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Freitag, 03. März 2000
Berlin, 02:30 Uhr Aktuelles aus der Wirtschaft


Kleine Telekom-Werte enttäuschen Anleger

Drillisch und Teldafax meilenweit von Höchstständen entfernt - Experten beklagen mangelnde Fantasie - Trendwende unwahrscheinlich



Berlin - Börsianer sprechen nur noch von einem Thema: TMT. Gemeint sind damit die Sektoren Telekommunikation, Medien und Technologie, die seit Monaten beinahe täglich Höchststände markieren. Anders ist die Situation am Neuen Markt: Bis auf Mobilcom ging die Euphorie an den Telekom-Gesellschaften vorbei. Drillisch notiert selbst nach der jüngsten Rallye gerade auf Vorjahresniveau, Teldafax sogar 70 Prozent darunter.

Auch zwischen den Bewertungen der T-Aktie sowie Drillisch und Teldafax klaffen Welten. Während der Ex-Monopolist mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 100 notiert, ist Teldafax nur mit dem 40fachen der diesjährigen Gewinne bewertet. "Den kleinen Unternehmen fehlt bis auf die allgemeine Konsolidierung sämtliche Fantasie", erklärt Martin Nitsch von der Bayerischen Landesbank. Die Unternehmen hätten weder spannende börsenreife Unternehmensteile, die versilbert werden könnten, noch bestünden wie bei der Telekom Kostensenkungsspielräume. Eine Ausnahme bilde Mobilcom, das sein Businessmodell frühzeitig umgestellt habe.

Auch der jüngste Anstieg bei Teldafax und Drillisch kann Experten nicht überzeugen. Grund waren Übernahmegerüchte, nach denen Mobilcom Interesse am Kauf von Konkurrenten hat. "Bei beiden Unternehmen muss etwas passieren, weil sie sonst langfristig nicht überleben", sagt Susan Joyalles vom Bankhaus Merck Finck. Sie rät Anlegern von einem Kauf der "vermeintlich" unterbewerteten Titel ab. "Dies ist reine Spekulation und keine Anlage", so Joyalle.

Den wenigsten Anklang bei den Experten findet Teldafax. Das Unternehmen hat seinen Schwerpunkt im Festnetzbereich und das Wachstum im Mobilfunk völlig verschlafen. Auch die mangelhafte Internet-Strategie stößt bei den Experten auf Kritik. "Teldafax ist mit seinen Festnetzkunden ein unattraktiver Partner", sagt Michael Schatzschneider von der BHF-Bank. Hier ließen sich nur geringe Margen erwirtschaften, begründet er seine Verkaufsempfehlung.
Aussichtsreicher erscheinen die Aktien von Drillisch. Das Unternehmen verfügt über eine Basis von 270 000 Mobilfunkkunden, die Begehrlichkeiten bei Konkurrenten entwickeln könnte. "Da Drillisch als Wiederverkäufer und nicht Netzwerkbetreiber im Mobilfunk tätig ist, werden die Kunden nur mit einem Bruchteil sonst üblicher Maßstäbe bewertet", sagt Rainer Raschdorf von der DG Bank. Ein Netzbetreiber könne diese Kunden günstig einkaufen.

Experten spekulieren hier auf Mobilcom. Zwar sind die Büdelsdorfer selbst noch nicht Netzbetreiber, wollen aber im Juni eine Mobilfunklizenz für den Zukunftsstandard UMTS ersteigern. Damit könnten auch die eigenen 1,8 Mio. Kunden zur Goldgrube werden. "Für den Fall der Lizenzerteilung ist jeder Mobilcom-Mobilfunkkunde das Vierfache wert", so Raschdorf. Mit dem Kauf von Drillisch könne Mobilcom die Kundenbasis vergrößern und zugleich die Chancen auf eine Lizenzerteilung erhöhen. Aus diesem Grund rät Schatzschneider ein Halten von Drillisch sowie den Kauf von Mobilcom. "Bei Lizenzersteigerung hat Mobilcom auch nach der Kursrallye weiteres Potenzial." hz

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14.02.2000
MobilCom Neubewertung
M.M.Warburg & CO


Für Holger Struck, Analyst von M.M.Warburg & CO steht die MobilCom-Aktie (WKN 662240) gegenwärtig vor einer Neubewertung.

Zunächst einmal gelte es jedoch einzugestehen, daß das im Oktober 1999 gezeigte Kurs/Umsatz-Verhalten der MobilCom-Aktie nicht lediglich der erwartete "Pull Back" an das alte Ausbruchsniveau ehemaliger horizontaler Unterstützungen gewesen sei, sondern in der Tat der Beginn einer Aufholjagd der Sonderklasse, die den Titel nunmehr wieder an das Niveau seines historischen Höchststandes von 153,35 Euro geführt habe, so der Experte.

Seit dem Tiefstkurs von 41 Euro befinde sich MobilCom in einer eindeutigen Aufwärtsfächerbildung, deren letzte (oberste) Fächerlinie definitionsgemäß eine Waagerechte, ausgehend vom ehemaligen historischen Höchststand darstelle. Die komplette Formation seit diesem Höchststand, der Bodenbildung und dem jetzigen Wiedererreichen des Niveaus stelle einen Rounding Bottom dar, der nach seinem Abschluß - und das sei eben erst das Überschreiten des alten Highs von 153,35 - für ein echtes Investment-Kaufsignal sorgen könnte und in der Tat eine Neubewertung des Titels mit mittelfristigen Kurszielen im Bereich von 230/260Euro nach sich ziehen sollte, so der Analyst.

Nahezu alle technischen Indikatoren - sowohl in ihren daily- als auch weekly-Einstellungen - seien als deutlich überkauft einzustufen. Damit gebe es technisch nun kaum eine andere Möglichkeit, als den unmittelbaren, deutlichen Abprall vom aktuellen Kurs oder aber eine echte Neubewertung, die auf höherem Niveau (basisbedingt) zu einer neutraleren Verfassung dieser statistischen Berechnungen führe. Das jüngste Aufwärtsgap am historischen Höchstkurs erhöhe die Vorstellungskraft bezüglich der "bullishen" Variante. Der Blick in die Kurshistorie solle den Investor bei einem prozyklischen Investmentkaufsignal nicht bremsen - im Gegenteil, vielleicht erhöhe der Blick auf andere europäische Telekommunikationsaktien, die mehrheitlich bereits weit über ihren 1999er-Höchstständen notieren würden, die Vorstellungskraft bezüglich der genannten Kursziele.