den Opfern der Angriffe.
      Anders als zur Zeit des Golfkriegs hängen keine weißen Bettlaken aus den Fenstern, dafür wurde über dem Portal des Berliner Ensembles ein
      Transparent mit einem Spruch des Dichters Matthias Claudius aufgezogen:
      "`s ist Krieg! `s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, und rede Du darein! `s ist leider Krieg - und ich begehre nicht schuld daran zu
      sein!"
      Denn wenn wir diesen Krieg schon nicht verhindern können, dann wollen wir wenigstens zu Protokoll der Geschichte geben, dass wir diesmal nicht
      schuldig sind. Wir wollen nicht mitbomben, wir wollen nicht, dass Unschuldige gebombt werden. Vor allem aber wollen wir eines: unsere
      Unschuld behalten. Man kann auch sagen: unsere Äquidistanz. Bin Laden ist uns unheimlich. George W. Bush ist es irgendwie auch.
      "Schreckliches ist geschehen", sinnierte Günter Grass nach dem 11. September, "doch die Wörter in den Reaktionen haben mich ebenfalls
      erschreckt."

      "Das Überschwemmen der ganzen Welt mit Cola-Dosen, das musste irgendwann auch zu Gegenreaktionen führen", erklärte der Erzähler
      Thomas Hürlimann den Zusammenhang von Ursache und Wirkung, nicht nur aus Schweizer Perspektive.
      Und einer Kommentatorin des WDR kam schon am 14. September die Erkenntnis, "dass das World Trade Center und das Pentagon nicht nur für Tausende von unschuldigen Opfern, sondern auch für
      Tausende von Tätern stehen, die Kriege inszenieren, Waffen verkaufen und Hungersnöte in Kauf nehmen, wenn es den Börsenkursen dient".

      So viel Unschuld, die Täter und Opfer auf einen interaktiven Nenner bringt und dabei die Täter auf Kosten der Opfer exkulpiert: Es kann nicht
      allein die Liebe zu den Armen in der Dritten Welt, zu den Entrechteten und Gedemütigten sein, die westeuropäische Feingeister eine gewisse
      Genugtuung darüber verspüren lässt, dass die Verbreitung von Hamburgern und Cola-Dosen durch die Amerikaner endlich angemessen bestraft wurde.

      Was steckt hinter dieser Pose? Der gute alte Anti-Amerikanismus, wie er sich in den Kampfrufen gegen den Krieg in Vietnam artikulierte
      ("USA-SA-SS" ) und wie er heute auf den Plakaten der militanten deutschen Friedensfreunde wieder aufscheint ("Terror is coming home" )?

      Im Gegensatz zum Anti-Kommunismus, der sich mit dem Ende der Sowjetunion erledigt hat, hat sich der Anti-Amerikanismus weiter
      entwickelt. Sein größter Vorzug liegt darin, dass er beliebig eingesetzt werden kann. Mischen sich die Amerikaner in außeramerikanische
      Zusammenhänge ein, drängen sie ihren Willen anderen auf. Halten sie sich raus, werden sie ihrer Verantwortung als Weltmacht nicht gerecht.
      Im Nahost-Konflikt werden beide Vorwürfe gleichzeitig erhoben: dass sich die USA als "Weltpolizei" aufführen und dass sie sich raushalten.

      Eine Stufe darunter geht es entweder um die "kulturelle Hegemonie" der USA, um Hollywood, Microsoft und Nike, oder um die "kulturelle Barbarei"
      der Amerikaner, die lieber zum Catchen als in die Oper gehen. Dass die Barbaren es dennoch geschafft haben, eine Hegemonialmacht zu
      werden, ihre Produkte in der ganzen Welt zu verbreiten, kann ein kulturbewusster Europäer nur staunend zur Kenntnis nehmen, aber nicht erklären.

      Warum stehen die Menschen in Moskau und Katmandu vor McDonald`s Schlange? Warum wollen Kinder in der ganzen Welt mit Barbie und Ken
      spielen? Warum fliehen Kubaner in die USA und nicht umgekehrt? Und warum grassiert zugleich der Anti-Amerikanismus - nicht nur in Deutschland, aber hier zu Lande auf eine spezielle deutsche
      Weise?

      Wenn es je deutsche Dankbarkeit gegenüber den USA gab, dann hat sie sich längst verflüchtigt

      Mögen die Franzosen den Amerikanern vor allem ihre Essgewohnheiten und ihre Oberflächlichkeiten verübeln, dennoch sagen sie jedes Jahr zum
      D-Day: "Thank you - our liberators!" In Deutschland werden die Essgewohnheiten und Oberflächlichkeiten nur vorgeschoben. Wenn es
      so etwas wie die Dankbarkeit gegenüber den Befreiern überhaupt je gegeben hat, dann hat sie sich längst verflüchtigt.

      Die Debatte, ob die Deutschen befreit oder demokratisch kolonialisiert worden sind, köchelt unter der Oberfläche der deutsch-amerikanischen
      Volksfeste weiter. Und auf den letzten Umzügen der Friedensbewegung waren nicht nur Plakate mit Verweisen auf Hiroschima und Nagasaki,
      sondern auch auf Dresden und Hamburg zu sehen. Noch immer kränkt die Erfahrung, dass man sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte,
      sondern dass es Kaugummi kauende Neger waren, die deutschen Studienräten ihre NSDAP-Insignien abnehmen konnten.

      Der Groll sitzt tief und kommt immer dann an die Oberfläche, wenn die Amis mal wieder im Begriff sind, irgendein Volk zu befreien. Dann wacht
      der Anti-Amerikanismus aus seiner Latenzphase auf. Gleichwohl: Wenn der Anti-Amerikanismus die Reaktion auf ein System
      ist, das die ganze Welt in ein Korsett zu zwängen versucht, dann müsste es möglich sein, praktische Alternativen zum Amerikanismus anzubieten.
      Kein Mensch wird gezwungen, in einen Film von Steven Spielberg oder in ein Konzert mit Madonna zu gehen. Statt Bob Dylan und Leonard Cohen
      hören wir nur noch Sasha und Herbert Grönemeyer, und dem depressiven Humor von Woody Allen halten wir die dralle Heiterkeit von Dirk Bach entgegen.

      So weisen wir den Amerikanismus in die Schranken und fördern einheimische Produkte. Wir könnten auch, wie vom ehemaligen Berliner
      Innensenator Werthebach vorgeschlagen, ein deutsches "Sprachschutzgesetz" einführen, um die deutsche Sprache vor Fremdwörtern wie "surfen" und "downloaden" zu beschützen.

      Die Geschäftsgrundlage des Anti-Amerikanismus ist nicht der aggressive Kulturimperialismus der Amerikaner, sondern "Die deutsche Krankheit"
      (Johannes Willms), ein tief gestörtes Verhältnis zur eigenen "Normalität", die nicht erst mit dem Dritten Reich entgleist ist. Wir nehmen es gern hin,
      dass die Deutsche Mark in halb Osteuropa Zahlungsmittel ist - ein wenig peinlich ist uns nur, dass es kaum noch ein Restaurant entlang der Mittelmeerküste gibt, in dem keine deutsche Speisekarte
      ausliegt.

      Denn so gern wir von der Amerikanisierung der Welt sprechen, bei der Germanisierung Europas drücken wir ein Auge zu. Wir nehmen es den
      Amerikanern übel, was wir selbst gern tun würden. Sie treiben es offen und fröhlich, sie hängen die US-Fahne in den Garten
      und singen "I am proud to be an American!" und "God Bless America" beim Baseball und beim Barbecue. Sie haben keine Hemmungen, ihr
      System für das beste der Welt zu halten, während wir vor allem damit beschäftigt sind, zu differenzieren und zu relativieren: Ja, was die
      Taliban mit den Frauen machen, ist nicht schön - aber auch bei uns werden Frauen diskriminiert und schlecht behandelt. Zum Beispiel Angela Merkel von der CDU.

      Am Ende verachten wir uns selbst, weil wir so korrekt, so rücksichtsvoll, so selbstlos sind. Wir nehmen uns immerzu zurück, bauen ein
      Holo-Mahnmal nach dem anderen, und trotzdem zeigt die Welt mit dem Finger auf uns, während die Amis sich einen Dreck um die Weltmeinung
      kümmern und aus dem Klimaschutzabkommen aussteigen, wie wir es uns nie trauen würden.

      Die deutsche Selbstverachtung ist der Rohstoff, aus dem das deutsche Feuilleton den Anti-Amerikanismus produziert. Wir werfen den
      Amerikanern die Arroganz der Macht vor, während wir in der Arroganz der Demut waten. "Der Westen muss sich endlich fragen, was er falsch
      gemacht hat", sagt Günter Grass, der selbst noch nie etwas falsch gemacht hat. Bis heute hält er an einem alten Beschluss der Gruppe 47 fest, nicht mit der Springer-Presse zu reden und keine
      Anzeigen für seine
      Bücher in den Springer-Zeitungen zu schalten.

      So was gilt als moralisch und als konsequent, und es befähigt Grass, seine Besserwisserei zu globalisieren. Was in New York passiert sei, das
      hätten die Amerikaner nur in jenen Katastrophenfilmen "erlebt, die im Übermaß produziert worden sind". Jetzt seien sie "erstaunt, dass ein
      Bruchteil der Generation, die mit diesen Bildern aufgewachsen ist, zu Terroristen wurde". Ohne die Katastrophenfilme aus Hollywood wären
      die Flugzeugentführer sicher friedliche Segelflieger geworden.
      Und wie macht man aus Massenmördern wieder anständige Wesen?
      Theodor Ebert, der Doyen der deutschen Friedensforschung, möchte "die Terroristen und ihre Hintermänner mit jedem einzelnen Schicksal der Ermordeten ... konfrontieren, so intensiv, dass es ihm
      anfängt, Leid zu
      tun, so wie es deutschen Schulkindern in der Seele Leid getan hat, als sie das Tagebuch der Anne Frank lasen".

      Wäre es nicht effektiver, gleich das Tagebuch der Anne Frank an Bin Ladens Freunde zu verteilen?

      Die jüngste Friedenskampf-Ausgabe des "Stern" versammelt gleich 44 Prominente, die - in den Worten des Dramatikers Franz Xaver Kroetz -
      fürchten, dass Amerika auch uns "auf den Weg - zurück! - ins Kriegsverbrechergeschäft" bomben könnte. Wir verstehen: "Nun soll
      unser Panier also am Hindukusch leuchten. So weit weg von der Heimat waren deutsche Soldaten selbst unter Hitler nicht." Das schreibt
      "Stern"-Kolumnist Heinrich Jaenecke. Und fügt hinzu: "Es ist nicht unser Krieg ... Es ist Amerikas Krieg, ein Krieg mit dunklen Motivationen und
      verborgenen Zielen."

      Alles geht mal zu Ende. Nur die deutsche Unschuld hört nie auf.


      Aus dem Buch "Bildung - alles, was man wissen muß":
      DIE KURZGESCHICHTE EUROPAS SEIT 1945

      Die geteilte Welt: 1945 bis 1989

      Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war auch die Herrschaft Europas über den Globus vorbei. Zwei Mächte teilten sich nun das Erbe: Amerika und die Sowjetunion. Dabei ging Stalin als erster auf
      Expansionskurs. Mit Hilfe der nationalen kommunistischen Parteien verwandelte er die von der Roten Armee besetzten Länder Osteuropas und die Osthälfte Deutschlands in Satellitenstaaten. 1949
      wurde auch China durch die Revolution Mao Tse-Tungs kommunistisch.

      Zur Abwehr der sowjetischen Expansion half Amerika dem zerstörten Westeuropa und den Westzonen Deutschlands durch die Marshall-Plan-Hilfe wieder auf die Beine, führte in Westdeutschland
      eine Währungsreform durch (1948), widersetzte sich der Abschnürung Westberlins durch die Luftbrücke (1948) und gründete die NATO (North-Atlantic-Treaty-Organisation). Schließlich wurden
      Berlin, Europa und dieWelt durch den "Eisernen Vorhang" geteilt. Die Sowjetunion verfügte nun auch über die Atombombe, und die Welt erstarrte unter dem Gleichgewicht des Schreckens. Es begann
      die Zeit des "Kalten Krieges". Nur im geteilten Korea führten die USA einen "heißen Krieg", als das kommunistische Regime des Nordens eine Invasion von Südkorea begann.

      Nie zuvor hatte sich ein Sieger - beflügelt durch diese neuen Frontstellungen - gegenüber den Feinden von gestern so großzügig verhalten wie Amerika gegenüber Deutschland und Japan. Dadurch
      gelang es, sie zu Verbündeten zu machen und in ihnen stabile Demokratien aufzubauen.
      1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland aus der Taufe gehoben. Ihre Verfassung hat die Weimarer Erfahrungen eingearbeitet: Splitterparteien werden durch die Fünf-Prozent-Klausel verhindert,
      und der Kanzler kann nur durch ein konstruktives Mißtrauensvotum abgewählt werden, was eine bloß negative Blockadepolitik verhindert. Mit dieser Verfassung wurde die Bundesrepublik
      Deutschland der stabilste, friedlichste und demokratischste Staat der deutschen Geschichte. Das lag daran, daß es der CDU gelang, die nationalen und antidemokratischen Trümmer der bürgerlichen
      Parteienlandschaft einzusammeln und demokratisch zu erziehen; und daß die preußischen Junker als gesellschaftliche Gruppe verschwunden waren.

      Zugleich wurde Westdeutschland zum Kristallisationspunkt der europäischen Einigung. Um den deutschen Patienten unter psychiatrische Aufsicht zu stellen, betrieb der erste Kanzler Konrad
      Adenauer von der CDU gegen die Opposition der SPD die Integration der Bundesrepublik in den Westen. Dazu gewann er als Partner die Franzosen, die durch die Niederlage gegen Hitler ihren
      Machtverlust deutlicher registriert hatten als die Briten und ihn durch die europäische Einigung kompensieren wollten. So wurde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft zunächst ohne die Briten
      gegründet und umfaßte ziemlich genau das Territorium, das Karl der Große einst regiert hatte (Benelux, Italien, Frankreich und Westdeutschland).

      Durch die Westintegration, die stabile Demokratie, die europäische Einigung und die Amerikanisierung der Kultur sowie die Diskreditierung (Entwertung) der eigenen nationalen Tradition machte
      Westdeutschland eine tiefgreifende Metamorphose durch: Es wandelte seinen Sozialcharakter und wurde in Lebensstil, Habitus und Einstellungen westlich - man könnte in Hinsicht auf die vorherige
      Klassengesellschaft beinahe von "Amerikanisierung" sprechen. Sozial war das möglich geworden, weil der Krieg, die Vertreibung im Osten und die völlige Mobilisierung der Bevölkerung die
      gesellschaftliche Hierarchie atomisiert und plattgewalzt hatte: Der Krieg war soziologisch gesehen (nicht politisch) das Äquivalent einer Revolution. Und psychologisch war das möglich, weil die
      Deutschen durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die Entnazifizierung, die "reeducation", die amerikanische Kulturarbeit und Schulpolitik und schließlich durch die Studentenbewegung von
      1968 gezwungen wurden, ihren Verbrechen ins Gesicht zu sehen. Dadurch wurde es den Deutschen auch möglich, große Summen als Wiedergutmachung an den 1948 gegründeten Staat Israel zu
      zahlen, ihre Städte wieder aufzubauen, ohne einen Haß auf ihre Zerstörer zurückzubehalten [ausgenommen natürlich einige der lokalen Leser](die militärisch mit der Zerstörung ganzer Städte völlig
      sinnlos gehandelt hatten) und es ohne revanchistische Reaktionen hinzunehmen, daß 15 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben wurden und die östlichen Provinzen Deutschlands für immer an
      Polen fielen. (Es hätte ja auch eine deutsche "PLO" geben können!) Damit zahlte die Bevölkerung Preußen für das, was ihre Führungsschicht anzurichten geholfen hatte. Preußen selbst verschwand
      aus der Geschichte, in der es alles in allem eine unheilvolle Rolle gespielt hatte. Die deutsche Einigung durch Bismarck war zu teuer bezahlt worden.
      Dieser Nachruf muß Friedrich den Großen, die preußischen Reformer und die Königinnen der Berliner Salons am Anfang des 19. Jahrhunderts ausnehmen. Aber sie alle waren ziemlich unpreußisch:
      Friedrich war schöngeistig, die Salonköniginnen waren jüdisch und die Reformer waren keine Preußen.

      Zugleich hatte sich Deutschland durch seine Niederlage, seine beschränkte Souveränität und seine Westintegration als selbständige Macht aus der großen Politik verabschiedet. Es begann die Zeit
      des Wohlstands und des politischen Biedermeier, auf die die Bewegung von 1968 mit Re-Ideologisierung und politischer Phantasterei (Übergang zum Sozialismus) reagierte.

      Die Studentenbewegung war ein internationales Phänomen. In Deutschland entstand sie aus der Mischung dreier Trends: der Legitimationskrise Amerikas durch den Vietnam-Krieg; der Ausweitung
      des Bildungssystems; und der Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen. Das Nazi-Problem zog die politische Kultur wieder in den Bannkreis der deutschen Phantastik. Aus dem Zerfall der
      Studentenbewegung entstanden terroristische Gangs politischer Desperados und die fundamentalistische Bewegung der Grünen
      In ihnen zeigte sich die Metamorphose der Deutschen am deutlichsten: eine unterirdische Theoriewaschanlage hat die ehemals rechte Naturanbetung, Kulturkritik und Lebensreformmentalität auf links
      umetikettiert und auf diese Weise ein linkes Selbstverständnis mit einer rechten Mentalität versöhnt. Inzwischen ist diese Generation an die Regierung gekommen. Sie ist die erste Generation, die nicht
      durch den Krieg selbst geprägt wurde.

      Während sich Deutschland allmählich verwandelte, liquidierten (lösten auf) die westeuropäischen Mächte in den 60er Jahren ihre kolonialen Imperien. Indien war 1947 unabhängig geworden und hatte
      sich dabei unter Qualen in ein moslemisches Pakistan und ein hinduistisches Indien gespalten. Und Frankreich führte noch sinnlose Kolonialkriege gegen die Befreiungsbewegungen von Indochina und
      Algerien. Aber England gelang es im großen und ganzen recht gut, die Entlassung seiner zahllosen Kolonien in die Unabhängigkeit auf zivilisierte Weise zu organisieren. Anderswo wurden die neuen
      Staaten sofort durch Bürgerkriege bedroht, die als Stellvertreterkriege der Supermächte geführt wurden: Man unterstützte die eigene Seite und verlängerte so den Krieg. Dabei nahmen die USA in
      Kauf, auch autoritäre oder semi-faschistische Regimes zu unterstützen, und untergruben so ihren moralischen Kredit. Das motivierte die Studentenbewegung sowie Linksextremisten dazu,
      Kapitalismus mit Faschismus gleichzusetzen (wobei man den Krieg der gegen Hitler als unbedeutenden Ausrutscher hinstellen mußte). DieserWeltdualismus wurde stabil gehalten durch die Gefahr,
      daß sich bei einem Angriff die Nuklearmächte gegenseitig vernichteten. Das zwang beide Seiten dazu, sich an den sensiblen Punkten ganz vorsichtig zu bewegen. Nur einmal war der große
      Showdown zum Greifen nahe: Als 1962 Präsident Kennedy eine Blockade Kubasgegen sowjetische Schiffe mit Raketen an Bord verhängte: Im letzten Moment gab der sowjetische Partei- und
      Regierungschef Chruschtschow nach, und die Schiffe drehten ab. Der Rest bestand aus Spionage, wechselseitiger Inspektion, Konferenzen, Krisen und diplomatischen Lösungen.

      Der sogenannte Sowjetblock wechselte wie die Sowjetunion selbst zwischen Eiszeiten und Tauwetter. jedes Tauwetter führte zu Revolten in den Satellitenstaaten (Ostdeutschland 1953, Ungarn
      1956, Tschechoslowakei 1968, und Polen mit der Gewerkschaftsbewegung der Solidarnosc seit 1979), die allesamt mit militärischen Mitteln und immer blutig niedergeschlagen wurden. Jedesmal
      reagierte die Sowjetunion mit der Unterdrückung des Willens der Bevölkerungen und einer neuen Eiszeit, bis unter Generalsekretär Gorbatschow das Tauwetter die Sowjetunion selbst erreichte. Da
      schmolz das riesige Reich wie das Eis an der Sonne. Es war nur durch den Frost zusammengehalten worden, d.h. durch den Terror. Exakt 200 Jahre nach der Französischen Revolution ging das
      Zeitalter der Ideologien zu Ende.

      In ihm vollzog sich unter Qualen in Europa und Amerika der Übergang von der ständisch gegliederten Adelsgesellschaft zur modernen Industriegesellschaft. Dabei gab es zwei Wege:

      Der eine wurde von den Kernländern der Moderne, England, Frankreich, Holland, Schweiz und den USA, beschritten. Indem sie es aufgaben, die Einheit der Gesellschaft durch die Einheit des
      Glaubens zu sichern, schufen sie Verfassungen auf der Basis der Toleranz und der Machtkontrolle. So gründeten sie die Einheit der Gesellschaft auf die Permanenz des Streits zwischen Regierung
      und Opposition, deren Wechsel dem Wandel der Gesellschaft folgt. Auf diese Weise wurde der Bürgerkrieg eingefangen und parlamentarisch gezähmt. Es ist die einzig erfolgreiche Form der
      Modernisierung geworden. Die betroffenen Länder waren geprägt von Aufklärung und calvinistischer Reformation.

      Der andere Weg wurde von den Staaten eingeschlagen, die die Anpassung der Bevölkerung an die Industrialisierung durch bürokratische und militärische Disziplinierung erzwungen hatten. Das
      waren Rußland, Preußen, das untergegangene Österreich und Japan und mit Abstrichen die halbentwickelten Länder Italien und Spanien, wo die Regimes zunächst mit der Kirche paktierten. Nach der
      Russischen Revolution wurden sie im Kampf gegen den Sozialismus alle faschistisch. Aber Faschismus und Sozialismus waren beide totalitäre Systeme, die auf der totalen Kontrolle der Gesellschaft
      durch den politischen Machtapparat der regierenden Minderheiten beruhten. Sie waren beide unstabil. Der Faschismus lebte von der Dynamik, mit der er die Menschen in Atem hielt, und wurde deshalb
      auf den Weg der Eroberung gedrängt. Der Sozialismus dagegen ruinierte die Wirtschaft, indem er die Arbeit durch Zwang und Kontrolle zu steuern versuchte. Gerade weil er in Rußland - der vormals
      despotischsten Monarchie Europas - realisiert wurde, wurde daraus eine orientalische Despotie, die für die moderne Industriegesellschaft nicht geeignet ist.

      Finale 1989 bis 2000

      Die Nacht dieses finsteren 20. Jahrhunderts ist hoffentlich zu Ende. In seiner ersten Hälfte schien es keine Konstellation zu geben, die nicht die schlimmste Wendung nahm. In der zweiten Hälfte
      dagegen haben wir unverschämtes Glück gehabt: Die Völker Europas hatten hoffentlich durch die Gründung der EG / EU aus ihren Desastern gelernt. Hoffentlich vergessen wir niemals, wie
      unwahrscheinlich das ist.

      Das Ziel politischer und geschichtlicher Bildung ist es, die Geschichte seiner eigenen Gesellschaft zu verstehen. Jetzt ist die Eule der Minerva gelandet. Der Morgen des neuen Jahrtausends gießt sein
      Licht auf ein neues Europa, das nach langer Tyrannei im Begriff ist, wiedergeboren zu werden. Dabei ist zuletzt der Bürgerkrieg Europas dahin zurückgekehrt, wo er 1914 begann: auf den Balkan.
      Und der Bürgerkrieg dort - ausgelöst durch den "roten König Milosevic", der sich zum chauvinistischen Nationalisten gewandelt und damit seine Nähe zum Faschismus bewiesen hatte - wurde wie die
      zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts zum wiederholten Male beendet durch die USA, die damit Europa vielleicht schon zum dritten Male vor der Selbstzerfleischung bewahrt haben.
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 20:00:07
      Beitrag Nr. 23 ()
      Auryn, sehr interessant! Da steckt viel Nachvollziehbares drin!
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 20:05:35
      Beitrag Nr. 24 ()
      Statt der abgestandenen Meinung (das Datum der Veröffentlichung fehlt natürlich) eines Möchtegern-Intellektuellen, der in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Komiker ist. möchte ich die Meinung eines wirklichen Intellektuellen hier posten, von denen ja die überwiegende Mehrheit zum Irakkonflikt schweigt.

      Sloterdijk jedenfalls stellt eine Divergenz zwischen der öffentlichen Meinung und der veröffentlichten Meinung dar, die ihn zu dem Metapher anregt, die Medienmacher hätten sich in Kriechtiere verwandelt. Einige Benutzer hier scheinen davon angesteckt worden zu sein.

      aus Frankfurter Rundschau 27.9.02
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      Schröders Differenz oder Die Stimme Europas

      Über die Selbstbehauptung des Westens - und über die Verwandlung der deutschen öffentlichen Meinung in ein Kriechtier / Von Peter Sloterdijk

      In der aktuellen Ausgabe der österreichischen Magazins "Profil" hat der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk ein umstrittenes Interview gegeben. Als er die zoologische Metapher vom "rogue state" (Schurkenstaat) erläuterte und dabei Sender und Adressaten des Begriffs vertauschte, indem er ihn auf die USA anwendete, klingelten im deutschen Feuilleton die Alarmglocken. Sloterdijk erläutert im Folgenden seine Thesen zum europäisch-amerikanischen Verhältnis, zum "deutschen Weg" und zur insektomorphen Reaktion der Medienöffentlichkeit. FR

      Wir erleben heute, gleichzeitig mit der langen, vom chronischen Misstrauen induzierten Talfahrt der Börsenkurse, eine Hochkonjunktur des strategischen Denkens. In jedem Artikelschreiber, der sich an die Aufgabe macht, die Situation der Welt nach dem fatalen Septembertag zu kommentieren, ist ein Feldherr erwacht, der von der Anhöhe seines Schreibtischs herab die Front beobachtet und die Entfaltung der Truppen im Gelände referiert. Mit einem Mal sind auch die geistigen Funktionen der Nation den Gesetzmäßigkeiten der Lagebesprechung eingeordnet; es scheint, als ob unter allen Redegattungen nur noch eine dem Geist der Stunde angemessen sei - die der Tagesbefehle und des strategischen briefing. Dass unter solchen Umständen die Differenzierungen notleidend werden und die Nuancen sterben, wird niemanden wundern, der über die Schicksale des freien Gedankens und seiner Sprache in kriegerischen Zeiten reflektiert. Vereinfache dich und ergreife Partei! lautet der Imperativ im Felde. Wer dem nicht Folge leistet und an kampfunbrauchbaren Unterscheidungen, lästigen Komplexitäten und zögernmachenden Einsichten in Ambivalenzen der eigenen wie der fremden Stellung festzuhalten sich einfallen lässt, riskiert das Schicksal, von den Vereinfachern auf den Hügeln kurzerhand dem feindlichen Lager zugerechnet zu werden. Wer in Zeiten wie den unseren an die Notwendigkeit eines dritten Gesichtspunkts oder an die Freiheit der objektivierenden Untersuchung erinnert, kann darauf rechnen, von den Feldpredigern auf ihre schwarzen Listen gesetzt zu werden. Kein noch so großer, noch so integrer Name ist vor den polemischen Manichäern sicher - selbst Günther Grass, konnte man neulich lesen, habe schließlich die Maske des Biedermanns abgeworfen und sich in seinem wahren Sein bloßgestellt: ein bundesdeutscher Dorian Gray, außen der alterslose Sozialdemokrat, innen der zersetzte Antiamerikaner.

      Ein semantischer Weltbürgerkrieg

      Die Hochkonjunktur des Strategizismus ist unvermeidlich auch eine der ungenauen Kollektivnamen. Unter den Ungenauigkeiten, die seit dem 11. September die Sprachspiele der veröffentlichten Meinung bestimmen, ist ohne Zweifel die geläufigste zugleich die schädlichste: Es ist jene, die das Weltschlachtfeld einteilt in ein angreifendes terroristisches Außen und ein angegriffenes friedliebendes Innen, welch letzteres unter inklusiven Titeln wie die "zivilisierte Welt", die "Gesamtheit der Demokratien" oder kurzerhand "der Westen" vorgestellt wird. Wenn man uns durch den Mund von Leitartiklern, Innenministern und Philosophen des engagierten Lebens seit einem Jahr Einberufungsbefehle zum Wehrdienst im semantischen Weltbürgerkrieg zustellt, so geschieht dies immer unter Hinweis auf ein umfassendes westliches Wir, das naturgemäß nicht anders könne, als auf den einseitigen und unmotivierten Angriff der Nihilisten mit der Aufstellung einer koordinierten Abwehrreihe zu antworten. Die Argumente der Männer auf den Hügeln klingen so alarmierend, dass man meint, der Westen, bisher ein Bündel aus träumerischen Pazifisten, müsse tatsächlich in letzter Minute aus dem Schlaf gerissen werden, bevor die Neo-Assassinen im Garten stehen und uns mit gestohlenen Dolchen die Kehle durchschneiden; nur eine rasch etablierte Weltvolksfront der Demokratien unter US-amerikanischer Führung könne die islamfaschistische Angriffswelle in letzter Minute zum Stehen bringen. Im Rückblick auf die große Agitation des letzten Jahres konnte sogar der Eindruck entstehen, erst dieser unvermutete Angriff von außen, der aus den Tiefen eines bösen Mutwillens kommend auf unsere Grenzen prallte, habe "dem Westen" ein Gefühl für seine Einzigkeit zurückgegeben - und seine Anrufbarkeit unter seinem wahren Namen wiederhergestellt. Seit die Türme in sich zusammenfielen, heißt den Westen Westen nennen ihn als Wehrgemeinschaft zusammenfassen und ihn als kreuzzugsfähige Einheit unter eine gemeinsame Fahne rufen, die bis auf weiteres wie die sternengesprenkelte aussieht.

      Nun stellen sich beim Vernehmen dieses Rufs Schwierigkeiten ein. Sind es Hörfehler beim Empfänger, sind es Codierungsfehler beim Sender - jedenfalls haben sich schon bald nach der Ausgabe der ersten Tagesbefehle aus dem Hauptquartier Verständigungsprobleme manifestiert. Man konnte das scheinbar eindeutige Signal aus Washington "Achse des Bösen" auf dieser Seite des Atlantiks nicht klar entschlüsseln - die europäisch geeichten Systeme antworteten fast ausnahmslos mit der Rückmeldung: "unverständliche Botschaft", "falscher Codename" oder "unzulässiger Befehl". Auch als aus der Zentrale jüngst die Weisung kam: "den Präventivkrieg als zulässige Option annehmen", fielen die europäischen Empfänger für eine Weile in Schweigen oder reagierten mit Antworten wie "mit uns nicht durchführbar". Ohne die Fakten zu überanstrengen, darf man dies als einen Hinweis darauf lesen, dass sich unter dem Wesensnamen "der Westen" ein größeres Maß an Diversität verbirgt als die inklusiven Sprachspiele der Mobilisateure sichtbar werden lassen. Der Westen - um dessen Selbstbehauptung es zu gehen scheint - zerfällt für heute und alle Zukunft unweigerlich zumindest in den Ersten Westen jenseits des Atlantiks, von dem die imperialen Akzente der Gegenwart ausgehen, und den Zweiten Westen, den wir Europäer bilden und der weiter nach einer politischen Form sucht, die seinem ökonomischen Schwergewicht entspräche, (um für den Augenblick von dem Dritten Westen nicht zu sprechen, zu welchem all die Länder des Ostens und Südens rechnen, die nach unserem Vorbild das Zugleich von politischer Demokratie, kapitalistischer Wirtschaftsweise und konsumistischer Lebensform versuchen).

      Nachdem das Wahlkampfgetöse vom deutschen Herbst 2002 vorübergezogen ist, stehen die Chancen besser - wenn auch nicht sehr gut -, dass man bei der Sichtung von jüngeren Politiker-Worten die Irak-Thesen des Bundeskanzlers als die bemerkenswertesten Äußerungen der letzten Zeit erkennen wird. Dabei geht es nicht so sehr darum, dass die deutsche Gesellschaft nach wie vor ein dankbarer Resonanzkörper für antibellizistische Töne ist - eine Feststellung, die den Deutschen keine Unehre macht, obschon die Autoren auf den Hügeln grollen. Vielmehr wird man Gelegenheit finden, gelassen zu bemerken, dass Gerhard Schröder, als er ein wenig vom deutsch-amerikanischen Porzellan zerschlug, als einziger unter den europäischen Staatsmännern einem wohlverstandenen europäischen Imperativ entsprochen hatte. Es ist und bleibt sein Verdienst, die partielle Nicht-Identität der Interessen des Ersten Westens mit denen des Zweiten unmissverständlich artikuliert zu haben. Dass er dabei keine diplomatische Kreide gefressen hatte, kann sich auf längere Sicht als sinnvolle Provokation herausstellen. Dieses harte Berliner "Mit-uns-nicht" - gleichgültig was in der Pragmatik des kommendes Jahres daraus wird - hebt nicht so sehr eine deutsch-amerikanische, sondern eine europäisch-amerikanische Differenz ins Profil. Deren Offenhaltung und Klärung wird für beide Seiten von Bedeutung sein. In diesem Sinn muss man gerade in dem Undiplomaten Schröder einen legitimen Sprecher des europäischen Typs von Westlichkeit sehen. Auch Schröders für manche Bedenkenaussteller und hysterische Historiker ärgerliche Wort vom "deutschen Weg" wird erst durch sein ruhiges, immanent europäisches Format verständlich. Es stammt, wie jeder weiß, von einem Mann, der weder Chauvinist noch Anti-Amerikaner ist, sondern ein Politiker, der trotz langjährigem Aufenthalt in politischen Milieus noch immer zwischen einem Land und den Kapricen einer Regierung unterscheiden kann.

      Eben hier fangen die deutschen Sondersorgen an. Durch die Medien unseres Landes läuft dieser Tage eine (wie üblich) durch Selbstgleichschaltung gesteuerte Welle der nachträglichen Entrüstung über Schröders angeblich ungedeckten Alleingang in der Irak-Affaire. Es ist, als habe man einen Politiker beim Unterscheiden ertappt - und wolle ihn für diese unbefugte Ausübung von Urteilskraft im Amt zur Rechenschaft ziehen. Dabei wird ein Vorwurf erhoben, der seiner Machart nach für eine der interessantesten, wenn auch gefährlichsten Mutationen im Argumente-Haushalt der zeitgenössischen politischen Kultur zeugt: Ich spreche konkret von der Behauptung, der Kanzler habe an der kollektiven Stimmungsbörse spekuliert und mit seinen spitzen Thesen gegen den Irak-Krieg der USA aus einem dumpfen Fundus an Anti-Affekten geschöpft - und dabei Stimmen dazugewonnen! Was an diesem Argument, von dem wenig erhellenden Inhalt abgesehen, bemerkenswert ist, zeigt sich in seiner groben und raffinierten Bauweise. Mit ihm dringt eine neue Form von Psychoanalyse ins Feuilleton und den Leitartikel ein, diesmal ganz ohne Couch und freie Assoziation, gestützt nur auf die Deutungshoheit des Analytikers. In dem neuen Setting - von einer schlechten Literaturwissenschaft eine Generation lang an Dichtertexten vorexerziert - übt der Tiefen-Leitartikler die Deutungsvollmachten aus, die ihm durch das so schlichte wie effektvolle Instrument in die Hand gelegt werden. Dem Anwender des Schemas steht es frei, die Meinungen beliebiger Personen auf ein unbewusstes oder halbbewusstes Sinn-Plasma zurückzuführen, von dem man - wie beim Original-Unbewussten der Wiener Psychoanalyse - die Annahme macht, es dränge von sich her auf eine Wiederkehr im Manifesten.

      Aber wie es dort eine Traumzensur und erst recht eine Filterung unbewusster Vorstellungen durch das wache Ich gibt, soll es nun bei dem neu festgestellten politischen Unbewussten der Deutschen eine parlamentarische Zensur geben und erst recht eine Klartextzensur, die dafür sorgt, dass nichts von dem, was es in der Tiefe denkt, auf der Druckplatte erscheint. Damit entsteht, vorsichtig gesprochen, demokratietheoretisch eine prekäre Situation. Wenn die Demokratie auf der Unterstellung der Freiheit von Meinungsäußerung beruhte, war damit auch beschlossen, dass man sich im politischen Raum explizit auf das Ausgesprochene beschränkt - in der Annahme, dass die extensiv ausgeübte Redefreiheit die Entwicklung unterirdischer Blasen von Ungesagtem überflüssig macht.

      Kultur des verschärften Verdachts

      In der aktuellen Kultur des verschärften Verdachts wird mehr und mehr davon ausgegangen, dass Sprecher im semantischen Bürgerkrieg nicht sagen, was sie meinen - oder was es in ihnen meint. Infolgedessen ist ein Tiefenfeuilleton vonnöten, das uns darüber aufklärt, was da hinter den Äußerungen der Redner hervorkriecht - : Abkömmlinge eines in der Latenz angesammelten Sinn-Plasmas, das überall mitredet und das Entscheidende besagt. Die eigentliche Meinung ist also etwas, das heute wesenhaft nur in einem kriechenden Modus ans Tageslicht gelangt, zum einen, weil Indirektheit zum Stil des Unbewussten gehört, zum anderen, weil das politische Unbewusste oder Verhohlene zugleich das Unkorrekte, Giftige, Unzulässige ist, das, von taktlosen Direktausbrüchen abgesehen, nur im Modus des Aussickerns und Hervorkriechens aus seiner Verborgenheit treten kann. Die primären versteckten Plasmen, die von der neuen Sicker-Analyse nachgewiesen werden, sind unvermeidlich Antifeminismus, Antiamerikanismus, Antisemitismus. Eine schlimme Trinität, von der die Experten behaupten, auch sie bilde im Grunde eine Einheit. Im Fall Schröders scheint die Diagnose klar: Indem er sich von der Irak-Politik der USA distanzierte, hat er zahllosen Einzelnen Gelegenheit geboten, ihrem antiamerikanischen Unbewussten Ausgang zu geben. Da krochen - glaubt man den diplomierten Analytikern der deutschen Seele - Millionen kleiner Meinungsreptilien aus ihren Schlupflöchern hervor und ringelten sich für ein paar schamlose Minuten in der Sonne.

      Vergleichbares meinten vor wenigen Monaten gewisse Leser von Martins Walsers Roman Tod eines Kritikers zu beobachten, in dem vorgeblich antisemitische Untertöne vernehmlich werden, wenn man nur genug von dem, was dasteht, abstrahiert; der österreichische Lyriker Robert Schindel reimte im Zenith des Konflikts um Walser ein paar Verse im Stil des wackeren Hans Sachs, in denen er sein zur Diagnose erhöhtes Gefühl festhielt, da krieche das "Reptil Judenhass" durch ein Buch ans Freie. Als Sachbehauptung von Grund auf falsch, ist Schindels Formulierung als Metaphernschöpfung ein fabelhafter Treffer: Nie zuvor ist das aktuelle Paradigma des Meinungsstreits in Deutschland so luzide ins Bild gefasst worden. Wir haben es auf breiter Front mit einer Reptilisierung der öffentlichen Meinung zu tun - und mit einer Vorverlegung der politischen Diskussion aus den Parlamenten ins Entlarvungsfeuilleton.

      Es ist Zeit, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen: In der Korrektheitsepoche hat jede "eigentliche Meinung" von sich her die Struktur eines abgedrängten Hintergedankens; naiv, wer weiter glaubt, Meinungen seien darauf angelegt, ausgesprochen zu werden; immerhin gehört es zu ihrer Natur, aus Löchern zu kriechen, wo sie gelauert haben, oder aus dem bekannten Schoß, fruchtbar noch. Der Ärger mit diesen eigentlichen Meinungen ist allein, dass sie nur vertreten werden können, indem man behauptet, ein anderer habe sie, vertrete sie aber nicht. So ist der Krieg, der große Vereinfacher, der alles verwirrt, in den deutschen Köpfen angekommen. Da aber der Mensch ein meinendes Tier ist, wird auch hierzulande das Meinungsleben irgendwie weitergehen. Schon sind unzählige in die Meinungslosigkeit ausgewichen - und entwickeln Hintergedanken über jene, die in den meinenden Berufen tätig sind. Für die geschichtlich Interessierten wird man demnächst im Nachtprogramm Filme von westlichen Menschen zeigen, die sorglos wie Verbrecher sagten, was sie über Frauen, Amerikaner und Juden dachten. Die sorglosesten unter diesen westlichen Menschen von einst, wird man erstaunt bemerken, werden Juden, Amerikaner und Frauen gewesen sein, wir werden Heimweh nach ihnen haben und wünschen, wir hätten in ihrer Zeit gelebt.

      Von Peter Sloterdijk ist zuletzt erschienen "Luftbeben. An den Wurzeln des Terrors" (Suhrkamp 2002). Der erste Band seines "Sphären"-Projekts (Suhrkamp 1998, 1999) ist kürzlich in Frankreich erschienen und hat ein großes Echo ausgelöst.
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 20:34:55
      Beitrag Nr. 25 ()
      auryn,

      tatsächlich ein sehr lesenswerter artikel, der tiefe einblicke gewährt.

      schmunzeln mußte ich beim vorwurf der franzosen von wegen essgewohnheiten.
      das kann ein deutscher natürlich nicht nachvollziehen - im vergleich zur deutschen küche fühle ich mich bei so einem ordentlichen amerikanischen T-bone steak mit idaho potatoe sowieso wie gott in frankreich :)
      aber natürlich wurde frankreich BEFREIT und deutschland BESIEGT (und ein teil den russen zum fraß vorgeworfen) - doch ein kleiner unterschied.
      ausserdem ist frankreich eben die grande nation. deutschland besteht dagegen im vergleich immer mehr aus kleingeistigen "vergangenheitsbewältigern", die darüber die zukunft aus dem auge verlieren.

      niedlich auch der hinweis auf die deutschen speisekarten (nicht nur am mittelmeer, sondern auch im deutschsprachigen ausland). würde es im deutschen heimatland bei langzeitstudenten auf zustimmung stossen, wenn deutsche touristen mit einem eisbein erschlagen werden ??;)


      mausschubser,

      ich würde einmal der einfachheit und klarheit wegen behaupten, daß der, der unprovoziert und unbedroht den ersten schuss abgibt auch schuldig am krieg ist.
      übrigens wurde dadurch (und durch die kriegserklärung an russland) italien aus der bündnispflicht entlassen - den die waren nur im falle eines angriffs auf die partner im boot.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 09:20:10
      Beitrag Nr. 26 ()
      exellenter artikel.

      man könnte aber auch sagen,wir deutschen sind nicht nur anti-amerikanisches,sonder auch anti - deutsch.

      wie wäre da eigentlich das subjekt?

      anti - amerikanismus
      anti - deutsch......?
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 09:58:40
      Beitrag Nr. 27 ()
      tja, der deutsche ist offenbar gerne anti-......... :)
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 11:24:23
      Beitrag Nr. 28 ()
      Wie es zum "Antiamerikanismus" kam?

      Nur ein paar Hinweise:

      Verherrlichung und weiterhin keinerlei Sühne für den Völkermord an den Indianern
      Sklavenarbeit bis in das 20. Jahrhundert hinein
      Rassen-Apartheid bis in die 60er JAhre
      Vietnam
      Südamerika
      gewissenlose unterstützung für die übelsten Dikatoren dieser Welt, solange sie nur den kurzfristigen Interessen der USA nützen (Unterpunkte: Pinochet, Argentinische Junta, Paraguay, Guatemala, Taliban, Noardallianz, Usama Bin LAden, Sadam Hussein, .... )
      Unterstützung SAdam Husseins beim Angriffskrieg gegen den Iran, auch nach Einsatz von Kampfgas, Lieferung von B- und C- WAffen sowie Know-How bei A-WAffen
      Kyoto
      Ablehnung von Abkommen zur Kontrolle der B- und C-Waffen
      Ablehnung des Internationalen Gerichtshofes und politischer und wirtschaftlicher Druck auf unterzeichnende Staaten.
      pausenlose Mißachtung der UNO
      Unterstützung von Zuwiderhandlungen gegen mittlerweile 28 UN-Resolutionen und vielfacher "Veto"-Schutz im UN-Sicherheitsrat für die Menschenrechtsverletzungen Israels.

      sowie z.B. gezielte Beimischung genmanipulierten Saatgutes als "unvermeidbare Verunreinigung" durch den Konzern Monsanto mit damit verbundener Verdrängung natürlicher Nutzpflanzen.

      Also - wenn man sich das anschaut, dann wundert einen nur noch:

      Weshalb gibt es noch so wenig "Antiamerikanismus" der besser "Anti-US-Aussenpolitik-Standpunkt" heißen sollte.
      Denn berechtigte Kritik an den USA als "Antiamerikanismus" z bezeichnen, ist schlicht Etikettenschwindel und Ablenkungsmanöver.


      Aber leider sind wir Deutschen so blöd, uns auch noch selber als solche zu geißeln.

      Franzosen käme so eine Selbstzerstörerische Art nie in den Sinn...

      Die sagen anstat "Antiamerikanismus" einfach "französicher Patriotismus" ... ebenso wie die Amis das bei sich über die Maßen auch tun.

      Gruß
      D.T.



      .
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 11:34:09
      Beitrag Nr. 29 ()
      In einem Interview äußerst sich Noam Chomsky zur Frage, warum die USA gehaßt werden.
      Aus: SZ vom 1.10.02 (der Text ist gekürzt)

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      Maschinen, die Macht ausüben

      Der amerikanische Linguist und Politikkritiker Noam Chomsky über die Weisheit des Militärs, die Gründe des Hasses auf die USA und politische Vergesslichkeit



      An der U-Bahn-Haltestelle Kendall in Boston sind die großen Namen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) verewigt: Physiker, Chemiker, Informatiker. Dazwischen steht auch Noam Chomsky mit seinem grundlegenden linguistischen Werk „Strukturen der Syntax“ (1957), denn die gesamte moderne Linguistik geht auf Chomsky und seine Forschungen zur Sprache zurück. Seit den 60er Jahren ist der inzwischen 73-jährige Sprachwissenschaftler außerdem bekannt und sogar berüchtigt als Kritiker der amerikanischen Interventionspolitik von Vietnam bis zum Irak. Antiimperialisten, Globalisierungskritiker und Ökologen berufen sich auf Chomsky, der so eloquent vor der amerikanischen Weltbeherrschung zu warnen versteht. Überraschenderweise ist Chomsky aber kein Sektierer, sondern ein höflicher, gebildeter und immer pädagogisch argumentierender Gelehrter. Er ist Mitinitiator des Antikriegs-Aufrufs „Nicht in unserem Namen“. Auf Deutsch sind zuletzt erschienen die Bücher „Profit over People. Neoliberalismus und globale Weltordnung“ und „War Against People. Menschenrechte und Schurkenstaaten“ (Europa-Verlag).
      ......................
      SZ: Reden wir also vom kommenden Krieg. Die New York Times arbeitet seit Monaten gegen den Krieg im Irak.
      Chomsky: Die sind nicht gegen den Krieg.
      SZ: Sie wenden „verfassungsrechtliche Gründe“ ein.
      Chomsky: Die kümmern sich nicht um die Verfassung, das taten sie noch nie. Aber viele sind nervös wegen der furchterregenden Leute, die die Führungsmannschaft in Washington in der Hand haben. Die New York Times und viele andere haben Angst, dass die USA deshalb in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnte. Sie wollen, dass es funktioniert. Sie sind nicht dagegen, solange wir keinen Schaden davon tragen.
      SZ: Sogar der Kolumnist George F. Will wendet sich gegen einen Krieg, der nicht förmlich erklärt wird.
      Chomsky: Will ist ein Rechtsausleger. Das einzige grundsätzliche Argument gegen den Krieg habe ich von Dick Army gehört, der Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus ist und politisch noch rechts von George F. Will steht. Army sagt, dass wir kein Land sein wollen, das ohne den geringsten Vorwand einen Angriffskrieg gegen ein anderes Land führt.
      SZ: Er ist also aus ästhetischen Gründen dagegen.
      Chomsky: Nein, aus Prinzip. Es sind die gleichen Gründe, die uns gegen die russische Invasion in Afghanistan aufstehen ließen. Es ist falsch, sagt Army, einen Angriffskrieg zu führen, der nicht der Selbstverteidigung dient. Wir wollen keine Kriegsverbrecher sein, keine Nazis. Aber man muss bis zur äußersten Rechten gehen, um so etwas zu hören.
      SZ: Warum kommt diese Opposition diesmal von rechts?
      Chomsky: Es gibt viele altmodische Konservative, die nicht davon begeistert sind, wie die Regierung die staatliche Gewalt überdehnt. Diese versucht einen überaus mächtigen Staat mit quasi-faschistischer Tendenz zu schaffen, und sowas mögen Konservative nicht. Sie wollen keinen Staat, der so mächtig ist, dass er ohne Mandat operiert und tut, wonach ihn gerade gelüstet.
      SZ: Aber so ist der Staat seit Thomas Hobbes definiert.
      Chomsky: Der Staat vielleicht, aber das widerstrebt den Konservativen.
      SZ: Von den Demokraten hört man nichts. Ist denn Außenminister Colin Powell neuerdings der Oppositionsführer?
      Chomsky: Das ist die Medieninszenierung. Haben Sie den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass Powell eine Taube ist?
      SZ: Aber warum schweigt er?
      Chomsky: Viele Leute schweigen. Sie wollen nicht als unpatriotisch gelten.
      SZ: Mit guten Gründen. Vor einem Jahr standen alle wie ein Mann hinter der Regierung.
      Chomsky: Die Intellektuellen vielleicht, die sind immer servil gewesen, aber nicht die Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit zeigte eine sehr komplexe Reaktion: Viele empfanden den Anschlag vom 11.9. als Weckruf. Sie begannen sich um das zu kümmern, was die USA in der Welt anstellen. Die Frage, die sich jeder stellte, lautete: Warum hassen sie uns?
      SZ: Also gut, warum hassen die Fundamentalisten die USA?
      Chomsky: Natürlich ist das eine dumme Frage, denn die meisten Araber sind pro-amerikanisch und lieben alles, was aus Amerika kommt. Sie hassen nicht uns, sondern die amerikanische Politik. Warum hassen sie uns? Eisenhower, Kennedys Vorgänger, stellte genau diese Frage im Jahr 1958 vor dem Nationalen Sicherheitsrat. Die Antwort: Die arabische Welt nimmt wahr, dass die USA brutale, korrupte Regimes unterstützen und Demokratie und Entwicklung verhindern. Die Menschen wissen, dass wir es tun, weil wir das Öl im Nahen Osten kontrollieren wollen. Gute Antwort, allerdings bereits 44 Jahre alt.
      SZ: Seitdem gab es diverse Kriege im Nahen Osten, der Schah wurde gestürzt und Saddam Hussein kam an die Macht, aber die USA sind dort noch immer so beliebt wie in den 50ern.
      Chomsky: Hass passt halt nicht in das Bild vom noblen, gutmütigen Staat voller guter Absichten, der vielleicht manchmal einen Fehler macht.
      SZ: Auf der Medienseite der New York Times stand gerade, dass Saudi-Arabien Millionen für eine Werbekampagne ausgeben will, um sein Image aufzubessern.
      Chomsky: Saudi-Arabien ist die extremste, die fundamentalistischste Gesellschaft auf der ganzen Welt, aber ist das etwa neu? Jetzt allerdings ist es zum Thema geworden, weil 15 der Leute, die sich mit einem Passagierflugzeug in das World Trade Center gestürzt haben, aus Saudi- Arabien kommen. Genau davon war 1958 im Nationalen Sicherheitsrat die Rede: Warum hassen sie uns? Weil wir solche Diktaturen aufbauen und unterstützen. Weil die USA Saudi-Arabien unterstützten und sich dieser Zögling immer gut benahm, stellte sich nie die Frage nach dem Warum.
      SZ: Und jetzt wird ein unbotmäßiger Zögling wie der Irak zum Problem.
      Chomsky: Wenn der Zögling gegen die Regeln verstößt, sieht die Lage anders aus; dann kann man ihn angreifen. Natürlich ist Saddam Hussein ein großer Verbrecher. Aber worin bestehen die Verbrechen von Saddam Hussein? Die schlimmsten beging er doch, als er der große Freund von Margaret Thatcher, Ronald Reagan und George Bush senior war. Sie wussten Bescheid. Das Massaker von Halabja fand im März 1988 statt, als Saddam Hussein fünftausend Kurden vergiften ließ. Aber er stand auf unserer Seite, und darum kam es nicht so drauf an. Im Dezember 1989 überstimmte der erste Präsident Bush sein eigenes Kabinett, um Saddam neue Kredite zu bewilligen. Anfang 1990, ein paar Monate vor der Invasion in Kuweit, schickte George Bush eine hochrangige Senatsdelegation, angeführt von Bob Dole, dem späteren Präsidentschaftskandidaten, in den Irak, um diesem Monster seine herzlichen Grüße ausrichten zu lassen und ihm zu bestellen, dass er sich nicht um die Kritik kümmern solle, die er möglicherweise von amerikanischen Reportern zu hören bekomme. In so hohem Ansehen stand er, dass er sogar ein US-Kriegsschiff angreifen und 35 amerikanische Matrosen umbringen konnte. Das einzige andere Land, das mit so etwas durchkommt, ist Israel. Heute heißt es: Wie können wir einen Mann dulden, der sein eigenes Volk vergast hat? Tut mir Leid: Sie haben ihn toleriert, als er es getan hat, und alle haben ihn mit Dual-Use- Technologie versorgt, die der Massenvernichtung dienen sollte: die USA, Großbritannien, Frankreich.
      SZ: Wir wollen die deutsche Wertarbeit nicht vergessen.
      Chomsky: Saddam Hussein war damals viel gefährlicher als heute. Er ist noch immer schlimm genug, aber zumindest ist er durch die Flugverbotszonen eingeengt. Wenn Tony Blair und der jüngere Bush jetzt erklären, wir können diesen Kerl nicht am Leben lassen, der sein eigenes Volk mit chemischen Waffen umbringt, dann steht vielleicht jemand auf und ruft: Aber das hat er doch mit unserer Hilfe getan!
      Interview: Willi Winkler
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 14:50:15
      Beitrag Nr. 30 ()
      bic_mac, ich bewundere dich für dein einfaches und simples Weltbild. Jetzt habe ich erkannt, dass schon zum Beginn des Jahrhunderts allein Deutschland eine Hegemonialmacht war. Alle anderen Großmächte damals waren selbstverständlich bedingungslos friedliebend. Danke für die Aufklärung! :)
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:10:04
      Beitrag Nr. 31 ()
      mausschubser,

      zugegeben, sehr einfach - aber prinzipiell richtig.
      aber aus irgendeinem perfiden grund sind nicht diese kriegslüsternen franzosen in deutschland eingefallen, sondern umgekehrt.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:23:45
      Beitrag Nr. 32 ()
      Und die Einwohner der Kolonien hatten darum gebettelt, geknechtet und ausgebeutet und schließlich umgebracht zu werden?

      :laugh:

      Zuviel Fleischklopse essen, birgt ein hohes BSE-Risiko... :D
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:35:35
      Beitrag Nr. 33 ()
      Deep Thought, du verstehst das falsch. Ich habe durch big_mac endlich die Wahrheit erkannt. Nur in den Deutschen Kolonien haben mordlüsterne Kolonialherren gehaust (und die Geschichte insbesondere in Deutsch-Südwest ist wirklich eine traurige). Die vielen Toten in den Kolonien der anderen Großmächte sind nur auf dumme Zufälle beim Bewahren des Friedens durch die friedliebenden Peacekeeper zurückzuführen... :)
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:39:08
      Beitrag Nr. 34 ()
      Groß (?)Britannien hat ja bis heute noch die KOLONIE NORDIRLAND.... :D
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:40:53
      Beitrag Nr. 35 ()
      @ mausschubser

      Hab´s schon richtig mitbekommen.

      Bei BigMAc geht der Horizont halt nur bis zur Ausgabetheke bei MCDonalds... :D

      :D
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 16:05:22
      Beitrag Nr. 36 ()
      Rudolf Augstein war wie vom Donner gerührt und mußte vor etwa 3 Jahren vor lauter Atemnot sogleich eine Kolumne schreiben:

      Er und viele Historiker seien bis heute davon ausgegangen, das Ursache des 1. Weltkrieges die Tirpitzsche Flottenaufrüstungspolitik gewesen sei.

      Nun sei er aber durch Zufall auf "liberale" Londoner Zeitungen, (also auf Zeitungen der Est- und Westindian-Company) gestoßen, in denen gleich nach der Reichsgründung Stimmung gegen Deutschland gemacht worden war:

      Wo jetzt überall in der Welt deutsche Kaufleute präsent seien, "könnten auch statt dessen wieder Brittische sein"

      Dies war alles vor der Flottenaufrüstungspolitik.

      Die wirkliche Macht in England hatten damals diese beiden Companys, heute die "City " - sie verfügten auch über die brittische Kolonialarmee, deren Offiziere sich das Patent bei ihnen zu kaufen hatten, und sich dafür bei ihnen verschulden mußten. (Ihre Banken existieren noch heute und so richtig brittisch waren sie nie; sie ließen zwischen 1854 und 1856 400.000 Londoner verhungern)

      Diese "Liberale Presse" hetzte zum Kriege um lästige Konkurrenz loszuwerden.

      Und der Englische König, Vetter von Wilhelm II, konnte ihn nicht mehr verhindern - was Victoria noch gelungen war, obwohl bei Hofe gern Opium geraucht und sich davon überzeugt wurde, daß die Opiumkriege den Chinesen nur Gutes gebracht hatten - gegen den Willen des bösen Chinesischen Kaisers.

      Wenn das Wahrheitsministerium, vermutlich von Steuergeldern bezahlt, die im wesentlichen von den Malochern aufgebracht werden, schon aus dem "Spiegel" zitiert, dann kann es "natürlich" nur der Broder sein, der zitiert wird.

      Das Wahrheitsministerium ist heute das Opium des Volkes und nicht mehr die Religion, wie damals noch Karl Marx uns zu Recht wissen ließ.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 18:57:32
      Beitrag Nr. 37 ()
      leute,

      niemand behauptet, daß es 1914 ausser den teutonischen teufeln nur engel auf der welt gegeben hat.
      darüber, wer dann den krieg begonnen hat, bestehen aber wohl hoffentlich keine zweifel.
      und daran, daß der krieg nicht zur schaffung einer freieren, demokratischen welt begonnen wurde doch wohl auch nicht. sonst hätte man sich ja nach wilsons 14 punkten mit den USA verbünden können :)

      deep thought

      "Und die Einwohner der Kolonien hatten darum gebettelt, geknechtet und ausgebeutet und schließlich umgebracht zu werden?"

      da war daß kaiserreich mindestens genauso fleißig wie die briten und franzosen, und es hätte gerne noch mehr solche kolonien gehabt :)
      nordirland ist ungefähr genauso kolonie wie bayern, die neuen bundesländer, das baskenland (spanisch UND französisch!), oder südtirol. manche sind eben friedlicher, andere weniger.
      erzähl das von wegen kolonie nordirland einmal einem unionisten.

      amtmann,

      behalten wir im auge, daß auch england nicht deutschland angegriffen hat. nicht einmal die deutsche flotte haben sie versenkt. und daß es 2 jahre gedauert hat, bis die britische armee eine ordentliche größe erreicht hat. seltsam für einen staat, der vor lauter aggression mühe hat, seine truppen im zaum zu halten.

      wobei sich natürlich fragt, wozu deutschland so eine riesenflotte gebraucht hat.
      für den frieden jedenfalls nicht.

      man kann natürlich auch der argumentation hitlers folgen, daß deutschland ganz einfach "lebensraum" braucht, anrecht auf hochrüstung und kolonien hat, usw.
      dann könnte man sogar am 2.wk die schuld den alliierten zuschieben.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 19:20:31
      Beitrag Nr. 38 ()
      @ big_MAc

      Hatte ich irgendwo geschrieben, die deutschen wären besser als die anderen Kolonialisten gewesen?

      DU hattest ja wohl behauptet, nur Deutschland wäre agressiv gewesen, oder? :D

      Also - schön,wenn Du das jetzt indirekt zurücknimmst.

      Wer hat hier eigentlich behauptet, Deutschland hätte NICHT beide Weltkriege begonnen?

      Warum führst Du hier ei Phantomdiskussion, indem Du Behauptungen "widerlegst", die Du uns zuvor fälschlich unterstellt hast? ;)

      Vielleicht sollte man sich etwas besser durchlesen, was der andere User schreibt...

      da nehme ich hier keinen aus.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 19:40:22
      Beitrag Nr. 39 ()
      deep thought,

      nur deutschland war so aggressiv, den krieg zu beginnen !

      eine reihe der letzten statements klingen tatsächlich so, als wäre es dazu irgendwie gezwungen oder irgendwie bedroht worden.
      und das ist bzw. war ja nun wohl nicht so.

      ich bin durchaus froh, daß dieser punkt geklärt ist - und wir zum eigentlichen thema zurückkehren können.

      und bei diesem bin ich der meinung, daß "anti-amerikanismus"
      kein allgemein europäisches phänomen ist, sondern -wenn es überhaupt in nennenswertem ausmaß existiert- ein durchaus ein spezifisch deutsches.
      auch wenn die franzosen gesetze zum schutz der sprache eingeführt haben, und nicht die deutschen :)
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 22:20:45
      Beitrag Nr. 40 ()
      Was sagt man denn zu so einer Unverschämtheit? Ich glaube, einige in den USA heben bald ab und werden größenwahnsinnig.

      aus Spiegel 1.10.02


      Rumsfeld-Berater fordert Schröders Rücktritt

      Berlin - Der US- Verteidigungsexperte Richard Perle hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wegen der deutschen Irak-Politik zum Rücktritt aufgefordert. "Es wäre das beste, wenn er zurücktreten würde", sagte der Berater von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dem "Handelsblatt". "Ich habe niemals erlebt, dass das Verhältnis zu einem engen Verbündeten so schnell und so schwer beschädigt worden ist wie durch den Wahlkampf von Schröder."
      Der Kanzler hatte eine Beteiligung Deutschlands an einem Irak- Krieg auch mit einem Uno-Mandat ausgeschlossen und war damit auf Konfrontationskurs zu US-Präsident George W. Bush gegangen. Perle warf Schröder vor, für einen Wahlsieg am 22. September "um jeden Preis" um Stimmen gekämpft zu haben. Dabei habe er die Rolle der USA bei der Befreiung Deutschlands von den Nationalsozialisten ebenso ignoriert wie Amerikas Beitrag beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und bei der Wiedervereinigung. "Der Kanzler hat dies alles aus dem Fenster geworfen", kritisierte Perle.

      Vor diesem Hintergrund sei Berlins Chance auf einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen "für eine Generation" zurückgeworfen worden.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 23:51:50
      Beitrag Nr. 41 ()
      schröders rücktritt haben hier auch schon einige gefordert :)
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 18:25:28
      Beitrag Nr. 42 ()
      @ stirner:
      Ich möchte mich bei Dir entschuldigen, daß ich leider nicht immer sofort antworten kann, da ich manchmal noch etwas im realen Leben zu tun habe.
      Ich vermute sehr, Du bezogst Dich mit dem freundlichen Satz bezüglich der "abgestandenen Meinung eines Möchtegern-Intellektuellen, der in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Komiker ist" (so ungefähr nach meinem "Broder-Zitat" ) auf meine Wenigkeit und beliebtest damit Deine grenzenlose Abneigung ob des schrecklichen Fehlers meiner Wenigkeit auszudrücken, bei einer semi-satirischen Henryk-Broder-Polemik das Datum der Veröffentlichung vergessen zu haben, was ich sehr bedaure. Nun, ich werde in Zukunft natürlich auch darauf achten, wenn ich Ephraim Kishon zitiere, immer den Verlag und das Erscheinungsjahr seiner zeitlosen Satiren zu nennen, besonders in einer Diskussion mit Dir, der Du darauf sicherlich Wert legst.
      Wenn Du es gar nicht ohne Zeitangabe verkraften kannst, darfst Du auf dieser Seite nach der von mir zitierten Polemik suchen, denn da fand ich diesen Text:
      http://www.henryk-broder.de/html/sitemap.html?a=1

      Nebenbei erlaube ich mir anzumerken, daß es zu allen Zeiten Politologen gab, die versuchten, den Politikern und dem Volk etwas Vernunft in allgemein verständlichen Metaphern nahezubringen und oft waren diese Politologen klüger als die Regierenden, wie Überlieferungen von Minnesängern und der reiche Sagenschatz der deutschen Geschichte beweisen. Am Umgang der politischen Machtinhaber mit den Politologen von heute kann man erkennen, daß sich nicht sehr viel an der Überheblichkeit der Mächtigen geändert hat, denn nur die Bezeichnung der Politologen hat sich geändert. Heute fehlt die negative Konnotation, die im Mittelalter in ihrer Berufsbezeichnung "Hofnarren" zum Ausdruck kam.
      Die von Dir zitierten "Intellektuellen" Peter Sloterdijk und Richard Perle gelten heute in einschlägigen Kreisen ihrerseits als "Hofnarren" einer etwas anderen Art.
      Richard Perle wird an US-Universitäten liebevoll "Lord of the Darkness" und von deutschen Politologen "der Fürst der Finsternis" genannt, weil sein Weltbild sich in folgender Allegorie erschöpft: Der strahlende weiße Ritter in Form der US-Army, der von "Uncle Sam" ausgesandt wurde, um gegen die schreckenerregenden Mächte der Finsternis und des Bösen zu kämpfen - womit praktisch alles gemeint ist, das "nicht-amerikanisch" aussieht - hat immer Recht, weil er das Sternenbanner in seiner Linken und die demokratische Macht in seiner Rechten trägt.
      Kein normaler Mensch in der Wissenschaft Europas nimmt Richard Perles Meinungen wirklich ernst.
      Peter Sloterdijk ist übrigens auch nicht sehr viel vertrauenswürdiger geworden, seit er den Angriff der USA auf die Taliban in Afghanistan im Oktober 2001 erst als "imperialismusähnlich" verurteilte und nach erfolgreichem Angriff mit Hilfe der Nordallianz unter Hinblick auf die Lage der Frauen in einem "arte"-Interview im Dezember 2001 plötzlich der Ansicht war, daß der Krieg "... eigentlich das Beste war, das den Afghanen passieren konnte!"
      Ich liebe große Philosophen, die von der Wirklichkeit noch so schnell Denkanstöße zur Meinungsumbildung annehmen! ;)
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 00:33:11
      Beitrag Nr. 43 ()
      Zum Thema Rsssismus in den USA:
      Da hält seit über 20 Jahren ein republikaner reden, die ihn in Deutschland ins Gefängnis bringen würden -in den USA haben sie ihn 20 Jahre in den Senat gebracht ....

      Das hätte mal in deutschland passieren müssen... wo bleiben eigentlich die empörten Äusserungen Friedmanns und des Zentralverbandes der Juden in Deutschland ???

      Wohl auf einem Auge blind?


      Aus für den Chef der Republikaner
      Nach rassistischen Äußerungen und Kritik von Präsident Bush kündigt der Fraktionschef der Republikaner im US-Senat, Trent Lott, seinen Rücktritt an. Seine Partei bemüht sich um Schadensbegrenzung und hofft auf das Kurzzeitgedächtnis der Wähler


      aus Washington MICHAEL STRECK
      Es waren nur drei Sätze, doch sie genügten, um Trent Lott ins politische Abseits zu stoßen und eine hitzige Rassismusdebatte zu entfachen: Der republikanische Mehrheitsführer im US-Senat sagte, die USA hätten heute viele Probleme weniger, wenn der Rassist Strom Thurmond 1948 Präsident geworden wäre. Vergangenen Freitag kündigte Lott seinen Rücktritt als Fraktionschef an.

      Strom Thurmond ist der älteste und dienstälteste Senator der USA und stammt wie Lott aus dem Bundesstaat Mississippi. Vor zwei Wochen feierte er seinen 100. Geburtstag. Auf der Rednerliste stand auch sein Parteifreund und Anführer der republikanischen Mehrheit im Senat, Trent Lott. "Als Strom Thurmond bei der Präsidentenwahl antrat, wählten wir ihn. Wäre uns der Rest des Landes gefolgt, hätten wir diese Probleme in all den Jahren nicht gehabt", sagte Lott.

      Als Strom Thurmond 1948 gegen Präsident Harry Truman antrat, war er Chef der "Dixiecrats", einer Partei, die sich von der damals in den Südstaaten dominierenden Demokratischen Partei abgespalten hatte. Ihr Wahlprogramm hatte im Wesentlichen eine Botschaft: Die Rassentrennung sollte beibehalten werden. "Alle Soldaten unserer Armee könnten die Südstaatler nicht dazu zwingen, die Rassentrennung aufzugeben und Neger in unseren Theatern, Schwimmbädern, Häusern und Kirchen zu dulden", wird Thurmond damals zitiert.

      Die Situation für Lott wurde immer prekärer, nachdem Zeitungen in seiner Vergangenheit forschten und unrühmliche Äußerungen und Einstellungen zu Tage förderten. 1980, bei einer Wahlveranstaltung des damaligen Präsidentschaftskandidaten Ronald Reagan, hatte Lott einen ähnlichen Satz fallen lassen: "Hätten wir Thurmond vor 30 Jahren gewählt, würden wir heute nicht in einem solchen Dreck stecken." Außerdem hatte er Verbindungen zum "Rat Konservativer Bürger", einem rassistischen Verein, der die Erhaltung der weißen Rasse propagierte. Es gab 1999 sogar einen Antrag an die Ethikkommission des US-Senats, Lott nicht Senator werden zu lassen, der abgewiesen wurde.

      Präsident Bush dürfte vor wenigen Tagen das "Todesurteil" gefällt haben, wie die Washington Post befand. Während einer Rede, die Bush nicht umsonst vor einem schwarzen Publikum von religiösen Führern in Philadelphia hielt, äußerte er scharfe Kritik. Lotts Äußerungen seien "verletzend" und "entsprechen nicht dem Geist unseres Landes".

      Der Zorn vieler Republikaner war verständlich, denn die Debatte zwang der Republikanischen Partei insgesamt eine unangenehme Diskussion über ihre politischen Wurzeln auf. "Die Tatsache, dass der Rassengedanke für den Erfolg der modernen Republikanischen Partei eine Rolle spielte, kann nicht bestritten werden. Sie ist unwiderlegbar", schrieb die New York Times. "Und das wird bis heute nicht von der Partei anerkannt."

      Dabei war es gerade Bush, der dieses Image der Republikaner erfolgreich abzustreifen versuchte. Er warb in seinem Wahlkampf besonders um die Stimmen von Schwarzen. Nun macht sich im Weißen Haus Angst breit, dass Schwarze und andere Minderheiten den Republikanern wieder den Rücken kehren. Die Regierung hofft, dass jetzt die Debatte verebbt. Indem Lott das Handtuch warf, verhinderte er zudem Schlimmeres für sich und seine Partei: Schon forderten Abgeordnete und Kommentatoren bei einem Andauern der Krise sein Ausscheiden von allen politischen Ämtern. Dann könnte der Gouverneur von Mississippi, ein Demokrat, einen neuen Senator bestimmen. Dies wäre mit Sicherheit ein Demokrat. Damit gebe es im Senat erneut eine Pattsitutation von 50:50.

      taz Nr. 6937 vom 23.12.2002, Seite 10, 121 Zeilen (TAZ-Bericht), MICHAEL STRECK
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 13:15:40
      Beitrag Nr. 44 ()
      Das ist nach CArter der zweite US-Präsident, der harsche Kritik an Bush und seiner verniichtungspolitik äussert:


      „Kooperation statt Kampf“


      Bill Clinton hat die Amerikaner und seinen Nachfolger im Amt dazu aufgerufen, die Probleme dieser Welt nicht durch Kriege, sondern durch Zusammenarbeit zu lösen.
      In einem Beitrag für FOCUS schreibt der frühere US-Präsident, ohne das Thema Irak beim Namen zu nennen: „Wir haben keine andere Wahl, als zu lernen, miteinander zu leben. Wir brauchen Kooperation statt Kampf.“

      Die Vereinigten Staaten stünden mit ihrer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Übermacht an einem einzigartigen Punkt in der Menschheitsgeschichte. Später einmal würden die USA „daran gemessen werden, wie wir diesen „magischen Augenblick“ in der Geschichte genutzt haben“.

      Mögliche Antworten darauf kleidete Clinton in Frageform: „ Haben wir versucht, Völker zu zwingen, nach unseren Vorstellungen zu leben? Oder haben wir uns stattdessen darum bemüht, durch Führung, Beispiel und Überzeugung eine Welt zu schaffen, in der uns andere Nationen nach unseren Vorstellungen behandeln, weil wir uns in der Stunde unserer Vorherrschaft entsprechend richtig verhalten haben?“

      Mit seiner Vision für ein künftiges Zusammenleben auf der Erde setzt sich der Ex-Präsident von der Politik George W. Bushs ab. „Ich glaube“, schreibt Clinton, „wir müssen eine Welt schaffen, die sich über gegenseitige Abhängigkeit hinaus zu einer integrierten globalen Gemeinschaft entwickelt; zu einer Gemeinschaft mit geteilter Verantwortung, mit geteiltem Nutzen und geteilten Werten.“

      Bei der Verwirklichung dieses Ziels weist er den UN eine besondere Rolle zu. Ausdrücklich kritisiert Clinton die Entscheidungen Bushs zu den Themen Atomtests, Kyoto-Protokoll, Welt-Strafgerichtshof und B-Waffen-Konvention: „Ich bin enttäuscht, dass sich die amtierende US-Regierung aus allen diesen Bereichen verabschiedet hat oder es versäumte, vorhandene Abkommen zu verbessern. Sie sendet damit ein falsches Signal an die Welt, gerade in einer Zeit, in der wir dringend Verbündete brauchen, um Terroristen zu stoppen und unsere Nation zu verteidigen“.

      20.12.02, 15:33 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 11:16:17
      Beitrag Nr. 45 ()
      von der Arroganz und dumm dreisten Verlogenheit Ihrer Propaganda
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 11:42:46
      Beitrag Nr. 46 ()
      Die alliierten Schwächlinge im Norden

      Die USA und Kanada sind sich fremd geworden, seit Kanada vieles von der europäischen Kritik an Bush teilt


      WASHINGTON taz Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 haben sich die engen Partner USA und Kanada zunehmend entfremdet. Kanadier empfinden ein tiefes Unbehagen über Amerikas Krieg gegen den Terror. Und für viele speist sich dieses Gefühl nicht aus abstrakten Medienberichten, sondern aus Alltagserfahrungen. Tausende pendeln täglich über die belebten Grenzübergänge zur Arbeit und berichten von Schikanen durch die US-Grenzpolizei.

      Als vor wenigen Wochen ein kanadischer Geschäftsmann syrischer Herkunft auf dem New Yorker Flughafen verhaftet und nach Syrien abgeschoben wurde, reagierten Politik und Öffentlichkeit zornig. Außenminister Bill Graham beschwerte sich bei seinem US-Amtskollegen über die Überwachungsmethoden, die biometrische Daten von harmlosen Reisenden erfasse, als "diskriminierend und unfreundlich". Später legte das Außenamt in Ottawa noch nach und warnte seine Bevölkerung, insbesondere Einwanderer aus arabischen Ländern, offiziell vor Reisen in die USA.

      Viele Kanadier bezweifeln, dass der Sicherheitswahn der US-Amerikaner weiteren Terror verhindern kann. Die US-Regierung hingegen glaubt, dass Kanadas großzügige Einwanderungsgesetze Terroristen zum Missbrauch einladen - ein Vorwurf, der Kanadiern nur ein spöttisches Lächeln entlockt. "Kanada wird von den USA zu Unrecht als Sündenbock benutzt", sagt Charles Cormier vom Weltbank Institut in Washington. Als die USA ihren Luftraum nach dem 11. September sperrten, erlaubte Kanada hunderten von Flugzeugen die Landung. Auch in Afghanistan seien kanadische Soldaten im Einsatz. Nachdem fünf von ihnen im Frühjahr von US-Amerikanern versehentlich getötet wurden, brauchte das offizielle Washington ungewöhnlich lange, um den Fehler einzugestehen und sich formell zu entschuldigen. "So etwas verletzt", sagt Cormier.

      Die Beziehungen zwischen beiden Staaten waren jedoch bereits vor den Terroranschlägen angespannt. Ein Grund: Zwischen beiden Regierungschefs stimmt die Chemie nicht. Bush junior verzeiht es dem kanadischen Premier Jean Chrétien nicht, seinen Vater einst als untauglichen Staatsmann bezeichnet zu haben. Nun straft er Chrétien mit Missachtung.

      Doch es ist mehr als die persönliche Abneigung. Kanada widerstrebt die Neuausrichtung der US-Außenpolitik. Bereits Bushs erste Amtsmonate hätten viele Kanadier als Schlag ins Gesicht empfunden, sagt Stephen Toope vom Kanadischen Verband für internationales Recht: "Kanadier sind überzeugte Multilateralisten. Bushs Rückzug aus internationalen Abkommen steht im Gegensatz zu unseren Grundprinzipien." Toope wirft der US-Regierung vor, auf die Terrorbedrohung einseitig militärisch zu reagieren. Für Kanada seien dagegen multilaterale Verträge und das Völkerrecht eher noch wichtiger geworden.

      Auch in der Handelspolitik gärt es. So streitet man um Holz, Wasser, Stahl und Lachs. Das haben beide Seiten schon immer getan, doch ausgerechnet der Republikaner Bush entpuppte sich, kaum saß er im Weißen Haus, nicht als der angekündigte Freihändler, sondern wandelte sich alsbald zum Protektionisten. Um die eigenen Industrien zu schützen, erhob er auf Holz- und Stahlerzeugnisse einseitig Zölle - ein Schritt, der in Kanadas exportorienter Wirtschaft zehntausende Arbeitsplätze gefährdet.


      Die Spannungen entladen sich dann gelegentlich in martialischen Schlagzeilen. So bezeichnete das konservative US-Magazin National Review kürzlich in einer Titelgeschichte die Kanadier als "Schwächlinge" und scherzte zynisch, ob man den Nachbarn im Norden nicht bombardieren sollte. Die Zeitung Toronto Globe and Mail konterte ironisch devot. Kanada sehne sich geradezu nach einer "kleinen Invasion, da wir ein hoffnungslos schwacher und nutzloser Alliierter sind".

      Hinter den verbalen Attacken stecken fundamentale Unterschiede zwischen beiden Nationen. Kanada fühlt sich Europa näher. Seine Sozialsysteme sind denen jenseits des Atlantiks ähnlich, weshalb US-Amerikaner ihre Nachbarn daher gern als "Sozialisten" bezeichnen. Kanadier sind stolz auf ihre sicheren Städte und geringe Kriminalität. Sie sehen sich als tolerante Weltbürger und haben TV-Shows mit dem Titel "Die dummen Amerikaner". Die liberale politische Elite in Kanada pflegt ihren "Antiamerikanismus", ähnlich wie die Republikaner in den USA gerne "Canada-Bashing" betreiben.

      Bei all dem ist sich Kanada stets unsicher ob seiner eigenen Rolle gegenüber dem mächtigen Nachbarn. Mal will es lieber "Sweetheart" sein, wie Toope sagt, dann wieder der Hund, der seinem oft ungeliebten Nachbarn in die Wade beiße.

      Beide verbindet eine ausgeprägte Hassliebe, wie ein altes Paar, das sich angeifert, aber auch nicht ohne einander leben kann. "MICHAEL STRECK

      taz Nr. 6938 vom 24.12.2002, Seite 14, 160 TAZ-Bericht MICHAEL STRECK
      Avatar
      schrieb am 26.12.02 22:13:20
      Beitrag Nr. 47 ()
      Perverser geht´s nicht:
      Eine "MORALISCHE VEPFLICHTUNG ZUM KRIEG" - abartig!

      Angriff auf Südirak
      Nato-Generalsekretär Robertson sieht "moralische Verpflichtung" zur Unterstützung der USA im Kriegsfall.
      Hussein ruft zum Widerstand auf

      LONDON/BAGDAD rtr/pa/ap/afp Kampfflugzeuge der USA und Großbritanniens haben nach offiziellen Angaben gestern irakische Militäreinrichtungen im Süden des Landes angegriffen. Der Operation sei eine Verletzung der südlichen Flugverbotszone [anm.: Diese Flugverbotszone ist NICHT von der UNO, sondern einseitig von den USA postuliert worden] durch irakische Flugzeuge vorausgegangen, teilte das für die Region verantwortliche US-Oberkommando Centcom mit.

      Bei Tallil rund 280 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad seien Militäreinrichtungen mit "Präzisionswaffen" beschossen worden. Zu Wochenbeginn hatte die irakische Luftverteidigung ein unbemanntes Aufklärungsflugzeug der US-Streitkräfte abgeschossen.

      Nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Lord Robertson habe die Allianz eine "moralische Verpflichtung", einen von den USA geführten Krieg gegen den Irak zu unterstützen. Im BBC schloss Robertson gestern die Möglichkeit eines militärischen Alleingangs der USA aus. Die US-Armee könnte einen möglichen Krieg gegen den Irak allein nicht führen, [Anm.: Die Ärmsten! :mad: ] sondern sei auf Stützpunkte ihrer Alliierten im Nahen Osten angewiesen. Die Nato-Staaten stünden voll hinter der Resolution des UN-Sicherheitsrats zur Abrüstung des Irak. Wenn dieser Prozess jedoch scheitern sollte, stehe die Nato eindeutig in der "moralischen Verpflichtung, alle Hilfsanforderungen der USA zu erfüllen".

      Der türkische Ministerpräsident Abdullah Gül plant eine diplomatische Offensive, um einen Irakkrieg zu verhindern. Wie am Mittwoch aus seinem Büro verlautete, wird Gül zu diesem Zweck Gespräche in Saudi-Arabien, das eine Teilnahme an einem Krieg gegen Irak weiterhin energisch ablehnt, sowie in Jordanien, in Ägypten und eventuell in Syrien und in Iran führen. Wann er in die Länder reisen wird, ist noch nicht bekannt.

      Der irakische Staatschef Saddam Hussein hat sein Volk in zwei Weihnachtsansprachen auf einen Krieg gegen die USA vorbereitet. Er rief die Bevölkerung zum Widerstand gegen "die amerikanische Aggression" auf und bekräftigte, dass Irak keine Massenvernichtungswaffen besitze.
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      schrieb am 06.01.03 01:28:23
      Beitrag Nr. 48 ()
      06.01.2003 Ausland Rainer Rupp junge welt

      Hysterie in USA geschürt

      FBI- und CIA-Agenten plaudern aus: Bush-Regierung erfindet Terrorwarnungen

      Die ständigen Warnungen vor Terroranschlägen in den USA werden vom Weißen Haus fabriziert und haben keinen Bezug zu Fakten. Vielmehr sollen sie in der Bevölkerung das Gefühl einer andauernden Bedrohung aufrechterhalten und der Politik des »starken und entschlossenen« US-Präsidenten George W. Bush hohe Zustimmungsraten sichern. Das war am Wochenende einem Bericht von »Capitol Hill Blue«, einer von kritischen amerikanischen Journalisten betriebenen Non-Profit-Nachrichtenagentur, zu entnehmen, in dem zur Untermauerung dieser Behauptung entsprechende Aussagen von Mitarbeitern des FBI und der CIA zitiert wurden. Während Verlautbarungen der Bush-Regierung suggerieren, daß gefangengenommene, angeblich hochrangige Al-Qaida-Mitglieder ausgiebig plaudern und die US-Ermittler über weitere, angeblich geplante Anschläge informieren, tappen die Antiterrorspezialisten von FBI und CIA tatsächlich immer noch im dunkeln. »Leider haben wir im Krieg gegen den Terrorismus oder gegen Al Qaida kaum Fortschritte gemacht«, zitiert »Capitol Hill Blue« einen FBI-Agenten aus der Antiterrorabteilung, der resigniert hinzufügte: »Seit Wochen drehen wir uns im Kreis«.


      Unter Berufung auf »andere Quellen im FBI und der CIA« berichtet »Capitol Hill Blue« weiter, daß die Bush-Regierung die Geheimdienste dazu dränge, »etwas, irgend etwas« zu liefern, um so das ganze Spektrum der nicht genau spezifizierten Terrorwarnungen zu stützen, die vom Weißen Haus und der neu gegründeten Heimatschutzbehörde ständig in die Welt gesetzt werden. »In den meisten Fällen haben wir jedoch so gut wie nichts in der Hand, lediglich nicht zu belegende Bruchstücke einer Information. Die meisten Alarmmeldungen werden herausgegeben, ohne daß es dafür konkrete Anhaltspunkte gibt«, wird ein weiterer FBI-Agent in dem Bericht zitiert.

      Die amerikanische Internet-Nachrichtenagentur WorldNetDaily.com, die den »Capitol Hill Blue«-Report aufgegriffen hat, bemerkt in ihrem Bericht, daß »in der Tat bei den meisten Terrorwarnungen, welche die US-Regierung in letzter Zeit herausgegeben hat, jegliche spezielle Information zur Art der Bedrohung gefehlt hat«. WorldNetDaily wundert sich denn auch, warum nach jeder neuen Alarmmeldung der Regierung über einen bevorstehenden Terroranschlag die für die Sicherheitsbehörden seit Ende September geltende offizielle Alarmstufe unverändert bei gelb (erhöht) geblieben ist.

      »Hier darf jedoch kein Mißverständnis herrschen«, warnte ein weiterer FBI-Agent im Report von »Capitol Hill Blue«, denn »gegen dieses Land (USA) besteht eine reale terroristische Bedrohung, aber jedes Mal, wenn wir mit einer dieser falschen ›erhöhten Alarmstufen‹ an die Öffentlichkeit gehen, stumpft es nur die Menschen ab für den Tag, wo wir einen anderen, echten Alarm haben«. Im vergangenen Jahr wurden Amerikaner immer wieder vor unmittelbar bevorstehenden Anschlägen gewarnt, wonach Terroristen Footballstadien, Atomkraftwerke, Einkaufszentren, Synagogen, Apartmentblocks, U-Bahnsysteme, die Brooklyn-Brücke oder andere Wahrzeichen in New York angreifen würden. Vor dem Hintergrund der Aussagen der FBI- und CIA-Agenten im »Capitol Hill Blue«-Bericht kann nun davon ausgegangen werden, daß die Bush-Regierung zur Absicherung ihrer innen- und außenpolitischen Ziele in der amerikanischen Bevölkerung systematisch Angst und Hysterie schürt.

      Nach Informationen von Quellen im FBI und in der CIA wird in einem vor kurzem verfaßten Memorandum des Weißen Hauses der »Krieg gegen den Terror« als »definitiver politischer Vorteil« bezeichnet und zugleich als ein nützliches Instrument zum Eintreiben von Spendengeldern für die republikanische Partei von Präsident Bush. »Natürlich nutzt das Weiße Haus die Terrorismusbedohung weidlich zu seinem politischen Vorteil aus«, zitiert WorldNetDaily den Politstrategen der demokratischen Partei, Russ Barksdale. »Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten. Wir würden dasselbe machen«, war Barksdales zynischer Kommentar.
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      schrieb am 06.01.03 13:31:00
      Beitrag Nr. 49 ()
      SPIEGEL ONLINE - 06. Januar 2003, 12:25
      URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,229550,00.html
      Bushs Irak-Szenario

      18 Monate Besatzung, Übernahme der Ölfelder


      Während die Welt noch gespannt auf den Bericht der Uno-Waffeninspektoren wartet, schmiedet die US-Regierung bereits Pläne für den Tag nach Saddams Sturz: Der Diktator und seine Helfer müssten sich vor Militärgerichten verantworten, ein Statthalter würde das Land regieren.

      Wie geht das Leben im Irak nach Saddam Hussein weiter? Die USA haben bereits detaillierte Pläne...


      Washington - Experten des Sicherheitsteams von US-Präsident George W. Bush arbeiten einem Bericht der "New York Times" zufolge schon seit einigen Monaten an den Plänen. Sie seien schon im Detail mit Bush diskutiert worden. Es wäre der anspruchsvollste Wiederaufbauplan für ein besiegtes Land seit der Besetzung Deutschlands und Japans nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenn Bush heute aus seinem Weihnachtsurlaub zurückkehrt, sollen ihm die Pläne noch einmal vorgelegt werden.

      Mindestens 18 Monate, so das Szenario, soll der Irak nach einer Niederlage unter amerikanische Militärherrschaft kommen. Die Streitkräfte hätten in dieser Zeit die Aufgabe, Frieden zu sichern :laugh: :D :mad: , die Saddam-treue Elite auszuschalten, Massenvernichtungswaffen zu zerstören und das Land zusammenzuhalten. Ein ziviler Verwaltungschef - eventuell eingesetzt von der Uno - soll in der Übergangsphase die Wirtschaft am Laufen halten, Schulen und politische Einrichtungen wiederaufbauen und Hilfsprogramme organisieren.

      Auch Kriegsverbrecherprozesse ähnlich den Nürnberger Prozessen sollen abgehalten werden - von amerikanischen Militärgerichten. Dabei sollen jedoch nur Vertreter des Saddam-Regimes zur Verantwortung gezogen werden, die in besonderen Schlüsselpositionen gewirkt haben. Ein Großteil der Regierung soll jedoch bestehen bleiben.

      Zwei Kernziele prägen die Planungen der Sicherheitsberater: Zum einen solle der Irak als staatliche Einheit in seinen jetzigen Grenzen bewahrt werden, zum anderen soll "Einmischung von außen" verhindert werden :laugh: :mad: - eine klare Warnung an die Nachbarländer.

      Eine Schlüsselrolle in den amerikanischen Plänen für die Zeit der Besetzung spielt freilich der Umgang mit den Ölreserven des Irak. Offiziell heißt es zwar noch, das Öl bleibe das Eigentum des irakischen Volks, die US-Regierung diskutiert jedoch bereits, wie die Ölfelder während des Konflikts geschützt werden können. Auch die Frage, ob und wie der Irak dann in der Opec vertreten werden kann, beschäftigt die Bush-Berater.

      Im vielstimmigen Kriegsgerede der US-Regierung wird Öl selten erwähnt. Aber der Irak verfügt über ein Zehntel der Weltölreserven. Und eine Militäraktion am Golf wird zweifellos einen großen Einfluss auf die Weltmärkte haben.
      "Es wäre unsere Absicht, diese Felder zu schützen und sicherzustellen, dass sie von einem schwindenden Regime nicht im letzten Moment zerstört oder beschädigt werden", sagte kürzlich US-Außenminister Colin Powell. Die wachsende Kriegsgefahr und auch der monatelange Generalstreik im Ölförderland Venezuela haben schon jetzt die Rohölhändler verunsichert. In der vergangenen Woche sprangen die Preise für Rohöl mit einem Auslieferungstermin im Februar auf mehr als 33 Dollar je Barrel (das Fass zu 159 Liter). Das sind 65 Prozent mehr als vor einem Jahr.

      Das aus Sicht der Rohstoffmärkte schlimmste Szenario würde so aussehen, dass eine Invasion auf massiven Widerstand trifft, die Ölfelder in Flammen aufgehen und die Produktion in anderen Ländern am Golf gestört würde. Dann würden sechs Millionen Barrel täglich ausfallen, und der Ölpreis könnte auf 80 Dollar hochschnellen. Bis ins Jahr 2004 hinein würde der Ölpreis bei einer solchen Lage über 40 Dollar bleiben, was nach Einschätzung von Experten eine globale Rezession verursachen könnte.

      Viele wesentliche Entscheidungen, so warnen die Strategen im Weißen Haus und im Pentagon, könnten erst vor Ort im Irak entschieden werden. "Vieles hängt einfach von dem Krieg selbst ab", zitiert die "New York Times" einen der Verantwortlichen, "ob es überhaupt zum Krieg kommt, wie er beginnt und wie er endet". Entscheidend sei auch, wie die amerikanischen Truppen im Irak empfangen würden, ob es eine "feindliche oder eine freundliche Besetzung" werde. Die CIA entwerfe derzeit diverse Szenarien, die all diese Unwägbarkeiten berücksichtigen.

      Eines jedoch haben alle Szenarien gemein: Das US-Militär würde für längere Zeit das Kommando im Irak übernehmen.
      Allein um sicher zu gehen, dass alle Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins zerstört würden, so warnt das Pentagon, könnte es mindestens ein Jahr dauern. Auf keinen Fall werde man länger im Irak bleiben als unbedingt nötig. "Aber ich glaube nicht", so einer der Nachkriegsplaner, "dass das nach ein paar Monaten vorbei ist".



      Zum Thema:

      In SPIEGEL ONLINE: · Irak-Krieg: Experten rechnen mit 260.000 Toten (05.01.2003)
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,229439,00.html
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 14:16:02
      Beitrag Nr. 50 ()
      Bombenkrieg gegen die Deutschen

      War das "moral bombing" der Alliierten im Zweiten Weltkrieg legitim? Konnte Hitler nur mit seinen eigenen Mitteln besiegt werden? Im XXP-Studio diskutieren SPIEGEL-Redakteure mit Jörg Friedrich, Autor von "Der Brand", und Laurenz Demps, Historiker.

      Sendetermin: Montag, den 6.1.2002, 22.15 Uhr
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 23:44:27
      Beitrag Nr. 51 ()
      heute war der erste Teil einer enorm interessanten sendung von Peter Scholl-Latour auf Phoenix:

      "Das afrikanische Totenhaus Teil 1"

      welches u.a. die hemmungslose Installation afrikanischer Despoten und ihre gnadenlose Entfernung/Ermordung durch die involvierten westlichen Geheimdienste (USA, Frankreich, Israel) bei Nichteinhaltung der "Erwartungen" der Neokolonianisten ebenso zum Thema hatte wie die Ermordung des demokratischen Kongolesischen Staatsmannes Lumumba und des UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld durch eine Allinaz US-amerikanischer und Belgischer Geheimdienste, die danach den Despoten Mobuto installierten, der den Konzernen beim Ausbeuten seines Landes half... (erinnert uns das an neuere Aktivitäten der USA?? )

      der danach ebenso installierte Kabila, der zunächst zum Schleuderpreis die Reichtümer seines Landes an die Konzerne zum eigenen Vorteil verhökerte, wurde "Wortbrüchig" und daher rasch durch "westliche" geheimdienste liquidiert wurde.

      Als nächsten haben die USA den Adoptivsohn Kabilas installiert - ohne Wahlen oder sonstige demokratische Maßnahmen... wie gewohnt....


      Morgen, 8.1. kommt Teil 2: "Öl, Diamanten" - unbedingt ansehen!
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 23:54:00
      Beitrag Nr. 52 ()
      RÜSTUNG / Washington stützte das irakische Waffenprogramm weitaus mehr als bisher bekannt
      Anthrax aus den USA für Saddam
      Milliardenschwere Militärhilfe - Sonderrolle für Donald Rumsfeld


      Die USA haben in den 80er Jahren das irakische Waffenprogramm deutlich stärker unterstützt als bisher angenommen. Eine der Hauptrollen spielte Donald Rumsfeld.


      PETER DE THIER




      WASHINGTON Die amerikanische Regierung hat das irakische Arsenal an chemischen und biologischen Waffen noch stärker mit aufgebaut als bisher bekannt war. Wie aus jetzt veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, ermöglichte Washington selbst die Ausfuhr des Milzbranderregers Anthrax in den Irak. Als Sondervermittler zwischen Washington und Bagdad agierte während der 80er Jahre der heutige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der derzeit die Vorbereitungen für einen Militärschlag gegen den Irak anführt.

      In dem acht Jahre dauernden Glaubenskrieg zwischen Iran und Irak (1980-88) hatten sich die USA auf die Seite Bagdads gestellt. Bekannt ist, dass die Regierung unter Präsident Ronald Reagan Saddam Hussein im Vergleich zum Iraner Ayatollah Khomeini als das geringere Übel ansah. Unter anderem galt es, amerikanische Ölinteressen in der Region zu schützen.
      Doch die Beziehungen zu Bagdad waren stets deutlich heruntergespielt worden.

      Wie nun aus den ehemals geheimen Regierungsdokumenten hervorgeht, spielte Washington bei der Finanzierung des irakischen Militärs aber eine zentrale Rolle. Die US-Regierung stellte Saddam Geheimdienstinformationen zur Verfügung und förderte den Export von Waffen- und Raketenteilen sowie in amerikanischen Labors hergestelltem Anthrax in den Irak. Mehrere Milliarden Dollar flossen als direkte Zuschüsse und Bürgschaften an das irakische Militär.

      Der frühere Direktor des Geheimdienstes CIA, William Casey, benutzte den Papieren zufolge eine chilenische Firma, um Saddams Streitkräfte mit Bomben auszustatten. Das US-Wirtschaftsministerium wurde angewiesen, den Export "dualer Güter" nach Irak zu fördern, die für zivile Zwecke ausgewiesen, aber zur militärischen Verwendung umgerüstet werden. Hierzu zählten unter anderem Pestizide, die offenkundig zur Herstellung von C-Waffen benutzt wurden.

      Als nach dem Golfkrieg UN-Waffenkontrolleure nach Irak reisten, entdeckten sie Waffen- und Raketenteile, Chemikalien und Computer, die von führenden US-Konzernen wie Union Carbide und Honeywell stammten.



      Erscheinungsdatum: Donnerstag 02.01.2003 Südwestdeutsche
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 21:10:06
      Beitrag Nr. 53 ()
      Katholische Kirche gegen Krieg
      Bischöfe lehnen US-Strategie im Irak ab: "Ein präventiver Krieg ist eine Aggression"


      BERLIN taz Die deutschen katholischen Bischöfe haben einen drohenden Krieg gegen den Irak scharf verurteilt. In einer gemeinsamen Erklärung betonen sie: "Ein präventiver Krieg ist eine Aggression, und er kann nicht als gerechter Krieg zur Selbstverteidigung definiert werden." Ohne die USA zu nennen, wenden sie sich damit deutlich gegen die US-Strategie am Golf und ihre öffentliche Begründung von Seiten der Regierung Bush. "Das Recht auf Selbstverteidigung setzt einen tatsächlichen oder einen unmittelbar bevorstehenden Angriff voraus", erklären die Oberhirten, "jedoch nicht nur die Möglichkeit eines Angriffs." Die Bischöfe warnen vor weitreichenden Folgen eines solchen Krieges: "Der Krieg zur Gefahrenvorbeugung würde das völkerrechtliche Gewaltverbot aushöhlen, politische Instabilität fördern und letztlich das ganze internationale System der Staatengemeinschaft in seinen Grundfesten erschüttern."

      Mit Verweis auf ähnliche Äußerungen des Papstes unterstreichen die Bischöfe, dass Krieg nur im Falle eines Angriffs oder zur Abwehr schlimmster Menschheitsverbrechen in Erwägung gezogen werden dürfe. Ein Präventivkrieg wäre "sittlich unerlaubt": "Eine Sicherheitsstrategie, die sich zum vorbeugenden Krieg bekennt, steht im Widerspruch zur katholischen Lehre und zum Völkerrecht", heißt es in der Erklärung nach einer Sitzung des Ständigen Rates der Bischofskonferenz in Würzburg.

      Ende voriger Woche hatten sich auch evangelische Bischöfe gegen den möglichen Krieg ausgesprochen - unter ihnen der Ratsvorsitzende Manfred Kock. Die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg rief ihre Mitglieder dazu auf, an Aktionen der Friedensbewegung teilzunehmen.
      "" GES

      kommentar SEITE 12
      taz Nr. 6959 vom 21.1.2003, Seite 2, 59 TAZ-Bericht GES, veränderter Artikel in taz-Ffm


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