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    ein paar kritische Gedanken zur Pflegeversicherung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.04.04 12:40:31 von
    neuester Beitrag 22.04.04 16:49:39 von
    Beiträge: 14
    ID: 850.330
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      schrieb am 22.04.04 12:40:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      Als Mitte der 90-er Jahre die Pflegeversicherung eingeführt wurde, dacht ich es handle sich dabei um eine gute Sache, da sich um die die Alten und Pflegebedürftigen im ausreichenden Umfange gekümmert würde. Sie wurde zu einer Pflichtversicherung, der sich demzufolge niemand entziehen können, schließlich könne die Notwendigkeit eines Leistungsbezuges daraus jeden treffen. Ich war zu dieser Zeit Zivi und habe dem Umbruch des Pflegesektors im wesentlichen miterlebt.

      Ein knappes Jahrzehnt später, nach meinem BWL- und VWL-Studium und verschieden Tätigkeiten im Bank- und Finanzdienstleistungsektor, sehe ich die Einführung dieser Pflichtverscherung etwas kritischer. Ich hatte inzwischen die Möglichkeit, in mehrere Bilanzen von privat geführten Pflegeheimen und Betreuungsunternehmen Einblick zu nehmen und musste feststellen, dass die Pflege älterer und betreuungsbedürftiger Personen auf der Grundlage der Pflegeversicherung zu gigantischen Gewinnen der Unternehmen führt. Wie kann es sein, dass – über dem Daumen gepeilt – pro Gesellschafter ein Jahresüberschuss von etwa 200.000,- bis 300.000,- € erzielt wird, in einer Branche, in der stets kommuniziert wird, dass das Geld knapp sei? Es versteht sich von selbst, dass diese Werte bereits steuerlich entsprechend angepasst sind, indem entsprechend hohe (sinnvolle?) Ausgaben berücksichtigt wurden (Auflähung eines Fuhrparks mit Luxusautos, Computertechnik vom Feinsten etc.). Und dies ist wie bereits erwähnt kein Einzelfall!

      Insbesondere vor dem Hintergrund der zu hohen Lohnnebenkosten in Deutschland stelle ich einfach mal die Frage, ob sich auf Basis der Pflegeversicherung eine wenige bewusst bereichern und dies von der Politik unterstützt wird. Schließlich handelt es sich bei der Pflegeversicherung um eine Pflichtversicherung, deren Leistungen oftmals mehr als mäßig sind. Hier ist meiner Meinung nach die Frage nach der Verhältnismäßigkeit zu klären, denn das Problem scheint sich zukünftig noch weiter zu vergrößern.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 13:16:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      So ist das eben im Kapitalismus - Gewinne werden privatisiert, Verluste
      sozialisiert.
      Aber - wie uns ja ständig von allen möglichen Seiten gepredigt wird - es
      gibt kein besseres Gesellschaftssystem! ;)
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 13:18:58
      Beitrag Nr. 3 ()
      #2,

      zwangsbeiträge sind sozialistisch, nicht kapitalistisch!

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 13:35:40
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ospower
      "...zwangsbeiträge sind sozialistisch, nicht kapitalistisch!..."
      Die Pflegeversicherung wurde ja wohl von der damaligen CDU/CSU/FDP-
      Koalition beschlossen. Erzähl` das mal denen ... :D
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 14:40:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      die alternativen zur Pflegeversicherung sind staatliche Pflegeheime, private Wohlfahrt oder die Menschen, die nicht über die finanzmittel zur eigenvorsorge verfügen (z.B. Billiglöhner) im alter verrecken zu lassen.:(

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      schrieb am 22.04.04 15:00:14
      Beitrag Nr. 6 ()
      ich hielt das damals auch für eine gute sache, zumal ich den vorteil in der eigenen familie zu spüren bekommen habe. anfangs war diese versicherung ja tragfähig und erwirtschaftete sogar einen gewinn... bis dann die politiker sich wegen geldmangels daraus bedienten um andere löcher zu stopfen. die haben es vor gemacht, also machen die anderen beteiligten es auch nicht anders. es interessiert keinen, keiner ändert was, die masse zahlt, und irgendwann gibt es dann den solidarzuschlag für die pflegeversicherung...
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 15:14:57
      Beitrag Nr. 7 ()
      #5
      bevor es die Pflegeversicherung gab wurden die Pflegebedürftigen nicht schlechter versorgt. Wenn einem Pflegebedürftigen das Geld ausgegangen ist, ist die Sozialhilfe eingesprungen. Für manche Familien ist die Pflegeversicherung ein Segen, da dadurch die Erbe (Omas Häuschen, usw) `gerettet` werden kann.
      Die Pflegeversicherung ist meiner Meinung nach nicht notwendig. Sozialhilfe für Bedürftige - ob alt oder jung - (über Steuern finanziert) ist auf jeden Fall sinnvoller.

      d
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 15:21:12
      Beitrag Nr. 8 ()
      >musste feststellen, dass die Pflege älterer und betreuungsbedürftiger Personen auf der Grundlage der Pflegeversicherung zu gigantischen Gewinnen der Unternehmen führt<

      Das, mit Verlaub, ist ausgemachter Blödsinn. Es mag vielleicht in der Anfangszeit eine Reihe Glücksritter gegeben haben, die tatsächlich noch absahnen konnten. In der heutigen Landschaft ist das aber überwiegend nicht mehr der Fall. Wäre dem so, dann würden Pflegeheime noch immer wie Pilze aus dem Boden sprießen, eine zumindest erkleckliche Anzahl davon wäre dann technisch und personell üppig ausgestattet, wie das in einer Branche ist, in der `gigantische Gewinne` eingefahren werden, und es wäre Geld da für genbügend Pflegekräfte. Die Realität zeigt ein anderes Bild. Ein durchschnittliches Pflegeheim benötigt heute bereits weit über neunzig Prozent Auslastung, um über die Runden zu kommen.

      Nach zehn Jahren Berufserfahrung sollte man auch soweit abstrahieren können, daß 200.000 EUR Jahresüberschuß für ein Unternehmen keine Aussagekraft haben - das wäre für einen Einmannbetrieb ordentlich, aber für die allermeisten Betriebe tödlich wenig. Abgesehen davon, daß man mit Worten wie `Überschuß` vorsichtig umgehen sollte, solange nicht klar ist, was genau darunter zu verstehen sei.

      Aber wenn Du so von den `gigantischen Gewinnen` überzeugt bist - mach doch einfach selbst ein Pflegeheim auf. Das dürfte bei der Gewinnerwartung doch auf keine Schwierigkeiten stoßen.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 15:22:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      Unsinn, warum sollen die Pflegekosten zu Lasten der Sozialhilfe gehen? Falsch lief nur, daß man sich an den bestehenden Versicherungssystemen im Umlageverfahren orientierte, statt von vorneherein ein Deckungssystem aufzubauen. Das war der Geburtsfehler. Den könnte man mit den bestehenden Reserven immer noch heilen, aber die Sozialpolitiker wollen nicht und die Bürger sind zu "doof", es zu fordern.

      Und wenn Pflegeunternehmen sich eine goldene Nase verdienen, liegt das nicht an der Pflegeversicherung. Wenn man privat bezahlt oder die Sozialhilfe einspringt, ist das genauso möglich.

      Die Einstellung "Die Sozialhilfe kann doch zahlen, warum soll man selber vorsorgen." finde ich falsch. Genauso könnte man argumentieren, daß keiner eine Haftpflichtversicherung braucht oder Berufsunfähigkeitsversicherung oder für die Familie eine Lebensversicherung - man kann ja alles auf die Allgemeinheit abladen. Sorry, genau wegen dieser Mentalität haben wir zur Zeit unsere Probleme in Deutschland.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 15:57:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      @9 Möglicherweise hast du mein Posting nicht richtig gelesen!

      Ich sprach von privaten Gesellschaften, die sich aus den Zuwendungen der Pflegeversicherung bedienen und von einem Gewinn/ JÜ pro Gesellschafter. Das im Gegensatz dazu die staatlichen Heime meist von Mismanagement geprägt sind, will wohl keiner ernsthaft bezweifeln (liegt aus meinem Blickwinkel zum Teil auch an den zu hohen Lohnkosten im öffentlichen Dienst und den Zuschlägen!)

      Problem der Begriffe Gewinn und JÜ:
      Du hast Recht, diese Begriffe eignen sich nicht unbedingt für eine absolute Aussage über Erträge, die erwirtschaftet werden. Bei einer Wirtschaftlichkeitsanalyse wird aber ersichtlich, dass diese „Gewinne“ über mehrere Jahre hinweg erzielt wurden und die Bilanzen aus steuerlichen Gründen bereits geschönt wurden. Was soll beispielsweise ein 7er BMW im Anlagevermögen eines Betreungsdienstes oder technischer Standard, der ständig auf den neusten Stand gebracht wird. Ich meine, hier werden Ausgaben produziert, um die Steuerlast entsprechend abzusenken, sowohl in der Rechtsform OHG als auch GmbH! Wenn du weiterhin den Verschuldungsgrad und die Eigenkapitalquote heranziehst wird diese Tendenz noch deutlicher. Davon träumen Vorzeigeunternehmen! Was ich beobachten konnte, ist dass das Unternehmensvermögen im Wesentlichen durch Eigenkapital finanziert wird. Und das ist in Deutschland eher untypisch – und darauf wollte ich hinweisen.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 16:24:02
      Beitrag Nr. 11 ()
      #9
      "Die Einstellung " Die Sozialhilfe kann doch zahlen, warum soll man selber vorsorgen." finde ich falsch. Genauso könnte man argumentieren, daß keiner eine Haftpflichtversicherung braucht oder Berufsunfähigkeitsversicherung oder für die Familie eine Lebensversicherung - man kann ja alles auf die Allgemeinheit abladen. Sorry, genau wegen dieser Mentalität haben wir zur Zeit unsere Probleme in Deutschland."

      Ich persönlich möchte nie von der Sozialhilfe leben müssen. Man hat eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität, wenn auch teilweise sorgenloses Leben für diejenigen, die nicht krank oder behindert sind. OK....andere Leute, die sich die Vorteile des deutschen Systems nicht entgehen lassen wollen, betrachten die Sozialhilfe vielleicht als eine bequeme soziale Hängematte (da müßte man das System mit weniger `Extras` ausstatten) - aber das ist ein anderes Thema....

      Was ist günstiger?
      Wenn "die Allgemeinheit" Steuern zahlt, um für die Pflege von (hoffentlich eine Minderheit) Bedürftigen in Alter aufzukommen ?
      Oder eine Pflegeversicherung für alle - auch nicht Bedürftige - zu finanzieren ?

      Müssen die Deutschen gezwungen werden für schlechteren Zeiten zu sparen? Sind die meisten Deutschen so verantwortungslos?

      **zugegeben....ein Vorteil der Pflegeversicherung ist daß die Rentner, die keine Steuern zahlen, überhaupt in die Pflegevers. zahlen müssen.

      d
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 16:35:52
      Beitrag Nr. 12 ()
      "Müssen die Deutschen gezwungen werden für schlechteren Zeiten zu sparen? Sind die meisten Deutschen so verantwortungslos?" Manchmal leider ja. Für die Autohaftpflicht gibt es einen Zwang, für die Krankenversicherung und Rentenversicherung, wenn man Arbeitnehmer ist (ersteres nicht bei höherem Einkommen), da liegt es nahe, eine Pflicht auch für die Pflegeversicherung zu haben. Der Denkfehler war es aber, die Versicherungspflicht zu verwechseln mit der Aufgabe für den Staat, die Versicherung auch zu organisieren. Bei der Autohaftpflicht geht es ja auch ohne staatlichen Eingriff. Und eigentlich müßte jeder auch zwingend eine Berufsunfähigkeits-, Privathaftpflicht- und, bei Familie, sogar eine Risikolebensversicherung haben, wenn es nach mir ginge. Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Versterben des Ernährers sind die Hauptursachen für Familien, in die Sozialhilfe zu rutschen. An den letzten beiden Punkten könnte man was ändern.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 16:42:57
      Beitrag Nr. 13 ()
      @for4zim
      Du hast im Prinzip recht, nur welche staatliche "Versicherung" ist auch wirklich eine?
      Die Arbeitslosenversicherung ist doch für die jetzigen
      Einzahler fast sinnlos. Gegenüber den Einzahlungen sind die Versicherungsleistungen ein Witz.
      Die Rentenversicherungen liegt auf ähnlichem Verarschungsniveau.
      Avatar
      schrieb am 22.04.04 16:49:39
      Beitrag Nr. 14 ()
      #13, so ist es. Bei rein umlagengedeckten Systemen schlagen Konjunktur und Demographie voll zu. Das ist der bekannte Konstruktionsfehler. Bei kapitalgedeckten Systemen gibt es auch Risiken, aber die Abpolsterung hier ist in der Regel doch besser.


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