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    Nochmal Hall- und Erlaßjahr - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.05.03 22:13:30 von
    neuester Beitrag 12.12.03 14:26:03 von
    Beiträge: 53
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      schrieb am 13.05.03 22:13:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das sind sehr wichtige Wörter, ich werde mich mal nur mit Einzelzitaten dem Thema nähern!

      Bisher hat nur ein einziger User ( Hallo Kwerdenker! :) ) überhaupt versucht, meine Fragen dazu zu beantworten...

      Das sah so aus:

      #292 von Kwerdenker 12.05.03 12:39:32 Beitrag Nr.: 9.421.857 9421857

      sittin bull

      wenn du schon vom Erlassjahr der Bibel redest, dann bitte auch richtig!

      Das Erlassjahr hatte nicht christlichen Ursprung (ab Jesus Christus, ca. 30 n.C.)
      sondern wurde im Volk Israel eingeführt, etwa 2500 Jahre früher also.

      Wer die Verordnungen im Zusammenhang liest, wird unschwer erkennen, dass es sich dabei nicht um Zinsfragen handelte, sondern um einen Schuldenerlass (vollständig übrigens!),
      und zu haben nur für den verarmten Habenichts.

      Es war eine sehr frühe und sehr weise Verordnung, die eine unmittelbare und äußerst wirksame Verteilungspolitik darstellte, eine höchst soziale Einrichtung im übrigen, jedoch weit jenseits der Spinnereinen z.B. von Sozialisten und Kommunisten.

      Das hat mit Zinsen übrigens - fast - nichts zu tun.
      Höchstens soviel: Zinsen konnten zur Anhäufung der Schulden beigetragen haben.

      KD



      Nun, Kwerdenker beschreibt es recht gut, vor allem die Absichten die man mit diesen beiden Verordnungen ( oder auch Geboten ) erreichen wollte.

      Eine gerechte Aufteilung von Grund und Boden, einen Schuldenerlass für Habenichtse.

      Interessanter noch als die Absicht dahinter ist die Frage: Was ist der Anlaß für solch ( später Hochchristliche ) Verordnungen??

      War die Welt schon immer aufgeteilt in Besitzlose und Besitzende? Wieso dann diese merkwürdige Verbindung mit der Zeit?

      Immerhin sprach man alle 7 Jahre von einem generellen und bedingungslosen Schuldenerlaß, und der Wiederherstellung der ursprünglichen Eigentumsverhältnisse.

      Was kann eine Gesellschaft dazu bewogen haben, solch für den Gläubiger doch sehr negativen Dinge einzuführen, in einem Gebiet, aus dem das Volke Israel sich erhob und das wohl als erstes in der Welt Eigentum und Zins kannte?


      Es sind mehr als Vermutungen, das schon damals die negativen Eigenschaften vom Zins bekannt waren.
      Auch damals mußten Leute, die nichts hatten, sich Geld leihen, um überleben zu können. Hatten sie nichts, wurde ihre Arbeitskraft als Tilgungsmittel versklavt, wahrscheinlich konnte man zu den damals wahrscheinlich höheren Zinsen nie wieder aus der Zinsfalle entkommen können. Das entscheidene aber, was selbst heute noch gerne übersehen wird, ist der Umverteilungsfaktor, den ein Zinssystem zwingend mit sich bringt. Es verteilt zwangsläufig Geld von der Arbeit zum Besitz, die Arbeitenden werden immer ärmer, die Besitzenden immer reicher. Am Ende der Sklavenwirtschaft in Rom soll es nach Untersuchungen Heinsohn/Steigers nur noch 2000 freie Bürger gegeben haben- alle anderen waren versklavt.
      Derjenige, der schon etwas hat, bekommt noch mehr, und kann das wiederum verleihen, zu Zins. Wie genau diese Umverteilung vonstatten geht ist ein Denkverbot, mit nebulösem Schleier umgeben. Statistische Untersuchungen zu diesem Thema gibt es zum Beispiel in Deutschland nicht, wahrscheinlich auch anderswo nicht.

      Auch die negativen Eigenschaften des Zinses des Eigentum betreffend waren bekannt, als man Eigentum hatte, konnte dieses zusätzlich zur Arbeitskraft beliehen werden.
      Auch dort kam man höchstwahrscheinlich nicht mehr aus der Schuldenfalle heraus.
      Daher die Forderung, spätestens alle 50 Jahre sämtliches Eigentum an den ursprünglichen Besitzer zurückzugeben.
      Dies spricht Bände.

      Nun ist folgendes Argument immer gerne zu hören: Niemand ist doch gezwungen, seine Arbeit oder sein Eigentum zu beleihen. Ist das wirklich so? Ich denke, es liegt an der Eigenschaft des Geldes, dass es, wenn es Zins verlangt, diesen auch bekommt. Der Zins muß aber irgendwie aufgebracht werden, und von daher kommen alle Zwänge in das System. Man muß immer mehr herstellen, arbeiten, um die Ansprüche aus den wachsenden Geldvermögen zu bedienen.
      Da hilft auch keine Ablenkung auf die Neiddebatte, empirisch gesehen ist bisher jedes Zinssystem zyklisch gescheitert. Wo sonst wär das Vermögen des Josefspfennig heute? ;)
      Hall- und Erlaßjahr sollten IMO die negativen Folgen der Zinswirtschaft auf friedliche Weise lösen, und das ging anscheinend nur mit einem Verzicht der Gläubiger.
      Es muß doch auch in ihrem Interesse gelegen haben, schließlich konnte am Ende der Zinswirtschaft keiner mehr die Ansprüche des Geldes ( Zins ) bedienen, sämtliches Vermögen konzentrierte sich ja in wenigen Händen.

      Es gibt und gab nur wenige andere Möglichkeiten außerhalb des friedlichen Hall- und Erlaßjahres.
      Man konnte neue Schuldner in fernen Ländern zwingen, sich dem System anzuschließen und die dortigen Schätze mit in den Konzentrationsprozeß zu werfen, damit es länger funktionierte ( genau das machten Griechen, Römer, Spanier, Engländer in ihren jeweiligen Weltreichen! )
      oder man brach Kriege vom Zaun, denn diese vernichteten Güter und Gelder gleichermaßen, um das Spiel neu starten zu lassen. War das Absicht? Nein, eine Notwendigkeit, die man wahrscheinlich gar nicht als Zinsproblem wahrnahm.
      Es fehlten überall Gelder für alles, und was liegt dann näher als sich Reichtümer vom Nachbarn zu besorgen?


      Kann man anhand der überlieferten Texte wirklich stichhaltige Indizien finden? Man kann!
      Folgt gleich!
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 22:39:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      wie genau kann man das jetzt herleiten?

      Dazu muß ich doch ein wenig Fremdmaterial benutzen, sorry! :cry:

      Kontext und Zusammenhang des biblischen Sabbat- und Jobeljahrs



      Der “Erlaßjahr-Aufruf” der Vollversammlung “zur Befreiung der verarmten Völker aus dem Würgegriff der Schulden” knüpft an die Tradition des Sabbat- und Erlaßjahrs in der hebräischen Bibel und deren Aufnahme in den messianischen Schriften des Zweiten Testaments an (2.). Dann fährt der Text fort: “Die Erlaßjahrvision ist heute noch ebenso gültig wie vor Jahrtausenden.” In diesem Satz sind eine Fülle von historischen, hermeneutischen und praktischen Fragen verborgen, die in dem kurzen Aufruf nicht entfaltet werden, aber zentral wichtig sind, soll er nicht nur ChristInnen, Gemeinden und Kirchen, sondern auch politische und wirtschaftliche Akteure überzeugen und konkrete Handlungsoptionen unter heutigen Bedingungen entwickeln, die nicht ohne weiteres identisch sind mit denen des altorientalischen und antiken Kontextes. Denn was waren die spezifischen Mechanismen jener Zeiten, auf die die Sabbat- und Erlaßjahrregelungen antworten? Für wen waren diese “gültig”? Inwiefern ist unser Kontext vergleichbar mit dem der biblischen Traditionen? Wer sind die Akteure, die heute gefragt sind, und was könnten ihre Strategien sein?



      Die klassischen Texte zum Sabbat- und Erlaßjahr in Leviticus/3.Mose 25 stammen aus der exilisch-nachexilischen sog. Priesterschrift. Sie verarbeiten den katastrophalen Zusammenbruch der gesellschaftlich-politischen Ordnung der Königszeit mit der Zerstörung Jerusalems und der Deportation der judäischen Oberschichten nach Babylon 586 v. Chr. Sie sind verfaßt unter der Frage: Wie kann verhindert werden, daß bei dem Neuaufbau eines judäischen Gemeinwesens nach dem Exil die gleichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen einsetzen und sich verfestigen, die zu der Katastrophe geführt haben?

      >>> Interessant, oder? Fehlentwicklungen, katastophaler Zusammenbruch aller Ordnung...

      Man muß also die Struktur der früheren Fehlentwicklungen kennen, um den präzisen Sinn der Sabbat- und Erlaßjahrregelungen zu erfassen.



      Interessanterweise taucht eine Siebenerregelung - die erst exilisch-nachexilisch den Namen Sabbat erhält - in einem Text auf, der aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls auf eine Katastrophe reagiert, im sogenannten “Bundesbuch” (Exodus/2. Mose 21-23) .[4]
      Hier war die Zerstörung des Nordreichs durch die Assyrer (722 v. Chr.) vorausgegangen. Propheten wie Amos und Hosea hatten diesen Zusammenbruch als Ergebnis sozialer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit im Nordreich warnend und zur Umkehr aufrufend angekündigt. Nun kamen die Prophetenschüler mit den Flüchtlingen aus dem Norden und verstärkten die Stimmen der Südpropheten wie Jesaja und Micha mit der Botschaft: Wenn ihr nicht zur Gerechtigkeit umkehrt, werdet ihr genauso ins Verderben laufen wie das Nordreich.

      >>> Als Katastrophe war keine himmlische Katastrophe gemeint, sondern anscheinend eine aus sozialen Gründen.
      Welche das Nordreich in das Südreich einmarschieren ließen. Wann wandert man, wann führt man Krieg? Nicht wenn es einem gut geht. Interessant allemal in diesen Zusammenhang die Saharasia-These von DeMeo. Und die schon so oft durch mich zitierte Sichtweise von Lietaer: "Erst eine Gesellschaft die Angst vor Knappheit hat wird sich ein System schaffen welches Güter vor anderen verteidigen muss"



      Wahrscheinlich in dieser Situation führt das Bundesbuch mehrere Siebenerregelungen und einige weitere sozialrechtliche Wirtschaftsgesetze ein:

      * 23,12: Am siebten Tag der Woche (noch nicht Sabbat genannt) soll der Bauer ruhen und auch seinem Vieh, Sklaven und den Fremden bei ihm Ruhe geben, damit sie “zu Atem kommen”.

      * 21,2-11: Im siebten Jahr soll der Sklave ohne Lösesumme freigelassen werden.

      * 23,10f.: Im siebten Jahr soll das Feld brachliegen, damit Arme und Tiere davon essen können.

      * 22,20-23: Fremde, Witwen und Waisen sollen nicht gewaltsam ausgenutzt werden wie einst die hebräischen Sklaven in Ägypten, weil dann Gott ihr Schreien hört (Exod 3,7ff.) und die Unterdrücker wie einst die Ägypter vernichtet.

      * 22,24-26: Wer leiht, soll weder Pfand noch Zins nehmen.

      >>> Hier schon die Hinweise auf Zins und Sklaven! ;)



      Von Schuldenerlaß ist hier noch nicht die Rede. Das hat einen wichtigen historischen Grund. Gerade die Zeit am Ende des 8. Jahrhunderts v.Chr. ist es, in der ein tiefer wirtschaftsgeschichtlicher Umbruch erfolgt. Bis zum 8. Jh. war der Alte Orient und auch der östliche Mittelmeerraum von aristokratisch-monarchischen Herrschaftssystemen geprägt. Hier war es die Form der direkten Gewalt, mit der Großgrundbesitz an Land, die Arbeitskraft der Sklaven, Rohstoffe und Handelsgüter sowie Tribut von unterworfenen Völkern angeeignet wurden. Ab dem 8. Jahrhundert häufen sich aber die Belege dafür, daß unter den freien Kleinbauern selbst ein Schuldenmechanismus entsteht, der zunehmend die Gesellschaft in sich Bereichernde einerseits und Verarmende andererseits spaltet. Jes 5,8 ist dafür einer der frühen Belege: “Weh euch, die ihr Haus an Haus reiht und Feld an Feld fügt, bis kein Platz mehr da ist und ihr allein im Land ansässig seid.”

      Ausführlich hat R. Keßler das Phänomen und die präzisen Anklagen der Propheten dagegen für die späte Königszeit in Judah (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts) beschrieben. [5] Was steckt dahinter?



      Im 8. Jahrhundert bildet sich in Griechenland eine neue Form der Eigentumswirtschaft heraus. [6] Gegen die aristokratische Ordnung wird das private Eigentum unter absoluten Rechtsschutz gestellt. Die freien Eigentümer bilden die neue Gemeinschaftsform der Polis.

      Auf der Basis dieses Eigentumswerts entwickelt sich eine neue Kreditwirtschaft mit strengen Verpfändungs- und Zinsregeln. Kann der Kredit nicht zurückgezahlt werden, fällt das Pfand - in den meisten Fällen nun das eigene Land - an den Gläubiger. Darauf bezieht sich der Jesajatext.
      Die frühe Form des Zinses ist die Schuldsklaverei, d.h. der Zins muß beim Gläubiger abgearbeitet werden. Zunehmend baut diese Kreditwirtschaft die Geldwirtschaft aus, d.h. die Kreditbeziehungen werden zunehmend mit Geld abgewickelt. Sobald dieses dem Schuldner fehlt, setzen die Verpfändung des Landes und die Versklavung der Schuldnerfamilien ein (vgl. Nehemia 5,1-5).

      Wenn man bedenkt, daß die kleinbäuerlich produzierenden Familien neben ihrer Selbstversorgung von ihrem Mehrwert bereits für den Luxus der aristokratisch-monarchischen Herrschaftsschicht sowie für den Tribut der Großmächte aufkommen mußten, so kann man verstehen, welche sozial und wirtschaftlich zerstörende Kraft es haben mußte, wenn nun auch noch die eigenen Leute über die Mechanismen des privaten Eigentums, Kredits und Zinses die in Not geratenen Familien weiter in den Hunger, die Verpfändung der Produktionsmittel und die Versklavung treiben.

      Dagegen treten die Propheten auf, und dagegen entwickelt Israel Gesetze, die einerseits den Verschuldungsmechanismus verhindern sollen (wie Pfand- und Zinsverbot), andererseits, wenn er denn zu Versklavung geführt hat, die periodische Befreiung dieser Schuldsklaven. [7]

      >>> Das ist doch der Hammer oder nicht?



      Ein weiteres Mittel neben der Sklavenbefreiung (vgl. auch Jer. 34,8ff.) wird dann im 7. Jh. der “Schuldenerlaß”, der ebenfalls im siebten Jahr stattfinden soll. Zum ersten Mal spricht davon das Deuteronomium, Kap.15,1ff. , (wobei es nicht wichtig ist, ob nun dieser Text schon direkt aus der Josianischen Reform von 622 v.Chr. stammt oder später zu datieren ist). Was bedeutet er? Der hier benutzte hebräische Begriff ist schmittah, der Verzicht. [8] Verzichten soll der Gläubiger - wie bei der Brache des Landes auf den Jahresertrag des siebten Jahres - nicht nur auf seine Schuldforderung, sondern auf das verpfändete Eigentum des Schuldners, normalerweise das Land (samt Haus), also das Produktionsmittel der Kleinbauern.
      So wird nach sieben Jahren nicht nur die mögliche Folge der Verschuldung aufgehoben - die Schuldversklavung der Familie -, sondern auch die Ursache selbst - die Verschuldung und die damit verbundene Verpfändung der eigenen Produktionsmittel - wird beseitigt. So ist ein Neuanfang in Freiheit möglich. [9] Das ergänzt übrigens das Deuteronomium (15,12ff.) noch dadurch, daß dem freigelassenen Sklaven von seinem “Herrn” ein Startkapital für den Neuanfang als freier Kleinbauer mit auf den Weg gegeben werden soll.



      Beides ist ohne Parallele im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike. Denn damit wird in Israel sowohl die Absolutheit des Eigentums wie auch die Verwandlung eines versklavten Menschen (jedenfalls des eigenen Volksgenossen) in absolutes Eigentum verworfen. Das Deuteronomium ist übrigens der Meinung, daß - wenn das Volk Gottes gute Gesetze der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit halten würde - kein Bedürftiger, kein Armer unter ihnen leben würde (Deut 15,4ff.).

      >>> Bis heute sehen viele den Zusammenhang von Geld, Eigentum und Zins nicht. Es bedingt sich alles gegenseitig! :look:



      Auf diesem Hintergrund ist es nun möglich, den klassischen Text Lev 25 zu verstehen und einzuordnen. Er faßt - wie gesagt - die von der Priesterschrift im sog Heiligkeitsgesetz für den nachexilischen Neuanfang in Judäa kodifizierten sozio-ökonomischen Regelungen zusammen. [10] In seinem Zentrum steht der theologische Satz, ohne den alles andere unverständlich ist. Er sagt, warum Israel eine grundsätzlich andere ökonomische Ordnung haben muß als die umliegenden Völker.
      In ihnen ist Recht vom König oder von Eigentümern gesetztes Recht. In Israel wird Recht von außen her - vom Sinai her (Lev 25, 1) - von Gott gesetzt. Es wird so der Macht der Könige und der Eigentümer im Interesse der Egalität der Menschen und darum im Interesse der Armen und Schwachen entzogen. Gott sagt (Lev 25, 23):

      “Nicht werde das Land unwiderruflich verkauft, denn mein ist das Land, denn Fremde und Pächter seid ihr bei mir.”
      (Nach der Übersetzung von Martin Buber)

      Wer sich also heute auf das Erlaßjahr beruft, muß bereit sein, die Frage nach dem Eigentum zustellen. Die Gesetze von Lev 25 jedenfalls beruhen auf der Ablehnung der von Griechenland herkommenden Absolutsetzung des Eigentums (später im römischen Recht kodifiziert).
      Wer dem biblischen Gott folgen will, muß Gott als den Eigentümer des Landes annehmen. Es kann also nur Nutzungs- oder Pachtrechte auf Land (als das Produktionsmittel in einer agrarischen Gesellschaft) geben. Daraus folgt dann alles weitere:

      V. 2-7: Im siebten Jahr soll das Land einen “schabbath” feiern dürfen (nunmehr ist das Wort Sabbat für die Siebenerrhythmen eingeführt);

      V. 8-13: Nach sieben mal sieben Jahren soll das “Jobel”, die Posaune, geblasen werden und alle Familien wieder wie bei der ersten Landgabe ihr Landlos zugeteilt bekommen, damit wieder alle egalitär wie in der vorköniglichen Stammesgesellschaft sich selbst versorgen können;

      V. 14-17: Der Kaufpreis für Land soll nicht dem Markt und damit der Spekulation überlassen bleiben, sondern das 50. Jahr soll als Berechnungsgrundlage dafür dienen, wie viele Ernten, die dann zu bezahlen sind, ein Stück Land noch bringen wird;

      V. 25-28: Wenn ein Bruder und seine Familie “tief unten”, d.h. in Not sind und ihr Land/Haus verkaufen müssen, soll der nächste Verwandte sie einlösen (die Ge’ulahordnung);

      V. 35-38: Und wenn sie leihen müssen, sollen die Volksgenossen von ihnen keinen Geldzins (neshek=Abbiß) oder zusätzliche Naturalabgaben (marbith=Vermehrung) nehmen;

      V.39-46: Volksgenossen soll man überhaupt nicht zu Sklaven machen - auch hier die Begründung: Gott ist ihr Eigentümer, er hat sie aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt.



      Es soll nicht verschwiegen werden, daß die Priesterschrift die deuteronomischen Sozialgesetze in Einzelheiten abschwächt. Sklavenbefreiung und die Rückerstattung des durch Verpfändung verlorenen Landes werden aus der Siebenjahresregelung herausgenommen und auf das 50. Jahr verschoben. Daß im übrigen die Restitution der Landverteilung im 50. Jahr historisch gesehen nur einmal in der hebräischen Bibel an dieser Stelle auftaucht, erklärt sich am ehesten daraus, daß mit der Rückkehr der Exulanten aus Babylon 50 Jahre nach ihrer Deportation genau dieses Problem akut war: Wie soll die Verteilung des Landes geregelt werden, nachdem die im Land gebliebenen landlosen Armen die Ländereien der deportierten Oberschicht übernommen und bewirtschaftet hatten? Sollen die Großgrundbesitzer ihr (einmal dem Volk durch Gewalt oder Verschuldungsmechanismen geraubtes) Land nach der Regelung “Rückgabe vor Entschädigung” (wie nach dem Fall der DDR) zurückbekommen? Sollen sie nichts bekommen? Die Antwort gibt die Jobeljahrregelung als Kompromiß unter Rückgriff auf die vorkönigliche egalitäre Stammesgesellschaft: “Jede Familie soll ihr Landstück zur Selbstversorgung erhalten”.



      Später greift der “dritte Jesaja” in Jes 61 die Erlaßjahrregelung als eine Hoffnung der Zukunft auf (“Gnadenjahr des Herrn”. Daran knüpft der Evangelist Lukas in Kap. 4,1ff. an, indem er sagt, daß in dem Messias Jesus diese Hoffnung Wirklichkeit geworden ist. Die urchristliche Gemeinde stellt er in der Apostelgeschichte so dar, daß sie in der Form der Gütergemeinschaft die deuteronomische Tora erfüllt, denn in ihr gibt es keine bedürftigen Armen (vgl. Apg 4,32-35).



      Hervorzuheben ist, daß die nachexilische judäische Gemeinschaft und auch Jesus nicht nur proaktiv Gottes alternative Wirtschafts- und Sozialordnung leben, sondern daß sie sich auch verweigern und Widerstand leisten, wenn die hellenistisch-römischen Reiche und ihre Kollaborateure in den Provinzen politisch-ökonomische Verhaltensweisen gegen Gottes Gesetz mit Gewalt durchsetzen wollen. Die Geschichte vom Widerstand der drei Männer im Feuerofen ist dafür ein Beispiel (Dan 3 [11]). Jesus fordert nicht nur die klare Entscheidung zwischen Gott und Mammon, sondern greift in direkter gewaltfreier Aktion das mit Rom kollaborierende Wirtschaftszentrum in Judäa, den Tempel, an und ruft zum Boykott der Währung des römischen Besatzungsmacht auf (vgl. Mark 11,15ff. und 12,13ff.).


      >>> Du kannst nicht Gott dienen und dem Mammom! Wieso bloß nicht? Weil dem Mammom dienen die Gewalt zu Tod und Verderben öffnet? Weil Mammom wichtiger wird als Leben?
      Als immer wieder auftauchender zwanghafter Prozeß?


      Erkannten das Menschen seit sie Zinswirtschaft betrieben?

      Was kann man heute daraus lernen?

      Was hat sich heute geändert?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 23:09:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      nun, trotz mehrerer Hinweise auf diesen Thread ist keiner wirklich hierher gefolgt und hat sich Gedanken zum Thema gemacht! :(


      Mal kurzer Abstecher zu Heinsohn/Steiger


      Va. Entstehung von Eigentum

      10 Hier soll lediglich eine anekdotisch-sagenhafte Antwort auf die Frage folgen, wie im Abendland das Eigentum entstand. Sie alle kennen unsere okzidentale Gründungssage. Romulus und Remus (auch Romus geschrieben) schlagen ihren adeligen Stiefvater Aemulius tot. Solche Revolten gegen Grundherren gab es in der Geschichte selbstredend oft. Normalerweise wird dann der totschlagende Bauernführer neuer Herr. Hier aber sagte der kleine (Rom-ulus) - leibeigene - Römer, der zum niedrigsten Volk, dem Lumpenpack der luperci, gehörte: "Ich unterteile das Land - den Gutshof des Aemulius also - in gleich große Stücke und werde nicht selber Herr, sondern verteile sie an die Mitstreiter". Er machte das gerecht (die legendäre Roma quadrata), also ohne Rücksicht darauf, wo die Sonne steht, ob da ein Bach läuft, ein Hügel quer liegt usw. Dann wurden die
      Parzellen verlost. Jeder bekam ein gleich großes Stück. Das war eine verrückte Idee. Die Menschheit, so glaubten die Rebellen, hatte so etwas noch nie gesehen. Remus, der große - ein Stück weit also auch für die Herren stehende - Bruder, meinte das auch und sagte in etwa zu Romulus: "Das ist doch eine abwegige Idee." Daraufhin sprang er spottend über die Abgrenzungen zwischen den Parzellen. Das erzürnte unseren revolutionären Romulus. Er erstach seinen Bruder und unsere Zivilisation war geboren. Es ging mit dem Eigentum los.

      Die antiken Mythen über einen Theseus (Athen) oder einen Romulus (Rom) lassen kaum Zweifel daran, daß es - genau so wie später am Ende des Mittelalters (Lollarden 1381 in England) - antifeudale Revolutionen gewesen sind, die zum Eigentum geführt haben und daß die Aufteilung feudaler Güter durch Revolutionäre das Grundeigentum in die Welt brachte. Aber die, die mit dem Eigentum angefangen haben, sahen nicht voraus, daß sie sich damit die Basis für Zins und Geld eingebrockt hatten. Erst einmal freuten sie sich, keine Herren mehr bedienen zu müssen und auch den Familien-Banden der Stammeskollektive entronnen zu sein, aus denen etliche zu Romulus` Leuten gestoßen waren. Damit waren aber auch die Vorrätshäuser auf der adeligen Burg weggefallen, aus denen bei Notzeiten Rationen empfangen wurden. Ebenfalls verschwunden war die stammesgesetzlichen Solidarpflichten, die für neues Rindvieh sorgten, wenn das eigene sich verflüchtigt hatte. Die Lage war ernst und für ihre Lösung wurde nicht weniger als das Wirtschaften erfunden.

      Vb. Zins und Geld
      Eigentümer B kommt in irgendeine schwierige Lage. Da er aber noch Eigentum hat, ist B. nicht gleich wirklich arm. Armut bedeutet, daß man sich nicht verschulden kann, also kein Eigentum hat, das man als Pfand stellen kann. Armut in einer Gesellschaft bedeutet entsprechend, daß die Verschuldungsfähigkeit der Bürger abwesend, verringert oder sonstwie behindert ist.

      Doch zurück zu unserem Beispiel. B ist also ein Eigentümer, geht zu A und sagt zu ihm: "Gib mir!" A versteht ihn gut, denkt aber: "Auch ich bin Eigentümer, auch ich habe keinen Stammesgenossen mehr, der mir gibt. Auch für mich gibt es kein adeliges Vorratshaus mehr, aus dem ich in der Not Rationen bekomme." A hat aber ein gutes Eigentum, das er sogar an der Sonnenseite des Landes zugelost bekommen hat. Und die Ernte aus der physischen Besitzseite dieses Eigentums ist ebenfalls gut gewesen. Nachdem er sich das alles durch den Kopf hat gehen lassen, antwortet er: "Paß auf B, ich könnte dir jetzt einen Scheffel Gerste leihen, aber das bringt mir nichts und dir nur wenig, da ich den später zurückerstatteten Scheffel Gerste dann vielleicht gar nicht benötige, aber Aufbewahrungsaufwand habe, um das Verfaulen des Getreides zu verhindern. Ich gebe dir daher keine Gerste, sondern 100 A-Mark. Von meinem Eigentum an Feldmark, auf dem meine Gerste munter weiter wächst, halte ich dafür 100 Anteile zur Verfügung. Für die 100 A-Mark, die ich dir gebe, mache ich zwei Dokumente aus Ton (oder Eisen etc.). Auf dem ersten - dem Kreditdokument - steht, daß Du - mein lieber B - mir in 12 Monaten hundert A-Mark plus 10% Zins - also weitere 10 A-Mark - schuldest. Mein Zinsverlangen kann Dich nicht erfreuen, aber Du wirst es gleich verstehen. Auf dem zweiten Dokument - dem eigentlichen Geld -, das ich Dir in hundert Einzelteilen geben, steht lediglich jeweils 1 A-Mark, insgesamt also 100 A-Mark - einlösbar beim Eigentümer A, bei mir also."

      B sieht erst einmal nur die wertlosen Tonstückchen und fragt verwundert "Was soll ich damit?" Darauf A: "Wenn Du die Dir geliehenen 100 A-Mark nimmst, dann kannst du zu C laufen, ihm davon 10 geben und von ihm gerade soviel Gerste kaufen, wie Du benötigst." "Warum sollte er mir aber Gerste dafür geben?" - wunderte sich B. "Das ist doch ganz klar", ermuntert ihn A, "weil C weiß, daß meine 100 A mit einem erstklassigen Eigentum gesichert sind, dem besten in der ganzen Polis. Und er kann nun selber etwas kaufen und muß die Gerste nicht vor dem Verfaulen schützen."

      Wir haben hier den ersten Kreditkontrakt und die Vorbereitung für den ersten Kaufkontrakt oder Markt der Menschheitsgeschichte. Sie sehen gleich, der Markt kommt nach dem Geld und nicht umgekehrt erst der Schweine-Esel-Markt, der dann mit Geld erleichtert wird. Wir sehen überdies, daß der Geldschaffer A seine Feldmark weiter bestellt und seine Kuh weiter melkt. Seine Besitzrechte bleiben bei der Schaffung und zugleich Verleihung von A-Geld unberührt. Aber den Eigentumstitel am Acker, den er zusätzlich zum Besitztitel hat, setzt er als Deckungsmittel für seine 100 A-Mark ein. Er belastet also sein Eigentum, verliert für 12 Monate die Handlungsfreiheit darüber. 12 Monate laufen seine 100 A-Mark herum. Zu jedem, der glaubt, daß sie nur wertlose Tonstücke seien, sagt B: "Nein, nein, da steht das Eigentum vom A dahinter, der Titel an der herrlichen Feldmark." Den A kennen die anderen und deshalb wird die A-Mark auch für sie interessant. Denn mit ihrer Gerste können sie nichts kaufen und die Ratten fordern dauernd ihren Teil. Aber A-Mark können sie dafür bekommen. Sollte es aber hart auf hart gehen, kann der Gerstenverkäufer C zu A laufen und sagen: "A, jetzt gib mir 100 Anteile Deines Grundeigentums." Das möchte A auf jeden Fall verhindern, denn dann sind auch die Besitzrechte am Acker weg, den nun der C pflügen würde. Solange nur die Eigentumsseite von A`s Vermögen belastet ist, nutzt er ja seine Besitzseite weiter, erntet vom Acker und nimmt die Milch von seiner Kuh. Er verleiht beim Schaffen von Geld also niemals ein Gut, einen Besitz, den er selber dann nicht mehr nutzen könnte. Er verleiht Ansprüche gegen seinen Eigentumstitel, den er zusätzlich zum Besitztitel hat.

      Was ist nun also der Verlust, den A beim Geldschaffen erleidet und für den er B einen Zins auferlegt? Er besteht darin, daß sein Eigentum nicht mehr frei, sondern für 12 Monate belastet ist. Er kann sein Eigentum 12 Monate nicht verkaufen und darf es in den 12 Monaten auch nicht ein zweites Mal für die Schaffung von A-Mark als Deckung einsetzen. Der Verlust für A besteht mithin darin, daß er beim Schaffen von Geld unausweichlich Eigentum belastet, es zeitweilig unfrei macht. Sie kennen wahrscheinlich alle den Unterschied zwischen einem belasteten und einem unbelasteten Eigentum. Wenn Sie eine Erbschaft antreten und ein Haus überschrieben bekommen, möchten Sie brennend gerne wissen, ob eine Hypothek darauf lastet oder nicht. Wenn nämlich eine Hypothek darauf liegt, fällt ein Eigentum an sie, daß womöglich eher zur Bürde wird als Freude auszulösen, so daß Sie sogar daran denken, das Erbe auszuschlagen.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 23:18:34
      Beitrag Nr. 4 ()
      VOM MÜNZWESEN DER GRIECHEN
      Es gibt in der Geschichte der Menschheit
      keine hochentwickelte Kultur, die nicht auf einer
      ebenso hochentwickelten Arbeitsteilung beruht
      hätte. Erst die Arbeitsteilung ermöglicht es näm-
      lich, über die Bedürfnisse des nächsten Tages
      hinaus den Geist frei zu machen, um Größeres
      und Bleibendes zu bilden. Arbeitsteilung erfor-
      dert indessen den Austausch von Leistungen, im
      fortgeschrittenen Stadium einen entwickelten
      Handel.

      In ältesten Zeiten mag der Handel aus dem
      Darbringen von Geschenken und der Entgegen-
      nahme von Gegengeschenken entstanden sein,
      wie es unter Naturvölkern und Kindern heute
      noch ist. Der wahre Charakter dieses "Schen-
      kens" zeigt sich aber schon in dem ungeschriebe-
      nen Gesetz, gleichwertige Gaben zu tauschen.
      Daß Glaukus seinem Gast Diomedes eine gol-
      dene Rüstung schenkte und eine eherne dafür
      empfing, wird vom Dichter der Ilias mit dem
      Tadel vermerkt, daß Zeus ihn "ganz und gar
      seiner Sinne beraubt" habe.


      Im übrigen aber schien sich dieser Handel im
      Altertum in geradezu vorbildlicher Noblesse ab-
      zuwickeln. So schreibt Herodot von den Berich-
      ten der Karthager: ". . . es wäre auch noch liby-
      sches Land und Menschen darin jenseits der Säu-
      len des Herakles (= Meerenge von Gibraltar).
      Wenn sie dahin kämen, lüden sie ihre Waren
      aus, dann gingen sie wieder in ihre Schiffe und
      machten einen großen Rauch. Wenn nun die Ein-
      geborenen den Rauch sähen, so kämen sie an das
      Meer und legten für die Waren Gold hin und
      dann gingen sie wieder weit weg von den Wa-
      ren, die Karthager aber gingen an das Land und
      sähen nach, und wenn des Goldes genug wäre
      für die Waren, so nähmen sie es und führen nach
      Hause; wäre es aber nicht genug, so gingen sie
      wieder an Bord und warteten es ruhig ab. Dann
      kämen sie wieder und legten noch immer etwas
      Gold zu, bis die Karthager zufrieden wären.
      Keiner aber betrüge den anderen, denn sie rühr-
      ten weder das Gold eher, als bis die Waren da-
      mit bezahlt wären, noch rührten jene eher die
      Waren an, als bis sie das Gold genommen." (s.
      Rob. Eisler: Das Geld, S. 49.)


      Dies mag noch echter Tauschhandel gewesen
      sein. Wohl ist vom Golde die Rede, aber noch
      nicht vom Geld im späteren Sinn dieses Wortes.


      Mannigfache Erzeugnisse in natura gleichwer-
      tig zu tauschen, ist eine unlösbare Aufgabe. Da
      die Aufgabe aber einem Bedürfnis entspricht und
      somit doch vernünftig ist, muß es auch eine ver-
      nünftige Lösung geben. Diese Lösung fand und
      entwickelte der Mensch in dem merkwürdigen
      Ding, das er "Geld" nennt. Seit den ältesten
      Zeiten haben mancherlei Dinge als Geld gedient,
      von denen wir viele heute nicht mehr als Geld
      betrachten können; Vieh, Muscheln, Häute, Skla-
      ven und Metalle allerArt wurden zeitweise nicht
      wegen ihrer unmittelbaren Verwendbarkeit, son-
      dern wegen der Möglichkeit des Weiter-Tauschens
      gegen die wirklich begehrten Dinge angenom-
      men. Damit wurden sie zu einem Zwischenglied
      im Handel, das den Tausch vermittelt, zum
      Gelde. Daß in dieser Entwicklung die Edel-Me-
      talle sehr bald den Vorrang einnahmen, versteht
      sich von selbst. Schon bei den Assyrern und
      Ägyptern war das gestückelte Hacksilber be-
      kannt, das nichts weiter war als ein Stück von
      dem Gußkuchen des geschmolzenen und in Was-
      ser gegossenen Metalls. Von hier aus führte ein
      gerader Weg zur gleichbleibenden Stückelung;
      Stangen, Ringe, Barren, gestempelte Barren, ge-
      prägte Münzen folgten.


      In der Geschichte des Münzwesens gelten die
      Lydier als die Erfinder der Münze. Ihre Münzen
      bestanden aus einer Legierung von Gold und Sil-
      ber. Der außerordentlich ergiebige Goldbergbau
      der Lydier war ja auch die Grundlage für den
      sagenhaften Reichtum jenes Königs Krösus, der
      im 6. Jahrhundert vor Christus lebte, damals
      aber bereits ein hochentwickeltes Geldsystem in
      seinem Lande hatte.


      Wo immer das Geld erstmalig auftrat, erwach-
      ten wie nach einer zauberhaften Berührung die
      schlummernden Kräfte des Neuen, taten sich un-
      geahnte Quellen der Wohlfahrt und des Reich-
      tums auf, Handwerk und Künste entwickelten
      sich, und der Mensch erhob sich über die Bedürf-
      nisse des Alltags und machte sich an Werke, die
      Generationen überdauerten. Wo aber das Geld
      wieder verschwand, da zerfiel der Bau der Kul-
      tur, weil das Fundament der Arbeitsteilung sich
      auflöste.



      Um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr.
      wurden auf der Insel Mykene die ersten Mün-
      zen Griechenlands geprägt. Jetzt brauchte das
      Silber des Händlers nicht mehr geprüft und ge-
      wogen zu werden, jetzt konnte man fertig ge-
      prägte Stücke zählen und damit rechnen.


      Vor dieser Zeit war auch in Griechenland das
      Vieh das gebräuchlichste Tauschmittel "Geld".
      In den Gedichten Homers ist die Münze noch
      unbekannt, weshalb alle Werte immer am Rind
      gemessen werden - die goldene Rüstung des
      Glaukos ist 100 Rinder wert; und Laertes be-
      zahlt Eurikleia mit 20 Rindern (s. F. Müller-
      Lyer: Phasen der Kultur, München 1929, S. 250
      ff). Töchter waren zu diesen Zeiten wertvoll,
      weil sie Rinder einbrachten, wenn sie einen Mann
      fanden; Söhne dagegen machten Kosten.


      Durch die Erfindung des Geldes wurde der
      Handel erleichtert und dieser Erleichterung des
      Handels ist die Entfaltung der gewerblichen
      Produktion Griechenlands zuzuschreiben; mit
      den Impulsen, die sich aus dem aufblühenden
      Handel ergaben, wurden Handwerk, Künste
      und Wissenschaft machtvoll gefördert.


      Jeder besser gestellte Handwerker in Athen
      oder Korinth beschäftigte unfreie Arbeiter, Skla-
      ven, in seiner Werkstätte; auch war es durchaus
      nichts Ungewöhnliches, daß ein Vermögender
      einem Sklaven einen Gewerbebetrieb oder ein
      Handelsgeschäft übergab, worin dieser selbstän-
      dig für den Gewinn des Herrn arbeitete und
      Handel trieb. So besaß der Vater des Demosthe-
      nes eine Messerschmiede und eine Stuhlfabrik
      mit zusammen mehr als 50 Arbeitern und an
      diesem Unternehmen verdiente er so viel Geld,
      daß er 40 Talent Silber oder fast 200 000 Gold-
      mark hinterlassen konnte. Kleon betrieb eine
      Gerberei, Hyperbolos eine Lampenfabrik. Es ist
      einleuchtend, daß eine derartige Produktion so-
      wohl einen aufnahmefähigen inneren Markt wie
      auch ein in die Ferne reichendes Netz von Han-
      delsverbindungen zur Vorbedingung hatte. Aber
      die Völker des Altertums saßen ja nach einem
      Wort von Herodot "wie die Frösche um den
      Teich" an den Küsten des Mittelmeeres, das die-
      sen Handel von Natur aus begünstigte. Und
      dieser Handel mit anderen Völkern entwickelte
      überall noch spezielle Produktionszweige. Milet,
      Kios und Samos fertigten Wollstoffe, Teppiche
      und kostbare Gewänder. Chalkis und Korinth
      exportierten Waffen, Tongeschirr und Geschmei-
      de. In Theben und Sizilien saßen die besten
      Wagenbauer und Agina lieferte Klein- und Ga-
      lanteriewaren.


      In bezug auf die rechnerische Einteilung im
      Münzwesen war den Griechen die geheimnisvol-
      le Zahl 12 - die selbst in der Ordnung des Kos-
      mos ihre Bedeutung zu haben scheint - richtung-
      weisend, während die semitischen Handelsvöl-
      ker mit dem Dezimalsystem rechneten. Der grie-
      chische Silber-Stater zählte 12 Obolen; der
      Obolos war die kleinste Münze. Eine Zwischen-
      größe stellte die Drachme dar, die wohl die ge-
      bräuchliche Münze für den alltäglichen Markt-
      verkehr gewesen sein dürfte; diese Münze hatte
      den Wert von 6 Obolen. Neben dem Silber-Sta-
      ter gab es auch Gold-Stater. Den Handelsge-
      schäften der Großkaufleute diente die Mine, die
      den Wert - d. h. das Silbergewicht - von 60
      Drachmen hatte, als gebräuchliche Münze; 60
      Minen waren ein Talent. (*)


      Dem Einfluß der Phönizier und Syrier zufol-
      ge soll die Mine später auf 100 Drachmen ge-
      setzt worden sein; doch im übrigen blieb es bei
      der Einteilung im Zwölfer-System, in dem die
      Zahl 60 - die sich in jede Zahl von 1 bis 6 ohne
      Rest teilen läßt - dominierende Bedeutung be-
      hielt. Nach heutigen Begriffen muß die Kauf-
      kraft des damaligen Geldes der Griechen außer-
      ordentlich hoch gewesen sein. In Athen verwan-
      delte Solon die drakonischen Strafen, die bis zu
      seiner Zeit (640 - 559 v. Chr.) in Schafen und
      Rindern entrichtet werden mußten, in Geldstra-
      fen, wobei er das Schaf mit 1 Drachme, das Rind
      mit 5 Drachmen ansetzte. Kein Wunder, daß
      sich das neue Geld, in welchem sich Besitz und
      Reichtum in beweglichster Form konzentrierten,
      allgemeiner Wertschätzung erfreute.


      Es ist die Lichtseite des zunehmenden Reich-
      tums, daß sich eine wachsende Zahl von Men-
      schen der Kunst und Wissenschaft zuwenden
      konnte, und so aus der Masse das Volkes viele
      hervorragende Begabungen heraustraten.


      Aber die Geldwirtschaft hatte auch eine Schat-
      tenseite; mit den Diensten, die das Geld dem
      Menschen leistete, verstrickte es ihn auch mehr
      und mehr in Abhängigkeit. Je weiter wir uns in
      die Spezialisierung der Gewerbetätigkeit hin-
      einwagen, desto bedingungsloser sind wir auf
      die Vermittlung des Leistungsaustausches durch
      das Geld angewiesen, und desto tiefer ist denn
      auch unser Sturz, wenn das Geld einmal seine
      Dienste versagt.


      Schon war es soweit, daß auch die Kriegs-
      führung vom Gelde abhing. Im Krieg gegen
      die Phönizier ließ Damarete, die Gemahlin Ge`
      lons, aus ihrem Silberschmuck Münzen schla-
      gen und die reichen Bürgerinnen von Syrakus
      folgten ihrem Beispiel. Und auch nach dem er-
      fochtenen Sieg führte sie den kostbaren Tribut
      im Werte von 100 Talenten, den ihr Karthago
      für die milde Behandlung der Gefangenen dar-
      brachte, der Münzprägung zu. Daraus entstan-
      den die prachtvollen Deka-Drachmen; die im
      Spiegel des Münzwesens einen klaren Wieder-
      schein von der hohen Kultur Griechenlands ge-
      ben (s. "Die schönsten Griechenmünzen Sizi-
      liens", Insel-Bücherei Nr. 559).


      Die Griechen müßten keine Menschen gewe-
      sen sein, wenn sie durch ihren Aufstieg nicht
      übermütig und maßlos geworden wären. Da
      man für Geld alle Schätze der Welt, die schön-
      sten Gewänder und die erlesensten Genüsse kau-
      fen konnte, wurde der naive Mensch dieser frü-
      hen Kultur geradezu von einer Gier nach Geld
      erfaßt. Die griechischen Bauern verkauften ihre
      Ernte, entblößten sich aller Vorräte, nur um
      Geld zu bekommen;

      es begann die Verschuldung
      des Bodens.



      "Die Pfandsteine fesselten zahllos
      der Mutter Erde dunkelfarbig Land" hören wir
      Solon klagen. Für Geld-Darlehen mußten 36
      Prozent und mehr Zinsen gezahlt werden. Es
      begann ein sozialer Verfall; wer einmal in Not
      geraten war, versank rasch in Schuldknechtschaft
      und Sklaverei, während auf der anderen Seite
      der Reichtum sich steigerte.


      Bald drängte sich in den Städten verarmtes
      Volk, das auf Kosten der Staatskasse mit Ge-
      treidelieferungen ernährt und mit Theater er-
      götzt werden mußte. Soziale Wirren und Auf-
      stände wurden häufiger. Zweimal in einem ein-
      zigen Menschenalter wurden in Syrakus die Rei-
      chen niedergemetzelt, der Besitz neu verteilt
      und die Schuldscheine verbrannt. Doch solche
      Aktionen änderten nichts an dem in Gang ge-
      kommenen Prozeß der finanziellen Auszehrung
      Griechenlands. Die Getreide-Einfuhr für die Ar-
      men und die Luxusbedürfnisse der Reichen be-
      wirkten zusammen einen anhaltenden Abfluß
      des Geldes. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts
      v. Chr. war die attische Tetra-Drachme die gän-
      gigste Silbermünze der damaligen Welt; ebenso
      wurden in dieser Zeit in Athen noch Goldmün-
      zen geprägt. Aber das Brotgetreide kam aus
      Ägypten und kostete Geld, und auch die Kriegs-
      heere kosteten Geld; und der soziale Verfall
      zerstörte den inneren Markt, während der
      Außenhandel passiv wurde und unaufhörlich
      silberne Drachmen und goldene Stater auf Nim-
      merwiedersehen verschlang.


      Nach dem traurigen Ausgang des peloponne-
      sischen Krieges ließ die neue oligarchische Re-
      gierung Athens 1500 seiner reichsten Bürger hin-
      richten und deren Vermögen konfiszieren, um
      Geld in die Staatskasse zu bekommen. Aber das
      Ergebnis war enttäuschend; der Grundbesitz
      dieser Reichen ließ sich nicht veräußern, weil
      niemand mehr da war, der Geld hatte. Und wer
      würde es auch gewagt haben, zu zeigen, daß er
      noch Geld hat, wenn er damit rechnen muß, zu
      den Reichen gezählt zu werden, die ihres Reich-
      tums wegen des Todes würdig sind? - So wirk-
      ten zwei Ursachen zusammen, das Geld vom
      Markt zu fegen:
      Einesteils der tatsächliche Geldabfluß an die
      Händler aus den fernen Ländern, die das Brot-
      getreide für das Volk wie auch die Spezereien
      und den Luxus für die Vermögenden lieferten;
      und anderenteils die spekulative Erwartung und
      die ängstliche Sorge, daß das Geld noch knapper
      und am allgemeinen Begehren gemessen noch
      kostbarer werden würde. Immer schon wurde ein
      Ding just in dem Moment, in dem es am dring-
      lichsten begehrt wird, in auffälliger Weise knapp
      - weil eben Knappheit den Wert noch steigert.


      Die Phönizier haben das Geld erfunden, aber warum so wenig?


      Für den Markt und den Handel, der auf das
      Rollen des Geldes angewiesen war, bedeutete
      das Versiegen der Geldzirkulation eine verhee-
      rende Drosselung der Geschäfte. Die Auflösung
      der Arbeitsteilung war unabwendbar. Längst
      waren die Tempelschätze angegriffen; der Schatz
      von Delphi wird auf mehr als 50 Millionen
      Goldmark geschätzt - in damaliger Kaufkraft
      eine gewaltige Summe.-


      Aber der unaufhörliche Abfluß des Geldes -
      den man damals noch nicht statistisch registrie-
      ren und erst recht nicht in seinen Auswirkungen
      abschätzen konnte - brachte Handel und Wan-
      del zum Erliegen. Die Landwirtschaft war schon
      zerstört; und jetzt kam der Niedergang auch
      über Handel und Gewerbe. Ist es verwunderlich,
      wenn ein Volk, das sich von der Höhe einer ent-
      wickelten Arbeitsteilung und Marktwirtschaft
      wieder in die Niederungen urbäuerlicher Haus-
      wirtschaft zurückgestoßen sieht, nichts Großes
      mehr zu schaffen vermag?-


      Es mag tragisch sein, aber es ist der Lauf der
      Welt, daß die Einsichten der Weisen so oft unge-
      hört oder unverstanden verhallen. "Ehret Ly-
      kurg", ruft Pythagoras aus, "denn er ächtete das
      Gold, die Ursache aller Verbrechen!" - Lykurg
      hatte als einziger Gesetzgeber Griechenlands den
      Versuch gemacht, seinen Staat Sparta aus der
      Abhängigkeit vom Golde herauszuhalten; das
      Geld Spartas war aus Eisen, das in Essig gehär-
      tet war. Doch über die Verflechtung in den all-
      gemeinen Handel war Sparta dennoch in die all-
      gemeine Abhängigkeit verkettet. Der Verfall
      der Geldordnung zerstörte die hohe Blüte der
      griechischen Kultur.


      Nach nur wenigen Generationen standen arm-
      selige Ziegenhirten verständnislos vor den Tem-
      peln ihrer großen Vergangenheit und brachen
      Steine heraus, um ihre kümmerlichen Behausun-
      gen damit auszubauen. Sie lebten wieder in Na-
      turalwirtschaft.



      Aus Karl Walker; "Das Geld in der Geschichte"


      Ich bin spinnert, genau! :D
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 11:37:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Heinsohn/Steiger messen dem Eigentum bei der Geld/Zinsentstehung die bedeutenste Rolle zu. Das stimmt, und auch wieder nicht. Geld uns Zins gab es schon vorher, die Möglichkeit Boden zu beleihen machte nur die Wirtschaft wesentlich effizienter, weil die Arbeitsteilung große Sprünge machte. Dennoch ist der letale Faktor nicht überwunden. Warum verbindet niemand die Theorien von Heinsohn/Steiger mit denen von Karl Walker und den Mosaischen Texten und dem allgemeinen Kontext aus dieser Zeit?

      Hier nochmal Kritik von Hugo Gotschalk an Heinsohn/Steiger:

      Geld - genauer gesagt "Eigentümergeld" - und Zins gäbe es nur in einer Eigentümergesellschaft. Demnach hätte es das Zinsphänomen in einer Stammes- oder Feudalgesellschaft nicht gegeben. Einer der frühesten Zinskritiker ist aber bekanntlich der Gesetzgeber Moses im vorgeschichtlichen Israel des Alten Testaments. Dies würde bedeuten, daß das Zinsphänomen auch in einer Gesellschaft auftrat und sogar zu gesellschaftlichem Diskussionspunkt wurde, die man vermutlich als typische Stammesgesellschaft gekennzeichnet hätte.

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      Avatar
      schrieb am 21.05.03 11:48:58
      Beitrag Nr. 6 ()
      Entstehungsgeschichte des Deuteronomiums

      In diesem Abschnitt versucht Crüsemann seine These zu begründen, dass die Entstehung des deuteronomischen Gesetzes mit den Umständen am Beginn der Josianischen Herrschaft verknüpft ist und dass seine vielen erkennbaren literarischen Wachstumsspuren nicht erst auf den Einschnitt des Exils, sondern auf die historischen Entwicklungen davor zurückgeführt werden können und müssen.

      Nach dem Tod des jahrzehntelangen Assur - Vassallen Manasse wird ca. 642/1 v. Chr. sein Sohn Amon König. Gegen diesen König wird von seinen eigenen "Dienern", das heißt speziell von den dem König und seiner Familie ergebenden Hofkreisen, ein Putsch verübt. Über die Gründe dieses Hofputsches ist nichts bekannt, außer dass die putschenden Kreise einen Dynastiewechsel erzwingen wollten. Jedoch sichert das judäische Landvolk, die Kontinuität des Davidhauses, indem es alle erschlug, die sich gegen König Amon verschworen hatten und daraufhin sein Sohn Josia zum König ernannt wurde. So sichert das Landvolk durch sein Eingreifen der traditionellen Dynastie die Macht. Josia ist zur Zeit seiner Krönung ein Kind, so lag die ganze Macht in den Händen der Grundbesitzer selbst, und dies hielt bis zu seinem Tod an. Selbst nachdem Josia auf dem Schlachtfeld bei Meggido starb, regelt das Landvolk die Nachfolge und ernennt seinen jüngeren Sohn Joahas zum König. Hierbei übergehen sie ganz bewußt den älteren Sohn Jojakim, da sein politisches Programm nicht zu Gunsten des Landvolkes galt.

      All diese Erkenntnisse stammen aus den knappen Rahmennotizen der Königsbücher, deren Herkunft aus offiziellen Jahrbüchern des Jerusalemer Hofes unbestritten ist. Hierbei steht fest, dass das judäische Landvolk beim Regierungsantritt bis zum Tode Josias alle politischen Fäden in der Hand hielt. Die traditionellen Hofkreise waren beseitigt und damit auch ihr Einfluß auf die Politik. Der Staat war ganz in der Hand des Landvolkes.

      In dieser gesamten Regierungszeit herrschte eine Kultuseinheit. Das judäische Volk lebte an einem Ort und der Name des Gottes Israels wurde an einem Ort ausgerufen. Diese Zeit und Umstände verlangten nach einem Programm, was zu gelten habe und wonach zu verfahren sei. Hierdurch entstand nach Crüsemann das Deuteronomium. Somit gewann das Deuteronomium seine Gestalt mit dem Hintergrund einer Situation, in der das judäische Landvolk selbst die Macht ergriffen hatte. Das Gesetz des Deuteronomiums verlieh dieser faktischen Volkssouvernität Gestalt und Legitimation. Diese Datierung des Deuteronomiums verfestigt die Aussage Crüsemanns, dass das Deuteronomium in der vorexilischen Zeit entstanden sei.

      2. Freiheit und Solidarität

      a. Der Zehnte und seine Schlüsselrolle
      Im Hauptteil des deuteronomischen Gesetzes (Dtn Kapitel 14, 22- 29; Kapitel 26, 12- 15) werden die Bestimmungen über die Darbringung des Zehnten erläutert. Durch das Zehntengesetz läßt sich dass hinter dem deuteronomischen Gesetz stehende theologische und juristische Denken erschließen.
      In den Büchern zuvor hat der Zehnte bereits existiert, nur wurde er nicht vorher erwähnt oder legitimiert. Erst das Deuteronomium nimmt das Thema des Zehnten auf, allerdings setzt er ihn voraus und schafft ihn auch wiederum ab. Laut Dtn Kapitel 12 Vers 17 soll man den Zehnten nicht am Heiligtum selbst essen, das bedeutet nach dem Kontext, dass man den Zehnten nicht am Heiligtum abzuliefern braucht. Diese Untersagung setzt die faktische Abschaffung des Zehnten voraus. Die Israeliten verbrauchen nunmehr den Zehnten zu Hause. Da die Macht bei der landbesitzenden Bevölkerung lag und sie die Regierung bildete, gab es keine Mächte mehr, die den Zehnten fordern konnten. Ferner liegt es nahe, dass gerade diese Gruppe, den Zehnten, ihre stärkste Belastung durch regelmäßige religiöse Abgaben, beseitigt.
      Der Zehnte wurde allerdings nicht ganz abgeschafft, laut Dtn Kapitel 14 Vers 28f, soll in jedem dritten Jahr der Zehnte in die einzelne Ortschaften gebracht werden und an die dort wohnenden Leviten, sowie an andere nicht - landbesitzende Gruppen, an Fremde, Waisen und Witwen gegeben werden. So wird der Zehnte nicht mehr an einem Heiligtum gebracht, sondern direkt an sozial Unterpriviligierte abgegeben. Durch die Abgabe an den Toren der Ortschaft entsteht eine öffentliche Kontrolle. Der Akt ist überprüfbar, jedoch unbürokratisch, es wird keine Institution, kein Staat oder Tempel eingeschaltet. In dieser Regelung ist der Anfang einer wirklichen Sozialgesetzgebung zu sehen. Die Landlosen und sozial schwachen Gruppen bekommen eine gesicherte ökonomische Grundlage, die durch Gesetz sowie den Eid der bäuerlichen Produzenten gewährleistet wird. Das Deuteronomium schafft also die traditionelle Staatssteuer ab und verwandelt sie teilweise in eine direkte Sozialabgabe. Diese Neuerung ist mit keinem anderen Zeitpunkt so exakt zu verbinden wie mit der frühen Königszeit des Kindkönigs Josias, also in der Zeit der Macht - Innehabung des judäischen Landvolkes. Diese Schlußfolgerung Crüsemanns bestätigt seine These, dass das Deuteronomium zu der Zeit Josias, also in der vor - exilischen Phase, verfaßt wurde.

      b. Das Deuteronomium als Recht freier Landbesitzer
      Sinn und Voraussetzung aller Gesetze des Deuteronomiums ist die effektive und reale Freiheit der freien Landbesitzer. Laut Crüsemann sind sie die direkt Angesprochenen im Deuteronomium. Die im Gesetz Angeredeten sind für Israel verantwortlich und handeln für Israel, aber sie sind nicht einfach mit ihm identisch. Das Volk Israel besthet außer den freien Landbesitzern aus Sklaven und Sklavinnen, Fremde, Witwen und Waisen, Söhne und Töchter, Leviten und Priester und die Beamten. Diese Personen gehören auch zu Israel, sie sind aber deutlich vom angeredeten Du zu unterscheiden.

      c. Das machtlose Zentrum
      An der Spitze des deuteronomischen Gesetzes steht die Forderung nach der Einheit der Kultusstätte. Alle Opfer und alle kultischen Abgaben sollen an das einzige Heiligtum, den Ort, den Jhwh erwählt hat, gebracht werden. Konsequenz hiervon waren die Freigabe der profanen Schlachtung und die Trennung von Kult und Religion.
      Vor dem Deuteronomium wurde der Name Jhwhs an mehreren Orten ausgerufen, und es existierten mehrere Heiligtümer an verschiedenen Orten. Auch wenn nicht jedes Heiligtum mit alter Tradition ein legitimer Ort ist, war der Schritt zur deuteronomischer Konzeption ein gewaltiger. Die Bestimmungen im Dtn Kapitel 12 Vers 13 bis 19, die man für die ältesten halten muß, setzen die Einzigkeit der Stätte legitimen Kultes voraus und handeln nur davon, wie sie zu praktizieren sind. Die Zentralisation allen Kultes führte zu einer ungeheuren Stärkung der Bedeutung des Ortes Jerusalem und seines Tempels. Entschieden größere Anteile flossen dahin, da Jerusalem auch das bekam, was vorher regionale und lokale Heiligtümer bekamen. Durch die profane Schlachtung und eine weitgehende Reduzierung der kultischen und staatlichen Abgabenlast wurde das Opferaufkommen erheblich reduziert. Dennoch ist der Effekt einer Verstärkung der Hauptstadtposition auch in ökonomischer Hinsicht nicht zu bezweifeln. Die Forschung hat in dieser Kultzentralisation den Versuch gesehen, anstatt die Steuern zu erhöhen, einen größeren Teil von ihnen in die Hauptstadt zu leiten. Crüsemann jedoch sieht in dieser deuteronomischen Konzeption eine umgreifende Doppelbewegung. Nach seiner Ansicht fließen zwar erheblich größere Reichtümer in die Hauptstadt. Gleichzeitig wird aber die traditionelle Spitze der Gesellschaft entschieden geschwächt. Weder König oder Staat, noch ein Heiligtum oder die Priesterschaft gebieten über die neuen Einnahmen. Die Einnahmen werden im krassen Bruch zu ihrer Erfindung von den Produzenten und deren Anhang bei den drei Wallfahrtsfesten oder sonst selbst verpraßt.
      Die Priester des Zentralheiligtums erhalten weder den Zehnten noch andere Opferanteile wie es vorher üblich gewesen ist. Für die judäischen Landbesitzer bedeutet das deuteronomische Kultusprogramm eine weitgehende Entlastung von staatlichen Steuern und kultischen Abgaben. Der König wird auf die Einkünfte aus seinem eigenen Krongut zurückgeworfen. Diese Entmachtung auf dem ökonomischen Sektor macht deutlich, was mit der Kulturzentralisation gemeint ist.

      d. Das soziale Netz - zur Sozialgesetzgebung
      aa. Solidarität und Segen
      Die Sozialgesetzgebung ist durch das Thema kultischer Zeiteinheit geprägt. Beispiele für kultische Rhythmen, denen die gewichtigsten sozialen Bestimmungen zugeordnet werden, sind: der Jahr für Jahr bringende Zehnte mit dem Armenzehnt des dritten Jahres, die Sieben - Jahres - Rhythmen des Erlaßjahres, individuelle Sklavenfreilassung und die drei Hauptjahresfeste.
      An den Jahresfesten nehmen nicht nur alle Familienmitglieder und Haussklaven teil, sondern alle personae miserae der einzelnen Ortschaften. Die Bestimmungen zu Schuldenerlaß und Sklavenfreilassung sind gerahmt von den Bestimmungen über den Zehnten und die Erstgeburten. Beide bringen eine massive Erleichterung der Bauern von traditionellen Lasten und binden sie an das zentrale Heiligtum.
      Der Entlastung wird jedoch die Solidarität mit den sozial Schwachen zugeordnet, mit beispielsweise den Gesetzen wie dem Drittjahreszehnt, Schuldenerlaß und der Sklavenfreilassung. Damit sind die Sozialgebote Teil des religiösen Kalenders und in seine Jahres- und Sieben - Jahres - Rhythmen eingewoben.
      Die vom Gesetz gewollte Sicherung sozialer Problemgruppen, der recht - und landlosen traditionellen personae miserae, der Fremden, Witwen und Waisen, aber auch der Sklaven, der massiv Verschuldeten, von land - und arbeitslosen Leviten und von Hungernden beruht natürlich auf der Arbeit der angeredeten freien Grundbesitzer. Darüber hinaus wird der göttliche Segen für ihre Arbeit explizit daran gebunden, dass ein Teil ihrer Produkte den gesellschaftlich Schwächsten zugute kommt. Der Segen wird so im Deuteronomium an die Einhaltung der Sozialgesetze gebunden.
      Die durchgängige Verbindung der Segensthematik speziell und nahezu mit den Sozialgesetzen zeigt, wie eng das deuteronomische Gesetz bei der eisenzeitlichen bäuerlichen Realität bleibt. Der Reichtum des landwirtschaftlichen Ertrages wird als Ausdruck der Grunderfahrungen mit Israels Gott gedeutet.

      bb. Der Schuldenerlaß im Sabbatjahr
      Eines der wichtigsten biblischen Wirtschaftsgesetze ist der regelmäßige Schuldenerlaß von Dtn Kapitel 15, Vers 1 ff. Aus den Versen geht hervor, dass in jedem siebten Jahr alle Schulden gestrichen werden sollen. Hierbei geht es nicht nur um einen Verzicht auf harte Zwangsmaßnahmen zur Eintreibung, sondern auf den Kern der Verabredungen, wie sie hinter den einzelnen Leihverträgen stehen. Es ist weiterhin besonders auf Pfandmaßnahmen zu verzichten. An diesem Schuldenverzicht hängt der Segen des Landes.
      Bereits das Bundesbuch sprach von einem Sabbatjahr. Hierbei wurde das Freigeben und Loslassen des Ertrages des siebten Wirtschaftsjahres verlangt (Exodus Kapitel 23 Vers 10f). Das Deuteronomium macht hieraus ein Erlassen aller Schulden. Dies bedeutet nicht nur das Loslassen der Außenstände, es wurden alle der in ihnen liegenden sozialen Abhängigkeiten gestrichen. Der Sinn lag zum einen darin, dass nur der Aussicht darauf hat, sein Geld zurückzubekommen, der so großzügig leiht, dass für die Notleidenden innerhalb der Frist bis zum nächsten Sabbatjahr eine effektive Lageänderung eintritt, welche eine Rückzahlung erlaubt. Aus unserer heutigen Sicht wissen wir zudem, dass Israel mit seinen damaligen wirtschaftsrechtlichen Versuchen Maßnahmen geschaffen hat, die zur Aufrechterhaltung einer lebenswerten Ordnung und wirtschaftlichen Produktivität notwendig waren.
      Das Sabbatjahr wurde im Judentum erhalten und war ein integraler Teil der Tora.
      Allerdings wurde dies in neutestamentlicher Zeit geändert. Der Grund hierfür lag laut der Mischna (mShevi 10, 2- 4) darin, dass das Volk sich durch die massive Bettelarmut der römischen Provinz abhalten ließ, zu leihen. Dies führte zu einem Verzicht auf den Erlaß im Sabbatjahr. Juristisch wurden dazu die Schuldscheine entpersönlicht, indem sie einem Gerichtshof übergeben wurden. Von da an hat das wohl bedeutendste biblische Wirtschaftsgesetz weder im Judentum noch im Christentum eine Chance der Praktizierung mehr gehabt.

      cc. Das System der sozialen Sicherung

      Die Gesetze über den Zehnten und über einen regelmäßigen Schuldenerlaß sind die innovativsten und radikalsten Vorschriften. Sie müssen jedoch als Teil einer breiten Gesetzgebung verstanden werden. Alle zielen gemeinsam darauf hin, die sozialen Problemgruppen der damaligen Gesellschaft materiell und sozial abzusichern. Darüber hinaus sollte verhindert und erschwert werden, dass die freien landbesitzenden Israeliten in den Strudel des sozialen Abstiegs geraten. Der Zusammenhang all dieser Gesetze erweist sich als ein durchdachtes soziales Netz. Die Bauern dieser Zeit waren durch das Erlassen des Zehnten beispielsweise von zwei Drittel der bisherigen Steuer befreit. Es entfielen ebenfalls weitere Anforderungen des Staates, wie zum Beispiel die Fronpflicht und andere Abgaben. Zudem wird das Zinsverbot des Bundesbuches aufgenommen und wiederholt. Weiterhin sind im Zusammenhang mit der Pfändung direkte und gewaltsame Eingriffe verboten. Alle lebensnotwendigen, für den täglichen Bedarf unentbehrlichen Gegenstände sind von der Pfändung ausgenommen. Das Deuteronomium formuliert als erstes das Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung; sogar im Falle von berechtigten Pfandmaßnahmen (Dtn Kapitel 24 Vers 6). Alle Pfandmaßnahmen, die das Leben betreffen, sind untersagt. Ohnehin sieht das Deuteronomium eine Befreiung von allen Schulden spätestens im siebten Jahr, dem Schmitta - Jahr, vor.

      Jedoch schließt das Deuteronomium trotz aller Erleichterungen und Erneuerungen nicht die Versklavung von Personen durch personale Pfandhaftung aufgrund massiver Verschuldung aus. In solch einem Fall kommt das Sklavengesetz von Dtn Kapitel 15 Vers 12- 18 zur Wirkung. Hierin wird das Entlassen eines Sklaven sowie einer Sklavin nach sechsjährigem Dienst verlangt. Neu ist hierbei, laut Dtn Kapitel 15 Vers 13f, die Einbeziehung der Frau und auch der Anspruch eines Sklaven auf Überbrückungsgeld, das ihnen eine neue Existenz in Freiheit ermöglichen soll. Somit wurde im Deuteronomium ein Weg zum Schutz des Sklaven gewählt, der den Sklaven erlaubte, sich überall im Gottesvolk niederzulassen - eine Art Asylrecht also. Die Freiheit der Wahl des Ortes wird ausdrücklich gewährleistet, und zwar mit einer Terminologie, die das Deuteronomium zutiefst prägt, nämlich die Wahl bzw. Erwählung eines Ortes durch Gott. Der Sklave ist so frei wie Gott und kann wählen, wo es ihm gut erscheint zu leben. Diese Freiheit des Sklaven ist eine radikale Neuerung, die selbst in unserem Zeitalter nicht möglich ist und auch von keinem Staat erzielt wird. Diese Freiheit sollte zur damaliger Zeit dazu dienen, dass sich die Behandlung der Sklaven so ändert, dass sie die soziale Bindung und die ökonomischen Chancen ihrer Heimat einer Flucht aus Israel vorziehen.
      Aus diesen Gesetzen ergibt sich der Übergang von Sklaverei zur Lohnarbeit. Diese Lohnarbeiter tauchen im Deuteronomium zum ersten Mal in der israelitischen Rechtsgeschichte auf. Es handelt sich bei dieser Personengruppe um landlose, aber freie Personen, die auf Beschäftigung angewiesen sind. Sie gehören zu den Armen des Landes. Sie werden in die sozialen Schutzgesetze einbezogen, unabhängig davon, ob es um verwandte Israeliten geht oder aber um Fremde.

      Neben dem Lohnarbeiter stehen im Deuteronomium die tradtionell landlosen Gruppen, Fremde, Witwen und Waisen und der landlose Levit. Diese sozial besonders schwachen Gruppen sind an vielen Stellen des Gesetzbuches den freien Landbesitzern zugeordnet und sollen unter anderem in alle Opfermaßnahmen und Festgelage einbezogen werden. Der Reichtum des geschenkten Landes steht allen offen.

      Dieses ganze aufeinander abgestimmte System von Gesetzen zur sozialen Sicherung entspringt dem deuteronomischen Grundgedanken, dass die Freiheit auch die Befreiung von staatlichen Abgaben und Fronarbeit einschließt. Soziale Sicherheit und Überlebensgarantien werden für alle Problemgruppen und für die von Abstieg Bedrohten gestaltet. Dies tritt weiterhin weder als moralischer Appell noch als Spendenmentalität auf, sondern als Recht. Nur die Weitergabe von Freiheit und Reichtum kann die geschenkten Gaben sichern.


      http://www.uni-frankfurt.de/fb01/miller/Cruese-3.htm
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 20:21:25
      Beitrag Nr. 7 ()
      nun gehen wir mal etwas weiter zurück! :D

      *******************************************************
      Mehrwert - das Gattungswesen des Menschen


      In der Regel kämpfen die Tiere unerbittlich gegeneinander, wenn es um`s Fressen geht. Allerdings gibt es auch Tiere, die schon soweit Einsicht in die Notwendigkeit haben, dass sie die Nahrungsbeschaffung gemeinsam betreiben und sich das eroberte Futter dann auch teilen. Von Gerechtigkeit kann aber beim Teilen keine Rede sein, der Stärkere hat immer noch recht. Auch das Tauschen von Waren und Dienstleistungen ist keine menschliche Erfindung. Der Anfang der Tauschwirtschaft könnte die Vereinbarung gewesen sein: Wenn Du mich von meinen Flöhen befreist, dann erweise ich Dir anschliessend den gleichen Dienst. Irgendwann aber hatte ein Affe eine absolut revolutionäre Idee: Er borgte seinem Kumpel 4 Nüsse und verabredete mit ihm, dass er übermorgen nicht 4, sondern 5 Nüsse von ihm wiederbekommt. Das macht kein Tier! Mit dieser epochalen Erfindung war aus dem Affen ein Frühmensch geworden!

      Dieser erste, leider unbekannt Frühmensch war der allergrösste Revolutionär der Menschheitsgeschichte, denn er hat die Zinswirtschaft erfunden und den Mehrwert entdeckt, die ökonomischen Grundlagen aller menschlichen Zivilisationen. Auch die schon bei den Affen in Ansätzen zu beobachtende Tauschwirtschaft wurde spätestens in der Steinzeit verfeinert. Der Steinzeitmensch, der besonders gut Feuersteine bearbeiten konnte, blieb bei der Höhle, beim Feuer, bei den Frauen und Kindern und stellte Werkzeuge her. Die tauschte er bei den Jägern gegen Bärenfleisch ein. Davon hatten beide Seiten Vorteile und schon allein dieser Tauschhandel ohne Geld führte zur ersten Arbeitsteilung. Aber es ging nicht nur darum, Bananen gegen Nüsse und Faustkeile gegen Bärenfleisch einzutauschen. Besonders clevere Neandertaler fanden heraus, dass man nur durch Tauschen auch einen Mehrwert erwirtschaften kann. Je dümmer der Tauschpartner ist, desto grösser ist der zu erzielende Mehrwert.

      Als man den Tauschhandel und die Zinswirtschaft entwickelt, den damit zu erwirtschaftenden Mehrwert erkannt und die entsprechende Arbeitsteilung organisiert hatte, waren auch die Würfel für alle zukünftigen Wirtschaftsordnungen gefallen. Denn diese wenigen Prinzipien sind seit der Steinzeit die ökonomische Grundlage aller menschlichen Zivilisationen und auch die Basis unserer heutigen globalisierten Industrie und Wirtschaft. Dafür waren die Weichen endgültig gestellt, als das Geld als universeller Tauschwert erfunden worden war. Von durchbohrten Steinen über Kaurimuscheln, Weihrauch, Gold und Silber zum gedruckten Papiergeld ist kein weiter Weg.
      Vor allen Dingen bestehen zwischen den verschiedenen Formen des Geldes keine prinzipiellen Unterschiede. Egal wie das Geld aussieht, für Geld kann man sich alle Gegenstände und Dienstleistungen eintauschen. Bald funktioniert das so selbstverständlich, dass man nicht mehr ‚tauschen` sagt, sondern neue Worte erfunden waren: Kaufen, Verkaufen, Käufer, Verkäufer, Kunde, Handel, Markt. Die Ägypter, die Griechen, die Römer, die Inkas und andere Völker haben die alten Hochkulturen mit diesen ökonomischen Instrumenten aufgebaut und sie funktionierten perfekt. Perfekt bis zum Untergang.

      Ein Neubeginn nach einem Untergang eines grossen sozialen Systems war immer nur möglich, wenn sich neue Randbedingungen, neue Fundamente einer Zivilisation herausbildeten. Das konnte natürliche Gründe haben, wie zum Beispiel Klimaänderungen. Aber auch die Menschen konnten neue Methoden, Religionen oder Verfahren zur Grundlage einer neuen Zivilisation machen. Die Hochkultur in der wir heute leben, basiert auf einem bisher nie dagewesenen neuen, von Menschen entwickelten Prinzip: Wissenschaft und Technik. Die Wissenschaft erklärt, wie die Naturgesetze funktionieren und die Technik nützt dieses Wissen industriell aus. Dieses bahnbrechende Prinzip von Wissenschaft und Technik hat das erste Mal eine gegenüber allen bisherigen Hochkulturen qualitativ andere menschliche Zivilisation hervorgebracht. Die neue Qualität ist durch Schlagworte zu beschreiben, die nie vorher in der Entwicklung der Menschheit eine Rolle gespielt haben: Extremer Bevölkerungszuwachs, ungekannter Wohlstand für viele Menschen, Wissenschaft, globale Ausbeutung natürlicher Recourcen, Industrialisierung, Verkehr, Informationstechnologie, Globalisierung. Aber absolut verrückt ist die Tatsache, dass die heutige Zivilisation, obwohl sie qualitativ anders funktioniert, als alle ihre Vorgänger, mit den alten, aus der Steinzeit stammenden ökonomischen Prinzipien aufgebaut wurde und damit auch perfekt funktioniert. Perfekt bis zum Untergang.

      Warum haben sich die steinzeitlichen Prinzipien der Marktwirtschaft, Tausch und Zinswirtschaft mit dem Ziel der Erwirtschaftung von Mehrwert, in den hunderttausend Jahren seit ihrer Erfindung nicht verändert, sondern nur verfeinert? Das können uns am besten die Verhaltensforscher und die Leute erklären, die sich mit der menschlichen Evolution befassen. Es hängt nämlich - wieder völlig verrückt - mit unseren Emotionen zusammen und damit, dass unser hoch gelobter Verstand bisher keine wesentliche Rolle in der menschlichen Evolution gespielt hat.

      Klein Mäxchen könnte man das ungefähr so erklären: Als der Mensch noch ein Affe war, hatte er Spass beim Essen und beim Sex. Der Affe Smarty entdeckte, dass man sich auch einen ähnlich starken Kitzel dadurch verschaffen konnte, dass man viele Nüsse in seiner Höhle hortete. Das funktionierte nicht nur mit Nüssen, sondern auch mit Fellen, Werkzeugen, mit einem möglichst grossen Revier und mit mehr als einer Frau. Dieses lustvolle Geheimnis verriet Smarty seinen Kindern unter der Auflage, es nicht weiter zu erzählen. Die konnten es aber nicht für sich behalten, sondern sie gaben es an ihre Nachkommen und an die besten Freunde weiter. Die wollten sich nicht weiter auf den Buschfunk verlassen, sie liessen sich diesen lustvollen neuen Stimulus sogar in ihre Erbanlagen einbauen. Die Menschwerdung des Affen kann man genau auf diesen Zeitpunkt datieren: Der Affe, der gierig auf Mehrwert ist, dieser Affe ist ein Mensch. Gleichzeitig mit der Gier hat er auch die Techniken parat, diese Leidenschaft zu befriedigen: Tausch- und Zinswirtschaft. Es gibt also deswegen in unserer gegenwärtigen Hochkultur nur die steinzeitliche Ökonomie, weil sich der Mensch vom Tier nicht durch seinen Verstand unterscheidet, sondern dadurch, dass er neben Essen und Sex auch noch gierig auf Mehrwert ist. Wie sagt man: So einfach ist das!

      Schon Marx hatte erkannt, dass die Ungerechtigkeit unter den Menschen etwas mit dem Mehrwert zu tun haben muss. Darüber machte er sich heftige Gedanken und schrieb dicke Bücher. Und schliesslich präsentierte er den Kommunismus als die endgültige Lösung aller Übel. Aber ihm unterlief dabei ein verhängnisvoller Irrtum. Er war nämlich der Meinung, die Erkenntnis über das Wesen des Mehrwertes würde ausreichen, seine fatalen Nebenwirkungen zu beseitigen. Die Menschen sind ja vernunftbegabt. Wenn sie also wissen, wie schädlich das Streben nach dem Mehrwert sein kann, dann werden sie es einfach lassen. Alles ist nur eine Frage der Vernunft, der Bildung und der Erziehung. Der Mensch, der das begriffen hat, das ist der Neue Mensch. Und der Neue Mensch hat nur wieder Spass beim Essen und beim Sex und ansonsten ist er gerecht, edel und gut.

      Siebzig Jahre lang wurden sozialistische und kommunistische Experimente mit lebenden Menschen angestellt. Länger schon wird über die Konstitution des Menschen geforscht. Als Ergebnis dieser Erkundungen des menschlichen Wesens in Theorie und Praxis gilt für mich heute als bewiesen, dass es eine irrige Annahme ist, der Mensch könnte seine Emotionen durch die Vernunft in Schacht halten. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Emotionen dominieren das menschliche Verhalten und der Verstand ist eine nette Zugabe: Eine Option, die nur selten und nur bei untergeordneten Anlässen zum Einsatz kommt.
      Deshalb wird es keine prinzipiell anderen ökonomischen Prinzipien in der zukünftigen Menschheitsgeschichte geben, solange sich die triebhafte Wollust nach Mehrwert in den Genen des Menschen manifestiert. Nicht, dass es prinzipiell und überhaupt keine Alternativen gäbe. Die Natur führt uns in allen Gemeinschaften von Lebewesen vor, dass es auch ohne Tausch, Zinswirtschaft und Mehrwert geht. Das funktioniert sogar in geschlossenen Kreisläufen, die der Mensch bisher nie zustande gebracht hat. Nur menschliche Gesellschaften machen da eine Ausnahme. Ihre grundlegenden Antriebskräfte beziehen sie aus dem Streben nach Mehrwert. Die sozialistischen Gesellschaftsexperimente haben gezeigt, der Mensch wird in seinem Wesen reduziert, in seinen elementarsten Bedürfnissen eingeschränkt, wenn man ihn daran hindert (das geht nur mit Gewalt!), nach Mehrwert zu streben. Ein solcher Mensch ist schwer gehandikapt, existentiell bedroht und nur mit Hilfe des Staates lebensfähig. Eine Wirtschaft mit solchen Menschen ist gegenüber dem Kapitalismus chancenlos, ihre Haupttriebkraft ist entmannt. Marx war der Meinung, die Arbeit ist das Gattungswesen des Menschen. Fundamentaler als die Arbeit ist für den Menschen die Gier nach Mehrwert. Der Mehrwert ist das Gattungswesen des Menschen.

      Trotzdem funktioniert die heutige Zivilisation mit dieser Sorte von Mensch hervorragend, fast perfekt. Perfekt bis zum Untergang. Natürlich gibt es jede Menge Schwierigkeiten, Ungerechtigkeiten und unlösbare Probleme. Antagonistische Widersprüche, sagen die Wissenschaftler dazu und sie haben recht, es sind systemimmanente Widersprüche. Widersprüche, die zum System gehören. Sie können so gravierend werden, dass sie das ganze System zum Einsturz bringen. Und es wäre nicht das erste Mal, wenn das auch bei einer hoch entwickelten Zivilisation passiert. Die wesentlichsten antagonistischen Widersprüche unseres aktuellen Gesellschaftssystems liegen in der steinzeitlichen Ökonomie und in der nur endlichen Menge der natürlichen Recourcen. Diese beiden Widersprüche haben schon in der Vergangenheit ausgereicht, ganze Hochkulturen in den Untergang zu reissen. Bei unserer Zivilisation kommt noch ein qualitativ neuer, aber ganz gravierender Widerspruch dazu: Der Mensch ist nicht in der Lage, seine eigenen technischen Entwicklungen unter Kontrolle zu halten. Dazu wäre er nur mit Verstand, mit Ethik und Moral in der Lage. Aber seine Emotionen, seine Begehrlichkeiten und Begierden sind ungleich stärker, als Ethik und Moral. Ausserdem werden sie durch die animalisch Neugier des Menschen immer wieder neu angestachelt. Wenn diese Zivilisation also nicht an Recourcenmangel zugrunde geht, dann wird sie an der eigenen Technik scheitern.


      Wann das sein wird, spielt kaum eine Rolle, so wie auch tausend Jahre in der Entwicklung des Menschen kaum eine Rolle gespielt haben. Nur eines ist völlig klar: Auch diese Hochkultur wird mit Sicherheit untergehen. Alleine deshalb, weil bisher nicht eine der vielen menschlichen ‚Hochkulturen` die einfachste aller Regeln der Natur beachtet hat: Man kann nur mit dem überleben, was vorhanden ist. Diese Regel schreibt mindestens geschlossene Stoffkreisläufe vor, die aber beherrscht der Mensch nicht. Es ist aber überhaupt kein Problem, wenn und dass diese hochtechnisierte Gesellschaft untergeht. Erstens ist es ja nicht das erste Mal und aus der Evolution des Lebens kann man lernen, dass gerade immer Krisensituationen auch der Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Arten gewesen sind. Also liegt gerade im Untergang auch eine Chance.

      Mit dem gegenwärtig weltweit existierenden Modell des Menschen funktionieren nur Zivilisationen, die sich auf die Marktwirtschaft gründen. Alles andere ist Illusion, es gibt aus rein biologischen Gründen dazu keine Alternative. Prinzipiell andere, neue Gesellschaftsordnungen, können erst mit dem berühmten ‚Neuen Menschen` funktionieren. Die Erkenntnis, dass der Neue Mensch nicht durch Bildung und Erziehung zu schaffen ist, wurde entsetzlich teuer bezahlt. Jetzt aber steht klar und eindeutig fest, ein qualitativ anderer Mensch wird sich nur durch biologische Evolution entwickeln. Und dazu sind nicht nur eine oder fünf Generationen nötig, viel wahrscheinlicher müssen bis dahin zehn-, fünfzig oder auch hunderttausend Jahre vergehen. Aber ob die natürliche Evolution dann in eine Richtung verläuft, wo die Vernunft des Menschen seine Lust auf Mehrwert bezwingt und unter Kontrolle hat, das ist völlig ungewiss.

      Ein Phänomen am Rande: Es gibt sogar schon den Menschen, in dessen Genen sich andere Werte, als Mehrwert und Zinswirtschaft manifestieren und der geschlossene Stoffkreisläufe beherrscht: Die Aboriginals in Australien. Die gesamte Kultur der Aboriginals ist darauf gerichtet, in Harmonie mit der Natur zu leben und in die Umwelt nur in dem Masse einzugreifen, wie es für das Fortbestehen der eigenen Art absolut erforderlich ist.
      Mit dieser Grundeinstellung haben sie in Australien 40.000 Jahre im Einklang mit der Natur gelebt, länger als jede andere menschliche Kultur. Mehrwert, Arbeit und Geld spielten absolut keine Rolle. Vor 200 Jahren kollidierten die Aboriginals mit der Kultur des ‚Weissen Mannes`. Das Unverständnis der Aboriginals für die fremde Kultur mit den unbekannten Werten ist so gross, wie unser Unverständnis für ihre Kultur. Keinem Weissen würde es einfallen, die Kultur der Aboriginals übernehmen zu wollen. Die Kolonisatoren erwarten aber bis heute, dass sich die Aboriginals in unserer Zivilisation assimilieren und fragen sich erstaunt, warum das nicht funktioniert. Die Ursache liegt in der Unverträglichkeit zweier qualitativ unterschiedlicher Kulturen und der damit verbundenen fundamentalen, weil genetischen, Prägung der jeweiligen Menschen. Keiner kann sich (und will sich) von dieser Prägung lösen. Dieser Konflikt ist so fundamental, dass er zur Auslöschung der Kultur der Aboriginals führt. Das Volk der Aboriginals hat die weisse Kolonialisierung überlebt, aber es hat mit dem Land seine Kultur und damit unwiederbringlich seine Identität verloren. Es gibt keine Aboriginals mehr, es gibt nur noch kulturell entwurzelte, australische Ureinwohner.

      Ein naheliegender, letzter Gedanke: Wahrscheinlich hat der Mensch mit der Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik sogar seine eigene biologische Evolution in der Hand. Aber auch hier werden ihm seine Emotionen wieder ein Bein stellen. Er wird nicht in der Lage sein, vor den pröbelnden Experimenten mit seinem eigenen Erbmaterial, systematisch und vernünftig einen Entwurf für den zu schaffenden neuen Menschen auszuarbeiten und diesen dann zielgerichtet zu realisieren. Die Emotionen werden ihn davon abhalten und er wird sich auch über seine eigenen Erbanlagen mit dem Grundverfahren ‚Trial and Error` hermachen.

      Wahrscheinlich gibt es wirklich so ein Naturgesetz: Der Mensch ist gefangen in seiner Schicht.

      Jürgen Albrecht, 12. Februar 1999
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 20:53:48
      Beitrag Nr. 8 ()

      Bevor Rom zur Geldwirtschaft gelangte, basierte der wirtschaftliche Austausch vor allem auf der Basis von Vieh. Nicht nur im Lateinischen stammt das Wort pecunia (Geld) von pecus (Vieh) ab. Das englische fee (Gebühr) ist noch klanggleich mit dem deutschen Vieh und auch das Wort Schatz hat seinen Ursprung im gotischen scatta (Rindvieh).

      Um den Warenaustausch zu erleichtern, behalf man sich später nicht nur in Rom sondern in ganz Italien mit Kupfer- bzw. Bronzebarren. Diese hatten den Vorteil, dass man sie einschmelzen und zu Werkzeugen oder Waffen verarbeiten konnte. Für den Fernhandel und einen regen Warenaustausch war diese Geldform ob ihres Gewichtes kaum geeignet und somit blieb die Naturalwirtschaft weiterhin die bestimmende Wirtschaftsordnung.

      Die römische Republik kam erst verhältnismässig spät zur echten Geldwirtschaft. Im östlichen Mittelmeer waren zu dieser Zeit schon seit Jahrhunderten Münzen im Umlauf. Im Zuge des Krieges gegen König Pyrrhus :D:D
      prägte man um 275 v.Chr. in Rom die ersten Münzen. Als Vorbild dienten die griechischen Kolonien im Süden Italiens. Von ihnen übernahmen die Römer die Prägeverfahren, die Herstellungsart der Münzstempel und sogar die Münzbilder.

      Während des zweiten Punischen Krieges besass die aufstrebende Grossmacht bereits ein geordnetes Währungssystem, das auf dem Silberdenar als Gegenstück zur griechischen Drachme beruhte. Alle anderen Münzen, der damals noch silberne Sesterz und das bronzene As, waren in ihrem Wert auf den Denar bezogen. Eigene Goldmünzen gab es damals noch nicht. Griechische Prägungen dürften aber wahrscheinlich im Zuge der stetig wachsenden Fernhandelsbeziehungen den Weg in die Hauptstadt gefunden haben.

      In Krisenzeiten wurde das Silbergeld gehortet und der Wirtschaft entzogen. Dies führte zu mehreren Geldverknappungen und Wirtschaftskrisen. Der Bürgerkrieg am Ende der Republik ging auch an der Geldwirtschaft nicht spurlos vorüber und Caesar musste die zerrüttete Währung durch Neueinführungen des Aureus und Wertveränderungen gegenüber dem Denar stabilisieren. Kaiser Augustus setzte dieses Werk fort und schuf das für die nächsten beiden Jahrhunderte gültige Wertsystem von 1 Aureus, der 25 Denare bzw. 100 Sesterzen galt.

      Die schleichende Inflation der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte mündete in die galoppierende des 3. Jh. Zahlreiche Kaiser reduzierten den Feingehalt der Münzen immer mehr, bis schliesslich um 260 n.Chr. praktisch nur mehr versilberte oder weissgesiedete Münzen im Umlauf waren.

      Dieses Währungschaos versuchten die Kaiser Aurelian und Diocletian zu beseitigen, indem sie eine neue Edelmetallwährung schufen. Diese Reformen schlugen aber nicht mehr bis zur gewöhnlichen Bevölkerung durch. Gemünztes Edelmetall war vor allem das Zahlungsmittel der Oberschicht und des Staates. In weiten Gegenden kehrte man so zur Naturalwirtschaft zurück.

      Kaiser Konstantin reformierte die Währung nochmals und schuf mit dem Solidus eine Goldmünze, die das Römische Reich (und auch das Byzantinische) überdauern sollte. Sie bildete bis in das Hochmittelalter die Basis der auf ein Minimum zurückgegangenen Geldwirtschaft.




      http://www.imperiumromanum.com/wirtschaft/geld/geld_index.ht…


      Eine for4zimsche Symptombeschreibung, irgendwie kann es Krisen geben, aber woher die genau kommen bleibt unklar.
      Aber anscheinend war Hortung ein Problem.
      Und dann kam Inflation auf. Erst schleichend, dann galoppierend. Dann sogar Bürgerkrieg. Geld hatten immer nur die anderen. Wohl aber zu wenig. Man machte mehrere Währungsreformen, aber das Geld kam nicht zum Bürger. Komisch.


      Jaja, knapp daneben. Mit Geld-Zins-und Eigentum hat das aber bestimmt nichts zu tun, auch wenn man versuchte es mit dem Thema Geld zu kurieren. War wohl alles Zufall.


      :D
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 20:58:35
      Beitrag Nr. 9 ()
      nach was hört sich das an?



      Ab dem dritten Jahrhundert befand sich das Handelssystem in einer Krise. Überproduktionen ließen die Preise verfallen, Qualitätsunterschiede schürten Misstrauen in der Käuferschaft. Dumpingpreise der Händler und Handwerker bewirkte, dass man die Margen retten wollte und sparte daher an Arbeitszeit und gutem Material.

      Somit wurde die Wirtschaft bald staatlich beeinflusst, um diese Krise zu bewältigen.
      Ein Zollsystem regelte den Warenfluss, um die regionalen Märkte zu stützen.

      Dazu kamen die fehlende Kriegsbeute, rückläufige Sklavenzahlen und der Verfall der Währung. Kaiser Diocletian verfügte 301 n. Chr. ein Preis- und Lohnedikt um eine Sicherung zu erwirken.
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:04:14
      Beitrag Nr. 10 ()
      Vieles was du schreibst ist richtig.Lass mal die Kopiererei
      und versuch dies in eigene Worte zu fassen,dir fehlt ein Konzept!Schreib doch mal deine Gedanken der Reihe nach auf,dann merkst du vielleicht selbst,wo es passt und wo nicht!
      Ciao
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:22:47
      Beitrag Nr. 11 ()
      opti, der Thread ist schon älter, hier liest und postet keiner mehr, egal ob ich das in eigene Worte fasse oder nicht. Hab ich doch in #1 gemacht.

      ;)


      Habe wieder was interessanten gefunden.

      Nicht dran stören. Ich benutze WO wie ein Onlinearchiv, damit ich alles parat habe! :D

      Ökonomische Strukturen und Entwicklungen




      „Ähnlich wie im Bereich des Städtewesens, so kannte das Imperium Ro­manum unter dem Principat auch im ökonomischen Sektor keine Verein­heitlichung im Sinne eines modernen, systematisch koordinierten Groß­wirtschaftsraums, der in der Regel durch eine kontinuierliche wirtschaftli­che Interdependenz der einzelnen Teilräume charakterisiert wird. Es gab keine konsequente staatliche Wirtschaftspolitik, nicht einmal eine verbind­liche Abstimmung der Produktion der Teilräume. Das Imperium bestand vielmehr aus einer ganzen Reihe sehr heterogener Wirtschaftslandschaften, die weithin an ihren traditionellen Produktionsweisen und Produktions­zielen festhielten und nur sehr locker miteinander verbunden waren. Die konstanten Einfuhren großer Mengen sizilischen Getreides, afrikanischen Öls, spanischer Fischsauce (garum) in Rom sind die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. Ebenso wenig dürfen die oft erstaunlichen Dimensio­nen des Fernhandels in Luxusgütern (Seide, Glas, Kunst‑ und Schmuckge­genstände, Delikatessen) über die elementare Tatsache hinwegtäuschen, daß in allen wesentlichen Produkten des täglichen Bedarfs die agrarische und handwerkliche Produktion für den lokalen Markt und damit auch der lokale Handel bei weitem überwogen.
      Die Einwirkung des Imperium Romanum auf den ökonomischen Be­reich erfolgte in anderer Weise. Die gefestigte politische Formation schuf Rahmenbedingungen, von denen die wirtschaftliche Entwicklung nachhal­tig betroffen wurde. Das Imperium garantierte Sicherheit, insbesondere Verkehrssicherheit, in weitem Umfang, es garantierte die bestehenden Be­sitzverhältnisse und auch die ökonomisch grundlegende Institution der Sklaverei, es schuf durch den Ausbau der Häfen und Kanäle wie durch die Anlage der großen Fernstraßen eine Infrastruktur, von der auch Wirtschaft und Handel profitierten, es gab vielfältige Impulse zu einer regen Bautätig­keit in allen Provinzen, es schuf ein Währungssystem, das auch die im griechischen Osten noch lange effektiven lokalen Prägungen umschloss und mit einer relativ stabilen Reichswährung koordinierte, es begnügte sich mit verhältnismäßig bescheidenen Steuer‑ und Zollsätzen, welche die wirt­schaftliche Entwicklung in den Provinzen nicht behinderten, es stimulierte endlich neue Märkte in den Grenzzonen und schuf dort Areale einer Hee­resverwaltungswirtschaft, die für nicht wenige Landschaften erstmals eine systematische Nutzung von Bodenschätzen und Produktionsmöglichkei­ten bedeutete.

      Gerade die wirtschaftlichen Folgen der Dislokation des gesamten römi­schen Heeres mit seinen Hilfstruppen an der Peripherie des Imperiums sind kaum zu überschätzen. Wenn in zahlreichen nordafrikanischen und arabischen Grenzabschnitten die Bodenbewässerung in römischer Zeit eine Qualität aufwies, die sie zum Teil erst wieder in der Gegenwart erreicht, so war dies ebenso eine Folge römischer Grenzsicherungspolitik wie die Ver­lagerung von Produktionsstätten an die neu entstandenen Märkte. Diese Verlagerung war eine unmittelbare Folge des aus technischen Gründen nur wenig effizienten Landtransports. M. I. Finley hat zu Recht darauf hinge­wiesen, daß nach den Angaben des Höchstpreisedikts Diokletians von 301 n.Chr. die Verschiffung von Getreide von einem Ende des Mittelmeers zum anderen weniger kosten würde (wenn man von den Risiken absieht) als der Transport über eine Strecke von 120 km auf Wagen über Land" (Die antike Wirtschaft. 1977, 150). Die Konsequenz war, daß sich ein Landtransport von Massengütern in der Regel von selbst verbot, der Massentransport vielmehr ganz auf den Radius des See‑ und Flußverkehrs beschränkt blieb. Die römischen Handelsschiffe, die meist Kurse in Kü­stennähe bevorzugten, konnten ‑ wie die Resultate der Unterwasserar­chäologie zeigen ‑ immerhin über 3000 Amphoren fassen.

      Neue Märkte in peripherer Lage hatten deshalb auch im allgemeinen das Heranrücken der Produktionsstätten an die neuen Absatzgebiete zur Folge. Die Unternehmer des Raums von Arezzo konnten beispielsweise auf die Dauer nicht mit den großen Töpfereien Galliens (La Graufesenque, Lezoux) und der Rheinzone, die für die Versorgung des gallisch‑germani­schen Raums weitaus bessere Standortbedingungen besaßen, konkurrieren. Schon daraus ergibt sich auch, daß die wirtschaftliche Entwicklung des Imperiums nicht mit wirtschaftlicher Ausbeutung zugunsten Roms und Italiens gleichgesetzt werden kann; sie vollzog sich ganz im Gegenteil in vielen Bereichen eindeutig zu Lasten Italiens.

      Es ist hier nicht möglich, die Entwicklung der einzelnen Wirtschafts­landschaften des Imperiums systematisch zu analysieren, so daß die fol­gende Skizze der wesentlichen Phänomene überwiegend auf Italien und den römischen Westen konzentriert bleiben muß. Auch unter dem Princi­pat dominiert dabei die Agrarwirtschaft. Wie stark auch die Beharrungs­kraft der in ihrer Gesamtheit nicht zu unterschätzenden Zahl freier Klein­produzenten auf der einen Seite und die intensive Bewirtschaftungsform der in der späten Republik neu organisierten mittelgroßen Villenbetriebe auf der anderen Seite waren, insgesamt gesehen haben sich die, Schwierig­keiten im landwirtschaftlichen Bereich erneut vergrößert.

      In seinem um 50 n.Chr. verfaßten Werk "Über die Landwirtschaft" weist Columella die zeitgenössischen Klagen über die Unfruchtbarkeit der Felder, die Ungunst des Klimas und die Erschöpfung des Bodens zurück. Er kritisiert statt dessen die Tatsache, daß die Landwirtschaft den aller­schlechtesten Sklaven ausgeliefert" wurde, praktische Kenntnisse und öko­nomische Kompetenz der Gutsbesitzer aber zurückgingen. "Und so ist es dazu gekommen, daß wir heute in diesem Latium und dem Lande des Saturnus`, wo die Götter selbst ihre Abkömmlinge die Fruchtbarkeit der Felder gelehrt haben, öffentliche Verdingungen veranstalten, um die Zu­fuhr von Getreide aus den überseeischen Provinzen sicherzustellen, damit wir nicht unter Hungersnot zu leiden haben, und die Weinlesen von den Kykladen und aus den Baetischen und Gallischen Ländern einbringen." (Praefatio, 20)

      Dabei wurde auch der Zusammenhang zwischen Produktivität und Be­sitzverhältnissen schon früh erkannt: "Die Alten meinten, man müsse be­sonders beim Landbesitz Maß einhalten, denn sie waren der Ansicht, es sei besser, weniger zu säen und besser zu pflügen ... Um die Wahrheit zu sagen, haben die Latifundien Italien ruiniert und werden wahrlich schon bald auch die Provinzen zum Ruin bringen. Sechs Landherren waren im Besitz der einen Hälfte der Provinz Afrika, zu der Zeit, als Kaiser Nero sie alle beseitigen ließ." (Plinius d. Ä., Naturalis historia 18, 35 ‑ Übersetzun­gen W. Arend)

      Die Ausbreitung des Großgrundbesitzes in Italien unter dem Principat hat viele Ursachen. Zunächst war Grundbesitz schon immer die sicherste Vermögensanlage gewesen; unter den stabilen Verhältnissen des Principats konnte mit einer jährlichen Rente von etwa 5‑6% gerechnet werden, bei Weinbergen wird der jährliche Gewinn sogar auf etwa 7‑10% veran­schlagt. Einerseits haben die Angehörigen der alten Führungsschicht ihre zum Teil sehr hohen Besoldungen im Dienste des princeps bevorzugt wie­der in italischen Grund und Boden angelegt, andererseits wurden seit Tra­jan auch die aus den Provinzen stammenden Senatoren gezwungen, minde­stens ein Drittel ihres Vermögens in italischem Grundbesitz zu binden. Dazu trat eine ganz bewußt hergestellte Verflechtung von Grundbesitz und Kapitalmarkt. Schon Theodor Mommsen hat auf die weitreichenden Folgen der Tatsache hingewiesen, daß "die verzinsliche Anlage von Gel­dern in Rom und Italien nur bis zu einer gewissen Quote des von dem Gläubiger in italischem Grundbesitz angelegten Kapitals verstattet ward" (Boden‑ und Geldwirtschaft der römischen Kaiserzeit. Wiederabdruck in: Römische Geschichte. 7. 1976, 358).

      In Italien überwog unter dem Principat der Großgrundbesitz in privater Hand. Der princeps selbst verfügte zwar im Umkreis von Rom, in der Erholungslandschaft von Baiae und an anderen anziehenden Orten Italiens über eine ganze Reihe von oft sehr luxuriösen Villen inmitten bedeutender Areale. Indessen lag die Masse des Domänenbesitzes in den Provinzen, mit bemerkenswerten Konzentrationen im Fayum, im Raum südwestlich von Karthago sowie in den Flußtälern und im Innern Kleinasiens. Hervorzuhe­ben ist in diesem Zusammenhang auch die Tendenz, möglichst viele Ziege­leien, Bergwerke und Marmorbrüche in der Hand des princeps zu ver­einigen.

      Auch die italische Führungsschicht strebte erfolgreich danach, in den Provinzen große Landgüter zu besitzen. Es ist für diese Entwicklung sym­ptomatisch, daß die Senatoren unter Claudius die Erlaubnis erhielten, Sizi­lien und die Narbonensis ohne besondere Beurlaubung aufzusuchen, um dort ihre Güter zu inspizieren. Die systematische archäologische Erfor­schung der römischen Villen in den Provinzen steht in vielen Landschaften erst in den Anfängen, die Besitzerfrage ist nicht immer geklärt. Doch sind es wesentliche Erkenntnisse für die Ausbreitung der großen Villenbetriebe, daß die gallo‑römische Villa von Montmaurin (Haute‑Garonne) offen­sichtlich viele Hunderte von ha umfaßte, während im Somme‑Becken durch Luftaufnahmen Dutzende von Villen im Abstand von oft nur weni­gen Kilometern entdeckt wurden.

      Eine ähnliche regionale Differenzierung der Grundbesitzgrößen ist durch die Alimentarurkunden der trajanischen Zeit auch für Italien doku­mentiert. In Norditalien war danach der Großgrundbesitz wesentlich weiter verbreitet als etwa im Raume von Benevent, wo mittlerer und kleinerer Besitz noch immer eine größere Rolle spielten. Großgrundbesitz war im Italien des Principats indessen nicht mit einheitlicher, geschlossener Be­wirtschaftung identisch. Sehr häufig kam es vielmehr zur Aufteilung des Gesamtareals in Einzelkomplexe, die dann jeweils an einen Geschäftsfüh­rer (actor) übertragen wurden. Nach Columella war jedoch die Vergabe von Land an freie Pächter meist rentabler als diejenige an unfreie Verwal­ter. Die Entwicklung führte dazu, daß der Begriff colonus, ursprünglich die lateinische Bezeichnung für den Landwirt schlechthin, identisch wurde mit dem nun vorherrschenden Typus des selbst wirtschaftenden Kleinpächters, neben dem es freilich immer noch auch freie Landarbeiter gab, die vor allem in der Erntezeit eingesetzt wurden. Theodor Mommsen hat die damit eingetretenen Veränderungen einst auf den Nenner gebracht, daß damit an die Stelle des ursprünglichen Kleinbesitzes jetzt die Kleinwirtschaft trat, und er hat die Ansicht vertreten, daß diese "Kleinpachtwirtschaft" insge­samt wesentlich humanere Züge trug als die perfekte Rationalisierung einer Villenwirtschaft mit Sklaven im Sinne Catos. Es bleibt freilich festzuhalten, daß diese Form der Bewirtschaftung in Italien auch unter dem Principat in beträchtlichem Umfange weiterging.

      Die neue Wirtschaftsform des Kolonats tritt dagegen besonders markant in ihrer kolonialen Vergröberung auf den Besitzungen des princeps in Nordafrika entgegen. Die großen Gebiete, welche sich dort in seinem Be­sitz befanden , werden als tractus bezeichnet, das einzelne Gut als saltus. An der Spitze eines tractus stand ein procurator der Principatsverwaltung, die Güter aber wurden jeweils an einen conductor verpachtet, an einen verantwortlichen Unternehmer, der die einzelnen Landlose der Güter sei­nerseits wieder an Kolonen vergab. Die Abgaben und Leistungen der Kolonen orientierten sich wohl in der Regel an den Bestimmungen der lex Manciana. Danach betrug die Pachthöhe ein Drittel der Getreide‑ und Olivenernte, ferner waren jährlich dreimal je drei Tage Fronarbeit im Be­reiche des saltus zu leisten.

      Auch im Bereich des Handwerks überwog unter dem Principat ganz offensichtlich die Kleinproduktion, die häufig mit Produzentenhandel gekoppelt war. Die Kombination von eigener Herstellung und Verkauf galt, wie im Mittelmeerraum noch heute oft zu beobachten, für den Bäcker wie für den Silberschmied, den Halftermacher wie für den Korbflechter oder Schuster. Der Schritt zur Massenproduktion in riesigen Werkstätten mit Hunderten von Arbeitern und weitestgehender Arbeitsteilung wurde nicht getan. Es blieb bei dezentralisierter Produktion in überschaubaren Größenordnungen, selbst in den bekannten Töpfereien von Arezzo sind höchstens bis zu 6o Sklaven in einer Werkstatt beschäftigt worden, auch in Gallien blieben Kleinbetriebe, hier mit freien Arbeitern, vorherrschend. Die "Atomisierung" der Produktion (R. MacMullen) war zu einem be­trächtlichen Teil durch die oft sehr enge Spezialisierung der Handwerker und Produzentenhändler bedingt. Die Verbindung kleiner Werkstätten mit zur Straße geöffneten Verkaufsläden darf dabei als typisch gelten. Solche tabernae wurden häufig von Sklaven und von Freigelassenen betrieben, die nicht allein den Beruf ihres einstigen Herrn und Patrons ausübten, sondern oft genug auch dessen Betrieb weiterführten. Ansätze zur Produktion in größeren Kapazitäten gab es dagegen nur in verhältnismäßig wenigen Sek­toren, bei Keramik zum Beispiel, Öllämpchen, Glaswaren und Ziegeln.

      In allen Städten des Imperiums haben sich die Gewerbetreibenden zu Vereinigungen zusammengeschlossen, die einheimischen Handwerkerge­nossenschaften mögen dabei gelegentlich noch auf vorrömische Wurzeln zurückgehen. Dasselbe galt für das Fluß‑ und Seetransportgewerbe, wo die corpora der Binnenschiffer, der nautae, und der Reeder, der navicularii, die regelmäßige Aufrechterhaltung der Transportleistungen garantierten. Das hohe Sozialprestige der Rhone‑ und Saoneschiffer, die sich zugleich auch im Öl‑ und Weinhandel betätigten, geht etwa aus der Tatsache hervor, daß für diese nautae Rhodaniciet Ararici im Amphitheater von Nimes 4o Eh­rensitze reserviert waren.

      Hatten römische negotiatores noch zur Zeit Caesars in Gallien große Bank‑ und Darlehensgeschäfte abgewickelt, so reduzierte die Intensivie­rung der römischen Provinzialadministration dieses Betätigungsfeld. Unter dem Principat wurde der Begriff der negotiatores dann mit jenem der Kaufleute im engeren Sinne, der mercatores fast synonym verwendet, ob­wohl ihre Geschäfte meist größeren Umfang hatten, sie häufig an zentralen Orten über Lager verfügten, aus denen die Versorgung mehrerer Läden erfolgte, und sie Wert darauf legten, sich von den kleinen Ladenbesitzern und Handwerkern zu unterscheiden. Zu ihrem Kreis gehören auch jene Groß‑ und Fernhändler, deren Inschriften mit Berufsangaben oft weitge­spannte, kontinuierliche Handelsverbindungen innerhalb des Imperiums belegen. So sind Kölner Bürger zum Beispiel als Dakienhändler und als transalpine Händler bezeugt, ein Trierer Bürger als Britannienhändler, ein Syrer rühmt sich, daß sich seine Handelsaktivität von Aquitanien bis nach Lugdunum erstreckte.

      Schon die Zeitgenossen waren von den Dimensionen beeindruckt, die der Fernhandel angenommen hatte. So heißt es in der 14. Satire Juvenals "Sieh die Häfen und die von großen Kielen erfüllte See! Fast sind schon mehr Menschen dort als auf dem Lande. Wohin auch immer die Hoffnung auf Gewinn ruft, kommen ganze Geschwader, sie durchziehen nicht nur den Archipel und die afrikanischen Gewässer, sondern lassen auch Gibral­tar weit hinter sich und hören die in der Flut versinkende Sonne zischen." (287ff.) Prosaischer, doch historisch wichtiger sind einige Angaben des älteren Plinius in der naturalis historia. Dort berichtet er etwa bei der Erwähnung des Handelsverkehrs in Dioskurias auf der Krim (Sebastopol), daß dort auch noch von den Römern Geschäfte getätigt werden unter Mitwirkung von 130 Dolmetschern (VI, 5). An anderer Stelle schreibt er über den Indienhandel: "Die Kaufleute haben einen kürzeren Weg gefun­den (von Ägypten über Arabien nach Indien) und die Gewinnsucht hat uns Indien näher gebracht. Denn alle Jahre fährt man dorthin unter militäri­scher Bedeckung, denn Seeräuber waren dort stets gefährlich. Es lohnt sich, den ganzen Weg von Ägypten aus darzulegen, da jetzt zum ersten Mal sichere Kenntnis vorliegt. Es lohnt sich, denn Indien empfängt Jahr für Jahr mindestens 55 Millionen Sesterzen aus unserem Reich und schickt dafür Waren zurück, die bei uns für das Hundertfache verkauft werden.`« (VI, 101) Neben diesen literarischen Bekundungen verfügen wir aber auch aus ganz Mittel‑, Nord‑ und Osteuropa über einen reichen archäologi­schen Niederschlag, der uns in Metallwaren, Keramik, Gläsern, Weinfäs­sern den römischen Export in seiner ganzen Streuweite erahnen läßt.“



      Vgl. Karl Christ, Die Römer. München 1994. S. 96 ff.

      Vgl. Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit. 486 ff
      Das kaiserliche Rom ist aus einem Bauernstaat herausgewachsen, und bis in späteste Zeit ist der wirklich Vornehme Landbesitzer. Schon im Verlauf der späteren Republik bildet sich eine Schicht von Großgrundbesitzern heraus, die ihr Land von Pächtern und Sklaven bearbeiten lassen, selbst aber in der Stadt Rom, gelegentlich auf ihren Landsitzen (Villen) wohnen und von der Rente leben. Für Senatoren war es formelle Vorschrift, daß ein beträchtlicher Teil ihres Vermögens in Grundbesitz zu bestehen hatte. Andererseits war Rom das Zentrum des Weltreichs, hier liefen nicht nur die Straßen Italiens, sondern auch die Schifffahrtslinien des Mittelmeers zusammen; römisches Kapital war an allen wirtschaftlich interessanten Stellen des Reichs eingesetzt. Schon um das Jahr 100 v. Chr. war die römische Kaufleutegruppe auf Delos, damals dem umsatzstärksten Hafen des östlichen Mittelmeers, reicher und mächtiger als alle anderen. Nach der Zerstörung von Delos durch Mithradates und die Seeräuber verlagerte sich der örtliche Schwerpunkt; aber auch in Rhodos, Alexandrien und natürlich in Roms Hafen Ostia, den dann die Kaiser immer leistungsfähiger ausbauten, spielten die römischen Handelsherren die erste Rolle. Gehandelt wurde alles, was die Metropole brauchte, Sklaven aller Art, Lebens‑ und Genußmittel, Rohstoffe und Fertigprodukte für den einfachen und den gehobenen Bedarf, Kulturgüter bis hin zu den kostbaren griechischen Kunstwerken bzw. deren Kopien.
      Sehen wir einmal von dem kleinen Handel ab, der von der Stadt in die nächste Umgebung führt, und vom innerstädtischen Detailhandel, der bei aller Anpassung an die wechselnden Bedingungen keiner wesentlichen Änderung unterworfen war, so läßt sich feststellen, daß der Großhandel in der Kaiserzeit erhebliche Wandlungen durchgemacht hat. Hier gibt es nur einen ganz festen Posten, das ist die Versorgung Roms und Italiens mit Getreide. Der Großgrundbesitz Italiens stellte sich immer mehr auf Weidewirtschaft und Veredelungsprodukte um, vor allem auf Wein und Ul, so daß die Lebensmittelversorgung Italiens immer abhängiger wurde von Importen, die in der älteren Zeit aus Sizilien kamen, später aus Nordafrika und vor allem Ägypten. Dieser Handelszweig war so wichtig, daß er schließlich kaiserlicher Aufsicht unterstellt wurde und eigene Beamte mit der cura annonae` beauftragt wurden. Dieser wie aller Großhandel ging wesentlich über See; die Risiken waren hier immer beträchtlich, auch nachdem Pompeius das Seeräuberunwesen praktisch ausgerottet hatte. Kapitalisten` schlossen sich für die Vorfinanzierung solcher Unternehmen zusammen und partizipierten entsprechend an den (mitunter sehr hohen) Gewinnen. Solche und ähnliche Vereinbarungen der großen Kaufleute und Bankiers schloß man im allgemeinen in den dazu eigens errichteten staatlichen Gebäuden, den Basiliken, großen, gedeckten Versammlungs‑ und Markthallen, deren es in Rom eine ganze Anzahl gab.



      In dem Maße, in dem die östlichen Provinzen in der Kaiserzeit ihren alten Reichtum zurückgewannen und in dem die westlichen Provinzen zivilisatorisch und wirtschaftlich den Anschluß an den Standard Italiens fanden, wandelten sich Handelsvolumen und Handelsobjekte, vor allem aber die Richtung des Handels. Die Ausfuhr italischer Weine, Öle und Stoffe, auch der pikanten Saucen und Fleischspezialitäten, ließ nach; mehr gallische und spanische Produkte fanden ihren Weg nach Italien. Eine Zeitlang läßt der in Jahrhunderten angehäufte Reichtum Roms die Folgen der grundlegend veränderten Handelsbilanz verschmerzen, eine Zeitlang versuchen die Kaiser mit staatlichen Mitteln zu helfen, aber gegen Ende der antiken Epoche ist Italien selbst verarmt. Fast gleichzeitig haben Änderungen der außenpolitischen Lage des Reiches den Handel empfindlich getroffen. Solange an Roms Ostgrenze das Partherreich den Fernhandel mit Indien und China durchließ (und daran gut verdiente), hat Rom aus dem Fernen und Mittleren Osten eine ganze Reihe von Luxuswaren bezogen, von den sehr begehrten chinesischen Seidenstoffen bis zu den murrhinischen Gefäßen` (aus mit Myrrhenharz versetztem Flußspat gearbeitete Gefäße), für die wahre Phantasiepreise gezahlt wurden; in die Ursprungsländer ist dafür viel geprägtes Edelmetall abgeflossen. Mit der Gründung des Neupersischen Reiches 227 n. Chr. auf dem Boden des alten Partherstaates hört dieser Transithandel schlagartig auf, da die Perser ihre Grenzen sperrten. Murrhinische Gefäße gab es nun gar nicht mehr ‑ ihr Ursprungsland war Parthien ‑, Seidenstoffe nur noch auf dem Seewege über Ägypten oder auf der Nordroute durch Südrußland; das trieb die Preise so in die Höhe, daß unter Kaiser Aurelian (270‑275 n. Chr.) der Wert der Seide dem des Goldes gleichstand. Wertmäßig hat sich der Handel mit dem hohen Norden, von dem man z. B. Pelze und Bernstein bezog, anscheinend nie mit dem Orienthandel messen können, aber auch der Nordhandel wurde mit der Zeit der Völkerwanderung immer schwieriger.



      Der Großhandel lag in erster Linie in der Hand der kapitalkräftigen Familien des römischen Ritterstandes; auch Senatoren beteiligten sich an ihm, jedoch vielfach über Mittelsmänner, da diese Art des Gelderwerbs als nicht standesgemäß galt. Die mittlere Stufe des Handels und die mit dein Fernhandel eng verbundenen Gewerbezweige wie Reedereien und Güterlagerung usw. sind die Domäne der Ritter und der wohlhabenden Vollbürger. In der Kaiserzeit schließen sie sich zu Berufsverbänden zusammen, die mit der Zeit zu einer Art staatlicher Zwangsverbände werden, die mindestens im Bereich der Getreideversorgung wichtige regulative Aufgaben zu erfüllen hatten. Im übrigen ist der Handel wie die gesamte Wirtschaft frei von staatlichen Eingriffen in ihr Gefüge (Einzeleingriffe hat es immer und überall gegeben); erst die beginnende Spätantike kennt staatliche Preisbindungsverordnungen. Diese Freiheit des Handels‑ und Wirtschaftsverkehrs im Römischen Reich hat neben dem Frieden, den das Reich seinen Kerngebieten für Jahrhunderte zu sichern verstand, entscheidend zum Wiederaufbau der alten Kulturlandschaften in Kleinasien beigetragen. Nur solche Gebiete, die von Natur arm waren, wie schon das alte Hellas, blieben im Schatten der wirtschaftlichen Entwicklung.



      Vgl. Kulturgeschichte der Welt. Braunschweig 1963 S. 70 ff.



      HANDWERK UND INDUSTRIE




      Rom war ursprünglich ein Bauernstaat, in dem alle Bedürfnisse des täglichen Lebens aus Leistungen des häuslichen Betriebs gedeckt wurden, und bis in späteste Zeiten sind im Haus sehr viel mehr Dinge hergestellt und gearbeitet worden, als der moderne Mensch sich vorstellt. Im Gegensatz zum freien Bürger Athens in der klassischen Epoche arbeitet der einfache Römer selbst mit, auch wenn er über eine größere Zahl von Sklaven als Arbeitskräfte verfügt. Die Zahl der Spezialhandwerke war schon in der späteren Republik sehr groß, und die rege Bautätigkeit der Metropole, ihr Luxus, ihr Unterhaltungsbedürfnis ließen immer neue Gewerbe entstehen. Es gab stets unabhängige Handwerker mit eigenem Laden, eigener Werkstatt, Lehrlingen und Gesellen; dazu kamen einige oder viele Sklaven. Die Arbeit war, wo nötig und tunlich, in einzelne Arbeitsgänge aufgeteilt, für die sich Spezialarbeiter herausbildeten; das ist dann schon die Vorstufe industrieller` Produktion, die es in einigen Großbetrieben mit vielen Hunderten von meist unfreien Arbeitern in Rom, in den Städten Italiens, aber auch in den Provinzen gab.
      Der Staat griff in die Wirtschaftsorganisation und die Lohnzahlung für freie Arbeiter erst am Ende der antiken Entwicklung ein. Er hat auch nie einen Wirtschaftsimperialismus in dem Sinne ausgeübt, daß er etwa die Provinzen gezwungen hätte, bestimmte italische Waren oder gar Warenkontingente abzunehmen. Die Handwerker und Unternehmer waren frei, schlossen sich aber schon in der Zeit der Republik vielfach zu Berufsgenossenschaften zusammen; dieser Zug verstärkte sich in der Kaiserzeit und bot die Ansatzpunkte zur spätantiken Entwicklung, bei der infolge staatlicher Eingriffe die Handwerksberufe zwangsweise erblich wurden, während vorher Freiheit in der Berufswahl selbstverständlich gewesen war, genauso wie die Vererbung des väterlichen Berufs und Betriebs immer möglich und viel geübt ‑ war.



      Wer größere Arbeiten zu vergeben hatte, wandte sich oft an einen Unternehmer, der mit seinen Arbeitskräften den Auftrag übernahm. Auch industrielle` Unternehmungen haben sich oft von derartigen Unternehmern Arbeitskräfte ausgeliehen; dies Vermieten ausgebildeter Arbeitsteams aus Sklaven galt als ausgezeichnete Kapitalsanlage. Die in der Industrie` eingesetzten Sklaven waren in Abteilungen unter Leitung eines technisch versierten Vorarbeiters eingeteilt. Die Sklavengruppen aus Spezialarbeitern, die aufeinander eingespielt waren, ließ man möglichst lange (über viele Jahre hinweg) unverändert, was den Wert und die Arbeitsleistung einer solchen Einheit beträchtlich erhöhte. In der Regel waren die Belegschaften der Industrie` nicht sehr zahlreich; die größten Massen von Arbeitssklaven fanden sich in den Bergwerken und auf den landwirtschaftlich genutzten Latifundien. Solche Massierungen unfreier Kräfte waren in den Zeiten äußerer Schwierigkeiten für den Staat, etwa in der Epoche der Kriege gegen Jugurtha, die Cimbern und die Teutonen, sehr gefährlich, mehrfach mußten damals Sklavenaufstände blutig niedergeschlagen werden. Es wäre jedoch falsch, daraus auf einheitliche Willensbildung unter den Sklaven zu schließen oder gar von Aufstand des Proletariats` zu sprechen, denn die Sklaven waren unter sich vertikal sehr stark gegliedert (die bessergestellten Sklaven haben mit den untersten Gruppen niemals gemeinsame Sache gemacht), es fehlte also jedes Klassenbewußtsein. Außerdem war die verschiedene nationale Herkunft der Sklaven ein Sicherheitselement für Rom, das mindestens bis in die frühe Kaiserzeit hinein nicht unterschätzt werden darf. Die Größe und strukturelle Vielfalt des Reiches führten von Anfang an dazu, daß einzelne Orte oder Gegenden gewisse Gewerbespezialitäten besonders anzogen und geradezu konzentrierten. In der Kaiserzeit hatte etwa Rom selbst die führende Stellung in der Produktion von Luxus‑ und Modewaren. Die Eisenindustrie blühte, besonders in Como, Sulmona, Salerno und Pozzuoli; Eisen wurde auf Elba gewonnen, andere Mineralien in Spanien, Gallien und Sizilien. Italien stellte auch Bronzewaren, Tongefäße (die sog. Terra sigillata), Glas und pikante Saucen, Wollwaren (in Tarent, Parma und Altinum bei Padua), Ziegel usw. her, und die Färbereien und Tuchwalkereien blühten hier ebenso wie die Schiffswerften und ihre Zuliefergewerbe in den Hafenstädten. Die besten Gläser kamen zunächst aus Ägypten, bis die Rheinprovinzen hier in den Vordergrund traten. Spanien lieferte außer Rohstoffen gehärtetes Eisen und Wolle, und Galliens Schuhe, Wollprodukte und Wagen genossen ebenso hohe Schätzung wie seine Metallwaren. Die Bataver produzierten ein vielbegehrtes Haarfärbemittel; die Liste ließe sich beliebig verlängern. Besondere Bedeutung kommt den Lieferungen von Heeresbedarf aller Art zu, andererseits ist das römische Heer auch eine Art Unternehmer insofern, als es nicht nur die vorzüglichen römischen Landstraßen baut, die alle Teile des Reiches miteinander verbinden, sondern auch die Ziegel für den regen eigenen Baubedarf und für viele Bauten der Kaiser herstellt.



      Die führende Gesellschaftsschicht, die Senatoren, verachteten jede Beteiligung an gewerblicher Tätigkeit als nicht standesgemäß; gesetzlich war ihnen und ihren Söhnen sogar der Besitz größerer Handelsschiffe untersagt, so daß sie nur über Mittelsmänner sich beteiligen konnten. Auch die oberen Gruppen der Ritter, vor allem in Rom selbst, waren in der Hochfinanz stark engagiert, während Handwerk und Kleinindustrie von den Einflüssen der oberen Gesellschaftsschichten unabhängig blieben. Ihre Tätigkeit war auf den Tag und seine Bedürfnisse gerichtet, daher treten sie uns literarisch außerhalb der Satire wenig entgegen. Nur die gehobensten Handwerke, die wir heute nicht mehr als solche betrachten, haben uns selbst Literatur hinterlassen, wofür die Arzte und der Architekt Vitruv als Beispiele genügen mögen: sie alle sind Schützlinge Minervas.



      LANDWIRTSCHAFT


      Die Römer betreten als Bauernvolk die Bühne der Weltgeschichte, organisiert nach Geschlechtern, die gemeinsam über den Boden verfügten und ihn alljährlich zur Nutzung auf ihre Angehörigen verteilten, während das Vieh auf die Gemeinweide getrieben wurde. Die Viehzucht stand in der römischen Frühzeit durchaus im Vordergrund, erst mit zunehmender Besiedlungsdichte gewinnt der Anbau von Getreide an Bedeutung, zunächst in der Form der Zweifelderwirtschafl. Neben Weizen, Gerste und Hülsenfrüchten wurde sehr bald auch Wein angebaut, während die Olivenkultur erst am Ende des 4. Jh. hinzutrat. Nach Umwandlung der Sondernutzung des Ackers in Sondereigentum war der bäuerliche Kleinbesitz kennzeichnend für die römische Agrarverfassung. Aber schon im 3. Jh. v. Chr. entwickelte sich, trotz radikaler Agrar‑ und Schuldgesetzgebung zur Stützung des Bauerntums, in zunehmendem Maße ein landwirtschaftlicher Großbesitz und Großbetrieb, der sich auf Kosten der Bauernwirtschaften ausbreitete und schließlich in den riesigen Latifundien der Kaiserzeit gipfelte. Die Ursachen dieser Entwicklung lagen einmal in der Usurpation des ager publicus durch die Patrizier, zum anderen in dem harten römischen Schuldrecht und schließlich in der häufigen Heranziehung des Bauern zum Kriegsdienst, was dessen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit überstieg. je weiter die römische Macht sich ausdehnte, desto ruinöser wurden die Kriegszüge für den wehrpflichtigen Bauern, der nach jahrelanger Abwesenheit oft genug seinen Hof heruntergekommen, verschuldet oder gar völlig verlassen vorfand.



      Andererseits führte das Ausgreifen der römischen Macht und die damit verbundene Kriegsbeute sowie die Ausplünderung der Provinzen zu einer Anhäufung des Reichtums in der Metropole, der zur Investition in Landbesitz um so mehr drängte, als die siegreichen Feldzüge durch den in ihrem Gefolge massenhaften Zustrom an Sklaven für billige Arbeitskräfte sorgten und damit die Voraussetzung für den landwirtschaftlichen Großbetrieb schufen. Nimmt man noch hinzu, daß die Aufrichtung des Imperium Romanum zugleich einen Markt brachte, der erst eine agrarische Produktion großen Stils lohnend machte, und daß die ökonomischen Einflüsse des orientalisch‑hellenistischen Raumes in die gleiche Richtung wiesen, dann wird man sich nicht wundern, daß es auch den Gracchen nicht gelang, den römischen Bauernstand zu retten.



      Parallel mit der Tendenz zum landwirtschaftlichen Großbetrieb ging seit Beginn des 3. Jht. eine Verbesserung der Anbaumethoden: die alte Zweifelderwirtschaft mit ihrem Wechsel von Anbau und Brache wurde durch eine Dreifelderwirtschaft verschiedener Varianten ersetzt, doch war eine Fruchtwechselwirtschaft, wie sie Ägypten schon kannte, in Italien nur selten zu finden. Es wurde ferner in stärkerem Maße die Gründüngung angewandt, Meliorationen wurden vorgenommen sowohl vom Staat als auch von privaten Grundbesitzern. Zudem machte sich im Gefolge der römischen Welteroberung eine tiefgreifende Wandlung und Ausweitung des Kulturpflanzen‑ und Nutztierbestandes geltend. Aus Griechenland, Vorderasien und Agypten empfing die Apenninenhalbinsel unter anderem Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche Mandeln, Zitronen, Melonen, Feigensorten, bessere Weinreben und Hanf sowie verschiedene Haustierrassen, von griechischen Hühnern bis zu britannischen Hunden. Der römische Pflug wies in seiner Konstruktion zwar keine wesentlichen Unterschiede zum altgriechischen auf, doch ist er verhältnismäßig früh mit einer eisernen Schar ausgerüstet gewesen, die sich spätestens im ausgehenden 3. Jh. allgemein durchgesetzt haben dürfte, und als weitere Verbesserung wurden später beiderseits der Sohle Streichbrettansätze (sog. Ohren) angebracht, die ein stärkeres Aufbrechen und Krümeln des Bodens bewirken sollten. An agrartechnischen Errungenschaften wird vor allem noch der von den Karthagern übernommene Dreschschlitten zu nennen, während das Getreide nach wie vor mit der Sichel geschnitten wurde; erst im spätrömischen Gallien begegnet uns eine einfache, aber sinnreich konstruierte Mähmaschine.



      Die römischen Agrarschriftsteller, insbesondere Marcus Porcius Cato (234‑149 v. Chr.), Marcus Terentius Varro (116‑27 v. Chr.) und Lucius Junius Moderatus Columnella (l. Jh. n. Chr.), geben uns ein anschauliches Bild der römischen, mit Sklaven betriebenen Gutswirtschaft, wie sie sich seit dem 2. Jh. immer mehr durchsetzte. Die Anhäufung des Grundbesitzes in wenigen Händen war besonders stark in den Provinzen, so daß beispielsweise die Hälfte der Provinz Afrika nur 6 Großgrundbesitzern gehörte. Seit dem 2. Punischen Krieg (218‑201 v. Chr.) erfolgte in zunehmendem Maße eine geld‑ und erwerbswirtschaftliche Durchdringung der Landwirtschaft, die sinnfällig in der Forderung Catos zum Ausdruck kam, die einzige Aufgabe des Landwirts bestünde darin, mit dem geringsten Aufwand höchste Überschüsse herauszuwirtschaften. Dazu gehörte unter anderem, daß die Sklaven sich in möglichst rentabler Weise totarbeiten sollten. Cato schildert uns einen Betrieb, der außer Getreideäckern und Weideland auf dem ager publicus über eine Olivenpflanzung von 240 Morgen und eine Weinplantage von 100 Morgen verfügte. Wein und Olivenöl waren die hauptsächlichsten Markterzeugnisse, dazu kamen die Produkte der Viehzucht, während der Getreideanbau im wesentlichen der eigenen Bedarfsdeckung diente. Rom wurde mit überseeischem Getreide versorgt. Der Grundbesitzer lebte meist in Rom und ließ seinen Betrieb von einem Verwalter (villicus) bewirtschaften, der meist Sklave oder Freigelassener war. Um die Zahl der Sklaven auf das notwendige Mindestmaß zu beschränken, beschäftigte man, vor allem in der Ernte, auch freie Lohnarbeiter oder vergab besonders arbeitsintensive Verrichtungen, wie etwa die Olivenlese und Ölbereitung, an einen Unternehmer, der die Arbeit auf eigenes Risiko mit angeworbenen Tagelöhnern ausführte. Die Getreideäcker wurden einem Pächter (politor) gegen Abgabe eines Teils des Ertrages zur Bewirtschaftung überlassen. Die Parzellenverpachtung kam zwar schon gelegentlich vor, war aber noch von geringerer Bedeutung, während zur Zeit des Varro, der im Jahre 37 v. Chr. seine Schrift Rerum rusticarum libri III` abfaßte, die Kleinpächter (Kolonen, coloni) bereits eine größere Rolle spielten. In dem Maße nämlich, wie sich das Imperium Romanum konsolidierte, hörte auch der Zustrom an Sklaven auf und somit das Angebot billiger Arbeitskräfte. Auch betriebswirtschaftliche Oberlegungen führten schließlich dazu, daß die römischen Latifundien zu Beginn der Kaiserzeit nur noch teilweise von Sklaven bewirtschaftet wurden, während ein wesentlicher, wenn nicht der größte Teil Kolonen zugeteilt wurde, die dafür einen Pachtschilling zu entrichten und Frondienste zu leisten hatten. Zwar bildete noch immer ein mit Sklaven betriebenes Landgut (villa) den Kern des Besitztums, doch war dieser umgeben von Kolonenwirtschaften, die entweder zerstreut in Einzelhöfen lagen oder in einer dorfähnlichen Siedlung (vicus) zusammengefaßt waren.

      Vgl. Kulturgeschichte der Welt. Braunschweig 1963 S. 74 ff.

      http://www-sci.uni-klu.ac.at/archeo/respubl/100wirt3.htm#deu…
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:30:59
      Beitrag Nr. 12 ()
      Jean Jacques Rousseau, der berühmte französische Philiospoh der Aufklärung und Vordenker der französischen Revolution, hat sich in seinem Werk "Abhandlung über Ursprung und Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen" (1753), Gedanken darüber gemacht wie das Unheil in die Welt kam.

      Rousseau ging von einem Idealzustand aus in dem die Menschheit bis zu dem Zeitpunkt gelebt hatte, bis es einem Menschen in den Sinn kam, ein Grundstück einzuhegen und zu behaupten: das gehört mir, und der Menschen fand , einfältig genug, ihm zu glauben. Das war die Gründung der bürgerlichen Gesellschaft.

      Rousseau führt weiter aus, wieviele Verbrechen, Kriege, Mordtaten, Elend und Scheusslichkeiten hätte der Mann dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen hätte, den Graben eingeebnet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: Hütet euch, diesem Betrüger zu glauben! Ihr seid verloren, wenn Ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem!
      Ein Jahrhundert später hat Proudhon diesen Sachverhalt mit seinem Wort: Eigentum ist Diebstahl! noch mal auf den Punkt gebracht.

      Nachdem aber der verfügbare Boden einaml aufgeteilt war, konnte der eine sich nur noch auf Kosten des anderen vergrössern. Herrschaft und Knechtschaft, Gewalttätigkeit und Räubereien kamen auf. Die Menschen wurden habgierig, ehrgeizig und boshaft.

      Dieser Zustand, der auf Krieg und Mord hinauslief, konnte nicht von Dauer sein. Da kam der Reiche auf folgende Idee. Vereinigen wir uns, sagte er zu seinem Nachbarn, um die Schwachen vor der Unterdrückung zu behüten, die Ehrgeizigen im Zaume zu halten und jedem den Besitz dessen zu gewährleisten, was ihm gehört. Statt unsere Kräfte gegen uns selbst zu wenden, wollen wir sie in einer obersten Gewalt vereinigen, die nach weisen Gesetzen alle Mitglieder der Vereinigung schütze, die geminsamen Feinde fernhalte und uns in ewiger Eintracht erhalte.

      So entstanden, da die Arglosen auf diesen Vorschlag eingingen, Staat und Gesetze, die dem Schwachen neue Fesseln anlegten und dem Reichen die Möglichkeit gaben, die Ungleichheit zu verewigen, indem die zunächst als gesetzlich begründete Herrschaft alsbald in eine willkürliche ausartete.

      Die Entstehung des Eigentums war also das erste Unheil: Sie schuf Reiche und Arme.
      Die Einsetzung einer Obrigkeit war das zweite Unheil: Sie schuf Herrschende und Beherrschte.
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:37:13
      Beitrag Nr. 13 ()
      Danke Oddlot! :)


      Proudhon, stimmt, an den hatte ich im Moment noch gar nicht gedacht, Rousseau ist mir nur als Name geläufig...

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      "Die Alten meinten, man müsse be­sonders beim Landbesitz Maß einhalten, denn sie waren der Ansicht, es sei besser, weniger zu säen und besser zu pflügen ... Um die Wahrheit zu sagen, haben die Latifundien Italien ruiniert und werden wahrlich schon bald auch die Provinzen zum Ruin bringen. Sechs Landherren waren im Besitz der einen Hälfte der Provinz Afrika, zu der Zeit, als Kaiser Nero sie alle beseitigen ließ."

      (Plinius d. Ä., Naturalis historia 18, 35 ‑ Übersetzun­gen W. Arend)



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      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:39:09
      Beitrag Nr. 14 ()
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:50:54
      Beitrag Nr. 15 ()
      lese ich immer wieder gerne:

      "Theseus" flammende Rede:

      Weil ihr das goldene Kalb angebetet, weil ihr das Geld zu
      eurem Herrn erhoben habt, deshalb soll es auch herrschen
      über euch; deshalb sollt ihr auch seine Sklaven sein. Es
      braucht auch kein rächender Engel vom Himmel zu kommen;
      ihr Menschen, ihr Völker richtet euch selbst. Weil ihr den
      Kapitalertrag, den Zins, vor den Arbeitsertrag stellt, soll euer
      Arbeitsertrag schwinden wie Schnee in der Sonne! Weil ihr,
      die ihr immer hofft, auch einmal arbeitsloses Einkommen zu
      beziehen und somit andere für euch arbeiten zu lassen, sollt
      ihr und eure Kinder in Lumpen gehen! Weil ihr das heutige
      Bodenbesitzrecht als Grundlage für Schacher und Wucher
      halten wollt, sollt ihr von euren Höfen getrieben werden! Weil
      ihr, ihr Völker, zwecks Erhaltung von Zins, Dividende und
      Rente Zollmauern aufrichtet, sollt ihr selbst im Schatten
      derselben verkümmern! Weil ihr zum Schwerte greift, um
      diese Mauern zu verteidigen, sollt ihr auch durch das Schwert
      umkommen! Weil ihr dieses verkappte Faustrecht Ordnung,
      bürgerliche Ordnung nennt, sollt ihr eure geistigen Kräfte in
      politischen Kämpfen und Zänkereien vergeuden! Weil ihr
      diese übertünchte Barbarei Kultur nennt, will ich euch dem
      Kommunismus gegenüberstellen! Weil ihr die soziale Frage
      nicht an Hand meiner Satzungen lösen wollt, sondern den
      Opfern eurer sogenannten Ordnung mit Bomben und Gas
      entgegentretet, weil ihr die Freiheit, die meine Ordnung euch
      bringen würde, missachtet, sollen die Diktatoren, die ihr euch
      erwählt, eure persönliche Freiheit mit Füssen treten! Weil ihr,
      ihr Priester und Wissenschafter, an der Not des unter die
      Räuber gefallenen Volkes vorbeigegangen seid, werdet ihr
      selbst von Räubern misshandelt werden! Weil ihr, ihr Schrift-
      gelehrten und Beherrscher der Presse und Macher der öffentli-
      chen Meinung, die Menschheit zur Masse degradiert habt,
      werdet ihr durch diese Masse zermalmt werden!



      http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/ellocco/theseus/
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 21:57:14
      Beitrag Nr. 16 ()
      Und diesen Aspekt noch, dann haben wir alles zusammen was man für eine Theorie zur Entstehung von Geld, Zins und Eigentum braucht, die wirklich brauchbar ist und die die Marktversagen erklärt.

      ( PS: Im Römischen Reich sind viele Symptome ähnlich wie heute, aber der Staat hat sich da erst ganz am Ende eingemsicht- was lehrt das? )


      *********************************************************


      Das erste existierende Geld auf der Welt war der Göttin gewidmet. Bauern erhielten diese "Schekel" genannten Münzen in den Tempeln von Sumer um 3200 v. Chr., wenn sie ihre Überschüsse an Weizen dort abgaben, damit die Priesterinnen es lagerten und in Mangelzeiten wieder verteilten - so wie es in buddhistischen Klöstern in Südostasien noch heute üblich ist. Anders aber, was die Bauern von Sumer dann mit den Münzen taten, die sie gut aufhoben und immer wieder mit Vorfreude beäugten. Zu dem Zeitpunkt, wo ihre Felder den Segen der Fruchtbarkeit brauchten, brachten sie sie wieder in den Tempel und vollzogen dafür mit einer Priesterin den heiligen Geschlechtsverkehr - die Felder waren gesegnet, die Götter zufrieden, die Menschen sicher auch.

      Geld war heilig, es gehörte nicht den Menschen, sondern der Großen Mutter, der Herrin über die Fülle und den Überfluss, über die Fruchtbarkeit und die Sexualität, die Geburt und den Tod. Erst seitdem künstlich Mangel erzeugt wurde, wurde Geld zum Unterdrückungsinstrument der Priester und der Bankiers. Erst jetzt entstanden Angst vor Knappheit und daraus folglich die Gier, mehr haben zu müssen, als man jetzt im Augenblick braucht. Um Mangel zu erzeugen, musste mann die Große Mutter entmachten, die ja das Prinzip der Fülle selbst war. Und tatsächlich: in Gesellschaften, wo Frauen verachtet werden und die Aspekte der Göttin tabu sind, werden Zinsen genommen, wird Geld gehortet, akkumuliert, entsteht das Wirtschafts- und Machtsystem, das wir heute kennen. Wann immer in der Geschichte Zeiten aufflackerten, wo das Weibliche verehrt wurde, florierte eine andere Wirtschaft. Zum Beispiel im Hochmittelalter: auf einmal entstanden in Kuhdörfern Kathedralen buchstäblich auf dem Acker, übrigens allesamt zu Ehren der Mutter Gottes, Notre Dame. Woher kam das Geld, die Manpower, das Material, die Konzentration an Wissen? Es war eine Zeit, wo durch ein umgekehrtes Zinssystem nicht das Behalten, sondern das Ausgeben sich lohnte. Das Ergebnis (grob vereinfacht): Die Wirtschaft florierte. Aus dem Nichts heraus, vielmehr aus den Überschüssen, entstanden Hochschulen, Wissenschaften, Kathedralen. Die Frauen waren so geachtet wie bis heute nie mehr. Es gab kaum Unterschiede zwischen reich und arm. Diese Blütezeit ging fast bis zur Zeit des Hexenhammers. Jetzt wurde das Weibliche verdammt. Gleichzeitig zogen Gier und Angst ein; Zinsen wurden genommen, Geld wurde gehortet; Banken entstanden, die Große Mutter wurde unterdrückt, bis heute, und alle ihre Aspekte sind tabu: Sex, Tod und auch der Überfluss. Und was geschieht, wenn etwas tabu ist? Sein Schatten herrscht. Statt Überfluss zu haben, hat uns der Mangel - die psychologische Voraussetzung unseres derzeitigen Geldsystems.


      http://home.snafu.de/werkstatt/texte/nr6-reich.shtml
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 22:10:36
      Beitrag Nr. 17 ()
      Die Geschichte wiederholt sich anscheinend unendlich.
      Voraussetzung für inneren und äußeren Reichtum,
      für eine Blüte der Kultur,
      für ein erblühen im Menschen,
      ist ein spiritueller Mittelpunkt.

      Lao Tse, wie auch andere Meister, beschrieben diesen Mittelpunkt.
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 22:18:22
      Beitrag Nr. 18 ()
      Als Lao Tse China verlassen wollte
      um in den Himalayas zu sterben,
      wurde er von einem Zöllner aufgehalten.

      Der Zöllner ließ ihn erst ziehen,
      als Lao Tse sein einziges Büchlein schrieb,
      das Tao Te King.
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 22:40:43
      Beitrag Nr. 19 ()
      danke kyron!

      Ist es nicht komisch das Zins Segen und Fluch gleichzeitig ist? Ist es ein Dualismus wie er überall in der Welt vorkommt? Wenn ja fürchte ich können wir gar nichts ändern...


      *********************************************************


      was ich noch zu Rom zitieren wollte nochmals Heinsohn/Steiger:

      Die unterlegene Akkumulationsdynamik der antiken Eigentumsgesellschaften resultiert daraus, dass überschuldete Eigentümer aus der Gruppe der Eigentümer ausscheiden, also in die Sklaverei überwechseln. Der römische „Kaufsklavenkapitalismus“, (Max Weber) hat in seiner Gipfelperiode um die Zeitenwende - wie Cicero überliefert - nur noch 2ooo Eigentümer. Die grossen technologischen Innovationen erfolgen mithin am Beginn der Gesellschaft von Eigentümern, deren Zahl dann progressiv abnimmt. Der Sklave hat das Eigentum an sich selbst verloren. Er fungiert mithin wie ein Produktionsmittelwert, den sein Eigentümer, für den er Realkapital ist, wieder in Geld verwandeln kann. Gleichwohl garantiert ihm - wie auch bei anderen Eigentumsvarianten - dabei niemand den Wiedererlös des eingesetzten Geldes.

      Die meisten neuzeitlichen Eigentumsgesellschaften haben die Sklaverei politisch abgeschafft, weshalb sie in jedem zusätzlichen Menschen einen weiteren Eigentümer begrüssen. Diese freien Menschen können ihr Eigentum an Arbeitskraft verkaufen.

      *******************************************


      aber was ist das denn dadurch anders? :D


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      Zusammenfassung: Konjunkturzyklen, Depression und Arbeitslosigkeit

      Die auf dem Tauschparadigma basierenden ökonomischen Theorien von Klassik, Neoklassik und auch Neokeynesianismus können aus sich heraus die Krise nicht denken. Da sie Geld als neutral-passiven Mittler des Realtausches auffassen, der die relativen Preise oder Tauschraten nicht - oder nur störend - zu beeinflussen vermag, sollte die Flexibilität der Tauschraten eine Krise ausschliessen.

      Eine - aus welchen Gründen auch immer gegebene - Nichtflexibilität der Tauschraten, aber auch für die Tauschwirtschaft mit Geldgebrauch exogene Einflüsse wie eine für die Tauscherfordernisse zu geringe Geldmenge (sogenannte monetäre Schocks) oder plötzlich die Tauschvorgänge beeinflussende Produktivitäts- und Präferenzveränderungen (sogenannte reale Schocks) können - nach ihrer Auffassung - zu einer Krise führen, die aber nach Anpassung der Tauschraten an diese Schocks bestenfalls vorübergehenden Charakter hat.

      Die Unfähigkeit zur Erklärung der Wirtschaftskrisen wird von diesen Schulen offen eingeräumt und entschieden beklagt. Die fragwürdigen tauschtheoretischen Grundlagen aber werden nicht in Frage gestellt.

      Anders als die meisten Vertreter der Neoklassik erwartet sich Keynes von der Flexibilität der Preise keineswegs ein Ausbleiben von Krisen. Er sieht dabei, dass Preise immer Geldpreise sind, die auf Gläubiger-Schuldner- Kontrakte, die ja ebenfalls in Geld denominiert sind, direkt durchschlagen. Deshalb liegt ihm daran, dass die Geldpreise sich gerade nicht flexibel verhalten, sondern stabil bleiben. Ein allgemeines Fallen der Geldpreise würde die Möglichkeit eröffnen, dass die Schuldner ihre in festen Geldpreisen nominierten Kontrakte nicht mehr erfüllen können und damit nicht nur sich selbst gefährden, sondern ihre Gläubiger mitreissen. Das daraus resultierende Zerreissen zahlloser Gläubiger-SchuldnerKontrakte würde die Krise verschärfen.

      Gleichwohl gibt es auch bei Keynes einen relativ nichtflexiblen Preis - den Zins. Da der Einbruch der Profitrate die Krise einleitet, richtet sich nunmehr die Nachfrage auf Geld und nicht auf produzierbare Güter. Diese Nachfrage auf das Vermögensgut Geld kann - anders als die Nachfrage nach Gütern - nicht zu einer höheren Produktion und Beschäftigung führen. Und diese Nachfrage nach Geld bewirkt, dass der Zins langsamer zurückgeht als der Profit. Würde hingegen der Zins noch schneller fallen als die Profitrate, dann würde eine Krise wie in der Neoklassik nur vorübergehend sein. Da bei Keynes Geld nicht als ein Tauschgut fungiert, wird es zum Krisennexus.

      Im Monetärkeynesianismus wird anders als bei Keynes nicht die nach Profiteinbruch steigende Nachfrage nach Geld, sondern das Angebot von Geld thematisiert. Bei Einbruch der Profite erhöhe sich nämlich die Liquiditätsprämie der Vermögensbesitzer, das heisst der Gläubiger im Kreditkontrakt, worauf sie ihr Geldangebot verringern und nicht - wie bei Keynes - mehr Geld nachfragen. Dadurch unterbrechen sie den Akkumulationsprozess. Spahn ergänzt zu dieser Unterbrechung, dass das Kalkül für Investitionen in Realkapital durch eine Zinserhöhung insofern negativ beeinflusst wird, als sie zu einer Wertminderung des bereits gehaltenen Realkapitalbestandes führt. Dadurch kann der Vermögenspreis des Kapitalbestandes unter den Produktionspreis der Investitionen in neues Realkapital sinken, wodurch diese unrentabel werden.

      In dieser Sicht wird stillschweigend vorausgesetzt, dass das Geld für eine Investition zur Verfügung gestellt wird, wenn diese als so rentabel gilt, dass der Rückfluss des verliehenen Geldes erwartet werden kann. Dabei wird die entscheidende Bedingung, dass über Geld nur verfügen kann, wer ausreichend gute Sicherheiten zu stellen vermag, übergangen. Dieses verpfändbare Eigentum wird vom Gläubiger, der das Geldkapital für die Investition in Realkapital als Vorschuss zur Verfügung stellt, auf dieselbe Weise bewertet wie vom Investor selbst, also über den Zins und den davon beeinflussten Profiterwartungen. Das gleiche gilt für den Investor in seiner Rolle als Schuldner des geliehenen Geldkapitals. Bewertungsveränderungen des verpfändbaren Eigentums beeinflussen die Bereitschaft des Gläubigers zur Kreditvergabe und der Fähigkeit des Schuldners zur Kreditaufnahme. Diese Umwertungen werden durch die ständige Furcht vor Verlusten der immer in fixen nominalen Beträgen gehaltenen Forderungen der Gläubiger erzwungen.

      Im Aggregat sind dann die Bewertungsveränderungen verantwortlich für Aufschwung, Abschwung, Krise und damit verbunden Arbeitslosigkeit. Alle diese Momente sind im Kern der Tatsache geschuldet, dass in einer Eigentumswirtschaft die Akteure - ob in ihrer Gläubiger- oder Schuldnerrolle - der Notwendigkeit nachkommen müssen, ihr im Wert schwankendes Eigentum zu verteidigen. Wertschwankungen entscheiden über den Konjunkturverlauf, insbesondere über Akkumulation und Krise und damit auch über die Höhe der Beschäftigung.

      In der Eigentumswirtschaft kann die monetäre Autorität, die Zentralbank, diese Schwankungen nur begrenzt über den Zins beeinflussen. Die Eigentumsprämie kann sie nicht senken, da sie in der Krise das schmerzhafte Fehlen guter Sicherheiten nicht beheben kann. Die staatliche Autorität, die politische Führung, kann dem Fehlen guter Sicherheiten bei den Bürgern dadurch begegnen, dass der Staat sich für seine Bürger verschuldet. Diese Politik wird jedoch auf Dauer stumpf. Am Ende bleibt für die Bekämpfung der Krise in einer Eigentumsgesellschaft kein anderer Weg als bei der Etablierung dieses Systems. Der Staat muss wie ein Romulus handeln, also durch die radikale Verteilung von Eigentum die Verschuldungsfähigkeit wiederherstellen.

      Zusammenfassung: Herrschaftsverfassung, Marktverfassung, Geldverfassung und Eigentumsverfassung

      Die zwanzig Kernsätze zur Ökonomie der Eigentumsverfassung zeigen, dass die von uns kritisierten Theorieschulen - Klassik, Neoklassik und Monetärkeynesianismus - alle auf dieselbe Gesellschaft schauen, die konstitutive ökonomische Rolle des Eigentums jedoch nicht sehen. Sie müssen deshalb gegenüber der nur in einer Eigentumsgesellschaft möglichen Belastung und Verpfändung, die allein Zins und Geld möglich machen, blind bleiben.

      Die Klassik konzentriert sich auf eine Betrachtung des Privateigentums, das ihr als eine Herrschaft über physische Ressourcen erscheint, die eine Ausbeutung derer ermöglichten, denen der Ressourcenzugang versperrt sei. Die Neoklassik hingegen glaubt, dass Eigentum mit property rights gleichzusetzen sei, durch die den Individuen als Besitzern vorgegebener Güter- oder Ressourcenbestände dezentrale Optimierungsentscheidungen über ihre physische Nutzung gelängen.

      Der Monetärkeynesianismus wiederum ist überzeugt, dass jeder über Güter und Ressourcen verfügen könne, wenn er nur über Geld verfüge. Er ersetzt daher die Erklärung des Geldes von Klassik und Neoklassik aus dem Tausch der bereits im Besitz der Akteure liegenden Güter durch eine monetäre Theorie des Zugangs zur Güterwelt. Dabei muss aber vorab Geld existieren, damit die Akteure überhaupt an Güter gelangen können. Auch in dieser häretischen Sicht bleiben Belast- und Verpfändbarkeit des Eigentums als Schlüsselmechanismus des Wirtschaftens gänzlich unausgelotet. Bevor eine Institution Geld überhaupt emittieren kann, muss sie nämlich über belastbares Eigentum verfügen, damit Geld als Anrecht auf Eigentum in die Welt kommen kann. Und bevor jemand dieses Geld gegen Zins in einem Kreditkontrakt erwerben kann, muss er ebenfalls über Eigentum verfügen, aus dem er gute Sicherheiten verpfänden kann.

      Belasten und Verpfänden von Eigentum sind die Elemente, die dafür sorgen, dass zinsbedienend und in Geld gewirtschaftet wird. Ohne diese Potenzen des Eigentums gibt es nur die blosse Organisation oder Beherrschung der Produktion von Gütern, aber keine Bewirtschaftung von Ressourcen, kurz: keine Wirtschaft.


      ******************************************************

      Im letzten Absatz übertreiben die Herren, wie gesehen gab es Geld schon vor dem Eigentum. Belastbares Eigentum ist nur wie Sauerstoff für eine Flamme. Erst dieses bringt die Wirtschaft zum glühen, in dem ein harter Umverteilungskampf beginnt, um das fehlende Stück "Mehrwert" Zins, welches noch keiner jemals gesehen geschweige denn erklären konnte...
      Avatar
      schrieb am 22.05.03 23:47:58
      Beitrag Nr. 20 ()
      danke auch sittin,

      es mag sich ändern,
      der Segen und der Fluch,
      haben das ziellose Ziel,
      uns aufmerksam uns klarer zu machen.

      Die Klarheit ist,
      diesen Zustand anzunehmen
      wie er gerade ist.
      In diesem Annehmen,
      wird es sich von alleine ändern.
      Da der Fluch nur in der Dunkelheit
      existieren kann.

      Das Annehmen der Situation gibt uns die notwendigen Flügel,
      um aus einer Vogelperspektive den Segen und Fluch wahrzunehmen.
      Den Fluch loszulassen ist keine Aktion,
      braucht keine Anstrengung.
      Die Klarheit ist hochgradig ansteckend.
      Das bedeutet nicht,
      nicht gegen den Fluch zu schreiben.
      Es ist im Gegenteil ein Teil dieses
      Verstehen.
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 00:07:10
      Beitrag Nr. 21 ()
      # 20

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 02:25:11
      Beitrag Nr. 22 ()
      "Die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion




      Wie sieht eine Produktionsfunktion aus, die beschreibt, wie bestehende Volkswirtschaften Kapital und Arbeit in Bruttoinlandsprodukt transformieren? Die Beantwortung dieser Frage entsprang einer Zusammenarbeit zwischen einem amerikanischen Senator und einem Mathematiker.

      Paul Douglas war von 1949 bis 1966 Senator für den Staat Illinois. Im Jahr 1927, als er noch eine Professur für Wirtschaftswissenschaften innehatte, machte er eine überraschende Beobachtung: Er stellte fest, daß die Einkommensverteilung zwischen Kapital und Arbeit über einen langen Zeitraum betrachtet weitgehend konstant war. Anders ausgedrückt bedeutet dies, daß Arbeitnehmer und Kapitaleigner gleichermaßen am Produktionszuwachs der Wirtschaft beteiligt waren, also beide Gruppen am Wirtschaftswachstum partizipierten. Douglas fragte sich, wodurch die beobachtete Konstanz der Faktoranteile hervorgerufen wurde.

      Douglas wandte sich an Charles Cobb, einen Mathematiker, und wollte von ihm wissen, welche Produktionsfunktion, falls es überhaupt eine gäbe, zu konstanten Faktoranteilen führen würde, wenn die Faktoren immer mit ihrem Grenzprodukt entlohnt werden. Diese Produktionsfunktion müßte die Eigenschaft haben, daß gilt:

      Hierin bezeichnet (x eine Konstante zwischen null und eins, die den Anteil des Kapitals am Einkommen mißt. Die Größe von (x bestimmt also, welcher Teil des Einkommens auf das Kapital und welcher auf die Arbeit entfällt. Cobb zeigte, daß die Funktion

      die geforderten Eigenschaften aufweist. Dabei ist A ein Parameter, der größer ist als null und die Produktivität der verfügbaren Technologie beschreibt. Diese Funktion wurde als Cobb-Douglas-Produktionsfunktion bekannt."



      das arbeitseinkommen betrug konstant 70% z.B. vom gesamteinkommen seit WK II in USA :eek: quelle: U.S. Department of Commerce



      sittin, was sagst du dazu?
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 02:34:23
      Beitrag Nr. 23 ()
      Hochinteressamter Artikel in #2.

      Hier könnte sich ein schlüssiges Bild ergeben. Während der Aera König Salomons gab es wohl eine auffällige wirtschaftliche Entwicklung mit regem Handel,
      Die Bibel belegt den Reichtum dieser Zeit, aber klaffte hier schon die Schere zwischen arm und reich? Gab es eine Wirtschaftskrise, vielleicht der
      ganzen Region mit Verarmung und Versklavung der Bauern ?

      Mir ist schon ofter aufgefallen, daß Salomon nicht sehr in der Gunst der nachfolgenden Propheten stand. Die Angriffe schienen aber weniger auf seinen
      glanzvollen Reichtum, als eher auf seine Abtrünnigkeit vom Gotte Israels. zumindestens ungehorsam aufgrund seiner "Hurerei mit anderen Göttern" zu zielen.
      Mir scheint, hier haben innere Machtkämpfe stattgefunden. Die "Hurerei" bezog sich eher weniger auf seine Privatbeziehungen, als auf die
      Versuchung, mit anderen Systemen (Göttern) anzubandeln. Die Widersprüchlichkeit, mal von der "Hurerei" , mal von der "sprichwörtlichen Weisheit"
      zu lesen, belegt die Auseinandersetzungen.

      Ein "Gotteswechsel" ist unweigerlich mit dem System verbunden. Bezeichnend, daß Gott und der Mammon als Gegenspieler, und damit auf einer Ebene, nämlich
      der der Wahlmöglichkeit, erwähnt werden. Und es müssen schon sehr schlechte Erfahrungen mit dem Mammon gemacht worden sein, sonst wäre er ja in das
      System integriert worden, hätte Gott eben außerdem über den Mammon geherrscht.
      Ebenso im götterassimilierenden Rom. Normalerweise hätten die Römer noch einen weiteren Gott verkraftet, nur diesen nicht, und verfolgten die Christen.
      Aber die neuen Gedanken waren von einer so starken Durchschlagskraft, daß die wohlhabenen Kreise um ihren machterhalt fürchteten.
      Haben vielleicht die ersten Christen das Zinssystem angegriffen, konnten sie dadurch vielleicht so stark Einfluß auf römische Bürger und Sklaven
      nehmen?

      Und könnte es nicht sein, daß, als Rom letzlich vor diesem Gott doch kapitulieren mußte, diesen nur noch in seiner entschärften Hülle zuließ,
      mittles des "weisen" Beistandes von Konzilteilnehmern, die originaltexte nach Gutdünken umbastelten?

      Spin Doctoren der römschen Geschichte ?


      Sittin

      Ich danke Dir für Deine unermüdlich Arbeit. :)

      Falls Du noch weitere Links in diesem Zusammenhang bzw. historischen Ausschnitt, laß es mich wissen!
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 08:10:48
      Beitrag Nr. 24 ()
      Der Habicht: :)

      ich lese gerade "Das Matriarchat im Alten Israel",
      auch überaus interessant, was die Autorin da zusammengetragen hat.

      Einen Artikel habe ich noch, der hier IMO noch nichtv steht.
      ( komme langsam selber ins schleudern! ;) )

      *********************************************************

      Der Christ und das Geld

      von Fritz Schwarz



      Was ist ein Christ? Ein Christ ist ein Mensch, der die Gebote Christi erfüllt: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken". Dies ist das grösste und vornehmste Gebot. Das andere ist ihm gleich: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

      Zur Geldfrage kennen wir als Christen zunächst das Gebot: "leihet, ohne etwas dafür zu erwarten". Dazu kommen in den Büchern Moses an drei Stellen scharfe Zinsverbote, die in dieser oder jener Form in den Psalmen, den Propheten und im zweiten Brief an die Thessalonicher wiederholt werden.

      Wenn wir nach dem Bericht der Apostelgeschichte (17, 11) leben würden: "Sie durchforschten täglich die Schriften", so würden wir diese Vorschriften kennen. Doch ist es uns nicht leicht gemacht worden, indem sich mit dem Wort Wucher ein sogenannter Bedeutungswandel vollzog.
      Martin Rade schrieb in diesem Zusammenhang: "Der schlichte Bibelleser, der heute ohne Gewissensbisse seine Coupons abschneidet oder seine Hypothekenzinsen entgegennimmt, gleitet über die Bibelsprüche hinweg, in denen Luther die klare Bestätigung seines Zorns gegen alles Zinsnehmen fand. Was ihn vor Beunruhigung schützt, ist der veränderte Sprachgebrauch. Wo das einfache Zinsnehmen gemeint ist, steht in der Bibel von Wucher und wuchern zu lesen, - und so etwas tut doch kein Bibelleser.
      Vier oder fünf Prozent, das ist doch kein Wucher. Aber wir müssen eben wegen des veränderten Sprachgebrauchs anders übersetzen.
      In der Tat sind die Leiter der christlichen Kirche bis zur Reformation und die Reformatoren selbst immer Gegner des Zinsbezuges gewesen. Es ist uns völlig, unbewusst geworden, wie fest die Haltung der damals noch ungetrennten Kirche und später auch der beiden grossen Konfessionen in der Zinsfrage gewesen ist. Nur einige Andeutungen: mit einer Schärfe sondergleichen haben alle Kirchenväter den Zins verdammt. Der Vergleich des Zinsnehmers mit einem Kuppler stammt von Augustinus, ein zweiter Vergleich mit dem Wegelagerer von Gregor, Bischof von Nyssa, und Thomas von Aquino bezeichnete ausdrücklich "alles, was zur Leihsumme hinzukommt, als Sünde."

      Unter den berühmten "Laien" seien von den Griechen Aristoteles, der das Geld als Tauschmittel und nicht als Mittel zur Erpressung von Zins betrachtet wissen wollte, erwähnt, und Dante, der in seiner Göttlichen Komödie die Zinsnehmer in die Hölle zu den Leuten aus Sodom und Gomorrha verbannte.

      Das Konzil von Nicäa (325) und das zweite Lateran-Konzil (1139) verboten das Zinsnehmen und bestraften es mit dem Ausschluss aus der Kirche. Papst Alexander III. (1179) und Papst Clemens V. (1311) erklärten jede Gesetzgebung, die den Zins erlaube, für null und nichtig.

      Bedeutsam waren wieder von kirchlicher Seite die Geldverrufungen, die der Erzbischof Wichmann von Magdeburg um 1140 einführte. Ganz allein gegen den Zins gerichtet war eine Verordnung des Papstes Bonifatius aus dem Jahre 1301. Er verfügte: "excommunicamus ... omnes illos, qui jacentem seu dormientem pecuniam penes se habent". Deutsch: "wir schliessen aus der Kirche alle jene aus, die das Geld untätig oder schlafend bei sich liegen haben". Hier zeigt sich wieder eine Einsicht, die Moses schon 1250 a. Chr. n. hatte, später auch Mohammed, und die erst heute ausgewertet worden ist.

      Wie schon erwähnt, waren auch die Reformatoren ohne Ausnahme scharfe Zinsgegner. Man redet zwar Calvin nach, dass er den Zins nicht verboten habe. Aber er hat zu seiner Beseitigung mehr getan als die beiden anderen Reformatoren, indem er den Weg einschlug, der zu seiner Überwindung führte; jenen Weg, den dann John Wesley, einer der grössten Wirtschafts- und Sozialreformer der Neuzeit weiter verfolgte. Luther nannte - mit Recht - den Zins "das grösste Unglück der deutschen Nation, ein Anzeichen, dass die Welt mit schweren Sünden dem Teufel verkauft ist".
      Mit zinstragenden Stiftungen versuche "der Teufel, die Kirche und die Geistlichkeit zu gewinnen, und es wäre besser aus zehn Stiftungen eine göttliche gemacht, als viel behalten gegen Gottes Gebot."

      Zwingli erklärte: "Alle Zinsen sind ungöttlich". Und: "wer jetzt gelernt hat, dass Zins beziehen wider Gott ist, und es noch mehr macht, darf sich nicht für einen Christen ausgeben. Denn das göttliche Wort hören und ihm nicht gehorchen ist nichts anderes, als Gott verachten .... Was ist für ein Unterschied zwischen einem Türken, der von Gottes Gesetz nichts weiss und tut aber dawider und zwischen einem Christen, der`s weiss und tut dawider? Der, dass der Christ des gewiss, des Teufels wird. Sodom und Gomorrha und alle Unwissenden werden milder beurteilt werden am letzten Tage als die, die das Licht so hell vor sich sehen und wie die Kinder versuchen, blind zu wandeln ... , ihr sollt borgen und nichts dafür hoffen, das ist meine Meinung, die ich in dem unsauberen Geschäft des Zinsnehmens lehre."

      Zwinglis Worte decken sich zum Teil fast wörtlich mit denen von Luther, der den Vergleich mit den Leuten von Sodom und Gomorrha ebenfalls brauchte, nach dem er daran erinnert hatte, wie er schon "vor fünfzehn Jahren wider den Wucher geschrieben", der sich seither immer weiter entwickelt habe und "sich lässt rühmen für eitel Tugend und Ehre, als tue er den Leuten grosse Liebe und christlichen Dienst". Aber nun bitte er nochmals "um Gottes Willen alle Prediger und Pfarrherren wollten nicht schweigen noch ablassen, wider den Zins (Wucher) zu predigen, das Volk zu vermahnen und zu warnen. Können wir dem Wucher nicht wehren, dass wir doch etliche möchten durch unser Vermahnen aus solch Sodom und Gomorrha reissen".
      Das sind starke Worte, die Martin Luther hier gegen die "Stuhlräuber", wie er die Zinsnehmer nennt, brauchte.
      Im Jahre 1524 erschien seine grundlegende Schrift "Von Kaufshandlung und Wucher", die eine der glänzendsten Arbeiten über Christentum und Wirtschaft ist und 1540 durch den Aufruf "An die Pfarrherrn, wider den Wucher zu predigen" ergänzt und erweitert wurde. Aber er unterlag in seinem Kampfe.

      Mit ihm unterlagen auch jene Jesuiten, die sonst Gegner von Martin Luther und Ulrich Zwingli, in dieser Frage mit den Reformatoren einig waren. Sowohl der bekannte Georg Scherrer als auch die theologische Fakultät von Paris lehnten den Zins scharf ab. "Nein, nein, es stehet da weder 6 noch 5 %, weder 4 noch 3: nichts, nichts soll man hoffen", hiess es in Georg Scherrers drei Predigten "Vom Geiz, Wucher und Reich Gottes" 1605. Die Theologen von Paris antworteten 1658 auf eine Frage von Colbert: "Der Leihzins verstösst sowohl gegen das Naturrecht als auch gegen das göttliche Recht, was auch der König nicht abändern kann, unter welchem Vorwand es auch immer wäre". Im Jahre 1745 trat unter dem Papst Benedikt XIV, einem Gegner der Jesuiten, ein Konzil zusammen, das als Ergebnis seiner eingehenden Beratungen einstimmig niederlegte: "Die Rechtsnatur des Darlehens fordert notwendig die Gleichheit von Gabe und Rückgabe ... Nie soll an einer Synode, in einer Predigt oder einer Christenlehre etwas an obigen Thesen Abweichendes vorgetragen werden".

      Von dieser Stellungnahme bis zu einer neuen Bestätigung verstrichen fast einhundertfünfzig Jahre, in denen sich die katholische Kirche in einer Art und Weise zurückzog, die unchristlich genannt werden könnte, bis Karl von Vogelsang (1818-1890) im Jahre 1884 die Schrift "Zins und Wucher" herausgab, die den Kernsatz enthielt, der zur Gründung der christlich-sozialen Bewegung führte: "Der Zins hat die ganze Volkswirtschaft vergiftet, die soziale Moral so zerstört, dass nur noch bei einzelnen eine Erinnerung an sie geblieben ist. An dieser Sünde muss unsere Gesellschaft zugrunde gehen. Der Zins ist der Angelpunkt der ganzen sozialen Frage."

      Sieben Jahre später erschien 1891 die Enzyklika "Rerum novarum" von Papst Leo XIII. Diese Arbeit bildete den Beginn einer neuen Bewegung gegen den Zins in der katholischen Kirche. Sie enthält zum ersten Male eine Schilderung dessen, wie es ohne Zins sein könnte. Unwillkürlich denkt der Bibelkundige an jene Stelle beim Propheten Ezechiel, wo er den Israeliten entgegentrat, die da meinten, ohne Zins gehe es nicht und es müsse so sein: "Und da sagt ihr, der Weg des Herrn ist nicht richtig!, so höret doch, ihr vom Hause Israel: mein Weg sollte nicht richtig sein? Sind nicht vielmehr eure Wege nicht richtig? Wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Unrecht tut, so muss er sterben wegen des Unrechts, das er tut. Und wenn der Gottlose sich bekehrt von der Gottlosigkeit, die er getan hat, und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er seine Seele am Leben erhalten."

      Ihre Fortsetzung erschien vierzig Jahre - "quadragesimo anno" - nach der ersten "Arbeiter-Enzyklika" von 1891 und brachte jenen Satz, der von neuem aufhorchen liess: "Vor allem fällt aller Augen auf, dass sich in unserer Zeit nicht nur die Reichtümer, sondern eine ungeheure Macht und Diktaturgewalt bei nur wenigen anhäuft, die meistens nicht einmal Eigentümer, sondern bloss Verwahrer oder Verwalter anvertrauten Gutes sind und dieses nach ihrem Wink und Willen leiten. Am schärfsten wird diese Macht ausgeübt von jenen, die als Besitzer und Beherrscher des Geldes auch die Oberherrschaft besitzen über den Zinskredit und in der Geldleihe unumschränkte Gebieter sind. Infolgedessen verwalten sie gewissermassen das Blut, durch das die ganze Wirtschaft lebt, und drehen und wenden gleichsam die Seele der Wirtschaft so mit ihren Händen, dass gegen ihren Willen niemand schnaufen kann."

      Mehrere Übereinstimmungen mit anderen Voraussagen fallen uns auf. Da heisst es in Gottfried Kellers "Fähnlein der sieben Aufrechten" (1878): "Es wird eine Zeit kommen, wo sich in unserem Lande grosse Massen Geldes zusammenhängen, ohne auf tüchtige Weise erarbeitet oder erspart worden zu sein; dann wird es gelten, dem Teufel die Zähne zu zeigen, dann wird es sich zeigen, ob der Faden und die Farbe gut sind an unserem Fahnentuch!"
      Ein anderer Zürcher - Dr. Albert Meyer, Bundesrat und Vorsteher des eidgenössischen Finanzdepartements - sagte 1937 vor dem schweizerischen Bankiertag in Montreux: "Der unbeschränkte Einfluss derer, die den Geldmarkt beherrschen, ist unbestreitbar einer der grossen Machtfaktoren der Gegenwart."
      In Deutschland bemühte sich fast fünfzig Jahre früher Friedrich Naumann um sein "Soziales Programm der evangelischen Kirche, und kam zum Ergebnis:
      "Wir zweifeln nicht daran, dass eine Zeit kommen wird, in der sich eine christliche Bewegung gegen den Zins erhebt." So der national-liberale Reichstagsabgeordnete und Verfasser der ersten Schrift über ein "geeintes Mitteleuropa".
      An der Berner Universität schrieb, ebenfalls zu Beginn der Neunzigerjahre, in seinem noch heute immer neu aufgelegten Buch "Glück" der Staatsrechtslehrer Carl Hilty:
      "Wie die Sachen heute in der Welt stehen, erscheint die Erwartung gerechtfertigt, dass eine soziale Revolution auch wieder die dermaligen Arbeitenden zur herrschenden Klasse machen werde, gerade so wie diejenige, zu Anfang des 19. Jahrhunderts den tätigen Bürger über den müssigen Adeligen und Geistlichen emporgehoben hat. Wo immer dieser Bürger seither ein Müssiggänger geworden ist, der, wie seine Vorgänger bloss noch von seinen Renten, also von der Arbeit anderer, leben will, wird er ebenfalls verschwinden müssen. Die Zukunft gehört und die Herrschaft gebührt zu allen Zeiten der Arbeit."

      Auch Industrielle fingen an, sich um die Zinsfrage zu kümmern. Ernst Abbe, der Begründer der Zeisswerke in Jena, verbannte den Zins aus seinem Unternehmen und schrieb am Schluss längerer Überlegungen: "Die Ausschaltung des Zinswesens aus dem Wirtschaftssystem der Völker ist die Voraussetzung für eine haltbare, nicht auf völlige Desorganisation hinsteuernde Wirtschaftstätigkeit." Das war in den Achtzigerjahren. Vierzig Jahre später trat der erste grosse Autofabrikant, Henry Ford, mit den gleichen Ideen auf. "ohne Zins ginge es besser".

      In der Heiligen Schrift wird das Geld in ganz ruhiger und sachlicher Weise erwähnt, wo Warenaustausch Geld - Ware - Geld, also Warenhandel stattfindet; wie zum Beispiel gerade dort, wo vom Geld in der Bibel erstmals gesprochen wird: in der Erzählung vom Landerwerb Abrahams. Er will seiner Gattin Sara eine Grabstätte beschaffen und kauft sie vom Hetither Ephron. Wie ein Idyll mutet uns dieser Kauf an; Abraham muss dem Grundbesitzer das Geld für die Höhle Machpela geradezu aufdrängen: "400 Lot Silber nach dem im Handel üblichen Gewicht." Und so ging es immer, sobald Handel getrieben wurde. Kitzlig wurde der Handel bloss, wenn ein "Übersatz" verlangt wurde. Dieses Wort kennen wir nur noch im Beiwort "übersetzt". Wo eine Mangelware verkauft werden sollte, da wurde Übersatz verlangt - auch hier galt ein übersetzter Preis als Wucher. Gelegentlich heisst es "mit der Speise wuchern". Das scheint also schon damals vorgekommen zu sein, und wurde auch schon damals nicht gerne gesehen. Aber neben dem Zins oder, wie Luther noch übersetzte, "Wucher", spielte der Übersatz damals noch keine grosse Rolle: "Die Erde ist des Herrn " galt damals noch: die Erde war noch nicht Privatbesitz, noch kein -Monopol-, sondern sie war "des Herrn" und die Menschen waren "Gäste und Fremdlinge auf Erden ". Sie besassen den Boden nicht zu eigen, sondern als Lehen des Herrn.

      Aber sobald Moses merkte, dass einer für sein Geld Zins verlangte, und gar noch etwa bei einem "Volksgenossen", da fuhr er mit seinen Zinsverboten dazwischen, und mit ihm die Psalmsänger und Propheten, und noch deutlicher, in Lukas 6, 35, Jesus selber, der hier ebenso wenig einen Unterschied machte wie später, als er seine ersten Jünger aussandte ".


      Durch die ganze Bibel wie auch durch die Geschichte zieht sich neben der Anerkennung des Geldes als Tauschmittel auch etwas anderes hin:
      die ewige Warnung vor dem Götzen Mammon. Moses machte sie beim Auszug aus Ägypten besonders deutlich. Er hiess die Israeliten Gold und Silber mitnehmen, aber als sie das Goldene Kalb machten, da ergriff ihn ein Zorn, dass er mit den Leviten durch das Lager raste und 3000 aus seinem Volke erschlug.
      Auch von dem sanftmütigen Christus wird berichtet, wie er vom Zorn ergriffen wurde, als er sah, wie aus dem Tempel eine "Mördergrube" gemacht worden war: sie diente als Börse, würden wir heute sagen.



      Ganz andere Handelsbräuche als bei Abraham herrschen also bei uns heute, aber Will Durant fand diese Zustände auch in Sumer: "Da die Stabilität einer Gesellschaft teilweise im umgekehrten Verhältnis zum Zinssatz steht, dürfen wir auch annehmen, dass das sumerische Geschäftsleben wie das unsrige sich in einer Atmosphäre wirtschaftlicher und politischer Besorgnisse abwickelte."

      Bei den Indern dagegen war es anders: Karl von Vogelsang berichtet über den Zins in Indien eingehend in der Kommission des deutschen Katholikentages ". Der Zins wurde in Indien nur der untersten Kaste gestattet; es war dem christlichen Abendland vorbehalten, den Zins - und übrigens auch den Privatgrundbesitz - in Asien zu verbreiten, als mit den vermehrten Edelmetallfunden die wirtschaftliche Ausdehnung folgte, die wir heute als das Kolonialzeitalter bezeichnen. Darüber berichtet das erschütternde Werk des pakistanischen Staatsmannes K. M. Panikkar. Das Studium dieses wertvollen und aufschlussreichen Buches zeigt erneut die Fehler einer gott-, und man möchte fast sagen religionslosen Kolonialpolitik, wo mindestens einige Missionare weit mehr Geschäftsleute im schlimmen Sinne dieses Wortes gewesen sind. Und immer wieder fällt uns dabei Ezechiel ein: "Mein Weg sollte nicht richtig sein? Sind nicht vielleicht eure Wege nicht richtig?"

      An der Grenze zwischen Abendland und Morgenland entstand das erste entschiedene, unzweideutige Zinsverbot.
      Es steht da ohne jede Begründung, wie eine Selbstverständlichkeit. So finden wir immer wieder bei Kindern die Meinung, wer Geld in die Sparkasse bringe, müsse Zins zahlen - weil man ihm doch das Geld aufbewahre und auf Verlangen wieder zurückgebe. Ein orthodoxer alter Jude sagte mir einmal, wenn einer es nicht auf den ersten Anhieb zugestehe, dass der Zins ein grosses Unrecht sei, mit dem solle man darüber nicht weiterreden. Und Dr. Th. Christen, der feingebildete Arzt, schrieb ähnlich wie Ingenieur Abbe: "Wer das Gefühl für das in der Zinswirtschaft liegende Unrecht verloren hat, wer sich ein Anrecht auf fremden Arbeitsertrag aufreden liess, wer also nicht einmal die Grundbegriffe einer alltäglichen Gerechtigkeit erfasst hat, der soll von den höheren Forderungen des Christentums schweigen."

      Das Zinsverbot muss auch für Moses eine Selbstverständlichkeit gewesen sein. Es findet sich bei ihm keine Begründung, keine Erklärung. Es steht da wie eine Klippe im Meer, mit der man einfach rechnen muss. "Es ist nicht recht" - mit einem bestimmten, nachdrücklichen Ton ausgesprochen.

      Aber es sind nicht Gründe der Moral allein, sondern auch Gründe der Vernunft, die das strikte Zinsverbot fordern. Sicher hat Moses sie mindestens gefühlt. Er sah voraus, was geschieht, wenn man mit dem Tauschmittel auch wuchern, es zum Bezug von Zins zurückhalten kann.

      Mohammed griff dreihundert Jahre später die gleiche Begründung auf: "Allah hat den Handel erlaubt und das Zinsnehmen untersagt "." Die Juden aber, das war der Ärger Mohammeds über Israel und ein Grund zu seiner scharfen Ablehnung der Juden, nehmen Zins, weshalb er sie "hartnäckige Ungläubige und Erzsünder" nannte, aber Moses und Christus, anerkannte.

      Christus hat durch das Gebot der Nächstenliebe den Zins aus der menschlichen Gesellschaft verbannt. " Leihet, ohne etwas dafür zu erwarten." So sagt auch W. Köhler: "An der Norm der Bergpredigt gemessen, ist Zins und Zehnten nicht zu halten " Aber Christus hat nicht die fleissige Arbeit aus der Welt verbannt. Das 31. Kapitel der Sprüche Salomos besteht noch, mit seinem Lob der fleissigen und sorgenden Hausmutter - eine der schönsten Stellen des Alten Testaments! Und es bestehen die Sätze l. Moses 3, 17 bis 19 weiter .- dass man "im Schweisse seines Angesichts sein Brot essen solle", Apg. 20, 35 und besonders der 1. Korintherbrief und schliesslich der zweite Brief an die Thessalonicher, wo Paulus im 3. Kapitel von dem Missbrauch der Gutmütigkeit durch Faulenzer spricht und kurz und bündig schliesst. "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen!" Dabei liegt sicher der Nachdruck- auf "will... Denn wer nicht arbeiten kann, dem Kinde, dem Kranken, dem körperlich oder geistig Behinderten, dem muss man helfen.

      Hier wie in allen anderen Stellen, die scheinbar dieser strengen Arbeitspflicht widersprechen, muss man die Bibel als Ganzes nehmen, muss vergleichen und auf die Zusammenhänge achten. So gewinnt man oft unerwartet ganz tiefe Einblicke und lernt dabei, auch bei dem Wort, wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, und seinem Vergleich mit Matth. 6,26 und Luk. 12, 22-24, wo es heisst, man solle sich keine Sorge machen. Wer ist hier dieser -man-? An beiden Stellen, wo es diesem -man- empfohlen wird, nicht zu sorgen, die Vögel unter dem Himmel anzusehen und die Lilien auf dem Felde als Vorbild zu betrachten - an beiden Stellen kommen unmittelbar vorher die Warnungen vor dem allzu grossen Reichtum, dem "Mammon". "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon-, heisst es bei Matthäus, und "so geht es dem, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist vor Gott" bei Lukas.

      In beiden Fällen aber folgt darauf: "Deshalb sage ich euch", und es ist dieses "deshalb", das uns jenen "man" angibt, dem dieser Zuruf gilt: dem Besitzer von "Mammon-, den Leuten, "die ihre Scheunen abbrechen und grössere bauen" (Lukas 12, 18) und "die ein Haus an das andere ziehen ... und allein Besitzer sind mitten im Lande".

      Hier merken wir plötzlich, was in der Bibel unter "Mammon" verstanden wird. Es werden uns auch jene Stellen verständlich, auf die wir schon aufmerksam geworden sind: der Zorn des Gesetzgebers Moses über das Goldene Kalb, und dann auch der Zorn Christi im Tempel angesichts des Wechsel- und des Bankgeschäftes im Tempel. In beiden Fällen geht es nicht um Arbeit, es geht nicht um Tausch von Arbeitsprodukten, nicht um Warenhandel also, sondern es geht um den Handel mit Geld und mit Geldanlagen, vielleicht auch um Darlehen im Tempel.


      Wir merken: Mammon ist festgelegtes oder gehortetes Geld, die Engländer nennen es "idle money", träges Geld. Das Gegenteil ist das "aktive Geld", von dem in den Thesen der Vollmachtenkommission gesprochen wird, wo "aktives Geld" das fleissig umlaufende, das diensttuende Geld bedeutet. Es ist das Gegenteil des gehamsterten Geldes, des eingesperrten Geldes, von dem es heisst, es sperre Arbeiter aus.
      - Geld und Mammon - sie sind jedoch in ein und demselben wirtschaftlich wichtigen Werkzeug vereinigt! Es ist, wie es von der Zunge heisst: "Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen sind" (Jak. 3,9). Das Geld ist eines der ersten und der besten Verkehrsmittel, das Geld kann aber, wenn es gehamstert wird, die Wirtschaft lahmlegen.

      Als 1907 die sogenannte Morgankrise ausgebrochen war, sagte mir ein alter Bauer im Emmental: "Das ist wieder einmal so: da wissen einer oder zwei grosse Herren das Geld an sich zu reissen, und sie halten es fest. Dann ist kein Geld und kein Kredit mehr da, und wo das Geld fehlt, ist nirgends mehr Kauf und Lauf. Das nennt man dann Krise." - Damals glaubte ich diese Erklärung noch nicht - aber 1920 verfasste ich selbst die Geschichte jener Morgan-Krise, wie sie nach ihrem Verursacher genannt wird: "Morgan, der ungekrönte König der Welt". - Morgan und Rockefeller hatten 1907/8 zwei Drittel des Geldes in den USA unter ihre Kontrolle gebracht!


      Gerade an diesem Beispiel sieht man, wie aus dem guten Tauschmittel ein Schatzmittel, aus dem Gelde Mammon wird. Das ist die Folge der Verbindung des Tauschmittels mit einem Schatzmittel. Daraus erkennen wir, wie gefährlich sie ist.


      Sie verlockt den Menschen zum Bösen. Und wir verstehen nun plötzlich die Bitte im Vaterunser: "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!" Wir verstehen auch, warum Papst Bonifatius VIII. alle jene mit dem Ausschluss aus der Kirche bedrohte, die Geld zuhause aufbewahren. Wir denken an Timotheus` ersten Brief: "Denn eine Wurzel aller bösen Dinge ist die Geldgier, und etliche, die sich ihr ergaben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt" (Tim. 5, 10).

      Nun ist aber das Geld und ist auch die Währung eine Angelegenheit der Gemeinde, und eine christliche Gemeinde muss ein christliches Geldwesen haben, wenn sie nicht ihre Mitglieder durch ein unchristliches Geld in stete Versuchung führen will. Dass das Geld die Menschen verändern kann, dass es ein "institutioneller Faktor " ist, hat der Historiker Theodor Mommsen in seiner grossen Untersuchung "Die Geschichte des römischen Münzwesens" schon 1860 festgestellt, als er schrieb: "Immer aber wird es zu den wichtigsten und das innerliche Volksleben am tiefsten ergreifenden Tatsachen gehören, wenn eine Nation den allgemeinen Wertmesser wechselt", also an ihrem Gelde etwas grundlegend ändert.

      Ein Beispiel: "Nicht der Krieg, sondern die Inflation machte die Deutschen zu einem Volk von Dieben", schrieb der Deutsche Dr. Gustav Büscher in einer Abrechnung mit der grossen Inflation der deutschen Währung 1920/23. Es sind furchtbare Tatsachen, die wir da über die Zusammenhänge zwischen dem heutigen Geld und seiner Macht über den Menschen erfahren. Wir merken daraus, wie klar die Bibel in diesen Dingen sieht, wenn sie uns zuruft: "Hütet euch vor aller Habsucht" (Luk. 12,15), und wenn sie die "Geldgier" als "eine Wurzel aller bösen Dinge" bezeichnet (l. Tim. 6, 10).

      Welchen Einfluss das Geld, seine Verwaltung und seine Gestaltung auf den Menschen ausüben, haben, wie schon zu Beginn erwähnt, bereits Männer der vorreformatorischen Kirche erfahren: Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der von 1152 bis 1192 wirkte, einer der rührigsten und einflussreichsten Staatsmänner der damaligen Zeit.
      Wichmann kam auf den Gedanken, das Geld zu verrufen und die alten Münzen mit einem Abzug, den er "Schlagsatz" nannte, gegen das neue umzutauschen. Dieser Schlagsatz war als Entschädigung durch die Geldbesitzer für das "Schlagen" neuer Münzen zu zahlen und wirkte dem Thesaurieren, dem Hamstern des Geldes entgegen. Wurden diese Geldverrufungen in angemessenen Zeitabständen, zum Beispiel etwa alle Jahre einmal oder alle zwei Jahre durchgeführt, so wurde dadurch das Geldhamstern zu einer recht kostspieligen Angelegenheit... Denn der "Schlagsatz" wurde hoch angesetzt: in der Regel auf 25 Prozent!

      Wichmann aber wirkte auch durch eine Veränderung am Gelde selbst. Das Geld konnte nicht mehr Schatzmittel sein, sondern es wurde jetzt nur noch als Umlaufs-, als Tauschmittel gebraucht und nicht mehr als Mammon aufbewahrt. Das Aufsparen und Zurückhalten des Geldes zwecks Erpressung von Zinsen konnte nicht mehr ohne Gefahr ausgeübt werden. Zins zu erpressen brauchte daher nicht mehr verboten zu werden - die Beseitigung des Zinses wurde durch "eine technische Manipulation am Geld als Umlaufsinstrument unmittelbar und zwangsläufig erreicht". Indem damit "eine enorme Ausweitung des Kapitalvolumens herbeigeführt wurde, und zwar in einem Ausmass, welches ein druckendes und dauerndes Überangebot an Kapital zur Folge hatte, musste das deshalb das Verschwinden des Kapitalzinses zur Folge haben".so schrieb 1936 Dr. Walter Schwegler. Mit seinen regelmässigen Verrufungen wurden die Geldbesitzer veranlasst, das Geld im ständigen Umlauf zu erhalten. So wurde gekauft, gearbeitet, gespart, nicht nur in Geldforderungen, sondern auch in besseren Dingen.
      Doch lieh man gerne das Geld weiter, aber auch ohne Zins.

      Eine ganze Reihe von Städten sind damals gegründet worden, und wenn man der Geschichte der mit Neubaus, Neuhof und ähnlichen Namen bezeichneten Höfe nachgeht, so stammen sie aus jener Zeit; aber auch viele Städte, wie Berlin, Bern, Freiburg (in der Schweiz), Riga, Kulm, Thorn, die Besiedelung des Ostens, die Marienburg, Chartres, Burgos, Dinkelsbühl, Rothenburg a. d. Tauber, Nördlingen, Würzburg usw. - Denn auch im Ausland wurden die Münzverrufungen mit Beifall aufgenommen und erzeugten überall die gleiche Wirkung - "Die Zeit etwa vom Jahre 1150 bis zum Jahre 1450 ist eine Zeit ausserordentlichen Aufschwungs, eine Zeit der Blüte der Volkswirtschaft, wie wir sie uns heute kaum mehr vorzustellen vermögen." So schreibt Damaschke", der die Ursachen dieses "Völkerfrühlings" nicht erklärt, sondern einfach die Tatsachen feststellt. Anders R. H. Francé, der in seiner "Chronik von Dinkelsbühl" und in seinem Werke "Der Weg der Kultur" (Berlin 1920) berichtet: "Ich glaube den Beweis erbracht zu haben, dass in diesem Gemeinwesen (Dinkelsbühl), sowie in den 60 anderen deutschen Reichsstädten, in den 100 Städterepubliken des Renaissance-Italiens, in den 250 Städten Grossriechenlands einmal wenigstens ein Optimum der Menschheit erreicht worden war... Ein wunderbarer Volksfrühling trieb damals Blüten, die der heutigen Zeit fast unbegreiflich erscheinen."


      Zwei Einwände wird jeder Denkende hier vorbringen, oder zum mindesten zwei Fragen stellen: wurden durch diese rein äusserlichen Veränderungen des Geldwesens die Menschen besser? Indem man ihnen diese Versuchung wegnahm, das Geld zu horten, sind sie damit weniger mammonistisch geworden? - Sicher! Es ist doch ein grosser Unterschied, ob in einem Jahre 110000 oder ob 364000 Menschen wegen Diebstahls bestraft werden müssen! 254000 sind also nicht Diebe geworden, rund 7000 täglich blieben "ehrliche Leute" - offenbar deswegen, weil keine Inflation herrschte... Lohnt sich das nicht, täglich 7000 Leute vor dem Gefängnis zu bewahren? In einer Untersuchung über "Die Gesetzmässigkeit im Wirtschaftsleben" berichtet Mayr, "dass von 1835 bis 1861 so ziemlich jeder Sechser, um den das Getreide im Preise gestiegen ist, auf je 100000 Einwohner einen Diebstahl hervorgerufen hat". Dann fährt Mayr, - er hat im Jahre 1877 geschrieben, da kannte man die Gefahren der Deflation noch nicht! - weiter: "während andererseits das Fallen der Getreidepreise um je einen Sechser bei der gleichen Zahl von Einwohnern einen Diebstahl verhütet hat". So folgerte Mayr. Doch ist auch die Deflation ein grosses Unrecht, auch sie führt viele Menschen zu schweren und leichteren Verbrechen, sie verursacht selbst Kriege!
      So sagte 1944 Professor Fritz Marbach vor der Schweizerischen Gesellschaft für Volkswirtschaft und Statistik: "Ohne die Komponente Wirtschaftskrise wäre der zweite Weltkrieg nicht auslösbar gewesen. Krisenverhinderung ist daher, auf Grund der Erfahrung, auch Kriegsverhinderung."

      Wenn es in Römer 14, 21 heisst, dass es gut sei, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, wenn man damit einen Bruder zum Bösen verfuhren könne - wie viel mehr müssen wir darauf achten, nicht Verhältnisse zu schaffen, die den Menschen zum Dieb oder zum Mörder machen können! "Und führe uns nicht in Versuchung", so heisst es im Vaterunser und es heisst nicht: "Führe uns doch recht oft in Versuchung, damit wir uns bewähren können! oder: "damit wir sehen, wie schwach wir sind, und dass uns nur die Gelegenheit fehlt, um zu zeigen, wie schlecht wir sind!" - Und wenn es (l. Kor. 10, 13) heisst, "Gott ist getreu, der euch nicht über euer Vermögen wird versucht werden lassen, sondern es so macht, dass ihr`s könnet ertragen", so ist es auch von unserer Seite her gut, andere nicht in Versuchung zu führen.
      Und schliesslich wird gleich an drei Stellen (Matth. 18,6, Mark. 9, 42 und Luk. 17, 2) ein Wehe ausgesprochen über einen Menschen, der einen andern zum Bösen versucht. Es heisst auch, dass es klüger sei, eine Hand abzubauen, die einen zum Bösen versucht, als sich verführen zu lassen.
      So erkennen wir, dass es Christenpflicht ist, die menschlichen Einrichtungen, die "institutionellen Faktoren" so zu gestalten und zu verbessern, dass sie niemand von sich aus zum Bösen verführen.

      Die Bibel verbietet also den Zins, und wir haben die Pflicht, dem Gebot Christi "Führe uns nicht in Versuchung" nachzuleben und unsererseits niemand durch die Wahl des Tauschmittels - Edelmetall, Gold oder Silber - zum Missbrauch des Geldes zu verführen. "Wer nun weiss, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde!" (Jak.4,17) Gottes Wille wird damit missachtet. Warum ist man aber im 15. Jahrhundert von dieser Wirtschaft mit den Geldverrufungen abgekommen und hat die Silber- und später die Goldwährung eingeführt? Es lag auch hier, wie so oft in der Geschichte, am "Allzumenschlichen". Das bekömmliche Mass wurde nicht getroffen, das Optimum, das Bestmögliche, nicht erreicht. Bei den Verrufungen des Geldes erkannte man deren grosse Vorteile gegenüber dem "ewigen Pfennig" nicht. Sodann suchten die Regierenden durch den hoch angesetzten Schlagsatz die Leute auszubeuten. Endlich liessen sie aus dem gleichen Grund die Verrufungen zu rasch aufeinander folgen: so in Polen viermal im Jahr! Das wirkte genau wie eine schwere Inflation: das Geld wurde verdorben. Der Ruf nach einem besseren Geld, dem "ewigen Pfennig", wurde immer lauter.

      Luther lebte in dieser Übergangszeit und klagte, wie die "neue Zeit- eine schlimme Entwicklung zeige: wie die Zinswirtschaft sich entwickle. Wenn das noch hundert Jahre so weitergehe, werden sich die Deutschen gegenseitig auffressen, schrieb er. Hundert Jahre später stand Deutschland am Ende des Dreissigjährigen Krieges! Die Goldwährung hatte ihr erstes Opfer.
      "Nie in der Geschichte ist eine Methode erdacht worden, die den Vorteil eines Landes wirksamer in Gegensatz zum Vorteil seines Nachbarn gebracht hat wie die internationale Goldwährung. - (i. M. Keynes)
      Denn zu verführerisch ist ein Gold- oder Silberschatz für den Menschen, und niemals lassen sich Tauschmittel und Schatzmittel in ein und demselben Edelmetall vereinigen. "Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen."



      Ein Blick in die Welt des Islams wird das bisher Gesagte über die Stellung des Christen zum Zins noch verdeutlichen.

      Als sich am 20. August 1958 in der Generalversammlung der UNO die arabischen Staaten plötzlich alle einigten, war damit eine Entwicklung zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, die schon 1936/37 durch eine Schriftenreihe vorausgesagt worden ist. Die Titel lauteten alle recht ähnlich - um nur zwei zu erwähnen: "Allah ist gross! Niedergang und Aufstieg der islamitischen Welt", verfasst von Wolfgang Weisl, der sich Essad Bey nannte, oder auch "All-Islam - Weltmacht von morgen?" von Paul Schmitz. Noch ist aber diese Entwicklung nicht für immer abgeschlossen. Von Pakistan bis Kairo und Marokko sind die Unterschiede noch gewaltig.

      Seltsam ist heute der Gegensatz zwischen den Völkern - trotz der Übereinstimmung zwischen Moses und Mohammed in der Zinsfrage. Beide verboten den Zins: aber Juden wie Christen befolgten das Verbot nicht, während der orthodoxe Mohammedaner noch heute keinen Zins nimmt. Schon im Koran findet sich dieser Gegensatz. Von 623 bis 653, während dieses Buch zusammengestellt und bereinigt wurde, haben sich Auseinandersetzungen abgespielt. Da heisst es in der 4. Sure, Vers 161: "Deshalb, wegen der Sünde der Juden, haben wir ihnen reine Dinge untersagt, die ihnen vordem erlaubt waren, wie auch, weil sie viele abtrünnig machten von Allahs Weg.- Vers 162: "Und weil sie Zins nahmen, obgleich es ihnen verboten war, und weil sie das Gut der Leute widerrechtlich aufzehrten. Wir haben den Ungläubigen unter ihnen schmerzliche Strafe bereitet." Hier wird vermutlich angespielt auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus um 70 n. Chr. und wohl auch auf den Übergang Palästinas 634 an den Kalifen Omar und an die Eroberung Jerusalems im Jahre 637.

      Die Mohammedaner kamen auch später mit ihrem straff gehandhabten Zinsverbot bei den westlichen Völkern nicht gut an. Darüber berichtet Panikkar Bedenkliches, so zum Beispiel, dass um 1705 Beschwerden gegen kolonisierende und gleichzeitig missionierende Jesuiten einliefen, die bis 24 und mehr Prozent Zinsen für Darlehen bezogen ...

      In der -Monatsschrift für christliche Sozialreform" schrieb 1904 Sempronius, wie sich Lord Cromer an der Universität in Kairo ins Studium der mohammedanischen Lehren vertieft habe: "er verfolgte damit den Zweck, das Zinsverbot des Korans zu lockern. Gelangt er zum Ziel, so hofft man in London auf eine wirtschaftliche Blütezeit wie nach der Entdeckung der grossen kalifornischen Goldfelder" - diesmal hervorgerufen durch das mit einem hohen Zinsfuss in den Umlauf zurückgelockte, bisher wegen des Zinsverbotes liegengebliebene Gold der mohammedanischen Welt. Das wäre ein Zeichen der Nachgiebigkeit auch der östlichen Menschen gegenüber dem Götzen Mammon gewesen. Aber diese unvernünftige, lieblose und unchristliche Hoffnung hat sich seither nicht erfüllt. So beschlossen im Jahr 1941 die in Kenja lebenden indischen Moslems, die englische Kriegsanleihe zu zeichnen und sogar reichlich. Aber sie taten das nur unter der Bedingung, dass ihnen kein Zins dafür bezahlt würde.
      Der Vorsteher der Gemeinde begründete es mit den Vorschriften des Korans; aber er fügte - wohl angesichts des völligen Unverständnisses der englischen Behörden in diesen Dingen noch bei: "Wenn wir uns vorstellen, dass die Zinsen vom britischen Steuerzahler aufgebracht werden müssen, der ohnedies genügend belastet ist, erscheint es uns zu egoistisch, dass wir für unsere Ersparnisse Zins erhalten sollen.- - Diese einfachen Menschen ahnten damals nicht, dass das christliche Abendland durch die Kriegs- und Nachkriegsinflation allen Sparern nicht bloss den Zins, sondern zudem noch einen grossen Anteil der Kaufkraft ihrer Ersparnisse rauben und die Kriegskosten damit von den Sparern in Geldforderungen einziehen werde, während andererseits alle Inhaber von Sachwerten und Aktien entsprechend entlastet oder bereichert würden.

      Wie es heute noch mit dem Zinsverbot des Korans im Mittleren und im Fernen Osten steht, zeigt uns wohl am besten und schönsten Nevil Shute, ein Kenner der mohammedanischen und asiatischen Weltanschauung und Denkart. In seinem Roman "EI Amin der Prophet", der aus seinen eigenen Erfahrungen heraus erwachsen ist, erleben wir es mit, wie ein Araber, der seine Studien in England abgeschlossen hat, im Auftrag eines Scheichs in Bahrein zu einem englischen Unternehmer kommt und ihm Geld anbietet. Dessen alter Freund warnt ihn: "Gib acht, was Du ihm über Zinsen sagst. Sie nehmen niemals Zinsen, denn sie sind sehr gegen den Wucher. Du darfst nicht nach den Zinsen fragen, sonst werden sie beleidigt sein."
      Der in England geschulte und examinierte Wirtschaftsberater des Scheichs sagt dem englischen Unternehmer tatsächlich: "Mein Herr hat erfahren, dass Sie sich an Wucherer wenden müssen, um das Geld für Ihr neues Flugzeug aufzutreiben." Das war der Fall, denn der englische Inhaber der Flugzeuge, mit denen er Waren aller Art von Bahrein nach dem Osten führte, musste seinen Betrieb erweitern, hatte aber zu wenig Betriebsmittel, um dies tun zu können. "Ich habe ihm erklärt" - fuhr der Berater des Scheichs fort - "dass dies in England alltäglich ist, und dass es für keinen der Geschäftspartner als Sünde gilt" - trotz Moses, den Propheten und trotz Lukas, fügen wir hier bei! -
      "Doch ist er darüber sehr betrübt." - "Sie kennen die geschäftlichen Gepflogenheiten des Westens, Herr Hussein", bekannte der Engländer. - Ob er sich in diesem Augenblick nicht schämte? Nein, er fügte bei: "Es macht mir nichts aus, Zinsen zu zahlen, wenn sie nicht zu hoch sind. Aber", bekannte er doch, "Sorge macht mir, dass ich aufpassen muss, weil sonst die Leute, die mir das Geld leihen, die Leitung meines Unternehmens in die Hand bekommen, und das wäre ein Unglück." Worauf der englisch geschulte Araber leicht lächelnd schloss: "Jede Berührung mit Sünde ist ein Unglück."

      Das ist also heute noch das Urteil eines in England geschulten, mohammedanischen Arabers über den Zins und das Zinszahlen. - Als der Darlehensvertrag, abgeschlossen war, dankte der englische Unternehmer, auch im Namen der Angestellten und Arbeiter, für diese wertvolle Hilfe: das zinsfreie Darlehen betrug umgerechnet ungefähr 800000 Schweizerfranken, und in seiner geschäftlichen Lage hätte er in London diese finanzielle Hilfe nur gegen einen hohen Zinsfuss, zudem aber durch den Verlust seiner Unabhängigkeit erhalten. Der Mohammedaner aber sagte auf den Dank des Engländers ein Wort, das im westlichen Geschäftsleben kaum vernommen wird:
      "Männer, die, andere auf die Wege Gottes führen, sollen nicht Geldsorgen haben." Und im Gespräch sagte ein anderer Mohammedaner: "Es ist eine Religionsangelegenheit" - was der Engländer mit dem Hinweis bestritt: -Ich bin doch Christ!" Die Antwort des Mohammedaners war: "Wucher in dem Unternehmen, in dem dieser EI Amin, dieser heilige Mann, arbeitet, das geht nicht. Wenn Wucher uns bedroht, dann ist es für den Scheich eine fromme, gottgefällige Tat einzugreifen und das zu verhindern ... . Sicher gibt es auch im Osten und bei den Mohammedanern Leute, die genau so denken und so handeln, wie es Christus im 23. Kap. Matthäus Vers 3 sagt: "Alles nun, was euch die Pharisäer und die Schriftgelehrten sagen, das tut und befolgt! Aber nach ihren Werken tut nicht - denn sie sagen es, aber sie tun es nicht!"

      Bei uns ist es seit Jahrzehnten so, dass nicht einmal mehr das gesagt wird, was in Wirtschaftsfragen von der christlichen Kirche gesagt werden sollte. Bei uns gehen im Gegenteil gelegentlich die Theologen zu den Volkswirtschaftern in die Schule und vernehmen da, was schon zu Ezechiels Zeiten von diesen blinden Blindenführern den Juden gesagt worden ist: "Der Weg des Herrn ist nicht richtig."
      Heute heisst das bei uns: "Zins muss sein". Theologen lassen sich also bei Volkswirtschaftern schulen, die offen bekennen, dass nur, wenn der Zins zuvor gewährleistet werde, der Arbeitslose wieder Arbeit finden könne, während daneben andere, und zwar solche, die als "international bekannteste Volkswirtschafter" angeführt werden, in der gleichen Zeit offen sagen, man könne "in den USA die Krise in drei Wochen beseitigen, wenn man bestimmte neue Erkenntnisse anwende".

      Angesichts der heutigen Sachlage könnte man sich gelegentlich fast fragen, ob die Welt vom Osten her vom Mammon befreit werden müsse oder ob sich der Westen rechtzeitig auf sein Christentum besinnen werde. Bisher hat der Westen die Atombombe im Kriege angewendet "und viele Leute haben geglaubt, die Überlegenheit der Atomwaffe wäre die eigentliche Verteidigung Westeuropas" schrieb J. F. Dulles 1950. Er führt als Kronzeugen für diesen Glauben Churchill an. Er selber aber widerlegt sich, denn er vermisst "eine wirtschaftliche Lösung im grossen Stil " und findet, dass die "Pluspunkte der Methoden des Kommunismus die Minuspunkte bei weitem überwiegen". Dulles führt dabei auch den Art. 118 der sowjetischen ,Verfassung an: "Das Recht auf Arbeit ist durch die sozialistische Organisation der nationalen Wirtschaft gewährleistet, durch das stetige Wachstum der produktiven Kräfte der Sowjetgesellschaft, durch die Ausschaltung jeglicher möglichen Wirtschaftskrise und durch die Abschaffung der Arbeitslosigkeit."

      Eine weitere Anzahl ähnlicher Versprechungen folgen, Dulles überschreibt sie: "Warum der Sowjetkommunismus gewinnt".

      Es sind vor allem die Arbeitslosen und die Schlechtbesoldeten, die für den Kommunismus anfällig sind. Und hier können, meint Dulles, "die Vertreter der kleineren Völker kostbare Beiträge liefern-. "In Asien und im pazifischen Gebiet gibt es kein kräftiges Bollwerk gegen die Offensive der Sowjetkommissare", klagt er weiter. "Wir besitzen in den Vereinten Nationen eine Weltorganisation", meint Dulles abschliessend, "Um das moralische Urteil zu mobilisieren und auf jeden möglichen Aggressor wie einen Scheinwerfer zu richten." Ganz recht! Aber wir haben gelernt, welche Kraft im rechten Weg liegt, im Weg zum Frieden, der über Recht und Gerechtigkeit führt. "Sofern wir unter der Führung des rechten Glaubens handeln, dann wird dieser Glaube wachsen und gedeihen, bis er uns einleitet in die weltweite Brüderschaft aller Menschen, die am Werke sind, eine Welt menschlicher Freiheit und Gerechtigkeit friedvoll aufzubauen." Aber dazu braucht es auf dem wirtschaftlichen Gebiet die Überwindung des Zinses, des Erzfeindes der Arbeit, die Ursache der Arbeitslosigkeit und der Wirtschaftskrisen, wie sie seit einem Jahr in den USA über fünf Millionen verdienstlos gemacht hat.

      Wilhelm Röpke sagte scheinbar treffend, dass Inflationen und Deflationen "Krankheiten des Geldes" seien. Aber den Kern der Sache trifft er nicht, denn das Geld selbst ist krank, ist von Natur eine verfehlte Einrichtung. Aber gerade dieser Fehler des Geldes wird zum Beispiel von den Marxisten geschätzt, aber auch von den "Kapitalisten", also von jenen Leuten, die aus dem Fehler des Geldes "Kapital schlagen" und es zum Zinsbeziehen missbrauchen. Röpke verurteilt vor allem die Inflation; er vergleicht sie mit der "Schwarzen Spinne" in Gotthelfs düsterer Erzählung gleichen Namens. Er schreibt dann unglücklicherweise, man müsse die Inflation, wie man die Schwarze Spinne durch einen Zapfen in ein Astloch versperrte, "durch den Zapfen der Goldwährung" einschliessen. Alle geschichtliche Erfahrung zeigt aber, dass es gerade die versagende Goldwährung gewesen ist, die zur Inflation führte. Es war so 1914 und 1793, es war immer so: die Goldwährung versagte und brachte die Deflation - und damit die Krise. Und mit der Krise kam die "aussenpolitische Diversion", wie die Historiker jene Überfälle der Nachbarn nennen, die besonders die Geschichte der Römer immer wieder zeigt.
      Gerade C. Ferrero, der grosse Geschichtskenner und Darsteller der Geschichte Roms, schrieb aus dieser Einsicht in die Zusammenhänge zwischen Deflation, Inflation und Frieden: -Das Geld verderben heisst uns selber verderben. - Dieses falsche Geld ist der Aussatz unserer Zeit. Bis wann wird es uns zerfressen, wenn wir uns nicht beeilen, ihn zu vernichten? Als Sühne für das vergossene Blut sollte die Reinigung unseres Geldwesens folgen. Es ist nicht die Volkswirtschaftslehre, diese Wissenschaft ohne Herz, die das verlangt, sondern es ist die Wahrheit, das Recht und die Gerechtigkeit."

      Niemals war die Goldwährung der "Zapfen", der die Inflation verhinderte auszubrechen, sondern es war die Goldwährung, die den Zapfen gewaltsam austrieb, und "mit der Handhabung einer Papierwährung nicht vertraut, wurden allenthalben bedenkliche und verhängnisvolle Fehler begangen", bekannte der Bundesrat. Schon 1901 - vor der Eröffnung der Nationalbank - hat Gesell vorausgesagt, dass die Goldwährung versagen müsse, und "dass die Notwendigkeit einer Goldsperre schneller eintreten kann, als wie allgemein angenommen wird". Dreizehn Jahre später wurde dann tatsächlich der Goldschatz der Nationalbank gesperrt und die Einlösung der Noten aufgehoben: "wir glaubten das tun zu müssen, um das Chaos zu verhindern" - das dann trotzdem gekommen ist. Und 1931 bis 1936 kam der zweite Bruch der Goldwährung. Der Golddollar, der früher auf Fr. 5.18 stand, stand im Sommer 1958 auf Fr. 4.27. Warum? Weil in den Vereinigten Staaten - so schrieb es die Neue Zürcher Zeitung (21. 9. 1958) - "das Tempo der weiteren Erholung der amerikanischen Wirtschaft auf längere Sicht betrachtet davon abhängen wird, inwieweit die Befürchtungen, dass die USA direkt aus einer Deflation in eine Inflationsperiode hineingeraten könnten, sich bewahrheiten werden". Mit anderen Worten: es trifft wieder einmal zu, dass die Rettung aus einer Krise nur durch eine Inflation erreicht werden kann - Röpkes "Zapfen" -, die Goldwährung, wird damit wieder, wie immer, zum Spundloch, das man bis zu fünf Prozent öffnen muss, um aus der Krise herauszukommen.
      Das ist genau das, was das Internationale Arbeitsamt in seiner Riesenuntersuchung von 1920 bis 1932 und auch später immer wieder festgestellt hat und was heute noch die Nationalökonomie - diese "Wissenschaft ohne Herz", wie Ferrero klagte - nicht zur Kenntnis genommen hat.

      Wie weit solche Furcht vor dieser Wahrheit geht, sehen wir auch an einer Äusserung von Karl Jaspers, der in seinem Werk "Die Atombombe und die Zukunft des Menschen" schreibt: "In unserer Darstellung begegnete uns die falsch werdende Abstraktion in politischen Anschauungen, Vorschlägen, Forderungen immer wieder. Ich greife einige Beispiele heraus: das vermeintliche Ei des Kolumbus, man meint, durch eine Abstraktion unter Absehung von aller andern Wirklichkeit die Lösung der Probleme wie etwas ganz Einfaches in der Hand zu haben. So den Gedanken von Zinslosigkeit und Freigeld ... " - "Abstraktion unter Absehung von aller andern Wirklichkeit" nennt Jaspers die Zinsfrage, den "Angelpunkt der sozialen Frage", wie der Begründer der christlich-sozialen Bewegung schrieb, die zu den sozialen Enzykliken der Päpste führte!





      Als in einer Versammlung von Theologen einmal das Ziel der Geld- und Währungsreform als die Beseitigung aller wirtschaftlichen Ausbeutung des Menschen durch den Menschen erläutert wurde, rief der Basler Münsterpfarrer Dieterle plötzlich aus: "Das ist ja der Kampf gegen den Götzen Mammon!" Genau so reagierte auch Leonhard Ragaz, der Begründer der religiös-sozialen Bewegung. Mit seiner Stellungnahme zum Geld soll diese Übersicht abgeschlossen werden. Ragaz schrieb in seinem grossen Werk "Die Bibel. Eine Deutung": Ein Grundelement aller Besitzprobleme überhaupt bildet aber das, was wir Geld nennen. Und hier stossen wir im Gesetz Moses wieder auf eine gewaltige Tatsache: das Verbot des Zinses. Der Zins ist Wucher.

      Der Zins ist Raub am gemeinsamen Gut. Denn auch Besitz in dieser Form, wie sie das Geld darstellt, ist Gottes Eigentum."
      Dieses Verbot des Zinses ist wieder nicht bloss eine einzelne wirtschaftlich-soziale Massnahme, sondern ein gewaltiges Prinzip: die Verhinderung der Geldherrschaft, deren wichtigstes Organ, neben dem Privatbesitz von Grund und Boden, das Kapital ist, dessen Hauptorgan wieder der Zins bildet. In diesem Sinne geht das Zinsverbot durch die christliche Kultur und ist darin lebendig in dem Masse, als der Geist der Bibel Oberhaupt lebendig ist. Es gilt in der ganzen altchristlichen Zeit und im ganzen Mittelalter: Zinsnehmen bleibt Wucher.

      Erst die kirchliche Reformation und die weltliche Renaissance heben das Zinsverbot auf und öffnen damit jener Entwicklung zum Kapitalismus die Bahn, welche die Geldherrschaft zuletzt auf den Gipfel bringt, Gott und den Menschen durch den Mammon verdrängend.

      Heute wird das Wirken Moses wieder lebendig, wenn der Prozess gegen den Zins von der Freiwirtschaftsbewegung erneut aufgenommen wird, die sich ja auf das Buch von Silvio Gesell mit dem bezeichnenden Titel "Die natürliche Wirtschaftsordnung" gründet.

      Erinnern wir uns an Jesaja 32, 17: "Das Werk der Gerechtigkeit wird der Frieden sein, und die Frucht des Rechtes Sicherheit auf ewig." Wir wissen, was wir als Gemeinde zu tun haben, sobald wir erkennen, in welchem Masse das heutige Geld eine Versuchung für alle ist. Denken wir in diesem Zusammenhang vor allem an den Mühlstein, der demjenigen in den Evangelien angedroht wird, der seinen Mitmenschen in die Gefahr bringt zu sündigen. Wohl ist das ein hartes Urteil über eine christliche Gemeinschaft mit der Goldwährung, also wucherfähigem Geld, doch die wir darum wissen, haben nun die grosse Gelegenheit, für uns wie in der Gemeinde Gutes zu tun und Gott die Ehre zu geben.



      http://www.oktave.ch/akroasis/christ_und_geld.htm
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 09:39:26
      Beitrag Nr. 25 ()
      Thread: Die wirkliche Bedeutung der Bibel

      je mehr ich drüber lese desto faszinierender finde ich das Buch der Bücher. Auf der einen Seite die absolutischte Machtdurchsetzung der Männer, auf der anderen Seite die warnenden Stimmen gegen Geld als Wertaufbewahrungsmittel.
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 10:36:51
      Beitrag Nr. 26 ()
      sittin, warum keine antwort auf mein posting?


      stattdessen dieses massen-spam :mad:

      liest doch -zurecht- sowieso keiner hier!
      Avatar
      schrieb am 23.05.03 10:43:51
      Beitrag Nr. 27 ()
      Wer bist du dass du behaupten kannst das dies zu recht keiner liest?


      Überlaß das doch jeden selbst!



      Wieso sollte ich auf Wissen bauen, von den Leuten die uns dahin geführt haben, wo wir jetzt stehen?

      Das ist zugegebenerweise Unsinn.

      Also, wie war deine Frage?
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 11:55:28
      Beitrag Nr. 28 ()
      Up für auryn!
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 12:37:20
      Beitrag Nr. 29 ()
      Uff! Moment, ich muß noch # 24 lesen...
      Aber ich hätte schon mal die Frage, wie Du das bestehende System ändern wollen würdest.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 12:43:53
      Beitrag Nr. 30 ()
      # 1,

      "Was kann eine Gesellschaft dazu bewogen haben, solch für den Gläubiger doch sehr negativen Dinge einzuführen, in einem Gebiet, aus dem das Volke Israel sich erhob und das wohl als erstes in der Welt Eigentum und Zins kannte?"

      Die alten Ägypter hatten früher ein ähnliches System: Der Pharao lies für Gold arbeiten, das die Menschen akzeptierten, weil sie wussten, das es nicht beliebig vermehrbar war und somit einen festen realen Wert darstellte. Beim Pyramidenbau ging das Gold allerdings mit der Zeit aus und der Bauherr hatte ein grosses Problem, während alle anderen Bereiche (Landwirtschaft...) vernachlässigt wurden.

      Zur Lösung des sich abzeichnenden Bankrotts erfanden die Berater des Pharaos den heute noch gültigen Mythos des arbeitenden Wertes bzw. der wundersamen Vermehrung des Goldes/Geldes durch den gottähnlichen Pharao. Die Arbeiter sollten ihr hart erarbeitetes Gold wieder zum Pharao bringen, denn der würde es proportional vermehren äh verzinsen. Je weiter der Bau war und je knapper die Wirtschaftslage (es wurde ja nur noch für den Wahn des Herrschers gearbeitet...) desto höher wurden die Zinsen d.h. das vom Gottkönig versprochene Gold.

      Irgendwann stand das Bauwerk, die Leute hatten sich selbst in Ihrer Gier belogen und betrogen, der Pharao starb und es wurde offensichtlich, das es keine wundersame Vermehrung gegeben hatte. Gold bekamen nur die wenigsten und die konnten sich dann ausländische Nahrungsmittel... kaufen, während die Masse hungerte und zum Teil auch im Bürgerkrieg (... es kann doch nicht sein, was nicht sein darf...) verstarben.


      :(when will they ever learn?
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 12:49:57
      Beitrag Nr. 31 ()
      das ist eine Frage die hintenanstehen muß.


      Erstmal möchte ich erreichen, dass wir uns über die herrschenden Mißstände einig werden!

      Gibt es nun diese Problematik schon so lange?

      Wenn ja wie lange?


      Erst dann kann man fragen, ob andere Gesellschaftsformen, die weniger selbstzerstörerisch sind, denkbar sind. Und: Vielgenanntes Argument: Gewalt ist Evolutionsfaktor.
      Wir wären niemals auf unser Level der Arbeitsteilung und des Wohlstandes gekommen, wenn wir nicht diese Gewalt als Machtmittel durchsetzen und den größten Teil der Menschheit dazu mißbrauchen! Also darf man Gewalt nicht abschaffen!

      Was man dazu sagen kann weiß ich nicht so recht- als liberaler Humanist wie ich es bin muß man das ablehnen, zwar steckt die Tendenz zur Gewalt im Menschen, und Erziehungsversuche entarten immer, aber die Systeme sind es erst, die jedewedes Korrelativ entfernen und nur die Gewalt ( Konkurrenz ) an erste Stelle setzen!

      Daher muß man die Systeme ändern.

      Es sind die Systeme, nicht die Menschen! Wir werden geprägt, es wird uns indoktriniert, es wird uns von Geburt an eingeflößt ( sind deshalb Kinder noch friedfertiger?)
      wir können uns nicht wehren, nur uns das bewußt machen!

      Aber es sind von menschen erdachte und geschaffene Systeme, und folglich sind die auch zum Wohle aller abänderbar, ohre unseren Wohlstand komplett aufs Spiel zu setzen!
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 13:00:27
      Beitrag Nr. 32 ()
      Hm, ich denke, die ursprüngliche Idee des Deuteronomiums wäre ja ganz nett für eine kleine Wirtschaft von einigen Zehntausend Menschen gewesen, aber nicht durchführbar für eine Gesellschaft von Millionen umfassenden Staatswesen.
      Mir fällt auch der etwas illusionistische Gedanke auf, den ich in Posting # 24 an einer Stelle fand, daß Inflation auf Zinseszins-Wirtschaft beruhen soll.
      Eine "kleine Inflation" kann in einfachen Wirtschaften schon durch einige Händler ausgelöst werden, die aufgrund von abbrechenden Handelsbeziehungen, Natur- oder sonstigen Katastrophen (untergegangene Schiffe etc.) gezwungen sind, die Preise für mehrere Güter auf einmal anzuheben.
      Dabei betrachte ich noch nicht einmal die Neigung von "gewinnmaximierenden" Händlern, ihre Preise gerade so weit zu heben wie die Kunden noch zu zahlen bereit sind.
      Also ich denke einfach, daß die Bibel-Texte speziell auf ihre Zeit bezogen zutreffend gewesen sein können, aber in der Zwischenzeit sich soviel verändert hat, daß ein "Rück"schritt in der Entwicklung aufgrund dieser Texte nicht mehr möglich ist.
      Dennoch sollte es natürlich in einer sozialen Marktwirtschaft Überwachungsmechanismen gegen Wucherzinsen - und -preise geben.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 13:16:57
      Beitrag Nr. 33 ()
      Bitte ganz konkret, was sich seitdem geändert hat, ich werde versuchen es zu widerlegen!

      Warum gibt es überhaupt Nationalstaaten? Ich sehe keinerlei Nutzen aus dieser Organisationsform. Außer der übermächtige Gewaltmonopolfaktor. Für die Ordnung der Menschen ist dieses Gebilde nicht notwendig. Menschen können nur begrenzte Systeme überhaupt erfassen, und hier ist etwas ähnliches passiert wie leghorn schrieb- durch eine "Überhöhung" gab es eine Entfremdung, genau wie in der Art wie Kriege geführt werden.

      Wucherzinsen sind nicht als das zu verstehen was wir heute davon halten- jeder Zins wurde damals als Wucher verurteilt, weil den Menschen klar war, das Zins ein Zwang war, der nur begrenzt erfüllbar war.

      Mit der Inflation hast du recht, aber die viel wichtigeren Bestandteile der Inflation, ausgelöst durch den beständigen Wachstums- und Verschuldungszwang, muß man auch beachten!
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 13:36:10
      Beitrag Nr. 34 ()
      ... "Erstmal möchte ich erreichen, dass wir uns über die herrschenden Mißstände einig werden!" - d.h. verschieben wir´s auf den Sankt nimmerleins Tag! und vermutlich - mir geht´s noch prächtig. Es weis ja keiner und wie gesagt: es kann nicht sein, was nicht sein darf...

      "Gewalt ist Evolutionsfaktor.
      Wir wären niemals auf unser Level der Arbeitsteilung und des Wohlstandes gekommen, wenn wir nicht diese Gewalt als Machtmittel durchsetzen und den größten Teil der Menschheit dazu mißbrauchen! Also darf man Gewalt nicht abschaffen!"

      Seit der Realität des mehrfachen overkills, der nicht nur denkbar ist(!!!...), stellt sich die Frage der evolutionären Gewalt neu und/oder anders - relativ. Unbestritten hatte die Gewalt, ob durch Geld (Zins), Wachstum, Macht oder Wissen... ihre sinnvolle Funktion. Doch der Planet ist begrenzt, das wird immer offensichtlicher und wenn das nicht bald verstanden wird ist die Gefahr des Kippens Realität.

      Jeder Mensch ist ein System. Die Veränderung beginnt in den Köpfen quasi im jetzt und hier. Vernetzung und Besinnung auf das Vorbild Natur mit Ihren vernetzten Regelkreisen/Systemen ist angesagt. Fraktale Mathematik kann als Wegweiser benutzt werden, wenn man Ähnlichkeiten von real existenten, vernetzten Computersystemen auf menschliche Vernetzungen überträgt. C.G.Jungk spricht von kollektiven Unbewusstem, das dem Massenspeicher der Natur entsprechen dürfte. Zusätzlich gibt es das individuelle Unbewusste, das der Festplatte eines einzelnen Computers entsprechen könnte.

      In esotherischen Lehren gibt es Hinweise darauf, durch bestimmte, bewusste, sinnvolle Lebensweise "Zugangscodes" zu höherem Wissen - Sicherheitsbereiche des Netzes zu erlangen. Es stellt sich die Frage - was ist Leben/Intelligenz? Die Antwort liegt in jedem individuellen Unbewussten und kann durch Meditation, Erkenntnis, Besinnung auf frühe Kindheit... wiederentdeckt werden. Liebe ist der generelle Erhaltungsparameter des Lebens und jedes positiven Fortschritts.

      ;)
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 13:48:18
      Beitrag Nr. 35 ()
      Die Frage nach dem Nutzen von Nationalstaaten ist wirklich mal eine gute Frage, denn da habe ich wegen meiner Abstammung aus einer Vielvölkerregion selbst Jahre im Gymnasium gebraucht, um dahinterzukommen, was daran so toll sein soll.
      Ich erklär`s mal etwas länger anhand der Donaumonarchie: Ich fand den Gedanken früher so toll, daß es doch vor nur 100 Jahren mal einen Vielvölkerstaat mit einheitlichem Wirtschaftssystem mit derselben Währung von den Grenzen Bayerns bis an das Schwarze Meer und tief in die Ukraine hinein gab. Es gab die Möglichkeit, in Wien einen Zug zu besteigen und ohne Unterbrechung oder Währungsumtausch bis nach Czernowitz zu fahren.
      Warum hat man so einen "offenkundigen EU-Vorläufer" 1918 durch Nationalismus zerstört, Millionen Menschen abgemurkst, 80 Jahre lang Grenzen kreuz und quer durchgezogen, Wirtschaftsräume zerstört und Minderheiten drangsaliert, die vorher Mehrheiten waren?
      Um dann 80 Jahre später in die EU einzutreten, damit man die Grenzen abbauen kann, fast dieselben Wirtschaftsräume in neuer Form aufbaut und den drangsalierten Minderheiten die alten Rechte wiederzugeben?

      Die Antwort ist deprimierend für die menschliche Natur und dennoch ziemlich einfach zugleich: In einem Vielvölkerstaat, in dem nicht alle größeren Nationalitäten dieselbe Macht und dasselbe Stimmrecht haben können, mißtrauen die Nationalitäten einander immer. Österreich-Ungarn versuchte kurz vor seinem Untergang noch regionale, deutschsprachige Mehrkammer-Parlamente in Böhmen, Mähren, Bukowina und Bosnien-Herzegowina mit korrekter Beteiligung von Minderheiten einzurichten, aber es war schon zu spät.
      In Kroatien und Bosnien-Herzegowina gab es schon ein Vorspiel dessen, was sich in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wiederholt hatte. Der Nationalismus war nach nationalen Aufständen von Teilen des Reiches (Ungarn) so schnell erwacht, daß keine Minderheit mehr den anderen vertraute. In einigen Mehrkammer-Parlamenten funktionierte die parlamentarische Arbeit, aber es gab keine politischen Parteien in unserem Sinne, sondern die Parteien waren mit der Nationalität identisch, weil man die Sprachen der anderen nur unvollkommen sprach und manchmal schon deshalb nur zur eigenen Nationalität Vertrauen hatte.
      Mit anderen Worten: Ein Vielvölkerstaat ohne wirkliche Demokratie zerfällt im Parlamentarismus in seine Nationalitäten, die schon aufgrund ihrer unterschiedlichen Sprachen, Sitten und Mentalitäten den anderen mißtrauen können.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:03:12
      Beitrag Nr. 36 ()
      das ist mir zu theoretisch um als letzte Begründung für Nationalstaaten gelten zu können!

      Es ist nur die Ausgeburt des mißarteten Systems, wir bräuchten diese Art von Schutz nicht, wenn wir lokal organisiert wären und dabei jeder in Frieden seiner Arbeit nachegehen könnte.


      Wer satt ist und sinnerfüllt, wird wohl kaum den Nachbarn den Schädel einschlagen.


      Das ist mit der Grund, warum ich zu den Matriarchats-Anhängern konvertierte. Diese Gesellschaften zeigen, wie es anders geht! IMO ist aus der wiederzuerfolgenden Fusion aus matriarchaler und patriarchaler Weltsicht die wirkliche Errettung unseres Planeten zu erwarten, schausz du meinen Ethikthread, schaust du meinen Geld, Sex, Tod-Thread


      @ toleranz: mach deinem Namen die Ehre und erlaube mir diese Diskussionen bis zum St. Nimmerleinstag. ;)
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:08:48
      Beitrag Nr. 37 ()
      @ Lilith: lost...:look:
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:14:53
      Beitrag Nr. 38 ()
      Es ist nur die Ausgeburt des mißarteten Systems, wir bräuchten diese Art von Schutz nicht, wenn wir lokal organisiert wären und dabei jeder in Frieden seiner Arbeit nachegehen könnte.

      Tja, aber dann kommt ein kleines Erdbeben und Du bist schnell auf den guten Willen Deiner Nachbarn angewiesen, die Deine Sprache nicht sprechen und so komische Gebräuche haben, die Dir vorher vielleicht auf den Senkel gegangen sind.

      Wer satt ist und sinnerfüllt, wird wohl kaum den Nachbarn den Schädel einschlagen.

      Also die "Thug"-Anhänger des Kultes der indischen Blutgöttin Kali sahen um 1830 in der westindischen Wüste "Thar" die schnellste Möglichkeit zum Sattwerden in der Beraubung ihrer Nachbarn und der Sinn ihres Kultes bestand darin, möglichst vielen Nachbarn zur Ehre ihrer Göttin möglichst schnell und schmerzlos den Schädel einzuschlagen bzw. mit einem speziellen Würgegurt die Luft abzudrehen.
      Andere Länder, andere Sitten...

      Das ist mit der Grund, warum ich zu den Matriarchats-Anhängern konvertierte. Diese Gesellschaften zeigen, wie es anders geht! IMO ist aus der wiederzuerfolgenden Fusion aus matriarchaler und patriarchaler Weltsicht die wirkliche Errettung unseres Planeten zu erwarten, schausz du meinen Ethikthread, schaust du meinen Geld, Sex, Tod-Thread.

      War der westindische Kult um die Göttin Kali eigentlich patriarchalischer oder matriarchalischen Ursprungs?
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:43:39
      Beitrag Nr. 39 ()
      Eine immer wieder gern genommene These Matriarchalen Gesellschaften blutrünstigkeit zu unterstellen...


      Herr Alfred Neumann als großer Schüler Jungs macht ja auch nichts anderes.


      Wie soll ich dir etwas erklären, was außerhalb deiner Sinneswahrnehmung liegt?

      Ganzheitliche Gesellschaften kennen auch Gewalt, aber niemals entartete, verfremdete Gewalt. Auch diese Menschen töten zum überleben, aber nicht aus Geldinteresse, sondern zum überleben. Niemals aus Gewaltlust, niemals aus entfremdeter Gewalt. Holistische Gesellschaften erkennen, das ihre Gewalt den Regelkreislauf der Natur verletzt, und deshalb bitten sie dem Prinzip Leben um Verzeihung und versuchen den Schaden so klein wie möglich zu halten. Das ist auch der Grund warum sie keine Chance gegen die massenweisen Menschen patriarchaler Kultur hatten...


      Und deine blutrünstige Göttin Kali ist schon eine patriarchal entfremdete Göttin. Ihre Blutrünstigkeit eine Interpretation der Männer. Es gibt und gab nie Göttinnen die nur Teilaspekte des Lebens verkörpert haben, erst die männliche Aufspaltung und Atomisierung in die besser kontrollierbaren Teilaspekte der Großen Mutter und die Umkehrung der Rollen von Göttin und Gott führte zur Angst vor dem kollektiv Unbewußten, Weiblichen?


      Gerda Weiler, Der enteignete Mythos...
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:48:28
      Beitrag Nr. 40 ()
      Tja, aber dann kommt ein kleines Erdbeben und Du bist schnell auf den guten Willen Deiner Nachbarn angewiesen, die Deine Sprache nicht sprechen und so komische Gebräuche haben, die Dir vorher vielleicht auf den Senkel gegangen sind.



      Matriarchale Menschen helfen dann einander, ohne den anderen dafür auszubeuten! Siehe Schenkungsgesellschaften, siehe diese Webseite, wo auch noch heutige Kulturen untersucht werden!
      Wenn jemand leidet, hat man im Regelfall Mitleid, vor allem wenn man den menschen kennt, und bringt ihn nicht um weil er sich gerade nicht wehren kann!

      http://directory.google.com/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/P…

      Patriarchale Menschen leben ständig in Erdbebengebiet, um das aber zu verdrängen werden die Machtsysteme unbewußt gestaltet!
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:49:11
      Beitrag Nr. 41 ()
      Ja, würde passen, denn die gläubigsten und "erfolgreichsten Fans" von Kali waren natürlich Männer.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:49:48
      Beitrag Nr. 42 ()
      Tja, aber dann kommt ein kleines Erdbeben und Du bist schnell auf den guten Willen Deiner Nachbarn angewiesen, die Deine Sprache nicht sprechen und so komische Gebräuche haben, die Dir vorher vielleicht auf den Senkel gegangen sind.



      Matriarchale Menschen helfen dann einander, ohne den anderen dafür auszubeuten! Siehe Schenkungsgesellschaften, siehe diese Webseite, wo auch noch heutige Kulturen untersucht werden!
      Wenn jemand leidet, hat man im Regelfall Mitleid, vor allem wenn man den menschen kennt, und bringt ihn nicht um weil er sich gerade nicht wehren kann!

      http://directory.google.com/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/P…

      Patriarchale Menschen leben ständig in Erdbebengebiet, um das aber zu verdrängen werden die Machtsysteme unbewußt gestaltet!
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:50:48
      Beitrag Nr. 43 ()
      Ja, würde passen, denn die gläubigsten und "erfolgreichsten Fans" von Kali waren natürlich Männer.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 14:51:27
      Beitrag Nr. 44 ()
      Ja, würde passen, denn die gläubigsten und "erfolgreichsten Fans" von Kali waren natürlich Männer.
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 19:48:47
      Beitrag Nr. 45 ()
      Der Tod gehört zum leben. Älteste Vorstellungen orientieren sich an den beobachtungen und Erfahrungen der Menschheit.

      Die große Urkraft, Große Mutter genannt, gebiert und nimmt Leben in ewigen Zyklen. Nur Männern konnte einfallen, die Charaktäre der großen Göttin aufzuspalten, um sie zu überwinden. Die Große Herrin war die Herrin alles Lebens und allen Unbelebtens...


      morgen mehr!
      Avatar
      schrieb am 29.06.03 12:56:59
      Beitrag Nr. 46 ()
      Einst feierte man unter dem Granatapfelbaum die Heilige Hochzeit.

      Bäume hatten überall kultische Bedeutung,
      sie symbolisierten das Leben,
      ihre Zweige waren der Himmel,
      unter ihren Wurzeln sprudelte das lebendige Wasser.

      Der Granatapfelbaum war dabei der Höchste der Bäume,
      denn seine Frucht war die Liebesfrucht,
      sein Most wurde als Aphrodisiakum benutzt.


      Vor Äonen gebar die komische Herrin unter dem Schatten des Granatapfelbaumes den Einen Sohn, den Ahnherrn seines Stammes.
      Dort feierten jedes Jahr die Priesterin und der kultische König
      die Heilige Hochzeit,
      wenn der Winter vergangen und der Frühregen vorüber war.
      Dann trieb der Feigenbaum seine Frühfrucht, und die Priesterin ging hinab in ihren Garten zu schau’n, ob auch die Granatbäume blüh’n.
      Vor Sehnsucht kannte sie sich selbst nicht mehr.
      Siegreich überwunden waren die Mächte der Unterwelt, und das Fest der Heiligen Liebe stand unmittelbar bevor.

      Frei nach Gerda Weiler


      „ Komm nur, mein Liebster, laß uns hinausgehen in die Flur,
      nächtigen im Freien,
      Früh wollen wir aufstehen und schau’n,
      ob die Granatbäume blüh’n.
      Dort will ich dir meine Liebe schenken,
      Die Liebesäpfel spenden ihren Duft,
      und an unserer Tür sind allerlei köstliche Früchte,
      Heurige und vorjährige, die ich dir,
      mein Geliebter, aufbewahrt habe!“

      Hohes Lied, 7.12-14
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 18:27:11
      Beitrag Nr. 47 ()
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 18:28:13
      Beitrag Nr. 48 ()
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 21:47:33
      Beitrag Nr. 49 ()
      :look:


      :confused:


      anders als der große Rest der Bevölkerung verzichte ich auf jedwede solcher Substanzen...
      Avatar
      schrieb am 10.07.03 00:27:14
      Beitrag Nr. 50 ()
      vielleicht solltest du ja mal was probieren.
      Avatar
      schrieb am 10.07.03 08:25:56
      Beitrag Nr. 51 ()
      echt, um solch abgedrehte Weltsicht wie du zu bekommen?

      :p
      Avatar
      schrieb am 12.12.03 14:18:16
      Beitrag Nr. 52 ()
      f or z und is ra el und jesu rückwärts also usej wer da wohl gemeint ist?

      Grüsse aus der Vergangenheit und Zukunft ins jetzt vielleicht von allen Seiten? Wenn´s so wenig komplex wäre.

      :kiss: von ma, und rechnet euch ´ne schöne Zukunft
      vielleicht mit
      A dvanced M ind D esease oder positiv er di size oder die size oder ....

      was ist die unendliche Geschichte?
      Avatar
      schrieb am 12.12.03 14:26:03
      Beitrag Nr. 53 ()
      ... und noch ein Nach hal l :
      seltsam da ist doch ein thread im w.o. verloren gegangen von einem alten Indianer:

      Thread: Vertreibung aus dem Paradies

      seltsam diese Ä´hnlichkeit mit Stanley Kubrick´´´s HAL - Supercompi 2001 und 2 = 2003 und so...

      h+1=i a+1=b l+1=M

      schon wieder krübtisch zum nachdisch wa?


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