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    I.G.Farben: Hier die Geschichte aus dem Schweizer Cash Magazin - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.05.03 10:49:08 von
    neuester Beitrag 18.05.03 19:43:04 von
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      schrieb am 18.05.03 10:49:08
      Beitrag Nr. 1 ()
      DIE SCHWEIZ und das DRITTE REICH
      CASH Nr.10, 7.März 1997
      Wie es zur Interhandel-Affäre kam und wie die SBG
      durch Übernahme der Firma zur grössten Schweizer Bank wurde

      Um die Interhandel-Affäre zu verstehen, sollten Sie diese Mini-Einführung in sieben Punkten lesen:

      1. Die Firma Interhandel hiess vor einer Namensänderung I.G. Chemie Basel. Sie war 1928 als Tochter des mächtigen deutschen Konzerns I.G. Farbenindustrie, Frankfurt, gegründet worden mit dem Hauptziel, Fluchtgelder [z.B. Lizenzerträge aus dem Ausland] dem deutschen Fiskus zu entziehen und Auslandbeteiligungen der I.G. Farben zu verwalten. So galt die I.G. Chemie offiziell als die Muttergesellschaft der amerikanischen Farbentochter, die, ebenfalls nach Namensänderung, General Aniline and Film Corp. (GAF) hiess. Das finanzielle "Nervenzentrum" des I.G.-Farben-Ablegers in Basel war die Privatbank Eduard Greutert, die nach dem Tod des Inhabers als Bank Hans Sturzenegger & Cie. weitergeführt wurde.

      2. Die I.G. Chemie war auf dreifache Weise eng an ihre deutsche Mutterfirma gebunden:

      a) Personell: Der Aufsichtsratsvorsitzende der I.G. Farben, Hermann Schmitz, war zugleich VR-Präsident von I.G. Chemie; das Kader war z.T. deutsch.
      b) Dividendengarantievertrag: Die I.G. Farben hatte eine Option, die I.G. Chemie jederzeit vollumfänglich zum Buchwert zu übernehmen. Als Kompensation hatten die I.G.-Chemie-Aktionäre Anrecht auf eine mindestens gleich hohe Dividende, wie sie die I.G. Farben ausschüttete.
      c) Stimmrechtskonstruktion: Eine Serie von Vorzugsaktien in deutscher Hand ergab ein Übergewicht.
      3. Bei Kriegsausbruch im September 1939 erteilte das Reichswirtschaftsministerium den deutschen Multis Weisung, Ihre Beteiligungen in neutralen Staaten zu tarnen. Die I.G. Farben gab 1940 die Personalunion an den Spitzen von I.G. Farben und I.G. Chemie auf und verzichtete auf ihre Option aus dem Dividendengarantievertrag, der für aufgelöst erklärt wurde. Die I.G. Chemie beantragte daraufhin 1941 bei der dafür zuständigen Schweizerischen Clearingkommission, als rein schweizerische Firma anerkannt zu werden. Die Kommission hat den Entscheid wegen "grösster Bedenken" vertagt. In Amerika wurde inzwischen die GAF als "Feindvermögen" beschlagnahmt und der Zwangsverwaltung unterstellt.
      4. Bach dem Krieg wurde die I.G. Chemie wie alle deutschen Guthaben in der Schweiz zunächst blockiert. Eine erste Buchprüfung durch die Schweizerische Verrechnungsstelle (SVSt) stützte eher die These, die Firma sei jetzt rein schweizerisch. Der Bericht stiess auf grosse Opposition. 1946 wurde eine zweite, umfassendere Buchprüfung des Komplexes I.G. Chemie/Sturzenegger vorgenommen; Teamchef war der SVSt-Revisor Albert Rees. Der als "Rees-Bericht" bekannt gewordene Report listete viele begründete Zweifel an der These auf. Trotzdem wurde der Bericht von der SVSt-Leitung in einem für die Firma insgesamt positiven Sinn zusammengefasst, worauf Interhandel aus der Blockade entlassen wurde. Die Allierten wurden von der Schweiz in diesem Sinne informiert. Als weissgewaschene "schweizerische" Mutterfirma verlangte Interhandel nun von den USA die Herausgabe der Tochterfirma GAF. Die US-Regierung lehnte ab und verwies Interhandel auf den Gerichtsweg.

      5. Das angerufene US-Gericht verlangte von Interhandel/Sturzenegger die Herausgabe sämtlicher Akten. Die Schweizer Kläger behielten die wichtigsten Akten unter Verschluss. Sie behalfen sich mit einer Gefälligkeits-"Beschlagnahme" der heissen Akten durch die Bundesanwaltschaft. Als Motiv dafür wurde die Gefahr einer Verletzung des Bankgeheimnisses angegeben. Vor dem US-Gericht blieben die Schweizer aber damit erfolglos.

      6. Ab 1958 übernahm der Direktionspräsident der Schweizerischen Bankgesellschaft, Alfred Schäfer, das Ruder bei Interhandel. Nach dem Wahlsieg Kennedys gelang es ihm, mit Justizminister Robert Kennedy eine aussergerichtliche Einigung über den Fall Interhandel/GAF auszuhandeln: Die GAF wurde liquidiert, und die Interhandel erhielt etwas weniger als die Hälfte des Erlöses, etwa 515 Millionen Franken. Daraufhin fusionierte die SBG mit der Interhandel und wurde so schlagartig zur grössten Schweizer Bank,

      7. In den achtziger Jahren klagte die I.G. Farben in Liquidation vor deutschen Gerichten (vergeblich) gegen die SBG mit der These, die I.G. Chemie/Interhandel sei stets deutsch beherrscht gewesen und es habe ein treuhänderisches Verhältnis zur I.G. Farben bestanden. Die deutschen Anwälte wollten zur Stützung ihrer These den "Rees-Bericht" heranziehen. Daraufhin hat der Bundesrat dieses Dokument mit einer strikten Sperre versehen, die heute noch absolut gültig ist. Nur die Historikerkommission Bergier wird befugt sein, den Bericht zu lesen.



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      Wie das Sturzenegger-Bänklein zu 120 Millionen Franken Reingewinn kam
      Shraga Elam, CASH Nr.10, 7.März 1997
      In den fünfziger Jahren kam es zu einer heftigen Opposition von Interhandel-Aktionären, die sich von der Führungsclique betrogen fühlten. Ihr Sprachrohr, die "Finanz und Wirtschaft", nannte es "einen der grössten Skandale in der schweizerischen Finanzgeschichte.
      Den Amerikanern, die sich mit der Affäre Interhandel/GAF aueinander zu setzen hatten, stellte sich das wuchernde Firmengeflecht als ein Ring dar: sie nannten ihn "the Sturzenegger Circle". Diesem Sturzenegger-Ring also erwuchs Mitte der fünfziger Jahre auch in der Schweiz eine zornige Gegnerschaft von Interhandel-Stammaktionären, die sich von der Clique an der Spitze der Firma betrogen fühlten. Zum Sprachrohr dieser wortstarken Oposition machte sich damals die Zeitung "Finanz und Wirtschaft" (FuW).
      Die Dominanz der Vorzugsaktien, die alle bei verlässlichen Teilnehmern des "Sturzenegger Circle" platziert waren, liess die minderberechtigten Aktionäre fast verzweifeln. Sie hatten keine institutionellen Möglichkeiten, sich gegen das zu wehren, was sie als korrupte Machenschaften und Aushöhlung der Firma empfanden.

      So stiessen sie sich etwa daran, dass die marode Schaffhauser Firma Cilag von Interhandel 20 Millionen Franken praktisch "geschenkt" erhalten habe. Der Cilag-Verwaltungsrat: Edmund Wehrli (Interhandel-Anwalt), Präsident; Hans Sturzenegger (Interhandel-Banker) und Max Ott (Interhandel-Manager), Mitglieder. Noch mehr aber ärgerten sich die Rebellen darüber, dass die Schweizer Behörden zu wenig unternähmen, damit Interhandel endlich die USA-Beteiligung GAF wieder in Besitz nehmen könne.

      Lange Zeit attackierte die Opposition auch das US-Justizministerium, das den Befunden der SVSt halt keinen Glauben schenkte. Ab Oktober 1955 änderte sich allerdings der Wind: Auch die Aktionärsgruppe setzte ihre Fragezeichen hinter das offiziell verkündete Ergebnis der SVSt-Revision. Offenbar bekamen sie eine gekürzte Fassung des ominösen "Rees-Berichts" zu sehen. Der Bericht deklariert 120 Millionen Franken als Gewinn der Bank Sturzenegger (und ihrer Vorläuferin, der Bank Greutert) von 1931 bis 1937. "Die Kreditanstalt als Grossbank (...) weist in den nämlichen Jahren einen Reingewinn von etwa 10 Millionen pro Jahr aus, also in sieben Jahren etwa 70 Millionen, das kleine Sturzenegger-Bänklein aber mit seinen wenigen Angestellten über 120 Millionen Reingewinn!" (FuW). Schlussfolgerung der Aktionäre: Hier müsse es sich um unversteuerte Fluchtgelder handeln - und dass die SVSt darauf nicht reagiert habe, lege einen Korruptionsverdacht nahe.

      Dazu passte die Enthüllung des Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler in seiner Zeitung "Die Tat", dass mehrere hohe Beamte der SVSt, die mit dem Fall Interhandel zu tun hatten, in den "Sturzenegger Circle" überwechselten. Zwei von ihnen, Eduard Heyer und Johann Senn, bemühten sich bei der SVSt um Persilscheine, die bestätigen sollten, dass sie an der Revision nicht beteiligt waren. Die Bestätigungen wurden sehr zögerlich, erst nach fast einem Jahr und auch dann verklausuliert, geliefert.

      Immer direkter gerieten das Eidgenössische Politische Departement und insbesondere der pensionierte Minister Walter Stucki ins Kreuzfeuer der Interhandel-Opposition. Am 14.Februar 1956 kam es in der "Finanz und Wirtschaft" zum Frontalangriff:

      "Minister Stucki musste den Bericht der SVSt kennen und wissen, dass gewisse Beamte der Verrechnungsstelle tendenziös gefärbte Konklusionen gezogen hatten, um auf diese Weise die schwarzen Guthaben der I.G. Farbenindustrie in Basel zu tarnen. (...) Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die genauen Vorgänge um das nicht angemeldete I.G.-Farbnen-Vermögen in der Schweiz zu rekonstruieren, sondern diese Aufgabe dürfte wohl der schweizerischen Bundesanwaltschaft zufallen. (...) Der Interhandel-Skandal ist einer der grössten Skandale in der schweizerischen Finanzgeschichte, wenn nicht vielleicht der grösste, und es ist nicht zu früh, wenn dieser nach über zehnjähriger Dauer ohne Ansehen der darin verwickelten Personen rücksichtslos liquidiert wird."
      Dieser Text hat, so scheint uns, auch 41 Jahre nach seinen Erscheinen nicht an Aktualität verloren.


      Grüße Elliott
      Avatar
      schrieb am 18.05.03 19:43:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      @alle

      unter diesem Link findet man noch sehr viel mehr Informationen:

      http://www.solami.com/IGCHEMIE.htm

      Es grüßt the dreamer


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