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    Moderner Feudalismus... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.05.03 12:48:17 von
    neuester Beitrag 11.05.03 15:09:59 von
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      schrieb am 11.05.03 12:48:17
      Beitrag Nr. 1 ()
      Moderner Feudalismus (Meudalismus) in Deutschland - oder -
      Die Rezession heute und morgen

      Die Studie darf beliebig kopiert und (ungekürzt) verbreitet werden

      von Dr. Harald Wozniewski





      Paul Krugman, einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler der Welt, lehrt an der Universität Princeton, war Berater von Expräsident Bill Clinton, (in: Die Zeit, Wirtschaft 46/2002 http://www.zeit.de/2002/46/Wirtschaft/print_200246_krugmann.…) über die USA:
      "Nur wenigen Leuten ist bewusst, wie sehr sich in diesem Land die Kluft zwischen den sehr Reichen und dem Rest innerhalb relativ kurzer Zeit verbreitert hat. Wer sich mit diesem Thema beschäftigt, setzt sich unweigerlich dem Verdacht aus, "Klassenkampf" oder eine "Politik des Neides" zu betreiben. Und nur wenige Leute sind tatsächlich willens, über die weitgehenden Auswirkungen dieser sich immer weiter öffnenden Schere zu sprechen - über die ökonomischen, sozialen und politischen Auswirkungen."

      Doch was in den USA heute geschieht, kann nur verstehen, wer das Ausmaß, die Ursachen und Konsequenzen der zunehmenden Ungleichheit in den letzten drei Jahrzehnten begreift. Wer begreifen will, wieso es in Amerika trotz allen ökonomischen Erfolgs mehr Armut gibt als in jeder anderen großen Industrienation, der muss sich die Einkommenskonzentration an der Spitze ansehen."

      Reinhard Mohn, früherer Chef des Bertelsmann-Konzerns, heute Vorsitzender des Präsidiums der Bertelsmann Stiftung und einer der reichsten Männer Deutschlands, in einem Interview des STERN (in: "Ein Segen, daß uns das Geld ausgeht", 1998, S. 16) auf die Frage:

      Sie selbst haben die Sozialpflichtigkeit des Eigentums betont und schon sehr frühzeitig Ihre Mitarbeiter am Unternehmen und dessen Ertrag beteiligt. Wären wir heute weiter, wenn mehr Unternehmen das gemacht hätten?

      "Volkswirtschaftlich gesehen wäre es sicher viel leichter, auch mal auf Lohnerhöhungen zu verzichten oder sie zu reduzieren, wenn die Mitarbeiter flächendeckend am Produktivkapital beteiligt wären. Dann hätten sie neben dem Lohn und später neben der Rente noch eine andere Einkommensquelle. Wir stünden bei den Arbeits- und Sozialkosten besser da und wären konkurrenzfähiger auf der Welt."

      Und wollen Sie wissen, wer das hier gleich zu Beginn seines großen Werkes geschrieben hat? Es sind wenig bekannte Worte eines umso berühmteren Politikers:



      Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, Düsseldorf 1957, Seite 7. Soweit er dann aber sogleich meint, "das erfolgversprechendste Mittel zur Erreichung und Sicherung jeden Wohlstands ist der Wettbewerb", hat er sich geirrt. Die Geschichte widerlegt diese These ebenso, wie sie die Prophezeiung von Karl Marx widerlegte.





      Unsere deutsche Wirtschaft ist nicht gerade gesund. Niemand würde das angesichts der vielen Arbeitslosen, der Schwierigkeiten bei den Renten- und Krankenkassen und angesichts der stets wachsenden Staatsverschuldung ernsthaft bestreiten. Neuerdings ist sogar von Rezession die Rede, obwohl noch Anfang 2000 Optimismus und Euphorie den Zeitgeist bestimmten. Doch die "Ärzte" streiten endlos, um welche "Krankheit" es sich handelt und - noch mehr - wie sie zu behandeln ist. Das, was derzeit von der Politik als Lösungen angeboten wird, ist allerdings bestenfalls symptomatische Behandlung (Umverteilung mittels Steuererhebung, Subventionen, Kindergeld usw.), aber keine Heilung. Hat unsere Wirtschaftsverfassung, also das rechtliche Rahmengebäude unserer Wirtschaft, einen Fehler?

      Die Krankheit unserer Wirtschaftsverfassung


      Sie ist eine schleichende Krankheit. Sie vollzieht sich sehr langsam - über Jahrzehnte. Daher fällt es schwer, die Ursachen und Wirkungen zu erkennen. Die Krankheit, an der unsere Wirtschaftsverfassung leidet, ist der "moderne Feudalismus".

      Unsere Rechtsordnung lässt es zu, dass ein in Deutschland "als Deutscher" geborener Mensch sein Leben dazu verdammt sein kann, für den Fleck Erde, auf dem er lebt, an einen anderen "bezahlen" zu müssen. Miete oder Pacht nennt man das, und man findet nichts Ungewöhnliches dabei. Ein Bild in meinem Kopf aber beunruhigt mich. Es gibt in Deutschland eine ungeheure Zahl Menschen am Ende ihres Arbeitslebens, die viel und hart gearbeitet haben, die es aber trotzdem nicht geschafft haben, sich von einem Mietverhältnis für ihre Wohnung zu befreien, um statt dessen in einem eigenen Haus mietfrei zu leben. Diese Menschen in einem freien und noch unberührten Land (auf einer "einsamen Insel") würden, wenn sie dort genauso arbeiten würden wie hier, schon nach wenigen Wochen oder Monaten ein eigenes Haus besitzen. Sie hätten ihr Leben lang (per Saldo) sicher auch nicht weniger Komfort als hier und heute. Denken wir auch an die Rentendiskussion! Ein Großteil der Altersrenten wird heute von Mieten aufgezehrt. Das gleiche gilt für alle Selbständigen, die für ihre Geschäftsräume Miete oder Pacht zahlen müssen, weil sie kein Grundeigentum besitzen, und für alle, die zwar Grundeigentum erworben haben, aber nur mit geliehenem, verzinslichem Geld.

      Unsere Rechtsordnung lässt weiter zu, dass Privatpersonen in unserem Land schrankenlos Vermögen ("Kapital") erwerben und ansammeln. Auch das erscheint uns nicht weiter problematisch. Wer strebt nicht danach, sich ein "kleines Vermögen" anzusparen?!!

      Doch beide Aspekte unserer Rechtsordnung zusammen ergeben auf Dauer eine explosive Mischung. Explosiv wird es nämlich dann, wenn die Vermögen von einzelnen so übermächtig werden, dass sie einerseits die Entwicklungsmöglichkeiten anderer unverhältnismäßig einschränken und dass sie andererseits ihren Besitzern Einkommen bescheren, die die Einkommen aus Arbeit von anderen völlig in den Schatten stellen.

      Hierzu muss man wissen, dass ein großes Vermögen normalerweise nicht kleiner, sondern ohne Zutun (ohne Erwerbsarbeit) immer größer wird. Es wird nicht, wie vielfach angenommen wird, von seinem Besitzer allmählich aufgezehrt. Viele Leute haben diesbezüglich falsche Vorstellungen. Sie meinen, dass man nur durch eigene Arbeit und vielleicht durch geschickte Spekulation mit Aktien und dergleichen reich werden kann, dass aber "Ersparnisse" nach und nach kleiner werden, es sei denn, dass man sie nicht anrührt. So meinen sie etwa bei der Vorstellung, im Lotto zu gewinnen, dass sie den Gewinn in der einen oder anderen Weise langsam aufzehren. Ebenso gehe es allen anderen Reichtümern und ihren Besitzers, falls diese nicht ständig durch ihren Fleiß zur Aufbesserung ihres Vermögens beitrügen. Dass solche Vermögen aber selbst erhebliche Einkommen bescheren und dadurch ihre Besitzer immer reicher machen, ist den wenigsten Leuten klar.

      Wenn jemand beispielsweise ein Vermögen von 102 Millionen Euro Wert besitzt, dann nutzt er davon vielleicht einen Anteil von 2 Millionen Euro völlig für sich selbst (das Haus oder die Villa, in der er wohnt). Die übrigen 100 Millionen Euro sind möglichst gewinnbringend angelegt in Aktien, Anleihen, Mietshäuser usw. Die Renditen hierfür liegen normalerweise bei 5% bis 10% jährlich, manchmal mehr, manchmal weniger. Das sind also rund 5 Millionen bis 10 Millionen Euro Einkünfte jährlich allein aufgrund des Vermögens. Welche Kapitaleinkünfte in Deutschland tatsächlich vorkommen, lesen sie bitte unter "Personen" (im Anhang dieser Studie). Ob derjenige noch einem Beruf als Würstchenverkäufer oder als Industriemanager oder gar keiner Arbeit nachgeht, fällt dabei nicht mehr ins Gewicht.

      Problematisch wird die Vermögensansammlung in wenigen privaten Händen durch zweierlei Dinge:

      (1.) Durch die Begrenztheit der Ressourcen und

      (2.) durch die ungleichen Chancen beim Erwerb gewinnbringenden Kapitals.


      Begrenztheit der Ressourcen


      Kapitaleinkünfte setzen Eigentum an bestimmten Ressourcen voraus, die gar nicht oder nur sehr begrenzt vermehrt werden können. Bei diesen Ressourcen handelt es sich vor allem um Grund und Boden und um Industrie- und Gewerbevermögen.

      Jedem ist klar, dass der Grund und Boden der Bundesrepublik Deutschland nicht vermehrt werden kann (sieht man einmal von den Methoden eines A. H. einmal ab). Legt man die Bevölkerungszahl von 1996 zugrunde, kommen auf jeden Deutschen rund 4.790 m² Bodenfläche in Deutschland (= 356.970.000.000 m² / 74.520.500 Deutsche).

      Durch den wirtschaftlichen Wettbewerb ist freilich auch das Industrie- und Gewerbevermögen begrenzt. Ein Unternehmen wie beispielsweise BASF könnte in Deutschland wohl kaum noch ein zweites Mal neben dem bereits bestehenden existieren. Der Fall der Philipp Holzmann AG Ende 1999 zeigt einmal mehr nur zu deutlich, dass durch den (ohne Frage notwendigen) Wettbewerb nicht x-beliebige Unternehmen nebeneinander und auf Dauer existieren können. Im Jahr 2001 hat es in Deutschland so viele Konkurse gegeben wie nie zuvor. Zwar können in einem Wirtschaftsgebiet umso mehr Unternehmen existieren, je mehr Mitglieder der Gesellschaft selbst daran partizipieren. Je mehr Leute aber über kaum noch nennenswertes Geld verfügen, desto weniger Unternehmen können überleben (das ist auch das Problem in Ostdeutschland heute). Natürlich braucht auch jede Industrie und jeder Betrieb Grund und Boden. Und dieser ist, wie gesagt, begrenzt. Rechnet man Betriebs-, Gebäude- und Freiflächen (nicht aber Landwirtschafts- und Waldflächen, Wasserflächen, Verkehrsflächen, Erholungsflächen und nicht Flächen anderer Nutzung) auf die Deutschen von 1996 um, so kommen auf jeden Deutschen rund 300 m² Betriebs-, Gebäude- und Freifläche (Achtung: Bei einem zehnstöckigen Haus können das 3.000 m² Büro- oder Wohnfläche sein). Wie viele Deutsche nennen nicht mal einen Quadratmeter Grund und Boden ihr Eigen?!!

      Die Behauptung hier ist nicht, dass "Vermögen" generell begrenzt sei. Gemälde, Schmuck usw. können noch beliebig vermehrt werden. Die Behauptung ist vielmehr, dass gewinnbringendes Vermögen, insbesondere gewinnbringender Grund und Boden und gewinnbringendes Industrie- und Gewerbekapital begrenzt sind.

      Was folgt aus dieser Begrenzung? Wer beispielsweise wie oben angeführt 102 Millionen Euro Kapitalvermögen hat, ist rechnerisch unmittelbar oder mittelbar (durch Aktien usw.) Eigentümer eines hundert- bis tausendfachen dieses Durchschnittswerts von 300 m² Betriebs-, Gebäude- und Freiflächen. Das bedeutet zugleich: Wenn einer 1001 Mal die durchschnittliche Betriebs-, Gebäude- und Freifläche sein Eigen nennt, sind zwangsläufig 1000 andere in diesem Punkte besitzlos. Es ist nur logisch, dass, wenn beispielsweise der Grund und Boden einer mit 100 Einwohnern belebten einsamen Insel allein dreien dieser Einwohner gehört, die anderen 97 Einwohner in Miete leben müssen. Sie müssen in der Regel auch in abhängiger Arbeit ihr Brot verdienen, weil der einzige Betrieb der Insel (nach der Rechtsordnung) Bestandteil von Grund und Boden ist und damit den drei Wohlhabenden gehört. Die 97 anderen haben keine Möglichkeit zur "Selbständigkeit", es sei denn, sie zahlen Miete oder Pacht für den Boden, auf dem sie ihr "eigenes" Unternehmen betreiben würden.

      Vermögenskumulationen und Feudalismus heute


      Bei der Betrachtung hier von Vermögenskumulationen geht es nicht um Vermögen von juristischen Personen, also z. B. von Aktiengesellschaften oder von GmbH. Von Bedeutung sind hier nur die Vermögen von natürlichen Personen. Es geht hier nicht darum, Kapitalgesellschaften klein zu machen und ihnen ihre Möglichkeiten (Macht) zu nehmen, was auch vielfach propagiert wird. Feudalismus - früher wie heute - ist eine Sache von (natürlichen) Personen.

      Ich bin zwar nicht der Meinung, dass es in Ordnung ist, wenn Staat, Kirchen, Gewerkschaften oder andere öffentlich-rechtliche Organisationen "zu viel" Vermögen besitzen. Im Kommunismus, so kann man vereinfacht sagen, besitzt der Staat so ziemlich alles - mit welch traurigem Erfolg. Hier und heute in Deutschland ist das bei weitem nicht so ausgeprägt (ob das auch für die katholische Kirche gilt?). Es macht zudem einen erheblichen Unterschied, ob Vermögen sich - wie dort - "in vielen Händen" oder in der Hand einer einzigen Privatperson befindet. Kapitalgesellschaften sind eine gute Sache, weil sie Kapital bündeln und so häufig erst bestimmte Unternehmen ermöglichen.

      Die Zahl der Superreichen und die Größe ihrer Vermögen sind bedrohlich ernste Fakten. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts - leider nicht direkt, aber indirekt.

      Verlässliche Erhebungen existieren nicht. Sehr hübsch ist in diesem Zusammenhang die "Wirtschaftswoche" mit den regelmäßig Beiträgen unter dem Titel "Wem gehört Deutschland?" (z. B. Heft 43/1999) oder im Anhang dieses Beitrags "Personen".

      . . .

      Nach dem Statistischen Jahrbuch 1998 (herausgegeben vom Statistischen Bundesamt), Seite 676, betrug 1996 das reproduzierbare Bruttosachvermögen 16.798,69 Mrd. DM. 1993 betrug es 15.222,04 Mrd. DM. Dabei handelt es sich um "das gesamte in der Produktion eingesetzte Sachvermögen und das Wohnungsvermögen mit Ausnahme von Grund und Boden. Auch das Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte und die militärisch genutzten dauerhaften Güter sind in den Angaben nicht enthalten" (Erläuterung a.a.O. S. 650). Nach dieser Statistik betrug das Vermögen in Deutschland 1993 also schon das über 18-fache des Gesamtvermögens nach der Vermögensteuerstatistik. Dabei sind hier Grund und Boden oder privates Gebrauchsvermögen gar nicht mal enthalten. Jedenfalls zeigt sich wieder einmal, dass man Statistiken genau "lesen" und hinterfragen muss.

      In der oben zitierten (wie gezeigt recht fragwürdigen) Vermögensteuerstatistik ist a.a.O. interessanterweise auch der Vermögenszuwachs von 1989 bis 1993 angeführt. Er lag also bei den Reichsten der Reichen bei 22,9% in fünf Jahren oder bei (39.676.000.000 / 87 x 22,9 / 122,9 / 5 =) 17 Mio. DM jährlich oder 46 TDM täglich. Wie gesagt: nur nach Einheitswerten gerechnet.

      Die Fragen bleiben:

      Wem und in welcher Anhäufung gehört das "reproduzierbare Bruttosachvermögen" im Wert von 16.798.690.000.000 DM (Stand 1996), m. a. W. das Vermögen auf Grund und Boden in Deutschland? Wem und in welcher Anhäufung gehört der Grund und Boden in Deutschland?

      Im Grunde geht es bei unserem Thema darum, wie sich das Einkommen und in diesem Zusammenhang wie sich das gewinnbringende Vermögen (Kapital) in Deutschland verteilt. Dafür gibt es leider keine bessere Quelle als die Einkommensteuerstatistik. Sie zeigt immerhin direkt auf, wie viele Steuerpflichtige u. a. mehr als 500 TDM, 1 Mio. DM und mehr als 10 Mio. DM verdien(t)en und womit. Wenn wir von diesen steuerrechtlichen Einkünften zurückschließen wollen auf das Vermögen, müssen wir differenzieren zwischen "Einkommen aus eigener Arbeit" und "Einkommen aus Kapital". "Einkommen aus Kapital" ist letztlich immer "Einkommen aus Arbeit anderer".

      Bei den Einkünften aus nichtselbständiger und aus selbständiger Arbeit ist das relativ klar (wobei auch die Einkünfte eines Seniorpartners einer 50-köpfigen Rechtsanwaltskanzlei nicht mehr nur Einkommen aus Arbeit sein dürften).

      Klarheit besteht auch bei Einkünften aus Vermietung und Verpachtung und bei Einkünften aus Kapitalvermögen.

      Schwieriger ist es bei Land- und Forstwirtschaft und bei Gewerbebetrieb. Hier kann man wohl behaupten: Handelt es sich um geringe Einkünfte (=kleine Betriebe), dann ist der Arbeitsanteil des Inhabers sehr hoch, womöglich 100%. Handelt es sich dagegen um hohe Einkünfte (=große Betriebe mit vielen Arbeitnehmern) dann ist der Arbeitsanteil des Inhabers relativ klein, vielleicht sogar 0%; der andere Teil ist dann Einkommen aus Kapital. Ziehen wir - wie unter "Chancengleichheit?" - den Vergleich zur Besoldung unserer höchsten Richter, so können wir vereinfachend unterstellen, dass der "Arbeitsanteil" höchstens 200.000 DM ausmacht. Wenn also die 694 Reichsten unseres Landes mit ihren 12.342.438.000 DM Einkünften aus Gewerbebetrieb (siehe Statistik des Statistischen Bundesamts) tatsächlich voll im Unternehmen mitarbeiten, dann können wir pauschal 694 x 200.000 DM = 138.800.000 DM als Arbeitsanteil abziehen. Der Rest ist etwa das Einkommen aus Kapital. (Als Vergleichsmaßstab führe ich die Besoldung unserer Verfassungsrichter an, wo wohl außer Frage steht, dass die gute und harte Arbeit leisten und dafür auch gut entlohnt werden sollen: rund 200.000 DM jährlich. Dort fließen auch keine Kapitaleinkünfte mit ins Einkommen ein, wie etwa bei einem Prinzipal einer OHG oder KG. )

      Die "sonstigen Einkünfte" können wir vernachlässigen.

      Im Jahr 1992 hatten nach der Einkommensteuerstatistik von den insgesamt rund 30 Millionen Steuerpflichtigen 25.265 Steuerpflichtige ein Einkommen von über 1 Million DM (über 750 davon hatten eines von über 10 Millionen DM). Zusammen betrugen deren Einkünfte allein im Jahr 1992 rund 70 Milliarden DM, im Schnitt also über 2,7 Millionen DM pro Steuerpflichtigen. (Statistik oben lfd. Nrn. 15 - 18)

      Diese Gruppe von 25.265 Steuerpflichtigen erzielte 1992 zusammen ebenso viele positive Einkünfte (im steuerrechtlichen Sinn) aus

      Gewerbebetrieb wie ca. 1,8 Millionen Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 100.000 DM
      Kapitalvermögen wie ca. 12,4 Millionen Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 75.000 DM
      Vermietung und Verpachtung wie rund vierhunderttausend Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 25.000 DM (wobei in dieser Steuerklasse bekanntlich mit den größten Verlustzuschreibungen und Sonderabschreibungen operiert wird, um Steuern zu sparen).
      Bei alledem sind noch nicht die steuerfreien Vermögenszuwächse berücksichtigt. Grundstücke steigen im Wert, weil sie knapp sind und weil natürlich auch steuerbegünstigte Investitionen (Bebauung) sich niederschlagen. Aktien steigen regelmäßig erheblich im Wert (in manchen Jahren 10% - 30% jährlich), zumal Großaktionäre die Unternehmensgewinne lieber im Unternehmen belassen (= steuerfreie Wertsteigerung der Aktien) als sie sich als (zu versteuernde) Dividende auszahlen zu lassen (BASF 1998: Von 5,34 DM Gewinn je Aktie wurden lediglich 2,20 DM an den Aktionär ausgeschüttet).

      Die 751 Steuerpflichtigen mit 10 Millionen DM oder mehr Einkünften im Jahr 1992 hatten im Durchschnitt 19.968.850 DM Einkünfte und mussten im Durchschnitt 8.587.888 DM Einkommensteuer zahlen (Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern, Fachserie 14, Reihe 7.1, 1992, S. 18 f.). Und das waren Einkünfte (fast) nur durch Kapital. Diesen 751 Personen verblieben nach Steuern im Schnitt über 31.000 DM täglich! Da es hierbei um Einkommen aus Einkommen aus Kapital handelt, handelt es sich letztlich um Einkommen aus Arbeit anderer.

      Damit ist der Feudalismus in Deutschland bereits wiedergekehrt. Feudalismus ist, kurz gesagt, wenn einer der Herr über sehr viele Knechte ist und von der Arbeit der Knechte in großem Luxus lebt. Nichts gegen das Dienen an sich. Es ist völlig richtig, wenn jeder einem anderen dienlich ist. Eine Wirtschaft lebt davon. Entscheidend ist aber das Verhältnis von "Herr" und "Diener". Hat einer hundert Diener, die jahrein jahraus für ihn arbeiten, dann ist das schon ganz schön feudalistisch.

      Der klassische Feudalismus zeichnete sich dadurch aus, dass die "Rechtsordnung" dem Feudalherren die Macht über ein großes Gebiet einräumte, welches Lebensraum vieler Menschen war, und diese Menschen lebenslang der rechtlichen und faktischen (ritterlichen) Macht des Lehnsherrn unterworfen waren. Waren auf der einen Seite die Lehnsmänner recht- und besitzlos und tagein tagaus mit (Sklaven-) Arbeit beschäftigt - um überleben zu können, natürlich! -, bezogen die Lehnsherren die Früchte der Arbeit der Lehnsmänner. Die Einzelheiten waren in allen Zeiten und Ländern verschieden. Das System war insofern leicht zu überschauen, weil das Gebiet des Lehnsherren zugleich den Kreis seiner Lehnsmänner abgrenzte (im wesentlichen jedenfalls). Eine "historische" Beschreibung des klassischen Feudalismus erhalten Sie unter http://www.mlwerke.de/me/me21/me21_392.htm Friedrich Engels, Über den Verfall des Feudalismus und das Aufkommen der Bourgeoisie, geschrieben Ende 1884.

      Der moderne Feudalismus unterscheidet sich davon dadurch, dass es keine geographische Abgrenzung mehr gibt. Der/die moderne Feudalherr/in besitzt nicht ein zusammenhängendes Land von beachtlicher Größe, sondern einige hundert Mietshäuser oder eine oder mehrere Fabriken mit Tausenden Arbeitnehmern. Das kann über ganz Deutschland verstreut sein. Er kann auch lediglich indirekt (durch Aktien und durch Anleihen) "Herrscher" über andere sein. Entscheidend ist, wie hoch sein Reichtum im Vergleich zum "Gesamtreichtum" des Gemeinwesens und der Zahl der Köpfe des Gemeinwesens ist. Wenn ein Gemeinwesen mit Hilfe von Sozialleistungen für Einzelne das Schlimmste verhindern muss, ist m. E. die Grenze schon überschritten.

      Exkurs Marxismus: Marx hatte manches richtig erkannt. Er hat m. E. aber unzweckmäßige (um nicht zu sagen: falsche) Schlüsse gezogen. Die einzige Parallele zwischen den Thesen von Marx und meinen Thesen ist die Feststellung der wirtschaftlichen Realität, nämlich, dass man durch Kapitalbesitz Geld verdienen kann und dass die Reichen schneller reicher werden als die Armen (falls die überhaupt reicher werden). Aber dazu braucht man nicht "Marx gelesen" zu haben. Dazu braucht man nur etwas logisches und wirtschaftliches Denken und die Fähigkeit und den Willen, Einkommensstatistiken von heute lesen zu können.

      Wenn Sie mir bis hier hin folgen wollen, dann wird Ihnen diese Analyse gefallen:

      Untersuchen wir den Fall des Herrn "Reich" mit 10 Mio. DM Einkünften aus Kapitalvermögen (im steuerrechtlichen Sinn) und unterstellen, er hätte diese 10. Mio. DM als Dividende von BASF für das Jahr 1998 erhalten. Dass es einige solch hoher Einkünfte aus Kapitalvermögen in Deutschland gibt, wissen wir vom Statistischen Bundesamt. Nach dem Geschäftsbericht von BASF für 1998 wurden je Aktie 2,2 DM Dividende ausgeschüttet. Herr Reich hatte folglich etwa 4.545.454 BASF-Aktien. Dies entspricht einem Anteil von rund 7,3 Promille des gesamten BASF-Aktienkapitals. Zudem gab es zum 31.12.1999 bei BASF 105.945 Mitarbeiter. Auf Herrn Reich entfallen folglich rund 779 Mitarbeiter. Das ist in meinen Augen schon Feudalismus pur. Prüfen und rechnen Sie nach, wenn Sie es nicht glauben! Geht man vom Aktienkurs Ende 1998 von etwa 33 Euro aus, so hatte Herr Reich 150 Mio. Euro Aktienkapital. Wenn man also vorsichtig einen Schnitt bei 50 Mio. DM vorschlägt, dann bleibt Herr Reich immer noch Herr über 130 Knechte. Das war nur eine statische Betrachtung. Hinzu kommt eine dynamische Betrachtung: Die 10 Mio. DM werden wieder möglichst gewinnbringend angelegt. Rechnen Sie selbst nach, wie viele Knechte Herr Reich nach 15 Jahren hat, wenn er - bei sonst gleichen Bedingungen, wie die Volkswirte gerne immer betonen - wieder in BASF-Aktien anlegt! Ziehen Sie aber vorher immer 43% Einkommensteuern (so viel ist das laut Statistischem Bundesamt bei den Reichen im Schnitt) und ein paar Mark für die private Lebensführung ab!

      Die Kapitaleinkünfte eines einzigen (!) derart superreichen Steuerpflichtigen entsprechen leicht dem ausgeschütteten Gewinn eines Unternehmens, den dort mehrere Hundert oder Tausend "Beschäftigte" erwirtschaftet haben.

      Chancengleichheit?
      Das Verhältnis der Einkünfte eines Wohlhabenden aus Kapital und des Einkommens eines Durchschnittsbürgers ist schon so krass, dass es letzterem schlicht unmöglich ist, hinsichtlich des Kapitalzuwachses mit den Reichen mitzuhalten. Zum Vergleich: Die Besoldung unserer höchsten deutschen Richter liegt bei rund 200.000 DM jährlich. Dafür müssen die aber arbeiten. Die Einkünfte der Wohlhabenden (nicht aus Arbeit, sondern aus Kapital) liegen, wie dargelegt, bei über 1 Million DM oder auch bei über 10 Millionen DM jährlich. Zieht man bei beiden 100.000 DM für die private Lebensführung ab, so könnte der höchstbesoldete Richter alle zehn Jahre ein neues Mietshaus im Wert von 1 Million DM erwerben. In derselben Zeit kauft der Wohlhabende allein mit seinen "Zinsen" zehn bis hundert solcher Häuser.

      Da, wie gezeigt, Grund und Boden und (mit gewissem Spielraum) Unternehmenskapitalien begrenzt sind, kann nicht jeder, der will, Mietshäuser oder Unternehmensanteile kaufen. Hinzu kommt, dass Preise sich bekanntlich der Nachfrage anpassen. Da kann der Superreiche allein aufgrund seines Einkommens leicht ein Vielfaches von dem bezahlen, was jeder andere bezahlen kann. Auch wenn jemand, der nicht Nachkomme reicher Vorfahren ist und der kein Vermögen besitzt, noch so hart arbeitet: Er hat gegen die Kapitalansammlung eines Reichen und gegen dessen Kapitaleinkünfte keine Chance (den wenigen Spitzenverdienern aus Sport und Wirtschaft, die allein für ihre Arbeit oder Tätigkeit bezahlt werden, sei es aufrichtig gegönnt).

      Die wirtschaftlichen Verhältnisse in einem feudalistischen Gemeinwesen waren und sind immer so, dass die "Masse" für ihre Arbeit gerade mal so viel Lohn erhält, wie sie für das Nötigste braucht. Insbesondere Mieten (die ja die Besitzenden kassieren) schneiden immer größere Löcher in die mickrigen Haushaltskassen vieler. Gelegentliche Ersparnisse dort von wenigen Hundert oder Tausend Euro im Jahr sind einfach lächerlich gegenüber dem, was die Superreichen jährlich an Kapitaleinkünften haben.


      Excel-Tabelle und -Diagramm

      Dieses Diagramm zeigt vereinfacht den Vermögenszuwachs über 15 Jahre in vier Fällen. In den ersten beiden Fällen beträgt das Anfangsvermögen Null, in Fall 3 beträgt es 10 Millionen DM, in Fall 4 beträgt es 50 Millionen DM. Das Kapital erzielt 4% Rendite jährlich. Die Einkünfte aus Arbeit betragen 48.000 DM im ersten Fall und jeweils 120.000 DM in den anderen Fällen. Die Einkommensteuer beträgt 15% (Fall 1), 30% (Fall 2) und 45% (Fälle 3 und 4). In den Fällen 1 und 2 sieht man von einem Vermögenszuwachs nichts. Dagegen macht Fall 4 erschreckend deutlich, wie schnell die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht.

      Das berühmte Spiel Monopoly hat viele Parallelen mit unserer Wirklichkeit und mit dem modernen Feudalismus: Die Einkünfte, die die Spieler bei Monopoly erzielen, sind Einkünfte nicht aus Arbeit, sondern aus Kapital. Es findet ein spannender und "freier" Wettbewerb statt; jeder versucht so viel gewinnbringendes Kapital zu erwerben wie möglich - und natürlich am liebsten die besten Stücke zuerst. Das Spiel macht allen Spielern Spaß, solange das Verhältnis zwischen arm und reich unter den Spielern noch einigermaßen ausgeglichen ist. Das Spiel endet, wenn einer alle anderen "geschluckt" hat. Der Spielverlauf ist kapitalistisch; das Spielende ist "modern feudalistisch". Freilich, es ist Zweck des Spiels (wie bei anderen auch), die Mitspieler "nieder zu machen".

      Das im Spiel traurige, in der Wirklichkeit schreckliche ist nicht der Kapitalismus (also die rechtliche Möglichkeit, Kapital zu sammeln und anderen gegen Geld zu überlassen; das ist m. E. der Denkfehler von Kommunismus und Sozialismus). Nein, das "ungesunde" ist erst die zu große Kapitalansammlung bei dem einen im Verhältnis zu der der anderen.

      Die Entwicklung von Einkommen (insbesondere von Einkommen aus Vermögen) und damit die Entwicklung von Vermögen überhaupt, wie sie sich nach offiziellen Zahlen von 1961 bis 1995 in Deutschland (früher nur Westdeutschland) abgespielt hat, zeigt dieses Diagramm:

      . . .

      Zu beachten ist, dass hier bereits steuerliche Abschreibungen enthalten sind. Einkommen, das z. B. nach 1990 gleich in abschreibungsgünstige Objekte in den neuen Bundesländern gesteckt wurde, taucht hier gar nicht in der vollen Höhe, sondern nur um die Abschreibung vermindert auf. Über die Höhe der Abschreibungen oder über die tatsächlichen Einkommen und Vermögen gibt es keine offiziellen Zahlen. Im Anhang Personen sehen Sie, dass Dividenden aus Aktien bei manchen Superreichen mehrere Hundertmillionen Euro jährlich ausmachen. (Bei solchen Summen ist es überhaupt kein Wunder, dass manche Vorstände von Aktiengesellschaften Jahresgehälter von ein paar Millionen Euro bekommen. Über die spricht man in der Öffentlichkeit - über die ganz Großen spricht man nicht!)

      Bedeutung für die Volkswirtschaft


      Man kann die Wirtschaft gut und durchaus treffend mit dem Blutkreislauf des Menschen vergleichen. Das Geld ist das Blut, das die Zellen bzw. die Menschen versorgt, die irgendwo in dem Organismus an einem der unzähligen Blutgefäße angesiedelt sind. Je größer das Blutgefäß ist, an dem ein Mensch sein Lager aufgeschlagen hat, desto mehr Geld fließt ihm ständig zu. Die Reichen umlagern also die Aorta und die Armen irgend welche weit entfernten kleinen Äderchen, in denen womöglich schon kein Blut mehr fließt. In einem gesunden Organismus werden alle Zellen (Menschen) gut versorgt. Ist der Blutkreislauf krank und konzentriert der Blutkreislauf (Geldkreislauf) sich immer mehr auf die großen und immer größer werdenden Blutgefäße, dann kommt in weiten Teilen des Organismus der Blutfluss zum Erliegen. Ebenso ist es mit der Wirtschaft.

      Ostdeutschland hat uns das bis in die Gegenwart sehr deutlich gemacht. Wenn Sie einen Blick in die "ehemalige" DDR werfen, werden Sie sicher mit mir feststellen, dass die Wirtschaft dort nicht richtig läuft und wohl noch lange nicht laufen wird. Vor Anfang der 90er Jahre waren der Grundstücksverkehr und die Baubranche wohl die einzigen Bereiche, die dort florierten. Nach der "Wiedervereinigung" hat man sehr viel davon gehört, wie "Wessis" in Ostdeutschland Häuser und Industrie (also auch Grund und Boden) "eingekauft" hätten. Von der Wirtschaft sind große Teile der ostdeutschen Bevölkerung ausgeschlossen. Sie sind allenfalls als Arbeitnehmer tätig.

      Jedes (kleine, mittlere oder große) Unternehmen, das kein Geld einnimmt, kann (auf Dauer) auch keines ausgeben. Der Konkurs eines Unternehmens zieht häufig den Konkurs von anderen nach sich. Es liegt letztlich im Interesse von jedem Unternehmer, dass überall in seinem Umfeld genug Geld verdient wird, damit es dann auch bei ihm wieder ausgeben wird. Hier geht es nicht um das ähnliche Argument von Gewerkschaften für Lohnerhöhungen. Hier geht es darum zu zeigen, dass immer weitere Wirtschaftsbereiche absterben, weil Vermögen sich immer mehr in den Händen Weniger konzentriert. Das ist eine schleichende Entwicklung.

      Bezogen auf die Arbeitslosenzahlen ergibt sich eine merkwürdige Parallele zu dem oben gezeigten Zuwachs der (offiziellen) Einkommen der Superreichen. Hier sehen Sie den Verlauf der Arbeitslosenzahlen von 1950 bis 1997 (orangene Linie, Statistische Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 1998, S. 119):



      Legt man dieses Diagramm über das Diagramm der Einkommensentwicklung, ergibt sich folgendes Bild:



      Es soll hier nicht spekuliert werden. Aber nach meiner Überzeugung ist diese Parallele kein Zufall.

      Die Wirtschaft floriert nur dann, wenn alle hinreichend am Geldfluss partizipieren. Es ist ein Irrglaube, dass die wenigen Wohlhabenden das Geld, das sie einnehmen, wieder so in die Wirtschaft streuen, dass alle in diesem Sinne partizipieren (dazu gleich mehr). Im September 1999 gab es eine Fernsehsendung über eine Vernissage und Auktion von Sotheby`s in Deutschland (vgl. auch http://www.kunstmarkt.de/Auktionsberichte/sothebys/0615_soth… Ein junger Herzog von Württemberg ist dort der neue Chef. U. a. ein Gemälde für 17 Mio. DM stand zum Verkauf. Viele wohl begüterte Herrschaften waren geladen. Eine ältere, sicher gut betuchte Dame meinte völlig ernst, wenn ihre Aktien die nächsten Tage noch etwas stiegen, würde sie das Gemälde kaufen. Das zeigt zweierlei: 1. Die wirklich Reichen verdienen nicht, weil sie arbeiten, sondern weil sie besitzen: Das Gerede um "Arbeitsplätze" und darum, dass man "nur durch Arbeit zu etwas kommt", dient vor allem den Reichen. 2. Das Geld des einen Reichen wandert in die Taschen des andern Reichen. Oder welcher Normalbürger hätte schon ein Gemälde für 17 Mio. DM zu verkaufen?!

      Eine Wirtschaft ist nur so lange gesund, wie der Unterschied zwischen großen und kleinen Blutgefäßen nur so groß ist, dass noch genügend Blut in den kleinen Gefäßen fließt. Auch unsere Mittelschicht leidet letztlich unter der Armut bzw. Besitzlosigkeit der Unterschicht, soweit sie nicht Mieten kassiert oder von den (billigen) Arbeitskräften profitiert. Denn sie kommt direkt oder indirekt mit für Sozial- und Arbeitslosenhilfe auf. Auch ist ihre Steuerlast höher, weil von den vielen "Armen" keine oder kaum Steuern abverlangt werden.

      Fließt Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld bzw. -hilfe, dann ist diese Grenze des erträglichen Unterschieds zwischen großen und kleinen "Blutgefäßen" bereits überschritten.

      Es ist wie der Nil in der Wüste: Der Fluss ist breit und stark, aber er versorgt nur wenig Land mit Wasser. Daher ist das meiste Land eine Wüste. Würde das Wasser des Nil sich besser über das Land verteilen, wäre das Land insgesamt fruchtbar. Würde sich hier in Deutschland der Geldfluss unter der Bevölkerung besser verteilen, wäre die Wirtschaft gesund. (Lesen Sie hierzu: "Wenn das Geld fließt, wie der Nil in der Wüste" in http://www.dr-wo.de/schriften/nil/index.htm)


      Hier gehts weiter:

      http://www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/feudalismus.htm


      Mein Kurzfazit: Problem fast 100 % durchdrungen, leider unhaltbare Lösungsvorschläge, statt den Mechanismus der dazu führt zu heilen wieder nur herumdocktern an den Symptomen ( hier mit einer künstlichen Einkommensbegrenzung! )

      wie viel schlauer wäre es doch, Geld mit Durchhaltekosten den Effekt des Selbstvermehrens zu nehmen. Dort liegt doch die Ursache der Umverteilungs-Schere, also muß man auch dort ansetzen!!!!
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:02:36
      !
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      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:08:53
      !
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      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:16:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      In Deutschland ist die Umverteilung bei einem Staatsanteil von ca 50 % besonders groß;d.h. von jedem verdienten Euro werden 50 % vom Staat umverteilt.
      Will der liebe Professor diesen Staatsanteil noch weiter erhöhen ????? Wir können ja wieder die Verhältnisse wie in der früheren DDR einführen !!!
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:28:07
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ laura: Du hast leider überhaupt keine Ahnung und bist meilenweit von irgendwelchen Problemerkenntnissen entfernt.
      Deshalb kannst dir solche blöden Kommentare auch gänzlich verkneifen, es bringt überhaupt nichts, weiter Ressentiments zu pflegen und in alten Bahnen zu denken!

      Unter anderen deswegen bin ich mit dir gemeinsam in einer Partei!

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      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:33:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      Von wem das Posting kommt hätt` ich mir ja denken können.

      Sit, willst du etwa den Sozialismus wieder einführen :confused: ???
      Mein Herz schlägt ja theoretisch auch links, aber man sollte realistisch sein,
      FDP wählen, möglichst viele Schulden machen, und Aktien haben, dann geht es einem nicht schlecht.

      Wie viel sozialer soll unserer Sozialistenladen denn doch werden?

      Was ist denn daran ungerecht, wenn jemand hart arbeitet, ein Vermögen erwirtschaftet,
      und es seinen Nachfahren vererbt, so dass diese noch ein paar Generationen davon leben können?
      Ist der Höchststeuersatz, die Mehrwertsteuer, Grenzwerte beim Steuerfreibetrag nicht schon genug,
      um die Vermögen der Vermögenden erheblich zu belasten?
      Ich sehe das nicht ein, warum 10% der Deutschan 50% des
      Steueraufkommens erwirtschaften müssen, während andere auf der faulen Haut liegen und meckern!
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 14:59:18
      Beitrag Nr. 7 ()
      wenn diese 10 % aber 80 % aller Vermögen besitzen, was dann?

      Und nein, was soll daran OK sein, wenn man unverschuldet reich ist, während andere dafür darben?

      nein nein nein, der Sozialismus ist tod und soll es auch bleiben!


      Wenn du immer noch nicht begriffen hast für was ich einstehe werde ich es hier nicht sagen! :p

      Eure IndieLinkeEcke-stellen Strategie funktioniert nicht.

      Ich bin es nicht, ich werde es nicht.

      Der Sozialismus hat versagt, Der Markt versagt genauso.

      Weil alle das Wesen des Geldes nicht wirklich bergiffen haben.

      ( Oh, der Markt begreift es schon, aber es wird nie geäußert! )
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 15:04:15
      Beitrag Nr. 8 ()
      Also, Bill Gates soll 20% an Microsoft verkaufen, und das Geld den Armen geben. So weit habe ich es verstanden. Aber wieso? Was hat denn Bill Gates falsch gemacht?
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 15:07:32
      Beitrag Nr. 9 ()
      ach for4zim, Bill Gates hat natürlich alles richtig gemacht, sonst würde er nicht demnächst ein vollkommendes Monopol für Software haben!

      Ein Hoch auf Freiheit und Demokratie!

      Euer Markt entlarvt sich selbst- als marktfeindlich :laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.05.03 15:09:59
      Beitrag Nr. 10 ()
      Und wenn Bill Gates seine 20% an Microsoft an die Armen verschenkt, dann hat Microsoft kein Quasimonopol mehr? :rolleyes:


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