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    Wer hat schon mal Absinth getrunken? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.12.02 04:32:16 von
    neuester Beitrag 11.05.03 23:29:54 von
    Beiträge: 13
    ID: 677.055
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      Avatar
      schrieb am 25.12.02 04:32:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hab heute von einem Freund gehört, dass Absinth seit einiger Zeit wieder in Deutschland legal zu haben ist. Der Inhaltsstoff Thujon soll u.a. eine aphrodisierende Wirkung haben.


      Hab grad mal etwas gegoogelt:
      http://www.absinth.de/

      Wer hat schon persönliche Erfahrungen mit Absinth. Welche Marken sind zu empfehlen? Bei Metro gibts z.B. den "Tabu" recht günstig (ca. 17 € für 0,7 l).
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 06:34:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      Moin.

      den echten Absinth gibt es nicht in Deutschland. Hier erhälst Du nur eine "entschärfste" Version des Stoffes.

      Den wirklichen gibt es meines Wissens/meiner Erfahrung nach u.a. in Tchechien und Portugal. So verkehrt ist das Zeug nicht, aber man muß darauf klarkommen können.

      Es grüßt 3 Promille gänzlich ohne Absinth Private_Ryan.


      P.S.: Wußtest Du, daß Gauguin und van Gogh einst die besten Abnehmer von Absinth waren? Es gibt sogar Theorien, daß van Gogh sich das Ohr nicht selbst abgeschnitten hat, sondern Gauguin im Absinth_Rausch.
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 06:46:28
      Beitrag Nr. 3 ()
      Kleiner Tip für die Freunde des echten Absinth.(Dem aus der Tschechei).

      Flasche ins Eisfach.Nach einem Tag haben sich dann diverse interessante Inhaltsstoffe ausgeflockt am Boden der Flasche angesammelt.Nun alles durch ein Sieb giessen und aus den Flocken kleine Kügelchen drehen....Und dann runter damit. :D

      Ab dann folgende Verhaltensregel beachten.

      Auf keinen Fall Auto fahren.
      Auf keinen Fall in eine Drogenkontrolle geraten.
      Auf keinem Fall einen Striptease auf dem Tresen hinlegen.
      Niemand sieht wirklich so gut aus wie es gerade scheint.


      Ansonsten...Viel Spaß




      :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 10:07:56
      Beitrag Nr. 4 ()
      #2

      Zustimmung!
      Das Zeug, das einem in Deutschland von den Bevormundern wieder einmal zugemutet wird kann man getrost in den Rinnstein kippen.


      In der Schweiz gibt es übrigends auch einige Enklaven mit hervorragendem Tropfen. :D



      :cool:
      Einen schönen Tag noch ...
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 10:09:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      Beef hat Recht. Nur der Tscheche in Kügelchen ist der Wahre. Das Zeug kannst Du dort auch schon in Kugelform kaufen.

      Kommt so ähnlich rüber wie Mexcal-Pilze.

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      Avatar
      schrieb am 25.12.02 11:34:26
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ Sven


      Aber nur wenn du sie mit XTC zusammen frisst.


      :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 12:23:49
      Beitrag Nr. 7 ()
      Taugen die Pullen aus Tschechien was, die man bei absinth.de bestellen kann?
      Avatar
      schrieb am 25.12.02 12:40:36
      Beitrag Nr. 8 ()
      Echter Absinth fällt meines Wissens in Deutschland unters BTM.
      Falls ich damit richtig liege(ich hab mal gehört daß es sich angeblich geändert hat,weiß aber nicht,ob es sich jetzt auf diese entschärfte,in dt. erhältliche Version bezieht) dann dürfte der über Absinth.de zu beziehende Stoff auf keinem Fall an das Original herankommen.
      Nur die gewissen Inhaltsstoffe,auf die es eigentlich ankommt sind in stark verminderter Konzentrastion enthalten.Mit anderen Worten,nichts weiter als besonders hochprozentiger,nach Anis schmeckender Schnaps.

      Hier in Berlin kenn ich ne Kneipe,wo der Wirt falls er dich kennt,schonmal den echten unterm Tresen hervorzieht.Über den kann man auch(so er einen kennt)den echten beziehen.


      :)
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 04:58:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      :eek: :confused:
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 14:12:06
      Beitrag Nr. 10 ()
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 16:23:58
      Beitrag Nr. 11 ()
      @Plato

      Den Gedanken, Absinth zu trinken, hatte ich auch vor einiger Zeit. Sag mal Bescheid, wie es gewesen ist. Ich bin leider irgendwie von abgekommen.
      Übrigens: Absinth hat auch den "Spitznamen": Die grüne Fee
      Such mal bei google, da wirst Du fündig!
      Avatar
      schrieb am 27.12.02 20:15:12
      Beitrag Nr. 12 ()
      Absinth

      Ein neues Spielzeug für die Spaßgesellschaft?

      von Wolfgang Huckenbeck

      Das Getränk
      Absinth ist ein alkoholisches Getränk, zu dessen Herstellung u.a. ein Extrakt aus dem Wermutkraut (lt. Artemisia absinthium; engl. wormwood) verwendet wird. Aufgrund der Herstellungsweise müsste es trotz seines ungewöhnlich hohen Ethanolgehaltes zu den Likören gezählt werden.

      Üblicherweise handelt es sich um ein Produkt von smaragd-grüner Farbe mit ausgesprochen bitterem Geschmack. Absinth enthielt und enthält über 50 Volumenprozent Ethanol. Schon aus diesem Grund wird es in der Regel verdünnt und mit Zuckerbeimengung konsumiert. Bei der Verdünnung mit Wasser kommt es zu einer opaleszierenden Weissfärbung, die ja auch von anderen Getränken wie Pernod und Pastis bekannt ist. Ursache hierfür ist die fehlende bzw. sehr schlechte Wasserlöslichkeit der enthaltenen etherischen Öle; diese präzipitieren bei der Verdünnung aus der alkoholischen Lösung.

      Dieser Farbwechsel (Louche-Effekt) ist sicherlich ein Grund für nahezu zelebrierte Trinkrituale; der entscheidendere Grund liegt aber wohl am Hauptinhaltsstoff, den Essenzen des Wermutkrauts, welche sich, zumindest zum Teil, auch für das Bitteraroma verantwortlich erweisen.

      Die Pflanze
      Die bitterste bekannte Pflanze soll zwar die Weinraute sein, das Wermutkraut soll aber direkt darauf folgen. Das Wermutkraut ist in Südeuropa, Nordafrika und Asien weitverbreitet. Die Hauptwirkstoffe sind Absinthin, Anabsinthin und ein etherisches Öl, welches sich in allen Anteilen der Pflanze findet. Wermutöl, also die Essenz des Wermutkrauts, enthält 40 bis 70 Prozent Thujon, daneben Thujalkohol, Absinthin, Phellandren, Cadinen, Pinen, Azulen, Cineol und Salicylsäure (Römpp). Bittermacher ist der Inhaltsstoff Absinthin, der nach Arnold (1989) noch in einer Verdünnung von 1 zu 70.000. wahrgenommen werden soll (1 Gramm in 70 Litern Wasser). Nach Gessner rufen die Nervengifte Thujon und Phellandren Krämpfe hervor und können zu schweren Degenerationserscheinungen am zentralen Nervensystem führen. Im Tierversuch sollen kleine Gaben von Wermutöl zu leichten Muskelzuckungen, größere Gaben zu klonischen Krämpfen führen.

      Die Historie
      Wermutkraut wurde zur Herstellung diverser alkoholischer Getränke benutzt. Bereits Plinius erwähnt einen als Absinthithes bezeichneten Wein, dem Wermutextrakt zugesetzt wurde (Arnold, 1989). Man kann folglich davon ausgehen, dass thujon-haltige Getränke bereits sehr früh verbreitet waren. Vergessen darf man aber nicht, dass die damaligen Extrakte allenfalls in Wasser (Auskochen) oder alkoholischer Lösung erfolgten. Erst mit der Erfindung der Wasserdampfdestillation im 16. Jahrhundert gelang es, an Stelle "harmloser" ausgekochter Auszüge hochkonzentrierte Essenzen zu gewinnen. Nach Arnold soll im England des 17. Jahrhunderts ein Tansy genanntes Getränk aus Rainfarn (ebenfalls thujonhaltig), Eiern und Sahne sehr beliebt gewesen sein. Sogar ein u. a. aus Strandbeifuß (Artemisia maritima) hergestelltes Bier soll in England und Irland im 17. bis 18 Jahrhundert weit verbreitet gewesen sein.

      Zum bekanntesten thujon-haltigen Getränk avancierte aber der Absinth, dem ab der Mitte des 18. bis zum Anfang des 19.Jahrhunderts in Mittel- und Südeuropa, insbesondere Frankreich und der Schweiz, eine beispielslose Karriere als Spirituose zugedacht war.

      Der Aufstieg
      Der Ursprung der Herstellung des Absinths lag offensichtlich in der französischen Schweiz, es ranken sich allerdings eine Reihe von unterschiedlichen Geschichten um die wahre Urheberschaft. Angeblich fälschlicherweise, wird immer wieder ein Dr. Ordinaire, der 1768 aus Frankreich geflüchtet war, als Erfinder beschrieben. Nach Haines (1998) soll dieser den Absinth im Jahre 1792 eingeführt haben. Er beschrieb seinerzeit die Entdeckung in einem Kloster, im Val de Travers. Ebenfalls als Ersthersteller wird eine Madam Henriod beschrieben. Nach Aronson (1999) sollen die aus dem Algerienkrieg nach 1840 zurückkehrenden französischen Soldaten den Absinth als Malaria-Prophylaxe in Europa eingeführt haben. Diese Mitteilung ist aber offensichtlich allein von den Zeitdaten her inkorrekt.

      Fest scheint lediglich zu stehen, dass ein Major Dubied, dessen Sohn Marcelin und sein Schwiegersohn Pernod 1797 eine Absinth-Brennerei gründeten. Das Rezept sollen sie eben in diesem Jahr von besagter Madam Henriod gekauft haben. Das Produkt verkauften sie in der französischen Schweiz und Frankreich. 1805 soll ein Sohn von Pernod die Firma beachtlich vergrößert haben.

      Der Aufstieg des Absinths hing vielleicht damit zusammen, dass im 18. Jahrhundert die Weinpreise anzogen, der Preis für Absinth hingegen - letzteres vermutlich aufgrund der mittlerweile erfolgten Massenherstellung - sank. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten aber sicherlich die noch anzusprechenden Bohemes, die den Absinth zum Kultgetränk werden ließen.

      Neben dem Absinth von Pernod waren Fritz Duval Dubied Pére & Fils, A. Vichet, La Cressonnée, Terminus, A. Junod, Cousin Jeune, Herbsaint, Oxygénée und L. Lemercier & Duval klassische Absinth-Marken.

      Beschriebene klinische Symptome bei Absinth-Abusus (nach Vogt und Montagne, 1982)

      Gelegentliche Aufnahme: Zentrales Nerven System: Erregung gefolgt von Depression; Gehobene Gemütslage, dann Stimmungsverschlechterung; Auditive und visuelle Halluzinationen; Anstieg der Libido.
      Chronische Aufnahme (Abusus)
      Haut: Haarausfall, bleiches Teint
      Sensorische Organe: Schädigung des Sehnerves, Schwindel, Ohrprickeln, Taubheit.
      Zentrales Neervensystem: Erregung, gefolgt von tiefer Depression; Auditive und visuelle Halluzinationen; Kopfschmerz; klonische epileptiforme Krämpfe; Psychosen; Demenz; Ataxie; Schlaflosigkeit; Verlust der Libido; lärmendes und aggressives Verhalten; Angst; Gesichtszucken (Tics); Fehlbewegung und Lähmung von Lippen und Zunge.
      Atmung: röchelnd.
      Magen-Darm-Trakt: Mundtrockenheit, morgendliche Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit
      Nieren: Urämie


      Der Fall
      Bereits um 1850 kam der Absinth in Verruf. Bei chronischer Aufnahme wurde ein Syndrom beschrieben, praktischerweise Absinthismus genannt. Als Leitsymptome galten Sucht, Übererregbarkeit und Halluzinationen. Die Diskussion wurde offensichtlich durch die damals noch weit verbreitete Lamarck`sche Vererbungs- und Evolutionstheorie angefacht. Einige Gegner glaubten, dass der Absinthismus genetisch manifest und damit vererbbar würde. Die Verbreitung in den schon angesprochenen, intelektuellen Kreisen stellte das Gegenwicht dieser Strömung dar. Es kam im Laufe der Diskussionen zu einer Reihe von, aus heutiger Sicht, Kapriolen. Als 1873 das Gerücht auftauchte, dem Absinth würde das hochgiftige Antimon beigemischt, spekulierte die hochangesehene medizinische Fachzeitung Lancet mit dem Kommentar, dass dem Absinth wohl Brechweinstein (Kaliumantimonyl-tartrat) als Antidot beigegeben würde. Jeder Chemiker kann heute bestätigen, dass diese Substanz praktisch unlöslich in Alkohol, und damit nur eingeschränkt löslich in Absinth ist.

      Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Absinth fast in allen europäischen Ländern verboten wurde, stellte Pernod die Rezeptur um, schloss sich mit Jules Pernod, einem anderen lokalen Hersteller zusammen, und kreierte das Getränk, was uns heute noch als Pernod bekannt ist. Getränke, die hier als Konkurrenzprodukte nachfolgten, sind auch heute noch bekannt: Pastis, Anisette, Herbe de Sante und Sambuca.

      Das Gesetz
      Nach dem Inkrafttreten des Absinth-Gesetzes vom 27.04.1923 kam es auch in Deutschland zum Niedergang jenes Getränkes, dem, als grüne Fee bezeichnet Vinvent van Gogh, Oscar Wilde, Paul Gauguin, Pablo Picasso und Ernest Hemingway angeblich hoffnungslos erlegen waren. Sowohl der Import von als Absinth bezeichnetem Trinkbranntwein oder ähnlichen Erzeugnissen als auch die zur Herstellung derartiger Getränke notwendigen Grundstoffe wurden hierzulande verboten, desweiteren selbstverständlich auch Lagerhaltung, Verkauf und solche Getränke sonstwie in den Verkehr zu bringen.

      Der Geschichte nach soll die tragische Geschichte eines notorischen Trinkers, Jean Lanfray aus Lausanne, der im Delirium seine ganze Familie umbrachte, den Niedergang eingeleitet haben (Arnold 1989). Bis dahin sprach man in der Fachliteratur allerdings schon von Absinth-Epilepsie und verstärktem Drang zu Selbstmordversuchen. Ebenso wurde immer wieder eine Absinthblindheit beschrieben. Ob für Letztere nicht die Ursache in der Verwendung minderwertigen Alkohols (Methanol) bei notorischen Trinkern zu suchen ist, läßt sich heute nur schwer einschätzen, die Erklärung erscheint jedoch nicht abwegig.

      Offizielle Gesetze wurden nicht nur in Deutschland sondern auch in der Schweiz und Frankreich sowie den USA erlassen. Nach Dresel (1926) erfolgte das Verbot in Frankreich bereits 1916 und wurde 1922 auch auf absinthähnliche Getränke ausgedehnt. Die Schweiz zog bereits 1910 die gesetzlichen Konsequenzen (Blocher und Steck, 1958). Nur in Spanien, Portugal und der damaligen Tschechoslowakei soll der Absinth überlebt haben, dort spielte er aber nie die große Rolle wie in anderen europäischen Ländern. Nach Haines (1998) soll sogar in der Schweiz die Herstellung durch einige Destillen für den lokalen Verbrauch auch nach der Gesetzgebung bis zum heutgen Tag fortgeführt worden sein.

      Das Absinth-Gesetz wurde 1981 aufgehoben, die Aromenordnung verbot in Deutschland aber weiterhin die Verwendung von Wermutöl. Doch: Wie so oft bringt die EU Änderungen. Seit dem Jahr 1991, nicht wie oft berichtet 1998, ist ein reglementierter Thujon-Anteil wieder zulässig (Richtlinie 88/3888/EWG vom 22.06.1988). Mit Beschluss vom 27.09.91 (Bundesratssache 428/91) wurde auch in Deutschland die Zulässigkeit von Thujon auf 5 mg/kg in alkoholischen Getränken von bis zu 25 Vol%, von 10 mg/kg bei einem Gehalt von mehr als 25 Vol% und auf 35 mg/kg in Bitterspirituosen festgelegt (Bundesgesetzblatt 1991, Teil I Seite 2045-50).

      Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren meldete sich bereits mit Warnungen vor dem neuen Modegetränk, beschränkte sich dabei allerdings auf den hohen Alkoholgehalt. Wen wundert es aber, dass man bei fleißiger Suche im InterNet Anbieter findet, die Konzentrationen von 100 Milligramm Thujon versprechen, bei einem Ethanolgehalt von 50 bis 70 Volumenprozent. Ob diese Angaben korrekt sind, kann von hier aus noch nicht beurteilt werden. Dem wieder aufgetauchten Kosenamen

      Der "Grünen Fee" steht nun die Ablehnung als "devil in disguise" (Haines, 1998) entgegen.

      Die Legende
      Also auf zu neuen Ufern? Rosige Aussichten auf erweiterte Horizonte? Der Absinth-Rausch soll bei van Gogh immerhin die gelbe Phase verursacht haben, Picasso malte den Absinth-Trinker und der Kosename Grüne Fee wird Oskar Wilde zugeschrieben. Auch die Schriftsteller und Poeten Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud, Alfred Jarry, Guillaume Apollinaire und Paul Verlaine sollen zumindest einen Teil ihrer Kreativität dem Absinth verdankt haben. Der englische Dichter Ernest Dowson rühmte den Absinth als Aphrodisiakum: "So ich das verstanden habe, macht Absinth das Honig-töpfchen noch leckerer..." (Arnold, 1989). Auch Oscar Wilde verherrlichte das Absinth-Trinken (Siehe Kasten, Seite 84)).

      Zahlreiche auch heute noch berühmte Gemälde beschäftigen sich mit dem Thema: Eduard Monet`s "Absinth-trinker", Henri de Toulouse-Lautrec`s "Monsieur Boileau im Cafe" oder das Portrait von van Gogh, Edgar Degas`s "Der Absinth", Jean-Francois Raffaelli`s "Absinthtrinker", Pablo Picasso`s "Absinthtrinker" und "Dichter Cornuty - Absinth", aber auch ein Stilleben von van Gogh selbst, um nur einige zu nennen.

      Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bekam die heure verte (grüne Stunde) ihren festen Platz im Tagesablauf vieler Menschen. In Paris entstanden eine ganze Reihe von Clubs, die sich auf das Ritual des Absinth-Trinkens spezialisierten (Arnold 1989). Neben dieser "strahlenden" Seite des Absinths, la vie bohemé in den Boulevards, fanden sich in den Vierteln der Armen jene Trinker, für die die "heure verte" vierundzwanzig Stunden währte (Richardson, 1971). Eine retrospektive, sehr interessante, Studie, die auch die soziologischen Aspekte des Themas zu jener Zeit behandelt, wurde von Vogt und Montagne (1982) publiziert.

      Auch Eigenherstellung soll damals sehr beliebt gewesen sein (Arnold 1989). Im einfachsten Falle wurde Wermutöl einem beliebigen Getreideschnaps zugefügt. Zur geschmack-lichen Abrundung setzte man Pflanzenextrakte von Anis, Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse, Engelwurz, Wachol-der, Muskatnuß, Sternanis und Ehrenpreis zu. Zur optischen Verfeinerung setzte man u.a. Indigo, Anilingrün und Kupfersulfat bei (Vogt und Montagne, 1982).

      Man unterschied den absinthe ordinaire mit 47, den demi-fine mit 68 und den absinthe Suisse mit 80 Volumenprozent Ethanol (Vogt und Montagne, 1982). Gewöhnlicherweise wurde mit 5 Teilen Wasser verdünnt.

      Sollte das Leben der ehemaligen Bonvivants nun wieder Kick für ein neues Lifestyle-Feeling werden?

      Welche Wirkungen verstecken sich hinter dem Absinth?

      Moeli (1914) zitiert Landereaux, der bereits 1891 dem Absinth im Gegensatz zum Alkohol bezüglich der Sensibilität geradezu gegensätzliche Einflüsse zuschrieb.

      Der Absinthismus des Malers van Gogh war Thema einiger kritischer Betrachtungen. Arnold und Loftus kamen zu dem Schluss, dass die Legende von der "Gelben Periode im Absinthrausch" eben nur eine Legende sei. Die Bilder mit Dominanz gelber Farben seien zu zahlreich, episodisch und an verschiedenen Orten entstanden. Die Autoren sichteten die Korrespondenz des Malers. Immerhin, das Krankheitsbild der Xanthopsie wurde bei Gelbsucht, Digitalis-überdosierung, Vergiftungen mit Phenatezin, Santonin und Chromsäure aber auch nach Applikation von Schlangengiften beschrieben (Pschyrembel 1977).

      Die Autoren konnten keinen Zusammenhang zwischen bekannten auslösenden Faktoren und den Lebensumständen von van Gogh eruieren. Sie halten zwar Halluzinationen durch Absinth-Abusus im Einzelfall für möglich, schließen aber einen Zusammenhang mit der sog. "Gelben Phase" aus. Andere Autoren wie Hemphill (1961) kommen zum Schluss, van Gogh habe unter einer manisch-depressiven Geisteskrankheit gelitten, die durch Mangelernährung, Drogenmissbrauch, darunter auch Absinthismus, zu Verwirrtheitsphasen geführt habe (Monroe 1978).

      Der Wirkstoff
      Da der Absinth fast ein Jahrhundert in fast ganz Europa verboten war, sind die vorhandenen Publikationen mit Vorsicht zu interpretieren, da sie größtenteils sehr alt sind und teilweise auch die wissenschaftliche Objektivität vermissen lassen. Sicherlich ist als Hauptwirkstoff des Absinths der Alkoholgehalt zu sehen: immerhin 50 bis 70 Volumenprozent (teilweise bis zu über 80 Volumenprozent). Die besondere Rolle des Absinths unter den alkoholischen Getränken liegt aber in der Verwendung des Wermutkrauts bzw. des Wermutöls bei der Herstellung.

      Bereits oben wurde das Monoterpen Thujol als Hauptwirkstoff genannt. In erster Linie ist hier das Isomer alpha-Thujol als aktiver Bestandteil zu sehen, wobei das beta-Thujol meist in höherer Konzentration vorliegt (Hold et al., 2000). Dem alpha-Thujol werden antinoceptive Wirkungen im Tierversuch nachgesagt. Hold et al. (2000) fanden im Tierversuch eine Modulation des Gamma-Amino-buttersäure-(GABA) Rezeptors Typ A. Unter anderem fanden sie in ihren Experimenten eine Verringerung der toxischen Thujol-Wirkungen durch Diazepam und Phenobarbital. Die Wirkungen ähneln dem Gamma-Aminobuttersäure-Antagonisten Picrotoxinin. Ein Insektenstamm, der eine Resistenz gegen Picro-toxin und GABA-blockierende Insektizide aufwies, zeigte auch Resistenz gegen Thujol. Sie fanden den Angriffspunkt von Thujol am GABA-Chlorid-Ionen-Kanal, die Wirkungen von Gamma-Aminobuttersäure auf das Rattenhirn konnten durch alpha-Thujol inhibiert werden. Diese Einflüsse zeigte Ethanol nicht. Der Abbau des Thujols in der Rattenleber verläuft über Cytochrom P450 (Ishida et al. 1989). Die Abbauprodukte finden sich im nebenstehenden Kasten. Olsen (2000) merkt an, dass möglicherweise über den Hauptmetaboliten 7-hydroxy-Thujon einige vom Ethanol unabhängige pharmakologische cerebrale Wirkungen ausgehen.

      Warum sollte aber eine Droge, die krampferregend und toxisch ist, begehrenswerte Eigenschaften haben, wie sie sich in den Beschreibungen über den Absinth finden?

      Die angebliche, halluzinogene Wirkung der früheren Absinth-Produkte mit hohem Thujon-Gehalt wurde zeitweise auf die chemische Strukturähnlichkeit zwischen Thujon und Tetra-hydrocannabiol, dem Wirkstoff des Marihuana zurückgeführt. Thujon, der Hauptbestandteil des Wermutöls zeigt chemisch tatsächlich eine gewisse Struktur-ähnlichkeit mit Tetrahydrocannabiol, dem Hauptwirkstoff des Marihuanas. Del-Castillo et al. vermuteteten daher in einem Letter an Nature (1976) für beide Substanzen einen gemeinsamen Angriffspunkt (Rezeptor) im zentralen Nervensystem. In weiter Übereinstimmung mit diesen Autoren fanden Rice und Wilson, dass Thujon antinoceptive Eigenschaften habe und dass (-)-Thujone 10fach stärkere Wirkung habe als das (+)-Thujone-Isomer. Auch sie vermuteten einen spezifischen Rezeptor. Nach der Entdeckung des CB1-Cannabinoid-Rezeptors konnten diese Thesen überprüft werden. Cannabinoid-Anagonisten müssen Cannabinoide am Rezeptor verdrängen. Ähnliches gilt für den CB2-Rezeptor. Meschler und Howlett führten dies 1999 im Ratten-Experiment durch. In der Tat bestätigten sie einen Einfluss auf die Cannabinoid-Rezeptoren, allerdings nur in sehr hohen Dosierungen. Solche Dosierungen - einmal ganz abgesehen von der möglichen Speicherung hoher Konzentrationen im Fettgewebe (wg. hoher Lipoidlöslichkeit) und von möglichen first-pass-Effekten (schneller Abbau) in der Leber - dürften solche Blut-Thujon-Konzentrationen nur bei massiver Vergiftung auftreten. Beim Absinth-Trinker dürfte nach diesen Ergebnissen die Aktivierung von Cannabinoid-Rezeptoren keine Rolle spielen. Das Verhalten der Tiere zeigte im Experiment im Übrigen keine cannabinoid-relevanten Veränderungen wie Schmerzdämpfung und Hypomobilität (Meschler und Howlett, 1999).

      Im Gegensatz zu den Cannabinoiden wirkt Thujol ja wie Picrotoxin erregend. Eine solche Substanz könnte stimmungshebend und antidepressiv wirken (Olsen, 2000). Nach der Meinung des Autors könnten die angstauslösenden und möglicherweise aktivierenden Eigenschaften der GABA-Antagonisten den angstlösenden, sedativen aber auch amnestischen Effekten von Drogen wie Benzodiazepinen und Alkohol entgegenstehen.

      Es bestünde also die Möglichkeit, dass im Absinth eine gewisse Balance zwischen Wirkungen des Thujols und des Alkohols besteht, wobei einige Wirkungen abgeschwächt oder aufgehoben werden.

      Diese Theorie würde die angeblich einzigartige, da zu den übrigen Spirituosen unterschiedliche, Wirkung des Absinths zumindestens teilweise erklären.

      Vergessen, erst recht nicht bei den heute wieder erhältlichen Fabrikaten, darf man nicht den Alkoholgehalt.

      Sicherlich nicht zu Unrecht weisen eine Reihe von Untersuchern auf das Verhältnis zwischen Ethanolgehalt und Gehalt an Thujon hin. Bei einem so hohen Ethanolgehalt wird die Aufnahme von Thujon automatisch limitiert. Dann wäre wieder die Ethanolwirkung zu favorisieren. Thujon müsste bereits in ungewöhnlich geringer Dosierung Wirkungen entfalten bzw. müsste in höherer Konzentration im Getränk enthalten sein.

      B. Max bemerkte zu diesem Diskussionspunkt: "Die Destillierung von Wermutkraut ergibt eine Ernte von 0,27 bis 0,40 Prozent des dunkelgrünen Öls. Die typischen Absinth-Rezepte verwenden etwa 2,5 kg der Pflanze pro 100 Litern erstrebtem Absinth. Wenn man dies auf einen Drink umrechnet, würden sich 4,4 mg Wermutöl bzw. maximal 2 mg Thujon ergeben. Das liegt unter dem Level, wo akute pharma-kologische Wirkungen beobachtet werden." Der letzte Satz kann aus toxikologischer Sicht so allgemein nicht bestätigt werden. Pinto-Scognamiglio berichtete, dass eine chronische Thujon-Belastung von 10 mg pro kg Körpergewicht bei der Ratte keine Verhaltensänderung bewirke. Das mag zwar richtig sein, aber zum heutigen Zeitpunkt sollte man den Ausführungen von Max folgen, der die Publikationen (bis 1990) über Thujon als zweitklassig und fern jedem realen Experiment bezeichnete.

      Schließlich - um auf das obige Rechenbeispiel zurückzukommen - verbleibt ja auch die Möglichkeit, reines Wermutöl beizumengen.

      Betrachtet man die früheren Beschreibungen des Absinthismus, so ergeben sich große Übereinstimmungen mit den Symptomen des Alkoholismus. Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Muskelzittern, Läh-mungen und Krämpfe gibt es auch dort. Man denke einmal an die Ausfallserscheinungen bei Alkoholdelirium, Morbus Korsakow und ähnlichen ethanolbedingten Erkran-kungen.

      Es kann beim heutigen Wissenstand nicht ausgeschlossen werden, dass die beschriebenen Absinthwirkungen, größtenteils auf Kasusistiken beruhend, in Wirklichkeit hauptsächlich ethanolbedingt waren. Ferner ist auch die Verwendung minderwertigen Alkohols zu bedenken, mit der dann auch leicht Symptome wie Sehstörungen und Erblindung erklärt werden könnten. Das Gegenteil ist natürlich ebenfalls nicht bewiesen, ganz zu schweigen davon, dass bei mancher Absinth-Herstellung auch noch andere Pflanzen mit nachgewiesenem psychedelischer Wirkung zum Einsatz gekommen sein können. In der vorliegenden Literatur findet sich beispielsweise der Hinweis auf Calamus.

      Vogt und Montagne (1982) stellten die in der Literatur beschriebenen Symptome bei chronischer Absinth-Aufnahme zusammen (Siehe Kasten, Seite 85).

      Zum Abschluss sei für den interessierten Leser kurz vermerkt, dass Thujon, also der propagierte Wirkstoff des Absinths, sich auch in einer Reihe von anderen Pflanzen nachweisen läßt: beispielsweise in Tanacetum vulgare, Salvia officinalis, Thujy occidentalis und der weissen Zeder.

      Die Herstellung
      Wie schon in SeroNews II/2001 berichtet, bestehen bei Eigenherstellung von Spirituosen und Schwarzbrand große Unterschiede. Dies gilt gleichermaßen für den Absinth. Wir sehen daher keine Veranlassung, die zahlreichen, im InterNet und der Literatur beschriebenen Geheimrezepte hier anzuführen. Andererseits handelt es sich bei den Rezepten der offiziellen Hersteller um wirkliche Geheimnisse. Simonetti beschrieb allerdings das angebliche Originalrezept von Henry-Louis Pernod, welches wir dem Leser nicht vorenthalten wollen. Nach diesem Rezept wurden eine ganze Reihe von Kräutern verwandt. Die Maszeration dieser Pflanzen erfolgte zusammen mit Wermutkraut. Dann wurde Wasser hinzugefügt und die Mixtur destilliert. Danach wurde Alkohol bis zu einer Konzentration von 75 Volumenprozent hinzugefügt. Der Autor beschreibt, dass andere Hersteller, um die smaragdgrüne Farbe des Absinths zu verstärken, auch Kupfersulfat, Indigo und grünes Anilin beigefügt hätten. Zur Verstärkung der Opaleszenz bei der späteren Verdünnung mit Wasser wäre manchmal Antimonchlorid zugegeben worden.

      Thujon in der Medizin
      Die chemische Struktur des Thujon wurde 1900 vom deutschen Chemiker Semmler publiziert. Arnold hat die in den wissenschaftlichen Schriften des frühen 19. Jahrhunderts beschriebenen Wirkungen zusammengefasst: ausgeprägte Erregung des vegetativen Nervensystems, Bewusstlosigkeit und Krämpfe; unwillkührliche Muskelkontraktionen, zuerst klonisch (Kontraktion und Erschlaffung in Abfolge), dann tonisch (Dauerkrampf). Schon recht früh wurde die nahezu identische Wirkung wie beim Kamper beschrieben. Beide Substanzen wurden denn auch als Epileptika genutzt, d.h. um Krämpfe künstlich zu erzeugen. So wundert es eigentlich nicht, dass beide Substanzen auch in die sog. Krampftherapie (z.B. bei Schizophrenie) Eingang fanden (Arnold, 1989).

      Da eine dem Wermutkraut verwandte Pflanze (Artemisia Annua) schon früher als Mittel gegen Malaria genutzt wurde, was im übrigen in den Siebzigern bestätigt wurde, entstand die Legende des Malaria-Heilmittels. Manch einer vermutete, dass die in Algerien kämpfenden franzö-sischen Soldaten um 1840 mit ihrem Wermutwein Malariapropylaxe betrieben hätten. Nach Arnold (1989) soll das Wermutkraut allerdings viel zu geringere Konzentrationen jener Substanz (Quinghaosu) beinhalten.

      Thujon zählt zur Stoffklasse der Terpene. Von diesen ist bekannt, dass sie porphyrogene Eigenschaften besitzen. Darunter ist eine Beeinflussung der Bildung des Blutfarbstoffes zu verstehen. Vorstufen, eben Pophyrine, sammeln sich insbesondere in der Leber an. Im Laborexperiment an Leberzellen von Hühnern konnten Bonkoyski et al. 1992 zeigen, dass die Gabe von Thujon zwar zu geringerer Akkumulation von Porphyrin, als bei anderen Terpenen beobachtet (z.B. Kampfer), führte, es jedoch zu einer Ansammlung von Kopro- und Protopophyrinen kam. Eine ganze Reihe von Drogen, beispielsweise Phenobarbital, Hydantoin, Carbamazepin oder Glutethimid zeigen ähnliche Phänomene.

      Wenn man es als richtig unterstellt, dass van Gogh an einer intermittierenden Porphyrie gelitten hat (Arnold und Loftus, 1991) könnten diese Befunde eine Erklärung liefern. Thujon und andere im Absinth enthaltene Terpene können gemeinsamen mit dem hohen Alkoholgehalt Cytochrom P450 und das Enzym ALA-Synthease aktivieren und letztlich einen Porphyrie-Anfall auslösen. Besonders gefährlich wäre dieser Effekt für Menschen mit angeborenen Enzymdefekten im blutbildenden System der Leber.

      Weisbord berichtete 1997 - immerhin im New England Journal of Medicine - über einen Fall, in dem ein Mann über das Internet bestelltes Wermutöl trank, im Glauben, es handele sich um Absinth. Bei diesem Patienten soll es zu einem akuten Nierenversagen auf Grund von Rhabdomyolyse (Auflösung von Muskulatur, Einschwemmung von Myoglobinen in die Nieren) gekommen sein. Nachweis von Thujol im Blut oder Urin sowie eine Erklärung für den zugrunde liegenden Mechanismus blieb der Autor allerdings schuldig.

      Die Werbung
      Auch die heutigen Hersteller verherrlichen den Absinth in ihrer Werbung als gleichermaßen berauschend, euphorisierend, anregend und stimulierend. Es entsteht der Verdacht, dass hier auch jüngere Kunden geworben werden sollen. Wer sich die Mühe macht, das Schlüsselwort Absinth in eine InterNet-Suchmaschine einzugeben, ist für die nächsten Stunden beschäftigt. Das Design der HomePages ist entsprechend mystifiziert. Erster "seriöser" deutscher Hersteller des einstigen Kultgetränkes der Interlektuellen ist eine Firma in Sachsen. Geworben wird natürlich auch hier mit der Geschichte. Der deutsche Hersteller wurde zitiert: "Der Mythos hat uns gereizt, es gibt eben kein alkoholisches Getränk, das einen solchen kulturhistorischen Hintergrund hat". Und wie bei Modegetränken so oft, es muss ein Trinkritual zelebriert werden: man benötigt einen durchlöcherten Absinth-Löffel, gibt darauf Zucker und flutet das Ganze über dem Absinth-Glas mit Wasser. Bei der tschechischen Variante wiederum wird der Zucker mit Absinth versetzt, flambiert und in karamelisiertem Zustand in den restlichen Absinth eingerührt. Das Merchandizing um die Spirituose läuft bereits.

      Das Fazit
      Bei kritischer Betrachtung der alten Literaturquellen bleibt der Verdacht, dass tatsächlich neben all den primär gesundheitsschädlichen Folgen des Absinth-Abusus gewisse halluzinogene Wirkungen nicht abgestritten werden können. Der Hauptwirkstoff Thujol hat krampferregende, cerebrale Wirkungen, wie auch das ebenfalls im Wermutöl enthaltene Phellandren.

      Sicherlich mögen viele der beschriebenen Symptome des Absinthismus durch den Alkoholabusus allein erklärt werden können. Aufgrund der neueren Untersuchungen über den zentralen Angriffspunkt des Thujols könnten sich aber bei simultaner Aufnahme von Ethanol und Thujol einige einander abschwächende Effekte ergeben. Hieraus könnte in der Tat ein von der reinen Ethanolintoxikation etwas abweichender Rauschzustand erreicht werden. Die Abbauprodukte des Thujols konnten im Tierversuch im Gehirn nachgewiesen werden. Welchem Abbauprodukt nun die hauptsächliche, zentrale Wirkung zukommt, ist letztendlich noch ungeklärt.

      Es wird immer wieder zitiert und in der Werbung auch angegeben, dass der Thujol-Anteil des wieder zulässigen Absinths 10 mg pro Liter Getränk nicht überschreiten darf.

      Hier sei noch einmal eine Rechnung erlaubt. Wenn sich ein 70 kg schwerer Mann normaler Statur innerhalb von 3 Stunden auf eine Blutalkoholkonzentration von 2,5 Promille hochtrinkt, so sind dafür nach realistischer Rechnung (10 Prozent Resorptionsdefizit und Abbau von 0,15 Promille pro Stunde) 284 ml eines 70-volumenprozentigen und 398 ml eines 50-volumenprozentigen Absinths notwendig. Diese aufgenommenen Mengen enthalten dann 3 bzw. 4 mg Thujol. Dies entspricht dann einer Aufnahme von 0,004 bzw. 0,006 mg/kg Körpergewicht. Unterstellt man die Untersuchungsergebnisse von Pinto als verallgemeinerbar, so liegt dieser stark betrunkene Mensch hinsichlich der Thujon-Belastung zwei Zehnerpotenzen darunter.

      Es erscheint kaum wahrscheinlich, dass in diesem Konzentrationsbereich bereits mit zentralen Wirkungen zu rechnen ist.

      Damit verbleibt natürlich die Frage, welchen Sinn es machen sollte, neben dem Ethanol eine weitere Droge, wenn auch in geringster Konzentration, aufzunehmen.

      An dieser Stelle muss aber auch auf eine Merkwürdigkeit hingewiesen werden. Für Bitter-Spirituosen liegt nach EG-Recht die erlaubte Konzentration bei 35 mg/kg Thujon. Unter die Begriffs-bestimmung Spirituosen werden alkoholische Flüssigkeiten subsummiert, "die zum menschlichen Verbrauch bestimmt sind und besondere organoleptische Eigenschaften haben, einen Mindestalkoholgehalt von 15 Vol. Prozent aufweisen und durch Destillation mit und ohne Zusatz von Aromastoffen oder Einmaischung von pflanzlichen Stoffen oder Zusatz von Aromastoffen...." (EWG Nr. 1576/89 vom 29.05.1989). Der Absinth wäre also auch hier als Likör zu subsummieren. In der Deutschen Aromen-verordnung von 1991 wurde der alte Begriff Bitter-Branntwein zwecks EU-Angleichung durch den Begriff Bitter-Spirituose ersetzt, es ergibt sich also diesselbe Situation.

      Warum man sich also am Grenzwert 10 mg/kg orientiert, bleibt unverständlich - gerade wenn man Art und Aura der Werbung betrachtet. Auch ein Thujon-Gehalt von 35 mg/kg wäre legal.

      Aber soll es so sein, bezogen auf die oben berechneten Fall würde vermutlich keine signifikante Änderung eintreten.

      Die angebliche Wiederzulassung im Jahr 1998 ist ganz offensichtlich auf ein falsches Zitat zurückzuführen, alle folgenden Autoren haben dort abgeschrieben. In der Schweiz dürfte der Absinth übrigens immer noch verboten sein (Siehe Kasten auf Seite 92).

      Von einer genüsslich zelebrierten "grünen Stunde" muss somit nicht generell abgeraten werden, sie sollte aber nicht täglich sein; zudem müssen die im obigen Rechenbeispiel beschriebenen 2,5 Promille ja auch nicht erreicht werden.

      Zu warnen ist natürlich vor der durchaus realisierbaren Möglichkeit, sich Wermutöl als Homöopathikum zu beschaffen und den alten Absinth in Eigenregie nachzukreieren.

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      Noch Fragen :confused: :D

      Viele Grüsse

      Mysti
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 23:29:54
      Beitrag Nr. 13 ()


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      Wer hat schon mal Absinth getrunken?