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    Hohmann-Threads - 500 Beiträge pro Seite (Seite 4)

    eröffnet am 05.11.03 11:18:10 von
    neuester Beitrag 25.01.05 10:01:20 von
    Beiträge: 1.648
    ID: 792.861
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      Avatar
      schrieb am 18.02.04 13:46:10
      Beitrag Nr. 1.501 ()
      Dann hast du dich jetzt etwas mißverständlich ausgedrückt. :D
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 15:44:51
      Beitrag Nr. 1.502 ()
      #1470 PolyMod

      Zitat: "Du hattest (wie DCB in seinem Buch) etwas höchst Missverständliches geschrieben."

      Was hat denn DCB "höchst Missverständliches" geschrieben ?
      Darf man das wissen ?

      Vielen Dank im Vorraus
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 16:32:03
      Beitrag Nr. 1.503 ()
      farniente:

      Ich dachte, es sei klar, dass diese Formulierung sich auf Posting #1459 bezieht.
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 16:39:20
      Beitrag Nr. 1.504 ()
      Hohmann und DCB in einem Thread.
      Schlechtes Omen !!
      :D
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 20:51:17
      Beitrag Nr. 1.505 ()
      ...:rolleyes: und meine Frage, was Homann geantwortet hat??? :cry:

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      Avatar
      schrieb am 18.02.04 23:18:37
      Beitrag Nr. 1.506 ()
      1461

      aber poly,

      du sagst es klar, was ich doch auch zum ausdruck bringen wollte: die missetaten der wenigen juden in der ddr (propaganda, horch und guck)erscheinen in einem anderen licht, wenn man die guten kontakte zu israel in rechnung stellt. sie wären womöglich als konzessionen an wirkliche kommunisten zu sehen, ebenso wie die tatsache, daß albert norden den arafat alle nase lang unter großem radau (konnte man im fernsehen verfolgen) empfangen hatte.

      wenn das nun die richtige beleuchtung ist, wäre eine beweisführung hohmans über nichttäterschaft "der juden" am beispiel der ddr doch viel besser gelungen.

      er hätte nämlich die "taten" der wenigen juden in der ddr sogar noch als im ergebnis positiv vermerken können.

      und das wollte ich eigentlich zum ausdruck bringen.

      lies mein posting noch einmal, dann wirst du es auch finden.

      weltverschwörung?

      wenn alle welt mit der gegenwart und vermutlich sich einstellender zukunft zufrieden ist (selbst die rentner hier scheinen froh darüber zu sein, daß es -bisher- noch nicht schlimmer gekommen ist, die ausländischen mitbürger, die ihrem elend zu hause entkommen sind, wähnen sich ohnehin im paradis, die kinder müssen nicht mehr soviel lernen im vorgriff auf die abschaffung der schulpflicht, wie sie milton friedman fordert), dann weltverschwörung hin oder her, es geschieht das richtige, weil es so zufrieden macht.
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 23:29:15
      Beitrag Nr. 1.507 ()
      #1461

      ach so, hatte ich noch vergessen:

      seit einigen jahren müßte doch jederman wissen, wie gut die beziehungen der ddr zu israel waren: die millionenkasse der sed befindet sich nämlich dort, wie der "spiegel" (vor dem tode augsteins) zu berichten wußte.

      das hatte ich in meinem posting aber gesagt.
      Avatar
      schrieb am 26.02.04 12:00:02
      Beitrag Nr. 1.508 ()
      Warum sind andere Medien nicht in der Lage, ein gleichartiges (ähnliches) Interview mit Günzel zu führen?

      http://www.jungefreiheit.de/aa_01.htm



      „Wer an ein Tabu rührt, muß vernichtet werden“

      General a. D. Reinhard Günzel, ehemaliger Chef des KSK, über seine Entlassung, den Fall Hohmann und eine Bundeswehr, die „weder patriotisch noch soldatisch sein darf“


      Moritz Schwarz


      Herr General, Bundesverteidigungsminister Peter Struck hat Ihnen attestiert, Sie seien „verwirrt“.

      Günzel: Nun, ich habe mich bislang nicht als „verwirrt“ betrachtet.

      Sie sind Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold - wie haben Sie das erlangt, so verwirrt, wie Sie angeblich sind?

      Günzel: Ich bin in all meinen Kommandeurverwendungen - und dies war meine sechste - immer hervorragend beurteilt worden. Und man hätte mir die hochsensible Aufgabe, das Kommando Spezialkräfte (KSK) zu führen, auch nicht übertragen, wenn man nur den Hauch eines Zweifels an meiner geistigen oder charakterlichen Eignung gehabt hätte.

      Wie kam der Verteidigungsminister Struck dann dazu, Sie - ohne Rücksicht darauf, daß ihn dies als verantwortlichen Minister eigentlich selbst desavouiert - als „verwirrt“ zu bezeichnen?

      Günzel: Tja, wer an einem Tabu rührt, der muß mit allen Mitteln vernichtet werden. Minister Strucks Vorgehen erinnerte mich an die Methoden der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa, wo man Andersdenkende mitunter auch als geisteskrank qualifizierte.

      In der Literatur wird dieses Vorgehen allgemein als Kennzeichen einer repressiven Gesellschaft beschrieben.

      Günzel: Ich bin zwar nicht eingesperrt worden, davon sind wir in Deutschland natürlich weit entfernt, aber etwas davon steckt tatsächlich im Vorgehen des Ministers. Es geht darum, das konservative Lager auszugrenzen, möglichst auszumerzen - da kann gar nicht hart genug dreingeschlagen werden! Deshalb auch all die Demütigungen, die man mich hat spüren lassen.

      Zum Beispiel?

      Günzel: Ich mußte mich als „verwirrt“ verhöhnen lassen, mußte von meiner Entlassung im Prinzip durchs Fernsehen erfahren, für die restlichen vier Stunden bis zur endgültigen Entlassung wurde mir verboten, Uniform zu tragen und Dienst auszuüben - ich saß im Vorzimmer des Inspekteurs des Heeres, wie hätte ich da Dienst ausüben sollen? Mein Fahrer wurde weggeschickt - und das schlimmste: Mir wurde verboten die Kaserne zu betreten um mich von meinen Männern zu verabschieden. Ich habe mich nach Jahren gemeinsamen Dienstes mit meinen Leuten bis heute nicht offiziell von ihnen verabschieden können! Man hat mich von „meiner Welt“ isoliert - wie einen Aussätzigen behandelt. Die größte Demütigung allerdings war, mir die Formel „Für die dem deutschen Volk geleisteten treuen Dienste ... Dank und Anerkennung“ aus der Entlassungsurkunde zu streichen. Nach fast 41 Jahren treuen Dienens und in Anbetracht dessen, daß dieser Dank nach bisheriger Praxis nur demjenigen verweigert wird, der sich schwerer krimineller Vergehen schuldig gemacht hat, ist dies der schlimmste Versuch der Ehrabschneidung, den man einem Soldaten zufügen kann.

      Ging es ausschließlich darum, ein Exempel zu statuieren, oder spielt auch das Bedürfnis nach Rache an Ihnen als einem „Verräter“ an der vom Ministerium gewünschten Weltanschauung eine Rolle?

      Günzel: So habe ich es in der Tat empfunden. Denn nur so ist dieses wütende „Über-das-Ziel-Hinausschießen“ bei der Behandlung meiner Person zu erklären. Die Entlassung nach Paragraph 50 des Soldatengesetzes ist an sich nämlich nur ein nüchterner Rechtsakt. Allerdings entscheidend war das gesellschaftliche Signal: Der Minister hat nicht einfach die Fassung verloren, sondern hat diesen Exorzismus systematisch inszeniert. Es ging darum, der Öffentlichkeit und der Bundeswehr zu demonstrieren, wie es einem ergeht, der von der ideologischen Linie abweicht.

      Wie haben Sie genau von Ihrer Entlassung erfahren?

      Günzel: Ich war am 4. November gerade zu einer Dienstaufsicht in der Internationalen Fernspähschule der Bundeswehr im schwäbischen Pfullendorf, als mich ein Anruf aus dem Informations- und Pressestab der Bundeswehr erreichte. Der Offizier hat mich nach einem Brief an den CDU-Bundestagsabgeordneten Hohmann gefragte, den ein ZDF- Journalist bei ihm vorgewiesen habe, der nun wissen wolle, ob dieser authentisch sei. Ich war verwundert, bestätigte aber, was ich bestätigen konnte.

      Ahnten Sie, was folgen würde?

      Günzel: Mir schwante Böses, ich rechnete aber nie und nimmer mit einem solchen Haß gegen mich.

      Sie setzten Ihren Besuch in Pfullendorf fort.

      Günzel: Ja, doch eine halbe Stunde später erreichte mich ein zweiter Anruf, diesmal eines Offiziers des Führungsstabes des Heeres, der darum bat, ihm den Brief zuzufaxen, was mein Büro sofort erledigte. Dann rief mich mein Divisionskommandeur an, der aber nur wissen wollte, ob die genannten Fakten zuträfen. Schließlich klingelte der Befehlshaber des Heeresführungskommandos an und legte mir nahe, meinen Abschied anzubieten. Da ich mir keines Fehlverhaltens bewußt war, lehnte ich dies ab, beziehungsweise bat mir Bedenkzeit aus. Die Antwort: „Gut, rufen Sie mich bis 16 Uhr zurück - aber bis dahin hat der Minister dann schon entschieden.“ Wie, das konnte ich mir ausrechnen und kurz darauf im Fernsehen sehen. Niemand machte sich an diesem Tag die Mühe, mich zur Sache selbst zu befragen, zum Beispiel welche Redefassung mir eigentlich vorgelegen hatte. Es wurde mir befohlen, mich am nächsten Tag um 14 Uhr beim Inspekteur des Heeres im Verteidigungsministerium zu melden. Dort ließ man mich vier Stunden warten, bis am Abend die unterzeichnete Entlassungsurkunde per Flugzeug aus Berlin eintraf. Um 14.15 Uhr wurde mir das erste Mal Gelegenheit gegeben, gegenüber einem subalternen Beamten zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Aber da war meine Entlassung bereits beschlossen, verkündet und unterschrieben - es war eine Farce. Ich habe dann darauf verzichtet, mich gegenüber diesem Beamten zu erklären. Es ist also reiner Zynismus, wenn Minister Struck behauptet, ich sei vor meiner Entlassung von einem seiner Beamten gehört worden.

      Währenddessen wurde Ihr Fahrer angewiesen, ohne Sie zurückzufahren - Sie seien nicht mehr im Dienst.

      Günzel: Man wollte mir offensichtlich obendrein die Schmach antun, nach 41 Dienstjahren auch noch mit der Bahn nach Hause fahren zu müssen.

      Ihr Fahrer widersetzte sich jedoch.

      Günzel: Und er sagte das - als einfacher Mannschaftsdienstgrad gegenüber dem Oberstleutnant, der ihn angewiesen hatte - rundweg ins Gesicht. Und wenn er einen Leihwagen nehmen müsse, war seine Antwort. Das hat gewirkt, man ließ ihn gewähren.

      Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie bei Übergabe der Entlassungsurkunde entdeckten, daß die obligatorische Dankesformel fehlte?

      Günzel: Da ich nach der Rechtslage wußte, daß ich nicht wegen persönlicher Schuld, sondern aus Gründen der Staatsraison entlassen wurde, kam ich nicht im Traum auf den Gedanken, daß man mir die Dankesformel vorenthalten würde. Erst später wurde mir klar, daß all dies - wie schon bei Hohmann - Teil des Schauspiels war, zum Ritual dieser Teufelsaustreibung dazugehörte. Mir wurde klar, daß gar nicht ich der Adressat war, sondern die Öffentlichkeit.

      Wie war die Reaktion in Ihrer Truppe?

      Günzel: Im Gegensatz zu meinen Vorgesetzten und Generalskameraden war die Reaktion meiner Untergebenen solidarisch. Die Männer waren schlicht schockiert. Da standen Tränen in den Augen. Einige wollten spontan ihr Barett hinwerfen. Ich habe sie aber davon abgehalten - was hätte das schon genutzt?

      Haben die Männer es als einen Schlag ins Gesicht des KSK empfunden?

      Günzel: Auf jeden Fall. Eben ist das KSK noch für seinen Einsatz in Afghanistan gelobt worden, und nun wird es durch einen solchen Umgang mit seinem Kommandeur, der wie ein Hund fortgejagt wird und dem man den Abschied von seiner Truppe verweigert, beleidigt.

      Was wäre passiert, wenn auch einige Ihrer Offizierkameraden, einige Generale gegen Ihre Entlassung protestiert hätten?

      Günzel: Ich habe gar nicht erwartet, daß sie das tun, denn nach Paragraph 50 des Soldatengesetzes hat der Minister das Recht zur Entlassung ohne Angabe von Gründen. Aber man hätte erwarten können, daß sie gegen eine „unehrenhafte“ Entlassung protestiert und mir ihren menschlichen Beistand versichert hätten. Ganze fünf von 120 Generalen des Heeres haben mich später angerufen beziehungsweise mir geschrieben. Und das, obwohl ich eine wahre Flut von Zustimmung von der „militärischen Basis“, also aus dem Kreis der niederen Dienstgrade erhalten habe. Ich habe über 1.000 Zuschriften auch von ehemaligen Soldaten, darunter viele Generale, ja sogar zustimmende Zuschriften aus dem europäischen Ausland, bekommen. Ich glaube, ein gemeinsamer Protest einiger militärischer Führer hätte schon etwas bewirkt. Und daß meine direkten Vorgesetzten mich bis zum heutigen Tage nicht einmal eines persönlichen Gespräches für würdig befunden haben, um auch einmal meine Sicht der Dinge zu hören, verschlägt mir immer noch die Sprache, weil ich - offensichtlich naiverweise - davon ausgegangen bin, daß Fürsorge und Kameradschaft in der Bundeswehr einen deutlich höheren Stellenwert haben als etwa in einer Konservenfabrik. Und nicht nur, weil sie im Soldatengesetz verankert sind.

      Ihre Offizierkameraden haben Sie nicht nur im Stich gelassen, sondern beteiligen sich sogar aktiv an Ihrer Ausgrenzung.

      Günzel: Es ist natürlich bitter, daß mich einige Männer, mit denen ich über dreißig Jahre durch dick und dünn gegangen bin, nicht mehr kennen, daß sie mich meiden wie einen Aussätzigen. Paul Spiegel hat i n der Friedman Affäre geäußert: „Mag man ihm vorwerfen, was man will, er ist und bleibt mein Freund.“ Da hätten sich die höheren Militärs eine Scheibe abschneiden können. Einige meiner „Kameraden“ waren aber nicht untätig. Sie haben mir den Zutritt zu ihren Kasernen verboten, mich von ihren Gästelisten gestrichen und ihre Kasinos für mich gesperrt. Vermutlich in der Hoffnung, dafür vom Minister ein besonderes Fleißkärtchen zu bekommen. Das alles zeigt, wie gut das System der Einschüchterung funktioniert. Meine Erledigung durch ein „Standgericht“ hat völlig ausgereicht, um die gesamte Truppe in eine Art Panikstarre zu versetzen.

      Sie und General Michael von Scotti sind bereits 1998 in der Soldatenvideo-Affäre vom Offizierkorps im Stich gelassen worden.

      Günzel: Eigentlich war mir schon damals klar, daß eine besondere Solidarität von seiten der Offizierkameraden nicht zu erwarten ist. Damals wurde ich als Brigadekommandeur abgelöst. Der Grund war ein auf einem Truppenübungsplatz gedrehtes Gewaltvideo, auf dem Exekutionen und eine Vergewaltigung nachgestellt worden waren. Dieses Video war aber zwei Jahre vor meiner Kommandoübernahme gedreht worden. Es war offensichtlich: Der damalige Verteidigungsminister Rühe brauchte ein Bauernopfer, und niemand hat gegen diese offenbare Ungerechtigkeit protestiert.

      Ähnlich wie 1984 im Fall General Kießlings.

      Günzel: Damals war ich erst ein frischgebackener Major, habe mich aber schon sehr darüber gewundert, daß kein kommandierender General für Kießling aufgestanden ist. Allerdings war dieser Fall für Außenstehende wesentlich undurchsichtiger als der Fall Günzel. Anders als 1984 konnte 2003 jeder die Dokumente - die Rede Hohmanns ebenso wie meinen Brief an ihn - in der Presse nachlesen. Natürlich roch die Affäre Kießling schon nach einem zweiten Fall Fritsch, und man hätte von den oberen Rängen durchaus mehr kritisches Bewußtsein und Kameradschaftlichkeit für General Kießling erwarten können.

      1938 entließ Adolf Hitler den General und Oberbefehlshaber des Heeres Werner Freiherr von Fritsch wegen angeblicher Homosexualität.

      Günzel: Ja, und die Generalität der Wehrmacht setzte schließlich die Rehabilitierung von Fritschs durch, weil sie ihn, der offensichtlich zu Unrecht beschuldigt worden war, nicht fallenließ, sondern auch vor Hitler zu ihrem Kameraden stand. Eine Leistung der Generalität, der vielgeschmähten Wehrmacht - in einer Diktatur -, zu der die Generalität der Bundeswehr - in einer Demokratie - bislang nicht imstande war. 1984 gab es in der Bundeswehr keine Soldaten mehr, die noch in der Wehrmacht gedient hatten. Man kann also im Fall Kießling durchaus die Bewährungsprobe des neuen Erziehungsideals der Bundeswehr sehen. Heute blicken nicht wenige voll Verachtung auf die Zeiten unserer Geschichte, die vom sogenannten Untertanengeist geprägt waren und in denen es mit Sicherheit nicht weniger „Männerstolz vor Königsthronen“ und nicht weniger Selbstbewußtsein und Verantwortungsgefühl gegeben hat als heute.

      Allerdings belastet die Ehre der Wehrmacht nicht nur der Verrat an zwei Generalen während des „Röhm-Putsches“ sondern vor allem die Duldung der Maßnahmen gegen die jüdischen Kameraden durch die Nationalsozialisten.

      Günzel: Ich habe mich früher auch echauffiert, wie die Kameraden damals so etwas nur haben geschehen lassen können. Inzwischen aber, nachdem ich mich durch viel Lektüre mit dieser Zeit auseinandergesetzt habe, weiß ich, daß diese Empörung der Selbstgerechtigkeit der Jugend entsprang. Mit dem, was ich heute über die Nöte und Zwänge dieser Zeit weiß, bin ich nicht mehr bereit, über irgend jemanden selbstherrlich den Stab zu brechen, wie dies heute bei uns in dünkelhaftem Hochmut fast schon zum guten Ton gehört.

      Aber die Aussonderung der jüdischen Kameraden war eine Sache, die ganz klar gegen den damaligen Soldaten-Kodex und gegen den tradierten Ehrbegriff der Konservativen in Deutschland verstieß.

      Günzel: Das ist natürlich richtig, und natürlich sind diese Dinge ein Makel auf dem Schild der Wehrmacht und nicht zu vereinbaren mit dem deutschen Offizier- und Soldatenethos. Das sich aber bei anderer Gelegenheit auch gegen die nationalsozialistischen Machthaber durchaus bewiesen hat. Ich denke nur an das Ansinnen Görings, abgesprungene alliierte Flieger an ihren Fallschirmen abzuschießen, was der General der Jagdfliegereinfach abgelehnt hat. Oder an den berüchtigten Kommissar-Befehl Hitlers, der von der Wehrmacht weitestgehend ignoriert wurde.

      Gibt es bei der Bundeswehr denn noch ein Offizier- beziehungsweise auch nur ein Soldatenethos?

      Günzel: Nein, ein solches Ethos gibt es, so scheint mir, wirklich nicht mehr. Wie soll es denn das auch geben bei einem „Beruf wie jedem anderen“. Als der früherer Inspekteur des Heeres General Schnez 1969 vom „Beruf sui generis“ sprach und eine Reform an Haupt und Gliedern forderte, ist er von den Medien mit Hohn und Spott übergossen worden.

      Wie war das, als Sie 1963 in die Bundeswehr eintraten?

      Günzel: Ich gebe zu, ich habe diese Probleme damals als Anfangsschwierigkeit nach dem verlorenen Krieg aufgefaßt und unterschätzt. Ich glaubte, mit der Zeit würden die Wunden heilen, die Dinge sich bessern. Statt dessen wurde die Situation immer schlimmer. Vielleicht war dies auch ein Nebenprodukt der Achtundsechziger Kulturrevolution. Die sozial-liberale Koalition hat schließlich an der „Ein Beruf wie jeder andere“-Vorstellung konsequent weitergearbeitet, etwa mit der Unterstützung der „Leutnante 70“, einer Gruppe junger Offiziere, die damals unter anderem den Soldatenberuf sozusagen als „Acht-Stunden-Job“ propagierten. Damals wurde dem Offizierkorps der Zahn gezogen, besondere ethische Verpflichtungen zu haben. Und dies ist bis heute das Credo von Armee und Politik geblieben.

      Welche Rolle spielt, daß der Primat der Politik - der theoretisch zu begrüßen ist - in der Praxis zu Hörigkeit statt zu reinem Gehorsam gegenüber der Politik geführt hat?

      Günzel: Nach 1945 hatte man geglaubt, das Unglück von Weimar läge auch darin begründet, daß die Soldaten, dank des Offizierethos, eine gewisse Autonomie und damit eine Unverbindlichkeit gegenüber der Republik gehabt haben. Solch einen Zustand wollte man bei der Bundeswehr von Anfang an verhindern. Statt eines elitären Soldatenethos sollten die Deutschen nun Staatsbürger in Uniform sein, also in direkter Verbindung mit ihrem demokratischen Staat stehen. Theoretisch klingt das in der Tat gut; aber statt zu selbständigen mündigen Persönlichkeiten wurden die Soldaten nun bar jeden Schutzes durch eine Institution wie das Offizierkorps in direkter Abhängigkeit von der Politik mehrheitlich zu devoten Erfüllungsgehilfen. Vielleicht ist der „Staatsbürger in Uniform“ doch ein zu hehres Erziehungsideal, und man erhält im Ergebnis weder einen aufrechten Bürger noch einen richtigen Soldaten.

      Das heißt, zu einem „20. Juli“ , der ja gerade aus dem der NSDAP verhaßten Offizierethos heraus in der Wehrmacht entstanden ist, wären die Offiziere der Bundeswehr gar nicht mehr in der Lage?

      Günzel: Es ist delikat, daß ausgerechnet die Bundeswehr, die als einzige Wehrmachtstradition den 20. Juli gelten läßt, mit eiserner Faust zuschlägt, wenn der Primat der Politik auch nur im Ansatz angekratzt wird. Es ist also pure Heuchelei, wenn die Verteidigungsminister von Strauß bis Struck die Männer des 20. Juli in den Himmel heben, ihrer Generalität aber jeden Hauch von geistiger Eigenständigkeit verbieten.

      In den neunziger Jahren wurden Traditionsräume ausgeräumt und ein Vorläufer des „Kampfes gegen Rechts“ in die Bundeswehr getragen. Wie hat die Truppe reagiert?

      Günzel: Die Truppe hat das durchaus als Windhauch eines Klimas der Denunziation wahrgenommen, aber man hat sich daran gewöhnt und damit gelebt. Das Problem ist, daß das Verändern der Stimmung Millimeter um Millimeter erfolgte. So konnte man in der Bundeswehr schließlich sogar die Wehrmacht verteufeln. Natürlich gibt es noch Männer in der Bundeswehr, die für die Tradition eintreten. Die Masse der Soldaten ist da jedoch zwangsläufig pragmatisch. Inzwischen gelten eben die „Rechten“ als die Vaterlandsverräter, so wie zu Adenauers Zeiten die „Linken“. Nur mit dem Unterschied , daß die Mehrheit der Soldaten eigentlich immer noch konservativ ist. Ironischerweise erleben wir heute etwas, was wir in der deutschen Militärgeschichte vor 1945 eigentlich nur aus der Zeit des Nationalsozialismus kennen: nämlich das Einsickern des Politischen in die Armee. Dieses Phänomen gab es zur Kaiserzeit nicht, weil die Armee „automatisch“ auf den Dynasten ausgerichtet war, und auch nicht in der Weimarer Republik. Erst im NS-System wurde die Armee zur Beute der Politik. Daß wir heute Ähnliches erleben, und das auch noch ausgerechnet unter Berufung auf eine scharfe Abgrenzung zum Dritten Reich, ist eigentlich eine absurde Situation. Es gibt natürlich für das Offizierkorps immer tausend gute Gründe, warum es besser ist, den Mund zu halten - so war das auch in der Zeit des Nationalsozialismus.

      Klingt, als sei die Bundeswehr die ideale Armee für den nächsten Diktator.

      Günzel: Das ist sicher übertrieben. Aber im Führerkorps dieser Armee hat es keine Diskussion zum völkerrechtlich nicht geklärten Angriff auf Serbien gegeben. Ebensowenig, wie es keine interne Diskussion bei einem Irak-Einsatz gegeben hätte. Es ist schon erstaunlich, wie leicht sich mündige Staatsbürger in Uniform in alle Welt schicken lassen, ohne daß klar formulierte deutsche Interessen dahinterstehen.

      Pardon Herr General, aber als Chef des KSK sind Sie der Exponent dieses Phänomens par excellence!?

      Günzel: Das ist das klassische Spannungsverhältnis des Soldaten, der sowohl gehorchen muß, persönlich aber auch Zweifel hegt. Das ist - zugegebenermaßen - ein Problem.

      Was passiert mit Offizieren, die etwa eine nationale Orientierung an „deutschen Interessen“ einfordern?

      Günzel: Ich bin ja nicht der erste, der entfernt bzw. vergrault wurde. Denken Sie zum Beispiel an die Generale Trettner, Panitzki, Grashey, Krupinski und Schultze-Rhonhof. Bei denen, die nicht noch in der Wehrmacht gedient hatten, wird die Reihe allerings schon sehr dünn.

      Oder denken wir an den jüngsten Fall, den angeblich seiner Entlassung zuvorgekommenen, im Januar zurückgetretenen Heeresinspekteur General Gerd Gudera.

      Günzel: General Gudera ist zweifellos eher ein Konservativer und war schon deshalb beim Minister sicher nicht sonderlich beliebt.

      Es heißt, Unstimmigkeit über Ihre Behandlung habe zum verfrühten Abschied geführt.

      Günzel: Davon ist mir leider nichts bekannt. Ich würde es im nachhinein sehr begrüßen, wenn es so wäre.

      Wann wird diese stillschweigende politische Säuberung in der Bundeswehr nach Ihrer Einschätzung enden?

      Günzel: Mit dem ersten scharfen Schuß.

      Wie wirkt sich Ihrer Meinung nach Ihr eigener Fall auf die Bundeswehr aus - ist er nicht schon wieder vergessen?

      Günzel: Erfahrungsgemäß kehren die Leute in der Tat ganz schnell wieder in den Alltagstrott zurück. Dennoch glaube ich, daß mein Fall - und noch mehr der Fall Hohmann, und das gilt übrigens vor allem für die Deutschen im allgemeinen - im Unterbewußtsein gespeichert wird und den Unmut schürt. Allerdings wird dieser wesentlich eher im Volk hochkochen als in der Bundeswehr, die weitaus stärker dazu erzogen ist, das zu schlucken, was die Politiker ihr verabreichen.

      Wie wirkt sich dieser verdrängte Frust und diese Erziehung eigentlich auf die Kampfkraft der Bundeswehr aus?

      Günzel: Die Bundeswehr krankt auch daran, daß es schon bei ihrer Aufstellung nicht in erster Linie darum gegangen ist, als militärischer Verband Schlagkraft zu entwickeln. Es war die Zeit der „Abschreckung“. Vorrangig war, unseren Alliierten schnell ein paar Divisionen hinzustellen. Und auch in der folgenden Zeit ist alles getan worden, um zu verhindern, daß die Bundeswehr eine Armee wie jede andere wird, das heißt sich auch wieder in den nationalen Traditionen sieht, was nämlich bedingt hätte, bei der Wehrmacht anzuschließen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann geradezu erstaunlich, daß sich die Bundeswehr doch noch so gut entwickelt hat.

      Auch der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld kommt in einem Interview mit der Zeitschrift „Sezession“ zu dem Ergebnis, daß es sich bei der Bundeswehr nicht um eine Nationalarmee handelt.

      Günzel: Es ging darum, eine funktionale Truppe - Abschreckung der sowjetischen Bedrohung - mit übergeordneten westlichen Werten und unter Kontrolle der Westmächte statt der Nation zu schaffen.

      Solch eine Armee ist einmalig im Westen, ist dieser deutsche Sonderweg ein Unglück?

      Günzel: Eine Armee, die sich nicht aus nationalen Wurzeln speist, ist allemal eine unglückliche Konstruktion. Jeder Soldat wünscht sich, in einer selbstbewußten und effektiven Armee dienen zu dürfen. Wenn man aber weder patriotisch noch soldatisch sein darf, was bleibt dann noch übrig?

      Wie kampfkräftig ist denn die Bundeswehr tatsächlich? Bislang bewältigt sie die für sie neuen internationalen Aufgaben schließlich augenscheinlich ebenso gut wie die Armeen anderer Länder.

      Günzel: Eine Armee bewährt sich immer erst im Krieg. Auch die französische Armee galt bis 1940 als die beste des Kontinents. Das Bild, das die Bundeswehr bei ihren bisherigen Auslandseinsätzen abgibt, ist in der Tat mindestens ebenso gut wie das der Armeen anderer Nationen. Das liegt zum einen an dem hervorragenden Nachwuchs, der immer noch zu dieser Armee geht, und zum anderen an einem offensichtlich immer noch gewissen soldatischen Kern in unserem Lande. - Ich würde nicht „weil“, sondern „obwohl“ formulieren.

      Das Kommando Spezialkräfte zum Beispiel, das Sie bis 2003 befehligt haben, gilt als kampfstarker Elite-Verband.

      Günzel: Natürlich gibt es auch fantastische, effektive Einheiten bei der Bundeswehr. Aber das KSK ist leider nicht typisch für die gesamte Armee.

      Welche Motivation haben die Soldaten des KSK? Sind hier Soldatenethos und übergeordnete Werte wie Ritterlichkeit und Vaterland zu finden?

      Günzel: Dieser Spezialverband ist noch zu jung, als das man auf diese Frage eine abschließende Antwort geben könnte. Wohl die wenigsten KSK-Soldaten wollen das christliche Abendland gegen die heranstürmenden „Horden von Kommunisten“, oder heute Islamisten, verteidigen. Vielmehr suchen sie , wie junge Leute zu allen Zeiten, die Bewährung. Sie wollen zur Elite gehören und suchen die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Das sind Männer, die - im übertragenen Sinne - auf den Mount Everest klettern wollen. Diesen Typ kann man überhaupt nicht mit dem normalen Soldaten vergleichen, der die Masse der Bundeswehrsoldaten ausmacht.

      Glauben diese jungen Soldaten an den „Kampf gegen den Terror“, wie ihn die US-Regierung verkündet? Glauben sie tatsächlich daran, daß „Deutschland am Hindukusch verteidigt wird“?

      Günzel: Sie glauben durchaus an den Sinn ihrer Aufgabe, aber ob sie blind die Politikerschlagworte glauben, bezweifle ich sehr. Dennoch macht sich die Masse der KSK-Soldaten wohl mehr Gedanken über die praktischen als über die übergeordneten Aspekte ihres Einsatzes.

      Herr General, ist Ihnen nicht zu Recht der Vorwurf zu machen, daß Sie den Brief an Martin Hohmann mit dem Briefkopf des Kommandeur KSK geschrieben haben?

      Günzel: Das ist mir immer wieder, auch von Freunden vorgehalten worden. Ich habe mich bei einem Abgeordneten des Deutschen Bundestages für die Zusendung eines Redetextes bedankt. Ich habe nicht an einen privaten Freund, sondern an einen Mandatsträger, einen Repräsentanten des Souveräns unserer Nation geschrieben. Und diesem Amtsträger bin ich ebenfalls als „Amtsträger“ begegnet.

      Es gibt nicht wenige Leute, die Hohmann vorwerfen, er habe Ihren Namen zur eigenen Entlastung ausgeplaudert. Fühlen Sie sich von ihm verraten?

      Günzel: Zuerst war ich rasend, wie konnte er einen persönlichen Brief im Fernsehen präsentieren! Doch dann hat mir Hohmann den Vorgang geschildert: Die ZDF-Leute von „Frontal 21“ hätten ihn aufgesucht und mit ihm in dem Tenor gesprochen, man sei ja ein seriöser Sender und er habe in den letzten Tagen schließlich viel zu leiden gehabt. Jetzt wolle man auch einmal etwas Positives über ihn berichten, und was es denn da so gäbe? Da habe er auf seinen Schreibtisch gewiesen, wo - mein Brief obenauf - etliches an Unterstützerpost gelegen habe. Er habe noch versucht, meinen Brief zur Seite zu schieben, aber die Fernsehleute hätten darauf bestanden, daß er ihn vorlese. Nachdem sie ihm das Versprechen gegeben hätten, sie würden die Namen der Absender nicht bekanntmachen, las er vor.

      Glauben Sie ihm?

      Günzel: Ja, zumal er auch Zeugen hat.

      Sie haben ihm verziehen?

      Günzel: Ja.

      Wann hat sich Hohmann bei Ihnen gemeldet?

      Günzel: Zwei bis drei Stunden nach dem Bekanntwerden der Sache rief er mich an, er war völlig fertig. Er sagte, er würde ohne zu zögern die Tortur der letzten drei bis vier Tage noch einmal auf sich nehmen, wenn er das nur rückgängig machen könne.

      Warum hat Ihrer Meinung nach Hohmann diese Rede überhaupt gehalten?

      Günzel: Jeder, der des Lesens mächtig ist und dem der komplette Redetext vorlag, mußte von Anfang an wissen - was jetzt die Staatsanwaltschaft Fulda auch bestätigt hat - nämlich, daß diese Rede weder antisemitisch noch in anderer Art und Weise strafrechtlich zu beanstanden ist. Vielleicht haben deshalb auch viele der etwas intelligenteren „Gutmenschen“ die Rede nicht direkt als antisemitisch, sondern als „unerträglich“ bezeichnet. Nach meiner Meinung wollte Martin Hohmann heute, sechzig Jahre nach Kriegsende, nichts anderes als Normalität - mit anderen Worten „Gerechtigkeit für Deutschland“.

      Was heißt nach Ihrer Meinung normal?

      Günzel: Ein normales Verhältnis zu unserer Geschichte, ein normales Selbstbewußtsein. Bekenntnis des Geschehenen ja, Stigmatisierung nein. Ebenso wie es der estnische Ministerpräsident Lennart Meri am 3. Oktober 1995 in seiner Rede in Berlin im Hinblick auf die geradzu pathologischen Schämorgien in Deutschland festgestellt hat: „Deutschland ist eine Canossa-Republik der Reue geworden. Man kann aber einem Volk nicht trauen, daß sich rund um die Uhr in intellektueller Selbstverachtung übt.“ Und wie zur Bestätigung dessen wirft es ein bezeichnendes Licht auf die Situation, daß über den Entscheid der Staatsanwaltschaft Fulda von kaum einem Medium - und wenn, dann nur versteckt und in wenigen Zeilen - etwas gemeldet wurde, von der jungen freiheit einmal abgesehen. Man muß sich das einmal vorstellen: Da stellt ein Mitglied des Deutschen Bundestages klipp und klar fest, „daher sind weder die Deutschen noch die Juden ein Tätervolk“ - worauf ein Redakteur des öffentlich-rechtlichen Fernsehens unwidersprochen behaupten kann, „Hohmann nennt Juden Tätervolk“, und fast die gesamte Presse bläst zu einer beispiellosen Hexenjagd. Man kann all das gar nicht glauben, weil man doch annimmt, wir lebten in einem freien und demokratischen Rechtsstaat. Ständig hat man das Gefühl, nun müsse man doch endlich aus diesem bösen Traum aufwachen! Mir fiel da Lessing ein, der sagte: „Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.“ Die Rede hat - das muß man begreifen - an ein Tabu gerührt. Und darauf steht nun einmal - heute wie zur Zeit der Stammeskulturen - die jeweilige soziale Höchststrafe. Da gibt es weder Anhörungen noch Rechtfertigungen noch Verfahren, da läuft exakt dasselbe ewige Ritual ab wie vor Urzeiten. Das hätte Hohmann wissen müssen - ich vermute sogar, eigentlich hat er gewußt, daß dieser Tag über kurz oder lang einmal kommen würde.

      Sie halten Hohmann für jemanden, den es zum Bekenntnis drängt und der unterschwellig danach strebt, vielleicht auch dafür zu „brennen“?

      Günzel: Ja, das glaube ich, denn es war nicht das erste Mal, daß Hohmann Flagge gezeigt hat. Auch im Bundestag hat er bereits entsprechende Stellungnahmen abgegeben.

      Aber auch bei Ihnen scheint es eine entsprechende Disposition zu geben. Ihre Frau quittierte Ihren Rauswurf mit der Bemerkung: „Das mußte ja einmal so kommen.“

      Günzel: Im „Tell“ steht der Satz: „Wär’ ich besonnen, wär ich nicht der Tell.“

      Hat Sie die Reaktion der CDU auf den Fall Hohmann überrascht?

      Günzel: Ja und ich war sehr enttäuscht, weil ich die CDU bislang immer noch als „auf unserer Seite stehend“ betrachtet habe. Daß sie sich dann so feige in die Büsche schlagen und sich als so opportunistisch erweisen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten! Und daß ausgerechnet Edmund Stoiber mit seinem Satz, Hohmann habe den Verfassungsbogen verlassen, den Prozeß gegen Hohmann wieder angestoßen hat, nachdem Frau Merkel sich bereits darum bemüht hatte, Hohmann zu retten, das ist ganz besonders unerhört. Eher hätte man das von Merkel erwartet als von Stoiber!

      Müssen Sie sich heute eingestehen, daß Sie sich all die Jahre ein falsches Bild von der CDU gemacht haben?

      Günzel: Ich glaube, daß die überwiegende Mehrheit der CDU mit diesem Ablauf nicht einverstanden war. Ich weiß aus vielen persönlichen Gesprächen, daß die Stimmung in der Union seit dieser Affäre miserabel ist.

      Meinen Sie nicht, daß die ganze Sache inzwischen schon wieder vergessen ist?

      Günzel: Natürlich geht man zur Tagesordnung über, aber bei vielen bleibt die Enttäuschung über die eigenen Partei im Langzeitgedächtnis haften.

      Warum hat die Union so gehandelt?

      Günzel: Ich bin ganz sicher, sie hat es nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst vor der Antisemitismus-Keule getan. Die CDU hat damit die Kollektivschuldthese - was sie natürlich niemals zugeben würde - de facto akzeptiert. Aber ich bin sicher, eines Tages werden die Etablierten den Bogen überspannen, ewig lassen sich die Bürger das nicht gefallen.



      Reinhard Günzel General a.D. wurde am 4. November 2003 von Bundesverteidigungsminister Struck wegen eines Unterstützerbriefes an den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann entlassen. Der Brigadegeneral kommandierte seit November 2000 das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. 1963 meldete er sich freiwillig zur Fallschirmjägertruppe, studierte Geschichte und Philosophie und diente in verschiedenen Kommandeurverwendungen. Geboren wurde er 1944 in Den Haag. Der Vater war Schauspieler und die Familie weilte wegen eines Engagements in Holland. Aufgewachsen ist Günzel in Gütersloh, heute lebt er in Bekingen im Saarland.


      weitere Interview-Partner der JF
      Avatar
      schrieb am 26.02.04 12:04:11
      Beitrag Nr. 1.509 ()
      http://www.jungefreiheit.de/aa_02.htm



      Fall Hohmann
      Die Abrechnung des Generals Günzel
      Dieter Stein

      Nein, der „Fall Martin Hohmann“ läßt uns nicht in Ruhe. In dieser Ausgabe rechnet das prominenteste Opfer der Kampagne gegen den Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann, General Reinhard Günzel, schonungslos ab. Günzel war durch Bundesverteidigungsminister Struck in würdeloser Weise aus dem Dienst entlassen worden, nachdem ein Fernsehsender bekannt gemacht hatte, daß Günzel als Kommandeur der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) dem Reserveoffizier Hohmann zu seiner umstrittenen Rede schriftlich gratuliert hatte.

      Günzel läßt im Gespräch mit der jungen freiheit die Umstände seiner Entlassung noch einmal dramatisch Revue passieren. Der „wie ein Hund“ aus dem Amt gejagte General kritisiert scharf den Niedergang von Korpsgeist, Kameradschaft, soldatischer Gesinnung und Patriotismus in der Bundeswehr. Kein Blatt nimmt der Elitesoldat vor den Mund, was den von der politischen Führung verantworteten rasanten Abbau der Bundeswehr und der Landesverteidigung angeht.

      Nach der Entscheidung der Fuldaer Staatsanwaltschaft (siehe JF 8/04), keine Ermittlungen gegen Martin Hohmann wegen seiner inkriminierten Rede zu eröffnen, bedeuten die Erklärungen Günzels im JF-Gespräch eine weitere moralische Entlastung des aus seiner Fraktion ausgeschlossenen Abgeordneten. Der General bestätigt, daß die Reporter des ZDF-Magazins „Frontal 21“ ein gegebenes Versprechen gebrochen hatten, den Namen des Generals im Fernsehen nicht zu nennen.

      Inzwischen ist die „Hohmann-Affäre“ aus dem Gesichtskreis der schnellebigen Öffentlichkeit verschwunden. Die Medien-Meute, die sich eben noch wie ein Heer Heuschrecken über den Politiker und den General hergemacht hatte, vertilgt längst andere Themen. Es sind andere Personen zu jagen und zur Strecke zu bringen.

      Günzel und Hohmann hätten nach dem, was inzwischen über diese Medienkampagne zutage getreten ist, längst eine öffentliche Rehabilitierung verdient. Verteidigungsminister Struck müßte sich für seine unsäglichen Entgleisungen beim General, Edmund Stoiber und der Rest der Unions-Führung beim Abgeordneten entschuldigen, die CDU ihr Ausschlußverfahren stoppen.

      Doch die Mühlen der political correctness mahlen unerbittlich weiter. Und immer noch haben manche nicht genug. In einer aktuellen Pressemitteilung der Grünen „zur Antisemitismus-Affäre um den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann“ mahnt der Grünen-Bundesvorstand gegenüber der CDU-Spitze den Ausschluß des verfemten Abgeordneten aus der Partei an. Der hessische CDU-Chef Roland Koch habe das versprochene Ausschlußverfahren wohl immer noch nicht eingeleitet: „Einen Politiker wie Martin Hohmann darf Frau Merkel in ihrer Partei nicht dulden. Sonst muß sie sich die Frage stellen lassen, ob sie auf dem rechten Auge noch sieht.“ Man darf sicher sein, daß der Aufforderung der Grünen zügig Taten folgen werden.



      Frage:
      Schließt die CDU Hohmann aus oder nicht?


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 02.03.04 21:51:56
      Beitrag Nr. 1.510 ()
      Jupiler, ist der Moritz Schwarz Dein Sohn ?

      Aber im Ernst, ich hoffe, viele hier lasen dieses Interview.
      Für jeden halbwegs politisch interessierten Menschen sollte es Teil der Pflichtlektüre sein.
      Ich will das einfach meinerseits zugeben.
      @PolyMod, sorry, dafür muß er halt noch einmal in Deine Augenhöhe.
      Und zu #79, bei Ausschluß würde ich sämtliche bezahlte Mitgliedsgebühren zurückverlangen.
      Avatar
      schrieb am 08.03.04 10:40:19
      Beitrag Nr. 1.511 ()
      @ Eviva:

      "Jupiler, ist der Moritz Schwarz Dein Sohn ?"

      Wie kommst Du denn darauf?

      Ist es eigentlich bekannt, daß sich Martin Hohmann während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Neuhof dafür eingesetzt hat, daß der jüdische Friedhof von Neuhof wieder errichtet wurde?

      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 13.03.04 06:03:52
      Beitrag Nr. 1.512 ()
      http://www.osthessen-news.de/OsthessenNews/News/index.htm
      unter Freitag, den 12.03.2004-03-12

      OLG verurteilt „Stern“ zur Unterlassung
      Hohmann siegt


      Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann hat vor Gericht gegen das Medienriesen „Gruner Jahr“ vor dem 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main einen Erfolg errungen.

      Dem Druck- und Verlagshaus Gruner Jahr wird durch das Gericht aufgegeben, „es bei Meidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000 <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=Euro&v=55">Euro</a>, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, zu vollstrecken am Vorsitzenden des Vorstandes, es zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß die Behauptung aufzustellen, der Antragssteller habe in seiner Rede vom 3. Oktober 2003 `die Juden als Tätervolk´ bezeichnet.“

      Martin Hohmann: „Wenn ich in meiner Rede ausdrücklich sagte, dass weder Juden noch Deutsche Tätervolk sind, sollte der `Stern´ das nicht ins Gegenteil verdrehen. Der Beschluß des Oberlandesgerichts bedeutet für mich persönlich ein Stück Klarstellung und öffentliche Rehabilitierung.“


      Schön, daß die Gerichte NICHT den Wordverdrehungen der Medien folgen!

      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 13.03.04 09:19:39
      Beitrag Nr. 1.513 ()
      Eine kleine Freude für Hohmann, doch was nützt es ihm.

      Abgestempelt, platt gemacht, liegen gelassen.

      Das einzige was in ein paar Jahren hängen bleibt, ist doch die Aussage, "Wer ist Hohmann? Ach ja, der Antisemit."
      Avatar
      schrieb am 16.03.04 19:44:08
      Beitrag Nr. 1.514 ()
      Beim Googeln bin ich zufällig auf dieses Schweizer Bibelforum gestoßen. Es ist interessant, welche Meinungen zum Thema Hohmann in der Schweiz zu finden sind.
      Der nachstehende Beitrag ist nicht der einzige, der mich beeindruckt.

      http://www.bibelkreis.ch/forum/frage1190.htm


      Die ganze Diskussion ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen, war doch eigentlich die Forumfrage: Kann ein Christ auch Nazi sein? Interessant ist, dass man mittlerweile bei Martin Hohmann gelandet ist. Hier diskutieren Leute wieder emotional, ohne zu fragen: Was sagt denn Gottes Wort zu dieser Frage?
      Bevor ich jedoch die Frage beantworte, hier meine Herkunft: Ich bin "waschechter" Jude und durch die Gnade unseres Herrn errettet worden. Ich bin aber kein messianischer Jude, der neben Christus auch noch an Traditionen festhält, sondern ganz einfach Kind Gottes und gehöre, wie alle wirklich Gläubigen, zum Leib Christi. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht auch in die "feindliche Ecke" gestellt und von Nichtjuden als jüdischer Deserteur betrachtet werde.

      Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Kann ein Christ Nazi sein? lautet eindeutig NEIN. Wenn Christus uns errettet hat, ist so etwas unmöglich.

      Joh. 15,12 Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.

      1Jo. 3,23 Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.


      2Jo. 1,6 Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot, wie ihr es von Anfang an gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt.

      Insofern braucht es zu dieser Frage keine weiteren Erklärungen mehr!

      Nun zur "Martin Hohmann Thematik":
      Es ist erstaunlich, dass Menschen, die sich in diesem Forum als Christen bezeichnen, solchen Unsinn schreiben. Wenn jemand ständig den Begriff "Antisemitismus" in den Mund nimmt, sollte er eigentlich wissen, was er da sagt. In Bezug auf die Anwendung dieser Begrifflichkeit müsste es richtig "Antijudaismus" und "Antizionismus" heißen. Ersterer bezieht sich auf die Juden als Volk; der andere auf das Land.
      Semiten sind auch alle arabischen Völker, insofern der Begriff nicht das beschreibt, was in Wirklichkeit damit ausgesagt werden soll. (Unsere Politiker in Deutschland haben das scheinbar auch nicht verstanden oder sind in der Ethnologie nicht bewandert).
      Wer aus Martin Hohmann einen Nazi machen will, irrt. Jeder, der sich mit seiner Rede sachlich auseinandersetzt kommt zu dem Ergebnis, dass hier wieder eine Inszenierung stattgefunden hat, die seinesgleichen sucht. Was wirklich hinter der Politkampagne steckt, mag ich nicht beurteilen wollen. Doch zum Ergebnis (Fraktionsausschluss) haben wesentlich die Medien beigetragen, wie Laurenz Meyer, Generalsekretär der CDU, selbst zugibt. Viel dramatischer ist deshalb das Bewusstsein, dass heute die politische Meinung nur und ausschließlich über die Medien gebildet und transportiert wird. Die Unterwerfung der Politiker in selbige spricht dabei für sich, folgte doch der Fraktionsauschluss Hohmanns auf den Mediendruck hin.
      Aber ich möchte hier nicht politisieren, sondern sachlich argumentieren. Zwei mir bekannte Rabbiner, die an Hochschulen lehren, haben sich über diese Rede überhaupt nicht aufgeregt sonder amüsieren sich über die politische Diskussion. Beide bezeugen, dass in dieser Rede zu keinem Zeitpunkt die Juden als Volk angegriffen wurden. Was der liberale Zentralrat der Juden in Deutschland zum Besten gibt, ist nämlich für "religiöse Juden" überhaupt nicht relevant. In unserem Terminus würde man von Namenschristen und echten Christen sprechen. Das trifft auf den Zentralrat gleichermaßen zu, ist dieser nämlich der ersten Kategorie zuzuordnen. Bei ihrer Beurteilung führten die beiden Rabbiner den Begriff "Besonnenheit" an, der uns Christen sicher auch gut stehen würde. Soviel zu M. Hohmann und seiner Rede.

      Für Christen wie Juden gilt gleichermaßen:

      Röm. 3,23 …denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes!

      Und für die Juden gilt insbesondere:
      Joh. 1,11 Er kam in das Seinige, und die Seinigen (Israel) nahmen ihn nicht an;

      Was Gott mit seinem ("meinem") Volk in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft getan hat und tun wird, ist alleine seiner Souveränität anheim gestellt. Die Juden haben ihren Messias verworfen und müssen, ob uns das passt oder nicht, noch schwer dafür leiden. So schlimm und verabscheuungswürdig die Taten in der Vergangenheit auch gewesen sind, Gott hat es zugelassen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass Gott alle die, die diese Taten begangen haben, zur Rechenschaft ziehen wird.
      Heute aber Israel zu "glorifizieren" ist für Christen ebenso falsch, wie dem Rechtsradikalismus Vorschub zu leisten oder sich an irgendwelchen politischen Diskussionen zu beteiligen Wir sollten vielmehr dankbar sein, dass Christus uns errettet hat und dafür beten, dass auch die Juden Ihn als ihren Messias erkennen. (bevor er kommt!!)

      Was mich in dieser ganzen Diskussion eigentlich sehr nachdenklich macht ist, dass keiner der Forumsteilnehmerletzten den Satz in der "Hohmann-Rede" aufgegriffen hat, wo er anprangert, dass der christliche Bezug bzw. christliche Fundamente in der neuen europäischen Verfassung ausgeklammert werden. Hier sollten wir Christen uns die Zeichen der "Endzeit" vor Augen führen und eigentlich dankbar sein, dass jemand, auch auf die Gefahr hin dass er sich damit "outet", klar zu dieser Grundlage Stellung bezieht und sich eine Zukunft mit Gott wünscht.

      Insofern wünsche ich mir bei dieser Diskussionen in Zukunft immer im Gedächtnis zu behalten: " Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." 2. Tim. 1,7

      FH
      Avatar
      schrieb am 16.03.04 19:51:18
      Beitrag Nr. 1.515 ()
      "Dem Druck- und Verlagshaus Gruner Jahr wird durch das Gericht aufgegeben, „es bei Meidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, zu vollstrecken am Vorsitzenden des Vorstandes, es zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß die Behauptung aufzustellen, der Antragssteller habe in seiner Rede vom 3. Oktober 2003 `die Juden als Tätervolk´ bezeichnet."

      Tja, hatten wir doch Recht und all die Hetzer gegen Hohmann hatten unrecht. Danke Jupiler.
      Avatar
      schrieb am 31.03.04 15:02:35
      Beitrag Nr. 1.516 ()
      Noch grün hinter den Ohren, aber von Populismus und Antisemitismus schon ganz viel Ahnung:


      http://www.jf-archiv.de/archiv04/getdata.asp?FILE=064yy21%

      Ich kann mir ganz lebhaft vorstellen, daß es doch in sehr vielen Ortsverbänden so zugegangen ist.

      http://www.anke-ludwig.de


      jupiler
      Avatar
      schrieb am 31.03.04 15:18:29
      Beitrag Nr. 1.517 ()
      Ich stelle soeben fest, daß der angegebene Link nicht funktioniert.

      Ich stelle deshalb den Text so ein.

      "Angriff der Aktentaschenträger

      Reportage:
      Wie ein Berliner CDU-Ortsverband mit der Hohmann-Affäre umgeht / Stellvertretende Ortsvorsitzende hat Probleme im Umgang mit Medien
      Ronald Gläser

      Vergangene Woche, Berlin-Charlottenburg: Es tagt die Mitgliederversammlung des CDU-Ortsverbands Grunewald-Halensee. Am gleichen Tag ist das Wort "Tätervolk" zum Unwort des Jahres gekürt worden.Bei den Parteifreunden von MARTIN HOHMANN wird eifrig gestritten: über den Umgang miteinander und die innerparteiliche Demokratie. Hilde Ribbe verteilt die geschmähte Rede, die dem jetzt fraktionslosen Abgeordneten zum Verhängnis geworden ist. Auch leise Kritik am Inhalt der Rede wird von der resoluten Frau mit einer Frage zerschmettert: "Hast du die Rede überhaupt gelesen?" Hat er nicht. Er erhält ihr Exemplar.

      Etwa dreißig Personen haben sich in dem Raum im Rathaus Charlottenburg zusammengefunden. Michael Garmer, der Ortsvorsitzende, ergreift das Wort. Nein, es sei alles andere als eine "große Rede" gewesen. Und Hohmann sei zu bestrafen gewesen. Aber gleich den Rauswurf aus Partei und Fraktion? Da sei die Vorsitzende Angela Merkel doch zu weit gegangen, so Garmer. Anschließend spricht Ribbe, die 1948 mit Gerhard Löwenthal zu den ersten Studenten der neugegründeten Freien Universität Berlin gehört hat. Sie erinnert daran, wie "unchristlich und unwürdig" die Partei mit Hohmann umgesprungen sei. Offenbar sei niemandem außer ihr aufgefallen, wie unterschiedlich die Unionsführung mit den beiden Skandalen um Hohmann und Friedman umgegangen ist. "Der eine wird noch nicht mal gerügt, der andere wird gleich rausgeworfen", sagt Ribbe empört. Mit etwas Verspätung erscheint eine junge Frau. Insgesamt sind Frauen stark in der Minderheit. Die attraktive 25jährige fällt einem sofort auf. Und wie sich gleich herausstellt, ist sie die stellvertretende Vorsitzende der CDU Grunewald: Anke Marei Ludwig. Ein früherer Parteifreund von ihr charakterisiert sie als "eine ganz Linke". Auch ein Ortsverbandsmitglied befürchtet, daß sie nicht mehr "zu der Truppe um Garmer" gehöre.

      Anke Ludwig ist aus der Provinz nach Berlin gezogen. Dorthin, wo die wichtigen Entscheidungen getroffen werden. Ihre Internetseite zieren Bilder vom Schloß Charlottenburg, dem ICC und dem Breitscheidplatz. Die Botschaft: Ich bin am Nabel der Welt angekommen.

      Sie interessiert sich nämlich für Sicherheitspolitik. Das Thema ihrer Magisterarbeit lautete "Frankreich, die USA und die Nato 1963-1968: Sicherheitspolitik aus französischer Sicht". Deswegen arbeitet sie auch bei Bernd Siebert, einem hessischen CDU-Bundestagsabgeordneten aus derselben Provinz, aus der sie stammt. CDU-intern werden die persönlichen Referenten von Abgeordneten, die meistens auch Parteiämter innehaben, gerne als "Aktentaschenträger" klassifiziert.

      Zweifellos ist Anke Ludwig eine sehr intelligente und ehrgeizige Frau. Ein Privatleben hat sie augenscheinlich nicht. Bereits als Schülerin hat sie beim Rheinischen Merkur ein Praktikum absolviert und auch später als Studentin ihre Semesterferien mit Praktika verbracht. So findet sich auf ihrer Internetseite auch unter der Überschrift "Persönliches" nur Berufliches. Ob sie gerne ins Kino geht, Kristallweizen einem trockenen Rotwein vorzieht oder verlobt ist, kann also nicht in Erfahrung gebracht werden.

      Aber aus ihrer Meinung macht sie keinen Hehl. Nach Frau Ribbe ergreift sie das Wort. Sie müsse sich eindeutig von der Einladung für diesen Abend distanzieren. Dabei starrt sie Garmer an. Sie gibt dann ihre kulturmarxistischen Thesen zum besten und benutzt Totschlagadjektive wie "populistisch" und "antisemitisch"

      .Schade ist nur, daß kaum jemand ihre Meinung hören möchte. Außer zwei weiteren Mitgliedern. Eines der beiden hat ebenfalls einen bezahlten Parteijob bei irgendeiner Fraktion oder Geschäftsstelle. Das andere Mitglied spricht von einer "potentiell antisemitischen Rede".

      Bernhard Bellinger erklärt Anke Ludwig, die ihm gegenübersitzt, wie marxistische Strategie so funktioniert. Der Gegner wird in drei Phasen bekämpft: isolieren, diskriminieren, liquidieren. Bellinger: "So war es bei Jenninger, bei Möllemann und bei Hohmann." Doch Anke Ludwig kanzelt die Argumente anderer schon mal gerne mit dem Hinweis ab, sie wisse das besser, sie sei ja schließlich Historikerin.

      Beim vorzeitigen Verlassen der Veranstaltung springt auch die junge Frau auf. Vor der Tür spricht sie mich freundlich an. "Sind Sie von der Presse?" Manchen Menschen ist das Attribut "mediengeil" geradezu ins Gesicht gemeißelt.

      Als sie erfahren muß, daß sie es nicht mit der Süddeutschen Zeitung oder der Zeit zu tun hat, verfinstern sich ihre Gesichtszüge. Ihr dämmert langsam, daß es keinen Jubelartikel geben wird, in dem sich dann Schilderungen finden, wie tapfer die Westentaschen-Merkel den Hohmännern von vorgestern Paroli geboten hat. Sie stellt die Forderung auf, keine Namen zu nennen. Schließlich müsse die berufliche Tätigkeit bei einer internen CDU-Runde vorher angesagt werden. Muß sie nicht. Pech gehabt. Ihr Auftreten wechselt von energisch zu hysterisch. Sie insistiert auf ihrer Forderung, ungenannt zu bleiben. Sie wird physisch aufdringlich und beginnt zu schreien. Sie gebärdet sich schließlich wie eine Furie und brüllt durch die leeren Gänge des abendlichen Rathauses irgend etwas von "guten Sitten". Die kennt sie selber aber nur dem Namen nach. Anke Marei Ludwig muß noch einiges lernen. Über den Umgang mit den Medien zum Beispiel. Vor allem aber über Meinungsfreiheit."

      Die Reportage stammt aus der Jungen Freiheit 06/04 vom 30.01.2004


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 31.03.04 15:36:19
      Beitrag Nr. 1.518 ()
      Die WEBPAGE der Frau Ludwig sagt schon alles.

      Weltfremder Streber! Sowas sollen wir später mal wählen!
      Nur Erfahrung mit franz. Sicherheitspolitik zw. 1963-1969!

      Und an der BASIS versagen diese Leute!
      Avatar
      schrieb am 31.03.04 15:42:55
      Beitrag Nr. 1.519 ()
      Jupiler

      Vielen Dank daß Du hier die letzten Entwicklungen reingestellt hast.

      Das Günzel-Interview ist sehr nachdenkenswert.

      Die Entscheidung des OLG bezüglich der Verdrehungen des Stern ist zwar schön, macht aber die Problematik klar. Die Presse vernichtet und wird hinterher nur ermahnt es nicht nochmal zu machen.
      :confused:
      Dabei besteht an einer Wiederholung kein Interesse. Hohmann ist vernichtet, die gerichtliche Ohrfeige wird totgeschwiegen, Klappe zu - Affe tot.
      :(
      Wenn so unser Rechtsstaat funktioniert ist aber der Unterschied zu einem Unrechtsstaat nicht prinzipieller sondern nur gradueller Natur.
      Avatar
      schrieb am 31.03.04 16:27:46
      Beitrag Nr. 1.520 ()
      Über diese Frau Ludwig erübrigt sich fast jedes Wort.
      Nie gearbeitet, Schule, Studium, einen MbB (Peter Weiß) unterstützt, man könnte auch sagen in die Seilschaft eingeklinkt, meint wahrscheinlich daß ein paar Praktikas das wahre Leben erklärt haben.

      Wenn man diese "Berufspolitikerin" aus der CDU vergleicht mit der Knallcharge Nahles in der SPD, dann stellt man verblüffende Ähnlichkeiten fest. Wichtig ist anscheinend nicht mehr daß die Leute auch praktisch wissen (durch Arbeit !!!) was Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitsplatzangst usw. usw. bedeuten, sondern wichtig ist nur noch die Kunst des eitlen Schwätzens und politischen Mobbings.

      Das Wort Volksvertreter bekommt eine direkt perverse Bedeutung.
      Diese sogenannten großen Volksparteien werden wirklich immer unwählbarer. Der sogenannte Nachwuchs ist eine "Aufzucht des Jubelpotentials" für die momentanen Parteipotentaten mit Aussicht auf deren Stühle.

      Nein Danke, um solche Kasperln zu wählen ist der Gang zur Wahlurne verplemperte Zeit.
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 10:56:00
      Beitrag Nr. 1.521 ()
      http://www.welt.de/data/2004/04/21/267547.html

      Eine kleine Zwischeninformation aus Hessen:

      Hohmann wehrt sich gegen Rauswurf

      CDU-Parteigericht verhandelt heute über möglichen Entzug der Mitgliedschaft
      von Peter Scherer

      Wiesbaden - Nach der Entscheidung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, den Abgeordneten Martin Hohmann aus der Fraktion auszuschließen, verhandelt heute das Parteigericht der hessischen CDU den Fall in nichtöffentlicher Sitzung. Als Konsequenz aus dem Fraktionsausschluss hatte der CDU-Landesvorstand beschlossen, Hohmann wegen parteischädigenden Verhaltens auch die CDU-Mitgliedschaft entziehen zu lassen. Dem 56-Jährigen werden antisemitische Äußerungen vorgeworfen. In einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit hatte Hohmann Juden in Verbindung mit dem Begriff "Tätervolk" gebracht. Hohmann selbst fühlt sich als Opfer eines "Medienskandals". Notfalls will der Fuldaer Politiker bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um Mitglied in der CDU bleiben zu können.


      Aus Protest gegen den Umgang der Parteiführung in Berlin und Wiesbaden mit Hohmann haben in der osthessischen Heimat des Politikers inzwischen etwa 200 CDU-Mitglieder ihr Parteibuch zurückgegeben. Der hessische CDU-Chef Roland Koch solle Hohmann eine zweite Chance geben. Seit Jahrzehnten ist Fulda eine Hochburg der Christdemokraten. Gerade deshalb hat der Fall Hohmann die CDU hier so sehr "irritiert, bewegt, beunruhigt und erschüttert", wie es der CDU-Kreisvorsitzende Fritz Kramer formulierte.


      Die Verhandlung des Parteigerichts ist nicht öffentlich. Auch ist mit keiner sofortigen Entscheidung zu rechnen. Ob es zu weiteren Verhandlungen kommen wird, hängt vom Verlauf des ersten Termins ab, zu dem neben den Vertretern der Hessen-Union auch Martin Hohmann geladen ist. Vorsitzender des Parteigerichts ist der pensionierte Richter Anton Nowak. Der 67-Jährige war bis zu seinem Ruhestand Leiter des Amtsgerichts im mittelhessischen Dillenburg.


      Die Entscheidung darüber, ob der Nachweis eines parteischädigenden Verhaltens geführt werden und Hohmann deshalb nicht weiter CDU-Mitglied bleiben kann, wird vom Gericht nicht im Rahmen einer Sitzung verkündet, sondern dem CDU-Landesvorstand und Martin Hohmann schriftlich und per Einschreiben zugestellt.


      Hohmann selbst hat auf seiner Homepage die Entscheidung kommentiert, den Begriff "Tätervolk" zum Unwort des Jahres 2003 zu wählen. Die Jury habe eine gute Wahl getroffen, so der Politiker auf seiner Homepage. Das Wort "Tätervolk" oder "Volk der Täter" lege in der Tat einen auf alle Mitglieder des jeweiligen Volkes ausgreifenden Schuldvorwurf nahe. Damit würde ein ungerechtfertigter Kollektivvorwurf erhoben. Den lehne er aber für alle Völker und alle Gruppen ab, versicherte Hohmann.
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 11:13:17
      Beitrag Nr. 1.522 ()
      http://www.stern.de/politik/deutschland/?id=522975&nv=hp_rt_…


      Der rote Stern spricht von rechts und meint unterschwellig rechtsextrem oder rechtsradikal. Ich meine, jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wenn die Medienmacher allerdings der Meinung sind, daß sie über Günzel und Hohmann nicht berichten müssen, dann bleibt fast nur noch die Junge Freiheit übrig.

      Was der Sternartikel auch vermissen läßt, ist die Information, daß es in Deutschland 17 Verfassungsschutzämter gibt. Nur eines beobachtet die Junge Freiheit: das Verfassungsschutzamt Nordrhein-Westfalen.

      Andere Verfassungsschutzämter beobachten die PDS, und diese regiert bekanntlich in Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin mit der SPD.

      Wenn der Stern alleine den Kontakt mit der Jungen Freiheit als rechts(-extrem ?) bewertet, dann gehört dazu auch die Information, daß bereits Personen wie Peter Scholl-Latour, Dr. Andreas von Bülow (SPD) oder Peter Enders (ebenfalls SPD) ebenfalls Interviews für die Junge Freiheit gegeben haben. Bei den letztgenannten Personen käme der Stern wohl nicht auf eine gleiche Bewertung.

      Jupiler



      Der Artikel im Stern:

      "Entlassener Bundeswehr-General

      Reinhard Günzel verkehrt jetzt offen in rechten Kreisen
      Hamburg - Der entlassene Bundeswehr-General Reinhard Günzel verkehrt jetzt offen in rechten Kreisen. Wie der stern berichtet, ist Günzel für den 22. Mai als Redner bei einer Berliner Veranstaltung der rechtsextremen Wochenzeitung "Junge Freiheit" und des ihr nahe stehenden "Institut für Staatspolitik" angekündigt. Die "Junge Freiheit" steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Das "Institut für Staatspolitik" aus Sachsen-Anhalt wird vom Verfassungsschutz als "antidemokratisch" eingestuft.

      Im Interview mit der "Jungen Freiheit" beklagte sich Günzel, dass heute "Rechte" als Vaterlandsverräter gelten. Der Ex-Chef der Elite-Truppe Kommando Spezialkräfte (KSK) war Anfang November 2003 von Verteidigungsminister Peter Struck in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, weil er eine als antisemitisch kritisierte Rede des damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann gelobt hatte. Kurz nach seiner Entlassung hatte Günzel es noch als "Treppenwitz der Weltgeschichte" bezeichnet, ihm rechtsradikale Gesinnung zu unterstellen."
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 11:41:43
      Beitrag Nr. 1.523 ()
      Der Stern ist doch ohnehin eine journalistische Lachnummer. Sex und Crime konnte man sich mühsam entziehen bevor man nur noch mit der Neuen Revue konkurriert hätte, und dann der Flop mit den Hitlertagebüchern. Gerade wieder dem Büßergewand entschlüpft musste man feststellen daß ein Neuling namens Focus die eigenen Ansprüche konterkarierte. Solche Niederlagen wird man aber weiterhin kassieren wenn man nur Leute beschäftigt die der deutschen Sprache nur auf St. Pauli-Nachrichten-Niveau mächtig sind: "Bumms-Rumms-Ahh-Ohh-Schau-es kommt- gibs mir !"

      Der Verfasser des Sternartikels will doch offensichtlich die zwei Aussagen Günzels, "daß Rechte als Vaterlandsverräter gelten" und seine Aussage daß "es ein Treppenwitz der Weltgeschichte wäre ihm rechtsradikale Gesinnung zu unterstellen" in einen lächerlichen Widerspruch stellen.

      Solch ein Neandertaljournalist, der nicht unterscheiden kann zwischen einem "Rechten" und einem "Rechtsradikalen", der sich vermutlich suhlt in seiner vorgeblichen Gutmenschengesinnung und es immer noch nicht verstanden und verwunden hat warum das OLG Frankfurt es unter Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von 250.000 € dem Stern untersagt hat zu behaupten Hohmann habe wörtlich oder sinngemäß in seiner Rede vom 02.10.03 die Juden als Tätervolk bezeichnet, versucht natürlich auch seine angenommene Meinungshoheit als Journalist für etwas billige Rache zu benutzen.

      Wenn man halt das Eine nicht mehr behaupten darf dann lügt man etwas raffinierter. Es muß doch doch zu schaffen sein den Günzel zu einem unehelichen Sohn von Hitler zu machen !! Stand doch in den Tagebüchern !! Oder waren die doch falsch ??
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 17:36:47
      Beitrag Nr. 1.524 ()
      das Thema ist eigentlich gegessen :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 11:39:28
      Beitrag Nr. 1.525 ()
      @ nichtdie, # 1494:


      Das Thema ist erst dann gegessen, wenn Martin Hohmann rehabilitiert ist und wenn wir in Deutschland wieder soweit sind, daß man historische Dinge auch wieder beim Namen nennen kann, ohne Angst um die eigene Reputation und Existenz haben zu müssen.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 11:41:11
      Beitrag Nr. 1.526 ()
      http://www.rhein-main.net/sixcms/detail.php/1626129


      Entscheidung über Hohmann im Juni

      Umstrittener Bundestagsabgeordneter will in der Union bleiben - Keine Distanzierung von «Tätervolk»-Rede

      22.04.2004

      Wiesbaden (ap) Die Entscheidung über den Ausschluss des umstrittenen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann aus der Union fällt voraussichtlich im Juni. Dies sagte der Generalsekretär der hessischen CDU, Michael Boddenberg, am Mittwoch in Wiesbaden im Anschluss an eine mündliche Verhandlung des Landesparteigerichts. Die Union habe dargelegt, warum Hohmann mit seiner als antisemitisch kritisierten Rede gegen die Ordnung und die Grundwerte der Union verstoßen habe. Der seit November bereits aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossene Abgeordnete aus dem Wahlkreis Fulda habe nun Gelegenheit zur Stellungnahme, bevor das Gericht entscheide.

      Laut Boddenberg plant das nicht-öffentlich tagende, aus drei Mitgliedern bestehende Gremium keine weitere mündliche Verhandlung mehr. Gegen seinen Beschluss ist Beschwerde beim Parteigericht der Bundes-CDU möglich. Nächste Instanz wäre dann ein ordentliches Gericht. Nach Einschätzung von Juristen kann das Verfahren bis zum Bundesverfassungsgericht führen.

      Als Hohmann am frühen Abend den Verhandlungsraum in der Wiesbadener CDU-Landesgeschäftsstelle verließ, war er erheblich weniger gesprächig als vor dem Termin: «Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand», war sein einziger Kommentar. Bei seinem Eintreffen zwei Stunden zuvor hatte er sich dagegen optimistisch gegeben: Beim morgendlichen Gottesdienst sei das Kirchenlied «Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf in unserer Zeit» erklungen - das sei doch «ein wunderbares Motto für diesen Tag», sagte er in die Kameras. Er sei bereit, für seine Mitgliedschaft zu streiten.

      Der inzwischen fraktionslose und sich als «wertkonservativ» einschätzende Abgeordnete kämpft um seine politische Existenz, seit vor einem halben Jahr seine Rede zum 3. Oktober bekannt wurde. Darin hatte Hohmann die Juden in Zusammenhang mit dem Begriff «Tätervolk» gebracht. CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel wertete dies als antisemitisch und ließ Hohmann schließlich aus der Fraktion werfen, weil ihr seine Distanzierung nicht genügte. Schon zuvor hatte Hohmann im Bundestag mit vereinzelten Redebeiträgen für Empörung gesorgt - etwa, als er Entschädigungen für NS-Zwangsarbeiter kritisierte.

      Hohmann wollte den Vorwurf des Antisemitismus allerdings auch am Mittwoch nicht akzeptieren: «An geschichtlichen Realitäten kann niemand etwas ändern», antwortete er auf die Frage, ob er sich von seiner Rede distanziere. «Ich habe gesagt, ich verurteile die einzigartigen Untaten, die geschehen sind.» Sein Anwalt Christoph Kind verwies darauf, dass die Staatsanwaltschaft Fulda nach mehreren Anzeigen wegen Volksverhetzung - unter anderem vom Zentralrat der Juden - im Februar Ermittlungen abgelehnt hatte.

      Die CDU machte deutlich, dass sie der Angelegenheit hohe Bedeutung beimisst: Eigens zur Verhandlung war der parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Volker Kauder, nach Wiesbaden gekommen. Als Rechtsbeistand hatte der hessische Landesverband den ebenfalls für die Bundes-CDU tätigen Stuttgarter Anwalt Christofer Lenz beauftragt: «Sie sehen daran, dass wir Hand in Hand mit der Bundespartei arbeiten», sagte Hessen-CDU-Sprecher Michael Brand.

      Zu Beginn der Affäre hatte es dagegen offene Unstimmigkeiten zwischen dem hessischen Landesverband und der Bundesspitze gegeben - vor allem, weil Bundesvorsitzende Angela Merkel erst spät auf Ausschluss-Kurs gegangen war und den hessischen Landesvorsitzenden Roland Koch dabei düpiert hatte. Zudem genießt Hohmann an der Parteibasis durchaus Sympathien. Nach Beginn des Ausschlussverfahrens forderten Lokalpolitiker der Union in Zeitungsanzeigen und öffentlichen Erklärungen eine «zweite Chance» für ihren Parteifreund. Nach Angaben aus Unionskreisen haben knapp 200 Christdemokraten wegen des Umgangs mit Hohmann ihr Mitgliedsbuch zurück gegeben.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 11:54:24
      Beitrag Nr. 1.527 ()
      Der jüdische Friedhof von Flieden


      Der jüdische Friedhof von Flieden diente den jüdischen Gemeinden von Flieden und Neuhof als Sammelfriedhof.
      Im Internet sind nur ganz wenige Informationen über die Beteiligung von Martin Hohmann bezüglich Widererrichtung, Renovierung und Erhaltung dieser Ruhestätte gemacht.

      Gespräche mit der Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde von Fulda, Fr. Weiland, mit der Gemeinde Neuhof und einer im Jahr 2002 pensionierten Dame aus Flieden, die für diesen Friedhof zuständig war, ergaben bezüglich des Engagements von Martin Hohmann unglaubliche Differenzen. Eines aber ist jetzt schon klar: eine Seite stellt die Wahrheit bewußt fehlerhaft dar.

      Sobald ich mehr darüber weiß, werde ich hier informieren.


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 17:54:49
      Beitrag Nr. 1.528 ()
      @Jupiler:
      darf ich dich so verstehen, daß Normalität wieder dann eintritt, wenn antisemitische Äußerungen von Politikern in der Öffentlichkeit, von mir auch mit dem berühmten Konjuktiv, zu eben dieser Normalität gehören? :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 20:01:03
      Beitrag Nr. 1.529 ()
      #1498

      leute macht ihr euch eigentlich wirklich klar, was sich in deutschland und der welt abspielt?

      nun guckt eu bloß mal das obige posting an: seid ihr hängeringend am suchen, ob es irgendeinen begriff gibt, mit dem man diesen nichtdie kennzeichnen kann?

      vor zwei jahren beklagt sich der europäische zentralrat über die "israelfeindliche, antisemitische berichterstattung" der medien - und schon sind auch "zeit" und "spiegel" gleichgeschaltet.

      da gewinnt die spd wahlen mit "sozialer gerechtigkeit" um hernach einen gnadenlosen krieg gegen malocher, arbeitslose, kranke und rentner zu führen.

      da wird ein clement mit orden der jüdischen gemeinde düsseldorf behängt, weil der versprochen hat, daß sein endkampf gegen die kleinen leute erfolgreich sein wird?

      da liegt ein text vor, den jederman lesen kann, der juden ausdrücklich nicht zum tätervolk erklärt, und auf grund dessen wird er wegen "antisemitismus" bürgerlich tot gemacht. diesen text soll er sogar zurückziehen.

      um klarzumachen, die juden seien doch ein tätervolk? und damit wäre er dann vom vorwurf des "antisemitismus! reingewaschen? der kopf kann einem zerspringen!

      da sagt der ehemalige us-finanzstaatssekretär eizenstad: "wir sind von den rändern in das zentrum der macht gerückt!"

      da läßt uns prof, norman birnbaum von der georgetown-uni unwidersprochen wissen, "daß beide us-parteien von organisationen beherrscht werden, deren loyalität nicht dem land gehört in dem ihre mitglieder leben sondern einzig israel"!

      da herrscht scharon seinen peres an: "....die amerikaner, das sind alles unsere leute...!"

      kann von euch dieses alles überhaupt noch eingeordnet werden? oder hat uns die abnutzungs- und penetrationsstrategie, die rund um die uhr ihr fest feiert, das schon verunmöglicht.

      kann überhaupt noch jemand glauben, daß das, irgendetwas, bis auf den holocaust, was uns über gegenwart und vergangenheit eingetrichtert wird, wahr sei?

      hat er nicht angesichts dieser zustände, mit der die jungen leute aufwachsen - sie werden nie etwas anderes mehr hören - die pflicht, alles zu verwerfen?

      hat es jemals eine zeit gegeben, in der alles so total gleichgeschaltet war wie heute, obwohl für jeden ersichtlich, jeweils das genaue gegenteil vom indoktrinierten richtg ist?

      ist euch ein tauglicher begriff zur kennzeichnung des nichtdie eingefallen?

      wenn absolutismus bei ludwig dem XIV. geherrscht haben soll, haben wir heute oberabsolutismus.

      und die nachwachsende generation wird gar keine maßstäbe mehr haben. nichts anderes wird sie sich vorstellen können als ihr jetzt.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 01:44:10
      Beitrag Nr. 1.530 ()
      juliper

      wer hindert Dich denn, historische Dinge beim Namen zu nennen?

      Meinst Du nicht, daß es beispielsweise unangemessen wäre, wenn sich ein Bundestagsabgeordneter für öffentlichen Sex mir Schäferhunden ausspricht, weil er sich davon Unterstützung verspricht von jenen, die dieser Neigung bisher im Verborgenen nachgehen müssen ?

      Wir sind uns sicher einig: unangemessen. Erfreulicherweise geht es hier um etwas anderes.

      Allerdings so anders wieder nicht, daß man sich nicht fragen müßte, ob ein Abgeordneter des deutschen Bundestages nicht andere Themen hat, um seine Veranstaltungen zu bestreiten, um seine Freunde für sich einzunehmen. Um zu signalisieren: ich bin einer von Euch.

      Der Mann mag durch die Lande ziehen, und seine historischen Erkenntnisse ausbreiten, wo immer er will. Und die Leute entlang dieser dann mitklingenden Saiten für sich einnehmen.

      Er soll es nur nicht für die CDU machen, finden die.

      Das Interesse für vergleichende jüdische Greueltaten östlich von Auschwitz mag überwältigend sein bei dem und bei jenem, darüber hinaus ist es ziemlich irrelevant.

      Für einen in Verantwortung stehenden Politiker der BRD ist diese Art der Werbung unpassend. Vielleicht sogar peinlich. Nicht für den Politiker, sondern eigentlich für diejenigen, die so etwas auf einer Veranstaltung aufnehmen.
      Volkshochschule für vergleichende Stammtischthesenwissenschaft ?

      Kann man der führenden Partei dieses Landes verdenken, daß sie es vorzieht, von Abgeordneten vertreten zu sein, die es verstehen, nicht auf dieser unterschwelligen Schiene ihre Schäfchen ins Bett bringen zu wollen ?

      Es spricht doch überhaupt nichts dagegen, daß Du, sofern Dich ein wissenschaftliches Intersse an dieser Frage bewegt, dies studierst. Dich dazu kundig machst. Dazu öffentliche Vorträge hälst. Ganzseitige Annoncen schaltest. Flugblätter dazu verteilst. Das Schalke- Stadion mietest, und Gelsenkirchen zu einem Vortrag einlädst.

      Wenn Du jedoch eine parteipolitisch eingefärbte Veranstaltung mit solchen Beiträgen bestreitest, dann mußt Du Dich fragen lassen, was exakt Dich dazu veranlaßt. Bewegt. Was Dich antreibt.

      Wir sind uns doch einig: wir wollen nicht diese alten Zeiten aufstehen lassen. Die Gefahr hierzu bestand ja denn auch nicht durch diese Rede.

      Aber wozu dann in diesem toten Gewässer die politische Angel auswerfen ?

      Die entsprechende Partei hat sich gefragt, ob sie so Politik machen möchte. Die CDU - Führung des Bundes hat dies verneint. Schaun wir mal, was Koch macht. Da sieht es ja garnicht so schlecht für derartiges Werben für die eigene Person.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 07:59:15
      Beitrag Nr. 1.531 ()
      Ach so läuft das.

      Zuerst verleumdet man Jemanden ein Antisemit zu sein, weil es entweder gerade mal wieder notwendig erscheint ein Feindbild aufzubauen, tönt was er angeblich gesagt haben soll oder wie man es interpretieren könnte, vernichtet diesen Jemand gnadenlos und ohne jegliche Einsichtsfähigkeit in eigene Fehler, sodaß man allenfalls noch als Entschuldigung gelten lassen könnte, wenn es schon keine böse Absicht war, daß es ein gewisser Grad an sprachlicher Unkenntnis, mangelnder Reife und etwas unterentwickelter Intelligenz gewesen sein könnte.

      Dann passiert etwas, was hätte nie passieren dürfen. Das OLG Frankfurt untersagt es Gruner & Jahr unter Androhung von 250.000 € Strafe weiterhin zu behaupten daß Hohmann behauptet habe "die Juden wären ein Tätervolk"

      Aus den "Anklägern" werden plötzlich selbst "Verurteilte".

      Die Reaktion war nicht etwa eine gewisse Selbsterkenntnis, ein gewisses Maß an Einsicht oder Auseinandersetzungsbereitschaft. Nein, die Vorwärtsstrategie sieht soetwas nicht vor. Man schweigt es zunächst mal tot, reagiert also im wahrsten Sinne des Wortes kindisch und unreif.

      Selbstverständlich ist es auch keiner Erwähnung wert daß sämtliche Anzeigen gegen Hohmann bisher ins Leere liefen, da es immer noch usus ist unter deutschen Staatsanwälten sich der deutschen Sprache auch zu bedienen und nicht vorgefertigter Vorverurteilungen.
      Da man sich aber nicht mit der Justiz anlegen will - Schwamm drüber.
      "Die Sache ist sozusagen gegessen".

      Dummerweise gibt es dann den einen oder anderen User bei WO, der einfach Fakten hier hereinstellt. Aber selbst das Schweigen hierzu scheint Probleme mit der eigenen Psyche zu bereiten. Wäre es doch das Eingeständnis nicht unfehlbar im vorgefertigten und selbstgerechtenb Weltbild zu sein.

      Wenn man sich dann so ein oberpeinliches Posting wie die #1500 anschaut bekommt man einen Brechreiz.
      Vom Sex mit Schäferhunden bis zur Verharmlosung, Bagatellisierung - Srechblasen und Blablabla.
      Selten habe ich ein solch dümmliches und einfältiges Posting gelesen, nur weil es dem Poster an jeglicher Einsichtsfähigkeit fehlt ein vorgefasstes Feindbild auch nur einmal in Frage zu stellen.

      SoeinPech, die anscheinende Durchdifferenzialisierung verschiedener Nicknames, von soeinseptember bis soeinpipikram braucht auch nicht zu antworten, zumindest ich werde es nicht tun, da ich mich mit Leuten nicht auseinandersetze denen es an jeglicher Objektivität gebricht oder gebrechen will.

      Jupiler,
      dieser Thread wurde vom Mod eingerichtet um alle Informationen zu bündeln und eine faire Diskussion zu gewährleisten. Ich denke nicht daß irgendein User einen wertvollen Beitrag leistet, sofern seine Postings nur darauf abzielen Dich mundtot zu machen, durch die Behauptung daß das Thema "durch wäre" wobei man selbstverständlich die eigene falsche Sicht der Dinge einer späten Rechtfertigung unterziehen will.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 08:41:45
      Beitrag Nr. 1.532 ()
      @ farniente

      Ich werde nicht dulden, dass hier jemand mundtot gemacht wird. Dies gilt sowohl für Juliper wie für SoeinPech. Dazu gehört es aber auch, dass man nicht versucht, die eigene Meinung anderen aufzuzwingen.
      Was du und Jupiler (und andere) hier versuchen ist es, eure Meinung, dass Hohmann´s Rede nichts mit Antisemitismus zu tun habe, als die allein wahre durchzusetzen. Kein Gericht hat in diesem Sinne geurteilt. Und was die parteiinterne Auseinandersetzung über Hohmann angeht - wartet es doch mal ab.

      PolyMod.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 08:51:42
      Beitrag Nr. 1.533 ()
      PolyMod

      Das ist eine sehr einseitige Sicht der Dinge.

      1. Erstens probiere ich nicht meine Meinung als alleine seeligmachend darzustellen. Aber wenn alleine meine andere Meinung ausreicht um mir so eine Unrichtigkeit zu unterstellen, dann seis drum.

      2. Kein Gericht hat bisher geurteilt daß die Homann Rede nichts mit Antisemitismus zu tun habe.
      :confused:
      Die Kernaussagen der Rede wurden als antisemitisch interpretiert. Genau der Kern der Kernaussage, er habe behauptet "die Juden wären ein Tätervolk", wurde als unrichtig entlarvt.
      Ein Gericht interpretiert nicht, es stellt fest. Und wenn durch diese Feststellung das Hauptargument wegfällt, dann interpretierst Du das in deinem Sinne ?
      :confused:
      Ich wollte mal das Triumphgeschrei hören wenn die einstweilige Verfügung nicht ergangen wäre, auch ohne Wertung, nur als Fakt.

      3. Die parteiinterne Wertung ist mir völlig wurscht. Ich brauche um meinen Verstand einzuschalten und mein gerechtigkeitsgefühl abzufragen keine Angela Merkl, keinen Roland Koch, keinen ZdJ, und keine Fraktion.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 09:29:25
      Beitrag Nr. 1.534 ()
      @ 1498, nichtdie:

      nichtdie, das meine ich eindeutig nicht.

      Ich vertrete folgenden Standpunkt:
      Die Gedanken sind frei, und man muß diese aussprechen dürfen. Nur dann erlauben diese gesprochenen Gedanken auch eine Diskussion darüber, ob etwas geschichtlich korrekt oder unkorrekt ist.

      Ich bin der Rede Hohmanns tief auf den Grund gegangen, ich bin aber immer noch nicht durch. Allerdings habe ich festgestellt, daß sich Hohmann stark an das Buch von Johannes Rogalla von Bieberstein anlehnt. Wer dieses Buch kennt ubd gelesen hat, weiß, daß von Bieberstein mit diesem Buch die Ursachen ergründet, warum sich überproportional viele Menschen jüdischer Herkunft im Bolschewismus wiedergefunden haben. Diese Tatsache ist keine Erfindung, sondern Realität. Bieberstein untersucht auch diese Ursachen, begründet sie und zeigt auch Verständnis für die Juden und die Sympathie für den Bolschewismus in der damaligen Zeit.

      Unter den Deutschen gibt es viele, die das als antisemitisch bezeichnen. Das sehe ich allerdings nicht so.
      Wer seine Informationen allerdings nur einseitig einsammelt und Schlagwörter ungeprüft nachspricht (antisemitisches Stereotyp), den kann ich durchaus verstehen, wenn er sich an vorgefertigte Meinungen anhängt.

      In der Rede Hohmanns steht nicht eine eizige Aussage, die man als antisemitisch einstufen kann.

      Was mich allerdings wundert, nichtdie, daß Dich die unterschiedlichen Aussagen, die ich in # 1447 angesprochen habe, nicht interessieren. Genau darin liegt doch wieder ein Punkt verborgen, den man offensichtlich bewußt verkehrt wiedergibt, um Martin Hohmann nicht von den erhobenen Vorwürfen entlasten zu müssen.

      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 10:03:42
      Beitrag Nr. 1.535 ()
      Korrektur zu 1504:

      # 1447 sollte # 1497 sein:


      @ nichtdie:

      ....Was mich allerdings wundert, nichtdie, daß Dich die unterschiedlichen Aussagen, die ich in # 1497 angesprochen habe, nicht interessieren. Genau darin liegt doch wieder ein Punkt verborgen, den man offensichtlich bewußt verkehrt wiedergibt, um Martin Hohmann nicht von den erhobenen Vorwürfen entlasten zu müssen.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 10:08:42
      Beitrag Nr. 1.536 ()
      1502, polymod:

      "Was du und Jupiler (und andere) hier versuchen ist es, eure Meinung, dass Hohmann´s Rede nichts mit Antisemitismus zu tun habe, als die allein wahre durchzusetzen. "


      Ich kann nur für mich sprechen, Mod, aber das war in Deiner Einschätzung ein großer Fehler: ich versuche keine Meinung durchzusetzen, sondern ich gehe Dingen auf den Grund und suche auch das direkte Gespräch mit den Menschen, die direkt an den Vorgängen, die mit der Hohmannrede zu tun hatten, beteiligt waren.
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 10:10:15
      Beitrag Nr. 1.537 ()
      @ farniente:

      Tolle Argumente in 1501!
      Ich könnte das glatt selber formuliert haben.

      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 23.04.04 10:17:23
      Beitrag Nr. 1.538 ()
      @ Jupiler:

      Dann sind wir uns ja einig: Es gibt Leute, die Hohmanns Rede als antisemitisch interpretieren, andere tun dies nicht.
      So wie du hier deine Meinung äußern darfst, solltest du das auch SoeinPech zugestehen.
      Avatar
      schrieb am 24.04.04 03:29:13
      Beitrag Nr. 1.539 ()
      @farniente

      einiges verstehe ich nicht. Zunächst: mein nick @SoeinPech ist die Durchdifferenzialisierung von @SEP. Sonst nix weiter. Vielleicht schaffe ich es, meinen alten nick iregendwann mal wieder zurückzuerhalten, falls die Zensur, die darüber gelegt wurde, aufgehoben wird. Bis dahin laufe ich mit dem stigma herum, Duchzudifferenatialisieren, wie Du es nennst. Übrigens: noch niemals seitens WO gesperrt.

      Hohmann. Obwohl @SEP hier für Kontroversen steht um Fragen, was antisemitisch sei, und was nicht, habe ich mich nie an den Hohmann- Diskussionen beteiligt. Also auch nicht daran, ob seine Äußerungen antisemitisch waren.

      Ich habe in #1500 dargelegt, das es womöglich Minimal- Standards geben könnte, mit welchen Äußerungen und Vorträgen ein Bundestagsabgeordneter noch für seine Partei spricht, und ab wann er das momöglich nicht mehr tut.

      Was immer er für Theman auftischt. Und aus was für Gründen immer er dies tun mag.

      Ich kann mir eine ganze Reihe von Themen vorstellen, die einfach unter der Würde, unter einem Minimal- Niveau sein dürften. Für jeden Bundestags- Abgeordneten.

      Das Thema, welches Hohmann vortrug, gehörte aus der Sicht der CDU- Bundestagsfraktion dazu. Ich kann dies nachvollziehen.

      Da mag garnichts Antisemitisch gewesen sein, weder im Vortrag, noch in der Person des Vortragenden. Möllemann beispielsweise war auch bestimmt kein Antisemit.

      Insoweit scheitert auch eine gerichtliche Aufarbeitung dieses Vortrages. Das war nicht nur durch die Meinungsfreiheit gedeckt, was der gesagt hat. Das entspringt womöglich sogar einer historischen Wahrheit.

      Die Absicht eines Möllemanns beispielsweise, 2 Tage vor der Wahl zum Bundestag einen Flyer herauszubringen, der Israel und Scharon thematisiert, da muß man schon lange überlegen, was dies mit unseren eigenen Wahlkamofthemen zu tun haben könnte. Wenn man sieht, wie Wahlkämpfe ablaufen, das es nicht um Sach- Aussagen geht, sondern um Emotionalisierung, dann wäre man vielleicht eher hinter die Absicht eines Möllemann gekommen. Aber eine derartige absicht nachzuweisen, ist einerseits offenkundig, andererseits nicht beweisbar.

      Und so ist nicht einzusehen, was dieses Thema in einer Veranstaltung zu suchen hat, die dieser Hohmann als MdB der CDU !! bestritt.

      Ein Politiker verfolgt immer irgendwelche Absichten. Welche waren es hier ? War es die geringste aller Absichten, der Wunsch,

      den Heimatkreis Fulda Land

      endlich aufzuklären, was sich aus dem zahlenmäßigen Verhältnis Jude zu Nichtjude in den Nachwirkungen der Oktober- Revolution bei gewaltsamen Tötungsdelikten sagen ließe,

      ohne daß man daraus irgendeine eine Analogie zu Taten anderer Völker herleiten könnte ?

      Hohmann hat mehrfach Gelegenheit erhalten, Einsciht zu zeigen, daß es Themen gibt, die so banal sind, daß ein dennoch in Gang gesetzter Vortrag mehr Fragen über ihn selber aufwirft, als sein Thema selber Licht in lichtlose Vorgänge zu bringen vermag.

      Hohmann mochte dies nicht einsehen, und so verblieb in der Fraktionsführung der CDU der Eindruck, da wollte jemand nur ein stilles Kopfnicken einsammeln.

      Das jedoch ist Politik- Ansatz, den man nicht unbedingt braucht, und mit dem man in der CDU- Führung auch nicht identifiziert werden möchte.

      Bekommst Du diese Meinungsäußerung auf die Reihe, ohne die Fassung zu verlieren, @farniente ?
      Avatar
      schrieb am 24.04.04 07:17:33
      Beitrag Nr. 1.540 ()
      #1501
      #1502

      farniente,

      die amis hatten mal die geschichte ihrer sklaven in einer serie verfilmt: "roots" war der titel.

      kunta kinte war darin ein junger sklave voller energie und kraft.

      sein farmer wollte aber, daß er zukünftig toby heiße.
      nach langen torturen war kunta schließlich doch gebrochen, und er gab schließlich mit kläglicher stimme zu: ja, toby!

      "toby" war also gezwungen worden, diesen namen zu akzeptieren.

      wenn ich poly richtig verstanden habe, war es aber ganz anders: kunta kinte wollte nämlich den farmer zwingen, diesen (falschen) namen zu akzeptieren.

      daß es also ganz anders war, anders als es uns "roots" (vermeintlich?) darstellt, diese wahrheit haben WIR nun zu akzeptieren.

      und wenn ich poly doch nicht richtig verstanden haben sollte, dann muß ich nochmal in die grundschule - am besten in eine amerikanische. damit ich endlich richtig ticken lerne und begreife, daß logik lediglich eine zwangsvorstellung ist.

      vorerst vermute ich mal, daß dir, farniente, eine nachschulung auch nicht schaden könnte.
      Avatar
      schrieb am 24.04.04 13:50:10
      Beitrag Nr. 1.541 ()
      erika

      du merkst ja selber, daß Du nochmal ganz von vorne anfangen solltest, und Dir schwant ja auch, daß es mit der Grundschule nicht getan sein könnte.

      Es geht ums "richtige ticken".

      Sowas bekommt man aber nicht beigebracht, das ist Teil
      des Inventars. Die einen können gut singen. Die anderen können besonders weit pinkeln.
      Avatar
      schrieb am 24.04.04 15:59:36
      Beitrag Nr. 1.542 ()
      ach sep,

      das problem kennst du doch:

      für einen wirklichen neuanfang müßte ich wiedergeboren werden - wie es bush bereits ist.

      und - ich müßte in israel wiedergeboren werden.

      erst dann hätte ich logik und wahrheit ganz auf meiner seite.
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 10:56:16
      Beitrag Nr. 1.543 ()
      http://www.tagesspiegel.de/politik/index.asp?gotos=http://ar…

      "Das Risiko, Jude zu sein

      ANTISEMITISMUS

      Von Frank Jansen

      Es gehört zum Alltag in Deutschland, dass Synagogen von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht werden müssen. Und prominente Juden besonderen Schutz benötigen. Dass ein Teil der Jugend die Musik kahlköpfiger Bands konsumiert, die in ihren Texten gegen Juden hetzen. Unter jungen Muslimen scheint es zum guten Ton zu gehören, Hass auf „die Juden“ zu äußern. Und sich zu freuen über Selbstmordanschläge extremistischer Palästinenser mit hohen Opferzahlen unter israelischen Zivilisten. Jahr für Jahr werfen meist unbekannt bleibende Friedhofsschänder jüdische Grabsteine um oder beschmieren sie mit Nazi-Symbolen. Zum Alltag der Juden in Deutschland gehört die Angst.

      In dieser Woche werden in Berlin Politiker, Publizisten und Wissenschaftler bei Konferenzen der OSZE und der Nicht-Regierungsorganisationen über den Antisemitismus beraten. Auch in Frankreich und anderen Ländern werden Juden, ihre Gebetshäuser und Geschäfte attackiert. Der Hass tritt wellenförmig auf, derzeit scheint er in Europa etwas abzuflauen. Dennoch sind die Konferenzen überfällig: als Signal des Widerstands gegen den Hass auf Juden und die Gewöhnung daran. Wie stark der Impuls sein wird, hängt auch vom Verlauf der Konferenzen ab. Wird es gelingen, die Vielschichtigkeit der Bedrohung und die daraus resultierende Einzigartigkeit des Antisemitismus zu verdeutlichen? Kein anderes Volk ist in den letzten 2000 Jahren derart diskriminiert, verfolgt und mit Pogromen überzogen worden. Selbst nach dem Holocaust, dem bis heute unfassbaren Vernichtungswahn der Nazis, ist der Antisemitismus nicht weltweit geächtet. Die Koalition der Ressentiment-Verfechter ist außergewöhnlich breit und hartnäckig, ihre Allianz reicht von Rechtsextremisten, Rechtspopulisten und linken Antizionisten über Islamisten sowie ihre Terroristen bis hin zu muslimischen Staatsoberhäuptern – und schließt viele „normale“ Bürger ein, die privat und halblaut „den Juden“ geldgieriges Weltmachtstreben unterstellen.

      Das globale Bündnis der Unbelehrbaren glaubt, es habe ein ganz aktuelles Argument. Die harte Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern wird als „Beweis“ angeführt für Behauptungen wie diese: „Die Juden“ wollten mit „den Amerikanern“ den Nahen Osten beherrschen. „Die Juden“ oder „die Israelis“ agierten wie die Nazis. Linke Friedensfreunde haben Scharon mit Hitler verglichen, zum Beispiel bei der großen Berliner Demonstration vor dem Irakkrieg. En passant werden damit das NS-Regime und der Völkermord an den Juden verharmlost.

      Kritik an der Politik der israelischen Regierung ist notwendig, wie bei jeder anderen Regierung auch. Doch die Argumente sind nur so weit legitim, wie sie antisemitische Stereotypen meiden. Kein noch so harter Schlag des israelischen Militärs rechtfertigt auch nur eine antisemitische Andeutung. Demokraten dürfen sich da keine falsche Toleranz erlauben. Die Affäre um die antijüdischen Attacken Jürgen Möllemanns, vor allem aber das lange Zaudern der FDP-Spitze, hat die Sorge geweckt, in Deutschland könnte der Antisemitismus eine politische Aufwertung erfahren. Die CDU hat nach der „Tätervolk“-Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann schneller und radikaler reagiert.

      Die Antisemitismus-Konferenzen sind auch eine Aufforderung an die Gastgeber, die Stärke der eigenen Abwehrkraft gegen den Antisemitismus zu prüfen. Laut Umfragen hegen 15 bis 20 Prozent der Deutschen latent oder sogar explizit Ressentiments gegen Juden. Hinzu kommt die offene Feindschaft in der wachsenden Gruppe muslimischer Zuwanderer. Ein Alltag ohne Angst ist für die jüdischen Gemeinden wohl noch lange eine Illusion. "


      Doch die Argumente sind nur so weit legitim, wie sie antisemitische Stereotypen meiden.

      Genau das ist meines Erachtens das Killerargument der Antifas, der Attacs, der haGalils,......

      Wer hat den die Hoheit festzulegen, was

      a) antisemitisch und
      b) ein Stereotyp ist?

      Ist etwa die Formulierung. "da gibt es kein Entrinnen. Einmal Jude, immer Jude" auch so ein antisemitisches Stereotyp?


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 12:07:30
      Beitrag Nr. 1.544 ()
      #1513

      jupiler,

      immer wenn das licht angeknipst wurde, wähnten die hunde fressbares vor ihrer schnauze, und der speichelfluß schwoll reflexartig an.

      solche reflexe scheinen auch denkblockaden bei den menschen auszulösen, wenn diese wie vom donner gerührt ununterbrochen zusammenzucken, wenn sie ununterbrochen das stichwort "antisemitismus" hören. das triumphgeschrei der eizenstads, scharons, sabans, soros´, murdochs scheint diesen effekt noch zu verstärken.

      ob nun denkblockade oder nicht denkblockade: jedenfalls kommt anscheinend niemand auf die frage, was semitismus denn nun eigentlich ist - wenn das gegenteil davon ununterbrochen beschworen wird.

      auch scheint es allen hekuba zu sein, daß juden eine minderheitsfraktion der semiten sind, bei denen es sogar eine vielzahl von blauäugigen und rothaarigen gibt - im gegensatz zu den arabern.

      sich das mal vor augen zu halten, heißt wirklich einen riesen-antisemitismus zu konstatieren, der rund um die uhr auf uns niederprasselt.

      wer sich eine zeitung kauft oder das fernsehen anknipst, wird nicht im unklaren darüber gelassen, was die mehrheitssemiten doch für teufel sind.

      was ist nun also, wenn die majorität der semiten ständig verteufelt wird (israelische pressestimmen sind da noch deutlicher)?

      wenn die instanzen für die "definitionshoheit" von "antisemitismus", nach der du fragst, nun gefunden werden: werden die uns auch erklären, welche die richtigen antworten auf obige fragen sind?
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 12:21:39
      Beitrag Nr. 1.545 ()
      Erika,

      erklär uns doch mal ganz langsam, was du eigentlich sagen willst.

      Sind jetzt auf einmal die Blauäugigen und Rothaarigen Semiten die Führer einer Weltverschwörung?
      Haben die sich verschworen gegen die Schwarzhaarigen?
      Prasselt deshalb so viel Werbung für Haarfärbungsmittel auf uns ein, wenn man das TV anmacht?

      Wenn du allerdings wieder mit der jüdisch-kapitalistischen Weltverschwörung anrückst: Vergiss es.
      Busch ich zwar blond und blauäugig, aber m.W. trotzdem kein Jude.

      rv.
      Avatar
      schrieb am 27.04.04 14:32:13
      Beitrag Nr. 1.546 ()
      @rv: für erika ist Bush Jude im Geiste :laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.04.04 18:28:23
      Beitrag Nr. 1.547 ()
      #1515

      na, rv,

      was willst du denn nun eigentlich sagen?

      das es besser ist abzulenken als fragen zu beantworten?

      nun, das wissen wir doch längst: habt ihr uns doch immer wieder demonstriert.

      was, um aber von der ablenke einmal abzulenken, ist denn nun "semitismus"?

      früher, als "das zentrum der macht" (eizenstad) noch nicht so funktionierte, war es so, daß ein kontra, also "antisemitismus", erst auf ein pro, also "semitismus", möglich war. jetzt gibt es aber "antisemitismus" OHNE "semitismus"?

      früher hat es auch mal den begriff spiegelfechterei gegeben.

      ist der "antisemitismus" so etwas, wenn es den "semitismus"
      nicht geben sollte?

      also, was ist semitismus?

      deine ablenkende aussage zu bush ist zwar zutreffend, bedarf allerdings der ergänzung: er ist nicht nur nicht jude, er ist auch pinoccio. das hinwiederum werden viele anders sehen: er sei zwar eine puppe - aber eine marionette, anders als pinoccio.

      wenn nämlich marionetten ihre fäden kappen wollten, so könnten sie das nicht, weil sie ja fäden-gesteuert sind.

      kennedy, der ja nur an der hälfte der fäden hing, wollte diese auch noch absteifen (er wollte die fed an den kongress zurückgeben) - dann lag er natürlich am boden, wie es bei marionetten eben so ist.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 09:42:15
      Beitrag Nr. 1.548 ()
      http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/politik/story674713.html

      Droht neuer Antisemitismus?

      EU-Erweiterung weckt Befürchtungen -
      "Problem in Osteuropa kaum aufgearbeitet"

      Angesichts der bevorstehenden Osterweiterung der EU gibt es Befürchtungen hinsichtlich eines Anwachsens des Antisemitismus in Europa. Mit dem Thema befasst sich eine internationale Regierungskonferenz, die heute in Berlin beginnt




      .............
      Merkel ging auch auf den Fall des aus der Unionsfraktion ausgeschlossenen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann ein. Ein Blick auf den Posteingang der CDU-Homepage zu dieser Entscheidung zeige "dumpfe und primitivste Vorurteile". Deshalb dürften sich in der CDU nicht die Stimmen durchsetzen, die das Thema nicht mehr ansprechen wollten.

      Im Zusammenhang mit der Hohmann-Affäre hatte eine Emnid-Untersuchung im Auftrag dieser Zeitung Ende vorigen Jahres ergeben, dass 79 Prozent der Deutschen der Meinung sind, ihre Landsleute seien gegenüber jüdischen Mitbürgern positiv eingestellt, nur ein Prozent glaubt das nicht. Antisemitismus-Forscher Benz sprach seinerzeit von einer "positiven Überraschung". Auch jetzt wandte er sich gegen eine Dramatisierung, warnte aber zugleich vor einer wachsenden Judenfeindlichkeit unter arabischen Einwanderern in Westeuropa sowie jungen Türken in Deutschland.



      Erst heute morgen habe ich mit meiner Frau wieder über dieses Thema gesprochen. Das oben genannte Thema war Anlaß unseres Lokalblattes, über das Thema Antisemitismus auch eine kleine Kolumne zu formulieren. Unter anderem stand da zu lesen, als Beispiel für "gelebten Antisemitismus" sozusagen, eines der stereotypen antisemitischen Vorurteile sei, daß Juden schlecht, reich, habgierig, Aussatz oder Fremdlinge seien.

      Obwohl ich schon eine Zeitlang auf der Welt bin und durchaus viele Menschen kenne, bisher habe ich es wirklich noch nie erlebt, daß jemand diesen Standpunkte aus Überzeugung vertritt oder daß sie irgendwo ausgesprochen worden wären.

      Ich habe durchaus keine Zweifel, daß der Antisemitismus in Deutschland noch vorhanden ist, daß auch Deutsche antisemitisch eingestellt sind. Ich habe aber massive Zweifel, daß es noch so viele sind, wie uns Parlamentarier und führende Politiker aller Parteien einreden wollen. Aber wenn man daran Zweifel hat und diese Zweifel schon als antisemitisch bewertet, dann könnten es doch so viele sein, wie die Politiker behaupten.

      Jedenfalls erschüttert mich jedesmal ein Schreikrampf, wenn ich jemand mit der Frage konfontiere, wer oder was denn eigentlich ein Jude sei, wenn es um Antisemitismusvorwürfe geht und der befragte dann ins Stottern kommt.

      Deutsche müssen in Deutschland die Courage haben, deutlich auszusprechen, wer antisemitisch eingestellt ist und woher diese Aussagen kommen. Es kann nicht angehen, daß man Deutschland mit der Aussage des Antisemitimus konfrontiert, dieser aber zu mehr als 90 % aus muslimischen Kreisen kommt.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 10:02:27
      Beitrag Nr. 1.549 ()
      Jupiler

      Manchmal kommt es mir schon so vor als, wenn es in manchen Kreisen geradezu "chic" und ein Zeichen des eigenen makellosen Gutmenschendaseins wäre, den Deutschen kollektiv Antisemitismus vorzuwerfen.

      Abgesehen davon daß es selbstverständlich einen braunen Bodensatz und einige ewig gestrige gibt, deren Anzahl aber sicher nicht größer ist als die der "bekennenden" Antiamerikafraktion, bin ich schon erstaunt wenn der Moderator (die coolste Sau von N-TV, laut Stefan Raab)
      vom Verblödungssender N-TV heute früh im Interview mit dem israelischen Botschafter erstmal zum besten gibt daß jeder 3. Deutsche antisemitisch eingestellt wäre.

      Einem Drittel eines Volkes ohne Nachweis der Quelle, ohne Begriffsdefinition, ohne statistische Details einfach somal nebenbei den schlimmsten aller Rassismen zu unterstellen ist schon starker Tobak.

      Diese Einstellung kann ich mir nur so erklären, (neben amerikanischen Miteigentümern einer eindeutigen Provenienz, die an einem vorgeblichen Antisemitismus anscheinend ein ebenso plakatives Interesse haben wie so mancher deutsche Funktionär), daß es offensichtlich zwei Arten der Kritik gibt:

      1. Überziehe ich Bush mit einem Hitlervergleich, wie es eine deutsche Gutmensch-Justiz-Ministerin getan hat, dann ist das eine harte aber angemessene Kritik unter Freunden.

      2. Bin ich der Meinung daß das Mittelmeer vor Haifa im Dezember, bei meinem letzten Israelaufenthalt zu kalt zum Baden war, dann ist das Antisemitismus.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 14:05:40
      Beitrag Nr. 1.550 ()
      farniente, bei Dir sind die Textblöcke vertauscht:

      Etwa so ?



      Bin ich der Meinung daß das Mittelmeer vor Haifa im Dezember, bei meinem letzten Israelaufenthalt zu kalt zum Baden war, dann ist das Antisemitismus.

      1. Überziehe ich Bush mit einem Hitlervergleich, wie es eine deutsche Gutmensch-Justiz-Ministerin getan hat, dann ist das eine harte aber angemessene Kritik unter Freunden.

      2. Diese Einstellung kann ich mir nur so erklären, (neben amerikanischen Miteigentümern einer eindeutigen Provenienz, die an einem vorgeblichen Antisemitismus anscheinend ein ebenso plakatives Interesse haben wie so mancher deutsche Funktionär), daß es offensichtlich zwei Arten der Kritik gibt:
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 14:15:55
      Beitrag Nr. 1.551 ()
      # 1520

      Danke daß Du mein Posting so eindrucksvoll bestätigst.
      :D
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 15:25:07
      Beitrag Nr. 1.552 ()
      @farniente:
      "Bin ich der Meinung daß das Mittelmeer vor Haifa im Dezember, bei meinem letzten Israelaufenthalt zu kalt zum Baden war, dann ist das Antisemitismus."

      Eine eindeutige Diffarmierung des... Mittelmeers:laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 15:27:30
      Beitrag Nr. 1.553 ()
      übrigens zum Antisemitismus:
      je mehr darüber von den Politikern geredet wird, umso weniger wird dagegen etwas getan.

      Und mit 30% könnte es schon rein rechnerisch aufgehen - 20% Deutsche und 10% Araber :D
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 15:50:32
      Beitrag Nr. 1.554 ()
      aus der TAZ:

      Übergriffe muslimischer Jugendlicher:
      Der übertragene Nahost-Konflikt


      Übergriffe von jungen Muslimen auf Juden nehmen zu. Ihr Weltbild ist durch arabische TV-Sender geprägt. Islamisten versuchen, politischen Antisemitismus mit Koran-Zitaten zu begründen

      Von Wibke Bergemann

      Insgesamt 22 antisemitische Straftaten hat das Antifaschistische Pressearchiv in Berlin (Apabiz) im vergangenen Jahr gezählt. Die Vorfälle reichen von Schändungen jüdischer Friedhöfe und KZ-Gedenkstätten bis hin zu verbalen und gewalttätigen Attacken gegen Juden. Die meisten der dokumentierten Straftaten wurden von Rechtsextremen verübt - so weit deutsche Normalität wie bekannt.

      Doch mindestens sechsmal kam es 2003 in Berlin auch zu spontanen körperlichen Angriffen muslimischer Jugendlicher gegen Menschen, die als Juden zu erkennen waren - etwa weil sie einen Davidstern am Hals oder einen schwarzen Hut trugen. Schon im Januar 2001 wurde der Rabbiner Walter Rothschild im U-Bahnhof Wittenbergplatz von arabischen Jugendlichen attackiert. "Tendenziell werden spontane körperliche Angriffe eher von jugendlichen Migranten verübt. Antisemitische Sachbeschädigungen stammen meistens von Neonazis", beschreibt Ulli Jentsch vom Apabiz die Situation. Nach seiner Einschätzung nehmen die tätlichen Übergriffe weiter zu.

      Der Antisemitismus der nationalsozialistischen Ideologie und die antisemitischen Übergriffe muslimischer Jugendlicher seien kaum vergleichbar, meint der in Berlin lebende libanesische Islamwissenschaftler Ralph Ghadban. Wichtigster Grund für die Aggressionen der Jugendlichen ist seiner Meinung nach die Entwicklung des Nahost-Konflikts: "Wenn es da eine friedliche Lösung gäbe, wäre dieses Phänomen sofort beendet."

      Die Jugendlichen verfolgen die Ereignisse über al-Dschasira und andere Fernsehsender aus den arabischen Ländern. Rund 30 arabische TV-Programme lassen sich über Satellit empfangen, die Berichterstattung vermittelt die arabische Perspektive auf die Auseinandersetzung, nicht selten kontrolliert von der Regierung des jeweiligen Landes.

      Um die Übergriffe muslimischer Jugendlicher zu verstehen, müsse aber auch deren soziale Situation berücksichtigt werden, meint Ghadban. "Weil die Integration nicht gewollt war, sind in den vergangenen Jahrzehnten unter den Migranten Parallelgesellschaften entstanden." Und in denen hätten häufig die Islamisten das Sagen. "Ich kenne keinen arabischen Moscheeverein, der moderat ist", so Ghadban. Die Moscheen werden organisiert von Hamas, Hisbollah oder Wahhabiten.:eek::eek: Zwar sei nicht jeder Moscheegänger ein Anhänger der Islamisten. Doch "immer besteht die Gefahr, dass diese Gruppen, die versuchen, den politischen Antisemitismus religiös mit Koran-Zitaten zu begründen, die Gläubigen beeinflussen". Immer wieder gehen islamistische Gruppen auch in Berlin mit offen antisemitischen Parolen auf die Straßen. Ein Beispiel: In dem Bulletin "Antisemitismus und Antiamerikanismus" dokumentiert Claudia Dantschke vom Zentrum Demokratische Kultur eine Pro-Palästina-Demonstration im September 2002 auf dem Potsdamer Platz: Jugendliche Hisbollah-Sympathisanten verbrannten Israel-Fahnen und skandierten: "Wir wollen keine Judenschweine", vereinzelt auch: "Sieg heil".

      In Kreuzberg hat sich im Herbst nach den Anschlägen in Istanbul die "Migrantische Initiative gegen Antisemitismus" gegründet, um den islamistischen Tendenzen in der türkischen Community entgegenzutreten. Islamistische türkische Zeitungen wie Vakit werden in Deutschland trotz offen antisemitischer Titel wie "Der Jude ist tollwütig geworden" frei verkauft. "Wir wollen den Zusammenhang zwischen Islamismus und Antisemitismus aufzeigen und die Sensibilität für Antisemitismus in den säkularen türkischen Kreisen schärfen", sagt Aycan Demirel von der Migrantischen Initiative. Doch auch hier stößt die Gruppe auf Widerstände: Manche türkische Organisationen zögen es vor, den Antisemitismus in der türkischen Gesellschaft zu tabuisieren. Etwa weil sie fürchten, solche Themen könnten die EU-Ambitionen der Türkei gefährden.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 15:53:09
      Beitrag Nr. 1.555 ()
      dieselbe TAZ:

      Wolfgang Benz:
      "Es gibt eine neue Judenfeindschaft"

      Antisemitismus tritt in vielen Formen auf - darunter die verdeckte Feindschaft gegen Juden im Alltagsgespräch

      Interview: Detlef Rudel, AP

      taz: Antisemitismus wird in der Öffentlichkeit meist mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Trifft dies so zu?

      Wolfgang Benz: Das trifft zu, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Antisemitische Manifestationen wie Friedhofsschändungen oder Attacken auf Personen gehen in der Regel auf rechtsextreme Antisemiten zurück. Aber ein viel größeres Feld ist der Alltags-Antisemitismus, also verdeckte Judenfeindschaft, die sich im Alltagsgespräch äußert. Dazu muss man überhaupt nicht rechtsextrem sein.

      Von welchen Gruppen geht das aus?

      Es geht quer durch alle Gruppen. Der Oberstudienrat kann genauso Judenfeind sein wie der Maurermeister oder der arbeitslose Hilfsarbeiter.

      Dann ist das auch sicher nicht eine auf Deutschland beschränkte Erscheinung?

      Keineswegs. Antisemitismus ist wohl das älteste soziale, politische, kulturelle Vorurteil, das wir kennen. Es ist so ziemlich weltweit verbreitet. In Deutschland ist das Problem übrigens gar nicht so alarmierend wie in manchen anderen Ländern.

      Beispiel?

      Osteuropa. In den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, aber auch in Polen gibt es einen virulenten Antisemitismus, der dort salonfähiger ist als in Deutschland. In Frankreich, Belgien und den Niederlanden gibt es einen anderen Antisemitismus. Er geht von jungen islamischen Einwanderern aus Arabien und Nordafrika aus, die sich vehement als Judenfeinde artikulieren.

      Könnte man das nicht einfach auch als religiösen Antagonismus bezeichnen?

      Antisemitismus ist der Oberbegriff für jede Form von Judenfeindschaft. Die älteste Form ist der religiös motivierte Antijudaismus, der in unserer säkularisierten Gesellschaft keine große Rolle spielt. Dann gibt es den so genannten modernen Antisemitismus, das ist die pseudowissenschaftlich mit der Rassenlehre argumentierende Judenfeindschaft, die von Hitler praktiziert wurde. Die dritte Form ist der Antizionismus als Kampfbegriff nicht nur gegen den Staat Israel, sondern fast immer gegen die Juden als Kollektiv. Und es gibt viertens einen sekundären Antisemitismus: Das ist eine neue Judenfeindschaft in Deutschland, die nicht trotz, sondern wegen Auschwitz funktioniert, also eine Abneigung gegen Juden, weil sie uns an deutsche Verbrechen erinnern, weil Wiedergutmachungszahlungen geleistet wurden, weil sie uns daran hindern, den Schlussstrich zu ziehen.

      Wo ist die Grenze zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus?

      Die legitime Israelkritik richtet sich gegen einzelne politische Maßnahmen der derzeitigen israelischen Regierung und kritisiert sie mit Argumenten, weil sie beispielsweise erkennbar nicht zum Frieden führen können, weil sie die Gewaltspirale immer wieder neu beschleunigen. Wenn aber die Israelkritik umschlägt in eine Verallgemeinerung, die sagt, die Juden sind eben so - "Auge um Auge, Zahn um Zahn" - und weil das Juden sind, benehmen sie sich so, dann ist das keine Israelkritik mehr, sondern Antisemitismus.

      Deutschland ist heute und morgen Gastgeber der OSZE-Konferenz über Antisemitismus. Was kann eine solche Konferenz leisten?

      Diese Konferenz, auf der 55 Staaten vertreten sein werden, kann nicht viel mehr leisten als eine feierliche Verurteilung des Antisemitismus. An konkreten Schritten wird eine solche Konferenz ziemlich wenig bewirken. Sie kann aber darauf dringen, dass in den einzelnen Mitgliedsländern Aufklärung verbessert werden soll, dass etwa weißrussische oder ukrainische oder aserbaidschanische Schülerinnen und Schüler besser über Antisemitismus und seine Folgen, die Völkermord sein können, informiert werden.

      Das ist nicht gerade eine überragende Funktion …

      … aber eine wichtige. Sie sendet an gegenüber dem Antisemitismus weniger aufgeklärte Länder wie Weißrussland, Russland, die baltischen Länder und Polen ein Signal: Es gibt eine Verabredung in Europa, die primitive Instrumentalisierungen von Vorurteilen wie Antisemitismus ächtet - weil sie den Spielregeln unserer zivilisierten europäischen Gesellschaft widersprechen.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 16:57:58
      Beitrag Nr. 1.556 ()
      Studie: Jeder Dritte denkt antisemitisch
      Vorbehalte in Deutschland und neun weiteren Staaten untersucht


      Alexander Mäder


      BERLIN, 26. April. In Deutschland sind die Vorbehalte gegenüber Juden weiter verbreitet als im übrigen Europa. Zu diesem Ergebnis kommt die amerikanische Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation-League (Anti-Diffamierungs-Liga, kurz ADL) in einer Umfrage, die sie am Montag in Berlin vorgestellt hat. Dazu wurden 5 000 Personen in zehn europäischen Ländern telefonisch befragt. Dabei stimmten 36 Prozent der deutschen Teilnehmer mehreren antisemitischen Aussagen zu. Vor zwei Jahren hatte der Anteil mit 37 Prozent ähnlich hoch gelegen.

      Dagegen sind in den meisten anderen untersuchten Ländern der ADL zufolge antisemitische Tendenzen deutlich zurückgegangen. ADL-Direktor Abraham Foxman nannte Frankreich als positives Beispiel: Seit der letzten Untersuchung vor zwei Jahren sei dort der Anteil von Menschen mit antisemitischen Einstellungen von 35 auf 25 Prozent gesunken. Gestiegen sei der Anteil der Antisemiten nur in Großbritannien (von 18 auf 24 Prozent) und in den Niederlanden (von sieben auf neun Prozent).

      Vorbild Frankreich

      In einer kürzlich veröffentlichten Studie der europäischen Rassismus-Beobachtungsstelle in Wien waren europäische Skinheads und junge arabische Muslime für antisemitische Gewalttaten verantwortlich gemacht worden. Aus der ADL-Umfrage sind solche Schlussfolgerungen nicht möglich, da die Befragten ihre Religionszugehörigkeit nicht angeben mussten. Die positive Entwicklung führte der ADL-Direktor Foxman darauf zurück, dass der Antisemitismus nun von den Regierungen ernst genommen und offen angesprochen werde.

      Foxman gab zwar auf Nachfrage zu, dass einige der befragten Personen gelogen haben könnten. Doch sei das immer noch besser, als wenn sie ihre Vorurteile offen aussprächen. "Wenn die Menschen glauben, sie müssten ihre antisemitische Haltung verbergen, dann reicht mir das", sagte er.

      Als zentralen Punkt der Umfrage nannte Foxman die Aussage, dass Juden Israel gegenüber loyaler seien als ihrem eigenen Staat. 50 Prozent der Deutschen hielten diese Aussage wahrscheinlich für wahr. Der Anteil sei damit zwar um fünf Prozentpunkte gesunken, aber nach Italien (57 Prozent) der zweithöchste.

      Besonderes Gewicht maß der ADL-Direktor den Fragen zum Nahost-Konflikt bei. Die Antworten zeigen, dass sich die Einstellung der Europäer zu Israel verschlechtert hat. Nur 23 Prozent stehen Israel positiv gegenüber; vor zwei Jahren waren es noch 28 Prozent gewesen. Foxman sieht darin eine Form von Antisemitismus. "Die Kritik an Israel hat ein irrationales Niveau erreicht", sagte er. Die Antworten würden daher mehr widerspiegeln als bloß eine Ablehnung der israelischen Politik. In der Umfrage hat der ADL jedoch nicht zwischen dem Staat Israel und seiner Regierung unterschieden.

      "Irrationale Kritik" am Grenzzaun

      Als Beispiel für seine These nannte Foxman den Grenzzaun zu den palästinensischen Gebieten. Er wolle die Anlage nicht verteidigen, doch er finde es "etwas seltsam", wenn 69 Prozent der Europäer ihn für rechtswidrig hielten. Diese Schlussfolgerung hält er für voreilig. Foxman akzeptiert zwar anti-nationalistische Einstellungen. Doch wer nur den Nationalismus der Juden und nicht auch den der Palästinenser kritisiere, der sei ein Antisemit.

      Auch andere Zahlen belegen das schlechte Ansehen Israels in Europa: Nur ein Drittel der Befragten gab an, sie hielten Israel für eine offene und demokratische Gesellschaft. Ebenso wenige glauben, dass Israel an einem Abkommen mit den Palästinensern interessiert ist. Dafür behauptet jeder Dritte, dass die israelischen Verteidigungskräfte absichtlich Zivilisten angreifen würden.

      Allerdings ist auch der Anteil der Sympathisanten der Palästinenser gesunken. Immer weniger Europäer wollen sich auf eine der beiden Seiten schlagen. Der Anteil dieser Gruppe stieg in den vergangenen zwei Jahren von 32 auf 40 Prozent.

      Von der Antisemitismus-Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die am Mittwoch in Berlin beginnt, erwartet Foxman, dass sie ein internationales Überwachungssystem für antisemitische Tendenzen etabliere.



      http://www.BerlinOnline.de/berliner-zeitung/politik/335962.h…
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 16:59:58
      Beitrag Nr. 1.557 ()
      Hohmanns Vorurteile

      Juden seien auch ein Tätervolk gewesen, sagt Martin Hohmann, und zwar während der russischen Revolution. Dieses Vorurteil ist ziemlich alt - es gehörte bereits zum Standard-Repertoire der Nazi-Propaganda. n-tv.de hat mit Professor Wolfgang Benz vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin gesprochen, um den Hintergrund solcher Vorurteile zu klären.

      n-tv.de: Eine plakative Frage zum Anfang: Welche sind die fünf populärsten Stereotypen, die über Juden kursieren?

      Benz: "Juden sind geldgierig, und sie scheuen ehrliche Arbeit, wuchern und schachern lieber. Sie machen aus allem ein Geschäft. Juden haben den Kommunismus erfunden. Juden haben den Kapitalismus erfunden. Juden sind falsch und verschlagen, weil sie von ihrer Religion dazu verpflichtet sind." Und das Wichtigste vielleicht: "Juden streben nach der Weltherrschaft und sind ein verschwörerisches, international agierendes Pack." Das sind die gängigen, uralten Stereotypen.

      Im Zusammenhang mit Hohmann wird der Vorwurf des Antisemitismus erhoben. Was ist Antisemitismus genau?

      Antisemitismus ist der Oberbegriff für alle Formen von Judenfeindschaft. Das schließt also ein: Judenfeindschaft aus religiösen Motiven, das ist die ältere Form, mit dem Vorwurf, Juden hätten Jesus Christus ans Kreuz geschlagen, sie hätten also Gottesmord begangen. Das ist die Judenfeindschaft des Mittelalters bis zur frühen Neuzeit. Antisemitismus im engeren Sinne ist der rassisch begründete Antisemitismus, im vorigen Jahrhundert aufgekommen. Die religiöse Judenfeindschaft endet ja mit der Taufe des Juden. Der moderne Antisemitismus behauptet, Juden hätten gewisse Rasseeigenschaften, und damit kann Judenfeindschaft nur aufgelöst werden durch Vertreibung oder Vernichtung des Juden.

      Kommen wir zu Hohmanns Behauptung: Juden = Bolschewisten = Mörder. Wie entsteht so ein Vorurteil?

      Das Vorurteil ist nach der russischen Revolution entstanden. Es wurde dann dadurch genährt, dass in der Münchner Räterepublik angeblich auch viele Juden an führender Stelle tätig waren. Da in der ungarischen Räterepublik 1919 mit Bela Kuhn "ein Jude" der Führer war, ist das so ein Erklärungsmodell der schlichten Gemüter, die Kommunismus als etwas sehr Bedrohliches ansahen und dann ihre Weltverschwörungstheorien darauf projiziert haben.

      Das ist vollkommen falsch. Zwar hatten einige der Revolutionäre, wie Trotzki, von ihrer Familienherkunft einen jüdischen Hintergrund. Aber genauso wenig, wie man Karl Marx zum Judentum schlagen kann, weil einige seiner Vorfahren Rabbiner waren, kann man Sie oder mich, weil wir zufällig katholisch oder evangelisch getauft sind, als Vertreter der katholischen oder evangelischen Religion in Anspruch nehmen. Das ist das Infame daran, aber es ist einfach wirkungsvoll. Das haben zur virtuosen Meisterschaft Goebbels und die Seinen gebracht. Deshalb ist das mit Hohmann auch so besonders unappetitlich. Weil die nationalsozialistische Propaganda mit der Gleichsetzung Bolschewismus, also Kommunismus, und Judentum gearbeitet hat.

      Werden diese simplen Vorurteile wieder zum "Mainstream"?

      Da spricht überhaupt nichts dafür. Im Unterbewusstsein spielt das natürlich eine Rolle, aber nicht in der politischen Argumentation. Das ist ja das Einmalige im Skandal um Hohmann: dass es eine geschlossene Argumentation ist, dass er minuten- und seitenlang in seiner Rede diese Argumente gegen die Juden zusammengebaut hat, die er aus einem dubiosen Buch mit dem Titel "Jüdischer Bolschewismus" herausgefischt hat. Ein Buch aus dem rechtsradikalen Rand, in einem völlig unbekannten Verlag erschienen, von einem dubiosen Mann geschrieben, in dem diese ganzen Vorwürfe zusammengeführt sind. Das ist nicht "Mainstream" und das wird auch nicht "Mainstream" werden, sondern das ist eine bestimmte, kleine Sekte.

      Man muss also nicht befürchten, dass es keiner äußert, es aber vor sich hin gärt?

      Da gibt es natürlich ein schönes Beispiel: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren plötzlich antisemitische Stereotype wieder da, von denen 70 Jahre lang in Russland keine Rede war. Was da abgelagert am Grunde irgendwo liegt, kann durchaus wieder virulent werden, wenn denn dafür Bedingungen da sind. Ich sehe diese Bedingungen in Deutschland derzeit nicht. Die heftige Abwehrreaktion gegen Hohmann scheint mir da ein wichtiges Indiz dafür.

      Wie sollte man gegen antisemitische Vorurteile vorgehen?

      Da hilft natürlich nur eines: Aufklärung, vernünftige Schulbildung, Lehrerbildung an den Universitäten. Etwas anderes gibt es nicht. Damit werden Leute auch in den Stand gesetzt, das, was Hohmann verzapft, als Unsinn und abgestandenes Zeug aus der historischen Mottenkiste zu entlarven.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:06:12
      Beitrag Nr. 1.558 ()
      # 1527 nichtdie

      Bereits Dein erster Satz ist falsch. Hohmann hat das nicht gesagt.
      Dem Verlag Gruner & jahr wurde es unter einer Androhung von € 250.000 Bußgeld untersagt genau diese Behauptung aufzustellen.

      Du wiederholst also eine rechtlich falsche und verbotene Aussage. Damit sind 2 Sachen klar:

      1. Dein Posting zu lesn rentiert nicht, Du beginnst mit einer rechtlich verbotenen Falschaussage.

      2. PolyMod: Ich forde Dich auf das Posting 1527 zu löschen. Grundlage hierfür sind Deine Löschungen im hossinger-DCB-Thread.

      Danke vorab.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:17:43
      Beitrag Nr. 1.559 ()
      @farniente:
      es ist nicht mein "erster Satz", der Text stammt von der NTV-Redaktion :D
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:19:35
      Beitrag Nr. 1.560 ()
      P.S: und ich persönlich halte Hohmann für einen waschechten Antisemiten. Tut mir leid für dich :D
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:22:38
      Beitrag Nr. 1.561 ()
      1529

      Gut. Es hätte mich gewundert wenn Du eine solche Falschbehauptung aufgestellt hättest.

      Allerdings bin ich verwundert daß PolyMod nicht einfach das Posting löscht. Es enthält ganz klar eine unrichtige und verbotene Aussage. In einem anderen Thread war er da sehr viel schneller und konsequenter.

      Naja, vielleicht hat er viel zu tun oder seine Aktien laufen besser als meine.
      :D
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:24:47
      Beitrag Nr. 1.562 ()
      @farniente: das glaube ich nicht - heute läuft es bei keinem besser :(
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:25:14
      Beitrag Nr. 1.563 ()
      263 antisemitische Straftaten im ersten Quartal 2004


      Berlin (ddp). In Deutschland sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres insgesamt 263 antisemitische Straftaten registriert worden. Drei Personen seien bei diesen Straftaten verletzt worden, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Fritz Rudolf Körper (SPD), am Mittwoch in Berlin in der Fragestunde des Bundestages. Er verwies darauf, dass sich diese Zahlen «auf Grund von Nachmeldungen» der Länder noch «teilweise erheblich» verändern könnten
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:27:46
      Beitrag Nr. 1.564 ()
      1530

      Du kannst Hohmann auch für den Weihnachtsmann halten. Das ist Deine persönliche Wertung.

      Du darfst ihm aber nicht Sachen direkt oder indirekt in den Mund legen die er nicht gesagt hat, und von einem Gericht so auch festgestellt wurde. Sonst ist das üble nachrede und Verleumdung und Beleidigung.

      Tur mir leid für Dich
      :D

      Frage am Rande: Wird das Problem Antisemitismus nicht verniedlicht wenn wir uns mit solchen Randproblemen aufhalten ? Antisemitismus war, im wahrsten und schrecklichsten Sinne des Wortes ein tödliches Problem und könnte es wieder werden. Ich brauche mir nur die Sympathie im WO-Board 8in einigen Threads) für die Selbstmordanschläge der Palästinenser anschauen. Da ist der Antisemitismus manchmal deutlich zu lesen !!
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:32:44
      Beitrag Nr. 1.565 ()
      @farniente:

      das ist kein Randproblem. Hohmann hat nicht als Privatperson gesprochen, sondern als Bundestagsabgeordneter und Mitglied der Bundestagsfraktion der CDU. Auch das berühmte Konjuktiv rettet ihn nicht vom Vorwurf des Antisemitismus.
      Aber in einem hast du natürlich Recht - die Schlacht ist geschlagen, nachtreten sollte man tunlichst nicht...

      Der zweite Teil deines Postings spricht mir aus vollem Herzen :)
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:40:54
      Beitrag Nr. 1.566 ()
      nichtdie,

      ich fordere dich auf, zu den von dir geposteten fremden Texten die Quelle anzugeben.


      farniente,

      welche Aussage ist falsch resp. verboten?
      Das Frankfurter Oberlandesgericht hat lediglich dem Stern verboten, die Rede Hohmanns auf diese Aussage zu verkürzen.

      Aus http://www.n-tv.de/5224135.html:
      In der "Stern"-Jahreschronik hatte es zum 3. Oktober 2003 geheißen: "Der hessische CDU-Abgeordnete Martin Hohmann bezeichnet in seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit Juden als `Tätervolk`."
      In der ersten Instanz hatte das Landgericht Fulda noch dem Verlag Recht gegeben, da es sich um eine von der Meinungsfreiheit gedeckte "wertende Zusammenfassung" gehandelt habe.
      Nach Ansicht der Frankfurter Richter konnte diese Tatsachenbehauptung aber nicht als wahr erwiesen werden. Hohmann selbst behauptet, er habe gesagt, weder Juden noch Deutsche seien Tätervölker gewesen. Auch dieser Darlegung mochten sich die Richter nicht anschließen. Mit seiner vorherigen Aufzählung angeblicher jüdischer Verbrechen habe er den Eindruck erwecken wollen, objektiv könne man die Juden als Tätervolk bezeichnen.


      Ausdrücklich darf der Stern die Behauptung wiederholen, wenn er dabei deutlich macht, dass dies keine Tatsachenbehauptung, sondern eine Wertung dieser Rede ist.
      Dies wird m.E. in dem zitierten Benz-Interview deutlich.
      (vgl. http://www.olg-frankfurt.justiz.hessen.de/C1256BA70030E5C7/v…)
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:45:29
      Beitrag Nr. 1.567 ()
      @Polymod: die Quelle habe ich doch genannt - NTV. :cry:
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:49:23
      Beitrag Nr. 1.568 ()
      nichtdie:

      Ein bisschen genauer (url) hätte ich schon gerne.
      Dies gilt natürlich nicht nur für dich.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 17:52:01
      Beitrag Nr. 1.569 ()
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 18:05:08
      !
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      Avatar
      schrieb am 28.04.04 18:11:13
      Beitrag Nr. 1.571 ()
      sorry: Der unten angegebene Link auf das Hohmann-Urteil scheint nicht mehr zu stimmen.
      Jetzt findet sich die Pressemitteilung unter http://www.olg-frankfurt.justiz.hessen.de/internet/OLG-Frank…

      (Oder einfach bei http://www.olg-frankfurt.justiz.hessen.de suchen nach ,,Hohmann".)
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 18:48:16
      Beitrag Nr. 1.572 ()
      Martin Hohmann:
      Das Dilemma der Konservativen
      Hintergrund - Der Umgang der Union mit ihrem rechten Rand...


      Ulli Jentsch

      Die antisemitische Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann hatte nach längerem Gezerre doch Konsequenzen: Der Rechtsaußen wurde aus der Fraktion ausgeschlossen. Gleichzeitig warfen die zahlreichen Medienberichte ein Schlaglicht auf die erzkonservativen Verhältnisse im hessischen CDU-Landesverband, den rechten Rand der CDU sowie den Umgang der Gesamtpartei hiermit: Die Union schwankt zwischen provinziellem Populismus und modernem Konservatismus. Sie spiegelt damit das Grunddilemma der deutschen Rechten wider: Wie deutlich fällt der historische Bezug auf das antidemokratische Denken ihrer historischen Vorgänger aus, der deutsch-nationalen Rechten in der Weimarer Republik?



      Nicht erst seit den Wahlerfolgen von Ministerpräsident Roland Koch, die u.a. mit der Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft einhergingen, muss der hessische Landesverband der Christdemokraten als Rechtsausleger betrachtet werden. Der 2002 verstorbene ehemalige Landesvorsitzende Alfred Dregger galt über Jahrzehnte als erster Repräsentant der sogenannten »Stahlhelm-Fraktion«, dem deutsch-nationalen Flügel der CDU. Der Kriegsteilnehmer war für seinen strammen Antikommunismus berüchtigt und prägte den Wahlkampfslogan »Freiheit oder Sozialismus«. Auch Roland Koch hat seine rechtspopulistischen Qualitäten zu Genüge unter Beweis gestellt. Mal waren es unsägliche Vergleiche mit der NS-Zeit, mal die Ankündigung, die angeblich fehlende »nationale Identität« in Deutschland zum Hauptthema der Bundestagswahl zu machen. Koch integriert bewusst den rechten Rand: Mitte-Rechts-Regierungen seien das beste Mittel gegen Rechtsextremismus, so Koch in einem Interview.(1)



      Hohmann: »Hoffnungsträger« und Prototyp



      Dass auch Martin Hohmann auf dem äußersten rechten Rand der Union angesiedelt ist, darüber konnte schon lange vor der nun skandalisierten Rede kein Zweifel sein. Hohmann ist nicht nur ein Repräsentant des Konservatismus, der über seine Sympathien für die Themen der Konservativen Revolution – nationale Identität, Entlastung der deutschen Geschichte, Innere Sicherheit, Anti-Immigration – nie einen Hehl gemacht hat. Er kann sogar als Prototyp eines Politikers beschrieben werden, der als Mittler zwischen dem rechtsextremen Milieu – beispielsweise der Jungen Freiheit (JF) – und dem rechten Flügel der Union tätig ist.(2)

      Durch Hohmanns Reden und Artikel zieht sich als roter Faden sein Einsatz für die »Normalisierung« der deutschen Geschichte und gegen die »Künder des rot-grünen Geschichtsprojekts«, in dem »weltweit einzigartig die eigene Nationalgeschichte sisyphusartig auf immer neue Quellen von möglichen Selbstvorwürfen durchpflügt«(3) werde. Er polemisierte im extrem rechten Ostpreußenblatt gegen die Wehrmachts-Ausstellung und stilisiert die »alten Männer« der Wehrmacht zu Opfern der Familie Reemtsma, die »in der NS-Zeit Riesenprofi e gescheffelt« habe. Gegen die Stiftungsinitiative zur Entschädigung für Zwangsarbeiter stimmte der Abgeordnete, weil er seine »persönliche Ablehnung [...] von der Regierung auch als Appell für eine Initiative für deutsche Zwangsarbeiter verstanden«(4) wissen wollte. Martin Hohmann trat gegen das Holocaust-Mahnmal ein und nutzte die Bomben auf Bagdad, um den alliierten Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg anzuprangern. Er forderte die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung für deutsche Soldaten – ein Vorschlag, der sogar von Weltkriegs-Veteranen als »unpassend« bezeichnet wurde.(5)

      Aber auch in anderen Bereichen vertritt der Noch-Christdemokrat Positionen und bedient Themen, die sich mit »neurechten« Topoi decken. Sein Fazit der Kampagne gegen den Doppelpass: »Die nationale Karte, vernünftig und moderat gespielt, hat gestochen und den Sieg gebracht. [...] Der normale Deutsche (sic!) macht nicht den langen Weg an den rechten Rand, weil er sich dicht bei der Mitte schon gut aufgehoben fühlt.«(6)

      Seine Positionen machten Hohmann zum Autor des Ostpreußenblattes und gern gesehenen Interview-Partner der JF. Dies wiederum führte ihn zum JF-nahen Institut für Staatspolitik. 2001 nahm er hier an zwei Tagungen teil. Die JF berichtete von der 2. Sommerakademie: »Die Anschläge vom 11. September sah Hohmann als neue Chance für ‚rechte’ Themen; in den Bereichen der Inneren Sicherheit und des multikulturellen Großversuchs würden seither konservative Stimmen verstärkt gehört.«(7) Auf dem 3. Berliner Kolleg trug Hohmann die Ergebnisse einer IfS-Studie zur »Nationalen Identität« vor, flankiert von Alexander von Stahl, Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann.

      Diese inhaltliche und organisatorische Verflechtung, seine Mitarbeit in den »neurechten« Netzwerken ließ Hohmann als »Hoffnungsträger der jungen Konservativen in der Union« erscheinen,(8) einer Strömung, die fester Bestandteil der CDU ist.



      Vom Umgang mit einem Dilemma



      Der Provinzfürsten Hohmann weiß nach wie vor die lokale Basis hinter sich und hat Wahlergebnisse erkämpft, die deutlich über 50 Prozent liegen. Und Martin Hohmann ist nicht der Einzige, der seit Jahren mit dieser Politik gut abschneidet.(9) Der provinzielle Populismus der christlichen Konservativen spricht mit seinen nationalistischen und rassistischen Ressentiments die breite Wählerschicht an. Er ist damit die in Deutschland erfolgreichste Variante des sogenannten Rechtspopulismus (10) – wenn er auch bislang außerhalb des »deutschen Mittelwestens« nicht konsensfähig ist.

      Hierin liegt das Dilemma der Parteioberen: Ihre Rechtsausleger sind einerseits die deutlichsten Wahlsieger. Andererseits befinden sich ihre Positionen teilweise im Widerspruch zu den Grundwerten der Union. Martin Hohmanns expliziten Bezüge – z.B. auf das antisemitischen Standardwerk von Henry Ford – stehen in der Denktradition einer deutsch-nationalen und antidemokratischen konservativen Rechten der Weimarer Zeit. Sie kommen den Rückgriffen der sogenannten »Neuen Rechten« auf ideologische Vorläufer des Nationalsozialismus nahe, auf die sogenannte Konservative Revolution. Gerade die Abgrenzung zu diesen Traditionen aber, die auch zu den Totengräbern der ersten deutschen Demokratie gehört hatten, führte nach 1945 zur Gründung der CDU als christlich-demokratischer Partei, deren Führungsriege die Konzentrationslager überlebt hatte. Und eben nicht zu einer konservativen, deutsch-nationalen Partei.

      Der Umgang der Union mit diesen Rechtsauslegern ist nach wie vor geprägt von Integration, ohne ihre deutlichsten Vertreter in die erste Reihe vorrücken zu lassen. Gleichzeitig aber ist in den vergangenen 15 Jahren die Grauzone zwischen Union und extremer Rechter größer und unübersichtlicher, die Abgrenzung weniger deutlich geworden. Der Konflikt um Martin Hohmann & Co. und ihre Rolle innerhalb einer christlich-demokratischen CDU ist insofern ein Lehrstück, wie weit es extrem rechte Positionen in der Mitte der bundesdeutschen Gesellschaft heute bringen können.

      Dies wirft einerseits die Frage auf, wer der Nächste sein könnte, der in der Union die meist unsichtbaren Grenzen des guten Geschmacks überschreitet – und sich dabei erwischen lässt. Andererseits wird sich zeigen müssen, ob und wie die Union ihren Umgang der veränderten Situation anpasst. Eine Frage, die für antifaschistische Politik von höchster Bedeutung ist. Schließlich hängen die Räume, Chancen und Möglichkeiten einer extremen Rechten in der bundesdeutschen Gesellschaft ganz wesentlich von der Positionierung der Konservativen hierzu ab.



      1) Der Tagesspiegel vom 18. Mai 2002.

      2) M.H. spiegelt überhaupt die Programmatik des Christlich-Konservativen Deutschland-Forums (CKDF) beziehungsweise des Arbeitskreises konservativer Christen (AKC) unter Herbert Gassen wider.

      3) Martin Hohmann: »Ein Tiefpunkt der Selbstächtung«. In: Das Ostpreußenblatt vom 8. Dezember 2001.

      4) Martin Hohmann: »Warum ich gegen das Stiftungsgesetz stimmen mußte«. In: Das Ostpreußenblatt vom 15. Juli 2000.

      5) Junge Freiheit vom 15. März 2002.

      6) »Wir sind als CDU jetzt wieder da«. Interview mit M.H. In: Junge Freiheit vom 12. Februar 1999.

      7) Ingo Hartmann: »Erfolgreich durch Netzwerke«. In: Junge Freiheit vom 2. November 2001.

      8) Das Ostpreußenblatt vom 19. Februar 2000.

      9) Die Rechtsaußen-Fraktion der Hessischen CDU, die u.a. die Zusammenarbeit mit den Republikanern suchte, sammelte sich Anfang der 90er Jahre im Petersberger Kreis, der sich ab 1992 dem CKDF zuwandte.

      10) Vgl. monitor Nr.8: »Mit Erfolg neu verpackt«.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 18:52:23
      Beitrag Nr. 1.573 ()
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 21:45:56
      Beitrag Nr. 1.574 ()
      das dilemma der wirklich linken:

      ich war gestern in meiner alten studentenkneipe, in der früher immer linke kampfstrategien ausgeknobelt wurden; aber auch kunst und geistiges - nicht nur geistige getränke spielten eine rolle.

      heute sind da nur noch studentinnen, die mit großer kadenz ihre lachsalven abschießen, studenten, die nur über finanzierungspläne und produkte reden.

      ich wollte einigen mal die frage stellen, ob es richtig sei, daß, wenn es antisemitismus gäbe, der nach der alltagserfahrung aus den medien, ja allgegenwärtig sei, es als voraussetzung auch einen "semitismus" geben müsse.

      4 offenbar mittelprächtige semester hatte ich befragt.

      antwort waren sprachlosigkeit und achselzucken.

      dann kam doch noch ein alter bekannter, den ich seit jahren nicht gesehen hatte, soziologie-dr.

      der nun: ja, definieren könnte er es zwar nicht, aber erhabe beispiele zu hand. nämlich sich selbst.

      er müsse nun nicht mehr hungern und lebe im gegenteil ziemlich fettig. er dürfe wieder vortage halten, veröffentlichen, und sei bei unzähligen institutionen, initiativen gern gesehener (bezahlter) gast.

      er weise aus einer linken position nach, daß die regierungspolitik tendentiell zwar richtig sei, es aber an notwendiger konsequenz noch mangele; globalisierung dem emanzipatrorischen gedanken endlich genugtuung verschaffe, privatisierungsreserven längst nicht ausgeschöpft seien.

      na alles diese dinger eben.

      dann aber noch das wichtigste. er mache klar, das alles was sich als kritik amerikanischer regierungspolitik, israelischer politik tarne , nichts weiter sei als faschimus-antisemitismus. auch die bülowschen verschwörungstheorien.

      als er noch wirklich linke vorträge gehalten hätte, wäre er selbst als antisemit verschrien gewesen, nicht mal ein bier hätte er sich mehr kaufen können.

      was er nun mache, müsse wohl semitistisch sein, als gegenteil von antisemitistisch. im übrigen sei es ja nun wirklich egal, ob nun die henne oder das ei zuerst da war. daran hätten sie schon die denker der antike die zähne ausgebissen.

      er sei ja, wie ich wisse, als ultrakommunist altbekannt. gerade deshalb sei sein linker, jetzt aber in gänsefüßchen, semitismus so hilfreich.

      er hat wirklich so in volksterminologie gesprochen, keinerlei soziologenkauderwelsch.

      hier im board wollte mir keiner verraten, was semitismus ist - jetzt weiß ich es wenigstens so in etwa.
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 21:59:42
      Beitrag Nr. 1.575 ()
      Also erika, dein Dilemma kennen wir doch alle. Und das ist bestimmt kein Semitismus.

      Zu den Antisemiten gehören jedenfalls die Semiten - oder wenigstens deren von dir ausgemachte blauäugig-rothaarige Fraktion...
      Avatar
      schrieb am 28.04.04 22:49:04
      Beitrag Nr. 1.576 ()
      rv,

      du scheinst dich hier aber alter logik zu bedienen:

      die araber hassen juden, also hassen semiten die semiten. und um gekehrt genauso.

      das wäre nach alter logik die zeitgenössische nutzanwendung?

      mein dilemma kennt aber so recht keiner.

      ich muß nämlich unbedingt wiedergeboren werden - ohne wiedergeburt werde ich die alten begriffe mir nicht und nicht aus dem kopfe schlagen können:



      in der sozialistischen klippschule habe ich gelernt, daß "rechts immer da ist, wo auch das große geld sich befindet.

      in den frühen parlamenten (konvent, paulskirche) saßen die pfeffersäcke immer rechts. rechts wolle das viele geld behalten und noch mehr davon haben - also könnten die rechten nicht demokratisch sein. das sähe man auch ganz deutlich an den rechtsradikalen nazis. der nazifaschismus sei die höchste form des imperialismus. und der imperilismus sei eine höhere form des kapitalismus.

      ja, und nun?

      oben ist wieder mal vom "rechten rand der konservativen" die rede gewesen. dieser rechte rand besteht, wie man so hört, aus alten rentnern und jungen glatzen.

      es mögen auch einige ewiggestrige handwerksmeister dabei sein.

      nur, ist bei denen das große geld? nein nicht doch. die haben zunehmend ja noch nicht mal mehr das kleine geld.

      getreu der erfahrungstatsache, daß das sein das bewußtsein bestimme, müßten die doch eigentlich linke sein.

      oder ist "linkes" auch nicht mehr das, was es mal war?
      oder lügen sich die nur das große geld in die tasche, wie es heutzutage ja hip ist?

      also ohne einen gründlichen neuanfang komme ich aus meinem dilemma nicht raus. und der kann nur mit einer wiedergeburt beginnen.
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 12:31:59
      Beitrag Nr. 1.577 ()
      http://www.jf-archiv.de/archiv04/getdata.asp?FILE=184yy23%2E…


      Das ist mit die beste Aussage von Angela Merkel:

      Nachdem aber durch den Startschuß der "Tagesthemen" vom Abend des 30. Oktober der Fall HOHMANN sozusagen "auf dem Markt" ist und der folgende Tag von diesem Thema beherrscht wird, tritt die CDU-Vorsitzende Merkel am späten Nachmittag des 31. Oktober vor die Kameras. "Das sind völlig inakzeptable und unerträgliche Äußerungen, von denen wir uns auf das Schärfste distanzieren",


      Hohmann sagte in seiner Rede u.a.: (willkürliche Auswahl)

      ---"Mit Ihnen gemeinsam bin ich für Klarheit und Wahrheit"

      ---"Schlimm ist es besonders, wenn ein US-amerikanischer Junior-Professor (Daniel Jonah Goldhagen) als Ergebnis seiner Aufklärungsarbeit unser ganzes Volk als "Mörder von Geburt an" bezeichnet"

      ---"Ganz zweifellos steht fest: Das deutsche Volk hat nach den Verbrechen der Hitlerzeit sich in einer einzigartigen, schonungslosen Weise mit diesen beschäftigt, um Vergebung gebeten und im Rahmen des Möglichen eine milliardenschwere Wiedergutmachung geleistet, vor allem gegenüber den Juden. "

      ---"Wie kommt Ford zu seinen Thesen, die für unsere Ohren der NS-Propaganda vom "jüdischen Bolschewismus" ähneln? "

      ---"Daher, meine Damen und Herren, plädiere ich entschieden für eine Rückbesinnung auf unsere religiösen Wurzeln und Bindungen"

      ---"Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben also gesehen, daß der Vorwurf an die Deutschen schlechthin, "Tätervolk" zu sein, an der Sache vorbeigeht und unberechtigt ist. "


      Wenn man die Rede in ihrer Gesamtheit betrachtet, muß man festhalten, Frau Merkel hat sich von allen oben genannten Aussagen Martin Hohmanns auf das schärfste distanziert.
      Erlaubt das Umkehrschlüsse?`

      Jupiler (mit dem schönen Schaum!)
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 12:56:20
      Beitrag Nr. 1.578 ()
      ach jupiler,

      deine Auswahl ist aber wirklich etwas willkürlich.

      Da hast tatsächlich in der Hohmann-Rede ein paar Sätze gefunden, von denen man sich nicht distanzieren sollte, es gibt sicher noch ein paar weitere.
      Ich nehme an, selbst im Stürmer standen Sätze, von denen man sich nicht distanzieren muss. Was beweist das?
      Ich nehme mal an, dass Frau Merkel nicht gesagt hat, sie distanziere sich aufs schärfste von jedem einzelnen Satz dieser Rede.

      Die Kernaussage, die Juden könnte man mit dem gleichen Recht als Tätervolk bezeichnen wie die Deutschen verschweigst du natürlich schamhaft. Dies war die Aussage, an der sich die Empörung entzündete.
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 14:28:04
      Beitrag Nr. 1.579 ()
      rv, 1547:


      rv:
      "Die Kernaussage, die Juden könnte man mit dem gleichen Recht als Tätervolk bezeichnen wie die Deutschen verschweigst du natürlich schamhaft. Dies war die Aussage, an der sich die Empörung entzündete."

      Hohmann:
      "Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet."

      Hohmann spricht von Logik, nicht von Recht. Diese Aussage kann man aber nicht aus dem Zusammenhang reißen, weil sie dann nämlich genau zu dem führt, was die Medien daraus gemacht haben: eine Falschinterpretation.

      Und, rv, was Du verschämt unterschlägst, ist die weitere Aussage von Hohmann in der Konsequenz seiner Rede:

      "Daher sind weder "die Deutschen", noch "die Juden" ein Tätervolk."

      Ich denke, ich muß Dir nicht erklären, daß ich die Zitate in seiner Rede auch als Zitate verstanden habe, und auch, wie sie Hohmann versteht: als eigene Meinung oder nicht als eigene Meinung. Für mich grenzt es an Bösartigkeit, die Rede anders zu interpretieren, als es die Absicht des Verfassers war.


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 15:02:46
      Beitrag Nr. 1.580 ()
      Seltsam, daß sich dieses Mißverständnis so hartnäckig hält, daß es nur um einen Satz in Hohmanns Rede ginge.

      Was zu seinem Ausschluß aus der Fraktion führte, war vielmehr die Gesamtheit seiner Darstellungen, seine Stellungnahmen zum Thema bei Unterredungen in der Fraktion, seine freimütige Nutzung bekannt antisemitischer Machwerke, wie das Buch von Henry Ford "Der internationale Jude", als "historische Quellen", seine Verklausulierungen darüber, daß er im Grunde Deutschland aus der Verantwortung für den Holocaust herausreden, und daß er Juden den Status des Opfervolkes absprechen wollte (darum ging es nämlich eigentlich, auch wenn Hohmann das rhetorisch umgangen hatte).
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 15:13:26
      Beitrag Nr. 1.581 ()
      Ist nicht fast jedes Volk ein Opfervolk? Könnte man nicht das deutsche Volk auch als Opfer geld und machtgeiler Politiker/Bankiers sehen, die glaubten Hitler kontrollieren zu können? :confused:
      Avatar
      schrieb am 10.05.04 17:44:46
      Beitrag Nr. 1.582 ()
      @ for4zim,

      ich wollte die Rede nicht auf die von mir herausgegriffene Aussage (die ich allerdings wirklich für eine Kernaussage halte) reduzieren, sondern sehe wie du den ganzen Tenor der Rede.
      Ich wollte lediglich das absurde Verfahren blosstellen, einige halbwegs vernünftige Sätze herauszugreifen und daraus zu schließen, an dieser Rede gäb´s nichts zu kritisieren.


      @ Jupiler,

      ich hatte aus dem Gedächtnis zitiert, der genaue Wortlaut war etwas anders. Zwischen Recht und Logik sehe in diesem Zusammenhang allerdings keinen großen Unterschied. Die Redensart ,,mit dem gleichen Recht" wird nicht im juristischen Sinne benutzt, sondern im Sinne von ,,Rechtfertigung".

      Ich weiß sehr wohl, dass danach der Schlenker kam, dass man die Deutschen also ebenso wenig wie die Juden als Tätervolk bezeichnen dürfe, sondern nur die Atheisten. Das macht die Sache aber auch nicht besser.
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      schrieb am 11.05.04 16:07:12
      Beitrag Nr. 1.583 ()
      dpa/IKG - Deutsche Neonazis mit Palästinensertuch

      - neue rechte Kleider-Codes - Rot steht für Blutrache (Von Johanna Kramer/dpa)

      Berlin (dpa) - Früher war es einfach. Deutsche Neonazis trugen Springerstiefel, die "Antifa" hüllte sich in das Palästinensertuch. Heute kann es umgekehrt sein. Ein Teil der rechtsextremen Szene greift ganz bewusst auf Kennzeichen der linken Gegner zurück. Zu sehen war das auch bei der Demonstration der NPD (Nationaldemokratische Partei) am 1. Mai in Berlin. Die Gesinnung ist längst nicht immer an der Garderobe zu erkennen. Firmen, die zu Unrecht als Nazi-Marken gelten, sind froh über diesen Wandel. Neonazis tragen zum Beispiel das Palästinensertuch, um ihren Antisemitismus auszudrücken, berichtet Birgit Jagusch, Referentin beim Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus-Arbeit in Düsseldorf. Einige Rechte geben sich bewusst "brav und bieder" in Jeans und Jackett, andere bleiben bei der martialischen Bomberjacke.
      Es geht um die Frage, ob man sich abgrenzen oder integrieren soll. "Das ist noch nicht entschieden", sagt Jagusch. Bei Demonstrationen beobachtete sie manche Anleihen aus der linken Szene, Rosa-Luxemburg-Zitate oder sogar Musik der legendären alternativen Band "Ton, Steine, Scherben". Das seien Versuche, in den gesellschaftlichen Mainstream zu gelangen. In puncto Garderobe hat sich einiges getan: Die linksalternative "tageszeitung" ("taz") spricht bereits von "des Neonazis neuen Kleidern". "Man sollte genau hingucken", sagt der Politologe Henning Flad von der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, der sich intensiv mit den Kleider-Codes befasst hat. "Auf keinen Fall ist jeder Jugendliche, der `Lonsdale` trägt, als Neonazi abzustempeln".
      Früher war die britische Traditionsfirma Lonsdale in der rechten Szene beliebt, weil bei aufgeknöpfter Jacke "NSDA" zu lesen war. Heute gilt ein anderes Label in der Szene als beliebter: Consdaple - es ergibt auf der Brust: "NSDAP". Auch T-Shirts mit Band-Namen wie Landser oder Screwdriver gehören aus Flads Sicht ins rechte Milieu. Lonsdale wehrt sich mit Multi-Kulti-Aktionen gegen die braune Kundschaft. Die Firma sei froh, das rechte Image loszuwerden, sagt Sprecher Tobias Heupts. "Das ist uns wichtig." So sponsert Lonsdale ein afrikanisches Fußballteam in Düsseldorf oder engagiert sich auf Straßenfesten in Sachsen für Zivilcourage.
      Das Label Ben Sherman sieht sich ebenfalls zu Unrecht mit der rechten Szene in Verbindung gebracht - der Vorwurf sei "Schwachsinn", heißt es in einem Berliner Geschäft. Überhaupt sind vermeintliche Nazi-Marken wie Fred Perry auch bei Schwulen beliebt, berichtet ein Berliner Ladenbesitzer. "Es gibt ja auch schwule Skinheads." Mit den Dresscodes geht es also munter durcheinander. Die Marke Pit Bull wird sowohl von Neonazis, als auch von türkischen Jugendlichen getragen. Vereinzelt gibt es sogar Rechte, die wie Punks aussehen, berichtet Antirassismus-Referentin Jagusch. Und wie erkennt man, ob beispielsweise ein Skinhead der rechten, linken oder homosexuellen Szene angehört? "Das ist `ne gute Frage", sagt die Referentin. Rechte Indizien können aus ihrer Sicht Aufnäher sein mit der Ziffernfolge "88", die "Heil Hitler" bedeutet, oder Marken wie "Masterrace" (Herrenrasse). Auf die Farbe der Schnürsenkel bei Springerstiefeln ist jedenfalls kein Verlass mehr, wie Szene-Kenner berichten. Rot kann bei den Linken für Anarchie stehen, bei den Rechten für Blutrache. Und bei Schwulen für die bevorzugte Sexualpraxis.
      Avatar
      schrieb am 11.05.04 16:12:33
      Beitrag Nr. 1.584 ()
      " Auf keinen Fall ist jeder Jugendliche, der `Lonsdale` trägt, als Neonazi abzustempeln" .

      Als Nazi vielleicht nicht, aber als geistig zurückgeblieben schon. :laugh:
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      schrieb am 12.05.04 16:25:18
      Beitrag Nr. 1.585 ()
      Never a Dull Moment

      This is a tiny step in the history of mankind, but a huge step for me. Standing in front of you in the library of Lion Feuchtwanger, telling you about Jews and Germans, Jewish life in Germany and German attitudes towards Jews.



      And it`s not 1934 or 1944, I am not an emigrant or a refugee who just escaped from Europe to a safe place where I will suffer from Heimweh and the lack of Schwarzbrot and Filterkaffee.

      Just to remind you, it‘s 2oo4. A long time ago the Nazis lost the war, the state of Israel was established, America was fighting in Korea, in Vietnam, in Grenada and many other wars, more than 7oo soldiers were killed so far in the recent Iraq-expedition, communism collapsed without one shot being fired, the Berlin Wall came down, Poland is now member of the NATO and the EU, the Soviet Union was dismantled, the DDR or GDR simply disappeared, Arafat returned from exile and became an elder statesman, Arik Sharon is willing to give up all of Gaza and big parts of the West Bank, the Chinese are flooding the American Market with underwear and electronic devices - and what do WE do? We are talking about Jews and Germans, about Jewish life in Germany and German attitudes towards the Jews. It seems to be a topic of eternal importance, an evergreen, a thrilling phenomenon many would love to be part of, and those who can’t want at least know everything about it.

      I think it`s funny. Why are you not interested - or not to the same degree - in Jewish life in Denmark, Italy or Puerto Rico?

      And why is no man and no woman asking questions about the tiny Jewish community on Iceland? There is no rabbi, no synagogue, no society for Christian-Jewish friendship and no antisemitism. There is only a handful of Jews, aging slowly and complaining, as all Icelanders do, about long nights in the winter, getting addicted to Icelandic vodka and the so called »brandivin«, a kind of schnapps which is produced only for the toughest natives.

      I’d love to tell more about Iceland, MY promised land in the north, but you were promised a lecture - or at least some remarks - about Jews and Germans - not the Jews and the Icelandic question. So let us get back to our subject. Jews and more Jews, Germans and more Germans.

      This is why I was invited to the Villa Aurora, and I do not hesitate to collect my windfall benefits from your interest and curiosity with this issue.

      Maybe some of you would like to hear how much I and other Jews suffer from living in Germany and how happy I am getting a break from my German-Jewish routine.

      But this is not the case. As much as I enjoy being in the US and specially in California, I am not fed up with my life in Germany, especially in Berlin.

      Actually, after a week of absence I start missing some things I got used to: my favorite Café Einstein and the unfriendly Berliner who will only give you smile when you threaten to kill him.

      Life in Germany is spannend, it‘s entertaining, it‘s a challenge and it‘s a source of inspiration and aggravation. THERE IS NEVER A DULL MOMENT.

      And if you happen to be Jewish and German, you enjoy the best of both worlds. German seriousness and Jewish irresponsibility.

      You can be a German SCHÄFERHUND and a Jewish LUFTMENSH at the same time. That‘s a privilege granted only to the chosen few.

      And then your Jewish friends tell you: You are so German! And your German friends tell you: You are so Jewish! And you know, you are on the right track. Let me clarify one misunderstanding before it pops up: There is no and never has been something like the German-Jewish symbiosis. This is wishful thinking, academic nonsense, refuted by history.

      There were only Germans asking the Jews, demanding from them to give up their Jiddishkeit, and on the other side of the table there were Jews who desired to be more German than the Germans. While the Jews were more and more germanized, the Germans remained unaffected.

      If this is a symbiosis, then the mouse and the cat also enjoy a symbiotic relationship. But this is a bit different today. Nowadays the cat is proud of the cultural heritage of the mighty mouse living next door and the mouse is not afraid of the cat any more. One could almost speak of a fair and balanced partnership, not a symbiosis but a partnership under the motto: United we stand!

      But - this is also not totally true. It‘s more complicated or sophisticated or, as chancellor Schröder always tells us: Man muss das genau differenzieren.

      So lets differentiate and let me tell you two examples of what I mean.

      Some weeks ago I was invited to a dinner at the Israeli embassy in Berlin. The ambassador, Shimon Stein, is a friend of mine, and he invited me because our mutual friend Otto Schily, secretary of internal affairs, could not attend the event. I was the fill-in for Otto Schily and very proud of it.

      We were a party of seventeen, nice and cultivated people, one of them was Gesine Schwan, a charming lady who is running for the office of the president on behalf of the SPD.

      The dinner was fine and so was the conversation. The main topic was not the outcome of the presidential race, Gesine Schwan is going to lose, it was - no kidding - jüdische Identität, Jewish identity. It did not match the Italian food but it seemed to be something pending in the air over our heads: What it means to be Jewish, how it is expressed, and how wonderful and awarding it can be.

      Gesine Schwan was going out of her way with her admiration for something I had always considered a Cliché, if not a benign form of prejudice. Jews are smart and intelligent, aware of their history but dedicated to the future, family-minded and socially involved.

      After she finished I raised my hand. I said I would like to add some observations.

      Yes, I too admire and appreciate this tiny little nation or Volk, struggling against all odds. They produce lots of music and literature, you will find them everywhere, they have a strong sense of history, love telling stories and traveling around the world. They are gifted artists and tough businessmen. They live in a kind of natural ghetto, nobody understands their language, but they are extremely open minded and also gesellig. They are into good food and sex - sex is no taboo.

      I concluded my remarks by saying: Unfortunately, it‘s not the Jews I am speaking about, it`s the Icelanders. And this was the end of the how-much-we-love-the-Jews-exercise. And I was not joking. Everything that is true about the Jews is also true about the Icelanders. And even more so. Because there are 12 million Jews around the world but only 3oo.ooo Icelanders. But like the Jews, they also pretend to be more, at least 3o millions.

      You see, you are obsessed with Jews, I am obsessed with Iceland and the Icelanders.

      Back to our German-Jewish subject. Gesine Schwan is a nice and decent lady, the head of the German-Polish university in Frankfurt an der Oder. Nobody will be surprised if she would discover a Jewish grand mother or grand father in her family tree.

      But don‘t think that her love and admiration for the Jews would translate into unconditional support for Israel. That‘s a different story. Man muss genau differenzieren.

      Like Gesine Schwan, many Germans nowadays consider Jews as their better ALTER EGOS, more skilled and better educated, less inhibited by the strains of history and guilt-feelings - a community of thinkers, inventors and bagel-eaters.

      One sentence I get to hear almost daily is: »Sie als Jude können sich das erlauben!« - You as a Jew can go that far, you can afford doing or saying it.

      It‘s stupid but it‘s well meant. But that makes this mindless statement only worse. The underlying notion is: I as a German or we as Germans would also like so say or to do this and that, but we don‘t dare because we are not allowed to. Which of course is utter nonsense. It‘s a convenient way to take cover, to avoid confrontation, to justify one‘s own lack of a position and thought.

      But if I go a step too far, the same people who admire the guts of the Jews don‘t wait too long to tell where MY limits are. »Sie missbrauchen ihre Privilegien!« - You are misusing you privileges.

      Because it`s a privilege to be a Jew.

      It‘s an unhealthy and shaky situation. One day you are the role model, the next day you are misusing your special status you did not ask for.

      Next case: Some of you may have come across a writer named Rafael Seligmann. Those who did not, who are not familiar with him and his work may consider themselves lucky. The guy is a moron with a PHD, but he is very popular when it comes to express »Jewish views« or »Jewish opinions« in public debates.

      He is the JEW ON DEMAND with an excellent instinct for what the intellectually unspoiled Germans want to hear. Not as successful as Norman Finkelstein, but made of the same material, a little bit of chutzpah and a lot of appeasement.

      Mr Seligmann recently adopted an issue no one was willing to take care of. He is fighting for the legalization of Adolf Hitler‘s memoirs MEIN KAMPF. This issue became RAFIS KAMPF.

      You must know, it‘s not very difficult to obtain a copy of the book, but it is illegal to publish the original version. The copyright lies with the Bavarian state and the Bavarian government is hiding it in a vault somewhere in the Bavarian mountains.

      So here comes Mr Seligmann telling the Germans: It‘s about time you exercise your right to read this book. Read it because it‘s an important piece of political literature. Don‘t allow anyone to rob you of this fundamental right, you are grown up and mature, stand up and fight.

      And because Mr Seligmann happens to be a Jew, he gets a lot of attention. Not because of an overwhelming popular demand for Hitler‘s »Mein Kampf«, not because millions of Germans feel deprived of their basic rights, no, it‘s because it is a Jews who tells the Germans: Read MEIN KAMPF!

      This is a kinky situation and Mr Seligmann is fully aware of it.

      Ausgerechnet on April 2oth, Führers Geburtstag, he published an article in the BILD Zeitung, the largest German Tabloid, again demanding the legalization of the book. The timing was absolutely perfect. The same day he hit again and published almost the same article in the »tageszeitung«, the central voice of the green and leftist and anti-war-movement.

      It was the first time in German history that BILD and TAZ were carrying the same story by the same author on the same day, Hitler‘s Birthday - united we stand. But that‘s not the whole story, not yet.

      The next day the BILD Zeitung published an article written by Dr Michel Friedman, arguing against the legalization of »Mein Kampf«. Mr Friedman used to be the vice president of the Central Council of Jews in Germany and the host of TV-talk-shows, before he blew himself up by consuming cocaine and enjoying the company of prostitutes.

      So here we have the good guy, Mr Seligman, being in favor of publishing »Mein Kampf«, and there we have the bad guy, Mr Friedman, strongly opposing the idea. Seligmann and Friedman - sounds like a comedy by Mel Brooks.

      Was lernen wir daraus?

      What do we learn from this?

      Whether or not »Mein Kampf« should be legalized seems to be entirely a Jewish problem. And the native Germans are only providing the space for this extraordinary debate.

      This is exactly the way how it works. The Germans are outsourcing a part of their history and some Jews are only too eager to volunteer as sub-contractors dealing with the leftovers of German past.

      So far, so bad. But if some Jews refuse to cooperate, sanctions are imposed. During the ongoing debate about the Holocaust Monument in Berlin, some Jews expressed critical opinions about the project: Too big, too ugly, too meaningless.

      The German authorities, who are building the monument, reacted immediately. The Jews should shut up, be grateful and appreciate what is being done for them. You see, Jews in Germany are in a kind of no-win-situation.

      If they behave, keep low profile, they are asked to step forward and get involved. If they get up but go too far, they are admonished not to misuse their status. Whatever they do, they do it under permanent control and observation. The crucial question is not any more: Is it good or is it bad for the Jews? It is: Is it good or is it bad for the Germans? And showing that there is Jewish life blooming in Germany is good for the German reputation. Therefore, even the most unimportant details get a big exposure.

      There is a controversy going on between the Zentralrat der Juden in Deutschland - Central Council of Jews in Germany - and the Union Progressiver Juden - The Union of Progressive Jews - in Germany. The Zentralrat represents some 8o thousand Jews, the Union not more than 2 or 3 thousand. The conflict is about the allocation and distribution of federal funds. The Union wants to have a part of the cake, the Zentralrat does not want to share. That‘s all. But that‘s big news, covered extensively by the media, at times it got more attention than the war in Iraq.

      Only because it‘s a Jewish affair. The same story about a conflict between the protestant church and a splinter group would pass unnoticed.

      It‘s a situation full of contradictions, mishaps and traps. Jewish music, Jewish literature, Jewish culture in general is highly regarded. It‘s not easy to find a household without a collection of Klezmer music or without books on kosher cooking. But at the same time more and more Germans agree with the notion that Jews play too important a role in the public, that they are too influential and cannot be trusted. Asked how many Jews are living in Germany, the answers were ranking between one and ten million.

      This is - in a big nutshell - the situation. But there is nothing to complain about. Everything is fine, everything is normal. That‘s the way it always has been and the way it is going to continue.

      Whoever is familiar with the situation of Jews in Germany, let‘s say, roughly between 19oo and 193o, goes now through a deja-vu-experience. Welcome to the past. It‘s here, it‘s everywhere.

      Everything I told you is NOT, as you may assume, the result of a disaster called holocaust, it is only the continuation of an old tradition. It‘s like the famous play shown every year on new year‘s eve with Miss Sophie, her butler and their absent guests: »The same procedure as every year!« We know it by heart, we love it, we watch it - and we are yet surprised. It‘s the same with Jews and Germans.

      Very few things and habits have changed since Jakob Wassermann wrote his famous book - »Mein Weg als Deutscher und Jude« - My way as a German and a Jew; it was published in 1922 or 1923. It is still as valid and relevant as it was 8o years ago, before the Nazis came to power and the Jews were forced to realize that something went wrong.

      Wassermann was a famous and very popular writer, even more successful than Feuchtwanger. He had achieved everything a writer can achieve: fame, money and recognition. Nevertheless: Wassermann‘s main point was: es ist vergeblich - it‘s useless, it‘s in vain, it‘s a futile exercise to make an effort to be a good Jew and a good German, at the end of the day they will tell you: Whatever you do and whatever you try to accomplish, you do it only because you are a Jew. And Jews are only looking for their own advantage. And that‘s the bottom line today, too. But there is a difference, what used to be a matter of life and death is now the choice between gin tonic and whiskey sour. Last week, Germany hosted an international conference on antisemitism with participants from more than 5o states, among them Colin Powell, and Ellie Wiesel, Edgar Bronfman and Joschka Fischer, our beloved foreign minister. They were discussing how to fight antisemitism without insulting or alienating the antisemites.

      Before the opening of the conference, the organizations involved gave parties and receptions, I received at least five invitations for five different events but i could not attend any of the get-togethers because I decided to go for the hot springs of the blue lagoon in Iceland.

      Can you imagine: A conference about antisemitism starting with free beer, schnapps and vodka? Cheers, skol, prost, lechajim, na zdrowje! Until now I was sure this was the foreplay to a pogrom, not to a conference on judeophobia.

      But, ladies and gentlemen, I did not come all the way from Berlin - with a stopover in Iceland - to LA to spoil your mood or to ruin this beautiful evening. I enjoy being here, I am flattered staying in a place where Martha and Lion Feuchtwanger lived.

      This is the true meaning of ERFOLG, success, one of lions great novels.

      Thank you Claudia, thank you Zaia, thank you Sander.

      Thank you all for your patience.

      HMB, Pacific Palisades, 5.5.2oo4

      :D
      Avatar
      schrieb am 12.05.04 19:44:46
      Beitrag Nr. 1.586 ()
      Gerechtigkeit für Deutschland

      Stellungnahme zur Hohmann-Affäre von Jürgen Bühler

      "...und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen."
      2. Chr 7,14

      Die Debatte um die Hohmann-Affäre in Deutschland beweist erneut, wie es fast 70 Jahre nach dem Naziterror für viele Menschen nach wie vor schwierig ist, sich mit der deutschen Vergangenheit auseinander zusetzen.

      Die Juden als Tätervolk?

      Von allerlei Seiten, inklusive christlicher, hörte man dabei Beschwichtigungen. Man müsse die ganze Rede lesen, die im Kern ja nicht so schlecht sei. Menschen, die einem diesen Rat geben, haben aller Wahrscheinlichkeit nach seine Rede gerade nicht gelesen. Denn vielleicht noch schockierender als seine Aussagen über die Juden ist die Tatsache, dass er seinen Fall gegen die Juden unter anderem auf das antisemitische Hetzwerk des amerikanischen Autoherstellers Henry Ford "The International Jew" stützt. Es ist erwähnenswert, dass nur wenige Monate vorher dasselbe Buch, welches die "Protokole der Weißen aus Zion" beinhaltet, vom malaysischen Präsidenten Mahatir Mohamad an seine Parteimitglieder verteilt wurde, um seine These einer jüdischen Weltverschwörung zu belegen. Unter dem Deckmantel "Gerechtigkeit für Deutschland" fordert Herr Hohmann in seiner Rede u.a., dass Entschädigungszahlungen an Holocaustüberlebende aus Konjunkturgründen gekürzt werden sollten. Auch stört es ihn, dass "immer neue Generationen deutscher Wissenschaftler mit geradezu neurotischem Eifer" die NS-Vergangenheit durchforschen.

      Dass er dann am Ende seiner Ausführungen zur Rückbesinnung auf unsere religiösen Wurzeln und Bindungen aufruft und gar die Bibel zitiert, kann nicht über sein wahres Anliegen hinwegtäuschen, nämlich anhand detaillierter Aufzeichnung vermeintlich jüdischer Vergehen, insbesondere während der Zeit der bolschewistischen Revolution, die deutsche Schuld und Verantwortung für die Gräuel des Naziherrschaft zu relativieren. Auch wenn er seine Anschuldigung "man könne daher mit einiger Berechtigung die Juden als Tätervolk bezeichnen" im weiteren Verlauf der Rede wieder zurückzieht, tut er dies nur mit dem Vorsatz, dass man dann aber auch die Deutschen vom Stigma des Tätervolkes freisprechen solle.

      Diese Rede stößt dabei in ein Horn, das in diesen Tagen in den verschiedensten Tonlagen in ganz Deutschland, ja sogar in christlichen Kreisen ertönt. So bekundete mir ein Studienkollege sein Missverständnis, als er hörte dass meine Frau und ich nach Israel ziehen werden: "Was nach Israel ziehst Du? Was die Juden dort in Israel an den Palästinensern tun, ist doch noch schlimmer, als was die Nazis taten." Diese Anschuldigungen hört man heute immer öfter. Selbst in den Medien werden israelische Politiker zunehmend mit Nazis verglichen, als Bulldozer oder gar Schlächter dargestellt.

      Schuld und Verantwortung

      Was hinter dieser Haltung, die sich heute immer mehr ausbreitet liegt, ist das versteckte Anliegen, Deutschland auf Kosten Dritter zu "entschulden". Josef Joffe (Die Zeit) formulierte es treffend: Schuldgefühle wird man am besten los, wenn man das schlechte Gewissen auf andere projiziert. Das tragische dabei ist, dass, wie schon so oft in der Geschichte, es wieder einmal auf Kosten des jüdischen Volkes geht.

      Wir stehen hier einem uralten Problem der Menschheit gegenüber, das uns bereits im Paradies begegnet: "Die Frau, die du mir gabst" trägt die Verantwortung. Jesus spricht genau dieses urmenschliche Verhalten an, indem er uns auffordert, nicht nach dem Dorn im Auge des Nächsten zu suchen, sondern uns zuerst mit dem Balken im eigenen Auge zu beschäftigen. Aber gerade dies wollen viele Deutsche dieser Tage gerade nicht tun.

      Den Juden als "Tätervolk" die Verantwortung für die kommunistischen Gräueltaten zuzuschreiben, ist unseriös und historisch nicht nachzuvollziehen. Es waren dagegen über 30% der Deutschen, die Hitler an die Macht verhalfen. Nach den ersten Erfolgen der Naziherrschaft sahen nur allzu viele Deutsche über die damals schon sichtbaren Schattenseiten Hitlers hinweg. Fast jede deutsche Familie war im Besitz von Hitlers Buch "Mein Kampf" und hätte wissen können, was dem deutschen Volk, den Juden und den Nachbarländern blühte. Gerade die Christenheit hat sich mit überwiegender Mehrheit durch Wegsehen und Schweigen mitschuldig gemacht hat. Die Deutschen also ein Tätervolk? Ich denke schon.

      Als Angehöriger einer Generation, welche die Schrecken der Nazizeit nicht miterlebt hat, will und kann ich dabei die Generationen vor mir nicht anklagen. Ich weiß nicht, wie ich damals selbst gehandelt hätte. Aber die Verantwortung für die Geschichte meines Landes bleibt.

      Gottes Gerechtigkeit

      Die Frage ist, wie gehen wir damit um. Herr Hohmann sagt in seiner Rede, er und ganz Deutschland leide unter der "Vergangenheit, die nie vergehen will". Obige Schriftstelle setzt gerade hier an: Wenn mein Volk sich demütigt, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen. Dies beschränkt sich nicht auf die Sünden der Vergangenheit, sondern hat in vielerlei Hinsicht aktuelle Brisanz. Das Ergebnis ist Sündenvergebung und Heilung, was wahre Gerechtigkeit für Deutschland bedeutet - Gottes Gerechtigkeit, aus Gnaden und nicht aus Selbstrechtfertigung
      Avatar
      schrieb am 14.05.04 13:40:21
      !
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      Avatar
      schrieb am 15.05.04 08:59:50
      Beitrag Nr. 1.588 ()
      wie war das noch mit dem Kampf gegen den Antisemitismus, von der deutschen Regierung jüngst unterzeichnet, Herr Richter?
      "Meinungsfreiheit" nennt man das heute...:mad:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 10:28:03
      Beitrag Nr. 1.589 ()
      #1556

      Der Frankfurter Generalstaatsanwalt hat genau das bestätigt, was ich hier immer wieder gesagt habe:

      Die Hohmann-Rede ist in der Tendenz antisemitisch - aber das ist wahrscheinlich nicht justiziabel.

      Es ging doch in der Diskussion nie primär um die strafrechtliche Bewertung dieser Rede, sondern um die politische Bewertung. Und es ist z.B. gute Recht einer Partei, zu sagen:
      Diese Ansicht ist zwar nicht strafbar, hat aber in unserer politischen Ausrichtung keinen Platz.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 10:30:25
      Beitrag Nr. 1.590 ()
      @nichtdie, #1557

      deine anti-islamischen Ausfälle sind vermutlich auch nicht strafbar.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 13:07:06
      Beitrag Nr. 1.591 ()
      @rv:

      zwischen dem Judentum und dem Islam gibt es keine Parallelen.

      Die zentrale Aussage des Judentums lautet - liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

      Im Islam wirst du nichts Vergleichbares finden. Dagegen jedoch so etwas wie

      Sure 2,192:

      Tötet sie (die Andersgläubigen), wo immer ihr sie findet... :eek:

      Sure 9,5:

      Und wenn die verbotenen Monate (Ramadan) verflossen sind, dann tötet die Andersgläubigen, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt.... :eek:

      Sure 9, 33:

      Es (Allah) ist es, der seinen Gesandten (Mohammed) geschickt hat mit der Führung und dem wahren Glauben, auf daß er ihn obsiegen lasse über alle anderen Glaubensbekenntnisse, mag es den Andersgläubigen auch zuwider sein. :eek:

      Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn die Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen. [2:191] :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:21:46
      Beitrag Nr. 1.592 ()
      @nichtdie:

      zwischen dem Judentum und dem Islam gibt es keine Parallelen.

      so ein Blödsinn Und dies dann an einem einzigen Axiom festmachen zu wollen. Vergiß es.

      Übrigens: Auge um Auge.

      Und die zentrale Aussage des Judentums ist neuerdings:

      "liebe Deinen nächsten wie Dich selbst!"

      Ist Gott aus der zentralen Betrachtung entfernt worden ?
      Mein lieber Scholli, lass das mal keinen Schriftgelehrten, oder Gläubigen zu Augen kommen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:38:53
      Beitrag Nr. 1.593 ()
      @SeP:
      du weißt es doch besser. Also schreibe nicht so ein Blödsinn.
      Beide Kernaussagen des Judentums ( "Liebe deinen Gott mit all deiner Kraft etc." bzw. "Liebe deinen nächsten wie dich selbst" ) sind sehr eng miteinander verwoben und von einander abhängig.
      Ich schlage dir vor, etwas Buber zu lesen ( Dialogisches Leben ), vielleicht schnallst du es dann... :D

      Etwas Vergleichbares gibt es nicht im Islam. Es ist eine völlig unterschiedliche Religion, die auch eine völlig unterschiedliche Lebenseinstellung suggeriert.
      Islam propagiert, im völligen Gegensatz zum Judentum oder Christentum, die Ergebenheit an die Barmherzigkeit Allahs als einzige Lebensmaxime.
      Hier stehen zwei völlig unterschiedliche philosophische Auffassungen gegeneinander.
      Auf der einen Seite das Individuum Mensch, welcher allein durch gute Taten sich auszeichnen kann ( soll ), auf der anderen Seite eine kollektivistsiche Masse, deren Wohlergehen und Schicksal allein von der Barmherzigkeit der Gottheit abhängt.
      Individualismus und Kollektivismus - zwei völlig verschiedene Wege, zwei völlig verschiedene Lebensauffassungen.

      Deswegen sagte ich schon - zwischen Judentum ( auch Christentum ) und dem Islam gibt es keine Parallelen und keine Übereinstimmungen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:40:39
      Beitrag Nr. 1.594 ()
      P.S:
      "Auge um Auge" wird in der Kernaussage völlig mißverstanden.
      Auch Mohammed hat es damals nicht kapiert, als er den Islam "entdeckte". :cry:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:48:55
      Beitrag Nr. 1.595 ()
      @rv: Die Hohmann-Rede ist nicht antisemetisch. Bitte belege diese Aussage mal. :mad:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:55:26
      Beitrag Nr. 1.596 ()
      SchwarzerLord,

      warum soll ich das noch weiter belegen: Der Frankfurter Generalstaatsanwalt hat es doch gerade auch festgestellt!

      Im Übrigen: schau dir mal die ersten 1000 Postings in diesem Thread durch - da findest du genügend Argumente für diese Analyse.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 14:58:22
      Beitrag Nr. 1.597 ()
      Aha, die erste Revision, allerdings noch verbandelt mit der bei Dir üblichen Schmähung.

      Jetzt haben wir also plötzlich 2 Kernaussagen des Judentums:

      "Liebe Deinen Nächsten", und jetzt hinzugekommen: "Diene Gott"

      gleichberechtigt als Kernaussage nebeneinander ?

      Damit ist die von Dir postulierte Kernaussage aus 1560

      Die zentrale Aussage des Judentums lautet - liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

      Makulatur. Ende der Durchsage.

      Ich soll Buber lesen ? Um zu begreifen, daß Gott in Judentum die absolute Priorität nicht zukäme ?

      Fragt Gott: wer ist Buber.

      Das lasse ich also mal lieber. Die Erfüllung von Tora und Mizwot ist den Juden auferlegt. Und Gott steht dabei zentral im Mittelpunkt.

      Im Humanismus könnte dies der Mensch sein, und meinetwegen auch "der Nächste", der im Mittelpunkt der Betrachtung steht, dem die zentrale Aussage zukommt.

      Im Judentum ist dies eindeutig nicht der Fall.

      Das Judentum ist, wie auch der Islam, und überraschenderweise das Christentum (Dreifaltigkeit, dennoch) ein Monotheismus. Und darin, und daraus ergeben sich so viele Parallelen dieser Religionen, daß auch Deine nächste Aussage schlicht Humbug ist, wonach es zwischen Judentum und Islam keine Parallelen gäbe.

      Käse, @nichtdie.

      Abgesehen davon, daß diese 3 Religionen über die Tora, also das Alte Testament, innigst ineinander verwoben sind.

      Erfülle Tora und Mizwot, dann erfüllst Du auch die Auflagen gegenüber Deinem Nächsten.

      Übrigens: dazu werde ich nichts lesen. Darübers schreibe ich allerdings gelegentlich.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:03:16
      Beitrag Nr. 1.598 ()
      @nichtdie

      ich werde jetzt auch nicht in die Auslegung des Talmud mit Dir eintreten, um "Auge um Auge" zu erläutern.

      Du bist da einfach nicht kompetent.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:04:53
      Beitrag Nr. 1.599 ()
      SeP: für diese Diskussion ist es der falsche Thread.
      Ich behaupte jedoch, du hast das Judentum nicht verstanden.:kiss:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:05:39
      Beitrag Nr. 1.600 ()
      @rv: Das Verfahren wurde eingestellt. Außerdem: Wieso sollen 1000 Postings ein Beleg für die Inhalte einer Rede sein? Nur weil ich etwas wo hinein interpretiere muß es nicht die Intention des Redners sein! :O
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:13:46
      Beitrag Nr. 1.601 ()
      nichtdie,

      allmählich geht deine Diffamierung des Islam wirklich zu weit.

      Du wirst in jeder Religion vieles finden, was auch heute im Licht des Humanismus Bestand hat - und etliches, was man nur aus der Zeit oder damaligen (beim Islam leider in vielen Ländern auch der jetzigen) Kultur heraus verstehen kann.

      Soll ich dir wirklich mal aus dem Alten Testament Beschreibungen von Genoziden heraussuchen - die religiös motiviert wurden?
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:16:46
      Beitrag Nr. 1.602 ()
      SchwarzerLord,

      das Verfahren wurde eingestellt, weil ,,einfacher" Antisemitismus bei uns nicht strafbar ist. So einfach ist das.
      Auf die 1000 ersten Postings hab ich nur verwiesen, weil ich keine Lust habe, mich noch einmal zu wiederholen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:45:36
      Beitrag Nr. 1.603 ()
      @rv:
      "Soll ich dir wirklich mal aus dem Alten Testament Beschreibungen von Genoziden heraussuchen - die religiös motiviert wurden"
      - ja, du solltest es versuchen. Aber bitte in einem anderen Thread. :lick:
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 15:54:49
      Beitrag Nr. 1.604 ()
      gut, @nichtdie , Du behauptest, ich habe das Judentum nicht verstanden.

      Was bleibt Dir auch anderes übrig, nachdem Du als zentrale Kernaussage des Judentums hinstelltest:

      Die zentrale Aussage des Judentums lautet - liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

      Dem trete ich lächelnd entgegen und verweise darauf, daß die zentrale Aussage des Judentums der Dienst an Gott ist.

      Zentraler als "der Nächste" im Judentum sind die Einhaltung von Tora und Mizwot, darunter u.a. die Einhaltung des Shabbat, für das Überleben (unter Einsatz des Lebens) des Judentums im Mittelalter von zentraler Bedeutung.

      Mit der Vertreibung der Juden, der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. sind die allermeisten bis dahin für zentral gehaltenen Inhalte der jüdischen Religion untergegangen. Nicht nur der tempel, Oder die Tempeldiener. Oder die Tempeldienste. Das da etwas gewesen wäre, was man als Zentral bezeichnen könnte, und das sich mit "dem Nächsten" befaßte, ist mir nicht bekannt.

      Noch ist mir belannt, daß dann anschließend, mit der Entstehung des Talmud, durch die Rabbiner etwas im Judentum entstanden wäre, was den Nächsten, wie Du behauptest, ins zentrale Blickfeld des Judentums gerückt hätte. Weder Mishna, noch Gemara, nirgendwo im Talmud läßt sich eine derartige Bedeutung als zentrale Rolle herauslesen.

      Es kann demnach nur so sein, wie Du nun sagst, daß ich das Judentum nicht verstanden haben werde. Das wird bei denen, die mich real kennen, wohl heitere Verwunderung auslösen.

      Du hast aber nichts dagegen, wenn ich Antworten auf postings von Dir ab nun mit von Dir stammenden Zitaten einleiten werde ?
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 16:21:25
      Beitrag Nr. 1.605 ()
      Im Übrigen, was @rv angeht.

      Ich habe mich an diesen Hohmann- Threads insgesamt nur mit 2 kurzen Beiträgen beteiligt, und diese dann nicht weiter verfolgt. Was rv vorträgt, war auch die Feststellung der Generalstaatsanwaltschaft. Möglicherweise antisemitische Tendenz, aber nicht strafbar.

      Die politische Bewertung, die rv dieser Rede zuwies, dekt sich mit meiner Einschätzung: Sowas kann man vortragen wenn mann denn möchte, als Repräsentant einer politischen Partei ist sowas fehl am Platze, und ich begrüße, daß die hier in Frage stehende CDU auf Parlaments- Ebene die Konsequenzen gezogen hat. Ich bin jedoch im Zweifel, ob die regionale Partei nicht doch einen Vorteil für sich erkennt, mit derlei Erwägungen im politischen Spektrum vertreten zu sein.

      Was den Islam angeht: der läßt sich blutig darstellen, wie auch das Christentum. Oder das Judentum. Das Judentum wird aktuell blutig dargestellt. Meiner Menung nach zu Unrecht. Ich hoffte bisher, das Judentum zu kennen, und lese nun, daß dies offenbar nicht der Fall zu sein scheint.

      Wenn jemand den Islam einseitig verkürzt als blutrünstige Eroberer- Religion in die Diskussion einführen will, verkennt nicht nur jahrhundertealte Traditionen, sondern er selektiert. Aus welchem durchsichtigen Grunde auch immer.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 16:51:22
      Beitrag Nr. 1.606 ()
      SeP,

      dass wir uns mal in einer Sache einig sind! ;)
      Deinem Posting ist eigentlich nichts hinzuzufügen.



      nichtdie:

      Lies dir z.B. mal 4 Mose 31 durch.
      Das kann sich durchaus mit den von dir geschilderten Gräueln des Islam messen - auch in Bezug auf Frauenfeindlichkeit. Da wird man direkt an die Massenvergewaltigungen im Kosovo erinnert.

      Mir geht es aber nicht darum, das Alte Testament schlecht zu machen. Man muss alle Religionen auch aus ihrer Entstehungszeit und Kultur heraus verstehen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 17:05:30
      Beitrag Nr. 1.607 ()
      @rv, das liegt einfach daran, daß ich Dir nicht entgegentrete, wenn Du eine Meinung vertrittst, die ich teile.

      ;)

      Also bleibt da Widerspruch aus.
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 17:26:02
      !
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      Avatar
      schrieb am 15.05.04 17:40:17
      !
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      Avatar
      schrieb am 16.05.04 14:10:54
      Beitrag Nr. 1.610 ()
      ich habe euch doch gebeten, dieses Religionsthema in einem anderen Thread, oder von mir aus per BM, zu diskutieren.

      Nein, SeP, ich teile keineswegs deine Vorstellung vom Judentum, und ich kenne auch keine namhafte Schule, die es tut.

      @rv: das Judentum, die Thora, wurde nicht auf einmal geformt, und natürlich flossen auch damalige orientalischen Gebräuche mit ein. So die damalige Stellung der frau, die Polygamie, sogar der Monotheismus selbst.
      Schon in der Mischna, und später im Talmud noch viel stärker, wurden viele von diesen Einstellungen revidiert.

      Das Judentum hat im Laufe der Jahrtausende eine Entwicklung durchgemacht ( ben Maimon, Rambam, sogar Martin Buber ), die es heute in einem ziemlich "modernen" Licht erscheinen lassen können.
      Das, was du z.B. zitierst, ist ja nicht mehr bindend, umgekehrt, sogar frevelhaft.

      Im Gegensatz zum Islam, wo die persönlichen Taten des Propheten bis heute als nachahmenswert gelten.
      Es gibt jedoch noch viel mehr unvereinbare Gegensätze, die hier aufzulisten diesen Thread sprengen würde.
      Avatar
      schrieb am 16.05.04 17:45:21
      Beitrag Nr. 1.611 ()
      nichtdie,

      dann bitte ich dich jetzt, nicht nur in diesem Thread deine undifferenzierte Hetze gegen den Islam einzustellen.

      Wenn du dem Judentum Wandlungsfähigkeit attestierst, sollte du dies auch anderen Religionen konzedieren.

      Historisch gab es islamisch beherrschte Länder, die sich gerade durch besondere Toleranz auszeichneten.
      Nicht umsonst soll die berühmte Ringparabel aus dem maurisch beherrschten Spanien stammen, das sich durch eine friedliche Koexistenz von Moslems, Christen und Juden auszeichnete.

      Dass im Augenblick im Islam die Fundamentalisten verstärkten Einfluss gewinnen hat ebenso etwas mit äußerem Druck zu tun, wie der verstärkte einfluss der Fundamentalisten in den USA nach 9/11. Mit repressiven oder gar militärischen Maßnahmen allein wird man dieses Problems mit Sicherheit nicht Herr.
      Avatar
      schrieb am 16.05.04 18:55:38
      Beitrag Nr. 1.612 ()
      @rv: ich habe es bis vor kurzem auch so gesehen.
      Mittlerweile denke ich, der Islam an sich ist nicht intergrierbar.
      Avatar
      schrieb am 16.05.04 19:40:13
      Beitrag Nr. 1.613 ()
      @nichtdie,

      vielleicht solltest Du erst einmal zu differenzieren lernen zwischen "Judentum" einerseits, und "jüdischem Glauben" andererseits.

      Wenn Du also rumsalbaberst, daß Du keine namhafte Schule kennst, die meine Vorstellungen vom Judentum kennt, dann müßte ich Dir da nämlich Recht geben. Weil es keine derartigen Schulen gibt.

      Aber es gibt Schulen, die sich mit verschiedenen Ausrichtungen des „jüdischen Glaubens" befassen. Und das ist etwas völlig anderes, als das "Judentum".

      Schon da sieht man, wie schwach Du auf der Brust bist. Deswegen habe ich bisher auch darauf verzichtet, mich mit Deinem 1568 zu befassen, indem Du an meine Adresse gerichtet schreibst, ich habe das "Judentum" nicht verstanden.

      Schön und gut.

      Von was, wir erinnern uns, Du übermitteln möchtest, "der Nächste" im Zentrum stünde.

      Gut, ich habe gesehen, daß Du Dich da mittlerweile korrigiert hast, und daß nun auch Du "Gott" im Zentrum dieses Glaubens vermutest.

      Ich stelle jetzt fest, daß weitere Inhalte wesentlich zentraler in diesem Glauben sind als das, was Du hier verbraten möchtest..

      Dazu zähle ich, völlig willkürlich, als Beispiel die "Reinheitsgebote", sowie die Wahrung des Shabbat. Zentraler als, das was Du da ursprünglich anzubieten hattest.

      Was Deinen Wunsch angeht, dies nicht in diesem Thread behandeln zu wollen, so bin ich ganz im Gegenteil der Meinung, daß dies genau hier hingehört.

      Dumme Sprüche über Judentum, das war doch was man Hohmann unterstellte. Nicht einmal in der Lage, die allereinfachsten Differenzierungen zuwege zu bringen. Und die allereinfachsten Aussagen zu treffen.

      Was im „Judentum“ zentral sei, das gehört jedenfalls dann dazu, wenn man sich über Glaubensinhalte ereifern möchte, die man in einen Gegensatz stellen will zum Islam.

      Nicht anders Deine Aufzählung #1577 von Ben Maimon, Rambam , Martin Buber.

      Findest Du nicht auch, daß 2 dieser 3 Personen identisch sind ?

      Wie gesagt, das gehört durchaus in einen Thread, wo es um jemanden geht, der sich über Judentum äußerte.
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 09:46:24
      Beitrag Nr. 1.614 ()
      @Sep:
      das Einhalten der Gebote, des Shabbats hat doch einen gewissen Sinn, und damit meine ich nicht das sture Befolgen
      dieser Vorschriften.
      Der einzige Zweck, der sich dahinter verbirgt, ist die Regelung der Beziehung Gott - Mensch bzw. Mensch - Mensch.
      Wobei beide sich gegenseitig ergänzen.
      Deswegen war auch meine ursprünglich Aussage absolut richtig.
      Ob ich "schwach auf der Brust bin" liegt, glaube ich jedenfalls sagen zu können, nicht in deinem Ermessen. Nebelkerzen, Sep, Nebelkerzen und Unterstellungen.

      Daß ich Maimonides und Rambam durch ein Komma getrennt habe
      ( anstatt in Klammern zu schreiben ), habe ich erst bemerkt, als das Posting schon unterwegs war.
      Schön, daß du auch auf die Orthographie achtest. :D
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 10:29:54
      Beitrag Nr. 1.615 ()
      Gut, daß Du das klargestellt hast mit dem Komma, und den Klammern. In dem betreffenden Text, der mir zugänglich ist, #1577, verwendest Du allerdings sowohl Klammern, als auch Kommata. Korrekt zitiertr, und nicht durch getäuscht duch Nebelkerzen sieht Dein posting so aus:

      .....durchgemacht ( ben Maimon, Rambam, sogar Martin Buber ), die es

      und jeder mag nun entscheiden, ob Du hier von 2, oder von 3 Personen sprechen wolltest. Luftnummer, nichtdie. Das ist die ganze Wahrheit. Viel heiße Luft.

      Und an solchen Luftnummern, und an dem Festhalten derartiger Lachnummern mache ich fest, ob jemand schwach auf der Brust ist, oder nicht. Was meinst Du, werde ich meinen, ob eine solche Feststellung in meinem Ermessen liegen wird ?

      Gut, daß Du inzwischen zu begreifen scheinst, daß es keine "Schulen" für Judentum gibt. Wahrscheinlich hat da auch wieder irgendwo ein Komma gefehlt ?

      Und in keiner jüdischen Glaubensrichtungen steht "der Nächste" in zentraler Bedeutung. Schon garnicht alleine. Gut, daß Du dies begriffen hast.

      Im jüdischen (und nicht nur in diesem ) Glauben kommt Gott alleine die zentrale Bedeutung zu. Und, wie Du richtig schreibst, verbergen sich in den Vorschriften die Regeln, welche die Beziehung zwischen Gott und den Menschen regeln.

      Gott ist zentral. Ende der Durchsage. Das Einhalten der Gebote regelt die Beziehung zwischen Gott, und den Menschen. Es regelt die Beziehung so, daß dadurch die Beziehungen der Menschen untereinander geregelt werden.
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 11:50:26
      Beitrag Nr. 1.616 ()
      Sogar die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Fulda akzeptiert jetzt den von Hohmann verwendeten Konjunktiv.

      http://www.osthessen-news.de/Videos/News040514_4.rm


      Dennoch behauptet Frau Weiland nach wie vor, Hohmann sei überzeugter Antisemit.


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 11:58:34
      Beitrag Nr. 1.617 ()
      #1583, Wer seine Argumente auf Auszüge aus einem Standardwerk der Antisemiten, auf Henry Fords "The international jew" aufbaut, der hat wohl große Schwierigkeiten, überhaupt zu belegen, daß er kein Antisemit ist. Es hatte doch wohl seinen Grund, daß sich Hohmann aus antisemitischen Büchern "fortbildet", oder ? Mit welchen Verklausulierungen er nun Deutschland von der Verantwortung für den Holocaust reinwaschen möchte, ist da doch nebensächlich...
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 12:12:29
      Beitrag Nr. 1.618 ()
      jupiler,

      Wo ist das Problem?
      Auch der Generalstaatsanwalt hat festgestellt, dass diese Rede antisemitische Tendenzen enthält.
      Antisemitismus ist nur strafbar, wenn er den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt - oder den speziellen der Holocaustleugnung. ,,Einfacher" Antisemitismus ohne diese Tatbestände fällt da nicht drunter.
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 14:25:02
      Beitrag Nr. 1.619 ()
      "#1583

      , Wer seine Argumente auf Auszüge aus einem Standardwerk der Antisemiten, auf Henry Fords " The international jew" aufbaut, der hat wohl große Schwierigkeiten, überhaupt zu belegen, daß er kein Antisemit ist. Es hatte doch wohl seinen Grund, daß sich Hohmann aus antisemitischen Büchern " fortbildet" , oder ? Mit welchen Verklausulierungen er nun Deutschland von der Verantwortung für den Holocaust reinwaschen möchte, ist da doch nebensächlich..."



      1) Wie oft hat Hohmann Henry Ford zitiert?
      2) Was hat er zitiert?
      3) Zu welchem Zweck hat er zitiert und zu welchem Ergebnis führten die Zitate?

      Ich habe das Buch von Henry Ford NICHT gelesen. Ein Urteil, ob das Buch antisemitsch sei oder nicht, kann ich mir deshalb nicht anmaßen.

      Die Auszüge, die mir aus dem Buch bekannt sind, tragen durchaus antisemitische Züge, die ich isoliert betrachtet für mich nicht übernehmen kann, sofern die bekannten Aussagen in ihrer isolierten Betrachtungsweise auch in einem umfangreicheren Zusammenhang in seinem Buch von ihrer Bedeutung her Bestand haben sollten.

      Welche darüber hinausgehende Literatur bezeichnest Du denn als antisemitsch, auf die sich Hohmann bezog?

      Noch etwas: Die Stelle, an der Hohmann den Holocaust reinwaschen wollte, die kann ich in seiner Rede beim besten Willen nicht finden. Vielleicht kannst Du mir ja einmal einen Tip geben.



      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 14:45:14
      Beitrag Nr. 1.620 ()
      1+2+3) Er hat das Werk da zitiert, wo es seiner Behauptung dienlich war, die sowjetische KP sei in hohem Masse von Juden gelenkt, um daraus den überaus unlogischen Schluß zu ziehen, Juden könnten sich in einem vergleichbaren Maße schuldig gemacht haben wie Deutsche, nämlich bei der Auflistung, wer alles Jude sei. Die letztendliche Behauptung, der Bolschewismus sei im wesentlichen eine jüdische Sache ist genau einer der Hauptvowürfe des Antisemitismus der Nazis.

      Ich habe das Buch von Ford auch nicht gelesen, vertraue aber in diesem Punkt den Leuten, die es gelesen haben, und Auszüge daraus ins Netz gestellt haben.

      Du mußt übrigens schon genau lesen: ich habe nicht behauptet, Hohmann wollte den Holocaust reinwaschen (das liegt ihm glaubhaft fern), sondern geschrieben "Mit welchen Verklausulierungen er nun Deutschland von der Verantwortung für den Holocaust reinwaschen möchte..." Dieses Reinwaschen Deutschlands unternimmt Hohmann mit dem Mittel des Relativierens. Zunächst konstruiert er einen Schuldvorwurf an Juden: die Juden hätten etwas kollektiv getan, was sie ebenso schuldig mache, wie die Deutschen sich kollektiv schuldig gemacht hätten dadurch, daß sie in ihrem Land den Nationalsozialismus mit seinen Folgen zuließen. Dabei liegt bereits ein rhetorische Kunstgriff vor, denn während sich die Deutschen ihre Regierung wählen konnten, konnten das die Juden in der Sowjetunion mitnichten. Es war auch nur eine kleine Minderheit der Juden dort kommunistisch, und diese Minderheit wiederum hatte zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit, die KP oder Rußland in irgendeine Richtung zu dirigieren, geschweige denn als sich bewußt wahrnehmende Gruppe von Juden. Der nächste rhetorische Kunstgriff ist dann das vordergründige Zurücknehmen des Schuldvorwurfs bei den Juden. Da Hohmann zuvor den Schuldvorwurf bei Juden und Deutschen als gleichartig konstruiert hatte, wird dadurch automatisch der Schuldvorwurf an die Deutschen auch zurückgenommen. Daß es daneben aber den viel wichtigeren Begriff der deutschen Verantwortung am Holocaust gibt, der viel logischer ist als ein Vorwurf einer Kollektivschuld, bei der man Täter und Opfer vermengt, unterschlägt Hohmann gewollt, denn er will ja begründen, warum man den Entschädigungsleistungen Deutschlands geringere Prioriät einräumen soll.
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 17:09:26
      Beitrag Nr. 1.621 ()
      SeP:
      nicht "Schulen für Judentum", SeP, sondern Schulen für Interpretationen der jüdischen Schriften. Verschiedene Richtungen, verschiedene Auslegungen. Obwohl du mich durchaus richtig verstanden hast, versuchst du mir die Wörter zu verdrehen.

      Ziemlich billig, was du hier abziehst. Du entwickelst dich langsam zu einem griesgrämigen Stirnerersatz.
      Dünne Haut, Sep, sehr dünnde Haut. Und viele Nebelkerzen. :kiss:
      Avatar
      schrieb am 17.05.04 20:40:58
      Beitrag Nr. 1.622 ()
      1588, na, mal wiederbein kleines Schwätzchen halten ?

      Chronologie:

      1560, nichtdie

      Die zentrale Aussage des Judentums lautet - liebe deinen Nächsten wie dich selbst.


      Frage 1561, SoeinPech:

      Ist Gott aus der zentralen Betrachtung entfernt worden ?

      Antwort 1652, nichtdie

      Beide Kernaussagen des Judentums ( " Liebe deinen Gott mit all deiner Kraft etc." bzw. " Liebe deinen nächsten wie dich selbst" ) sind sehr eng miteinander verwoben und von einander abhängig.

      1.) „Judentum“: das kam von Dir.

      Wie Du nun richtig erkannt hast - ich helfe ja, wo ich kann - gibt es keine "Kernaussagen des Judentums" schon garnicht in Bezug auf religiöse Fragen. Ich freue mich, daß Du das nun übernimmst.

      Über das Judentum gibt es vielleicht kulturelle Belange zu berichten, ganz sicher aber keine, die sich als "Kernaussage" mit Fragen Gottes auseinandersetzen.

      Anders für Interpretationen religiöses Fragen, für die es die verschiedensten Ausrichtungen, kurz Schulen gab, und gibt. Warum also schreibst Du „Judentum“ ?

      Wenn Du exakt hinschaust, habe ich nichts anderes gemacht, als Deinen Mist zu zitieren. Was Du nun zurückweist, stammt ursprünglich also von Dir.

      Wir sind uns nun also einig:

      1.) Im Judentum gibt es garnix Zentrales. Das war völlig dämliches Zeug.

      2.) Im „jüdischen Glauben“ gibt es etwas Zentrales. Das ist aber nicht der von Dir angenommene Nächste, sondern schlicht und einfach Gott.

      3.) Und zwar in allen Schulen jüdischer Glaubensinterpretation.

      4.) Weder ist der Nächste allein im Zentrum, wie zunächst von Dir behauptet, noch im Zentrum zusammen mit Gott, wie Du dann behaupten wolltest. Das sollte nun vom Tisch sein.

      Darüber hinaus mal etwas persönliches: Du windest Dich nun seit Tagen hier rum, mit falschen statements ( Maimonides, Rambam, Klammer, Komma) , und vielen vielen Hinweisen auf Nebelkerzen. Ich habe kein Interesse, mich mit Leuten, die sich zu dem, was sie schreiben, nicht bekennen können, auseinanderzusetzen, oder zu den Selbstversuchen von Dir beizutragen, wie man sich aus etwas herauswindet.

      Ich werde ganz einfach Deine Texteinstellungen übergehen, und falls Du dazu Anmerkungen machst, die ggfs richtigstellen. Und damit ists gut.

      Wer hier Blödsinn reinschreibt, muß ertragen, daß dies relativiert und korrigiert wird. Bei Dir ist das einfach, weil Anspruch und Vermögen weit auseinanderklaffen.

      Was Du hier zum Judentum abgelassen hast, zur zentralen Frage des Judentums, das war alles nicht überzeugend.

      Ich bin sicher, daß andere sich ebenfalls ein Bild dazu machen, dazu sind Foren da. Und die einen werden Dir recht geben, die anderen eher nicht.

      Mit Deinen lächerlichen Nachsätzchen jedenfalls kannst Du nicht erreichen, hier unkommentiert dummes Zeug abzulassen. Das wirst Du aber irgendwann selber feststellen. Die Qualität muß einfach besser werden.

      Vielleicht doch lieber nur copy & paste?
      Avatar
      schrieb am 18.05.04 14:49:22
      Beitrag Nr. 1.623 ()
      for4zim, 1587:


      "Du mußt übrigens schon genau lesen: ich habe nicht behauptet, Hohmann wollte den Holocaust reinwaschen (das liegt ihm glaubhaft fern), sondern geschrieben " Mit welchen Verklausulierungen er nun Deutschland von der Verantwortung für den Holocaust reinwaschen möchte..."


      Stimmt: ich habe es nicht so aufgefaßt, wie du es formuliert hast;


      Was den Rest Deiner Antwort betrifft, werde ich Dir aus Zeitgründen später antworten, ich sehe da einiges komplett anders.

      In Deinem Ursprungsposting sprichst Du von antisemitischen Büchern. Welche konkret meinst Du denn über das von Henry Ford hinaus?

      Jupiler


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 18.05.04 14:55:18
      Beitrag Nr. 1.624 ()
      Ob Hohmann sich aus Büchern oder aus einem Buch fortbildet, ist mir nicht besonders wichtig. Ich erinnere mich vage, daß mehrere Werke genannt worden sind, möchte darauf aber nicht beharren, weil es schon einige Zeit her ist, und ich keinen Sinn darin sehe, Hohmanns Bücherliste zu durchforsten. Wenn er seine Argumentation auf einen anerkannt antisemitischen Autoren stützt, reicht mir das schon.
      Avatar
      schrieb am 18.05.04 15:19:50
      Beitrag Nr. 1.625 ()
      Ich denke, Posting #211 erhellt etwas besser den Hintergrund von Hohmanns Argumentation. Da werden mindestens 2 antisemitische Quellen angegeben...
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 11:31:55
      Beitrag Nr. 1.626 ()
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 15:13:52
      Beitrag Nr. 1.627 ()
      for4zim, 211, 1591,1592:


      Die Rede Hohmanns stützt sich eigentlich nur auf eine Quelle: auf das Buch "Jüdischer Bolschewismus" von Johannes Rogalla von Bieberstein.

      Die Zitate aus Henry Fords Buch "The International Jew" sind ebenfalls ALS ZITATE im "Jüdischen Bolschewismus zu finden". Wie Johannes Rogalla von Bieberstein als Vorlage der Hohmannrede das Buch Fords sieht, kannst Du aus nachfolgendem Auszug ersehen, den ich von den Seiten 17 und 18 ungekürzt abgetippt habe:

      "Der "Internationale Jude" von Henry Ford hat weltweit eine enorme Wirkung erzielt und wird im Vergleich zu den "Protokollen der Weisen von Zion" (das wiederum ist ein Zitat aus Michael Hagemeister: Der Mythos der "Protokolle der Weisen von Zion". In: Ute Caumanns u. Matthias Niendorf (Hrsg.): Verschwörungstheorien. Osnabrück 2001, S. 89-101) (Hohmann zitiert Bieberstein zitiert Hagemeister zitiert Caumanns u. Niendorf zitieren Ford !) , die in sprachlich verquaster Form die Sichtweise reaktionärer südrussischer Adeliger aus der Vorkriegszeit wiederspiegelten und ein ANGEBLICHES jüdisch freimaurerisches Weltherrschaftsstreben zu entlarven suchten, unterschätzt. Ford probagierte unter Bezugnahme auf oft unbestreitbare, jedoch unzulässig verallgemeinerte und ZURECHTGEBOGENE Fakten die später auch von der NS-Propaganda präferierte Theorie der angeblichen "Wesensgleichheit" vom Judentum und Kommunismus bzw. Bolschewismus."

      Allein aus diesem kleinen Auszug ist leicht zu erkennen, daß der "Jüdische Bolschewismus, Mythos und Realität", alles andere als antisemitisch ist. Gleich zweimal nicht akzeptiere ich vergleichbare Behauptungen von Personen, die das Buch noch nicht einmal in der Hand hatten.

      Du verweist in 1592 auf das Posting 211, in dem eine Reportage der haGalil-Journalistin Andrea Livnat zu finden ist. Da Du offensichtlich weitestgehend die Einschätzung von Frau Livnat teilst, mußte ich mehr oder weniger gewollt auf Teile ihrer Bewertung der Hohmannrede eingehen.

      Livnat:

      „Herr Hohmann scheut sich nie, das zu sagen, was er im Sinne hat und zu zeigen, wo er steht. Beispielsweise im November letzten Jahres, als er die Entscheidung des britischen Oberhauses, homosexuellen Paaren das Adoptionsrecht zu gewähren, als " Denaturierung des Leitbildes der Familie" bezeichnete, dieser Entwicklung müsse mit " aktiver Zivilcourage" entgegen getreten werden.“

      Ist es nicht eine positive Eigenschaft zu sagen, was man denkt und wo man steht?


      Livnat:
      „Oder zu Paul Spiegels Rede zum 9. November 2000, als Hohmann dem Zentralratsvorsitzenden riet, sich zu überlegen, ob er " das Klima zwischen den Juden und Nichtjuden in Deutschland nicht nachhaltig schädige" . " Ist es etwa deutsche Leitkultur, Fremde zu jagen, Synagogen anzuzünden, Obdachlose zu töten?" hatte Spiegel in seiner Rede gefragt, für Martin Hohmann eine " schlimme Entgleisung" , und eine falsche Unterstellung, genauso falsch " wie Spiegel zu unterstellen, er sei mitverantwortlich, dass beim letzten Racheakt der israelischen Armee zwei unschuldige Frauen getötet wurden" .

      Paul Spiegel weiß ganz genau, daß es NICHT deutsche Leitkultur ist, Fremde zu jagen, Synagogen anzuzünden und obdachlose zu töten! Wozu sollte also diese Aussage dienen?

      Livnat:

      „Martin Hohmann sagt in seiner Rede nichts Verbotenes, er hetzt nicht mit verfassungsfeindlichen Parolen. Seine Argumentation ist wesentlich raffinierter und perfider. „

      Es ist also raffiniert und perfide, nichts Verbotenes zu sagen, wie anders wäre der Komparativ erklärbar.




      Kleine Unterschiede zwischen Original und Zitat:

      Original Hohmann:

      „Auf diesem Hintergrund stelle ich die provozierende Frage: Gibt es auch beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?“

      Zitierung durch Andrea Livnat:

      Wer bisher versucht haben sollte, Herrn Hohmann in gutem Licht zu sehen, dem werden bald die Haare zu Berge stehen. Denn der CDUler stellt darauf die provozierende Frage: " Gibt es auch beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?"

      Hohmann stellte seine Frage selber als provozierend dar, weil er um die Wirkung dieser wusste. Die Fragestellung und die nachfolgenden Zitate waren aber bewußt auf die Beweisführung abgestellt, daß man keinem Volk der Welt eine Kollektivschuld für was auch immer zuweisen darf. Das kam in seiner Rede mehrfach zum Ausdruck.


      Livnat:
      „Es geht einmal wieder in die Ecke von Ernst Nolte, die Verbrechen des Nationalsozialismus werden mit den Verbrechen des Bolschewismus aufgerechnet und die Einzigartigkeit des NS-Genozids an den Juden verschleiert.“

      Hohmann in seiner Rede:

      „Nein. Wir alle kennen die verheerenden und einzigartigen Untaten, die auf Hitlers Geheiß begangen wurden.“



      Livnat:

      „Auch jüdische Kronzeugen führt Martin Hohmann für seine Argumentation ins Feld. So habe der " Jude Felix Teilhaber" 1919 gesagt: " Der Sozialismus ist eine jüdische Idee… Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus." Auch die Begründer von Kommunismus und Sozialismus, alle voran Karl Marx, seien Juden gewesen.“

      Hohmann:

      „Hören wir, was der Jude Felix Teilhaber 1919 sagt: " Der Sozialismus ist eine jüdische Idee … Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus." Damit wird auch ausgedrückt, daß an der Wiege des Kommunismus und Sozialismus jüdische Denker standen. So stammt Karl Marx über beide Eltern von Rabbinern ab. „

      [/i]Ob Karl Marx Jude war, spielt für den Bolschewismus eigentlich keine Rolle. Wenn man Haarspalterei betreibt, müsste man erklären, daß man nicht Jude ist, wenn man von Rabbinern abstammt, sondern gemäß der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz also, ist Jude, wer von einer jüdischen Mutter abstammt. Nach europäischer Vorstellung liegt die Angelegenheit freilich anders.
      Felix Teilhaber ist nicht der einzige jude, der sich in dieser Form geäußert hat. Da gibt es noch eine Reihe ganz anderer, ja sogar prominenter zeitgenössischer Juden, die in Deutschland in Amt und Würden stehen.[/i]



      Livnat:
      „Woher hat nur der Abgeordnete Hohmann sein Detailwissen, mag man sich fragen, weiß er doch zu berichten, dass " nach einer von Churchill 1930 vorgetragenen statistischen Untersuchung eines Professors den Sowjets bis 1924 folgende Menschen zum Opfer gefallen sein (sollen): 28 orthodoxe Bischöfe, 1.219 orthodoxe Geistliche, 6.000 Professoren und Lehrer, 9.000 Doktoren, 12.950 Grundbesitzer, 54.000 Offiziere, 70.000 Polizisten, 193.000 Arbeiter, 260.000 Soldaten, 355.000 Intellektuelle und Gewerbetreibende sowie 815.000 Bauern." Hohmann bezieht sich, wie in einer Anmerkung festgehalten ist, auf das Buch " Jüdischer Bolschewismus. Mythos und Realität" von Johannes Rogalla von Bieberstein. Ernst Nolte steuerte
      hierzu ein begeistertes Vorwort bei.“


      Ich kenne das Buch. Es beleuchtet die Rolle der Juden im Bolschewismus und führt aus, wie es dazu kam. Jeder, der es gelesen hat, kann für die russischen Juden nur Verständnis zeigen, daß sie sich dafür besonders angezogen gefühlt haben.


      Livnat:
      „Obwohl sich der Autor im Vorwort ausdrücklich von jeglichen antisemitischen Tendenzen zu distanzieren versucht, kann sich der Leser nur wundern, wie gründlich von Bieberstein Juden aufspürt.

      Was genau Trotzki gemacht oder nicht gemacht hat, erfährt der Leser nicht, wohl aber dass er Jude war.“


      Im Register des Buches "Jüdischer Bolschewismus" wird der Begriff Trotzki" genau 60-mal erwähnt. Das ich jetzt nicht alle Stellen überprüft habe, wo eine Aussage über die Untaten Trotzkis berichtet wird, liegt auf der Hand. Was ich aber auf die Schnelle bimn "Stechen" gefunden habe, gebe ich nachstehend wieder: auf Seite 17 in dem Buch „jüdischer Bolschewismus, ,.....“ wird unter der Anmerkung 43 aus dem Buch „Leo Trotzki, Terrorismus und Kommunismus“ (erschienen 1920 in Hamburg o. J.) folgendes zitiert:

      „„Wenngleich die große Mehrheit der Juden den sich etwa in der Person von Leo Trotzki zum politischen Terror, ja zur Ermordung der „Klassenfeinde“ bekennenden Bolschewismus“(43) abgelehnt hat, so hat doch die christliche Welt auf die bolschewistische Bedrohung vielfach summarisch antisemitsch reagiert“



      Livnat:
      „Juden im rassischen Sinne sind also die Hauptfiguren in von Biebersteins Buch“


      .....die religiösen hatten ja mit dem Bolschewismus nichts im Sinn. Diese waren so clever und haben bereits vor 1920 erkannt, daß sich eine breite Mehrheit in Europa gegen das Judentum wenden wird. Leider hatten sie recht.



      Livnat:
      „Allerdings spricht er lediglich von der christlichen Religion, als eine Religion des Lebens, deren Gottesbezug seiner Meinung nach in die europäische Verfassung aufzunehmen sei.“

      Ist daran etwas auszusetzen?


      Livnat:
      „Durch die Gegenüberstellung von Nationalsozialismus und Bolschewismus bzw. von Deutschen und Juden als " Tätervolk" wird der Holocaust verharmlost, die " Schuld" des nationalsozialistischen Deutschlands relativiert und schließlich antisemitische Argumentationen der übelsten Sorte aufgewärmt und neu serviert“

      Heißt das im Umkehrschluß, daß die Rolle von Juden im Bolschewismus nicht untersucht werden darf, wie es Johannes Rogalla von Bieberstein getan hat?



      Livnat:
      „Martin Hohmann sagt in seiner Rede nichts Verbotenes, er hetzt nicht mit verfassungsfeindlichen Parolen. Seine Argumentation ist wesentlich raffinierter und perfider.“

      Es ist also raffiniert und perfide, nichts Verbotenes zu sagen, wie anders wäre der Komparativ erklärbar.



      # 1587, for4zim:

      „Da Hohmann zuvor den Schuldvorwurf bei Juden und Deutschen als gleichartig konstruiert hatte, wird dadurch automatisch der Schuldvorwurf an die Deutschen auch zurückgenommen. Daß es daneben aber den viel wichtigeren Begriff der deutschen Verantwortung am Holocaust gibt, der viel logischer ist als ein Vorwurf einer Kollektivschuld, bei der man Täter und Opfer vermengt, unterschlägt Hohmann gewollt, denn er will ja begründen, warum man den Entschädigungsleistungen Deutschlands geringere Prioriät einräumen soll.“


      Du hast viel aus der Reportage von Andrea Livnat übernommen (Posting 211)
      Aus der Rede Hohmanns geht aber eindeutig hervor, daß er nicht an dem Schuldvorwurf Deutschlands rüttelt, daß der Holocaust nicht relativiert wird, daß die Verbrechen Deutschlands in der NS-Zeit nicht beschönigt werden. Ich sehe auch nicht, daß Hohmann den Entschädigungsleistungen, vor allem an jüdische NS-Opfer, geringere Priorität einräumt. Er wollte lediglich die Diskussion, ob die Leistungen nicht an die gesunkene deutsche Wirtschaftskraft angepasst wird. Und darüber sollte man vorurteilsfrei reden dürfen.




      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 15:57:55
      Beitrag Nr. 1.628 ()
      #1594, mein Verweis auf ein Posting als Beleg für meine Annahme, daß Hohmann sich auf antisemitische Quellen beruft soll nicht bedeuten, daß ich den gesamten Beitrag in allen Punkten für mich übernehme. Daher werde ich auch nicht untersuchen, ob Frau Livnat nun in bestimmten Punkten irrt oder recht hat.

      Was die Quellen Hohmanns angeht, so hat er die inhaltlichen Behauptungen aus Fords Buch für sich in der Rede übernommen, etwa was den Einfluß von Juden im Bolschewismus angeht, hingegen nicht die möglichen (Ab)wertungen des von Bieberstein. Denn hätte er es getan, hätte er sich eben nicht auf die Argumente Fords berufen können. Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wie man unetrscheiden soll, aus welchem Buch Hohmann nun seine Zitate haben soll. Wenn er explizit gesagt haben sollte, daß er es aus dem Buch von Bieberstein hat, dann ist mir das entgangen. Sollte er es aber von dort haben, dann gewinnt das ganze eine viel schlimmerere Qualität. Wenn nämlich Bieberstein sagt, daß Fords Argumentation zurechtgebogen sei, und Hohmann in Kenntnis dessen trotzdem die Fordsche Argumentation übernimmt, dann hat er ja in vollem Bewußtsein, Fakten zu verbiegen, dies benutzt, um im nächsten Schritt über die Relativierung die deutsche Schuld zu verkleinern. Also angenommen, das stimmt so, wie Du es schreibst, Jupiler, dann würdest Du damit Hohmann belasten, nicht entlasten, denn jener hätte dann sogar eine nicht-antisemitische Quelle (wenn Deine Interpretation stimmt) dazu verwendet, daraus eine antisemitische Argumentation herauszufiltern, nämlich nur den Inhalt dort zitierter antisemitischer Quellen zu benutzen.

      Und verzeih, daß ich Deine weiteren Ausführungen nicht würdige. Ich hatte nicht vor, so in die Details zu gehen und fühle mich auch nicht imstande, Frau Livnats Beitrag in seinen Einzelheiten zu werten. Dies auch deshalb, weil z.B. der von Dir zitierte Absatz aus #1587 von mir ist, und nicht von Frau Livnat übernommen wurde. Und daß Hohmann zunächst den Holocaust für sich nicht kleinredet, ist bei mir nicht der Punkt, denn das wäre ja sehr ungeschickt von ihm. Er argumentiert ja indirekt, eben weil er seine Argumentation gegen Antisemitismusvorwürfe absichern wollte. Er hat aber nun einmal über den Rückgriff über angebliche jüdische Untaten die tatsächlichen deutschen Untaten neu gewertet, und dies im Zusammenhang mit einer Äußerung getan, in der er nach dem Stellenwert deutscher Entschädigungsleistungen fragte. Ich verstehe daher nicht, wie Du zu Deinen gegenteiligen Schlußfolgerungen kommst. Gerade hier ist die Hohmannrede sehr eindeutig. Um genau zu sein: ein Schadensersatz- und Wiedergutmachungsanspruch (hier von Juden als Opfer oder Opfererben gegen den deutschen Staat) wird nicht dadurch kleiner, daß die Wirtschaftsleistung um ein paar Prozent kleiner wird. Dabei wird sie noch nicht mal kleiner, sie wächst nur nicht mehr sonderlich. Und wenn es nur um die deutsche Wirtschaftsleistung ginge, bräuchte Hohmann ja wohl nicht umständlich eine Argumentation aufzubauen, mit der man die Juden kollektiv in die Verantwortung für stalinistische Verbrechen nehmen kann, wie er es als Zwischenschritt brauchte, um am Ende sagen zu können, die Deutschen wären kein Tätervolk.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 16:10:57
      Beitrag Nr. 1.629 ()
      PS., wenn Frau Livnat sagt, daß von Biebersteins Buch die Quelle der Hohmannschen Argumente ist, relativiert das natürlich meinen Plural bei den antisemitischen Quellen. Dann wäre wieder nur Fords Buch die Urquelle (denn inhaltlich übernimmt Hohmann ja den Fordschen Text, nicht aber die Relativierung bei von Bieberstein).
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 17:13:31
      Beitrag Nr. 1.630 ()
      Wenn ich schon wieder was von besonderer Verantwortung der Deutschen lese, wird mir gleich wieder schlecht.

      Da wird ein ganzes Volk in Kollektivhaftung genommen, egal ob ihr es jetzt Kollektivschuld oder Verantwortung nennt.

      Ich bin frei geboren und alle die mir irgendetwas einreden wollen, nur weil ich Deutscher bin, können mich mal kreuzweise.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 17:41:55
      Beitrag Nr. 1.631 ()
      Verantwortung und Schuld sind zwei sehr verschiedene Kategorien. Schuld ist individuell. Als Nachgeborener kann ich natürlich an der Ermordung von Juden nicht schuldig sein. Und selbst zur Nazizeit haben sich viele Deutsche nicht schuldig gemacht.

      Die Verantwortung ist aber kollektiv. Die Juden wurden namens des deutschen Volkes vertrieben, beraubt und ermordet. Also ist auch das deutsche Volk gegen sie schadensersatzpflichtig. Wer denn sonst?

      Beispiel: ein Raubmörder hat einen Überfall begangen. Dann stirbt er. Gegen seine Erben kann natürlich kein Strafverfahren für diese Tat ergehen, denn die haben ja nichts damit zu tun. Aber der Schadenersatz, etwa die Erstattung der Beute, kann natürlich als Auftrag an die Erben gehen. Hätte Deutschland den Krieg gewonnen, wäre ja z.B. das Raubgold in unser aller Besitz als deutscher Staatsschatz!
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 17:47:03
      Beitrag Nr. 1.632 ()
      Auf die finanzielle Enschädigung bezogen ist das absolut richtig. Ich habe kein Problem damit, daß ehemalige Zwangsarbeiter oder Opfer von Enteignung entschädigt werden, das ist etwas was wir tragen müssen.

      Aber mir geht es um die geistige Fesselung der Deutschen. Daß man dies und das nicht denken oder sagen darf nur weil man Deutscher ist.

      Und das zieht bei mir nicht und das werde ich niemals akzeptieren. Ich bin froh nicht mehr in der DDR leben zu müssen, wo einem gesagt wurde, was richtig und falsch ist.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 17:57:56
      Beitrag Nr. 1.633 ()
      Hohmann hat ja nicht über moralische Fesseln geredet, sondern über deutsche Verantwortung. Und da lag er eben falsch. Darüberhinaus durfte er ja sagen, was er sagte - nur eben nicht innerhalb der CDU. Bei den REPs hätte er mit dieser Rede keine Probleme gehabt. Deshalb ist Dein Verweis auf "geistige Fesselung der Deutschen. Daß man dies und das nicht denken oder sagen darf" deplaziert. Deine Freiheiten, zu sagen und zu denken, was Du willst, sind, im Gegensatz zur DDR, sehr groß. Aber natürlich darf man nicht (auch nicht in den meisten Nachbarländern) gegen andere Volksgruppen hetzen oder die Gefühle anderer Völker oder Religionsgemeinschaften verletzen. Mehr wird auch von Deutschen nicht verlangt.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 18:07:47
      Beitrag Nr. 1.634 ()
      Ich will dies überhaupt nicht auf Hohmann beschränken, es gibt unendliche Beispiele für geistige Fesseln.

      Aktuell fällt mir z.B. die Nachwuchsproblematik ein. Dei Bundesfamilienministerin war tatsächlich der Meinung man dürfe keine aktive Geburtenpolitik machen, weil das Hitler auch gemacht hat, da müsse man vorsichtig sein.

      Und das ist logischer Schwachsinn. Solche Leute können nicht denken. Die schalten abends die Glotze ein und sehen was ausm dritten Reich und deren Schlussfolgerung ist, man dürfe sein Land nicht lieben.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 18:43:34
      Beitrag Nr. 1.635 ()
      Ich kann auch da nicht die geistige Fessel erkennen, nur weil das 68er-Establishment definiert hat, was denn PC sei. Hier muß man nur immer wieder die Gegenargumente vorbringen, denn man kann nicht heutige Sachentscheidungen mit alten Ideologien vermengen. Das führt allerdings weit ab vom Thema "antisemitischer Gehalt der Hohmannschen Argumentation".
      Avatar
      schrieb am 27.05.04 10:39:17
      Beitrag Nr. 1.636 ()
      @ for4zim, 1595:


      "so hat er die inhaltlichen Behauptungen aus Fords Buch für sich in der Rede übernommen, etwa was den Einfluß von Juden im Bolschewismus angeht, hingegen nicht die möglichen (Ab)wertungen des von Bieberstein. Denn hätte er es getan, hätte er sich eben nicht auf die Argumente Fords berufen können. Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wie man unetrscheiden soll, aus welchem Buch Hohmann nun seine Zitate haben soll."


      Der zentrale Kern jeder Diskussion über den angeblichen antisemitischen Inhalt der Rede von Martin Hohmann bezieht sich ursächlich auf die Quelle, aus der er zitiert und welche Schlüsse daraus gezogen werden.

      Was ich total anders sehe als Du ist der Schluß, zu dem Martin Hohmann kommt: Es ist nicht zulässig, einem Volk eine Generalschuld anzuhängen allein deshalb, daß ein großer, kleiner, überwiegender (jenachdem wie es jeder einzelne sehen mag) Anteil dieses Volkes sich an einer Bewegung beteiligt haben. Hohmann zitiert über den Umweg Bieberstein aus Henry Fords Buch, um eben diesen Blödsinn, den Ford zum Ausdruck gebracht hat, klarzustellen.

      Ich habe auch kein Problem damit, wenn Du auf meine weiteren Ausführungen zum dem Livnat-Artikel nicht eingehst. Ich bitte Dich aber zu respektieren, daß ich seit dem Bekanntwerden der Hohmannrede mich sehr intensiv mit dieser und ihren Quellen beschäftigt habe. Ich habe die Personen beleuchtet, die als antisemitische Hetzer hingestellt werden. Bei oberflächlicher Betrachtung mag man die Einschätzung vielleicht teilen, wenn man sich aber mit Details auseinander setzt nicht mehr.

      Hohmann ist erzkonservativ und somit ein Dorn im Auge aller Antifas und Ultralinken. Der Umstand, daß die Nazis das Judentum mit dem Bolschewismus gleichsetzten und damit den Holocaust zu rechtfertigen versuchten wird unzulässigerweise auf Martin Hohmann projeziert. In seiner Rede hat er gerade, auch durch die Zitate aus dem Buch von Henry Ford, diese Aussagen ad absurdum geführt. Wenn man, und gerade bei uns in Deutschland, die Hintergründe des Entstehens und die wahren Absichten des Bolschewismus kennt, der ausdrücklich die Vernichtung des Klassenfeindes zum Inhalt hatte, dann kann man verstehen, warum gerade linke "Kräfte" alle Anstrengungen unternehmen, daß das wahre Gesicht des Bolschewismus / Kommunismus / Sozialismus verschleiert bleibt.

      Es ist nämlich ein menschenverachtendes, darauf hat Hohmann hingewiesen, deshalb hat man ihn platt gemacht.
      Im Zeitalter der "Political Correctness" ein leichtes für Links, Rechts (bitte nicht mit rechtsextrem verwechseln!)genügte die Zeit nicht, um sich inhaltlich korrekt damit auseinaderzusetzen. Die Linke schreckt nicht davor zurück, Menschen in ihrer Existenz zu vernichten, um die ungeheuerlichen Verbrechen des Sozialismus zu kaschieren.

      Um feststellen zu können, welche Quellen Hohmann für seine Rede benutzt hat, empfehle ich Dir das Buch "Jüdischer Bolschewismus, Mythos und Realität" von Johannes Rogalla von Bieberstein.


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 27.05.04 10:40:51
      Beitrag Nr. 1.637 ()
      1596:

      "PS., wenn Frau Livnat sagt, daß von Biebersteins Buch die Quelle der Hohmannschen Argumente ist, relativiert das natürlich meinen Plural bei den antisemitischen Quellen. Dann wäre wieder nur Fords Buch die Urquelle (denn inhaltlich übernimmt Hohmann ja den Fordschen Text, nicht aber die Relativierung bei von Bieberstein"


      Das hat nicht Frau Livnat gesagt, das ist meine persönliche Meinung, nachdem ich das Biebersteinbuch gelesen habe.

      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 27.05.04 11:04:52
      Beitrag Nr. 1.638 ()
      Jupiler, Deine Anstrengungen in allen Ehren, ich verwende ja nicht so viel Zeit darauf, Hohmanns Quellen zu analysieren. Aber wenn ich mich so an die Rede Hohmanns erinnere, dann habe ich Schwierigkeiten, alle Deine Schlußfolgerungen nachzuvollziehen.

      Ich möchte zunächst nochmal klarstellen, daß ich Hohmann politisch so einordne, wie Du: Konservativer in der Art des Zentrums mit Betonung des christlichen und des nationalen Standpunkts. Ich wäre auch überrascht, wenn er Antisemit im engeren Sinne wäre.

      Was bei der Beurteilung der Rede meines Erachtens wichtig ist, ist nicht, was in einzelnen Zitaten steht (was also die Rede bei Journalisten und bei Betroffenheitsrhetorikern beliebt machte), sondern der Gang der Argumentation und die Selektion der ihm vorliegenden Daten.

      Seine Rede beginnt mit den Lasten der deutschen Wiedergutmachungszahlungen und der Begründung, warum diese zu hoch seien. In dem Kontext redet er dann über die angeblich möglichen Schuldvorwürfe an Juden. Hätte er die Rede zum Beispiel daran aufgehängt, daß es vielen Antisemitismus gebe, unter anderem eben diesen Schuldvorwurf, den Bolschewismus zu verantworten zu haben, dann wäre sein Vortrag so zu interpretieren gewesen, wie Du das anmerkst, Jupiler, möglicherweise jedenfalls. Aber im Kontext der "hohen" Wiedergutmachungsleistungen Deutschlands zielt jede Diskussion angeblicher jüdischer Vergehen ja doch darauf, die deutsche Verantwortung zu verringern. Und die deutsche Schuldfrage wurde dann durch diesen Vergleich und die Relativierung mit dem Verhalten einiger Juden in Rußland verknüpft. Da müßte aber doch eigentlich der Punkt kommen, daß deutsches Unrecht nicht davon abhängig sein kann, was im Ausland irgendwelche Angehörigen oder Nachkömmlinge einer Religionsgemeinschaft eventuell getan haben. Verstehst Du den Knackpunkt? Hohmann stellt eine Verknüpfung her, auf die man normalerweise gar nicht kommt, um die Frage der deutschen Wiedergutmachungsleistungen aufzurollen.

      Jedenfalls kann er nicht den deutschen Juden anlasten, daß ihr Status als "Täter- oder Opfervolk" irgendwas mit dem Verhalten einiger Juden in Rußland zu tun hätte. Genausowenig ist die deutsche Verantwortung für das, was im Namen des deutschen Volkes Juden kollektiv angetan wurde, dadurch obsolet, daß einige Deutsche im Widerstand waren und Juden zu helfen versuchten. Es ist eben ein Unterschied, ob ein Volk durch seine staatlichen Organe etwas tut, oder ob einzelne einer Gruppe etwas tun, und dieses dann auf die gesamte Gruppe verallgemeinert wird. Ersteres ist eine Frage z.B. des Völkerrechts, letzteres führt sehr schnell zu Rassismus oder ähnliches.

      Um es noch einmal zu betonen: Hohmann hat sich Fragen angenommen, die niemand gestellt hat. Deutschland leistet Wiedergutmachung nicht als "Tätervolk", sondern aus Verantwortung für staatliches Handeln des Vorgängerstaates. Und Juden sind nicht "Opfer- oder Tätervolk", sondern eine identifizierbare Gruppe von Menschen, die durch das Deutsche Reich im Kollektiv verfolgt wurden, und dadurch zugleich Anrecht auf die spezifische Wiedergutmachung, aber auch auf Pietät und Rücksichtnahme im staatlichen Handeln Deutschlands haben. Außer den Nazis aber ist noch keinem eingefallen, den jüdischen Anteil am Bolschewismus zu thematisieren. Daher war auch Hohmann nicht in der Pflicht, dazu etwas zu sagen, außer eben, er selbst fühlte sich dazu gedrängt - Zielsetzung siehe oben.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:41:58
      Beitrag Nr. 1.639 ()
      http://www.kath.net/detail.php?id=8050

      Deutschland 09. Juli 2004, 09:33
      Orthodoxer Oberrabiner fordert Rehabilitierung Martin Hohmanns

      Moishe Friedman: Unionsparteien sollen „ungeheures Unrecht“ wiedergutmachen

      Wien/Berlin (kath.net/idea)

      Ein Repräsentant des orthodoxen Judentums hat die volle Rehabilitierung des aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgeschlossenen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann (Fulda) gefordert. Hohmann, gegen den auch ein Parteiausschlußverfahren läuft, war mit einer Rede zum 3. Oktober in die Kritik geraten. Er hatte die Ansicht vertreten, dass man weder die Deutschen noch die Juden als „Tätervolk“ bezeichnen könne. Große Teile der Medien und der Zentralrat der Juden in Deutschland warfen ihm deshalb Antisemitismus vor. Der österreichische Oberrabiner Moishe Friedman stellte sich auf einer internationalen Rabbiner-Konferenz am 1. Juli in Wien hinter den Politiker. Er forderte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf, das gegenüber Hohmann begangene „ungeheure Unrecht wiedergutzumachen, seinen hervorragenden Namen wiederherzustellen und ihn als Politiker und Repräsentanten seines Heimatkreises voll zu rehabilitieren“. Der orthodoxe Friedman – 1972 in New York geboren – tritt für eine Trennung von Zionismus und Judentum ein und steht dem jetzigen Israel kritisch gegenüber. An der Konferenz nahmen 15 jüdische Gemeindeoberhäupter aus Österreich, Deutschland, Rumänien, Großbritannien, Ungarn und den USA teil. Hohmann nahm auf Einladung der Veranstalter ebenso an dem Treffen teil wie der ehemalige österreichische Außenminister Erwin Lanc (SPÖ) und der Volksanwalt Ewald Stadler (FPÖ). Hohmann warb nach eigenen Angaben in einem Grußwort dafür, dass jüdische Gemeinden unterschiedlicher Prägung in Österreich und Deutschland in gleicher Weise staatlich anerkannt und gegebenenfalls gefördert werden müßten. Das Judentum bezeichnete der Politiker als „Urreligion“: „Christentum setzt Judentum voraus.“ Zugleich äußerte er sich sehr beeindruckt, von der „tiefen, opferbereiten Religiosität“ der in Wien versammelten orthodoxen Rabbiner.
      Avatar
      schrieb am 09.07.04 12:48:45
      Beitrag Nr. 1.640 ()
      http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.j…


      Affäre Hohmann

      Hahn verteidigt umstrittene Rede - war aber nicht so gemeint



      Der hessische FDP-Politiker Jörg-Uwe Hahn hat den umstrittenen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann verteidigt, die eigene Äußerung aber anschließend als "blödsinnig" bezeichnet.

      "Den Grundkonsens der Demokraten nicht verletzt"

      Über den Vorgang berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Samstagausgabe. Im Deutschlandradio hatte der Landtagsfraktionschef seiner Partei am Mittwoch erklärt, Parteien müssten sich zwar von Mitgliedern trennen, die den Grundkonsens der Demokraten verließen, sie müssten aber auch so viele Menschen wie möglich ins demokratische Spektrum einbinden: "Martin Hohmann hat in meinen Augen nicht den Grundkonsens der Demokraten verletzt."

      Alles nicht so gemeint

      Hahn, der auch dem FDP-Bundesvorstand angehört, distanzierte sich von seinen eigenen Worten am Freitag: "Der in Rede stehende Satz ist blödsinnig und wird im Nachhinein auch von mir selbst missbilligt", sagte er der dpa. Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Hohmann hatte in einer Rede im vergangenen Oktober die Juden in Zusammenhang mit dem Begriff "Tätervolk" gebracht. Dies wurde als antisemitisch kritisiert. Daraufhin hatte ihn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgeschlossen, zudem läuft ein Parteiausschlussverfahren der hessischen CDU. Hahn nannte Hohmanns Rede am Freitag untragbar. An dieser Auffassung habe er nie einen Zweifel gelassen. Er verwies auf einen entsprechenden, von ihm mitformulierten Landtagsantrag vom vorigen November.

      Ohne Zorn und Eifer

      Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert Hohmann mit den Worten, offensichtlich habe Hahn die Rede inzwischen "sine ira et studio" (ohne Zorn und Eifer) gelesen. Zum "revolutionshistorischen Inhalt" der Rede stehe Hohmann nach wie vor und nehme für sich in Anspruch, überwiegend historische Fakten vorgetragen zu haben: "Diese ändern
      sich nicht durch einen Widerruf."

      Stand: 26.06.2004
      Avatar
      schrieb am 15.07.04 08:08:44
      Beitrag Nr. 1.641 ()
      Avatar
      schrieb am 16.07.04 10:07:57
      Beitrag Nr. 1.642 ()
      @#1597 von Newnoise

      Dein dritter Satz ist mit Abstand der beste des ganzen Threads!
      Avatar
      schrieb am 18.07.04 19:02:43
      Beitrag Nr. 1.643 ()
      http://www.az-badkreuznach.de/rhein-main/objekt.php3?artikel…


      kurzer Auszug aus der Stellungnahme des hessischen CDU-Generalsekretärs Boddenberg:

      "Der Ruf nach einer "zweiten Chance" wurde laut - Ausdruck der Verbundenheit mit Hohmann. "Er hat sie gehabt", betont Brand. "Mehr als eine zweite Chance." Rund 150 Parteiaustritte legten umfassende Information nahe. "Bis heute unterrichten wir die Mitgliedschaft über unsere Versuche, Hohmann zu einem Widerruf seiner Aussagen zu bewegen", erklärte Boddenberg. Hohmann habe mehrfach die Gelegenheit gehabt, sich "glaubwürdig zu distanzieren"."


      1.) geschichtlichen Wahrheiten muß und darf man nicht widersprechen
      2.) ein Widerruf würde bedeuten, Hohmann würde die Juden als Tätervolk bezeichnen
      3.) die CDU würde einen Politiker aus der Partei verweisen, weil er die Wahrheit gesagt hat. Wenn das parteischädigend ist, dann führt das zu der Annahme, daß die CDU weniger an dieser interessiert ist.
      Das gilt gleichlautend auch für die Regierungsparteien, die ebenso heftigst den Parteiausschluß Hohmanns gefordert haben.


      Jup
      Avatar
      schrieb am 20.07.04 15:54:01
      Beitrag Nr. 1.644 ()
      ftd.de, Di, 20.7.2004, 13:39

      Hessen-CDU schließt Hohmann aus

      Die hessische CDU hat Martin Hohmann wegen seiner antisemitischen Äußerungen aus der Partei ausgeschlossen. Die Partei tat sich schwer mit dem Rauswurf des Bundestagsabgeordneten.


      "Bis heute hat er sich nicht klar von seiner Rede distanziert", sagte der hessische CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg am Dienstag in Wiesbaden. Durch die Ausschluss-Entscheidung des Landesparteigerichtes sehe die Hessen-CDU sich in ihrer Auffassung betätigt, dass Hohmann "erheblich gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei verstoßen hat".

      Die Unions-Bundestagsfraktion hatte Hohmann schon im November 2003 aus ihren Reihen ausgeschlossen. Der Politiker aus Fulda hatte in einer Rede zum 3. Oktober die Juden in Zusammenhang mit dem Begriff "Tätervolk" gebracht.

      Die Fuldaer Staatsanwaltschaft entschied im Februar, kein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung oder übler Nachrede einzuleiten. Gegen diese Entscheidung legte unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland Beschwerde ein. Diese wies die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main im Mai zurück.
      Avatar
      schrieb am 28.07.04 13:54:41
      Beitrag Nr. 1.645 ()
      Avatar
      schrieb am 10.08.04 11:07:56
      Beitrag Nr. 1.646 ()
      http://www.fuldaerzeitung.de/sixcms/detail.php?template=fz_m…


      Neuhof-Giesel (bg)
      .........

      Anschließend traf man sich im Festzelt, wo sich der VHG-Vorsitzende Helmut Krah freute, dass Heidelbeerkuchen und Heidelbeerwein reichlich Zuspruch fanden. Die Garde legte einen peppigen Tanz aufs Parkett, und für Musik sorgten der MV Giesel und später der MV Mittelrode. Begeisternd waren die Ansprachen des Heidelbeerkönigspaars, und auch so versierte Festredner wie Bürgermeisterin Maria Schultheis, Bundestagsabgeordneter Martin Hohmann oder Landtagsabgeordneter Dr. Norbert Herr mussten sich anstrengen, um gegen den schwungvollen Charme der beiden nicht blass auszusehen. Und natürlich fehlte nicht das traditionelle Heidelbeerkuchenwettessen, bei dem es galt, mampfenderweise ein Geldstück aus einem Heidelbeerkuchen zu erhaschen.
      Wer noch Appetit auf Heidelbeerkuchen, Heidelbeerwein oder vielleicht Kesselfleisch hat, der kommt heute ab 18 Uhr noch auf dem Gieseler Festplatz auf seine Kosten.


      Ob man sich über diese Rede in 4 Wochen in Deutschland auch wieder schwerstes Kopfzerbrechen machen wird?

      Heidelbeeren gab es ja auch schon zwischen 1933 und 1945.


      Jupiler
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 13:25:19
      Beitrag Nr. 1.647 ()
      [URLHohmann-Klage abgewiesen]http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frankfurt_und_hessen/frankfurt_und_hessen/?cnt=607097&[/URL]

      NDR lehnt Vergleich mit dem umstrittenen Ex-CDU-Politiker ab

      Im Prozess um einen Bericht des Nord- deutschen Rundfunks (NDR) über die als antisemitisch kritisierte Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann ist ein Vergleich gescheitert.
      VON CARLA IHLE-BECKER

      Fulda · 16. Dezember · Überraschend für die anwesenden Journalisten tauchte der Kläger in letzter Minute doch noch persönlich vor dem Landgericht in Fulda auf. Noch am Vortag hatte er aus Berlin verlautbaren lassen, ihm sei eine Rede vor dem Bundestag zum Thema EU-Beitritt der Türkei wichtiger, als seine Anwesenheit vor der Fuldaer Zivilkammer in eigener Sache. Verhandelt wurde in einer knappen halben Stunde Hohmanns Unterlassungsklage gegen den Norddeutschen Rundfunk.

      Der Sender hatte auf seiner Internetseite der Tagesschau vom 30. Oktober 2003 einen umfassenden Bericht über Hohmanns antisemitische Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Neuhof betitelt: "CDU-Abgeordneter Hohmann nennt Juden Tätervolk". Diese "falsche Tatsachenbehauptung" habe wie eine Initialzündung für die folgende Berichterstattung der Medien gewirkt und letztlich zum Fraktions- und Parteiausschluss seines Mandanten geführt, erklärte Anwalt Christoph Kind. "Sie wissen ja gar nicht, was hier in Fulda los war", hielt Kind den NDR-Vertretern vor. "Das Ergebnis dieser falschen Headline haben wir hautnah und schmerzhaft zu spüren bekommen".

      Anwalt und Justitiar des Senders ließen sich auch nicht durch die erregte Frage des gegnerischen Anwalts "Wer schützt uns denn vor der Presse?" beeindrucken. Einen Vergleich und die Halbierung der Kosten für Kläger und Beklagte - wie von Richter Martin Geffert vorgeschlagen - lehnte NDR-Anwalt Michael Fricke unumwunden ab. Vergleiche würden von der Öffentlichkeit in der Regel so verstanden, dass doch etwas nicht in Ordnung gewesen sei. Der Sender habe sich aber nichts vorzuwerfen und beantrage, Hohmanns Klage abzuweisen. Die damalige Entscheidung der NDR-Online-Redaktion für diese Überschrift sei im Zusammenhang mit dem dazugehörigen Artikel zulässig. Die Titelzeile solle den Leser "in die Meldung ziehen". Dort seien alle wörtlichen Zitate der Rede völlig korrekt wiedergegeben worden und in einem Link auf den kompletten Redetext Hohmanns verwiesen worden. Dieser Auffassung konnte Richter Martin Geffert offensichtlich folgen. Er verwies auf Franz-Josef Strauß, der oft polarisiert und gegen die Presse geklagt habe. In diesem Zusammenhang seien bahnbrechende Urteile zugunsten der Presse- und Meinungsfreiheit gefällt worden, die ein hohes Gut darstellte. Die über Jahrzehnte gewachsene und ausgewogene Rechtsprechung beurteile eine eigene Wertung von Journalisten eindeutig als zulässig.

      Obwohl Martin Hohmann "die Vergewaltigung des Intellektes und der Wahrheit" beklagte, wies das Gericht seine Klage ab. Die nächste Instanz ist das Oberlandesgericht in Kassel.
      Avatar
      schrieb am 25.01.05 10:01:20
      Beitrag Nr. 1.648 ()
      Stolperte gerade bei t-online.de über folgende Überschrift:

      Partei-Skandal: CDU-Nachwuchs lädt Hohmann zum Vortrag ein
      Ausgerechnet der Mann, der Juden als "Tätervolk" beschimpfte, soll in Merkels Heimatlandesverband über "Die Entwicklung des CDU-Zeitgeistes" reden


      Hat Hohmann wirklich die Juden als "Tätervolk" beschimpft? So wie ich die Rede in Erinnerung habe, hat er in der osthessischen Gemeindehalle doch gerade gesagt, dass man die Juden nicht als "Tätervolk" bezeichnen kann.

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