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    Wie Amerika den Irak wiederaufbauen will - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.03.03 14:26:19 von
    neuester Beitrag 04.06.03 15:17:16 von
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      schrieb am 27.03.03 14:26:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wieso wird eigentlich immer wieder behauptet, in den USA würde man sich keine oder nicht genug Gedanken darüber machen, was nach dem Krieg passieren soll?

      Einiges Intesessantes dazu in untenstehendem Artikel. Fraglich nur, inwieweit die Annahmen der "neokonservativen Vordenker" auch realistisch sind. Sie sind es trotzdem wert, zunächst wahrgenommen zu werden. Dies vermisse ich in der gegenwärtigen Diskussion, in der der Bush-Administration fast ausschließlich blanke Idiotie unterstellt wird.


      Friedenspoker
      Dickicht der Thesen: Wie Amerika den Irak wiederaufbauen will


      SAN FRANCISCO, 26. März.

      So ähnlich wie den Abflug von General Garner haben sich die Amerikaner wohl den Einmarsch im Irak vorgestellt. Als der General 1991, einige Monate nach dem Ende des ersten Golfkriegs, sein Hauptquartier im kurdischen Norden des Iraks verließ, wurde er von jubelnden Demonstranten umringt und auf Händen zu seinem Hubschrauber getragen. Garner galt den Kurden als Befreier und Friedensfürst, als Schutzmacht gegen Saddam und Garant der Stabilität. Viertausend Menschen versammelten sich vor seinem Dienstsitz in der Ortschaft Zakhu, als das Sternenbanner eingeholt wurde, und drängten ihn in Sprechchören zu bleiben. "Danke", soll auf einem Transparent gestanden haben, "aber die Arbeit ist erst zur Hälfte getan."

      Nun will Garner vollenden, was er vor zwölf Jahren begonnen hat. Der Vierundsechzigjährige, mittlerweile aus der Armee ausgeschieden, ist vergangene Woche in Kuweit eingetroffen, um das neue "Office of Reconstruction and Humanitarian Assistance" des amerikanischen Verteidigungsministeriums zu leiten. Doch das ist nur eine Zwischenstation - geographisch wie institutionell. Sobald die Waffen schweigen, wird Jay Garner die Zivilverwaltung des Iraks übernehmen: der oberste Wiederaufbauer, nicht von den Vereinten Nationen ernannt, sondern dem amerikanischen Kommandeur Tommy Franks direkt unterstellt.

      Das befreite Kurdistan als Modell

      Daß ausgerechnet Garner, den seine Vorgesetzten gern als ungeduldigen Tatmenschen porträtieren, für den Posten ausgesucht wurde, ist kein Zufall. Die kurdische Region im Nordirak, in die er gleich nach dem Waffenstillstand 1991 mit vierzehnhundert Marineinfanteristen einmarschierte, gilt als Vorbild für den neuen Irak. Unter dem Luftschutz der nördlichen Flugverbotszone haben sich die Kurden halbwegs demokratisch organisiert, gehen offenbar recht munter ihren Geschäften nach, lesen freie Zeitungen und dienen als lebendiges Beispiel für die Möglichkeit einer einigermaßen liberalen Gesellschaft im Mittleren Osten. Während die Kritiker der Regierung Bush immer wieder über den schleppenden Wiederaufbau in Afghanistan klagen, verweisen die Advokaten des "nation building" auf das befreite Kurdistan. "Das beste Modell der letzten fünfzehn Jahre für den Übergang von einer Militäroperation zur Friedenssicherung liegt da vor unseren Augen, im Norden des Iraks", erklärte jüngst Paul Wolfowitz, der stellvertretende Verteidigungsminister.

      Das mag ein enormer Vorzug sein, Garantie für ein neuerliches Gelingen ist es nicht. Dafür sind die Probleme zu komplex. Der künftige Chefadministrator des Iraks wird die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Lebensmitteln, Medizin und Strom organisieren müssen, den Schutt von den Straßen räumen und Brücken, Krankenhäuser, Flughäfen reparieren lassen. Unterstützt von einigen Dutzend amerikanischen Diplomaten, die aus dem Ruhestand zurückgerufen wurden, und mehreren hundert Exilirakern, muß Garner die Ölproduktion ankurbeln, die Schulen wieder öffnen, Saddams Schergen aus den Führungspositionen in Ministerien und Universitäten drängen, die "Entbaathifizierung" des gesamten Staatsapparates betreiben, ohne die Verwaltung ins Chaos zu stürzen: ein kolossales Unterfangen. Immerhin beginnt Garner nicht bei Null. In aller Stille werden in Zirkeln und Gremien Washingtons seit Monaten Pläne für die Zeit nach Saddam ausgearbeitet. Lange bevor am Golf der erste Schuß gefallen ist, haben die "think tanks" und Exilorganisationen ihre Positionspapiere in Stellung gebracht.

      Da gibt es Debatten, wie die irakischen Medien aus der Umklammerung des Hussein-Clans befreit werden können, um eine faire Berichterstattung zu ermöglichen. Da wird über die Balance zwischen der künftigen Zentralregierung in Bagdad und einer wünschenswerten föderalen Ordnung des Landes diskutiert. Man kann Auseinandersetzungen zwischen Juristen über die Frage studieren, wie ein mögliches Kriegsverbrechertribunal besetzt werden könnte - mit amerikanischen Militärrichtern? Einer irakischen Jury? Oder sollen Saddam und seine Söhne, so sie denn lebend erwischt werden, umstandslos nach Den Haag expediert werden, als erste Angeklagte vor dem Internationalen Strafgerichtshof - dessen Charta aber weder der Irak noch die Vereinigten Staaten unterzeichnet haben?

      Fachleute des amerikanischen Finanzministeriums beraten unterdessen mit Exilanten über die künftige irakische Währung. Gleichfalls ein delikates Thema, da die neuen Münzen und Scheine das greifbare Symbol des Wandels werden dürften. Wie soll es aussehen? Sollen auf den alten Scheinen nur die Saddam-Porträts überklebt werden? Soll kurzerhand der Dollar als Zahlungsmittel dienen - oder wäre das ein Ausweis der kolonialen Ambitionen der Amerikaner? Könnte der sogenannte "Swiss dinar", mit dem in den freien Kurdengebieten bezahlt wird, überall im Irak eingeführt werden - oder stieße das auf Ablehnung bei der nichtkurdischen Bevölkerung?

      Soll eine neue Währung her? Aber welche Bilder kämen auf die Scheine - ein Porträt des babylonischen Herrschers Hammurabi vielleicht, der für seine Gerechtigkeit gerühmt wird, auf den sich aber auch Saddam gern berufen hat? Während über das Geld noch verhandelt wird, verdienen andere bereits. Anfang der Woche wurde bekannt, daß der amerikanische Konzern Halliburton vom "U.S. Army Corps of Engineers" den knapp fünfhundert Millionen Dollar schweren Auftrag erhalten hat, brennende Ölquellen zu löschen und erste Reparaturen an den irakischen Ölförderanlagen auszuführen. Die Entscheidung wurde auch deshalb aufmerksam registriert, weil der amtierende Vizepräsident Cheney von 1995 bis 2000 im Vorstand von Halliburton gesessen hat.

      All diese Einzelfragen sind längst mit den Fingerhakeleien um Posten in einer künftigen irakischen Regierung verwoben. Noch scheint aber keine charismatische Person gefunden, die den freien Irak führen könnte. Dabei wird für Jay Garner entscheidend sein, daß all seine Aufgaben als amerikanischer Vizekönig im Irak möglichst schnell von einer einheimischen Übergangsregierung übernommen werden. Die Rede ist von einigen Monaten, nicht mehr. Denn je länger das besiegte Land von Amerikanern gelenkt wird, desto leichter könnten sie in Verdacht geraten, nicht als Befreier gekommen zu sein, sondern als Kolonisatoren. Und nichts wollen die Strategen in Washington ängstlicher vermeiden als diesen Eindruck. Er würde nicht nur dem ohnehin strapazierten Image der Vereinigten Staaten schaden. Er würde den Zweck des Krieges gefährden: die bewaffnete Beförderung der Demokratie.

      Im Dickicht der Argumentsstränge für den Krieg - Saddams Streben nach Massenvernichtungswaffen, seine angeblichen Kontakte zu Al Qaida, die brutale Unterdrückung seiner Landsleute - hat sich kurz vor Ausbruch der Kämpfe eine Idee in den Vordergrund geschoben, die von neokonservativen Intellektuellen seit Jahren verfolgt wird und auch für den Wiederaufbau des Iraks eminente Bedeutung hat. Schon 1996 beschrieb Richard Perle, heute Chefberater des Pentagons, in einem Vermerk für den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu den Sturz Saddams als Voraussetzung für den Frieden im Nahen Osten. Seither hat sich der Gedanke des Regimewechsels im Irak als Auftakt einer grundlegenden Neuordnung Arabiens in vielen Köpfen festgesetzt. In der vorletzten Ausgabe der Zeitschrift "Foreign Affairs" zum Beispiel hat der an der John-Hopkins-Universität in Washington lehrende Fouad Ajami die Regierung Bush gedrängt, "ein Reformprojekt zu verfolgen, das die arabische Welt zu modernisieren und transformieren sucht. Der Irak wäre dabei der Ausgangspunkt, und dahinter liegt eine arabische politische Tradition, deren Agonie grausam offenkundig ist."

      In groben Zügen soll sich die Runderneuerung des Mittleren Ostens folgendermaßen abspielen: Die Niederlage Saddams und die Befreiung der irakischen Schiiten ermutigt deren Glaubensbrüder in Iran, sich gegen die Mullahs in Teheran zu erheben. Nach deren Vertreibung wollen die Amerikaner Iran überreden, auf sein Atomprogramm zu verzichten und jede Hilfe für Terroristen zu streichen. Auch den westlichen Nachbarn des Iraks, Syrien, so die Hoffnung, wird die Demokratisierung Bagdads erschüttern. Sollte die dortige Baath-Partei wider Erwarten nicht stürzen, so wäre sie doch künftig von prowestlichen Staaten - der Türkei, Israel, Jordanien und dem befreiten Irak - eingekreist und könnte zu Zugeständnissen im Kampf gegen den Terror gedrängt werden. Würde Syrien kooperieren, so müßte auch dessen Protektorat, der Libanon, auf die amerikanische Linie einschwenken, so daß die Hizbullah, die vom Libanon aus gegen Israel operierende Terrorgruppe, plötzlich ohne Rückhalt dastünde, was wiederum die palästinensische Autonomiebehörde dazu bewegen soll, endlich der Gewalt abzuschwören und sich mit Israel zu verständigen. Um das Glück komplett zu machen, müßte auch Saudi-Arabien, von dessen Ölreserven Amerika fürderhin unabhängiger wäre, Reformen erwägen, jedenfalls die Finanzierung von Hamas und Al Qaida einstellen. Der Weg zum Frieden im Nahen und Mittleren Osten, so die Idee, führt über Bagdad.

      Saddams Sturz ist erst der Anfang.

      Die Vision ist so grandios wie umstritten - innerhalb und außerhalb der Regierung Bush. Man muß kein Pessimist sein, um die Risiken zu fürchten: die Gefahr einer ethnischen und religiösen Zersplitterung des Iraks, die Möglichkeit fundamentalistischer Gegenschläge oder einer Explosion des Hasses in den arabischen Hauptstädten. Auch in Washington gibt es prominente Zweifler. Gerade hat die "Los Angeles Times" ein vertrauliches Memorandum des Außenministeriums veröffentlicht, in dem die Dominotheorie der Demokratisierung scharf kritisiert wird. Der Sturz Saddams werde die arabische Welt nicht sicherer machen, sondern nur die populäre Abneigung gegen Amerika verstärken.

      Unter allen Argumenten für den Krieg ist die Dominotheorie fraglos die kühnste. Sie bietet eine Kriegserklärung - und einen Entwurf für die Zukunft, der Amerika zum Bleiben zwingen wird, vermutlich jahrelang. Kurz vor dem Einmarsch der ersten Truppen gefragt, wovor er im Krieg mit dem Irak am meisten Angst habe, hat der einflußreiche Publizist William Kristol nicht Sandstürme, Republikanische Garde oder chemische Waffen genannt. Seine größte Sorge sei Amerikas Durchhaltewille. Er fürchte, sagte der Herausgeber des "Weekly Standard", ein Lautsprecher der Neokonservativen und Befürworter der Neuordnung Arabiens, daß die Vereinigten Staaten nach dem Sieg über Saddam allzu rasch heim an den Herd wollten; daß der Krieg gewonnen, aber der Frieden verspielt werden könnte - wie nach der Befreiung Kuweits. Wer jetzt amerikanische Soldaten in die Schlacht schicke, der lasse sich auf eine lange Kampagne ein. Und müsse viel Geld, Energie und Engagement hinterherschicken, um die Menschen des Iraks zu gewinnen. Saddams Sturz, sagt Kristol, sei nicht das Ende, sondern nur ein Anfang.

      Es ist nicht ohne Ironie, daß ausgerechnet diejenigen Spieler am geopolitischen Schachbrett, die den Mittleren Osten am gründlichsten durcheinanderwirbeln wollen, die entschiedensten Anwälte eines generösen Wiederaufbaus sind. Denn nur ein prosperierendes, intaktes, einigermaßen attraktives Land, kurz: nur ein stabiler Irak kann helfen, die anderen autokratischen Regime in der Region zu destabilisieren.

      HEINRICH WEFING

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2003, Nr. 73 / Seite 39
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 14:45:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Fachleute des amerikanischen Finanzministeriums beraten unterdessen mit Exilanten über die künftige irakische Währung


      Nur eines nicht aus dem Auge verlieren: Die Petrodollars



      Anfang der Woche wurde bekannt, daß der amerikanische Konzern Halliburton vom "U.S. Army Corps of Engineers" den knapp fünfhundert Millionen Dollar schweren Auftrag erhalten hat, brennende Ölquellen zu löschen und erste Reparaturen an den irakischen Ölförderanlagen auszuführen. Die Entscheidung wurde auch deshalb aufmerksam registriert, weil der amtierende Vizepräsident Cheney von 1995 bis 2000 im Vorstand von Halliburton gesessen hat.

      Nur eines nicht aufgeben: Die Kontrolle über das Oel



      Der Rest ist wirklich eine Vision. Wie der neue Markt es wahr.
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 14:59:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wiederaufbau nach dem Krieg
      US-Firmen verteilen den Kuchen

      von Susanne Schmitt

      Der Irak-Krieg ist noch lange nicht vorbei, aber die Pfründe für den Wiederaufbau werden schon verteilt - zumindest in den USA. Seit Ende Januar, also noch vor Beginn des Krieges, hat die US-Entwicklungshilfebehörde USAID, die aus der Marshallplanhilfe hervorgegangen ist, die nötigen Aufbauprojekt und die Kosten spezifiziert, Ausschreibungen laufen und die ersten Aufträge wurden in dieser Woche vergeben. Nachzulesen ist das alles auf der Website der Agentur (siehe Link), in den US-Medien ist der Vorgang ebenfalls ein Thema.

      Das Magazin „Fortune“ schreibt, dabei handele es sich um das gigantischste Nachkriegsaufbauprojekt seit dem Marschallplan nach dem zweiten Weltkrieg. Die Vereinten Nationen schätzen die Kosten auf 30 bis 100 Mrd. Dollar. Das Volumen der Aufträge der USAID wird auf über 900 Mio. Dollar beziffert. Nur US-Firmen können sich bewerben.

      "Republikaner-nahe" Unternehmen profitieren

      So wie es bisher aussieht, werden vor allem Firmen von den Aufträgen profitieren, die den Republikanern nahe stehen. Immer wieder genannt werden der texanische Ölausstatterkonzern Halliburton und die kalifonische Bechtel Group. In beiden Boards sitzen Republikaner, bei Halliburton Ex-Außenminister Lawrence Eagleburger. Pikantes Detail: Vizepräsident Dick Cheney war lange Jahre CEO bei Halliburton. Direkte Verbindungen sind ihm aber nicht nachzuweisen. Der Chef der Bechtel-Group, Riley Bechtel, wurde Februar in Bushs Außenwirtschaftsrat berufen - eine Versammlung illustrer amerikanischer Geschäftsleute, die die Regierung in Wirtschaftsfragen beraten sollen.

      Um die lukrativen Aufträge konkurrieren laut „Fortune“ außer Halliburton und Bechtel noch die Konzerne Flour, Parsons Corp., Luis Berger Group und Washington Group International. Die Zeitung „USA-Today“ zitiert die Organisation „Center of Responsive Politics“: danach sollen die genannten Unternehmen über drei Mio. Dollar an die Republikanische Partei gespendet haben. Bei den Unternehmen herrscht Diskretion. Nur die Washington Group hat laut „USA-TODAY“ betätigt, sich um drei Kontrakte beworben zu haben.

      Erste Aufträge schon vor Kriegsbeginn vergeben

      Halliburton hat bereits am Dienstag dieser Woche einen Auftrag der US-Armee (US Army Corps of Engineers) erhalten, die brennenden Ölquellen zu löschen. Über das Volumen ist nichts bekannt, das richte sich nach dem Ausmaß der Zerstörungen, hieß es. Im letzten Golfkrieg hatten die Iraker 750 Ölquellen angezündet. Ein kalifornischer Rechtsanwalt hat bereits Bedenken geäußert. Der Auftrag sei nicht ausgeschrieben worden, nur Halliburton sei in der Auswahl gewesen.

      Ein weiterer Auftrag ging an den Schiffsausrüster-Konzern Stevedoring aus Seattle in US-Bundesstaat Washington. Die Verwaltung und die Überwachung des Hafens in UmKasr soll von der US-Firma übernommen werden. Damit solle sichergestellt werden, schreibt USAID, dass Hilfsgüter effektiv verteilt werden können. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 4,8 Mio. Dollar.

      Schon im Februar hat die Beratungsfirma International Resources Group einen Auftrag über sieben Mio. Dollar erhalten. Inhalt: Die Planung, Organisation und Durchführung des Wiederaufbaus und Unterstützung der USAID. Der Vertrag soll zuerst über 90 Tage laufen mit einer Option auf eine Verlängerung auf ein Jahr.

      Laut USAID werden noch folgende Wiederaufbauaktivitäten ausgeschrieben:

      - Flughafenverwaltung, um die Lieferungen der humanitären Hilfe in der Luft sicherzustellen

      - Aufbau der Infrastruktur: Notreparaturen an der Elektrizitäts- und Wasserversorgung, Straßen, öffentliche Gebäude etc.

      - Gesundheitswesen

      - Schulen, Ausbildung von Lehrern, Drucken von Büchern

      - Transportwesen und Zollverwaltung

      - Lokale Verwaltung

      Offenbar rechnen die USA damit, ein umfassendes Wiederaufbauprogamm nach dem Kriege in eigener Regie zu installieren. Dabei geht es nicht nur um technische und humanitäre Hilfe, sondern auch um die Einführung eines neuen - demokratischen - politischen Systems. Vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, das Präsident Bush immer wieder auf eine US-Verwaltung nach Kriegsende drängt.

      UN und EU sehen Vorgehensweise kritisch

      „Fortune“ geht davon aus, dass die noch offenen Aufträge „hunderte Millionen Dollar“ Wert sind. Andere Schätzungen gehen von bis zu 25 Mrd. Dollar aus. Darüber hinaus gebe es noch weitere US-Agenturen und sicher auch andere Regierungen, die sich ein Stück am Wiederaufbaukuchen sichern wollen und die die Aktivitäten der USAID argwöhnisch beäugen. Die Ausschreibungen der USAID seien zudem veröffentlicht worden, ohne den Kongress zu informieren, heißt es in den Medienberichten.

      Auch international wird das Vorgehen der USA mit Befremden beobachtet. Die UN sehen sich nicht als Unterabteilung des Pentagons und wollen die Leitung des Wiederaufbaus übernehmen. Auch aus der Europäischen Union ist zu hören, dass der Wiederaufbau eine internationale Angelegenheit ist und nicht im Alleingang von den USA geleistet werden kann. Die EU engagiert sich im Augenblick nur in der unmittelbaren humanitären Hilfe und hat die Mittel hierfür gerade am Dienstag dieser Woche auf über 100 Mio. Euro aufgestockt. An ein Wiederaufbauprogramm, an dem auch europäische Firmen partizipieren können, sei noch nicht gedacht, ließ Außenkommissar Chris Patten wissen.


      PS: das wird dem DONIE nicht gefallen :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 15:14:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      An ein Wiederaufbauprogramm, an dem auch europäische Firmen partizipieren können, sei noch nicht gedacht, ließ Außenkommissar Chris Patten wissen.


      Absolut irrelevant. Die Musik spielt in direkten Verhandlungen mit den Irakern.

      Langsam aber sicher wird mir Angst und Bange über diese Arroganz der Amerikaner. Verteilen den Kuchen und an der Front Kämpfen die Soldaten um ihr Leben.

      Ist der Krieg den schon gewonnen?

      Tony Blair wird das gar nicht gerne hören. Wird Zeit das er seine Truppen aus dem Irak zurückzieht.
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 14:17:41
      Beitrag Nr. 5 ()
      Was kommt nach dem Krieg?

      Es kann wenig Zweifel daran bestehen, daß die amerikanischen und britischen Streitkräfte die irakischen Truppen, vor allem jene außerhalb der Städte, besiegen und die unmittelbaren Ziele des Krieges erreichen werden: die Entmachtung von Saddam Hussein, seinen Söhnen und Anhängern sowie die Zerstörung der Massenvernichtungswaffen und Produktionsanlagen. Aber die Zukunft des Landes und des Nahen Ostens hängen wahrscheinlich von einer sehr viel breiteren Palette von Faktoren ab. Ob die Koalition ihren militärischen Sieg in umfassendere und tragfähige politische Erfolge wird übersetzen können, ist noch ungewiß.

      Die schwierigste Aufgabe wird sein, eine unübersichtliche militärische Auseinandersetzung in den dichtbevölkerten Bezirken von Bagdad zu vermeiden, die beträchtliche Opfer unter den Soldaten wie auch unter irakischen Zivilisten kosten könnte. Schwere Verluste der Alliierten in den eigenen Reihen könnten die notwendige politische Unterstützung in den Vereinigten Staaten und Großbritannien dahinschmelzen lassen. Die Gefahr besteht dabei nicht darin, daß aus Bagdad ein zweites Stalingrad würde, sondern daß sich in der Schlacht um Bagdad in größerem Maßstab wiederholen würde, was in Beirut, Mogadischu und Dschenin geschah.

      Falls, andererseits, viele zivile Opfer zu beklagen sind - und Medien wie der Fernsehsender Al Dschazira diese Bilder in die Haushalte der ganzen Region übertragen -, wird das die Fähigkeit der Koalition beschädigen, nach dem Krieg Einfluß auf die Zukunft des Iraks wie auf die politische Landschaft des Nahen Ostens zu nehmen. Sollte dies geschehen, wird es außerordentlich schwierig für die Regierung Bush, die Öffentlichkeit in den arabischen Staaten davon zu überzeugen, daß es tatsächlich Ziel des Krieges war, die irakische Bevölkerung zu befreien. Vor ganz ähnlichen Schwierigkeiten werden arabische Staatschefs stehen, die weitere Ausbrüche von antiamerikanischen und antiwestlichen Emotionen in ihren Ländern verhindern wollen; die ersten Anzeichen dafür ließen sich schon bei großen Demonstrationen vor allem in Kairo beobachten.

      Die dritte Variable, von der ein dauerhafter Erfolg der Koalition gegen Saddam Hussein abhängt, ist, in welchem Ausmaß es gelingt, die dem Diktator ergebenen Kräfte, vor allem die Republikanische Garde, zu eliminieren - und zugleich eine ausreichende Zahl von irakischen Militäreinheiten intakt zu lassen. Zweck dieses Vorgehens wäre es, zu verhindern, daß der Irak zerfällt und es zu einem Blutbad unter seiner Bevölkerung kommt. Leider ist das Militär die einzige Institution im Irak, die das Land zusammenhalten kann. Deshalb würde eine Vernichtung der Armee den Zerfall des Landes nach sich ziehen; dabei entstünde im Norden ein kurdischer Staat, im Süden ein schiitischer, der eine enge Bindung an Iran hätte. Eine derartige Entwicklung würde die Machtbalance am Persischen Golf vollkommen verändern; sie würde deshalb besonders destabilisierend wirken, weil sie zusammenfällt mit dem rapiden Fortschritt, den Iran beim Erwerb einer ganzen Palette von Massenvernichtungswaffen und Trägersystemen, darunter ballistischen Raketen, macht. Um dieser Destabilisierung zuvorzukommen, erwägt die Türkei angeblich die Verlegung von Truppen in den Nordirak. Die Besorgnis, mit der das aufgenommen wurde, verweist auf die Gefahren, die mit einem möglichen Zerfall des Iraks verbunden wären.

      Wie die Region auf den Krieg im Irak reagiert, wird schließlich davon abhängen, wie schnell die Koalition den größten Teil ihrer Truppen aus dem Land abzieht. Falls die Streitkräfte der Koalition längere Zeit im Irak bleiben - etwa in dem vergeblichen Bemühen, das Land in eine Demokratie westlichen Zuschnitts zu verwandeln -, wird dies wahrscheinlich in einem politischen Desaster enden. Im Rest der arabischen Welt würde eine solche Präsenz als "Okkupation" aufgefaßt - und den Gegnern der Vereinigten Staaten Munition liefern.

      Umgekehrt gilt: Falls keine der skizzierten negativen Entwicklungen eintritt, werden die Auswirkungen des Krieges auf die Zukunft des Iraks wie auch des Nahen Ostens insgesamt wahrscheinlich sehr vorteilhaft sein. Falls dieses "best case scenario" eintritt, wären die Vereinigten Staaten in einer sehr viel besseren Position, auf die politischen Entwicklungen in der Region Einfluß zu nehmen. Vor allem könnte die Regierung Bush lange genug vor den Wahlen von 2004 versuchen, den Friedensprozeß im Nahen Osten wiederzubeleben. All dies könnte auch dazu führen, daß Iran noch einmal nachdenkt, ob es Terroristen unterstützen und Massenvernichtungswaffen entwickeln will. Schließlich könnte es so vermeiden, der Bush-Regierung gute Gründe zu liefern, sich ein weiteres Mitglied der "Achse des Bösen" vorzunehmen. Ein erfolgreiches Eingreifen der Vereinigten Staaten in Iran könnte schließlich auch Syrien dazu bringen, die Unterstützung für die Hizbullah und die Allianz mit Iran zu überdenken.

      Wenn man breiter ansetzen will: So es gelingt, den Irak in ein zweites Ägypten zu verwandeln, wird das die Kräftebalance im Nahen Osten verändern. Der Irak gehörte dann nicht mehr zur "Achse des Bösen", sondern würde Mitglied der Koalition der "guten Jungs": der Gruppe aus Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien, alles Länder, welche die saudische Friedensinitiative auf dem Beiruter Gipfeltreffen der Arabischen Liga im März 2002 unterstützten. Eine solche Veränderung würde nicht ausreichen, die Staaten der Region in pluralistische Demokratien zu verwandeln, böte aber die Chance, viele Facetten des politischen Lebens im Nahen Osten zum Besseren zu verändern.

      Der Autor ist Direktor des Jaffee Center for Strategic Studies der Universität Tel Aviv.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.03.2003, Nr. 74 / Seite 12

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      schrieb am 04.06.03 15:17:16
      Beitrag Nr. 6 ()
      saddam is weg mit seinen 3 lkws voll moneten.
      hurra den wären wir wohl für immer los.
      bloß warum hat diese 3 lkws niemand auf satelit gesehen.
      den amis entgeht doch sonst nix.

      aber dennoch hat das irakische volk bis jetzt noch immer schwierigkeiten mit der zerstörten wasserversorgung und elektrizität.
      dazu kommen noch die anhaltenden plünderungen die angeblich sogar von saddams-anhänger organisiert werden.
      und mit der regierungsbildung steht es auch nich grad zum besten.

      es ist wirklich zweifelhaft wie aus solch einem chaos wieder ein vernünftiges staatswesen mit intakter infrastruktur werden könnte.
      warum können denn die anderen umliegenden arabischen länder da nich mal mit anpacken.
      die amis scheinen damit und der mentalität der moslems ja total überfordert zu sein.

      hoffentlich überträgt sich diese chaos-stimmung nich auf angrenzende arabische staaten und heizt damit den hass gegen den westen noch mehr an.


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