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    Die Finanzwelt lebt jetzt von Augenblick zu Augenblick. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.10.02 16:43:03 von
    neuester Beitrag 09.03.03 18:34:31 von
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      schrieb am 12.10.02 16:43:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Noch unmittelbarer als die Banken, sind die Versicherungen vom Crash an den Börsen betroffen. Aus den regelmäßigen Einzahlungen ihrer Kunden sammeln sie beträchtliche Reserven an, um für zukünftige Auszahlungen an die gleichen Kunden gewappnet zu sein. Die Reserven werden dort angelegt, wo man für gewöhnlich aus Geld mehr Geld machen kann: unter anderem an den Aktienmärkten. Leider hat das in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr so recht geklappt: Aus Geld wurde Luft. So wurden zahlreiche Lebensversicherungen in Deutschland gezwungen, die in Aussicht gestellten Renditen massiv zu kürzen. Im Sommer wurde schließlich ein gemeinsamer Notfonds der deutschen Lebensversicherer gegründet, mit dem untergehende Versicherungsunternehmen gerettet werden könnten.

      Der Börsenboom der 90er Jahre verführte viele Versicherungsunternehmen dazu, den Aktienanteil ihrer Vermögensbestände deutlich zu erhöhen. Insbesondere in der Schweiz, einst ein Symbol für Solidität und Seriösität, wurden die Führungsetagen der Finanzinstitute vom Börsenwahn erfaßt. Jetzt kommt die Quittung.

      Schon Ende Juli diesen Jahres stand das Finanzsystem der Schweiz, wie es ein Bankier ausdrückte, "kurz vor einem Herzinfarkt". Im Mittelpunkt der Marktturbulenzen befand sich das Finanzimperium von Martin Ebner, das auf die Zahlungsunfähigkeit zutaumelte. Ebner hatte in den letzten Jahren eine aggressive Strategie betrieben, die "rigide" und "altmodische" schweizerische Bankenkultur umzukrempeln. Dabei gelang es ihm, unter anderem auf die Credit Suisse (CS) erheblichen Einfluß auszuüben. Infolge des weltweiten Aktienkrachs stand Ebners Finanzkonglomerat Ende Juli unmittelbar vor dem Zusammenbruch, was wahrscheinlich eine Kettenreaktion von Notverkäufen Schweizer Bankaktien ausgelöst hätte. Berichten zufolge hielten die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) und die Schweizer Nationalbank (SNB) deshalb Ende Juli ein Notstandstreffen ab und entschieden, daß die im öffentlichen Besitz befindliche Schweizer Kantonalbank (SKB), Teile von Ebners Finanzimperium übernehmen solle.

      Am 14.August meldete sodann die Credit Suisse Group einen überraschend hohen Quartalsverlust, und zwar unter anderem deswegen, weil die zur Gruppe gehörende Winterthur-Versicherung in diesem Jahr wegen Aktienmarktverlusten eine lebensverlängernde Kapitalspritze von 1,7 Mrd. Schweizer Franken benötigt hatte.

      Am 29.August verkündete Swiss Reinsurance, das zweitgrößte Versicherungsunternehmen der Welt, einen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr um 91%. Wie das Management mitteilte, lagen die Ursachen hierfür keineswegs bei den Terroranschlägen vom 11.September oder den Überflutungen in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Vielmehr mußte Swiss Re erhebliche Abschreibungen bei seinen Aktienbeständen vornehmen. Noch am gleichen Tag mußte Munich Reinsurance, das größte Versicherungsunternehmen der Welt, sogar einen Verlust für das zweite Quartal berichten. Hauptgrund: 1,5 Milliarden Dollar Abschreibungen beim Aktienbesitz.

      Am 5.September erklärte die Zurich Financial Services AG, eines der größten Versicherungsunternehmen Europas, infolge von Verlusten am Aktienmarkt habe sich das Kapital seit Jahresanfang von 18 auf 9 Milliarden Dollar halbiert und Notmaßnahmen seien unumgänglich: Sämtliche, nicht direkt mit dem Versicherungsgeschäft zusammenhängenden Aktivitäten, werden eingestellt. Daher werden 4500 Mitarbeiter entlassen. Und schließlich werde man 2,5 Milliarden Dollar über eine Aktienemission beschaffen, wobei sich die neuen Aktien unter gegenwärtigen Bedingungen natürlich nur zu Ramschpreisen verkaufen lassen.

      Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley beschleunigte am 2.September den Kursverfall von Versicherungsaktien, indem sie kurzerhand die gesamte europäische Versicherungsbranche herabstufte. Morgan Stanley bezichtigte die europäischen Versicherer, im großen Stile "Wetten auf die Aktienmärkte" abgeschlossen zu haben, und zwar in einem Volumen von insgesamt 1254 Milliarden Dollar bzw. 30% der Gesamtanlagen: "Wenn sich die Aktienmärkte nicht erholen, steht der Branche angesichts des aufgezehrten Eigenkapitals eine radikale Restrukturierung bevor." Dies werde "für die einfachen Aktionäre keine fröhliche Angelegenheit".

      Ein Londoner Finanzinsider kommentierte: "Die Finanzwelt lebt jetzt von Augenblick zu Augenblick. Vermutlich machen wir uns auf den Weg zum finalen Abstieg."


      Quelle:
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 37/2002
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 18:34:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Presse: Lebensversicherungen schlecht für weiteren Aktienkursverfall gerüstet
      Sonntag 9. März 2003, 12:40 Uhr

      Research





      HAMBURG (dpa-AFX) - Zwei Drittel aller Lebensversicherer sind nach einer neuen Studie der Ratingagentur Fitch wegen ihrer schwachen Kapitalausstattung schlecht für den Ernstfall eines weiteren Kursverfalls an den Finanzmärkten gerüstet. Das berichten das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung". Bis Ende März müssten erstmals alle Versicherer die Ergebnisse eines Stresstests bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufs icht (BAFin) abgeben. "Die Hälfte der Versicherer wird den Test nicht bestehen", sagte der Ratingspezialist Marco Metzler dem "Spiegel". Diese müssten dann dem Aufsichtsamt darlegen, welche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Risikotragfähigkeit geplant seien.
      In der Studie heißt es laut "Süddeutscher Zeitung" (Samstag), spätestens für 2003 würden Abschreibungen in einer Höhe fällig, die für eine "Vielzahl" von Assekuranzen "existenzbedrohend" seien. Es sei eine "massive Zuführung" von frischem Geld notwendig, um Zahlungsfähigkeit und Stabilität zu garantieren. Falls dies nicht geschehe, seien Insolvenzen möglich.

      ÜBERSCHUSSBELTEILIGUNG FÄLLT WEITER

      Die Studie prognostiziert nach dem Zeitungs-Bericht außerdem, dass die so genannte Überschussbeteiligung - das ist im wesentlichen die jährliche Rendite der Kundengelder - für 2004 "sehr nahe an das gesetzliche Mindestniveau" fällt. Dieses Niveau liege, je nach Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, zwischen 3,25 und 4 Prozent. Für 2003 würden im Schnitt rund 4,8 Prozent gezahlt.

      Fitch, die weltweit drittgrößte Ratingagentur, begründet diese Vorhersagen nach dem Bericht der "Süddeutschen" damit, dass sich die Aktienmärkte wohl nicht durchgreifend erholen würden und die Zinsen auf Talfahrt blieben. Beides lasse die Reserven der Lebensversicherer Immer weiter schrumpfen. Nach Schätzungen der Studie - so das Blatt - waren bereits Ende 2002 die Summen der Lasten und Abschreibungen mit 45 bis 50 Milliarden Euro größer als das Volumen der Reserven (10 bis 15 Milliarden Euro).

      Die Ratingagentur habe auf Basis der Geschäftsberichte für 2001 bei 105 Lebensversicherern überprüft, wie es um die finanzielle Ausstattung mit Sicherheitsmitteln bestellt war. Gemäß dieses Kriteriums würden nur rund ein Drittel der Firmen mindestens als "gut" gelten, bei knapp der Hälfte lautet das Urteil "schwach"./pi/DP/tf/js

      ;) ;) ;)


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