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    Was ist eigentlich noch gut an der deutschen Wirtschaft? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.01.03 21:56:04 von
    neuester Beitrag 19.01.03 23:27:13 von
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      schrieb am 19.01.03 21:56:04
      Beitrag Nr. 1 ()
      Was ist eigentlich noch gut an der deutschen Wirtschaft?

      von Dr. Martin W. Hüfner
      Chefvolkswirt

      09.01.2003

      Nach der Umfrage des Allensbacher Instituts war die Stimmung der Deutschen zum Jahreswechsel noch nie so schlecht wie in diesem Jahr (außer in der Ölkrise 1973). Entsprechend fallen die Presseartikel im In- und Ausland über die Bundesrepublik aus. Ein amerikanischer Journalist, der vor Weihnachten ebenfalls einen sehr kritischen Artikel über Deutschland geschrieben hatte, fragte mich dieser Tage: Gibt es eigentlich noch etwas Gutes an Deutschland und der deutschen Wirtschaft? Hier ein paar Punkte (sie sind zwar nicht neu, werden in der Diskussion aber manchmal übersehen):

      1. Die deutsche Wirtschaft ist nicht in einer Rezession oder Stagnation, sondern wächst immer noch. Im Verlauf der letzten Quartale stieg das deutsche Sozial-produkt mit einer Jahresrate von 1%. Das ist nicht viel, es ist aber kaum weniger als die gesamteuropäische Expansionsrate. Dass das deutsche Wachstum im Gesamtjahr niedriger ausfallen wird (0,3%), liegt allein an dem statistischen Unterhang, mit dem wir das Jahr begonnen haben.

      Wenn man von der Wachstumsrate der US-Wirtschaft die enormen expansiven Impulse von der Geld- und Fiskalpolitik (die es in Deutschland so nicht gegeben hat) abziehen würde – also wenn man nur die marktgetriebene Konjunktur betrachten würde -, würde man auf kaum bessere Raten als die deutsche kommen.

      2. Die deutsche Produktivität je Arbeitsstunde wächst erheblich stärker als die vieler anderer Industrieländer. Sie lag vor zehn Jahren bei 84% des amerikanischen Niveaus, inzwischen ist sie auf 97% gestiegen. Frankreich hat seine Position in dieser Zeit nur um 4 Punkte verbessern können, die Position Eurolands insgesamt hat sich um 4 Punkte verschlechtert. Was in Deutschland zurückgeblieben ist ist die Produktivität je Arbeitnehmer (wegen der sinkenden Zahl der gearbeiteten Stunden).

      3. Expansiv ist vor allem der deutsche Export. Er wächst derzeit mit einer Jahresrate von fast 20% real, wobei die Steigerungsraten sowohl in die wettbewerbsintensiven Märkte Westeuropas und der USA als auch in die Reformländer Mittel- und Osteuropas hoch sind. Das zeigt, dass die deutschen Exportunternehmen – und das ist gerade auch der Mittelstand – trotz aller Rigiditäten im Inland in der Lage sind, sich an die sich ändernden Bedingungen auf den Weltmärkten anzupassen und sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten.

      Wo die Konjunktur lahmt, ist die Inlandsnachfrage. Das ist eine alte Krankheit der deutschen Wirtschaft. Vor allem der private Konsum ist zu schwach.

      4. Deutschland ist im Hinblick auf den Export richtig positioniert. Es grenzt unmittelbar an die „neuen Tiger der Weltwirtschaft“ in Mittel- und Osteuropa und ist auch im stark wachsenden fernen Asiens nicht schlecht vertreten. Das zeigt, dass die Exporterfolge nachhaltig abgesichert sind.

      5. Deutschland ist in Sachen Technologie nach wie vor in Teilbereichen führend. Zum Beispiel in der Automobiltechnologie, wie sich gerade in diesen Tagen auf der Messe in Detroit wieder zeigt. Die derzeit schnellste schienengebundene Ver-kehrstechnologie stammt aus Deutschland.

      6. Die deutsche Leistungsbilanz, die in den neunziger Jahren stets defizitär war, schloss 2002 mit einem Überschuss von mehr als 50 Mrd €, der höchste Wert seit 1989. Das ist kein Zeichen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, auch wenn es gesamtwirtschaftlich gesehen nicht unbedingt etwas Positives ist, weil ein Teil der privaten Ersparnis im Inland keine Verwendung findet.

      Ohne die deutschen Überschüsse hätte Euroland heute keine ausgeglichene Leistungsbilanz, sondern einen Fehlbetrag in den laufenden Posten, was sicher eine Belastung für den Euro wäre.

      7. Die Preissteigerung in der Bundesrepublik ist mit 1,1% halb so groß wie die Rate in Europa. Ohne Deutschland hätte die Eurozone eine Inflationsrate von 2,6% - eine Rate, bei der die Europäische Zentralbank die Zinsen sicher noch nicht gesenkt hätte.

      Niedrige Preissteigerungsraten verbessern die Wettbewerbsposition auf den Märkten der Nachbarstaaten. Andererseits haben sie im Hinblick auf die gemeinsame Geldpolitik natürlich den Nachteil, dass sie der deutschen Wirtschaft höhere Realzinsen bescheren, was die Finanzierungs- und Kapitalkosten erhöht. Die deutschen Realzinsen liegen mit 1,6% derzeit spürbar über denen der gesamten Eurozone ohne Deutschland (0,1%).

      8. Bei der Steuerbelastung der Unternehmen liegt Deutschland keineswegs mehr an der Spitze der Industrieländer, sondern eher im unteren Mittelfeld.

      Was folgt daraus? Ist das alles nicht nur wie Pfeifen im Walde? Sicher auch.

      Weshalb ich es trotzdem sage, ist erstens, dass man die Situation in Deutschland nicht nur negativ sehen muss. Es ist für das Selbstbewusstsein gewiss nicht schlecht, sich dies in Erinnerung zu rufen.

      Darüber hinaus zeigen zweitens die Exporterfolge, dass die marktwirtschaftlichen Reflexe funktionieren. Die Wirtschaftspolitik kann darauf vertrauen, dass sich Reformen lohnen und dass richtig gesetzte Incentives zu Erfolg führen. Worum es vor allem geht, ist sicherzustellen, dass die Exportdynamik auf die Inlandsnachfrage überschwappt und dort einen Zündfunken auslöst. Dazu braucht man Steuer- und Abgabensenkungen, Deregulierung sowie die Verringerung von öffentlichen Ausgaben, um Platz für private Aktivitäten zu schaffen. Sparen zur Sanierung der öffentlichen Haushalte ist wichtig, reicht aber nicht, weil es per se die Inlandsnachfrage noch weiter verringert.
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 21:56:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      Was ist eigentlich noch gut an der deutschen Wirtschaft?

      von Dr. Martin W. Hüfner
      Chefvolkswirt

      09.01.2003

      Nach der Umfrage des Allensbacher Instituts war die Stimmung der Deutschen zum Jahreswechsel noch nie so schlecht wie in diesem Jahr (außer in der Ölkrise 1973). Entsprechend fallen die Presseartikel im In- und Ausland über die Bundesrepublik aus. Ein amerikanischer Journalist, der vor Weihnachten ebenfalls einen sehr kritischen Artikel über Deutschland geschrieben hatte, fragte mich dieser Tage: Gibt es eigentlich noch etwas Gutes an Deutschland und der deutschen Wirtschaft? Hier ein paar Punkte (sie sind zwar nicht neu, werden in der Diskussion aber manchmal übersehen):

      1. Die deutsche Wirtschaft ist nicht in einer Rezession oder Stagnation, sondern wächst immer noch. Im Verlauf der letzten Quartale stieg das deutsche Sozial-produkt mit einer Jahresrate von 1%. Das ist nicht viel, es ist aber kaum weniger als die gesamteuropäische Expansionsrate. Dass das deutsche Wachstum im Gesamtjahr niedriger ausfallen wird (0,3%), liegt allein an dem statistischen Unterhang, mit dem wir das Jahr begonnen haben.

      Wenn man von der Wachstumsrate der US-Wirtschaft die enormen expansiven Impulse von der Geld- und Fiskalpolitik (die es in Deutschland so nicht gegeben hat) abziehen würde – also wenn man nur die marktgetriebene Konjunktur betrachten würde -, würde man auf kaum bessere Raten als die deutsche kommen.

      2. Die deutsche Produktivität je Arbeitsstunde wächst erheblich stärker als die vieler anderer Industrieländer. Sie lag vor zehn Jahren bei 84% des amerikanischen Niveaus, inzwischen ist sie auf 97% gestiegen. Frankreich hat seine Position in dieser Zeit nur um 4 Punkte verbessern können, die Position Eurolands insgesamt hat sich um 4 Punkte verschlechtert. Was in Deutschland zurückgeblieben ist ist die Produktivität je Arbeitnehmer (wegen der sinkenden Zahl der gearbeiteten Stunden).

      3. Expansiv ist vor allem der deutsche Export. Er wächst derzeit mit einer Jahresrate von fast 20% real, wobei die Steigerungsraten sowohl in die wettbewerbsintensiven Märkte Westeuropas und der USA als auch in die Reformländer Mittel- und Osteuropas hoch sind. Das zeigt, dass die deutschen Exportunternehmen – und das ist gerade auch der Mittelstand – trotz aller Rigiditäten im Inland in der Lage sind, sich an die sich ändernden Bedingungen auf den Weltmärkten anzupassen und sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten.

      Wo die Konjunktur lahmt, ist die Inlandsnachfrage. Das ist eine alte Krankheit der deutschen Wirtschaft. Vor allem der private Konsum ist zu schwach.

      4. Deutschland ist im Hinblick auf den Export richtig positioniert. Es grenzt unmittelbar an die „neuen Tiger der Weltwirtschaft“ in Mittel- und Osteuropa und ist auch im stark wachsenden fernen Asiens nicht schlecht vertreten. Das zeigt, dass die Exporterfolge nachhaltig abgesichert sind.

      5. Deutschland ist in Sachen Technologie nach wie vor in Teilbereichen führend. Zum Beispiel in der Automobiltechnologie, wie sich gerade in diesen Tagen auf der Messe in Detroit wieder zeigt. Die derzeit schnellste schienengebundene Ver-kehrstechnologie stammt aus Deutschland.

      6. Die deutsche Leistungsbilanz, die in den neunziger Jahren stets defizitär war, schloss 2002 mit einem Überschuss von mehr als 50 Mrd €, der höchste Wert seit 1989. Das ist kein Zeichen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, auch wenn es gesamtwirtschaftlich gesehen nicht unbedingt etwas Positives ist, weil ein Teil der privaten Ersparnis im Inland keine Verwendung findet.

      Ohne die deutschen Überschüsse hätte Euroland heute keine ausgeglichene Leistungsbilanz, sondern einen Fehlbetrag in den laufenden Posten, was sicher eine Belastung für den Euro wäre.

      7. Die Preissteigerung in der Bundesrepublik ist mit 1,1% halb so groß wie die Rate in Europa. Ohne Deutschland hätte die Eurozone eine Inflationsrate von 2,6% - eine Rate, bei der die Europäische Zentralbank die Zinsen sicher noch nicht gesenkt hätte.

      Niedrige Preissteigerungsraten verbessern die Wettbewerbsposition auf den Märkten der Nachbarstaaten. Andererseits haben sie im Hinblick auf die gemeinsame Geldpolitik natürlich den Nachteil, dass sie der deutschen Wirtschaft höhere Realzinsen bescheren, was die Finanzierungs- und Kapitalkosten erhöht. Die deutschen Realzinsen liegen mit 1,6% derzeit spürbar über denen der gesamten Eurozone ohne Deutschland (0,1%).

      8. Bei der Steuerbelastung der Unternehmen liegt Deutschland keineswegs mehr an der Spitze der Industrieländer, sondern eher im unteren Mittelfeld.

      Was folgt daraus? Ist das alles nicht nur wie Pfeifen im Walde? Sicher auch.

      Weshalb ich es trotzdem sage, ist erstens, dass man die Situation in Deutschland nicht nur negativ sehen muss. Es ist für das Selbstbewusstsein gewiss nicht schlecht, sich dies in Erinnerung zu rufen.

      Darüber hinaus zeigen zweitens die Exporterfolge, dass die marktwirtschaftlichen Reflexe funktionieren. Die Wirtschaftspolitik kann darauf vertrauen, dass sich Reformen lohnen und dass richtig gesetzte Incentives zu Erfolg führen. Worum es vor allem geht, ist sicherzustellen, dass die Exportdynamik auf die Inlandsnachfrage überschwappt und dort einen Zündfunken auslöst. Dazu braucht man Steuer- und Abgabensenkungen, Deregulierung sowie die Verringerung von öffentlichen Ausgaben, um Platz für private Aktivitäten zu schaffen. Sparen zur Sanierung der öffentlichen Haushalte ist wichtig, reicht aber nicht, weil es per se die Inlandsnachfrage noch weiter verringert.
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 22:20:06
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ganz einfach:

      NICHTS MEHR !!!!!!:D :D :D :D :D :D

      Um es mal negativ auszudrücken:

      In keinem anderen Land Europas wurde in den letzten 10 Jahren soviel Kaufkraft vernichtet wie in Deutschland.

      durch:

      Steuererhöhungen
      Abgaben- und Gebührenerhöhungen
      Lohndumping
      Preiserhöhungen

      Und weiterhin laufen immer noch unqualifizierte Volks- und Betriebswirtschaftler herum, die gebetsmühlenhaft an die Opferbereitschaft des deutschen Arbeitnehmers appelieren, um zu noch mehr Verzicht auf Lohn- und Einkommenszuwächse aufzurufen.

      Daran krankt u.a. dieses Land.

      Ich fordere
      Weg mit der 3%-Regel. Steuerentlastungen i.H.v. 100 Mrd € für den Mittelstand und unteren Einkommensgruppen müßen beschlossen werden.
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 22:22:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ihre Vergangenheit!
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 22:28:29
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ein Beispiel:


      Im Arbeitsamtsbezirk, in dem mein Sohn lebt, sucht man 10 Leute für ein "Callcenter" in Irland. Als Stundenlohn werden €17 angeboten. Fazu soll es eine Firmenwohnung geben und bezahlte Heimflüge nach Deutschland. In Deutschland kriegen wir 4,5mil Leute nicht unter und die Iren suchen wie verrückt zu guten Konditionen.


      Reicht das als Antwort?


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      Avatar
      schrieb am 19.01.03 22:49:57
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der wahre Unterschied zwischen Amerika und Deutschland ist ...

      die Amis reden nicht alles schlecht und sehen die Dinge positiv, die Deutschen reden alles mies und sehen in allem etwas Negatives. Getreu nach den Gestzen der realen Existenz ruft negatives denken auch negative Ereignisse herbei. So gibt sich ein noch schlimmeres Bild von allem und die negative Einstellung wird verstärkt. "Siehste, ich habs doch gewusst" ist unerlässlich die darauf folgende Aussage und alles weitere handeln wird in noch mehr negative Energie umgesetzt.

      Man sollte allen Deutschen den Arsch versohlen, ihnen vor Augen halten, dass sie nicht Hunger leiden müssen, ein warmes Zuhause haben und absolut keinen Grund nur zu meckern.

      "Wohlstand ist die Zwischenstufe zwischen Armut und Unzufriedenheit."

      So long
      Avatar
      schrieb am 19.01.03 23:27:13
      Beitrag Nr. 7 ()
      #6,

      die Quadratur der Unzufriedenheit hat ein Kürzel, und das lautet "SPD"


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