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    Das Deflationsszenario von Günter Hannich und Stormy - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.08.04 10:14:41 von
    neuester Beitrag 11.12.04 20:54:36 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 05.08.04 10:14:41
      Beitrag Nr. 1 ()
      Sind die Argumentationsketten sauber oder seht ihr grundsätzliche Fehler?

      Zuerst Herr Hannich:



      „Geiz ist geil“

      Mit Schnäppchen-Werbesprüchen wie diesem werden nicht glückliche Konsumzeiten, sondern gefährliche Krisen angekündigt, die durchaus im Crash enden können. Wenn Automobilhersteller erstmals sogar ihre Listenpreise nach unten korrigieren, ist das kein gutes, sondern ein böses Omen. Die Zeichen an der Wand sind Zeichen einer Deflation: Unser Finanzsystem erodiert, überall fehlt plötzlich das Geld, immer mehr Menschen müssen um ihre Zukunft bangen. Doch viele durchschauen die Zusammenhänge nicht und fallen auf Schnäppchen-Werbung herein, mit der eine marode Wirtschaft gerade zur Notbeatmung übergeht. Jetzt ist es wichtig, die richtigen Schlüsse und Entschlüsse aus den aktuellen Symptomen zu ziehen. Hier folgen Einblick, Durchblick und Tipps von einem Experten.


      Das Zinssystem erzwingt Verschuldung

      Die Ursache der Probleme liegt darin, dass die Schulden überall auf der Welt viel schneller steigen als die Wertschöpfung, also das Bruttosozialprodukt. In Deutschland beispielsweise stiegen die Verschuldungen von Staat, Wirtschaft und Privathaushalten im Vergleich zu den sechziger Jahren zweieinhalb mal schneller als die Wertschöpfung. In anderen Ländern wie beispielsweise in den USA - von den Entwicklungsländern ganz zu schweigen - sieht es noch viel schlimmer aus. Bankrotte sind geradezu vorprogrammiert, wenn immer größere Teile der Wertschöpfung für die Bedienung von Schulden verwendet werden müssen.

      Diese bedrohliche Entwicklung verläuft in unserem System zwangsläufig. Wenn die den Schulden gegenüberstehenden Geldvermögen jedes Jahr durch Zinsgewinne wachsen, können diese Zinsgewinne nur dann wieder neu angelegt werden, wenn auch genügend Kreditnehmer da sind, die genau diese Summe als Kredit aufnehmen. Denn: Was einer mehr hat, muss ein anderer weniger haben. Solange also im heutigen System positive Zinsen vorherrschen, muss die Verschuldung exakt um diesen Prozentsatz zunehmen.

      Eine geringere Schuldenaufnahme durch Sparmaßnahmen würde sofort zu einer Wirtschaftskrise führen, weil der Kapitalzuwachs nicht mehr rentabel investiert werden kann. Mit anderen Worten: Geldbesitzer würden nicht mehr investieren. Fazit: Das Zinssystem ermöglicht nicht, sondern erzwingt Verschuldung.


      Der sich selbst antreibende Teufelskreis des fehlenden Geldes

      Die Folgen dieser unheilvollen Entwicklung werden immer dramatischer, je mehr Zeit vergeht. Vor einigen Jahrzehnten war der Schuldendienst noch relativ harmlos. Mit dem durch das Zinssystem bedingten, zunehmendem „Aufschaukeln“ zwischen Kapital hier und Schulden dort wurde das Geld in den Kassen immer weniger. Deshalb fehlt beim Staat, in der Wirtschaft und bei einer großen Mehrheit der Privathaushalte jetzt überall das Geld. Damit kommt es zu einem Teufelskreis:
      " Der Staat reagiert mit steigenden Steuern und Abgaben.
      " Die Wirtschaft entlässt Arbeitnehmer und zerfällt durch immer mehr Insolvenzen.
      " Die Privathaushalte reagieren mit Konsumverzicht.
      " Der Staat ist durch die hohen Kapitalkosten zu Steuererhöhungen gezwungen.
      " Die Wirtschaft ist zur Entlassung von Arbeitskräften gezwungen.
      " Damit sinkt die Kaufkraft der Arbeitnehmer.
      " Die Arbeitnehmer schränken den Konsum ein.
      " Die Unternehmen können immer weniger absetzen und müssen noch mehr Leute entlassen oder die Löhne kürzen.
      " Dadurch wiederum sinkt das Steueraufkommen des Staates und zwingt ihn zu weiteren Steuererhöhungen.
      " Dadurch sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung.
      " Dadurch kommen die Unternehmen immer mehr in Bedrängnis.
      " Dadurch kommt es zu immer mehr Unternehmensbankrotten.
      " Dadurch kommen die Banken in die Krise, weil sie ihre an die Wirtschaft vergebenen Kredite nicht mehr zurück bekommen.
      " Daraus ergeben sich zwangsläufig fallende Aktienkurse: Auch scheinbar sichere Anleihen kommen unter Druck, weil die dahinter stehenden Staaten und Unternehmen ihre Zahlungsfähigkeit verlieren.

      Früher oder später gehen dann die ersten Versicherungen und Banken bankrott. Das Schadensvolumen nimmt dann solche Ausmaße an, dass auch kein Sicherungsfonds mehr für die angelegten Vermögen garantieren kann. So kommt es zu dramatischen Vermögensverlusten und damit zum völligen Einbruch der Kaufkraft. Diese Spirale dreht sich unweigerlich weiter und verstärkt sich dabei von selbst.


      Der gefährliche Irrtum über Geld, das nichts mehr wert ist

      An dieser Stelle machen viele einen schweren Fehler. Sie nehmen an, dass in solch einer Krise irgendwann ein Punkt erreicht wird, an dem das Geld „nichts mehr wert ist“, also auch beim Einkaufen nicht mehr angenommen wird. Viele Menschen glauben also, dass eine Krise automatisch in eine Inflation führen müsse - also zu drastisch steigenden Preisen bei einem Verfall des Geldwertes.
      Doch was passiert denn wirklich, wenn der Teufelskreis sich weiter dreht?
      Wie vorher dargestellt, erzeugt sinkende Kaufkraft Konsumeinschränkung und -verzicht. Unternehmen können darauf nur mit Preisnachlässen reagieren, um überhaupt noch etwas verkaufen zu können. So entsteht aber nicht Inflation, sondern Deflation!
      Zunächst ist es natürlich angenehm, wenn die Preise fallen. Doch auch hier setzt sich ein Teufelskreis in Bewegung: Fallende Preise verführen viele Konsumenten zu der Hoffnung, dass alles noch billiger werde. Fallende Preise führen also automatisch zur Konsumverweigerung und damit zu Unternehmenspleiten und im weiteren Verlauf zu Bankenpleiten siehe oben.


      Die Gewinner und die Verlierer in einer Deflation

      Profitieren von einer Deflation kann nur, wer nicht auf Arbeit angewiesen ist und viel Geld besitzt und also viel kaufen kann. Während der Deflation wächst diese Kaufkraft der Geldbesitzer, je länger diese mit dem Kaufen warten. Auf der anderen Seite verlieren die meisten Menschen, weil ihr Einkommen durch niedrigere Löhne oder Arbeitslosigkeit oder durch Vermögensverlust bei Bankenpleiten sinkt.


      In der Deflation sind Schulden besonders gefährlich

      Viele Menschen glauben, dass es vorteilhaft wäre, in einer Wirtschaftskrise Schulden zu haben, weil ja das Geld dann nichts mehr wert ist (siehe oben). Doch richtig ist genau das Gegenteil. Wer Schulden hat, ist in einer Deflation sehr schnell bankrott, weil Geld in einer Deflation ja nicht weniger, sondern mehr wert ist. Das heißt aber: Auch die Schulden sind mehr wert und werden entsprechend aufgewertet.
      Im Gegensatz zum Geld die Sachgüter wie zum Beispiel Immobilien: Die verlieren an Wert, weil ja das Geld knapp und deshalb mehr wert ist als früher. So kann und so wird es dem verschuldeten Hausbesitzern passieren, dass sein (für die Hypothek als Sicherheit dienendes) Haus soviel an Wert verliert, dass der Kredit damit nicht mehr abgesichert ist. In diesem Fall wird die Bank neue, zusätzliche Sicherheiten verlangen. Wenn diese nicht verfügbar sind, wird das Haus zwangsversteigert. Im schlimmsten Fall kommt dabei ein Kaufpreis heraus, der niedriger ist als die auf diesem Haus lastenden Schulden! Am Ende hat der Hausbesitzer dann kein Haus, aber weiterhin Schulden, die er für dieses Haus aufgenommen hatte.

      Deflation ist die nicht steuerbare Gefahr unseres Schuldgeld-Systems

      Die von der Politik unabhängigen Notenbanken waren schon immer auf die Vermeidung von Inflation eingestellt - nicht aber auf die Vermeidung von Deflation. Selbst wenn eine Notenbank eine Inflation erzeugen wollte, so wäre es ihr gar nicht möglich. Warum? Weil in unserem (Schuld-)Geldsystem neues Geld nur in Umlauf kommt, wenn es von Geschäftsbanken bei der Notenbanken als Kredit aufgenommen wird, den sie an die Kunden weitergeben können. Wenn aber wie jetzt in einer Krise kaum jemand einen Kredit aufnehmen will (weil sich Investitionen nicht lohnen), nehmen auch die Geschäftsbanken keine Schulden bei der Notenbank auf. Die Notenbank kann zwar neues Geld drucken, kann es aber nicht in Umlauf bringen, weil es keiner will. Hier liegt der gravierende Fehler unseres Schuldgeld-Systems. Dass es dazu eine Alternative gibt, wird von der etablierten Wirtschaftswissenschaft nicht wahrgenommen.

      Die absehbare Deflation zeigt schon Flagge

      Inzwischen merkt das auch die Wirtschaft und lässt ihren Werbeagenturen freien Lauf für exzessive Werbung ausschließlich mit dem Argument der Preise: Mit dem Slogan Geiz ist geil macht der Elektronik-Händler Saturn“ seine Niedrigpreise bekannt. Und in der Presse ist zu lesen, dass jetzt sogar „Promis“ in Billigläden wie Aldi, Lidl oder Plus einkaufen. Damit wird der Eindruck von „Normalität“ erweckt, wenn sogar die Reichen jetzt beim Einkauf sparen. Das ist der Beruhigungs-Schnuller, mit dem alles verharmlost wird. Aber eines Tages werden für viele Konsumenten auch die Minipreise zu Maxipreisen geraten: nämlich wenn auch ihr Einkommen zum Mini-Einkommen verkommen ist. In der zehn Jahre währenden Deflation der dreißige Jahre in den USA standen Menschen auf den Straßen mit Schildern wie „Mache jede Arbeit für einen Dollar am Tag“.


      und dann Stormy:


      Deflation – Inflation: Ein Szenario

      Bedingt durch den Globalisierungsdruck, Überkapazitäten, Sparzwang und Käuferstreik wird die Deflation in den nächsten Jahren unser Wirtschaftssystem bedrohen. Die Preise fallen und Arbeit wird immer billiger und knapper mit den entsprechenden Folgen für die Sozialsysteme. Später, wenn die die Staatspleite akut wird und der Preisdruck von der Rohstoffseite zunimmt (vor allem durch knappes Öl), geht die Deflation wahrscheinlich in Inflation über.

      Wer z.B. ein Haus kaufen will, sollte (wenn ich recht hätte) jetzt sein Pulver trocken halten. (Wer zu früh kauft, den bestraft das Sonderangebot). In wenigen Jahren würde der Markt dann mit Immobilien überschwemmt, weil überschuldete Häuslebauer zu jedem Preis verkaufen müssten. Wenn dann die Inflation kommt, können Immobilien Werte konservieren. Gold wäre zunächst auch eine Alternative (wenn es noch was nutzt)!

      Das Aufeinanderfolgen von Deflation und Inflation ist vor dem zweiten Weltkrieg schon einmal ähnlich abgelaufen. Es muss keinen neuen Weltkrieg geben aber wir werden wahrscheinlich Bundeswehreinsätze im Inneren sehen, wenn " die Systeme" nicht mehr tragen und der bürgerliche Mittelstand in Existenzpanik gerät. Die Bürgerüberwachung wird ja schon aufgerüstet. Ebenso die Einlullung der Menschen durch " Tittiytainment" , Medientrash, Schönfärberei und „Massenverfettungswaffen" .

      Was sich nicht bestimmen lässt ist das Timing der Entwicklung. Der „Deflations-Tanker“ ist noch träge und die „Schuldeneinheizer“ kommen mit dem feuern noch nach, aber von einem bestimmten Punkt an, könnten sich die Ereignisse überschlagen.

      Wir haben die Welt vom Kommunismus befreit – jetzt setzen uns die entfesselten Kräfte unter Deflationsdruck. Die Chinesen arbeiten für ca. 70 Cent die Stunde, sie kennen kaum soziale Absicherung und Umweltstandards. Auch in Indien und Osteuropa wird „saugünstig“ produziert. Diese Kosten-Schere können wir durch Reformen nicht (auch nicht annähernd) schließen. Bei uns sind die Strukturen halt „sauteuer“. Die Reförmchen wirkten wie eine Fahrradbremse am ICE. Wenn wir beispielsweise Pensionen kürzen und dies wiederum Deflationsdruck, weil die Binnennachfrage weiter in die Knie geht.

      Wir befinden uns in einer Zwickmühle, in die wohl jede sich entwickelnde Gesellschaft auf Dauer gerät (wie schon die alten Römer). Marktwirtschaftliche Systeme benötigen durch den Zinsdruck (man muss immer mehr zurückzahlen als man sich geliehen hat) ständiges Wachstum. Ständiges Wachstum frisst sich jedoch am Ende selbst, oder stößt an Grenzen. Es gilt das universelle Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Ob beim Bierkonsum oder beim Wirtschaftswachstum, irgendwann kommt der Kater. Auch Kebszellen, die sich in ihrem „Wirt“ exponentiell wachsen, werden am Ende Oper ihres Wuchers. Es gibt Grenzen für alles. So ist es logisch, dass die Schwellenländer mehr Wachstumspotential haben als das ausgewachsene Deutschland. Mein 8-jähriger Sohn hat auch mehr Wachstumspotential als ich. Weil wir jetzt offensichtlich Grenzen erreicht haben, was die Verschuldung und den Umfang der Sozialsysteme angeht, werden Reformen angemahnt. Ohne drastische Reformen crashen die Systeme - dies wird zu Recht festgestellt. Doch durch drastische Reformen wird der Kreislauf ebenfalls abgewürgt. Denn wenn in Deutschland alles " halbiert" wird, können die Systeme (Renten, Gesundheit, Arbeitslosen- und Sozialhilfe) nicht überleben. Die Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen würden ebenfalls zusammenbrechen. So haben alle irgendwie Recht. Es stimmt, dass wir sparen müssen und Kosten senken sollten. Es stimmt allerdings auch, dass Autos keine Autos kaufen. Es stimmt nach Keynes, dass der Staat in Schwächphasen als Ersatznachfrager Schulden aufnehmen und investieren sollte um Deflation zu verhindern. Es stimmt aber auch, dass uns die Schulden und die Zinsen längst erdrücken. Ich befürchte, es gibt keine Lösungen außer drastischer Kontraktion und Systemzusammenbrüchen bedingt durch die " normative Kraft des Faktischen". Der Prozess läuft bereits und hat den " point of no return" wohl schon überschritten. Ohne die Behebung des Systemfehlers „Zinseszins“ muss jede Volkswirtschaft früher oder später vor die Wand fahren!
      Fehler im System – die Zinsfalle!
      Um etwas zu "unternehmen" benötigt ein Unternehmer Kapital. Dieses Kapital besorgt er sich am Kapitalmarkt, in der Regel über die Geschäftsbanken. Durch die Zinsen und Zinseszinsen muss immer mehr zurückgezahlt werden, als sich der Investor geliehen hat. Diesen Mehrwert, den sich die Kreditgeber als Risiko- und Opportunitätsprämie (man hätte ja auch etwas anderes mit dem verliehene Geld anfangen können) zusätzlich zur Netto-Kreditsumme zurückzahlen lässt, muss der Unternehmer mindestens zusätzlich erwirtschaften. Damit er nicht Pleite geht, muss seine Investition Wachstum hervorbringen. Da diese Spirale aufgrund der am Ende exponentiellen Wirkung (Kettenbriefsystem) irgendwann (historisch ca. alle 70 Jahre) an Grenzen stößt, weil Märkte gesättigt sind und Schulden und Vermögen an verschiedenen Polen akkumulieren (Reiche werden immer reicher - Arme immer ärmer), muss das System am Ende zusammenbrechen. Es sieht so aus, als ob es bald wieder so weit ist. Die Massenkaufkraft geht sichtbar den Bach runter, weil „die Masse“ immer mehr für die Zinsen der Kapitalvermögenden arbeiten muss. Kapital unterliegt im Gegensatz ur Arbeit (man muss seinen Lebensunterhalt verdienen) keinem Angebotszwang. Um dass zu verhindern, müsste man ruhende oder spekulierende Kapitalvermögen belasten. Nur so wird es motiviert, in den Wirtschaftskreislauf investiert zu werden, anstatt „Wertschöpfung“ (shareholder-value) abzusaugen.
      Die Politik kann machen was sie will - der Zinsstaubsauger legt uns trocken, sodass am Ende Deflation oder Stagflation die Oberhand gewinnen. Dieser Prozess läuft bereits auf Hochtouren, am Übergang zur exponentiellen Phase.
      Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, dass dieser offensichtliche Systemfehler kaum thematisiert wird.
      Die Demografie (Kindermangel) wirkt als Multiplikator unser Probleme ebenso wie unserer Rohstoffabhängigkeit und der Verfall unseres Innovations-Vorsprungs. Umweltverramschung und Plünderungskosten kommen hinzu. Aber auch dies sind Kosten, die noch auf die Zukunft abgewälzt werden können und bisher schwerpunktmäßig in anderen Kontinenten entstehen.

      Viele Arbeitsplätze in Deutschland stehen an der Klippe. Da reichen 4-5 Jahre Deflation um die Lichter auszublasen. Bei vielen geht es auch noch schneller. Als Unternehmensberater für KMU`s erlebe ich diese Entwicklung aus der Nähe. Die industrielle Basis und somit das Rückgrat unserer Wertschöpfungskette wird mit der Abrissbirne behandelt.
      Besuchen Sie doch mal wieder einen Baumarkt und schau was da noch " Made in Germany" ist. Dumpingpreise überall! Beinahe jeden Tag hört man von Firmenverlagerungen und Stellenkürzungen.

      Eine Dienstleistungsgesellschaft ohne starke industrielle Basis kann die notwendigen Wachstumsraten für eine Systemstabilisierung nicht liefern. Der Rettungsversuch nach dem Motto „Du schneidest mir die Haare, dafür repariere ich Deinen Zaun“ gleicht einem Perpetuum Mobile. Die gleichen Konzerne und Politiker die einst vollmundig von der „Dienstleistungsgesellschaft“ gesprochen haben, legen die Axt just an dieser Stelle an, und kürzen des kurzfristigen Profites willen, Service und Dienstleistungen.
      Inzwischen wandern viele Dienstleistungen, wie zum Beispiel Call-Center, ebenfalls ins Ausland aus, oder werden durch Software wegrationalisiert.
      Selbst Teiglinge für Brötchen werden inzwischen aus Polen importiert und hier verramscht. –es entstehen Discount-Bäckereien und Discount-Kneipen. Auch wenn der „Geiz ist geil – Wahnsinn“ nachlässt, der Sparzwang wird bleiben. Wir werden am Standort Deutschland nicht billig produzieren können. Die vorhandenen, für unsere Wirtschaft notwendigen Strukturen und Lebenshaltungskosten lassen das nicht zu, auch wenn wir den Gürtel enger schnallen. Wenn sich gleichzeitig die Innovationsfähigkeit weltweit nivelliert, werden sich die Wohltandsniveaus ebenfalls anpassen. Wer dabei „von unten“ kommt hat damit kaum Probleme. Eine drastische Anpassung „nach unten“, wie sie für Deutschland und andere westliche Länder ansteht, beinhaltet das Risiko von „Verwerfungen“.

      Wenn der Staat sich nicht seit vielen Jahren exponentiell verschulden würde (es handelt sich auch dabei um ein Kettenbriefsystem), um das wachsende Wertschöpfungsdefizit auszugleichen, wäre längst Schluss mit lustig. So konnte das böse Erwachen seit vielen Jahren in die Zukunft verlagert werden wobei sich die Fallhöhe ständig vergrößert, bis der Zinseszinseffekt am Ende seine Sprengkraft entfaltet. Die angehäuften Schulden werden wohl niemals zurückgezahlt und deshalb wird es einer meiner Meinung nach mit einer Inflation enden. Wir haben einen langen Boom hinter uns, der mit der „New-Economie-Manie“ endetet. Die Folgen sind noch nicht annähernd verarbeitet. Die Wirtschaft wird weiterhin, auch in den USA, künstlich am Leben erhalten. Dort wurde die Geldpresse bereits angeworfen. Die Amerikaner kaufen vor allen in Japan und China Dinge die sich nicht brauchen, mit Geld welches sie nicht haben. Die Folge ist ein gigantisches Außenhandelsdefizit der Amerikaner. Zum Ausgleich und um den Kreislauf aufrecht zu halten kaufen China und Japan amerikanische Staatsanleihen. Aber die Käufe reichen längst nicht mehr, was den Dollar unter Druck setzt. Auch hier handelt es sich um ein Kettenbriefsystem mit Verfallsdatum. Kommt diese Pumpe zum Stillstand, könnte dies auch der noch fehlende „Trigger“ für den Knock-out in Europa bedeuten. Ein platzen der Immobilienblase wird einen ähnlchen Effekt haben.

      Was wir jetzt z.B. an den Börsen sehen ist eine Echo-Rallye, getrieben durch die "Schön-Wetter-Generationen", die sich außer ständigen Wohlstandsvermehrungen und Depotzuwächsen, unterbrochen von kleinen "Konsolidierungen" nichts anderes (schon gar keinen Kondratieff-Winter) vorstellen können.

      Ausgang ungewiss aber wenig wird bleiben wie es ist!

      Vielleicht ist Abschottung auf niedrigerem Niveau eine Lösung - aber auch dieser Gedanke gefällt mir nicht. Besser wären Lösungen im Weltmaßstab - aber wir bekommen ja nicht mal unsere Bundesländer unter eine Decke.
      Die USA suchen die Lösung inzwischen in geopolitischen Kriegen. Es geht also schon ums "Eingemachte". Billiges Öl wird knapp – schneller als es vielen bewusst ist. Das werden wir auch bald noch viel stärker spüren.



      Gruss
      stormy (expecting stormy times)
      Avatar
      schrieb am 05.08.04 20:21:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die eine Theorie schliesst die andere nicht aus. Die Deflationstheorie passt phasenweise ja in die Inflationstheorie. Sehr gute Texte !!
      Avatar
      schrieb am 06.09.04 19:05:45
      Beitrag Nr. 3 ()
      Stormys Theorie werde ich mir auch mal zu Gemüte führen - bei einer guten Zigarre und einem schwarzen Espresso:)

      Danke:kiss:
      Avatar
      schrieb am 11.12.04 20:54:36
      Beitrag Nr. 4 ()
      Artikel aus 02/2004 sollte die Idee doch noch wahr werden ???

      Dollarschwäche: Öl nur noch gegen Gold

      Auf einer Konferenz in der Zwei-Millionen-Stadt Jiddah am Roten Meer empfahl der frühere malaysische Regierungschef Mahathir den Saudis, künftig ihr Öl nur noch gegen Gold zu verkaufen. «Der Ölpreis liegt bei 33 Dollar, aber der Dollar ist gegen den Euro um 40 Prozent gefallen, so dass sie effektiv nur 20 Dollar bekommen. Sie werden also übers Ohr gehauen», sagte Mahathir und bekam gewaltige Ovationen.

      Mahathir, der in der islamischen Welt grosses Ansehen geniesst, schlug vor, alle Länder sollten jeweils zum Jahresende die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren in Gold begleichen und dafür den Gold-Dinar verwenden - eine goldgedeckte Währung, die in geringem Umfang bereits existiert. Für die USA ist Mahathirs Vorstoss ein :eek: ungeheuerlicher Affront. Denn die Dollar-Hegemonie beruht ja gerade darauf, dass Öl in Dollar abgerechnet wird, also in einer Währung, die die Amerikaner in beliebiger Menge selbst herstellen können. Eine Rückkehr zum Gold würde auch bedeuten, dass die USA ihre Rüstung selbst finanzieren müssten.

      Sie könnten dann ihre Defizite nicht mehr auf den Rest der Welt abwälzen. Kaum anzunehmen, dass es die Saudis riskieren, die amerikanische Supermacht derart herauszufordern.

      Dies schreibt der gewöhnlich sehr gut informierte Publizist Bruno Bandulet, in: Gold & Money Intelligence, Februar 2004


      Artikel 3: Zeit-Fragen Nr.4 vom 2.2.2004, letzte Änderung am 2.2.2004
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