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    offener Brief an Aufsichtsrat Siemens - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.12.03 08:30:39 von
    neuester Beitrag 18.12.03 20:18:58 von
    Beiträge: 24
    ID: 805.175
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      Avatar
      schrieb am 18.12.03 08:30:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 08:55:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      keine guten zeiten für idealisten++

      keine bange- wenn wir alle imdreck liegen in deutschland

      interesiert einen dann auch wieder so ein toller offener brief-kann halt ein paar jahre dauern

      mfg 44673
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 09:01:46
      Beitrag Nr. 3 ()
      @gjauch,

      keine Ahnung ob Du auch bei Siemens bist, aber ich würde mich damit an die Öffentlichkeit, sprich Medien wenden.
      Und natürlich an die Politik.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 09:07:08
      Beitrag Nr. 4 ()
      #3

      genau die kompetenten ansprechpartner in krisenzeiten:medien+politik

      sie werden uns retten,gerd mach den safe auf und die medien werden dir wieder einen heiligenschein ankommentieren:laugh: ,wenn es nicht so ernst wäre

      mfg 44673
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 10:28:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      http://www.nci.migm.de/


      ...will euch diese Seite nicht vorenthalten...

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      Avatar
      schrieb am 18.12.03 10:38:40
      Beitrag Nr. 6 ()
      nochwas interessantes



      München, 14.11.2003
      Ein Konzern auf der Flucht?



      Am 13.11. hat der Vorstand der Siemens AG, vertreten durch die Herren von Pierer und Neubürger der geneigten Öffentlichkeit das Ergebnis des abgelaufenen Wirtschaftsjahres präsentiert. Dies Ergebnis ist hervorragend, zumindest aus Sicht der Shareholder. Zugleich wurde Bilanz gezogen für die so genannte „Operation 2003“, die - wie der Name schon sagt - mit diesem Geschäftsjahr an und für sich abgeschlossen sein sollte. Diese Bilanz ist aus Sicht der Anteilseigner sicher auch nicht schlecht. Aus Sicht der von den zahllosen unter dieser Flagge in den letzten Jahren durchgezogenen Restrukturierungen gebeutelten Beschäftigten, mag die Hoffnung bestanden haben, für 2004 sei nun damit Schluss. Diese Hoffnung wird enttäuscht werden.

      Zunächst zu den Zahlen: Steigerung des Konzernergebnisses um 50% auf 2,445 Mrd € (Das Vorjahresergebnis lag zwar nominell um 905 Mill € höher, was aber allein dem Verkauf von Infineon Aktien zuzuschreiben war). Und das bei um 11,6% gesunkenen Umsätzen. Das operative Ergebnis, also die Summe der Bereichergebnisse stieg gar um 14,3% auf 4,3 Mrd €. „Die Zahlen machen deutlich, dass wir mittlerweile Kostenstrukturen in unserem Unternehmen haben, auf deren Basis wir auch bei schwächeren Volumina vernünftige Ergebnisse erzielen können“, erläutert Heinrich von Pierer diese Meisterleistung. Die Kollegen von ICN, I&S, SBT, Dematic, FEAG, ... wissen was es heißt, eine Kostenstruktur verpasst zu bekommen, die „vernünftige“ Ergebnisse - zumindest in der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns - hervorbringen. Ebenfalls beeindrucken kann der so genannte Cashflow: Um 1,8 Mrd. € schwoll die Kasse an, obwohl weitere 1,2 Mrd. € als Sonderdotierung in die Altersversorgung geflossen sind. Stolze 12,15 Mrd. € Bares darf Herr Neubürger nun zählen, sooft er dazu Lust verspürt, ein Betrag mittels dessen Herr Eichel zum Beispiel beinahe die vorgezogene Steuerreform finanzieren könnte. Schön, dass die Aktionäre sich nun auf eine um 10% auf € 1,10 erhöhte Dividende freuen können.

      Kenner der Szene wissen, dass diese beeindruckenden Zahlen sehr viel mit der zweiten Bilanz, die zu ziehen war, zu tun haben, mit der zur „Operation 2003“: Diese bestand ja darin, jedem Geschäftsbereich eine sogenannte Benchmark-Marge vorzugeben, also ein gewünschtes Ergebnis, das dem Ergebnis der jeweils stärksten Konkurrenten entspricht. Diese Zielmargen der Geschäftsbereiche sind im einzelnen in der Tabelle "Vorgaben und Ergebnisse" (siehe Download rechts oben) aufgeführt.

      Während also neun Bereiche im Plan und zum Teil tüchtig darüber liegen, sind fünf bis 2003 nicht damit fertig geworden, zum „best in class“, zum Klassenbesten aufzusteigen. Die haben noch ein Jahr mehr Zeit bekommen. Mehr wohl nicht. Im Kern bestand die „Operation 2003“ aus zahlreichen Rationalisierungskampagnen, die stets mit dem Abbau von Kapazitäten, Personal und gebundenem Kapital einhergehen. Bei vier der fünf Kellerkinder ist das Ergebnis dieser Verschlankung schon zu sehen. Allein die beiden Telekommunikationssparten ICN und ICM haben ihr Anlagevermögen im letzten Jahr um ca. 1 Mrd. € oder 30% reduziert.

      Womit wir beim eigentlich Problem dieser scheinbar blitzsauberen Bilanz sind: Der Entstehung des enormen Cashpolsters, das der Vorstandsvorsitzende unter der inzwischen schon ein wenig abgedroschenen Floskel „Cash is King“(*) lobpreist als die Basis für künftigen „unternehmerischen Spielraum“. Ein bedeutender Teil dieser Cashposition entsteht nämlich dadurch, dass schon im zweiten Jahre in Folge die Abschreibungen die Investitionen deutlich übersteigen, das heißt weniger in Anlagen, Firmen, etc. investiert wird, als auf dies abgeschrieben, also verbraucht, wurde. Konzernweit übersteigt die Cashposition bereits die Sachanlagen um ca. 20%. Das Unternehmen wird im wahrsten Sinne des Wortes flüssig.

      Die Frage ist: wohin fließt es denn, oder wo will der Vorstand unternehmerisch in Zukunft spielen? Die Antwort auf diese Frage und zugleich auf die Frage, was kommt nach der „Operation 2003“, gibt es denn prompt im Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr, in dem nicht nur ein erneuter Anstieg der Gewinne im zweistelligen Prozentbereich angekündigt wird sondern auch die Marschrichtung künftiger Rationalisierung: „Innerhalb des dritten Unternehmensprogramms „Globale Wettbewerbsfähigkeit“ geht es darum, die Vorteile unserer globalen Präsenz in allen Stufen der Wertschöpfung abzubilden. Dies betrifft Einkauf und Produktion, aber beispielsweise auch die Entwicklung von Software und Verwaltungsfunktionen. „Wir werden diesen Weg konsequent, aber mit Augenmaß gehen“, teilt Heinrich von Pierer mit. Wohin der Weg führt, und zwar auch für Entwicklungs- und Ingenieurleistungen, ist klar, mehr oder weniger weit nach Osten. Zwar schickt er gleich ein lahmes Dementi hinterher: „Es ist nicht unser Ziel, das möchte ich ausdrücklich sagen, den Standort Deutschland zu verlassen... „, das er aber im selben Atemzuge wieder zurücknimmt: „Unsere Wettbewerber machen das genauso und bringen uns in Zugzwang“. Wenn GE nun mal einer der größten chinesischen Exporteure geworden ist, dann schlägt der Sachzwang der Globalisierung halt zu. Ein Thema, das die Beschäftigten und ihre Vertretungen in den kommenden Jahren womöglich mehr beschäftigten wird, als die Grausamkeiten der „Operation 2003“.

      (*) Nachdem Heinrich von Pierer ja zuletzt nicht nur als Ethikexperte auftritt, sondern auch für die zwei wichtigsten Ämter der Bundesrepublik Deutschland immerhin im Gespräch ist, sei es an dieser Stelle erlaubt, nicht ganz ernst gemeint darauf hinzuweisen, dass ein King oder König eine zutiefst autokratische und somit unmoderne Institution der Machtausübung ist. Cash oder Bares wiederum ist gemeinhin eines von mehreren Mitteln (engl. means) des Wirtschaftens und zwar - zumindest für Produktionsunternehmen - ein transitorisches solches. Wenn also nun schon fast notorisch das Bare nicht nur zum einzig Wahren, sondern zum autokratischen Herrschaftsprinzip des Hauses Siemens deklariert wird, kann einem um die Zukunft des Konzern als Technologieunternehmen ebenso bange werden, wie um das Führungsverhalten eines möglichen zukünftigen Bundeskanzlers oder -präsidenten.

      (Wigand Cramer)
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 10:43:26
      Beitrag Nr. 7 ()
      @44673,

      Das primäre Problem: Es gibt keine Solidarität mehr.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 10:56:50
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich zitiere noch einmal:

      Unsere Wettbewerber machen das genauso und bringen uns in Zugzwang?. Wenn GE nun mal einer der größten chinesischen Exporteure geworden ist, dann schlägt der Sachzwang der Globalisierung halt zu. Ein Thema, das die Beschäftigten und ihre Vertretungen in den kommenden Jahren womöglich mehr beschäftigten wird, als die Grausamkeiten der Operation 2003.

      Ich denke, es ist entscheidend, ob ihr einer solchen Argumentationen folgen könnt oder nicht. Wenn man nicht ständig seine Konkurrenzfähigkeit und Produktivität verbessert, dann können die Gewinne von heute sehr schnell Schnee von gestern sein. Und dann sind auf einmal alle Arbeitsplätze in Gefahr.
      Siemens ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt für ihre grausame Mitarbeiterpolitik. Seht doch mal, wie GE an Siemens vorbeigerauscht ist.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 10:58:12
      Beitrag Nr. 9 ()
      Sofort die Bildzeitung informieren!
      Wenn`de Glück hast,"beissen" die an!

      Egal wie man zur Bildzeitung steht,aber sie hat schon eine beachtliche Medienmacht!!!
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 11:10:23
      Beitrag Nr. 10 ()
      Einzelschicksale

      Folgende Kolleginnen und Kollegen haben aus dem Mitarbeiternetz NCI berichten über ihre Schicksale

      Name
      Alter
      Dienstzeit [Jahre]
      Familie

      Renate

      31
      verheiratet

      Georg
      49
      31
      Verheiratet mit Renate

      Wilhelm
      54
      28
      2 erwachsene Kinder

      Jochen

      18


      Evelyn
      40
      18
      Verheiratet, 1 Kind (31/2)

      Mann, 57, Aufhebungsvertrag 2001 auf Drängen der Firma

      Chris
      51
      14
      Ledig, keine Kinder

      Michaela
      41
      12
      Verheiratet, keine Kinder

      Jens
      41

      2 Kinder

      Josef
      54
      24
      Verheiratet, 1 Tochter in Ausbildung

      Walter
      46
      19
      Verheiratet, keine Kinder

      Gertraud
      46
      26
      Kinder

      Jorge
      30
      5
      Ledig, keine Kinder

      Richard
      50
      24
      Verheiratet, Kinder

      Petra
      46
      17
      Verheiratet, 1 Pflegekind

      Johann
      40
      14
      4 Kinder

      Barbara




      Birgit
      40



      Bernd
      46
      18
      Pflegebedürftige Mutter (Stufe 3)

      Dietmar
      48
      24 Jahre 11 Monate
      Verheiratet, 3 Kinder

      Gisela
      55
      38
      Verheiratet, Alleinverdiener

      Susanna
      44
      24
      Alleinerziehend, 3 Kinder

      Christian
      47
      20
      2 Kinder

      Herbert
      52
      24
      2 Kinder

      Michael

      18


      Gerhard
      51
      25


      Willy
      49
      25
      Verheiratet, 3 Kinder; 40% schwerbehindert

      Christine
      45,5
      29,5


      Andreas
      51
      24
      Verheiratet, 2 Kinder

      Gabi




      Irmgard
      51
      34
      Verheiratet

      Irene
      51



      Walter
      45
      23
      Verheiratet, 2 Kinder

      Bernhard
      45
      20


      Peter




      Gisela




      Waldtraud
      43
      21
      Verheiratet, 2 Kinder

      Günter
      46
      21
      Verheiratet, 3 Kinder

      Karin
      44
      18
      Alleinerziehend, 1 Kind








      Renate



      Ich bin seit 31 Jahren im Hause Siemens beschäftigt und derzeit (noch) nicht von
      einer möglichen Kündigung betroffen.
      Bei Abschaffung des Kündigungsschutzes und einer Kündigung, rechne ich mit meinen 50 Lebensjahren und einer nicht mehr robusten Gesundheit mit keinerlei Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mein Mann und ich haben nach jahrzehntelanger Arbeit als Altersvorsorge eine Eigentumswohnung erworben, für die wir aber noch etliche Jahre unsere Hypothek zu tilgen haben. Bei Arbeitslosigkeit wären wir dazu sehr bald nicht mehr in der Lage und müssten unser Zuhause aufgeben.
      Niemand rechnet damit, bereits mit 50 Jahren oder jünger zum alten Eisen geworfen zu werden, besonders wenn man immer gute Arbeit geleistet hat. Wir wären gezwungen, innerhalb kurzer Zeit Sozialhilfe zu beantragen. Die Altersarmut wäre vorgezeichnet, denn es fehlen für 15 Jahre Beiträge zur Rentenversicherung und
      - wo kein Einkommen - können auch privat keine Rücklagen gebildet werden.
      Ich denke nicht, dass durch die Aufhebung des Kündigungsschutzes mehr Arbeits-plätze geschaffen werden. Es findet nur ein Austausch „alt gegen jung“ statt, wobei die älteren und nicht mehr gesunden Arbeitnehmer in der Regel auf Dauer arbeitslos sein werden, was die Kosten der Arbeitslosigkeit für die Gesellschaft in astronomische Höhen treiben wird.
      Außerdem veranlasst bereits jetzt die unsichere Arbeitsmarktlage die Arbeitnehmer zu Konsumverzicht, größere Anschaffungen oder gar der Erwerb einer Immobilie werden von vielen Menschen gar nicht mehr in Betracht gezogen, was der wirt-schaftlichen Entwicklung eines Landes absolut abträglich ist.
      Werden soziale Gesichtspunkte und Unterhalspflicht bei einem Personalabbau künftig nicht mehr berücksichtigt, werden es sich die jungen Leute sehr genau überlegen, ob sie wirklich Kinder in die Welt setzen, für die sie womöglich schon bald nicht mehr sorgen können. Es kann doch eigentlich nicht im Interesse der Gesellschaft sein, auf Sozialauswahl im Arbeitsrecht zu verzichten. Wenn beispielsweise durch Kündigung eines unterhaltspflichtigen Elternteiles gleich eine mehrköpfige Familie unversorgt bleibt, weil die Unternehmen natürlich lieber den jungen, ungebundenen Kollegen behalten wollen. Ich empfinde es auch als äußerst unfair, einen älteren Arbeitnehmer nach oft jahrzehntelangem engagierten Einsatz in die sichere Arbeitslosigkeit zu schicken hat. Er verliert sehr wahrscheinlich in nur wenigen Jahren alles, was er sich in Jahrzehnten harter Arbeit aufgebaut hat.



      Georg, verheiratet mit Renate



      Persönliche Auswirkungen bei Wegfall des Kündigungsschutzes

      Ich bin 49 Jahre alt und seit 31 Jahren im Hause Siemens beschäftigt.
      Gegen mich hat die Firma ein Kündigungsbegehren gestellt. Das Ganze geschah aus heiterem Himmel. Vor kurzen noch eine Prämie ausgelobt für besonders gute Arbeitsresultate und ca. 10 Monate später das Kündigungsbegehren. Wegen Jubilarschutz und einem noch laufenden Antrag zur Feststellung einer Behinderung, wurde die Kündigung bisher jedoch noch nicht ausgesprochen.
      Bei einer Kündigung hätte ich (wie wohl alle Arbeitnehmer meines Alters) kaum Aussichten auf eine Neuanstellung im IT-Bereich. Dies ist u.a. auch die Einschätzung des kontaktierten Arbeitsamtes. Besonders in unserer Branche werden nur junge Leute eingestellt, auch wenn man nachweislich auf sehr gute Arbeitsergebnisse und hohes Engagement verweisen kann sowie über viel Erfahrung und soziale Kompetenz verfügt. Das ist aber auch die kommunizierte und selbst erlebte Realität innerhalb Siemens.

      Als Konsequenz einer Arbeitslosigkeit könnte ich die laufenden Hypotheken nicht bedienen und würde somit über kurz oder lang meine Eigentumswohnung verlieren.
      Ich könnte auch meine Mutter nicht mehr unterstützen, die schwer krank und nicht krankenversichert ist. Sie müsste dann zwangsläufig über die Sozialkassen versorgt werden.
      Die Ersparnisse wären sehr schnell aufgebraucht, mir und meiner Frau bliebe dann ebenfalls nur der Gang zum Sozialamt. Somit wären gleichzeitig drei Menschen von meiner Arbeitslosigkeit betroffen und müssten u.U. von den Sozialkassen leben. Ein Umstand, den man als einstiger Leistungsträger der Gesellschaft auch psychisch nur schwer verkraften könnte.
      Da es mir wohl auf Dauer nicht mehr möglich wäre, sowohl meine Beiträge zur Rentenversicherung aufzubringen, als auch privat zusätzlich für das Rentenalter finanziell vorzusorgen, würde ich auch als Rentner nur kleine Bezüge haben.
      Arbeitslosigkeit ist für jeden Menschen, gleich welchen Alters, ein existentielles Problem, aber als älterer Arbeitnehmer wäre die Arbeitslosigkeit mit ziemlicher Sicherheit auf Dauer. Ein junger Mensch findet in der Regel leichter wieder einen Arbeitsplatz (schon auf Grund des derzeit herrschenden „Jugendkultes“;), spätestens aber wenn sich die wirtschaftliche Situation wieder bessert. Ein 25-30 -jähriger ist in z.B. 2 Jahren immer noch in einem vermittelbaren Alter. Für einen heute fast 50–jährigen ist eine Vermittlung heute schon utopisch geschweige denn in 2 Jahren.

      Die gesamte, auf eigene Verantwortung ausgelegte Lebensplanung wäre ohne eigenes Verschulden, einzig durch das Erreichen des "Ablaufdatums" (ca. 50 Jahre alt) zerstört.
      Für die Arbeitnehmerschaft als gesamtes, wäre bei Abschaffung des Kündigungsschutzes keine längerfristige Lebensplanung (Familiengründung, Hausbau und vieles mehr) möglich, was zwangsläufig nicht nur Nachteile für die Wirtschaft nach sich ziehen, sondern auch gesellschaftliche Probleme schaffen würde. Schließlich geht es ja nicht nur um eine gesunde Betriebswirtschaft sondern mindestens ebenso wichtig ist eine gesunde Volkswirtschaft.





      Wilhelm


      Persönliche Daten:

      ------------------

      54 Jahre, männlich, 2 erwachsene Kinder

      Elektroingenieur, IT-Fachmann

      seit 28 Jahren bei Siemens in München



      Lebensumstände:

      ---------------

      Eigentumswohnung (mit Schulden)

      Partnerin, ebenfalls vom Personalabbau bei Siemens betroffen



      Persönliche Betroffenheit:

      ---------------------------

      Ich habe bis vor kurzem den vielstrapazierten Begriff "Siemens-

      Familie" wörtlich genommen. Mich zugehörig gefühlt,

      verantwortlich gefühlt und geborgen gefühlt. Geben und Nehmen

      war selbstverständlich. Und wenn die Firma mal nicht so viel

      geben konnte, dann waren das eben Sachzwänge, die man manchmal

      hinnehmen muss.



      Weit gefehlt: Wir sind gar keine Familie! Das habe ich jetzt

      schmerzlich erfahren müssen. Plötzlich bin ich (und viele

      KollegInnen) nur noch Balast. Und wenn wir nicht freiwillig

      gehen wird uns noch die Schuld zugeschoben, dass wir die

      Sanierung des ICN und die ehemaligen Kollegen gefährden! Vor

      nicht allzu langer Zeit sind wir noch gelobt worden, haben

      Prämien erhalten. Jetzt gibt man uns das Gefühl, wir hätten ein

      Verbrechen gegen die Fa. Siemens begangen. Wenn dann noch

      bekannt wird, dass der Zentralvorstand sich satte 43% Erhöhung

      der Bezüge genehmigt, dann kommen Gefühle auf! Wir müssen

      gehen, damit andere noch mehr bekommen! Das ist schwer zu

      verstehen. Warum geht man mit langjährigen, engagierten

      Mitarbeitern nicht fair um?



      Ich sorge mich allerdings auch um die Entwicklung in unserem

      Staat. Siemens steht ja nicht allein, sondern sorgt vereint mit

      anderen Firmen für die Aushöhlung unseres Gesellschaftssystems.

      "Soziale Marktwirtschaft" war einmal ein Modell, in dem alle

      Teile der Bevölkerung ihren Platz gefunden haben. Das soll

      anscheinend nicht so bleiben. Alle, die nicht zu den Gewinnen

      der grossen Konzerne beitragen, werden zunehmend rausgedrängt.

      Der "Staat" kann ja für sie sorgen. (Steuern für diesen Staat

      wollen diese Firmen aber möglichst nicht zahlen.)



      So kann es nicht weitergehen! Liebe Politiker, Bosse,

      Gewerkschaften usw.: Bitte arbeitet im Interesse unseres

      Staates an einem ausgewogenen neuen sozialen und

      wirtschaftlichen Konsens! Sonst werden in unserem Staat

      Verhältnisse eintreten, wie jetzt bei Siemens: Alle

      "Überflüssigen" werden "entsorgt"! Alte, Behinderte, Kranke:

      Raus!





      Jochen


      Mein Siemensleben – oder verraten und verkauft



      Im Jahr 1985 bin ich in die Siemens AG eingetreten, meiner Meinung nach ein grundsoldider deutscher Konzern mit internationalen Vertriebskanälen, der weltweit horizontal und lateral diversifiert, seine Prodkte und Dienstleistungen erfolgreich vermarktet. Die Personalführung mit EFA und Prämien schien mir zukunfts- und zielorientiert, die Kollegen alle motiviert und die Führungskräfte offen, diskussions- und risikobereit. Alles in Allem, schien die AG sichere Arbeitsplätze zu bieten.



      Von diesen Annahmen ausgehend, habe ich 1986 eine ETW gekauft, fast komplett fremdfinanziert, da die Banken die AG als sicheren Arbeitgeber angesehen haben und die Beleihungsgrenze locker auf 80 % des Wertes festlegten.



      Als gut verdienender Siemensianer mit Ehefrau und Kleinkind war die Finanzierung bis dato auch kein Problem.



      1990 wurde ich als regionaler Siemensianer mit Standort Essen angesprochen, ob ich nicht im Stammhaus in der Hofmannstrasse, München, meine Qualitäten im Vertriebsschulungsbereich mit einbringen könnte.



      Gesagt, getan, ich wurde in 11/2000 in die Hofmannstrasse versetzt und ging daran, Vertriebschulungen weltweit für EWSD und SURPASS zu organisieren und durchzuführen. Aufgrund der desolaten Wohnungslage am Münchner Wohnungsmarkt logierte ich fast ein Jahr im Hotel, bis ich mir mit viel Glück eine kleine2,5 Zimmerwohnung anmieten konnte. Ein Umzug der Familie nach München kam aufgrund der extremen Mieten nämlich nicht in Frage. Ich bin also seiz gut zwei Jahren Wochenendpendler und würde dieses bei einem andren Job innerhalb der AG und innerhalb Deutschlands sofort wieder so entscheiden.



      Im Jahr 2001 feierten wir den 250 millionsten Port bei der EWSD und SURPASS wurde so langsam flügge. Die Schulungen der Vertriebsmitarbeiter konnten wir dank der IP-Netze mit Sharenet und Catena nun virtuell gestalten und konnten so schnell und bedarfsgerecht – quasi über Nacht- unsere Schulungen konzipieren und am anderen Tag weltweit live, aber virtuell übers Internet anbieten.



      Natürlich habe ich diese Schulungen sowohl von der Schulungsqualität und der Schulungsdokumentation her, als auch vom logistischen Ablauf her dokumentiert.



      Einmal natürlich für meine persönliche Zielerreichung im EFA-Gespräch und natürlich auch als back-up für Krankheitsfälle oder Urlaube meiner Person. Jetzt dienen meine Unterlagen als „Kochrezepte“ für Anlernkräfte – nicht zu fassen!



      Im November 2002, nach so einigen nichts gutes verheissenden Betriebsversammlungen wurde ich zu einem Personalgespräch mit meiner Vorgesetzten gerufen.



      Mit ernster Miene händigte Sie mir den Brief aus, in dem mir unfreundlich, aber bestimmt mitgeteilt wurde, daß mein Arbeitsplatz zukünftig entfallen würde. Ich könnte zwischen Abfindung, beE oder Kündigung wählen. Ich solle mich aber beeilen, denn die Abfindung würde mit zunehmender Überlegungszeit meinerseits immer geringer.



      Die PA bot mir sogar eine Turboprämie an, die sogenannte Kapitalisierung der Kündigungsfrist, versäumte es aber, mir mitzuteilen, welche Rechtsfolgen diese Turboprämie gehabt hätte.



      Als „gelernter“ Diplom-Kaufmann mit Steuerrecht im Diplom brauchte ich exakt 1 Tag, um festzustellen, daß von dieser Turboprämie nach Abzug aller Abgaben und Steuern tatsächlich satte 500 Euro netto übriggeblieben wären – toll nicht wahr ?

      Nach diesem Linsengerichtangebot wandte ich mich dem beE Angebot zu, stellte aber schnell fest, das dieses gerade für die jüngeren Mitarbeiter mit bis zu 2-jähriger Firmenzugehörigkeit ideal zugeschnitten ist.



      Eine mögliche Versetzung - als AT-ler fester Bestandteil des Arbeitsvertrages- kam wohl für die Company nicht in Frage, obwohl weit aus mehr als 2.000 Stellen in Deutschland bundesweit vakant gewesen sind zu der Zeit. Auch wurde mir betriebsbedingt gekündigt, ohne eine vorherige standortweite Sozialauswahl zu betreiben.



      Ich bin alleinverdienender Familienvater und werde betriebsbedingt gekündigt, obwohl jüngere Singles oder Doppelverdiener in der Company verbleiben?



      Allein in meiner Restabteilung verbleiben 2 doppelverdiendende kinderlose Siemensehepaarpartner mit 2-3 Jahren Betriebsangehörigkeit und jüngere Mitarbeiter. Diese „Sozialauswahl“ kann ich nicht akzeptiere, da sie m.E. gegen geltendes Recht verstößt. So werde ich den Klageweg beschreiten und mir mein Recht auf einen Arbeitsplatz in der AG erstreiten.





      Als besondere Chupze empfinde ich die Tatsache, dass in unserer Abteilung nun, um die anfallenden Arbeiten zu erledigen, 3 Werkstudenten mit jeweils 20-Wochenstundenverträgen eingestellt worden sind. Außerdem klagen die Kolleginnen und Kollegen über Arbeit „bis zum Hals“, die zeitlich kaum zu schaffen ist.



      Merkwürdig, nicht wahr? Ältere, erfahrene und damit „teure“ Kollegen werden ersetzt durch junge Mitarbeiterinnen und Werkstudenten.



      Mein Arbeitsplatz ist weder körperlich, noch inhaltlich weggefallen, er existiert noch, meine persönlichen Sachen, die Unterlagen und mein PC stehen noch dort, nur sitzt da nun ein Werkstudent und werkelt vor sich hin – Wegfall der arbeit – Nein! Personalstrukturoptimierung nennt man das – Werkstudenten kann man ruckzuck feuern – und der junge Rest der Belegschaft hält still, denn die sind nun eingeschüchtert.



      Ich werde kämpfen, wenn es sein muß, bis zur Berufung!



      Evelyn


      Unsere Geschichte

      oder

      "Wie man eine Familie in den Ruin treibt"







      Ich werde im Mai diesen Jahres 40 Jahre alt und bin seit fast 18 Jahren bei der Firma Siemens, wo ich auch meinen Mann kennenlernte. Seit 9 Jahren haben wir einen Sohn, seit 3 ½ Jahren eine Eigentumswohnung und alles schien perfekt.



      Bis meinem Mann (damals 57 Jahre alt) Ende 2001 sehr deutlich nahegelegt wurde, dass er in der Firma Siemens nicht mehr erwünscht ist und er einen Aufhebungsvertrag unterschreiben möge. Dem Druck war mein Mann gesundheitlich nicht gewachsen. Er bekam schwere Depressionen und unterschrieb den Aufhebungsvertrag zur Vorruhestandsregelung unter DER BEDINGUNG, dass ICH wieder Vollzeit arbeiten könne. Das wurde auch gestattet und in die Wege geleitet.



      10 Monate wurde ich Vollzeit beschäftigt, dann bekam ICH den Brief, dass mein Arbeitsplatz wegfällt. Ich fiel aus allen Wolken. Ich hatte nie damit gerechnet, dass die Firma Siemens einer Familie die Existenzgrundlage entzieht, indem sie beide Ehepartner "freistellt". Als zusätzlichen Schlag ins Gesicht empfand ich eine E-Mail, die am gleichen Tag herumging und in der Herr v. Pierer die neusten Gewinne der Fa. Siemens pries. Mein Mann bekam wieder Existenzängste, meinen Sohn belastete die Situation (zuerst Papi wegen Depressionen kaum ansprechbar, dann Mami bald ohne Geld) sehr.

      Ich fing sofort an, interne und externe Bewerbungen zu schreiben, aber auf dem momentanen Arbeitsmarkt sind trotz meiner ausgedehnter Kenntnisse in EDV, Englisch usw. die Chancen, eine neue Stelle zu finden sehr gering. Also kam das Angebot der beE für mich nicht in Frage. Ich brauche Sicherheit. Die Einkünfte meines Mannes (Arbeitlosengeld, verminderte Rente) gehen drastisch zurück. Die 220.000 EUR Schulden der Eigentumswohnung lasten schwer auf uns und unserem Sohn möchten wir eine gute Ausbildung ermöglichen.



      Ich hoffte bis zum Schluss, dass die Firma von einer Kündigung absieht. Meine Arbeit war größtenteils nicht weggefallen, sondern auf meine Kollegen verteilt worden. Es gibt viele Mitarbeiterinnen bei der Siemens AG, die ähnliche Arbeit machen wie ich und keine Unterhaltsverpflichtungen haben oder jünger sind und leichter einen anderen Arbeitsplatz finden würden. Aber am 15.01.03 bekam ich doch eine betriebsbedingte Kündigung.



      Nun bleibt mir nur noch die Kündigungsschutzklage. Ich bilde mich inzwischen privat weiter, um mich für andere interne Stellen zu qualifizieren. Es ist sehr wichtig für mich UND für meine Familie, dass ich bei Siemens weiterbeschäftigt werde. Wir wissen sonst nicht, wie es mit uns finanziell weitergehen soll.









      Chris


      1. Persönliche Daten:

      Name: Dr. rer. nat. Harald Chris Ü.
      Geb. 4. April 1952 in Bayreuth

      Ausbildung: Dipomphysiker und Diplommathematiker
      bei Siemens seit 1. Juli 1989 als Softwareentwickler

      Abteilung: ICM N PG GSM RT B 8

      Raum: Mch H 1763/219



      2. Lebensumstände: ledig, keine Kinder

      3. Persönliche Betroffenheit:

      - „Angebot“ der Siemens AG im Dezember 2002 ausgeschlagen

      - am 15. 1. 2003 betriebsbedingt gekündigt zum 30. 6. 2003

      - „ab sofort unwiderruflich freigestellt“

      - Klage gegen die Kündigung und die Zwangsfreistellung
      sowie Klage auf Weiterbeschäftigung beim Münchener Arbeitsgericht







      Eine Betrachtung zur gegenwärtigen Situation



      Ich beobachte seit Anfang meiner Zeit bei Siemens, dass die technische Intelligenz in diesem Konzern in immer stärkerem Maße zurückgedrängt wird. Die wesentlichen Entscheidungen werden fast nur noch aus kaufmännischer Sicht getroffen. Diese einseitig den Interessen der Kapitaleigner verpflichtete Entwicklung wurde unter der Vorstandschaft Heinrich von Pierers planmäßig verstärkt. Sie führte zu einer massiven Innovationschwäche des Konzerns. Wissen­schaftliche Erkenntnisse werden gar nicht oder viel zu zaghaft umgesetzt., denn technologische Entwicklung ist für Buchhalter, die noch nie irgendeine Wertschöpfung betrieben haben, ein Buch mit sieben Siegeln. Somit ist es kein Wunder, dass sich eine Gesinnung breit gemacht hat, die der Éntwicklung eine völlig untergeordnete Rolle beimisst, sie nur als Kostenfaktor sieht und sie folgerichtig in Niedriglohnländer „outzusourcen“ versucht. Die angeblich zu teueren eigenen Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung glaubt man sich so sparen zu können. Dies ist ein katastrophaler Fehlschluss, der gerade im Telekommunikationsbereich nachweislich bereits zu etlichen schwerwiegenden Fehllei­stungen geführt hat. Beispielsweise ist mein Kollege in meiner eigenen Dienststelle gerade damit beschäftigt, den im Ausland gefertigten Code für den „Radio Commander“ (Bedienoberfläche) des Siemens-Mobilfunks nach Fehlern zu durchsuchen – eine Straf­ar­beit für ihn, ein jämmerliches Zeugnis für die betreffende ausländische Software­entwicklung und ein Offenbarungseid für das Vorgehen des Manage­ments! Es ist davon aus­zuge­hen, dass Misstände in anderen Bereichen des Konzerns, etwa die schwerwiegenden Mängel der neuen ICE-Züge, ebenso auf die Schwächung der dortigen Entwicklung durch rotstift­schwin­gende Erbsenzähler zurückzuführen ist. Erst neulich (19. 2. 2003) berichteten die Zeitun­gen, dass wesentliche Tests der Züge bei den Herstellern unterblieben sind. Aus welchem anderen Grund sollte auch die beinahe sprichwörtliche Zu­ver­läs­sigkeit von Siemens-Technik auf einmal nicht mehr gegeben sein?



      Die Bereichs-Chefs Thomas Ganswindt (ICN) und Rudi Lamprecht (ICM) geben in voller Übereinstimmung mit dem Vorstand das Credo aus, die Telekommunikationsentwicklung habe fürderhin nicht mehr technologie – sondern marktgetrieben zu erfolgen. In der Vergangenheit habe eine selbstverliebte Entwicklung all­zu­viel getüftelt, ohne auf geschäftliche Verwertbarkeit zu achten. Hier wird die momentane Misere denen angelastet, die seit Jahren ohnehin nichts zu sagen haben - und somit keinerlei Schuld tragen. Anstatt eine notwendige Denkpause zu verlangen, in der von den Fachleuten analysiert wird, wie es in der Telekommunikation weitergehen soll, wird blauäugig erwartet, dass es „der Markt“ schon richten werde. Wäre Wer­ner von Siemens seinerzeit so vorgegangen, wäre ihm niemals geschäftlicher Erfolg beschie­den ge­we­sen - geschweige denn ein Weltunternehmen entstanden.



      Die momentane Situation ist von wesentlicher Bedeutung nicht nur für uns Betroffene, nicht nur für die ganze Siemens AG, sondern es sind eindeutig auch deutsche Interessen berührt. Die momentan betriebene, in ungekannter Brutalität durchgeführte Kündigungswelle bei ICN/ICM erfolgt unter ostentativer Ignorierung des deutschen Kündigungsschutz- und Betriebsverfas­sungs­gesetzes. Der Eindruck, hier gehe es nicht um Kosteneinsparung, sondern um einen Angriff auf das deutsche Arbeitsrecht, drängt sich – insbesondere in Ansehung des Auftretens der offiziellen Vertreter der Siemens AG vor dem Arbeitsgericht - massiv auf. Wir Gekündigten sind vermutlich die deutschen Versuchs­kaninchen in einem weltweiten Großversuch, das Arbeitsrecht global nach Share­hol­der-Gutdünken umzugestalten.



      Ich bin der Meinung, dass es in der gegenwärtigen Auseinandersetzung nicht nur um „unsere Haut“ geht, sondern auch darum, aufzuzeigen, wie wirtschaftlicher Erfolg durch erstklassige Technologie entsteht. Das gegenwärtige Management hat sich hierzu als unfähig erwiesen. Indem wir jedoch zurückfinden zum Geist der Unternehmensgründer, werden wir klar machen, dass nicht wir es sind, die zu gehen haben, sondern jene, die uns jetzt um der Erhaltung ihrer Pfrün­de willen opfern möchten.



      Wir werden somit nicht nur das treffliche NCI-Motto Werner von Siemens’ „uns nichts gefallen zu lassen“ beherzigen, sondern uns wieder an seiner und seines Kompagnons Gesinnung orientie­­ren:



      „Der Erfindergeist Werner Siemens und die betriebliche Präzisionsarbeit Johann Georg Halskes, gepaart mit einer lebenslangen persönlichen Freundschaft hatten sich zum Wohl der deutschen Industrie ergänzt.“



      (s. http://w4.siemens.de/knowledge-zone/de/images/download/namen… )



      In einer Zeit, in der wissenschaftliche Durchbrüche fast wöchentlich zu verzeichnen sind, Nanotechnologie, Quantencomputer etc. vor der Tür stehen, muss ein Technologiekonzern durch Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln die Kraft finden, sich von der Tyrannei der Buchhalter zu befreien. Und hier sind wir gefragt. Wie es in anderem, aber durchaus ähnlichem Zusammenhang vor einem Jahr ein Indianer ausdrückte: „Wir sind diejenigen, auf die wir gewar­tet haben!“



      Michaela



      Persönliche Daten:

      41 Jahre alt und verheiratet. Seit 12 Jahren bei der Firma Siemens AG beschäftigt nunmehr gekündigt.



      Lebensumstände:

      Vor 31/2 Jahren haben mein Mann und ich uns ein Haus gebaut, vertrauend auf die sehr positiven Darstellungen meiner Firma bezüglich der weiteren Firmenentwicklung.

      Ich unterhalte und versorge meine betagte Mutter, die hilfsbedürftig und gebrechlich ist. Aus diesen Gründen habe ich hohe finanzielle Belastungen, die mit meinem Einkommen, obwohl ich Hauptverdiener bin, allein nicht zu bewältigen sind.



      Persönliche Betroffenheit:

      Im November hat die Firma Siemens, bei der ich seit 12 Jahren als Softwareentwicklerin arbeite mir ein Angebot zur Aufhebung meines Arbeitsverhältnisses unterbreitet. Nachdem es aufgrund meiner hohen finanziellen Belastungen nicht möglich war, auf meinen Arbeitsplatz gegen Zahlung einer Abfindung entweder sofort oder mit einer Verzögerung von 14 Monaten zu verzichten (bei Eintritt in eine firmeninterne Beschäftigungsgesellschaft), wurde ich im Januar 2003 nach wiederholten Aussagen der Firma ohne Sozialauswahl betriebsbedingt gekündigt.



      Dieses Verhalten der Firma Siemens deckt sich mit den neuen Plänen der Bundesregierung die Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen durch eine Abfindungsregelung zu ersetzen. Nach diesem „Siemens-Modell“ wurden hauptsächlich Frauen darunter viele allein erziehende Mütter und Mitarbeiter der Altersklasse ab 45 gekündigt. Ich als von diesen unsozialen Kündigungen betroffene Frau fühle mich im höchsten Maße von diesem Verhalten meines Arbeitgebers diskriminiert.



      Meinung zu den Plänen den Kündigungsschutz zu beseitigen:

      Auch wenn einschlägige Studien beschreiben, dass nur ein geringer Anteil an betriebsbedingten Kündigungen mit nachfolgender Klage zum Erhalt des Arbeitsplatzes führen, ist diese Möglichkeit doch der einzige Schutz, den Arbeitnehmer haben. Wenn durch eine Abfindungsregelung von vorne herein klar ist, dass bei Kündigung in jedem Fall das Arbeitsverhältnis endet, müsste, um einen vergleichbaren Schutz vor willkürlicher Kündigung zu gewähren, die Abfindungshöhe wesentlich über den heute bezahlten Abfindungen liegen und an die soziale Schutzwürdigkeit gekoppelt werden.



      Jedoch durch einen verminderten Kündigungsschutz sind noch nie neue Arbeitsplätze entstanden, was sich auch mit dem Abbau des Kündigungsschutzes unter Kohl beweisen lässt. Vielmehr würde sich ein Karussell aus Kündigung von älteren Arbeitnehmern zugunsten der Einstellung von jüngeren Arbeitskräften installieren, wovon unsere Gesellschaft und die Solidargemeinschaften den Schaden hätten. Die soziale Verantwortung von Arbeitgebern würde sich dann wohl nur noch in der angepriesenen Einrichtung von Suppenküchen für die vielen Neuarmen beschränken, die es dank der verschärften Sozial- und Arbeitsgesetzgebung in unserem Land bald geben wird.



      Ich fordere daher jeden auf, der Anteil an dieser verfehlten und dummen Politik hat, umzukehren auf dieser Rutschbahn in den Abgrund. Wenn es keinen Mittelstand mehr gibt in diesem Land, weil jedem qualifizierten Arbeitnehmer mit spätestens 45 der Rausschmiss und damit der soziale Abstieg droht, er dann kaum noch Möglichkeiten einer neuen Arbeitsaufnahme zu vergleichbaren Bedingungen hat, ist eine Verarmung weiter Teile der Bevölkerung vorprogrammiert. Stellen sich die Politiker in unserer Bundesregierung, in der Opposition und die Verantwortlichen in den Wirtschaftsverbänden unsere Zukunft so vor?



      Dass es anders geht, zeigen Länder wie Italien, Frankreich und Holland, die einen strengeren Kündigungsschutz aber geringere Arbeitslosenzahlen aufweisen. Brauchen wir hierzulande eine neue Streikkultur, um unseren Interessen Gehör zu verschaffen? Oder sollen wir alle Entscheidungsträger abwählen, die älter als 45 sind, damit sie unsere Situation nachempfinden können? Ist den Verantwortlichen in diesem Land der soziale Friede noch etwas wert?



      Wer mit fehlenden Arbeitsplätzen den Abbau von Kündigungsschutz rechtfertigen will, begeht einen logischen Fehler! So sind uns die so genannten Global Player alle schon einen Schritt voraus. Z. B. werden im Siemens Konzern Arbeitsplätze in Ländern mit schwachem Kündigungsschutz gestrichen und damit dort Leute entlassen und die dortigen Projekte auf Arbeitsplätze in Länder mit starkem Kündigungsschutz transferiert. Damit ist klar, dass wir eher einen stärkeren Kündigungsschutz benötigen, um die Arbeitsplätze in diesem Land zu halten.



      Um neue Arbeitsplätze zu schaffen ist Wirtschaftswachstum nötig und dieses hat mit Kündigungsschutz wohl nichts zu tun. Oder warum haben die USA im Moment steigende Arbeitslosenraten trotz eines nicht vorhandenen Kündigungsschutzes?



      Jens



      Diplomingenieur

      41 Jahre alt

      2 Kinder



      Nach langjähriger Siemenszugehörigkeit gehöre ich zu dem Kreis von Mitarbeitern, die durch Kündigung die Siemens AG verlassen sollen.

      Die Mitarbeiterauswahl legt allerdings den Verdacht nahe, daß wirklich objektive und geschäftspolitische Gründe eine untergeordnete Rolle spielen.



      Zunächst dachte ich, daß dies zwar schade jedoch kein übergroßes Problem sein sollte. Also frisch ans Bewerbungswerk und auf Jobwechselsuche.

      Nach einiger Zeit und diversen Absagen verdichten sich die drei folgenden Hauptpunkte für das bisherige Scheitern.

      a) Die Telekommunikationsbranche, in der ich mein Hauptberufsfeld habe, ist insgesamt in einer schweren Krise und es kann daher natürlicherweise nirgends die vielen Stellen geben, die alle auszustellenden Mitarbeiter der Branche aufnehmen kann.

      b) Ich fühle mich noch jung und schaffenskräftig. Mit 41 Lebensjahren wurde mir jedoch mehrfach deutlich, daß ich in der derzeitigen, angespannten Arbeitsmarktlage schon zu den „Älteren“ und damit nicht mehr einzustellenden Arbeitnehmern gehöre.

      c) Das vorherrschende ideologische Umfeld im Arbeitsleben eines Menschen in der Bundesrepublik Deutschland bedeutet letztlich, daß der einmal gewählte Berufs- bzw. „Karriereweg“ für das gesamte Arbeitsleben geprägt ist.



      Ich bin durch die Kinder, deren erzieherisch, begleitendes Heranwachsen ich gerne wahrnehme, örtlich gebunden. Gerade mit Kindern in höheren Schulklassen kann man nicht mehr ohne weiteres umziehen, denn ein Umzug ist nicht mehr nur die Entscheidung eines Einzelnen aus der ganzen Familie. Eltern haben hier meines Erachtens eine große Verantwortung hinsichtlich des Heranwachsens in einem gesicherten sozialen Umfeld. Dieser Gedanke ist ganz sicher auch im Sinne eines demokratischen Staates, der sich auf sozial kompetente und integrierte Bürger gründet.



      Glücklicherweise bietet die Münchner Region eine Fülle von wirtschaftlichen Möglichkeiten. Aber leider erhärtet sich bei mir ein Verdacht, der einen Jobwechsel zusätzlich erschwert. Es scheint in diesem Land eine tief eingebrannte, mentale Einstellung vorzuherrschen, daß die einmal eingeschlagene Berufsausbildung das gesamte weitere Arbeitsleben zwingend bestimmt. Vereinzelte Ausnahmen, z.B. durch Job-Rotation einige wenige Shooting-Stars der Wirtschaft/Politik heranzuziehen, bestätigen hier nur die Regel.

      Da hilft es auch gar nichts, den Kündigungsschutz zu lockern. Damit lockert man nämlich vom „Hire and Fire“ leider nur die eine Seite, während die andere Seite keinerlei Verbesserungsimpuls erhält. Höhere Arbeitslosenzahlen sind wohl eine Dauerfolge, denn die mentale Seite zu ändern, läßt sich mit dem geflügelten Wort von den „blühenden Landschaften im Osten“ vergleichen, deren Erreichbarkeit mittlerweile nach Dekaden statt nach Jahren zählen muß.

      Nebenbei bemerkt, haben andere europäische Staaten deutlich schärfere Kündigungsschutzgesetze und die Historie zeigt, daß diese Gesetze nichts mit wirtschaftlichen Auf- oder Abschwüngen gemein haben.



      Der „Fire“-Gedanke, der den Bogen zu obigem Satz schließt, daß bei Entlassungen nicht unbedingt objektive Entscheidungsgründe Vorrang haben, soll hier schließen. Vertiefende Diskussionsargumente gäbe es jedoch noch viele.



      Josef



      Erklärung zur Situation bei der Fa. Siemens Geschäftgebiet Information and Communication

      Networks in München Hofmannstraße.



      Persönliche Daten: Josef R.

      geb. am. 28.06.49

      Diplomingenieure der Elektrotechnik

      beschäftigt bei Siemens seit 21.03.1979 als Hardware-Entwickler im

      Bereich Stromversorgung für die Netze der Telefon- und

      Internetanlagen.



      Lebensumstände: Verheiratet seit 1979

      Eine Tochter 22 Jahre in Ausbildung lebt bei uns im gemeinsamen

      Haushalt



      Seit 15.Januar 2003 gekündigt zum 31.08.2003



      Für mich stellt sich die Situation wie folgt dar:



      Nach dem ich bewiesen habe (am 15.11.2002) dass meine Arbeiten noch als zentrale Aufgaben bei ICN vorhanden

      sind, auch nach der Umorganisation bei ICN, und daraufhin keine einzige Reaktion weder aus dem Personabereich

      noch aus dem Führungsbereich stattgefunden haben,wurde mir im Laufe des Dezembers bewusst, dass man für die

      kommenden Aktionen keine offenen oder auch konstruktiven Handlungen erwarten kann.

      Ganz im Gegenteil, die ICN-Leitung ließ jetzt über mehrere Monate eine Personaladministration

      gegen seine eigenen Mitarbeiter (langjährige Mitarbeiter mit breiten Know how) agieren und ließ aus einer Welle eines starken fast krankhaften Sendungsbewußtseins seine apodiktischen Ideen zur Personalreduzierung dozieren.

      Diese Personalreduzierungsideen wurden in einer Art Tortendarstellung über Folien präsentiert

      und mit einem festen Glauben an diese Machbarkeit den Mitarbeitern angetragen, sodass ich des öfteren glaubte in

      einer Scientology-Sekte zu sein und nicht wie seit 23 Jahren bei der Fa. Siemens.

      Die Folgen dieser Maßnahmen sind in voller Breite dem Betriebsrat bekannt und diese führen zu gewaltige

      Verwerfung der beruflichen und interaktiven Beziehungen eines großen Bereiches und der Fa. Siemens auf lange

      Zeit. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist schon jetzt schwierig und in manchen Dienststellen bereits heute

      unmöglich.

      Die Produkte die von diesem Bereich entwickelt und vertrieben werden sollen und dem Kunden zur Verfügung

      gestellt werden, werden nur noch von der Angst der meisten Mitarbeiter abgewickelt, die geleitet ist aus der

      Tatsache keinen Anlass zu einer Kündigung der Firma zu geben. Dem Management ist es damit gelungen die für

      alle Firmen so wichtige Komponente wie die Motivation der Mitarbeiter aus dem die Fa. lebt zu zerstören und dies

      in einem Bereich, der gerade gesegnet war mit motivierten Mitarbeitern, wie man aus den jährlichen positiven

      Zahlen der Patentanmeldungen ersehen kann.

      Eine solche erdrutschartige Veränderung im kulturellen Verhalten einer Weltfirma gegenüber seinen Mitarbeitern sollte in der breiten Öffentlichkeit allen bewusst gemacht und diskutiert werden.



      Für mich persönlich gibt es jetzt nur noch die Möglichkeit einer Kündigungsklage, die einzig und allein auf der

      Basis der falschen sozialen Auswahl möglich ist.

      Würde diese soziale Auswahl bei betriebsbedingten Kündigungen nicht mehr existieren, so währe den Firmen Tür und Tor geöffnet grundsätzlich den älteren und naturgemäß auch teuereren Mitarbeiter zuerst zu kündigen.

      Das von den derzeitigen Politikern aufgestellte Behauptung es würden nach Wegfall dieser Sozialkritärien bei einer betriebsbedingten Kündigung auch wieder mehr ältere Mitarbeiter in den Arbeitsprozess eingegliedert ist ein vorgeschobenes Argument, das jedem Beweis entbehrt.

      Ganz im Gegenteil es würden noch mehr Mitarbeiter aus dem Arbeitsprozess entlassen, so wie dies auch zur Zeit

      bei der Fa. Siemens geprobt wird.Der Beweis für das Gegenteil, allso mehr Entlassungen älterer und langjährige Mitarbeiter ist erbracht

      .

      Fazit: Ich hoffe, dass die Politiker die Finger von der Änderung zur sozialen Auswahl bei betriebsbedingten

      Kündigungen lassen, damit es in unserem Staat nicht zu einem weitern Ausbluten der Sozialsystemen kommt mit

      gleichsam unvorhergesehenen Problemen in unserer Gesellschaft.

      Ein Mensch der keine Rückendeckung mehr durch die Gesellschaft bez. dem Rechtsstaat hat kann manchmal

      schlimme Entwicklungsfasen durchleben und sich zu unvorhergesehenen Aktionen hingezogen fühlen.

      Ungerechtigkeiten führen zu blinden Vertrauensverlust in einer vormals gesunden Gesellschaft.

      Auch die Firmen müssen begreifen, dass sie ein Teil dieser Gesellschaft sind und Verantwortung tragen auch für das Gemeinwohl, dies darf nicht nur bei Sonntagsreden erwähnt werden, sonder muß gelebte Praxis werden.



      Walter

      Mein Name ist Walter W, ich bin 46 Jahre alt. Ich bin nach dem Studium von Frankfurt nach München gezogen und habe als 26-jähriger bei Siemens als Ingenieur angefangen, so dass ich nun auf mehr als 19 Jahre Siemens-Zugehörigkeit zurückblicken kann. Im Januar dieses Jahres bin ich betriebsbedingt gekündigt worden.

      Ich bin verheiratet und habe keine Kinder. Meine Frau hat seit kurzen eine Arbeit bei einem Münchner Großkonzern (noch in der Probezeit), so dass wir uns, falls dort nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, trotz der gegenüber mir ausgesprochenen Kündigung finanziell über Wasser halten können. Wir wohnen zur Miete und hatten vor, uns diesen Sommer eine Immobilie zur Eigennutzung zu kaufen. Wir hatten bereits eine Immobilie reserviert und mussten nach meiner Kündigung wieder absagen.

      Dass ein Großkonzern wie Siemens
      - der von der Unternehmenssteuerreform stark profitiert hat
      - der das zweitbeste Ergebnis in seiner über 150-jährigen Geschichte erzielt hat
      Kurzarbeit zur Rettung der Arbeitsplätze in seiner defizitären Sparte ICN ablehnt und stattdessen lieber betriebsbedingte Kündigungen ausspricht, mag zwar moralisch verwerflich sein, ist aber im Rahmen der „unternehmerischen Freiheit“ im Einklang mit bestehenden Gesetzen.

      Dass Siemens sich jedoch bei den betriebsbedingten Kündigungen nicht an die gesetzlich vorgeschriebene Sozialauswahl hält und vorzugsweise ältere und dadurch teure Mitarbeiter entlässt, die in der jetzigen Wirtschaftslage auf dem Arbeitsmarkt keinerlei Chance auf einen neuen Arbeitsplatz haben, widerspricht den bestehenden Gesetzen. Diese Gesetze geben mir jedoch die Chance, mich gegen diese Kündigung vor dem Arbeitsgericht zu wehren.

      Ich kann nicht sehen, dass eine Aufhebung der Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen neue Arbeitsplätze schaffen soll. Wie es Siemens jetzt schon durchzuziehen versucht, werden dann auch andere Unternehmen ihre älteren Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit „entsorgen“ und dafür (wenn überhaupt) jüngere oder sogar Leiharbeitnehmer einstellen, und niemand kann sie mehr daran hindern. Vielleicht werden einige andere Unternehmen tatsächlich auch wieder ältere Arbeitnehmer einstellen, aber dies wird nur einem Bruchteil der vorher entlassenen älteren Arbeitnehmer zugute kommen, so dass die Arbeitslosigkeit sich insgesamt nicht erniedrigen, sondern erhöhen wird.

      Deshalb bitte ich Sie: Stimmen Sie einer Aufweichung des bestehenden Kündigungsschutzgesetzes nicht zu!

      Gertraud


      Sehr geehrte Damen und Herren Politiker,



      dieser offene Brief beschreibt meine Situation in der Kündigungsphase bei Siemens ICN.

      Ich bin betroffen als Jubilar, von Siemens dem Mobbing ausgesetzt und von der Kündigung stark bedroht.



      Ich habe schon mit 20 Jahren bei Siemens angefangen. Wie das so ist, heiratet man irgendwann und bekommt Kinder. Als Frau muss man sich auch heute noch zwischen Kinder und Karriere entscheiden. Meiner Meinung nach geht beides nicht, irgendwas kommt zu kurz.

      Ich habe nach meinem ersten Kind eine Halbtagsstelle beantragt. Mein direkter Vorgesetzte hat dies befürwortet, weil er mich als Arbeitskraft nicht verlieren wollte. Wir haben ein Haus gekauft und zahlen heute noch ab. Wenn damals von den Politikern die Abschaffung des Kündigungsschutzes gefordert worden wäre, hätten wir das Haus allerdings nie gekauft.



      Heute ist alles ein bisschen anders.

      Siemens meint, sich über alle Rechte hinwegsetzen zu können. Siemens bietet mir mit einer Kündigungsandrohung an, in eine beE zu gehen. Ich finde es schon haarsträubend, wie sich immer mehr große Firmen auf Kosten der Allgemeinheit vom nicht gewünschten Personal entledigen. Warum zahlt das Arbeitsamt für eine solche Beschäftigungsgesellschaft überhaupt? Ein Konzern wie Siemens mit dem zweitbesten Ergebnis seiner Geschichte wäre doch in der Lage, dieses intern abzuwickeln! Praktisch bedeutet das doch für mich, dass ich mein Gehalt von meinen/unseren Steuern mitfinanzieren müsste!



      Außerdem sehe ich mich von der Siemens AG als Frau und Mutter diskriminiert. Laut Analyse vom Betriebsrat wurden überproportional Frauen, Teilzeitbeschäftigte (also auch wieder Frauen) und Ältere vom Abbau betroffen. Dieses Mal ist mein direkter Vorgesetzter nicht über seine Meinung befragt worden. Es wurde einfach von oben bestimmt, wer abgebaut wird , ohne jegliche soziale Auswahl.



      Ich bin jetzt 46 Jahre alt und sehe meine Chancen, als Softwareentwickler wieder Arbeit zu bekommen, als nicht gerade rosig an.



      Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, ich habe Sie ein bisschen zum Nachdenken angeregt.



      Jorge


      Geburtsdatum: 19.09.72 (also 30)



      Lebensumstände: Ledig

      Keine Wohnung oder sonstiges abzuzahlen

      Daher momentan noch im finanziellen Rahmen.

      Aber das trifft nur für eine Minderheit zu und das Thema eine Familie

      Gründen oder eine Wohnung zu kaufen steht nun nicht mehr zu

      Debatte, solange ich nicht einen neuen Job habe mit dem ich auch in

      der Zukunft rechnen kann.



      Beschäftigung: 01.07.1998-data bei der Siemens AG

      Vertrieblicher Projektleiter bzw Operations & Project Execution

      Manager



      Persönliche Betroffenheit: Ich habe zwei Wochen vor dem „Blauen Brief“ eine Urkunde

      bekommen, in der mir der Accountleiter bestätigt, daß das

      gesamte Team hervorragende Arbeit geleistet hat. Ich/Wir

      hätten sogar eine Prämie bekommen, aber momentan hat

      Siemens nicht so viel Geld.

      Als ich zum Gespräch eingeladen wurde, habe ich damit

      gerechnet, daß man mir ein „kleines Projekt“ anbieten würde,

      da es so im meinem EFA-Bogen stand.

      Sprich, ich bin in diesem Moment ziemlich tief gefallen. Habe

      mich aber wieder gefangen.

      Der Hauptgrund weshalb ich „auserkoren“ wurde war einfach

      der Umzugsstop nach Vaterstetten und weil ich so gut am Markt

      vermittelbar bin!!!





      Richard


      Ich bin 50 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder. Seit fast 25 Jahren arbeite ich bei Siemens
      - und hoffentlich auch noch bis zu meinem Rentenalter. –

      Aber: gekündigt zum 31. August 2003



      Im Oktober 1979 habe ich bei Siemens meine erste und bisher einzige Arbeitsstelle ange­tre­ten. Ein schöner Tag, denn ich habe mich auf das Arbeiten bei dieser renommierten Firma gefreut. „Toll!“, so hieß es. „Wenn du bei Siemens arbeitest, hast du ja einen fast so sicheren Arbeits­platz wie ein Beamter. Und die Möglichkeiten, die sich dir für die berufliche Weiterbildung, für Auslands­aufent­halte, den beruflicher Aufstieg usw. bieten, sind bei so einer großen Firma natür­lich auch enorm.“



      Vierundzwanzig Jahre lang konnte ich diese Aussage nur bestätigen. Umso größer ist jetzt die Enttäu­schung, als es nach 24 ½ Jahren auch für mich hieß:



      Gekündigt !



      Warum tut man uns das nach so vielen Jahren guter Arbeit an?

      Warum wirft man uns so plötzlich zum alten Eisen?



      Ich bin enttäuscht !

      Ich bin verzweifelt !



      Mein Sohn, der auch immer ´Siemensianer` werden wollte, überlegt sich jetzt einen neuen Berufs­wunsch.

      „Bei denen will ich nicht anfangen, wenn die so gemein zu dir sind.“

      Apropos Berufswunsch der Kinder: Sind die überhaupt noch so uneingeschränkt finanzier­bar?

      Ich habe drei Söhne: 19, 13 und 10 Jahre alt. Da sind noch viele Jahre an Schul- und Univer­sitäts­aus­bildung zu finanzieren. Und auch sonst sind die Ansprüche über die ´fetten` Jahre hinweg natürlich gestiegen. Wenn jetzt ´magere ` Jahre kommen, wird die Enttäuschung so manches Mal groß sein. Aber finde ich mit 50 Jahren noch eine in etwa gleichwertige Arbeit auf dem jetzigen Arbeits­markt. Ich bin nicht sehr optimistisch.



      Falls nicht, müsste meine Frau nach 20 Jahren unterhälftiger Teilzeit, Teilzeit oder Beurlaubung mit Voll­zeit in ihrem Beruf einsteigen, um die Familie zu ernähren. Das würde für mich natürlich bedeuten, dass ich ihre gesamte Arbeit als Hausfrau und Mutter über­nehmen müsste, um sie zu entlasten.

      Sie müsste es schaffen, sich ganz von diesen Arbeiten zurückzuziehen, um sich ihrem Beruf widmen zu können.

      Nach 20 Jahren Hausfrau und Mutter: unmöglich!



      Ich müsste es schaffen, beim Kochen, Putzen, Waschen, Bügeln die Erfüllung meines Lebens zu finden.

      Nach 25 Jahren Elektroingenieur: unmöglich!



      Und selbst wenn wir die Umstellung schaffen würden, wären unsere finanziellen Möglich­keiten nicht mit den jetzigen vergleichbar.



      All diese Gedanken machen uns allen sehr zu schaffen, meinen Kindern, meiner Frau und mir selbst natürlich am meisten.

      Unsere Enttäuschung ist riesengroß!



      Petra


      geboren am 9.2.1956 in Düsseldorf

      verheiratet, 1 (Pflege-)Tochter

      Technische Sachbearbeiterin



      Nach meiner Schulausbildung (Abitur) und anschließendem Studium (Lehramt Englisch und Lateinisch, Sekundarstufe 2) konnte ich meinen Beruf nicht ausüben, da sich mein Mann als promovierter Physiker beruflich nach Bayern verändert hat. Ich musste erfahren, daß mein in NRW erworbenens 1. Staatsexamen in Bayern nicht anerkannt ist. Nach einer zeitlich befristeten Tätigkeit in einer Versicherung habe ich mich erfolgreich um ein Beschäftigungsverhältnis bei Siemens beworben. Ich wurde 1986 -obgleich überqualifiziert- aber da nicht technisch-lastig als Teamassistentin eingestellt. Auf Empfehlung meines damaligen Vorgesetzten wechselte ich 1990 als Sachbearbeiterin in den Asienvertrieb. Dort war ich über viele Jahre mit der Abwicklung von Verträgen für den asiatischen Telekommunikationsmarkt beschäftigt. Maßgeblich beteiligt war ich an der Dezentralisierung der vietnamesischen Landesgesellschaft, was mit einigen Reisen nach Vietnam verbunden war. Ende der 90er wechselte ich innerhalb des Vertriebes in das Projektmanagement mit wechselnden Länderverantwortungen, zuletzt für Indien.

      Bis Oktober 2000 habe ich in Vollzeit gearbeitet. Durch die Aufnahme unserer damals knapp sechsjährigen Pflegetochter in unsere Familie habe ich bei meinem damaligen Vorgesetzten um einen Teleworkingarbeitsplatz ersucht. Aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung wurde mir dieser Heimarbeitsplatz zum Ende 2000 bei einer Wochenarbeitszeit von zunächst 15 Stunden genehmigt. Ende 2001 habe ich die Wochenarbeitszeit auf 18 Stunden erhöht.

      Nach fast 17jähriger Siemenszugehörigkeit erhielt ich am 16.1.2003 die betriebsbedingte Kündigung.



      Johann


      Zu meiner Person: Ich heiße Johann G. werde am 23.2.2003 40 Jahre alt. Ich arbeite seit 1989 fest bei der Firma Siemens. Ich habe an der TU München Nachrichtentechnik studiert.

      Ende 1993 wurde mir von Verwandten ein Finanzberater empfohlen. Nachdem ich schon Jahre gezögert hatte, gab ich meine Vorbehalte auf und kaufte über ihn eine `Steuersparimmobilie` in der Nähe von Dresden. Meine derzeitige Verschuldung durch die Wohnung beträgt noch ca. 140000 Euro , der Wert der Wohnung liegt nach Sparkassen-Schätzung bei ca. 50000 Euro. Mein Erspartes ist fast aufgebraucht. Im nächsten Monat werde ich voraussichtlich meine Erstberatung bezüglich Verbraucherinsolvenz bekommen.

      Am 21.7.1993 habe ich meine Frau Joanna geheiratet. Wir haben im Laufe unserer Ehe vier Söhne bekommen. Leider hat sich immer mehr und mehr herausgestellt, daß meine Frau gemütskrank ist. Die Ehe wurde immer chaotischer. Statt mir den Rücken für einen vollen beruflichen Einsatz freizuhalten, machte sie unser Leben immer problematischer. Schon nach 3 Jahren begann sie mit Scheidung zu drohen. Ich mußte mich mit dem Scheidungsgesetz auseinandersetzen. Leider wären für mich die Aussichten bei einer Verstoßungsscheidung sehr schlecht gewesen. Gemütskrankheit wird vom Richter nicht wahrgenommen, Kinder bleiben bei der Mutter - und damit in sehr schlechten Händen - Steuerklasse 1 nach der Scheidung, Kindesunterhalt nach Düsseldorfer Tabelle und der klägliche Rest auch noch hälftig als Ehegattenunterhalt. Letztlich bleibt als Untergrenze ein Selbstbehalt um die 840 Euro. Und damit doch noch ein Familienglück mit einem neuen Partner aufzubauen ist sehr schwer. Hier sagt mir der Gesetzgeber: Kümmere Dich um Deine Frau und um Deine Kinder. Egal, wie schwierig es auch sein mag, wenn es nicht klappt, wirst Du sehr hart zur Rechenschaft gezogen.

      Vor vier Jahren sah ich keine andere Möglichkeit mehr. Ich brauchte einfach mehr Zeit für die Familie. Und so machte ich von der Möglichkeit Gebrauch, meine Arbeitszeit auf 24 Stunden in der Woche zu reduzieren. Das obere Management von Siemens hatte immer wieder betont, daß es solche Schritte unterstütze. Beruf und Familie im Einklang. Man könne mir halt bloß nicht garantieren, daß ich wieder zu meinen 35 Wochenstunden zurückkommen werde können.

      Leider wurden die Probleme meiner Frau immer noch schlimmer. Flucht in ihre Heimat Polen, Fenster eingeschla­gen, Geschirr auf dem Boden zerschlagen, stationärer Aufenthalt in Haar, verzweifelter Versuch, mit den Kindern ins Frauenhaus zu kommen, tagelang im Bett ohne zu essen und zu trinken, Selbstmordversuch, Entrümpler bestellt, um die Möbel zu zerschlagen. Im Juli läutete sie mit ihrer Rechtsanwältin die Trennung ein. Basierend auf Unwahr­heiten zogen sie mich in einen Unterhaltsprozeß, den sie dann jedoch wieder aufgaben. Am 22.12. fuhr sie mit den Kindern nach Polen, um dort Weihnachten zu verbringen. Anfang Januar rief sie mich an: sie werde nicht mehr zurückkommen. Meinen ältesten Sohn konnte ich mir auf halben Weg bei Berlin abholen. Meine drei jüngeren Kinder versuche ich seitdem über das Haager Übereinkommen zurückzuführen.

      In meiner Gruppe hatte ich sieben Kollegen. Vier Kinder hatte nur noch ein schwerbehinderter Kollege, der jedoch schon auf die Sechzig zuging und über 25 Jahre bei der Firma war. Ein chinesischer Kollege hatte in Deutschland seinen Doktor gemacht und arbeitete seit ca. 2 Jahren über die Green-Card-Regelung bei uns mit. Eine Tochter. Ein anderer Kollege ist schon ca. 3 Jahre bei der Firma und hat einen Sohn. Zwei sind verheiratet, ohne Kinder und ca. 12 Jahre bei der Firma. Die restlichen beiden sind ledig. Der eine 25 Jahre bei der Firma, der andere ca. 3 Jahre.

      Ende letzten Jahres kamen im oberen Management die Diskussionen über Kostenreduktion durch Entlassungen auf. Die Gründe, warum der Weg einer betriebsweiten 4-Tage-Woche kategorisch abgelehnt wurde, wurden uns nicht mitgeteilt. Es wurde mit dem Betriebsrat vereinbart, daß bis zu 1100 gut vermittelbaren Mitarbeitern der Übertritt in eine beE angeboten werden solle, damit sie über diesen Weg einen anderen Arbeitsplatz außerhalb von Siemens finden. In meiner Gruppe erhielt der Schwerbehinderte einen Brief des Inhalts, sein Arbeitsplatz sei entfallen. Man werde sich einvernehmlich von ihm trennen. Der Chinese und ich bekamen ebenfalls die Mittei­lung, unser Arbeitsplatz sei entfallen. Wenn wir nicht in die beE gingen, müßten wir mit einer Betriebsbedingten Kündigung rechnen. Der Chinese war gezwungen, wegen der Green-Card-Regelung in die beE zu gehen. Dort hat er noch die Möglichkeit, seine Sachen zu ordnen, um dann nach China zurückzuziehen. Seine Tochter wird dort wegen unzureichender Beherrschung der chinesischen Schrift voraussichtlich die Hochschulreife nicht erreichen.

      Auch ich hatte Schwierigkeiten, die Situation einzuordnen. Mit meinem fortgeschrittenen Alter, der wohl noch lange andauernden Krise im IT-Bereich, den vielen jüngeren Arbeitsuchenden ohne familiäre Zwänge konnte die beE keine Lösung für mich sein. Auch das nochmals reduzierte Einkommen dort hätte mich - genauer meine Frau und die Kinder - sofort zu Sozialhilfeempfängern gemacht. Ich konnte es gar nicht fassen, daß man mich allen Ernstes für gut vermittelbar hielt. Meine Arbeit ist nicht weggefallen. Sie wird halt von den übriggebliebenen Kollegen übernommen. Die Hälfte von ihnen haben 40-Stunden-Verträge. Wenn es um Wegfall der Arbeit geht, warum dann uns Teilzeitkräften kündigen?

      Am 18.1. hatte ich nun meine Kündigung in Händen. Und nun kann ich zu Gott beten, daß der Kündigungsschutz noch Geltung hat und ich die Klage auf Weiterbeschäftigung gewinne. Andernfalls werde ich mich wohl jahrelang auf Arbeitsplätze bewerben können und meinen Unterhaltsverpflichtungen wohl nur in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt gerecht werden. Ein Wegfall der Sozialauswahl würde unmittelbar zu meiner Arbeitslosigkeit führen. Der rigorose Umgang des als sozial geltenden Siemens mit Green-Card-Leuten und sozial schwächer Gestellten zeigt mir, daß die Lockerung des Kündigungsschutzes eine Flut von Entlassungen nach sich ziehen wird. Es wird auch weiterhin für Unternehmen keinen Sinn machen, ältere Familienväter einzustellen. Das Arbeitsleben wird noch familienfeindlicher. Fairerweise muß man dann die Unterhaltsverpflichteten aus ihrer Universalverantwortung beim Scheitern der Ehe entlassen. Sonst wird auch dort das Elend zu groß.

      Jenseits all dieser Sorgen ist aber eines sicher: Der Herr ist mein Hirte. Es wird mir an nichts fehlen.



      Barbara


      Geboren und aufgewachsen bin ich in Polen.

      Zu jener Zeit wurde das Land von der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei
      regiert - keine gute Zeit für freie Meinungsäußerungen und schon gar nicht für
      ein Leben in Selbstbestimmung und Wohlstand.

      Nicht einfach für einen ungestümen jungen Menschen, das Leben in solch einer
      Gesellschaft zu meistern, ohne anzuecken. So schloss ich mich der
      oppositionellen Gewerkschaft "Solidarität" an, als sie in den 80er Jahren begann, den
      Widerstand gegen das Regime zu organisieren. Ich unterstützte die Bewegung auf
      vielfältige Weise und nahm an unterschiedlichen Aktivitäten teil.

      Schließlich wurde in meiner Heimat das Kriegsrecht ausgerufen und ich
      entschloss mich, in der Bundesrepublik um politisches Asyl nachzusuchen.

      Ich kam von Warschau nach München mit den Sachen, die in einen Koffer
      passen, ohne jegliche Sprachkenntnisse - mit dem festen Vorsatz, nun ein neues,
      freies und selbstbestimmtes Leben zu beginnen.

      In der Zeit, in der ich zunächst nicht berufstätig sein durfte, lernte ich
      eifrig Deutsch und besuchte Umschulungskurse. So schnell wie möglich arbeiten
      zu können, eine eigene Existenz aufzubauen, das war mein Bestreben.

      Endlich war es soweit und mir wurde gestattet, auf Arbeitssuche zu gehen. Es
      wurde mir eine Stelle als Zimmermädchen und Bedienung in einem Münchner
      Hotel angeboten und ich überlegte nicht lange - auch wenn mancher damals nicht
      verstehen konnte, wie man die sichere staatliche Unterstützung gegen körperlich
      anstrengende Arbeit eintauschen kann.

      Auch als dann mein Sohn zur Welt kam, war es für mich selbstverständlich, so
      schnell wie möglich wieder in die Erwerbstätigkeit zurückzukehren. Das war
      nicht einfach als alleinstehende Mutter. Besonders das ständige Lernen nach
      Feierabend wurde schwierig, wenn das Kind mal krank war. Doch gottlob war das
      eher selten der Fall und ich konnte mich auf Freunde in der Not verlassen.

      Eines Tages ergriff ich meine Chance und bewarb mich als Bedienung im
      Gästecasino der Siemens AG; hoffte ich doch, in dieser großen Firma vielleicht
      einmal meine bisher erworbenen Kenntnisse einsetzen zu können.
      Tatsächlich gelang es mir, mich ins Angestelltenverhältnis hochzuarbeiten,
      wurde in ein Sekretariat versetzt. Ich lernte mehrere Bereiche der Siemens AG
      kennen und arbeitete schon nach wenigen Jahren als Teamassistentin.

      Mein Gehalt reichte, die Miete für unsere kleine Wohnung zu bezahlen und um
      meinen Sohn und mich zu ernähren. Später konnten wir uns sogar Urlaubsreisen
      ins Ausland leisten.

      Mittlerweile fühle ich mich richtig heimisch in München, bin mit meinen 15
      Jahren Firmenzugehörigkeit eine gestandene "Siemensianerin".
      Habe mir selbst von Vorgesetzten, die gemeinhin als schwierig und wortkarg
      bekannt sind, Anerkennung und große Lobesworte erarbeiten können.
      Bin stolz gewesen auf die stürmische wirtschaftliche Entwicklung, die mein
      Bereich in den letzten Jahren nahm - bin ich doch schon so lange Teil dieses
      Bereiches und habe an seinem Erfolg engagiert mitgewirkt.

      Seit Ende letzten Jahres droht nun diese Welt und mit ihr mein Glaube an
      Gerechtigkeit, ja die materielle Grundlage meiner Existenz und der meines Kindes
      unterzugehen.

      Ich erhielt eine betriebsbedingte Kündigung.

      Obwohl der Betriebsrat dem Kündigungsbegehren der Betriebsleitung
      qualifiziert widersprochen hatte.

      Obwohl der Manteltarifvertrag für die Bayerische Metall- und
      Elektroindustrie ein Kündigungsverbot für Arbeitnehmer enthält, die älter sind als 50 und
      eine längere Betriebszugehörigkeit als 15 Jahre haben.

      Obwohl - darüber hinaus - jüngere Mitarbeiter mit weniger Dienstjahren, in
      vergleichbarer Position weiterhin im Betrieb beschäftigt bleiben, weil vom
      Arbeitgeber keine Sozialauswahl durchgeführt wurde, trotzdem der Gesetzgeber
      eine solche vorschreibt.

      Obendrein erhielt ich eine "Freistellung" von der Arbeit mit sofortiger
      Wirkung. Auch diese unter gröbster Verletzung der gesetzlichen Bestimmungen: ohne
      Vorliegen eines triftigen Grundes, ohne Abstimmung mit dem Betriebsrat, ohne
      Abstimmung mit mir.

      Die Freistellung wurde in dieser Woche vom Münchner Arbeitsgericht für
      unwirksam erklärt.

      Die Kündigungsschutzklage, die ich beim Arbeitsgericht erhoben habe, wird
      voraussichtlich im Sommer/Herbst zur Verhandlung kommen.
      Ich glaube fest daran, dann zu meinem Recht zu kommen.

      Dennoch quälen mich nun schon seit Monaten Ungewissheit und Existenzangst.
      Kaum kann ich eine Nacht durchschlafen. Beruhigungsmittel helfen nur wenig.

      Und immer wieder die bohrende Frage nach dem Sinn: Warum tut mir meine
      Firma, der ich immer nach Kräften gedient habe, das an? Sie weiß doch, dass sie
      gegen geltendes Recht verstößt. Es muss doch auch aus Sicht der Firma
      unvernünftig sein, sich auf einen Kündigungsschutzprozess einzulassen, den sie
      verlieren muss.

      Sicher werde ich recht bekommen.
      Doch werde ich dann noch derselbe Mensch sein, gedemütigt, von
      Selbstzweifeln zerfressen und mit blankliegenden Nerven? Wer entschädigt mich dafür?

      Und wie wird mich die Firma empfangen, nach "verlorenem" Prozess? Der
      Richter wird sein Urteil im Namen des Volkes verkünden. Ich werde es schwarz auf
      weiß in Händen halten.

      Was wird mich danach erwarten? Neues Unrecht?



      Birgit


      Als Diplomingenieurin für Elektrotechnik bin ich, 40jährig, vor zwei Jahren
      nach längerer Familienpause mit freiberuflicher Tätigkeit wieder in den
      Angestelltenstatus bei Siemens gewechselt. Meine Qualifikation wurde
      gesucht, meinem Wunsch nach Teilzeittätigkeit wurde entsprochen. Neben
      meinem privaten Wunsch nach einem höheren Familieneinkommen und beruflichem
      Weiterkommen, sah ich mich auch im Einklang mit Staat und Privatwirtschaft:
      Einzahlung in die Rentenkasse, Anwendung des im Studium gelernten, Hebung
      der Frauenquote in technischen Berufen, Ausbau der Teilzeittätigkeiten auch
      in höher qualifizierten Berufen.

      Ende des letzten Jahres kam dann der massive Stellenabbau bei Siemens, so
      dass ich in die beE gewechselt bin. Das Projekt, an dem ich arbeitete lief
      und läuft gut, meine Arbeit machen jetzt ein Werkstudent und ein Kollege.
      Statt dass ich in die Rentenkasse ein- und Steuern bezahle, erhalte ich vom
      Staat Kurzarbeitergeld. Getroffen wurden überproportional viele Frauen in
      Teilzeitstellen. Im Sinne des Staates kann das nicht sein.

      Da auch mein Mann bei der Firma Siemens beschäftigt ist, ist die gesamte
      Familiensituation angespannt, wir können auch der Stelle meines Mannes nicht
      mehr sicher sein und selbst Aussagen, auf die man als Arbeitnehmer doch
      sonst setzt, nämlich ist das Unternehmen gesund, engagiere ich mich in der
      Arbeit, mache ich meine Aufgaben gut, helfen plötzlich nicht mehr weiter.



      Bernd


      Mein Name ist Bernd J., ich bin 46 Jahre alt, ledig und Mitte Januar 2003 nach über 18 Jahren Betriebszugehörigkeit betriebsbedingt gekündigt worden. Da meine Mutter sehr stark pflegebedürftig ist (hilflos, Pflegestufe 3), habe ich seit August 2002 einen 32 Std. Teilzeitvertrag, um die Pflege besser unterstützen zu können.

      Damit erfülle ich bei den betriebsbedingten Kündigungen nach den derzeitigen Siemens „Sozial“-Auswahlkriterien 2 Bedingungen:

      1. Ich gehöre der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren an, die bei Siemens bevorzugt entlassen wurde.

      2. Ich gehöre der Gruppe der Teilzeitbeschäftigten an, die bei Siemens ebenfalls bevorzugt entlassen wurde.

      Für mich stellt sich die Frage, ob so ein Verhalten wirklich gesellschaftlich gewollt ist. Und ich bin eher noch einer der ‚harmloseren’ Fälle.

      Wie ich schon bei einigen Bewerbungen erfahren habe, ist es mit meinen Randbedingungen ‚über 45’ und ‚teilzeitbeschäftigt’ generell sehr schwer, in der Telekom Branche einen anderen Arbeitsplatz zu finden, und in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage fast unmöglich.

      Deshalb ist es für mich sehr schwer verständlich, wenn geplant wird, die gesetzliche vorgeschriebene Sozialauswahl zu streichen. Noch dazu mit der Begründung, die Einstellung älterer Arbeitnehmer zu erleichtern. Das einzige Mittel für mich als Betroffenen, mit dem ich mich gegen ein solches Arbeitgeberverhalten wehren kann, ist gerade diese Sozialauswahl im KSchG. Bei Streichung folgt absehbar der Weg in die Arbeitslosigkeit und in die Sozialsysteme mit allen negativen Folgen. Zusätzlich würde sich bei mir der Eindruck der Willkür und der Rechtlosigkeit festsetzen: Der Mohr kriegt seine Abfindung, der Mohr soll gehen!

      Zum Schluss glaube ich nicht, dass eine Streichung der Sozialauswahl im KSchG der Schlüssel für die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist.



      Dietmar


      Darstellung der persönlichen Situation aufgrund des Kündigungsbegehrens der Siemens AG





      Persönliche Daten


      Name: Dietmar A.

      Alter: 48 Jahre

      Familienstand: verheiratet

      Kinder: 2

      Betriebszugehörigkeit: 24 Jahre 11 Monate





      Unterhaltsverpflichtungen



      Ehefrau an Multiple Sklerose erkrankt, 90% Schwerbehinderung (gehbehindert, Begleitperson erforderlich), nicht arbeitsfähig.


      1. Tochter (20 Jahre) Studium begonnen (1. Semester), Abschluss voraussichtlich im WS 2005/2006.


      2. Tochter (17 Jahre) in betrieblicher Ausbildung bis 08.2004, danach Berufsoberschule und FH-Studium geplant.




      Gründe für den Erhalt des Arbeitsplatzes bei der Siemens AG


      Lebensalter erschwert Neuanstellung.


      Einkommenseinbußen (Arbeitslosengeld, geringeres Gehalt bei Neuanstellung) können nicht durch Hinzuverdienst der Ehefrau ausgeglichen werden.


      Die Betreuungsnotwendigkeit für die schwerbehinderte Ehefrau schränkt die Arbeitsplatzsuche ein:
      Nur geringe Flexibilität in der Ortsauswahl. Die Arbeitsstelle muss täglich vom Wohnort aus erreichbar sein. Ein Umzug ist ausgeschlossen, da dieser zum vollständigen Verlust des sozialen Umfelds (einschließlich der Kinder, die ihre Ausbildungsstätte nicht ändern können) führen würde. Aufgrund der Einschränkungen durch die Behinderung können neue soziale Kontakte von meiner Ehefrau kaum selbständig wieder neu aufgebaut werden.
      Der Arbeitsplatz muss eine an den Betreuungsbedürfnissen orientierte Arbeitszeitgestaltung erlauben.




      Bewertung des Kündigungsbegehrens


      Bei der Auswahl der Kündigungskandidaten wurden soziale Kriterien, wie es für betriebsbedingte Kündigungen vorgeschrieben sind, nicht berücksichtigt. Es ist nicht zu akzeptieren, dass wir neben den krankheitsbedingten Einschränkungen und Lasten nun auch noch eine Gefährdung unserer wirtschaftlichen Existenz hinnehmen sollen.



      Gisela


      Gisela S., verheiratet, Jahrgang 1948





      Statement: Ich muss und möchte bis zum 60.Lebensjahr arbeiten.



      Siemens-Lehre : vom 1.9.1965 bis 30.02.1969
      3 ½ Jahre Ausbildung zur Physiklaborantin
      Abschluss vor der IHK

      Siemens-Angestelltenvertrag: ab 01.03.1969 ununterbrochen bis jetzt

      Sozialer Härtefall: - Alleinverdiener, Ehemann 59Jahre, hat wegen Firmeninsol-
      venz 1999 seine Arbeit und Altersvorsorge verloren
      - Belastung aus Immobilie (Eigenheim)
      - persönlich auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar
      - Rentenkürzung um 18% bei Arbeitslosigkeit
      - Kürzung der SAF bei Ausscheiden vor dem 60.Lebensjahr
      - Jubilarschutz (38 Jahre Firmenzugehörigkeit)


      Firmenangebot: Aufhebungsvertrag mit Vollendung des 55. Lebensjahres im April 2003

      Angebot Aufhebungsvertrag am 13.06.2002
      Angebot New-Placement und Teilnahme im Juli 2002
      Abschluss New-Placement im Oktober 2002
      Ergebnis: keine Angebote am freien Markt aus Altersgründen
      keine Angebote bei der Siemens AG wegen Einstellsperre für ICN-
      Mitarbeiter
      Anfrage auf Altersteilzeit meinerseits an die betreuende Personalverant-
      wortliche im Oktober 2002, mit abschlägigem Bescheid
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 13:27:49
      Beitrag Nr. 11 ()
      um mich mal unbeliebt zu machen muss ich feststellen: die dargestellten "schicksale" sind zum teil eindeutig gewinnler-schicksale.soll man ernsthaft mitleid mit nem jahrzehntelangem doppelverdiener-eehpaar mit haustarif eines deutschen grosskonzerns haben?

      wer das ehrlich als schlimm ansieht kennt die aktuelle realität nicht.auf die jugend kommen ganz andere schicksale zu (ständiges umlernen,lohndruck aus dem osten abwandern von firmen).


      die begründungen sind ja aberwitzig: die kosten für die arbeitslosigkeit würden in die höhe getrieben.aha.deshalb also sollen sie ihre gutdotierten jobs behalten.logisch.


      sorry aber diese leute haben jeden realitätssinn verloren.meckern kann man über ne opportunischistische management-ebene,aber der austausch von jung durch alt ist vielleicht nicht immer sinnvoll,aber in jedem fall SOZIAL.denn junge ohne existenz mit keiner chance haben diese verdient und sind zudem noch nicht satt und leistungsbereit.


      die kosten für die arbeitslosigkeit kann man durch entsprechende zumutbarkeitsregelungen und verkürzung der bezugsdauer vom arbeitslosengeld etc auch in den griff bekommen---alles in arbeit---was in der tat zu beanstanden ist,das von pierer und co nicht durch jüngere,bessere leute ausgetauscht werden---hier liegt wohl nen fehler im aktienrecht.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 13:32:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      Aufhebungsvertrag auf keinen Fall unterschreiben !!

      Falls es am Arbeitsgericht Unstimmigkeiten bezüglich Abfindungen oder Weiterbeschäftigung gibt, geht bis zur letzten Instanz. Ich hoffe Ihr seid im Rechtsschutz.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 13:40:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      Und lasst Euch alle krankschreiben. Verzögert die Prozesse. Gründe gibts immer.

      Wenn sich eine Firma gegenüber langjährigen MA so verhält, sollte man selbst auch keine Skrupel haben.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 13:43:05
      Beitrag Nr. 14 ()
      ich arbeitete von 1961 bis 2003 in einem der ehemals größten elektrokonzerne der ddr mit mehr als 20 000
      mitarbeitern.heir wurden bis vor kurzen noch für siemens haushaltsgeräte produziert.

      als mir gekündigt wurde waren es noch 78 beschäftigte.
      in den letzten jahren wurden für uns ingeneure durchschnittlich 1350 € bruttolohn bezahlt.
      heute beziehe ich arbeitslosengeld von 585 € .
      durch den konkurs ging meine seit mehreren jahren angesparte teilzeitrente verloren.
      unser monatseinkommen bertägt derzeit 900 € zusammen.
      jetzt bot man mir eine stelle als wachschutz - mitarbeiter an für 4,25 € stundelohn - das macht bei 240 arbeitsstunden monatlich brutto 1020 € . wahrscheinlich werde ich die stelle annehmnen um zu überleben.

      abfindungen oder künigungsfristen gab es nicht. die letzten 4 monate wurde kein gehalt gezahlt .
      meine ersparnisse sind aufgebraucht. meine frau sucht seit 10 jahren irgendeine tätigkeit - mit aussichtslosem erfolg.

      wir wohnen zur miete - depressionen haben wir nicht - immerhin sind wir gesund.

      ach ja - unsere beiden omas werden auch von uns gepflegt .

      ********************************************************


      so sieht eine von vielen ostdeutschen realitäten aus.


      Liebe siemensianer .

      ihr hattet alle über jahre und jahrzehnte ein sorgloses leben .
      ihr habt ein schweinegeld verdient.
      ihr hattet alle soziallleistungen und priviligien.

      jetzt beschwert euch nicht - es gibt hundertausende denen es schlechter geht als euch und die nicht so rumjammern.

      solltet ihr dressionen haben so fahrt mal in den osten deutschlands - bevorzugt brandenburg oder mecklenburg -geht in einen ort mit 30 % arbeitslosigkeit und unterhaltet euch mal mit den leuten dort.

      dan kommt ihr voller optimismus zurück und werdet euer leben genießen.

      ist aller eine sache von maßstäben.
      und noch was zum aufmuntern.

      paolo coello :


      die angst vor dem schmerz ist oft größer als dieser selbst.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 13:46:38
      Beitrag Nr. 15 ()
      @ der dieschnautze

      wenn du hier krankschreiben forderst sind das übelste methoden und das ist wirklich nicht viel besser als die politikermethoden die du hier des öfteren anprangerst.
      politiker sollen anständig sein udn du forderst betrug vom angestellten?
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 15:15:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      @whitehawk:

      Absolute Zustimmung!
      Folge ist höchstens, dass Siemens noch mehr geschwächt wird und ein Konkurrent Marktanteile holt. Sprich noch mehr Stellen werden freigesetzt, da deutsche Arbeitskräfte so unproduktiv sind.

      Diese Doppelmoral hier an Board ist es eigentlich , die mir am meisten auf den Keks geht.

      @durran: Du wirst dir nichts dafür kaufen können, aber mein echtes Mitgefühl hast du.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 15:40:06
      Beitrag Nr. 17 ()
      @whitehawk,

      die "unteren Ebenen" kriegens ja, wie Du schon richtig bemerkt hast, "von oben" gezeigt wie es geht.

      Möglicherweise brauchen wir erst ein richtiges Chaos mit Generalstreiks, notfalls auch ohne Gewerkschaften, um Politikern und manchen Firmenchefs die Augen zu öffnen, daß der Krug eben nur solange....

      Damit wir uns richtig verstehen: Diese Form des Umgangs von oben nach unten schadet mehr als Sie nützt. Es wird nur noch Zeit brauchen, bis es der letzte begriffen hat. Innerhab einer Firma gibts nichts was kontraproduktiver wäre.

      Oder alle Arbeitnehmder werden in Leibeigeschaftähnlichen Arbeitsverhältnissen zurechtkommen müssen.

      Soll das der Weg zum Ziel sein? Ich denke nicht.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 16:56:16
      Beitrag Nr. 18 ()
      die hier eingestellten beispiele sind ausnahmslos jammerer auf hohem niveau und ich sehe nicht wo man da besorgt sein müsste.

      wenn ein nachrichtentechniker mit 40 freigesetzt wird hat er noch die halbe welt vor sich,kann nach skandinavien holland etc auswandern,mit dem siemens geld im rücken kein thema.


      es muss mal klarwerden: nicht diejenigen auf den gewerkschaftsveranstaltungen aus den grossbetrieben sind die schwachen,sondern die in den klein und kleinstbetrieben,die überhaupt keine chance bekommen.



      wer kann denn ernsthaft wollen,das ein absolvent der nachrichtentechnik keine chance bekommt weil ein 40jähriger zu unflexibel ist?

      was hier gefordert wird ist: der gute mann soll in die umschulung,der alte,satte knacker (überspitz formuiert) kassiert weiter solange wie geht ...bis die tschechen kommen.


      das ist genau die asoziale gewerkschafter mentalität,mehr lohn brüllen ohne rücksicht auf die arbeitslosen.


      ich muss ganz ehrlich sagen solidarität ist für mich was anderes.ich will die arbeitslosenzahl insgesamt drücken bzw eine solidarische arbeitszeitverteilung.ein doppelverdiener -ehepaar bei siemens fortgeschrittenen alters stünde bei mir als aller erstes auf der rausschmiss-liste---einzig weil es sozial ist,ein junger familienvater oder arbeitsloser freut sich.


      wir haben nur begrenzt noch gute jobs,aber wir sollten wirklich mal erkennen wer die schwachen sind.nicht die die am lautesten brüllen.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 17:04:43
      Beitrag Nr. 19 ()
      @Whitehawk,


      wenns einen selbst nicht betrifft, ist immer leicht reden!:D

      Wenn Du ne Familie hast ist es nicht so einfach zu sagen, okay, packt Eure Sachen, wir ziehen nächsten Monat nach Norwegen.
      Auch als Single nicht, es sei denn man hat die finanzielen Mittel.
      Ob die in Norwegen auf arbeitslose Deutschländer warten, ist auch die Frage.

      Wir könnten Deutschland auch zumachen und gleich alle nach Korea gehen. Da gibts auch keine anderen Verhältnisse als die, die viele sich bei uns herbeiwünschen.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 17:10:16
      Beitrag Nr. 20 ()
      darum gehts nicht,klar ist das leben hart.



      aber an erster stelle stehen die arbeitslosen,die nicht 20 jahre bei siemens gut verdient haben,als ersters kommen die ,die gar nichts haben.



      dann wenn die alle versorgt sind,kann man darüber nachdenken den starken,lange bei grossbetrieben gearbeiteten leuten eine weiterbeschäftigung zu ermöglichen.


      ich sehe aber keinen aufschwung,daher würde ich dafür plädieren: zeitveträge in grossbetrieben,10 jahre ,dann rausschmiss und existenzgründung mit dem geld.


      im öffentlichen dienst wär das ohnehin eigentlich solidaritätspflicht
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 17:10:51
      Beitrag Nr. 21 ()
      Jammern auf sehr hohem Niveau....
      Siemens-Beschäftige bekommen mitunter immer noch gehörige Abfindungen...
      Mal schon nachgedacht,
      Mitarbeiter im Baugewerbe oder sonstwo,die von Insolvenzen betroffen sind bekommen gar nichts...
      :( :confused:
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 17:42:01
      Beitrag Nr. 22 ()
      Diese Diskussion ist wirklich lächerlich, ich komme aus dem Großraum Wolfsburg und für das, was VW seinen Leuten bei einer 28/h Woche zahlt, muss ein im Handwerk beschäftigter mindestens 50/h/Woche arbeiten. Bei Siemens sieht es vermutlich ähnlich aus.
      Es ist doch schon pervers, dass die Gewerkschaften auf der einen Seite der Meinung sind, dass ein Beschäftigter bei Siemens ein exorbitant hohes Gehalt haben muß, aber sich anschließend beklagt, wenn der Konzern teilweise ins Ausland abwandert, weil dort mehr zu verdienen ist.
      Wenn die Gewerkschaften wirklich die Arbeitsplätze in D halten wollen, sollte man die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich verkürzen, 20-30% weniger Lohn würde diesen Leuten vermutlich nicht weh tun.
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 18:20:01
      Beitrag Nr. 23 ()
      # 14

      durran,
      ist der text von dir -oder beschreibt er die erfahrungen von jdn. anderem, u. du hast es lediglich von einer anderen betroffenen person reinkopiert ?
      interessiert mich.

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 20:18:58
      Beitrag Nr. 24 ()
      der text beschreibt die situation einer mir bekannten person - ich selbst bin es glücklicherweise nicht - jedoch
      kenne ich bei weiten viele denen es ebenso und schlechter geht. - machmal sollte man eben immer etwas über den tellerand hinausschauen bevor man solche heulkrämpfe von sich gibt wie die siemens leute .

      aber - auch das ist typisch für deutschland und unsere gesellschaft - es geht nur noch um BESITZSTANDSWAHRUNG

      haben diese siemens leute mal gefragt wie es anderen gehen kann wenn sie selbst 3 mal im jahr in urlaub fahren konnten , immer neue autos hatten , häuser etc.

      ich glaube nicht.

      man muß davon auch abstand nehmen können.

      es gibt nähmlich in jedem leben gute und schlechte zeiten.


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