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    Der verhängnisvolle Spartrieb - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.05.03 14:16:42 von
    neuester Beitrag 15.05.03 17:44:10 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 15.05.03 14:16:42
      Beitrag Nr. 1 ()
      "Einen rationalen Grund für diesen wieder erwachten Spartrieb kann der Konjunkturforscher nicht finden."

      Was ist den das für ein "Konjunkturforscher"? Wenn ich heute schon weiß, daß ich mit ca. 50 flott in die Sozialhilfe rutsche, dann ist das für mich ein mehr als rationaler Grund zu sparen.



      KONJUNKTURTIEF

      Der verhängnisvolle Spartrieb

      Von Nicola Kuhrt

      Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal geschrumpft und bräuchte dringend Wachstumsimpulse. Doch die Konsumenten machen nicht mit: Angstsparer und Schnäppchenjäger regieren den Markt.


      DDP

      Mit "Grips zum Einkauf": Gebündelte Werbepakete sollen die Sparer in die Supermärkte locken


      Hamburg - Vorbei die Zeiten als Reklameblättchen irgendwo im Hausflur herumflogen. Ordentlich sortiert, sauber in Folie verschweißt und mit einer Fernsehzeitung garniert, werden Wurfsendungen nun einmal pro Woche im Briefkasten liegen. "Einkaufen mit Grips" nennt die Post dieses geballte Werbepaket, das neuerdings in deutschen Großstädten jeden Samstag verteilt wird - 800.000 Stück allein in Hamburg. Handelsketten wie Wal-Mart, Toom oder Praktiker lassen so für sich werben, auch regionale Anbieter informieren über ihre aktuellen Preishits. Martin Grundler, Post-Pressesprecher, über Sinn und Zweck des neuen Reklamepakets: "Die Menschen werden eben immer preisbewusster, wir denken, dass sie sich Werbung in dieser Form gerne anschauen."
      Trendwende im Konsumverhalten

      Die Deutschen sind wieder sparsamer geworden. "Die Sparquote ist in den letzten Quartalen signifikant auf 10,5 Prozent angestiegen", sagt Gustav Horn, Konjunkturforscher am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Seiner Ansicht nach ist das eine Trendwende. Noch bis Ende der neunziger Jahre hatten die Deutschen immer weniger Geld zur Seite gelegt. Lag die Sparquote, also der Anteil des Netto-Einkommens, der nicht für Konsumzwecke ausgegeben wird, 1991 noch bei 13 Prozent, waren es im Jahr 2000 nur noch 9,5 Prozent. Mittlerweile sind es wieder rund 10,5 Prozent.


      DPA

      Ist bei den Deutschen wieder gefragt: Das Sparschwein


      Einen rationalen Grund für diesen wieder erwachten Spartrieb kann der Konjunkturforscher nicht finden. Deshalb spricht er vom "Angstsparen": Terroranschläge, Jobsorgen und vor allem die Flut der politischen Reformvorschläge raubten den Deutschen die Konsumlust. "Die Leute blicken nicht mehr durch. Aber sie spüren, dass es an ihr Portemonnaie gehen soll und sorgen vor", sagt Horn.

      Angstsparen - ein Trend, den auch Dirk Ziems, Diplompsychologe und Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts IFM, festgestellt hat. "Die Menschen haben das Gefühl, den anstehenden Veränderungen nicht gewachsen zu sein", sagt er. Darauf reagiere der Konsument mit einem besonders vorsichtigen Kaufverhalten. Und wenn gekauft wird, dann am liebsten, wenn es sich um Schnäppchen handelt.

      "Die Menschen wollen sich beim Kauf clever fühlen, sich freuen, wenn ihnen ein guter Griff gelingt", so der Marktpsychologe. Es ist diese verstärkte Wendung zur Schnäppchenjagd, die gerade die Discounter mit ihrer Philosophie "hohe Qualität zu niedrigen Preisen" zu den großen Gewinnern der aktuellen Sparkrise macht. Während der restliche Einzelhandel für 2003 mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent rechnet, wird für Aldi & Co. eine Umsatzsteigerung von über zehn Prozent prognostiziert.

      Schnäppchenjäger verderben das Geschäft


      DPA

      Auf den Schnäppchenjäger zugeschnitten: die neue Billig-Tochter von TUI


      Wie ungesund diese Sucht nach immer billigeren Angeboten ist, bekommen derzeit die Reiseveranstalter zu spüren. "Vor drei Jahren war die Welt noch in Ordnung", sagt TUI-Sprecher Robin Zimmermann. Damals standen Kurz- und Normalbucher in einem gesunden Verhältnis. In Zeiten von Terrorangst und der Sorge um den eigenen Job habe sich das Verhältnis grundlegend gewandelt. "60 Prozent unserer Gäste buchen erst kurz vor Reiseantritt", sagt Zimmermann. Und sie zwingen auch den führenden deutschen Touristikkonzern dazu, seine Reisen immer günstiger loszuwerden. Um nicht auf leeren Betten sitzenzubleiben, wurde die Marke "Discount Travel" gegründet, mit der die anderen Billigheimer nochmals unterboten werden sollen. Die ganze Misere zeigt sich an der TUI-Bilanz: Im Kerngeschäft Touristik sank der Umsatz um 37 Prozent.

      Die Sparpanik der Deutschen ist nach Ansicht von Wirtschaftsforscher Horn mittlerweile ein Problem für die Konjunktur: "Je mehr die Leute sparen, desto geringer wird die Produktionsleistung, ein Teufelskreis könnte entstehen". Er befürchtet, dass Deutschland auf eine "nachfragebedingte Konjunkturschwäche" zusteuert.

      Für diese Sorge sprechen auch die aktuellen Wirtschaftsdaten. Im ersten Quartal 2003 ist das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gesunken. Der private Konsum sei dabei zu langsam gewachsen, um einen Anstieg der Importe auszugleichen, hieß es in der Mitteilung des Statistischen Bundesamtes. In der vergangenen Zeit hatte sich die Nachfrage der Verbraucher stets besser entwickelt als die gesamtwirtschaftliche Situation und damit zu einer Stabilisierung der Konjunktur beigetragen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 14:28:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      Tja, warum drehen die deutschen Normalverdiener wohl jeden Cent dreimal um, bevor sie ihn ausgeben?
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 14:45:31
      Beitrag Nr. 3 ()
      weil keiner weiß was kommt,

      Wir zb. wollten dieses Jahr nochmal investieren, haben aber beschlossen es sein zu lassen. Es gibt nur
      Ersatzinvestitionen und diese nur wenn es unbedingt sein muß. Wir haben keine Lust mehr unser Kapital aufzuwenden, welches schon achtmal besteuert ist und es einzusetzen um bei möglichen Gewinnen uns alles vom Staat rauben zu lassen. Leistung zahlt sich ebend nicht mehr aus, wer was tut wird bestraft.

      Heute habe ich mich auch wieder darüber aufgeregt:

      Die Wasseruhr bei mir zu Hause wird gewechselt,
      festgelegter Termin 12 - 15 Uhr, da habe ich keine Zeit,
      Anruf bei der Firma, das es auch noch Leute gibt die arbeiten und nicht den ganzen Tag zuhause sitzen, ich kann maximal bis 10 Uhr warten. Ist denen egal, mir auch
      sollen mich am Arsch küssen.

      Wenn mein Kunde um 8 Zeit hat, bin ich um 8 da, wenn es
      erst abends um 19 Uhr ist, dann ebend da.
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:13:01
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ja, Günther44

      so was wie mit dem Woltmann-Zähler (Wasseruhr) kommt mir bekannt vor. Ich war vor einiger Zeit als Techniker bei einem Energierunternehmen tätig. Um Zugang zu den E-Anlagen verschiedener Kunden zu erhalten, wollte ich z.B. am Freitag nach dem Himmelfahrtstag Termine vereinbaren, die eventuell durch viele Brückentagreglungen möglich gewesen wären. Dies war nicht möglich, da es bei meinem damaligen Arbeitgeber (eben dem Energieversorger) ebenfalls eine solche Brückentagsregelung gab.

      So ist das halt hier in Deutschland.

      Ronald
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 17:44:10
      Beitrag Nr. 5 ()
      Es ist ja nicht so, daß Deutschland arm ist. Das Sparen ist das Problem und daß die Älteren sprich Rentner und Pensionöre sehr viel Geld haben und auch viel bekommen von den Sozialsystemen, aber wenig konsumieren. Mit dem Älterwerden kommen Nebenwirkungen wie Altersstarrsinn und Altersbosheit mehr und mehr zum Vorschein. Und die Alten hängen nunmal am materiellen Besitz. Die Jüngeren werden auch irgendwann mal älter sein und leider ebenso agieren. Der Mensch ist nun mal so in seinem Verhalten. Was aber auffällt, daß die Werbung isbesonders in den Privaten sich mehr und mehr den Älteren annimmt. Man muß den Alten echte Wertschätzung entgegenbringen, damit diese blöde "Erbpressung" in den Familien aufhört. Diese dämlichen Familienstreitigkeiten ums liebe Geld kann man doch im Vorfeld eines zu erwartenden Erbes intelligent lösen. Zumindest sollte man das annehmen. Wenn es hier gelänge, daß ein Teil dieses brach liegenden Geldes wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückkäme wäre schon viel erreicht.


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