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    250 Bewerbungen, hochqualifiziert: 250 Absagen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.09.03 17:50:00 von
    neuester Beitrag 19.10.03 22:41:55 von
    Beiträge: 10
    ID: 780.972
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      schrieb am 29.09.03 17:50:00
      Beitrag Nr. 1 ()
      Irgendwas macht derjenige sicher falsch, habe ich gedacht. Vielleicht stimmt das ja auch. Allerdings gibt es im Leben immer wieder Probleme, mit denen man vorher eigentlich unmöglich rechnen konnte - oder wer macht sich schon Gedanken um so etwas, wenn er studiert oder an der Karriere feilt, ihm alle Ratgeber sagen, nur mit überdurschnittlicher Qualifikation lässt sich auf dem Arbeitsmarkt optimal bestehen.

      Nachfrage und Angebot gelten eben auch knallhart beim Arbeitsmarkt und können sich rapide ändern.

      Ist es da noch unmoralisch, die Darstellung des Lebenslaufs zu "optimieren"?

      ----------------
      ARBEITSMARKT

      Schlauer als der Chef

      Arbeitslose Führungskräfte schrauben ihre Ansprüche zurück - und blitzen dennoch bei den Personalchefs ab: Sie sind überqualifiziert.

      Es ist nicht lange her, da war Burkhard Baumann, 48, mächtig stolz auf seinen Lebenslauf: Von der Hauptschule hat er sich hochgearbeitet zum Diplom-Sozialwirt, er war Projektmanager, Trainer von Führungskräften, schließlich Schulungsleiter in einer Beratungsfirma. Eine beeindruckende Karriere - die er jetzt nur zu gern verschweigen würde.

      Seit drei Jahren ist Baumann arbeitslos, gut 250 Bewerbungen hat er geschrieben. Längst zielt er auf Positionen, die weit unter seinem Niveau liegen. Selbst um unbezahlte Praktika hat er sich schon bemüht: "Ich bin mir für nichts zu schade", sagt er, "Hauptsache, ich fasse wieder Fuß."

      Doch es ist wie verhext: Gerade wenn er sich auf Posten bewirbt, die er mit links erledigen könnte, erhält er die Absage fast postwendend. Erkundigt er sich nach den Gründen, bekommt er von den Personalreferenten oft zu hören: "Tolle Qualifikationen, aber leider zu viele."

      Zu gut für den Job? Es ist eine besonders frustrierende Erfahrung, die arbeitslose Akademiker derzeit plagt: Monatelang suchen sie eine Stelle, die ihrer Ausbildung und Erfahrung entspricht, ohne Erfolg. Also schrauben sie notgedrungen ihre Ansprüche zurück. Sie sind bereit, sich unter Wert zu verkaufen - und stellen bitter fest: Nun landen sie erst recht keinen Treffer.

      Sozialwissenschaftler mit Auslandserfahrung bewerben sich im Sekretariat - vergebens. Betriebswirte, die bereits Mitarbeiter geführt haben, streben einen Assistentenjob an - und werden nicht mal zum Gespräch eingeladen. Die deutsche Berufselite ist in ein seltsames Dilemma geraten: Ausgerechnet ihre herausragende Qualifikation disqualifiziert sie.

      Die Unternehmen fürchten, dass sich ehemalige Führungskräfte auf Dauer kaum mit Aufgaben zufrieden geben, die sie unterfordern. Ihre Sorge: Sobald die Konjunktur anspringt, suchen sie sich etwas Besseres. "Wenn sich ein hoch qualifizierter Mitarbeiter nach sechs Monaten absetzt, kann das nicht im Interesse des Unternehmens sein", sagt Constantin Birnstiel vom Elektrokonzern Siemens. Schließlich koste die Einarbeitung Geld und Zeit.

      Zudem kann der Betriebsfrieden in Gefahr geraten, wenn beispielsweise ein Finanzwissenschaftler in einer Abteilung sein Hochschulwissen ausspielt, in der ansonsten Steuerfachgehilfen arbeiten. "Ohne dass er es merkt, wird er dort zum Störenfried", sagt Margarete Horstmann, Beraterin von Hochschulabsolventen beim Hamburger Arbeitsamt.

      Da können die Akademiker noch so glaubhaft beteuern, dass sie ihren Ehrgeiz zügeln werden - ihre Qualifizierung wird ihnen zum Verhängnis. Joachim von Rosenberg, 48, hat sein Ingenieursdiplom in Elektrotechnik abgelegt und nebenbei noch Chemie studiert. Mittlerweile wäre er schon froh, wenn er irgendwo im Innendienst Kunden betreuen dürfte, sagt er. Dass er einmal Verkaufsleiter Zentraleuropa einer Münchner Software-Firma war, haftet wie ein Stigma an ihm: "Viele Unternehmen wollen nicht glauben, wie weit ich mit meinen Gehaltsvorstellungen runtergehe."

      Rosenberg ist seit Sommer vergangenen Jahres ohne Job. Damals war erstmals zu beobachten, dass die Arbeitslosigkeit die akademische Elite erreicht hat und sich durch alle Berufsgruppen zieht. Nun ist klar: Die Krise dauert länger als ohnehin befürchtet.

      Im Juni meldeten sich 35 Prozent mehr Banker arbeitslos als vor einem Jahr, die Zahl der Unternehmensberater ohne Job ist um 37 Prozent gestiegen, die der Informatiker sogar um 65 Prozent. Alle warten ungeduldig darauf, wieder einsteigen zu können - und sei es einige Stufen niedriger.

      Diese Bereitschaft zur Flexibilität erwartet Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement seit langem von Arbeitslosen. Jeden Job sollen sie annehmen, auch wenn die Aufgabe wenig reizvoll und schlecht bezahlt ist: "Wer zumutbare Arbeit ablehnt, der muss mit Sanktionen rechnen."

      Doch die Drohung läuft ins Leere, solange Akademiker durchaus einfache Tätigkeiten übernehmen wollen, aber an den Personalchefs scheitern. "Clements Forderung ist unrealistisch", kritisiert der Saarbrücker Managementexperte Christian Scholz den Minister. "Die Unternehmen werden nicht mitspielen."

      Sie offerieren arbeitslosen Akademikern höchstens mal eine Hospitanz - und viele nehmen sogar dieses Angebot dankbar an: Bei Onvista, einem Kölner Anbieter für Finanzinformationen, haben mehr als die Hälfte der Praktikumsbewerber das Hochschulstudium schon hinter sich.

      Manche glauben sogar, dass sie ihre Chancen auf einen Job verbessern, wenn sie Zusatzqualifikationen verschweigen. Sie lassen in Bewerbungen Sprachkenntnisse, Computerschulungen, selbst Doktortitel unerwähnt, berichtet Manfred Brücks vom Personaldienstleister Adecco: "So etwas schreckt manche Unternehmen ab."

      Jede Stelle würde der ehemalige Verlagsmanager Thomas Padel, 39, inzwischen annehmen, "wenn`s nicht gerade Spargelstechen ist". Rund 150 Absagen hat sich der Münchner eingehandelt, meistens bekam er Formbriefe mit Standardformulierungen zurück. Nur ein Geschäftsführer habe ihm ohne Umschweife erklärt, warum er ihn nicht einstellen wolle, erzählt Padel: "Ich wäre meiner Vorgesetzten fachlich überlegen gewesen."

      ROMAN HEFLIK, BEATE PHILIPP

      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,267502,00.html
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 18:02:18
      Beitrag Nr. 2 ()
      Traurig !
      Qualifikation ist nicht alles. Arschkriechen und Speichellecken sind bei Personalchefs schon höher angesiedelt. Und ja nicht Intelligenz anmerken lassen, auch wenns schwerfällt. Bereits dann wirst Du nicht mehr als potentieller zukünftiger Kollege gesehen, sondern als Konkurrent. Und wer will schon mithelfen, an seinem eigenen Stuhl zu sägen ?
      In vielen Firmen (hab in so einer mal gearbeitet) geht mehr Zeit dafür drauf Intrigen zu spinnen oder abzuwehren,als für konstruktive Arbeit! Managment inklusive!
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 11:22:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      Beobachtung habe ich auch schon öfter gemacht, der schlimmste Gegner ist nicht die konkurrierende Firma, sondern die Abteilung einen Stock höher, weil die im letzten Jahr ein höheres Budget bewilligt gekriegt hat. Die Personalverantwortlichen die da eigentlich deeskalieren sollten, schauen desinteressiert weg , sind in der Regel fachlich damit vollkommen überfordert oder auch nur damit beschäftigt ohren Sekretärinnen das Höschen runterzuziehen :)
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 15:24:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      "Von der Hauptschule hat er sich hochgearbeitet zum Diplom-Sozialwirt"
      In der Leistungsgesellschaft ist so etwas normal, eine akademische Ausbildung absolutes Muss.

      "Er war Projektmanager"
      Er hatte keine Aufgaben, er produzierte und leistete nichts und er konnte außer viel blabla nichts.

      "Er war Trainer von Führungskräften"
      Er sagte Versagern, wie toll sie sind.

      "Schließlich Schulungsleiter in einer Beratungsfirma"
      Zum Schluss war er in einem Unternehmen, wegen denen Deutschland wirtschaftlich immer schlechter dasteht: unnötige Beratung, statt Taten und dafür horrende Beratungssummen kassieren.

      "Eine beeindruckende Karriere"
      So eine "Karriere" ist nicht beeindruckend, sondern Standard.

      Aber so sind sie, die Versager. Jahrelang nichts geleistet und sich nun wundern, wenn sie keiner mehr haben möchte:confused:
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 15:35:45
      Beitrag Nr. 5 ()
      @1992,

      warum soll eine akdemische Ausbildung absolutes Muß sein ?
      Was hast Du davon wenn Du Dr. phil. bist und Du findest keinen Job ?
      Zur Zeit suchen Firmen vestärkt 22jährige mit abgeschlossenem Studium und 20jähriger Erfahrung, möglichst umsonst.
      Danach ist es Deine Aufgabe Deine Mitarbeiter soweit wie möglich an Dein Level heranzuführen.
      Wenn Du das geschafft hast, darfste wieder gehen.

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      Avatar
      schrieb am 06.10.03 14:17:34
      Beitrag Nr. 6 ()
      Macht selber was, d.h. Selbstständig werden.

      Oder wenn schon Bewerben selber hingehen.
      Avatar
      schrieb am 19.10.03 01:51:29
      Beitrag Nr. 7 ()
      Ich glaube das Problem von einigen jungen Akademikern ist, dass sie viel zu anspruchsvoll sind.

      Ein Freund von mir hat auch studiert und verdient mit einem Sachbearbeiter-Job im Vertrieb ca. 2.000 Euro netto im Monat. Viel zu viel aus meiner Sicht.

      Die Leute, die wirklich hart arbeiten müssen (Briefträger, Paketzusteller, Fachkräfte im Einzelhandel) bekommen dagegen relativ niedrige Löhne. Und das ist nicht fair.

      Wenn jemand wirklich arbeiten will, dann gibts schon Jobs: z. B. Taxifahrer oder Briefzusteller. Aber dafür sind sich die Herren die schon "Projektmanager" waren wohl zu schade. Die hocken dann doch lieber zuhause.

      Gruß,

      Unreal
      Avatar
      schrieb am 19.10.03 12:04:59
      Beitrag Nr. 8 ()
      @unreal,

      ist der Frust nicht zu verstehen ?
      Da wird Zeit und Geld fürs Studium geopfert, hochmotiviert wird auf eine Akademikerlaufbahn hingearbeitet, und danach ist Straßenkehren und Taxifaheren angesagt.
      Und dann schreien, wir haben zu wenig Akademiker und PISA und was weiss Gott.
      Als Sachbearbeiter 2000 netto zu verdienen (falls Steuerklasse I) ist natürlich ein Traum. Ich denke, daß sowas nur möglich ist, wenn man mit demjenigen auch für die Zukunft plant und bei freiwerden einer höheren Position diese mit Deinem Bekannten besetzen wird.

      Mal neugierig wie lange es dauert und die ersten lamentieren, daß Akademiker den Sozialhilfeempfängern deren potenzielle Niedrigstleveljobs wegnehmen.
      Avatar
      schrieb am 19.10.03 21:03:00
      Beitrag Nr. 9 ()
      "Die Personalverantwortlichen die da eigentlich deeskalieren sollten, schauen desinteressiert weg , sind in der Regel fachlich damit vollkommen überfordert oder auch nur damit beschäftigt ihren Sekretärinnen das Höschen runterzuziehen."

      Wenn`s das Klima entspannt.

      :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :D


      Leider können wir in Deutschland im Angestelltendasein statt einer ausgeprägten Leistungs- oft eine höher entwickelte Neidkultur feststellen.
      Gute Führungskräfte gibt es wenige, Leute mit hoher Risikobereitschaft tun sich den Arschkriechermodus nur für höchste rewards und dann nur für kurze Zeit an.

      Kurzum: Ein Dilemma, generiert durch Mittelmaß.


      maeusefaenger :D :D
      Avatar
      schrieb am 19.10.03 22:41:55
      Beitrag Nr. 10 ()
      Jungs, flexibel und mobil muß man sein !


      http://www.job.dell.sk/


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