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    Für Liebhaber des Makaberen am Rande notiert ... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.10.02 19:33:20 von
    neuester Beitrag 10.10.02 19:51:48 von
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      schrieb am 10.10.02 19:33:20
      Beitrag Nr. 1 ()

      VOLKSZÄHLUNG

      Tote Seelen im Fernen Osten

      Gisbert Mrozek

      MOSKAU, 9. Oktober. Die erste Volkszählung in Russland seit dem Ende der Sowjetunion brachte am Mittwoch ein erstes Ergebnis: im Fernen Osten des Landes existieren einige Ortschaften nur noch auf der Landkarte. Die Volkszähler trafen vor Ort keine lebende Seele mehr an.
      Sieben Tage soll die Volkszählung dauern, 180 Millionen Euro kosten und die Frage klären, wie viele Russen es eigentlich gibt, wovon sie leben, wie viel sie verdienen, welcher Religion und Nation sie angehören. Rund 470 000 Volkszähler, die meisten von ihnen Studenten, werden schätzungsweise rund 143 Millionen Menschen zwischen Ostsee und Pazifik statistisch erfassen.

      Protestpotenzial

      "Schreib dich in die Geschichte Russlands ein" ist der offizielle Werbeslogan der Statistiker. Ein erheblicher Bevölkerungsanteil würde darauf allerdings gerne verzichten. Zehn Prozent der Russen wollen sich laut Meinungsumfragen gar nicht registrieren lassen. 24 Prozent werden falsche Auskünfte geben, weil sie nicht glauben wollen, dass ihre Angaben anonym bleiben.

      Vor allem die Frage nach dem Pro-Kopf-Einkommen der Russen wird aller Voraussicht nach unbeantwortet bleiben. Dass der Staat in diesem Fall auf einen Dienst seiner Bürger angewiesen ist, werden viele Russen nutzen, um gegen die mangelnde Dienstbarkeit ihres Staates zu protestieren.

      Weil sie keinen Strom und kein Gas geliefert bekommen, wollen sich Dorfbewohner im Gebiet Uljanowsk an der Wolga von diesem Staat nicht zählen lassen. Sie würden im Winter sowieso erfrieren, erklärten sie. Warum sich noch zählen lassen? In Moskau verweigern sich die Anwohner der Kostjakow-Straße aus Protest gegen Behördenrücksichtslosigkeit - für Bauarbeiten wurden dort ein Kindergarten zerstört und 90 alte Bäume gefällt.

      Mancher Städter verweigert die Auskunft aus Angst vor Einbrechern, während die Volkszähler angeben, sich vor Haus- und Hofhunden zu fürchten. Aus dem Fernen Osten berichteten die Volkszähler bereits am Mittwoch, sie seien nicht nur von Hunden gebissen, sondern auch von Dorfbewohnern verprügelt worden. Für die Zeit der Zählung wurde deshalb vorsorglich eine Urlaubssperre für die russische Miliz verhängt.

      Zählungen auf der ISS

      Während es die Volkszähler einige Mühe kosten dürfte, alle jakutischen Pelztierjäger oder tschetschenischen Bergbewohner zu finden, werden die drei russischen Kosmonauten der ISS dem Zensus nicht entgehen: Sie bekamen den Fragebogen am Mittwoch zugeschickt.

      Die letzte Volkszählung hatte 1989 250 Millionen Sowjetbürger registriert. In der RSFSR, der russischen Sowjetrepublik, dem Vorgänger der Russischen Föderation, lebten damals 152 Millionen. Der Zusammenbruch der UdSSR, Migration im Inneren, Auswanderung und rückläufige Geburtenraten sind seither nicht mehr statistisch erfasst worden.

      Die Volkszählung 2002 soll präzise Daten für die Modernisierungsprojekte des russischen Präsidenten Putin liefern, der am ersten Tag der Zählung werbewirksam vor Fernsehkameras Auskunft gab: "Beruf?" "Präsident."

      Zudem könnte die jetzige Volkszählung den Ruf der alten Sowjetstatistik erheblich verbessern: Bei ähnlich Zählungen in der Vergangenheit wurden missliebige Ergebnisse stets gefälscht. Stalin hatte 1937 eine Volkszählung für gescheitert erklärt, weil die Statistiker etwa 20 Millionen weniger Sowjetbürger ausfindig machten als vorgegeben. Sie waren infolge von Zwangskollektivierungen und Hungersnöten ums Leben gekommen. Stalin ließ die Statistiker liquidieren und die Zählung 1939 wiederholen.

      http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/politi…
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 19:51:48
      Beitrag Nr. 2 ()

      Freispruch auf der ganzen Linie

      Ohrfeige für Schweizer Polizei im Prozeß gegen »Polit-Hacker von Bern«

      Mehr als eineinhalb Jahre nach der schlagzeilenträchtigen Festnahme des »Polit-Hackers von Bern« wurde jetzt ein juristischer Schlußstrich unter diesen Fall gezogen. Der damals von Presse und Polizei vorverurteilte Teilzeitinformatiker David S. wurde nicht nur freigesprochen. Auch seine Gerichtskosten übernimmt die Staatskasse. Außerdem wurde ihm eine Entschädigung für die Untersuchungshaft und den damit verbundenen Lohnausfall gewährt.

      Der Freispruch auf der ganzen Linie ist eine Ohrfeige sowohl für die Schweizer Polizei als auch das Welt-Economic-Forum (WEF). Gegen dessen Treffen im mondänen Davos gingen Ende Januar 2001 Tausende Globalisierungskritiker aus der Schweiz, Österreich und Deutschland auf die Straße. Für die Medien war es besonders »alarmierend«, daß das WEF auch auf anderen Wegen angegriffen wurde: Schon vor dem Davoser Treffen war es Hackern gelungen, in den WEF-Server einzudringen und eine große Menge persönlicher Daten der Teilnehmer, einschließlich Konto- und Handynummern, zu kopieren. Diese Daten wurden auf einer CD der Schweizer Sonntagszeitung zugespielt. In einem anonymen Interview bekannte sich eine Gruppe mit dem Phantasienamen »Virtual Monkey-Wrench« zu dem Datendiebstahl. Der Triumph der Justiz war groß, als sie am 23. Februar 2001 die Festnahme von David S. melden konnte. »WEF-Hacker von Bern verhaftet«, lautete die Überschrift einer Pressemeldung des zuständigen Untersuchungsrichters Marc Tappolet.

      Nach dem Freispruch vermerkte die renommierte Neue Zürcher Zeitung ironisch, daß sich der Richter seiner Sache wohl so sicher war, daß er glatt »das Prinzip der Unschuldsvermutung« und »gewisse Eigenheiten des Schweizer Strafrechts übersah«. Der sich selbst als globalisierungskritisch bezeichnende David S. bestritt vor Gericht nicht, die WEF-Internetseite besucht zu haben. Allerdings habe er persönlich keine Daten heruntergeladen. Auch die inkriminierte Diskette mit den persönlichen Daten habe er sich auf seinem Computer angesehen. Allerdings habe er diese von Freunden erhalten. Diese Einlassung konnte die Anklage nicht widerlegen.

      In der Freispruchsbegründung gab es noch eine Ohrfeige für das WEF. Das unbefugte Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem sei laut Gesetz nur strafbar, wenn das System gegen einen Zugriff besonders gesichert ist. Das aber sei bei der WEF-Internetseite nicht der Fall gewesen.

      http://www.jungewelt.de/2002/10-11/008.php


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