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    Rücktritt von Joschka Fischer als Außenminister steht bevor - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.06.03 12:28:45 von
    neuester Beitrag 09.06.03 10:32:01 von
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      schrieb am 08.06.03 12:28:45
      Beitrag Nr. 1 ()


      "Joschka ist der einzige Popstar"
      08.06.2003

      In Berlin droht die große Koalition, in NRW kracht es bei Rot-Grün, Joschka Fischer geht nach Brüssel. Auch Daniel Cohn-Bendit macht sich Sorgen, denn die Zukunft der Grünen ist düster

      WELT am SONNTAG: Herr Cohn-Bendit, wann haben Sie zuletzt ein Bier mit Joschka Fischer getrunken?

      Cohn-Bendit: Vor einigen Monaten hier in Brüssel. Wir telefonieren mehr als regelmäßig. Es muss sich niemand sorgen, dass eine so hart und zart gesottene Männerfreundschaft in die Brüche gehen könnte.

      WamS: Verläuft so ein Gespräch heute anders als damals in ihrer gemeinsamen Frankfurter Wohngemeinschaft?

      Cohn-Bendit: Er hat sich verändert, ich habe mich verändert. Aber unser Verhältnis zueinander hat sich nicht verändert.

      WamS: Was unterscheidet Sie beide?

      Cohn-Bendit: Joschka hat ein Gespür für Politik, aber auch für Machtpolitik. Man kann es so formulieren: Ich bin ein softer Realpolitiker, er ein realer Machtpolitiker.

      WamS: Was hat der Machtpolitiker Fischer bei den Grünen bewirkt?

      Cohn-Bendit: Joschka hat die Grünen entscheidend geprägt. Er hat ein großes Gespür dafür, wann man was bei den Grünen durchsetzen kann. Man kann eine Partei beeinflussen, wenn man das Gefühl für ihre inneren Schwingungen hat. Das bedeutet nicht, dass Joschka der Partei nachläuft. Man muss herausfinden, wann die Partei veränderungsfähig ist.

      WamS: Wer nach prägenden Grünen sucht, findet neben Joschka Fischer, Petra Kelly oder Jutta Ditfurth auch Sie ...

      Cohn-Bendit: ... nein, nein, nein! Ich würde nie behaupten, dass ich prägend war. Ich habe in bestimmten Auseinandersetzungen den Willen gehabt, meine Grundüberzeugungen bei den Grünen durchzusetzen. Etwa das Bekenntnis zu Europa - diese radikal pro-europäische Position war vor der deutschen Vereinigung bei den Grünen eine Minderheitsposition. Oder die Überzeugung, dass man in Bosnien militärisch intervenieren muss. Aber mein Wirken lässt sich nicht mit dem von Joschka Fischer vergleichen.

      WamS: Womit wir wieder bei seiner Popularität wären ...

      Cohn-Bendit: ... Joschka ist ja ein Phänomen. Also manchmal muss ich echt lachen. Dann kneif ich mich und denke, das kann doch nicht wahr sein. Der geht zum Papst, runzelt die Stirn, also noch eine Falte mehr, und sagt: "Der Heilige Vater und ich sind um den Weltfrieden besorgt." Und alle sagen: Das isses! Und ich lieg unterm Tisch und kann nicht mehr, weil ich dann immer daran denken muss, wie wir vor 30 Jahren in unserer Küche zusammensaßen.

      WamS: Die Grünen haben sich - bis auf wenige Ausnahmen - den großen Volksparteien inhaltlich angenähert ...

      Cohn-Bendit: ... nein! Die grüne Partei ist total anders. Sie ist auch total anders als die Partei, als die sie gestartet ist. Das leugne ich gar nicht. Aber die Grünen haben die Krise der Regierungsbeteiligung intelligent überwunden. Sie sind dabei eine neue Partei geworden, aber ohne eine traditionelle Partei zu sein. Und sie haben neue Persönlichkeiten hochkommen lassen, obwohl sie mit Joschka einen mächtigen Übervater haben. WamS: Wen meinen Sie?

      Cohn-Bendit: Katrin Göring-Eckardt, eine der beiden Fraktionsvorsitzenden. Sie ist der Shootingstar der Politik. Sie wird eine ganz große Rolle in der deutschen Politik spielen. Da kommt eine neue Generation zum Zug.

      WamS: Auch Jürgen Trittin macht sich Hoffnungen, neuer Star der Partei zu werden.

      Cohn-Bendit: Sein Charakter steht dem entgegen. Es ist nicht Mick Jagger, wer will. Das wäre zu einfach.

      WamS: Geht Joschka Fischer 2004 nach Brüssel?

      Cohn-Bendit: Ja, wenn die Bedingungen da sind. Ich wette mit jedem darum. Ich habe auch gewettet, dass die Grünen bei der Bundestagswahl über acht Prozent der Stimmen holen würden. Es war nicht sicher, trotzdem ist es so gekommen.

      WamS: Wer füllt dann das entstehende Persönlichkeits-Vakuum?

      Cohn-Bendit: Das wird nicht einfach. Die Grünen sollten auf das Amt des Außenministers verzichten. Wer immer es ausüben wollte, würde immer an Joschka Fischer gemessen. Diese Herausforderung ist zu groß. Damit sollen sich die Sozialdemokraten abrackern. Die Grünen sollten sich ein anderes Ressort suchen, das dann den Vize-Kanzler stellt. Die Partei kann diese Übergangsphase nur dann meistern, wenn eine Gruppe erstmal unterschiedliche Funktionen wahrnimmt und diesen Übergang in der Öffentlichkeit lenkt.

      WamS: Wäre das nicht wieder ein Schritt zurück?

      Cohn-Bendit: Ganz und gar nicht. Schauen Sie: Die französische Fußballnationalmannschaft hat Zidane als Spielmacher. Wenn der verletzt ist, ist es Unsinn, Micou - den wir von Werder Bremen kennen - zu befehlen: Jetzt spiel Zidane. Das war der Fehler der Franzosen, denn das kann der nicht. Und so ist es unsinnig, zu sagen, Fritz Kuhn oder Renate Künast sollen Joschka spielen. Das wäre für sie ungerecht und politisch fatal. Es gibt keinen Popstar bei den Grünen - außer Joschka.

      WamS: Die Grünen machen schon Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, Finanz- und Bildungspolitik. Wo kann jetzt noch der ganz große Drive herkommen?

      Cohn-Bendit: Wir müssen Konzepte zu einer gerechten Regulierung der Globalisierung entwickeln. Und wir müssen klar machen, dass diese Konzepte zusammen mit der Klima- und Energiepolitik - und nicht nur Sicherheitspolitik - die neuen Inhalte der Außenpolitik sind. Das sind Dinge, die konzeptuell noch nicht ausgereift sind. Da haben die Grünen noch eine schwierige Arbeit vor sich.

      WamS: Weil sie die Attac-Bewegung nicht ernst genommen haben?

      Cohn-Bendit: Ja, zum Teil, aber auch weil die Bedingungen solcher Politik noch nicht einmal im nationalen Rahmen gegeben sind. Das Dilemma nationalstaatlicher Politik sehen wir ja am Thema soziale Sicherheit. Die deutsche Gesellschaft hat ihre einstige Stärke, nämlich in einem bestimmten Moment zu einem Konsens zu kommen, verloren. Daher kommen schließlich die Träume von einer großen Koalition.

      WamS: Von der Sie natürlich nichts halten

      Cohn-Bendit: die würde allerdings wirken wie eine Tonne Beton, die man auf die Gesellschaft legt. Darunter kann sich keiner mehr bewegen. Gemessen an diesen nationalen Problemen sind im Weltmaßstab die Kräfteverhältnisse zwischen den Interessen der entwickelten Länder und denen der armen Länder noch komplizierter. Da greifen auch die Vorstellungen von Attac noch ins Leere. Die schlüssigen Antworten hierauf haben wir alle noch nicht gefunden.

      WamS: Kann man diese Antworten mit einer linken Politik finden?

      Cohn-Bendit: Ich glaube, dass wir Links neu definieren müssen. Die Grünen sind manchmal links von der SPD und manchmal in der Mitte der Gesellschaft. Die traditionelle linke Stamokap-Politik der Umverteilung funktioniert im nationalen Maßstab nicht mehr. Deshalb sage ich: staatliche Interventionspolitik à la Keynes nach Brüssel! Infrastrukturmaßnahmen müssen heute im europäischen Maßstab gelöst werden. Warum machen wir nicht eine Anleihe bei der europäischen Investitionsbank und bezahlen damit Investitionsmaßnahmen?

      WamS: Was würden Sie damit bauen?

      Cohn-Bendit: Nehmen wir ein Beispiel, das den Grünen nicht gefällt: den Transrapid. Diese Technologie auf eine Nahverkehrsbimmelbahn zu reduzieren ist doch absurd. Wir müssen damit etwas Größeres planen. Eine Strecke Paris-Berlin-Warschau-Moskau. Möglich wäre auch ein Energieeinsparungsprogramm in den europäischen Städten, finanziert durch ein Investitionsprogramm der EU. Weil die Kredite der europäischen Investitionsbank durch den Euro gesichert werden, müssten wir ihn als Leitwährung durchsetzen.

      WamS: Wie wollen Sie das machen?

      Cohn-Bendit: Indem die Europäer endlich mal mit den Russen, mit den arabischen Staaten verhandeln, dass wir unsere Energiebedürfnisse in Euro bezahlen und nicht in Dollar.

      WamS: Klingt da ein gemeinsam mit Joschka Fischer in Brüssel anzustrebendes Ziel an?

      Cohn-Bendit: Sie haben`s erfasst. Wir wollen den nächsten europäischen Wahlkampf als europäische Grünen-Partei führen, mit einem gemeinsamen Spitzenteam. Joschka Fischer ist dabei das Symbol für die Fähigkeit der Grünen, europäische Politik zu machen. Und so wird er diese Politik im Wahlkampf begleiten. Joschka wird nicht der Übervater der europäischen Grünen sein, aber das Symbol grüner europäischer Politikfähigkeit.

      Quelle: http://www.wams.de/data/2003/06/08/113780.html?s=1

      Weitere Nachrichtenseiten: http://www.Germany-Pool.de
      .
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      schrieb am 08.06.03 12:44:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ist doch egal, tritt er halt ein bisschen früher zurück als der ganze Rest zurückgetreten wird :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 17:13:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die endlosen WG-Abende waren eine ideale Vorbereitung für jede internationale Konferenz. Auf die Grünen haben die dort doch nur gewartet:

      "Wir müssen uns mal treffen, um dringenst festzulegen, wann wir mal einen Termin vereinbaren, an den wir vereinbaren, worüber wir unbedingt mal miteinander sprechen müssen."

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 17:14:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Trittin kam ja mal von einem Klimagipfel wieder und sagte wörtlich: "Wir haben nichts erreicht, aber es ist gut, daß wir mal drüber gesprochen haben"

      Sowas geht nur mit den Grünen!
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      schrieb am 09.06.03 10:32:01
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