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    Die Deutschen - ein Volk der Zocker ... Überlegungen zum Verfalltermin - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.10.02 01:02:58 von
    neuester Beitrag 16.10.02 02:06:51 von
    Beiträge: 6
    ID: 644.758
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      schrieb am 11.10.02 01:02:58
      Beitrag Nr. 1 ()
      Tatsache ist: Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr derivative Produkte im Aktien- und Indexbereich als in Deutschland.

      Mit einem gewissen Unbehagen sehe ich die Entwicklung (auch) am nächsten EUREX-Verfalltermin.

      Versicherungen haben in den vergangenen Wochen bekanntlich (deutsche) Aktien in erheblichem Umfang an der Börse verkauft. Schon allein um den Markt nicht noch mehr zu belasten, dürften gleichzeitig in erheblichem Umfang Bestandsabsicherungsgeschäfte über die EUREX vorgenommen worden sein.
      Entgegen des sonst üblichen Auftretens auf der Verkaufsseite - also als institutioneller Schreiber - sind also Puts gekauft worden. Das ist doch eine klasse Möglichkeit, sich ebenfalls von Aktien zu trennen.
      Sieht man sich die offenen Kontrakte bei den großen Werten wie z. B. Allianz, Deutsche Bank und SAP an, so sind sehr viele der noch offenen Kontrakte auf der Putseite tief im Geld.
      Damit gibt es für die Versicherungen als Käufer der Puts drei Möglichkeiten:

      1. den Kontrakt rollen
      2. den Kontrakt mit Gewinn schließen, dann haben sie aber noch ihre Aktien.
      3. die Aktien dem Stillhalter andienen

      Es wurde in der Presse vermutet, dass die Verkäufe der Versicherungen langsam abgeschlossen sind. Dabei wurden aber die Absicherungsgeschäfte vergessen.

      Ich gehe davon aus, dass für die Versicherungen einzig und allein die Variante 2 in Frage kommt. Denn der Abbau der Aktienquote wurde von der Aufsicht gefordert. Dem BAFin können sie ja bereits heute nachweisen, dass in dem noch abzubauenden Teil der Aktienquote kein Risiko mehr steckt.

      Und jetzt kommt es knüppeldick:
      Die alles entscheidende Frage ist: Wem werden die Aktien denn angedreht. Sind es à la Kostolany eher die "Hartgesottenen " oder die "schwachen Hände"?
      Nach meiner Beobachtung ist es eher die letztgenannte Grupppe, die gerade im Verlauf der Abwärtsbewegung mit zunehmender Tendenz eine Stillhalterposition (in Geld - oder sollte ich sagen auf Kredit?) eingenommen hat, in der Meinung, mit der Börse könnte es nicht mehr wesentlich weiter runter gehen.

      Schlußfolgerung: Nach dem Verfalltermin am 18.10. sollte es in den nachfolgenden Tagen nochmals deutlicher abwärts gehen. Denn die Stillhalter müssen die soeben übernommenen Aktien am Markt wieder veräußern.
      Logisch wäre übrigens auch, wenn die Versicherungen bereits in diesem Monat auch die eine oder andere Position aus der November- und der noch wichtigeren Dezember-Fälligkeit - hier gibt es auch sehr viele Kontrakte auf der Put-Seite im Geld - andienen würden; denn bis zum Dezembertermin warten hieße das Erholungspotenzial der Märkte bis zum Jahresultimo einzudämmen. Daran dürften die Versicherungen unter Bilanzgesichtspunkten wohl kaum ein Interesse haben.

      Hier liegt also m. E. eine nicht zu leugnende Gefahr für den DAX.

      Wie ist Eure Meinung hierzu?

      Gruß vom boersensurfer
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 02:39:50
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sehr interessante Theorie. Allerdings müsste man genauere Kennzahlen zum erwartenden Umsatz haben.

      Zwei Punkte sind eventuell kontraproduktiv zu sehen:

      1. Nächste Woche melden 10 Dow Unternehmen Zahlen. Sollten die überwiegend gut ausfallen, schlägt die positive Stimmung auf den DAX durch, es werden ergo mehr Käufer am Markt aktiv.
      2. Wenn ich meine Shortpositionen hedge, halte ich mir die Möglichkeit zum eindecken über Terminkontrakte offen, zumindest zum Teil. Hedgefonds müssten theoretisch so handeln. Die Verkaufen aber nicht die Aktien sondern liefern die an den Verleiher zurück. Wie hoch ist der Anteil der Hedgefonds an den Stillhalterpositionen?

      Sollte der DAX bei positiver Marktstimmung schlechter als der Dow abschneiden, wäre dies ein Indiz für Deine Theorie.

      Wir werden sehen.

      So long
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 09:37:04
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo @boersensurfer,

      klingt interessant deine These und scheinbar schlüssig. Jetzt kommt das "aber":

      Kontrakte werden im Future-Geschäft abgeschlossen. Woher willst du wissen, daß
      die put-Seite also diejenigen, die den DAX-Fut verkauft haben, zahlreicher sind als die Käuferseite?

      Das geht technisch überhaupt nicht. Wenn ich einen Dax-Fut verkaufe, muß es auf der anderen Seite einen geben,
      der mir meinen Kontrakt abkauft. Anders geht es nicht.
      Also kommen auf jeden verkauften Kontrakt ein gekaufter.

      Die sog. offene Position gibt lediglich Auskunft, ob die Verkaufs-Position neu eröffnet wurde (dann steige ich in den Markt ein) oder ob es
      sich dabei um eine bis dato offene (Kauf)Position von mir handelt, die ich verkaufe, d.h. schließe (damit steige ich aus dem Markt aus).


      In beiden Fällen brauche ich einen Käufer, der mir meine Position abkauft. Umgekehrt braucht derjenige, der kaufen will auch mich, der ihm seine Position verkauft.

      Damit bleibt das Verhältnis von Käufern zu Verkäufern sich gleich. Was sich aber ständig ändert, ist der Preis, bei dem sie sich
      treffen.

      Der hängt m.M nach vor allem damit zusammen, welche Seite unlimitiert handelt. Handelt die Käuferseite unlimitiert, steigt der Kurs, weil ja um jeden Preis (market) gekauft wird.
      Wird dagegen unlimitiert verkauft, fällt der Kurs.

      Die Motive der Käufer bzw. Verkäufer, warum sie unlimitiert handeln, sind natürlich höchst unterschiedlich und schwerlich einzuschätzen.
      Auf jeden Fall steigt der Druck für diejenigen, die "falsch" positioniert sind, wenn der Markt gegen sie läuft.

      Aber das ist meist nur ein kurzfristiger Effekt. Kann trotzdem nachhaltige Wirkung entfalten, wenn dabei für wichtig angesehene Kursmarken (Hochs, Tiefs, Retracments, Trendlinien etc.) erreicht oder überschritten werden.
      Dadurch können wieder neue, unlimitierte orders in den Markt kommen - entweder weil man glaubt, jetzt unbedingt (zu jedem Preis) dabei zu sein müssen, oder weil man glaubt, jetzt unbedingt (zu jedem Preis) aussteigen zu müssen.

      Das kann dann zum Auslöser für eine weitergehende Bewegung werden.

      Habe fertig!

      Ciao :)
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 11:02:17
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ Rosshaken

      Rosshaken, es ist gewiss richtig, dass die Versicherungen sonst eher im Future-Bereich agieren.

      Meine Theorie ist aber, dass die Versicherungen ihre Bestände auch über die EUREX abbauen. Und das geht m. E. allein durch Andienung von Aktien aus einer Put-Long-Position.

      Diese negativen Effekte würden allenfalls durch anders motivierte Long-Spekulationen im DAX-Future überlagert werden können.

      Noch eine Anmerkung: Gleiches Phänomen war m. E. bereits beim großen Verfall im September zu beobachten, der nachfolgeden Tage waren überwiegend schwach.

      Schließlich habe ich in meinem Umfeld mehrere Fälle, in denen Allianz-Aktien - sogar aus dem Dezember-Termin - angedient wurden. Zumindest diese Leute haben genug Cash, um die Aktien zu halten. Ein Verkauf wird allenfalls unter steuerlichen Gesichtspunkten erwogen.
      Aber ob andere Anleger in einer ähnlich komfortablen Position sind, wage ich zu bezweifeln.

      Gruß vom boersensurfer
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 10:34:58
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich darf noch einmal auf meine obigen Ausführungen hinweisen. Aus meinem Umfeld habe ich Hinweise erhalten, dass an meinen Vermutungen viel dran ist.

      Gruß vom Börsensurfer

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      schrieb am 16.10.02 02:06:51
      Beitrag Nr. 6 ()
      Durch den erheblichen Anstieg der "EUREX-gefährdeten" Aktien von Ihren Tiefs sind auf der PUT-Seite (zumindest in der Oktober-Fälligkeit) viele offenen Kontrkate jetzt sogar aus dem Geld gelaufen. Damit dürfte sich die von mir beschriebene Gefahr - Stand heute - deutlich entschärft haben, es sei denn, dass der deutsche Markt in den nächsten Tagen aus anderen Gründen nochmals stärker in die Knie geht.

      Allerdings: Bekannterweise erfolgten ja auch Andienungen im Rahmen von Nov.- und Dez.-Kontrakten. Und hier sind eigentlich noch sehr viele Kontrakte im Geld.

      Ich bin gespannt, wie die Geschichte ausgeht.

      Gruß vom boersensurfer


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