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    Irak: Einige Fakten ! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.03.03 18:06:03 von
    neuester Beitrag 31.03.03 22:23:23 von
    Beiträge: 46
    ID: 705.420
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      Avatar
      schrieb am 08.03.03 18:06:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Einwohner: 23,6 Millionen (davon 47 Prozent unter 15 Jahren)

      Ethnien: 75 Prozent der Bevölkerung sind Araber, 20 Prozent Kurden (diese leben im Norden des Landes), fünf Prozent sind Assyrer, Turkmenen und andere

      Religion: Zwei Drittel der 95 Prozent Muslime sind Schiiten (vor allem im Süden), ein Drittel Sunniten (im Zentrum). Drei Prozent der Iraker sind Christen und andere

      Lebenserwartung: 60,7 Jahre

      Ärzte pro 100 000 Einwohner: 55 (in Deutschland 154)

      Krankenhaus-Betten pro 1000 Einwohner: 1,5 (Deutschland: knapp 7)

      Säuglingssterblichkeit: 107 auf 1000 Lebendgeburten (das ist eine der höchsten Raten der Welt, Deutschland: 4,4, Syrien: 24)

      Mortalität bei Kindern unter fünf Jahren: etwa 100 von 1000 Lebendgeburten

      Der Kalli
      Avatar
      schrieb am 08.03.03 20:13:52
      Beitrag Nr. 2 ()
      oh gott,

      also stealth - bomber in zig-tausend meter höhe werfen ihre bomben -unsichtbar, bei nacht...

      natürlich treffen die bomben nur die bösen, denn die bomben sind so intelligent wie bush -u. beide wollen natürlich nur eines: die endgültige befreiung! :mad:

      und für die überlebenden gibts dann cola u. kaugummi, u. wer so was wie ein führerschein hat, darf anschließend sogar das "amerikanische öl" ausfahren

      dass dieser krieg als angriff auf die arabische welt an sich von den jeweiligen bevölkerungen gedeutetet wird, ist bush natürlich völlig unverständlich.

      die höchstgerüstete armee der welt führt ohne legitimation einen hightech-krieg gegen minderjährige. :mad:

      ok, ich höre schon einen aufschrei der bushisten,aber saddam hat doch...

      meine meinung:
      saddam ist ein killer u. hat massaker verübt,...am besten wärs, er wäre tot.
      ja, richtig.

      jedoch: wird nicht saddam umkommen, er wird sich längst aus dem staub gemacht haben, u. zb. in einem der ein-schussicheren bunkersysteme mit seinen getreuen sitzen u. es sich weiterhin gut gehen lassen, während tausende unschuldige, elend draussen verrecken.

      und die us- streitkräfte werden zum fotoshooting auf den schlachtfeldern laden.

      mir ist übel: 47 % der irakischen bevölkerung unter 15 jahren !

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 08.03.03 20:20:06
      Beitrag Nr. 3 ()
      zu meinen behaupteten bunkersystemen im irak:

      die gibt es ,das ist fakt!

      vor wenigen tagen wurde der technische leiter interviewt, der dies dann auch klar bestätigte u. versicherte, dass diese durch keine bombe der jetzigen waffengeneration -durch bombenabwurf -also von aussen geknackt werden kann.

      ohne nachschub von aussen, können die insassen ein knappes
      jahr ohne probleme gut überleben !

      also keine primitiven osama höhlen wie in afghanistan !
      Avatar
      schrieb am 08.03.03 21:03:18
      Beitrag Nr. 4 ()
      @rightnow
      Hast Du schon mal an das Giftgas gedacht, welches bei der Erstürmung Bagdads mit großer Wahrscheinlichkeit zum Einsatz kommen wird? Und dann?



      Huhn der Angst
      Die US-Army will im Irak Geflügel als Gasmelder einsetzen


      Die amerikanischen Truppen halten in Kuwait für alle Fälle Hühner in Käfigen bereit. Auf Nachfrage von Tierschützern hieße es, diese seien für die Teller der Soldaten bestimmt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Test-Geflügel zum Zwecke der Verteidigung, „Poultry Chemical Confirmation Devices“, wie man bei der Armee sagt. Die Hühner sollen als lebende Alarmanlagen dienen, wenn der Rauch brennender Ölquellen die Luft so sehr verunreinigt, dass die technischen Warn- und Analysegeräte zur Ermittlung chemischer Kampfstoffe beeinträchtigt sind oder ausfallen. Das Verenden der Hühner bei nur geringem Giftgasgehalt der Luft würde den Soldaten anzeigen, dass es Zeit ist, die Gasmasken aufzusetzen und weitere Schutzmaßnahmen zu treffen.
      Die Idee, Hühner zu verwenden, geht auf den Marineoffizier Jeambert zurück, der sich im Time Magazine daran erinnert, schon während des ersten Golfkriegs fünf der Tiere gekauft zu haben, um sie als Detektoren einzusetzen. Diesmal hat er bei Kuwaitischen Lieferanten gleich 250 geordert und einen Stall für sie bauen lassen. „Meine Männer“, sagt er, „machen schon Witze, dass wir ihnen demnächst Tapferkeitsorden verleihen müssen.“ Von der „chicken defense“, der Hühner-Verteidigung, ist die Rede.
      Doch sind die Hühner alles andere als ein Witz. Sie gehören zur Lowtech-Ausrüstung in einem möglichen Hightech-Krieg und veranschaulichen die eigentliche Paradoxie der modernen Kriegstechnik. Denn natürlich ist der Einsatz von Tieren keine Erfindung des US-Offiziers Jeambert: Käfige mit Kanarienvögeln und Mäusen hingen schon in den Schützengräben des Ersten Welt kriegs – eine hilflose Geste angesichts der erstmals zum Einsatz kommenden chemischen Kampfstoffe und ein untrügliches Warnzeichen zugleich.

      Nichtwahrnehmbares wahrzunehmen wurde mit dem Gaskrieg von 1915 an als neues Gebot über alle Beteiligten verhängt. Das zunächst abgeblasene Chlorgas war durch seine gelbgrünliche Färbung noch weithin sichtbar und, wie Phosgen oder Blausäure, auch zu riechen. Bei den Alliierten glaubte man deshalb, einen „Gaserkundungsdienst“ einrichten zu müssen, für den sich Männer „mit besonders entwickelten Geruchsnerven“ qualifizieren konnten. Doch kamen die „Gasspürer“ nicht weit. Nicht nur, weil der von Fritz Haber und dem Gasartilleristen Georg Bruchmüller entwickelte kombinierte Gasbeschuss – das „Buntkreuzschießen“ – jede subjektive Erkennung unmöglich machte, sondern weil sie sehr schnell daran zugrunde gingen.
      Es ist von jeher das erklärte Ziel chemischer Kriegsführung gewesen, eine tödliche Gefahr zu schaffen, die die sinnliche Wahrnehmung unterläuft. Das in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1917 von deutscher Seite verwendete „Senfgas“, das durch Verunreinigungen bei der Fabrikation einen meerrettich- oder senfartigen Geruch aufwies, in Reinform aber geruchlos war, wurde in diesem Sinn als „Königin der Kampfstoffe“ gepriesen. Wo die subjektive Wahrnehmung als Alarmsystem ausfiel, mussten objektive Erkennungsmethoden entwickelt werden, „Gaswahrnehmungsapparate“, die man mit einer Glühbirne oder Klingel im Graben verband. Sie waren die Vorgänger-Apparaturen jener hoch technisierten Spürpanzer wie dem „Fuchs“, mit dem heute sesshafte Substanzen aufgenommen und mit einem Massenspektrometer analysiert werden können. Aus den Experimenten im Feld sind mobile Laboratorien geworden.
      Allerdings orientierte sich die Entwicklung der neuen Spürpanzer vor allem an den Bedingungen des Kalten Kriegs. Und obgleich die Forschung in den letzten Jahrzehnten vorangetrieben wurde, ist sie doch nicht so weit, dass „Störfaktoren“ wie brennende Ölquellen in der Golfregion die Spürausstattung bei ungünstigen Windbedingungen oder einer zu großen Nähe des Feuers nicht beeinträchtigten. Die subjektiven und objektiven Erkennungsmethoden würden hier gleichermaßen versagen.
      Und so fällt man fast ein Jahrhundert zurück: Die „Chicken defense“ ist eine Kapitulation vor einer selbst geschaffenen Waffe, die keine andere Abwehr als die konsequente Isolation des menschlichen Körpers kennt. Man müsste Gasmasken und Schutzanzüge als präventive Bekleidung für Militär und Zivilbevölkerung verordnen. Doch wären Bewegungsfreiheit und Wahrnehmung dann so eingeschränkt, dass der Schutz selbst zum Handikap wird.

      JULIA ENCKE / SZ
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 21:58:28
      Beitrag Nr. 5 ()
      Weiß wer eine Antwort auf meine Frage? :)


      Warum wurde Bagdad 1991 nicht eingenommen?

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      Avatar
      schrieb am 09.03.03 22:25:37
      Beitrag Nr. 6 ()
      #1

      Wo hast du die Daten her? Das CIA World factbook hat ganz andere, jedenfalls was die Bevölkerung angeht. http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/iz.html#Pe…

      #5

      Erstens gab es dafür kein UNO-Mandat und zweitens war sich die amerikanische Regierung nicht darüber im klaren, ob ein Irak ohne Saddam besser gewesen wäre.
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 22:29:53
      Beitrag Nr. 7 ()
      Vielleicht macht das müde Hirne munter:



      Brennende Ölquellen sind die letzte Waffe am Persischen Golf
      Kuwait hat zehn Geheimpläne zum Schutz seiner Förderanlagen entwickelt. Das US-Verteidigungsministerium befürchtet, dass der Irak seine Ressourcen des schwarzen Goldes selbst anzündet

      von Christiane Buck / WamS

      Kuwait - Wie eine überdimensionierte ausgebeulte Blechdose sieht der Öltank aus, der in der kuwaitischen Wüste vor sich hin rostet. Er ist ein jämmerliches Überbleibsel einer der 700 Ölquellen, die Saddam Husseins Ingenieure im zweiten Golfkrieg anzündeten. Eine solche Katastrophe ist jederzeit wieder möglich.
      Aber nicht nur in Kuwait. Auch im Irak selbst könnten die Ölquellen bald brennen. Das befürchtet das US-Verteidigungsministerium und hat deswegen Ölfeuerwehr-Firmen in Alarmbereitschaft versetzt. Der stellvertretende irakische Ölminister, Hussein El Hadithi, bestritt zwar am Freitag, dass der Irak seine eigenen Quellen anzünden könnte. Als ob die Amerikaner dies vorhätten, ergänzte er: „Wir haben alle Vorbereitungen getroffen, um eine bewaffnete Verteidigung unserer Ölindustrie zu gewährleisten." Nicht ausgeschlossen, dass dabei doch Förderanlagen in die Luft gehen. Mehr als 100 Meter hohe Feuerfontänen würden dann aus den riesigen unterirdischen Lagerstätten in die Luft schießen. Größer und kräftiger als im Jahr 1991 in Kuwait.
      Dort sind die Vorbereitungen schon lange abgeschlossen: „Wir haben Vorsorge getroffen und sind auf das Schlimmste vorbereitet", sagt der Vize-Chef der mächtigen staatlichen Kuwait Oil Company, Farouk Al-Zanki. Sein Büro mit Blick auf grüne Wiesen und eine Palmen-Allee hat er in einer Oase mitten in der Wüste. Rund eine halbe Autostunde von Kuwait liegt das Zentrum der Erdölindustrie, die Ahmadi-Siedlung. Dort führen 40.000 Arbeiter mit ihren Familien ein modernes Beduinen-Leben in klimatisierten Häuschen. Aber außer Sand, Steinen und Kamelen sowie kargen Kinderspielplätzen hat der Ort wenig zu bieten.
      Früher kamen Touristen vorbei, um sich in der Ausstellung den Prozess der Ölförderung bis hin zum Laden der Frachtschiffe erklären zu lassen. Jetzt geben sich dort Kriegsreporter die Klinke in die Hand. Alle interessiert offenbar nur ein besonders dunkler Raum der Ausstellung: Die brennenden Ölfelder aus dem Jahr 1991. 700 Quellen brannten damals. Es dauerte neun Monate bis der letzte Brand gelöscht war. Eine Milliarde Barrel Öl hatten sich bis dahin in schwarzen Rauch verwandelt. 400 Ölseen wurden geboren und brannten sich 1,5 Meter in die Erde ein. Wie eine poröse dunkle Salzkruste sieht diese Sand-Stein-Öl-Schicht über 22 Quadratkilometer Wüstensand aus.
      Das Emirat produziert derzeit täglich zwei Millionen Barrel Öl. Das sind zehn Prozent der OPEC-Produktion und 2,7 Prozent des weltweiten Angebots. Für den drohenden Krieg hat die Regierung zehn Gefährdungsszenarien zum Schutz der Förder-Anlagen, Raffinerien und Chemie-Anlagen entwickelt - streng geheim natürlich. Auch die Armee hat ihre Sicherheitsvorkehrungen rund um Erdölanlagen verschärft, um sie gegen Terrorattacken zu schützen. Durchgesickert sind allerdings Pläne, die Ölreserven in riesigen Tankschiffen auf dem Persischen Golf zu halten. Damit könnte im Falle der Zerstörung von Raffinerien weiter ausgeliefert werden. Diese Tanker sollen von den Kriegsschiffen der Alliierten vor Terrorangriffen wie dem auf den französischen Tanker Limburg im vorigen Jahr geschützt werden.
      Während die Politik sich um diplomatische Antworten bemüht, wird vor Ort Klartext gesprochen. „Die Quellen kann man nicht schützen", meint Schichtleiter Fahad Rohman Aqaton beim Sammelzentrum 19, in dem rund 60 Ölquellen zusammenlaufen. „Die einzige Möglichkeit wäre, die Ölhähne völlig abzudrehen", sagt er und zeigt auf einen roten Knopf. Damit ist aber höchstens eine Eindämmung der Zerstörung zu erreichen. Als erste Sicherheitsmaßnahme hat Kuwait im Norden des Landes die Förderung aus zwei kleinen Ölfeldern gestoppt. Dieses Gebiet gilt als Aufmarschgebiet der US-Armee und ist seit dem 15. Februar militärische Sperrzone. Von hier aus würden die über 100.000 alliierten Streitkräfte den Irak angreifen.
      Wie die meisten Kuwaitis glaubt auch Al-Zanki nicht, dass ein Krieg noch zu stoppen ist. Die Regierung hat zwei Millionen Gasmasken verteilt. Die in der Wüste mit Öl und Gas hantieren, haben längst einen solchen Schutz vorrätig. Ordentlich an der Garderobe hängen Schutzanzug und Maske im Sammelzentrum 19. „Eine davon ist für Saddam, wenn er uns besuchen kommt," scherzt Aqaton. Sein Goldzahn blitzt. Seine Kollegen lachen. Noch ist Zeit für Humor.
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 22:38:02
      Beitrag Nr. 8 ()
      #6
      Danke

      Die erste Frage, die sich auf #4 bezog ist noch offen.
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 22:46:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      #4,
      ich bezweifle, dass SH einsatzfähige B- und C-Waffen in nennenswerter Menge hat. Bush weiss das vermutlich auch, sonst würde er das Risiko eines Irakkriegs kaum eingehen, schliesslich will er wiedergewählt werden. Sollten hunderte oder gar tausende von GIs durch diese Waffen umkommen, könnte er sich statt für eine neue Präsidentschaftskandidatur als Hundefänger in New York bewerben. Er hätte dann auch da wahrscheinlich nur eine Mini-Chance den Job zu bekommen.
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 23:02:15
      Beitrag Nr. 10 ()
      #4
      Das wünsche ich dem irakischen Volk und auch dem Rest der Welt.
      Wenn Du magst: In Thread: ALLERHÖCHSTE GEFAHR FÜR DIE VEREINIGTEN STAATEN!!!! habe ich Bush`s missliche Lage blitzsauber "erklären lassen". Lies den Thread bitte von hinten.
      Von vorn gibts nur unheimlich viel ernsten Quatsch. :D
      Avatar
      schrieb am 09.03.03 23:05:51
      Beitrag Nr. 11 ()
      Korrektur
      #4+5 = @machaeberle
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 08:06:56
      Beitrag Nr. 12 ()
      US-Regierung fahndet bereits nach Investoren für die Nach-Saddam-Ära
      Der Krieg gegen den Irak hat noch nicht begonnen, da treffen die USA schon Vorbereitungen für die Zeit danach.


      Wie das Wall Street Journal schreibt, hat die Regierung Projekte in Höhe von 900 Mio. Dollar ausgeschrieben. Eine der fünf angesprochenen Firmen sei der Ölindustrie-Zulieferer Halliburton, bei dem der heutige Vize-Präsident Dick Cheney bis zum Jahr 2000 Chief Executive Officer war. Bei dem Programm handle es sich um den größten Aufbauplan seit dem Zweiten Weltkrieg. Noch sei allerdings nicht geklärt, wie die Projekte finanziert werden sollen. Die Ausschreibung zeigt, wo die USA den größten Schaden erwarten: In der Infrastruktur und der Energieversorgung. Neben der zu Halliburton gehörenden Firma Kellogg Brown & Root seien die Bauunternehmen Bechtel Group, Fluor Corp., Louis Berger Group und Parsons um Abgabe von Angeboten gebeten worden. . usa / Welt
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 17:33:48
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 17:59:43
      Beitrag Nr. 14 ()
      @Nr.6

      Die daten stammen aus der Ärztezeitung-online:
      http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/03/06/043a1401.asp

      Siehe auch:
      http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/03/06/043a15.asp

      Der Kalli
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 08:29:02
      Beitrag Nr. 15 ()
      Aussicht auf US-Alleingang lässt Spendierfreude der EU schwinden
      Bei Irak-Krieg ohne UN-Mandat sieht Außenkommissar Patten wenig Bereitschaft von Europäern, für Wiederaufbau zu zahlen
      Im Streit über einen Krieg gegen Irak steckt die Europäische Union nicht nur politisch in der Klemme, weil einige Mitgliedsländer sich auf die Seite der USA geschlagen haben. Schwierig wird für die EU auch die humanitäre Hilfe während und die Aufbauhilfe nach einem Waffengang, wenn der ohne ausdrückliches Plazet der Vereinten Nationen geführt wird.

      Von Martin Winter (Brüssel)

      Kalkulationen in Washington, dass die Europäer den Wiederaufbau eines wesentlich unter US-amerikanischer Verwaltung stehenden Irak finanzieren, könnten auf Sand gebaut sein. EU-Außenkommissar Chris Patten ließ in einer Rede am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament und in einem Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit keinen Zweifel daran, dass der EU Hilfszusagen schwer fallen könnten, wenn der Krieg ohne Erlaubnis der UN begonnen wird. "Es wäre viel einfacher, die EU zur Großzügigkeit zu bewegen, wenn es keinen Streit über die Rechtmäßigkeit der militärischen Aktion gäbe", sagte Patten den Abgeordneten. Art und Umfang der europäischen Hilfe würden durch weitere Faktoren beeinflusst: davon, welche politische Ordnung in Irak etabliert werden soll und wer den Wiederaufbauprozess in der Hand hat.
      Kaum verklausuliert wies Patten in der Zeit darauf hin, dass ein Fortdauern der politischen Spaltung in der EU und ein US-Alleingang schwere Hindernisse bei der Genehmigung von zusätzlichen Mitteln durch die Mitgliedstaaten sein könnten. Er erinnerte daran, dass "ein Viertel unseres EU-Budgets von einem Mitgliedsland (kommt), das eine ehrenwerte, eindeutige Überzeugung hat". Diese Anspielung auf Deutschland kommt nicht von ungefähr: Angesichts der schon heute in einem zweistelligen Milliardenbereich angesiedelten Kosten von Flüchtlingsbetreuung, Wiederaufbau und Beseitigung von Kriegsschäden müsste die EU Sondermittel jenseits der jetzigen Haushaltslinien locker machen. Das jedoch geht nur, wenn der größte Nettozahler dazu auch bereit ist. Im gegenwärtigen EU-Haushalt finden sich nur bescheidene 15 Millionen Euro, die für humanitäre Hilfe in Irak kurzfristig eingesetzt werden könnten.
      Selbst bei fortdauernder Ablehnung des Irak-Krieges durch einige EU-Länder glaubt Patten, dass diese Widerstände, die auch in der Nachkriegszeit Wirkung haben könnten, dadurch abgemildert werden könnten, dass die Verantwortung für den Wiederaufbau Iraks in den Händen der UN liegt. Große Hoffnungen, dass die USA Irak nach dem letzten Schuss sofort in die Obhut der UN geben, macht sich in Brüssel allerdings kaum jemand. Nach der Ankündigung Washingtons, die Koordination der Hilfsorganisationen und der zivilen Verwaltung einem pensionierten US-General zu übertragen, gibt es nun weitere Hinweise auf einen US-Alleingang nach dem Krieg: Wie die Financial Times am Mittwoch berichtete, fordert Washington bereits gezielt bestimmte US-Firmen zu Angeboten für den Wiederaufbau von Brücken, Energieversorgung, Häusern und vor allem für die Instandsetzung der Ölfelder auf. Ausländische Unternehmen sind von der Ausschreibung ausgeschlossen.




      Bagdad steckt voller Brandbomben
      Die Bevölkerung baut Bunker und hortet Benzin - Bei Luftangriffen könnte die ganze Stadt brennen

      von Boris Kalnoky

      Bagdad - Überall in Bagdad rollen Benzinfässer durch die Straßen. Auf Kleinlastern, in offenen Kofferräumen klappriger Pkws und in den Armenvierteln auch auf Eselskarren. Das Volk hortet Benzin, denn wenn der Krieg kommt, wird es keines mehr geben. Selbst wer arm ist - und das sind die meisten - kann es sich leisten: Der Liter Normal kostet 200 Dinar. Das ist so wenig, dass man es nicht bezahlen kann, der kleinste und eigentlich auch einzige Geldschein ist der 250-Dinar-Schein. Ein Euro sind 2750 Dinar, reicht also für fast 14 Liter.
      Wie wohl jeder Familienvater in der Stadt hatte auch Kamal Alexander Mansur Vorsorge getroffen. In einem Zimmer seines komfortablen Hauses in Saidiya Elam, einem Viertel der Mittelklasse, stellte er fünf Fässer ab. Mansur wäre im Falle eines Krieges auf Mobilität angewiesen gewesen, um sein Geschäft zu schützen. Er besaß in der Innenstadt eine Bäckerei und fürchtete, dass sie zerstört oder geplündert werden könnte. Außerdem wollte er sich die Möglichkeit wahren, aus Bagdad zu fliehen. Mansur war verheiratet, drei Kinder; sein 22-jähriger Sohn Milad studierte an der Bagdader Uni, die Töchter Sarah und Rita waren erst acht und sieben Jahre alt. Falls die Namen wenig arabisch erscheinen: Die Mansurs waren Christen.
      Die Benzinfässer wurden geliefert und mühevoll ins Haus gerollt. Sie explodierten noch am selben Abend.
      "Ich glaube nicht, dass sie sehr gelitten haben", hofft Abdul Kader, ein Nachbar. "Sie müssen sofort tot gewesen sein. Es gab einen furchtbaren Knall, und als wir hinauseilten, brannte das ganze Haus lichterloh, die Flammen quollen aus allen Fenstern. Ich habe niemanden drinnen schreien gehört."
      Das war vor sechs Tagen. Von dem Haus ist nur eine restlos ausgebrannte Ruine geblieben. An der Gartenmauer hängt ein schwarzes Tuch, darauf ein Kreuz und die Namen der Toten. Abdul Kader, der Nachbar, ist seither nachdenklich geworden. "Hier haben alle Benzin im Haus, hier und in der ganzen Stadt", sagt er, "aber ich habe jetzt keines mehr. Ich will nicht, dass mir so etwas passiert."
      Wer ein wenig weiterdenkt, mag sich fragen, was in Bagdad wohl los sein wird, wenn auf diese Häuser Bomben fallen. Es braucht nicht viel, um die Stadt in Brand zu stecken. Zum Glück haben die meisten Häuser Flachdächer aus Stein, also keine hölzernen Dachgerüste. Auch das Dach der Mansurs hat den Brand überstanden.
      Benzin zu horten, das macht jeder; einige wollen sich noch gründlicher vorbereiten und graben Bunker in ihren Vorgärten. Jener der Familie Jawad ist 175 Zentimeter tief und liebevoll gekachelt. "Saddam hat im Fernsehen gesagt, jeder solle sich für den Ernstfall vorbereiten und Luftschutzbunker graben", sagt Mutter Amira. Bislang ist der Unterstand vor allem von den Kindern genutzt, sie sind kaum herauszubekommen, nie hatten sie einen besseren Spielplatz. Ob sie keine Angst haben vor dem Krieg? "Ich habe Angst vor dem Krach", sagt ein neunjähriges Mädchen.
      In den Nachbarschaften Bagdads organisieren die Muchtars, so etwas wie ehrenamtliche Dorfvorsteher, das Graben von Brunnen. Im Krieg wird auch das Wasser knapp werden, wenn Leitungen und Klärwerke zerstört sind. 15 Meter tief muss man graben, um einen brauchbaren Brunnen zu haben, und manche Teams schaffen zwei Brunnen am Tag. Umgeben von Schaulustigen, fließt den Schaufel schwingenden Männern der Schweiß von der Stirn. Das Wasser aus diesen Gartenlöchern ist kaum trinkbar, aber zum Waschen und Kochen reicht es.
      Bunker, Benzin, Brunnen - die Iraker nehmen die Kriegsgefahr ernst. Dass sie sich eingraben, statt Bagdad zu verlassen, mag damit zusammenhängen, dass man im Landesinneren gar nicht ohne Passierschein reisen darf. Ein anderer Grund ist jedoch, dass viele kämpfen wollen, wenn die Amerikaner kommen. "Mir ist egal, ob Saddam gut oder schlecht ist", sagt Abdul Kader. "Dies ist mein Land, und Fremde greifen es an. Ich werde es verteidigen."
      Avatar
      schrieb am 16.03.03 09:42:26
      Beitrag Nr. 16 ()
      Saddams Volkssturm: Gewehre für Bagdads Bürger
      Kalaschnikows für Bagdad Einwohner

      von Boris Kalnoky

      Bagdad - Ahmed ist ein perfekter Gastgeber. Erst wird Wasser angeboten, dann Cola, höfliches Geplauder, während in der Küche das Mahl bereitet wird. Fisch aus dem Tigris, Hühnerreis mit Rosinen, Fladenbrot, Salat, eine Speise köstlicher als die andere. Nach dem Tee greift er hinter den Kühlschrank: "Und hier ist meine Kalaschnikow." Er hat sie von der Regierung erhalten und soll damit auf US-Soldaten schießen. Sie ist Baujahr 1981, scheint aber in gutem Zustand zu sein.
      Das Gewehr im Wohnzimmer ist in Bagdad so banal wie das Saddam-Porträt an der Wand. Jedes männliche Mitglied der regierenden Baath-Partei hat eine Kalaschnikow erhalten, und fast jeder im Irak ist Parteimitglied. Was dieser "Volkssturm" Saddam Husseins bringen soll, das ist eine Frage, die sich westliche Planer vermutlich nicht stellen. Aber vieles deutet daraufhin, dass der irakische Diktator die Mobilisierung der Bevölkerung für seinen größten und vielleicht einzigen Trumpf hält.
      Auch Ahmeds Nachbar Farhan hat sein Gewehr bekommen, mit vier Magazinen Munition, wie jeder in der Stadt. Eine Kalaschnikow für jeden kampffähigen Mann, in manchen Familien macht das ein halbes Dutzend Gewehre.
      Getestet haben Ahmed und Farhan die Waffen schon, sie funktionieren. Beide Männer sind intelligente, sympathische Leute, beide haben, wenn man sie witzig genug fragt, ein gewisses Maß an innerer Distanz zum Regime. Sie wollen in den Westen reisen, wenn es denn eines Tages möglich sein sollte. Und sie sind beide fest entschlossen, zu kämpfen.
      Die Gründe sind die, die man überall hört, und es ist sicher nicht nur, weil man diesen Satz aus Angst vor Bespitzelung Fremden gegenüber sagen muss. Saddams Regime ist kein Thema mehr, wenn die Heimat grundlos von Fremden überfallen wird. "Wir werden natürlich unsere Häuser, unsere Familien, unser Land verteidigen", sagt Ahmed. Er hat eine Frau und drei kleine Kinder.
      Der Kampf wird organisiert werden. Nicht von der Armee, deren Infrastruktur und Kommunikationsmittel im Kriegsfall rasch zerstört sein dürften. Sondern "von den örtlichen Zellen der Baath-Partei, und von den Geistlichen". Auf diese Weise bleibt Widerstand mit flexiblen Kommandostrukturen möglich, selbst wenn die letzte Kommandozentrale zerbombt ist.
      Wenn das stimmt, könnte ein peinlich verlaufenes Kriegsspiel des Pentagon vom vergangenen November Wirklichkeit werden. Ein pensionierter Marinegeneral spielte den Part Saddam Husseins und fügte im fiktiven Krieg seinen Landsleuten mit schlauen, aber einfachen Tricks schwere Verluste zu. Einer seiner Einfälle: An Stelle der kaputten Telefonleitungen ließ er die Befehle an seine Truppen über die Minarette verkünden. Er wurde beschuldigt, "unfair" zu spielen, die Übung wurde abgebrochen. Für eine weitestgehende Dezentralisierung der irakischen Kommandostrukturen im Kriegsfall spricht auch eine Maßnahme Saddams Ende vergangenen Jahres. Er schaffte die zentrale Kommandohierarchie für die Landesverteidigung ab und ernannte stattdessen vier Provinzkommandeure, denen großzügige Ressourcen und Freiheit bei der Gestaltung ihrer Verteidigungsstrategie gegeben wurde.
      Eine Fahrt durch das Armenviertel Saddam City öffnet die Augen dafür, was sich hier abspielen könnte, falls es zu Straßenschlachten in Bagdad kommt. Es wimmelt von Menschen, und auch hier ist jeder bewaffnet und will bis zum letzten Blutstropfen kämpfen. Möbelhändler, entlassene Verbrecher, Wasserverkäufer, Schuster, Eseltreiber. Einige sind so stolz auf ihre Kalaschnikow, dass sie sie beim Einkaufen über der Schulter tragen. An jeder Ecke sind Sandsäcke aufgeschichtet, Kinder heben weitere Verteidigungsstellungen aus. Jedes Haus ist voller Benzin, alle haben Vorräte angelegt.
      Wenn hier oder anderswo Zivilisten auf Amerikaner schießen sollten, und seien es nur einige wenige, dann ist nur zu klar, was kommen kann: Luftunterstützung für die angegriffenen Truppen, explodierende Häuser und brennende Kinder. Danach wäre es egal, was die Bevölkerung über Saddam denkt. Wut und Ohnmacht angesichts des Gemetzels könnte danach zum eigentlichen Beweggrund für Widerstand werden. Insofern kann etwas dran sein an der Behauptung Washingtons, Saddam wolle manche seine Truppen in US-Uniformen stecken und Gräueltaten an der eigenen Bevölkerung begehen lassen.
      Sollte alles glimpflicher verlaufen, ergibt sich ein anderes Problem - wenn jeder eine Waffe hat, und nach dem Krieg die öffentliche Ordnung zusammenbricht, dann kann in Bagdad jeder das Gesetz in die eigene Hand nehmen.
      "Ich glaube nicht, dass das passieren wird", sagt Ahmed. "Wir sind gottesfürchtige Menschen. Wir werden einander kein Leid antun." Sein Wort in Gottes Ohr.
      Avatar
      schrieb am 16.03.03 15:27:22
      Beitrag Nr. 17 ()
      # 5

      gewinnix


      lies meinen thread: aufwachen: the american nightmare


      ich für mich meine eine logische antwort endlich gefunden zu haben.
      denn deine frage in #5 ist tatsächlich eine schlüsselfrage.



      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 16:08:57
      Beitrag Nr. 18 ()
      Gemacht. Du schreibst einen sauberen Dialekt.

      Hätte der Irak so wie Nordkorea Kernwaffen, würde ihm ....
      Das klingt zwar hart, ist aber so. So sehen es auch die umliegenden Staaten. Und nicht nur die! Logische Konsequenz? Richtig!
      Das nordkoreanische Kernwaffenknowhow stammt übrigens aus Pakistan.


      Das US-Verteidigungsministerium hat gestern (13.03.) interessierte Firmen aufgefordert, sich für den Auftrag zur Löschung von Ölquellen im Irak zu bewerben. Laut Ausschreibung geht das Pentagon davon aus, dass Bagdad in einem Krieg die Förderanlagen zerstören wird. (taz)


      Das Bundesumweltministerium rechnet für den Kriegsfall laut interner Studie mit einer Todeszahl zwischen 400.000 und 2 Millionen. Die Zahl resultiere vor allem "aus den humanitären Folgen des Krieges", heißt es nach taz-Informationen.


      Die mächtigen Bande der Stämme
      Pflichtschuldig bekennen irakische Scheichs ihre Solidarität mit Saddam - ob sie für ihn kämpfen, ist indes fraglich

      Von Ferry Biedermann (Bagdad)

      Ahmed ist ein wohlerzogener Angestellter in den frühen Sechzigern. Der Iraker hat den größtenTeil seines Lebens fern seines Geburtsortes in Bagdad verbracht. Dennoch sind die Bande unendlich stark, die ihn mit seinem Clan verknüpfen. Als sein Scheich ihn im vergangenen Jahr zu den Waffen rief, weil sein Clan in Streit mit einem andern lag, da folgte er dem Ruf, ohne zu zögern. "Abzulehnen, nicht zu gehen, wäre undenkbar gewesen. Ich wäre weniger als ein Mann, ich bin kein Feigling." Fast eine Woche lang lag Ahmed vor Kälte schlotternd im Schlamm vor seinem Dorf im Osten Iraks, in den Händen ein Gewehr, das man ihm im Dorf gegeben hatte. Ahmed musste nicht kämpfen, der Streit wurde friedlich beigelegt. "Wenn wir nicht bereit gewesen wären, wer weiß, es hätte vielleicht ein großes Blutvergießen gegeben", sagt Ahmed.
      Seine Geschichte zeigt die ungebrochene Macht der Stämme, ihre Gewalt über ihre Mitglieder, ihre Fähigkeit, sie im Notfall blitzschnell zu mobilisieren und zu bewaffnen. Gut drei Viertel der 22 Millionen Iraker sollen einem Clan verbunden sein, dieses Band ist in den vergangenen Jahren stärker geworden. Im bedrückenden irakischen Alltag ist es oft nur mit Hilfe des Stammes möglich, Arbeit zu bekommen - wenn man sich nicht an die regierende Baath-Partei wenden will. Die Beziehungen zur Familie und zum Clan sind oft die einzigen, die den Menschen verlässlich erscheinen, weil alle anderen korrupt und unzuverlässig geworden sind. Ungefähr 150 Stämme oder Clans gibt es in Irak, von 30 bis 35 wird gesagt, dass sie wirklich Einfluss haben. Manche haben nur einige tausend Mitglieder, andere zählen nach Hunderttausenden. Auch wenn jeder Clan in einer bestimmten Region siedelt, so haben doch die meisten Angehörige in allen Landesteilen.
      So wie sich Irak rühmt, vor dem Golf-Krieg und den anschließenden UN-Sanktionen das entwickelste und modernste arabische Land gewesen zu sein, so ist es auch stolz auf eine ungleich weniger bekannte Seite: die starken Stammes-Traditionen. "Die Clans sind hier immer viel stärker als in den Nachbarländern gewesen. Hier spielen wir wirklich eine Rolle", sagt ein Stammesältester.
      Im Angesicht des neuerlich drohenden Krieges ist die Rolle der Stämme Gegenstand neuer Spekulationen, Hoffnungen und Befürchtungen geworden. In der Geschichte des Landes haben die Stämme eine wichtige Rolle gespielt, sie haben agitiert gegen die Zentralregierungen und rebelliert, sie haben sie unterstützt und ihre Herrschaft zementiert. Zuallererst aber haben sie immer ihre eigenen Interessen gesehen. Daher sind sie auch besser ausgerüstet für den Kampf untereinander denn für einen Krieg gegen hochmoderne Armeen wie die US-amerikanische.
      Kareem Al-Ubaide, Besitzer eines Waffengeschäfts in Bagdad, brüstet sich mit der Stärke seines Stammes. "Im Norden, in der Nähe von Kirkuk, haben wir 10 000 Mann unter Waffen, im Süden bei Basra 3500." Er zeigt auf die Gewehre, die an den Wänden seines Ladens hängen. "Jeder hat eine Waffe, und wer noch keine hat, kommt jetzt zu mir, um eine zu kaufen." Al-Ubaide wiederholt die propagandistischen Parolen der staatlichen irakischen Medien und sagt, dass sein Stamm "bis zum letzten Mann für Saddam Hussein" kämpfen werde. Vielleicht kann er gar nichts anderes sagen, denn in seinem Geschäft stehen viele Leute, und jeder ausländische Journalist wird von einem Beamten aus dem Informationsministerium begleitet, der jede Andeutung einer abweichenden Meinung melden würde.
      Die Gewehre sehen alle neu aus, aber natürlich kann man mit sowas nicht die Amerikaner aufhalten. Das räumt Al-Ubaide auch ein: "Die Kugeln allein werden nicht viel ausrichten, aber wir sind keine Feiglinge, wir kämpfen in jedem Fall." Ein Mann, der das Gespräch verfolgt hat, raunt draußen vorm Laden, er bezweifle, dass die Stämme für Saddam kämpfen würden. "Wir verteidigen uns selbst, wir geben doch nicht so viel Geld für Waffen aus, um die Regierung zu schützen." Ähnlich äußern sich viele Iraker, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Manche reden schon von der Zeit "nach der Befreiung". Ein Regierungsbeamter prophezeit gar, die Waffen würden wahrscheinlich gegen die Mitglieder der Baath-Partei eingesetzt: "Sie werden gejagt." Auch irakische Wissenschaftler bezweifeln, dass die Stämme die Regierung verteidigen werden. Eine wichtige Rolle würden sie vielmehr nach dem Zusammenbruch des Regimes spielen, wenn Washington bemüht sein müsse, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten.
      Die Scheichs pflegen enge Kontakte zur Staatsmacht, was sich in der irakischen Überwachungsgesellschaft kaum vermeiden lässt. Saddam Hussein hat sie insbesondere in den Jahren nach dem Golf-Krieg umworben. Vor allem die Stämme der sunnitischen Minderheit im Zentrum Iraks halten zu Saddam, um ihre Interessen zu sichern. Der Diktator erkauft sich Loyalität, indem er Autos, Waffen, Jobs und Land besorgt, oder jene terrorisiert, die nicht mit ihm kooperieren wollen.
      Der 71 Jahre alte Scheich Khuder Abbas Hussein aus dem Dorf Rashid, 35 Kilometer von Bagdad entfernt, ist der Chef des Hamdan-Stammes, zu dem 1,5 Millionen Menschen gehören. Sie leben übers ganze Land verstreut, viele aber rund um Bagdad. Scheich Hussein schlichtet Konflikte, legt Strafen fest, ohne dass ihm die Zentralregierung reinredet. Gehorchen ihm die Hamdan-Leute? Schon die Frage wundert ihn. Sein Stamm werde sich nicht so einfach Fremden unterordnen, sagt er, und dass er Saddam Hussein unterstütze.
      Scheich Hussein lebt abseits einer Schlaglochpiste auf einem großen Gelände, zu dem eine Moschee und ein Hof gehören. Er stammt von dem berühmten Seif Al-Dawla (Schwert der Nation) Hamdani ab, der vor eintausend Jahren Emir von Aleppo unter dem Kalifat der Abbasiden war. Der Sohn des Scheichs, der zu seiner Linken in dem mit Marmor ausgekleideten Empfangsraum sitzt, erzählt gerade, dass Saddam Hussein nicht zu einem wichtigen Stamm gehöre, sondern aus bäuerlichen Verhältnissen komme, als der Vater ihn schnell unterbricht: "Nein, nein, der Präsident ist einer von uns." Die dauernde Betonung der Solidarität mit dem Staatschef wird penetrant. Jede Antwort leitet der Scheich mit einem Bekenntnis zu Saddam ein.
      Das Wohl des Stammes stehe über allem, betont Scheich Hussein gleichzeitig. 1948 war er, kaum 16-jährig, Clanchef geworden. "Ich habe die Buhamdan in einer sehr turbulenten Periode geleitet, eine Zeit voller Kriege, Revolutionen und Gewalt, und es gibt uns immer noch." Er habe immer genau überlegt, was das Beste für seine Leute sei: "Wir haben nie verrückt gehandelt. Und immer im nationalen Interesse" - der Scheich hält inne und setzt dann mit einem leichten Lächeln fort: "Und das heißt, den Präsidenten zu unterstützen." Da der Scheich betont, wie wichtig es sei, dass sein Stamm überlebe, scheint die Idee abwegig, er werde seine nur leicht bewaffneten Männer im Kampf gegen britische oder US-Soldaten opfern.
      Wie alle Iraker treffen auch die Hamdan-Leute Vorsorge für den Kriegsfall, bunkern Wasser und Lebensmittel. Der Stamm will aber auch mobil bleiben. Die Männer haben ihre Waffen genau geprüft und gelagert. Die letzte Bemerkung des Scheichs deutet eine neue Rolle für seinen Stamm an. "Wir können autark operieren und unseren eigenen Lebensmittelnachschub organisieren." Es klingt, als sei man auf die Neuaufteilung der Macht in einer Nach-Saddam-Zeit gut vorbereitet.


      Der Irak ist kein Staat mit einer Landesgrenze außenrum. Er ist vielmehr Teil einer Region. Hussein hat 1990 sein Kampfflugzeuge im Iran in Sicherheit gebracht. Der hat die bis heute nicht wieder rausgerückt.
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      schrieb am 17.03.03 20:24:48
      Beitrag Nr. 19 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:29:03
      Beitrag Nr. 20 ()
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 08:02:28
      Beitrag Nr. 21 ()
      Gestern hing das Board kurzzeitig :(


      Einfach ins Klo schütten geht nicht
      Iraks verschwundene C-Waffen


      Irak beteuert, seine gesamten Bestände an chemischen Waffen vernichtet zu haben, legt dafür aber keine Beweise vor. Damit nährt Bagdad den Verdacht der Täuschung. Es ist unglaubwürdig, dass schätzungsweise 6500 Bomben mit tausend Tonnen chemischen Kampfstoffen sowie unbestimmte Mengen Artilleriegeschosse und des Nervengases VX spurlos verschwunden sind. Man kann diese extrem giftigen Substanzen nicht einfach ins Klo schütten. Zu ihrer Entsorgung sind besondere Anlagen erforderlich.
      Die Vernichtung chemischer Waffen ist komplizierter und teurer als ihre Herstellung. Schon Milligrammdosen der Nervengifte VX, Sarin oder Tabun töten einen Menschen. Um diese Substanzen ohne Gefahr für die Umwelt loszuwerden, müssen extreme Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Die USA haben automatisierte Verbrennungsanlagen gebaut, etwa im Rocky Mountain Arsenal (Colorado) und in Toele (Utah). Russland verwendet für die Vernichtung der seit 1993 verbotenen C-Waffen Hochtemperaturöfen auf Rädern. Aus Geldmangel besitzen die Russen keine leistungsfähigen Verbrennungsanlagen und sind mit der vereinbarten chemischen Abrüstung stark im Verzug.
      Theoretisch gibt es mehrere Methoden, chemische Kampfstoffe unschädlich zu machen. Eine besteht darin, den tödlichen Giften Substanzen beizumengen, die eine Veränderung der Moleküle bewirken. Dieser Neutralisierungsprozess verläuft sehr langsam, und was am Ende herauskommt, muss erst noch aufwändig entsorgt werden. Zur Vernichtung von Senfgas (auch Yperit genannt) wurden elektrochemische Verfahren entwickelt, mit denen das Gift durch Oxidierung oder Hydrolyse zu relativ harmlosen Substanzen umgewandelt wird. Die Methode ist kostspielig und lässt sich nur in kleinem Maßstab anwenden.
      Das übliche Verfahren ist die Verbrennung der chemischen Kampfstoffe. Um Nervengase wie VX unschädlich zu machen, muss eine Hitze von 1000 Grad erzeugt werden. In den USA schrauben Roboter die Raketen, Artilleriegeschosse oder Fliegerbomben in hermetisch geschlossenen Räumen hinter Glas auseinander und entleeren sie ihres Inhalts, der dann verbrannt wird. In Russland schieben noch Männer in Schutzanzügen die chemische Munition Stück für Stück in den Ofen.
      Das Militär führt gewöhnlich über alle Munitionsvorräte genau Buch. Irak behauptet, dass sein Pilotprojekt zur Erzeugung von VX schon vor dem Golf-Krieg eingestellt wurde, weil es nicht gelungen sei, ein stabiles Gemisch zu entwickeln. Die paar Tonnen VX seien im Sommer 1991 vernichtet worden. Wenn dies stimmt, muss Bagdad nachprüfbare Unterlagen besitzen, wann, wo und wie die verschiedenen chemischen Kampfstoffe unschädlich gemacht wurden. sim
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      schrieb am 18.03.03 08:41:50
      Beitrag Nr. 22 ()
      Erfolgreich und missachtet
      Waffeninspekteure störten Bushs und Blairs Kriegspolitik

      Von Pierre Simonitsch (Genf)

      Selbst wenn alle Iraker ihre Taschenmesser abgeliefert hätten, bliebe ihnen der Krieg nicht erspart. Die Entwicklungen der letzten Tage und Stunden belegen, was vielen Beobachtern von Anfang an klar war: Den USA geht es nicht darum, möglicherweise noch vorhandene irakische Massenvernichtungswaffen unschädlich zu machen, sondern um die Errichtung einer neuen Ordnung im Nahen und Mittleren Osten. Hat die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingesetzte Kommission von Waffeninspektoren (Unmovic) unter Leitung des Schweden Hans Blix den Lauf der Dinge in irgend einer Weise beeinflussen können? Die Antwort ist nein, doch haben die regelmäßigen Berichte der Unmovic und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) die Konstruktion eines "Casus belli" durch Washington und London erschwert. Das Ergebnis ist, dass die überwältigende Mehrheit der Regierungen und der Bevölkerungen rund um den Erdball einen Krieg nicht als gerechtfertigt empfinden. Damit verloren George W. Bush und Tony Blair den Kampf um die Weltmeinung.

      Die Bush-Regierung hat sich stets der Entsendung von Waffeninspektoren der UN in den Irak widersetzt und versucht, die aus vielen Ländern zusammengetrommelten Experten als Stümper hinzustellen. Auf der anderen Seite war Washington von dem Wunsch beseelt, eine Militärintervention im Irak von den UN absegnen zu lassen. Gegen den Rat von Falken wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld stimmte Präsident Bush daher im November einem Mandat für die Waffeninspektoren zu. Immerhin schaffte es die US-Delegation im Sicherheitsrat, die Messlatte für Saddam Hussein so hoch zu legen, dass ein Misserfolg der Mission programmiert schien. Diese Rechnung schien zuerst auch aufzugehen, doch unter der Kriegsandrohung erfüllte der Diktator am Tigris eine Bedingung nach der anderen. Bei über 500 Suchaktionen ohne Voranmeldung fanden die Inspektoren aber nur ein paar leere Giftgasgranaten. Wahrscheinlich zu spät rückten die Iraker jetzt auch ihre Buchführung über die Vernichtung früherer C-Waffen-Bestände heraus.

      Im Verlauf der Inspektionen wurden Bush und Blair zunehmend nervöser. Es war eingetreten, was einige ihrer Ratgeber befürchtet hatten: Statt Saddam mit einem "rauchenden Colt" in der Hand seiner Missetaten zu überführen, sahen sich Washington und London steigenden Zweifeln am Sinn eines Präventivschlags gegenüber. Es gelang den beiden Regierungen auch nicht, Beweise oder zumindest Indizien für verborgene Arsenale von Massenvernichtungswaffen in Irak vorzulegen. Die angeblichen Erkenntnisse von Geheimdiensten stellten sich jedes Mal als falsch oder gar erfunden heraus.

      Da behauptete zum Beispiel Tony Blair im Brustton der Überzeugung, nach ihm vorliegenden Geheimdienstberichten habe der Irak versucht, in einem afrikanischen Land Uran einzukaufen, obwohl das Land nach eigenen Angaben gar keine Atomindustrie besitze.

      George Bush und sein Außenminister Colin Powell benutzten dieses Argument mehrmals, auch vor dem Weltsicherheitsrat, um die Gefährlichkeit des irakischen Regimes zu beweisen. Fachleuten kamen diese "Enthüllungen" sofort seltsam vor, weil sie sich nicht vorstellen konnten, was der Irak mit Natururan anfangen sollte. Um daraus waffenfähiges Spaltmaterial herzustellen, wäre eine komplizierte Behandlung in Isotopentrennanlagen nötig, die der Irak nicht besitzt. Es stellte sich heraus, dass es sich um gefälschte Dokumente handelte, die britischen Agenten in Italien von Gaunern verkauft wurden. Darin bestätigte ein Minister des westafrikanischen Landes Niger ein Liefergesuch des Iraks. Leider war der unterzeichnende Minister zu dem in der plumpen Fälschung angegebenen Datum schon längst nicht mehr im Amt und auch der Name des Ministeriums mittlerweile geändert worden. Die IAEO bestätigte diese Tatsachen offiziell durch ihre Sprecherin.

      Ein Reinfall war auch die mit Satellitenfotos gestützte Behauptung, der Irak erzeuge in einer Fabrik nahe Bagdad chemische Kampfstoffe. Nicht nur, dass die UN-Inspekteure nichts fanden. Es stellte sich zudem heraus, dass die Fabrik in den achtziger Jahren unter Premierministerin Margaret Thatcher von Großbritannien gebaut und Irak schlüsselfertig übergeben wurden. Damals setzte der Irak im Krieg gegen Iran massiv chemische Waffen ein.

      Der ursprünglich eher den US-Thesen zuneigende Chefinspektor Blix widersprach in seinen Berichten immer häufiger den Behauptungen Washingtons und Londons. Die gleiche Wende vollzog IAEO-Generaldirektor Mohamed El-Baradei. Dennoch waren beide bestrebt, durch genaue Kontrollen den Kriegsbefürwortern keine Angriffsfläche zu bieten. So verlangte Blix von Saddam die Verschrottung der Kurzstreckenraketen Samoud 2, weil diese bei Flugtests ohne Traglast 30 Kilometer weiter flogen als die erlaubten 150 Kilometer. Militärisch ist der Unterschied belanglos. Dann folgte die Forderung, Irak müsse seine unbemannten Aufklärungsflugzeuge (Drohnen) vernichten. Diese wie Bastelmodelle anmutenden Kleinmaschinen flogen bei ihrer Erprobung nur einige Kilometer weit. In den dreieinhalb Monaten seit der Wiederaufnahme der Inspektion haben Bush und Blair auf diese Weise mehr Glaubwürdigkeit eingebüßt als die Inspekteure.
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 08:34:49
      Beitrag Nr. 23 ()
      Der Tag, an dem ich Bagdad zerstöre
      "Wenn Sie dafür sind, dass die strategische B-52-Bomberflotte der United States Air Force Bagdad komplett ausradiert, wählen Sie die 0190/124321." Die blonde Tussi im Studio blickt mit ihrem Zahnpasta-Grinsen direkt in die Kamera. Wahrscheinlich weiß die dumme Kuh nicht einmal, wo Bagdad liegt. Ich lege meine Beine hoch und trinke erst mal einen Cointreau.


      "Wenn Sie dafür sind, dass Jagdbomber und Hubschrauber nur die wichtigsten militärischen Ziele in Bagdad angreifen, wählen Sie die 0190/124322. Jeder Anruf kostet wie immer nur 1,40 Euro. Sie haben fünf Minuten Zeit." Als die Werbung für "Krombacher" über den Bildschirm zu flimmern beginnt, greife ich zum Telefon und wähle. Natürlich bin ich für die völlige Ausradierung Bagdads.

      Ich bin noch etwas verstimmt wegen des Ergebnisses vom Vorabend. Ich gehörte zu der Minderheit von nur 24 Prozent, die dafür war, den irakischen Bengel, der als einziger von sieben Kindern den Angriff mit Panzerhaubitzen auf sein Elternhaus überlebt hatte, in den Euphrat zu schubsen. Die anderen waren dafür, ihn von einer amerikanischen Familie adoptieren zu lassen, damit die aus ihm einen brauchbaren, fortschrittlichen und produktiven Erdenbürger macht. Pah, diese Weicheier!

      Dennoch hat sich das Premiere Premium-Abo gelohnt. Als Abonnent kann ich jeden Abend vom Fernsehsessel aus live in den seit Wochen tobenden Irak-Krieg eingreifen. Die nationalen TED-Ergebnisse aus über 30 angeschlossenen Staaten werden per Transatlantikkabel direkt ans Pentagon weitergeleitet, das dann die entsprechenden Befehle an die Truppen vor Ort gibt. Dafür erhält das amerikanische Verteidigungsministerium 30 Prozent der Telefoneinnahmen. Den Rest teilen sich die Fernsehsender und Telefongesellschaften.

      Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis das Abstimmungsergebnis vorliegt! Die Spannung steigert sich, bis endlich die Balken auf der Grafik zu wachsen beginnen. Erst liegen beide noch gleich auf, bis schließlich die Säule für "Ausradieren" davonzieht. 61,3 Prozent sind dafür, Bagdad in Schutt und Asche zu legen. Ich bin zufrieden und genehmige mir noch einen Cointreau. "Nach der nächsten Werbepause schalten wir live zu unserem Korrespondenten in einem B-52-Bomber." Wieder die blonde Tussi.

      Das Brüllen der acht Turbinen des größten US-Bombers übertönt den Reporter fast vollständig. Aber sein Gequake ist auch gar nicht wichtig. Viel wichtiger sind die Bilder. Von den Fenstern der Pilotenkanzel aus kann man sehen, wie langsam die Wolken aufreißen und am Boden in der Ferne Lichter sichtbar werden, viele Lichter, die Lichter von Bagdad in der Abenddämmerung. Bagdad - die Hauptstadt des Irak. Für etwa noch zehn Minuten. Dann das größte Ruinenfeld der modernen Kriegsgeschichte. Und ich habe dafür gestimmt!

      Der Reporter und das Kamerateam wechseln in den Bauch des Flugzeuges, wo die US Air Force die Stahlplatten über den Bombenschächten gegen Acrylglas ausgetauscht hat. So kann man die neuen Phosphorbomben sehen, die eine ungeheure Brennenergie entwickeln und einen Feuersturm entfachen sollen, der eine Stadt vollständig zerstört. So waren im Zweiten Weltkrieg Hamburg, Dresden und Würzburg verbrannt. Heute soll Bagdad brennen. Ich brauche erst noch einen Cointreau. Auf dem Bildschirm erscheint eine Uhr, die rückwärts läuft: 10 - 9 - 8 - 7- 6 - 5 - 4 - 3 - 2 - 1 - 0. Die Bomben fallen aus den Schächten. Durch die Glasdecke kann man nach unten blicken und sieht ein diffuses Lichtermeer - und dazwischen Bomben, Bomben, Bomben.

      Schnitt. Die Kamera in einem Jagdflugzeug, das den Bomberverband begleitet, zeigt die unübersehbaren Reihen der Bomben, die nach unten fallen. Bereits die erste Angriffswelle würde rund 10.000 Tonnen Brandbomben abwerfen. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation werden in Bagdad rund drei bis vier Millionen Menschen im Feuersturm sterben. Ich trinke beruhigt noch einen Cointreau.

      Schnitt. Auf einem Hügel vor Bagdad erscheint das Bild von Jupp Müller, der durch seine Kriegsberichterstattung mittlerweile zur Legende geworden ist. Er weist mit weit greifenden Handbewegungen auf die nur noch für wenige Minuten existierenden Sehenswürdigkeiten in Bagdad hin. Die ersten Bombenschwärme fallen auf die wehrlose Stadt. Die irakische Luftabwehr existiert bereits seit den ersten Kriegstagen nicht mehr. Überall lodern Brände auf, Flammen rasen durch Häuser und Bürogebäude, Munitionslager und Benzintanks explodieren. Die Brandherde vereinigen sich zu einem gewaltigen Feuersturm, der sich durch eine sogartige Wirkung selbst zu riesigen Temperaturen anfacht, die Steine schmelzen lässt. Isolierte Spezialfahrzeuge der Fernsehsender zeigen Nahaufnahmen von brennenden Häusern und verkohlten Menschen. Ich brauche noch einen Cointreau.

      Beleuchtet vom Flammenschein, der noch über Dutzende von Kilometern zu sehen sein muss, taucht wieder Jupp Müller auf dem Bildschirm auf. Müller wäre nicht Müller, wenn er nichts zu meckern hätte. Heute beschwert er sich wieder einmal darüber, dass im Irak derzeit Portwein nur sehr schwer zu bekommen ist. Erst in einer britischen Feldküche konnte er einen brauchbaren auftreiben. Seine schwere Zunge beweist, dass er ihm bereits eifrig zugesprochen hat.

      "Port ist nur schwer zu bekommen, dafür gibt es jede Menge Frischfleisch zu kaufen, hähähä." Die Kamera schwenkt zu einem jungen Mädchen neben Müller, höchstens 14 oder 15 Jahre alt, für irakische Verhältnisse, wo viele Männer Kamele und Schafe vorziehen, recht hübsch. "Das ist Semira", informiert uns Müller mit schmierigem Grinsen und tätschelt ihr die Wange. "Ich habe sie ihrer Familie für sechs Büchsen grüne Bohnen abgekauft."

      Die Kamera schwenkt wieder auf die untergehende Stadt, die mittlerweile ein einziges Flammenmeer ist. In wenigen Jahren würde es Geruchsfernsehen geben. Dann kann ich das verbrannte Fleisch der Opfer sogar riechen. Diese Aussicht versetzt mich in Hochstimmung. Die Flasche Cointreau leert sich langsam. Auf dem Bildschirm erscheint wieder Müller, eine Hand umklammert Semiras kleine Tittchen, die andere hält ein Glas mit einer purpurroten Flüssigkeit. Zweifellos Portwein. Hoffentlich hat er einen guten Jahrgang bekommen. Hat er bei dem schweren Job auch verdient.

      "Semira und ich werden uns jetzt zurückziehen", kündigt Jupp Müller an. "Sie wissen ja: Als Abonnent von Premiere Premium können sie für eine Sondergebühr von fünf Euro live dabei sein, wenn ich vor sieben laufenden Kameras Semira ins Leben der Erwachsenen einführe, hähähä." Sie trottet hinter ihm her und wirkt nicht sonderlich unglücklich. Wahrscheinlich ist sie sogar froh, ihm in die Hände gefallen zu sein und nicht einem ihrer debilen schnauzbärtigen Landsleute, wo sie auf dem Familienfoto als vierte Frau von links mit sieben Kindern enden würde.

      Der Sinn steht mir aber nicht nach Live-Porno, ich will noch etwas Blut sehen und schalte durch die Hinrichtungskanäle, die aus den befreiten Landstrichen hinter der Front berichten. Nach dem überraschenden Umsturz in Deutschland nehmen nun doch deutsche Truppen am Irak-Krieg teil. Der neue Reichskanzler Roland Koch war aber der Ansicht, dass die Truppen in der kurzen Zeit ihren Ausbildungsrückstand nicht aufholen können, und hat den Amerikanern als Ausgleich für fehlende Kampftruppen Spezialeinheiten aus Hessen und Bayern angeboten, um die Bevölkerung hinter der Front zu überarbeiten, eine Aufgabe, in der Deutsche dank ihrer Geschichte sehr erfahren sind. Die befreiten Gebiete wurden in Zonen aufgeteilt, die von so genannten Einsatzgruppen nach unbrauchbarem Material wie Terroristen, islamischen Geistlichen, Intellektuellen und ähnlichen Störenfrieden durchkämmt und gesäubert werden.

      In den ersten Kriegstagen wurde ein irakischer Bataillonskommandeur gefasst. Als Abonnent konnte ich darüber abstimmen, ob man ihn nach Guantanamo Bay bringen und verhören oder ihm eine große Salatgurke in den Hintern schieben und anschließend nach Vietman-Vorbild live vor der Kamera in den Kopf schießen sollte. Ich war natürlich für die Gurke und 75 Prozent der Zuschauer auch. Hat der sich vielleicht angestellt, als ihm ein baumlanger Neger die Gurke in den Hintern schob (natürlich ohne Gleitmittel)! Die warmen Brüder da unten müssten das nun doch wirklich gewohnt sein! Dafür war der Kopfschuss umso lustiger, als Hirnmaterial auf die Kamera spritzte.

      Der Irak-Krieg hat mir bislang wirklich viel Freude bereitet. Ich habe dafür gestimmt, dass ein störender UN-Beobachter einen "Unfall" erleiden soll, welche Städte abgesiedelt und wohin die Bewohner deportiert werden sollen (10.000 Frauen aus Basra kamen beispielsweise nach Grönland, ein durchaus überraschendes TED-Ergebnis). Aber der Krieg im Irak würde bald vorbei sein. Im Finale dürfen die Premium-Abonnenten darüber abstimmen, auf welche Weise Saddam Hussein hingerichtet wird - wenn man ihn denn endlich schnappt. Ich freue mich schon auf den nächsten Einsatz in Nordkorea.

      Dafür habe ich mir bereits eine Landkarte gekauft, um neue Städte kennen lernen zu können. Es gibt ja noch so viele Gegenden auf unserem Planeten, die darauf warten, zu Frieden, Freiheit und Fortschritt geführt zu werden. Und ich bin live dabei! Aber zuvor muss ich mir noch ein paar Flaschen Cointreau kaufen. Und einige Tüten Chips.

      Mona | ZYN! Magazin




      Wenn es Raketen regnet
      Im Irak wird unsere Kultur zerstört / Von Jürgen Todenhöfer


      Ich denke in diesen Tagen oft an Bagdad. An die klapprigen Lastwagen, in denen erbärmlich ausgerüstete irakische Soldaten in schlecht sitzenden, von ihren Müttern in den letzten Wochen genähten Uniformen in ihre baufälligen Unterkünfte gebracht werden. An die hoffnungslosen Augen der jungen Wehrpflichtigen, die mit ihren Schrottwaffen nicht kämpfen können, nicht kämpfen wollen und nicht kämpfen werden, weil sie ohnehin keine Chance haben und weil sie für Saddam nicht sterben wollen. Und an die verrosteten Uraltpanzer, um die sich jedes Militärmuseum der westlichen Welt reißen würde, die auf alten quietschenden Güterzügen Richtung Bagdad transportiert werden.
      Die reguläre irakische Holpertruppe wird den amerikanischen Hightech- Kriegern nicht eine Woche standhalten können. Vielleicht werden die besser ausgerüsteten Spezialtruppen der republikanischen Garden in den Straßen Bagdads länger kämpfen. Aber das sind maximal 25 000 Mann – gegen 250 000 Mann amerikanischer Elitetruppen. Auch sie haben am Ende allenfalls die Chance, die USA in einen Häuserkampf zu verwickeln und Bagdad in ein Meer von Blut zu verwandeln. Siegen werden auch sie nicht.

      Die größte Ungerechtigkeit
      Bill Clintons Verteidigungsminister William S. Cohen hat noch im Januar 2001 in seiner Abschiedspressekonferenz stolz verkündet, „der Irak stelle selbst für seine Nachbarn keine Gefahr mehr dar“. Und sein Nachfolger Donald Rumsfeld, der Planierarbeiter an der Meinungsfront, hat noch dieser Tage lapidar erklärt, dass der Irak nur noch ein Drittel seiner früheren militärischen Stärke besitze und daher leicht zu besiegen sei. Der Irak hat keine einzige Rakete, kein einziges Flugzeug, das die USA erreichen kann. Nach Auffassung aller großen Geheimdienste gibt es bis heute auch keine Kooperation zwischen Bin Laden und dem Fundamentalistenhasser Saddam Hussein. Die einzigen, die Saddam in die Arme von al Qaida treiben können, sind laut CIA-Direktor Tenet wir selbst.
      Trotzdem behauptet der amerikanische Präsident, der Irak bedrohe die Sicherheit der USA und müsse durch einen Präventivkrieg entwaffnet werden. Wie soll dieser eingedämmte, ausgelaugte Zwerg den vor Kraft strotzenden Riesen USA gefährden? Die New York Times nennt diese Argumentation der Bush- Administration „schlicht peinlich“. Sie denkt dabei vielleicht an Condoleezza Rice, die zu den Offensivkapazitäten des Irak noch vor zwei Jahren in „Foreign Affairs“ geschrieben hatte: „Falls die Iraker tatsächlich Massenvernichtungswaffen haben, werden sie diese nicht einsetzen können, weil jeder Versuch die Auslöschung ihres eigenen Landes nach sich ziehen würde.“ Saddam Hussein ist ein Lügner, Betrüger, Tyrann und Mörder, aber kein Selbstmörder.
      Ich denke in diesen Tagen oft an Bagdad. An meinen Freund Sami, den Eisenschmied in der winzigen Schmiedegasse, nahe Al-Jumhuriya, der eigentlich Lehrer ist, sich aber jetzt 12 Stunden am Tag die Finger blutig schlägt, um seine unter den Sanktionen notleidende Familie durchzubringen. An die ausgemergelten Kleinkinder in den Krankenhäusern im „Reich des Bösen“, die die niedrigste Überlebenschance aller Kinder dieser Welt haben, weil unsere Sanktionen zu Fehlernährung, verseuchtem Wasser und völlig unzureichender medizinischer Versorgung geführt haben. Und ich frage mich, warum diese „größte organisierte Ungerechtigkeit unserer Zeit“ (Hans Graf von Sponeck) uns alle so ruhig schlafen lässt. Warum wir nur über die unbestreitbaren Verbrechen dieses grauenhaften, drittklassigen Diktators Saddam Hussein sprechen, nicht aber über unsere eigenen Verbrechen gegenüber dem irakischen Volk, die nach Unicef-Angaben Hunderttausende irakische Kleinkinder das Leben gekostet haben.
      Ich denke in diesen Tagen oft an Bagdad. An die unglaubliche Herzlichkeit, die die Iraker aller Bevölkerungsschichten trotz ihrer Not meinen Kindern und mir entgegengebracht haben, obwohl sie uns für Amerikaner hielten. An die Kinder, die sich an uns klammerten, so als suchten sie Schutz vor ihrer düsteren Zukunft. Die immer, wenn irakische Flugzeuge am Himmel auftauchten, angstvoll nach oben schauten und fragten, ob es bald wieder Marschflugkörper regne. Ich denke an das kleine irakische Mädchen, das norwegischen Psychologen auf die Frage, ob es Angst vor den Bomben habe, antwortete, es werde seine Bettdecke über den Kopf ziehen, dann werde es vielleicht nicht so schlimm. An den fünfjährigen kleinen Iraker, der sagte: „Die Luft wird kalt und heiß sein, und wir werden ganz doll brennen.“
      Ich denke daran, dass wir vielleicht in wenigen Tagen auf den Fernsehschirmen der „Achse des Friedens“ das faszinierende Feuerwerk westlicher High-Tech-Flugzeuge erleben werden, die Raketen und Cruise missiles wie Blitze in den hellgrün erleuchteten Himmel Bagdads schleudern werden, um das irakische Volk von seinem schrecklichen Diktator zu befreien. Wir werden die sonoren Stimmen der Experten und Kommentatoren hören, die die Bomben auf Bagdad wie eine große Show, wie ein großes Sportereignis schildern. Fieberhaft wird die Welt bei Bier, Coke und Chips dieses grandiose, Adrenalinschübe auslösende Multimediaspektakel genießen. Nur wenige wird es interessieren, dass jede vierte Bombe kein militärisches Ziel trifft, sondern ein Kind zerfetzt, ein Mutter verbrennt, einen Vater erschlägt.
      Früher, ganz früher starben im Krieg zu 90 Prozent „nur“ Soldaten, heute sind 80 Prozent der Kriegsopfer Frauen und Kinder. Luftkrieg ist seit langem eine vornehme Umschreibung für Massenmord an Zivilpersonen. Aber keine Sorge, es sind keine Deutschen, Engländer oder Amerikaner, die da sterben werden. Wenn jene 48 Stunden kommen, in denen der Irak mit einem apokalyptischen Feuerwerk „blind, taub und stumm“ geschlagen werden soll, sterben nur Muslime. Wer weint schon um Abdul und Tanaya?
      Neulich träumte ich von Bagdad. Ich träumte, George W. Bush und Donald Rumsfeld würden am Tag des geplanten Angriffs auf den Irak auf ihrem Frühstückstisch folgenden Brief ihrer Kinder, ihrer Enkel vorfinden: „Ihr wisst, dass einige unserer Freunde sich zur Zeit als lebende Schutzschilder in Bagdad aufhalten. Wir haben beschlossen, sie nicht allein zu lassen und sind gestern nach Bagdad geflogen. Ihr könnt uns dort morgens und abends telefonisch über das Al Rasheed Hotel erreichen. Tagsüber sind wir in Bagdad unterwegs.“ Würden George W. Bush und Donald Rumsfeld ihren Krieg gegen „das Reich des Bösen“ trotzdem führen? Würden sie auch dann noch von „unvermeidbaren Kollateralschäden“ sprechen, wenn sie befürchten müssten, dass nicht muslimische, sondern ihre eigenen Kinder von amerikanischen „Präzisionsbomben“ verbrannt, zerfetzt, pulverisiert würden?

      Denk ich an Bagdad...

      Ich denke in diesen Tagen oft an Bagdad. Daran, dass wir in diesem völkerrechtswidrigen, kontraproduktiven, unmoralischen und überflüssigen Krieg nicht nur unschuldige Menschen töten werden, sondern auch das, was den Kern unserer eigenen Kultur ausmacht: Den Respekt vor der Würde anderer Menschen, anderer Völker, anderer Rassen. Den Wert einer Kultur erkennt man daran, wie sie die wehrlosen Menschen der Dritten Welt behandelt. Ich denke in diesen Tagen oft an Bagdad.
      Der Verfasser ist Medienmanager, war 18 Jahre lang für die CDU Mitglied des Deutschen Bundestages und ist Autor des Bestsellers „Wer weint schon um Abdul und Tanaya?“
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 09:24:21
      Beitrag Nr. 24 ()
      Exxon Mobil ist der Hauptkriegstreiber. Vielleicht mag das einer der Leser kommentieren?!!




      Medien sollen Bush als Feldherrn feiern
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,228517,00.html


      http://www.idleworm.com/nws/2002/11/iraq2.shtml
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 20:08:09
      Beitrag Nr. 25 ()
      Keiner?



      Vom Hühnerdieb zum Präsidenten des Irak: Nach 24-jähriger Herrschaft steht Saddam Hussein am Abgrund

      Der Despot aus der Schattenwelt

      Er lebt in Bunkern, beschäftigt Vorkoster und Doppelgänger und ist auch in seiner Familie von Intriganten umgeben – der Weg eines Gewalttäters

      Von Heiko Flottau / SZ

      Amman , 18. März – Ein typisches Bild aus diesen Tagen: an einem langen Tisch sitzen 30, 40 irakische Offiziere. Sie tragen grüne Uniformen, aber keine Waffen. Bevor sie den Raum betreten haben, sind sie einer intensiven körperlichen Kontrolle unterzogen worden. Wo sie sich genau befinden, wissen sie nicht, denn sie sind in abgedunkelten Fahrzeugen in einen der vielen Paläste Saddam Husseins geschafft worden. Geduckt, fast verängstigt beugen sie sich über ein Stück Papier, auf dem sie manchmal artig Notizen machen. Und am Kopf des Tisches sitzt der Herrscher und doziert – über den Schurken George W. Bush und die Notwendigkeit, den Irak gegen den amerikanischen Teufel zu verteidigen.
      Saddam Hussein trägt einen Designeranzug. Was die Fernsehkamera nicht zeigt, sind des Tyrannen neue Schuhe. Vor ein paar Wochen hat er 16 Paar beim italienischen Prominentenschuhmacher Vito Artioli gekauft, manche mit Krokodilleder verziert, das Paar ab 1000 Euro aufwärts. Dass auch sein Todfeind Bush bei Vito Artioli fertigen lässt, mag ihm nicht bekannt sein.
      Wie üblich raucht Saddam Hussein genießerisch eine dicke Havanna- Zigarre. Das tat er schon 1979 in jener berüchtigten Sitzung des Revolutionären Kommandorates der Baath-Partei, in welcher er, damals Vizepräsident, endgültig die Macht an sich riss. Damals saß er im Präsidium, drehte seine Havanna lässig zwischen den Fingern und ließ fünf Mitglieder abführen, die seinem Vorgänger, Verwandten und Rivalen Hassan al-Bakr angeraten hatten, das Amt des Präsidenten zu behalten. Mit 16 anderen wurden sie später erschossen. Ins Exekutionskommando beorderte der neue Staatschef seine Anhänger. Um ein Maximum an Terror auszuüben, ließ er weitere Sitzungen mit weiteren Morden folgen. Eine Ära des Schreckens hatte begonnen.

      Jede Nacht woanders
      In den nunmehr fast 24 Jahren seines Regimes hat Saddam Hussein die ganze Welt gegen sich vereint: die Iraker, seine arabischen Nachbarn, Amerikaner und Europäer. Auch jene Staaten, die einen Krieg ablehnen, stimmen darin überein, dass Saddam Hussein wohl der schlimmste der noch amtierenden Despoten ist. Doch auch jetzt, wo ihn seine Karriere des Terrors an den Abgrund gebracht hat, geht er nur widerwillig und trotzig jene Schritte, welche ihm wenigstens das physische Überleben ermöglichen könnten: Gemächlich hat er seine Raketen zerstört, lustlos hat er die Waffeninspekteure unterstützt, halbherzig hat er sich für die Invasion Kuwaits entschuldigt, widerstrebend das 1990 geraubte kuwaitische Staatsarchiv zurückgegeben.
      Seitdem Hussein an der Macht ist, hat er sich immer weiter von der übrigen Welt entfernt. Nur wenige Male hat er sein Land verlassen. Der Tyrann lebt in Bunkern, aus Angst vor Attentaten. Nie verbringt er zwei Nächte am selben Platz, manchmal wechselt er noch zwischen Abend und Morgen die Schlafstätte. Täglich werden in vielen seiner Paläste Mahlzeiten für ihn bereitet. Kommt er nicht, werden die Speisen vernichtet oder von Hofschranzen verzehrt.
      Der Despot beschäftigt eine Reihe von Vorkostern, um Giftattentaten vorzubeugen. Wenn er, was zuletzt immer seltener vorkam, in einer Autokolonne reist, fahren mehrere Doppelgänger mit, um Mordversuche zu erschweren. Die Kameraleute des Fernsehens dürfen ihn nur aus einem sympathischen Blickwinkel aufnehmen.
      Besucher dürfen nur sprechen, wenn Saddam Hussein gesprochen hat. Der Herrscher will als „heldenhafter Präsident“ oder „Meister“ angeredet werden. Von seinen Untertanen erhält er nur Ratschläge, die ihm gefallen. Kritik kann den sofortigen Tod nach sich ziehen. Als der Herrscher 1990 mit seinen engsten Kollaborateuren den Überfall auf Kuwait erörterte, soll Tarek Asis, damals Außenminister, gefragt haben, warum man nicht gleich bis nach Saudi-Arabien vordringen wolle. Durch diese Übertreibung wollte Asis vorsichtig und indirekt auf die Gefahren eines Kuwait-Feldzugs aufmerksam machen, um ihn womöglich abzuwenden. Hussein überhörte den versteckten Ratschlag – oder er verstand ihn fälschlicherweise als Ermunterung.
      Saddam Hussein lebt in einer Schattenwelt, jenseits des politischen Tageslichts. Er liebt die Existenz am Abgrund, ein normales Leben ohne Gewalt kennt er nicht. Dies hat ihm trotz seines diplomatischen Geschicks oft den Blick auf die Realitäten verbaut. Der palästinensische Autor Said K. Aburish vergleicht ihn deshalb mit Stalin.
      Wie Stalin, argumentiert Aburish, wurde Saddam in einem kleinen Dorf geboren, wie Stalin behauptete er, aus einer Stadt zu stammen. Wie Stalin hatte Saddam eine starke, bestimmende Mutter und einen schwachen, früh verstorbenen Vater. Wie Stalin trachtete Saddam vergebens nach einem Offiziersposten in der Armee, wie Stalin rächte er sich später an der Armee für früher erlittene persönliche Schmach. Wie Stalin sah Saddam im Terror ein Mittel, die gesamte Gesellschaft umzustülpen und zu reformieren. „Wie Stalin“, schreibt Aburish schließlich, „hatte Saddam einen unstillbaren Durst nach Macht, und er war entschlossen, den Irak in das 20. Jahrhundert zu katapultieren – sogar um den Preis, dass die halbe Bevölkerung im Verlauf dieses Prozesses geopfert werden müsste“.
      In der Tat: Saddam Hussein kam nicht in der Stadt Tikrit, sondern in dem Dörfchen Al-Quja bei Takrit, etwa 150 Kilometer nördlich von Bagdad, zur Welt. Seine Familie gehört zum Clan der Al-Bejat, der wiederum zum Stamm der Albu Nasser zu zählen ist, sesshaft gewordenen Beduinen der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam. So verarmt waren die Albu Nasser, dass sie die honorigen Eigenschaften der Beduinen – Furchtlosigkeit, Gastfreundschaft – in Unehrlichkeit, Diebstahl und Gewalt pervertierten, schreibt jedenfalls Said K. Aburish.
      Wie noch heute vielfach in der arabischen Welt üblich, heiratete Saddams Vater eine Cousine, um den Zusammenhalt des Clans zu stärken. Die Eltern lebten in einem Haus aus Schlammziegeln, mit einem Esel und Schafen, ohne fließendes Wasser und elektrischen Strom. Diese niedrige Herkunft hat der spätere Diktator stets zu leugnen gesucht, wie manch ein sozialer Aufsteiger, der sich seines Ursprungs schämt.

      Sohn der Gassen
      Bei Saddam Husseins Geburt war der Vater auf Nimmerwiedersehen verschwunden, niemand kennt bis heute seine Todesursache. Der Stiefvater, welchen die Mutter später heiratete, schlug den jungen Saddam. Als Präsident hat dieser später einem Hofbiografen von seiner Einsamkeit in früher Jugend berichtet. Er wuchs auf der Straße auf, stahl Hühner und Eier und verkaufte in Tikrit Wassermelonen. Der „Sohn der Gassen“, wie Araber eine solche Existenz nennen, musste sich gegen die Frotzeleien anderer Jungen wehren. Er tat dies mit einem eisernen Knüppel, den er stets bei sich trug. Später nahm er zur Schule eine Pistole mit.
      Der junge Saddam kam früh mit Politik in Berührung. Sein Onkel Khairallah Tulfah, der ihn in Obhut nahm, musste 1941 ins Gefängnis, weil er sich gegen die britischen Oberherren des Irak aufgelehnt hatte und an einem fehlgeschlagenen Attentat auf den Haschemitenkönig Feisal II. beteiligt war. Der verwahrloste Junge erfuhr früh, dass politische Macht in seinem Land nicht durch friedliche Wahlen, sondern durch Gewalt errungen wurde. Zwischen 1936 und 1941 erlebte der Irak sechs Umsturzversuche. Die Welle der Gewalt setzte sich fort, als der Obrist Abdel Karim Kassem 1958 König Feisal II. ermordete und die Monarchie abschaffte.
      Kassem wurde selbst zum Ziel von Attentätern, unter ihnen Saddam Hussein. Nach einem misslungenen Anschlag floh Saddam Hussein nach Kairo, wo er Kontakte zur CIA aufnahm. Er hatte sich der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei angeschlossen, die eine grundlegende Reform der arabischen Welt auf ihr Panier geschrieben hatte. Doch wie im benachbarten Syrien verkam die Partei zu einem Instrument, mit dem der jeweilige Herrscher seine Macht konsolidierte. Als Kassem erschossen wurde, begann eine Periode blutiger Abrechnungen.
      1968 kam die Baath-Partei unter Präsident Ahmad Hassan al-Bakr doch noch in Bagdad an die Macht – mit Hilfe der CIA, wie viele Saddam-Biografen heute schreiben. Zweiter Mann, graue Eminenz und wahrer Machthaber war von Anfang an Saddam Hussein. 1979 stellte er al-Bakr unter Hausarrest und machte sich selbst zum Präsidenten. Al-Bakr war einer der wenigen Rivalen, die Saddam Hussein nicht zu liquidieren wagte.
      Sein Hof wird bis heute regelmäßig von Familienintrigen erschüttert, welche „die Borgias erbleichen lassen würden“, wie sich der Autor Samir al- Khalil in seinem Buch „Die Republik der Angst“ ausdrückt. 1988 zum Beispiel erschlug Saddams Sohn Udai Hussein während eines Gelages in Gegenwart der ägyptischen Präsidentengattin Susanne Mubarak den Vorkoster seines Vaters, Kamel Hana Geogeo. Dieser war der Sohn des Leibkochs des Präsidenten. Sofort kam die Frage auf, ob Saddams Ehefrau und Cousine Saida hinter dem Mord stehe, weil sie argwöhnte, der Vorkoster habe ihrem Mann junge Frauen zugeführt – unter ihnen Samira, die Ehefrau des Chefs der Iraqi Airlines und später Saddam Husseins zweite Frau.
      Die Kabale ähnelt, wie später ein Journalist schrieb, Shakespeares blutigster Tragödie Macbeth. Ehefrau Saida alarmierte ihren Bruder, den mächtigen Adnan Khairallah. Der sollte Saddam wieder auf die ehelichen Tugendpfade zurückbringen. Doch Khairallah hatte schon den Fehler gemacht, sich als zweiten Mann des Regimes feiern zu lassen. Jetzt wagte er es, einen Familienstreit vom Zaun zu brechen. Saddam Hussein witterte Verrat. Adnan Khairallah starb plötzlich bei einem Hubschrauberabsturz. An einen Unfall will bis heute niemand so recht glauben.
      Wie der Vater, so die Söhne. Der ursprüngliche Kronprinz, Udai Hussein, hat sich durch seinen auch für die Verhältnisse des irakischen Hofes amoralischen Lebensstil diskreditiert. Als die Diskotheken noch geöffnet waren und die irakische Hauptstadt noch als „Swinging Bagdad“ galt, zog der ungeratene Udai auf der Jagd nach Mädchen durch die Nachtclubs der Hauptstadt.
      1995 machte der heute 38-jährige seinem Schwager Hussein Kamel die Herrschaft über die Rüstungsindustrie streitig. Kamel floh mit großer Gefolgschaft nach Jordanien. Nachdem er später dem Lockruf aus Bagdad erlegen und in den Irak zurückgekehrt war, überwachte Saddams Ältester persönlich Kamels Exekution. 1996 wurde Udai Hussein im vornehmen Stadtteil Mansur von seinen Feinden angeschossen, seitdem kann er nicht mehr richtig laufen. Die Attentäter wurden nie gefasst. Ob sie aus den Reihen der schiitischen Al-Dawa-Partei kamen oder in den Kreisen der Eltern geschändeter Mädchen zu suchen waren oder bei der überlebenden Verwandtschaft Hussein Kamels, ist nicht geklärt.
      Heute besitzt Udai Hussein die Tageszeitung Babil (Babylon) und den Fernsehsender Schebab (Jugend). Auch ist er Präsident des Irakischen Fußballverbandes und des Irakischen Olympischen Komitees. Verlieren seine Sportler, drohe Udai mit Folter, heißt es in einem britischen Saddam-Buch. Das Olympische Komitee in Bagdad sei das einzige mit einer Folterkammer. Inzwischen ist der jüngere, weniger zügellose Saddam-Sohn Qusai zum Thronfolger avanciert. Um seine Macht zu sichern, hat er sich den gesamten Sicherheitsapparat untertan gemacht.

      Besuch von Rumsfeld
      Dass der Clan in dieser Weise den Irak zu seinem Feudalbesitz machen konnte, hat auch mit der Politik westlicher Regierungen zu tun, die den Diktator in entscheidenden Phasen seines Lebens begünstigten. Als Saddam Hussein 1979 endgültig im Irak die Macht übernahm, hatte im benachbarten Iran gerade ein anderer Schreckensmann die Zügel in die Hand genommen, der Ayatollah Chomeini. Dessen schiitische Revolution in Schach zu halten, war in den Augen westlicher Politiker die Aufgabe des Irak. So wurde Saddam Hussein aufgerüstet. Als er im September 1980, ein Jahr nach seiner Machtübernahme, in den Iran einmarschierte, regte sich, anders als zehn Jahre später beim Überfall auf Kuwait, kein Protest. Und außer diplomatischen Demarchen gab es auch keinen Widerstand, als der Diktator 1988/89 Kurden vergaste und Hunderttausende kurdische Männer umsiedelte.
      Saddam Hussein hatte Öl, bekämpfte die islamische Revolution und war Garant für die Einheit des Irak. Kein anderer als Donald Rumsfeld kam 1983 im Auftrag von US-Präsident Ronald Reagan in den Irak, um die Beziehungen zum Regime zu pflegen. Das Programm zum Bau irakischer Massenvernichtungswaffen war auch ein amerikanisch-britisches Projekt – um dem Irak im Krieg gegen den Iran zu helfen. Erst als der Iraker mit dem Überfall auf Kuwait den westlichen Lebensnerv, die Ölvorräte, traf, wurden seine Verbrechen zu einem auch von Diplomaten und Politikern diskutierten Thema.
      Dass der irakische Herrscher nun dem Ultimatum von George Bush folgen und sein Volk durch einen Gang ins Exil vor einer neuen Katastrophe retten könnte, ist kaum zu erwarten. Eher ist damit zu rechnen, dass der 65-jährige Despot, der in einer Welle der Gewalt an die Macht kam, auch in einer Welle der Gewalt untergehen wird – und will. Schon längst denkt er an die Ewigkeit. In die Steine des von ihm teilweise rekonstruierten antiken Babylon und in die Pfeiler der von ihm in jüngerer Zeit erbauten riesigen Bagdader Moscheen hat er seine Initialen eingravieren lassen: S. H.
      Im September 2000 trat Saddam Hussein mit einer Art Lebensrückblick vor die erstaunte Öffentlichkeit. Er präsentierte einen in arabischer Kalligraphie geschriebenen Koran. „Mein Leben“, deklamierte er, „war voller Gefahren. Ich hätte eine Menge Blut verlieren können. Aber da ich nur sehr wenig blutete, habe ich in Dankbarkeit Gottes Wort mit meinem Blut schreiben lassen.“ 336000 Worte zählt das heilige Buch der Muslime, für das Saddam Hussein angeblich sein eigenes Blut gegeben hat.

      Jetzt will George Bush sein Blut sehen. Schon vor ein paar Jahren hat Saddam Hussein einem ausländischen Gast erklärt, eines Tages werde er vermutlich ermordet werden – entweder von einem seiner Offiziere oder von den Amerikanern.
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 20:53:15
      Beitrag Nr. 26 ()
      Gewinnix, bei diesem Nick kann ich Deinen Neid gut verstehen, wer ist eigentlich Dein Sponsor, oder suchst Du noch einen aus der Saddam-Ecke?:D
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 21:09:58
      Beitrag Nr. 27 ()
      Ist das alles, was dir zum Irak einfällt?

      Oder fällt dir generell so viel ein?

      Bist du vielleicht ein Einfallspinsel?

      Ist Frau Merkel cleverer wie du?

      Soll ich dir das Fell über die Lauscher ziehen?

      :D
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 21:39:31
      Beitrag Nr. 28 ()
      Schau dir zukünftig fremde Leute an, bevor du sie falsch ansprichst.




      Streit um Iraks Öl-Reserven
      US-Wirtschaft und Regierung planen für die Zeit nach Hussein

      von Andreas Oldag / SZ

      Noch hat der Irak-Krieg nicht begonnen. Aber in den Chefetagen der amerikanischen Ölindustrie wird schon jetzt die Ära nach Saddam Hussein geplant. Nun werde das Fell des Bären verteilt, heißt es in der Branche. Vor kurzem haben sich offensichtlich Top- Manager und hohe Regierungsvertreter in Washington getroffen. Thema: Wiederaufbau im Irak und amerikanische Wirtschaftsinteressen. Man tagte diskret hinter verschlossenen Türen und dementierte nachher alles vor der Presse.
      Mit von der Partie war offenbar auch der texanische Ölausrüster Halliburton, dessen Chef bis Mitte 2000 der amtierende Vizepräsident Dick Cheney gewesen ist. Nach Presseberichten hat die staatliche Entwicklungshilfe- Agentur USAID schon Vertragsentwürfe über insgesamt 900 Millionen Dollar an Baufirmen und Ölausrüster gesandt, unter anderem an Halliburton. In der ersten Reihe mischt auch der Baukonzern Bechtel mit, der schon nach dem ersten Golfkrieg in Kuweit lukrative Aufträge einheimste.
      Das Kalkül: Was amerikanische Bomben zerstören, wird mit amerikanischem Kapital wieder aufgebaut. Dazu richtet die Ölindustrie begehrliche Blicke auf die irakischen Ölreserven, die zu den größten der Welt zählen. Viele Förderanlagen sind freilich nach den langen Jahren des Boykotts gegen den Irak schrottreif.
      US-Experten schätzen, dass Investitionen von mindestens fünf Milliarden Dollar nötig sind, um die irakische Öl-Infrastruktur wieder auf den Stand vor Beginn des ersten Golfkriegs 1991 zu versetzen. Die Rechnung könnte freilich noch höher ausfallen, wenn der irakische Diktator eine Politik der verbrannten Erde betreiben und die Ölquellen in Brand setzen sollte.
      Im Poker um die irakischen Ölreserven haben die US-Konzerne Exxon Mobil, Chevron Texaco und Conoco Phillips die Nase vorn. „Die Amerikaner werden in Irak bestimmen, wo es lang geht“, meinte ein US-Ölmanager. Franzosen, Russen und Chinesen werden sich hinten anstellen müssen. Zwar bestreiten Regierungsvertreter in Washington, dass es um politisches Wohlverhalten geht. Doch eine Abstrafung Frankreichs, das im UN-Sicherheitsrat zu den schärfsten Kritikern George Bushs gehört, dürfte in jedem Fall anstehen. Die amerikanische Konzerne können sich auf diesem Weg gleich der lästigen Konkurrenz durch die französische TotalFinaElf SA entledigen. Zwar haben sich auch die Franzosen seit Beginn der Irak-Sanktionen aus der dortigen Öl- Förderung zurückgezogen. Doch Insider des Ölgeschäfts wissen, dass TotalFinaElf einer der besten Expertisen über irakische Lagerstätten hat. Die italienische ENI-Gruppe dürfte dagegen vom Kuchen etwas bekommen. Denn Italiens Regierung unterstützt bisher den Kurs der Vereinigten Staaten.
      Zu den Firmen, die um die irakischen Ölfelder wetteifern, gehört auch die russische Lukoil. Der Staatskonzern hatte bereits mit der Regierung in Bagdad einen Vertrag über 38 Milliarden Dollar abgeschlossen. Dieser ist jedoch wegen der Sanktionen auf Eis gelegt worden. Ob die Russen nach einem Krieg im Irak zum Zuge kommen, wird freilich von den Amerikanern abhängen. „Ein Veto Moskaus im UN-Sicherheitsrat gegen einen Militärschlag ist da sicherlich nicht hilfreich“, meinen Regierungsvertreter in Washington.




      Der Tiger im Panzer
      ExxonMobil, die Abhängigkeit vom Erdöl und die Irak-Krise / Greenpeace über die Rolle des Energiekonzerns im Vorfeld eines möglichen Kriegs am Golf
      Welche Bedeutung spielt der Kampf ums arabische Öl beim wohl bevorstehenden Krieg gegen Irak? Mit dieser Frage und der Rolle und den Perspektiven des Energieunternehmens ExxonMobil hat sich die Umweltorganisation Greenpeace aus Hamburg befasst. Wir dokumentieren den Text in einer leicht gekürzten Version.


      Die Bush-Regierung behauptet, bei einem geplanten Feldzug gegen Irak gehe es in erster Linie um die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen. Das Hauptmotiv für eine Entmachtung Saddam Husseins ist jedoch das Interesse an einer gesicherten Versorgung mit billigem Erdöl. Denn die USA müssen einen immensen Bedarf decken: Obwohl sie nur 4,4 Prozent der Weltbevölkerung stellen, verbrauchen die Vereinigten Staaten ein Viertel des weltweiten Öls, Tendenz steigend.

      Dabei kann ein Unternehmen zu Recht für sich in Anspruch nehmen, die Abhängigkeit der USA vom Erdöl am eifrigsten forciert zu haben: ExxonMobil (in Großbritannien und Europa bekannt unter dem Namen Esso). Im Interesse seines Geschäfts mit fossilen Brennstoffen verwandte das Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt viel Energie darauf, internationale Initiativen für den Klimaschutz zu sabotieren und die US-Klima- und Energiepolitik stark zu beeinflussen.

      Ein möglicher Irak-Krieg muss vor diesem Hintergrund betrachtet werden: Amerikanische Unternehmen haben gegenwärtig fast keinen Zugriff auf die bedeutenden Ölreserven Iraks. Daran kann und wird sich nur etwas ändern, wenn es Bush gelingt, in dem Land einen Regierungswechsel zu erzwingen. Kommt es dagegen zu einer friedlichen Beilegung des Irak-Konflikts, dürften die französischen, russischen und chinesischen Kollegen zum Zug kommen. ExxonMobil ist nicht nur das größte Ölunternehmen der Welt, der Konzern verfügt auch über die engsten Kontakte zum Weißen Haus - und er nutzt diesen Einfluss, um seine Interessen an den irakischen Ölvorkommen deutlich zu machen. Mit Erfolg: Experten der Deutschen Bank bescheinigten dem Unternehmen bereits im September 2002 in einem Bericht die mögliche "pole position" als Nutznießer eines Regimewechsels in Irak.

      25 Prozent des weltweit geförderten Erdöls werden in den USA verbraucht. Knapp über die Hälfte dieser Menge wird importiert. In ihrem Energieprogramm 2001 sah die US-Regierung einen unvermeidlichen Anstieg der Erdölnachfrage voraus - von gegenwärtig 10,4 Millionen auf 16,7 Millionen Barrel pro Tag bis zum Jahr 2020. Aus dem Programm geht auch die Abhängigkeit der USA von einem stabilen Energiemarkt hervor - und damit die Notwendigkeit einer Außenpolitik, die eine ausreichende Erdölversorgung sicherstellt. Wörtlich heißt es darin: "Eine ernst zu nehmende Unterbrechung der weltweiten Erdölversorgung hätte unter Umständen ungeachtet des Abhängigkeitsgrads der Vereinigten Staaten schwer wiegende Folgen für unsere Wirtschaft und unsere Fähigkeit zur Verfolgung außen- und wirtschaftspolitischer Ziele." Ferner wird darin bestätigt, dass "die Erdöl exportierenden Länder des Nahen Ostens für die Stabilität der weltweiten Erdölversorgung von zentraler Bedeutung bleiben" und "die Golfregion im Brennpunkt US-amerikanischer Energiepolitik stehen wird".

      Der Nahe Osten beherbergt 65 Prozent der Welterdölreserven und ist somit die einzige Region, die zur Befriedigung eines spürbaren Anstiegs der weltweiten Nachfrage in der Lage wäre. Die Vorkommen in den USA - sowie viele andere Erdölfelder außerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) - gehen langsam zur Neige. Damit ist unvermeidlich, dass die zukünftige Versorgung nur unter Einbezug der Golfregion sichergestellt werden kann. Die Kontrolle über Vorkommen in Irak würde den USA voraussichtlich ermöglichen, den Einfluss Saudi-Arabiens in der Erdölpolitik zu verringern, die OPEC zu schwächen, den weltweiten Erdölmarkt stärker mitzubestimmen und auf diese Weise auch den Einfluss von Russland, Mexiko und Venezuela zu begrenzen.

      Irak verfügt über 10 Prozent der weltweiten Erdölvorkommen - etwa 112 Milliarden Barrel - und wird damit lediglich von Saudi-Arabien übertroffen. Diese Menge entspricht einem US-Erdölverbrauch von 16 Jahren. Gegenwärtig wird nur ein Bruchteil dieses Potenzials genutzt, während weite Teile des irakischen Staatsgebiets bislang nicht gründlich auf Vorkommen geprüft wurden. Damit besteht die Aussicht auf zusätzliche Reserven.

      "Mit einem Regierungswechsel in Irak würde die weltweite Förderung um drei bis fünf Millionen Barrel zunehmen. (. . .) Die erfolgreiche Abwicklung des Krieges wäre gut für die Wirtschaft." Larry Lindsey, Bushs Berater in Wirtschaftsfragen im September 2002. "Müsste man sich keine Sorgen machen, dass die eigenen Handlungen mit ExxonMobil oder der Ölindustrie in Zusammenhang gebracht werden, wäre ein Gespräch über Irak ein Gespräch über Öl." Ein Berater von Bush in einem anonymen Statement für die New York Times.

      Fadel Gheit, ein ehemaliger Chemieingenieur von Mobil, der inzwischen als Anlagenexperte für eine Maklergesellschaft in New York tätig ist, erklärte einem Publikum von 50 US-Großanlegern aus dem Pensions- und Finanzwesen vor Weihnachten 2002, bei dem geplanten Krieg ginge es "nur um Erdöl". Der globale Krieg gegen den Terror sei nichts als eine "Verschleierung" des wahren Beweggrundes. Ferner bestätigte Gheit: "Unsere Lebensweise setzt täglich 20 Millionen Barrel Erdöl voraus, von denen die Hälfte importiert werden muss. Wir gleichen einem Patienten auf Erdöldialyse. (. . .) Hier geht es um Leben und Tod."

      Was Irak betrifft, haben die Erdölunternehmen bislang in Anlehnung an die politischen Positionen ihrer jeweiligen Landesregierungen sehr unterschiedliche Strategien verfolgt. Russische und französische Unternehmen verfügen über historische Verbindungen zu Irak und haben zusammen mit chinesischen Gesellschaften Förderverträge im Gesamtwert von 38 Milliarden US-Dollar ausgehandelt. Diese sichern ihnen die Nutzung irakischer Ölfelder nach Aufhebung der Sanktionen zu. In der Zwischenzeit sorgen die Sanktionen dafür, dass ihre Rivalen (aus den USA und Großbritannien) nicht zum Zug kommen. So meinte der frühere Vizepräsident von ExxonMobil, Lucio Noto, in einem Interview: "Ich glaube, sie (die Sanktionen) schließen uns vom Spielgeschehen zu Gunsten anderer Parteien aus."
      Ahmed Chalabi, der Leiter des Iraqui National Congress (INC), des Dachverbands der irakischen Opposition, ließ keinen Zweifel daran, dass den USA für die Amtsenthebung Saddams eine großzügige Belohnung winken würde, als er der Washington Post erklärte, "amerikanische Erdölunternehmen können sich gute Chancen auf irakisches Erdöl ausrechnen", wenn er das Land regieren würde.

      Sprecher des INC haben bestätigt, dass Chalabi bereits die Vertreter dreier US-Erdölunternehmen in Washington getroffen hat, um die Aufteilung irakischen Erdöls nach dem Sturz Saddams zu besprechen. Keines dieser drei Unternehmen hat sich bislang zu erkennen gegeben. Wie aus einem jüngsten Bericht der Deutschen Bank zu den Aussichten großer Erdölunternehmen in einem von Sanktionen befreiten Irak hervorgeht, "könnten die US-Erdölgesellschaften nach einem Regimewechsel in Bagdad von der INOC (Iraq National Oil Company) mit dem exklusiven Management irakischer Erdölfelder betraut werden (ExxonMobil und ChevronTexaco wären dabei bevorzugte Kandidaten)". Es wird bestätigt, dass "die großen US-Gesellschaften bei einer Einigung Saddams mit der UN benachteiligt" würden.

      Der größte Gewinn für diese Unternehmen bestünde freilich in der Sicherung von Rechten an den "Greenfield Sites", den bislang unentdeckten Vorkommen. Doch die USA wissen genau, dass eine friedliche Beilegung des herrschenden Irak-Konflikts ihre größten Erdölunternehmen im Regen stehen lassen würde.

      ExxonMobil mag nach außen die Parole der Bush-Regierung wiederholen, nach der dieser Krieg nichts mit Erdöl zu tun hat, doch laut Industriekennern hat dieses Thema für die voraussichtlichen Nutznießer eines Regimewechsels in Irak oberste Priorität. Ein früherer Bericht der Deutschen Bank (September 2002) weist als ExxonMobils Hauptstärke "politischen Einfluss" aus und stellt fest: "Der Status als größte US-amerikanische Erdölgesellschaft verschafft ExxonMobil ein enormes politisches Gewicht in Washington. (. . .) Nach einem Regimewechsel in Irak könnte der Gesellschaft die ,pole position` zufallen." Der Bericht kommt zu dem Schluss: "Auf Grund ihres gewaltigen politischen Gewichts sind wir der Meinung, dass die Gesellschaft ExxonMobil voraussichtlich eine wichtige Rolle in einer vom 11. September geprägten Geopolitik spielen wird." Der Bericht stellt die Frage: "Wird ExxonMobil nach dem Sturz Saddams in Irak das US-amerikanische Firmenbanner schwenken dürfen?"

      ExxonMobil hat Anlegern versichert, dass das Unternehmen plant, die Erdölförderung im Jahr 2003 um ehrgeizige drei Prozent zu erhöhen. Wie die Deutsche Bank ermittelte, sinken die Gewinnspannen des Unternehmens mit der Erschöpfung seiner Quellen jedoch immer weiter ab. Tatsächliche Fördermengen befinden sich bereits "unter Druck", und das bei "vergleichsweise schwachen Explorationsresultaten". Die Deutsche Bank folgert: "Um die Gesellschaftsreserven zu verlängern, trachtet ExxonMobil nach zusätzlichen Förderverträgen im Nahen Osten. (. . .) Wird es Exxon gelingen, sich einen Anteil an den Reserven des Nahen Ostens zu sichern - in Irak (nach Saddam), in Saudi-Arabien oder in Kuwait?"

      Der Vorstandsvorsitzende von ExxonMobil, Lee Raymond, gab im vergangenen Jahr bekannt: "Wir wollen in sämtlichen Regionen, in denen bedeutende Erdölvorkommen vermutet werden, vertreten sein. (. . .) Es wird keinem viel versprechenden Explorationsprojekt an Geld fehlen." Er bestätigte, dass "ein sehr großer Teil des steigenden Energiebedarfs unserer wachsenden Ökonomie mit Erdöl aus dem Nahen Osten gedeckt werden wird. (. . .) In der heutigen Welt sind nicht viele Aufgaben so wichtig wie die Fortsetzung der erfolgreichen Modernisierung und Integration des Nahen Ostens in die Weltwirtschaft." (. . .)

      © Frankfurter Rundschau 2003
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 22:03:18
      Beitrag Nr. 29 ()
      @brama deine #26 ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 22:05:37
      Beitrag Nr. 30 ()
      gewinnix

      zu # 28


      feiner text,
      dieser fadel gheit ist wenigsten ein "ehrlicher" dre..sack !"


      ... wir gleichen einem patienten auf erdöldialyse (...) - hier geht es um leben u. tod....

      richtig faddeelllll,


      um tausender unschuldiger zivilisten: ihr lügenpack !



      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 22:08:30
      Beitrag Nr. 31 ()
      #28
      „Die Amerikaner werden in Irak bestimmen, wo es lang geht“, meinte ein US-Ölmanager. Franzosen, Russen und Chinesen werden sich hinten anstellen müssen.

      Vielleicht sollten die Europäer sich auch beim Bezahlen hinten anstellen und den USA die Chance geben zu zeigen wo`s lang geht.
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 17:47:49
      Beitrag Nr. 32 ()
      Intelligente Raketen bzw. Bomben kosten richtig Geld.
      Wie lange läßt sich dieser Mist eigentlich lagern?
      1991 - 2003

      Dieser Gedanke ist doch mehr wie eine Überlegung wert, oder nicht?
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 18:25:13
      Beitrag Nr. 33 ()
      Wie schon in #18 beschrieben, wird sich das Gemetzel nicht auf den Irak beschränken. (in Anlehnung an Peter Scholl-Latour)



      Wut und Ohnmachtsgefühle - «Ein sehr trauriger Tag für die Araber»
      Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa

      Kairo (dpa) - Der Irak-Krieg hat begonnen, und die Araber haben sich nicht gegen ihre Führer erhoben. Doch viele Menschen zwischen Casablanca und Damaskus, die an diesem Donnerstag in ihren Häusern, in Geschäften und Caféhäusern die Ereignisse in Kuwait und im Irak im Radio oder Fernsehen verfolgen, hegen großen Hass auf die Supermacht USA und einen unterschwelligen Groll gegen ihre eigenen Herrscher, die diesen Krieg nicht verhindert haben.
      Die arabischen Führer, die in den vergangenen Tagen alle betont hatten, sie hätten alles in ihrer Macht Stehende unternommen, um den Krieg zu verhindern, hielten sich in den ersten Stunden nach Kriegsbeginn mit Erklärungen zurück.
      Lediglich der König von Bahrain, Scheich Hamad Bin Isa Al Chalifa, ruft sein Volk auf, Ruhe zu bewahren. Bahrain, wo derzeit rund 5000 US-Marinesoldaten stationiert sind, sei sicher, betonte er und fügte hinzu, er fühle mit der irakischen Bevölkerung. Gleichzeitig lobte er die jüngste Ankündigung von US-Präsident George W. Bush zum israelisch-palästinensischen Konflikt. Für die Mehrheit der Araber ist der amerikanische Präsident dagegen ein arroganter Machtpolitiker, der den USA und Israel mit dem Angriff gegen den Irak die Kontrolle über die Region sichern will.
      «Dies ist ein sehr trauriger Tag für die Araber, weil eines ihrer Länder angegriffen wurde, ohne auf die Zivilisten oder das Land Rücksicht zu nehmen», sagt Generalsekretär Amre Mussa. Damit spricht er vielen Menschen in der arabischen Welt aus dem Herzen. Sie fühlen sich durch den Angriff auf Bagdad gedemütigt. Ohnmachtsgefühle machen die Menschen aggressiv.
      Ihren eigenen Monarchen, Staats- und Regierungschefs werfen sie Schwäche vor. «Arabische Führer, fahrt zur Hölle», schreiben Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz auf ihr Transparent. Steine fliegen. Die Polizei setzt Schlagstöcke ein. «Dass die Stimme der Araber in der internationalen Staatengemeinschaft wenig Gewicht hat, daran haben wir uns schon gewöhnt», meint ein arabischer Beobachter in Kairo. «Nur, dass wir nun gemeinsam mit Russland, China und den Europäern auf der Seite der Machtlosen stehen, ist neu.»
      Dass die Staatsmacht, die sich in Ländern wie Ägypten und Jordanien seit Wochen mit umfassenden Sicherheitsplänen auf den Tag X und den befürchteten kollektiven Wutausbruch der Menschen vorbereitet hat, die Proteste am Donnerstag erfolgreich eingedämmt hat, überrascht ausländische Beobachter nicht. So hatte etwa Ägyptens Innenminister Habib el Adli mit Blick auf den US-Angriff gegen den Irak bereits Anfang des Jahres gewarnt, die «eiserne Hand des Gesetzes» werde auf jeden, der versuche, die Situation für einen Aufruhr auszunutzen, mit unerbittlicher Härte niedersausen.
      Hilfe erhält die ägyptische Führung am Donnerstag auch von einem der regierungsnahen Religionsgelehrten. Der Präsident der einflussreichen islamischen Al-Azhar-Universität, Ahmed Omar Haschim, verurteilt zwar den amerikanischen «Unterdrückungskrieg» gegen den Irak, ruft die Ägypter aber gleichzeitig zur Mäßigung auf.
      Doch obwohl die irakische Führung nicht unbedingt für ihre Frömmigkeit bekannt ist, solidarisieren sich in diesen Tagen viele anti-amerikanisch eingestellte arabische Islamisten mit der Führung in Bagdad. In den Hotels von Bagdad hat das Regime von Präsident Saddam Hussein seit einigen Tagen Anlaufstellen für freiwillige arabische Kämpfer. Wer sich hier registrieren lässt, wird einem militärischen Ausbildungslager unter irakischer Führung zugeteilt.


      Bleibst du ein Feigling, wenn es dir deine Familie zerfetzt?
      Oder du?
      Wie sieht`s bei dir aus?
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 22:36:40
      Beitrag Nr. 34 ()
      soeben wird der dtsch. muslimexperte. christoph r. hoestel, live in ntv (22.20 uhr) interviewt:

      wörtlich:

      "... ich habe perönlich vor einiger zeit mit einem al-qaida -mitglied gesprochen u. dieser legte mir überzeugend dar, dass eine bisherige zusammenarbeit mit saddam nie stattgefunden hat.
      im gegenteil, wir sehen ihn eher als feind..."

      und jetzt der hammer:

      ein guter freund von ihm , erzählte, dass er den aufenthaltsort eines al - qaida - führers, ca. die nr. 5 in der al - qaida hierarchie, kenne.

      mit diesem wissen & fakten ging er zum cia, um ihnen diese
      brisante mitteilung zu geben, damit sie es überprüfen !

      was taten die cia -vertreter ?


      sie wollten die informationen nicht !!!,

      und warfen ihn heraus !!!:cool:


      auf deutsch:
      wir haben kein interesse, das 5. höchste al -
      qaida mitglied zu fassen !

      :confused: :confused: :laugh: :laugh: :laugh:


      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 09:29:10
      Beitrag Nr. 35 ()
      Der Auslöser für den ersten Irakkrieg war der Überfall der Irakis.
      Selbstverständlich ohne jedwedes Wissen seitens der USA.
      Kuwait hat damals über die irakische Landesgrenze hinaus deren Ölquellen "schräg" angebohrt.




      Soldaten unter der blauen Plane
      Ankara verfolgt in Nordirak eine eigene Strategie und versucht die Kurden in Schach zu halten

      Von Gerd Höhler (Silopi)

      Eigentlich hatte man endlose Konvois der Armee erwartet. Tieflader mit Panzern, Mannschaftswagen, die türkische Invasionsarmee auf dem Weg nach Nordirak. Aber die Nationalstraße 400, die vom türkischen Mittelmeerhafen Iskenderun zur irakischen Grenze führt, ist an diesem Wochenende wie ausgestorben. Kurz vor Cizre hat die türkische Armee an einer verlassenen Tankstelle einen Checkpoint aufgebaut. "Alman", sagt Mehmet, ein junger Rekrut. Er zeigt stolz auf den Radpanzer deutscher Produktion am Straßenrand. Unter einem Wellblechdach steht ein wackliger Holztisch mit einer Plastikdecke im Blümchenmuster. Zwei Soldaten sitzen auf weißen Plastikstühlen, ihre Schnellfeuergewehre an den Tisch gelehnt. Akribisch notiert der eine die Autokennzeichen und die Personalien der Reisenden in einem Formblatt, der andere gibt die Daten über sein Funkgerät zur nächsten Dienststelle weiter. "Die übermitteln sie dann weiter an die nächste Ebene, von dort geht es an die Zentrale, und auf demselben Weg bekommen wir Rückmeldung", sagt der Soldat, sichtlich stolz auf so viel Logistik.
      Widersprüchliche Meldungen kommen aus Ankara. Die Entsendung von 1500 türkischen Soldaten hat der Nachrichtensender CCN Türk verbreitet. Erst dementiert die Regierung, dann bestätigt Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, man habe sich mit den USA auf die Stationierung "einer begrenzten Zahl von Soldaten geeinigt". Aus "humanitären Gründen", wie es offiziell heißt, um die erwarteten Flüchtlinge zu versorgen. Aber alle wissen: In Wirklichkeit geht es den Türken darum, die Kurden in Schach zu halten. Sie wollen die in den nordirakischen Bergen vermuteten Rebellen der kurdischen Arbeiterpartei PKK ausräuchern und verhindern, dass die nordirakischen Kurden nach einem Sturz Saddam Husseins hier ihren eigenen Staat ausrufen. Eine hoch riskante Strategie, die in Nordirak einen Guerillakrieg entfachen könnte, der möglicherweise auch die erst vor drei Jahren abgeflaute Kurdenrevolte in der Südosttürkei wieder aufflammen lässt.
      Aber noch ist alles ruhig. Die Militärpräsenz beschränkt sich auf die Straßenkontrollen. In den 90er Jahren, während des Guerillakriegs mit den Rebellen der kurdischen Arbeiterpartei PKK, ging es an den Checkpoints rabiater zu. Da wurden reisende Reporter nicht nur kontrolliert, sondern mitunter über Stunden verhört und dann wieder nach Hause geschickt.
      Cizre liegt an der Route 400, der alten Seidenstraße, die einst von Konstantinopel ins Zweistromland nach Bagdad und von dort weiter ins ferne Indien und China führte. Die Stadt am Tigris, etwa 35 Kilometer vor der irakischen Grenze, war in den 90er Jahren eine Hochburg der PKK und Schauplatz vieler blutiger Kämpfe. Die Ruinen zerbombter Gebäude und die Einschusslöcher in den Hausfassaden erinnern an den Kurden-Krieg. Zeitweilig riegelte die türkische Armee den Ort völlig ab und rationierte die Anlieferung von Nahrungsmitteln, um die hier vermuteten PKK-Rebellen auszuhungern. Heute säumen geschlossene Tankstellen, verlassene Rasthäuser und kaum überschaubare Lastwagenhalden die Straße.
      Zehntausende Sattelzüge und Tanklaster rosten vor sich hin. "Sechs Milliarden Lira habe ich für meinen MAN bezahlt, jetzt versuche ich ihn für zwei zu verkaufen, aber niemand will ihn haben", sagt Ahmet. Er ist einer von zahllosen Lastwagenbesitzern, die vor dem Nichts stehen. Bis vor zwei Jahren florierte der Handel entlang der Straße 400. Lastwagen brachten aus der Türkei Lebensmittel und andere Waren in die halbautonome Kurdenregion Nordiraks, fuhren dann weiter zu den von Bagdad kontrollierten Ölfördergebieten von Mosul und Kirkuk und brachten von dort billiges Schweröl in provisorisch auf der Ladefläche montierten Tanks in die Türkei. Schmuggelgeschäfte, von denen alle profitierten: Saddam Hussein, der unter Umgehung des UN-Embargos Ölprodukte exportieren konnte, die nordirakischen Kurden, die reichlich "Zoll" kassierten, und die türkischen Fuhrunternehmer. Ende der 90er Jahre boomte das Geschäft, immer mehr Spediteure stiegen ein, meist Ein-Mann-Betriebe oder kleine Genossenschaften. Die Straße 400 wurde zu einer Lebensader für die vom 15-jährigen Kurdenaufstand wirtschaftlich verwüstete Region. Tankstellen, Autowerkstätten, Rasthäuser, Hotels und Bordelle schossen aus dem Boden. Aber dann unterband die Regierung in Ankara auf Betreiben der rechtsnationalistischen MHP-Partei den Grenzverkehr. Schließlich waren es vor allem Kurden, die verachteten "Ostbürger", die von dem Handel profitierten.
      An einer Straßenkreuzung in Silopi, dem letzten Ort vor der Grenze, sind die Fernsehteams in Position gegangen. Eurovision, Reuters, CNN, BBC, ARD - alle sind da, um die türkische Invasion Nordiraks zu filmen. Aber die erwarteten Militärkonvois blieben bisher aus. Nur Eselskarren, Pferdefuhrwerke und gelegentlich ein Taxi wirbeln den Staub der holprigen Hauptstraße auf. Auch Ahmet, der Barbier, der in seinem Laden an der Kreuzung Bärte rasiert, hat nichts bemerkt. Soldaten? "Keine gesehen", sagt Ahmet.
      Fünf Kilometer hinter Silopi ist für uns die Fahrt zu Ende. "Sie müssen umkehren", sagt der Soldat an der mit Sandsäcken und Maschinengewehren gesicherten Kontrollstelle, "hier darf niemand durch." Außer dem klapprigen Lastwagen mit der blauen Plane.
      Die Kontrolleure winken den Laster eilig durch. Als der Fahrtwind die Plane etwas lüftet, sieht man, was er geladen hat - türkische Soldaten.



      BERLIN, 23. März (dpa). Die Bundesregierung hat einen "Sonderstab Irak" eingerichtet, der sich auch mit dem Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg befasst.
      Das Auswärtige Amt bestätigte insofern einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, wonach Außenminister Joschka Fischer das Gremium unter Führung des Nahost-Experten Horst Freitag Anfang vergangener Woche eingesetzt hat. Außenamtssprecher Walter Lindner betonte am Wochenende, dass der Sonderstab nicht speziell über einen Wiederaufbau berate, sondern sich "mit allen Aspekten der Irak-Krise" befasse. Für Fragen des Wiederaufbaus sei es noch zu früh.
      Pläne für einen Einsatz der Bundeswehr nach dem Irak-Krieg, wie von der Zeitung berichtet, dementierte das Verteidigungsministerium am Sonntag. "Diese Bundeswehrplanungen entbehren jeglicher Grundlage", sagte ein Sprecher. Das Blatt hatte berichtet, im Außen- und Verteidigungsministerium würden bereits erste "Vorratsmodelle" für eine "substanzielle" Beteiligung der Bundeswehr entworfen. Dabei sei der Einsatz einer Brigade mit rund 3000 Mann geprüft worden. Die Kosten für einen Irak-Einsatz in dieser Größenordnung lägen bei jährlich einer Milliarde Euro.
      Experten des UN-Sicherheitsrates unter deutscher Führung arbeiten an einer Resolution, die die humanitäre Versorgung der irakischen Bevölkerung sicherstellen soll. Der Resolutionsentwurf soll dem Sicherheitsrat möglichst schon am heutigen Montag vorgelegt werden, hieß es am Wochenende in New York. Er basiert auf dem Vorschlag von UN-Generalsekretär Kofi Annan, die Vorräte und Mittel aus dem "Öl-für-Lebensmittel"-Programm zu nehmen und in Irak sowie unter irakischen Flüchtlingen in den Nachbarländern zu verteilen. Deutschland ist Vorsitzender des Ausschusses, der die Abwicklung des Programms bisher überwachte.



      "Ich habe meinen Auftrag erfüllt"
      US-Soldaten über das Töten
      Sie haben es tausend Mal geübt, und doch hat es die jungen US-Soldaten dann in der Realität tief erschüttert: Das Töten eines anderen Menschen im Kampf.

      Von Doug Mellgren (Süd-Irak/ap)

      "Es war anders als jede andere Erfahrung in meinem Leben", sagt der 20-jährige Hauptgefreite der Marineinfanterie, Daymond Geer aus Sacramento. "Selbst als ich sah, wie der Feind getroffen wurde - nun, er wand sich im Dreck. Es war nicht gut." Geers Einheit war am Freitag von Kuwait aus in den Süden Iraks einmarschiert. Rund 400 irakische Soldaten ergaben sich. Dennoch waren die ungezählten Bunker, Gräben und Schützenlöcher zu durchsuchen - militärische Routine im Krieg. Sich gegenseitig Schutz geben, vorrücken, immer mit gegnerischem Feuer rechnen. "Es war unheimlich", sagt der Zugführer, Leutnant William Todd Jacobs.
      Der 24-Jährige aus Cincinnati erzählt weiter: "Überall war Rauch. Wir sind das erste Mal in Irak, und du siehst die Kerle mit erhobenen Händen herauskommen. Wir wussten, dass sie sich ergeben. Aber dann ruft plötzlich einer: ,Da sind zwei im Loch, da sind zwei im Loch!`" Gemeint war ein Bunker. Die Marineinfanteristen erschießen die beiden Iraker, die sich versteckt hatten, sofort und werfen eine Handgranate in den Schutzraum. "Ich wollte nicht erschossen werden, also erschoss ich ihn zuerst", sagt Unteroffizier Juan Elenes, 21 Jahre alt. "Ich sah seinen Kopf, also schoss ich auf ihn." Der 19-jährige Hauptgefreite Joseph Willems sagt: "Ich sah hinunter und sah, wie Schüsse abgefeuert wurden. Ich sagte nur noch ,oooh` und sprang zurück. Ich geriet nur einen Moment in Panik, als ich in seine Augen sah und meine Waffe klemmte."
      Auch ein Kamerad wurde getötet - möglicherweise durch eigenes Feuer. Die Marineinfanteristen sind darüber und den Tod junger Iraker - insgesamt fünf - erschüttert, wie sie sagen. "Mir ging es gut, bis ich einen unserer Marines tot sah", sagt Geer. "Ich dachte: ,Mann, wir können auch sterben.`"
      Dann wischt er jede Spur von Verunsicherung weg. "Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Ich habe gekämpft und geholfen, Irak zu befreien."


      Gedanken des Tages
      Rumsfeld möchte ich die Fußnägel mit einem Presslufthammer maniküren und mit Perle in einem abgeschlossenen Raum unter Zuhilfenahme einer Packung Rasierklingen heftig diskutieren.
      Das ist die Sprache, die dieser Abschaum versteht.
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 08:43:22
      Beitrag Nr. 36 ()
      Berlin (dpa) - Der einflussreiche US-Regierungsberater Richard Perle hat die UNO und die NATO in Frage gestellt. Er sagte der "Berliner Zeitung", beide Organisationen seien nicht mehr in der Lage, für die Sicherheit im 21. Jahrhundert zu sorgen. Perle wies Kritik am Irak-Krieg ohne UN-Mandat zurück. Schon in Bosnien habe sich gezeigt, dass die UNO und auch die EU versagt hätten. Deswegen seien Hunderttausende unschuldige Menschen gestorben.



      Treu
      Mohammed Sajjid el Sahhaf
      Gleich bei der ersten Unterbrechung des Bombardements auf Bagdad fuhr der irakische Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf vor seinem Ministerium vor, um Journalisten zur Besichtigung eines zerstörten Palastes einzuladen.


      Informationsminister El Sahhaf vertritt die irakische Führung seit Beginn des Krieges in der Öffentlichkeit. Er gehört zu den treuesten Weggefährten von Präsident Saddam Hussein. Während sich kaum ein Journalist in der Nacht zum Samstag bereit zeigte, das Risiko einzugehen und mit ihm durch die unter Beschuss stehende Stadt zu fahren, schimpfte der Minister in den Trümmern des El-Salam-Palastes auf die amerikanischen "Milizionäre" und die israelischen "Zionisten". US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nannte er einen "Hund", eine der übelsten Beschimpfungen, die das Arabische hergibt. Noch 1982 hatte El Sahhaf, zu jener Zeit Unterstaatssekretär im Außenministerium, einen Besuch Rumsfelds in Bagdad organisiert. Mit Hilfe von Informationen der US-Geheimdienste sollte damals eine irakische Niederlage im Krieg gegen Iran verhindert werden.
      Obwohl El Sahhaf ein "Mann der ersten Stunde ist" und sich bereits 1963 Saddam Hussein und der Baath-Partei anschloss, musste er im Gegensatz zu den Regimegrößen Taha Jassin Ramadan und Isset Ibrahim, die schon früh dem Revolutionären Kommandorat angehörten, lange auf seinen ersten wichtigen Posten im irakischen System warten. Der 1940 geborene El Sahhaf hatte ursprünglich Englisch studiert, um Lehrer zu werden. Während des Staatsstreichs von 1968 vertrauten ihm die Verschwörer die Kontrolle über das staatliche Radio und Fernsehen an, die er später leitete. In der Folgezeit übernahm er Posten im Informationsministerium und als Botschafter in Indien und Italien sowie bei den Vereinten Nationen. 1992 ernannte ihn Saddam Hussein zum Außenminister. In dieser Position gehörte es zu seinen Hauptaufgaben, Stimmung gegen das UN-Embargo und die Waffeninspektionen zu machen. Während der US-Angriffe auf Ziele in Bagdad im Dezember 1998 sagte er: "Sie nennen es ,Operation Wüstenfuchs`. In Wirklichkeit handelt es sich um eine ,Operation Schurken`." dpa



      Saddams treueste Kämpfer
      Republikanische Garde soll die Angreifer besiegen

      Von Karl Grobe (Frankfurt a. M.)

      "Lasst sie ruhig dreihundert Kilometer vorrücken und alle Panzer und Soldaten mobilisieren, die sie haben - wir werden nicht so bald mit ihnen zusammentreffen. Wir werden ihnen genug Zeit geben". Diese Worte des irakischen Vizepräsidenten Taha Yassin Ramadan scheinen anzudeuten, dass die Bagdader Regierung einen aussichtslosen Kampf im freien Gelände vermeiden will und sich auf militärischen Widerstand in Bagdad und offenbar auch anderen Städten eingestellt hat. Die Andeutung Saddam Husseins, die unerwartet energische Gegenwehr in der Hafenstadt Umm Kasr werde vom "45. Bataillon der 11. Division" geleistet, weist in dieselbe Richtung.
      Im Stadtgebiet liegen Vorteile bei den Verteidigern, erläutert das Londoner International Institute for Strategic Studies: "Ortskenntnis ist entscheidend. Die technische Überlegenheit eines Angreifers wird verringert. Es ist leicht, sich zu verbergen. Und Häuserkampf bietet die beste Chance, einer angreifenden Truppe ein Höchstmaß an Verlusten zuzufügen."
      In Umm Kasr setzt Irak offenbar reguläre Truppen ein. Bagdad hingegen soll nach allem, was bekannt ist, von der Republikanischen Garde verteidigt werden. Dabei handelt es sich um die wahrscheinlich zuverlässigsten und bestbewaffneten Einheiten, über die das irakische Regime verfügt. Kern ist die Besondere Sicherheitsorganisation (englisch SSO abgekürzt), die für den Schutz des Führungszirkels eingesetzt wird. Ihre Stärke wird auf rund 1000 bis 1500 Mann veranschlagt. Die Spezielle Republikanische Garde (SRG), 20 000 bis 25 000 Mann stark, ist von jeher für die Verteidigung der Hauptstadt zuständig. Die (allgemeine) Republikanische Garde, (RG) 60 000 bis 70 000 Mann, bildet mit den beiden anderen Verbänden zusammen die Elitetruppe Iraks. Sie ist in den vergangenen Wochen in das Gebiet der Hauptstadt zurückverlegt worden; ob noch einzelne RG-Einheiten zur Wahrung der Disziplin bei den regulären Armee-Einheiten eingesetzt werden, ist nicht sicher bekannt. Für die innerstädtische Kriegführung sind die Garden speziell ausgebildet worden. Ob sie durch das anhaltende Bombardement der Hauptstadt demoralisiert werden, ist keineswegs sicher.
      Der größte Teil der RG und der SRG stammt aus der Region um Tikrit, Saddam Husseins Geburtsort, sowie aus dem al-Bu-Nasir-Stamm und mit ihm traditionell verbundenen Clans. Das Regime baut auf die Stammesloyalität, die stärkste Bindekraft in der vielgestaltigen irakischen Gesellschaft. Das Sprichwort "Mit meinem Bruder gegen meinen Vetter; mit meinem Vetter gegen den fremden Feind" kennzeichnet nach den Worten des irakischen Soziologen Ali al-Wardi bis heute den tribalistischen Zusammenhalt und zugleich seine Bruchstellen. Die permanente politische Kontrolle durch Geheimdienste und den Apparat der Baath-Partei und die damit verbundenen "Säuberungen" haben darüber hinaus bewirkt, dass die Garden die zuverlässigste militärische Stütze des Regimes sind.
      Die SRG, als "Goldene Division" gefeiert, erfreut sich höheren Solds und besserer materieller Versorgung als andere Militärverbände, die ihrerseits gegenüber der Zivilbevölkerung privilegiert sind. Auch dadurch ist ihre besondere Regimetreue gestärkt worden. Sie verfügt nach einer Reorganisation, die 1997 vorgenommen wurde, zudem über die qualitativ und quantitativ besten Waffen. Andererseits hat sie nach britischen und anderen westlichen Quellen vor Beginn des Kriegs nur 80 Prozent der Soll-Mannschaftsstärke.
      Die (allgemeinen) Republikanischen Garden sind ebenfalls besser ausgestattet und ausgebildet als die regulären Truppen. Sie haben zudem Erfahrung mit der Putschbekämpfung. Als im Mai 1995 Offiziere aus dem al-Dulaimi-Stamm einen Militärputsch versuchten, an dem auch ein (von Dulaimi-Offizieren geführtes) RG-Bataillon teilnahm, schlugen loyale RG-Einheiten die Revolte nieder. Die rebellierenden Offiziere und Mannschaften wurden gefoltert und großenteils hingerichtet, die gesamte Organisation der Revolutionären Garden daraufhin umgebaut. Das ist der Hintergrund der Reorganisation, die auch auf die SRG ausgedehnt wurde.
      Drei Divisionen der RG mit den Namen Al Nida, Al Medina - die bei Kerbela gegen die US-Truppen kämpft - und Hammurabi bilden sowohl durch ihre schwere Bewaffnung als auch durch besonders enge Bindung an Saddam Husseins Clan den Kern. Wie sie sind die Nebukadnezar- und die Bagdad-Division aus den Säuberungen von 1995 bis 1997 relativ unversehrt hervorgegangen. Schon im Golfkrieg von 1991 sind sie von Kampfeinsätzen zunächst verschont geblieben, jedoch bei der Niederschlagung des Aufstandes der schiitischen Bevölkerung in Südirak eingesetzt worden. Unter der schiitischen Bevölkerung, die im Lande die Mehrheit bildet und zu der vor allem die Unterschichten Bagdads gehören, sind diese Einheiten verhasst, aber auch gefürchtet. Ob sie die fünf Millionen Einwohner Bagdads unter Kontrolle halten kann, falls es zum Städtekrieg kommt, ist nicht sicher.
      Die Hammurabi-Division, die nach dem ersten Gesetzgeber der mesopotamischen Geschichte (1792 bis 1750 vor der Zeitwende) benannt ist, wurde Ende 2000 zum Kern einer weiteren Spezialtruppe (Fedajin Saddams) unter dem Kommando von Qusay Hussein, dem jüngeren Sohn des Präsidenten.
      Die Führung der Republikanischen Garden untersteht nicht dem Verteidigungsministerium, sondern dem Besonderen Sicherheitsdienst (al-Amn al-Khas), der während des irakischen Krieges (1980-88) aufgebaut wurde und unter anderem die übrigen vier Geheimdienste überwacht. Für die Kommandostruktur während des Krieges ist das unwichtig; das Oberkommando haben Saddam Hussein und seine engsten Vertrauten. Der Nationale Sicherheitsrat, dem alle Geheimdienste unterstehen, wird ohnehin von Qusay Hussein geleitet.



      Der König darf nicht wanken
      Er hilft den USA beim Krieg gegen Saddam und muss deshalb den Zorn seines Volkes fürchten – Abdallah II. von Jordanien bei einem heiklen Balanceakt

      Von Heiko Flottau / SZ

      Ruweischad, 24. März – Der Milizionär ist freundlich, aber strikt. „Haben Sie eine Genehmigung zum Besuch von Ruweischad?“ Der Mann ist in winterfeste Kleidung gehüllt, seinen Kopf hält er mit einem Wolltuch warm. Noch morgens um neun Uhr ist es bitterkalt in der Wüste, die sich von Amman ostwärts bis tief in den Irak hinein, bis an den Euphrat kurz vor Bagdad erstreckt. Ruweischad, ein kleiner Wüstenort, liegt 75 Kilometer vor der irakischen Grenze.
      Der unscheinbare Flecken lebt vom Transitverkehr. Für Bagdad-Reisende ist er die letzte Station vor dem Reich Saddam Husseins. Wer aus Bagdad kommt, hat hier den ersten Haltepunkt in einem vergleichsweise freien Land. Das schmucklose, fast schäbig zu nennende Restaurant Abu Seif lebt von den Reisenden und offeriert ihnen Bohnen, Reis, Hähnchen und Fladenbrot.
      In diesen ersten Kriegstagen ist Ruweischad zur Achillesferse Jordaniens und seines Königs Abdallah II. geworden. Denn hier im Osten des Landes hat sich ein Kontingent amerikanischer Truppen niedergelassen. Deshalb brauchen Ausländer, die nach Ruweischad reisen, eine Erlaubnis. Die ist für Journalisten innerhalb eines Tages zu haben. Beantragt wird sie beim Informationsministerium, genehmigt von den Sicherheitsdiensten.
      Der frierende Soldat gibt sich zufrieden mit dem Papier, das man ihm vorzeigt, und winkt die Besucher durch. Einige Kilometer weiter wieder eine Kontrolle. Es dauert 20 Minuten, bis eine zusätzliche Genehmigung für das Betreten des Grenzgebiets ausgestellt ist. Journalisten forschen hier nach Flüchtlingen des Irak-Kriegs – und nach Amerikanern. Flüchtlinge sind bisher nur wenige gekommen, zum Beispiel 300 Sudanesen, Somalier und einige Bürger des Tschad, die im Irak lebten. Sie sind in Zelten untergebracht und sollen möglichst schnell in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Iraker sind noch keine hier. Abdallah II. hat die Grenze für Iraker schließen lassen. Er will vermeiden, dass, wie vor zwölf Jahren, Hunderttausende das Königreich überschwemmen. Amerikaner indessen suchen die Journalisten meist vergebens. Und doch sind sie hier, etwa 5000 sollen es sein. Manchmal landen Hubschrauber auf einem entfernten Wüstenflugplatz, manchmal sind auch Kampfjets zu hören. Von Jordanien aus haben die Amerikaner in den vergangenen Tagen zwei im Westirak liegende Wüstenflugplätze eingenommen, im Fachjargon H2 und H3 genannt. Von hier lässt sich Israel bedrohen.
      Jordanien will zwar keine Kriegspartei sein, aber es gibt den Alliierten dennoch aktive Unterstützung. Während Amerikaner im Osten seines Königreiches operieren, ruft Abdallah II. in seiner Hauptstadt Amman zum Frieden auf. Der Krieg müsse umgehend durch eine diplomatische Lösung beendet werden, erklärte er vor seinem Kabinett. Denn der seit dem 7. Februar 1999 regierende junge Monarch steht unter dem Druck seiner Bevölkerung. Die meisten der fünf Millionen Jordanier lehnen sowohl den Krieg im Osten – den Feldzug der USA und Britanniens gegen den Irak – als auch den Krieg im Westen – Israels Kampf gegen die Palästinenser – ab. Doch König Abdallah II. und sein kleines Königreich können nur mit Hilfe der USA und Großbritanniens überleben. Wieviel Extra-Geld die Amerikaner für ihre Präsenz in Ostjordanien bezahlen, ist nicht bekannt. In dieser prekären Lage ist für Abdallah Diskretion erste Königspflicht. Loyalität gegenüber der angelsächsischen Sache ist die zweite. Sein Volk nicht zu verprellen ist die dritte.
      Die Zwickmühle, in der sich Abdallah sieht, ist dieselbe, in der sich schon sein Urgroßvater Abdallah I., sein Großvater König Talal und sein Vater Hussein befanden. Es waren die Briten, die nach dem ersten Weltkrieg maßgeblich daran beteiligt waren, die bis heute geltende politische Landkarte der Region zu zeichnen. Der Staat Jordanien ist eine Erfindung Winston Churchills. Der setzte die aus Mekka stammende haschemitische Herrscherdynastie in Jordanien ein.
      Der politische Konflikt, in dem sich der 41-jährige König findet, ist auch in seinem persönlichen Leben angelegt. Seine Mutter Tony Gardiner, in Amman Prinzessin Muna genannt, ist britische Offizierstochter und zweite von vier Ehefrauen von Vater Hussein. Früh sorgte sie dafür, dass ihr Sohn in England zur Schule ging. Wie Vater Hussein besuchte er später die britische Militärakademie Sandhurst, danach die Militärakademie im amerikanischen Fort Knox. Schließlich studierte Abdallah an der Georgetown Universität in Washington. Stets sprach er besser Englisch als Arabisch. Nach seiner Inthronisation 1999 nahm er zusätzlichen Unterricht im Arabischen. Dass er überhaupt König wurde, entschied sein Vater Hussein erst auf dem Sterbebett. Bis dahin galt der Bruder des Königs, Prinz Hassan, als Thronfolger.
      Die Jordanier respektieren das Königshaus. Aber sie sind auch nicht zimperlich, wenn sie ihre Meinung zum Krieg äußern. Jeden Freitag nach dem großen Gebet etwa spielen sich ähnliche Szenen vor der Hussein-Moschee im Herzen des alten Amman ab. Polizei, bewaffnet mit Knüppeln, Schilden und Helmen, riegelt das Gelände weiträumig ab. Das Gotteshaus ist überfüllt, viele müssen draußen bleiben und die Predigt über Lautsprecher hören. Der Imam kritisiert den Krieg, die starke Muslimbruderschaft hat zu einer Demonstration aufgerufen.
      Kaum ist der Gottesdienst beendet, beginnen die Sprechchöre: „Mit Herz und Blut kämpfen wir für dich, Saddam.“ Saddam-Plakate sind nirgends zu sehen, die Geheimdienste haben Anweisung, diese sofort zu entfernen. Dann rufen die Demonstranten: „Wo bleiben die arabischen Armeen?“ Die Polizei bringt sich in Position und drängt die Menge in Seitenstraßen ab. Ein geschickter Schachzug, wie sich herausstellt. Wer dennoch gegen die Polizeilinien vorgeht, fühlt die Knüppel auf dem Rücken. Wie weit der Hass auf Abdallahs Schutzmächte USA und England verbreitet ist, sagt ein Demonstrant ungeschminkt: „Selbst wenn Osama bin Laden ein Ungläubiger, gar ein Jude wäre – in seinem Kampf gegen Amerika wären wir auf seiner Seite.“ Nicht anders als sein Vater Hussein muss auch König Abdallah wie ein Kajakfahrer viele politische Klippen umrudern. Und wie der Vater hat auch er Parlamentswahlen nach Belieben verschoben – vom vorigen September auf die Zeit nach dem Krieg. Er fürchtete offenbar einen zu großen Stimmenzulauf der Muslimbrüder, die jetzt so viele Menschen mobilisieren. Auf den Straßen sind sie gerade noch in Schach zu halten. Doch offenen Kriegsdebatten im Parlament wollte sich der König in Kriegszeiten offensichtlich nicht aussetzen.

      „P“ wie Palästinenser
      Der tägliche politische Balanceakt erweist sich als umso schwieriger, als das kleine Land östlich des Jordans keine homogene Bevölkerung hat. Zwei Drittel seiner Bürger sind Palästinenser. In den Nahostkriegen von 1948 und 1967 sind sie aus Palästina über den Jordan nach Osten, ins so genannte Transjordanien, geflohen. Sie haben jordanische Pässe, in denen sie ein großes „P“ als Palästinenser, als Zugewanderte ausweist. Sie haben viele Bürgerrechte, aber zu hohen Posten in Regierung und Sicherheitsdiensten sind sie nicht zugelassen. Abdallah hat zwar 1993 mit Ranja al-Jassin eine attraktive Palästinenserin geheiratet. Aber der alteingesessene Teil der Bevölkerung, die Stamm-Jordanier gewissermaßen, sind damit nicht uneingeschränkt zufrieden.
      Zusätzlich zu diesem Balanceakt zwischen der palästinensischen Mehrheit und der transjordanischen Minderheit sowie der heiklen Lage im Krieg muss sich König Abdallah noch an einer weiteren Front behaupten, der wirtschaftlichen. Denn die Früchte, welche sich sein Vater Hussein vor Jahren aus dem Abschluss des Friedensvertrags mit Israel versprach, sind nicht herangereift. Touristen kommen ebenso wenig wie ausländische Investoren. Die Mittelklasse droht zu verarmen. Viele Bewohner der palästinensischen Flüchtlingslager sind von Zuteilungen des UN-Palästinahilfswerks UNWRA abhängig. Die neue Armut ist zuweilen schon auf den Straßen zu besichtigen. In der sonst so geordneten und sauberen Hauptstadt Amman sind in diesen Tagen erstmals bettelnde Straßenkinder zu sehen.
      Der König versucht, der bedrückten Stimmung in seinem Land Herr zu werden. Auch er sei gegen den Krieg, rief er seinen Bürgern unlängst im Fernsehen zu und fügte tapfer an: „Ich bin einer von euch.“ Doch die Anspannung will nicht weichen. Zumindest in diesen ersten Kriegstagen sind Restaurants und Kinos weniger besucht als zuvor. Die Menschen sitzen an den Fernsehapparaten und beobachten den Krieg. Im Shopping-Viertel Schmeisani bleiben viele Läden fast leer. Nur die vielen Fünf-Sterne-Hotels profitieren vom Kriegsboom. Hunderte von Journalisten haben Amman zur Basis ihrer Berichterstattung gemacht. Doch der Krieg wird, wie andere Nahostkriege zuvor, irgendwann enden – ohne den für die Wirtschaft so notwendigen und von den Menschen ersehnten Frieden zu bringen.
      So wird sich König Abdallah wie alle seine Vorgänger weiter darin üben müssen, beim überlebenswichtigen jordanischen Balanceakt nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Derzeit versucht der König, in Amman den Frieden zu beschwören, während sich 300 Kilometer weiter östlich, in Ruweischad, seine angelsächsischen Schutzherren am Krieg beteiligen. Bisher ist der königliche Spagat zwischen Amman und Ruweischad, zwischen Frieden und Krieg, gelungen.
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 12:02:41
      Beitrag Nr. 37 ()
      Bush-Regierung erzwingt tendenziöse CIA-Berichte
      olk FRANKFURT A.M., 24. März. Wachsenden Druck der Bush-Regierung beklagen Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA nach einem Bericht der New York Times. Die Regierung wolle erreichen, dass die CIA in ihren Berichten Anzeichen für mögliche Verbindungen zwischen dem Regime Saddam Husseins und der Terrororganisation Al Qaeda betone. Hochrangige Vertreter der Bush-Administration unterzögen Berichte über Irak "ungewöhnlich genauer Überprüfungen".
      Anlass für Kritik am Umgang der Regierung mit den Geheimdiensten geben auch Berichte über irakische Uran-Käufe in Niger, die offenbar auf gefälschten Dokumenten beruhten. Die Fälschungen stammten nicht von der CIA oder einer anderen Regierungsstelle der USA; der Geheimdienst habe sie stets skeptisch betrachtet, sagten CIA-Sprecher der New York Times. Im Geheimdienst werde als "blamabel" empfunden, dass die Informationen dennoch von Präsident Bush öffentlich benutzt wurden. Die Zeitung beruft sich auf Regierungsvertreter, die mit CIA-Beschäftigten gesprochen haben sollen.




      25.03.2003 16:21
      "Nicht auf Kinder schießen, Papa!"

      Würzburg - Rameik (5) hat mit seinem Vater im Irak telefonieren können. Der US- Soldat hat sich am Sonntag über das Handy eines Journalisten bei seiner Familie gemeldet. Seiner Frau Sandra berichtete er, dass er völlig erschöpft sei.


      "Ich habe hauptsächlich Rameik mit meinem Mann reden lassen", sagt Sandra, die sich mit ihren beiden Söhnen Rameik (5) und Makien (4 Monate) zur Zeit bei ihren Eltern in Würzburg aufhält (wir berichteten).

      "Rameik hat ihn gefragt, ob er mit einem Panzer fahre und mein Mann hat das bestätigt. Rameik sagte dann ganz aufgeregt: "Aber bitte nicht auf Kinder schießen, Papa!" Ihr Mann, so Sandra, sei völlig fertig gewesen: "Er hat arg geweint und gesagt, dass er nicht mehr kann." In zwei Tagen, so habe er am Sonntag vermutet, würden sie Bagdad erreichen. "Er darf ja nicht sagen, wo er genau ist, das wird ja alles abgehört", erklärt Sandra. Auch seine Kameraden seien total ausgepowert. "Er sagt, sie wüssten nicht, woher sie die Kraft nehmen sollten, zu kämpfen. Ich soll seine Eltern anrufen, wenn ihm etwas passiert." Die Soldaten bekämen laut ihres Mannes nichts vom Geschehen abseits ihrer Kompanie mit.

      "Er wusste weder von Gefangenen, geschweige denn von toten oder verletzten US-Soldaten oder dass in kleinen Dörfern heftiger Widerstand geleistet wird", sagt Sandra. Sie seien total abgeschirmt von allem, würden über keine Neuigkeiten informiert.

      Als Sandra ihrem Mann sagte, dass Menschen auf der ganzen Welt gegen diesen Krieg auf die Straße zögen, sagte er: "Das ist schön, dass so viele Menschen sich Gedanken machen und einsetzen. Aber es ist zu spät."

      Ramon, so Sandra, schreibe ihr jeden Tag einen Brief, auch wenn er mit seinen Kräften am Ende sei. "Ich kann die Post leider erst anschauen, wenn ich wieder zu Hause bin", sagt sie. Ramon habe erzählt, dass er maximal drei bis vier Stunden Schlaf hätte. Zudem seien die Rationen Essen, die sie bekämen, viel zu klein, um zu Kräften zu kommen.

      Ramon versuche sich zu melden, sobald er wieder eine Gelegenheit dazu bekomme.

      Von unserem Redaktionsmitglied Melanie Jäger / Mainpost
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 23:09:40
      Beitrag Nr. 38 ()
      Wie leben die Reichsten der Reichen?
      Obwohl schon jetzt privilegiert, profitieren die US-Millionäre am meisten von Bushs geplanten Steuersenkungen — und bauen wie einst Fürsten und Könige.

      Von Marc Hujer



      (SZ vom 25.02.2003) — Es geht alles ganz schnell, immer nach Norden die River Road hinauf, wo die Häuser zu Villen werden, und die Villen zu Monstergebäuden. Kurz vor dem Örtchen Potomac, gut 20 Kilometer nordwestlich von Washington, erreichen die so genannten Mansions mehr als 1000 Quadratmeter Wohnfläche, die Größe etwa, die vor gut 200 Jahren dem Präsidenten und Sklavenhalter George Washington noch für den ganzen Hofstaat genügte.

      Fünf Minuten für die erste Million
      Ein paar Hausnummern weiter, wo Zufahrten noch länger und Säulen noch höher sein wollen, geht es scharf links in den Congressional Parkway ab. Man kennt den Anblick aus Magazinen und Fernsehspots, aus der Chesapeake Home und dem Home & Garden Network, aber dann steht man einfach davor: vor diesem Anwesen, das sie auch in hartgesottenen Fachkreisen nur das „Fantasy House“ der Jaegers nennen.
      Hier also leben die Jaegers. Und wenn es stimmt, was Frau Jaeger sagt, dann zählten die ersten Momente im neuen Haus zu den schönsten. Wie sie sich anschauten, ihr Mann und sie, sprachlos zunächst, aber dann, wie es aus ihnen herausbrach: ein befreiendes, ekstatisches Lachen, das anschwoll und abbrach, die drei Meter zur Decke hinauf, hinüber in den „maskulinen Teil“ des Gebäudes und zurück in den „weiblichen Trakt“, dort wo die Küche mit „der Insel“, der großen, marmornen Tischplatte, steht.
      Frau Jaeger sagt, ihr Mann habe damals ausgesehen, als hätte er Sex gehabt. Und noch heute sieht man ihm die Befriedigung an, die er schon damals, beim Einzug vor dreieinhalb Jahren, verspürt haben muss: „Das hier ist ein Manifest“, sagt er, „ein Manifest meines Erfolgs“.
      Zweifellos: John Jaeger ist reich. Steinreich. Und wenn man ihn fragt, ob er zum reichsten ein Prozent der Amerikaner gehört, dann sagt er: „Da können Sie sicher sein“. Sechs Millionen Dollar dürfte allein das Haus wert sein, sagen Experten, aber dann kommt noch die Wochenendresidenz der Jaegers in Annapolis dazu, die Yacht in der Chesapeake Bay und natürlich die Anteile an seiner Firma, dem Immobilienentwickler Danac Corp.
      Mitte der achtziger Jahre hat Jaeger sich die Substanz aus der Konkursmasse seines alten Arbeitgebers zu Dumpingpreisen herausgekauft, Gewerbegebäude, die er heute für viel Geld an Großhandelsketten wie CompUSA oder Sam’s Store verpachtet. Jaeger brauchte „nur fünf Minuten“ für seine erste Million, sagt er. Das ist nun schon 17 Jahre her, und seitdem sind viele Millionen dazu gekommen.

      Empor gekommen
      Für die Jaegers ist ein amerikanischer Traum in Erfüllung gegangen, zwei Menschen aus der „moderaten Mittelklasse“, die heute in einem Aristokratenpalast wohnen, der fünfmal so groß ist wie ein amerikanisches Durchschnittsheim.
      Er, John Jaeger, aufgewachsen in einer Dreizimmerwohnung in Brooklyn, New York, der Vater Finanzverwalter, die Mutter Lehrerin. Sie, Karen Jaeger, aufgewachsen in einer Vierzimmerwohnung in Levittown, Pennsylvania, der Vater Designer, die Mutter Hausfrau. Heute wissen sie nicht einmal mehr, wie viele Zimmer sie genau haben. 30 bis 40 sind es vielleicht, das ist so der Standard für ein Haus mit mehr als 1200 Quadratmeter Wohnfläche.
      Sie sind zu dritt, Mr. und Mrs. Jaeger und die 12-Jährige Tochter Jennifer. Sie müssten jetzt immer sorgfältig das Licht ausknipsen, wenn sie ein Zimmer verließen, sagt Mrs. Jaeger, „weil man ja nie weiß, ob man im Laufe der Woche noch einmal vorbeikommt“. Sechs Bäder gibt es, fünf Schlafzimmer, 13 Telefone, sieben offene Kamine und nicht weniger als neun Toiletten. Mr. Jaeger sagt, er sei mit dem Resultat sehr zufrieden, „eine brillante Interpretation unserer Bedürfnisse“.
      Mr. Jaeger ist George W. Bushs Mann. Der, der von den geplanten Steuersenkungen am meisten profitieren wird, weil er zu den Reichsten gehört, die 60 Prozent des Konjunkturprogramms einstecken sollen. Seit den Roaring Twenties, den wilden Zwanziger Jahren, ist es den Reichsten der Reichen in Amerika nicht mehr so gut gegangen.

      Mittelstand kollabiert
      Paul Krugman, der New-York-Times-Kolumnist, hat in einem viel beachteten Aufsatz im Herbst das Ende des Mittelstands in Amerika prophezeit. Während die Durchschnittslöhne in den vergangenen 29 Jahren um zehn Prozent auf knapp 36000 Dollar pro Jahr stiegen, rechnet Krugman vor, kletterten die Gehälter der 100 führenden Vorstandsvorsitzenden um 2800 Prozent, von 1,3 Millionen Dollar auf 37,5 Millionen Dollar pro Jahr.
      Ein Firmenchef verdient danach heute 1000 mal so viel wie ein normaler Arbeiter, eine Tatsache, die den Publizisten Kevin Phillips in seinem knapp 500 Seiten starken Bestseller „Wealth and Democracy“ zu der Warnung verleitete, Amerika drohe die „Plutokratie“.
      Der Zusammenbruch der New Economy hat den Reichsten Amerikas kaum geschadet. Sie haben ihr Geld rechtzeitig abgezogen, bevor die Aktienkurse in New York in sich zusammenbrachen. Und wie die Jaegers haben sie das Geld in Immobilien angelegt.
      Eine Immobilie, meint Jaeger, sei kein Spielzeug wie eine Yacht, die nach fünf Jahren nur noch die Hälfte wert ist. Ein Haus sei ein „seriöses Investment“. Seit Beginn der Neunzigerjahre, aber noch mehr nach den Crashs an der Nasdaq und der New York Stock Exchange stiegen die Immobilienpreise um ein Vielfaches.
      Trotz Rezession und anhaltender Flaute stellte das Wirtschaftsministerium jüngst fest, dass in Amerika so viel gebaut wird wie seit 16 Jahren nicht mehr. Jaegers Freund, der Bauunternehmer Brandon O’Neill, macht heute beste Geschäfte. Er hat sich auf Villen im Kolonialstil wie das der Jaegers spezialisiert, und diese Art Villen machen heute 70 Prozent des Marktes aus.
      Werbung muss er nicht machen, Aufträge bekommt er auch so. „Der Markt“, sagt O’Neill, der auch das Jaeger-Haus baute, „ist derzeit erstaunlich robust“.

      Villenwahn
      Kein Wunder, wenn man die Ansprüche der großen Firmenchefs sieht, den 4500 Quadratmeter-Protzbau von Bill Gates in Seattle, die Villa von Ex-Enron-Chef Kenneth Lay in Houston, von Ex-Global-Crossing-Chef Gary Winnick in Bel Air oder eben von Dan Akerson, dem Chef von XO Communications, in Potomac. Die Größe der Villen wuchs parallel zum Reichtum der Firmenchefs. Anfang der Achtzigerjahre, erinnert sich Bauunternehmer O’Neill, waren in Potomac noch Villen mit 400 bis 600 Quadratmeter Standard, in den Neunzigern kletterte die Wohnfläche auf 500 bis 700 Quadratmeter. Heute haben sie Werte von 700 bis 1000 Quadratmetern erreicht.
      Potomac ist das Zentrum dieses Villenwahns, nirgendwo sonst in Amerika ist die „Hypertrophie des amerikanischen Eigenheims“, wie die New York Times jüngst schrieb, so konzentriert wie vor den Toren Washingtons. Hier wohnen die Ex-Manager der New Economy, Fernsehstars, Diplomaten und Beamte vom nahe gelegenen Hauptquartier des Geheimdienstes CIA.
      Die Hälfte der Leute hat hier ein Jahreseinkommen von mindestens 100 000 Dollar, und entsprechend groß sind ihre Anwesen. Nach der jüngsten Bevölkerungsstatistik haben zwei Drittel aller Häuser in Montgomery County, dem Bezirk um Potomac, neun oder mehr Zimmer. „Washington hat besonders gute Bedingungen für Monsterhäuser“, sagt Robert Lang, Direktor der Universität Virginia Tech. Es gibt Villen im Kolonialstil, es gibt Protzbauten wie das 8,6 Millionen Dollar Chateau „Richardsonian Romanesque“, und es gibt Kopien historischer Gebäude wie die des Weißen Hauses, die jüngst für 3,9 Millionen Dollar zu haben gewesen war.
      Und schließlich gibt es die neuen Monstervillen im Ardnave Place, ein paar Kilometer nördlich des Jaeger-Hauses. So groß ist die Konkurrenz dort, dass ABC-Nightline-Moderator Ted Koppel, selbst Bauherr einer riesigen Villa, seine Nachbarn am Bauen vergleichbarer Ungetüme hindern will. Vertraglich hat er sich daher beim Kauf seines Anwesens festschreiben lassen, dass keiner seiner Nachbarn die Obergrenze von 1100 Quadratmeter Wohnfläche überschreiten darf.
      Aber nun, da alle um die Wette bauen, will sich niemand an die vertraglichen Grenzen mehr halten, und Koppel musste seine Anwälte losschicken. Koppel habe „31 Jahre friedlich in der Gegend gelebt“, sagen sie den Reportern, er wolle nur, dass keine „MonsterMcMansions“ gebaut werden. Aber die Nachbarn hören ihn nicht, denn längst herrscht Krieg im Land der Monstervillen.

      Die Wünsche der Männer
      „Alleine ganz oben“, sagt Frau Jaeger, das ist nicht immer leicht. „Wenn man so viel Geld hat, wissen alle Leute immer viel besser, was man damit machen soll.“ Die Jaegers haben trotzdem das gemacht, was ihnen gefällt, sie haben sich Träume und Phantasien verwirklicht.
      Die Küche jedenfalls, sagt sie, „das bin ich“. Und er schwärmt für seine Bibliothek mit schweren Vorhängen und einer lederner Garnitur darin, so „wie es sich jeder Mann wünscht“. Er hat sich einen „Sonnenraum“ bauen lassen, in dem er Sonntags die Zeitung liest, ein Billardzimmer, in dem er gerne nach dem Dinner bittet, es gibt einen Fitnessraum, ein sieben Meter langes Shuffle Board, einen Weinkeller und ein fensterloses Verließ, „steinerner Trinkraum“ genannt, der ein wenig an Churchills war room erinnert und über einen Geheimpfad erreichbar ist, der sich hinter der Holzvertäfelung seiner Bibliothek auftut.
      Es sind ganze Putzkolonnen, Gärtner und Haushälter nötig, um ein Anwesen wie dieses in Schuss zu halten. Einmal pro Woche kommt eine Blumenlady vorbei und bringt frische Blumen vor allem für die Küche. Die alten Möbel aus der früheren Wohnung passten nicht mehr in dieses Haus und wurden durch neue ersetzt. 99 Prozent, sagt Jaeger, haben wir neu gekauft.

      Den Pool dichter ans Heim
      Frau Jaeger klagt manchmal darüber, dass die Wege so lang geworden sind, vom Kühlschrank zum Tisch und so weiter, und wenn sie das Haus jetzt noch einmal bauen würde, sagt sie, würde sie zumindest den Pool etwas näher ans Haus bauen lassen. Aber die Industrie hat für die meisten Probleme Hilfsmittel entwickelt, wie das zentral kontrollierte Lichtsystem, das ganze Etagen vom „party mode“ auf den „cleaning mode“ umschalten kann. Wie alle Villenbesitzer haben die Jaegers ein Intercom-Lautsprechersystem, das man aus Supermärkten kennt, wenn Verkäufer andere Verkäufer ausrufen. Frau Jaeger sagt, ohne das könnte sie nicht leben.
      Natürlich fragt sich so einer wie Jaeger auch, was danach kommt, wenn man die große Villa gebaut hat und erst 59 Jahre alt ist. Seine Frau will so etwas wie einen „Anti-Climax“ festgestellt haben, als das Haus fertig war.
      Aber Jaeger hat schon wieder neue Pläne, er plane nun eine Farm in Virginia, sagt er. Er liest gerne, und in seiner Bibliothek stapeln sich Bücher über das Dritte Reich, Biographien von Hitler, Bismarck, Napoleon Bonaparte und andere „Autokraten“, scherzt seine Frau.
      Ein wenig mehr philanthropisch wolle er auch sein, fällt Mr. Jaeger ein, schon heute ist ein Krankenhauszimmer im Shady Grove Hospital nach ihm benannt und ein Stipendium am College in Gaithersburg. Und dann geht es darum, weiter oben zu bleiben. „Ich weiß, dass wir nicht so wohnen müssen, wie wir es tun“, sagt er, „aber früher waren eben andere mächtig und reich, die Engländer zum Beispiel oder die Deutschen. Jetzt sind wir an der Reihe.“



      Weshalb der Text.......








      .....und dieser Chart?
      Anmerkung: Die BoJ (Nikkei) kündigt ihre börsentechnischen Fummeleien immer brav an.




      Dazu ein Denkansatz:


      Die Baisse macht auch die sehr Reichen ärmer
      Kapitalabflüsse bei den Vermögensverwaltern

      von Peter Herkenhoff

      London - Die Börsenbaisse ist auch an den Superreichen, den so genannten High Net Worth Individuals, nicht spurlos vorüber gegangen. Nach Berechnungen der Vermögensberatungsfirma Scorpio Partnership sind die verwalteten Vermögen der 26 größten Banken, die sich auf diese besonders wohlhabende Klientel spezialisiert haben, im vergangenen Jahr um durchschnittlich acht Prozent gesunken. Scorpio macht dafür den lang anhaltenden Bärenmarkt aber auch hohe Abflüsse verantwortlich. Die Folge seien merkliche Verschiebungen unter den großen Vermögensverwaltern, heißt es im Fazit der jetzt vorgelegten Studie.
      Mit weitem Abstand an der Spitze der Private-Banking-Anbieter steht demnach allerdings weiterhin die Schweizer Großbank UBS, die als besonders gute Adresse für große Vermögen gilt. Ende 2002 verwalteten deren Töchter UBS Wealth Management und Paine Webber ein Vermögen von 920 Mrd. Dollar. Dies ist gegenüber 2001 zwar ein leichter Rückgang, doch dieser ist allein auf die schlechte Entwicklung der Börsen zurückzuführen. Denn entgegen dem Markttrend erhielten die Eidgenossen im vergangenen Jahr von ihren Kunden mehr neues Kapital als abgezogen wurde. Dies gilt auch für die Nummer der Branche, Merrill Lynch. Auch hier blieb unter dem Strich aber ein kleiner Rückgang beim verwalteten Vermögen - von 804 auf 778 Mrd. Dollar. Den dritten Platz belegt die Credit Suisse First Boston (CSFB). Die "Assets under Management" sind hier im vergangenen Jahr zwar um knapp 97 auf 644 Mrd. Dollar gesunken. Doch auch CSFB verzeichnete unterm Strich mehr Zu- als Abflüsse.
      Aufsteiger des Jahres ist die Citigroup, die nun auf Platz vier rangiert. Die Amerikaner haben das Kunststück fertig gebracht, das verwaltete Vermögen trotz hoher Kursverluste an den Weltbörsen von 159 auf 164 Mrd. Dollar zu steigern. *****Ich weiß, wie dieser schräge Schuppen das macht***** Die Deutsche Bank ist dafür von der vierten auf die fünfte Position abgerutscht. Nach den Berechnungen von Scorpio musste der einzige deutsche Vertreter in dieser Studie einen Abfluss von drei Mrd. Euro verkraften. Insgesamt fiel das Vermögen binnen Jahresfrist von 167 auf 148 Mrd. Dollar.
      Auch im Geschäft mit den Superreichen haben die Banken laut Studie zunächst einmal mit Entlassungen auf das schwieriger gewordene Marktumfeld reagiert. Im vergangenen Jahr wurden vier Prozent der Arbeitsplätze im Private Banking abgebaut. Und Besserung ist nicht in Sicht. "Weitere Entlassungen sind wahrscheinlich", so Adam Green, Personalberater bei TMP Worldwide.
      Daneben erwarten Experten eine umfassende Konsolidierung der Branche. "Das auf hohen Managementgebühren basierende traditionelle Modell der Vermögensverwaltung hat sich als untauglich erwiesen", konstatiert Bruce Weatherill, Partner bei Price Waterhouse Coopers. Es funktioniere nur bei steigenden Kursen und permanenten Kapitalzuflüssen.
      Besonders die vielen kleinen Schweizer Privatbanken stehen unter Druck. Nachdem im vergangenen Jahr bereits Lombard Odier mit Darier Hentsch und Union Bancaire Privée mit Discount Bank & Trust Company fusioniert haben, rechnet Weatherill für das laufende Jahr mit weiteren Zusammenschlüssen. UBS-Chef Peter Wuffli hatte Anfang März durchblicken lassen, dass sein Haus ständig auf der Suche nach kleineren "Geldboutiquen" sei.
      Und auch die Ratingagentur Moody s rechnet mit einer Konzentration in der bislang zersplitterten Branche. Überlebenschancen hätten insbesondere die kleineren Anbieter nur dann, wenn sie verstärkt Finanzprodukte von Dritten anbieten und das Beratungsgeschäft intensivieren würden.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 10:28:37
      Beitrag Nr. 39 ()
      Für Börsianer längst ein alter Hut, dennoch:



      Alte Freunde
      US-Regierung und die Wirtschaft

      Von Marc Hujer

      Halliburton, die Firma, bei der US- Vizepräsident Dick Cheney lange Jahre Vorstandsvorsitzender war, hat immer schon gute Geschäfte mit dem Krieg gemacht. Während des Zweiten Weltkriegs baute sie den US-Luftwaffenstützpunkt im texanischen Corpus Christi, sie errichteten das US-Kriegsgefangenenlager in Guantanamo Bay auf Kuba und diverse Verteidigungsanlagen für das britische Militär. Niemals zuvor jedoch bekam das Unternehmen seine Aufträge in einer so kritischen Zeit zugesprochen wie heute. Vor wenigen Wochen noch wurde Halliburton für Bilanzfälschungen angeklagt. Der Name stand für Vetternwirtschaft und symbolisierte die unheilige Allianz der Regierung von George W. Bush mit der Wirtschaft. Der Rechnungshof ermittelte, aber nun zählt Halliburton zu den ersten Unternehmen, die im Irak Geld verdienen dürfen.
      Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung Bush zu den alten Freunden aus der Wirtschaft hält. Als mit der Pleite des Energiehändlers Enron eine Serie von Bilanzskandalen bekannt wurde, verzichtete Bush auf Reformen, die einen Nachteil für die betroffenen Unternehmen bedeutet hätten. Er wischte sogar Forderungen anderer prominenter Republikaner wie Notenbankchef Alan Greenspan vom Tisch, die Unternehmen müssten zu einer transparenteren Bilanzierungspolitik gezwungen werden. Bushs erklärtes Ziel ist es inzwischen, bei den Großunternehmen, die an der Wall Street notiert sind, Vertrauen zurückzugewinnen. Seine geplante Steuerreform soll vor allem die Aktienkäufe beleben, Steuersenkungen auf Dividenden sollen neues Geld an die Börsen bringen.

      Viele Minister sind Millionäre
      Zur Großindustrie hat die Regierung ein besonders enges Verhältnis und daraus macht sie auch gar keinen Hehl. Viele Kabinettsmitglieder Bushs sind Millionäre und haben ihr Geld in großen Konzernen verdient. Die engsten Vertrauten kommen aus der Ölwirtschaft: Nicht nur Dick Cheney, der von 1995 bis 2000 Chef von Halliburton war, sondern auch Wirtschaftsminister Donald Evans, der bei der Öl- und Gasfirma Tom Brown in Denver arbeitete. Finanzminister John Snow war lange Zeit Chef der Eisenbahngesellschaft CSX und profitierte von der Deregulierungspolitik der Regierung.
      Bush hat selbst eine bewegte Vergangenheit in der Ölindustrie. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre gründete er 1978 seine erste eigene Ölfirma, Arbusto Energy in Midland. Sein erklärtes Ziel war, es seinem Vater gleich zu tun, der dort in den fünfziger Jahren mit seinem Unternehmen Zapata Petroleum Corporation 137 Ölquellen gefunden hatte. Doch sein Sohn hatte nicht annähernd so viel Erfolg. Kein einziges Mal stieß Bush auf Öl, sein Unternehmen geriet in Finanznöte und wurde schließlich von Harken Energy aufgekauft, eine größere Ölfirma, in der Bush den Posten eines Direktors bekam. Als auch dieses Unternehmen vor dem Ruin stand, ließ sich Bush ausbezahlen und stieg aus dem Ölgeschäft aus. Für den Erlös kaufte er sich das Baseballteam der Texas Rangers.
      Die Vergangenheit in der Ölindustrie hat Bush auch als Präsident immer wieder eingeholt. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 wurde publik, dass Bush einst Geschäfte mit Salim bin Laden, einem Halbbruder Osama bin Ladens, gemacht hatte. Bin Laden hatte über einen Mittelsmann für 50 000 Dollar Anteile an Arbusto, Bushs erstem Ölunternehmen, gekauft. Später, als die Debatte um Bilanzfälschungen in US-Konzernen tobte, wurden Vorwürfe gegen Bush erhoben, als Ölunternehmer selbst zweifelhafte Bilanzierungs- und Geschäftspraktiken mitgetragen zu haben. So ermittelte die Börsenaufsicht SEC einmal wegen Insiderverdachts gegen Bush, weil er seine Anteile am Ölunternehmen Harken Energy kurz vor der Pleite des Unternehmens verkauft hat. Der Fall sollte wieder aufgerollt werden, doch dann kam der Irak-Krieg – und niemand interessierte sich mehr dafür.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 10:29:50
      !
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      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:22:44
      Beitrag Nr. 41 ()
      Das Thema ist locker zwei Beiträge wert.



      Die Medien im "Krieg der Enten"
      Opfer gezielter Fehlinformationen

      von Boris Kalnoky / Welt

      Verfolgt man einige Schlagzeilen der ersten zehn Kriegstage, so nimmt es Wunder, dass der Krieg noch nicht gewonnen und zu Ende ist. Denn Saddam Hussein wäre nach "Informationen aus westlichen Geheimdienstquellen" tot oder zumindest schwer verletzt (Bluttransfusionen retteten ihm das Leben). Vizepremier Tarik Asis wäre auf der Flucht erschossen worden, Vizepräsident Ramadan ebenfalls tot. Tot sind laut Geheimdienstquellen auch Saddams Söhne, zumindest einer von ihnen.
      Alle Genannten sind seither mehrfach im Fernsehen erschienen. Wenn Saddam Bluttransfusionen brauchte, so sah man ihm das drei Stunden nach dem Angriff, dessen Opfer er geworden sein soll, nicht sonderlich an. Dennoch raunten die "Geheimdienstquellen" weiter, der TV-Saddam könnte doch ein Doppelgänger sein. Kann er aber nicht. Denn Saddams Doppelgänger öffnen, wenn sie öffentlich auftreten, nie den Mund. Denn Stimmen sind eindeutig identifizierbar.
      Das war die erste große Ente dieses Krieges. Weitere folgten und folgen, täglich. Wie war das noch mit der 51. irakischen Division? Laut US-Verteidigungsminister Rumsfeld hatte sie sich mit 8000 Mann bereits am dritten Kriegstag ergeben. Aber der arabische TV-Sender Al Dschasira führte Interviews mit dem General der 51. in Basra, worin dieser Kampf bis zum bitteren Ende versprach. Das US-Oberkommando fand dafür eine bemühte Erklärung: Die auf rund 1000 Mann geschätzten irregulären "Fedajin Saddam" in Basra schaffen es irgendwie, gleichzeitig Tausende irakische Truppen wider Willen zum Kämpfen zu zwingen und eine rebellierende Bevölkerung von 1,5 Millionen Menschen in Schach zu halten.
      In Basra gab es am Dienstag auch einen "Volksaufstand". Quelle: Britische Offiziere vor Ort. Später waren es "Quellen in Basra, die in Kontakt mit dem Militärischen Geheimdienst stehen". Am nächsten Morgen war vom Aufstand nichts mehr zu sehen. Schiitische Oppositionsgruppen sagten, es habe ihn nie gegeben.
      Allmählich werden Journalisten vorsichtiger. Als wieder irakische Fedajin auf "Tausende Zivilisten in Basra mit Maschinengewehren schossen", fragte CNN-Moderator Jim Clancy: Wie viele Tote? Offenbar keine, nur eine verletzte Frau. Der Anchorman fragte weiter: Feuerten die Iraker auf die Zivilisten oder über sie hinweg auf britische Soldaten, die nicht weit entfernt standen? Antwort: Schon möglich, dass die Soldaten das Ziel waren. Es ist ein Krieg der Enten, der im Westen das irakische Regime dämonisieren, Vertrauen auf einen schmerzlosen westlichen Sieg stärken und die Iraker demoralisieren soll.

      Ähnlich geht es auf irakischer Seite zu. Erst behaupteten die Alliierten fälschlicherweise, sie hielten die Stadt Umm Qasr. Jetzt, wo das endlich stimmt, streiten die Iraker es ab. Täglich meldet Bagdad abgeschossene Flugzeuge, Panzer und Hubschrauber, offenkundig mit stark übertriebenen Zahlen. Oft jedoch stimmt es auch, und das Pentagon sieht sich in der misslichen Lage, irakische Angaben bestätigen zu müssen.
      Al Dschasira wird im Westen stark kritisiert, weil der TV-Sender den Krieg mit seinem ganzen Horror zeigt, unzensiert. Bei westlichen Medien werden Bilder, die zu sehr erschüttern, geschnitten. Arabische Kommentatoren meinen jedoch, dass im Westen nicht nur Bilder geschnitten werden, sondern auch die Wahrheit. Obwohl mehr Reporter als je zuvor mit mehr Geld und besserer Technik umfassender denn je berichten, seien die westlichen Medien "monolithisch, propagandistisch und simplifizierend" geworden, meint die palästinensische Menschenrechtlerin Hanan Aschrawi. Darüber mag man denken, wie man will. Oder sogar nachdenken.




      Reporter angeblich von US-Soldaten misshandelt
      Zwei von der US-Armee aus Irak ausgewiesene Journalisten sind nach eigenen Angaben von amerikanischen Soldaten misshandelt worden.


      Die beiden israelischen Journalisten Dan Scemama vom Fernsehsender Kanal Eins und Boas Bismuth von der Tageszeitung Jediot Achronot hielten sich ohne
      US-Akkreditierung in Irak auf und begleiteten die US-Truppen zusammen mit zwei portugiesischen Reportern. Sie befanden sich 72 Stunden in US-Gewahrsam.
      Scemama erklärte am Sonntag, den vieren seien über längere Zeiträume Nahrung und Wasser verweigert worden. Ferner hätten sie eine ganze Nacht in einem kalten Zelt still stehen müssen. Einer der portugiesischen Journalisten sei von fünf US-Soldaten geschlagen und getreten worden, nachdem er darum gebeten habe, seine Frau anrufen zu können.

      Pentagon kündigt Untersuchung an
      Die Reporter seien am Dienstag 100 Kilometer vor Bagdad, zwischen den Städten Kerbela und Nadschaf, in US-Gewahrsam genommen und der Spionage beschuldigt worden. Sie hätten stundenlang mit dem Gesicht im Sand auf dem Boden liegen müssen, bevor sie einer Leibesvisitation unterzogen worden seien, sagte Scemama im israelischen Rundfunk. Er und die anderen seien 24 Stunden lang in ihrem Jeep außerhalb des Stützpunkts eingeschlossen gewesen.
      Ein Pentagon-Sprecher erklärte, die vier hätten die Sicherheit der US-Soldaten bedroht. Deshalb hätten die Soldaten den Befehl erhalten, die Journalisten nach Kuwait zu bringen. Pentagon-Sprecher Oberstleutnant Dave Lapan erklärte, es gebe keine Hinweise für eine Misshandlung der Journalisten. Die Angelegenheit werde aber untersucht.

      Britischer Korrespondent tödlich verunglückt
      Ein britischer Journalist ist nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA am Sonntag im Nord-Irak tödlich verunglückt. Der Fernseh-Korrespondent des britischen Senders ITN sei im Hotel „Sarchenar“ in Suleimanijeh aus dem Fenster gestürzt.
      Ein anderer ITN-Reporter, der 50-jährige Terry Lloyd, war am dritten Kriegstag bei Basra durch Beschuss der Alliierten ums Leben gekommen. Sein Kameramann wurde verletzt, zwei Begleiter gelten als vermisst. Ebenfalls am 22. März war der australische Kameramann Paul Moran bei einer selbstmörderischen Attacke im Nord-Irak getötet worden. Ein zweiter australischer Reporter, Eric Campbell, wurde dabei schwer verletzt.

      (sueddeutsche.de/AP/dpa)
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:33:24
      Beitrag Nr. 42 ()
      ntv-laufband:wie uns der partnersender cnn meldet:

      "vor der britischen botschaft in teheran soll es zu einer explosion gekommen sein.
      nähere einzelheiten sind in diesem moment noch nicht bekannt."

      wer zündelt denn da ?
      (wird gerade dafür "gesorgt", dass man bald "versteht", warum die usa auch noch den iran angereift -wo man doch gerade zufällig "vorort" ist ?)


      cu

      righntow
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:34:56
      Beitrag Nr. 43 ()
      Jetzt ist klar das der Iran BÖSE ist. Hier werden ehrbare britische Bürger bedroht und das MUSS konsequenzen haben !

      Auf in den Krieg gegen den Bösen Iran !
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:47:46
      Beitrag Nr. 44 ()
      rightnow,
      wenn es nicht CNN / FOX ist, ist es der CIA.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:01:59
      Beitrag Nr. 45 ()
      # 44

      right.

      ich erhöhe auf:

      söldnertruppen !

      dafür gibt es in usa ca. 100 unternehmen:
      das geschäft boomt. jahresumsatz: ca. 100 mia. us-dollar !

      so ganz nebenbei: eine tochtergesellschaft von, na,na, ja

      von halliburton ist ein söldnerunternehmen. bis hin zu carlyle.


      vorteil:

      söldner können in operationen geschickt werden, die den
      offiziellen regierungen zu heiss sind,dh., sie wollen u. können meist nicht nachweislich damit in verbindung gebracht werden.

      sie tragen keine us-uniformen, bekommen kein mtl. festes gehalt, wenn tot, keine kosten = "billig", anonym, zeckgebunden, begrenzt, profis, srkupellos, käuflich !

      (ebenso machen grossfirmen in 3. weltländern gerne davon gebrauch)

      (hab`zum thema: söldner, 2-3 artikel in meinem thread:
      aufwachen: the american nightmare)



      cu

      rightnow
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:23:23
      Beitrag Nr. 46 ()
      Ich weiß. Bin Börsianer. :)

      #43
      Mal wieder Bodennebel?


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