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    Amerika, du hast es besser! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.12.02 21:14:21 von
    neuester Beitrag 16.12.02 02:33:21 von
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      schrieb am 15.12.02 21:14:21
      Beitrag Nr. 1 ()
      USA: Medikamente für viele unerschwinglich

      Der US-Pharmamarkt ist der lukrativste der Welt. Viele Bürger der Vereinigten Staaten, insbesondere Senioren, können sich Medikamente kaum noch leisten.

      Von unserem Korrespondenten

      WASHINGTON (lc). Wenn man den Jahresbericht der "Pharmaceutical Research Manufacturers Association" (PhRMA) liest, würde man nicht glauben, daß das Jahr 2001 für die US-Pharmaindustrie ein besonderes war. Im Vorwort des Präsidenten des mächtigen Verbandes ist nicht von den Gewinnen die Rede, die die Branche eingefahren hat, sondern nur von "Innovationen". Das Pharmageschäft sei eine "noble Berufung", heißt es da, und die Pharmaindustrie diene dem "Kreis des Lebens".

      Aber an den Banketten, die der Verband abhielt, wurde überschwänglich gefeiert. Denn das Jahr 2001 war für die US-Pharmaindustrie ein Rekordjahr - fast so mirakulös wie die neuen Medikamente, mit denen die Branche in den letzten Jahren geglänzt hat. Während die Gewinne der US-Konzerne insgesamt um 53 Prozent schrumpften (es war immerhin ein Rezessionsjahr), steigerten die zehn Pharmakonzerne im "Fortune 500"-Index ihre Gewinne um 32 Prozent von 28 auf 37 Mrd. Dollar. Und die Gewinnmarge (Ertrag in Prozent des Umsatzes) betrug 18,5 Prozent, mehr als viermal soviel wie in den übrigen Branchen.

      Aber dieser Erfolg hat auch seine Schattenseite: immer schwerer erschwingliche Preise für Medikamente. Die USA haben die höchsten Medikamentenpreise der Welt. Verglichen mit Kanada, Großbritannien oder Japan sind die Preise um 40 bis 60 Prozent höher, und auf dem freien Markt zahlt man oft das Zwei- bis Dreifache. Und jedes Jahr schnellen die Preise weiter in die Höhe.

      1994 stiegen die US-Medikamentenpreise um 6,6 Prozent, 1995 waren es elf Prozent, und dieses Jahr werden es laut Schätzung von Branchenexperten sogar 13 Prozent sein. Dies bei einer Inflationsrate von jährlich höchstens 2,5 Prozent. In den letzten fünf Jahren sind die Preise um 20 bis 30 Prozent gestiegen, und in den kommenden sechs Jahren dürften sie sich laut Schätzung des "Congressional Budget Office" verdoppeln.

      Krankenkasse zahlt nicht

      Für Patienten, die keine Versicherung haben, werden deshalb viele Medikamente unerschwinglich. Dies gilt vor allem für Senioren, denn die staatliche Krankenversicherung für die Senioren (`Medicare`) deckt nur Arzt- und Spitalkosten ab, nicht aber Medikamente. (Als Medicare geschaffen wurde, waren Medikamente viel weniger wichtig als heute und viel billiger).

      Fast 40 Prozent aller US-Senioren haben keine entsprechende Versicherung und müssen ihre Medikamente selber bezahlen. Das kommt sie teuer zu stehen, denn viele patentgeschützte Medikamente kosten pro Monat 100 Dollar oder mehr. Eine Monatspackung für "Celebrex" (Arthritis, Hersteller Pfizer) kostet in Frankreich 30 Dollar, in den USA aber 90 Dollar. "Prilosec" (Magenbeschwerden) kostet über 100 Dollar, "Zocor" (Cholesterin) fast 100 Dollar. Weil viele Senioren vier, fünf oder noch mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen, werden die Apotheker-Rechnungen fast unerschwinglich. Viele Senioren verzichten auf Medikamente, die vom Arzt verschrieben worden sind, oder nehmen nur die halbe Dosis. "Für viele unserer Klienten ist die Beschaffung der Medikamente ein ständiger Kampf", sagt Liz, eine Sozialfürsorgerin in Arlington (Virginia).

      So wie Laura, eine 64jährige Frau, die eine Geschichte von Herzinfarkten hat und daneben an Depressionen und anderen Beschwerden leidet. Pro Monat gibt sie 600 bis 800 Dollar für Medikamente aus - etwa soviel, wie sie von ihrer "Social Security"-Rente bezieht. Ihr ganzes Leben dreht sich um den Medikamenteneinkauf. Oft verzichtet sie auf die Mahlzeiten im Altershort, um Geld zu sparen, und seit Jahren hat sie sich außer Medikamenten nichts mehr geleistet. "Vor kurzem kaufte sie sich ein Paar Hosen und einen Pullover. Sie fühlte sich wie im Himmel", sagt Liz. Und die Schwiegereltern von Alice, einer Krankenschwester aus Wheaton (Maryland), kaufen immer nur die halbe Dosis, obwohl ihr Sohn für Medikamente jeden Monat 30 Dollar schickt. Die hohen Medikamentenpreise seien "ein Rezept für Armut", schrieb eine US-Zeitschrift vor kurzem.

      "Die USA sind die einzige Nation, die ihre Bürger den hohen Medikamentenpreisen ungeschützt aussetzt", sagt der Abgeordnete Henry Waxman, ein Spezialist für Gesundheitsfragen. Für die verbreitetsten Senioren-Medikamente zahlt man in den USA 122 Prozent mehr als in Italien, 150 Prozent mehr als in Kanada und 180 Prozent mehr als in Frankreich, wie eine von Waxman in Auftrag gegebene Studie ergeben hat. Viele Senioren haben deshalb begonnen, ihre Medikamente aus dem Ausland zu beziehen, entweder übers Internet - was streng genommen illegal ist -, oder indem sie nach Kanada oder Mexiko reisen. Ganze Busladungen von Senioren fahren jede Woche nach Tijuana oder Vancouver, um Medikamente einzukaufen. Wer nicht in der Nähe der Grenze wohnt, verläßt sich auf Internet-Firmen, die Medikamente in Italien oder Sri Lanka einkaufen. Aber dies ist oft riskant, denn eine behördliche Aufsicht gibt es nicht. Im US-Gesundheitswesen gilt das Gesetz des Dschungels.

      Teures Lobbying

      Die Industrie behauptet, die Preise seien so hoch, weil die Entwicklung der Medikamente immer teurer werde. Pro Jahr geben die US-Pharmakonzerne 30 Mrd. Dollar für Forschung aus. Dies sind etwa 13 Prozent der Umsätze. Aber für Werbung und andere administrative Posten geben sie noch mehr aus: zirka 35 Prozent der Umsätze. Teuer sind nicht zuletzt die Anwaltskosten sowie das Lobbying. Allein im Jahr 1999/2000 gab die Pharmaindustrie annähernd 200 Mill. Dollar für Wahlkämpfe aus. In Washington beschäftigt die Branche über 600 Lobbyisten, in vielen Fällen mit Monatssalären von 12.000 Dollar.

      16.12.2002

      http://www.diepresse.at/default.asp?channel=e&ressort=ei&id=…

      "Zwischen 1998 und 2001 sind die Werbeausgaben der 14 größten Unternehmen in den USA um durchschnittlich 32,4 Prozent pro Jahr gestiegen.": http://de.news.yahoo.com/021212/295/347qo.html
      Avatar
      schrieb am 15.12.02 21:48:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ist es nicht merkwürdig, daß die amerikanischen Rentner im Schnitt dennoch nicht früher sterben als ihre deutschen Kollegen? Irgendwas stimmt doch nicht mit der Pillenfresserei!
      Avatar
      schrieb am 15.12.02 21:52:26
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sterbealter = Lebensqualität?
      Avatar
      schrieb am 15.12.02 21:58:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      @moon #3

      verdammt heißes Eisen!
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 01:32:30
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wir in Deutschland könnten uns da auch beschweeren. Wir zahlen im Vergleich zu anderen Ländern auch Horrorpreise. Nur interessiert es keinen, weil wir das gar nicht so direkt sehen. Aber hätten wir faire Preise, dann wären unsere Krankenkassen nicht so teuer. Und da es die Leute in Deutschland nicht interessiert, ob jetzt ein Medikament 10 Euro oder 150 Euro kostet, nutzen die Pharmakonzerne dies auch schamlos aus.

      Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Mittelohrentzündung in Spanien gehabt. Ich habe dann vom dortigen Arzt 4 Medikamente verschrieben bekommen. (Antibiotika, Ohrentropfen, Schmerzmittel)
      Bezahlt hab ich 40 DM (hab grad im Erstattungbeleg der Krankenversicherung nachgeschaut).
      Als ich die Medikamente dann daheim diese Medikamente zeigte, schaute er diese mit großen Augen an. Er sagte mir dann, das dies das beste sei, was derzeit auf dem Markt wäre. In Deutschland würden diese Medikamente einige Hundert Märker kosten.


      BM

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      Avatar
      schrieb am 16.12.02 01:36:56
      Beitrag Nr. 6 ()
      Leute wie megaschotte, die sich hier als Anhänger eines "sozialverträglichen Frühablebens" outen, sollten entweder mit gutem Beispiel vorangehen oder ins "gelobte Land" auswandern. Dort gibt es ja nach deren Vorstellung paradiesische Zustände :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 01:37:13
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Lösung des Problemes (in Deutschland):

      man sollte Medikamentenfreigabe nicht länger die Staaten selbst machen lassen sondern eine Europaweite Kommision einführen.
      Dann könnte man auch Medikamente frei in ganz Europa frei handeln.
      Die Preise würden sich anpassen. Für das Hochpreisland Deutschland würde dies eine Preissenkung bedeuten.

      BM
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 02:33:21
      Beitrag Nr. 8 ()
      Generell spiegelt sich die Gesundheit der jeweiligen Gesellschaft in der Lebenserwartung wieder. Das amerikanische Gesundheitssystem ist das teuerste weltweit, nicht nur wegen der hohen Medikamentenkosten.

      Dass hohe Kosten nicht gleichzeitig hohe Qualität bedeuten muss, zeigt dieser internationale Vergleich der Lebenserwartung in den führenden Industrieregionen. Die Amerikaner sind hier Schlusslicht und beissen statistisch gesehen als erste ins Gras.



      Aber nicht nur das Gesundheitssytem ist in den Staaten bescheiden, sondern noch vieles andere. Dazu vielleicht demnächst mehr.


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