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    [B]"Die Stundenlöhne der 100 reichsten Deutschen"[/B] - 500 Beiträge pro Seite (Seite 3)

    eröffnet am 15.05.03 12:33:46 von
    neuester Beitrag 24.07.04 19:52:46 von
    Beiträge: 1.067
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      schrieb am 08.07.03 12:26:38
      Beitrag Nr. 1.001 ()
      #999, falsch, das Zitat von Kurz war Polemik, denn der gute Mann hat ja mit diesem Thread nichts zu tun. Daß die Volkswirtschaften aller kommunistischer Staaten bisher langfristig in die Knie gingen, ist ein nachprüfbares Faktum. Und daß man beim Begriff "Starrsinn" an den Fanatismus denken muß, mit dem Ersatzreligionen verteidigt werden, ist auch unbestreitbar.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 12:48:03
      Beitrag Nr. 1.002 ()
      Eine Ersatzreligion ist dein Glaube an den Markt der schon alles richtet. Wäre es so, wären nicht Millionen von Menschen der Meinung gewesen uns vor den entfesselten Kräften des Marktes schützen zu müssen, und nach einer ordnenden Hand des Staates zu rufen,
      und es hätte so etwas wie den Kommunismus, was ja nur ein genau gleiches Machtsystem wie unseres, welches sich im Gewand sozialer Gedanken zeigte um seine Macht zu vergrößern war, gar nicht gegeben.


      Auch wenn jemand Kommunist ist, entbindet ihn das nicht von Kritikfähigkeit. Es berechtigt ihn geradezu, nach dem scheitern des real existierenden Sozialismus, wenn er sich weiter zu den Fehlern des herrschenden Systems und den Fehlern die der letzte kommunistische Versuch mit sich brachte äußert.


      Jemand der so drin steckt in dem System wie du ist dagegen in der Bewertung nicht so ernst zu nehmen, weil du mit deiner Position gewollt oder nicht nur den herrschenden Interessen dienst, und diese sind und werden nie das Interesse aller Menschen sein, sondern nur die deinigen und deines Systems.


      BTW: Los, ihr versammelte Kachkompetenz, outet euch endlich was ihr seid, ich habe es schon oft genug geschrieben, ich habe seit Kindesalter Interessengebiet Wirtschaft und Börse, absolvierte erfolgreich ein Wirtschaftsgymnasium und habe nur deswegen nicht studiert, weil private Dinge dies verhindert haben.

      Ich arbeite recht erfolgreich in der freien Wirtschaft, auch wenn die freie Wirtschaft mir im Moment zu viel Zeit läßt, weil einfach kaum etwas zu tun ist...


      Interessen an dem Thema Wirtschaft, Politik oder ähnlichem habe ich nur private, keine geschäftlichen, nur aus reinen Interesse forsche ich in die Richtung Freiwirtschaft, weil ich tiefen Herzen davon überzeugt bin, das unsere Welt sich grundlegend ändern wird, wenn nichts unternommen wird, und zwar nicht zum positiven.


      Stichwort Subsistenzwirtschaft, Weltwirtschaftskrise, Weltkriege
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 12:52:58
      Beitrag Nr. 1.003 ()
      Im übrigen funktioniert die "alte" Methode dem gegner das vorwerfen was man selber ist nicht sonderlich gut.


      Wer hier "starsinnig" seine "Ideologie" propagiert kann sich jeder denkende Mensch selbst zusammenreimen.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 13:02:22
      Beitrag Nr. 1.004 ()
      LL, ich glaube nicht daran, daß der Markt alles richtet. Ich glaube an nichts im Grundsatz, sondern bin offen dafür, alles an den wachsenden Erkentnissen zu messen. Genau deshalb habe ich ja eben keine Ersatzreligion, während Freiwirtschaftler ja ein geschlossenes System vertreten, und sich dabei auch weigern, es dem Realitätstest auszusetzen. LarsTvede hat eine ganze Reihe grundsätzlicher Dinge genannte, an denen sich Behauptungen zur Volkswirtschaft messen müssen. Etwa den Grundsatz der theoretischen gegenseitigen Substitutierbarkeit von Produktionsfaktoren, der erfordert, daß man nicht einen der Produktionsfaktoren erheblich bevorzugen kann, ohne damit Verwerfungen in einer Volkswirtschaft zu erzeugen. Wer etwa so tut, als dürfte nur eine der Produktionsfaktoren Ertrag bringen, andere aber nicht, der bewirkt, daß diese sich vom Markt verabschieden und dieser insgesamt schwächer wird.

      Es ist schon reichlich amüsant, daß Du so tust, als hätte das Arbeiten in einem Betrieb etwas mit dem Verstehen einer Volkswirtschaft zu tun. Das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Es käme auch kein Elektriker auf die Idee, daß ihn seine Lehre befähigt, Aussagen zur Stringtheorie oder zur relativistischen Quantenmechanik (bei der Beschreibung schwerer Atome) zu machen.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 13:08:05
      Beitrag Nr. 1.005 ()
      Es ist schon reichlich amüsant, daß Du so tust, als hätte das Arbeiten in einem Betrieb etwas mit dem Verstehen einer Volkswirtschaft zu tun. Das sind zwei sehr verschiedene Dinge.


      Aha, und deswegen darf ich mich gar nicht damit beschäftigen und werde gesperrt wenn ich die falschen Fragen stelle, richtig?


      :laugh:

      Es käme auch kein Elektriker auf die Idee, daß ihn seine Lehre befähigt, Aussagen zur Stringtheorie oder zur relativistischen Quantenmechanik (bei der Beschreibung schwerer Atome) zu machen.


      Wieso nicht?


      Oh mein Gott, Arroganz du hast einen neuen Namen!

      :p

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      Avatar
      schrieb am 08.07.03 13:16:50
      Beitrag Nr. 1.006 ()
      LL, arrogant ist nur, wenn Du Volkswirtschaftlern unterstellst, sie hätten weniger Ahnung von Volkswirtschaft als Du. Wenn das nicht arrogant ist, dann gibt es das Wort gar nicht.

      Es ist auch erheiternd, wenn Du unterstellst, eine Elektrikerlehre könnte einen zu besonderen Kenntnissen in theoretischer Physik befähigen. Meine Hochachtung vor allen Elektrikern, aber ich wäre überrascht, wenn sich nur ein einziger Elektriker fände, der sich für einen kenntnisreichen theoretischen Physiker hielte.

      Du bist übrigens nicht gesperrt worden, weil Du die falschen Fragen gestellt hättest (meistens hast Du nicht gefragt, sondern nur copy&paste-Orgien abgezogen, aber das ist eine andere Sache), sondern in einem Fall wegen 2.-ID-Verdacht, und bei Deiner anderen ID bist Du knapp der Sperrung wegen Beleidigung zuvor gekommen. Wegen falscher Fragen wird man bei WO nicht gesperrt, auch wenn Du das gern behauptest.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 14:47:55
      Beitrag Nr. 1.007 ()
      Arroganz ist, wenn nur elitäre Kreise verstehen können wie bestimmte Prozesse funktionieren, wenn sämtlichen anderen das Recht auf Verstehen verwehrt wird oder wenn mit einem Nebelschleier aus willfährigen abgehobenen Fachwörtern und Denkmodellen dieses Verständnis erschwert wird.

      ich maß mir nicht an im besitz der alleinigen seligmachenden Wahrheit zu sein, ich stelle nur Fragen und gebe mir teilweise selbst die Antworten, welche man mit einfacher Logik auch selbst begreifen kann.

      Um diese Prozesse zu sehen brauchts keinen Volkswirtschaftler, so leid es mir tut. Mir ist der Sinn dieser Wissenschaft auch immer noch nicht so richtig aufgegangen...
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 14:53:05
      Beitrag Nr. 1.008 ()
      LL, schlage besser das Wort "Arroganz" im Wörterbuch nach. Daß Volkswirtschaftler mehr Ahnung von Volkswirtschaftslehre haben, als andere Menschen, ist eine Frage der Ausbildung, nicht der Arroganz. Und daß jemand, der die Erkenntnisse dieser Wissenschaft ignoriert, ihren Sinn nicht einsieht, verwundert mich nicht. Und dafür, daß Du Dich angeblich nicht im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit glaubst, gehst Du aber User, die anderer Meinung sind als Du, ganz schön hart an.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:00:39
      Beitrag Nr. 1.009 ()
      Normalen Usern versuche ich Denkanstöße zu geben. So hoffnungslosen Fällen wie dir kann man gar nichts geben, nur hoffen das du irgendwann wenigstens Reue zeigst, dem falschen System solange die Stange gehalten zu haben...


      Wissenschaftler sind arrogant, wenn sie behaupten außer ihnen könne jemand etwas nicht verstehen, und auch ihre abgehobenen Erklärungsversuche sind arrogant, weil sie gar nicht wollen das Normalsterbliche sie verstehen.

      oder steckt da doch Absicht hinter?


      Sagte Henry Ford wirklich: Wenn das gemeine Volk unser Geldsystem durchschauen würde hätten wir morgen schon eine Revolution?
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:01:37
      Beitrag Nr. 1.010 ()
      @for4zim: Du irrst leider. Diese Spinner gibt es auch in anderen Wissensgebieten. Es gibt sehr wohl Leute, die sich nie auch nur mit einer Anfängerveranstaltung in Physik beschäftigt haben, aber glauben, die Relativitätstheorie anzweifeln zu können.
      Es gibt auch jedes Jahr tausende von mathematischen Laien, die glauben, sie hätten ein Verfahren zur Quadratur des Kreises gefunden, und die den mathematischen Beweis, dass das nicht geht, für Humbug halten, weil sie ihn nicht verstehen. Und es gibt Millionen von Möchtegernexperten, die Ärzten erklären wollen, wie sie ihren Job besser machen könnten.

      @lost sittin: Ich weiss weder wie ein CD-Spieler funktioniert, noch weiss ich, wie der Pfandautomat in meinem Supermarkt erkennt, wieviele Flaschen in meinem Bierkasten sind. Muss ich deshalb den Ingenieuren, die sowas gebaut haben, Arroganz vorwerfen? Oder ist es nicht vielleicht einfach so, dass die Wissenschaft halt mittlerweile soweit entwickelt ist, dass nur noch Experten auf ihren Spezialgebieten einen Überblick haben.

      Aber man kann sich es natürlich auch ganz einfach machen, und den Experten Arroganz und den Gebrauch zu komplizierter Fremdwörter vorwerfen, wenn man zu doof ist, deren Fachgebiet zu verstehen. Kenne ich alles noch aus meiner Zeit an der Uni. Da gab es auch immer einige miserabel schlechte Studenten, die so von sich überzeugt waren, dass immer die Dozenten schuld waren, wenn sie etwas nicht kapiert haben.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:02:29
      Beitrag Nr. 1.011 ()
      Falls ihr noch nicht wisst, wie die hier als Wunderknaben vergötterten Aldi-Brüder ihr Geld verdienen (wenn man überhaupt von verdienen reden kann).

      Aldi ist im Prinzip ein Finanzkonzern. die Läden selbst erwirtschaften keinen nenenswerten Gewinn, die dienen lediglich der Geldbeschaffung durch die lieferanten von Aldi. Der Trick ist einfach. Aldi zahlt den Lieferanten ihre Rechnungen vertraglich festgelegt mit mind. 6 Wochen verzögerung. Die Ware ist aber innerhalb von einer Woche verkauft, da man das zeug praktisch zum Einkaufspreis oder darunter auf den Markt wirft.

      Mit der so quasi aus dem Nichts geschaffenen Liquidität spekuliert man am Kapitalmarkt. Das allerdings machen sie ziemlich gut ;).

      Aldi erhält also zinslose Kredite und erwirtschaftet damit Zins- und sonstige kapitalerträge. Das ganze wird noch ziemlich trickreich verschleiert, damit man kaum Steuern zahlen muss.

      ich habe dies aus einer vertraulichen Quelle, die ich hier leider nicht kennen kann.

      Das o.g. Verfahren ist aber nichts ungewöhnliches in unserem Casino-Kapitalismus :(
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:04:02
      Beitrag Nr. 1.012 ()
      LL, Reue, wie bitte? :laugh:

      Das ist eine Diskussion hier, kein Gerichtsverfahren. Komm mal wieder in die Realität zurück...

      Und welcher Wissenschaftler behauptet denn, er allein könne nur bestimmte Dinge verstehen? Es ist doch vielmehr so, LL, daß Du den Wissenschaftlern unterstellst, sie hätten von ihrem eigenen Forschungsgebiet weniger Ahnung als Du. Das meine ich mit Arroganz.

      Du willst die Volkswirtschaftslehre neu definieren, ohne sie je verstanden zu haben. Das ist Arroganz - oder Anmaßung, auf gut Deutsch.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:06:46
      Beitrag Nr. 1.013 ()
      Ja, flitztass, Du hast recht.

      Punk24, :laugh: "ich habe dies aus einer vertraulichen Quelle, die ich hier leider nicht kennen kann."
      Solche Diskussionspartner lieben wir, die sind vertrauenswürdig...

      ;) :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:07:42
      Beitrag Nr. 1.014 ()
      @ lost sittin: Ich weiss weder wie ein CD-Spieler funktioniert, noch weiss ich, wie der Pfandautomat in meinem Supermarkt erkennt, wieviele Flaschen in meinem Bierkasten sind. Muss ich deshalb den Ingenieuren, die sowas gebaut haben, Arroganz vorwerfen? Oder ist es nicht vielleicht einfach so, dass die Wissenschaft halt mittlerweile soweit entwickelt ist, dass nur noch Experten auf ihren Spezialgebieten einen Überblick haben.

      Schöne Beispiele. Das brauchst du auch gar nicht wissen, oder? Es sind Dinge des Alltagsgebrauchs die funktionieren sollen... Hier geht es aber um ein transzendentes Mittel der Macht, und das sollten doch schon möglichst viele wissen, oder? Weil es mißbrauchsfähig ist, weil es selbst zu unglaublichen Ungerechtigkeiten führt. Das Problem kann ich bei deinem CD-Spieler nicht erkennen.
      Vor allem weil sich im Grunde seit ein paar tausend Jahren bei den wichtigsten Konstanten im Geldwesen nichts geändert hat!



      Aber man kann sich es natürlich auch ganz einfach machen, und den Experten Arroganz und den Gebrauch zu komplizierter Fremdwörter vorwerfen, wenn man zu doof ist, deren Fachgebiet zu verstehen.

      Das kann man, ich sage: wenn ein Experte es nicht verständlich erklären kann ist er sein Geld nicht wert!



      Kenne ich alles noch aus meiner Zeit an der Uni. Da gab es auch immer einige miserabel schlechte Studenten, die so von sich überzeugt waren, dass immer die Dozenten schuld waren, wenn sie etwas nicht kapiert haben.


      Und, denkst du das von mir auch?
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:11:39
      Beitrag Nr. 1.015 ()
      LL, Reue, wie bitte?


      Wenn man kein Gewissen hat kennt man das nicht, ist mir klar!

      Das ist eine Diskussion hier, kein Gerichtsverfahren. Komm mal wieder in die Realität zurück...


      Wer so bewußt mit bestimmten Dingen umgeht wie du sollte angeklagt werden. Wegen beihilfe... ;)
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:15:54
      Beitrag Nr. 1.016 ()
      Siehst Du, LL, das ist auch wieder ein Beispiel für Arroganz. Zunächst sprichst Du mir ein Gewissen ab, weil ich nicht an Deine Spinnereien glaube, und dann meinst Du noch, ich sollte dafür angeklagt werden. Du siehst Dich im Recht, und Menschen mit anderer Meinung als Kriminelle. Das ist nicht nur anmaßend, das ist auch intolerant, kurzum, fanatisch...
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:18:59
      Beitrag Nr. 1.017 ()
      Hätte fest damit gerechnet, dass for4zim mir diese Geschichte glaubt :rolleyes:

      natürlich verdient Aldi gigantische Summen mit Waren die zu Dumpingpreisen verkauft werden. Und das nicht bei einzelnen Artikeln, sondern dem gesamten Sortiment. Wie kann man daran zweifeln ;)
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:21:29
      Beitrag Nr. 1.018 ()
      for, bitte differenzieren: ich verurteile nicht pauschal andere Menschen, die eine andere Meinung haben, ich schätze die sogar sehr.


      Ich mache das nur bei Personen die wider besseren Wissen bewußt bestimmte Dinge leugnen oder so verbiegen wie du es tust.


      Es ist und bleibt Beihilfe, Erfüllungsgehilfe, als Mod oder Schulze darf man sich schon schon mal Cappo für diese Art anhören...
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:24:00
      Beitrag Nr. 1.019 ()
      Punk24, mal abgesehen davon, daß Du Gerüchte als Tatsachen verbreitest, ist das, was Du schreibst, auch nur von geringem Belang, weil es ja nicht darum geht, mit welcher Strategie die Brüder Albrecht ihren Markterfolg letztlich erzielten. Sicherlich ist es für den Kunden besser, wenn der Unternehmer über Logistik und hartes Verhandeln mit den Lieferanten versucht, seinen Schnitt zu machen, als über erhöhte Preise für die Konsumenten.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:26:14
      Beitrag Nr. 1.020 ()
      LL, Du trittst mir gegenüber als Staatsanwalt und Richter in einer Person auf und nimmst mir noch übel, daß ich mich verteidige. Inhaltlich antwortest Du auf meine Kritik so gut wie gar nicht.

      Und was wirfst Du mir eigentlich vor? Doch nur, daß ich anderer Meinung bin als Du, sonst sehe ich da nichts.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 15:55:03
      Beitrag Nr. 1.021 ()
      @punk24

      selbst wenn es bei aldi so wäre, spekulationen am kapitalmarkt ermöglichen erst die liquidität und die möglichkeit des handels von geldströmen.

      ein "vollkommener und vollständiger" (im sinne der WIWI) kapitalmarkt ist sicherlich ein segen für alle marktteilnehmer - in form von flexibilität.

      somit hat das ganze auch beitrag zum wohlstand unserer wirtschaft.

      punk, wo will man da die grenze ziehn? wer bestimmt, welche handlung in welcher höhe den wohlstand mehrt und in welcher höhe es gerechtfertigt ist?

      schafft eine bank weniger wohlstand als eine bäckerei-kette oder eine autofabrik?



      @all

      jetzt ist LL´s taktik wieder voll aufgegangen. argumente verweigert er (mit bezug auf "frühere" postings, die aber nur copy+paste waren).

      stattdessen versucht er, das gespräch auf sein niveau runterzuziehen, einen zustand von "aussage gegen aussage" zu erreichen.

      lasst euch doch nicht von ihm provozieren. eine sperrung wäre vielleicht gerechtfertigt, aber gönnen wir ihm doch seinen spass!

      was stört´s eine deutsche eiche, wenn sich ein schwein dran schubbert? :rolleyes:


      er gibt doch auch selber in #1002 zu, dass seine bildung für viele fragestellungen nicht ausreicht.

      gerade dieses mittel-niveau an kompetenz veranlasst zur gedanklichen sackgasse, da schlagwort bisher angerissen wurden (in der schule), die grundlegende herangehensweise zB mit hilfe von modellen ihm aber nie gelehrt wurde. deswegen kann er auch die ergebnisse und aussagen nicht begreifen, auch wenn man sie ihm 1000x erklären würde. es fehlt einfach das handwerkszeug.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 16:03:31
      Beitrag Nr. 1.022 ()
      Punktsieg, wie? :p

      Was kann ich denn für euer Niveau- ihr wart schon mal besser!

      :D


      Ich gehe lediglich auf for4zim nicht mehr ein, ihr wißt ja warum. Auf alle anderen Argumente schon.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 16:08:27
      Beitrag Nr. 1.023 ()
      gerade dieses mittel-niveau an kompetenz veranlasst zur gedanklichen sackgasse, da schlagwort bisher angerissen wurden (in der schule), die grundlegende herangehensweise zB mit hilfe von modellen ihm aber nie gelehrt wurde. deswegen kann er auch die ergebnisse und aussagen nicht begreifen, auch wenn man sie ihm 1000x erklären würde. es fehlt einfach das handwerkszeug.


      Nichts als Unterstellungen und Verdächtigungen. Das jemand sich autodidaktisch einem Thema nähern kann ist euch wohl völlig unbekannt. Wie gut und qualifiziert meine Schulbildung war fragt doch meine ehemaligen Lehrer.
      Hauptsache ihr habt eure Modelle, die ja so schön alles erklärbar machen. Wen stört es schon wenn ein paar Faktoren einfach "vergessen" werden, und die Wirklichkeit all diese Modelle negiert...
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 16:41:30
      Beitrag Nr. 1.024 ()
      genau wie ich sagte, LL kann einem in diesem sinne schon leid tun.

      ich begebe mich mal kurz auf "neutralen boden", versuche es mit dem thema "physik" deutlich zu machen.

      physiker benutzen natürlich auch MODELLE. warum macht man sowas, fragt sich der laie? die realität -scheinbar- sieht anders aus!

      sehr viele formeln und beschreibungen lassen zB den luftwiderstand oder die erdanziehung total ausser acht. natürlich findet somit eine vereinfachung statt, trotzdem ist es unumstritten dies zu tun. es geht auch garnicht anders.

      die auswirkungen von "kraft" (im physikalischen sinne) auf einen körper lässt sich viel eleganter und verständlicher rüberbringen, wenn man luftwiderstand ausblendet. "falsch" sind diese aussagen damit nicht, sie müssen nur entsprechend ausgebaut werden.

      oder mal ein anderes beispiel:


      elektronenmodell (bitte um korrektur, wenn sich ein fehler eingeschlichen hat ;) )

      ein atom hat einen atomkern (neutral und positiv geladenen teilchen) und "aussenbahnen", in denen die elektronen (negativ) umlaufen.

      je nach höhe dieser schale hat das elektron ein bestimmtes energieniveau.

      die aussenelektronen dieser schalen können sich mit elektronen anderer atome zusammenbinden (--> moleküle entstehen)

      die elektronen können die schale wechseln (quantensprung!) und entsenden dabei "licht". je nach sprunghöhe wird eine andere "farbe" (wellenlänge) gesendet.


      LL wird jetzt fragen. "niemand hat so gute augen und hat es selbst gesehn!" - "glaub ich somit nicht!"

      es lässt sich nichtmal genau sagen, wo das elektron auf der schale überhaupt ist (heisenberg-unschärfe)! wir menschen können uns nichtmal den zustand (teilchen? welle?) der elektronen vorstellen. und dann maßen wir uns an, mathematische rechnungen mit solch einfachen modellen zu machen!

      und die schlussfolgerung, dass man X energieeinheiten brauchen wird, damit man elektronen im LASER auf ganz bestimmte schalen "heben" kann(damit diese "parallele rote wellenlänge" aussenden), die wird LL erst recht nicht akzeptieren. komischerweise lässt sich in der tat ganz genau - mit einem so stark vereinfachten modell - berechnen, wieviel energie benötigt wird.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 17:51:41
      Beitrag Nr. 1.025 ()
      abgesehen davon, dass sich die wissenschaft längst vom
      bohrschen modell verabschiedet hat (siehe da, die
      naturwissenschaft erkennt fehler eines modells und
      korrigiert sie) hat das physikalische modell bei weitem
      nicht die komplexität und dynamik eines geistes- oder
      wirtschaftswissenschaftlichen systems. gerade das
      wirtschaftswissenschaftlichen modell hängt im gegensatz zu
      den anderen stark von der intention ihrer urheber ab.
      neuere modelle dienen sogar lediglich der beschreibung
      des `urmodells`. daran erkennt man die komplexität unseres
      systems.

      "punk, wo will man da die grenze ziehn? wer bestimmt, welche handlung in welcher höhe den wohlstand mehrt und in welcher höhe es gerechtfertigt ist?"

      genau darum geht es zunächst mal. wir müssen bestimmen und
      definieren, welche handlung in unserem system welchen
      schaden anrichtet und das system daraufhin ändern (wie ein
      naturwissenschaftler dies auch tun würde). leider haben
      manche einen aboluten glauben an das system, was ich als
      totalitär empfinde.

      mfg,
      Cole_T
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 18:08:20
      Beitrag Nr. 1.026 ()
      @cole_T

      nein, natürlich ist das von mir beschriebene modell nicht der weisheit letzter schluss.

      aber erklär mal nem 15 jährigem schüler die neusten trends in der physik. das modell ist deswegen auch garnicht "falsch", sondern nur verkürzt, was ja gerade die absicht war!

      "wir müssen bestimmen und
      definieren,..."

      JA und genau das ist eben so schwer! wer soll das machen? es ist in vielen fällen schlicht nicht praktisch umsetzbar!

      den realversuch solcher "bestimmungen und definitionen" gabs 40jahre lang in der DDR und auch heute in nordkorea wird von oben vorgegeben was "schädlich" ist und "geändert" werden muss.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 18:21:02
      Beitrag Nr. 1.027 ()
      @cole

      natürlich redest du jetzt auch wieder gleich bewertend von "fehlern im system".

      natürlich gibts probleme, natürlich gibts dazu lösungen und entscheidungen, die fällig sind.

      keiner bezweifelt das! und niemand "glaubt" an "das system". gerade wissenschaftler sind von ihrer denkweise geradezu darauf getrimmt, dinge zu hinterfragen.

      mach nicht denselben fehler wie LL. der glaubt an verschwörungen, zB dass bezahlte schreiberling in börsenboard das "zinssystem" retten müssen, natürlich alles im auftrag der regierungen und des patriachalischen systems :rolleyes: , welche auch alle lehrstühle dieser welt unterwandert haben,...

      irgendwie abgedreht, diese vorstellung :look:


      es geht mir allein um die tatsache, dass modelle nötig und wichtig sind, um sachverhalte zu analysieren! und da stimmst du mir ja zu! also bestätigt dein posting #1025 meine aussagen. danke.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 18:26:39
      Beitrag Nr. 1.028 ()
      "es geht mir allein um die tatsache, dass modelle nötig und wichtig sind, um sachverhalte zu analysieren! und da stimmst du mir ja zu! also bestätigt dein posting #1025 meine aussagen. danke."
      danke, dass du meine worte verdrehst. :laugh:

      die `realversuche` selbst waren totalitäre systeme und
      konnten somit nicht funktionieren. sie dienten lediglich
      den nutzniessern der jeweiligen systeme. das derzeitige
      system scheint die derzeit beste alternative zu sein, das
      heisst aber nicht, dass sie nicht verbeserungswürdig ist.
      das sagst du ja selber!
      wenn man das system nicht friedlich ändern kann, wird es
      imho irgendwann krachen und das ist keine gute
      alternative, weil ich auch denke, dass es immer mehr
      verlierer des systems geben wird.

      conquer,
      mach nicht den fehler, mitten aus dem system heraus zu
      argumentieren. versuche, es als ganzes `von ausserhalb`
      zu betrachten. ;)

      mfg,
      Cole_T
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 20:52:43
      Beitrag Nr. 1.029 ()
      Cole-T hat es gut auf den Punkt gebracht, mehr ist schon bald dazu nicht zu sagen...


      Außer das wir so nicht weiterkommen.

      Was würdet IHR denn als Argument akzeptieren, wenn ihr schon die Realität und Erfahrungen aus jahrtausenderlanger Empirie leugnet?

      Kommt mir nicht mit wissenschaftlichen Erklärungen, die wechseln in der VWL häufiger als manche ihre Unterhosen...


      Volkswirtschaft ist, wenn die Leute sich anfangen zu fragen warum sie kein Geld mehr haben
      Tucholsky
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 08:43:49
      Beitrag Nr. 1.030 ()
      Ein Spiel welches die realität möglichst gut spiegelt würde ich akzeptieren. Es müßte in der Art von Monopoly aufgebaut werden und an einem Rechner simuliert werden können. Was würde dieses zeigen?


      ich war der Meinung Meadows und der Club of Rome haben genau das gemacht. Hups.

      Weil ihre prognostizierten Zeiträume nicht eintrafen straft man sie mit Mißachtung, die Tendenzen und Entwicklungen geben ihnen aber schon lange recht...
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 08:46:02
      Beitrag Nr. 1.031 ()
      30.6.03 Was ist soziale Gerechtigkeit?
      Emnid: Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Politiker nicht mehr die Sorgen der kleinen Leute kennen
      von Frank Diering

      Ob Rentner oder Pensionär, Arbeiter oder Beamter, Freiberufler oder Bauherr, alle in der Republik sollen Opfer bringen, um die maroden Staatsfinanzen zu konsolidieren beziehungsweise eine weitere und höhere Staatsverschuldung zu verhindern. Doch die Deutschen scheinen langsam aber sicher daran zu zweifeln, ob es bei soviel Einsparungen und Wegfall von Steuervergünstigungen "sozial gerecht" zugeht.
      ... Doch was ist sozial gerecht? Nur 20 Prozent der Deutschen sehen darin den Zustand, dass alle das Gleiche haben. Dagegen halten es 78 Prozent für sozial gerecht, wenn jemand tüchtig ist und daher ein besseres Einkommen als sein Nachbar aufweisen kann.
      Zugleich sind die Deutschen misstrauisch, wenn es um Schlagwörter und Slogans wie eben "Soziale Gerechtigkeit" geht. So glaubt die Mehrheit (55 Prozent), dass der Begriff "Soziale Gerechtigkeit" nur benutzt wird, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Und nur 43 Prozent glauben, dass, wer "Soziale Gerechtigkeit" fordert, wirklich einen gerechten Interessenausgleich herbeiführen will.
      Einig sind die Deutschen, wenn es darum geht, wie man die vermeintliche "Oberen Zehntausend" besteuern sollte, um die Lasten gerecht zu verteilen: So sprechen sich 79 Prozent für eine Erhöhung der Vermögenssteuer aus, 72 Prozent sind für eine Steuer auf Luxusgüter. Denn Reformen sind nur gerecht (sagen 64 Prozent), wenn das obere Viertel der Gesellschaft zur Kasse gebeten wird. (Welt, 30.6.03)


      www.geldcrash.de
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      schrieb am 09.07.03 08:51:11
      Beitrag Nr. 1.032 ()
      ARMUTSBERICHT DER UNO

      "Jahrzehnt der Verzweiflung"


      Die Vereinten Nationen haben eine neue Studie der über die weltweite Entwicklung von Armut und Reichtum veröffentlicht. Nach Ansicht der Uno geht es großen Teilen der Weltbevölkerung schlechter als noch vor einem Jahrzehnt - dafür machen die Forscher vor allem IWF und Weltbank verantwortlich.


      Genf - Wenn das Ziel einer Halbierung der Armut bis zum Jahr 2015 noch erreicht werden solle, seien radikale Änderungen der Programme von Internationale Währungsfonds (IWF) und Weltbank erforderlich, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht zum Stand der globalen Entwicklung, dem Human Development Report 2003. Die Studie wird vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) herausgegeben.
      Die Verfasser des Berichts üben harsche Kritik an den beiden Finanzorganisationen. Der IWF und die Weltbank sollten die reichen Staaten zu verstärkter Hilfe drängen, anstatt die Regierungen der Entwicklungsländer zu Kürzungen der Staatsausgaben zu zwingen.

      "Der IWF und die Weltbank sollten nicht länger diese Obergrenzen für Ausgaben festlegen", sagte UNDP-Verwalter Mark Malloch-Brown. Er sprach sich für einen "Guerilla-Angriff" auf den Washingtoner Konsens aus, in dem die Grundprinzipien für die Entwicklungsprogramme der Weltfinanzorganisationen verankert sind: Ausgabenkontrolle, Steuerreform, Privatisierung und Liberalisierung des Außenhandels. Die Zeit, in der diese Grundsätze ihren Sinn gehabt hätten, sei überholt.



      Der Bericht wendet sich gegen die weit verbreitete Auffassung, dass es allen Ländern allmählich besser gehe. So sei die Bevölkerung in 54 Ländern ärmer als im Jahr 1990, heißt es in dem 367-seitigen Bericht. In 34 Ländern sei die durchschnittliche Lebenserwartung gesunken - vor allem unter dem Einfluss von Aids. Und in 21 Ländern habe der Anteil der Hungernden an der Gesamtbevölkerung zugenommen.

      "Für viele Länder waren die neunziger Jahre ein Jahrzehnt der Verzweiflung", bilanziert das UNDP. Halte die gegenwärtige Entwicklung an, dann gebe es kaum noch eine Chance, die im Jahr 2000 beschlossenen Millenniumsziele zu erreichen - die Halbierung der Armut bis 2015 und Fortschritte in der Bildung, in der sanitären Versorgung und im Gesundheitswesen.

      Der Bericht führt das Beispiel des südostafrikanischen Staates Malawi an, der eine Politik im Sinne des IWF verfolgt, aber dennoch keine spürbaren Fortschritte im Kampf gegen die Armut erzielt hat. "Malawi braucht einen weit größeren Beistand von Geberländern - wie viele andere Länder unter ähnlichen Bedingungen", heißt es in dem Bericht. Eine Strategie, die sich allein auf Marktkräfte und verstärkten Handel verlasse, führe nicht zum Erfolg. Um die Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum zu schaffen, seien staatliche Eingriffe erforderlich, sagte die Chefautorin des Berichts, Sakiko Fukuda-Parr.



      Der Bericht enthält wieder einen "Human Development Index", der 175 Länder nach durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen, Lebenserwartung und Bildungsgrad bewertet. Zum dritten Mal in Folge wird diese Liste von Norwegen angeführt, gefolgt von Island und Schweden. Die Vereinigten Staaten fielen um einen Platz auf den siebten Rang zurück, überholten aber erstmals Kanada, das im Jahr 2000 noch auf dem ersten Platz lag. Die Schweiz belegt den zehnten Rang, Deutschland liegt hinter Luxemburg, Österreich und Frankreich auf Platz 18. Die untersten 25 Ränge werden von afrikanischen Staaten südlich der Sahara eingenommen, mit Sierra Leone auf dem letzten Platz.



      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,256257,00.html
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      schrieb am 09.07.03 08:56:01
      Beitrag Nr. 1.033 ()



      Die 700 Millionen Menschen in der Welt hungern nicht, weil es an Nahrungsmitteln fehlt, sondern weil ihnen das Geld fehlt, sie zu kaufen. Das hat vor einigen Jahren einmal die Weltbank festgestellt.

      Aber warum fehlt ihnen das Geld? Besteht auf der Erde ein Mangel daran? Keinesfalls! Geld ist mehr als genug da, wie uns die zunehmenden spekulativen Einsätze an den Aktien und Devisenmärkten beweisen.

      Nicht fehlendes Geld, sondern fehlverteiltes Geld ist die Ursache des Hungers. Und das Schlimme ist, daß diese Fehlverteilung ständig größer wird. In den Taschen und Kassen derjenigen, die bereits zuviel haben, sammelt sich immer noch mehr an. Und in den Taschen derjenigen, denen es fehlt, wird die Ebbe immer größer.

      Ein Ausgleich ist nur über Kredite möglich, die jedoch ein noch größeres Ungleichgewicht zur Folge haben
      Avatar
      schrieb am 09.07.03 10:50:59
      Beitrag Nr. 1.034 ()
      Wie sich doch die Bilder ähneln!

      Die nachfolgenden Charts des inflationsbereinigten DJIA ,
      entnommen sind - der zweite zeigen zwischen 1920 und 1929 und zwischen 1987 und 1999 (!!!) exponentielle Anstiege.


      Es ist quasi ein "Naturgesetz", dass solche expontientiellen Entwicklungen zu einem CRASH verurteilt sind, wobei dieser durchaus in Etappen verlaufen kann.









      In der Endphase eines Zinssystems explodiert im allgemeinen immer der spekulative Sektor - die Aktienkurse steigen scheinbar unaufhörlich. Die Ursache liegt in der rückgängien realen Rendite aus der Wirtschaft, welche das Kapital in riskante Börseninvestments drängt - die Folge ist ein Börsencrash, der umittelbar zu einer Deflation und Depression führt.



      Wer aus der Geschichte nicht lernen will, muß sie wiederholen !!!


      Quelle:
      http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/main.php?&m=3&a…



      ;) ;) ;)
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      schrieb am 11.07.03 14:50:43
      Beitrag Nr. 1.035 ()
      Auf Jobsuche im Graubereich
      Die Wirtschaftskrise in den USA drängt immer mehr Arbeitssuchende in den informellen Sektor

      Von Max Böhnel, New York

      Sie werden täglich mehr – die »working poor«. Immer mehr US-Amerikaner müssen sich seit dem Beginn der Wirtschaftskrise im Frühjahr 2001 mit mehreren Niedriglohnjobs durchschlagen, um ihre Existenz zu sichern.
      Es kriselt. Überall ist zu spüren, dass die rosigen Zeiten vorbei sind.« Dies meint Shalina Jackson, auf einen Spaten gebeugt, während einer Verschnaufpause in ihrem Vorgarten. Sie lebt mit ihrem Sohn Thomas in einem bescheidenen Einfamilienhaus im Städtchen Montclair im Bundesstaat New Jersey, eine dreiviertel Stunde Fahrzeit von New York entfernt. Den Feierabend verbringt die 43-Jährige mit Vorliebe draußen im Freien. Umgraben, Unkraut jäten und neue Blümchen zu pflanzen hilft ihr beim Entspannen – und beim Nachdenken.
      Shalina Jacksons Sorge gilt ihrem 20-jährigen Sohn Thomas. Er ist nach einer kurzen Phase, die er für ein knappes Jahr mit einem relativ guten Anfangsgehalt in einer örtlichen Webdesign-Firma verbrachte, wieder arbeitslos. Und die Chancen, innerhalb der kommenden Monate eine Anstellung mit sicherem Auskommen zufinden, sind gering, nicht zuletzt, weil die Jacksons Afroamerikaner sind.

      Die höchste Quote seit 55 Jahren

      Thomas Jackson ist ein typisches Beispiel. Die Wirtschaftsrezession ist seit März 2001 im Gange. Seitdem stieg die offizielle Arbeitslosenquote auf eine Rekordmarke von 6,4 Prozent. Die inoffizielle Quote liegt freilich doppelt so hoch, da sich viele nicht als Arbeitssuchende registrieren lassen. Denn die staatlichen Gelder sind so niedrig, dass es sich kaum lohnt, bei einem »job center« dafür anzustehen. Außerdem ist das mit hohen Auflagen verknüpft. Millionen schlagen sich deshalb mit nicht abgesicherter Teilzeitarbeit und Jobs im »grauen Bereich« durch.
      Von der Krise am schwersten getroffen sind nicht-weiße Minderheiten, und darunter hauptsächlich junge Menschen. Der »Children’s Defense Fund«, eine USA-weite Hilfsorganisation, hat ausgerechnet, dass die Jugendarbeitslosigkeit – Unbeschäftigte, Arbeitssuchende und Nicht-Registrierte – im Juni faktisch bei 59,1 Prozent lag, die höchste Quote seit 55 Jahren. Afroamerikanische und hispanische Jugendliche waren mit 78,3 Prozent und 68,4 Prozent noch schwerer betroffen.
      Auch Thomas schlägt sich deshalb eher schlecht als recht durch. Zur Zeit presst er zusammen mit einem Freund am Computer der Mutter Hiphop-CDs, die sie an Touristen zu verkaufen versuchen. Dazu fahren die beiden jungen Männer dreimal die Woche mit dem Bus jeweils für einen Tag nach New York, wo sie am »Times Square«, in der Nähe des »Empire State Building« und in den Seitenstraßen zum »Ground Zero« ausländische Besucher ansprechen. Das Geschäft geht schlecht – nicht zuletzt wegen der aggressiven Polizei, die es auf Schwarzhändler abgesehen hat. Die Furcht, erwischt zu werden, ist ebenso groß wie berechtigt. Für längere Gespräche mit potenziellen CD-Käufern bleibt deshalb wenig Zeit. »Thomas ist arbeitslos und steht allein deshalb mit einem Fuß im Knast«, sagt Shalina Jackson deprimiert. Thomas bringe nie mehr als 50 Dollar pro Tag nach Hause. Dass er sich in den kommenden Jahren unabhängig machen und ausziehen wird, bleibt deshalb unwahrscheinlich.
      Die allein erziehende Mutter mit ihrem erwachsenen Sohn ist selbst dagegen relativ gut abgesichert. Sie arbeitet bei PSEG, der Elektrizitäts- und Gasgesellschaft von New Jersey im Bereich Kundenbetreuung.

      Shalina Jackson lebt wie viele andere auf Pump

      Den Job fand sie vor drei Jahren, als sie beschlossen hatte, das überteuerte New York zu verlassen und statt Miete Raten für ein eigenes Haus zu bezahlen. Die Bank stimmte ihrem Wunsch zu und gab einen Kredit von 200000 Dollar, die Frau Jackson innerhalb der kommenden 27 Jahre abbezahlen muss. Die Monatsraten machen etwas mehr als ein Drittel ihres Einkommens aus. Vor kurzem schloss sie – dank des nach wie vor existierenden Grundstückbooms und des niedrigen Leitzinses – eine günstigere Vereinbarung mit der Bank. Der Kredit ist jetzt mit 5,3 Prozent verzinst, wodurch sich die Monatsrate aufs Haus um 150 Dollar verringerte. Trotzdem drücken die Schulden so sehr, dass eine Urlaubsreise oder größere Anschaffungen ausgeschlossen sind.
      Wie viele andere US-Amerikaner lebt Shalina Jackson auf Pump: Nicht nur das Haus zahlt sie ab, sondern auch den Pkw (350 Dollar), die neue Waschmaschine (80 Dollar), den Computer (35 Dollar) und sogar die Düngemittel und Schaufeln, die sie für ihren Kleingarten bei der Heimwerker- und Gartengerätefirma »HomeDepot« einkauft (15 Dollar). Eine Krankenversicherung für sich selbst und ihren Sohn kann sie sich nicht leisten. Dies wären zusätzlich 800 Dollar pro Monat. Wenn ein Zahnarztbesuch ansteht, dann gehen Shalina und Thomas stattdessen zu Studenten an der Universität in New York. Dort kostet eine einfache Behandlung 50 Dollar. Das große Ziel der Jacksons: eine Krankenversicherung. Doch dazu wird es nicht kommen. 41 Millionen US-Amerikaner müssen die Kosten aus eigener Tasche bezahlen – oder können sich nicht behandeln lassen. Im Wahlkampf gilt die in der Bevölkerung beliebte Forderung nach der Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung regelmäßig als utopisches Ansinnen von linken Träumern. Wer soll dies nur bezahlen?
      Dass die Regierung einiges an Utopischem in die Wege leitet, von dem nur die Reichsten der Reichen träumen, beweist dagegen Bushs Steuerkürzungspolitik. Die massiven Steuersenkungen von 2001 brachten keinesfalls den vielbeschworenen Sickereffekt für die arbeitende Bevölkerung und die Jugendlichen, sondern bewirkten, dass die führenden Politiker und die Superreichen noch mehr sparen.

      Pentagonchef Rumsfeld spart 604000 Dollar

      Der demokratische Kongressabgeordnete Henry Waxman aus Los Angeles rechnete aus, dass jedes Mitglied im Bush-Kabinett mindestens 42000 Dollar einspart. Vizepräsident Cheney kann sich dank der Steuerkürzungen 116000 Dollar zur Seite legen, Pentagonchef Rumsfeld 604000, und der sonst als »Ehrenmann« gehandelte Außenminister Colin Powell über 200000 Dollar.
      Das »Urban Justice Center« fand heraus, dass das oberste Prozent von Amerikas Steuerzahlern pro Person durchschnittlich 11483 Dollar einspart. Bei 80 Prozent der Steuerzahler mit einem Jahreseinkommen von bis zu 77000 Dollar macht die Gutschrift läppische 29,50 Dollar aus. Dafür legt die Regierung am Sozialsystem weiter die Axt an. Einige Beispiele aus dem Erziehungs- und Bildungssystem quer über die USA verdeutlichen die Krise: Im Bundesstaat Colorado findet der Unterricht aus Kostengründen nur noch an vier Tagen statt. Örtliche Firmen spenden Unterrichtsmaterial, nicht zuletzt, um für sich selbst Werbung zu betreiben. In Florida wurden zwei Drittel der Kindergartenprogramme eingeschränkt oder ganz auf Eis gelegt. Auf Hawaii wurde kürzlich ein neues Bibliotheksgebäude eingeweiht – bis auf die Bücher, die nicht bezahlt werden können. Und in Idaho stellen sich Eltern mit Gebäck an Straßenkreuzungen, um Geld zu sammeln, mit dem die Gehälter von Lehrern bezahlt werden sollen.
      Im Wohnort Montclair von Shalina Jackson ist das Bildungssystem noch nicht auf den Hund gekommen. Vielmehr ist Montclair ein Anziehungspunkt für Eltern mit kleinen Kindern. Das öffentliche Schulsystem hat den Ruf, außergewöhnlich gut zu sein. Doch selbst in einigen Ortschaften nördlich von Montclair ist die Krise auf offener Straße zu spüren. Am Wochenende stellen sich seit kurzem die Feuerwehrleute an den Kreuzungen der Ausfallstraßen auf, um mit dem Klingelbeutel Geld für ein neues Feuerwehrfahrzeug zu sammeln. Noch ist Montclair außen vor, doch die Krise kommt näher.

      (ND 11.07.03)


      http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=38270&IDC=2
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 20:38:37
      Beitrag Nr. 1.036 ()
      Unglaublich!!!

      Japan setzt auf Freigeld um aus der Krise zu kommen!!!


      Weiter:
      http://www.anhalt.net/larana/texte/rom_nippon.html

      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 21:14:46
      Beitrag Nr. 1.037 ()
      aufladbare smartcards. soso, an dt. uni´s gibts sowas schon lange, für copyshops, mensa, bibliotheken, ...

      :laugh:

      ZWANGSgeld jetzt auch in deutschland ?! :D
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 21:51:27
      Beitrag Nr. 1.038 ()
      Mist, da war Wasser wieder schneller...

      ich stell den wichtigen Absatz hier trotzdem rein, weil es so schön ist, all die Wichtigtuer hier zu blamieren...


      Die oberste eine Prozent der US-Bevölkerung besitzt heute mehr als die unteren 92 Prozent zusammen. Die 447 Milliardäre auf der Welt haben ein Vermögen angehäuft, das größer ist als das gesamte Jahreseinkommen der Hälfte der Weltbe-völkerung. Selbstredend geht dieser Transfer von immer mehr Reichtum auf immer weniger Menschen mit immer mehr Arbeitslosen einher. In den letzten 20 Jahren konnten die 500 führenden Konzerne ihre Produktion und ihren Absatz um 700 Prozent steigern - und gleichzeitig Personal abbauen. Heute soll es 700 Millionen Menschen auf der Welt ohne Arbeit sein.
      Inzwischen gibt es rund 2000 Komplementärwährungen, die in Umlauf gesetzt wurden, um die mit dieser Entwicklung verbundenen Probleme zu steuern. Diesen Versuchen ist eines gemein: Sie bieten Menschen, die Zeit, aber wenig Geld haben, die Chance, sich in die Wirtschaft zu integrieren, denn man kann Zeit in Geld verwandeln. So erfolgreich auf kommunaler Ebene sehr viele dieser Versuche auch waren, es fehlte bisher das ganz große Beispiel - der Einstieg einer bedeutenden Wirtschaftsmacht in das Experiment eines alternativen Wäh-rungssystems.
      Mit dem neuen Entwicklungsmodell,


      das unter F`edertührung von Japans Ministerium für Internationalen Handel und Industrie (MITI) gerade getestet wird, hat das Schattendasein dieser Alternativwirtschaft aufgehort. Drei Jahre durfte Toshiharu Kato, MITI-Direktor im Dienstleistungssektor, sich in der Welt umsehen, um Reformvorschläge für Japans Wirtschaft zu machen. Das Ergebnis mutet zugleich modern und traditionell an, jene Mischung, auf die Japan schon zweimal mit Erfolg gesetzt hat, als es galt ein marodes Staatswesen zu sanieren: vor 150 Jahren bei der Meiji-Restau-rierung und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
      Das Entwicklungsmodell heißt Silicon Valley. Für MITI sind die engmaschigen Verbindungen zwischen hunderten von kleinen Unternehmen - ohne patriarchalisch organisierten Großkonzern in ihrer Mitte - das Zukunftsmodell für Japan. Die dicht besiedelten Täler des über 2000 Kilometer sich erstreckenden japanischen Archipels, die mit ihren gewachsenen Agrargemeinschaften trotz einer zen-tralistischen Regierung ihre Autarkie weitgehend bewahrt haben, weisen dennoch große Unterschiede auf. Auf diese Vielfalt, diese regionale Selbstständig-keit, will MITI bauen. Das bedeutet eine Absage an das bisherige Modell zentraler Führung durch Großkonzerne und Banken. Stattdessen soll eine duale Struktur von regionaler Wirtschaft und Gemeinschaft entwickelt werden.
      Regionale Dienstleistungen mit Informationstechnologien als neuer Wirtschaftsbasis sollen durch regionale Währungen mit der Bezeichnung Ökogeld unterstützt werden. Für unterschiedliche Bereiche wie Sozialfürsorge, Bildung, Umweltschutz und Gesundheitswesen soll Ökogeld als Zahlungsmittel eingesetzt und in ein Smartcard -System integriert werden. Das zinslose Ökogeld soll den direkten Tausch von Waren und Dienstleistungen ermöglichen, ohne dass es von jenen Übeln wie Inflation oder Geldknappheit befallen wird, die der weiterhin parallel laufenden Landeswährung eigentümlich sind.
      Komplementärwährungen bekommen damit die Chance, sich zu bewähren, Stabilität in eine höchst labile Weltwirtschaftslage und damit in die einzelnen Gemeinschaften des Landes zu bringen Das könnte der Schub sein, den nicht nur Japan braucht. Überall auf der Welt wird man während der nächsten Jahre dieses Experiment mit großem Interesse verfolgen - nicht zuletzt in Deutschland, wo sich wahrscheinlich nur wenig Menschen an Silvio Gesell erinnern.
      JOHN DAVID MORLEY
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 23:17:10
      Beitrag Nr. 1.039 ()
      Lokalwährungen in Japan .


      Weiter:
      http://www.media-mosaic.de.ms/

      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 17.07.03 07:44:26
      Beitrag Nr. 1.040 ()
      Der Artikel ist ja schon 4 Jahre alt! :eek:


      Das hier ist neuer...


      http://home.debitel.net/user/RMittelstaedt/Money/GRAPHIC.htm…
      Avatar
      schrieb am 18.07.03 08:53:54
      Beitrag Nr. 1.041 ()
      SILVIO GESELL:

      Eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus?

      Der im heutigen Belgien (St. Vith) geborene und in Argentinien als Kaufmann tätige SILVIO GESELL (18xx - 1930) hatte zwar die Hochachtung des Volkswirtschaftlers John Maynard Keynes. Was ihm selbst zur öffentlichen Anerkennung fehlte, das war der Titel eines beamteten Professors. Lag es an der Titelgeilheit und Obrigkeitsbewunderung damaliger deutscher Mentalitäten, dass Gesell in den Kreisen der Volkswirtschaftler kaum Beachtung fand, entsprechend wenig Medien-Echo erfuhr?

      Der Sohn eines protestantischen Deutschen und einer katholischen Französin gewann erst im späteren Verlauf seines Lebens das Interesse an der volkswirtschaftlichen Theorie. Betriebswirtschaftliche Praxis erwarb er in seinem Kaufmannsberuf dafür um so mehr.

      Die Wirtschaftskrise der frühen 30-er Jahre, die mit dem New Yorker Börsencrash 1929, dem schwarzen Freitag, ihren weltpolitisch fatalen Anfang nahm, erlebte Gesell in Argentinien. Das “Platzen” des weltweit bedeutsamsten Börsenstandorts muss der wesentliche Anstoß für seine Überlegungen um Freiland und Freigeld gewesen sein. Die gesellschaftlichen Ausschweifungen der dekadenten “Golden Twenties” hätten ihn an die euphorische Überreiztheit der im Börsenboom des Neuen Marktes propagierten “Spaßgesellschaft” erinnert.

      Der Produktionsfaktor Kapital, so wird uns bis heute gelehrt, darf sich exponentiell vermehren. - Dürfen? - Nein, es geschieht automatisch. In Volkswirtschafts-Vorlesungen wird das als eine Art unhinterfragbares Naturgesetz dargelegt. Wer es zu hinterfragen wagte, dem würde man mit einem jovialen Schulterklopfen empfehlen, für die höhere Erkenntnis volkswirtschaftlichen Geschehens noch einige Semester lang die Seminare zu besuchen, eine eifrige Diplomarbeit über Adam Smith oder vergleichbare Figuren zu schreiben.

      Gesell schlug vor, dass das Geld nichts weiter sein dürfe als eine Tauscheinheit: eine direkte Verrechnungseinheit für konkrete Waren und Dienstleistungen. Denn die lassen sich in einem ressourcen-begrenzten System wie dem Planeten Erde eben nicht exponentiell vermehren.

      Welche Auswirkungen die Heiligsprechung der Zinseszinsformel hat, zeigte sich 1929 - und zeigt sich nach der Jahrtausendwende ins 21. Jahrhundert ums Neue: Deflation, Inflation, Kriegsrüstung, Krieg. Nicht irgendwo in Afrika, Südamerika oder Asien. In Europa und Nordamerika hatte man längst verdrängt, wie die Verschuldungs-Uhr der Dritt-Weltstaaten tickte. Nun ist das Ticken aber auch für Europa und Nordamerika so laut geworden, dass niemand es mehr überhören kann. Silvio Gesells volkswirtschaftlicher Ansatz ist deshalb heute so hochaktuell wie nie zuvor.

      Plötzlich dürfen die Tabu-Fragen wieder gestellt werden: Warum gibt es eigentlich Zinsen? Wer leidet unter der Zinswirtschaft? Und wer sind die dubiosen Instanzen, die davon profitieren?

      Offensichtlich tragen Zinswirtschaften dazu bei, das Auseinanderklaffen von Arm und Reich in der Welt zu begünstigen. Fünf Prozent der Weltbevölkerung leben von den Zinsen - ohne einen Handschlag zu tun. Und 95 Prozent der Weltbevölkerung arbeiten immer mehr, um ihre Schuldenlast gegenüber den reichen Geldverleihern, den Zinsnehmern, zu vermindern. Freilich handelt es sich hier um ein System, das in Abständen immer neu eskaliert: in Revolutionen, Diktaturen, Kriegen.

      Silvio Gesell unterscheidet sehr deutlich zwischen Kapital-Eignern und Unternehmern. Kapital-Eigner sind nach seiner Lesart Menschen, die - anstatt zu arbeiten - gegen Zins ihr Geld verleihen. Symbolisch findet sich dieser Menschenschlag in den Instanzen der Banken und Börsenanleger. Der Unternehmer gewinnt bei Gesell hingegen die leuchtende Aura des charismatischen, anpackenden Machers - des produktiven Menschen.

      Da steckt, so möchte man argwöhnen, einiges an sprödem, protestantischem Arbeitsethos dahinter: Dem Fleißigen liege die Welt zu Füßen!

      Und einige Einwände sind berechtigt: Was ist mit denen, die aufgrund ihres Alters, wegen Krankheit oder Behinderung nicht zu arbeiten vermögen? Marxisten wittern hinter Gesells Wirtschaftstheorie einen enthemmten Sozialdarwinismus, eugenische Erwägungen und die Grundlagen brauner Diktaturen. Und wie das zum Großhirn der Menschheit avancierte Internet offenbart, berufen sich tatsächlich einige Gruppen auf Gesell, denen die etwas befremdliche Aura des esoterisch Abgedrifteten, des “völkisch-vorchristlichen Germanentums” oder des “Öko-Faschistischen” anhaftet.

      Auch bei den Anthroposophen findet sich Gesell´sches Gedankengut. Sprachwahl und abgehoben mystischer Ductus der Jünger des Anthroposophie-Begründers und Theosophen Rudolf Steiner wirken auf aufgeklärte Humanisten ebenfalls wenig beruhigend.

      Sollte man Silvio Gesell wegen dieser Schattenwürfe vergessen? - Mit der gleichen Begründung könnte man Friedrich Nietzsche totschweigen, nur, weil sich jemand aus dessen unseliger Verwandtschaft den Nationalsozialisten andienerte!

      Für die praktische Umsetzung einer Theorie kommt es also nicht nur auf den Inhalt der Theorie an, sondern auch darauf, wer die Initiative ergreift, diese Theorie zu verwenden.

      Der im Internet wieder zutage tretende marxistische Untergrund verhält sich sehr durchschaubar, wenn er Silvio Gesell ein anti-jüdisches Ressentiment unterstellt - und daraus eine “faschistische” Grundtendenz ableitet. Glaubhaft wirkt dieser Anwurf nicht, denn anti-jüdische Tendenzen finden sich vor allem bei den Marxisten selbst - ungeachtet der Tatsache, dass viele jüdische Intellektuelle dem Gedankengut von Marx & Co. freundlich gegenüber standen - und gegenüber stehen. Wie jede Gesellschaft hat eben auch die jüdische “Ethnie” ihren gesellschaftlichen Bruch zwischen gewissensbetontem und geschäftsbetontem Intellekt.

      Wahrscheinlich wurde Zins erhoben, seitdem die Menschheit besteht - und nicht erst, seitdem die Menschheit statt des Tauschhandels ein Geldsystem einführte. Zins, in derart erweiterter Auffassung, würde damit schlicht bedeuten, dass sich ein “Stärkerer” gegenüber einem “Schwächeren” durchsetzt, sich dessen Ressourcen einverleibt. DAS ist Naturprinzip - und genau das Gegenteil dessen, was Silvio Gesell forderte.

      Sicher, ein großer Teil der in die Diaspora verstreuten jüdischen Ethnie geriet im europäischen Mittelalter in die Situation, das Geldverleihen gegen Zins zu kultivieren. Die übrigen Ethnien konnten sich somit als zivilisiert darstellen, ohne dem Irrglauben an die Sinnhaftigkeit des Zins abzuschwören. Es wurde eben so lange geliehen, bis man sich klar machen musste, mit der schieren Arbeitskraft des eigenen Körpers werde es niemals gelingen können, Zins und Tilgung zu bedienen. Wenn solch ein Punkt wieder erreicht war, wurden die Geldverleiher in revolutionsähnlichen Ausbrüchen gemetzelt. Das Spiel ging wieder von vorn los.

      Mit Beginn der Renaissance nahm die bürgerliche Schamhaftigkeit in Sachen Körperlichkeit in einem solchen Maße zu, wie sie auf den Bildern der Renaissance verschwand. Die Schamhaftigkeit gegenüber dem zinsbasierten Geldverleihen verschwand ebenfalls. Längst hatten auch nicht-jüdische Kaufleute das Zuckerblut des Zinsnehmens gerochen. Allen voran die Augsburger Kaufmannsfamilie der Fugger. Jakob Fugger, ein skrupelloser Mafioso von den Haarspitzen bis in die Zehennägel, finanzierte für den Habsburger Kaiser Maximilian I. den Sold-Aufwand der neu eingeführten Landsknechte. Fugger kann so dumm nicht gewesen sein, die Erkenntnis zu verweigern, dass sein System eines Tages eskalieren müsste. Soviel konnten Maximilians Landsknechte gar nicht von den Dorfbevölkerungen erplündern, dass der Kaiser die Schuldenlast hätte tragen können. Tragen wollen? Sowieso nicht. Doch Jakob Fugger wird in Rechnung gestellt haben, dass der Kaiser des “Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation” im Grunde eine Pseudomacht war - nur so lange Existenzberechtigung besaß, wie er die Könige und Fürsten der deutschen Einzelstaaten diplomatisch gegeneinander auszuspielen verstand.

      Auf Gesells zinsminimierte Wirtschaftstheorie zurückkommend, scheint mir die Frage interessant: Könnte der Ausbruch des 30-jährigen Krieges im Jahre 1618 seine Ursache vielleicht weniger in Glaubensdingen, denn in fiskalischer Geldpolitik gehabt haben? Die Pest, die Syphilis, die Missernten und die “kleine Eiszeit” Europas könnten damit auf unterstützende Eskalations-Faktoren reduziert werden.

      Wer unter dem Zins leidet, ist offensichtlich. Doch wer sind die Profiteure der Geschichte? Das anti-zivilisatorische Naturprinzip der Darwinschen Evolutionstheorie findet sich im fortschreitenden Mittelalter beim christlichen Feudaladel der Ständegesellschaft. In dieser Zeit wurde gesichert, was in karolingischer Zeit noch mühsam erschlachtet, geraubt und erplündert werden musste. In der Renaissance konnten 1525 die Bauernaufstände erfolgreich niedergeschlagen werden. Auch aus dem 30-jährigen Krieg gingen diejenigen siegreich hervor, die auch schon zuvor die Insignien der Macht trugen. Das folgende Barockzeitalter muss dieser Personengruppe wiederum beachtliche Zinsgewinne erbracht haben. Bis das Auseinanderklaffen von Kapitalwerten und Arbeitswerten zur Französischen Revolution führte. Doch unter Federführung des Habsburger Fürsten Metternich wurden nahezu alle zivilisatorischen Errrungenschaften, die Napoleon durch Europa zu tragen vermochte, mit einem Schlag wieder rückgängig gemacht: 1815 re-installierten die seit Jahrhunderten etablierten Adelssippen das feudale Mittelalter ums Neue.

      Durch die seit dem Mittelalter betriebene internationale Heiratspolitik sind diese Sippen alle miteinander verwandt: Das britische Haus Windsor - schlichterdings ein Ableger der Hohenzollern, nur deshalb umbenannt, damit ein britisches Volk gegen ein deutsches Volk besser Krieg führen konnte. Die Habsburger heirateten Spanien. Preußische Hohenzollern und niederländische Oranier - alte Verbindung. Sogar die österreichischen Habsburger haben sich mit den Preußen versippt. Dito beim russischen Zarenhaus.

      Nun bedeutet der langjährige Zugriff auf Kapital zwar nicht zwangsläufig auch den Missbrauch desselben. Solange Kapital in die Wirtschaft reinvestiert würde, ginge die Sache eine Weile gut - selbst unter den Bedingungen des Zinsnehmens.

      Für das Deutschland des Jahres 2003 stellt sich diese Frage nicht mehr. “Das Kapital ist ein scheues Reh”, heißt es. Und wer am meisten davon hat, hält sich von Standorten fern, auf denen aus dem Besitz eines Produktionsfaktors auch die Verpflichtung gefordert wird, diesen Faktor zum Allgemeinwohl einzusetzen.

      Investiert wird also derweil in Staaten, in denen die Menschen noch jenseits der Erkenntnis sind, dass ihre Arbeitskraft nicht exponentiell mit dem zinsvermehrten Geldvermögen wachsen kann. Wenn Kapitaleigner woanders ihre Dummen finden, dann können sie sich den Aufwand der Automatisierung schenken. Das erspart ihnen, mit Automatisierung in solchen Staaten zu drohen, deren Bevölkerungen sensibilisiert sind für den Missbrauch der Macht.

      Man sollte es einmal wagen mit dem Wirtschaftsmodell Silvio Gesells. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung stünde mit ihrer Einsichtsfähigkeit dahinter. In Deutschland und in allen anderen EU-Staaten existiert ein gigantisches Potenzial kreativer, phantasiereicher, handlungsstarker, strukturiert arbeitender, zupackender Menschen, deren Arbeitsethos und deren Energiereichtum die Bereitschaft zu genußorientierter Konsumption keinesfalls ausschließt. Ein organisch ausgewogener Kreislauf der Wirtschaft wäre mit dauerhaften Niedrigzins-Modellen gewährleistet, davon bin ich überzeugt.

      Unter den Vorbedingungen des Gesell-Modells würden auch die sogenannten “Ich-AGs” der Harzkommission nicht zur lachhaften Farce verkommen. Denn das Problem der kleinen selbstständigen Ein-Mann-Betriebe ist eben nicht ein Mangel an Energie, an Enthusiasmus, an Leistungswillen und Leistungsfähigkeit. Es ist der Mangel an Eigenkapital. Es ist der Würgegriff einer Zinsmaschine.

      Nicht vergessen darf man das Eine: Gesells Modell einer neuen Marktwirtschaft hat zwei große und gefährliche Gegner-Instanzen: die Marxisten einerseits, die kapitalistischen Spekulanten zum andern. Das ist vergleichbar zur ausweglosen Situation des Intellektuellen, der den Zwei-Fronten-Krieg führt - gegen das gröhlende Proletariat - und gegen eine Schicht von Kapitaleignern, die jene Massen zu betäuben und lenken versteht.

      Doch die Soma-Tabletten - so nannte Aldous Huxley es - beginnen in ihrer Wirkung nachzulassen. Der Freiheitsgedanke der Französischen Revolution beginnt sich mit zweihundert Jahren Verspätung einzubrennen, die Anzahl der Demokratien wächst - und mit den Vereinten Nationen beginnt eine zivilisations-orientierte Regierung für den ganzen Globus langsam aber sicher Gestalt anzunehmen. Das sind schlechte Voraussetzungen für die Erbsippschaften historischer Profiteure. Und Lichtblicke für das humanistische Ideal Humboldtscher Menschenfreundschaft.

      Silvio Gesells Wirtschaftssystem lässt sich sicher nicht ohne Ergänzungen, Erweiterungen, Kontroll- und Regelmechanismen anwenden. Dafür hat er zu viele Fragen im Unklaren gelassen. Sein Grundgedanke, davon bin ich überzeugt, ist ein richtiger und sinnvoller - für die Wirtschafts- und Geistesfreiheit des Individuums ebenso wie für das Wohl der Gruppe, des Staats, der Gemeinschaft.

      Rainer Liesenfeld, 2/2003


      http://www.pfeilinfo.de/PO-WI-GE/ZINS-KRITIK/zins-kritik.htm…
      Avatar
      schrieb am 18.07.03 11:04:32
      Beitrag Nr. 1.042 ()
      @lostlilith

      sehr lesenswert, wobei ich nicht der historischen betrachtung
      der kriege etc. zustimme.
      geld seiner bestimmung als tauscheinheit zurückzuführen (wenn
      freigeld damit gemeint ist, weiss ich endlich, was du damit
      meinst ;)) ist schon mal nicht schlecht.
      ein problem liegt aber schon in der bewertung des
      gegenwertes, dem die tauscheinheit zugrundeliegt. das haben
      wir ja heute eigentlich auch schon: angebot <-> nachfrage.
      bei rohstoffen ist es noch relativ einfach, aber was ist
      beispielsweise mit geistiger leistung, arbeitsleistung ginge
      über umwege vielleicht auch noch? oder sollen diese dinge
      gar nicht als gegenwert dienen? wie bewerte ich dann ein
      kunstwerk, etc.?
      ein erster schritt wäre imho die kapitalspekulationen zu
      unterbinden oder einzuschränken, das sehe ich auch so wie
      gesell.

      mfg,
      Cole_T
      Avatar
      schrieb am 18.07.03 12:51:55
      Beitrag Nr. 1.043 ()
      SZ Leserbrief Tauschmittel Geld
      "Geld auf Tauschfunktion beschränken"
      ... unter dieser Überschrift veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung vom 12./13.7.03 einen Leserbrief zum Thema Geldumlauf.

      Andreas Oldag hat in seinem Artikel auf das Dilemma der Gelpolitik in Zeiten der Deflation hingewiesen. In einer solchen Abwärtsspirale ist der Zinssatz unfähig, die Funktion zu erfüllen, die ihm von der klassischen Ökonomie zugedacht ist, den Ausgleich zwischen Sparen und Investition herzustellen. Das Beispiel Japan zeigt dies deutlich: Das Land befindet sich seit Jahren in der Deflation, weil die japanischen Bürger das Geld aufgrund der Bankenkrise und des praktisch auf Null gesunkenen Zinsniveaus zu Hause in ihren Tresor horten, anstatt es in Umlauf zu geben. Aufgrund der dadurch hervorgerufenen Verminderung der umlaufenden Geldmenge steigt der Wert des Geldes, während die Preise sinken. Diesen Vorgang bezeichnet man als Deflation, und von einer Liquiditätsfalle spricht man, wenn die Geldhaltung bei außergewöhnlich niedrigen Zinsen in jedem Fall vorgezogen wird (absolute Liquiditätspräferenz). In Japan ist zudem die Bankenkrise dafür verantwortlich, dass die Leute das Geld zu Hause halten.
      Die Regelung des Geldumlaufs durch den Zinssatz hinterlässt also bei sinkenden Zinsen ein "Leck" im Geldkreislauf, wodurch das Geld seine für den reibungslosen Ablauf der Wirtschaft so wichtige Tauschfunktion nicht mehr erfüllen kann. Die einzige Möglichkeit, diesem Dilemma zu begegnen, besteht darin, durch eine kleine Korrektur des Geldsystems das Geld auf seine Tauschfunktion zu beschränken, anstatt, wie in unserem heutigen Geldsystem, seine Stellung als Wertaufbewahrungs- und Spekulationsmittel zu fördern. Dieses Ziel könnte erreicht werden, indem man Geld mit künstlichen "Durchhaltekosten" belegt, wie bereits von John Maynard Keynes gefordert, d.h. auf die Hortung von Geld Gebühren erhebt. Auf diese Weise könnten die Nominal-Zinsen auch unter Null sinken, und damit wäre das Dilemma behoben, auf das Oldag hingewiesen hat. Nur eine solche "Umlaufsicherungsgebühr" kann das Kapital dazu zwingen, sich auch bei sinkenden Zinssätzen anzubieten.
      Theoretisch könnte z.B. die japanische Zentralbank, auch ohne von diesem bereits seit langem diskutierten Modell eines "umlaufgesicherten Geldes"gehört zu haben, auf die Idee kommen, das in Massen in japanischen Haushalten gehortete Geld zurückzurufen, um es gegen Gebühr wieder in neue Geldscheine umzutauschen. Wenn eine solche Umtauschgebühr droht, lohnt sich die Hortung von Geld langfristig nicht mehr, und die Japaner würden das Geld vor dem anstehenden Umtauschtermin zu großen Teilen wieder in Umlauf geben.
      Genauso wie das Blockieren einer Straße unter Strafe gestellt wird, um einen störungsfreien Verkehr zu gewährleisten, genauso müsste die Entziehung des Geldes aus dem allgemeinen Umlauf mit einer Gebühr belegt werden, um den reibungslosen Fluss dieses öffentlichen Tauschmittels zu garantieren. Das hätte im übrigen keinen "Konsumrausch" zur Folge, da ja das Anlegen des Geldes bei einer Bank dafür sorgt, dass es im Umlauf bleibt. Betroffen wären also nur Barvermögen und Girokonten. Weitere Informationen zu dem Thema finden sich im Internet unter www.geldreform.net

      Felix Böttger
      Gneisenaustr. 52
      40477 Düsseldorf
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 13:53:55
      Beitrag Nr. 1.044 ()
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,258011,00.html
      Ungleichheit in den USA

      Land der begrenzten Möglichkeiten

      Von Carsten Matthäus

      Vom Tellerwäscher zum Millionär - das kann in den USA jeder schaffen, sagt US-Präsident George Bush. Aus ökonomischer Sicht zeigt sich allerdings, dass der amerikanische Traum immer weniger mit der Realität zu tun hat.

      Miami - Im großen Saal des Miami Airport Hilton darf etwa zwanzig Minuten lang geträumt werden. George W. Bush erzählt wieder einmal die Geschichte vom guten Amerika. Von einem Volk, das Helden hervorbringt. Von einem Land, in dem es jeder, der es will, zu Wohlstand und Ansehen bringen kann. Die Zuhörer - allesamt Parteifreunde - applaudieren ihrem Präsidenten in regelmäßigen Abständen, und natürlich bei dem wohlklingenden Satz: "Jeder Einzelne in diesem Land hat die Chance, den amerikanischen Traum wahr werden zu lassen".


      "Aus 100 Dollar 110 Dollar zu machen, ist Arbeit. Aus 100 Millionen Dollar 110 Millionen Dollar zu machen, ist unvermeidlich.

      Edgar Bronfman,Milliardär und Seagram-Chef



      Doch der Wahrheitsgehalt dieser Kernweisheit des Kapitalismus fällt in sich zusammen. Ökonomen haben sich bereits daran gemacht, die unbegrenzten Möglichkeiten in der größten Volkswirtschaft der Welt in Frage zu stellen - mit Erfolg. Damit der amerikanische Traum nicht zur leeren Worthülse verkommt, müsste es nämlich in den USA eine hohe Einkommensmobilität geben. Das bedeutet, dass ein großer Prozentsatz der Armen im Laufe der Zeit zu Reichtum kommt und umgekehrt Reiche auch die Einkommensleiter wieder absteigen können. Die Wirtschaftsforscherinnen Katherine Bradbury und Jane Katz von der Bostoner Federal Reserve Bank haben dazu die Einkommensdynamik in den USA während der 70er, 80er und 90er Jahre verglichen.


      Ihre Studie zeigt, dass die Einkommensmobilität über die Jahrzehnte abgenommen hat. Demnach gelang es in den 70er Jahren noch 50,4 Prozent des ärmsten Fünftels der Bevölkerung, in höhere Einkommensgruppen vorzustoßen, in den 90er Jahren waren es nur noch 46,7 Prozent. Auch bei den Spitzenverdienern bewegt sich laut Bradbury und Katz immer weniger: Stiegen in den 70er Jahren noch 50,9 Prozent derer, die zum reichsten Fünftel gehörten, in niedrigere Einkommensgruppen ab, so waren es in den 90er Jahren nur noch 46,8 Prozent. Mehrere Studien zeigen überdies, dass die Einkommensdynamik in den USA bereits niedriger ist als in europäischen Ländern.

      Arme werden ärmer

      Nach Ansicht von Bradbury und Katz liegt ein Grund für die immer höheren Hürden auf dem Weg vom Tellerwäscher zum Millionär in der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. So verdiente das reichste Fünftel der US-Bevölkerung 1969 noch rund zehn Mal soviel wie das ärmste, 1998 war es schon das Vierzehnfache. Dies liegt vor allem an einer immer ungleicheren Verteilung von Vermögenswerten. Nach Angaben des Federal-Reserve-Ökonomen Arthur Kennickell entfielen 2001 rund 34 Prozent des Nettovermögens aller Haushalte auf das reichste Prozent der Haushalte, während die ärmere Hälfte der Amerikaner nur 2,8 Prozent der Vermögenswerte besaßen.

      Konservative Politiker halten das Gerede von der wachsenden Ungleichheit für unsinnig. "Ich denke, die Diskussion über arm und reich ist schädlich. Das Thema ist nicht erwähnenswert, wenn wir uns um die wirtschaftliche Entwicklung dieses Landes bemühen", sagte beispielsweise US-Finanzminister Paul O`Neill auf einer Unternehmertagung. Seiner Ansicht nach profitieren auch die Armen, wenn die Reichen mehr verdienen und mehr investieren.

      Doch auch dieses Argument ist nicht mehr hieb- und stichfest. Ökonomen des Economic Policy Institutes haben die Einkommensverteilung der US-Staaten untersucht und nicht nur einen Anstieg der Ungleichheit in den wachstumsstarken 80er und 90er Jahren festgestellt. In fünf Bundesstaaten - darunter New York und Kalifornien sind die Armen tatsächlich ärmer geworden. So musste das untere Fünftel der Haushalte in New York real auf durchschnittlich 800 Dollar pro Jahr verzichten, während das reichste Fünftel im Schnitt 56,800 Dollar mehr aufs Konto bekam als noch vor 20 Jahren.

      Dennoch wiederholt US-Präsident Bush gebetsmühlenartig die schöne Geschichte vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, schließlich ist Wahlkampf. Und Bushs Helfer tun sehr viel dafür, die Politik ihres Meisters in gutem Licht erscheinen zu lassen. Als es bei einer anderen Veranstaltung um das Steuerpaket der Bush-Regierung ging, sollte beispielsweise nicht der Eindruck entstehen, die Entlastungen kämen nur den Reichen zugute. Kurzerhand wurden die Zuhörer in den ersten Reihen gebeten, ihre Krawatten auszuziehen und damit - zumindest visuell - etwas bedürftiger zu erscheinen.

      Nach Ansicht von "Slate"-Kommentator Russ Baker hat die Bush-Regierung "erfolgreich alle Beweise unterschlagen, manipuliert oder zurückgehalten", die Zweifel am Erfolg der amerikanischen Wirtschaftspolitik aufkommen lassen könnten. Dies gilt laut Baker vor allem für Daten und Studien, die sich mit der wirtschaftlichen Situation der ärmeren US-Bevölkerung beschäftigen. So habe das US-Arbeitsministerium beispielsweise eine Datenreihe von ihrer Website genommen, aus der bisher die Wertentwicklung der Minimallöhne in den USA abzulesen war. Dieser minimal zulässige Stundenlohn wurden seit 1997 nicht mehr angehoben und liegt immer noch bei 5,15 Dollar.

      Etwa sieben Millionen Amerikaner müssen sich mit dieser oder einer etwas höheren Bezahlung zufrieden geben und landen deshalb auch mit einer 40-Stunden-Woche deutlich unter der Armutsgrenze. Ein Beispiel ist der 20-jährige Collin Houghton, der im Bundestaat New York lebt. Er arbeitet rund 13 Stunden pro Tag auf zwei Jobs. Bei McDonald`s kommt er auf 6,25 Dollar pro Stunde, im Friendly`s Restaurant zahlen sie ihm 6,50 Dollar. Auf das College gehen kann er nicht, denn er muss den größten Teil seines Verdienstes den Eltern geben, die selbst kein Einkommen haben.

      Noch schlechter geht es Gina Daniels, die in Palm Beach lebt. Die alleinerziehende Mutter dreier Kinder beliefert drei Wal-Mart-Stores mit Photo-Material und bekommt dafür rund 1,226 Dollar im Monat. Ihre monatlichen Fixkosten liegen allerdings bei 1,305 Dollar. Nach Ansicht von Partick Slatterly, Direktor der Hilfsorganisation House of Hope, ist dies nicht verwunderlich: "Wer nur den Minimallohn verdient, kann maximal 154 Dollar Miete im Monat bezahlten. Im Schnitt kostet hier ein Ein-Zimmer-Appartement aber 485 Dollar." Wie blanker Hohn muss es solchen Niedrigstverdienern erscheinen, wenn Präsident Bush in nahezu jeder Wahlkampf-Rede davon spricht, dass seine Regierung mit seinem Steuerprogramm "hart arbeitenden Familien Geld zurückgibt".

      Präsident Bush und seine Wahkampf-Manager haben dennoch gute Chancen, die Wähler mit ihrer Mär vom amerikanischen Traum hinter sich zu versammeln. Viele Amerikaner flüchten sich nämlich gerne in ein etwas irrationales Bild der eigenen ökonomischen Realität. Bei einer Umfrage des "Time Magazine" gaben beispielsweise rund 19 Prozent der Befragten an, zum reichsten Prozent der Amerikaner gehören, weitere 20 Prozent erwarteten, in naher Zukunft dort zu landen.



      © SPIEGEL ONLINE 2003
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 14:53:55
      Beitrag Nr. 1.045 ()
      der artikel ist polemik pur.

      munter greift man sich die "alleinerziehende mutter mit 3 kindern" raus, oder den jungspunt, der "liebend gern aufs college" gehn würde, aber seine "notleidenden eltern" unterstützen muss...

      :rolleyes:


      hmmm 20 jahre alt und 6,30dollar x 13 std x 6tage x 4 wochen = ~ 2000 DOLLAR mit 20 (!) jahren, ooohhh der arme arme junge. dabei hat er doch fixkosten von 3000 dollar :laugh:



      den artikel kannste in die tonne treten.


      einkommen in deutschland pro kopf nichtmal 25.000$

      einkommen in USA pro kopf 35.000$

      :rolleyes:

      sind wir mal so großzügig und ziehen für die reichsten 20% mal 40% des einkommens ab, dann hat der durchschnittsamerikaner immer noch mehr als der durchschnittsdeutsche...
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 16:00:50
      Beitrag Nr. 1.046 ()
      #1045 die ist schon klar, dass du hier Müll postest :rolleyes:

      Auch in den USA muss man Steuern zahlen, also nix mit Brutto= Netto. Zudem ist die kaufkraft des $ in den USA nicht so besonders toll. Als es noch die DM gab, konnte man die kaufkraft mit der Faustformel $ = DM ziemlich genau bestimmen. Daran dürfte sich kaum etwas geändert haben.

      von Statistik hast du auch keine Ahnung. Bei großer Spreizung der Einkommen hat das durchschnittseinkommen wenig Aussagewert, so dass man diesen nicht so ohne weiteres mit Mittelwerten vergleichen kann, bei denen die zugrunde liegenden Messweerte eine geringere Spreizung aufweisen.Sagt dir der Begriff "Standardabweichung" was ? ;)
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 16:09:45
      Beitrag Nr. 1.047 ()
      oh oh punk,

      1. selbst 2000 $ BRUTTO sind kein "armutsgehalt" und in USA wird er auch MEHR netto haben (weil die abgaben dort niedriger sind)

      2. durfte ich schon 2x einige wochen in USA verbringen und deine umrechnung 1DM = 1 dollar stimmt hinten und vorne nicht.

      essen - "all you can eat" für 4,99 --> 1x kaffee bestellen, so oft trinken wie man will --> "wal-mart"-preise für XXL-familien-packungen --> billig billig! ;)

      auto/reisen/benzin --> wesentlich billiger

      mieten in der provinz --> billiger

      kleidung (jeans, schuhe) --> billiger

      "steuerlast" --> "billiger" :laugh:

      WO siehst du da ne große kaufkraftschwäche?


      3. man man man, in meinem letzten satz verdeutliche ich es doch gerade, dass die einkommen - TROTZ GROßER VARIANZ - einfach höher sind.

      rechne doch mal die quartile aus, wenigstens den median und dann wirste sehn, was sache ist.
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 19:51:20
      Beitrag Nr. 1.048 ()
      Es ist schon seltsam, wie wenige Leute diese irrsinnig hohen "Stundenlöhne" der Reichen stört. Da klingelt nicht einmal der Hauch von Skepsis oder Kritik. Dass es Verteidiger der Reichen gibt, ist demgegenüber gar nicht so überraschend.
      :(
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 19:54:42
      !
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      Avatar
      schrieb am 11.11.03 22:23:58
      Beitrag Nr. 1.050 ()
      bedrücken still, wenn das Schiff Deutschland untergeht...:(
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 22:26:24
      Beitrag Nr. 1.051 ()
      Bedrückend still, wenn das Schiff Deutschland untergeht :(
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 22:44:38
      Beitrag Nr. 1.052 ()
      Einmal reicht, Dr. Rob-in-Wut.

      Wir sind des Lesens mächtig.

      Auch können wir vorhandene semantische Lücken einer Aussage, (wie hier das fehlende "d") durch logische Implikation problemlos ergänzen und dennoch den Sinn oder Unsinn der vom jeweiligen Aussager ausgehenden Infiltration vollständig antizipieren.

      ;
      Avatar
      schrieb am 12.11.03 01:01:41
      Beitrag Nr. 1.053 ()
      @Dr. Rob-in-Wut,

      verzeihe, werter Dr. Wo, dass ich Dir nochmal meine Aufwartung mache, aber eines interessiert mich dann ob Deines hier so plötzliches sekundenhaften (und absolut nicht an einer Duiskussion interessiert zu scheinenden) Auftauchens und wieder Verschwindens und dabei den für Deine abstrusen Theorien und vor allem Deine Karlsruher Scheidungsanwaltspraxis werbenden Thread pushenden sonderbaren Verhaltens schon:

      Sind Dir gerade die Mandanten für Deine Karlsuher Scheidungsanwaltspraxis ausgegangen?

      Auf die hast Du doch hier so trefflich "un-werblich?" verlinkt?

      Wundern täte mich dies denn doch schon: Da Du als gerade mal vor drei Jahren eingetretenes SPD-Mtiglied eigentlich ja schon in der richtigen Umgebung zur Gewinnung von Mandanten für Deine Praxis sein solltest, möchte man angesichts der bekannten familiären Lebensläufe bekannter PGs meinen, so dass Du das börseninteressierte WO-Publikum nicht noch zusätzlich für Deine Kunden-Akquisition bräuchtest.

      Viele hoffentlich denkanstößende Grüße

      ;


      P.S.

      Alle Informationen dieses Beitrags habe ich vom Verfasser dieses Threads (Wozniewski) selbst verlinkte Informationsquellen u. a. seiner eigenen Rechtsanwaltskanzlei-Homepage erhalten. Es war keine zusätzliche Recherche erforderlich. Das dort nicht sofort Ersichtliche habe ich den Thread-Eröffner und Thread-Pusher gefragt.

      ;
      Avatar
      schrieb am 16.11.03 13:08:54
      Beitrag Nr. 1.054 ()
      Walter Benjamins Fragment "Kapitalismus als Religion"

      Es gibt wenige Texte, die so deutlich zum Verständnis des religiösen Kapitalismus beitragen, wie das im Jahre 1921 verfaßte Fragment "Kapitalismus als Religion" des jüdischen Philosophen Walter Benjamin (1892-1940). Er baute auf die Erkenntnisse von Marx und Simmel auf, um über Weber hinausgehend den Kapitalismus nicht bloß als ein religiös bedingtes Gebilde zu beschreiben, sondern dessen religiöses Wesen selbst hervorzuheben: "Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d. h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die so genannten Religionen Antwort gaben." (Benjamin VI, 100)

      [...]

      (3) Der Kapitalismus als verschuldender Kultus

      Benjamin nennt drittens den religiösen Kapitalismus einen verschuldenden Kultus. Der Kapitalismus kenne keine Kulte der Entsühnung mehr sondern versuche die ganze Welt in den Zustand der Verschuldung zu treiben: "Der Kapitalismus ist vermutlich der erste Fall eines nicht entsühnenden, sondern verschuldenden Kultus. ... Ein ungeheures Schuldbewußtsein das sich nicht zu entsühnen weiß, greift zum Kultus, um in ihm diese Schuld nicht zu sühnen, sondern universal zu machen ... Es liegt im Wesen dieser religiösen Bewegung, welche der Kapitalismus ist<,> das Aushalten bis ans Ende<,> bis an die endliche völlige Verschuldung Gottes, den erreichten Weltzustand der Verzweiflung auf die gerade noch gehofft wird. Darin liegt das historisch Unerhörte des Kapitalismus, daß Religion nicht mehr Reform des Seins sondern dessen Zertrümmerung ist. Die Ausweitung der Verzweiflung zum religiösen Weltzustand aus dem die Heilung zu erwarten sei." (Benjamin VI, 100f)

      Dieses dritte Merkmal des religiösen Kapitalismus ist schwer zu verstehen und muß daher sorgfältig entschlüsselt werden. Auf den ersten Blick spricht es die ökonomische Verschuldungslogik an, die für den Kapitalismus typisch ist. Schon Marx hatte die "Staatsschuld" (Marx 782), den "öffentlichen Kredit", als das "Credo des Kapitals" benannt. Heute erleben wir die Verschuldungslogik vor allem in der individuellen Verschuldung vieler einzelner Konsumenten und im Zuge des expandierenden Globalismus im Schicksal der ärmsten Länder, die an den Rand gedrückt werden.

      Auf einer tieferen Ebene unterscheidet Benjamin aber mit diesem Merkmal den modernen Kapitalismus von archaischen und traditionellen Gesellschaften. Dabei darf der hier von Benjamin verwendete Schuldbegriff nicht vorschnell mit dem biblischen oder christlichen Schuldbegriff identifiziert werden. Hier geht es nicht um eine "sittliche Schuld" (Benjamin VI, 56; vgl. I, 138f), sondern um die heidnische Vorstellung von einer "natürlichen Schuld", nach der das Leben an sich bereits schuldbeladen sei. Goethe hat dieses heidnische Schuldverständnis in seinem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre im Lied des Harfners zum Ausdruck gebracht. Darin wird den "himmlischen Mächte" (Goethe Bd. 7, 136) die Verursachung einer Schuld nachgesagt, die notwendigerweise auch gerächt werden müsse: "Ihr führt ins Leben uns hinein, / Ihr laßt den Armen schuldig werden, / Dann überlaßt ihr ihn der Pein: / Denn alle Schuld rächt sich auf Erden." Im Heidentum dienten blutige Opferriten zur Sühnung dieser scheinbar immer schon vorhandenen Schuld (vgl. Girard, Heilige). Rechtliche und politische Konzeptionen gingen aus diesen heidnischen Opferriten hervor und dämmten zerstörerische Laster wie Stolz, Neid und Habgier ein, ohne daß die Menschen im biblischen Sinn umkehren mußten.

      Noch bei Adam Smith ist die freie Konkurrenz der Wirtschaft durch den nationalstaatlichen Rahmen eingehegt. Die im Staat vorherrschende Vorstellung von Gerechtigkeit leitet Smith aus der heidnischen Religion ab, wobei er selbst noch Jesu Tod am Kreuz als Sühne im Sinne heidnischer Opfervorstellungen interpretiert (Smith, Theorie 291f; vgl. Palaver, Mimesis 97-104). Der heutige Kapitalismus hat längst die bei Smith noch vorhandenen Hegungsversuche hinter sich gelassen. Laster wie der Neid, die früher gesühnt werden mußten, dienen nun als Antriebsmotor einer Wirtschaft, die die ganze Welt in ihren Bann ziehen will. Noch immer herrscht der heidnische Fatalismus der natürlichen Schuld vor, doch nun nicht mehr als Teil einer einhegenden, lokal begrenzten religiösen Ordnung, sondern als ein Teil einer die ganze Welt erfassenden Verschuldenslogik.

      Um religionsgeschichtlich den Übergang von der Welt archaischer Religionen zum religiösen Kapitalismus der Moderne verstehen zu können, muß als dritte Größe die Rolle der jüdisch-christlichen Offenbarung beachtet werden. Die biblischen Religionen setzen nicht einfach, wie das beispielsweise noch Adam Smith glaubte, die archaische Religiosität fort, sondern decken die Sündenbockstruktur der archaischen Blutopferreligiosität auf und unterminieren dadurch die heidnische Einhegung der menschlichen Laster (vgl. Girard, Ende 144-295). Wo der Ursprung der archaischen Religion in einer kollektiven Gewalttat der Menschen erkannt wird, kann diese Religion die Menschen nicht mehr vor einander schützen. Der von Smith vertretene religiös-moralisch begrenzte Kapitalismus muß sich fast zwangsläufig in den modernen Hyperkapitalismus verwandeln, wenn das biblische Denken das heidnische Fundament seines moralischen Geheges aushöhlt (vgl. Palaver, Mimesis 104-110). Obwohl die jüdisch-christliche Offenbarung nicht selbst den modernen Kapitalismus verursacht, ermöglicht es durch die Zerstörung der heidnischen Eingrenzungen indirekt seine neuzeitliche Entfaltung. Zurecht bezeichnet Benjamin daher den Kapitalismus als einen "Parasiten" des Christentums (Benjamin VI, 102).

      Zum besseren Verständnis des Übergangs von den archaischen Gesellschaften zum modernen Kapitalismus ist es hilfreich, die Funktionen und Eigenschaften des Geldes genauer zu untersuchen. Das Geld stellt zuerst durchaus eine gewisse Form der Humanisierung menschlichen Zusammenlebens dar, weil es ursprünglich an die Stelle von blutigen Menschen- und Tieropfer getreten ist. In der rechtlichen Institution des "Wergeldes" - der Sühnung des Totschlags durch Geldzahlung - lassen sich von dieser Stellvertretungsfunktion noch Spuren erkennen (Vgl. Simmel 482-489; Laum 63-80, 105; Benjamin VI, 102). Ähnlich beschreibt Norbert Elias, wie sich in der Ritterzeit eine gewaltmildernde Funktion des Geldes feststellen läßt: "Das Geld hatte ... in der Ritterzeit bereits zuweilen seine Affekt-dämpfende und -transformierende Wirkung. Man verstümmelte gewöhnlich nur die Ärmeren und Niedrigerstehenden, für die kein beträchtliches Lösegeld zu erwarten war, und verschonte die Ritter, für die man ein Lösegeld zu erhalten hoffte." (Elias, Prozeß I 267) An zwei Eigenschaften des Geldes wird aber deutlich, daß es dennoch nicht nur zum Segen, sondern auch zum Fluch für die Menschen geworden ist.

      Ein erstes Problem zeigt sich in der Fähigkeit des Geldes, völlig abgelöst von aller Natur einen grenzenlosen Expansionismus möglich zu machen. Das Geld ist ein von allen Grenzen der Natur losgelöstes Objekt, das sich besonders gut zur Hortung und "Schatzbildung" (Marx 144-148) eignet. Die Abkoppelung des Geldes von natürlichen Schranken ermöglicht eine Steigerung des menschlichen Begehrens ins Unendliche. Diese Grenzenlosigkeit zeigt sich heute konkret in unserer zerstörerischen Ausbeutung der Natur. Indem wir beispielsweise die möglichen Objekte des Streits zwischen den Menschen durch expansive Strategien wie die Massenproduktion ins Grenzenlose steigern, verursachen wir gleichzeitig eine Opferung der Natur, wie sie bisher noch nie da gewesen war. Die Massentierhaltungen und der Massenfleischkonsum sind nur ein Beispiel für diesen Expansionismus (vgl. Eder 240). Das Massenkeulen von Hundertausenden von Rindern ist der deutlichste Ausdruck für eine Welt, die die engen Grenzen des archaischen Opfers nur verlassen zu haben scheint, um diese durch eine Welt der Massenschlachtungen abzulösen (vgl. Palaver, Globalisierung 181-189). Die deutsche Wochenzeitung Die Zeit sieht in den gegenwärtigen Massenschlachtungen eine Wiederkunft "antiker Opferrituale" und befragte unter anderem Carl Amery, für welchen Gott die Tiere heute wohl sterben würden. Amery verwies in seiner Antwort mit dem Titel "Für den Marktpreis" auf die herrschende kapitalistische Religion, wobei er zu deren Deutung sowohl auf Benjamins Fragment als auch auf Girards Kulturtheorie verwies. Massive Umweltzerstörungen gehören zur kapitalistischen Verschuldungslogik mit ihrer Neigung zur Zertrümmerung des Seins.

      Ein zweites Problem hängt mit der durch das Geld ermöglichten distanzierteren Form zwischenmenschlicher Konkurrenz zusammen. Je stärker das Geld ins Zentrum des menschlichen Begehrens rückt, desto mehr können die Menschen der direkten Konfrontation selbst ausweichen. Ihre Beziehungen zu den Mitmenschen werden viel distanzierter und leidenschaftsloser. Das Geld ist ein Abstraktum, ein abstrahierendes Medium, das nicht den direkten Kampf eines jeden gegen jeden erfordert, sondern die Konkurrenz zwischen den Menschen anonymisiert. Als anonyme und durch die Arbeitsteilung auf ganz bestimmte Teilbereiche beschränkte Konkurrenz kann sie viel stärker als in archaischen Gesellschaften ins Spiel gebracht werden. Doch auch diese Entemotionalisierung der Konkurrenz und der menschlichen Beziehungen durch das Geldmedium hat seinen Preis. Es führt zu jener heute oft erwähnten "sozialen Kälte", die für unsere moderne Gesellschaft typisch geworden ist. Georg Simmel verwies bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die "Herzlosigkeit des Geldes" (Simmel 468). Für unsere Zeit hat der deutsche Medientheoretiker Jochen Hörisch die gleichgültige Kälte des Geldes treffend beschrieben: "Indifferent und kalt darf das Geld nicht nur deshalb genannt werden, weil Metall und Papier anders als Fleisch und Blut kalte Elemente sind, sondern weil dem Tauschmedium Geld alles `Jacke wie Hose`, also weitgehend gleichgültig ist. Es schert sich nicht um die Personen, die da tauschen, um die Zeitpunkte, zu denen getauscht wird, und um die Sachen, die da getauscht werden. Geld ist tatsächlich und buchstäblich ein Medium der Äquivalenz - der Gleichsetzung, aber auch der Gleich-Gültigkeit." (Hörisch 24) In der modernen Konkurrenz herrscht die Gleichgültigkeit gegenüber jenen, die im Konkurrenzkampf auf der Strecke bleiben (vgl. Dumouchel 25-256, 299; Thureau-Dangin 217). Das Geld kümmert sich nicht um die Verlierer. Zwar hat uns das Geld von den leidenschaftlichen Blutströmen archaischer Opferriten entfernt, aber an seine Stelle ist nun ein Kapitalismus getreten, der Menschen durch seine systemimmanente Gleichgültigkeit auf lautlose Weise opfert. Jochen Hörisch unterschlägt die Gewalt dieser Gleichgültigkeit, wenn er die Kälte des Geldes unhinterfragt positiv der Welt der Blutopfer gegenüberstellt: "Unsere Kultur hat ... von heißen Passionsgeschichten auf kalte Funktionsgeschichten umgestellt. Nicht mehr Blutströme, die für uns geopfert wurden und die wir zu opfern bereit sind, sondern Geldströme halten unsere Kultur und Gesellschaft zusammen." (Hörisch 24)

      Nach Benjamin bleibt selbst noch der Sozialismus - ein bloß scheinbarer Gegner des Kapitalismus - dem Bannkreis des verschuldenden Kapitalismus verhaftet. Er scheint all seine Hoffnung auf jene "Empörung" zu setzen, die der globalen Zerstörung - dem Ziel der Verschuldungslogik des Kapitalismus - folgen soll (Marx 790). Nach Benjamin wird der "nicht umkehrende Kapitalismus ... Sozialismus" (Benjamin VI, 101f). Der Sozialismus setzt nicht auf eine individuelle Umkehr der Menschen, sondern hofft auf einen universalen Sündenbockmechanismus, wenn das weltweite Elend der Massen erst so groß geworden sein wird, daß es schließlich zur "Expropriation weniger Usurpatoren durch die Volksmasse" (Marx 791) kommt. Die heidnische Logik des Blutopfers soll dann auf globaler Ebene noch einmal und dann für immer ein irdisches Paradies schaffen.

      Schließlich gehört nach Benjamin zum verschuldenden Kapitalismus auch die "Geisteskrankheit" der "Sorgen" (Benjamin VI, 102). Damit charakterisiert er die durch den Kapitalismus hervorgerufene Knappheitsproblematik. Die Überwindung der Knappheit gilt als Grundlage der Ökonomie. Weil es knappe Güter gebe, brauche es wirtschaftliches Handeln, das allen Menschen die Befriedigung ihrer Bedürfnisse ermöglichen soll. Wäre die Knappheit gemäß diesem Verständnis ein zentrales Problem der Menschheit, müßte sie sich gerade in archaischen Kulturen aufgrund ihrer vergleichsweise geringeren Gütermenge viel deutlicher als in unseren modernen Gesellschaften zeigen. Tatsächlich zeigt sich aber, daß es in diesen Gesellschaften gerade im Gegensatz zu unserer modernen Welt keine Knappheit gibt. Die viel stärkere Betonung der Solidarität in solchen Gemeinschaften zwingt sie dazu, die lebenswichtigen Güter miteinander zu teilen. Gelingt das nicht, verschwindet eher die ganze Kultur, als daß ein einzelner dem Hungertod überantwortet würde (vgl. Dumouchel; Simmel 328). Während es also in primitiven Kulturen keine Knappheit gibt, ist sie für moderne Gesellschaften geradezu typisch. Der moderne Kapitalismus überwindet die Knappheit nicht, sondern erzeugt umgekehrt den Mangel, indem er ständig neue Bedürfnisse weckt, die es möglichst umgehend zu befriedigen gilt. Besonders die Werbung dient fast ausschließlich dieser Erzeugung von Knappheit. Der Kapitalismus nährt sich aus einem geistigen Zustand der Gesellschaft, der in einer zwangsläufigen Steigerung der "Sorgen" besteht und bereits im Neuen Testament als "falsche Sorge" der "Heiden" und als Götzendienst am "Mammon" kritisiert wurde (Mt 6,19-34; vgl. Kierkegaard; Ruster 152f). Auch diese Seite des Kapitalismus gehört zur Verschuldungslogik: "Die Sorgen: eine Geisteskrankheit, die der kapitalistischen Epoche eignet. Geistige (nicht materielle) Ausweglosigkeit in Armut, Vaganten - Bettel - Mönchtum. Ein Zustand der so ausweglos ist, ist verschuldend. Die `Sorgen` sind der Index dieses Schuldbewußtseins von Ausweglosigkeit. `Sorgen` entstehen in der Angst gemeinschaftsmäßiger, nicht individuell-materieller Ausweglosigkeit." (Benjamin VI, 102)

      [...]

      http://theol.uibk.ac.at/itl/283.html
      Avatar
      schrieb am 25.11.03 20:11:04
      Beitrag Nr. 1.055 ()
      Neuste NachrichtenBT Online.htm

      Wie geht es unseren Nachbarn?

      Ressort: Wirtschaft


      Die Reichsten in der Schweiz sind wieder noch reicher geworden


      ZÜRICH - Das Gesamtvermögen der 300 Reichsten der Schweiz ist in diesem Jahr erstmals seit 2000 wieder gestiegen. Zusammen besitzen sie 352 Milliarden Franken. Ein grosser Teil ist allerdings zugezogener Reichtum: Fast jeder Zweite ist Ausländer.

      Die Liste der Reichsten führt wie bereits im vergangenen Jahr Ikea-Gründer Ingvar Kamprad an. Der gebürtige Schwede nennt gemäss der jüngsten Erhebung des Wirtschaftsmagazines "Bilanz" 14 bis 15 Milliarden Franken sein eigen. Der 77-Jährige lebt bereits seit 30 Jahren am Genfersee.

      Unverändert auf Platz Zwei rangiert die Familie Rausing, denen der Verpackungskonzern Tetra Pak gehört. Sie brachte es im 2003 auf eine Summe von 13 bis 14 Milliarden Franken.

      Es folgen die Familien Oeri und Hoffmann, Mehrheitsaktionäre des Pharmakonzerns Roche, und Ernesto Bertarelli. Sie besitzen ein Vermögen zwischen 10 und 11 Milliarden Franken. So wie Bertarelli ist auch mancher andere unter den 300 Reichsten der Schweiz ist wieder etwas vermögender geworden.

      Verloren die 300 Reichsten 2001 und 2002 wegen Börsenbaisse und Wirtschaftsflaute noch insgesamt 80 Milliarden Franken, ist ihr Vermögen in diesem Jahr um 12 Milliarden Franken auf 352 Milliarden Franken gestiegen. Im Schnitt nennt ein Reicher 1173 Millionen Franken sein Eigen.

      Fast die Hälfte der 300 Reichsten stammt aus dem Ausland: Jeder Fünfte ist aus Deutschland zugewandert. Einige Dutzend Personen kommen aus Frankreich, weitere aus Italien, England, Österreich, oder aus Schweden wie Ingvar Kamprad und die Familie Rausing.

      Unter den 28 neuen Namen, die in diesem Jahr zur Liste gestossen sind, finden sich viele Berühmtheiten. So beispielsweise Theo Müller, Besitzer der in Deutschland führenden Milchfabrik gleichen Namens. Oder Mohammed Al-Fayed, Inhaber des berühmten Londonder Kaufhauses Harrods und des Pariser Hotels Ritz.

      Auch Bundesratskandidat Christoph Blocher taucht mit einem Vermögen von 2 bis 3 Milliarden in der Liste auf. Doch er sagt "vielleicht gehöre ich bald nicht mehr in die Liste der Reichsten". Würde er in den Bundesrat gewählt, müsste er seine leitenden Funktionen abgeben.
      Avatar
      schrieb am 16.12.03 13:35:27
      Beitrag Nr. 1.056 ()
      Zu Silvio Gesell, Helmut Creutz usw.: http://www.dr-wo.de/schriften/zins/index.htm
      Avatar
      schrieb am 16.12.03 17:34:12
      Beitrag Nr. 1.057 ()
      @ Wozniewski

      Danke für die schönen Links zu deiner schön werblich (Kompliment, Herr Freiberufler) gestalteten Rechtsanwalts-Kanzlei-Homepage.

      Was mich dabei mal interessieren würde:

      1) Bist du eigentlich selbst geschieden? Da du ja auf "Mediation" spezialisiert bist, böte sich das ja an.

      2) Deine Fachgebiete laut eigener Angabe sind ja, wie du auf der von dir jetzt schon mehrfach verlinkten Kanzlei-Homepage angibst, Bankenrecht, Börsenrecht, Kapitalanlagerecht, dann noch Versicherungsrecht, Insolvenzrecht, Grundstücksrecht und gar Erbrecht. Übernimmst du dich da nicht ein bischen?

      Nebenbei betreibst du offensichtlich noch ein Mediations-Zentrum und schreibst noch pseudowissenschaftliche Fachabhandlungen zu Geldtheorie und NILForschung.
      Du mußt ja der anwaltliche Supermann sein, um das alles in Perfektion zu beherrschen, alle Achtung.

      3) Wie kommt es, dass deine auf deiner Homepage, auf die du hier nun schon so oft verlinkt hast, gezeigte Visitenkarte als Namen nur
      "Dr. Harald Wozniewski" zeigt, du aber einen erkennbar an einen "Harald Wozniewski-Häusele" adressierten "Referenzbrief" aufführst?

      4) Wann warst du zuletzt beim Friseur und beim wem?

      ;
      Avatar
      schrieb am 16.12.03 19:53:36
      Beitrag Nr. 1.058 ()
      also Sepikolon, du warst auch schon mal besser in form :rolleyes:

      zu 1) und 3) wenn der Dottore geschieden wäre, dann hätte er auch keinen Doppelnamen mehr :D.

      zu 2) Scheidungsrecht ist nicht dabei ;)

      zu 4) ich finde, die Frisur steht ihm :D



      Zeig uns doch mal deine Frisur.

      Tja, wenn man schon über die Inhalte nicht diskutieren will/kann, dann wird man halt persönlich.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 16.12.03 20:19:30
      Beitrag Nr. 1.059 ()
      @Punk24,

      ich verstehe, was du sagen willst, es sei dir gegönnt,

      aber ich verfolge diesen thread schon von Beginn an, wie du weißt.

      Und es wurde Dr. Wo genügend Gelegenheit gegeben, über "Inhalte" fachlich zu diskutieren, die er aber immer versäumte.

      Stattdessen ist der größte Teil seiner letzten Postings, der Hinweis auf seine Anwalts-Homepage, den ich als "Werbung" verstehe. (Wobei es sich, sicher nicht nur für mich wohl eher als eine treffliche Anti-Werbung darstellt.) Deshalb verzeihe mir, wenn ich auf diese Homepage in letzter Zeit verstärkt eingehe.

      Die vermeintlichen "Inhalte" seiner werblichen und nichtwerblichen "Aussagen" sind schon 1000 Postings und exakt 109 Jahre zuvor (Erscheinen des dritten Bandes von Karl Marx "Das Kapital") erschöpfend ausdiskutiert worden.

      ;
      Avatar
      schrieb am 16.01.04 21:12:42
      Beitrag Nr. 1.060 ()
      Wie schön, dass die Herren sich so intensiv um die anderen Seiten meiner Person kümmern. Offenbar geht es in Deutschland wieder aufwärts, dass die Herren sich solchen Freuden widmen können.
      Avatar
      schrieb am 27.01.04 18:34:07
      Beitrag Nr. 1.061 ()
      Der Zins wird in den Lehrbüchern der Volkswirtschaft immer als Prämie für Konsumverzicht bezeichnet. Aber wer verzichtet denn eigentlich auf Konsum? Die Reichen und Superreichen haben ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen noch immer Geld übrig, auf welches sie Zins erhalten. Weniger betuchte sparen, weil sie momentan nicht das geld für beabsichtigte Anschaffungen haben und keine Schulden machen wollen, oder aber, weil sie das geld momentan nicht benötigen.
      Der Geldverleiher verzichtet lediglich auf Liquidität, weswegen J.M. Keynes den Zins auch als Liquiditätsprämie definiert hat. Liquiditätsverzicht ist aber keine Leistung, bestenfalls der verzicht auf ein Bedürfnis nach Sicherheit und als solches immateriell.
      Auch die häufig geübte Praxis, den Zins als den Preis des Geldes zu bezeichnen, ist irreführend. Er ist bestenfalls als Leihgebühr zu bezeichnen. Im Gegensatz zu einem Auto, welches man sich leiht, unterliegt das Geld keinem Verschleiß und braucht auch nicht gewartet zu werden.

      Man kann aber auch auf diese spitzfindigen Diskussionen um die Rechtfertigung des Zinses verzichten, wenn man in der Lage ist, die Wirkungen von Zins und Zinseszins emotionslos und sachlich zu verstehen.
      Der Zins vermehrt das Guthaben und das Guthaben erhöht den Zins usw. Zinseszinsen führen also zu einem exponentiellen Wachstum von Guthaben. Steigen die Guthaben, so steigt auch der Zins, der dafür aufgebracht werden muß. Die Banken müssen gewissermaßen systemimmanent immer höhere Zinszahlungen an die Einleger leisten. Woher kommt nun das Geld dafür?
      1. Aus dem Wirtschaftswachstum. Dahinter steht aber eine Arbeitsleistung. Steigt die Wirtschaftsleistung, so müssen die Zentralbanken Geld emittieren, damit es nicht zur Deflation kommt. Da nun die Zinsen von den Schuldnern aus ihrem laufenden Einkommen aufgebracht werden müssen, steigt deren Zinsbelastung unaufhörlich, wenn das Wirtschaftswachstum geringer ist, als das wachstum der Guthaben. Das ist aber lediglich nach dem 2. Weltkrieg der Fall gewesen und heute nur noch in China und einigen anderen asiatischen und afrikanischen Ländern der Fall.
      In allen Industrieländern wächst die Wirtschaft langsamer, als die Schulden. Folglich nehmen die Zinszahlungen immer weiter zu. Schon heute geht 1/6 des BIP an Zinszahlungen drauf.Die zahlen wir alle, über die Steuern und Warenpreise. Es profitiert nur, wer über Vermögen verfügt, welches etwa dreimal so hoch ist, wie sein jährlicher Konsum.

      Es geht hier überhaupt nicht darum, das vermögen der reichen auf die Armen zu verteilen, sondern darum, die schädliche Wirkung des Zinses abzuschaffen.
      Avatar
      schrieb am 27.01.04 21:40:51
      Beitrag Nr. 1.062 ()
      @Semikolon
      Ihnen sind wohl die Argumente ausgegangen, oder?
      Wie sonst sollte man wohl die unsachlichen Angriffe gegen Dr. Wosniewski interpretieren?
      Schade, aber eine Diskussion mit Ihnen ist vergeudete Zeit.
      Avatar
      schrieb am 27.01.04 22:08:58
      Beitrag Nr. 1.063 ()
      #1059

      Wußte gar nicht, dass du auch "andere(n) Seiten" deiner "Person" hast. Hört sich irgendwie mysteriös an.

      Die "anderen Seiten" von Dr. Wo!

      Da kommt also noch mehr!!!!!

      Huch,
      es jagt mir schon Schauer den Rücken herunter.
      Jekyll oder Hide? Oder gar Skywalker und Darth Vader? Mir graut. Und dann noch gleich mehrere...


      Bisher hatte ich dich lediglich in deiner Gesamtheit gesehen. Inclusive deiner etwas verqueren Ansichten, deiner affektierten Homepage inclusive deiner dort inszenierten wohl an kindliche Gemüter adressierte Selbstdarstellungen und deinem sonstigen hier gezeigten allem fachlich peinlich werden könnenden ausweichenden nicht unterheblichen Gehabe. Jedoch nie verlegen, auf die eigene Anwalts-Hompage samt dort offerierten politischem Lebenslauf zu verlinken.

      Sozusagen als "Gesamtkunstwerk" Wo-scher Prägung ergab sich für mich dadurch schon seit langem ein völlig abgerundetes Bild von dir, Milliardärsschreck Wo.

      Dass du jetzt eine oder noch mehrere "andere Seiten" an dir siehst, überrascht und beunruhigt mich schon etwas, ehrlich, ja.

      Mal wieder eine Frage nun an dich, in der Hoffung endlich mal eine Antwort außerhalb von BRAGO und Karlsuher wochenmäßig erscheinenden Werbeblätter von dir zu erhalten:

      Was glaubst du, sind diese "anderen Seiten von dir", die du ja erwähntest, sind das dann charakterlich und fachlich bessere oder sind sie doch wie diese hier gezeigte?

      Bitte erzähle doch mal von deinen "anderen Seiten", die du da noch auf Lager zu haben scheinst.

      ;
      Avatar
      schrieb am 27.01.04 23:33:52
      Beitrag Nr. 1.064 ()
      #1061

      Klasse, "Neu"-User Tritonus,

      finde ich super, wie du dich für den Dr. Wo ins Zeug legst.
      Du bist seiner würdig, kann man ohne Wohn und Arg sagen.

      Auch ok, dass du mich mit deinem zweiten Beitrag überhaupt im Board gleich richtig "zur Brust nimmst" und mir "Unsachlichkeit" vorwirfst.
      Hast ja auch seit meinem davorherigen Beitrag vom 16.12.03 genug Zeit gehabt, dir diese "spontane" Äußerung zu mir gut zu überlegen und vorzubereiten.

      Er schreibt sich übrigens "Wozniewski", nicht "Wosniewski".
      Das sollte man dann schon mal richtigstellen, finde ich.
      Sonst könnten evtl. neue Mandanten ja nicht seine Kanzlei in Karlsruhe finden, auf deren Homepage er hier immer wieder verlinkt. Wobei er, das fällt mir gerade ein, mir ja immer noch nicht erklärt hat, warum er auf seiner Homepage einen an einen "Harald Wozniewski-Häusele" adressierten Referenzbrief aufführt. Also irgendwie scheinst nicht nur du Probleme mit der korrekten Namensbezeichnung des Besagten zu haben.

      Zur von dir in den Raum geworfenen "Unsachlichkeit" und "deinem" Beitrag in #1060 kamen mir sofort beim Lesen der ersten Zeilen schon so viele Dejavus, dass ich dich doch bitten möchte, die Quelle und den Originalverfasser gleich selbst dazuzugeben.

      Er ist doch nicht etwa von dir?
      Und gar hier das erste mal gepostet?

      Auch steht dieser Punkt "1." semantisch doch relativ einsam in "deinem" Beitrag. Das musst du schon zugeben. Jeder, der wie ich ihn nur ansatzweise überflogen hat, wundert sich sofort, warum dieses "1." so einsam da steht.
      Erwartet doch Jeder sofort ein "2." und gar ein "3.".

      Seltsam auch, dass im letzten Satz "deines" Beitrags #1060 Schreibfehler auffallen, die im übrigen, wahrscheinlich ohne Quellenangabe abkopierten Rest nicht auffallen.

      ;
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 16:37:41
      Beitrag Nr. 1.065 ()
      #39 - auch hier wieder ein klassischer Fall des Denkvorganges in einfach strukturierten Gehirnwindungen::D

      Der "bereits festgelegte" Preis


      (der in Wahrheit von Angebot und Nachfrage geregelt wird, also in einer Bandbreite schwankt zwischen den Interessen des Kaufmanns, möglichst hoch zu verkaufen - und denen der Kunden, niedrig einzukaufen; die im Beispiel nämlich wegbleiben, wenn der Einkauf plus Fahrkarte zum Konkurrenzgeschäft günstiger ausfällt)

      enthält ja schon einen 30-40%igen Anteil für Fremdkapitaldienstkosten bzw. des entgangenen Zinsgewinnes für anderweitige Anlage des zum Bau verwendeten Eigenkapitals -

      insofern wird hier nur eine neue Investition fortgeschrieben.
      Die Umsatzsteigerung zählt man zu den "windfall profits"

      Für ausgemachte Statistikargumentatoren natürlich schwer zu verstehen....:laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.07.04 19:43:30
      Beitrag Nr. 1.066 ()
      Das Geldvermögen der Deutschen ist im vergangenen Jahr auf fast vier Billionen Euro und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten angewachsen. Das berichtete der Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Mit insgesamt 3.922.000.000.000 Euro hatten die deutschen Privathaushalte 2003 rund fünf Prozent mehr auf der hohen Kante als ein Jahr zuvor.


      Löwenanteil halten Millionäre
      Den Zahlen zufolge hätte damit jeder Bundesbürger - vom Millionär bis zum Säugling - rund 50.000 Euro auf der hohen Kante. Allerdings halten davon die 756.000 deutschen Finanzmillionäre alleine den größten Teil, rund 2,362 Billionen Euro (Vorjahr: 2,356)....

      http://onwirtschaft.t-online.de/c/21/98/17/2198176.html



      Weniger als 1 % der Bevölkerung besitzt 60 % des Geldvermögens.

      Interessant wären die nächsten 10 %.

      Übrigens: Bestimmt ehrlich selbst erarbeitet. Oder gibt es doch eine Umverteilung durch den Zins?
      Avatar
      schrieb am 24.07.04 19:52:46
      Beitrag Nr. 1.067 ()
      Dazu kam in unserer Regionalzeitung ein Aufmacher.


      Auf ein Wort:
      So sparen sich dei Deutschen zu Tode

      Kreiszeitung-Nordheide-Elbe-Geest-Wochenblatt
      vom 24.7.04

      Das Geldvermögen der Deutschen ist auf dem höchsten Stand der Nachkriegszeit. Ende 2003 betrug es 3,92 Billionen Euro, Ende 2002 waren es "nur" 3,73 Bio. Euro.
      Das meiste Geld liegt auf der Bank als Spar-, Sicht-, und Termingeldeinlagen.Es folgen Anlagen bei Versicherungen. Der Rest steckt in Investmentfonds, festverzinslichen Wertpapieren und ähnlichem.
      Üder den sozialen Status der Anleger ist nichts bekannt.Auch nicht über die Motive, das Geld zu horten. Bekannt ist aber, dass zu wenig ( :laugh: ??? ) konsumiert wird und deshalb ( Aha! :rolleyes: ) die Konjunktur am Boden liegt. Und weil die Konjunktur am Boden liegt, steigt die Zahl der Arbeitslosen und Hilfsbedürftigen. Und weil die Zahl der Arbeitslosen steigt, ist der Staat pleite ( :laugh: mann, mann, mann )
      Und weil der Staat pleite ist, will er mehr Steuern und Abgaben- aber von allen- nicht nur von denen mit den 3,92 Bio. auf der hohen Kannte. Konjunktur-Politik wäre so einfach, wenn man Menschen das Sparen zur falschen Zeit verbieten könnte.

      RS



      Abgesehen von der Nichtbeachtung innerer Widersprüche wie des Wachstumszwanges, und der Kausalketten, doch ganz interessant. Interessant genug für mich, für einen Leserbrief:


      Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr RS,

      es ist nicht mal 2 Wochen her, da haben verschiedene Quellen im Internet ( T-Online, Yahoo ) auch diese 3,92 Bio Euro Geldvermögen genannt. Bei T-Online war dazu zu lesen, dass allein die 750.000 ( also weniger als 1 % der Bevölkerung!)Millionäre in Deutschland über gut 2,5 Bio. Euro dieses Vermögens verfügen- also gute 60 %. Leider bekommt man überhaupt keine guten Zahlen zur Vermögensverteilung. Interessant wäre es aber sicher, die nächsten 10 % der reichen Bevölkerung zu untersuchen, diese allein dürften über den Großteil des Restes des Geldvermögen verfügen. Helmut Creutz behauptet das schon ewig, es ist aber nach wie vor das Tabuthema Nummer eins in unserem Land, weil es beweist, das Zins eben doch von Arbeit zu Besitz umverteilt. So lange dieses Thema nicht auf den Tisch kommt, und als Neiddebatte abgetan wird, wird das Versagen des Geldes in seiner Tauschmittelfunktion munter weitergehen. Man braucht dazu nur in die Historie schauen.


      Viele liebe Grüße
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      [B]"Die Stundenlöhne der 100 reichsten Deutschen"[/B]