checkAd

    ...es weihnachtet sehr ( in stenkelfeld)... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.12.02 13:39:22 von
    neuester Beitrag 18.12.02 13:51:48 von
    Beiträge: 4
    ID: 674.852
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 824
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 13:39:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      So lasset uns vom Weihnachtsfest berichten. Die Feierlichkeiten in Stenkelfeld erschöpften sich bereits im Vorfeld in allerlei Märkten, bei denen sich verfeindete Wohltätergruppen mit unbarmherziger Barmherzigkeit befehdeten.
      Und so begab es sich aber zu der Zeit, als ein Aufruf vom Oberkreisdirektor ausging, auf dass alle Welt sich auf dem Stenkelfelder Weihnachtsmarkte blicken lasse.


      Montag, 16. Dezember, 15 Uhr:
      Unter dem Motto "Ein Stück weit Frieden spüren" eröffnet Pastoralreferent Reinhard Höllerich-Nöhrenberg den alternativen Stenkelfelder Weihnachtsmarkt rund um die St. Johannis Kathedrale, versäumt es jedoch, in seiner Begrüßung neben den Anwesenden auch den Anwesendlnnen den Segen der Weihnacht zu wünschen, dies führt zu ersten Unmutsbezeugungen aus dem Menstruationskreis lesbischer Künstlerinnen, die den Rest der Ansprache mit Trillerpfeifen und "Sackträger"-Sprechchören übertönen.

      15 Uhr 31:
      Durch die im Meditationstanz versunkenen Mitglieder der Frauen-Selbsterfahrungsgruppe "Silber-Elster", die mit ausgebreiteten Armen im ökologisch mit Senflauge gebatikten Wickelrock über die Kirchwiese schweben, bahnt sich bölkend und hupend der MC Schmöllerheide auf schweren Harleys den Weg zum Rockzelt von Jugendpastor Helge Bösch, der für 16 Uhr zum Motorradgottesdienst geladen hat.

      15 Uhr 56:
      Eine glühendheiße Pappterrine mit herzhafter Gulaschsuppe klatscht gegen das Transparent "Zucker ist Sünde" am Stand des vegetarischen Ernährungskreises "Mutter Erde", an dem das "Sumpfpumpenprojekt Eritrea" durch den Verkaufserlös von mit Nelkenfett gesüßter Vollkornschokolade unterstützt wird. Die Hauptverdächtige für diesen Anschlag, die Rentnerin Minna B., die am Nachbarstand für den Klön- und Strickkreis singender Seniorinnen mit dem Verkauf von kandierten Äpfeln, Rindsbratwurst und Räucherschinken für das Winterlager des Wanderzirkus Schöller sammelt, weist darauf hin, man sei im Vorfeld von besagtem Ernährungskreis lautstark als Tiermörder und Kadaverfresser verunglimpft worden.

      16 Uhr:
      Die Leistungsschau der Bundeswehr auf der Holtmannswiese hinter dem alten Soldatenfriedhof wird in bedrohlicher Nähe zum Infostand der "Christlich-autonomen Kriegsdienstverweigerer" eröffnet. So ist es nur eine Frage der Zeit, wann die diametralen Botschaften "Wir schaffen Frieden" auf der einen Seite mit den Thesen "Soldaten sind Mörder" sowie "Gelöbnis ist Meineid" auf der anderen Seite ins Gehege kommen. Zu tätlichen Übergriffen kommt es jedoch erst gegen 16 Uhr 7, nachdem sich Regimentspfarrer Öftering bei der Einsegnung zweier fabrikneuer BISON-FLAK-Panzer zu der Behauptung verstieg, Jesus sei eine Art Feldwebel Gottes gewesen.

      16 Uhr 12:
      Erstaunlich lange hält sich das Bläserkorps vom Jagd- und Hegering 2 mit seinem adventlichen Vortrag unmittelbar neben der Punschbude militanter Tierschützer von der Initiative "Waldfrieden", die mit den Aufklebern "Blutige Weihnachten - mitessen heißt mitschlachten" oder auch "Christus war ein Eichelhäher" gegen Wildgerichte am Heiligen Abend zu Felde ziehen. Zum offenen Schlagabtausch führt dann schließlich der weihnachtliche Blechchoral "Jesus war ein Jagdgesell". Revierförster Manfred von Lausitz-Ölpen, dem im Verlaufe der Feindseligkeiten das Mundstück seiner schweren Zugposaune durch die Schneidezähne gedrückt wurde, gibt später zu Protokoll, er habe seinen Hirschfänger gegen diese Anarchisten in begründeter Notwehr einsetzen müssen.

      17 Uhr 15:
      Am gemeinsamen Stand der Stillgruppe "Rumpelstilzchen" und des Betkreises schwangerer Hausfrauen flackert das nächste Scharmützel auf. Das Handgemenge mit dem benachbarten Info-Tisch der HIV-Selbsthilfegruppe Heringsmoor beginnt mit dem gegenseitigen Niederreißen der Transparente "Gib` Aids keine Chance - Kondome schützen" und auf der Gegenseite "Verhütung ist Mord - Kondorne sind Waffen".

      17 Uhr 31:
      Unter dem kleinen Zeltdach der orthodoxen Bibelgruppe "Prohabilis eterna", die unter dem Motto "Latein ist Gottes Wort" allerlei Informationsmaterial feilhält, in dem frühchristliche Liturgieformen sowie Latein als Weltsprache gefordert werden, wächst die Nervosität über den zunehmenden Geräuschpegel des benachbarten Motorrad-Gottesdienstes. Nach der Predigt mit dem Thema "Wasser zu Wein - Öl zu Benzin, Jesus war ein Biker" und der Danksagung für das Überleben zahlreicher riskanter Überholmanöver der letzten Saison besteigt die gefürchtete Speed-Metal-Formation "Rammbock" die Bühne.

      17 Uhr 33:
      Am Ende seiner christlich-lateinischen Duldsamkeit angekommen, trifft der orthodoxe Religionswissenschaftler Dr. Johannes Görtz mit dem unkontrollierten Wurf einer 15 Kilo schweren, in Schweinsleder gebunden Hetzschrift gegen Martin Luther die vordere der 24 in Reih` und Glied abgestellten Motorräder, die in einer Kettenreaktion wie Dorninosteine aufeinanderfallen. 30 Sekunden später beschließt der Harley-Club Schmöllerheide eine gründliche Flurbereinigung des gesamten Geländes.

      17 Uhr 40:
      Rund um die St. Johannis-Kathedrale tobt eine Schlacht, wie sie seit 1109, seit der Erstürmung der Höcklager Senke durch den Hunnenprinzen Bernward der Schlächter, in dieser Gegend nicht mehr erlebt wurde. Mittendrin: Menschen wie du und ich, die in der Weihnachtszeit nur mal ein Stück weit Frieden spüren wollten.


      :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 13:46:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Advent, Advent ...
      Sonntag, 1. Advent 10.00 Uhr.
      In der Reihenhaussiedlung Önkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch
      ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers
      installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist
      gross.
      10 Uhr 14:
      Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante
      Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstellung
      des 10 armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden
      später erstrahlt die gesamte Siedlung Önkelstieg im besinnlichen Glanz von
      134 Fensterdekorationen.
      19 Uhr 03:
      Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage registriert der
      wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den
      Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.
      20 Uhr 17:
      Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung
      von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens, ans
      Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem
      Nestbau.
      20 Uhr 56:
      Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil
      zur vor-weihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach
      seines Bungalows das Laserensemble Metropolis, das zu den leistungsstärksten
      Europas zählt. Die 40m Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem
      Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem
      hässlichen Geräusch zerbröckelt.
      21 Uhr 30:
      Im Trubel einer Jul-Club-Feier im Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage verhallt
      das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.
      21 Uhr 50:
      Der 85 jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des
      Typs Varta Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tiefhängende
      Wolkendecke.
      22 Uhr 12:
      Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher
      Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Onkelstieg. Zuvor war eine
      Boing 747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sidney versehentlich in der mit
      3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Bröhrmeyer
      gelandet.
      22 Uhr 37:
      Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstrasse Bilder einer
      angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten in
      Houston sind ratlos.
      22 Uhr 50:
      Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks
      Sottrup-Höcklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft mit 350
      Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.
      23 Uhr 06:
      In der taghell erleuchteten Siedlung önkelstieg erwacht Studentin Bettina U.
      und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um genau 23 Uhr
      12 betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.
      23 Uhr 12 und 14 Sekunden:
      In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die
      Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup-Höcklage wie Donnerhall. Durch die
      stockfinsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und
      ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war. :D :D
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 13:51:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das zweite kannte ich zwar schon, habe aber trotzdem über beides herzlich gelacht!

      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 13:51:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      . . . alle Jahre wieder . . .


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      ...es weihnachtet sehr ( in stenkelfeld)...