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    Einen Stein für Danny Fisher - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.10.03 01:29:27 von
    neuester Beitrag 15.05.04 01:28:59 von
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      schrieb am 09.10.03 01:29:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Du legst einen Stein hastig auf das Grabmal und stehst nun feierlich da, die blauen Augen
      weit geöffnet. In dir lebt ein schwaches, aber wachsendes Mißtrauen. Dein Vater. In deiner Erinnerung habe ich keine Gestalt, und du hast keine klare Vorstellung von mir. Ich bin nichts als ein Wort, ein Bild auf dem Kaminsims, ein flüchtiger Laut auf den Lippen anderer Menschen. Denn du hast mich nie gesehen, und ich sah dich bloß einmal. Wie soll ich dich gewinnen, mein Sohn, wie soll ich es erreichen, daß du mich hörst, wenn selbst meine Stimme deinen Ohren fremd ist? Ich weine, mein Sohn, ich weine, um des Lebens willen, das ich dir gegeben und nicht mit dir teilen kann. Alle Freuden, alle Schmerzen, ich kann sie nicht mit dir teilen, wie sie mein Vater mit mir geteilt hat.
      Obwohl ich dir das Leben gab, gabst du mir weit mehr. In dem kurzen Augenblick, den wir teilten, lernte ich viele Dinge. ich lernte meinen Vater wieder zu lieben, seine Gefühle zu verstehen, seine Freuden und auch seine Unzulänglichkeiten. Denn all das, was ich ihm bedeutete, das warst du mir in einem kurzen Augenblick. Ich hab dich nie auf meinem Arm gehalten und eng an mein Herz gedrückt, und dennoch fühle ich all diese Dinge. Hast du dich verletzt, dann fühle ich deinen Schmerz; hast du Kummer, dann teile ich deine Tränen, und wenn du lachst, zieht Freude in mich ein. Alles war ja mal ein Teil von mir...dein Blut, dein Gebein, dein Fleisch. Du bist ein Teil des Traums, den ich geträumt und der noch immer währt. Du bist der Beweis, daß ich gelebt habe und auch einmal über die Erde schritt. Du bist mein Vermächtnis an die Welt, das kostbarste Gut, das ich zu verschenken hatte. Mit dir verglichen, ist alles andere wertlos.
      In deiner Zeit wird es viele Wunder geben. Die entferntesten Winkel der Erde werden in wenigen Augenblicken zu erreichen sein; des Ozeans Tiefen, der Gipfel des höchsten Berges, ja vielleicht die Sterne selbst werden dir nicht unerreichbar sein. Und doch, all diese Wunder sind nichts, verglichen mit dem Wunder deines Seins. Denn du bist das Wunder meines fortlebenden Fleisches. Du bist das Bindeglied, das mich mit dem Morgen verknüpft, das Glied einer Kette, die sich von Anbeginn aller Zeiten bis zur nimmer endenden Zeit erstreckt.

      Und doch liegt etwas Seltsames darin. Denn du, der mich mit dem Morgen verbindet, entsprungen der Kraft und Leidenschaft meines ungestümen Blutes, weiß nichts von mir. Wir teilen nichts miteinander als einen flüchtigen Augenblick, den Augenblick deiner Erwartung ---- und so kennst du mich nicht. >>Wie bist du eigentlich, mein Vater?<< fragst du dich in der Tiefe deines Herzens. Schließe deine Augen mein Sohn, ich will versuchen, dir’s zu sagen. Verschließe deine Augen nur einen Moment vor der strahlenden grünen Welt und versuche mich zu hören. Jetzt bist du ganz still. Deine Augen sind geschlossen, dein Gesicht ist blaß, und du beginnst zu lauschen. Der Ton meiner Stimme ist in deinen Ohren wie die Stimme eines fremden, und doch, in den geheimsten Tiefen deines Herzens weißt du, wer ich bin.
      Meine Gesichtszüge werden nie klar vor deinen Augen stehen, du wirst dich ihrer aber doch erinnern. Denn eines Tages, zu irgendeiner Zeit, wirst du von mir sprechen. Und in deiner Stimme wird die Trauer mitschwingen, daß wie einander nie gekannt. Und aus dieser Trauer wird gleichzeitig eine gewisse Befriedigung zu hören sein. Eine Befriedigung, die von dem Wissen herrührt, daß alles, was du bist, von mir stammt. All das, was du dereinst deinem Sohn geben wirst, entsprang aus mir, so wie das, was mein Vater mir vererbte und zuvor sein Vater ihm.
      Höre mich, mein Sohn, und erkenne deinen Vater. Wenn die Erinnerung an einen Menschen auch nur allzu vergänglich ist, das Leben nur ein flüchtiger Augenblick, so ist er dennoch unsterblich und immerwährend wie die Sterne. Denn ich lebe in dir und du in mir, und der Mensch, der mit Adam begann, wird ewig hier auf Erden leben. So wie auch ich einst lebte.

      Einst atmete ich die Luft, die heute du atmest, einst fühlte ich die sanfte Nachgiebigkeit der Erde unter meinen Füßen. Einst raste deine Leidenschaft durch meine Adern, und dein Kummer ließ die Tränen durch meine Augen fließen. Denn einst war ich ein Mensch wie du. Auch ich hatte ein Scheckbuch bei Marcy; ein Sparbuch der Zehncentsparkasse; verborgen in irgendeinem Safe liegen Papiere mit meiner Unterschrift, die ich mit allmählich verblassender Tinte geschrieben; eine Versicherungsnummer, vergraben in den Bergen von statistischen und Verwaltungskarten; es ist die Nummer: 052-09-8424.
      All diese Dinge besaß ich einst mein Sohn. deshalb und aus vielen Gründen wird mein Name nie vergessen werden. denn diese Aufzeichnungen allein beweisen meine Unsterblichkeit. Ich war kein berühmter Mann, dessen Lebensgeschichte die Kinder in der Schule lernen. Keine Glocken läuten für mich, keine Flaggen senken sich auf ihren Mast. Denn, mein Sohn, ich war ein alltäglicher Mensch, einer von vielen, mit alltäglichen Hoffnungen, alltäglichen träumen und alltäglichen Befürchtungen. Auch ich habe von Reichtum und Luxus, von Gesundheit und Kraft geträumt. Auch ich habe Armut und Hunger, Krieg und Gebrechlichkeit gefürchtet. Ich war der Nachbar, der im Haus nebenan wohnt. Der Mann, der auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn steht; der ein Streichholz an eine Zigarette hält; der mit seinem Hund spazieren geht. Ich war der Soldat, den die Angst schüttelt; der Mann, der mit dem Schiedsrichter bei einem Ballspiel Streit bekommt; der Staatsbürger, der in der Verborgenheit der Wahlzelle höchst befriedigt einen wertlosen Kandidaten wählt. Ich war der Mann, der tausendfach gelebt hat und tausendfach gestorben ist, in den sechstausend Jahren, die die Menschen aufgezeichnet haben. Ich war der Mann, der mir Noah in der Arche fuhr, ich gehörte der Menge an, die das Meer durchschritt, das Moses teilte, ich war der Mann, der neben Christus am Kreuz hing. Ich war der Dutzendmensch, den nie ein Lied besingt, den keine Geschichte rühmt, von dem keine Legende berichtet.
      Doch ich bin der Mann, der den geringen Gewinn ernten und für die vielen Irrtümer bezahlen wird, die die großen der Welt begehen. Diese Großen sind aber nur meine Diener, denn meine Zahl ist Legion. Und die Großen liegen in ihren Grüften, unter mächtigen Monumenten, denn man erinnert sich nicht um ihrer selbst willen, sondern ihrer Taten wegen.

      Alle jedoch, die um ihre Lieben weinen, weinen auch um mich.
      Und immer, wenn jemand trauert, trauert er auch um mich. Du öffnest langsam die Augen und siehst verwundert auf die sechs Steine auf meinem Grab. Jetzt weißt du alles, mein Sohn. So war dein Vater. Die Arme deiner Mutter umfassen dich, doch du starrst noch immer auf die Steine. Deine Finger deuten auf die Worte, die hinter ihnen in das Grabmal eingemeißelt sind. Ihre Lippen bewegen sich leise, während sie dir die Worte vorliest.

      Hör aufmerksam zu, mein Sohn. Sind sie nicht wahr?


      In den Herzen jener weiterzuleben, die wir hinterlassen, heißt nicht sterben.



      Von Harrold Robbins
      Avatar
      schrieb am 23.01.04 01:03:50
      Beitrag Nr. 2 ()
      Mir war es nach einem up.

      Dumme Posting bringt bitte an anderer Stelle unter. Danke.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 01:28:59
      Beitrag Nr. 3 ()


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