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    Gigantischer Hedgefonds Skandal in der Schweiz -> 1 Milliarde CHF futsch? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.10.04 20:36:19 von
    neuester Beitrag 01.11.04 07:56:23 von
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      schrieb am 31.10.04 20:36:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      DO, 21. OKTOBER 2004 - 12:00



      Behring hinter Gittern



      Seit Dienstag sitzt der Basler Financier Dieter Behring in Haft. Die Wirtschaftsfahnder hegen einen schweren Verdacht: Es geht um den grössten Betrugsfall seit der Pleite von Werner K. Rey.

      von Leo Müller

      Besucher waren an der Petersgasse 34 in der Basler Altstadt jahrelang herzlich willkommen, sogar heiss begehrt. Privatinvestoren kamen, um ihr Erspartes dem Hausherrn abzuliefern. Banker schauten vorbei, um das Wunder von Basel mit eigenen Augen zu bestaunen. Vermögensverwalter gaben sich die Klinke in die Hand, weil sie beim Rotieren der zauberhaften Geldmaschine des Hausherrn mitverdienen wollten.Seit einigen Tagen spielen sich vor dem schmucken Büro- und Wohnhaus des Basler Börsenkünstlers Dieter Behring, 49, jedoch dramatische Szenen ab. Investoren baten verzweifelt um Einlass. Sie schellten vergebens. Der Briefträger brachte unfreundliche Anwaltspost. Und drinnen standen die Telefone nicht mehr still, weil Anleger entnervt fragten, wann der Zins fürs letzte Quartal eintreffe oder wann endlich die per 30. September gekündigten Einlagen ausgezahlt würden.

      Den Höhepunkt erlebten Herr und Frau Behring am Dienstag um 7 Uhr in der Früh. Kriminalbeamte in grosser Zahl baten sehr bestimmt um Einlass, mit einem Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss in der Hand. Im Volumen eines Zügelunternehmens räumten sie die Regale leer und nahmen die Computer mit.Dieter Behring, der selbst ernannte Hedge-Fonds-Manager, musste mit aufs Amt. Er wurde vorläufig festgenommen. Gegen ihn liegt der schwer wiegende Verdacht des Anlagebetruges in einer nicht alltäglichen Grössenordnung vor. Die Ermittler gehen von «einer Vielzahl von geschädigten Personen und einem Verlust des Anlagekapitals im Umfang von mehreren hundert Millionen Franken» aus.

      Die Fahnder stellen sich auf langwierige Untersuchungsarbeiten ein. Internationale Rechtshilfeverfahren erscheinen unumgänglich. Allein die Auswertung der Beweismittel, die am Dienstag in den Kantonen Basel, Aargau und Zürich sichergestellt wurden, wird Monate dauern. Strafverfolger aus Basel-Stadt und Zürich und die Bundeskriminalpolizei sind involviert.

      Ein Fall für Bundesanwalt Valentin Roschacher, da sind sich die Fahnder einig. Schon allein auf Grund der Grösse des Falles, aber auch wegen der internationalen Dimension wird die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernehmen müssen. «Wir sind nur für den ersten Angriff im Einsatz», bestätigt Markus Melzl für die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.

      Weit mehr als tausend Kunden wurden angeworben

      Im Fahnder-Visier befinden sich laut CASH-Recherchen auch die Basler Vermittler der Behring-Anlagevehikel, Jean Kämpf und Beat Bangerter (siehe Box), sowie der Basler Wirtschaftsanwalt Peter Weibel mit Wohnsitz im Elsass.

      Behrings viel bejubeltes Börsenhandelssystem ist zusammengebrochen, sein Sturz droht zum grössten Wirtschaftskrimi des Jahrzehnts zu werden. Über Jahre hinweg hat er weit mehr als tausend Kunden in seinen Präsentationsveranstaltungen begeistert - und die meisten waren überzeugt. Ein Insider schätzt nach seiner Beobachtung, dass mehr als zwei Drittel der Teilnehmer investiert haben. Persönliche Finanzdramen künden sich an. Für die heisse Anlage mit den versprochenen Traumrenditen haben sie mitunter Darlehen aufgenommen, Hypotheken und Pensionskassenvermögen verpfändet. Institutionelle Kunden wie Pensionskassen und Versicherer waren mit hohen Beträgen investiert.

      Allein Behrings Alto-Fund hatte im Mai 93,7 Millionen Franken Kundenvermögen. Hinzu kamen Anlagevehikel unter den Namen Alpine, Realto, Solo, HNI Cap, Cedux, Secu Value, RS Fixed und Melbury. Geld wurde auch über zweifelhafte Darlehensverträge, Treuhandverträge und über Aktienzeichnungen gesammelt.

      Im Sommer 2003, seinem besten Jahr, hat er gegenüber Managern der deutschen Bank Sal. Oppenheim erklärt, 1,6 Milliarden Franken Kundenvermögen zu verwalten. Zuletzt nannte er den Betrag von 580 Millionen. Ob es Bluff war oder nicht, das weiss derzeit niemand.

      Wenn sich der Ermittlerverdacht erhärten sollte, dürfte sich der Fall Behring als grösster Betrugsfall seit Werner K. Rey entpuppen. In Basel spricht man bereits vom «Behring-Gate».Stolz hatte der Financier am Rheinknie die Wertschriftenbewertung seiner Holdingfirma herumgereicht. 88,7 Millionen Franken Ertrag wurden binnen zweier Jahre registriert. Behring kaufte Brokerhäuser und Banken. Die Zürcher Redsafe-Bank wurde liquidiert und steht nun unter Beobachtung der Eidgenössischen Bankenkommission.

      Seine Privatbank Behring & Eberle in Liechtenstein wird dem Finanzplatz womöglich eine Premiere der besonderen Art bescheren. Falls sich der Betrugsverdacht bewahrheitet, dürfte das von Behring eingebrachte Aktienkapital aus deliktischer Herkunft stammen und würde wegen Geldwäschereiverdachts arrestiert - und somit das Geldhaus dichtgemacht werden.

      Prominente aus Kunst und Politik sonnten sich in der Umgebung des steinreichen Finanzjongleurs. Die Basler SP-Politikerin Anita Fetz nahm dankbar eine Wahlkampfspende entgegen und darf jetzt über die Herkunft des Geldes grübeln. PR-Aktivisten verpulverten Spitzenhonorare für die fragwürdige Medienbegleitung von Behrings undurchsichtigen Winkelzügen, mit denen er seine Vermögenswerte zu verschachern trachtete.

      Das grosse Geld machte Behring offenbar über einen cleveren Kniff. Er «verdiente» in erster Linie nicht über Managementgebühren und Vermittlungsprovisionen, sondern mit Lizenzgebühren für seine Börsenhandels-Software, die er den angeblich unabhängigen Fondsgesellschaften auf den Bahamas in Rechnung stellte. Gewaltige Rechnungen, die jetzt von den Strafermittlern untersucht werden. Sie mutmassen, dass Behrings Cash-Transfer direkt aus den Neugeldern der Kunden gespeist wurde. Somit sei lediglich für die regelmässige Renditezahlung von 12 Prozent per annum genug Geld da gewesen - ein lockerer Cash-Pool für die Betreiber statt vollmundig behaupteter Performancezahlen.

      Pfiffig hatte sich Behring, als der Mediendruck grösser wurde, aus der Affäre gezogen. Er sei gar kein Hedge-Fonds-Manager, er liefere lediglich die Software. Die Investoren müssten sich an der Fondsmanagerin Moore Park auf den Bahamas schadlos halten.

      Nach CASH-Recherchen besteht inzwischen jedoch der schwer wiegende Verdacht, dass das Geld der Investoren in Wirklichkeit nicht in Fondsgesellschaften auf den Bahamas landete, sondern dort nur durchgeschleust wurde. Über mehrere Zwischenstationen konntes es bis auf auf Konten der Firma Moore Park Investments Inc. auf den britischen Jungferninseln verfolgt werden. Als deren Repräsentant trat gegenüber den Investoren stets der Genfer Pleitier Raymond Pousaz auf. Bis zuletzt vertröstete er sie, versprach den Aussteigern Bares.

      Anfang Oktober musste Pousaz bei der Bank Sarasin persönlich erscheinen, um zu rapportieren. Dort hatte die Moore Park laut Auskunft der Bank nämlich «ein Konto, auf welchem Zinszahlungen und der Kauf respektive Verkauf von Moore-Park-Notes für Kunden eines externen Vermögensverwalters verbucht werden».

      Der Krisentermin verlief unerfreulich. Pousaz konnte versprochene Testate für die Fondsfirmen nicht liefern. Es sei kein Einblick in alle Konten gewährt worden. Behring habe die Generalvollmacht. Pousaz verwies Ende September die Anleger an Behring. «Die Bereitstellung der erforderlichen Mittel für die Rückführung» der gekündigten Einlagen erfolge durch die «verantwortliche Tradergruppe, angeführt von Herrn Dieter Behring».

      Behrings karibischer Statthalter: Moore Park hat kein Geld

      Am Montag, wenige Stunden vor der Fahndungsaktion, erklärte Pousaz einem Investorenvertreter per Fax, dass Behrings Revisor, der Treuhänder Arthur Buck, die Zahlungen bis zum 18. Oktober versprochen habe. Doch das Geld sei bis «18.00 Uhr Schweizer Zeit» nicht eingetroffen.

      Die Anleger fühlen sich verschaukelt. Doch offenbar müssen sie ihren Schuldner nun in Basel suchen. Denn die am 23. September 1998 gegründete Moore Park darf als «International Business Company» auf der Insel gar keine Geschäftstätigkeit ausüben. Domizilgeber der Briefkastenfirma war die Jungferninsel-Tochter der grossen Treuhandgesellschaft ATU, die ihren Hauptsitz in Liechtenstein hat.

      Diese hat laut einem CASH vorliegenden Schreiben ihrem Kunden, der die Moore Park einrichten liess, das Domizil schon am 22. Juli 2004 gekündigt - mit sofortiger Wirkung. Der Kunde wurde darauf hingewiesen, dass er den Behörden binnen 90 Tagen einen neuen Domizilgeber mitteilen muss. Ein unfreundlicher Akt.

      Adressat des Schreibens ist der Basler Wirtschaftsanwalt Peter Weibel, langjähriger juristischer Wegbegleiter Behrings. Weibel taucht in Behrings Präsentationspapieren als Gründer einer Karibik-Firma auf. Weibel stimmte die Erklärungen von Moore Park im Hintergrund ab. Laut einer CASH vorliegenden Schuldnerauskunft plagten den Anwalt noch 1999 gewaltige Altlasten aus unglücklichen Geschäften. 20,5 Millionen Franken Schulden waren verzeichnet. Doch seit einigen Jahren scheint es im Hause Weibel wieder aufwärts zu gehen. Der Anwalt wurde am Dienstag einvernommen, aber wieder freigelassen.

      Die Suche nach den Geldern könnte nervenaufreibend werden. Der Zürcher Anwalt Lucius Richard Blattner, ein Spezialist auf dem Gebiet der Betrugsbekämpfung, ist als Investorenvertreter im Fall Behring aktiv geworden: «Leider treffen wir bis anhin alle typischen Merkmale eines Anlagebetrugsfalles an. Wir müssen uns durch das verworrene Dickicht der Briefkastenfirmen durchkämpfen, um das Geld der Investoren zurückzuholen.»

      Investoren, denen der Spass noch nicht vergangen ist, können noch auf das Glücksspiel setzen. Pousaz, Behrings Statthalter auf den Bahamas, hat im Juli 2001 und im März 2002 Internetcasinos registrieren lassen. Unter www.casino770.com kann gesetzt werden. Die Registrierungsdaten für die virtuelle Spielbank kann man getrost vergessen: West Bay Street, New York, B 12407 Belize - eine Fantasieadresse.

      Vermittler-Prosa

      Dutzende Vermittler, zumeist ehemalige Versicherungsagenten, boten die Behring-Produkte feil. Viele von Ihnen haben auch persönlich investiert und zählen zu den mutmasslichen Geschädigten. Im Visier der Ermittler sind jedoch die eifrigsten Verkäufer der Behring-Fonds. Dazu gehören die Treuhänder Buck und Brunner in Wallbach AG, der rührige Salesman Willy Wüthrich aus Kleinandelfingen sowie die Agentur Kämpf, Bangerter und Partner. «Ihre Performance macht Sie krank?», fragte die Vertriebsagentur vor zwei Jahren auf ihrer Website und wusste die Antwort: «Wir haben ein Mittel dagegen. Zu Risiken und Nebenwirkungen rufen Sie die untenstehende Rufnummer an oder fragen Ihren Arzt oder Apotheker.» In Aktien ihrer KB & P Consulting AG konnten die Anleger direkt investieren. Jean Kämpf ist inzwischen unter die Galeristen gegangen.

      Nachdem CASH im Juni enthüllt hatte, dass Anlagevehikel des Behring-Systems auf den Bahamas katastrophal testiert wurden, verschickte die Firma einen Brief zur Beruhigung an die Kunden. 70 Prozent des Kapitals seien «keinem Risiko ausgesetzt», schrieb sie, «für Sie heisst das, dass Sie sorgenfrei die gesteckten Anlageziele erreichen.»


      quelle: http://www.cash.ch/index.php?Id=432&tk=88&news_id=46016&kat_…
      Avatar
      schrieb am 01.11.04 07:56:23
      Beitrag Nr. 2 ()
      Moin,
      ;)
      Hedge-Fonds sind nun mal hochspekulative Wettgeschäfte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf Totalverluste. Eine Zeitlang mag die Sache scheinbar gutgehen, wenn Börenphasen mit eindeutigen Trends vorherrschen. Aber das Geld muß ja irgendwo herkommen und bei Hedge-Fonds stammt es nun mal aus den Taschen anderer Anleger. Allein die Bezeichnung "Hedge"-Fond ist ja im Grunde der reine Hohn.
      Ehrlicher ist es m.E. noch Optionsscheine zu kaufen. Die manipulieren je nach Menge zwar auch die Kurse der Basiswerte, aber immerhin weiß jeder um das Risiko. Außerdem trägt die emittierende Bank einen Teil des Risikos (das nicht immer voll abgesichert sein kann), was sich dann im Eigenhandelsergebnis ausdrückt.
      Der Hedge-Fonds ist dann einfach pleite, die "Manager", im geschilderten Falle aus der Schweiz vielmehr die Betrugsverantwortlichen kommen mit relativ geringen Strafen davon und sind merkwürdigerweise niemals arme Leute.
      :(

      Gruß q.


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