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    Deflationspsychose - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 05.06.03 12:56:00 von
    neuester Beitrag 05.06.03 13:20:11 von
    Beiträge: 2
    ID: 739.857
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      schrieb am 05.06.03 12:56:00
      Beitrag Nr. 1 ()

      Es steht in allen Zeitungen, man hört es auf allen Fernsehkanälen und kann es deswegen kaum mehr lesen noch hören: Das Wort Deflation hat Einzug in unseren Alltag gehalten.

      Unter einer Deflation versteht man einen Verfall des Preisniveaus, ausgelöst durch verschiedene Schocks. Einmal kann die wirtschaftliche „Superkrise“ durch eine mangelhafte Liquiditätsversorgung ausgelöst werden – undenkbar in der heutigen Zeit, in der die FED die Märkte mit Geld überflutet hat. Andererseits, willkommen in der Gegenwart, wird die Deflation durch Konsumzurückhaltung ausgelöst. Auslöser können hier zum einen die öffentliche Hand, der private Verbraucher oder beide sein.

      Betroffene der Deflation sind in erster Linie produzierende Unternehmen und Finanzinstitute. Produzenten schätzen die Konsumschwäche als kurzfristiges Phänomen ein und lassen die Produktion weiter laufen. Das Überangebot lässt die Preise sinken, die Inflation geht zurück, wird geringer, ebenso schmelzen die Unternehmensgewinne dahin wie Butter in der Sonne. Zum „Wohle“ ihrer Anteilseigner entlassen die Unternehmen Leute, bauen Kosten ab. Dadurch wird die Kaufkraft weiter geschwächt. Eine Kreislauf kommt zustande, die sogenannte Deflationsspirale. Japan lässt grüßen, oder die Weimarer Republik.

      Nun ist Deutschland nicht Japan, die Wirtschaft steckt in einem neuen Jahrtausend und der Goldstandard ist ebenfalls Schnee von gestern. Dennoch nehmen Anleger, Politiker, Volkswirte und Journalisten das Thema ernst. Mit deutscher Gründlichkeit bisweilen sogar zu ernst und stoßen die Stimmung weiter in den Keller (auch wenn sich das an den Börsenkurse noch nicht ablesen lässt). Nur Bares sei wahres, kann man vereinzelt lesen, Gold stehe vor einem neuerlichen Comeback (reden wir über Deflation oder Inflation?). Dabei gibt es angesichts eines Deflations-Szenarios durchaus interessante Alternativen: Short gehen in Aktienindizes oder Aktien von hoch verschuldeten, konjunktursensitiven Unternehmen oder Finanzdienstleistern, long in Anleihen bester Bonität.

      So versuchen derzeit viele, ihren Vorteil aus der „Mini-Panik“ zu ziehen. Vergessen wird dabei manchmal, dass die Deflation bislang lediglich in den Köpfen der Leute existiert, aber noch nicht sichtbar ist. Nur wird es langsam Zeit, gegen zu steuern. Während in den USA bereits Maßnahmen getroffen wurden, die Deflation erforscht wird und George Bush jun. kräftig Steuergeschenke verteilt, um den Konsum anzukurbeln und 2004 wiedergewählt zu werden, ergeht man sich in Deutschland in – sagen wir es diplomatisch – Ideenfindung.

      Bundeskanzler Gerhard Schröder wies trotz Haushaltskrater darauf hin, dass weiteres Sparen die Wirtschaft weiter belasten würde. Man müsse daher in einer Phase der konjunkturellen Schwäche auch Wachstumsimpulse setzen. Gratulation, richtig erkannt. Nur wie? Der Stabilitätspakt müsse flexibel auslegbar sein, sagt Schröder am Mittwoch. Gratulation, gute Idee. Kurz danach kommen auf einmal Pläne an die Öffentlichkeit, neue Sparpakete zu schnüren, die Mineralölsteuer anzuheben, die Kilometerpauschale zu kürzen und einiges anderes an Grausamkeiten. „Gratulation“, die Regierung bleibt ihrer Linie treu, die Plan- und Richtungslosigkeit heißt.

      An den eigentlichen Problemblock traut man sich dagegen nur flickschusterisch heran: Die Sozialkosten waren, sind und bleiben zu hoch und sind langfristig nicht zu stemmen. Schon heute sind die Rentenansprüche der jungen Generationen eine riesige Staatsschuld, die irgendwann mittels Generationenvertrag nicht mehr zu begleichen sein wird. Die Riester-Rente hat kaum Abhilfe geschaffen, aber immerhin Grenzen aufgebrochen und einen Weg frei gemacht, der weiter gegangen werden sollte. Und das gigantische Loch im Staatsetat, das die jüngste Steuerschätzung aufgedeckt hat, ist durch Flickschusterei ohnehin nicht mehr zu stopfen.

      Her müssen in der deutschen Konsensgesellschaft mutige und radikale, aber Richtung weisende Schritte. Will man die Konjunktur ankurbeln, kommt man ohnehin um Ausgabensteigerungen für Investitionen nicht herum, allerdings ohne diese auf der anderen Seite wieder durch höhere Ölsteuern, etc. wieder aus dem Wirtschaftskreislauf zu ziehen. Der Konsum wird angekurbelt, wenn die Menschen mehr in der Geldbörse haben und zusätzlich (!) eine Perspektive sehen. Der Slogan „Arbeit muss sich wieder lohnen“ hat Berechtigung und ist sinnvoll, aber Arbeit muss auch da sein. Zurzeit ist sie es, das zeigen die aktuellen Arbeitsmarktdaten, nicht.

      Ohnehin muss der Staat ein höheres Defizit in Kauf nehmen, wenn er die Wirtschaft wirklich ankurbeln will. Warum durch einmalige Ausgaben, die ohnehin meistens verpuffen – Japan lässt grüßen. Runter mit den Steuern, und zwar dauerhaft. Auch das wirkt wie ein Konjunkturprogramm, nur langfristig, wie Beispiele in anderen Ländern zeigen – deren Staatsetats mittlerweile trotz Steuersenkung besser aussehen als der heimische. Runter mit den Sozialausgaben, Vorbilder in Skandinavien mit positiven Folgen gibt es ebenfalls genug. Drastische Subventionsstreichungen in Bereichen, die in Deutschland nachweislich keine Zukunft mehr haben – der Crash dieser Branchen kommt ohnehin, je später desto größer fällt er aus. Abbau der Staatsinterventionen über Subventionen und subventionsähnliche Gesetze. Weg mit dem Bürokratieirrsinn, der hierzulande vieles lähmt und kaum zu rechtfertigen ist.

      Es ist dieser Ruck von Erneuerung, der durch das Land gehen muss, um die Deflationsgefahr zu vertreiben. Es ist nicht die anstehende Zinssenkung der EZB, in welcher Höhe auch immer, wird das Wirtschaftswachstum wieder bringen. Es ist der Wille, den verrosteten Supertanker Deutschland wieder flott zu machen. Dass die deutsche Konsensgesellschaft dazu in der Lage ist, darf bezweifelt werden.

      Autor: Michael Barck (© 4investors.de),12:55 05.06.2003

      Avatar
      schrieb am 05.06.03 13:20:11
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Konsumverweigerung ist der Protest der Deutschen gegen unfähige Politiker, gegen den Teuro (bei seiner Einführung), gegen die Abzocke der letzten Jahre an der Börse, gegen GEZ, GEMA, IHK-Abzocke ohne Gegenleistung, gegen Ökosteuer und dessen artfremde Verwendung, gegen das Dosenpfand (größtes Chaos, das ich jeh gesehen habe), gegen die Betriebe die uns entlassen haben, obwohl wir immer pünktlich waren :cool: und nicht zuletzt gegen uns selber, weil wir uns so gerne selbst bemitleiden!

      Die Lösung ist so einfach, wählt FDP!!! :laugh:


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