Marsh & McLennan meldet Gewinneinbruch im dritten Quartal - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
neuester Beitrag 12.11.04 17:41:57 von
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Der Nettogewinn lag im Berichtszeitraum bei
Der Konzernumsatz konnte gegenüber dem Vorjahresquartal um 5 Prozent auf 3,00 Mrd. Dollar zulegen, was im Bereich der durchschnittlichen Analystenschätzung von 3,03 Mrd. Dollar liegt.
Im Rahmen der geplanten Restrukturierung des Konzerns kündigte Marsh & McLennan die Entlassung von insgesamt 3.000 Mitarbeitern an, was 5 Prozent der gesamten Belegschaft entspricht. Für das kommende Halbjahr geht der Konzern von Restrukturierungskosten in Höhe von 325 Mio. Dollar vor Steuern aus.
Für das laufende Quartal erwarten Analysten einen Gewinn von 59 Cents je Aktie sowie einen Erlös von 3,12 Dollar.
Die Aktie von Marsh & McLennan verliert im vorbörslichen Handel an der NYSE aktuell 3,87 Prozent auf 26,30 Dollar.
Wertpapiere des Artikels:
MARSH & MCLENNAN COMPANIES, INC.
Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),14:16 09.11.2004
Nachstehend findet ihr den betreffenden Artikel:
Autor: Stefan Heibel iWatch.free
04. Marsh McLennan
**************************************************************
Vor zwei Wochen habe ich Ihnen ueber die Vorwuerfe des New Yorker
Generalstaatsanwaltes Eliot Spitzer gegen den weltgroessten
Versicherungsmakler Marsh McLennan bericht. Ich hatte damals
geraten, die Finger vorerst von diesen Aktien zu lassen.
Inzwischen bin ich auf Informationen gestossen, mit denen ich mit
ein Bild ueber die kuenftige zu erwartende Entwicklung der Aktien
von Marsh McLennan (MMC) machen konnte.
Die Aktien von MMC waren zum damaligen Zeitpunkt bereits von $46
auf $29 gefallen. Anschliessend setzte sich der Sturz noch bis
auf $23 fort. Inzwischen hat sich der Kurs wieder auf $27,6
erholt. Was steckt hinter der Geschichte, die den Marktwert des
weltweit groessten Versicherungsmaklers binnen weniger Tage um 50
% - oder in absoluten Zahlen $15 Mrd. - abstuerzen lassen kann?
Hat Spitzer vor, dieses Unternehmen, genau wie Arthur Anderson,
platt zu machen?
Ich war gestern im Zug unterwegs von Duesseldorf nach Frankfurt
und traf im Bordtreff einen gut informierten Mitreisenden, der
meine Aufmerksamkeit auf einige Ungereimtheiten in diesem Fall
lenkte. Ich habe daraufhin heute nochmals die ganze Geschichte
von Marsh McLennan und Eliot Spitzer aufgearbeitet.
Insgesamt hat Spitzer nun schon dreimal Vorwuerfe gegen MMC
erhoben. MMC besteht im wesentlichen aus drei Einheiten:
Versicherungsmakler Mash, Fondsgesellschaft Putnam sowie
Personalberatung Mercer.
Der erste Vorwurf betraf das "Late Trading" bei Putnam. Darunter
versteht man den verkauf von Fondsanteilen zu Kursen der
Vergangenheit.
Fondskurse werden einmal am Tag festgestellt. Der tagesaktuelle
Kurs ermittelt sich aus den aktuellen Kursen der im Portfolio
befindlichen Papiere, zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wenn der
aktuelle Kurs beispielsweise um 12 Uhr Mittags festgestellt wird,
dann werden alle enthaltenen Aktienkurse von 12 Uhr zugrunde
gelegt, damit ein Portfoliowert ermittelt und anschliessend durch
die Anzahl der Fondsanteile geteilt. Das Ergebnis ist der
Fondskurs dieses Tages.
Alle Kunden, die bis um 12 Uhr Fondsanteile gezeichnet haben,
erhalten den Fonds zu diesem Tageskurs. Alle Kunden, die erst
nach 12 Uhr zeichnen, erhalten den Tageskurs den Folgetages.
Stellen Sie sich vor, ein Putnam Fondsverkaeufer erhielt am Abend
noch einen Anruf, sagen wir einmal im Maerz letzten Jahres, und
der Kunde am anderen Ende der Leitung teilt ihm mit, dass er noch
dringend einige Millionen Dollar in einen Fonds schieben muesse.
Stellen Sie sich vor, das war der Tag, an dem die USA den Krieg
gegen den Irak begonnen hatten.
Am Folgetag haben die Aktienboersen mit einem Kursplus von 3 %
eroeffnet. Der Kunde wuerde also normalerweise die Fondsanteile
zum Preis des Folgetages erhalten, und der waere rund 3 % hoeher
als einen Tag zuvor.
Waere es nicht toll, wenn der Kunde noch den Kurs des Vortages
erhalten koennte? Waere es nicht sowohl fuer den Kunden toll,
wenn er gleich vom Start weg 3 % im Plus laege, sowie fuer den
Fondsverkaeufer toll, einen weiteren zufriedenen Kunden zu haben?
Und wem wuerde man dadurch schaden?
Es kam bei Putnam haeufiger vor, dass also der Fondsverkaeufer
den Kunden noch zum alten Kurs per Formular aufgenommen hat.
Gegenueber dem Chef half eine Erklaerung, dass man das
Bestellformular einfach uebersehen und nicht rechtzeitig
abgegeben haette und schwups, schon war der Kunde 3 % im Plus,
der Verkaeufer hat einen zufriedenen Kunden mehr.
Spitzer deckte jedoch die gesamte Rechnung dieser Betruegerei
auf: Das Kapital, das der Kunde zu so spaeter Zeit beisteuerte,
liegt ueber Nacht in bar herum. Der Kurssprung von 3 % in Aktien
am naechsten Tag wird also nicht voll auf den Portfoliowert
uebertragen, denn das Neukapital des Kunden profitiert als
Bargeld nicht von dem Kurssprung. Der Fondskurs springt dadurch
nicht um 3 %, sondern nur um etwas weniger, vielleicht 2,9999%.
Den Verlust haben die Altkunden zu tragen, doch die merken das
kaum.
Unterm Strich bleibt die Feststellung, dass hier betrogen wurde
zugunsten von Grosskunden, natuerlich wieder einmal zum Nachteil
der breiten Masse.
Der CEO von Marsh McLennan, Greenberg, einigte sich mit Eliot
Spitzer auf eine Ausgleichszahlung von $110 Mio. Ich kann leider
nicht abschaetzen, wie hoch der tatsaechliche Schaden war, der
durch diese Praxis entstanden war. Nehmen wir einmal an, dass
Spitzer sich nicht billig hat abspeisen lassen.
Marsh McLennan fuehlte sich jedoch zu hart bestraft. Es wurde
recht schnell die vorgeworfene Praxis zugegeben, betroffene
Mitarbeiter wurden entlassen und Aenderungen, die ein solches
Verhalten in der Zukunft unterbinden, wurden eingefuehrt. Warum
wurden andere Wettbewerber, die aehnliche Vorfaelle aufwiesen,
nicht gleichsam hart bestraft?
Der zweite Vorwurf von Spitzer betraf den ehemaligen Chef der New
York Stock Exchange NYSE (New Yorker Boerse) Dick Grasso. Ihm
warf Spitzer vor, er habe unmoralisch hohe Provisionen kassiert,
obwohl Millionen von Kleinanlegern an seiner Boerse in den Jahren
2000 und 2001 viel Geld verloren hatten. Grasso hatte rund $150
Mio. an Provisionen kassiert, eine Summe, die in meinen Augen
tatsaechlich ausserhalb von moralischen Werten steht.
Aber auf der anderen Seite hatte Grasso einen Vertrag
ausgehandelt, darin waren feste Provisionssaetze vereinbart und
er hatte dann das Glueck einer historischen Boersenrallye und
konnte sich dadurch ueber einen Geldsegen unvorstellbaren
Ausmasses freuen. Das mag unmoralisch sein, ist aber nicht
unrechtmaessig. Ich weiss jedoch nicht, was ein Oberstaatsanwalt
mit einer solchen Sache zu tun haben sollte.
Vielleicht laesst sich ja ein Zusammenhang zu Marsh McLennan
herstellen? Tatsaechlich. Der Geschaeftszweig Personalberatung
von McLennan hatte damals Grasso bei seinen Vertragsverhandlungen
beraten. MMC war also auch bei dieser Geschichte an vorderster
Front in den Medien mit schlechten Schlagzeilen versehen.
Der juengste Vorwurf, den ich Ihnen vor drei Wochen beschrieb,
bezog schliesslich die dritte Sparte mit ein: Das
Versicherungsgeschaeft. MMC vertreibt als unabhaengiger Makler
Versicherungspolicen.
Nun wurde entdeckt, dass es unter en 40.000 Mitarbeitern einige
gab, die bei komplexen Policen Absprachen vornahmen. Stellen Sie
sich vor, ein Kunde beschreibt sein spezielles
Versicherungsbeduerfnis und sagt seinem Makler, dass er dafuer
kalkuliert hat beispielsweise rund $1.000 zu zahlen.
Nun holt sich der Makler bei verschiedenen Versicherungen
Angebote ein und stellt fest, dass die eine Versicherung diese
Versicherung zu 800 ? anbieten kann. Wenn der Makler mit dem
Versicherungsvertreter gut bekannt ist dann kam es wohl vor, dass
der Makler in einem Telephonat um ein Angebot ueber $900 bat.
Einen weiteren Versicherungsvertreter einer anderen Versicherung
bat er, ein Angebot ueber $1.100 einzureichen. Mit diesen beiden
Papieren ging er dann zu seinem Kunden und teilt seinen
Verhandlungserfolg mit. Der Kunde freut sich, dass er nur $900
zahlen muss. Der Makler freut sich ueber eine dickere Provision
und der Versicherungsvertreter freut sich ueber mehr Gewinn aus
dieser Police. Alle sind eigentlich gluecklich, nur der Kunde ist
wieder einmal betrogen worden.
Auch aus dieser Geschichte machte Spitzer eine Riesenstory, der
Vorwurf war auf allen Titelseiten der Finanzpresse zu sehen und
ein Schauder ging durch die gesamte Versicherungsbranche. Selbst
die Muenchner Rueck verlor an diesem Tag 15 %.
Diesmal weigerte sich Spitzer, mit dem CEO von MMC, Jeff
Greenberg, ueber eine guetliche Einigung zu sprechen. Diesmal
liess er verlauten, dass nur ein Managementwechsel an der Spitze
von MMC verhindern koenne, dass er weitreichende Klagen gegen
Mitarbeiter des Unternehmens einreiche.
Es gab daraufhin ein Gespraech zwischen Spitzer und dem
Chefanwalt von MMC, William Rosoff, in dem Rosoff wohl den
Vorwurf erhob, dass Spitzer mit laecherlichen Vorwuerfen das
Geschaeft von MMC lahm lege. Das Gespraech uferte aus, es flogen
beleidigende Worte, eine Einigung gab es jedoch nicht.
Inzwischen hat CEO Greenberg seinen Hut genommen. Anwalt Rosoff
musste inzwischen ebenfalls seinen Hut nehmen. Der neue CEO
heisst Michael Cherkasky und hat bereits seinen Dienst
angetreten.
Bis hierhin klingt alles recht unspektakulaer. Interessant wird
es, wenn man sich die Vergangenheit von Cherkasky ansieht: Er hat
von 20 Jahren Eliot Spitzer seinen ersten Job verschafft.
Anschliessend haben die beiden engen Kontakt gehalten und sich
gegenseitig in ihrer beruflichen Laufbahn unterstuetzt. Cherkasky
machte Karriere indem er die Kriminalpraxis in Los Angelos
umstrickte. Anschliessend trat er 1994 in das Unternehmen Kroll
ein, dessen CEO er im Jahr 2001 wurde.
Kroll beschaeftigt sich mit der Wiederbeschaffung verlorener
Daten auf Festplatten. Im Sommer diesen Jahres hat MMC das
Unternehmen Kroll zu $1,9 Mrd. gekauft. Cherkasky wurde somit in
das Management von MMC aufgenommen. Auf der Suche eines
Nachfolgers fuer Greenberg wurden die Chefs der Bereiche
Personalberatung, Versicherungsmakeln und Fonds von Spitzer mit
der Begruendung abgelehnt, dass deren Namen ja auch schon in der
Negativ-Presse der letzten Monate verbrannt wurden. Cherkasky ist
somit der einzige aus dem Unternehmen, dessen Name noch nicht mit
Schmutz befleckt ist.
Somit hat nun der weltgroesste Versicherungskonzern einen
Kriminalogen und Spionagechef.
Ach so, Spitzer und Cherkasky spielen regelmaessig Tennis
miteinander. Aber das ist nur noch ein Detail, das nun nicht mehr
verwundert.
Was wird nun also passieren?
Am Dienstag wird MMC sein Quartalsergebnisse veroeffentlichen. Es
wurde zu verstehen gegeben, dass auch eine Loesung in der
Auseinandersetzung mit den Vorwuerfen von Spitzer bis zu diesem
Termin angestrebt wird.
So wie ich die Sache nun sehe ist zu erwarten, dass sich Spitzer
und Cherkasky auf eine Loesung einigen koennen. Ich erwarte also,
dass am Dienstag ein Quartalsergebnis vermeldet wird, das
wesentlich schlechter ist, als erwartet. Weiterhin wird meiner
Einschaetzung zufolge vermeldet werden, dass man sich mit Spitzer
auf eine Strafzahlung von der Summe $x geeinigt habe.
Anschliessend wird Cherkasky als gluecklicher neuer Chef von MMC
das Unternehmen in die Zukunft fuehren.
Ich koennte mir vorstellen, dass die Summe $x sehr hoch ausfallen
wird. Damit wuerde sowohl Spitzer nach aussen demonstrieren
koennen, dass es sich um eine sehr schwere Straftat handelte.
Gleichzeitig koennte Cherkasky zeigen, dass er in der Lage ist,
die schlechten Geschaeftspraktiken in seinem Unternehmen
glaubwuerdig zu beseitigen.
Daher also nun meine folgende Erwartung: Am Dienstag werden
schrecklich schlechte Meldungen von MMC vermeldet. Der neue CEO
wird erst einmal alles an Leichen aus dem Keller an das
Tageslicht befoerdern und glaubhaft machen, dass er eine Menge
"Aufraeumarbeit" zu bewaeltigen hat.
Nach dieser Meldung sollte der Aktienkurs meiner Erwartung nach
noch ein letztes Mal absacken. Anschliessend ist jedoch nicht
mehr zu erwarten, dass Spitzer weitere Attacken auf MMC faehrt.
Anschliessend sollte es MMC gelingen, jegliche weiteren Probleme
intern und ohne grossen Medienrummel zu beseitigen. Und danach
wird sich dann der weltgroesste Versicherer wie ein grosser
Supertanker unter Fahrt wieder auf sein Kerngeschaeft
konzentrieren koennen.
In einem Jahr wird sich kaum jemand mehr an die Einzelheiten
dieser Geschichte erinnern. Die Bilanz von MMC wird von Analysten
nuechtern bewertet werden. Der Aktienkurs wird sich zu diesem
Zeitpunkt meiner Einschaetzung nach wieder auf dem Niveau von vor
dem Kurssturz vor drei Wochen, also bei $46, befinden.
Daher koennen Sie in den naechsten Tagen und Wochen bei weiteren
Kursrueckschlaegen Aktien von MMC einkaufen. Der absolute
Tiefpunkt war bei $23 und sollte nicht mehr erzielt werden.
Kaufen Sie am Mittwoch zu Kursen unter $26 eine erste Position
und kaufen Sie in den Tagen danach gegebenenfalls zu Kursen unter
$25 nochmals nach.
Auf Sicht von einem Jahr sollte der Kurs dann wieder deutlich
hoeher sein, vermutlich wieder bei $46.
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