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    Warum gibt es Pechvögel - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 07.12.02 17:18:29 von
    neuester Beitrag 25.03.03 14:34:58 von
    Beiträge: 62
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      schrieb am 07.12.02 17:18:29
      Beitrag Nr. 1 ()
      Warum gibt es Pechvögel

      Beim Schmökern in einem Tagebuch fiel mein Blick auf einen alten Entwurf für einen Essay über das Unglück.

      Ich fragte mich, warum es eigentlich Pechvögel gibt.

      Pechvögel, das sind Menschen, denen alles schief zu gehen scheint, denen das Schicksal nicht wohl gesonnen ist.

      In früheren Zeiten waren solche Pechvögel sogar Menschen, die gemieden werden mußten. Man glaubte, Pech wäre wie eine Krankheit ansteckend. Im alten Griechenland glaubte man an ein Schicksal, dem niemand entrinnen konnte. Selbst wenn man schon wußte, was kommen würde, kontne man es doch nicht ändern. Oidipus erschlug seinen Vater und heiratete seine Mutter, obwohl ihm dieses vorausgesagt wurde. Pech war etwas, was einem ohne eigenes Handeln, und trotzdem schuldhaft anhing.

      Bei den Indern glaubte man daran, daß schuldhaftes Handeln in einem früheren Leben Unglück in einem späteren Leben bedeuten konnte. So erklärte man sich, daß scheinbar unschuldige und gute Menschen schwerstes Unglück erleiden konnten. Seltsam ähnlich auch der Glaube der Calvinisten, die am Glück oder Unglück eines Menschen schon die Prädestination, die Verfügung Gottes zu sehen glaubten, der nach der den Menschen unsichtbaren Schuldhaftigkeit angemessen Glück und Unglück verteilte. Nicht wer schuldig war, wurde unglücklich, sondern wer unglücklich war, war sicher auch schuldig, ob in Taten oder nur in Gedanken, früher oder erst später, konnten nich tdie Menschen, sondern nur Gott wissen.

      In der Zeit der Wissenschaft kann man ganz anders über das Unglück denken. Allerdings ist diese andere Sichtweise nur schwer zu vermitteln. Trotzdem ist es wertvoll, das zu tun, was ich im nächsten Posting ausführen werde.
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      schrieb am 07.12.02 17:29:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Aus der Sicht der Wissenschaft gibt es für alle Ereignisse Wahrscheinlichkeiten, mit denen sie eintreten. Wenn man seine Hand auf die heiße Herdplatte legt, wird sie mit Wahrscheinlichkeit 1 danach weh tun. Daß man vor Schmerz zurückspringt, dabei eine Regalwand herunterreißt, dabei eine Flasche brennbare Flüssigkeit auf den Herd fällt, dabei einen Brand entfacht, durch den das Haus abbrennt, dabei auch eine Feuerwerksfabrik in Brand setzt, diese dann explodiert, die Explosion, da sie in einer Grenzstadt geschieht, irrtümlich für einen Angriff eines Nachbarstaates gehalten und einen Krieg auslöst, diese Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. In so einem Fall redet man üblicherweise von Pech.

      Pech ist also, wenn jemand ein unglückliches Ereignis erlebt, das nur eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit hat.

      So gesehen müßte jeder wechselnd Glück und Pech haben, und zwar jeweils wesentlich seltener, als normale Ereignisse.

      Der Pechvogel ist also jemand, bei dem das Pech öfter eintritt, als bei einem durchschnittlichen Menschen.

      Nun möchte natürlich niemand gerne ein Pechvogel sein - zumindest glauben wird das. Es muß aber zwangsläufig deshalb Pechvögel geben, weil es den durchschnittlichen Menschen gar nicht gibt. Angenommen, jeder Mensch könnte in seinem Leben 100 Mal Pech oder Glück haben. Dann ist es sicher am wahrscheinlichsten, daß jemand ungefähr genauso oft Glück wie Pech hat. Trotzdem ist es aber nie ausgeschlossen, daß sich unter den Milliarden Menschen auch welche befinden, die über 90 Mal Glück und nur 10 Mal Pech haben oder umgekehrt. Daß der Pechvogel von sich annimmt, er sei verflucht, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, ist ganz natürlich. Trotzdem ist es falsch, denn wir brauchen keine göttliche Fügung, um Pechvögel zu haben.
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 17:45:09
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das klingt alles reichlich akademisch, und nun fragt sich der Leser (viel werden nicht bis hierhin durchgehalten haben ;) ): "Na und? Ob es eine Statistik für Pechvögel gibt, ist doch genauso interessant wie eine Statistik über Penisbrüche unter Masochisten in Japan. Ich wüßte lieber, wie ich Pech vermeiden kann."

      Da gibt es dann zwei Antworten. Die unbrauchbare ist - man kann seinem Pech oder Glück nicht entrinnen.

      Die brauchbare ist, man kann aber sein Pech oder sein Glück festhalten.

      Manche unterscheiden hier zwei Menschentypen: den Gemütsmensch und den Tatmensch.

      Der Gemütsmensch reflektiert sein Dasein, sein Leiden und sein Glück und ist entsprechend betrübt oder froh. Er sieht sich als Opfer des Zufalls (oder des Schicksals in altgriechischer Terminologie) und beklagt, daß er ein Pechvogel ist. Der Tatmensch hingegen ist täglich damit bemüht, seine Welt zu erschaffen. Er versucht...nein, Tatmenschen kennen das Wort "versuchen" oder "sich bemühen" nicht - sie tun oder tun nicht. Es ist klar, daß Gemütsmenschen geradezu darauf warten, daß das Unglück sie überfällt. Fast genußvoll sehen sie sich in der Opferrolle, die sie nicht wenden können. Im Glück werden sie aktiv - und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, daß es sich wendet. Im Unglück werden sie passiv, und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, daß es bleibt. Der Tatmensch läßt die Situation los, die ihn unglücklich macht und schafft sich eine neue - hoffentlich glücklichere.

      Im Börsenalltag kennt man dies auch als Donald/Dagobert-Typen. Donald glaubt nicht an sein Glück und verkauft die Gewinneraktie, wenn sie gerade ein bißchen Ertrag abwirft, weil er möglichst schnell sein Glück feiern und den Erfolg in Geld sehen möchte. So begrenzt er den Reichtum, den er bekommen könnte. Die Verliereraktie hingegen hält er, weil er hofft, am Ende doch noch Gewinn zu machen. Die Verluste sind unbegrenzt. Vielleicht ist es auch so, daß Donald vom Unglück passiv wird. Er bejammert nur sein Leiden, ändert es aber nicht. Dagobert hingegen läßt fallen, was keinen Ertrag bringt und begintn etwas Neues. Hat er Glück, dann hält er es fest, so lange es anhält, und verkauft erst, wenn der Aufwärtstrend gebrochen scheint. Und daß das der Fall ist, stellt Dagobert illusionslos frühzeitig fest. Zum Feiern seines Glückes hat Dagobert keine Zeit, denn er hat schon den nächsten Gewinn im Auge.

      Was man vom Aktienhandel kennt, gilt nicht weniger für das tägliche Leben. Glückliche Situation halten, unglückliche ändern, statt umgekehrt im Glück übermütig und ungeduldig zu werden, hingegen das Unglück zu erdulden und zu bejammern, ohne an ein Handeln zu denken.
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      schrieb am 07.12.02 17:54:19
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ist schwarz fliegt durch die Luft und hat noch nie gebumst.?
      Ein Pechvogel.:laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 17:58:29
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wenn ich erdulden schreibe, dann steckt darin das Wort "Geduld". Kann es sein, daß man leichter zum Pechvogel wird, wenn man Geduld hat? Es ist nicht die Geduld gemeint, die in der Beharrlichkeit steckt, ein Ziel zu erreichen, auch wenn der Weg dahin länger dauert, sondern die passive Geduld, immer einfach abzuwarten, was noch geschieht, bevor man sich zum Handeln entschließt. In der Zeit, in der man wartet, laufen einem die Ereignisse davon, wendet sich das Schicksal gegen einen. "Hätte ich doch nur gehandelt...jetzt ist alles noch schlechter geworden" sagt man sich und wartet weiter ab.

      Man sollte mal um sich blicken und beobachten, wer eher ein Pechvogel zu sein scheint und wer eher ein Glückspilz. Der Glückspilz ist oft eher laut, quirlig, tatkräftig, sogar dumm, der Pechvogel eher langsam, nachdenklich, geduldig, teilweise sogar erschreckend intelligent und sensibel. Gerade letzteres macht ihn um so eher unglücklich, denn er nimmt ja sein Unglück auch noch intensiv wahr, während der Glückspilz, wenn er mal hinfällt, einfach wieder aufsteht und gar nicht auf die Idee kommt, über den Sinn des Ganzen nachzudenken.

      Letzteres nährt allerdings einen Verdacht. Objektiv gesehen gibt es unter uns Pechvögel und Glückspilze. Aber wie nehmen die Menschen dies wahr? Tatsächlich ist es eine Frage der inneren Grundeinstellung, ob sich jemand als Pechvogel sieht, oder ob jemand ein paar Mal Pech haben kann, ohne sich etwas dabei zu denken.

      Und hier kommt dann noch die Figur der "selbsterfüllenden Prophezeiung" ins Spiel. Wer sich als Pechvogel sieht, wird passiv und unsicher. Und bringt sich damit in eine Haltung, die weiteres Pech anzieht. Wer sich hingegen als Glückskind sieht, der ist selbstsicher und aktiv - und zieht weiteres Glück an. Kurz: wer hat, dem wird gegeben. Pechsträhnen, sich verstetigendes Pech, das ist Teil des Menschseins, weil wir genetisch dazu veranlagt sind, auf unsere Umwelt in bestimmter Weise zu reagieren, zum Beispiel in Schmerzvermeidung. Und wenn Handeln Unglück bringt, dann werden wir passiv, weil wir auch seelischen Schmerz vermeiden.

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      Avatar
      schrieb am 07.12.02 18:06:39
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der Einwurf von Pezevenk hat auch etwas lehrreiches. Humor hilft uns, Unglück zu überwinden. Es haben ja Horden von Philosophen versucht, den Humor zu verstehen, und waren auch in der Lage, dicke, langweilige Bücher darüber zu schreiben, ohne zu einem Ergebnis zu kommen oder, noch schlimmer, ihn zu haben. Wenn wir mal annehmen, daß all unser Verhalten, daß Menschen gemeinsam haben, irgendwann einmal überlebenswichtig war, weil es ja nur deshalb an die überlebenden Nachkommen weiter gegeben werden konnte, müssen wir glauben, daß auch der Humor etwas wichtiges ist. Und siehe da - Humor hat viel mit der Bewältigung von Pech zu tun. Es gibt die Schadenfreude, es gibt den Galgenhumor. Letzterer ermöglicht, sein Pech nicht durch die Brille des Leidenden zu sehen, sondern sich davon zu distanzieren und damit wieder aktiv zu werden. Humorvolle Menschen mögen manchmal Pech haben, aber zu Pechvögeln lassen sie sich dadurch nicht machen.

      Das Rezept gegen Pech heißt also, zu vermeiden, daß man sich dadurch passiv machen läßt. Wenn das Leben einen leiden läßt, muß man es ändern. Nur glückliche Menschen haben Grund, so zu bleiben, wie sie sind.

      Leider ist das Rezept in der Theorie einfach, in der Praxis schwer. Aber weiß jemand etwas besseres?
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 18:20:45
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wenn Du glaubst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Lichtlein her .
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 18:28:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ja, Pezevenk, Menschen haben so viel über ihr Pech und Glück nachgedacht, das sie so intensiv empfinden, daß sie auch viele Spruchweisheiten dazu überlegt haben. Wie alle Spruchweisheiten und Bauernregeln ist leider auch hier die Auslegung das entscheidende. "Wenn Du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her", das kann man aktiv oder passiv verstehen. Wer darauf wartet, daß sich sein Unglück von selbst wendet, der wartet oft vergebens. Wer aber was Neues probiert, der würfelt sozusagen neu. Und hat dann die Chance, daß nach zehnmal der 1 endlich doch die 6 kommt.
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 19:07:06
      Beitrag Nr. 9 ()
      Seltsam, ich dachte, zu dem Thema würden mehr etwas sagen wollen. Aber okay, ich logge mich jetzt aus...

      Ich wünsche euch allen viel Glück. :)
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 19:11:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ich würde dem Donald Duck hier eher den Gustav Gans gegenüberstellen. Gustav ist das geborene Glückskind, er braucht sich nicht anzustrengen, er weiß, daß ihn das Glück verfolgt.

      Donald hingegen ist der geborene Verlierer. Egal was er macht, ob er aktiv oder passiv ist, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß ihn sein Pech findet.

      Auf die Aktienwelt übertragen: Wenn Donald "Gewinne laufen läßt", sind sie garantiert weg, weil die Aktie brutal abstürzt. Begrenzt Donald allerdings seine Verluste und verkauft, so wird die Aktie danach fulminant steigen.

      Seinem Schicksal entkommt man nicht...
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 21:02:22
      Beitrag Nr. 11 ()
      Lustig, ich beginne schon jetzt, meinen Freundes- und Bekanntenkreis in Dagobert- oder Donaldtypen zu klassifizieren.
      Gibt`s auch was dazwischen?
      (übrigens:interessanter Beitrag, hab mir darüber bislang nie Gedanken gemacht)
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 22:31:53
      Beitrag Nr. 12 ()
      Sind wir nicht alle irgendwie ein
      Donald Gans oder ein Gustav Duck!

      Gruss,

      Gustav Duck
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 23:06:08
      Beitrag Nr. 13 ()
      Nun ich bin so ein Pechvogel,kann immer nur fehlerhaft und unverständlich schreiben.Mein Glück dabei,es macht mich nicht mutlosmeine ansicht von Glück zu verbreiten.:laugh:
      Hast du Essen,Gesundheit,Liebe bist du Reich egal welchen IQ du hast,Nur je Intelligenter die Menschen umso Dümmer sind sie auch ,geben ihre beschränkte Lebenszeit auf der Jagd nach Geld dafür her das sie nicht mitnehmen können.Die Eitelkeit besser als andere zu sein ist dem Unternehmer Gottseidank eigen,dafür darf er dann für dem Lebensunterhalt der wahren Lebenskünstler aufkommen.Das mit dem IQ ist bei näherer betrachtung so eine sache,die soll jeder für sich selbst einordnen.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 08:00:52
      Beitrag Nr. 14 ()
      Glück haben und glücklich sein sind ja auch noch zwei verschiedene Sachen. Es soll Menschen geben, die leben in den ärmsten Lehmhütten, um sie herum Not und Hunger, und die haben glückliche Momente und leben in den Tag...

      Und andere haben gerade nichts weiter als Aktien auf Kredit, die gefallen sind, und nehmen sich vor lauter Lebensangst den Strick...

      Wenn man sich dann näher beschäftigt mit glücklich sein und Zufriendenheit, dann ergeben sich da auch interessante Dinge. Bei Gelegenheit suche ich das mal zusammen.

      Zum Beispiel erweckt den größten Neid meistens nicht der große Reichtum, sondern das, was einem gerade in erreichbarer Entfernung vorenthalten wird. Der Mittelstandsbürger ist nicht unzufrieden dadurch, daß Bill Gates ein paar Milliarden Dollar mehr hat, sondern ihn treibt um, wenn der Nachbar ein größeres Auto fährt und 500 Euro pro Monat mehr in die Brieftasche bekommt.

      Wenn man Menschen aus verschiedenen Einkommensgruppen fragt, wann sie eigentlich zufrieden wären, ist die Antwort meistens, daß man mit 5 bis 10% mehr Einkommen zufrieden wäre (Abweichungen sind natürlich möglich). Es ist das bißchen mehr im Alltag, was scheinbar zufriedener macht, das Erreichen der nächsten Stufe auf dem Weg nach oben, nicht ein völlig abgehobener Reichtum. Und jedes Mal, wenn man etwas mehr hat, richtet man begehrlich den Blick auf die nächste Stufe. Zufriedenheit ist nichts, was sich durch immer mehr Reichtum absättigen läßt. Man muß sie vielmehr erlernen - durch eigene Schicksalsschläge oder das Miterleben anderer.

      Anders gesagt, erst mit etwas Reichtum weiß man noch mehr Reichtum zu schätzen. Daher kann der Mensch in der Lehmhütte in bitterer Armut sehr glücklich sein. Man setze ihn ein Jahr in einen Palast und hernach wieder zurück in seine Lehmhütte und der gleiche Mensch wird nun unglücklich und neidvoll und unzufrieden sein.
      Avatar
      schrieb am 10.12.02 02:25:55
      Beitrag Nr. 15 ()
      @for4zim: interessanter denkansatz und da ist schon einiges dran. stimmt der eindruck aus deinem posting, daß du zufriedenheit und glück als synonym siehst?
      ich persönlich mache da ziemlich starke unterscheidungen. ich habe phasen in denen ich zufrieden vor mich hin leben kann, aber nicht unbedingt mit glücksempfinden. um dieses gefühl zu bekommen sind meist zusätzliche kriterien nötig. eigentlich ist das bei mir vom materiellen eher unabhängig, sondern vielmehr im zwischenmenschlichen gefühlsbereich angesiedelt (konkret könnte man es auf einen einfachen nenner bringen - glücksgefühl stellt sich fast nur ein, wenn ich lieben kann und das habe geliebt zu werden).
      das beste beispiel war für mich das jahr 2000 - ich war so reich wie noch nie zuvor, hatte beruflich und künstlerisch alles erreicht, was ich mir je erträumt hatte und doch sehr frustriert und lebensüberdrüssig. hingegen hat mich das jahr 2002 durch den börsencrash finanziell völlig gerädert und trotzdem war ich häufig sehr glücklich.

      :)iguana
      Avatar
      schrieb am 10.12.02 08:38:03
      Beitrag Nr. 16 ()
      Iguana, Du sprichst da eien wichtige Unterscheidung an. Tatsächlich ist es noch ein Unterschied, ob man zufrieden ist oder glücklich. Wissenschaftler haben mal das "Glücklichsein" untersucht. Leider muß ich jetzt aus der Erinnerung über einen Artikel schreiben, den ich vor gut 10 Jahren, als ich auf die Fertigstellung von Kopien wartete, in zwei Minuten quer gelesen hatte...:)

      Die Forscher sagten, daß das Gefühl, glücklich zu sein, nicht etwa kommt, wenn man mit einem Übermaß an Glück und Luxus versehen ist. Vielmehr ist es ein plötzliches Gefühl, das in an sich nicht besonderen Alltagssituationen aufkommen kann. Diese Alltagssituation wird plötzlich in einer ganz anderen Weise, nämlich der eines gehobenen Lebensgefühls betrachtet. Das kann etwa der Frühstück an einem Sonntagmorgen sein, wenn man plötzlich einen Vogel sehr schön singen hört und einen plötzlich das Gefühl überkommt, daß dies eine wunderschöne Stimmung darstellt und man eigentlich für solche Momente lebt. Man kann auch sagen, der Alltag wird für einen Moment spontan als nicht alltäglich empfunden.

      An anderer Stelle im Artikel hat man dann, glaube ich, Aktivitätsniveaus bestimmter Hirnareale während solcher Glücksgefühle gemessen und irgendwelche Zusammenhänge mit Belohnungszentrum und Dopaminausschüttung gefunden, aber das überschlagen wir mal...;)

      Der Ratschlag des Artikels war jedenfalls, daß man Situationen für solche Glücksgefühle bewußt suchen sollte, indem man bewußter lebt und indem man sich Ruhezonen im Leben gibt, in denen sich solche Gefühle entwickeln können - Zeiten, in denen man einfach nur man selbst ist.

      Zufriedenheit erreicht man vielleicht, indem man anerkennt, was man ist und was man erreichen kann, und dem entsprechend lebt - unter Erreichen realistischer Ziele und jeden Tag ein bißchen besser. Glücklich ist man, wenn man darüber hinaus Momente schafft, in denen einem die eigene Zufriedenheit bewußt werden kann - aus dem Alltag heraus und doch in Abgrenzung zu ihm.

      Schade, daß das mal wieder etwas vage klingt, aber das hat das verallgemeinernde Reden über so flüchtige und individuelle Dinge wie ein Glücksgefühl an sich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 11:36:46
      Beitrag Nr. 17 ()
      Wenn wir schon beim unglücklich sein sind: das Eheglück hat auch viel damit zu tun. Kürzlich gab es dazu im Focus (vom 1. März 2003, Nr.10) einen Artikel dazu. Da referierte man darüber, ob es ein Rezept dafür gibt, welche Ehen in Scheidungen enden. Im Umkehrschluß hat man damit auch die stabilen Ehen, so wie man gute Chancen darauf hat, Glück zu haben, wenn man es vermeiden kann, Pech zu haben.

      Und da war einiges schon ganz interessant. Zunächst mal muß man zwei Dinge unterscheiden: wie glücklich ist eine Ehe und wie groß ist eine Hemmung, sich scheiden zu lassen. Vielleicht kennt man das aus dem Bekanntenkreis: das Paar, das sich dauernd streitet und doch nie auseinandergeht. Das findet man in der Statistik wieder. Wenn zum Beispiel gemeinsames Wohneigentum vorhanden ist: Scheidungsrisiko sinkt um 54%. Eigene Kinder, Mann voll berufstätig, Frau nicht erwerbstätig, Mann höher gebildet, alles hat den gleichen Effekt: es gibt weniger Scheidungen, weil die Hemmung davor erhöht ist.

      Wenn man hingegen das Scheidungsrisiko anheben will, braucht man nur einen Ehevertrag zu schließen - Risiko steigt um 47%. Indem man also Vorsorge für ein schlechtes Ereignis trifft, macht man sein Eintreten wahrscheinlicher.

      Natürlich schadet es auch, wenn einer der Partner bekannt untreu ist, wenn wenig Interessenübereinstimmung besteht, wenn einer der Partner aus einer Scheidungsfamilie stammt, wenn man sich vor der Heirat nur kurz kennt oder jung heiratet.

      Nun kann man darüber streiten, ob es ein Glück ist, keine Scheidung durchzumachen, nur weil die Hürde davor so groß ist, weniger, weil man mit der großen Liebe zusammenlebt. Aber was spräche dagegen, mal vor der eigenen Ehe die Wahrscheinlichkeit für ein Scheitern durchzugehen, und die einzelnen Risikofaktoren auszuschließen? Vor allem Männer müssen sich da Gedanken machen: 2/3 aller Scheidungen gehen von Frauen aus - die haben meistens weniger zu verlieren. Pech für die Männer...
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 13:56:09
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich habe jetzt nicht alles durchgelesen, aber nur soviel: Es gibt Untersuchungen, nach denen klassische Pechvögel eine Art Gen-Defekt haben. Der "normale" Mensch bekommt mit der Zeit ein Gefühl, wie er sich in brenzligen Situationen verhalten sollte (Intuition). Manche Menschen lernen das aber nicht, weil ihr Gehirn diese Fähigkeit nur begrenzt nutzt. Das sind dann diejenigen, denen immer wieder die seltsamsten Sachen passieren, für die sie objektiv nichts können, von denen andere aber intuitiv die Finger gelassen hätten.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:03:11
      Beitrag Nr. 19 ()
      Pitu, klingt interessant. Wo hast Du das her?
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:09:00
      Beitrag Nr. 20 ()
      Habe leider keine Quelle, hab` das vor Monaten irgendwo gelesen. Das ganze ist aber nicht eindeutig belegt.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:18:47
      Beitrag Nr. 21 ()
      pitu du meinst wahrscheilich die studie von Wiseman.

      Britische Studie: Es gibt weder Pechvögel noch Glückspilze
      London - Menschen, die sich auf Grund von Erlebnissen selbst als geborene Glückspilze oder als ewige Pechvögel sehen, machen sich nach einer britischen Studie etwas vor. „Ob Glückspilz oder Pechvogel, beide glauben, dass ihr Leben vom Schicksal bestimmt wird“, sagte der Psychologe Richard Wiseman von der englischen Universität Hertfordshire der „Daily Mail“.


      Wiseman testete 400 Erwachsene, die sich selbst für besondere Glückspilze oder Pechvögel hielten. „Zum Beispiel berichteten sie, sie seien bei einer Party, die sie eigentlich gar nicht besuchen wollten, einem Fremden in die Arme gelaufen, in den sie sich dann verliebten“, erläuterte Wiseman. „Pechvögel“ berichteten, sie hätten einen Zug verpasst und seien dann mit dem nächsten in einen Unfall verwickelt worden. Das sei jedoch alles nur Einbildung.


      Bei genauerem Hinsehen zeigte sich nach Wisemans Erkenntnissen, dass die „Glückspilze“ eine wesentlich bessere Menschenkenntnis besaßen und zum Beispiel Lüge von Wahrheit eher unterscheiden konnten. Vor allem aber glaubt der Forscher nachgewiesen zu haben, dass die „Glückspilze“ durch ihr größeres Selbstbewusstsein und ihren ausgeprägten Optimismus erfolgreicher sind. Die „Pechvögel“ dagegen führten Misserfolge sofort auf das böse Schicksal zurück, anstatt die Ursachen bei sich selbst zu suchen und an sich zu arbeiten. Wisemans Fazit: Die Wahrheit ist, dass das Schicksal niemanden bevorzugt.“ dpa
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:27:33
      Beitrag Nr. 22 ()
      Danke, Maxwell Smart. Obwohl der Text in seiner Schlußfolgerung mir widerspricht, denn aus statistischen Gründen muß es echte Glückspilze und Pechvögel geben.

      Auf der Suche nach einem Artikel bin übrigens auf folgende faszinierende Seite mit ekligem Layout gestoßen: http://www.gluecksforschung.de

      Ich weiß noch nicht, was ich von dem Autoren und seinem "Institut" halten soll, aber teilweise ist da sehr interessantes Material, das man sich mal ansehen kann. Hier gilt allerdings auch wieder: meistens ist nicht vom "Glück haben", sondern vom "glücklich sein" die Rede.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:41:01
      Beitrag Nr. 23 ()
      nun ich persönlich denke, daß jeder gleich viel glück oder pech hat, wenn man es nicht nur an den berühmten "lottogewinn" ausmacht.

      natürlich spielen viele faktoren eine rolle.
      ein mensch der den ganzen tag am schreibtisch sitzt und den abend vor der glotze verbring wird wenig glück oder pech haben. ein aktiver mensch der am leben teil nimmt hingegen viel glück oder pech haben, weil er dementsprechend auch viel mehr erlebt.
      desweiteren ist es doch suggestiv was glück oder pech ist.
      der eine empfindet etwas als pech, der andere sagt "nochmal glück gehabt" :D
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 14:49:09
      Beitrag Nr. 24 ()
      Also, wenn jemand immer nur vor einer Glotze hängen muß, dann hat er doch bereits Pech? ;)

      Für die, die esgenau wissen wollen, noch mal etwas zu Genen und Glücklich-sein: aus einem Artikel von Prof. Lykken wird hier abgeleitet, daß unser Glücklich-sein zu 50% erblich ist. http://www.gluecksforschung.de/happiness-setpoint.htm

      Dazu kommt das Alter (je älter, je glücklicher), die Zahl der Bekanntschaften (extrovertierte Menschen sind glücklicher) und der richtige Lebensort: Menschen, die in Deutschland leben, sind viel glücklicher, als die, die in Rußland leben. Behauptet jedenfalls mit verschiedenen Statistiken diese "Glücksforschungsseite".
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:02:45
      Beitrag Nr. 25 ()
      ..wirklich interessanter Thread.

      Man muss aber vorsichtig sein, diese Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Da steckt ein sehr wahrer Kern drin. Aber es ist nur ein Teil der Wahrheit.
      Wieviele Leute machen jedes Jahr einen Fehler, der mit Pech tödlich enden könnte - und wieviele sterben wirklich. In Köln ist jetzt eine Frau zwischen 2 Straßenbahnen über die Kupplung gestiegen, die leider gerade losfahren wollte. Die Frau ist jetzt tot, 20 Jahre alt. Ihre Freundin vor ihr hat überlebt. Keine von beiden wußte, dass die Bahn unmittelbar vor dem Anfahren stand. Dennoch lebt die eine, die andere nicht mehr.

      Was damit gesagt sein soll: es ist wichtig, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, aber man sollte nicht so weit gehen, unglückliche Menschen zwangsläufig für ihr Unglück verantwortlich zu machen. Es gibt auch real die Kategorie: "Pech gehabt". Und es gibt eine Art von Pech, die niemand "wegsteckt". Wieso wurden gerade das Kind dieser Familie und nicht das andere ermordet...usw.


      Damit soll die Theorie nicht abgewertet werden. Nur vor Pauschlisierung gewarnt: man kann das Beispiel mit den 2 Frauen ja auch so sehen: die eine ist entschlossen drübergeklettert und deshalb ist ihr nicht passiert. Die andere hatte eigentlich Angst und hat deshalb gezögert. Und deshalb ...
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:07:37
      Beitrag Nr. 26 ()
      Es gibt auch ein kleines Glück, das stärker empfunden wird, wenn man auch altersbedingt mehr Erfahrung hat und auch mehr durchgestanden hat. Mit fortschreitendem Alter lernt, wer dazu bereit ist, auch etwas Demut, meines Erachtenns eine Voraussetzung dafür, ein kleines Glück empfinden zu können.
      r
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:23:42
      Beitrag Nr. 27 ()
      In dem Artikel, den ich damals gelsen hatte, ging es nicht um Verhaltensmuster und Psychologie, sondern es wurde tatsächlich die These aufgestellt, dass es genetisch bedingt ist, ob der Mensch intuitiv richtig zu handeln lernt, oder nicht.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:33:08
      Beitrag Nr. 28 ()
      noch 2 weiter Anmerkungen:

      Ich halte mich zum Beispiel für einen relativen Glückpilz. Ich bin gesund, habe eine wunderbare Familie, finanziell keine Sorgen und in entscheidenden Situationen sicher auch oft das nötige Quentchen Glück gehabt.
      Examen, Vorstellungsgespräche, Treffen der richtigen Frau zur richtigen Zeit...

      Das hat 3 Bedeutungen: einerseits ist es natürlich von Bedeutung, dass ich dies überhaupt wahrnehme und mich nicht frage, wieso ich das viele Geld, was mir die Börse 2000 geschenkt hat, wieder verloren habe. Und mich als Pechvogel sehe. Oder wieso ich nicht noch näher an meinem Wohnort eine noch bessere Stelle gefunden habe, sondern jeden Tag 60 km fahren muss. Das ist die Frage der Zufriedenheit, des "kleinen Glücks".

      Zweitens ist es auch richtig, dass man mit Fleiß seine Chancen verbessern kann. Die "passenden" Aufgaben im Examen sind nur dann passend, wenn man auf zumindest einige davon vorbereitet ist. Wer gar nicht lernt, der kriegt nie die passende Aufgabe. Man kann auch nicht die Möglichkeit ausschließen, dass man eine Aufgabe kriegt, die einen auf dem falschen Fuß erwischt. Aber man kann zwischen diesen Extremen die Chancen verbessern, dass man einen großen Teil des Stoffes abdeckt. Und damit "passende" Aufgaben bekommt.
      Umgekehrt ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen, vorsichtig zu sein, wo man sich nicht sicher fühlt. Wenn ich nicht schwindelfrei bin, sollte ich nicht gerade Seittänzer werden. Auch das sind Dinge, die der Mensch selbst in der Hand hat. Wer sich permanent überfordert, wer in Bereichen tätig ist, die seinen Talenten nicht entsprechen, der wird vermutlich eher unglücklich sein.
      Wenn ich hätte Berufssportler werden wollen, wären meine Chancen schlecht gewesen. In meinem Bereich waren sie gut und ich hab was draus gemacht.

      Das waren die 2 Komponenten, die man beeinflussen kann.

      Dann gibt es das, was wirklich Schicksal ist. Wenn ich Pech habe, dann fährt irgendwann ein Lkw am Stauende genau auf meinen Wagen und bringt mich um. Ich bin einen Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam und laufe vor eine Straßenbahn (wäre mir wirklich beinahe mal passiert). Oder irgendein Schwerverbrecher bringt mich oder jemanden meiner Familie um. Jemand den ich liebe, bekommt eine sehr schwere Krankheit....
      Diesen Teil kann man nicht beeinflussen oder nur zu einem geringen Teil.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:41:39
      Beitrag Nr. 29 ()
      Interessante Beiträge...überlege noch, was ich später noch dazu schreiben kann.

      Sowohl beim "Glücklich-sein", als auch beim "Glück-haben" kann man Einfluß nehmen, wenn man weiß, bis zu welchem Grad man dies in der eigenen Hand hat. Und dazu finde ich jetzt viel Material...
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:47:48
      Beitrag Nr. 30 ()
      xylo, den letzten abschnitt würde ich aber eher in die kategorie "schicksl" stecken und hat mit pech nichts zu tun.
      ist natürlich definitionsache :D

      wenn ich glück beeinflussen kann , sollte ich das pech ebenfalls beeinflussen können.

      schicksal kannst du nicht beeinflussen.....definier ich jetzt mal so :D
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:50:58
      Beitrag Nr. 31 ()
      interessanter thread!
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 21:30:15
      Beitrag Nr. 32 ()
      Pitu,
      diese Theorie, die du ansprichst, nämlich dass bei manchen Menschen durch einen "Defekt" (ob jetzt genetisch bedingt oder infolge irgendwelcher krankhaften Störungen im Gehirn) negative oder gar gefährliche Situationen nicht als solche "intuitiv" wahrgenommen werden, erscheint mir plausibel.
      Denn wenn man davon ausgeht, dass wir normalerweise über eine Art instinktives "Frühwarnsystem" verfügen, das unsere Sicherheit erhöht und unseren Umgang mit anderen Menschen auswertet (dieses sogenannte "komische Gefühl", das uns immer mal wieder - ohne rationale Gründe -überfällt), dann kann diese Fähigkeit natürlich auch gestört sein, bzw fehlen.


      Zu diesem "Frühwarnsystem" ein schönes Beispiel von dem Kriminalforscher Gavin de Becker (auch wenn es etwas lang ist):

      Ein Mann betritt einen Schnellimbiss. Es ist Abend. Im Laden sieht alles ganz normal aus. Hinter der Theke wartet ein Angestellter, etwas abseits steht der einzige Kunde und hat scheinbar noch nicht bestellt. Den Mann überkommt ein komisches, aber starkes Gefühl von Gefahr, scheinbar komplett grundlos. Niemand schreit um Hilfe, niemand benimmt sich bedrohlich. Trotzdem folgt der Mann seiner Intuition und verlässt den Laden. Er kommt sich ziemlich blöd vor dabei. Seit wann ist er ein solcher Angsthase und Hysteriker?
      Einige Stunden später hört er in den Spätnachrichten, dass in diesem Imbiss ein Überfall stattfand und ein Passant erschossen wurde.
      Der geschockte Mann meldet sich daraufhin bei der Polizei als Zeuge. In der Befragung lässt sich rekonstruieren, was ihm — unbewusst — aufgefallen war. Da war erstens der Habitus des Angestellten. Der hatte zwar nichts gesagt und sich auch nicht getraut, etwas zu signalisieren, aber trotzdem waren seine Bewegungen nicht »normal« gewesen. Auch hier hätte man, gäbe es eine Videoaufzeichnung, dieses »nicht normal« empirisch griffig machen können. Die Weite seiner Pupillen, die fahrigen Bewegungen, die Art und Weise, in der er den eintretenden neuen Kunden nur kurz mit einem Blick streifte und sofort wieder auf den anderen Kunden schaute, obwohl dieser scheinbar nur im Raum herumstand. Das alles waren Fakten, die der Zeuge blitzschnell registriert, aber noch nicht mit dem Verstand verarbeitet hatte. Dann die Jacke, die der Kunde trug. Die war viel zu dick und warm für den lauen Frühlingsabend, aber gut dazu geeignet, darunter eine Waffe zu verbergen. Von seinem bewussten Hirn längst vergessen, aber unterbewusst noch gespeichert, war da schließlich noch die Tatsache, dass der Mann am gegenüberliegenden Eck ein Auto gesehen hatte, in dem zwei Männer saßen und scheinbar auf etwas warteten – das Fluchtauto, wie sich später herausstellte.
      "Mensch, du hast Glück gehabt", meinten die Freunde des Zeugen, als sie von seinem knappen Entkommen erfuhren


      Klar das war jetzt ein krasses Beispiel.
      Aber wenn dieser komplexe Ablauf irgendwo zwischen dem Wahrnehmen, Bewerten und der folgerichtigen Handlung (hier die Flucht) gestört ist, dann stolpert solch ein Mensch natürlich viel häufiger in eine negative Situation als ein anderer.

      Grüße
      Linea
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:21:37
      Beitrag Nr. 33 ()
      linea, das ist sowieso sehr wichtig.

      Unser Sohn ist nicht unbedingt der beste Kletterer, immer ein kleines bißchen zu ängstlich. Aber das dümmste, was wir machen könnten - denke ich - ihn sozusagen zu seinem "(Un)glück" zu zwingen, ihn dazu zu bringen, gegen seine Gefühle mehr zu wagen als er sich zutraut. Sicher soll er "an" die Grenze gehen und was ausprobieren, aber nicht über die Grenze, wo er sich nicht mehr wohlfühlt.

      Nicht, weil er dann vom Klettergerüst fallen und sich eine Schramme holen könnte, das überlebt er. Aber weil er dann verlernt, auf seine "Gefühle" zu hören, seinen Selbstschutz.

      So seh ich das jedenfalls.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:30:57
      Beitrag Nr. 34 ()
      Pech hat, wer zur falschen Zeit am richtigen Ort ist,
      so wie bei Gold und Pech-Marie .. ;)
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:33:07
      Beitrag Nr. 35 ()
      Maykiss: das Märchen geht aber anders. Die eine ist stinkend faul, die andere fleißig...passt also ganz gut.


      Mir Märchen kenn ich mich derzeit ganz gut aus.;)
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:40:54
      Beitrag Nr. 36 ()
      .. Deshalb kommt die "faule" ja auch zu spät .. ;)
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 00:39:42
      Beitrag Nr. 37 ()
      Maykiss #36
      ...oder sie hat die Situation ganz einfach falsch eingeschätzt.

      Xylophon,
      ja ich denke auch, das kann man noch weiter ausdehnen: Dass wir solche "Intuitionen" nicht mehr wahrnehmen und /oder entsprechend darauf falsch reagieren, kann genauso auch durch sozialen Druck bzw. soziale Ängste ausgelöst werden. Vielleicht könnte man auch sagen: Wenn wir Gefahrensituationen im Alltag ignorieren, dann bestimmt auch deshalb, weil unsere soziale Angst (sei es, anderen zu gefallen, unserem Selbstbild gerecht zu werden, die Angst, nicht mehr geliebt zu werden etc...) uns oftmals stärker dirigiert als unsere gesunden Körper- und Psychosignale.
      Tja, dann hat man eben mal wieder Pech gehabt...
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 03:59:12
      Beitrag Nr. 38 ()
      gerade in gefahrensituationen ist es halt schwer zu sagen - hat man pech oder glück gehabt. oder hat man einfach im richtigen moment das richtige getan.

      ich bin zum beispiel schon 4-5 mal geisterfahrern auf der autobahn begegnet - könnte man sagen das ist pech. andere fahren jahrelang 100.000 kilometer und es passiert ihnen nicht. andererseits habe ich aus diesen begegnungen nicht die geringste schramme (nur einmal beim krassesten erlebnis ein minimaler blechschaden am auto) davongetragen. das kann man als glück bezeichnen. kann man aber auch ganz anders sehen - so habe ich halt deswegen überlebt, weil ich geistesgegenwärtig und ohne schrecksekunde immer richtig reagiert habe, da ich in diesen reflexen durch den sport trainiert war.

      @linea: das klingt wirklich sehr plausibel - instinkt ist sicher ein wichtiger aspekt. gerade bei naturvölkern ist das instinktive spüren von gefahren ja oft noch stärker ausgeprägt, welches oft in der zivilisierten lebensweise degeneriert ist.

      auch noch etwas was mir immer wieder auffällt - warum fallen hochgebildete und kluge menschen immer wieder auf die graumarkthaie rein? und ist das dann pech, wenn man betrogen wird? solche sachen wittere ich in der regel 10 meilen gegen den wind und frag mich immer wieder warum im graumarkt soviel geld zu verdienen ist...

      :)iguana
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 08:26:14
      Beitrag Nr. 39 ()
      interassantes thread.

      #21, maxwell.

      bei der erwähnten scheint mir nicht ganz klar zu sein, ob es da um "glücklichsein" und dessen widerpart "unglücklichsein" oder um "glück" und "pech" im sinne von einen vorteil/nachteil durch ein zufallsbedingtes ereignis geht!

      deshalb wäre eine präzise definition schon von nöten.

      so richtig wie trivial ist auch, dass nach der zweiten definition, jene welche ein spezifisches risikoverhalten zeigen, natürlich diesbezüglich auch verstärkt vom glück oder pech verfolgt werden.

      teilt man beispielsweise die besucher von aussichtstürmen in solche, welche eine balance-runde auf dem geländer einlegen und eine referenzgruppe, die die begrenzende funktion des geländers anerkennt, lässt sich daraus kaum schliessen, dass die zahl der "glückspilze" in der zweiten gruppe grösser ist, obwohl in der ersten mit sicherheit einige ausgesprochenes "pech" haben werden.

      ... erläuterte Wiseman. „Pechvögel“ berichteten, sie hätten einen Zug verpasst und seien dann mit dem nächsten in einen Unfall verwickelt worden. Das sei jedoch alles nur Einbildung.

      wieso soll dies nun einbildung sein?? meines erachtens ein klassischer fall von pech. genauso ein klassischer fall von glück, für diejenigen, welche dann den verunfallten zug verpasst haben.

      #22

      for4zim, ich kann deshalb auch nicht so recht erkennen, inwiefern jene schlussfolgerung deinen ausführungen widerspricht. natürlich muss es aus statistischen gründen glückspilze und pechvögel geben. wie beim glückspiel auch.

      daraus folgt, dass es auch für alle formen des glücks/pechs eine wahrscheinlichkeit gibt, sofern sich deren randbedingungen beschreiben lassen.


      :confused:
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 08:41:58
      Beitrag Nr. 40 ()
      Es ist ganz einfach:

      Pechvögel haben die falsche Religion - oder/und die falsche Mutter.

      Andere Ursachen fallen wohl weniger ins Gewicht, z. B. Ron Sommer oder Goldman Sachs gelaubt - oder der sozialen Gerechtigkeit
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 08:43:26
      Beitrag Nr. 41 ()
      erika diese these solltes du mal genauer erläutern :eek:
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 08:46:47
      Beitrag Nr. 42 ()
      ospower, den Widerspruch sah ich darin, daß es eben nach meiner Meinung Pechvögel oder Glückspilze gibt - aber allein aus statistischen Gründen. Laut dem Text ist das alles Einbildung. Wir reden über die gleichen Dinge, benennen sie aber anders.

      Noch komplizierter wird alles dadurch, daß wir inzwischen verschiedene Pechvögel (oder Glückspilze) haben:

      1. Statistische,
      2. Menschen, deren Intuition für Gefahren und Chancen besonders gut oder besonders schlecht ausgebildet ist, sowie die besondere emotionale Intelligenz (nicht) haben und dadurch von Netzwerken (nicht) getragen werden.

      Daneben
      3. Menschen, die Ereignisse eher positiv/negativ deuten und daher sich als Glückspilze/Pechvögel fühlen.
      4. Alles, was mit dem unglücklich/glücklich-sein zusammenhängt.

      Zusammen mit den Beispielen, die hier einige bringen, erweitert sich meine Sicht dieser Dinge ganz gewaltig. Und ich finde immer neue Aspekte. Z.B. bei der Frage, ob es mehr Glückspilze oder mehr Pechvögel gibt.

      Bei der Gruppe 2 sollte durch genetische Auswahl die Zahl der Glückspilze bei den Menschen anwachsen - Pechvögel sterben aus. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die meiste Zeit kämpfen wir ja nicht gegen die Natur, sodnern gegen Mitmenschen. Das heißt, der Überlebenskampf gegen die Mitmenschen ist nur Millionen Jahre lang immer schwieriger geworden, unsere Fähigkeit, Glück zu haben, ist bei allen Menschen stetig gewachsen, ohne daß sich daraus ein echter Vorteil ergeben konnte.

      Bei der Gruppe 1 ergibt sich aber eine schiefe Verteilung. Ein Mensch, der Glück hatte, kann immer wieder auch mal Pech haben. Beim Pech kann er aber immer an den Punkt kommen, nach dem er kein Glück mehr haben kann, weil er nämlich tot, im Koma oder endgültig ruiniert ist. So gesehen gibt es dann vielleicht doch mehr Pech als Glück auf der Welt. Die meisten Menschen leben allerdings so zwischen den Extremen, daß es für sie keine Rolle spielt.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 09:00:46
      Beitrag Nr. 43 ()
      mmmh ....erika hat garnicht so unrecht mit der religion.

      aber das mit der mutter versteh ich nicht :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 09:10:56
      Beitrag Nr. 44 ()
      @for4zim,

      bei den gruppen 2, 3, und 4 müsste man m.e. eine sehr scharfe abgrenzung der definitionen von "glück/pech" vornehmen.

      insbesondere bei 2. der gruppe müsste auch müsste die abgrenzung erfolgen, ab wann wir hier auch von intelligenz oder besonderen persönlichen fähigkeiten/defiziten sprechen. sonst wird´s sehr schwammig.

      besonders interessant erscheint mir in dem zusammenhang der begriff "intuition".

      So gesehen gibt es dann vielleicht doch mehr Pech als Glück auf der Welt.

      hmm? muss ich mal genauer drüber nachdenken.

      an der börse ist ja eigentlich, wie beim glückspiel, die skala nach oben offen. andererseits gibt´s auch hier wie dort wohl mehr verlierer als gewinner.

      irgendwie nich recht weiter komm.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 09:20:26
      Beitrag Nr. 45 ()
      ospower, Du verstehst das schon richtig: nur bei der Gruppe 1 haben wir Glück/Pech im strengen Sinn, wie ich es eingangs definiert hatte.

      Bei der Gruppe 2 gibt es ja eine klare Ursache, sie kann nur außerhalb dessen liegen, was jetzt wissenschaftlich zugänglich wäre, denn Intuition läßt sich schwer definieren und messen. Trotzdem wird sie Ursachen in de nErbanlagen und der Erziehung haben. Das Glück oder Pech ist dann halt, mit welchen Erbanlagen und Eltern man geboren wurde.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 10:30:27
      Beitrag Nr. 46 ()
      for4zim,

      hm, mit der ursache der intuition in erfaktoren und erziehung, hab ich insofern etwas probleme, als ich die berühmte intuition in vergleichbaren situationen sowohl schon hatte, als auch nicht.

      gene und erziehung waren aber wohl unbestritten jeweils die gleichen.

      :confused:
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 14:00:43
      Beitrag Nr. 47 ()
      for4zim
      Ich habe den thread noch nicht ganz gelesen, werde es aber noch tun.

      Ich glaube nicht, dass einer Person in die Wiege gelegt wird, ein Pechvogel oder ein Glückspilz zu sein.
      Vielmehr glaube ich, dass die Art, Ereignisse zu bewerten, erzogen wird oder sich im Laufe des Lebens selbst entwickelt.
      Das sich selbst als Pechvogel/Glückspilz empfinden, ist ebenso subjektiv wie diesen Umstand von aussen zu bewerten.
      Jemand, der als Pechvogel angesehen wird, fühlt sich vielleicht selbst gar nicht als solcher und umgekehrt.

      Manche können selbst in Schicksalsschlägen etwas Positives sehen, andere glauben in Zeiten des grössten Wohlergehens,
      jetzt könne es nur noch schlechter werden.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 15:17:33
      Beitrag Nr. 48 ()
      chairwoman, bin gespannt, ob nach dem Lesen des Threads Deine Sicht der Dinge differenzierter wird. Hier wurde ja schon viel auseinandergeklaubt, etwa in #42. :)
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 01:53:31
      Beitrag Nr. 49 ()
      Ospower,
      meine Überlegungen dazu:
      du sprichst von vergleichbaren Situationen...Aber womöglich sind niemals alle Faktoren in einer vergleichbaren Situation absolut identisch. Ich meine damit, dass die eine Situation für die gleiche Person in einem ganz anderen Werte-Kontext steht / stehen kann als die andere (obwohl diese andere nur geringe, aber eben die entscheidenden Abweichungen beinhaltet)....

      An einem Beispiel erklärt, was ich meine - auch wieder von de Becker:

      Eine Frau wartet auf den Aufzug, und als die Tür sich öffnet, sieht sie einen Mann, der ihr nicht geheuer ist. Da sie sonst nicht ängstlich ist, kann es die späte Stunde sein, seine Größe, die Art, wie er sie ansieht, die Statistik der Überfälle in der Nachbarschaft, der Artikel, den sie vor einem Jahr gelesen hat — es ist egal, warum. Der Punkt ist, ein Gefühl der Furcht überkommt sie. Und wie reagiert sie auf das stärkste Gefahrensignal in der Natur? Sie unterdrückt es und sagt sich selbst: »So will ich nicht leben. Ich werde diesen Mann nicht dadurch kränken, daß ich die Aufzugstüren einfach wieder zugehen lasse.« Und wenn die Furcht sie nicht verläßt, sagt sie sich selbst, daß sie nicht albern sein soll, und sie besteigt den Aufzug.


      Und jetzt die Abweichung, die ich meine (und mir geht́s jetzt nur um die Sache.! Also an alle Vorurteilsfreak: Bitte in einem anderen Thread sich ausleben)

      - Sie hat das gemacht , weil der Mann ein Ausländer ist, und sie denkt, dass sie nicht über Ausländer so denken darf und sie ihn nicht so vor den Kopf stoßen darf ..

      - Sie hat den Fahrstuhl später genommen, da sie mit deutschen Männern nicht das Problem von Würdigen des Andersdenkenden hat


      Wenn wir dieses Denken zulassen stimmt das Ganze wieder.

      Und dann
      Iguana,
      hat das auch nichts mit degenerierten Fähigkeiten zu tun (im Verhältnis zu Naturvölkern), sondern eben nur damit, dass wir diese Fähigkeiten leider in unsere heutigen Zeit zu gering einschätzen: Man will sich ja nicht lächerlich machen - die sozialen Zügel greifen.


      Und dann weiter gedacht, über dieses Beispiel natürlich weit hinaus.....
      for4zim,
      wird die Pechvögel-Menge zunehmen. Ganz klar.

      Grüße
      Linea
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 04:23:04
      Beitrag Nr. 50 ()
      @linea: stimmt genau - da habe ich einen unpassenden terminus verwendet. in der zivilisation ist dieser instinkt ja nicht degeneriert, sondern lediglich durch überlagernde einflüsse unterdrückt worden und somit nicht mehr handlungsbestimmend.

      :)iguana
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 10:51:59
      Beitrag Nr. 51 ()
      gutes Beispiel, Nr. 49.:)
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 17:16:22
      Beitrag Nr. 52 ()
      @linea,

      ja, gutes beispiel.

      andererseits erklärt es aber nicht meine #48, wieso ein und dieselbe person in vergleichbarer situation (meinetwegen vor dem aufzug) mal die "richtige intuition" haben kann, ein anderes mal vielleicht nicht. also die gleiche person mal glückspilz, mal pechvogel ist.

      hier führen erbanlagen und sozialisation dann auch nicht weiter, da sie ja bei ein und der selben person immer die gleichen sind.
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:31:26
      Beitrag Nr. 53 ()
      52: darauf kann es aber durchaus eine Antwort geben: Tagesform.

      Wenn am Morgen etwas über einen Sexualmord in der Zeitung gestanden hat, dann traut die Frau vielleicht eher ihren Gefühlen der Angst und pfeift auf die politische Korrektheit an diesem Tag. Oder denkt sich ne Ausrede aus, irgendwas hat sie vergessen im Büro....

      Wenn am Morgen in der Zeitung dagegen stand, wie sehr bestimmte Ausländer diskriminiert werden und wie verletzend so kleine Vorfälle sein können, macht sie vielleicht genau das Gegenteil...
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:36:14
      Beitrag Nr. 54 ()
      #53,

      xylo, mag sein, tagesform hat aber doch wenig mit genetischer/sozialer disposition zu tun, oder?

      :confused:
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:45:56
      Beitrag Nr. 55 ()
      nö, das nicht.

      Ich würd es so sehen. Die genetische soziale Disp. ist die Voraussetzung, dass man "was merkt".
      Ob man dann im Einzelfall drauf hört, ist Tagesform.
      Gut ist, wenn man die Voraussetzung überhaupt hat. Bei den anderen gibt es gar keine Tagesform, sie ist immer gleich schlecht.

      Sehr verkürzt. Muss jetzt weg.
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 19:05:17
      Beitrag Nr. 56 ()
      Ospower,
      deine Behauptung, ein und der selbe Mensch hätte manchmal die "richtige Intuition" und manchmal nicht, beruht doch, wenn ich #46 richtig gelesen habe, lediglich auf deinen eigenen Erfahrungen diesbezüglich.

      Und die kannst du doch nicht so einfach (ohne weiteres Beweismaterial) verallgemeinern und daraus ableiten, dass es so auch bei anderen ist. Ich z. B. habe diese Erfahrung noch nicht (bewusst) gemacht.

      Die Frage, warum das so ist, kannst du daher - meiner Meinung nach - so nicht stellen. Du kannst höchstens fragen, warum DEINE "Intuition" unzuverlässig arbeitet. Und darauf kann ich dir natürlich keine Antwort geben.

      Grüße
      Linea
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 19:20:24
      Beitrag Nr. 57 ()
      #56,

      deine erfahrung, die du noch dazu mit "bewusst" einschränkst (was ja unbewusst nicht ausschliesst), kannst du demnach genau so wenig verallgemeinern.

      ich hatte die frage nach einer allgemeinen begründung mit meiner erfahrung aufgeworfen und nicht beantwortet.

      werde ein anderes mal genauer darauf eingehen.
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 08:28:16
      Beitrag Nr. 58 ()
      Ich mußte noch mal über das Glücklich-sein nachdenken. Die Rezepte dazu haben eine gewisse Ähnlichkeiten mit religiösen Glaubenssätzen. Das verwundert nicht weiter, denn das richtige Leben, und dazu gehört das Glücklich-sein, ist eines der Anliegen der Religion. Interessant ist dabei, daß in immer mehr Bereiche der Religion die Wissenschaften eindringen können. Nicht mehr nur die Frage des Ursprungs des Kosmos und des Menschen kann so beantwortet werden, auch zunehmend Fragen der Ethik und unseres Verhaltens und eben des Glücklich-seins.

      Eine der Grundrezepte ist es, sich aus der Abhängigkeit seiner Begierden zu lösen. Begierden erwachsen aus unerfülltem Wollen oder aus Wollen, daß sich stetig steigert, bis es unerfüllbar wird. Und wenn man die verschiedenen Arten der Begierden betrachtet, ist man unwillkürlich an eine Aufzählung der sieben Todsünden erinnert.

      Zu nennen wären da der Neid, der Haß (oder Zorn), der Hochmut, die sexuelle Gier, die materielle Gier, die Trägheit und die Völlerei (oder Übersättigung). Nun gut, es mußten sieben Todsünden sein, weil halt 6+1 als magische (böse) Zahl gilt – die perfekte 6=1+2+3=1x2x3 verdorben durch die Addition der 1.

      Neid ist ein ganz wichtiger Faktor des Unglücklich-seins. Wenn man einen Menschen wirklich sicher unglücklich machen will, dann umgibt man ihn mit lauter Menschen, die ein bißchen mehr haben als er. Sie haben nur 100 Euro mehr Gehalt, nur um 10 qm mehr Wohnraum, immer ein um 2 Jahre neueres oder eine Klasse besseres Auto, bei Frauen: alle anderen Frauen sind zwei Jahre jünger, haben etwas perfektere Brüste, sind einen Tick schlanker, haben etwas weniger Falten. Das irgendwo in einem anderen Stadtteil jemand Millionen besitzt, stört uns nicht. Daß der Chef reicher ist, egal. Daß irgendein Filmstar die perfekte Figur hat – na und? Aber die Leute, mit denen wir uns vergleichen, die uns damit unterbewußt mitteilen, ob wir das beste aus unserem Leben machen, wenn die immer etwas besser dastehen, das verstört uns, das macht neidisch. Wer glücklich sein will, der muß sich mit Menschen umgeben, denen es einen Tick schlechter geht als ihm. Die Religionen empfehlen auch, dem Neid ganz zu entsagen, was ungleich schwieriger ist. ;)

      Beim Haß oder Zorn kommen wir schon fast vom Glücklich-sein zum Glück-haben zurück, weil nämlich ein Mensch, der im Zorn handelt, unbedacht handelt und sich dadurch unnötig Risiken und Nachteilen aussetzt. Hier helfen eine philosophische Lebenshaltung und fernöstliche Weisheiten, Meditation und geübte Gelassenheit, sich zu unbedachtem Zorn hinreißen zu lassen.

      Unglücklich ist man aus Frustrationen heraus. Frustration entsteht, wenn sich das eigene Wollen und Können nicht zur Deckung bringen lassen. Da man am Können selten, insbesondere nicht schnell, etwas ändern kann, sollte man sich vor allem Gedanken über das Wollen machen. Hat man ein realistisches Bild von sich und was man für sich erwarten kann? Zuviel zu wollen kann aus Hochmut erwachsen, daß man von sich selbst eine zu hohe Meinung hat. Zudem hat der hochmütige Mensch zu wenige Freunde, was nicht nur unglücklich macht, sondern auch Pech (man betrachte die Eingangspostings) anzieht. Auch sexuelle und materielle Gier können daraus erwachsen. Man weiß nicht mehr, wie viel für einen gut ist. Oder auch: man wird eindimensional, sieht sein Glück nur noch in Sex oder Geld und vergißt, daß es noch mehr im Leben gibt. Hier wird es aber schnell vage: was ist zu viel, was zu wenig? Es ist für jeden Menschen anders und eine Frage des eigenen gesunden Urteils, ob man das abschätzen kann oder daran scheitert. Im Grunde also Glück oder Pech, wenn man es kann oder nicht kann. Zumindest aber kann man seine Lebensführung darauf abstellen, keinen vermeidbaren Mangel an Sex oder Geld zu leiden. Durch Heirat, durch Vorsorge usw.

      Der Gegensatz zu dem Zuviel ist das Zuwenig. Die Antriebslosigkeit, Reizarmut der Trägheit. Das ist der Mensch, der nicht etwas macht, sondern dem etwas geschieht, dem mitgespielt wird (meist übel). Der klassische Donald, der Leiden und Pech beklagt, aber nicht seinen Arsch hochkriegt, um es zu ändern. Der seine Zeit damit vertrödelt, etwas zu wollen, aber sich nie daran macht, es auch zu bekommen. „Lieber Gott“, bettet der Träge jeden Abend, „laß mich endlich mal im Lotto gewinnen.“ Bis irgendwann Gottes Stimme ertönt: „Junge, gib mir doch mal eine Chance. Gib endlich mal einen Lottoschein ab.“

      Völlerei schien mir immer als Todsünde nur als ein Zusatz, um zu vermeiden, daß es sechs Todsünden sind. Aber immerhin gibt auch das etwas her. Übersättigung heißt, man hat vom Guten zu viel, daß es keine Freude mehr bereitet. Man muß manchmal ganz bewußt verzichten, um sich die Freude am Guten zu erhalten. Dies ist wohl eine der Aufgaben des Urlaubs. Zeltwandern in Norwegen, damit man hinterher es wieder zu schätzen weiß, wie angenehm und bequem das eigene Leben ist.

      Ich wollte noch mehr schreiben und auch wieder auf Glück und Pech zurückkommen, aber später, damit der Text nicht zu lang wird.
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 08:34:13
      Beitrag Nr. 59 ()
      ...sich nicht zu unbedachtem Zorn hinreißen zu lassen.

      Ist aber wohl auch schon aus dem Kontext klar...;)
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 15:04:25
      Beitrag Nr. 60 ()
      Dann noch zum Glück-haben:

      Wie ich schon anfangs schrieb, ist man dem Schicksal ausgeliefert, wenn man es rein statistisch betrachtet. Glück oder Pech ist per definition etwas, das wir nicht beeinflussen können. Was man aber machen kann, ist mit Glück oder Pech besser umzugehen.

      Faßt man es jedoch noch ein bißchen weiter, und sieht Glück auch als die Fähigkeit an, Gefahren intuitiv zu spüren, wenn man auch noch nichts sicher wissen kann, dann hat man hier einerseits ein Talent, das jeder Mensch in unterschiedlichem Maß hat (und es zu haben, wäre dann ein Glück an sich), aber wohl auch etwas, was man trainieren könnte. Wer sich immer wieder neuen Situationen aussetzt und zu improvisieren und zu beobachten lernt, der verbessert seine intuitive Wahrnehmung, und den Umgang mit überraschenden Situationen, die sich bei falschem Verhalten in Pech wandeln könnten. Wie kann man so etwas trainieren? Z.B. durch Reisen und vielen Kontakten mit anderen Menschen. Durch das häufige Ausprobieren von etwas Neuem. Vielleicht ist da auch noch mehr möglich. Es wäre eine Überlegung wert...
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 14:24:37
      Beitrag Nr. 61 ()
      bzgl. Glücklichsein und Zufriedensein kann ich nur "Stefan Klein: Die Glücksformel" empfehlen.
      Habe ich mir gekauft, weil es sowohl in "FAZ", als auch in "Spektrum der Wissenschaft" sowie "Gehirn und Geist" gute Besprechungen erhalten hat. Das Lesen lohnt sich.

      Das Buch beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Perspektive mit den individuellen - und zum Schluß auch den gesellschaftlichen - Voraussetzungen für das Glücklichsein. Dabei wird allerdings viel Gehirnphysiologie durchgekaut. Dafür läuft das Buch nie Gefahr, in die negativen Seiten der "Ratgeberliteratur" abzugleiten.


      Der Link zum Buch:
      http://www.gluecksformel.de/
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 14:34:58
      Beitrag Nr. 62 ()
      leary99, danke für den Link.


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