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    Der problematische Cost-Average-Effekt bei Sparplänen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.06.04 16:32:53 von
    neuester Beitrag 06.06.04 14:12:42 von
    Beiträge: 16
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      schrieb am 04.06.04 16:32:53
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wer in der Zeit spart, hat in der Not, sagt der Volksmund. Und wer regelmäßig spart, spart zudem billiger, sagt der Investment-Volksmund und stellt dabei auf den sogenannten Cost-Average-Effekt ab, mit dem Fondsgesellschaften gerne für ihre Sparpläne werben - leider nicht immer theoretisch einwandfrei, wie der universitäre Volksmund meint: Der in der Investment-Branche gerne beworbene Cost-Average-Effekt wird von der Wissenschaft wesentlich kritischer gesehen.

      Das traditionelle Cost-Average-Argument ist intuitiv einleuchtend: Kaufe ich regelmäßig Fondsanteile zu einem fixen Geldbetrag, so kaufe ich in Zeiten höherer Kurse wenig Anteile und in Zeiten niedriger Kurse mehr Anteile. Dadurch gelingt es, den durchschnittlichen Einstandspreis zu senken. Doch hier beginnen die Fragen: Gemessen an welcher Vergleichsgröße kann man seine Einstandskosten senken? In der Regel meinen Befürworter des Cost-Average-Effektes den durchschnittlichen Kurs, der sich ergibt, wenn man die einzelnen Kurse im Betrachtungszeitraum aufaddiert und durch ihre Anzahl dividiert.

      Implizit vergleicht man damit die Cost-Average-Strategie (CA-Strategie) mit einer Strategie, bei der ein Investor statt eines regelmäßigen Betrags stets eine identische Stückzahl an Fondsanteilen erwirbt (IS-Strategie). Bezogen auf diese Strategie, ist das Argument, daß man mit der Cost-Average-Strategie seine Fondsanteile im Durchschnitt zu günstigeren Kursen erwirbt, stets richtig und mathematisch auch beweisbar. Doch damit endet schon der Konsens zwischen Wissenschaft und Praxis.

      „Durchschnittliche Kosten sind nicht die relevante Größe“

      "Daß Sie mit einer Cost-Average-Strategie geringere Durchschnittskosten haben, ist richtig, doch daraus folgt noch nicht, daß sie damit auch eine höhere Rendite erzielen - die durchschnittlichen Kosten sind nicht die relevante Größe", sagt Thomas Langer von der Universität Mannheim. Das Problem: Wer eine Cost-Average-Strategie mit einer IS-Strategie vergleicht, betrachtet zwei Strategien, die zu Beginn des Anlagezeitraums noch gar nicht bekannt sind. Erst am Ende des Anlagezeitraums läßt sich ermitteln, wie viele Fondsanteile ein Anleger mit der IS-Strategie pro Monat hätte erwerben müssen, um am Ende des Sparplans die gleiche Anzahl an Anteilen zu besitzen wie der Anleger mit der Cost-Average-Strategie.

      Mit anderen Worten: Um die beiden Strategien miteinander vergleichbar zu machen, muß man im nachhinein den Kapitaleinsatz der IS-Strategie gedanklich normieren. Ein Beispiel: Am Ende seines Sparplans hat ein Anleger in zehn Perioden insgesamt 200 Fondsanteile erworben - in jeder Periode eine unterschiedlich hohe Anzahl von Anteilen. Jetzt erst kann man die Stückzahl ermitteln, die man im Rahmen einer IS-Strategie hätte jede Periode erwerben müssen, damit der Anleger mit der IS-Strategie am Ende der Sparzeit auf 200 Anteile kommt - nämlich 20 Anteile pro Monat. Bei Beginn des Sparplans konnte man das noch nicht wissen.

      Damit stellt sich für Langer unmittelbar die praktische Relevanz des Durchschnittskostenarguments: "Wenn Sie auf eine nachträgliche Normierung des Kapitaleinsatzes verzichten, werden Sie zwar mit der CA-Strategie weiterhin Ihre Fondsanteile zu einem geringeren Durchschnittskurs erwerben, doch die IS-Strategie kann dann in bezug auf das erreichte Endvermögen der CA-Strategie überlegen sein", erläutert der Wissenschaftler.

      Vorteil nur bei nachher steigenden Kursen

      Geht man im obigen Beispiel davon aus, daß der CA-Anleger in der ersten Periode zehn Anteilswerte erworben hat und der Anleger in der IS-Strategie mit ebenfalls zehn Anteilen startet und dann bis zum Ende des Sparplans jede Periode zehn Anteile kauft, dann werden beide Strategien mit einem unterschiedlichen Kapitaleinsatz gefahren - und jetzt kann die CA-Strategie dazu führen, daß sich der Anleger schlechter stellt als mit der IS-Strategie. "Der vermeintliche Vorteil der CA-Strategie, bei fallenden Kursen größere Stückzahlen zu erwerben, ist nur dann ein Vorteil, wenn die Kurse anschließend auch wieder anziehen", sagt Langer.

      Steigen sie nicht wieder, so ist der Kapitaleinsatz bei der CA-Strategie höher als bei der IS-Strategie, was zur Folge hat, daß sich auch die Kursverluste auf einen höheren Kapitaleinsatz beziehen - der IS-Anleger hätte weniger Geld verloren. "Für die Rendite eines Sparplans ist entscheidend, ob der Durchschnittskurs am Ende des Sparplans höher ist als zu Beginn des Sparprozesses", sagt auch Raimond Maurer, Professor an der Universität Frankfurt.

      Damit wird für Langer auch ein weiterer Punkt hinfällig, mit dem immer für den Cost-Average-Effekt geworben wird: "Hier wird oft suggeriert, daß höhere Kursschwankungen aufgrund des CA-Effektes gut für das Depot sind. Das ist zwar so richtig, aber ebenfalls ohne praktische Relevanz", meint er. Mit Blick in den Rückspiegel würde sich der Anleger zwar in der Tat wünschen, daß das letztendlich erreichte Kursniveau durch stärker schwankende Kurse erreicht worden wäre. Auf die Vorteilhaftigkeit des riskanteren Anlageplans läßt sich daraus jedoch nicht schließen, weil die verschiedenen Kursniveaus bei den Anlageformen nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit eintreten. "Wenn dieses Argument richtig wäre, dann müßte man in extrem volatilen Fonds sparen, weil das durch den Cost-Average-Effekt zusätzliche Rendite bringt", sagt Langer.

      Bei zehnjährigen Sparplan ein Plus zu 75 Prozent wahrscheinlich

      In Simulationen könne man zeigen, daß trotz steigender Volatilität in einem Papier die CA-Strategie keine zusätzliche Rendite bringe. Simulationen mit echten Marktdaten zeigen auch, daß ein Sparplan doch viel Zeit erfordert, um einen Anleger ruhig schlafen zu lassen: "Bei einem zehnjährigen Aktiensparplan liegt die Wahrscheinlichkeit für ein negatives Ergebnis bei rund 25 Prozent", faßt Ferdinand Haas vom Brokerpool BCA die Ergebnisse zahlreicher Portfolio-Simulationen zusammen. Auch bei einem langfristigen Sparplan müsse ein Investor also immer über seine Risikobereitschaft nachdenken.

      Trotz all dieser Argumente sollte man das Kind nicht mit dem Bad ausschütten: "Ein Sparplan hilft bei der Abschwächung von Problemen mit der Selbstdisziplin", meint Langer. Problematisch werde es nur, wenn man aus dem Cost-Average-Argument falsche Schlüsse wie beispielsweise den Verzicht auf eine ausreichende Diversifikation ziehe. "Ein Sparplan hilft Ihnen zum einen, regelmäßig diszipliniert etwas auf die Seite zu legen, und die meisten Menschen haben gar keine andere Wahl", sagt Maurer. Es bleibt dabei: Wer in der Zeit spart, hat hoffentlich auch in der Not.

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung
      Avatar
      schrieb am 04.06.04 17:44:22
      Beitrag Nr. 2 ()
      So ist es; das sollten sich die ganzen tollen Finanzberater gut durchlesen. Cost Average ist ein dummer Werbegag.
      Avatar
      schrieb am 04.06.04 17:49:51
      Beitrag Nr. 3 ()
      natürlich ist es ein dummer werbegag - aber der verkauft und ernährt den berater :):)
      Avatar
      schrieb am 05.06.04 13:35:44
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo,
      darum geht es viel besser!
      In hausse Zeiten geht man runter mit den monatlichen Spareinlagen. Bildet Rücklagen. (500€monatlich)
      In Baisse Phasen oder auch von Mai-Oktober steigert man wieder auf den normalen monatlichen Betrag. (1000€ monatlich)
      Die gesparten Gelder werden in besonders tiefen Phasen
      als Einmalzahlung investiert. (Crash Cash)

      Mit diesen optimierten Cost Average Effekt habe ich in den
      letzen 5 jahren deutlich besser gelegen, als selbst je gedacht. (+ 10,6 p/a über 5 Jahre)
      Habe leztes Jahr beim Tiefpunkt im März 2003 viel Einmalzahlungen getätigt.
      Und habe 2004 aktuell die Sparquote Antizyklisch von Mai-Oktober besonders hoch.
      Kaufe:
      Welweit Fonds, EM, Asien; Rohstoffe(mit Gold), Nebenwerte, sowie Dividenden Fonds, EM Bonds

      Grüße sowie auch viel Erfolg
      Marco
      Avatar
      schrieb am 05.06.04 14:13:01
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ # 4

      Interessanter Ansatz!

      Speziell die Aussicht das die kommenden Jahre keine Hausse Jahre sein werden dürfte den Erfolg eines konventionellen Sparplans doch arg in Frage stellen.

      Außer man hat einen Anlagehorizont > 10 Jahre besser > 15 Jahre.

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      Avatar
      schrieb am 05.06.04 18:33:40
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der Ansatz in #4 ist genauso problematisch wie der Cost Average Effekt. Beide beruhen letztlich darauf, dass man vorher weiß ob es rauf oder runter gehen wird.

      Die Strategie in #4 scheint davon auszugehen, dass der Markt irgendwie eine negative Autokorrelation zeigt, d.h. dass stark gefallene Kurse darauf hindeuten, dass die Kurse dann wieder steigen, und umgekehrt.

      Geht man vom Random-Walk Modell aus, ist das leider nicht wahr. Wäre es wahr und das allen bekannt, würden die Kurse erst gar nicht fallen. :)
      Avatar
      schrieb am 05.06.04 18:36:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ #6

      Stimmt schon.

      Es ist aber statistisch nachweisbar dass es so etwas wie schwache Börsenmonate und starke Börsenmonate gibt.
      Avatar
      schrieb am 05.06.04 22:06:53
      Beitrag Nr. 8 ()
      #6
      Das ist richtig. Aber erst ex post kann ich bestimmen welcher Monat oder besser welcher Tag der "RICHTIGE" war. :rolleyes:

      #4
      Was ist ist eine Hausse- was eine Baisse-Phase? Auch das kann ich erst im nachhinein sagen. Oder wußtest du, daß der März 2003 nun der richtige Monat war deine seit März 2000 aufgesparten Anlagebeträge freizugeben? :laugh:


      Ich denke, daß bei allen Spar- oder Anlageformen der Investor auch ein Zeitrisiko eingeht und in aller Regel kein "GLÜCK" mit Markttiming hat. Dies beweisen nämlich die zahlreichen gescheiterten Anlagenversuche solcher Markttimingexperten.

      Wichtig ist aus meiner Sicht, daß ein langristiger Sparplan nach einigen Jahren ein solches Volumen erreicht hat, daß er wie eine Einmalanlage zu betrachten ist. Alle Anleger müssen spätestens dann regelmäßig ihre Risikobereitschaft wie auch ihre strategische Ausrichtung überprüfen!

      Ciao BigLinus :cool:
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 09:16:00
      Beitrag Nr. 9 ()
      Kurz zur Erklärung der Aussage Nr.4

      Statistisch liegen "fast" immer die Schwachen Böersemonate im Sommer.
      Selbst in diesem Jahr konnte man im Mai sehr Preiswert nachkaufen, Einmalzahlungen verstärkt, sowie verdoppelte Sparrate ab Mai 2004
      Das Bauchgefühl spielt immer eine große Rolle.
      Als ich im März 2003 meinen Cashbestand komplett angelegt habe, lag ich sehr gut. Selbst wenn man erst im Mai angelegt hätte, wäre es super gelaufen.
      Wichtig ist überhaupt Cash zu haben, um an einzelnen Crashtagen reagieren zu können.
      Es gibt eine tolle Statistik.
      Wenn mann 10.000 € vor 30 Jahren als Einmalzahlung in den Dax gelegt hätte. Dann könntest Du heute ca.76.000 € ausgeben.
      Wenn man aber die 10.000 € nur von Oktober-April im Dax gehapt hätte und sonst immer in den Sommermonaten draußen gewesen wäre. Dann hätte man heute 3,3 Mio. € (aus 10.000€)
      Mit meinen anzyklischen Sparplänen verhält es sich etwa auch so. Nur das ich nicht verkaufe, (Sterrechtlich schlecht, Aufgabeaufschläge...) sondern von Mai-September besonders viel nachkaufe.
      Vorschlag:
      Probiert diese Strategie selbst mal 1-2 Jahre aus und gibt mir mal ne Mail ins Postfach wie ihr zufrieden seit!
      Grüße
      Marco
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 09:52:40
      Beitrag Nr. 10 ()
      @#9 die Strategie gibt´s auch als Zertifikat, da gibt´s steuerlich keine Probleme.
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 11:21:26
      Beitrag Nr. 11 ()
      CA ist eine automatisierte Antwort auf die oft beobachteten Fehlentscheidungen nach Hormonlage. Die Masse nicht nur der Kleinanleger kauft Glücksgefühle, die sich logisch nur bei blendender Unternehmenslage und entsprechenden Kurse zeigen.

      Folgend ist das akademische Kritikastertum unter #1 praktisch untauglich und verliert sich in Aussagelosigkeit. Das sich solche Leute an der Uni halten ist nicht weiter bedenklich. Nur bleibt das theoretische Gerüst schwächlich, der Versuch einer einfachen Modellbildung aus Trend und Volatilität wird negativiert und keine Alternative geboten. Grundsätzlich ist der Trend und die Vola profitabel nutzbar, also sollte sich auch die Wissenschaft dem widmen.

      Die letzte Frage nach der Prognosesicherheit bzw. der Kontrollkompetenz der Entscheider bleibt grundsätzlich offen. Wenn Wissenschaft dann schon keine deterministischen Prognosemodelle stellen kann, dann sollte sie sich der Entscheidungssituation unter Risiko wenigstens stellen wollen, was hier nicht ersichtlich ist.
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 11:40:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      @ Teufelstaube

      Ja, genau. Nennt sich glaube ich "Dax Best Season Zertifikat".
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 12:09:42
      Beitrag Nr. 13 ()
      Hallo,
      toll das dax best Saison Zertifikat !!!
      Aber eben nur der Dax, bei meiner Strategie, wende ich das gleiche auf alle Fonds an.
      Immer an die Steuung denken. Der dax darf max. 10 % im Portfolio sein.
      Ich arbeite da lieber mit dem DWS Selekt-Invest der Beste
      deutsche Fonds seiner Klasse.
      Auch habe ich mitlerweile 21 % Hedgeanteil im Portfolio
      die lasse ich durchlaufen (Comas unlimited Zertifikat)
      Grüße
      Marco
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 13:03:27
      Beitrag Nr. 14 ()
      ...das Dax Best Seasons 559282 liegt seit Auflegung Ende 2000 mit ca 10 % im Minus, während der Dax ca 40% abgegeben hat.:eek:
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 13:39:47
      Beitrag Nr. 15 ()
      Am Beispiel des Nasdaq, stärkste und schwächste Monate seit 1971:



      Müsste wohl eher heißen "Sell in June and go away"?!?
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 14:12:42
      Beitrag Nr. 16 ()
      die urlaubssaison wird auch immer kürzer :cry:


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