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    Kolumne: Kreativpause für Christiansen DANKET DEM HERRN! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.01.04 21:59:32 von
    neuester Beitrag 02.01.04 13:21:41 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 01.01.04 21:59:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Kolumne: Kreativpause für Christiansen
      Von Thomas Fricke

      Zum Jahresstart herrscht wieder Untergangslaune. Vielleicht wäre es am besten, 2004 alle Talkshows zu stoppen, in denen Menschen wie aufgedreht über Reformen plappern und mit immer neuen Krisen drohen.

      Da hat der Kanzler sich so viel Mühe gemacht und unter Rücktrittsandrohung ungeahnte Reformen durchgedrückt. Und was machen die Deutschen? Sie starten zu 80 Prozent mit Skepsis ins neue Wirtschaftsjahr. Boulevardblätter und Nachrichtenmagazine mosern über die "Reförmchen". Nur Wirtschaft, Börsen und Euro-Händler zeigen sich in Hochstimmung. Und spätestens das macht stutzig. Immerhin setzt man dort tatsächlich Geld auf die Zukunft.

      Nun könnte das natürlich daran liegen, dass Börsianern und Geschäftsführern 2004 weniger Geld genommen wird als etwa den Rentnern - es sei denn, sie sind Brillenträger, Pendler, Häuslebauer oder sonst wie von Kürzungen der Agenda 2010 betroffen. Es könnte allerdings auch sein, dass die Zuversicht in die allgemeine Lage gar nicht ganz so unbegründet ist - und es dem Rest der Republik nur vor lauter organisierter Traurigkeit allmählich schwer fällt, dies noch nüchtern einzuordnen.

      Schlusslicht sind andere

      Dann wäre es 2004 womöglich das Beste, zumindest ein paar Monate alle Talkshows in Pause zu schicken, in denen wie bei "Christiansen" immer gleiche Politprofis wie aufgedreht übers Reformieren plappern; und eitle Experten den eigenen Ideen stets dadurch Nachdruck verleihen, dass ganz Deutschland bei Nichtbeachtung natürlich endgültig und unweigerlich in tiefe, tiefe Armut fallen werde.

      Natürlich würde uns ohne das Untergangsrauschen etwas fehlen. Was wäre, wenn Deutschland nicht mehr überall und immer zum Schlusslicht erklärt würde? Die Frage ist nur, ob es wirklich schlimm wäre, wenn dann Dinge durchsickern würden wie etwa diese:

      # dass das Land gar kein Wachstumsschlusslicht in Europa mehr ist - was die Nabelschau ein Stück ad absurdum führt; gegen den Einbruch in Portugal und bei Ex-Vorbild Holland wirkt das deutsche Stagnieren fast schon beruhigend;
      # oder dass Deutschland erstmals seit elf Jahren wieder so viel exportiert wie kein anderes Land der Welt, was Chefskeptiker seit Monaten eifrig kleinzurechnen versuchen; kein anderes großes Exportland hat trotz des Einbruchs des Welthandels seit 2000 seine Ausfuhren so beeindruckend steigern können - egal in welcher Währung man das rechnet;
      # oder dass beim Exportweltmeister Wettbewerbsnachteile abgebaut wurden und dies Marktanteile brachte, wie es die Bundesbank-Ökonomen kürzlich fast unbemerkt lobten.

      Es könnte plötzlich auch auffallen:

      # dass die Währung so stabil ist wie lange nicht und der Euro kein Schwächling;
      # oder dass das Steuersystem zwar zu kompliziert ist, um auf einen Bierdeckel zu passen, die tatsächliche Belastung gerade wegen der vielen Vergünstigungen und Steuerreformen aber mittlerweile so niedrig ist wie: 1960;
      # oder dass Deutschland - erstaunlich, aber wahr - immer noch zu den Ländern mit relativ wenig Staatsschulden zählt, selbst wenn man Pleitiers wie Argentinien ausnimmt: Schlechter stehen nicht nur die Italiener und Belgier da, sondern auch Japaner, Kanadier und Spanier. Mit den USA liegen wir laut OECD gleichauf;
      # oder dass die Arbeitslosenquote in der jüngsten Rezession nicht höher gestiegen ist als bei der letzten Rezession - entgegen der These, wonach die Quote in Deutschland wie unabwendbar nach jeder Krise auf einem höheren "Sockel" liegt als vorher.

      All das macht die verbleibenden Probleme zwar nicht wett. Nur könnte ein klein wenig mehr Frohsinn dabei helfen, dass sich die Krise vor lauter deutschem Selbstmitleid nicht verselbstständigt. Kein noch so schwaches Land macht in der Welt so wenig Werbung für sich wie die Deutschen. Und je stärker Manager und Konsumenten an die Krise glauben, desto weniger investieren sie auch.

      Deutsches Experiment Optimismus

      Man muss den Kanzler nicht innig lieben und seine Ökonomielogik nicht verstehen. Aber man muss auch nicht jede Reform, die nicht dem Reinheitsverständnis deutscher Ordnungstheoretiker folgt, mit dem seit Jahren stets wiederkehrenden dämlichen Spruch belegen, dass dies ja bestenfalls der Anfang ist. So oft können Reformen gar nicht anfangen.

      Bald wird jener Spitzensteuersatz um mehr als zehn Prozentpunkte gesunken sein, der über Jahre als eines der größten deutschen Übel galt. Der Kündigungsschutz wird gelockert, der Meisterzwang fällt in mehr als 50 Berufen. Die Läden haben länger geöffnet. Die Steuerreform wird teils vorgezogen, der Rest kommt in zwölf Monaten. Gesundheitsleistungen werden drastisch gekürzt, Sozial- und Arbeitslosenhilfe kommen zusammen, die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld sinkt drastisch, und der Druck zur Arbeitsaufnahme wird erhöht. Selbst die Heiligtümer unter den Großsubventionen werden gekappt: Eigenheimzulage und Pendlerpauschale - eine kleine Sensation. Das Gros der sonstigen Subventionen sinkt um zwölf Prozent. Das nennt man in Deutschland "Reförmchen".

      Über den Sinn vieler Reformen lässt sich streiten. Die Beweislage ist meist magerer, als es die vollmundigen Ratschläge der Ökonomen vermuten lassen. Nur: Zu behaupten, dass gar nichts passiert, ist zunehmend absurd. Womöglich würde es sich rasch auszahlen, wenn die Deutschen 2004 etwas Optimismus übten. Der ein oder andere könnte dann an das vorsichtshalber Ersparte gehen. Bei einem Gesamtvermögen von 3700 Mrd. Euro würde es reichen, ein Prozent davon auszugeben, um das Wirtschaftswachstum um knapp zwei Prozentpunkte zu beschleunigen - macht 2004 fast vier Prozent Wachstum, sprich: amerikanische -Verhältnisse.

      Für alles andere gibt es Talkshows.


      Servus
      der
      Regierungswechsel
      Avatar
      schrieb am 01.01.04 22:37:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      und was nützen die tollen günstigen Steuersätze, wenn die Sozialkosten auf höchstem Niveau stehen und die Städt und Gemeinden schamlos den Rest verzehren...

      Gegen die Steuern liessen sich ja noch etwas machen, aber dein Wasser kannst du nicht irgendwo beziehen und dein Abwasser nimmt dir leider auch niemand woanders ab...
      Avatar
      schrieb am 01.01.04 23:34:40
      Beitrag Nr. 3 ()
      Tja, die Prpagandalüge der Rechten vom angeblichen "Schlußlicht Deutschland" ist durchschaut.:cool:
      Avatar
      schrieb am 02.01.04 00:32:45
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Connor - Kind,

      sie kennen Dich alle, deshalb muß man zu Dir selbst nichts mehr sagen!

      Aber zwei Sachen:

      # dass das Land gar kein Wachstumsschlusslicht in Europa mehr ist - was die Nabelschau ein Stück ad absurdum führt; gegen den Einbruch in Portugal und bei Ex-Vorbild Holland wirkt das deutsche Stagnieren fast schon beruhigend;


      # dass die Währung so stabil ist wie lange nicht und der Euro kein Schwächling;


      kannst Du Dir schon mal ausdrucken!


      Wir sehen alle erwartungsvoll den Austrittsgesprächen der schwachen Länder entgegen, Du wirst Dich noch an diese Zeilen erinnern.


      Servus
      der
      Regierungswechsel
      Avatar
      schrieb am 02.01.04 01:26:32
      Beitrag Nr. 5 ()
      Was heißt unserem land geht es nicht schlecht?

      Wir sind fast pleite. Aber streut euch ruhig Sand in die Augen.

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      Avatar
      schrieb am 02.01.04 13:09:56
      Beitrag Nr. 6 ()
      Die Stärke des Euros resultiert doch nicht aus der wirtschaftlichen Sabilität Deutschlands, sondern wenn dann eher aus der Europas oder besser noch der Planer dieser Währung. Und da saß garantiert kein Sozi mit am Tisch. Aber selbst das ist nicht vollkommen korrekt. Die Stärke des Euros resultiert eher aus der Schwäche des Dollars. Relativ zum Yen ist der Euro nämlich nicht wesentlich stärker als noch vor ein paar Monaten.
      Avatar
      schrieb am 02.01.04 13:21:41
      Beitrag Nr. 7 ()
      TWS, typischdeine Logik! Das Glas ist eben halb leer!! Was soll man zu soviel Engstirnigkeit noch Sagen! Mach weiter so im Jahre 2004!
      Wenn man soziale Leistungen abschaffen will, dann muss man das Land schlecht reden, damit die Massen durch Bild und den Talkshows weich gekloppt auch den größten ( sprich TReformen) glauben!!!


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