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    Warum ein US-Rückzug für den Irak eine Katastrophe wäre - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.12.03 16:25:29 von
    neuester Beitrag 07.01.04 17:39:18 von
    Beiträge: 41
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      schrieb am 25.12.03 16:25:29
      Beitrag Nr. 1 ()
      Im Dreieck der Willkür


      Wer den Abzug der Amerikaner fordert, hilft nicht dem irakischen Volk, sondern seinen schlimmsten Feinden


      Von Najem Wali


      Je schlimmer die Nachrichten über Anschläge auf militärische und zivile Ziele werden, je undefinierbarer die Frontlinie des Krieges erscheint, desto lauter werden die Stimmen, die das Engagement der USA und Großbritanniens im Irak für gescheitert erklären. So forderten anlässlich des Besuchs von Präsident Bush in London an die hunderttausend Demonstranten den Rückzug der amerikanischen und britischen Streitkräfte. Sie konnten sich dabei der Zustimmung eines großen Teils der europäischen Öffentlichkeit sicher sein. Die Regierungen Frankreichs, Deutschlands und Russlands verlangen zwar nicht - wie die meisten arabischen Regierungen - einen sofortigen Truppenabzug. Doch sie drängen darauf, die Macht so schnell wie möglich "an das irakische Volk zu übergeben" - ohne freilich zu erklären, wer genau sie dann ausüben und unter welchen konkreten Umständen dies geschehen soll.


      Die meisten Gegner der amerikanischen und britischen Präsenz im Irak sind nicht erst angesichts der Entwicklung seit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Bagdad am 9. April zu dieser Haltung gekommen. Ihre Argumente gründen entweder auf einer prinzipiellen Antikriegshaltung oder auf der Überzeugung, die gewaltsame Beseitigung eines diktatorischen Systems wie das Saddam Husseins sei illegitim. Die Diskussion über die Zukunft des Iraks wird deshalb auch in Deutschland zumeist nicht auf der Basis von Kenntnissen über die aktuellen Verhältnisse in diesem Land geführt. Die Debatten sind vielmehr von Voreingenommenheit und Rechthaberei geprägt - wenn nicht sogar von nur mühsam unterdrückter Schadenfreude über die hohen Verluste der "arroganten" Amerikaner. Auch die wenigsten so genannten Nahost- oder Terrorismusexperten, die derzeit in deutschen Fernseh-Talkshows vor einem "zweiten Vietnam" warnen, sind in der Lage, ein wirklich realistisches Bild von den Zuständen im Irak zu zeichnen. Wäre dies der Fall, müssten sie eindringlich davor warnen, dass ein amerikanischer Rückzug für das Land - und die ganze Region - eine Katastrophe bedeuten würde.


      Neuerdings wird der anwachsende Terror im Irak in manchen Medien als Ausdruck eines zunehmenden "irakischen Widerstands" bezeichnet. Dies ist ein unerträglicher Euphemismus, der die Wirklichkeit grob verfälscht. Betrachtet man die terroristischen Aktivitäten genauer, stellt man rasch fest, dass sich alle diese Operationen auf den Westen des Landes konzentrieren. In dieser Region haben sich jene Sippen formiert, die über die Jahre der Diktatur hinweg von dem System Saddam Husseins profitierten. Aus ihnen ist eine neue - ursprünglich beduinische - aristokratische Schicht hervorgegangen, die man als die "Kaste der Anwohner von Euphrat und Tigris" bezeichnen könnte. Denn sie hat an den Ufern der beiden Flüsse in großem Stil Ländereien mit Beschlag belegt und dort ihre prächtigen Villen erbaut. Diese Kaste besetzte hohe Ränge in Militär, Sicherheits- und Geheimdienstapparat sowie in den Eliteeinheiten, aus denen sich die Republikanische Garde und die Fedajin Saddam Husseins rekrutierten. Sie stellt auch heute das soziale und politische Rückgrat des saddamistischen Untergrunds dar. Die Region der Profiteure erstreckt sich vom Westen Bagdads bis nach Tikrit und umfasst drei weitere wichtige Städte: Udschda (der Geburtsort Saddam Husseins), Samarra und Falludscha.


      Vor allem westliche Kommentatoren nennen diese Gegend gern "das sunnitische Dreieck". Die Iraker aber vermeiden diese pauschalisierende Bezeichnung, denn sie zwängt die politischen Konflikte im Land in ein konfessionelles Schema. Im Irak wurde deshalb ein anderer Spitzname erfunden, der einen besonderen Hintersinn enthält: ta`assuf, das "Dreieck der Willkür". In dem Wort ta´assuf finden sich die arabischen Anfangsbuchstaben der oben genannten Städte wieder. Es bezeichnet "Willkür" in seiner ganzen Bedeutungsbreite von Missbrauch bis hin zu Sabotage.


      Selbst wenn sich die Mehrheit der Bewohner der genannten Region an Aktionen gegen die amerikanische Präsenz beteiligen würde - was nicht unterstellt werden darf -, würden sie doch nur einen Teil der sunnitischen Bevölkerungsgruppe ausmachen, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung des Iraks von westlichen Experten mit 13 Prozent beziffert wird. Nehmen wir die anderen religiösen und ethnischen Gruppierungen im Irak hinzu - Sunniten, Schiiten, Christen, Zaiditen, Mandäer und Juden, Araber, Kurden und Turkmenen -, kommen wir auf eine irakische Mehrheit von mehr als 24 Millionen, die am gewaltsamen "Widerstand" des Dreiecks der Willkür nicht beteiligt ist. Der Irak insgesamt hat 26 Millionen Einwohner.


      Innerhalb dieser überwältigenden Mehrheit wiederum befürwortet nach Umfragen eine Majorität die amerikanische Präsenz, während eine Minderheit sie ablehnt oder nicht genau weiß, ob sie sich einen Rückzug oder einen Verbleib der amerikanischen Truppen wünschen soll. Was die Schiiten betrifft, die ihre Stimme zunächst gegen die amerikanische Präsenz erhoben haben - so die Gruppen um Muqtaddar al-Sadr oder Ajatollah Sistani -, so haben viele von ihnen ihren Standpunkt inzwischen geändert: Sie fordern die Amerikaner auf, ihrer Verantwortung als Besatzungsmacht nachzukommen und warnen vor dem Machtvakuum, das nach einem Rückzug der westlichen Truppen entstehen würde. Die Mehrheit der Iraker hat sehr gut begriffen, dass es den Amerikanern zwar möglich war, in relativ kurzer Zeit einen Krieg zu gewinnen, dass es aber jahrelang dauern kann, Frieden und Stabilisierung zu erreichen.


      Sie wissen: Ein Rückzug der amerikanischen und britischen Streitkräfte würde für den Irak schreckliche Folgen haben. Nicht nur, dass es dann zu einem Bürgerkrieg aller gegen alle kommen könnte - Schiiten, Sunniten, Araber, Kurden, Turkmenen würden ihre Streitigkeiten womöglich mit der Waffe austragen. Auch die Nachbarländer könnten in den Konflikt hineingezogen werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der eine oder andere Nachbarstaat versuchen würde, sich sein Stück vom auseinander fallende irakischen Kuchen zu sichern - allen voran Iran und die Türkei. Das Ergebnis wäre eine Erschütterung der gesamten Region, was sich zu einem großen Krieg im Nahen Osten ausweiten könnte .


      Auch die Kriegsgegner sollten diese Gegebenheiten endlich akzeptieren. Sie sollten aufhören, die Meinung der Mehrheit des irakischen Volkes zu ignorieren und stattdessen nur auf den Lärm der Explosionen von Autobomben und Raketen zu hören, die von den verbliebenen Anhängern des Machtapparats Saddam Husseins und den mit ihm verbündeten islamistischen Terroristen gezündet werden. Es ist kein Geheimnis, worauf es die "schwarzen Todesschwadronen" der Baathisten mit ihren Gewalttaten abgesehen haben. Sie zielen auf das, was sie für die schwache Stelle der westlichen Demokratien halten: deren Hochschätzung des individuellen Menschenlebens. Das Kalkül der professionellen Massenmörder, die selbst keinerlei Respekt vor Menschenleben kennen, ist simpel. Je mehr Soldaten und Zivilisten sie umbringen, desto mehr werde sich die öffentliche Meinung in den Ländern der Koalition gegen eine Fortführung des Krieges wenden. Und da demokratische Regierungen auf Dauer dem Druck ihrer Wähler nachgeben müssen, spekulieren Saddam Husseins Mörder auf einen baldigen Triumph. Inzwischen gilt es für sie, durch Terror die eigene Bevölkerung einzuschüchtern und an der Zusammenarbeit mit den "Besatzern" zu hindern. Für diese Strategie gibt es keinen besseren Kronzeugen als Saddam Hussein selbst, den gelehrigen Schüler Stalins und Hitlers. Am 19. Juli 1979, direkt nach der Machtübernahme im Land, hielt der frisch gebackene Diktator als Erstes eine Rede vor einer Versammlung westlicher Journalisten. An sie gerichtet, erklärte er: "Ihr sollt wissen, dass unsere Regierung nicht wie eure Regierungen ist. Sie fällt, wenn es nur eine einzige abweichende Stimme gibt. Sie kam auf ihre eigene Weise und wird auf ihre Weise fortfahren." Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, legte er die Hand auf seine Pistole. Was er damit meinte, davon zeugen die zahlreichen Massengräber, die seit seiner Vertreibung von der Macht gefunden werden. Mit derselben Verachtung für den Einzelnen, die Saddam Hussein bei seinem täglichen Terror gegen die eigene Bevölkerung und in zerstörerischen militärischen Aktionen unter Beweis stellte, wüten heute seine Terrortrupps unterschiedslos gegen Fremde und Iraker, Männer und Frauen, Greise und Kinder. Dabei betrachten sie längst nicht mehr nur Amerikaner und Briten als Zielscheibe. Wie das Selbstmordattentat auf den Stützpunkt der italienischen Streitkräfte in Nasirija, die Anschläge auf die Stützpunkte der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes in Bagdad sowie zuletzt die Angriffe gegen spanische Geheimdienstler, japanische Diplomaten und südkoreanische Aufbauhelfer zeigen, haben diese "Widerstandskämpfer" allen den Krieg erklärt, die den Irakern beim Wiederaufbau ihres Landes beistehen wollen. Der Kampf ist längst über die Frage hinausgewachsen, ob die "amerikanische Besatzung" berechtigt sei. Es geht den Terroristen darum, Kampfzonen zu schaffen und auszuweiten, in die sich Vertreter der Vereinten Nationen und von humanitären Organisationen nicht mehr hineintrauen. In diesem Zustand der Anarchie hofft der Mörder Saddam Hussein als einziger Garant für Ordnung an die Macht zurückkehren zu können - nach seinen Vorstellungen werden ihm dazu die Europäer verhelfen, um genau zu sein: Frankreich.


      Die Europäer sollten ihm und seiner Entourage diese Illusion so schnell und eindeutig wie möglich rauben. Wer den Irakern beistehen will, sollte das ohne Rücksicht darauf tun, ob er den Irak-Krieg für rechtmäßig hielt oder nicht. Der Krieg hat nun einmal stattgefunden, und die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Statt auf ein baldiges Ende der amerikanischen und britischen Vormachtstellung zu drängen, sollten sich alle Demokratien der Bekämpfung ihrer wirklichen Feinde zuwenden. Angesichts der Strategie der Saddamisten und ihrer Verbündeten ist es widersinnig, eine "Verbesserung der Sicherheitslage" abzuwarten, bevor man sich im Irak engagiert. Ebenso wenig produktiv sind genüssliche Reflexionen darüber, dass die amerikanischen Neokonservativen und "Falken" eine Lektion erhalten hätten. Auch wenn man der Ansicht ist, dass die Irak-Frage von der US-Administration falsch beantwortet wurde und die amerikanische Zivilverwaltung dort viele Fehler macht - die Frage selbst bleibt doch mit umso größerer Dringlichkeit bestehen.


      Wenn man die Amerikaner schon unbedingt unter Druck setzen will, sollte man von ihnen fordern, verstärkt humanitäre Hilfe zu leisten und mehr für die Förderung wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wiederaufbaus im Irak zu tun. Und man kann selbst mit gutem Beispiel vorangehen und durch Vorschläge und Hilfsangebote zur Verbesserung der Sicherheitslage, zum Funktionieren der zivilen und humanitären Einrichtungen und zur Hebung des Lebensstandards der Iraker beitragen.


      Es muss jetzt alles getan werden, was den Irakern zu Erfolgen verhilft - nur so können sie das Selbstvertrauen gewinnen, das sie brauchen, um den Wiederaufbau schließlich in die eigenen Hände zu nehmen. Erst wenn dies geschieht, kann für den Irak eine demokratische Zukunft beginnen. Die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben und die eigene Gesellschaft ist nämlich der wahre Grundstein der Demokratie - nicht der formale Akt von Parlamentswahlen, wie einige, die jetzt auf einen raschen Wahltermin drängen, zu glauben scheinen. Sie vergessen dabei, dass das Land gerade erst eine mehr als drei Jahrzehnte andauernde Tyrannei hinter sich gelassen hat. Zunächst einmal bedarf es einer Phase des freien Aufatmens, in der sich die nötigen zivilen und rechtsstaatlichen Strukturen für die erfolgreiche Durchführung von Wahlen entwickeln können. Fehlen diese Strukturen, könnten Wahlen direkt in eine neue Diktatur münden. Erinnern wir uns: Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft in Deutschland 1945 dauerte es vier Jahre, bis (im Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik) freie Wahlen auf nationaler Ebene stattfinden konnten. Und das US-Besatzungsregime in Japan endete erst sieben Jahre nach dem Zusammenbruch der Diktatur.


      Wer heute den Rückzug der ausländischen Truppen oder auch nur eine Reduktion des westlichen Engagements im Irak fordert, verlangt nichts anderes, als die Iraker in ihrem Unglück allein zu lassen. Lange genug hat das der Westen getan - jahrzehntelang überließ er den Irak einem der blutigsten diktatorischen Regime der Weltgeschichte und schüttelte dem Diktator noch eilfertig und ermutigend die Hand. Jetzt, nach 35 Jahren Terror, Mord und Totschlag, ist endlich die geschundene irakische Bevölkerung an der Reihe: Sie hat ein Anrecht darauf, dass ihr alle demokratischen Nationen, einschließlich der angeblich so aufgeklärten europäischen, ihre helfenden Hände reichen.


      Aus dem Arabischen von Imke Ahlf-Wien

      (c) DIE ZEIT 04.12.2003 Nr.50
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 16:35:17
      Beitrag Nr. 2 ()
      Schröder wird morgen die Zeit per Dekret verbieten lassen.
      Wegen unpatriotischer Sicht der Dinge :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 17:45:53
      Beitrag Nr. 3 ()
      Warum ein US-Rückzug für den Irak eine Katastrophe wäre...[/i ]

      Weil Benzin dann noch teurer wäre. :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 18:32:57
      Beitrag Nr. 4 ()
      #3
      hast Du irgendetwas von dem in #1 zitierten Artikel gelesen oder gar irgendeinen darin geäußerten Gedanken begriffen? Natürlich nicht, sonst hättest Du Dir Deinen vollkommen schwachsinnigen Beitrag (es ist nun wirklich nicht der erste von Dir in dieser Qualität) gespart!
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 18:49:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ wohans
      Wozu Benzin aus dem Irak kaufen? Benzin gibt es doch auch in Deutschland genung. An jeder ARAL-Tankstelle. Wer fährt denn da heutzutage noch in den Irak zum tanken?

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      schrieb am 25.12.03 18:51:15
      Beitrag Nr. 6 ()
      Es ist eine Katastrophe, wenn die Amerikaner verschwinden und es ist eine Katstrophe, wenn sie bleiben.

      Ich möchte wirklich nicht in ihrer Haut stecken.

      Aber wer sich die Suppe einbroackt und dazu noch auf so arrogante Weise, der soll sie auch auslöffeln.
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 19:09:36
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ #5: :laugh:

      @ #4: :laugh: :laugh:

      :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 19:37:24
      Beitrag Nr. 8 ()
      @#1:

      Mein erster Eindruck zum Artikel, nach einmaligem Lesen: sehr plausibel.
      Wie alt ist er übrigens (muß ja noch vor Saddams Gefangennahme geschrieben sein)?


      Leider sehr aufschlußreich, wieder mal, die Art der Reaktionen in den Nachfolgepostings...
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 20:24:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      @ #8

      Leider sehr aufschlußreich, wieder mal, die Art der Reaktionen in den Nachfolgepostings...

      Auf solch unterirdisch primitive Propaganda, wie unter #1 gepostet, kann man nur mit Heiterkeit antworten.

      ViccoB., Du hast Plausibilität mit Servilität verwechselt! :laugh:

      :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 20:58:57
      Beitrag Nr. 10 ()
      ViccoB

      Der Artikel wurde am 4. 12. veröffentlicht,
      also bevor Saddam ausgegraben wurde.

      Die Einschätzung hat aber nach wie vor Gültigkeit.

      Kann den arabischen Autor nicht einordnen.

      Aber gleichwohl interessant, so etwas von einem
      Araber zu lesen.

      Denn was wir hier von selbsternannten
      Experten aufgetischt bekommen, ist zumindest
      zweifelhaft.

      Generellt gilt: Man sollte soviel Informationen
      wie möglich sammeln, bevor man sich ein Urteil
      bildet.

      Leider ist es oft umgekehrt. Die Leute urteilen
      je nach Ideologie. Und picken sich dann die
      Fakten/Meinungen heraus, die in IHR Bild
      passen.
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 21:24:39
      Beitrag Nr. 11 ()
      Najem Wali

      Najem Wali was born in Al-Amarah, Iraq, in 1956, and earned a degree in German literature from Baghdad University in 1978. Shortly after the outbreak of the Iraq-Iran war he emigrated to Hamburg, Germany, where he was awarded an M.A. in German literature and Islam in 1987. From 1987 to 1990 he lived in Madrid, where he studied Spanish and Latin-American literature; he also lived in Oxford for six months in 1993 and in Florence for six months in 1995. Wali now lives in Hamburg, where he works as a freelance journalist and cultural correspondent for the largest Arab newspaper, Al-Hayat. Wali is the author of the novels War in the Destruction of Pleasure (1989), The Least Night to Mary (Cairo: Dar Sharquiat, 1995), Place Names Kumait (Cairo: Dar Sharquiat 1997; published in French, 1999, and Swedish, 2002, translations), and Tel Al Leham (The Mountain of Meet) (Beirut and London: Dar Al Saqi, 2001; to be published in German translation by Hanser Verlag, 2004) and the short story collections There in the Strange City (Hamburg: Verlag Am Galgenberg, 1990) and Waltzing Matilda (Damascus: Dar Al Mada, 2001).

      Bei google Namen eingeben.
      Der Artikel ist die einzige politische Äußerung.

      Aus Beckmann vom 17.03.03
      Als Nicht-Mitglied der regierenden Baath-Partei im Irak habe er unter permanenter Beobachtung gestanden und seinen Beruf als Journalist und Schriftsteller kaum ausüben können, erläuterte der 46-Jährige. Während des Iran-Irak-Konflikts sei er unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert ("Wir mussten uns zu 60 Leuten eine 10 qm große Zelle teilen") und dann schließlich zum Fronteinsatz aus dem Gefängnis entlassen worden. Mit falschen Papieren und unter großer persönlicher Gefahr ist ihm dann schließlich die Flucht aus dem Land gelungen. Auch seine Frau, die im Irak ein gefeierter Theaterstar war, hat unter ständiger Beobachtung des Regimes gestanden. Inaam Wali, die mit experimentellen Theaterstücken "indirekt gegen den Krieg" protestiert hatte, erhielt eines Tages von einem der sie beschattenden Beamten den dringenden Rat, das Land zu verlassen. Ihre Eltern sowie einer ihrer Brüder leben bis heute in Bagdad.

      "Der Frieden für mich als deutscher Bürger ist nicht der Frieden für den Menschen im Irak. Die Menschen dort verhungern weiter und leben unter einem Embargo und einem Diktator", formulierte Najem Wali seine Kritik an den Friedensdemonstrationen. "Herr Wali, wie stehen Sie zu einem möglichen Krieg gegen den Irak", hakte Reinhold Beckmann daraufhin nach. "Ich bin entschieden gegen jeden Krieg. Aber ich bin nicht derjenige, der gefragt wird. Und was sagen Sie der irakischen Mutter, deren Kind Krebs hat und die hofft, dass die Amerikaner kommen?" Ein wichtiges, doch oft unterschätztes Problem sei die Hoffnungslosigkeit vieler Menschen im Irak, ergänzte Inaam Wali. "Die Inspektoren suchen die Waffen im Irak schon seit 12 Jahren. Wie lange soll das noch dauern?" Die Menschen erwarteten von der Weltgemeinschaft, dass endlich "irgendwas passiert".

      Najem Wali: "Wir verwechseln die Fronten: Es gibt im Westen ein Problem mit den USA. Das ist das eine. Und es gibt ein Problem im Nahen Osten und im Irak mit einem Despoten, der die ganze Weltgemeinschaft herausfordert seit 20 Jahren. Und wenn die Weltgemeinschaft keine Lösung findet, dann sagen die Menschen im Irak irgendwann `Adios`."
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 21:58:47
      Beitrag Nr. 12 ()
      cyberwilly, #10

      Stimmt genau. Und gerade sieht man es ansatzweise schon wieder hier an diversen Postings.

      @wohans:

      "Unterirdisch dumme Propaganda"? Wenn das Dein Ernst sein sollte, dann kann ich mir kaum vorstellen, als was Du manche "Kriegsbegründungen" der amerikanischen Administration bezeichnen müßtest - so kräftiges Vokabular gäb´s wahrscheinlich nicht.

      Nein, kurz und knapp: Kopfschüttel!

      Vicco.


      P.S.:

      Ich bin weiß Gott kein Angehöriger der Hardcorefraktion hier, die jeden Schritt amerikanischer Nahostpolitik bejubelt, mir ist die ganze Bush-Regierung an sich ein Greuel - dazu könnte ich seitenlange Begründungen schreiben -; aber das Eine ist mir klar: es liegt im ureigensten Interesse des gesamten Westens, daß die Entwicklung im Irak zu einem glücklichen Abschluß geführt wird. Andernfalls nämlich, und das kommt in dem Artikel gar nicht mal deutlich heraus, würde das Modell "Demokratie" in den Augen der übrigen islamischen Staaten seine letzten Reste an Attraktivität verlieren.
      Hohnlachend würde es dort weithin nur noch heißen: Seht, wie sie mit eingezogenem Schwanz wieder abziehen, wie geprügelte Hunde (in der bekannten "blumigen" Ausdrucksweise arabischer "Erzählweise" )...
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 22:27:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Mehr Schaden kann dem westlichen Demokratiebegriff garnicht mehr zugefügt werden, als durch den Einmarsch und das Verhalten der US-Amerikaner im Irak.

      Die Missachtung von allem, was nicht mit dem amerikamischen Denken konform geht, hat in dem Land einen so großen Schaden angerichtet, den ich nicht mehr für reparabel halte.

      Ich hatte zwischenzeitlich immer mal Hoffnung auf eine Lösung, aber alles was die USA im Irak anfasst, endet in einer Katastrophe.

      Am Ende wird es zu dem schon seit langen vorausgesagtem Bürgerkrieg kommen.

      Täglich findet man in US-Zeitungen Berichte von Scharmützeln zwischen Shiiten und Sunniten und auch zwischen Kurden und Arabern.

      Vieles von den Meldungen wird nicht wahrgenommen, oder geht unter in den täglichen Angriffen gegen die US-Truppen und deren Gegenschlägen.

      Dabei sind die USA in den letzten Tagen dazu übergegangen Stadtteile Baghdads mit Bomben und Hubschrauberangriffen zu belegen.

      Frohe Weihnachten in Baghdad.
      Avatar
      schrieb am 25.12.03 22:43:18
      Beitrag Nr. 14 ()
      Joerver,

      kann sein, dass du mit deiner
      Einschätzung Recht hast.

      Kann sein, dass du falsch liegst.

      Ich tue mich schwer, im Falle Irak Prophet zu sein.

      Wenn ich ehrlich bin, weiss ich GAR NICHTS,
      von dem, was da vor sich geht.

      Ich habe dort nie gelebt, habe keine Ahnung
      von dem Land, seinen Menschen.

      Auf was soll ich meine Meinung gründen?

      Auf deutsche Medien?
      Auf amerikanische Medien?
      Auf arabische Medien?
      Auf Anti-Amerikanismus?
      Auf Anti-Islamismus?



      Ich denke nur, dass man gut beraten ist,
      bei der Meinungsfindung so vorzugehen,
      wie bei einem
      Aktieninvestement.

      Suche nicht nur nach Gründen, die DAFÜR sprechen.

      Suche mit der gleichen Akribie nach Gründen,

      die DAGEGEN sprechen.

      :)
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 00:09:48
      Beitrag Nr. 15 ()
      cyberwilly
      im Prinzip hast Du Recht.
      Du hast vielleicht mitbekommen, dass ich mich viel mit der Materie beschäftige.
      Und alles was ich lese und höre, kommt auf das heraus, das ich mit einigen Sätzen in #13 beschrieben haben.
      Mir wäre eine positive Entwicklung auch lieber.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 00:41:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      Sehe dies im Irak viel einfacher gestrickt als die vielen begründungen, die für unzählige militärische einsätze herhalten müssen.Der Respekt und Wissen um Arabische empfindlichkeiten fehlt dem Amerikanischen Soldaten total,er ist Ursache des Widerstandes,so darf sich kein "Befreier" aufführen.In dieser Clangesellschaft genügt es jeweil einem einzelnen zu misshandeln,missachten oder zu töten,um sich dessen feindschaft zuzuziehen.Der zeitpunkt zur befriedung ist schon lange überschritten,nur ein schneller abzug der USA mit ehrlicher aufbauhilfe zu einer Demokratie sehe ich nach als Chance an,einigermassen Heil dort rauszukommen.Afghanistan sollte auch uns als Warnung dienen,nichts ist für diese schlimmer als ein fremder beherrscher,er wird immer mehr als ein eigener gehasst werden,so schlimm er auch gewesen sein mag.Blut geht in solchen Ländern immer vor Wasser und der Mississippi liegt woanders,nämlich in den USA.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 01:09:14
      Beitrag Nr. 17 ()
      endaxi

      schneller Rückzug der USA und Aufbau einer
      Demokratie?

      Beim besten Willen - wie soll das gehen?
      WER soll sie aufbauen?

      Leute, für die der Clan wichtiger ist
      als der Staat?

      Wie soll überhaupt eine Demokratie funktionieren
      in einem Land, das keinerlei demokratische
      Wurzeln hat?

      Ich denke, es war im politischen Sinne
      (nicht unbedingt im westlich-moralischen),
      ein Fehler, in den Irak einzumarschieren.

      Aber es ist geschehen. Und jetzt wäre es
      ein noch größerer Fehler, wenn sich die
      Amis wieder zurückziehen würden.

      Das würde Bürgerkrieg bedeuten. Mit
      einer Destabilisierung der ganzen Region.

      Außerdem wäre es ein falshces Signal für alle
      Schlächter, die sonstwo in der Welt noch
      an der Macht sind.

      Und es würde dem Islamismus Auftrieb geben.

      Und selbigen sehe ich als die größte
      Bedrohung der westlichen Welt an. Der
      Welt, in der ich lebe - und zwar gerne.

      Wir stehen nicht vor einem Kampf der
      Kulturen. Selbigen gibt es, seit es
      unterschiedliche Kulturen gibt, wird es immer
      geben. Das ist vollkommen natürlich.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 02:42:42
      Beitrag Nr. 18 ()
      Zu einer Demokratie gehört auch, daß man das senile Altkommunistenkadergelaber eines wohans ertragen muß. wohans: Deine lieben Genossen waren 1989 so pleite, daß sie sich noch nicht einmal einen Spaten für das Eingraben in einem Erdloch in Wandlitz hätten leisten können! Im übrigen sieht Deine " Junge Welt" jetzt schon so alt aus wie der Mielke bei seinem Prozeß in Moabit.

      Aber auch an Mr.joerver ist der Artikel in #1 fast unbemerkt vorbeigegangen. Dort steht klipp und klar: Im Irak gibt es keinen Volksaufstand. Amis und Briten orientieren sich vor allem auch an den Erfahrungen, die sie 1945-55 in Deutschland gesammelt haben. Und dort sind sie sehr gut mit der Respektierung deutscher Eigenarten und dem frühen Appell an die deutsche Eigenverantwortung gefahren.

      Ziemlich ärgerlich finde ich allerdings, daß mir niemand von den tapferen Antiamerikanern sagen kann, wie eigentlich nach ihrem Modell die Sache im Irak (vor und nach und währende des Krieges oder auch ohne Krieg) gelaufen wäre. Noch nicht einmal der stets vorlaute Mr.Gysi möchte z.Zt. dazu etwas sagen ...
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 03:20:54
      Beitrag Nr. 19 ()
      Viel Text, ......aber ist ja auch ein riesen Problem.

      Für das „Irak-Problem“ gibt es keine „guten Lösungen“, sondern nur solche, die einen hohen Preis beinhalten.

      Kein Einmarsch hätte bedeutet, dass das Mordregime fortbestanden hätte. Keine gute Lösung, auch wenn das viele „Pazifisten“ anders sehen.

      Der Einmarsch bedeutet Kriegstote und Destabiliesierung, zumindest für eine Übergangszeit.

      Der Fortbestand von Saddams Ditkatur wäre kalkulierbar gewesen, und militärisch war er keine Bedrohung mehr. Vielleicht hätte er Al-Quaida unterstützt, vielleicht auch nicht, wer weiß das schon wirklich. Jetzt aber kann Al-Quaida & Co dort aktiv werden, und „Sympathien“ für ihren Wiederstand gewinnen.

      Der Einmarsch war ein hohes Wagnis, aber vielleicht auch die einzige Chance, einer drohenden extrem negativen Entwicklung eine positive Chance überhaupt noch zu eröffnen.

      Denn irgendwann wäre es um Saddam aus Altergründen geschehen. Was wäre dann gekommen?

      Was steht auf dem Spiel: Klar, das Öl, heißt es immer so schön profan.

      Doch es geht um weitaus mehr: Der größte Teil der Ölvorräte liegt im persichen Golf, und den Nutzen daraus ziehen islamische Eiferer-Regime – mit Ausnahme des Irak.
      Da sich außerhalb der Golf-Region die Vorräte rasant erschöpfen, kommt den Herrschern dieser Region ungangemessene, potentiell erpresserische Macht über den Wohlstand der restlichen (nicht nur der Westlichen !!!) Welt zu.

      Man kann das nicht öffentlich sagen, aber ein deratiges Erstarken von politischen Kräften, die den westlichen (und allen anderen) Systemen derart konträr gegenüber stehen, kann aus Sicht der USA nicht geduldet werden.

      Eine militärische Okupation der gesamten Region scheidet aus, da Sabotageanschläge und militärischer Aufwand den erwünschten Nutzen nicht ermöglichen würden.

      Es bleibt als einzige Option, den Irak als ersten Dominostein in der Region aufzubauen, mit dem Ziel, Staatssysteme zu etablieren, die den westlichen in ihren moralischen Zielsetzungen ähnlicher sind, als die derzeitigen. Denn Demokratien können sehr viel besser Spannungen und Meinungsverschiedenheiten gewaltfrei lösen, als Diktaturen.

      Ziel der USA ist es daher, den Irak zu demokratisieren. Liest man obige Beiträge über aufkeimende Spannungen unter den verschiedenen Ethnien, erscheint dies jedoch als vorhersehbar zum Scheitern verurteilt. Dennoch ist es die einzige Chance überhaupt, einen künftigen, viel größeren Konflikt in Schach zu halten.

      Warum wird dieser Konflikt überhaupt entstehen ?
      Die Ölstaaten nutzen ihren Reichtum zur Etablierung ihres Gesellschaftsystems, das auf den Lehren des Koran basiert. Zu diesem Zweck wird seit ca. 25 Jahren massiv in Missionierung investiert. Schwerpunkte hierbei sind die islamischen Kolonien in Europa und vor allem auch Afrika - mit sehr großem Erfolg.
      Ziel der islamischen Herrscher ist es, offene Konfrontation sowohl mit Waffen als auch intellektuell zu vermeiden, da mit dem zu erwartenden Geldstrom in die Golfregion sich die Machtverhältnisse ohnehin zugunsten der Golfstaaten verschieben werden..
      Al-Quaida dürfte daher vielen Strategen des islamischen Imperialismus schwer im Magen liegen, wenn auch Emotionen durch diese Krieger Allahs kurzfristig befriedigt werden, so wecken sie die Welt aus ihrem Schlaf.

      Ziel der USA ist es, über den Weg der Demokratisierung im Irak einen Modellstaat zu erschaffen, der auf die umliegenden Bevölkerungen abfärbt und einen Gesinnungswandel herbeiführt, der zum Machtverlust der politisch dominanten religiösen Eliten führen wird.

      Warum ist eine Demokratisierung des Irak, aber auch anderer islamischer Länder nach westlichem Muster kaum möglich ?

      1. Demokratie basiert auf der Achtung des Individuums, dem freien Zugang zu Information und dem Recht auf Meinungsfreiheit. ---- Diese Werte sind in islamischen Ländern nicht durch Tradition und Bewusstsein gefestigt. Sowohl bei den Staaten, wie auch den Individuen selbst. Die islamischen Nationen sind die einzige Kultur, die durchweg ohne obige Rechte existiert.

      2. Demokratische Strukturen stellen die Gesetze über Individual- und Gruppeninteressen.
      Strenge Familien-, Clan-, Stammeskulturen bedeuten moralische Bevorzugungspflichten von Nahestehenden gegenüber Fernstehenden bei Entscheidungsträgern. Diese uralten Traditionen schränken nicht nur ein, sondern bedeuten für den Einzelnen auch Schutz, wenn er in Notlagen gerät. Jeder Araber hat diese Erfahrungen schon gemacht, und wird die erprobte Sicherheit nicht gegen das unsichere Wohlwollen einen Beamtenstaates eintauschen wollen, der nicht bewiesen hat, dass er in gleicher Weise Sicherheit bieten kann, wie die sozialen Traditionen. Arabische Länder sind darum in extrem hohem Maße anfällig für Korruption, welche aber im Einklang mit Tradition besteht. Jeder klagt zwar darüber, dass es Korruption gibt, verhält sich an der Macht aber genau wie der Vorgänger.

      3. Demokratie und Menschenrechte sind westliche Werte, und werden im Westen mit Individualrechten verbunden. In der Welt des Islam steht jedoch das Kollektiv im Vordergrund, und der Einzelne ist aufgefordert sich unterzuordnen. Diese Vorstellungen sind in islamischen Ländern, besonders den arabischen, tief verwurzelt, und würden bei freien Wahlen dazu führen, dass die Wahlsieger den traditionellen Moralvorstellungen entsprechen, und die sind religiös geprägt.

      D.h. dass in den meisten islamisch/arabischen Ländern freie Wahlen nicht zu mehr Humanität im westlichen Sinne führen werden, sondern eher zu einer Verfestigung antiindividualistischern Normen. Beispiele dafür sind die Wahlen in Algerien, und Paktistan, und Ansatzweise auch Ägypten.
      Und nun zeichnet sich ab, dass die streng-religiösen Schiiten im Süden des Irak auf den Tag der Wahlen lauern um geschlossen mit 2/3 Mehrheit die Geschicke des Irak zu lenken.

      Man muß auch feststellen, dass die Liberalität im Alltag für den Einzelnen in arabischen Diktaturen wie Syrien, Jordanien und auch Irak größer war/ist, als in Ländern, in denen religiöse Interessen stärkeren Einfluß haben. Kulturell unterlegte Diktaturen wie Saudi sind weitaus effizienter und repressiver, als politische Diktaturen wie die Saddams, und der fehlende (schwache) Wiederstand gegen die Herrscher in Saudi oder Iran zeigt, in welch hohem Maße Konformität vorliegt, so dass der Gedanke an Wiederstand schon in den Köpfen gar nicht entsteht, worin der Hauptunterschied zu politischen Diktaturen liegt, die viel eher hinterfragt werden.

      In den USA hat man wahrscheinlich die kulturellen Gegebenheiten im Irak falsch eingeschätzt, was der üblichen Naivität von US-Politikern im Umgang mit anderen Kulturen entspricht. Die Chancen, den Golf zu demokratisieren und zu humanisieren sind gering, solange die kulturelle Basis dafür nicht vorliegt.
      Das eigentliche Schlachtfeld liegt im Denken und Fühlen der Menschen in der Region, und da haben die USA gegenüber Tradition und Religion keine Chance.

      Egal, wie dieses Wagnis im Irak ausgeht, es wird nicht die erhofften Resultate erbringen können. Vielleicht war es den Versuch wert, vielleicht wäre es aber auch besser gewesen, Typen wie Saddam an der Macht zu halten als Gegengewicht zu den religiösen Diktaturen drumrum.

      Für den Westen geht es langfristig um weitaus mehr als nur den materiellen Wohlstand, sondern auch darum, in wieweit die westliche Kultur wie sie ist über die nächsten 50-100 Jahre hinaus bewahrt werden kann.
      Ein essentieller Schritt dahin, ist es sich von der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe zu befreien. Denn die Abhängigkeit von religiösen Diktaturen ist absehbar, und eine militärische Intervention ist keine akzeptable Lösung. Bleibt als einziger Ausweg massiv die Forschung nach neuen Energiequellen voran zu treiben, was als Nebeneffekt das Treibhausexperiment positiv beeinflussen könnte.

      Was wohl an Ergebnissen zutage gefördert worden wäre, wenn man 100 mrd. $ in die Forschung gesteckt hätte anstatt dem Irak-Feldzug ?

      Unabhängig vom Irak, - langfristig bleibt uns ohnehin nichts anderes übrig. Also warum nicht gleich damit anfangen, und eine Menge Probleme „präventiv“ lösen, ohne einen Schuß abzugeben.

      Um auf #1 zurück zu kommen: Für die USA geht nur noch darum, den Irak "ehrenhaft" zu verlassen. Jede Wette, daß besonders die Schiiten ihr Süppchen kochen werden. Ganz friedlich, ganz legal und demokratisch. Und diese Suppe wird den USA nicht schmecken.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 11:22:27
      Beitrag Nr. 20 ()
      #19 Denali für mich hast du hier genial das Irakproblem und die beweggründe die dazu führten zum ausdruck gebracht.
      Die möglichkeit demokratischer strukturen "westlicher" prägung im Irak schliesse ich aber aus,wird doch demokratie im sinne der Clanstrukturen bereits als solche gesehen bzw. als gegeben betrachtet.In verhandlungen der Clans ähnlich (Loya Jirga)wird sich immer ein Clan zuminderst als zeitweilig akzeptiert durchsetzen,solange er nicht von aussen eingesetzt wird.Betrachtet man welche auswüchse und Personen zum aufbau einer "Demokratie" akzeptiert werden (Dostum etc.),so lässt es auch für dem Irak nicht gutes hoffen.Es wird in einem repressiven Staat im ganzen oder aufgesplittert ähnlich Ägypten,Saudi-Arabien und...westlich beherrscht enden.Demokratisch oder auf dem wege dorthin dank westlicher hilfe,wird einer neuen Domino-Theorie platz gemacht um schlimmeres zu verhindern,wie es dem Volk wirklich geht,ist zweitrangig,im zweifel wird es Platt gemacht im Namen der Demokratie.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 11:24:01
      Beitrag Nr. 21 ()
      @ #18: Da hast Du mich ja enttarnt... senile Altkommunistenkadergelaber eines wohans ... Wer hätte gedacht, daß Weihnachten noch so lustig wird! :laugh:

      QCOM, alter Ossi, laß uns einen trinken gehen! :laugh:

      -------------------------------------------------------------
      Jürgen Rose

      Den Bruch riskieren

      EIN FRAGE DER KüNFTIGEN WELTORDNUNG
      Warum die Europäer an einem Scheitern der Amerikaner im Irak interessiert sein sollten

      http://www.freitag.de/2003/52/03520702.php

      :D
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 11:42:54
      Beitrag Nr. 22 ()
      @Cyberwilly

      Die großen Schlachter, seit wann hat das die USA schon mal interessiert.

      Es geht um Macht, es geht um den Flugzeugträger im Nahen Osten.

      Wenn es irgendwas mit Humanität zu tun hätte, dann wäre Rumsfeld im März 84 nicht noch einmal in den Irak gefahren, um Saddam der Unterstützung der USA nach den Giftgasangriffen zu versicherern.

      Dann hätte der erste Bush 91 die Shiiten nach dem von den USA initierten Aufstand, nicht so einfach von Saddam abschlachten lassen.

      Dann hätte man den Boykott gegen den Irak trotz mehrerern 100tausend Toten nicht mehr aufrechterhalten, obwohl bekannt war, dass der Irak nur noch ein Popanz war.

      Wenn man etwas ehrlicher gewesen wäre, hätte man letztes Jahr zugeben müssen, dass sich das Problem Saddam innerhalb kurzer Zeit von alleine erledigt hätte, wobei es auch Angebote von Saddam in der Richtung gegeben hatte, die von den USA ausgeschlagen worden sind.

      Das ist auch so eine Meldung, die als nicht passend unter den Tisch gefallen ist, obwohl sie nie dementiert wurde nur heruntergespielt.

      Ob der Islam eine Bedrohung des Weltfriedens ist, oder durch die Machtpolitik Israels und der USA und auch davor durch Frankreich und GB gemacht wurde, traue ich mich nicht zu beurteilen.

      Nun ist der Zustand im Irak als Faktum hinzunehmen.

      Ein Abzug der USA ist nicht zu befürworten, denn das würde ganz bestimmt zum Bürgerkrieg führen. Und Forderungen in der Hinsicht sind nicht so ernst zu nehemen, aber nicht nur die USA müssen ihr Gesicht waren.

      Ein Wort zu #1, er hat seine Sicht der Dinge und da ist vieles Richtige dabei, nur er kommt aus dem Süden des Iraks, vermutlich Shiite, deshalb auch seine Einschätzung zu Sadr und Sistani, Khomeni war auch ein Lamm als er in Paris war.

      Wali`s Ansicht bei Beckmann war vor dem Krieg eine andere. Er ist aber nicht wichtig.

      @ Denali
      wirklich eine fundierte Meinung, über einige Punkte könnte man reden, aber im Großen und Ganzen kommt es meiner Meinung sehr nahe.

      Dazwischen unser Witzbold MR.Q.

      Des Irak ist wie D 45, das haben Rice und Rumsfeld auch erzählt, mit den Werwölfen, die den lieben Amis schwere Untergrundkämpfe geliefert haben.

      Dann hat man nun auch die "Saddam Tagebücher" entdeckt, in denen lt. WaPO und CSM alle bösen Buben des Widerstandes aufgeführt sind.

      Dann wird Bush nach unbestätigten Gerüchten in seiner Ansprache zur Nation im nächsten Jahr die Entdeckung eines Geheimganges von seinen Spider Hole zu Saddams "Führerbunker" bekanntgeben, mit allen vermissten Waffen, der neusten Elektronic.
      Das wird ein Hammer, und seine Wiederwahl ist gesichert.

      Für@Filztass: Der letzte Absatz ist ein Versuch einer Satire.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 11:51:37
      Beitrag Nr. 23 ()
      #19 orientiert sich weitgehend an dem viel zu wenig gelesenen bzw. diskutierten Huntington. Die These, daß es sich nicht um die Universalisierung von Demokratie und Menschenrechten geht, sondern um die Auseinandersetzung zwischen Zivilisationen, von denen eben der Westen nur eine (sogar in ihrer geographischen Verbreitung rapide abnehmende) ist, verdient es, eingehender diskutiert zu werden.

      #21
      Auch Dein "Freitag"-Artikel beantwortet nicht meine Frage. Bloß an der Seitenlinie zu hocken und zu hoffen, daß die Amis auf die Schnauze fallen, entspricht zwar dem europäischen Naturell, stellt aber in Wahrheit keine echte Alternative dar, zumal Roses Diagnose der Verhältnisse im Irak m.E. zu oberflächlich ist. Die Rolle der Schiiten wird eindeutig über- und die der Kurden bzw. der "Sunniten" unterschätzt. Insgesamt führt dies bei Rose zu einer fatalen Unterschätzung der zentrifugalen Kräfte im Irak.

      Schließlich unterstellt der Artikel so etwas wie ein einiges und handlungsfähiges Europa. Bei dieser Vorstellung kann ich das dröhnende Gelächter von Mr.Rumsfeld sogar über den Atlantik hinweg vernehmen :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 12:16:52
      Beitrag Nr. 24 ()
      Lebensart,Freiheit wird in anderen Kulturen eben auch unterschiedlich empfunden.Sind wir wirklich Frei?,warum empfinden wir es so?,lauter fragen die man für sich selbst mal ehrlich nachgehen sollte.
      Vergleicht mal Tiere gebrauch,besitz und Essgewohnheiten.
      Alkohol und Rauschgift,verkauf verboten und erlaubt.
      Arbeit und "Müssiggang",schuften oder leben (erleben).
      Gesetze und Vorschriften,selbstverantwortung.
      Es wundert mich immer wieder woanders das gefühl der freiheit als größer empfunden zu haben,solange man sich aus der Politik raushält.Bei uns ist doch fast alles verboten und geregelt bis zum geht nicht mehr.Parken,Angeln,Feuer machen,Betreten von grund und...dafür aber die Grundversorgung von Essen,Schlafen,Wasser,Heizung,Arzt unsw. auch ohne Arbeit zu haben.Leben(erleben) holen wir uns im Urlaub woanders,ist es wirklich erstrebenswert anderen unsere form von freiheit entgegen zu bringen,oder von vornherein schon unmöglich was unseren "lebensstandart" betrifft.Es soll nur eine anregung sein mal darüber nachzudenken,unsere werte mit anderen zu vergleichen und warum menschen woanders, trotz Armut glücklicher Leben können,falls westliche interessen dem nicht entgegen stehen.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 19:16:22
      Beitrag Nr. 25 ()
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 19:43:42
      Beitrag Nr. 26 ()
      @viccob und seine Freunde.
      Noch einmal zur Verdeutlichung. Saddam war ein Mörder und Menschenschlächter. Und wer sein Herz plötzlich für ihn und seine Politik entdeckt, legitimiert sein Morde und bestraft seine Opfer. Wer das will, soll weiterhin solch einen Unsinn posten.
      :mad:

      coke
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:14:33
      Beitrag Nr. 27 ()
      Coke, beleg mal einen Grundkurs in Logik, dann sprechen wir uns wieder .

      Nix kapiert :mad:

      Nein, warte, vorher gehst Du noch bei Onkel Pawlow vorbei uns sagst ihm, er soll alles wieder rückgängig machen
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:22:12
      Beitrag Nr. 28 ()
      #25 So geballt bisher noch nicht,aber nicht unbekannt.Die wehrlosigkeit anderer staaten gegen diese kriegsmaschinerie,wird früher oder später zu großer rache in und an Amerika selbst führen.Mein mitleid wird sich in grenzen halten ,mit denen die unschuldige menschen wie früher die büffel abschlachten.Amerika ist es gelungen "Demokratie" in vielen staaten zu einem begriff des schreckens zu machen,und darin nur eigene interessen versteht,koste es was es wolle.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:29:11
      Beitrag Nr. 29 ()
      #26 Sauf mal mehr Wasser,damit Du klarer denken kannst.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:29:40
      Beitrag Nr. 30 ()
      endaxi,

      wir wollen aber doch nicht vergessen, was
      VORHER pasiert ist. Nämlich der Überfall
      des IRAK auf einen souveränen Staat (Kuwait).

      Man kann sich natürlich endlos darüber streiten,
      was angemessen ist.

      War Hiroshima angemessen?
      War die Bombardierung deutscher Städte angemessen?

      Wer kann das sagen?

      Was man sagen kann, ist aber folgendes:

      Wer bei anderen zündelt, darf sich hinterher
      nicht entrüsten, wenn es in seiner eigenen
      Hütte brennt.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:42:36
      Beitrag Nr. 31 ()
      Tja endaxi, ich denke ähnlich. Wobei mir auch bei den Amerikanern wieder mal die (meisten) "einfachen" Soldaten leid tun, vor allem die, die psychische Schäden und z.T. irreparable Gesundheitsschäden davontragen, während ein Herr Rumsfeld wohl irgendwann seine Tage in Frieden beschließen wird.


      Dies ist aus einem anderen Thread (Thread: Meine Meinung: In Großbritannien "sitzen" die meisten antideutschen Ressentiments):

      #8 von ViccoB. 21.03.03 21:13:42

      Ich habe um kurz nach sieben aufgewühlt und mit Grauen die CNN-Bilder von der Bombardierung der Ziele in Bagdad gesehen.

      Ja, Saddam ist ein Monster, ein Massenmörder, eine Geißel seines Volkes.
      Muß das Bombardement also sein, als Teil der "Befreiung"???

      Ich will hier nicht die allgemeine Diskussion über den Irakkrieg und seine vorhandene oder nicht vorhandene Berechtigung ebenfalls beginnen, dafür gibt es genügend andere Threads.
      Mir geht es in diesem Posting um einen ganz bestimmten Aspekt, der mit dem Threadtitel zusammenhängt.

      Dazu:

      Kurz zuvor hörte ich im Heute-Journal / ZDF folgender Satz:
      "Die B 52 - Bomber sind, mit bis zu 31 Tonnen Bomben beladen, von Großbritannien aus gestartet, und es ist wahrscheinlich, daß sie sie über irakischen Truppen abwerfen. Durch diese Flächenbombardements sind bereits im ersten Golfkrieg zehntausende von irakischen Soldaten ums Leben gekommen."

      Im ersten Moment drehte sich mir der Magen um, da einen das überwältigende Gefühl "das ist nicht fair; da wird ein hilfloser Gegner einfach zusammengeschossen" einfach nur zornig werden läßt.

      Der zweite Gedanke dagegen: Aber wann wäre es im Krieg denn jemals "fair" zugegangen? Wann hätte nicht ein Beteiligter alle Möglichkeiten genutzt, die ihm zur Verfügung standen?

      Der dritte Gedanke: Muß das nicht leider sein (s. oben)?


      Ich halte einen Moment ein...


      Und dann die vierte Überlegung:
      Ich denke an die Bilder brennender deutscher Städte im zweiten Weltkrieg http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/444482-hintergrund-554…, die Bombardierung im Koreakrieg und im Vietnamkrieg, die Angriffe im Kosovo und in Afghanistan...

      deja vu...!

      Ich versuche, diesem Gefühl von Abscheu und tiefem Mißtrauen gegen die Ausführenden auf den Grund zu gehen...
      ...und begreife: der Schlüssel liegt in der Wortwahl!
      Es sind Worte bzw. Sätze wie diese

      ""Schock-und-Furcht" ("shock and awe" )-Luftkampagne"
      "Ein Inferno, das Bagdad erwartet"
      "Die Gewalt der Luftschläge wird alles übersteigen, was die Welt zuvor gesehen hat",

      ausgesprochen von britischen und US-Militärs, aus denen man entnehmen kann, wie sie denken und welche (Wert-?)Maßstäbe sie haben.

      Von Bomber-Harris über Kissinger (Vietnam / Kambodscha) bis zu Rumsfeld und Straw zieht sich m.E. eine angelsächsische "Linie" des mitleidlosen, industriellen Tötens, das denen der Nazis gar nicht viel nachsteht. Ungeheuerlich, diese Behauptung? Nein, bitte einen Moment darüber nachdenken: Das Grauen der lodernden deutschen Innenstädte, der mit Napalmbomben großflächig verbrannten und mit Dioxin (Agent Orange) entlaubten vietnamesischen Wälder (incl. allem, was darin lebte) und der mit Clusterbomben und Urangeschossen geschundenen afghanischen Erde sind deutliche Zeichen dafür...

      Ich will weiß Gott nicht das scheußliche Morden der NS-Verbrecher verharmlosen, aber ich will umgekehrt dem Handeln dieser Akteure die gebührende Beurteilung zukommen lassen.
      An ihren Taten (und Worten! ) sollt Ihr sie erkennen!

      Ich erinnere mich an einen Spiegel-Titel, der irgendwann zu Zeiten Maggie Thatchers erschien und erhebliches Aufsehen erregte: Durch eine Indiskretion wurden Einzelheiten eines Treffens von ihr mit dem engsten Zirkel konservativer Parteifreunde auf einem Landsitz bekannt, das dem Thema "Welche Optionen ergäben sich im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Nato und Warschauer Pakt?" gewidmet war.
      Schockierend: Die Mitleidlosigkeit und Kaltschnäuzigkeit, mit der Deutschland als atomares Schlachtfeld vorgesehen und die weitgehende Auslöschung der deutschen Zivilbevölkerung "vorgesehen" war....


      Was ich mit all dem sagen will: Britische und amerikanische Politik bzw. Strategie ist von einer Konsequenz, Langfristigkeit, Egozentrik, Kaltblütigkeit und Raffinesse, die sich die sonstigen europäischen und insbesondere deutschen Politiker überhaupt nicht vorstellen, geschweige denn kontern können.
      Und die britische wird niemals ein Gewinn für die EU sein! Besser, man zieht die Konsequenzen daraus - lieber früher als später.


      Bis hierhin zunächst,

      Vicco
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 20:50:41
      Beitrag Nr. 32 ()
      Und noch dies, ohne Worte:



      "DER GLADIATOR" u.a. US-Filme: Chiffren für das Imperium unserer Zeit? [Thread-Nr.: 705462]

      #1 von ViccoB. 08.03.03 22:35:39

      Der Gladiator - ein grandioser, bildgewaltiger und grausamer Film...

      Zu Beginn wird die letzte Schlacht des römischen Kaisers Marcus Aurelius in dem zwölfjährigen Feldzug gegen germanische Stämme gezeigt; den Oberbefehl hat der Tribun (und spätere Gladiator) Maximus.

      http://rhein-zeitung.de/magazin/kino/galerie/gladiator/kriti…

      Während auf römischer Seite die letzten Vorbereitungen für die Schlacht getroffen werden, fallen ein paar Sätze, die mich "aufhorchen" lassen, denn sie klingen merkwürdig aktuell:

      Ein Unterbefehlshaber: "Ein Volk sollte wissen, wann es besiegt ist!"
      Maximus: "Auf mein Zeichen laßt ihr die Hölle los!"

      Und die Hölle ist es tatsächlich für die angreifenden germanischen "Horden", die als schmutzige, brüllende Wilde gezeigt werden (warum so primitiv?) und der übermächtigen römischen Militärmaschine rettungslos unterlegen sind:
      Ein Hagel von Geschossen, von Pfeilen kleinen und großen Kalibers und von Brand"bomben" richtet unter den ungeschützt vorstürmenden Germanen ein wahres Gemetzel an; den Rest erledigt die überlegene Panzerung, Taktik und Fechtkunst der Legionäre.

      Es ist schaurig zu beobachten, wie die Römer unter geringsten eigenen Verlusten die "Wilden" abschlachten und den Wald in ein flammendes Inferno verwandeln; machtvolle Soundeffekte und eine "schicksalhaft" wirkende Fimmusik vervollständigen den überwältigenden Eindruck für den Zuschauer.
      Hier bereitet eine imperiale Großmacht ihrem Gegner die Apokalypse.


      Ich weiß zwar nichts über Biographie, Intentionen und Persönlichkeit des Regisseurs Ridley Scott und will ihm nichts unterstellen, aber es stellte sich für mich sofort die Empfindung ein, als sei hier (unbeabsichtigt) beinahe die Vorwegnahme des kommenden Infernos im Irak in der Transformation auf eine antike Szenerie zu erkennen:
      Vernichtung durch überlegene Technik und Macht.


      Einbildung oder richtige Intuition? Weitere Beispiele werden folgen.
      Meine These: Viele Hollywoodfilme spiegeln - ungewollt - den Charakter und die Denkstrukturen amerikanischer Machtpolitik wider.


      Bis hier erstmal,

      Vicco
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 21:17:19
      Beitrag Nr. 33 ()
      #30 Da stimme ich dir doch zu,was Kuweit anbetrifft,Saddam ist aber weg unter ungeheuren opfern der zivilbevölkerung.Sollte es wirklich nicht möglich gewesen sein ihn mit dieser waffentechnik auszuschalten,oder spielen da andere gründe eine rolle?.Wer zündelt gegen Syrien,Iran und... wo soll und wird die gewünschte einführung von "Demokratie" in vielen staaten noch enden?.Ist es eine art geburtenkontrolle durch verelendung und krieg ,um von uns benötigte ressourcen zu sichern?,ist vielleicht blöde gedacht,aber nicht ausgeschlossen.Gibt es nicht genug elend und Diktaturen vor der haustüre Amerikas?,warum gerade dort?.Die meisten argumente kenne ich noch Vietnamkrieg und der Domino-Theorie, ging es dort gegen die gefahr des Kommunismus der die welt zu überrollen drohte.Nur wo ist heute überall Amerika mit Soldaten Stationiert und in welchen Systemen,da fällt mir der glaube an die Demokratie als Ziel zunehmend schwerer.
      Avatar
      schrieb am 26.12.03 23:54:25
      Beitrag Nr. 34 ()
      Vicco
      danke für den Links aus #25. Hatte das auf Deutsch noch nicht gesehen.
      Hab es in meinen Thread eingestellt.
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 00:22:10
      Beitrag Nr. 35 ()
      hier noch ein Link zu einem Beitrag aus der Zeit.
      Nach meinem Kenntnisstand eine etwas zu idealistische Sicht, die den kulturellen Hintergrund bei einer Neugestaltung des Irak nicht genügend berücksichtigt.

      http://www.zeit.de/2003/52/irakneu

      @ cyberwilly, #17

      Wir stehen nicht vor einem Kampf der
      Kulturen. Selbigen gibt es, seit es unterschiedliche Kulturen gibt, wird es immer
      geben. Das ist vollkommen natürlich.

      So ist es, und es nützt nichts, den Prozeß der kulturellen Evolution zu leugnen.
      Diejenigen bleiben übrig, die ihre Interssen am effizientesten vertreten.

      Die anderen gehen im Meer der Zeit verloren.
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 00:38:36
      Beitrag Nr. 36 ()
      @ #35

      Schröder wird auch nach der Gefangennahme Saddams nicht so dumm sein, Soldaten in den Irak zu schicken.

      Da können "Die Zeit" + Springer Presse und dubiose Exil-Iraker noch so trompeten.

      :D
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 00:46:53
      Beitrag Nr. 37 ()
      Denali

      Die anderen gehen im Meer der Zeit verloren.

      Das gefällt mir. :)

      Oder wie ich immer sage:

      Alles kommt, wie es kommen muss.

      Oder wie Hemingway mal sagte:

      Lass die, die es wollen, die Welt verändern.
      Wichtig ist nur, dass du sie klar und
      deutlich siehst.

      Oder ganz banal ausgedrückt:

      Wenn die Träumer die Oberhand haben,
      gibt es ein böses Erwachen.
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 15:16:51
      Beitrag Nr. 38 ()
      Was für eine perverse Strategie. Internationale Helfer zu töten, sie zum Abzug zu zwingen und unter der dann hungernden Bevölkerung neue Terroristen zu werben.

      Die gleiche Strategie ist ja auch im Irak zu beobachten. Nur verstärkte internationale Militärpräsenz kann diese Strategie durchkreuzen. Ein sofortiger Abzug der int. Militärpräsenz würde doch sowohl den Irak als auch Afghanistan in islamistische Terrorstaaten verwandeln, da sich diese Kräfte aufgrund der finanziellen Unterstützung der arabischen Staaten am ehesten Durchsetzen. Wer in der westlichen Welt kann das befürworten.


      ---
      Afghanistans Helfer in Not

      Mordanschläge, Terrorübergriffe und ein Rückgang der Spenden machen den Hilfsorganisationen in Afghanistan zu schaffen. Viele ziehen sich zurück, Lebensmittel können nicht mehr verteilt werden, besonders in den ärmsten Gegenden. Unter den Notleidenden finden die Fundamentalisten willige Rekruten.

      Hamburg/Kabul - "Feinde des Staates" machte ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul für den jüngsten Anschlag in der afghanischen Hauptstadt verantwortlich. Eine Rakete hatte am Sonntagabend in ein Wohnhaus im Norden Kabuls eingeschlagen. Fensterscheiben zerbarsten, in die Decke wurde ein Loch gerissen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Auch an anderen Orten der Metropole kam es zu Detonationen. Bei der Explosion eines Sprengsatzes im Osten Afghanistans wurden vier afghanische Soldaten getötet. Während der Beratungen der Loja Dschirga, der verfassungsgebenden Versammlung, werde es in Afghanistan verstärkt Angriffe geben, hatten die radikal-islamischen Taliban und die mit ihnen verbündeten muslimischen Extremisten gedroht.

      Die Taliban haben es aber schon lange nicht mehr nur auf die alliierten Soldaten, sondern zunehmend auch auf die internationalen Helfer abgesehen, die nun zunehmend vor dem Terror zurückweichen. Bis zu einem Drittel des Landes werden deshalb inzwischen als "no go areas" bezeichnet - Gegenden vor allem im Süden und Osten Afghanistans, die nur schwer zugänglich sind. Seit Anfang des Jahres seien schon 13 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, berichtet Nick Downie, Sicherheitskoordinator der Helfer für Afghanistan. "In vielen Gebieten können Hilfsorganisationen nicht mehr arbeiten", berichtet Downie.

      Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) konnten im November in den südostafghanischen Provinzen Ghasni und Paktika 40 Prozent der geplanten Lebensmittel nicht verteilt werden. Im Osten, besonders an der Grenze zu Pakistan, seien im vergangenen Monat 52 Prozent der Hilfebedürftigen nicht erreicht worden, im Süden seien es 37 Prozent gewesen, sagt WFP-Sprecher Maarten Roest. "Die unsichersten Gegenden sind meist auch die, die am schlimmsten von Armut getroffen sind."

      Die islamistischen Terroristen hoffen mit ihren Attacken wie im Irak auf einen Abzug der westlichen Helfer. Sie haben mit dieser Strategie offenbar Erfolg. Die Uno reagierte auf die Ermordung einer Mitarbeiterin bereits mit der Evakuierung ihrer Mitarbeiter aus dem Süden und Osten des Landes. Ärzte ohne Grenzen kündigte an, sich aus einem Flüchtlingslager in Kandahar zurückzuziehen.

      Zeitgleich hat die Spendenbereitschaft für Afghanistan stark nachgelassen. So hatte Unicef Deutschland im Herbst 2001 knapp acht Millionen Euro erhalten. Im vergangenen Jahr waren es noch vier Millionen, in diesem Jahr aber nur noch 400.000 Euro. "Das Land verschwindet aus den Schlagzeilen", erklärt Rudi Tarneden vom deutschen Komitee des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen den Rückgang. Ähnlich sehen es andere deutsche Hilfsorganisationen. Die Not sei "aus den Köpfen der Menschen verschwunden", sagte Christian Funken vom Komitee Cap Anamur gegenüber SPIEGEL ONLINE. Das überwiegend sichere Kabul werde als "Synonym für ganz Afghanistan missverstanden". Dabei sehe es in weiten Teilen des Landes anders aus.

      Ein völliger Abzug der internationalen Hilfsorganisationen wäre für die Regierung von Hamid Karzai eine Katastrophe. "Wenn die Menschen alleine gelassen werden, werden sie sich den Terroristen zuwenden", warnt Stefan Recker von der Deutschen Welthungerhilfe in Kundus. Die Rebellen führten längst auch einen Kampf um die Herzen der Bevölkerung. Sie brächten Ärzte in Dörfer, wo sich die Bewohner im Stich gelassen fühlen, und verschenken dort auch schon mal eine Ziege.
      Wegen der deutlich verschlechterten Sicherheitslage kündigten die US-Streitkräfte am Wochenende an, in diesen Regionen mehrere neue Stützpunkte zu eröffnen. Die Ausweitung dieser regionalen Wiederaufbauteams werde nicht nur die Sicherheit verbessern, sondern auch den Wiederaufbau beschleunigen, sagte der neue US-Kommandeur in Afghanistan, General David Barno.

      Die Zahl der Wiederaufbauteams soll bis März kommenden Jahres von derzeit acht auf zwölf erhöht werden. In Kunduz, im Norden des Landes, ist zur Zeit ein Camp der Bundeswehr im Aufbau, das zum Jahresende unter den Befehl der von der Nato geführten Internationalen Schutztruppe Isaf gestellt wird. Die anderen Teams arbeiten unter dem Anti-Terror-Mandat "Enduring Freedom".

      Die Alliierten folgten damit auch einem Hilferuf von Uno-Generalsekretär Kofi Annan: "Wenn wir uns nicht um die Sicherheitsprobleme kümmern, könnten wir Afghanistan verlieren", warnte er.

      Alwin Schröder

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,279473,00.html
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 18:56:08
      Beitrag Nr. 39 ()
      @ #38

      Was für eine perverse Strategie.

      Diese Strategie wird sich als ziemlich erfolgreich erweisen.

      :D
      Avatar
      schrieb am 27.12.03 19:56:01
      Beitrag Nr. 40 ()
      #38 Die Loya Jirga ist ja wohl mehr ein Gangsterhaufen der sich in Kabul verkriechen muss.Macht wird durch finanzielle vorteile ausgemauschelt,eine Demokratie ist nicht in sicht,nur mehr kriminalität als unter den Taliban,falls man den meldungen glauben darf.Der gläubige Afghane wird die unterstützung durch Arabische Staaten der besetzung ungläubiger, einhergehend mit bombardierung vorziehen.Kurz befreiung gut,besatzung schlecht im Irak sowie Afghanistan,es soll das selbe geschmeiss an die macht kommen,wie die Satrapen Amerikas weltweit,die alle keine Demokraten sind.
      Avatar
      schrieb am 07.01.04 17:39:18
      Beitrag Nr. 41 ()
      Endlich geht was beim Wiederaufbau:

      Pepsi-Cola bald wieder in Irak
      Lizenz an irakisches Getränkeunternehmen Bagdad Soft Drinks erteilt - Beliebter als Coca-Cola im Mittleren Osten



      Purchase - Die Iraker werden sich bald wieder an Pepsi-Cola laben können: Nach mehr als einem Jahrzehnt solle die Limonade wieder in Irak produziert werden, teilte das US-Unternehmen PepsiCo am Mittwoch in Purchase im US-Bundesstaat New York mit. Das größte irakische Getränkeunternehmen, Bagdad Soft Drinks, habe eine Lizenz für die Produktion und Auslieferung der Cola und anderer Brausegetränke wie Seven Up erhalten. Die Limonaden sollen demnach in den kommenden sechs Monaten auf den irakischen Markt kommen.

      PepsiCo hatte sich nach der Verhängung des internationalen Embargos 1990 aus Irak zurückgezogen. Die kleinen Pepsi-Flaschen wurden allerdings weiter verkauft - nur mit anderem Inhalt. Um keine Verwirrung unter den Kunden zu stiften, werde die echte Pepsi-Cola daher nun in neu gestalteten Flaschen ausgeliefert, hieß es in der Erklärung weiter. Bagdad Soft Drinks geht davon aus, dass der Auftrag in den kommenden Jahren rund 2000 neue Arbeitsplätze schaffen wird. Mit Ausnahme von Israel ist Pepsi-Cola im Mittleren Osten weitaus beliebter als die Erzrivalin Coca-Cola.


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      Warum ein US-Rückzug für den Irak eine Katastrophe wäre