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    Kapitalbesitz als Konsumgut - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.11.02 14:12:30 von
    neuester Beitrag 02.11.02 14:23:34 von
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      schrieb am 02.11.02 14:12:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich behaupte, dass sich langfristig in einer jahrhundertewährenden globalen Phase der Stagnation, die uns spätestens mit dem Beginn des 22. Jahrhundert bevorsteht und durch ein nur noch geringes Bevölkerungs- und in dessen Gefolge ein ebenfalls nur noch geringes Produktivitätswachstum bedingt sein wird, die gesamtwirtschaftlich optimale Kapitalmarktrendite im leicht negativen Bereich einfinden kann um dort dann über eine sehr lange Zeit hinweg zu verharren.

      Diese These möchte ich hier dikutieren, Beispiele aus dem Tagesgeschehen und aus der Wirtschaftsgeschichte werde ich beisteuern.

      Ich behaupte, dass es beim Anhäufen von Vermögen 2 verschiedene Gesichtspunkte gibt, die die Vermögensbildung (Sparquote) bedingen.

      1. Der Wunsch, Vermögen zu besitzen, um finanziell unabhängig zu bleiben.
      2. Der Wunsch, Vermögen zu besitzen, um sich eine zusätzliche Einkommensquelle zu eröffnen.

      Der 1. Punkt zeigt, dass der Besitz von Kapitalvermögen nicht nur zu Gewinnen, sondern auch zu Verlusten führen kann, die nicht risikobedingt sind, sondern bewusst und gezielt in Kauf genommen werden, um sich einen entsprechenden geldwerten Vorteil zu verschaffen.
      Diese Erkenntnis fasse ich in der Formel S = [ 2^(R/0,05) * (10-V) ] / 50 zusammen.

      S = Sparquote
      R = Rendite
      V = Vermögen

      S, R und V jeweils bezogen auf das BIP

      Die gewählten Werte sind Beispielwerte. Die tatsächlichen Funktionswerte müssen empirisch ermittelt werden.

      Ich behaupte nun, dass in einer langfristigen Phase eines nur noch leicht ansteigenden BIP die Rendite auf Grund der persönlichen Nutzenfunktion des Menschen ins Negative abgleitet, da der Mensch aus Prinzip Vermögen anhäufen möchte, selbst wenn er dafür Geld ausgeben muss und auf Konsum zu verzichten hat. Und zwar ohne Aussicht auf einen späteren Ausgleich.



      In 5 einfachen Schritten können jetzt alle Wissbegierigen einer detaillierten Aufschlüsselung meiner These über das wirtschaftliche Optimum einer negativen Kapitalrendite folgen.



      1. Schritt:

      S = [ 2^(R/0,05) * (10-V) ] / 50 zeigt die, in Abhängigkeit von R und V (Rendite und Vermögen), resultierende Sparquote, wobei S-max gnädigerweise auf 0,75 festgesetzt wird.

      Die Gleichung funktioniert natürlich in allen 4 Quadranten, wobei der Quadrant mit negativem Vermögen und negativer Rendite nur theoretischer Natur sein dürfte, es sei denn wir schauen uns einige (Rück-)Entwicklungsländer an (Simbabwe? Malawi?). Interessanter ist da natürlich das Entsparen bei zu grossem Vermögen (etwa nach einer Erbschaft) und das agressive Sparen bei allen Marktteilnehmern mit einer Nettoverschuldung.

      Ich nehme an, die dieser Bewertungsfunktion zu Grunde liegenden Annahmen werden auch von den übrigen Wirtschaftsexperten, die sich hier vor Ort versammelt haben, geteilt:

      1. Eine höhere Rendíte ist besser als eine niedrigere Rendite, unabhängig vom Vermögen.
      2. Ein grösseres Vermögen ist besser als ein geringeres Vermögen, unabhängig von der Rendite.
      3. Je grösser das Vermögen, desto geringer der Anreiz ein noch grösseres Vermögen durch Konsumverzicht zu erzielen.
      4. Je höher die Rendite, desto grösser der Anreiz ein noch grösseres Vermögen durch Konsumverzicht zu erzielen.

      Zu streiten wäre natürlich über den linearen Charakter von V. V ist wohl eher nicht einfach bloss V, sondern vielmehr in einer degressiv asymptotischen Funktion eingebunden. Also logaritmiert.

      ...

      Der Anschaulichkeit wegen verzichte ich an dieser Stelle, zumal keine empirische dynamische Betrachtung durchgeführt werden soll, auf diese sachgerechte Verkomplizierung.

      Die Abhängigkeit der Sparquote von der Rendite ist bereits durch einen quadratischen Zusammenhang abgebildet.



      2. Schritt:

      Gehen man davon aus, das die in Schritt1 postullierte Nutzenfunktion lange genug unverändert geblieben ist und alle Marktteilnehmer den Gleichgewichtszustand mit der Sparquote 0 erreicht haben, dann kann S = 0 gesetzt und die Formel S = [ 2^(R/0,05) * (10-V) ] / 50 wahlweise nach R oder nach V aufgelöst werden.

      Es ergibt sich V = 2^(R/0,05)*10



      3. Schritt:

      Nachdem zunächst die Nachfrageseite nach Kapitalanlagemöglichkeiten analysiert wurde, wende man sich jetzt der Angebotsseite der Kapitalanlagemöglichkeiten zu.

      Das vorhandene Wirtschaftssystem ist so konstituiert, dass mit wachsendem Kapitalstock eine sinkende Kapitalrendite einher geht. Diese Gleichung ist degressiv fallend. Irgendwann ist der Kapitalstock so irrsinnig hoch, das das verfügbare technologische Wissen und die Motivation der Arbeitslohnempfänger nicht mehr hinreichend dafür sind, dass eine positive Kapitalrendite erwirtschaftet werden kann. Es herrscht nach klassischer Lehrmeinung der Zustand der Überinvestition. Sie sollte schleunigst, unter Beachtung der Wahl eines optimalen ökonomischen Vorgehens, reduziert werden. Doch sollte sie das wirklich? Bloss weil die Rendite negativ ausfällt? Gab es da nicht noch eine zweite Variable? Die pure Lust auf Vermögensbildung, die nur bedingt durch eine negative Kapitalrendite zu stoppen ist ?

      Die Funktion der Rendite in Abhängigkeit vom Kapitalstock (alles, wie immer und überall zuvor und hernach, im Bezug zum BIP) möge lauten: R = 0,01 log (V/5) zur Basis (2^-0,5)



      4. Schritt:

      Jetzt müssen beide Funktionen nur noch in ein einheitliches Koordinatensystem eingezeichnet werden.

      Dort, wo sich beide Geraden schneiden, liegt das Gleichgewicht, in Fachkreisen Cobb-Webb-Gleichgewicht genannt.

      Natürlich ist niemand dazu gezwungen nach Lineal und Bleistift zu suchen. Durch ein einfaches Gleichsetzungsverfahren kann der markteffiziente Punkt im vorliegenden Dimensionsraum problemlos errechnet werden. Die Lösung benennt sowohl das optimale Gesamtvermögen, das dem Kapitalstock entspricht, als auch die optimale Kapitalrendite.

      Die Formel für die erzielte Rendite in Abhängigkeit vom vorhandenen Kapitalstock benennt den Kapitalbedarf: R = 0,01 log (V/5) zur Basis (2^-0,5)

      Die Formel für das gebildete Vermögen in Abhängigkeit von der erzielten Rendite benennt den Anlagebedarf: V = 2^(R/0,05) * 10

      Die zweite Formel wird nach R umgeformt: R = 0,05 * log (V/10) zur Basis 2

      Jetzt können beide Formeln gleichgesetzt werden: 0,01 log (V/5) zur Basis (2^-0,5) = 0,05 * log (V/10) zur Basis 2

      Durch Umformen ergibt sich: V = e^[( - 0,4 ln 0,2 - ln 0,1 ) / 1,4 ]

      Damit ist: V = e^2,1045 = 8,2

      Der markteffiziente Kapitalstock beträgt somit das 8,2-fache des BIP.

      Eingesetzt in: R = 0,05 * log (V/10) zur Basis 2

      ergibt sich: R = -0,0143

      Die markteffiziente Kapitalrendite beträgt somit -1,43% per Anno.

      Das war`s schon. Ich habe fertig.



      Damit habe ich erfolgreich den Beweis geführt, dass eine negative Kapitalmarktrendite ein Marktoptimum darstellen kann, das zu einer maximalen Bedürfnisbefriedigung aller Marktteilnehmer führen kann, wenn die gewählten Variablen die bestehenden Marktausprägungen realitätsgetreu nachbilden.

      Natürlich kann sich ein Marktoptimum ebenso gut bei einer positiven Kapitalmarktrendite einpendeln. Herauszufinden, ob es sich nun soherum oder umgekehrtherum verhält, obliegt der empirischen Forschung. Ein aussichtsreicher Kandidat wäre derzeit in der Tat Japan.

      Das 20. Jahrhundert war dasjenige Jahrhundert, das, sowohl den grössten prozentualen (wie natürlich auch absoluten) Bevölkerungszuwachs, als auch den grössten prozentualen (wie natürlich auch absoluten) Produktivitätszuwachs, in der gesamten Menschheitsgeschichte aufgewiesen hat. Daher ist der Kapitalmarkt derzeit chronisch unterfinanziert, da die einzelnen Marktteilnehmer mit ihren begrenzten Sparquoten dem davoneilenden Marktoptimum für das vorzuhaltende Vermögen nicht nachkommen können.

      Sollte sich in Zukunft das Bevölkerungswachstum als auch das Produktivitätswachstum verlangsamen, und ich halte dies für wahrscheinlich und absehbar, so wird sich das vorhandene Vermögen dem optimalen Vermögen annähern. Sollte nun der markteffiziente Punkt in den Bereich der negativen Kapitalrendite herabsinken, so kann dieses, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung von, womöglich, Jahrzehnten, auch zu einem Absinken der real existierenden Kapitalmarktrendite in den negativen Bereich führen.

      Sollte sich in Zukunft langfristig ein negatives Wirtschaftswachstum etablieren und mit einer gewissen Verzögerung auch des Wirtschaftswachstum in den negativen Bereich hineinziehen, so kann, obwohl der markteffiziente Punkt weiterhin im positiven Renditebereich verbleibt, auf Grund der zeitlichen Verzögerung des Entsparens, wie wir es ja heute in die entgegengesetzte Richtung gewahr werden können, die real existierende Kapitalmarktrendite in den negativen Renditebereich hinabsinken und wäre, in einer dynamischen Betrachtungsweise, die ja auch immer sachgerechter ist, eben durchaus effizient.

      Die optimale Kapitalmarktrendite wird mit umso höherer Wahrscheinlichkeit negativ ausfallen, umso geringer das Wirtschaftswachstum ausfällt. Ein negatives Wirtschaftswachstum ist jedoch keineswegs die Bedingung sine qua non. Ich sehe damit, von meiner Seite aus, die fachliche Darlegung meiner wissenschaftlichen Vermutung als erfolgreich durchgeführt an.

      Ich freue mich nun auf Fragen und Kritik.
      Avatar
      schrieb am 02.11.02 14:23:34
      Beitrag Nr. 2 ()
      Also ab Beginn des 22. Jahrhunderts müssen wir mit einer Stagnation rechnen?
      Ei das ist ja schrecklich!!!

      :D


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