checkAd

    Der Fall Oliver Kahn - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.03.03 15:31:47 von
    neuester Beitrag 18.03.03 17:54:38 von
    Beiträge: 5
    ID: 709.264
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 709
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 15:31:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Was wir aus dem Fall Kahn lernen können

      TOBIAS KNIEBE


      Schon vor Wochen, als die Gerüchte der Affäre durchs Münchner Nachtleben schwirrten, hätte man stutzig werden können. Der Weltfußballer Oliver Kahn sei einer Barfrau verfallen, hieß es da, die „exakt so aussieht wie Christina Aguilera.“ Das klang wenig glaubwürdig – doch jetzt, wo diese Barfrau auf allen Titelseiten prangt, muss man der Wahrheit ins Auge sehen: Verena K., 21, das „wilde Partyluder“, steht für größere popkulturelle Zusammenhänge. Und eine Affäre, die sonst nicht der Rede wert wäre, gewinnt klare Relevanz in Sachen kultureller Ikonografie. Denn Menschen, die Christina Aguilera nicht kennen, bleibt auch der Wahnsinn dieser amour fou verschlossen: Eine Frau mit Piratenkopftuch und blonden Haaren, die stark an frischgedroschenes Stroh erinnern; eine merkwürdige Nase, die man nicht ohne weiteres als hübsch bezeichnen kann; ein ziemlich dümmliches Grinsen – das ist Verena K.. Und das allein hat den eiskalten Kahn bestimmt nicht um den Verstand gebracht. Die Erklärung muss woanders liegen: Er ist, wie so viele von uns, gefangen in den Bildwelten des Pop. Dass dies zu bleibenden Schäden führen kann, vermuten wir ja schon länger.



      » Frauenkörper sind stets nur so bekleidet, wie es die Zensur gerade noch erlaubt; stilistische Referenzpunkte sind Stripper und Huren. «



      Für alle, die sich solchen Gefahren nicht aussetzen, seien hier ein paar Fakten rekapituliert: Christina Aguilera ist ein amerikanischer Teenie- Popstar, der gern Piraten-Kopftücher trägt, dessen lange blonde Haare an frischgedroschenes Stroh erinnern, der eine etwas merkwürdige Nase und ein dümmliches Grinsen hat – und trotzdem Millionen von Fans fasziniert. Am Anfang ihrer Karriere, als sie noch relativ unschuldig auftrat, waren das vor allem andere Teenager. Zuletzt aber schockte sie die Popwelt mit dem Video „Dirrrty“, das rund um die Uhr auf den Musiksendern lief und so pornografisch wirkt, dass ein einziges „r“ im Titel der Plattenfirma keinesfalls ausreichend erschien. Viele Männer, die dieses Video einmal oder gar mehrmals gesehen haben, waren danach nicht mehr dieselben. Sie vergaßen, den Mund zu schließen, den dämlichen Ausdruck von ihrem Gesicht zu wischen – und im schlimmsten Fall vergaßen sie sogar ihre hochschwangeren Ehefrauen.

      Zu den Bildern von Christina Aguilera, die auch Kahns Hirn verseucht haben müssen, gehören folgende: C. in Lederhosen, ansonsten fast nackt, umgeben von maskierten Gestalten und Käfigen, die stark an die Ausdrucksformen des Sado-Masochismus erinnern; C., die zwischendrin in einer Schuluniform auftaucht; die Schriftzüge „Thailand’s Sex Tourism“ und „Young Underage Girls“ im Hintergrund; C. und ihre Tänzer bei Wasserspielen in einer Herrentoilette.



      » Sobald die Frau sich das pornografische Bild aneignet und als „Ausdruck der eigenen Sexualität“ bezeichnet, scheint jegliche Darstellung irgendwie okay. «



      Eines ist also klar: Eine junge Münchnerin, die als Klon von Christina Aguilera durchs Nachtleben tanzt, sendet eine Botschaft aus, die von Menschen mit einem gemeinsamen popkulturellen Hintergrund durchaus verstanden wird. Sie trägt eine ganze Kette von Assoziationen mit sich herum. Oliver Kahn hat sie gesehen, und das komplette „Dirrrty“-Video muss plötzlich in seinem Kopf abgelaufen sein. Damit war sein Verderben vermutlich besiegelt.

      Der ernste Hintergrund dieser lachhaften Affäre ist ein Trend, der niemand zu interessieren scheint, und eine Debatte, die nicht stattfindet: Gerade jene Popwelt, die sich mit ihren Produkten und Botschaften eigentlich an Teenager wendet, erlebte in den letzten drei Jahren eine unaufhaltsame Sexualisierung. Diese pornografischen Bilderwelten sind so allgegenwärtig geworden, dass sie inzwischen alle Altersgruppen erreichen. Und trotzdem begegnet man ihnen im Grunde nur mit Schulterzucken. Dabei ist eigentlich klar, dass diese Art der Konditionierung auf Dauer nicht folgenlos bleiben kann. Ein gestandener Mann, der seine Ehe ruiniert, gehört dabei noch zu den harmloseren Folgen – was diese Entwicklung jedoch für die stets fragile Definition von Geschlechterrollen bedeutet, für die Selbstbilder von Mädchen und Jungen in einem Alter, das durch die Orientierung an imaginären Phantasiewelten geradezu definiert ist – daran wagt man kaum zu denken. Noch die Mittdreißiger erinnern sich an die emotionalen Turbulenzen, die ein Stück Nacktheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach sich zog; an eine Zeit, in der Madonna mit ihren sexuellen Provokationen ziemlich allein dastand und heftigste Debatten auslöste; an eine Ära, in der HipHop-Videos mehr waren als eine einzige endlose Fleischbeschau. Vorbei, vergessen, versunken. Aber wie kommen die heute 15-Jährigen damit klar, was ständig an plattesten Primärreizen auf sie einprasselt? Wir wissen es nicht – und vorsichtshalber fragen wir auch gar nicht mehr nach.

      Ein paar Fragen stellen – das wäre allerdings nicht verkehrt: Was muss es beispielsweise für weibliche Teenager aus der schwarzen US-Unterschicht bedeuten, dass aktuelle HipHop-Videos nur ein einziges Rollenbild für sie bereit halten? Junge Frauen, die nicht selber Stars sind, sind dort nichts weiter als Accessoires eines wildgewordenen männlichen Hedonismus: Sie umschwärmen die Rapper stets in Überzahl, das suggeriert endlose Verfügbarkeit; ihre Körper sind stets nur so bekleidet, wie es die Zensur gerade noch erlaubt; stilistische Referenzpunkte sind Stripper und Huren, und genauso werden sie auch in den Texten bezeichnet; als Statussymbole rangieren sie noch hinter dem fetten Mercedes-Benz, der Goldkette, den neuen Sportschuhen – beliebig zu konsumieren und zu entsorgen.

      Vieles davon ergibt sich aus der Geschichte des HipHop, wo der schwarze Zuhälter eine Art mythische Figur ist – was dann als „kulturelle Eigenheit“ vom Popdiskurs akzeptiert und von weißen Mittelstands-Kids begierig aufgenommen wird. Man kann es nicht anders sagen: Der Pop-Mainstream hat sich im HipHop inzwischen ein verkaufsträchtiges Refugium geschaffen, in dem Frauen auf platteste Weise erniedrigt werden dürfen, solange sie nicht weiß sind. Wenn das kein absurder Rassismus ist, was dann?

      Bei weißen Stars wie Christina Aguilera funktioniert die Sache etwas anders. Hier hat die Popindustrie aus den feministischen Diskursen der Vergangenheit gelernt – sobald die Frau sich das pornografische Bild aneignet und als „Ausdruck der eigenen Sexualität“ bezeichnet, scheint jegliche Darstellung irgendwie okay. Geradezu gebetsmühlenartig wird deshalb betont, dass Christina Aguilera und ihre große Konkurrentin Britney Spears, die sich ebenfalls in Richtung Porno entwickelt hat, für ihr Image selbst verantwortlich seien: Angeblich wollen sie, kaum volljährig, im alten Madonna- Stil immer neue Grenzen der Provokation überschreiten. Im Fall von Britney Spears geht die Schizophrenie sogar noch weiter: In ihren Videos darf sie inzwischen in hautengem Leder auftreten und „Get Nasty“ wispern, öffentlich dankt sie immer noch Gott und schwärmt vom Segen der Jungfräulichkeit.

      Wenn man hier angekommen ist, verliert man vollends die Übersicht. Die Lage ist so polymorph pervers und gleichzeitig verworren, dass man kaum weiß, wo eine Kritik oder eine Debatte überhaupt ansetzen könnte – und wer am Ende als Opfer oder Täter zu bezeichnen wäre. Eines ist aber klar: Wir müssen anfangen, uns ernsthaft mit diesen Entwicklungen zu beschäftigen – und zwar gerade nicht im Sinne ahnungsloser Politiker, die alles sofort verbieten wollen. Zu verstehen, was überhaupt los ist, in unseren Köpfen, in den Köpfen der Jugend – das wäre ein erster wichtiger Schritt.

      Und es kann gut sein, dass wir dafür auch Oliver Kahn noch einmal in den Zeugenstand bitten müssen. Die Sache gehe nur ihn und seine Frau etwas an, hat er verkünden lassen. Aber wir fürchten, das stimmt nicht ganz: Denn die Bilder des Pop, so viel ist klar – sie kontaminieren und verändern uns alle.

      süddeutsche zeitung
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 16:12:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Es gibt nichts auf dieser Welt was unsere Sozialwahnsinnigen nicht in irgendeinen Zusammenhang setzen um daruas eine Therapie zu schmieden.

      Dem setze ich meine Theorie dagegen:
      Der einfach struckturierte (man kann auch Dummkopf sagen) Oliver Kahn bekam seinen Samenstau der durch das Sexverbot an seiner hochschwangeren Frau beruht nicht in den Griff.
      Seinem tierischen Trieb folgend steckte er seinen Lulli der nächst besten Nutte rein !

      So ist das bei den ach so gut situierten Herren des FC Bayern.

      Und nicht irgendein Musikvideo ist schuld. dreckschreiber.
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 16:13:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      :laugh: :laugh: :laugh:

      das kann man auch anders ausdrücken:

      wer ein 21jähriges, gepierctes partyluder (im fall kahn wanderpokal), kennenlernt und dann meint "eine neue frau ist in seinem leben", der hat den ball leider zu oft an den kopf bekommen.






      ....ich warte mal, bis hoeneß sich endlich mit seinen 120 kilo schützend zwischen kahn und diese "senfdose" wirft.


      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 16:29:15
      Beitrag Nr. 4 ()
      tja,

      noch mitte der 90er wähnten sich die strategen bei der destabilisierung von gemeinschaft auf die brechkeule "sexismus" angewiesen zu sein.

      ganze kohorten dafür gutdotierter inninnen schwangen sie mit dicken halsschlagadern empörung und verachtung verspritzend. mann durfte nicht einmal mehr einen guten tag entbieten.

      diese funktion haben längst andere, längst anderes übernommen.

      nunmehr hat die verblödungsindustrie jenen "sexismus" als "produkt", und damit als handelware wieder instrumentalisiert.

      gleiches strategieziel, andere marschordnung!

      wo sind aber bloß die kreischinnen von vor 10 jahren geblieben?

      sind jetzt vermutlich vermarkterinnen !
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 17:54:38
      Beitrag Nr. 5 ()
      #2

      entspricht inhaltlich den erwähnten musikvideos.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Der Fall Oliver Kahn