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    Geschäftsaufgabe - Ein Jahr vor dem 75. Jubiläum - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.04.04 10:22:22 von
    neuester Beitrag 04.04.04 11:39:48 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 03.04.04 10:22:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      Eine typische Story und so geht es durch beinahe ALLE Branchen. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten !
      Interessant für mich (aus eigener Erfahrung) wie plötzlich und unerwartet der Niedergang einsetzt und durch nichts mehr aufzuhalten ist.


      Geschäftsaufgabe - Ein Jahr vor dem 75. Jubiläum schließt der Haushaltswarenladen »Vogel« seine Türen

      »Es war nicht mehr zu schaffen« RT GEA vom 03.04.2004

      VON HEIKE KRÜGER

      REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Der Anfang vom Ende liegt ungefähr drei Jahre zurück. Denn so um den Herbst 2001 herum muss es wohl gewesen sein, als beim Rommelsbacher Haushaltswaren-Anbieter »Vogel und Eitel« die Umsätze in den Keller gingen. Nicht dass die Ladenglocke in der Egertstraße zuvor pausenlos geschellt hätte. Jedoch: Der Kundenstrom floss stetig, füllte die Kasse und ermöglichte den beiden schaffigen Schwestern Berta Vogel und Hilde Eitel ein solides Auskommen mit dem Einkommen.

      Dann die jähe Wende. »Von einem Tag auf den anderen«, erzählt Hilde Eitel, seien die Käufer - darunter schmerzlich viele Stammkunden - ausgeblieben. Und wenn doch mal einer mit ernsthaften Kaufabsichten ins Lädle reinschaute, waren es mehr oder minder Centbeträge, die über die Theke wanderten - ein Schräuble hier, eine Mausefalle da, das eine oder andere Ersatzteil für Elektrogeräte, mitunter auch Glühbirnen oder ein paar Meter Maschendraht. Aber nichts wirklich Habhaftes.

      »Abends war`s uns oft zum Heulen zu Mute«, beschreibt Hilde Eitel die trostlose Situation in und ums Rommelsbacher Traditions-Geschäft, das 1930 von Robert und Katharina Vogel gegründet, seine jetzigen Inhaberinnen nicht mehr ernähren kann. Wobei es ein ganzes Faktorenbündel sei, das den gerade angelaufenen Räumungsverkauf notwendig werden ließ.

      Berta Vogel: »Da gibt es natürlich die harte Konkurrenz der Elektro-Discounter, SB-Märkte, Möbelhäuser und Baumärkte. Aber auch die Eröffnung der neuen Ortsmitte hat Käufer abgezogen.« Insbesondere die so dringend erforderliche Lauf- und Gelegenheitskundschaft, etwa Mütter mit Kinderwagen, die nunmehr den Platz am Laufbrunnen und die ihn umringenden Läden ansteuern. »Da hat eine Verlagerung stattgefunden«, haben die beiden Schwestern beobachtet.

      Anfangs hofften sie zwar noch auf eine Trendwende, hofften, dass die kaufhemmende Wirkung des (T)Euro nachlassen, dass sich ein langer Atem in barer Münze auszahlen würde. Aber: Es war vergebens. Die Uhr ließ sich nicht zurückdrehen. Die Lage wurde nicht besser, sondern schlechter.

      »Irgendwann hat dann auch die Bank gestreikt.« Außerdem meldeten zwei Großhändler und »Vogel«-Zulieferer Konkurs an. Und als den Schwestern - nach reiflich bedachter Umstellung des Sortiments (weniger Elektrogroßgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke) - schließlich sogar gesundheitliche Probleme zu schaffen machten, war das Maß endgültig voll. Hilde Eitel und Berta Vogel haben eingesehen: »So geht es nicht mehr weiter. Das führt zu nichts. Wir machen den Laden dicht.«

      Diese Entscheidung, so ist zu hören, kam einem Befreiungsschlag gleich. Die aufgestaute Frustration löste sich allmählich. Mit jedem Behördengang wurde sie weniger. Und jetzt, da der Räumungsverkauf läuft, können die 70-jährige Hilde und die 59-jährige Berta manchmal sogar durchschlafen.

      Als zwei von 14 Kindern der Geschäftsgründer, haben sie sich in den zurückliegenden Monaten nicht nur mit finanziellen, sondern auch mit ideellen Nöten rumgeplagt. Von Kindesbeinen an mit dem Haushaltswarenladen verbunden, mussten sie nämlich zwangsläufig auch Gewissensgründe in die Waagschale werfen. Inzwischen sind sie zu dem Schluss gekommen, dass sie das Erbe ihrer Eltern würdig angetreten und vertreten haben. »Dass es nicht mehr weiter geht, liegt nicht an uns. Wir haben getan, was wir können.«

      Dass dieses Bemühen nicht ausreichte - es mag an einer Änderung des allgemeinen Konsumverhaltens liegen. »Die Leute«, sagt Hilde Eitel, »gucken bloß noch aufs Geld. Qualität und Service spielen leider keine Rolle mehr.« Und: »Wir würden weiter machen, wenn sich ein auch noch so kleines Türle aufgetan hätte.«

      Es sollte nicht sein. Stattdessen geht eine Türe zu. Ein Jahr vor dem 75-jährigen Bestehen von »Vogel und Eitel« schließt das Geschäft für immer seine Pforten. Die beiden Inhaberinnen verabschieden sich in einen, wie die Schlussverkaufs-Kundschaft findet, wohl verdienten Ruhestand. Dem können die Noch-Geschäftsinhaberinnen beipflichten.

      Vielleicht, sinnieren sie, hat`s aber auch durchaus sein Gutes, keine Elektrogeräte mehr auszuliefern, klemmende Schnellkochtöpfe mit der »Flex« zu öffnen und zu reparieren, rumzubosseln und sich die Beine für Gotteslohn in den Bauch zu stehen. Vielleicht ist`s an der Zeit, auszuschnaufen, auf dem Gütle zu werkeln, Boxerhündin »Kitty« zu verwöhnen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen.

      »Schon zwei Jahre habe ich meinen Liegestuhl im Garten nicht mehr aufgeklappt«, schmunzelt Hilde Eitel. »Jetzt kann ich`s guten Gewissens tun.« (GEA)
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      schrieb am 03.04.04 11:06:36
      Beitrag Nr. 2 ()
      @gapdown - mir tut es um jeden redlichen Unternehmer leid, der in diesen harten Zeiten aufgeben muss.
      Denn eigentlich müsste es gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit viel mehr Menschen geben, die für sich selber sorgen können und den Arbeitsmarkt nicht noch zusätzlich belasten.:rolleyes:
      Leider gibt es in D. keine "Selbstständigen-Kultur" und sie wird von der beamteten Politik ja auch nicht gefördert, sondern eher noch behindert.
      Wie gesagt, schade um jeden der dadurch zur Aufgabe seiner Existent gezwungen wird.:(
      Avatar
      schrieb am 03.04.04 14:04:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      @Nullermann das ganze hat diese (und die vorige)Regierung versaubeutelt. Sie wollen ums Verrecken nicht ran an den Speck!

      Ich fordere:
      1. Abschaffung der steuerfreien Veräusserungsgewinne für die großen Kapitalgesellschaften(Bundeseinnahmen)

      2. Den Gewerbesteuerzwang für Freie Berufe(niedergel. Ärzte, Notare Steuerberater und Anwälte!(hin zu den Kommunen)

      3. SOFORTIGE Streichung der 13. Beamtenpension und eine PENSIONSREFORM die sich an den Bedürfnissen des Alters orientiert.

      4. Sofortige Zusammenlegung einiger hochdefizitärer Bundesländer

      5. Die PRAXISGEBÜHR muß dringendst bleiben(Ausnahmen:chronisch Kranke)

      6. Weitere Absenkung der Sozialhilfe

      7. Verlängerung der Lebensarbeitszeit

      8. Striktes Verbot von Frühverpensionierungen und einen Beschäftigungszwang für ältere Mitarbeiter (ab 50 Jahren)

      9. POLITIKERN die Ruhestandsgelder um mindestens 50% kürzen. Die aktiven Gehälter belassen.

      10. DEN SOFORTIGEN RÜCKTRITT VON HANS EICHEL, DER ALL DIES GESCHICKT ZU VERHINDERN WUSSTE.

      Das wären die wichtigsten Maßnahmen überhaupt.
      Wir selbständigen sorgen schon für uns selbst, wenn nur die richtigen Gesetze auf den Weg gebracht würden.
      -------------------------

      Die geplante Lehrstellenabgabe ist natürlich ausgemachter Schwachsinn.
      Avatar
      schrieb am 04.04.04 11:39:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Moin Schinderluder!:)

      Sehr gute Forderungen die du aufstellst, allein mit P.8 "Beschäftigungszwang" komme ich nicht so ganz klar.:look:
      Aber wie schafft man es, diese Forderungen massiv an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn man sebstständig ist und wenig Zeit für ein solches aufwändiges Engagement bleibt? :rolleyes:


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