checkAd

    Ethik, Moral und anderes moralinsaures Geschwafel - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.11.02 15:40:23 von
    neuester Beitrag 15.11.02 12:37:02 von
    Beiträge: 24
    ID: 658.437
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 641
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 15:40:23
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mir ist mal wieder ein alter Dawkins in die Hand gefallen, so am Wochenende, 1985 kam der glaube ich raus, alte Kamellen also. Sollte man glauben.

      Der ist aber brandaktuell. Denn längst bekannte Tatsachen setzen sich nicht etwa deshalb in die Köpfe, weil sie wahr sind. Viel mehr kann man beobachten, daß in dieser Zeit in die Köpfe wieder soviel pathetisches Zeug hineingestopft wurde, daß man sagen muß, die Intelligenz entwickelt sich anders herum, zurück in die Steinzeit.

      Das Ethik-Geschreibsel der Medien ist überhaupt unerträglich und kein Maßstab. Schütze das ungeborene Leben, aber bombe den Irak nieder oder sonstwas. Das ist beides, übersetzt, Usurpation.

      Viel schwerwiegender als solches Geschreibsel ist die dünne Nebelsuppe davon in den Köpfen der einfachen Leute, des sogenannten Volkes, bis hinauf zum Univ.Professor, der es besser wissen müßte, aber sich dagegen sträubt.

      Von vielen Theorien hat Dawkins gesprochen, die alle das Papier nicht wert sind, und doch feiern sie fröhliche Urständ nach wie vor, z.B. die Theorie von der Gruppenselektion im Sinne eines altruistischen Ansatzes. Der Mensch ist gut, als Gruppenwesen. Da lacht der Ostblock, wenn keiner hinhört, und desgleichen der Kapitalistenboß.

      Ich will aber nur eines herausgreifen, weil es wissenschaftlich fundiert und der empirie sowohl als auch der Mathematik zugänglich ist, die sogenannte evolutionsstabile Strategie, auch ESS genannt.

      Es gibt keine guten Menschen!

      Selbst wenn es sie gäbe oder einmal gegeben hätte, eine Population aus guten Menschen ist nicht evolutionsstabil. Und daher findet man sie niemals. Wehr ehrlich ist und gut, vertrauensvoll und unkritisch, erleidet das Schicksal, das er verdient, er wird gnadenlos untergebuttert.

      Und wenn ich mir das Gejammere hier im Board anhöre, dann scheinen viele von ganz falschen Voraussetzungen der Realität auszugehen.

      Die ESS ist ein mathematisches Modell von Strategien, das man auch sehr gut mit Worten beschreiben kann.

      Nehmen wir an, der Mensch sei hilfreich und gut bzw. alle solche hätten sich in einer Population zusammengefunden, sagen wir mal der Einfachheit halber Deutschland.

      Nun ist es so, daß unter diesen Voraussetzungen alles ideal sein könnte: alle arbeiten fleißig, keiner bescheißt den anderen, jeder liefert das ab, was das Gemeinwohl erfordert. Und da alle brav und ehrlich und fleißig sind, sind die Steuern niedrig, die ARbeitszeiten kurz, die Zahl der Beamten und Politiker ist minimal, die Straßen sind in gutem Zustand usw.

      Alles ist happy.

      Bis zu dem Tag, da einer dazukommt, ein ganz Abgezuppter, der nun als Falke in die Kolonie der Tauben eindringt. Der wird sich zunächst mal sagen: sind die dämlich! Er wird denen also die Hucke vollügen, sich vor der Arbeit drücken und kräftig absahnen. Das ist die Strategie : lügen und schmarotzen, kurz: Parasit.

      Es wird nicht lange dauern, so sagt die ESS, bis der nächste auf den Einfall kommt, ob genetisch oder kulturell bedingt ist völlig gleichgültig. Die Population wird nun zunehmend in eine solche aus lauter Parasiten abdriften, und es entsteht der Eindruck, daß es dabei bleiben wird.

      Jedoch ist eine Gesellschaft, die nur aus Lügnern und Abzockern besteht, ebenfalls nicht stabil im Sinne der ESS. Denn wenn alle lügen und schmarotzen, sich vor der Arbeit drücken und den Dreck auf der Straße liegen lassen, hat keiner mehr einen Vorteil von dieser Strategie. Ganz im Gegenteil ist der Lohn in jedem Einzelfall wesentlich geringer als derjenige der Ausgangssituation: es sitzen allerorts nur Lügner, Parasiten und Drückeberger herum, und das Gemeinwesen steuert dem Abgrund zu bzw. dem Ruin.

      Von hier aus sind nun, je nach Anzahl der Parameter, viele Entwicklungen denkbar. Wenn man sich das komplexe Deutschland von heute vorstellt, müßten sehr viele weitere Parameter hineingenommen werden: Gewerkschaftsbonzen, CEO-Betrüger, arme alte Mütterchen, die nicht können, wie sie wollen etc. etc.

      Welche Lösung immer man aus diesem Szenario entwickeln mag, es gibt nur eine einzige ES-stabile Lösung, nämlich die des Vergelters, die der bedingten Kooperation. Alle anderen Lösungen sind realitätsfernes Geschwafel, und je pathetischer und "ethischer" oder "moralischer" dahergeschwafelt wird, umso größer ist die darin enthaltene Lüge, wobei es unerheblich ist, ob "mit" oder "ohne" Absicht gelogen wird. Beim gegenwärtigen Stand der Republik tendiere ich mehr zu der einen Seite, jedoch erkennt man, daß vielen schon das Gehirn abhanden gekommen ist, weil sie fremdes Propagandageschwafel als eigene Meinung multiplizieren. Denen ist eigentlich nur schwer zu helfen.

      Denn damit der Mensch zur Strategie der "bedingten Kooperation" findet, muß er erst mal feststellen, was "läuft". Der Königsweg dazu wäre, die größten Lügen dort zu vermuten, wo sie oben schon angedeutet wurden, und mal den eigenen Kopf in Betrieb zu nehmen, bevor man den Denkapparat abspulen läßt und Parolen verbreitet.
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 20:37:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      das kann man durchaus so sehen,

      danke, wie passend! :D


      Deswegen sollte man trotzdem das Pendel wieder
      ein Stückchen zurückschwingen lassen,
      du weißt sicher, auf welcher Seite wir gerade sind?


      Wer wird der große Vergelter?



      Ist er schon geboren?
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 20:41:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      sittin bull

      "Vergelter" ist eine Strategie, keine Person. Es geht hier um Regelkreise innerhalb der Gesellschaft.

      Wenn alle ehrlich sind, ist das der beste NÄhrboden für den Lügner, nichts wird verhindern, daß er sich ausbreitet, also ist es eine falsche Realitätssicht und eine falsche Strategie, ehrlich zu sein.

      Und so weiter ... Der deutsche Idealismus liegt immer und mit 100prozentiger Trefferquote voll daneben.

      Nimm dir mal das egoistische Gen von Dawkins, und es wird dir wie Schuppen von den Augen fallen.
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 20:48:25
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich glaube schon das ich begreife...


      Nun, wie kommt es zum Prozeß der Vergeltung?

      Wird einfach die kritische Masse des Ist-zustandes-nichtmehrtolerienden
      erreicht? Wie, was passiert dann?

      Werden diese Elemente, die für das überschießen verantwortlich waren,
      auch verantwortlich gemacht?


      was gibt es für verschiedene Optionen?
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 20:59:14
      Beitrag Nr. 5 ()
      Das Buch hat, glaube ich, 400 Seiten.

      Nehmen wir einen Gedanken davon:

      bedingt kooperationsbereit heißt, sich wie eine Taube zu verhalten in Abhängigkeit von der Reaktion des anderen.

      Verhält dieser sich wie eine Taube, geschieht nichts. Friedliches Zusammenleben.

      Gebärdet der sich als ein Falke, wird die vermeintliche Taube, die ein Vergelter ist, ebenfalls zum Falken.

      Dies merkt sich der Falke!

      Wenn er nun auf die nächste Taube trifft, ist er gewöhnlich im Vorteil, jedoch nimmt dieser Vorteil ab, je höher die Wahrscheinlichkeit ausfällt, daß er an einen Vergelter geraten ist.

      Die Sache ist aber komplexer, als sie hier dargestellt werden kann.

      Es gibt nämlich auch paradoxe Szenarien, die deshalb stabil sind, weil alle Mitglieder der Population diese paradoxe STrategie verfolgen. Unter diesen Umständen, das erinnert uns an was, oder nicht?, ist der Normale krank, und der Kranke normal.

      Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist "wahr" in dem Sinne, daß es die Realität zutreffend abbildet. Insofern sind die deutschen Idealisten nicht wahr, und ihre VOrstellungen unrealistisch, führen also im wirklichen Leben zu erheblichen Benachteiligungen bzw. Unglücklichsein. Und das willst du ja vermeiden, oder?

      Rechne mit der SChlechtigkeit des Menschen, und der Glückszuwachs ergibt sich aus der Abnahme des Grades der Enttäuschung. Anders gesagt: Glück ist die Akzeptanz der Realität. Oder: nur der kann glücklich sein, der sich bis zur letzten Sekunde seines Lebens darüber täuschen kann. Die zweite Version ist die Hardcover-Version.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1900EUR +2,98 %
      Aktie kollabiert! Hier der potentielle Nutznießer! mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:03:13
      Beitrag Nr. 6 ()
      ich wollte natürlich sagen: hardcore.

      Und nicht zu empfehlen außer für gläubige Nonnen, die man ins Kloster einschließt. Und selbst dort sollen schon DInge passiert sein, die viel Unglück über die lieben Nonnen gebracht haben ...
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:09:22
      Beitrag Nr. 7 ()
      Humanismus verkehrt herum...:eek:

      wie kommst du auf solch ein Buch? :eek:


      wie sehr hat dich das gefangen genommen?
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:16:07
      Beitrag Nr. 8 ()
      Überhaupt nicht vekehrt herum.

      Nur die Ursachen von den Füßen auf die Beine gestellt.

      Wer eine falsche Sicht der Realität hat, das sagt die Evolution, fällt notwendigerweise auf die Schnauze.

      Um diesen Zustand zu erhalten, und die große Masse als Taubenreservoir verwenden zu können, wurde die Moral erfunden.

      Die taugt nun für diejenigen am meisten, die sich am wenigsten dran halten. Ist doch logisch, oder? Bzw., wenn du mal genau hinschaust, was beobachtest du denn dann?

      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:24:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      ich meine natürlich vom Kopf auf die Füße gestellt...

      also irgendwie irritierst du mich. Philosophie ohne Dawkins? Der berühmteste Biologe Englands? Philosophie ohne Evolution=

      zurück auf den Stand vor 1859?

      Ich glaube, so wirst du nicht weit kommen!


      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:32:57
      Beitrag Nr. 10 ()
      Dawkins sagt mir wirklich nichts-
      anscheinend hat da meine gute Biologie-Tutorin
      versagt!

      Als Evolutionsfaktor war mir Schlechtigkeit schon bekannt-
      eigentlich logisch- wenn Falken keinen Evolutionsvorteil
      hätten, gäbe es sie gar nicht,
      und vor allem nicht in der Mehrzahl der Bevölkerung!

      Was gibt das Buch noch her?

      Sollte man nicht trotzdem Ethik verinnerlichen?

      Auch im vollen Bewußtsein der Falken?
      Oder eine Falkenethik?

      Mir persönlich ist noch kein Beispiel bekannt,
      wodurch ich durch ethisches Handeln Nachteile gehabt hätte,
      kann es mir aber schon vorstellen...

      Ich vewirre dich?
      Mon dieu! :D
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:41:30
      Beitrag Nr. 11 ()
      Fertige Lösungen ohne die Sichtung des Materials gibt es nicht. Man kann auch sagen: ohne das sorgfältige Studium der Fakten.

      Du verwirrst mich durch deinen Blackout in Biologie. Damit stehst du allerdings höchstwahrscheinlich nicht allein.

      Eine Population aus lauter Falken ist KEIN ES-Szenario. Weil für keinen was dabei herauskommt, bzw., statistisch für jeden weniger als für die ebenfalls nicht stabilen Tauben.

      Es werden möglichst viele Tauben benötigt, damit die Falken ihren Vorteil davon haben. Da dieser Zustand in der Natur nicht vorkommt (das Falken- bzw. das Vergelter-Gen setzt sich durch), in unserer Gesellschaft aber durchgehend zu beobachten ist (die Leute lassen sich verdummen und ausnutzen), liegt der Schluß nahe, daß dieser unnatürliche Zustand künstlich aufrechterhalten wird.

      Ohne jetzt in heilige Gefilde abzuschweifen: Das leistet die Moral, in Verbindung mit der Ethik, daß die Leute sich für dumm verkaufen lassen. Also ist unsere Moral falsch. Sagte schon Nietzsche! Den wirst du doch hoffentlich kennen?

      Also, solange du mit Dawkins und der Sozialbiologie nicht fremd gegangen bist (anstelle deiner Biologielehrerin), führt unsere Diskussion hier nicht weiter.



      Ein weiterer Stein im Mosaik: der Feminismus. Macht Männchen impotent, versaut einem jeden Spaß. Warum, habe ich noch nicht herausgefunden.



      Avatar
      schrieb am 11.11.02 21:49:54
      Beitrag Nr. 12 ()
      nun, gib mir doch bitte etwas Zeit,
      die volle Tragweite dieser Betrachtung zu durchschauen!

      ;)


      Ich erkenne also, das beide Seiten sowohl richtig, als auch falsch sein können,
      je nachdem, in welcher Mehrheit man lebt.

      Das war jetzt richtig, oder?

      Das bedeutet doch wohl nicht, das wir uns nicht als Einzelne
      in bestimmte Richtungen verändern können.

      Das es Kräft gibt, die dem entgegenwirken ist schon klar-
      bestes Beispiel die Kirche...

      Was begreifst du am
      Feminismus nicht?

      Vielleicht einfach nur das Vergeltungsprinzip gegen Erscheinung "Patriarchismus"

      vielleicht übers Ziel geschossen?
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:01:17
      Beitrag Nr. 13 ()
      Sittin bull

      Schlaf dich mal aus!

      Wenn man mit Ironie nicht mal erkennt, wenn man mit ihr zusammenstößt, ist das ein schlechtes Zeichen.

      Ich persönlich sehe das so: lieber ´ne Pamela in der Hand als ´ne Alice auf dem Dach!

      Gut´s Nächtle!
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:02:22
      Beitrag Nr. 14 ()
      Das läßt sich sogar 1:1 auf dieses Board übertragen:


      ich bin eher eine Taube, die neben anderen Tauben friedlich einherlebt.
      Wenn nun andere Tauben, die eigentlich Falken sind, nun auch noch in Gruppen
      andere Falken und Tauben jagen, dann werde ich eine vergeltende Taube.

      Oder doch zum Falken?


      :confused:
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:05:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      :D:D:D


      N8
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:25:57
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ist diese Welt nicht in der Lage, ihrem Zusammenwirken ein ethisches Fundament zu geben, so ist sie angesichts der Potenz der "angewandten Vernunft in Forschung und Technik" und deren immanenter Folgen dem Untergang geweiht.
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:34:59
      Beitrag Nr. 17 ()
      das einzige Argument, was dagegen spricht:

      es ist noch nicht passiert


      und, Systemimmanenz bei angewandter Vernunft in Forschung und Technik bringt auch positive
      Nebenwirkungen...

      Mit diesem Problem hat wohl jeder Wissenschaftler zu kämpfen,
      wenn eine eigentlich ethische Erfindung zu Kriegszwecken eingesetzt wird,
      wie die Atombombe
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:44:07
      Beitrag Nr. 18 ()
      und, Systemimmanenz bei angewandter Vernunft in Forschung und Technik bringt auch positive
      Nebenwirkungen...

      aber:

      Gibst Du eine Tasse Wein in ein Fass Jauche, ist das Resultat Jauche. Gibst Du eine Tasse Jauche in ein Fass Wein ist das Resultat ebenfalls Jauche.

      Zu Nietzsche:Friedrich Wilhelm Nietzsche -
      Anti-Ethik und Übermensch

      "Ich bin kein Mann - Ich bin Dynamit"
      Friedrich Nietzsche



      Zur Abwechslung ein kleiner Blick in die
      Grundprinzipien des ethischen Denkens von Nietzsche.

      von den Studenten des Germanistischen Instituts der Universität Helsinki!







      Friedrich Nietzsche (1844-1900) war wahrhaftig Dynamit. Er war einer der umstrittensten Philosophen seiner Zeit, da er bewußt mit seinen Meinungen alle Normen jener Zeit angriff, die hauptsächlich vom Christentum diktiert wurden. Er erklärte Gott für tot und behauptete, dass die Moral dumm mache. Somit ist es leicht zu verstehen, dass Nietzsche mit seinen Aussagen viele Instanzen ärgerte. Sein Name erweckte in gewissen Kreisen explosive Reaktionen.

      Nietzsche selbst war sich selbst seiner Wirkung auf seine Zeitgenossen sehr bewusst, und laut ihm wären erst spätere Generationen dazu fähig ihn zu verstehen.

      Nietzsches ethische Ideologie basierte weitgehend auf den Meinungen von Richard Wagner und Arthur Schopenhauer, welche er sehr bewunderte. Schopenhauers Weltbild war diffus und atheistisch, und Nietzsche fand Gefallen an seinem "leichenartigen Duft".

      "Der Glaube an die Zukunft fängt mit dem Zweifel an allen bisherigen Wahrheiten an."

      Nietzsches eigener Grundgedanke war die sogenannte "Versicherung des Lebens". Er wollte sich selbst gegenüber ehrlich sein und alle menschlichen Prinzipien in Frage stellen, auch diejenigen, die bereits die Stützpfeiler der derzeitigen Gesellschaft bildeten. Alle Prinzipien sollten neu bewertet werden.

      Nietzsche war einer der ersten Existentialisten. Die Idee des Existentialismus ist, dass der Wille des Menschen frei sei und der Wert der Existenz in der Aktion zum Vorschein komme.

      "Das Christentum wurde dazu geschaffen, um das Herz der Menschen zu erleichtern, aber jetzt begnügt es sich damit, dieses zuerst schwer zu machen, um es dann erleichtern zu können. Das Resultat ist, dass es verschwinden wird."

      Seine Sicht auf das Christentum war, dass es Scheinheiligkeit sei; seine einzige Absicht sei es, die Menschen damit zu Sklaven zu machen, dass man ihnen mit ewiger Folterei Angst einjagte. Obwohl der Glaube die Menschen stützen sollte, sah Nietzsche ihn als ein Raubtier, das die Schwachen und Verzweifelten wie seine Beute belauert und sie schamlos ausnutzt.

      Seine Idee von einem Gläubigen war, dass dieser ein jämmerlicher Tor sei, der es nicht verdient habe, so sehr bestraft zu werden wie es die Kirche ihm androht. Laut Nietzsche ist ein Gläubiger ein Mensch, dessen einziges Ziel im Leben es sei, sich vor dem ewigen Feuer zu retten. Die Intelligentesten von ihnen werden Priester, Apostel oder Einsiedler und verdienen somit wenigstens etwas Respekt. Die Menschen glauben, nicht weil sie es wollen, sondern weil sie Angst davor haben, nicht zu glauben. Nietzsche sagte, dass er nicht verstünde, wieso Menschen, die sonst so skeptisch vor allerlei Weismachung sind, ohne Einwände an eine jahrtausendalte Propaganda glauben. Gott selbst wurde von Nietzsche nicht verneint, da bereits sein Spruch "Gott ist tot" darauf verweist, dass er trotzdem an dessen Existenz, fortwährend oder nicht, glaubte.

      "Erst das Christentum brachte die Sünde in die Welt." -- "Ein Christ, der die Welt für hässlich und schlecht hält, hat sie hässlich und schlecht gemacht."

      Sünde gab es laut Nietzsche gar nicht, außer in den Köpfen von Gläubigen. Er sah die Angelegenheit zwiespältig, da die Kirche verschiedene natürliche Dinge für unnatürlich erklärt, aber vergisst, dass die wilde Natur eine Voraussetzung für die Existenz von Glauben und Gläubigen ist. Der Mensch selbst sei weder schlecht noch gut. Der Mensch sei ein Tier, dessen Taten und Ziele vom Schicksal gesteuert werden.

      "Auch Insekten stechen, nicht aus Bosheit, sondern weil sie auch leben wollen."

      Friedrich Nietzsche glaubte nicht an die Moral. Einige nennen ihn einen "Antimoralisten". Statt an Moral wollte er an das Leben selbst glauben. Der Mensch befand sich laut ihm jenseits von Gut und Böse, und war somit nicht fähig zu moralischen oder unmoralischen Entscheidungen. Nietzsche verabscheute die apollinische Ansicht der alten Griechen, der zufolge die Güte ein Teil des gesunden Menschenwesens sei.

      "Es gibt keine moralischen Phänomene, nur moralische Erklärungen für Phänomene."

      Nietzsche selbst glaubte, dass die Moral nur das Verlangen der Menschen nach Regelmäßigkeit und Fakten zum Vorschein brachte. Die Moralkonventionen der Menschen seien alt und verkalkt, genauso wie die Religion (da die Religion für die Moral verantwortlich sei). Die Menschen sehen alles Neue als degeniert an. Die Moral sei ein Haufen alter Sünden, die in die Gemüter der Menschen eingeprägt worden und deshalb sehr schwierig zu entfernen seien. Ein Mensch, der die Moral befolgt hatte, war für ihn nichts Bewundernswertes.

      Nietzsche nannte die Moralisten "Bauern des Geistes", die Moral anbauten und immer wieder versuchten, daraus zu ernten, aber genauso wie die Erde lässt auch die Kraft der Moral nach, und schließlich kann sie den Menschen keine neue Saat mehr bringen. Dann müssen neue Gedanken, also der "Pflug des Bösen", kommen und die Moral erneuern, damit darin wieder etwas gedeihen kann. Die Moral war für Nietzsche ein Hindernis auf dem Wege zur Entwicklung. Daher sei ihre Wirkung auf das Gemüt des Menschen mindestens eine verringernde und nicht umgekehrt.

      "Ein Tier, das sprechen könnte, würde sagen: `Die Menschlichkeit ist ein Vorurteil, worunter wir Tiere nicht leiden.`"

      Der Mensch ist, laut Nietzsche, am meisten auf seinem eigenen Gebiet, wenn er ernsthaft erkrankt ist. Die Krankheit der Menschheit komme am besten zum Vorschein in den Religionen der Welt, von denen er die abendländischen am meisten hasste. Die Menschheit sei dekadent, aber denke alles andere über sich selbst. Nietzsche versuchte dies damit zu erklären, indem er die Geburt der Menschheit schilderte. Er sagte, dass zur Zeit des prähumanen Lebens die Massen von"Adeligen" regiert wurden, die übermäßig stärker, mutiger und vitaler waren. Sie hatten das Recht, andere Menschen, die sie als Sklaven behandelten, zu erniedrigen. Er sagte, dass die soziale Leiter eine Voraussetzung für alle Gesellschaften sei, die Menschen seien also von Natur aus nicht gleichwertig.

      "Die Humanisierung der Welt bedeutet, dass wir uns darin immer mehr als die Herren fühlen würden."

      Irgendwann aber, so stellte Nietzsche fest, gelangten die Sklaven zu einem Punkt, wo ihre Toleranz gegenüber der Erniedrigung der "Adeligen" einen Sättigungswert erreichte, was eine "Sklavenrebellion" zur Folge hatte. Die Sklaven, deren Natur krankhaft und depressiv gewesen sei, machten, nachdem sie die Macht übernommen hatten, aus Liebe, Mitleid und Güte, aus der Humanität, erstrebenswerte Dinge. Für Nietzsche waren diese keine natürlichen Gefühle, und er warf den Schwachen vor, dass sie die "Adeligen" zu Bösewichten gemacht und die christliche Moral hervorgehoben hätten, eine Moral, die der ursprünglichen Moral der "Adeligen", der Moral der Natur, völlig entgegengesetzt sei. Trotzdem seien die Schwachen auch nur Menschen und könnten sich nicht von ihren tierischen Instinkten lösen.

      "Wir müssen sowohl grausam, wie mitleidig sein. Lass uns niemals ärmer als die Natur werden! "

      Nietzsche verglich den modernen Menschen mit einem Tier, das gefangen ist. Der moderne Mensch hält sich in seiner Torheit selbst in einem moralischen Käfig gefangen und schlägt sich nun an den Gittern zu Tode. Laut Nietzsche besteht der einzige Weg, die Menschheit von ihrer Dekadenz zu heilen, in der Heranbildung einer neuen Menschenrasse, der Übermenschen.( Diese Idee wurde später leider in der "Rassenlehre" der Nationalsozialisten pervertiert.) Die gewöhnlichen, mit Schwäche infizierten Menschen könnten sich nicht selbst retten, sie brauchten neue "Adelige", die sie aus der Misere herausführen werden.

      Der Übermensch, der die dionysische, von Lustgefühlen bestimmte Lebensweise befolgen müsse, werde die Schwachen wieder zu seinen Dienern machen. Er habe ebenso das Recht, sie zu zerstören. Dies ist ein Satz, der in all seiner Einfachheit später zu zu weitgehenden Interpretationen geführt hat, ist ein Grund dafür, warum Nietzsches Lehren heutzutage sehr unüberlegt klingen.

      "Das einzige Gegenargument gegen eine dumme Stirn ist eine geballte Faust."

      Nietzsche wollte seine Philosophie "mit dem Hammer" vorbringen, und deswegen sind seine Meinungen mit Absicht offensiv, sogar unerhört. Er dachte, dass der Mensch, der ja nur ein Tier sei, ohne Güte oder Bosheit als natürlichen Zustand, als einziges Mittel zum Überleben das Wissen habe. Die Moral sei letzendlich nur ein von schwachen Menschen geschaffener Abgott, der sie in dem Glauben leben lässt, dass die Humanität etwas Gutes ist und dass alle wirklich gleichwertig sind. Das Christentum geht Hand in Hand mit der Moral und ist genauso verlogen wie alles andere von schwachen Menschen geschaffener Augentrug. Letztendlich wird das Schicksal die Menschen dazu zwingen, sich vor irgendeiner höheren Autorität zu verbeugen und dieser zu gehorchen. Trotzdem soll der Mensch sich damit zufrieden geben und nicht versuchen, sein Schicksal zu verändern. Er sagte: "Amor fati", liebe dein Schicksal.

      "Früher sagte man über alle Moral: `An seinen Früchten erkennt man den Baum`.
      Ich meinerseits sage über die Moral : `An der Frucht erkenne ich den Boden, aus der sie gedieh`."
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 09:39:32
      Beitrag Nr. 19 ()
      das Konzept zur Erkennung des Istzustandes aus Überschrift und #1 ist richtig,
      daraus die Ableitung für Ethik und Moral zu treffen,
      grundfalsch!
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 12:54:59
      Beitrag Nr. 20 ()
      Zu Nietzsche:

      Da seht ihr mal, was aus Nonkonformisten werden kann.
      Ihr wißt ja, wie Nietzsche endete!

      Die Gefahr, selbst zum Adler in dem System aus Falken
      und Tauben zu werden, ist ab einer gewissen Entrückheit nicht zu leugnen.

      Trotz dieses Wissens ist die Moral nicht per sè zu verdammen, sondern neu zu definieren!

      Eine neue Menschlichkeit, die auch die negativen Werte als
      menschlich ansieht, die Fehler und Schwächen verzeiht und nicht verdammt, die Sünde aus den Köpfen negiert, die aber trotzdem normative Grenzen enthält, die Einzelne in der Gesellschaft nicht überschreiten dürfen.


      Schaut euch dazu mal die Lebeweisen der Naturvölker an-
      unter anderen die der Indianer Nord-Amerikas...

      Auch dort gilt es zu lernen, um Menschsein zu begreifen!

      :)
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 13:20:03
      Beitrag Nr. 21 ()
      Die Sünde aus den Köpfen?

      Sünde?

      Hast du Nietzsche gelesen oder gecopypastet?

      Bitte noch mal neu!

      Avatar
      schrieb am 12.11.02 14:04:10
      Beitrag Nr. 22 ()
      was versuchst du hier abzuziehen?

      entweder wir diskutieren ernsthaft,
      oder gar nicht! :mad:

      Lies bitte mal den Thread von cakarkhan
      bezüglich Philospohie, Wissenschaft...

      dann weißt du mehr!
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 14:05:16
      Beitrag Nr. 23 ()
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 12:37:02
      Beitrag Nr. 24 ()
      Interessante Theorie! Aber ist es nicht der Unterschied beim Menschen im Gegensatz zu den Tierbeispielen, dass er Kraft seiner Erinnerung und Möglichkeit zur Reflexion in der Lage ist, Rollen einzunehmen - sowie die Parasiten durch institutionalisierte Regelwerke zu bestrafen? Sprich:

      Sobald eine Population von den Ausnutzern unterwandert wird, werden einige Tauben (wieder) zu Vergeltern, bis sich eine ESS-Situation ergibt bzw. die Parasiten durch Regeländerungen reduziert sind.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Ethik, Moral und anderes moralinsaures Geschwafel