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    Ihr denkt, BSE-Erkrankung ist kein Thema mehr? Irrtum!! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.10.02 14:12:18 von
    neuester Beitrag 10.03.03 11:47:05 von
    Beiträge: 25
    ID: 645.022
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      Avatar
      schrieb am 11.10.02 14:12:18
      Beitrag Nr. 1 ()
      Jahr 2002

      Alle Fälle (nur Deutschland!)

      Fall- Nr. Seuchen-
      feststellung Bundesland Regierungsbezirk /
      Landkreis Geburtsdatum des
      BSE-Rindes Rinderbestand des
      Betriebes
      1. 03.01.2002 Niedersachsen Lüneburg 07.11.95 217
      2. 03.01.2002 Baden-Württemberg Tübingen 16.06.96 96
      3. 07.01.2002 Schleswig-Holstein 04.08.95 296
      4. 07.01.2002 Niedersachsen Weser-Ems 23.06.96 257
      5. 09.01.2002 Sachsen Dresden 09.04.97 2946
      6. 09.01.2002 Rheinland-Pfalz Koblenz 01.04.96 157
      7. 14.01.2002 Schleswig-Holstein 23.11.1995 231
      8. 14.01.2002 Schleswig-Holstein 02.08.1995 73
      9. 17.01.2002 Rheinland-Pfalz 23.05.96 220
      10. 18.01.2002 Niedersachsen Weser-Ems 30.01.95 188
      11. 19.01.2002 Brandenburg 15.06.95 878
      12. 21.01.2002 Bayern Oberbayern 09.12.96 66
      13. 24.01.2002 Schleswig-Holstein 06.05.96 82
      14. 24.01.2002 Sachsen Dresden 25.07.97 2422
      15. 29.01.2002 Mecklenburg-Vorpommern 14.08.96 1208
      16. 31.01.2002 Nierdersachsen Lüneburg 06.03.96 138
      17. 05.02.2002 Niedersachsen Lüneburg 13.01.96 18
      18. 05.02.2002 Bayern Oberbayern 03.11.96 50
      19. 11.02.2002 Bayern Mittelfranken 08.03.96 73
      20. 07.02.2002 Bayern Schwaben 12.12.96 19
      21. 07.02.2002 Bayern Oberbayern 15.08.93 13
      22. 13.02.2002 Bayern Oberbayern 15.02.95 44
      23. 13.02.2002 Bayern Oberbayern 13.07.96 19
      24. 15.02.2002 Schleswig-Holstein 23.03.96 312
      25. 18.02.2002 Niedersachsen Braunschweig 06.02.96 16
      26. 18.02.2002 Baden-Württemberg Stuttgart 05.03.96 51
      27. 20.02.2002 Niedersachsen Weser-Ems 23.02.97 9
      28. 27.02.2002 Bayern Oberbayern 17.05.95 35
      29. 27.02.2002 Bayern Schwaben 31.12.95 23
      30. 04.03.2002 Bayern Oberpfalz 02.11.95 59
      31. 05.03.2002 Niedersachsen Hannover 26.03.96 85
      32. 09.03.2002 Rheinland-Pfalz 19.01.96 46
      33. 11.03.2002 Bayern Oberbayern 06.06.95 56
      34. 11.03.2002 Schleswig-Holstein 24.01.96 195
      35. 18.03.2002 Baden-Württemberg Tübingen 21.07.93 189
      36. 18.03.2002 Sachsen-Anhalt Halle 05.02.98 2682
      37. 20.03.2002 Niedersachsen Weser-Ems 23.04.96 62
      38. 25.03.2002 Bayern Schwaben 19.11.95 34
      39. 25.03.2002 Schleswig-Holstein 01.01.90 376
      40. 05.04.2002 Niedersachsen Braunschweig 07.12.95 99
      41. 08.04.2002 Bayern Schwaben 18.06.97 45
      42. 16.04.2002 Bayern Oberbayern 09.09.96 97
      43. 18.04.2002 Bayern Oberbayern 09.05.95 53
      44. 19.04.2002 Niedersachsen Weser-Ems 06.03.96 93
      45. 22.04.2002 Niedersachsen Weser-Ems 24.05.94 166
      46. 15.05.2002 Niedersachsen Weser-Ems 04.04.96 72
      47. 16.05.2002 Sachsen Chemnitz 19.11.95 2378
      48. 17.05.2002 Niedersachsen Braunschweig 07.03.96 95
      49. 22.05.2002 Rheinland-Pfalz 01.11.94 117
      50. 29.05.2002 Sachsen 05.04.95 85
      51. 06.06.2002 Baden-Württemberg Stuttgart 18.02.98 86
      52. 18.06.2002 Mecklenburg-Vorpommern 11.03.96 9
      53. 21.06.2002 Niedersachsen Weser-Ems 12.04.96 140
      54. 26.06.2002 Niedersachsen Lüneburg 05.01.96 265
      55. 09.07.2002 Bayern Oberbayern 28.05.96 47
      56. 16.07.2002 Hessen Darmstadt 02.12.95 143
      57. 18.07.2002 Bayern Oberbayern 23.02.98 54
      58. 22.07.2002 Bayern Niederbayern 12.12.94 63
      59. 01.08.2002 Baden-Württemberg Stuttgart 10.06.95 19
      60. 02.08.2002 Baden-Württemberg Tübingen 06.04.96 90
      61. 05.08.2002 Sachsen-Anhalt Magdeburg 09.01.96 98
      62. 05.08.2002 Schleswig-Holstein 17.10.92 158
      63. 06.08.2002 Bayern Schwaben 17.10.95 226
      64. 09.08.2002 Niedersachsen Lüneburg 10.02.96 216
      65. 15.08.2002 Mecklenburg-Vorpommern 07.01.96 215
      66. 16.08.2002 Bayern Schwaben 01.07.94 57
      67. 16.08.2002 Bayern Oberpfalz 28.11.97 21
      68. 19.08.2002 Niedersachsen Hannover 15.02.96 201
      69. 20.08.2002 Brandenburg 10.04.94 356
      70. 29.08.2002 Schleswig-Holstein 05.11.95 444
      71. 29.08.2002 Schleswig-Holstein 23.12.95 80
      72. 30.08.2002 Bayern Schwaben 16.09.95 97
      73. 02.09.2002 Hessen Darmstadt 28.02.96 85
      74. 05.09.2002 Bayern Oberpfalz 18.01.96 12
      75. 09.09.2002 Baden-Württemberg Tübingen 30.12.97 100
      76. 10.09.2002 Sachsen-Anhalt Magdeburg 08.06.96 804
      77. 12.09.2002 Thüringen 19.12.95 61
      78. 16.09.2002 Bayern Schwaben 31.07.96 53
      79. 18.09.2002 Niedersachsen Weser-Ems 11.02.96 255
      80. 19.09.2002 Rheinland-Pfalz 27.02.96 40
      81. 20.09.2002 Schleswig-Holstein 28.08.95 139
      82. 23.09.2002 Baden-Württemberg Tübingen 13.05.98 Kohortentier zu Nr. 75
      83. 27.09.2002 Schleswig-Holstein 19.03.97 436

      Quelle: http://www.verbraucherministerium.de/
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 14:34:19
      Beitrag Nr. 2 ()
      Und, was soll diese dümmliche Polemik?

      Ist so ähnlich, wie wenn jetzt jemand jeden einzelnen Krebskranken in einer langen Liste hier aufführt.

      Aber ich habe unter dem Link mal nachgesehen.

      Die Zahlen lauten folgendermassen:

      Jahr Bestätigte BSE-Fälle in Deutschland
      2000 7
      2001 125
      2002 83

      Von einer sich ausbreitenden Seuche keine Spur.
      Zahl der Fälle auf niedrigem Niveau schon wieder rückläufig!
      (Man beachte, dass in Grossbritannien vor 10 Jahren hunderttausende von Erkrankungen festgestellt wurden!
      Und die aufgeführten Fälle sind ja nicht wirklich erkrankt, sondern nur bei Tests in der Gehirnmasse geschlachteter Tiere Prionen festgestellt worden.)
      Wurde eigentlich überhaupt schon eine erkrankte Kuh in Deutschland gefunden? Mir ist nichts bekannt.

      Ich würde sogar behaupten, dass die in der Bevölkerung verursachte Panik wegen BSE einen gigantischen Schaden angerichtet hat. Die hat mehrere Milliarden Euro gekostet
      und kostet solche Summen weiterhin jedes Jahr wegen der sündhaft teuren Tests!

      Würde man statt dessen wenige Millionen für die Bekämpfung alt bekannter Seuchen wie z.B. Salmonellen ausgeben, könnte man ein vielfaches an Menschenleben retten!
      An Salmonellen sterben nämlich jährlich in Deutschland zig Menschen. Ob wegen BSE in Deutschland jemals jemand stirbt, ist wohl kaum jemals zu beweisen.

      Aber mit der durch die BSE-Krise ausgelösten Panik konnte sich unsere grüne Künast halt so wunderbar profilieren.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 15:13:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      10000 bis 15000 Deutsche sterben jedes Jahr gegen die durchaus impfbare Grippe.

      1000 durch Salmonellen

      Jedes Jahr sind 500-1000 Kinder durch Schlaganfall betroffen, davon viele mit extrem falscher Ernährung

      BSE hat bisher etwa 180000 registrierte Fälle unter den Kühne gehabt, die Dunkelziffer ist vmtl. größer, da man die Gefahr früher nicht kannte, Tiere auch vor Ausbruch der Krankheit schlachtete.
      Bisher sind ganze 88 Opfer der nvCJD gezählt worden!
      Wieviele werden hier dran sterben. 0-1 Personen?

      Man stelle sich mal vor, man würde die 1,5 Milliarden Euro,die da durch den Schornstein geblasen wurden, für die vollständige weltweite Ausrottung von Polio verwenden. :eek:
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 15:45:25
      Beitrag Nr. 4 ()
      @puhvogel: 1000 Todesfälle durch Salmonellen ist meines Wissens ein bisschen hoch gegriffen. Soweit ich weiss, sind es nur im Bereich von 100, aber ansonsten volle Zustimmung.

      Den Vergleich mit der dritten Welt wollte ich gleich gar nicht anbringen, denn die Leute sind ja weit weg, und interessieren die Mehrheit hier ja eh nicht, aber Du hast natürlich völlig recht.
      Bei der Bekämpfung von Malaria kann man meines Wissens mit etwa 5 Euro ein Menschenleben retten.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 16:07:40
      Beitrag Nr. 5 ()
      #2-4
      ich fass es nicht. da melden sich die um ihre einnahmen besorgten bauern zu wort und verurteilen die bekanntmachung der aufgetretenen und nachgewiesenen bse-fälle. was soll denn der scheiss? kümmert euch gefälligst selber darum, dass eure höfe (und damit euer kapital) sauber bleiben und kauft nicht ausschließlich das futter, das euch billigst angeboten wird. ist doch kein wunder, dass ihr in die schusslinie geratet.
      und jetzt könnt ihr auf mir rumhacken...

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      Avatar
      schrieb am 11.10.02 16:17:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      BSE ist nur ein Thema für Verrückte, denn wie viele Menschen sind durch BSE in Deutschland gestorben????

      Heute sind durch verückte Menschen, welche Bäume an die Strassen stellen wieder viele Menschen gestorben, daß ist das wahre BSE.

      Deshalb haut die Bäume am Straßenrand weg.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 16:44:04
      Beitrag Nr. 7 ()
      @bestialisch: Wenn ich Bauer wäre, würde ich bestimmt nicht jetzt vor dem PC sitzen!
      Ich bin allerdings im ländlichen Raum aufgewachsen, und habe Freunde, die Bauern sind. Deshalb habe ich ein wenig Ahnung, was da passiert.

      Kannst Du auch mit Argumenten diskutieren?

      Ich stelle mal ein paar Fragen: Findest Du es gut, wenn für die Bekämpfung von BSE Milliarden ausgegeben werden, wenn an dieser Krankheit bis heute keine einzige Kuh in Deutschland erkrankt ist, und in den nächsten zwanzig Jahren eine Zahl von erkrankten Menschen im Bereich von 0 - 5 zu erwarten ist, und das auch nur vielleicht, da die Übertragungswege immer noch unbekannt sind?

      Findest Du es richtig, dass gleichzeitig für z.B. Salmonellen und andere Erkrankungen, an denen hunderte Menschen jährlich sterben, praktisch nichts ausgegeben werden?

      Hast Du jemals einen Rinderbetrieb gesehen?
      Hast Du jemals einen Geflügelzuchtbetrieb gesehen?

      Falls ja: Findest Du es gut, wenn die Mehrheit der Verbraucher glaubst, dass (das auf relativ humane Weise erzeugte) Rindfleisch gefährlich sei, und statt dessen
      (das in wirklich bestialischen Umständen in Agrarfabriken erzeugte) Fleisch von Puten und Hähnchen vermehrt kaufen?
      Dort herrschen wirklich bestialische Zustände, und auch alle möglichen Seuchen, an denen jährlich hunderte Menschen sterben.

      Du erwartest von Bauern, dass sie teures Futter kaufen, wenn ihre erlösten Preise immer schlechter werden?
      Womit sollen die das bezahlen?

      Der typische deutsche Verbraucher kauft bei Aldi ein, und schimpft dann über die Bauern, dass sie billige Futtermittel einkaufen.

      Die Regierung sollte lieber mal etwas gegen die Macht der wenigen verbliebenen Monopolisten im Lebensmittelverkauf (Aldi, Edeka, Tengelmann) tun, die den Bauern immer schlechtere Preise diktieren, und sich daran dumm und dämlich verdienen!
      Die Aldi-Brüder verdienen etwa genauso viel wie alle deutschen Bauern zusammen, und sind mittlerweile nach Bill Gates und dem Scheich von Brunei die Nummer 3 der Welt, was ihr Vermögen angeht.

      Aber da die bösen Bauern ja mehrheitlich CDU wählen, müssen sie halt unter rot-grün möglichst ausgerottet werden. Das gelingt auch grandios. Ihre Zahl nimmt jährlich um etwa 4 % ab.
      Wir kaufen in Zukunft dann unsere Lebensmittel von ausländischen Agrarfabriken oder gleich von BASF. Dann sind
      wahrscheinlich alle happy.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 16:48:18
      Beitrag Nr. 8 ()


      #7
      tut mir leid, aber mit dir diskutiere ich beim besten willen nicht!
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 22:00:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      zu # 7 Alles Richtig :cool:
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 15:34:00
      Beitrag Nr. 10 ()
      zu # 7 Du hast mit vielen Argumenten den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Reaktion von @bestialisch erinnert mich an unsere Verbraucherschutzministerin Renate Kühnast, die auch nicht mehr diskutieren will, sobald sachliche Argumente ausgetauscht werden. Dann holt sie ihre ideologische Keule raus und haut damit nicht nur die konventinelle Landwirtschaft kaputt.
      Zur Liste der BSE Fälle: Im Jahre 2001 war es so, dass 60% der gefundenen BSE Tiere eh nicht in die Nahrungsmittelkette gelangt wären, weil sie verendet oder notgetötet und in einer Tierkörperverwertungsanstalt gelandet waren. Für 2002 habe ich leider noch keine Zahlen.
      Es ist leider so, dass mit viel Panikmache und Hysterie, auch von den Medien, hier nicht nur Milliarden € vernichtet werden, sondern ein ganzer Berufsstand ungerechtfertigt an den Pranger gestellt wird.
      CARSP
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 13:27:28
      Beitrag Nr. 11 ()
      84 Tote in Großbritannien klagen an: Ein korruptes System landwirtschaftlicher Lobbyisten, die ihre Geldgier über die Gesundheit und das Leben von zig Millionen Menschen in Großbritannien und Europa stellen!

      71% der Verbraucher glauben, dass BSE nur die Spitze des Eisberges ist!

      "BSE muss für die industrialisierte Landwirtschaft das sein, was Tschernobyl für die Atomindustrie war: Der Anfang vom Ende"

      http://www.klett-verlag.de/download/pdf/bse01.pdf

      Tatsache ist: Auch in Deutschland wird es bald die ersten Fällen der grausamen KJ-Variation geben. Der Ausbruch der tückischen Krankkeit kann teilweise über 10 Jahre dauern. Ob es wie in England auch Kinder oder Jugendliche treffen wird, ist noch offen.
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 13:44:29
      Beitrag Nr. 12 ()
      @mbspowersystems:

      Ich schätze mal, wir sind uns sogar einig, dass wir beide keine "industrialisierte Landwirtschaft" wollen.
      Aber wenn Du glaubst, dass mit der aktuellen Politik diese verhindert wird, dann bist Du meiner Meinung nach gewaltig auf dem Holzweg.
      Mein Eindruck ist eben, dass die Künast`sche Politik genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie vorgibt, erreichen zu wollen.

      Oder ist für dich die Tatsache, dass im Moment pro Jahr etwa 5 Prozent der bäuerlichen Familienbetriebe aufgeben, und deren Flächen dann durch Grossbetriebe bewirtschaftet werden, ein Indiz dafür, dass die industrialisierte Landwirtschaft zurückgedrängt wird?

      In dem Dorf, aus dem ich stamme, haben in den letzten 2 Jahren 4 von 5 noch verbliebenen Betrieben, die Kühe und Rinder gehalten haben, diesen Betriebszweig aufgegeben. Der letzte wird auch demnächst aufgeben.

      Die tausend Vorschriften, Tests etc., die wegen BSE eingeführt wurden, geben den Kleinbetrieben den Rest. Nur bei entsprechender Grösse kann man da noch überleben.

      Es werden im Moment ja hauptsächlich die Bauern schikaniert. Bei den wirklich schuldigen an der Misere, den Futtermittelherstellern, tut sich ja so gut wie nichts.

      Ich bin ja gerade auch der Meinung, dass BSE die (eigentlich relativ harmlose!) Spitze des Eisbergs ist.
      Viel schlimmeres passiert nämlich z.B. in der Hähnchenmast, wo wirklich industrialisierte Landwirtschaft mit schrecklichen Zuständen betrieben wird.
      Auch die Schweinemast, die vom BSE-Skandal vorübergehend enorm profitiert hat, ist schon deutlich industrialisierter als die Rindermast.

      Praktisch jeder Bauer, der Kühe und Rinder hält, wird Dir gerne seinen Stall zeigen, wie es da aussieht, weil er nichts zu verbergen hat, aber so gut wie kein Schweinezüchter und schon gar kein Hähnchenmäster wird dich oder gar ein Kamerateam in seinen Betrieb lassen.

      In deinem Link stehen übrigens ja auch die Zahlen zur BSE-Problematik. Da kannst Du ja mal abschätzen, was da schlimmes auf uns zukommen wird. In Grossbritannien gab es vor 10 Jahren ca. 30.000 BSE-Fälle pro Jahr, und zwar echte Erkrankungen! In Deutschland haben wir jetzt 100 Fälle pro Jahr, die aber nur aufgrund (teurer!) flächendeckender Test entdeckt werden.

      Nach 10 Jahren sind in GB insgesamt 80 Fälle von nvCJK aufgetreten, die evtl. mit BSE zusammenhängen.
      Das heisst also: Würden die worst-case Vermutungen zutreffen (d.h. nvCJK wird wirklich durch BSE-kranke Rinder übertragen, und die Übertragung findet bereits durch die positiv getesteten, aber noch nicht sichtbar erkrankten Tiere statt), dann hätten wir statistisch in den nächsten 10 Jahren 0,3 Fälle von nvCJK zu erwarten.

      Da ist doch wohl schon die Frage berechtigt:
      Ist diese Bedrohung wirklich den riesigen Verwaltungsapparat und die teuren flächendeckenden Tests wert?
      Oder könnte man das Geld nicht viel effizienter zur Bekämpfung eigentlich viel bedrohlicherer Dinge einsetzen?
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 17:07:04
      Beitrag Nr. 13 ()
      Mikrobiologe Prof. Bhakdi zeiht Politiker der Hysterie

      „Zu viele vCJD-Fälle prognostiziert“

      von Matthias Bastigkeit

      In Großbritannien gab es im Zuge der BSE-Krise laut Statistik mehr Selbstmorde unter den von staatlichen Maßnahmen betroffenen Bauern als Erkrankungsfälle an der Variante von Creutzfeldt-Jakob (vCJD). Darauf verwies Professor Dr. Sucharit Bhakdi* beim Kongress der Bundesapothekerkammer. Der Infektiologe wirft den Politikern vor beim Bewältigen der BSE-Krise hysterisch zu reagieren.


      In Großbritannien gab es im Zuge der BSE-Krise laut Statistik mehr Selbstmorde unter den von staatlichen Maßnahmen betroffenen Bauern als Erkrankungsfälle an der Variante von Creutzfeldt-Jakob (vCJD). Darauf verwies Professor Dr. Sucharit Bhakdi* beim Kongress der Bundesapothekerkammer. Der Infektiologe wirft den Politikern vor beim Bewältigen der BSE-Krise hysterisch zu reagieren.

      Prof. Bhakdi hält es für „unverantwortlich und unmoralisch“, eine ganze Rinderherde zu keulen, weil ein einzelnes Tier an BSE erkrankt ist. „Ich habe geweint, als ich vom Tod der vielen Tiere gelesen habe“, gesteht der buddhistische Bakteriologe. In Entwicklungsländern würden Kinder an Unterernährung sterben, hier zu Lande Tiere nutzlos getötet.

      In England erkrankten zwischen 1985 bis 1994 insgesamt 180 000 Rinder nach dem Verfüttern von Tiermehl, das Reste von an Scrapie erkrankten Schafen enthielt, an Rinderwahn. 1996 wurde in Großbritannien erstmals bei einem Menschen „vCJD“ diagnostiziert. „Von diesem Zeitpunkt an ging die BSE-Hysterie um die ganze Welt“, erinnert sich Bhakdi.

      Zu schier panischen Reaktionen sei es unter anderem deshalb gekommen, weil die prognostizierten Statistiken „absolut falsch waren“. Die Voraussagen über die vCJD-Epidemie bei Menschen seien von viel zu hohen Erkrankungsraten ausgegangen und schließlich 2000 nach unten korrigiert worden.

      Unter der Prämisse, dass in Großbritannien bis 1994 etwa 150 000 schwerst kontaminierte BSE-Rinder in die Nahrungskette gelangt sind, wäre bei einer durchschnittlichen Inkubationszeit von 20 bis 30 Jahren bis 2040 von maximal 3 000 vCJD-Erkrankungen auszugehen, rechnet Bhakdi vor.

      In Deutschland habe die BSE-Hysterie den Staat mehr als zwei Milliarden Mark gekostet, prangert der Mainzer Mikrobiologe an. Die Kosten für die BSE-Tests hätten das Budget für die gesamten infektiologisch-diagnostischen Laboruntersuchungen an allen Universitätskliniken Deutschlands bei weitem überschritten. Als einzig sinnvolle Maßnahmen im Kampf gegen BSE und vCJD nennt Bhakdi das Verbot der Tiermehlverfütterung, das Entfernen von kranken Tieren aus der Nahrungskette sowie strenge hygienische Sicherheitsvorkehrungen bei Patienten mit Verdacht auf vCJD.

      In deutschen Kliniken sterben jährlich rund 40 000 Menschen an Infektionen mit hospitalisierten Keimen. Dies verursacht Kosten in Höhe einer halben Milliarde Euro. Anträge auf Forschungsmittel, um diese Situation in den Kliniken zu begegnen, würden aber abgeschmettert, so Bhakdi. „Um mit sinnlosen Maßnahmen nicht existierende Gefahren zu bannen, geben Politiker gewaltige Summen aus. Tatsächliche Probleme in der Infektiologie werden hingegen sträflich vernachlässigt.“

      *Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz

      http://www.aerztlichepraxis.de/db/shownews/1017929248/5/10/n…
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 21:20:32
      Beitrag Nr. 14 ()
      Zu #13: ich glaube nicht dass bei BSE zu hysterisch reagiert wurde. Genau die gleichen Argumente kamen damals nach Entdeckung des Asbest-Krebs-Zusammenhangs. Da nützt es wenig, auf vermeintliche Ungerechtigkeiten beim Vorgehen gegen die Hersteller zu verweisen. Unsere industriellen Fortschritte haben halt Archillesfersen und alleine aus Symbolik und als Abschreckung muss der Staat hier deutlich und schnell reagieren. wir werden erst in 10 oder 20 Jahren wissen, ob wir einer großen Katastrophe gerade noch entkommen sind --- oder nicht. Das Aufrechnen von Selbstmorden mit der BSE-Gefahr ist zudem reichlich unseriös

      #12: Danke für deine berechtigten Erläuterungen.
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 18:47:24
      Beitrag Nr. 15 ()
      @Mbspower: Genauso wie Asbest als Untertreibung kann ich als Gegenbeispiel den scheinbaren Zusammenhang zwischen Kleinvogelhaltung und Lungenkrebs angeben, der sich nach einiger Recherche der Fachwelt als komplette Nullnummer herausstellte.
      Oder während der Aidshysterie die Ausgrenzung von HIV-Positiven, weil man fürchtete, feuchte Aussprache könne AIDS übertragen.
      Wobei ich anmerken muss, dass Aids gerade in manchen Entwicklungsländern wie Südafrika sich langsam zur schlimmsten Bedrohung überhaupt entwickelt und sich auch zu einer massiven Bedrohung entwickeln kann.

      @flitzass: Exzellente Kommentare! Die Zahlen bzgl. Salmonellen hatte ich irgendwo aus dem Internet, die sind wohl falsch, da hast du wohl recht. Ich hatte nirgendwo eine konkrete epidemiologische Studie für Deutschland gefunden.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 11:25:17
      Beitrag Nr. 16 ()
      Guten Appetit Steakfreunde, ich vertilge aber weiterhin nur Sauen und deren Abkömmlinge,
      die lieben Spansauen. Rinder und ungeprüfte Kälber bleiben weiterhin aussen vor!
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 15:04:44
      Beitrag Nr. 17 ()
      @obelix: Bei deinem Namen war das zu erwarten, und es dürfte sich dabei ja wohl auch nur um Wildschweine handeln, oder? ;)

      Fleisch von Wildschweinen dürfte auch in der Tat sogar gesünder sein als das von Rindern. Bei normalem Schweinefleisch aus Massentierhaltung wage ich das eindeutig zu bezweifeln.

      Übrigens: Seit dem Eingangsposting wurde in den letzten 4 Wochen doch tatsächlich ein weiterer BSE-Verdachtsfall in Deutschland gemeldet.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 05:19:52
      Beitrag Nr. 18 ()
      @ flitztass

      Ich war früher echter Steakliebhaber, aber seit sich damals überall
      BSE bestätigte würgt es mich immer noch, wenn ich heute Rind
      oder ungeprüftes Kalb auf dem Teller sehe.
      Ich weiss, dass unsere Sauen auch nicht mehr das beste
      Fleisch haben, aber immer noch besser als dauernd Geflügel
      oder Fisch vertilgen zu müssen, da auch diese Viecherl heute
      mit Zusätzen aufgepäppelt werden, also bleibe ich bei Sauen.
      Dir allzeit guten Appetit!
      Avatar
      schrieb am 10.11.02 16:15:50
      Beitrag Nr. 19 ()
      Muss hier aktuell doch mal wieder einen Kommentar zur Unverhältnismässigkeit loswerden:

      Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die BSE-Hysterie völlig überzogen war. Die Zahl der BSE-Fälle geht in Deutschland schon wieder zurück, und vor allem wurde noch kein einziger BSE-Fall von einem Rind gefunden, das in den letzten 4 Jahren geboren wurde!!

      Worst-Case-Szenarien gehen aktuell davon aus, dass in ganz Kontinental-Europa insgesamt weniger als 100 Menschen an nCJK erkranken werden.

      Trotzdem werden nach wie vor mehrere 100 Millionen Euro für sinnlose flächendeckende BSE-Tests auch an jungen Tieren ausgegeben.

      Zum Vergleich das aktuelle Thema Acrylamid: Experten schätzen, dass dadurch jährlich in Deutschland ca. 10000 Krebsfälle ausgelöst werden.
      Trotzdem geschieht so gut wie nichts von unserem so tollen neuen Verbraucherministerium.
      Wo bleibt der grosse Rückruf aller Butterkekse und von Knäckebrot?
      Wo ist das Verbot von Pommes und Kartoffelchips?

      Das würde ja eine handvoll Grosse der Agrarindustrie treffen, die geschützt werden müssen, im Gegensatz zu den tausenden von kleinbäuerlichen Existenzen, die man mit der BSE-Hysterie vernichtet hat.

      Mal wieder ein Lehrbeispiel der grünen Heuchler mit ihrer vorgeblichen Agrarwende.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 20:05:43
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hier die neuesten Zahlen von der BSE Front:

      Von Januar bis Oktober 2002 wurden in Deutschland 2.557.529 Rinder auf BSE untersucht. Davon waren 88 Tiere oder 0,0034 % BSE-positiv.
      Unter den 2.333.529 gesund-geschlachteten Rindern betrug die BSE-Rate, gemessen an der Gesamtzahl der in dieser Kategorie untersuchten Rinder, sogar nur 0,0013 %.
      Quelle: Topagrar

      Das heißt auf 1.000.000 gesundgeschlachtete Rinder kommen 13 positive Untersuchungsergebnisse. Kosten alleine für die Untersuchungen 40.000.000 €.

      Meine Meinung: Das Geld kann man woanders auch sinnvoller einsetzen.

      Gruß CARSP
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 02:56:31
      Beitrag Nr. 21 ()
      @CARSP: Wenn die Industrie bzw. das Landwirtschaftssystem verantwortlich gehandelt hätten, gäbe es gar keine Notwendigkeit für Kontrollen und auch kein BSE! Ohne diese Kontrollen würden Geldgier, Korruption und Schlamperei noch viel mehr Menschenleben kosten.

      Wir brauchen eine Drohkulisse gegenüber dem Teil der gesundheitsverachtenden Lobbyisten!

      Und hier noch eine aktuelle - erschreckende - Meldung!

      ------------------------------------
      Freitag 29. November 2002, 17:41 Uhr

      BSE für Menschen möglicherweise gefährlicher als angenommen



      London/Göttingen (dpa) - Die Anzahl der BSE-Übertragungen auf den Menschen könnte nach britischen Forschungsergebnissen höher sein als bisher angenommen. Ein Team am University College London hatte BSE-Erreger in Mäuse gespritzt, worauf einige der Tiere eine Krankheit entwickelten, die der konventionellen, sporadischen Form der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK) sehr ähnlich ist.Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, das lediglich die neue Variante der tödlichen Gehirnkrankheit (vCJK) mit BSE in Verbindung steht.

      Allerdings sind die Zahlen der sporadischen Form europaweit in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Seit 1993 gebe es eine gute Erfassung der Fälle, sagte der Neuropathologe Walter Schulz-Schaeffer von der Universität Göttingen am Freitag. In Europa würden ein bis zwei Fälle pro einer Million Einwohner und Jahr registriert. Ein Anstieg der Zahlen in Deutschland Mitte der 90er Jahre sei auf eine bessere Registrierung zurückzuführen. In der Schweiz sei die Zahl der gemeldeten CJK-Fälle allerdings deutlicher gestiegen.

      Das britische Gesundheitsministerium sprach von «interessanten und potenziell wichtigen Ergebnissen». Die neue Studie müsse aber zunächst genauer analysiert und überprüft werden.

      Die Annahme, dass BSE auch zur sporadischen CJK führen kann, müsse noch durch Folgeuntersuchungen abgesichert werden, räumen auch die britischen Autoren ein. Schulz-Schaeffer hält die Folgerung zwar für eine zulässige Interpretation der Versuchsergebnisse. Sie sei aber nicht zwingend. «Man muss jetzt das Gewebe der infizierten Mäuse auf gesunde übertragen und schauen, welches Krankheitsmuster dann entsteht.»

      Die Forscher des University College unter Leitung des CJK-Experten Professor John Collinge hatten mit menschlichen Genen präparierten Mäusen BSE-Erreger gespritzt. Sie fanden dabei heraus, dass viele Versuchstiere nicht nur vCJK entwickelten, sondern noch mehr Mäuse an einer Art CJK erkrankten. «Wir waren völlig überrascht von den Funden», erklärte Collinge nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Press Association.

      Die in der Fachzeitschrift «European Molecular Biology Organisation Journal» veröffentlichten Ergebnisse lassen nach seinen Angaben auch erneut Zweifel hinsichtlich der Sicherheit von Schafsfleisch und der BSE-verwandten Traberkrankheit (Scrapie) zu. Nicht auszuschließen sei auch, dass eine Reihe anderer Krankheiten ebenfalls durch BSE verursacht sein könne.
      Avatar
      schrieb am 27.01.03 16:44:44
      Beitrag Nr. 22 ()
      Ich muss doch mal wieder einen Kommentar in diesem Thread abgeben.

      Hab mir eben die endgültigen Zahlen für 2002 vom Verbraucherministerium angesehen. Es gab 2002 insgesamt 106 positiv getestete Tiere in Deutschland nach 125 im Jahr zuvor.

      Nach wie vor wurde kein nach 1998 geborenes Tier positiv getestet bei mehr als 3 Millionen durchgeführten Tests!!

      Da werden für die Tests der nach 1998 geborenen Rinder meiner Meinung nach zig Millionen Euro zum Fenster rausgeworfen für flächendeckende Tests.

      Aber wenn man da etwas rückgängig machen würde, müsste man ja zugeben, dass man eine irre Hysterie selbst mit angefacht hat. Ausserdem bezahlen das ja grösstenteils die bösen Bauern, die eh nur alle CDU wählen. Also was solls!
      Avatar
      schrieb am 28.01.03 23:26:45
      Beitrag Nr. 23 ()
      Genau meine Rede.
      Dazu ein Auszug aus der Pharmazeutischen Zeitung vom 19.3.2002. Die beiden Autoren haben damals schon erkannt, wie der Hase läuft und das als Nicht-mit-der-Landwirtschaft-Verbundene.


      Eine kritische Analyse des BSE-Wahnsinns

      von Sucharit Bhakdi und Jürgen Bohl, Mainz
      1996 erschien in der renommierten Fachzeitschrift Nature die maßgebliche epidemiologische Arbeit über BSE. Die Autoren schätzten, dass bis zum Jahr 1994 etwa 750.000 Rinder mit BSE in die Nahrungskette in Großbritannien gelangt seien. Demnach müssten Millionen von Briten kontaminiertes Fleisch verzehrt haben. 1995 erschien der erste Bericht über eine neue Form der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) bei jungen Patienten. Man vermutete einen Zusammenhang. Wegen des Verdachts, dass die Verwendung von Tiermehl zum Ausbruch von BSE bei Rindern geführt hatte, war die Tiermehlfütterung bereits 1988 verboten worden. Die Zahl der BSE-Neuerkrankungen sank bald darauf in Großbritannien; seit 1993 bewegt sich die Statistik kontinuierlich nach unten. Die Epidemie dürfte in den nächsten Jahren beendet sein.

      Vor einem Jahr traten erste BSE-Fälle in Deutschland auf; die Gesamtzahl der registrierten Erkrankungen liegt gegenwärtig bei etwa 100. Voller Panik wurden Maßnahmen in gigantischem Ausmaß ergriffen. Diese reichten von der Tötung von hunderttausend symptomlosen Tieren über die gesetzliche Einführung von BSE-Nachweistests bei Rindern bis hin zur Ausschreibung von teuren Sonderprogrammen zur Erforschung von BSE und Prionenkrankheiten. Die Kosten, die durch die BSE-Krise entstanden sind, haben allein in Deutschland die Milliardengrenze längst überschritten. Sie tragen wesentlich zur Belastung der europäischen und der deutschen Wirtschaft bei.

      Ein Ende der Maßnahmen ist nicht in Sicht, denn Gesellschaft, Politik und Ärzteschaft sind erheblich verunsichert. So wird beispielsweise über die europaweite Einführung eines Gesetzes diskutiert, das den Gebrauch von Einmal-Instrumenten bei bestimmten operativen Eingriffen, insbesondere bei Tonsillektomien, vorsieht. Ein gesetzlicher Beschluss über die Erhöhung der Betriebstemperatur von Autoklaven auf 134 °C steht möglicherweise bevor. Dass solche und andere Maßnahmen weitere immense Kosten verursachen werden und unser ohnehin kränkelndes Gesundheitssystem zusätzlich belasten, ist offenkundig. Nachdem Politik, Gesellschaft, aber auch die Wissenschaftler selbst diese Situation heraufbeschworen haben, sollte man eine Auszeit nehmen, um über Sinn und Unsinn unserer Handlungsweisen zu reflektieren.

      Die Prionen-Saga: CJD, ....

      In den zwanziger Jahren beschrieben die beiden Neurologen Hans-Gerhard Creutzfeldt und Alfons Jakob die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD). Kennzeichnend ist die Entwicklung einer raschen, unaufhaltsamen Demenz, die in der Regel innerhalb von ein bis zwei Jahren tödlich endet. Die Erkrankung tritt in zwei Formen auf: sporadisch mit einer weltweiten Inzidenz von etwa 1 zu 1 Million (in Deutschland gibt es demnach 60 bis 80 Fälle pro Jahr) und familiär gehäuft. In solchen Familien sterben bis zu 40 Prozent der Familienmitglieder an der Erkrankung. Sowohl die spontane wie auch die familiäre CJD beginnt im mittleren Lebensalter (in der Regel bei Patienten über fünfzig Jahren). Die CJD galt Jahrzehnte lang als nicht infektiös. Epidemische Ausbrüche gab es nie - mit einer einzigen Ausnahme.

      .... Kuru und Scrapie

      In den dreißiger und vierziger Jahren grassierte auf Neu-Guinea eine einzigartige Epidemie von CJD, wobei erstmals junge Erwachsene und Kinder betroffen waren. Tausende Bewohner starben. Man stand vor einem Rätsel: Wie konnte sich das für die Erkrankung wohl verantwortliche CJD-Gen in so kurzer Zeit in der Bevölkerung ausbreiten?

      Der amerikanische Neuropathologe Gajdusek ging den Ursachen des epidemischen Auftritts von CJD, in Neu-Guinea Kuru genannt, auf den Grund. Für seine Entdeckungen erhielt er 1976 den Nobelpreis. Gajdusek wies den Zusammenhang zwischen dem Ausbruch von Kuru und kannibalistischen Ritualen nach. In den Gehirnen der verstorbenen Patienten entdeckte er typische pathologische Veränderungen. Das schaumige Aussehen von sterbenden Nervenzellen führte zur Bezeichnung "spongiforme Enzephalopathie" (schwammartige Enzephalopathie). Gajdusek konnte außerdem durch eine Spezialfärbung präzipitiertes Material in den Gehirnschnitten nachweisen.

      Die epochale Entdeckung bestand darin, dass Gajdusek die Infektiosität des Kuru-Agens nachwies. Die Injektion von pathologisch verändertem Gewebe ins Gehirn von Schimpansen erzeugte CJD in den Versuchstieren. Der Forscher schloss daraus, dass Kuru eine Infektion sei, bei der sich das Agens im Hirngewebe befand. Durch die kannibalistischen Rituale wurde es über den Magen-Darmtrakt aufgenommen und gelangte ins Gehirn. Seine Entdeckung wies darauf hin, dass eine bislang als genetisch bedingt angesehene Krankheit zugleich infektiös sein könnte. Dies war in der Biomedizin bislang undenkbar: Infektiöse Gene gab und gibt es nicht.

      Der britische Wissenschaftler Hadlow wies bereits zu Beginn der Prionen-Saga auf Ähnlichkeiten zwischen Kuru und Scrapie hin. Scrapie ist die Manifestation einer CJD-ähnlichen Krankheit bei Schafen und seit 250 Jahren bei Schafzüchtern bekannt. Weltweit gibt es Hunderttausende von Scrapie-Fälle. Die Ausweitung wird verhindert, indem erkrankte und verendete Tiere ausgesondert werden, so dass ihre Reste nicht in den Boden gelangen, wo gesunde Tiere weiden. Eine Übertragung auf den Menschen ist bislang nicht wissenschaftlich dokumentiert. Jedoch besagt eine Bauernweisheit, dass erkrankte Tiere nicht verzehrt werden sollen. Die Verfasser vermuten, dass die Übertragung von Scrapie auf den Menschen in frühen Zeiten vorgekommen ist und deshalb diese einfache, jedoch sehr effektive Bauernregel entstand.

      Die Natur des infektiösen Kuru-Agens

      Gajdusek stellte fest, dass das Kuru-Agens sehr klein und gegen Umwelteinflüsse ungewöhnlich resistent ist. Nukleinsäuren konnten nicht nachgewiesen werden. Ein solches Agens - nicht Bakterium, nicht Virus - hatte es noch nie zuvor gegeben. Woraus bestand der geheimnisvolle Erreger?

      Die bahnbrechenden Arbeiten des amerikanischen Wissenschaftlers Stanley Prusiner führten zum heute breit akzeptierten Prionen-Konzept, für das er 1997 den Nobelpreis erhielt. Prusiner nahm zuerst die Aufreinigung des Kuru-Agens aus Hirngewebe in Angriff. Nach jahrelangen Arbeiten wies er nach, dass das Agens aus einem einzigen präzipitierten (unlöslichen) Protein bestand. Die Injektion des aufgereinigten Proteins in viele Versuchstierarten rief die Erkrankung hervor. Prusiner verlieh dem infektiösen Agens den Namen "Prion" (infectious proteinaceous particle).

      Der nächste große Schritt war die Identifizierung des Gens, das für das Prionprotein kodiert. Dies gelang Prusiner und dem Schweizer Wissenschaftler Charles Weissmann 1985. Zur Verblüffung aller stellte sich heraus, dass das Prionprotein von einem Gen kodiert wird, das bei allen Menschen (und wohl auch bei allen Säugetieren) vorhanden ist. Das Prionprotein kommt in bedeutenden Mengen in der Membran von Nervenzellen vor. Warum erkranken wir dann so selten an der CJD? Um diese Frage zu beantworten, besann sich Prusiner auf die Familien, in denen die CJD-Erkrankung häufig auftrat. Bei genetischen Analysen wurde er fündig: Die Prion-Gene wiesen Punktmutationen auf, die zum Austausch von einzelnen Aminosäuren in der Proteinsequenz führte. Dies war die Geburtsstunde seiner Prionenhypothese.

      Sensationell: die Prionenhypothese

      Das Prionenkonzept besagt, dass bestimmte Eiweiße (Prionen) infektiös sein können. Gelangen sie in die empfänglichen Organe, so wird die Krankheit ausgelöst. Bei CJD und Kuru ist das Gehirn betroffen.

      Das CJD-Prion existiert in zwei Formen: die normale, harmlose, nicht infektiöse Form (PrPc) und eine veränderte, gefährliche und infektiöse Form (PrPsc). Die gefährliche Struktur entsteht normalerweise spontan aus der intakten Form. Dann überführt sie das umliegende, normale Prionprotein in die krankhafte Konformation. Diese sammelt sich an, fällt aus und lagert sich als unlösliches Material ab.

      Zur Veranschaulichung: Prionproteine stehen aufrecht - wie Bäume "gepflanzt" - in der Membran von Nervenzellen. An bestimmten Stellen neigen die Bäume von Natur aus dazu umzuknicken. Dadurch fällt ein Baum gegen den nächsten und bringt ihn zu Fall. Ein Dominoeffekt folgt, und die umliegenden Bäume stürzen um. Voraussetzung ist, dass die Bäume grundsätzlich gleiche Gestalt haben und sich aneinander schmiegen können. Ein Prionprotein X kann also kein Prionprotein Y zum Umkippen bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Laufe des Lebens eines Menschen ein "Baum" von selbst umknickt, ist extrem gering, nämlich etwa 1 zu 1 Million - daher das seltene Vorkommen der sporadischen CJD. Bei der familiären Form sind die Prion-"Bäume" jedoch fehlerhaft und knicken leichter um.

      Die CJD kann somit als eine Art Infektion innerhalb des erkrankten Individuums angesehen werden, wobei ein krankmachendes Agens von selbst entsteht und sich auf einzigartige Art und Weise ausbreitet, nämlich durch das Aufzwingen seiner Gestalt (Konformation) auf die gesunden Nachbarmoleküle. Gewöhnlich begrenzt sich der Krankheitsprozess auf den Patienten, denn die krankhaften Prionproteine können nicht ins Gehirn eines anderen Menschen gelangen. Geschieht dies ausnahmsweise - wie auf Neu-Guinea durch die kannibalistischen Rituale -, tritt die infektiöse Natur des Prions zutage. Ob es sich bei dem ersten auslösenden Fall um eine spontane oder familiäre CJD gehandelt hat, dürfte ohne Belang sein. Jede CJD ist potenziell infektiös.

      Bekanntlich gab es auch Fälle von iatrogener CJD. Insbesondere hat die Verwendung von Wachstumshormon aus menschlichen Hypophysen zu etwa 100 Erkrankungen geführt. Die Umstellung auf rekombinantes Wachstumshormon hat die Gefahr gebannt. Einige wenige Fälle von iatrogener CJD sind nach Dura-Transplantation (Hirnhaut-Übertragung) und neurochirurgischen Operationen bekannt geworden. Durch Ausschluss von Dura-Spendern mit Verdacht auf CJD und durch erhöhte Vorsichtsmaßnahmen bei der Handhabung von Instrumenten nach Operationen von CJD-Patienten konnten diese Übertragungswege ebenfalls unterbunden werden.

      Der experimentelle Beleg

      Mit seiner Prionenhypothese löste Prusiner eine hitzige Diskussion aus, denn sein Vorschlag war revolutionär: Seit der Entdeckung von Genen bestand das unumstößliche Gesetz, dass ein infektiöses Agens genetisches Material (Nukleinsäuren) besitzen müsse. Die Prionenhypothese dagegen schlug vor, dass ein pathologisch gestaltetes Eiweißmolekül durch bloßen Kontakt mit umliegenden Molekülen den krankmachenden Prozess in Gang setzt. Im Sinne einer Infektion kommt es dann zwar zur Vermehrung der pathologischen Substanz, jedoch wird kein fremdes genetisches Material vervielfältigt.

      Sollte die Prionenhypothese korrekt sein, so könnte eine Prionenkrankheit nicht entstehen, wenn das entsprechende Prionprotein fehlt. Der Molekularbiologe Weissmann entschloss sich in Zusammenarbeit mit Prusiner, eine Prion-knockout-Maus herzustellen. Zur Verblüffung aller züchteten sie nicht nur lebensfähige, sondern auch völlig gesunde, unauffällige Prionprotein-freie Mäuse. Warum Maus und Mensch das Protein überhaupt besitzen, ist bis heute unklar.

      Im entscheidenden Experiment wurden tödliche Dosen an infektiösen Prionen ins Gehirn der Knockout-Mäuse gespritzt. Sollte Prusiner recht haben, dürften diese Mäuse nicht erkranken, - denn wo im Wald keine Bäume sind, können auch keine umkippen. Alle Knockout-Mäuse blieben gesund, alle Kontrolltiere verstarben. In einem weiteren, sehr eleganten Versuch wurde ein Stück Gehirn von einer normalen Maus in das Gehirn einer Knockout-Maus verpflanzt. Dann wurden infektiöse Prionen in das Gehirn injiziert. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: Die Ausbreitung der Prionen fand ausschließlich im transplantierten "normalen" Gehirnstück statt und hörte genau an der Grenze des Transplantats auf. Ein Jahr nach der Publikation dieser Ergebnisse erhielt Prusiner den Nobelpreis für Medizin.

      Wie Prionen übertragen werden

      Früh stellte es sich heraus, dass Prionenkrankheiten am effektivsten durch intrazerebrale Injektion von infektiösem Material übertragbar sind. Die Übertragung durch Fütterung war zwar möglich, es mussten jedoch ungleich höhere Dosen verabreicht werden und die Ergebnisse waren weniger konstant.

      Eine zweite wichtige Rolle spielt die Speziesbarriere. Prionproteine verschiedener Spezies, zum Beispiel von Mensch und Rind, weisen kleine Unterschiede auf. Um im Bild zu bleiben: Die "Bäume" schmiegen sich nicht so eng aneinander. Folglich benötigt man mehr ausgefallene Rinderprionen, um ein menschliches Prionprotein in die pathologische Gestalt zu überführen. Fast ausnahmslos ist es zwar möglich, infektiöse Prionen von einer Tierspezies auf eine andere zu übertragen, aber fast immer sind bedeutend höhere Konzentrationen der infektiösen Prionen notwendig.

      BSE-Skandal und vCJD

      Das Verbot der Tiermehlfütterung wurde 1988 in Großbritannien verhängt. Vorher und einige Jahre danach ist - nach der 1996 erstellten Hochrechnung - das Fleisch von 750.000 infizierten Tieren in die Nahrungskette gelangt. Es wird daher geschätzt, dass weit über eine Million Menschen in England Prionen-haltiges Rindfleisch gegessen haben. 1996 wurde die Welt durch die Bekanntgabe der neuen Form von CJD (variante CJD, vCJD) in Großbritannien aufgeschreckt. Die Indizien mehrten sich, dass vCJD in unmittelbarem Zusammenhang mit dem BSE-Skandal stand. Die Beweisführung mag Lücken aufweisen, doch die heutigen Diskussionen über mögliche prophylaktische Maßnahmen gehen grundsätzlich davon aus.

      Hochrechnungen werden korrigiert

      Wie viele Menschen werden in Großbritannien an vCJD sterben? 1997 und 1998 wurden Wahrscheinlichkeitsrechnungen in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Ein wesentlicher Parameter betraf die Inkubationsdauer der Krankheit, das heißt die Zeit zwischen Aufnahme der Prionen und Ausbruch der Erkrankung. Da diese Zeit nicht sicher bekannt ist, wurden mehrere Möglichkeiten in die Hochrechnung eingebracht. Je länger die Inkubationszeit, desto größer die Zahl der zu erwartenden Erkrankungen. Ein zweiter entscheidender Parameter war die Zahl der jährlich neu auftretenden vCJD-Fälle. Ein rascher Anstieg in den nächsten Jahren ließe eine entsprechend hohe Gesamtzahl erwarten.

      Schlimmstenfalls (worst case scenario) würden 80.000 Menschen bis zum Jahr 2040 an der Erkrankung sterben, wenn die Inkubationszeit bis zu 25 Jahre betragen sollte. Die zweite Hochrechnung lieferte dagegen eine Höchstzahl von 500.000 Erkrankungen unter der Bedingung, dass die maximale Inkubationszeit sechzig Jahre betrug. Wohlgemerkt: Diese Zahlen würden nur gelten, wenn sich in den kommenden Jahren bestimmte, in den Publikationen angenommene Steigerungsraten tatsächlich manifestierten. So müssten beispielsweise laut einer Hochrechnung siebzig bis achtzig neue Fälle im Jahr 1997 und 150 bis 170 neue Fälle 1998 auftreten. Diese Hochrechnung löste weltweit große Sorgen aus.

      In den Jahren 1997 bis 2000 traten neue vCJD-Fälle in Großbritannien auf, aber deutlich weniger als in den schlimmsten Befürchtungen angenommen. 2000 korrigierten daher die gleichen Forscher die Zahlen eklatant nach unten. Jetzt hieß es: Bei einer möglichen Inkubationszeit von mehr als sechzig Jahren läge die Zahl von vCJD-Fällen bis 2040 bei maximal 136.000. In dieser Arbeit stehen andere Zahlen, die gerne übergangen werden: Beträgt die Inkubationszeit nämlich "nur" dreißig bis vierzig Jahre, so sind ganz erheblich weniger Erkrankungen zu erwarten: höchstens 6000, vielleicht sogar nur einige Hundert.

      Entscheidend ist die Inkubationszeit

      Die Frage nach der Inkubationszeit erlangt also große Bedeutung, und die Ungewissheit darüber wird gerne als Argument angeführt, dass man nicht vorsichtig genug sein kann. Liegt die Inkubationszeit bei sechzig Jahren, ist die Lage in England immer noch sehr Besorgnis erregend. Es wäre zudem denkbar, dass Menschen jahrelang den Erreger beherbergen (inkubieren) und in dieser symptomfreien Zeit eine potenzielle Infektionsquelle darstellen könnten. Dasselbe gilt natürlich auch für BSE. Diese Überlegung verführte Homo sapiens dazu, Hunderttausende symptomfreier Rinder zu vernichten.

      Jedoch ist es nicht wahr, dass recht sichere Aussagen über die Inkubationsdauer der Prioneninfektion nicht getroffen werden können. Eine Inkubationszeit von mehr als vierzig Jahren kann mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden; die Annahme einer Inkubationszeit von sechzig Jahren und mehr entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.

      Kuru führt uns dies deutlich vor Augen. Der Kannibalismus wurde Mitte der fünfziger Jahre verboten. Die Zahl von Kuru-Fällen sank wenige Jahre danach ab, und seit Mitte der neunziger Jahre werden praktisch keine Fälle mehr gemeldet. Auch die Übertragung von CJD durch Wachstumshormon-Präparate weist auf eine maximale Inkubationszeit von etwa dreißig Jahren hin. Kein Mensch, der natürliches Wachstumshormon erhielt und dreißig Jahre lang gesund blieb, ist später erkrankt.

      Es gibt somit keinen triftigen Grund anzunehmen, dass die maximale Inkubationszeit von dreißig bis vierzig Jahren wesentlich überschritten werden kann. Im Gegenteil: Die Inkubationszeit beträgt eher Jahre als Jahrzehnte. Sonst wären in Neu-Guinea nicht so viele Kinder und junge Erwachsene an Kuru verstorben, und die Erkrankung wäre einige Jahre nach dem Verbot des Kannibalismus nicht zurückgegangen. Eine analoge Situation ergibt sich bei BSE. Die Fallzahl sank in England prompt nach dem Verbot des Tiermehlfutters - ein ähnliches Muster wie beim Verschwinden von Kuru.

      Es wird meist nicht wahrgenommen, dass die publizierten epidemiologischen Arbeiten über BSE und vCJD stets darauf hingewiesen haben, dass die Inkubationsdauer wahrscheinlich Jahre beträgt. Ferner wird festgestellt, dass eine Inkubationszeit von über dreißig Jahren kaum anzunehmen sei; die in einer Arbeit erstellte Hochrechnung für eine mögliche Inkubationszeit von über sechzig Jahren wurde lediglich der Vollständigkeit halber aufgeführt.

      Tatsache ist, dass wir in diesen und den kommenden zehn Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit den Gipfel der vCJD-Erkrankungen erleben werden und dass die Zahlen bereits jetzt weit niedriger ausfallen als 1997 angenommen. Woran liegt das?

      Zur Frage der Penetranz

      Begriffe wie Infektiosität und Kontagiosität werden im Zusammenhang mit BSE und vCJD gerne in die Diskussion gebracht, denn sie verleihen dem Thema eine anziehende Brisanz. Infektiosität beschreibt die Effizienz, mit der ein Erreger eine Krankheit auslösen kann. Je effizienter der Erreger, desto kleiner die infektiöse Dosis. Kontagiosität beschreibt die Übertragbarkeit einer Infektionskrankheit von einem Wirt zum anderen.

      Prionen sind hochinfektiös und kontagiös. Hinzu kommt die grausige Tatsache, dass sie fast unzerstörbar sind. Eine Schreckensmeldung lautet unter anderem: Ein Gramm von Prionen-haltigem Hirngewebe eines erkrankten Tieres reicht aus, um 1010 Mäuse umzubringen.

      Dabei wird die Penetranz einer Krankheit nicht berücksichtigt. Penetranz beschreibt das tatsächliche Auftreten einer Infektionskrankheit unter den gegebenen Bedingungen. Beispielsweise ist es nicht realistisch, dass kontaminiertes Rindfleisch ins Gehirn eines Menschen gespritzt wird. Die Ergebnisse des Mausexperimentes sind wissenschaftlich interessant, haben aber mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Nach oraler Aufnahme müssen Prionen noch den Weg ins Gehirn finden - ein nicht triviales Unterfangen, wie die Tierversuche gezeigt haben. Dort angelangt, stehen Menschen-fremde Prionen vor dem Problem der Speziesbarriere.

      Wenn die Penetranz von BSE und vCJD betrachtet wird, erscheinen ganz andere Zahlen, die eine klare Botschaft übermitteln. Nehmen wir an, dass in Großbritannien nicht 750.000, sondern "nur" ein Fünftel, also 150.000 erkrankte Rinder mit sehr hohem Prionengehalt zu Lebensmitteln verarbeitet wurden. Mit Sicherheit hat dann mehr als eine 1 Million Menschen BSE-Prionen aufgenommen. In den Jahren 1994 bis 2000 sind in der Folge etwa 100 Personen an vCJD verstorben, und das "worst case scenario" bei einer Inkubationszeit von dreißig bis vierzig Jahren ergibt eine maximal zu erwartende Zahl von 6000 Erkrankungen bis zum Jahr 2040.

      Und in Deutschland?

      Bislang sind etwa 100 BSE-Fälle in Deutschland und etwa 1000 auf dem europäischen Festland bekannt geworden. In Deutschland sind wohl keine, in den umliegenden Ländern vielleicht einige dieser Tiere in die Nahrungskette gelangt. Nehmen wir an, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen 100 erkrankte Tiere doch zu Lebensmitteln verarbeitet wurden. Dann wäre mit maximal sechs Fällen von vCJD bis 2040 zu rechnen. Wenn alle 1000 BSE-Rinder in Europa verzehrt worden wären, würden wir auf maximal sechzig Fälle in Europa schauen. Dies erklärt, warum es noch keinen gesicherten Fall von vCJD in Deutschland gegeben hat.

      In der gleichen Zeit werden in Deutschland Millionen von Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tumoren und Infektionskrankheiten sterben. Krankenhausinfektionen fordern mindestens 10.000 Menschenleben jedes Jahr. Es könnten auch viel mehr sein: Wir wissen es nicht genau, denn im Gegensatz zu BSE besteht keine Meldepflicht für Todesfälle durch Krankenhausinfektionen, deren Anzahl durch verbesserte Diagnostik und Therapie deutlich gesenkt werden könnte.

      Überhaupt lohnt es sich, gelegentlich über Zahlen zu reflektieren. Die Krankenkassen geben etwa 3 Euro pro Patient und Tag für die gesamte infektiologische Diagnostik am Mainzer Universitätsklinikum aus. Dies entspricht zwar nur der Hälfte der Kosten für die Verpflegung, ist aber deutlich höher als der Betrag, der in kleinen Krankenhäusern für die Infektionsdiagnostik genehmigt wird. Dafür sind in der EU bereits acht Millionen gesunde Rinder auf BSE getestet worden (in Deutschland drei Millionen); jeder Test kostet etwa 50 Euro. Die Zahl der positiv getesteten Tiere liegt in Deutschland unter 100. Überträgt man diesen Befund auf den gesamten Rinderbestand Europas von rund 40 Millionen Tieren, ist offensichtlich, dass maximal 1000 klinisch gesunde, aber im BSE-Test positive Rinder überhaupt existieren. Würden alle in die Nahrungskette gelangen, bleibt es dem geneigten Leser selbst überlassen, das tatsächliche Risiko auszurechnen.

      Was ist zu tun?

      Die Ergebnisse der BSE-Tests werden durch andere wichtige Daten ergänzt. Es ist nämlich bekannt, dass infektiöse Prionen auch in den Tonsillen von vCJD-Patienten nachweisbar sind. Dies eröffnet die große Chance, (noch) gesunde Träger aufzuspüren. Tausende von Tonsillen wurden in England untersucht - ohne einen einzigen positiven Fall zu finden. Dies unterstreicht die miserable Penetranz von BSE und vCJD. Theoretisch ist es möglich, dass sich während der Inkubationszeit zu wenig Prionen in den Tonsillen befinden, um nachweisbar zu sein. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass diese nicht nachweisbaren Mengen an Prionen Operationsinstrumente kontaminieren und Infektionen verursachen könnten. Aber nach menschlichem Ermessen sind solche Wahrscheinlichkeiten so klein, dass sie neben den realitätsnahen Problemen der Medizin entsprechend relativiert werden müssen.

      Was zu tun bleibt, ist klar. Selbstverständlich müssen alle BSE- und vCJD-Fälle möglichst früh diagnostiziert werden. Erkrankte Tiere sind sofort zu entfernen und dürfen nicht in die Nahrungskette gelangen. Das Verbot der Verwendung von Tiermehl muss rigoros aufrecht erhalten werden. Maximale Vorsichtsmaßnahmen sind bei der Handhabung von Instrumenten nach Operationen von CJD-Patienten geboten. Viel mehr ist allerdings definitiv nicht zu tun!

      Vom Wissen zur Weisheit

      Die Entdeckung von Prionen und der Prionenkrankheiten stellt eine der größten wissenschaftlichen Errungenschaften der Biomedizin dar. Den beteiligten Forschern gebührt die höchste Anerkennung, und die Erforschung von Prionen muss selbstverständlich im vernünftigen Maß gefördert werden. Dies darf aber nicht zu einem Aktionismus führen, der wenig intelligente und leider auch unethische Züge aufweist.

      Als sich der tatsächliche BSE-Skandal in GB ereignete und die ersten menschlichen vCJD-Opfer 1995 bekannt wurden, waren auf Grund der ersten Hochrechnung die Ängste berechtigt und die Reaktionen von Medien, Politik und Wissenschaft einigermaßen verständlich. Das Problem in Deutschland entstand jedoch im Jahr 2000. Das Auftreten der BSE-Fälle hätte niemals zu den hektischen Reaktionen führen dürfen, wie wir sie erlebten und erleben. Denn es lagen - ganz im Gegensatz zu der Situation im Jahr 1997 - die hier aufgeführten Daten und Fakten vor. Dennoch folgte ein kollektives Versagen, an dem Politik, Gesellschaft und Wissenschaft gleichermaßen beteiligt waren und sind. Sinnlose Taten folgten, die unbedingt beendet werden müssen. Tiere sinnlos zu töten, ist verwerflich; ebenso, Menschen in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben. Die Verschwendung begrenzter Ressourcen ist unverantwortlich, denn die dringend benötigten Mittel fehlen für sinnvolle Aufgaben.

      Die Sehnsucht nach Sicherheit überschreitet leider zu oft die Grenzen der Rationalität. Und wenn etwas passiert, kommt eine zweite irrationale Sehnsucht des Menschen dazu: einen Schuldigen zu finden und zu bestrafen. Dies führt dazu, dass eine der Urpflichten von Homo sapiens vergessen und verletzt wird: Wissen in Weisheit zu verwandeln.





      Die Autoren

      Professor Dr. Sucharit Bhakdi leitet seit Mai 1990 das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Seit zwei Jahren ist er Sprecher des SFB 490 "Invasion und Persistenz bei Infektionen". Bhakdi ist seit 1995 als Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Fach Medizinische Mikrobiologie und Immunologie tätig. 1997 gründete er das Thai Network for Biomedical Research zur Förderung der biomedizinischen Forschung in Thailand.

      Dr. med. Jürgen Rudolf Eduard Bohl ist Pathologe und Neuropathologe und arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Abteilung für Neuropathologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte sind degenerative Erkrankungen des menschlichen Gehirns, insbesondere die senile Demenz vom Alzheimer-Typ, und spongiforme Enzephalopathien. Darüber hinaus gilt sein Hauptinteresse der Synthese von Natur- und Geisteswissenschaften in den neurologischen Fachgebieten sowie der Erarbeitung philosophischer und naturwissenschaftlicher Grundlagen für ärztliches Handeln.
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 10:05:04
      Beitrag Nr. 24 ()
      @CARSP: Danke für den Artikel! Der war mir neu. Der Inhalt deckt sich aber mit dem, was mir auch schon bekannt war, und was durch neuere Zahlen mehr und mehr bestätigt wird.
      Nur zieht niemand die Konsequenzen daraus, die uns hunderte von Millionen Euro einsparen könnten.
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 11:47:05
      Beitrag Nr. 25 ()
      Dem Eingangsposting kann man ja entnehmen, dass in den ersten 2 Monaten des Jahres 2002 noch 29 BSE-Fälle festgestellt wurden. Wie ein halbwegs intelligenter Mensch damals schon vorhersagen konnte, ist die Zahl rückläufig, mittlerweile sinkt sie drastisch.
      In den ersten 2 Monaten diesen Jahres wurde gerade mal 3 Fälle festgestellt, also 90 % weniger als noch letztes Jahr!!

      Das liegt wohl daran, dass mittlerweile praktisch alle vor 1998 geborenen Rinder geschlachtet wurden, und bei danach geborenen Rindern wurde ja noch nie BSE festgestellt.

      Das Eingangsposting von mbspowersystems wird immer peinlicher. Der postet ja deshalb mittlerweile unter @moonbeyondsun seinen Unsinn, damit ihn niemand mehr entlarven kann.

      Wann werden endlich die hunderte von Millionen verschlingenden flächendeckenden BSE-Tests wieder abgeschafft, und das Geld sinnvoller eingesetzt?


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      Ihr denkt, BSE-Erkrankung ist kein Thema mehr? Irrtum!!