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    von Hutthurm in die Olympiahalle - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.04.04 11:10:49 von
    neuester Beitrag 26.04.04 18:37:02 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 26.04.04 11:10:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Barbara Clear

      Der Marsch durch die Wüste

      Sie hat getan, was noch nie ein Küstler ohne Konzertagentur, Plattenfirma, Millionenpublikum getan hat: Sich einfach die Olympiahalle gemietet. Selber. Und es hat geklappt.
      Von Jochen Temsch



      Eigentlich ist der Weg auf die Bühne der Olympiahalle sehr kurz. Es geht rosaroten Pfeilen nach, die auf den Betonboden gemalt sind. Zwölf Schritte, die von der Garderobe nach links in eine Art Tiefgarage führen.

      Dann 30 Schritte bis zu einem blauen Tor - dem Eingang zur Arena. Weitere 19 Schritte zu einer Treppe aus Metall: sieben Stufen, mit blauen Leuchtstreifen und rotem Klebeband markiert, damit man am Ende nicht noch stolpert. Der linke Lauf des Geländers wackelt beim Hochsteigen ein bisschen.

      Dann steht man da, wo schon die Rolling Stones standen, Led Zeppelin, Peter Gabriel - einfach alle. Aber für niemanden war der Weg auf diese Bühne so lang wie für Barbara Clear. Los ging sie vor zweieinhalb Jahren.

      Im Sommer 2001 mietete die bis vor kurzem völlig unbekannte Folksängerin aus dem kleinen Ort Hutthurm bei Passau den 14 000 Menschen fassenden Auftrittsort der Weltstars - auf eigene Faust, was es in der Geschichte der Olympiahalle noch nicht gab.

      Clear, die bürgerlich Klier heißt, handelte alleine, ohne Plattenkonzern im Kreuz, ohne Hit im Radio, einfach als eine Frau, die Gitarre spielen und singen kann - so wie zuvor nur Joan Baez im Jahr 1977, die allerdings schon berühmt war. Clear wollte beweisen, dass es möglich ist, als unabhängige Künstlerin einen individuellen Weg zu gehen und die Mechanismen des Musikbusiness" durch ein riskantes Spiel ad absurdum zu führen.

      Ihr Repertoire besteht aus eigenen Kompositionen und eher konventionellen, technisch aber brillant interpretierten Coverversionen von Siebzigerjahre-Songs, zum Beispiel von Deep Purple, den Eagles oder Janis Joplin. Zyniker spotteten, Freunde schüttelten den Kopf, Clear startete eine "Ticket-to-Munich"-Tour, um für das Konzert zu werben, in das sie rund 60.000 Euro investierte.

      Kurz bevor die Sängerin am vergangenen Samstag die letzten Schritte zur Bühne macht und den rosaroten Pfeilen folgt, sitzt sie in ihrer Garderobe und zupft sich warm. Reporter wollen wissen, wie nervös sie sei. ¸¸Ich bin total ruhig", sagt sie. Und: "Ich kann es nicht erwarten." Ihre Vorbereitung war lang genug. 250 Auftritte absolvierte sie in zweieinhalb Jahren, manchmal vor 500 Zuschauern, meistens vor 50. Sie tourte von Tittling nach Berlin nach Weilheim, nach Österreich und in die Schweiz, in verrauchte Kneipen und städtische Mehrzweckhallen.

      Dabei machte sie alles selbst. Sie mietete die Bühnen, klebte Plakate, steuerte ihren Kleinbus, schleppte die Lautsprecher, verkaufte ihre CDs. Am Ende der Auftritte drückte sie jedem, der wollte, eine Eintrittskarte für München in die Hand. Pro Ticket nahm sie nur zehn Euro, und sie unterschrieb auf allen wie auf Wechseln. Ein mutiges Unterfangen: Vor vier Wochen zum Beispiel wollten ihr gerade mal 20 Leute zuhören, als sie in Erding bei München auftrat.

      Doch dann wurden, gerade noch rechtzeitig, die Medien auf Barbara Clears Geschichte aufmerksam. Eine Geschichte, die selbst abgebrühte Journalisten rührt. Bei einer Live-Schaltung in ein Fernseh-Morgenmagazin hatte die Reporterin Tränen in den Augen. Und noch in der Garderobe, eine Viertelstunde vor dem Auftritt, recken alle ihre Mikrofone, um etwas vom "Traum", "Gefühl" und "Bauch" der Künstlerin zu erfahren.

      Dann geht sie weiter, mit einem Lächeln, die Gitarre in der Hand. Zwölf Schritte nach links, 30 zum blauen Tor. In diesem Moment hört sie das Publikum jubeln. Jetzt weiß sie: Es hat geklappt, besser als erhofft. Fast 8000 Zuhörer sind gekommen. Manche haben, wie die Sängerin, zweieinhalb Jahre lang auf diesen Moment gewartet, manche fuhren Hunderte von Kilometer bis hierher. Für Clear ist es "wie die erste Dusche nach sechs Wochen Marsch durch die Wüste", wie sie hinterher sagt.

      Nervosität zeigt sie keine. Beim Eröffnungs-Song, dem Traditional "May Morning Dew", ist ihre Stimme laut und kraftvoll, und sie zittert nie. Das bleibt bis zum Schluss so, drei Stunden lang - obwohl die Fans schreien, trampeln, La Ola machen und ihr, die am Vortag 40 Jahre alt wurde, ein "Happy Birthday" singen.

      Die Stimme bleibt sogar stark, als Clear weinende Freundinnen im Publikum erkennt. Am Schluss stehen die Leute auf und applaudieren. Barbara Clear geht die sieben Stufen hinunter, den Weg zurück, den sie gekommen ist. Als eine andere.


      Süddeutsche Zeitung
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 15:38:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Respekt!

      MFG
      Mannerl aus Passau
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 16:35:49
      Beitrag Nr. 3 ()
      den bericht im frühstücksfernsehen hatte ich gesehen -

      hat wirklich eine klasse stimme, das mädel :)
      Avatar
      schrieb am 26.04.04 18:30:58
      Beitrag Nr. 4 ()
      ARTIKEL
      vom 26.04.2004

      „Jetzt hab ich meinen ersten großen Hit gelandet“





      Bild 1 von 3







      Für Sängerin Barbara Clear war es auf jeden Fall ein „Happy Birthday“: Für ihr Konzert in der Münchner Olympiahalle, mit dem sie am Samstag ihren 40. Geburtstag feierte, standen 8000 Fans Schlange.

      von Trieneke Klein

      Um es mit einem Wort zu sagen: gigantisch. Das ist das wohl meist benutzte Wort an diesem Abend - und es trifft die Sache auf den Punkt. Die zierliche Hutthurmerin Barbara Clear hat es geschafft, nahezu 8000 Menschen im Alleingang am Samstag in die Münchner Olympiahalle zu locken. Das Konzert, das eigentlich um 20 Uhr hätte beginnen sollen, musste immer weiter nach hinten verschoben werden. Erst fünfzehn Minuten, dann eine halbe Stunde - immer mehr Menschen warteten in langen Schlangen an der Abendkasse. Nur um zu sehen, wie sich Barbara Clear zu ihrem 40. Geburtstag selber beschenkt.

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      „Einen Moment war ich kurz vorm Heulen“

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      Abseits des großen Musikgeschäftes, ohne einen einzigen Hit im Radio hatte sie sich in den Kopf gesetzt, einmal das ganz große Ding zu landen - einmal alle ihre Fans an einem Ort zu versammeln. Und dieser Ort sollte Bayerns größte Halle sein.
      20.30 Uhr, Olympiahalle, München. Das ist er also, der große Moment im Leben der Folksängerin Barbara Clear. Das ist der Moment, auf den sie zweieinhalb Jahre, vielleicht ein ganzes Leben, hingearbeitet hat. Aus Barbara, dem einfachen Mädel, geboren im Taunus, wird „die Clear“, die Künstlerin, die Rockröhre. Wie ein Boxer vor dem großen Kampf läuft sie im Neonlicht durch den Garderoben-Tunnel Richtung Bühne. Bodyguard Berni weicht nicht von ihrer Seite, Kameras begleiten ihren Weg in die Arena. Über zwei riesige Monitore im Innenraum, links und rechts neben der Bühne, flackert ihr Gesicht in Großaufnahme. Noch fünf Schritte, noch drei. Ein breites, ein riesiges Lächeln - eines, das 8000 Menschen in der Olympiahalle johlen lässt, dann werden ihre Gesichtszüge für einen kurzen Augenblick ganz ernst, fast steif. Und plötzlich ist sie da. Mit voller Wucht, mit „May Morning Dew“, einem irischen A-Capella-Song.
      „In dem Moment, als ich durch den Tunnel gegangen bin, war ich kurz vorm Heulen“, sagt sie später auf der Pressekonferenz, weit nach Mitternacht. Auf der Bühne

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      „Da läuft’s dir kalt
      den Buckel runter“

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      ist davon nichts zu spüren. Dreieinhalb Stunden lang - mit 20 Minuten Pause - spielt sich die Clear die Seele aus dem Leib. Bringt München den „g’scheiten Groove“ und schafft es, dass zu „We will rock you“ 8000 Füße auf den Boden stampfen und doppelt so viele Hände im Rhythmus klatschen.
      Sie spielt viele Coversongs an diesem Abend, Lieder wie „Torn“, „Groovy Tuesday“, „Mercedes Benz“ oder „Revolution“ von Tracy Chapman. Hin und wieder, vor allem in der ersten Hälfte spielt sie auch ihre eigenen Lieder. Rockig manchmal, meistens folkig - mit viel Gefühl: „The Woman in Me“ oder das Anti-Kriegs-Lied „Battlefield in the Name of God“. Sechs Akustik-Gitarren stehen im Halbkreis auf der Bühne - vier davon hat sie am Ende des Abends regelrecht zerhackt. „Jetzt wird’s langsam eng“, ruft Barbara Clear lachend ins Mikro, als bei „Cloudbusting“ von Kate Bush, nach zwei Dritteln des Konzerts, Saite Nummer vier dem Gefühlsorkan zum Opfer fällt.
      „Da läuft’s dir kalt den Buckel runter“, sagt Isolde Müller (44) aus Eisenbach im Schwarzwald. Christian und Gabi Otto, die in Cavion am Gardasee in Italien leben, sind extra für das Konzert angereist. „Brutal“, sagen die beiden schlicht. Und meinen damit das, was Barbara Clear auf die Beine gestellt hat.
      Eine der ersten, die ihr Ticket für München in diesem „längsten Vorverkauf der Welt“ in Händen hielten, sind Katja (33), Hubert (41) und Thomas (10) Münch aus der Nähe von Aschaffenburg. Sie und noch ein paar andere nennen sich selber „die verrücktesten Fans“ - und dokumentieren das für alle sichtbar mit selbst bedruckten T-Shirts. Die zahllosen Kameras - RTL, Sat.1, ZDF, BR, PRO7 und Clears eigene Leute - fahren rastlos und auf den Monitoren für alle sichtbar immer wieder die ersten Reihen vor der Bühne ab. Immer wieder zeigen sie die

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      Aus Boxen-Trägern wurden Freunde

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      größten Fans der Clear, die, die mit ihr gefiebert haben, die oft genug nach Konzerten die Boxen ins Auto getragen haben und die „im Laufe der Jahre zu Freunden wurden“, wie sie selber sagt.
      Barbara Clear ist keine Diva. Sie steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Immer noch. Aber sie weiß: „Mit diesem Konzert hab ich meinen ersten großen Hit gelandet“. Bei dem Presserummel, der um sie herrscht, ist man geneigt, das zu glauben. Annähernd 100 Journalisten, Fotografen, Kameraleute, Tontechniker haben die 40-Jährige den ganzen Tag begleitet. Sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Beim Soundcheck, beim Fotoshooting, in der Umkleide. „Klar, das ist eine Geschichte, die geht ans Herz“, sagt einer von ihnen. „Das wollen die Leute hören.“ Noch dazu, wenn das Konzept aufgeht. Auf 65 000 Euro „plus Kleinkram“, beziffert Ralf Dittmer, Manager und Lebensgefährte von Barbara Clear, die Kosten. 6500 Menschen hätten also gereicht an diesem Abend, damit die Kosten der beiden gedeckt sind.
      Die Menschen in der Halle interessiert das nicht, als die Clear kurz vor Mitternacht nach drei Zugaben von der Bühne geht - sie haben bekommen, was sie wollten: La Ola durch die Halle, Gänsehaut den Buckel runter, den gescheiten Groove und ein bisschen so etwas wie Woodstock. „Jeder, der an diesem Abend nicht dabei ist, wird sich in den Hintern beißen“, hat Barbara Clear vor einer Woche augenzwinkernd gesagt. Besser kann man es kaum sagen.
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      schrieb am 26.04.04 18:37:02
      Beitrag Nr. 5 ()


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