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    Lesenwertes und allgemeine Infos - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.11.04 12:28:46 von
    neuester Beitrag 09.04.07 19:19:13 von
    Beiträge: 177
    ID: 927.981
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     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 21.11.04 12:28:46
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo liebe Sofa-Leser:)




      da ThomTrader in seinem Thread gegen mich Zensur übte
      und mir untersagte, weitere Posting von Bernd Niquet zu
      veröffentlichen, sah ich mich gezwungen, hier einen neuen
      offeneren Thread zu eröffnen. Hier in diesem Thread soll
      nicht zensiert werden. Hier kann offen über alles geschrieb-
      en bzw. gepostet werden. Natürlich sollten die Berichte im
      Einklang mit unserer Verfassung/Demokratie stehen, aber
      das versteht sich von selbst. Die Themengebiete sind frei
      wählbar und sollten auch der Info der anderen Boardteil-
      nehmer dienen..

      Helft mit, diesen Thread für alle informativ und lesenswert
      zu gestalten. Selbstverständlich darf hier auch oben er-
      wähnter User posten, denn ich käme nicht auf die Idee,
      jemanden zu untersagen, bestimmte Artikel im Thread zu
      bringen, nur weil mir deren journalistische Meinung nicht
      gefällt. Gehen wir also mit gutem Beispiel voran und üben
      Toleranz andersdenkenden gegenüber.:)



      In diesem Sinne
      euch alles Gute

      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 21.11.04 12:29:37
      Beitrag Nr. 2 ()
      Thema: Auto und Kraftstoffe
      aus dem dörsam-Brief


      Sparen beim Autofahren:
      Spritkosten senken mit Biodiesel oder Erdgas

      Der Umstieg auf Biodiesel oder Gasantrieb wird fuer immer
      mehr Autofahrer zur lohnenden Alternative. Wer sich fuer ein
      Erdgasauto interessiert, sollte sich jedoch beeilen, denn in
      vielen Staedten laufen Ende des Jahres lukrative Foerderpro-
      gramme der Energieversorger aus.

      Zumindest Diesel-Fahrer aber haben die Chance, wieder zu
      Preisen wie vor mehr als zwei Jahren zu tanken: Indem sie auf
      Biodiesel umsteigen. An rund 1.700 Tankstellen bundesweit ist
      dieser Treibstoff zu bekommen. Er ist bis zu 20 Cent pro
      Liter billiger als herkoemmlicher Diesel. Nicht jeder Diesel-
      motor vertraegt allerdings den korrekt Rapsoel-Methylester
      (RME) genannten Stoff. RME ist aggressiv und kann die Treib-
      stoffleitungen angreifen. Aber doch fast jeder zweite Diesel-
      Pkw hier zu Lande verkraftet Biodiesel. Denn der Volkswagen-
      Konzern mit seinen Marken Audi, Seat, Skoda und VW (Marktan-
      teil an allen Diesel-Pkw: fast 40 Prozent) hat seine Fahr-
      zeuge ab Baujahr 1996 fuer Biodiesel freigegeben. Auch BMW
      und Mercedes machten ihre Modelle der Dreier- und Fuenfer-
      Reihe sowie der C- und E-Klasse zumindest zeitweise Biodiesel
      tauglich.

      Man muss - je nach Fahrweise - aber mit einem etwas hoeheren
      Verbrauch rechnen. Biodiesel ist perfekt fuer Vielfahrer mit
      gemaessigter Fahrweise. Man kann es bedenkenlos mit herkoemm-
      lichem Diesel mischen. Wer keine Ueberraschungen erleben
      moechte, sollte nur genormte Qualitaet (erkennbar am Aufkle-
      ber „DIN EN 14214") tanken.

      Grundsaetzlicher ist ein Umstieg auf ein gasbetriebenes Auto.
      Zwar konnte sich das vor allem in den Beneluxlaendern weit
      verbreitete Autogas in Deutschland nie so recht durchsetzen.
      Aber Erdgas ist stark im Kommen. Acht Autohersteller bieten
      derzeit 13 verschiedene Modelle an, erkennbar an Kuerzeln wie
      CNG (Compressed Natural Gas) oder Bi-Fuel. Die Autos werden
      mit verfluessigtem Erdgas betankt. Sie haben einen zusaetzli-
      chen Benzintank. Anfang Oktober wurde die 500. Erdgastank-
      stelle in Deutschland eroeffnet. „Unser Ziel ist, dass im
      Jahr 2007 ueber 1.000 Markentankstellen den Autofahrern Erd-
      gas anbieten. Damit waere die Versorgung fuer etwa eine Mil-
      lion Fahrzeuge sichergestellt", sagt Gerhard Gabriel, Vor-
      standsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Gas- und
      Wasserwirtschaft.

      Die Besitzer von Erdgasautos muessen zunaechst tief in die
      Tasche greifen. Zwischen 1.870 (Ford Focus) und rund 4.000
      (Golf Variant) Euro kostet das Gasmodell mehr als der Ben-
      ziner. Deutlich niedrigere Tankkosten versuessen den Mehr-
      preis. Die Steuerbefreiung fuer Erdgas wurde bis zum Jahr
      2020 verlaengert. Ein Kilogramm Gas (CNG wird in Kilo ange-
      geben) kostet rund 70 Cent. Durch sparsamen Verbrauch liegen
      die Treibstoffkosten bei deutlich weniger als der Haelfte. So
      kosten 100 Kilometer mit dem Opel Zafira CNG 3,78 Euro;
      laeuft hingegen Benzin durch die Leitungen, sind es 10,94
      Euro, ermittelte das Fachmagazin „FirmenAuto". Immerhin
      laesst sich mit beim Zafira innerhalb von rund zwei Jahren
      der Mehrpreis wieder hereinfahren. Nicht eingerechnet sind
      Foerdermittel lokaler Versorgungsanbieter. Bis zu 2.500 Euro
      Zuschuss fuer die Anschaffung sowie Tankguthaben offerieren
      Versorger. Aber viele Foerderangebote laufen Ende 2004 aus.
      Wer sich fuer ein CNG-Auto interessiert, sollte sich schnell
      bei seinem lokalen Energieversorger, etwa den Stadtwerken,
      erkundigen.



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 21.11.04 14:30:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      "Von Biallo & Team


      Im Kampf um Marktanteile werden viele Anbieter im Ausbooten
      ihrer Konkurrenten sowie im Aufstellen von Kostenfallen immer
      „kreativer".
      Einen neuen Trick zur Wettbewerbsbehinderung hat sich jetzt
      die Deutsche Telekom (DTAG) ausgedacht. Seit kurzem vertreibt
      sie Telefone der Firma Siemens, die mittels technischer Vor-
      einstellungen am Geraet die Nutzung von Call-by-Call und Pre-
      selection verhindern.

      Die Geraete stellen generell die DTAG-Netzkennzahl „01033“
      der vom Verbraucher gewaehlten Telefonnummer voran und zwar
      auch dann, wenn der Kunde ueber Preselection bei einer
      anderen Gesellschaft voreingestellt ist oder eine Sparvorwahl
      ueber Call-by-Call gewaehlt hat. „Das Telefon ueberschreibt
      automatisch die gewaehlte Sparvorwahl und trickst gezielt die
      Kunden aus, die eigentlich die guenstigen Wettbewerbertarife
      per Call-by-Call oder Preselection nutzen wollen“, erklaert
      Juergen Gruetzner, Geschaeftsfuehrer des Branchenverbands
      VATM und fordert hier das rasche Einschreiten der Regulie-
      rungsbehoerde. Frank Domagala, Pressesprecher der DTAG rela-
      tiviert jedoch: „Auf jeder Packung steht ein entsprechender
      Hinweis und vor jedem Gespraech ist eine Deaktivierung der
      Funktion moeglich."

      Eine weitere Kostenfalle am Telefonmarkt bahnt sich noch re-
      lativ unbemerkt an. So unterscheidet seit kurzem der Call-by-
      Call-Anbieter 01071 Telecom zwischen einzelnen Anschluessen.
      Bei Anrufen zu Teilnehmern, die ihren Telefonanschluss nicht
      mehr bei der Deutschen Telekom sondern bei einem der rund 30
      Stadtnetzbetreibern haben - etwa M-Net, Netcologne oder
      Hansenet - berechnet 01071 jetzt teure 3,8 Cent pro Minute
      statt regulaer zwischen 0,8 bis 2,5 Cent. Auch die Deutsche
      Telekom nimmt hier – allerdings unfreiwillig - bereits eine
      Preisdifferenzierung von rund 0,2 Cent pro Minute vor. Grund
      hierfuer war eine Entscheidung der Regulierungsbehoerde (Reg
      TP) im September wonach die alternativen Netzbetreiber fuer
      die Nutzung ihrer Netze im Durchschnitt 25 Prozent mehr ver-
      langen duerfen als bisher und als die DTAG bei den entspre-
      chenden Leistungen. „Die DTAG ist seither zwar gezwungen, die
      Mehrkosten an die Citycarrier zu zahlen, gibt die Belastung
      bisher jedoch nicht an ihre Telefonkunden weiter", so Presse-
      sprecher Frank Domagala. Das soll sich ab 1. Mai 2005 aen-
      dern. Dann muss der Kunde die zusaetzlichen 0,2 Cent pro
      Minute selbst uebernehmen und erhaelt hierueber auf seiner
      Telefonrechnung einen gesonderten Hinweis.

      Je nach Anbieter bis zu 800 Prozent mehr zahlen Telefon-
      kunden, die einen weiteren Trick nicht beachten. Oft bieten
      Discounter bei innerdeutschen Ferngespraechen Billigtarife
      nur ein oder zwei Stunden lang an, erhoehen aber danach deut-
      lich den Minutenpreis. Wer kurz vor Ende der Billigzeitzone
      ein laengeres Telefonat beginnt, zahlt bei Ueberschreitung
      der Zeitzone dann unbemerkt fuer die restliche Zeit den teu-
      ren Tarif. Bei derartigen Tarifwechseln hilft auch keine
      Preisansage vor einer Verbindung, denn die Umschaltung in den
      teuren Tarif bleibt unbemerkt.

      Mit einem guenstigen Minutenpreis werben, aber im teuren 3-,
      4- oder gar 5-Minutentakt abrechnen, ist eine weitere be-
      liebte Kostenfalle. Was hierbei die meisten Verbraucher
      uebersehen: Bei einem 5-Minutentakt werden beispielsweise
      fuer eine kurze Faxsendung von 20 Sekunden die Kosten fuer
      die gesamten fuenf Minuten kassiert.

      Wer im Tarifdschungel den Ueberblick behalten und die meisten
      Kostenfallen sicher umgehen will, kann den neuen Verbraucher-
      Service des Internetportals geldsparen.de nutzen. Wer sich
      unter www.geldsparen.de/aboservice anmeldet, erhaelt je nach
      Wunsch bei einer wichtigen Tarifaenderung fuer Orts-, Fern-
      oder Auslandsgespraeche sowie zum Handy kostenlos eine
      Benachrichtigung per E-Mail. "





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 21.11.04 14:32:41
      Beitrag Nr. 4 ()
      "Von Biallo und Team

      Minijob und Riester:
      Etwas mehr einzahlen und dadurch mehr herausholen


      Kaum eine Reform der Bundesregierung hat einen solchen Zu-
      spruch erhalten wie die Neuregelung der geringfuegigen Be-
      schaeftigung.
      Nach Untersuchungen des Deutschen Instituts fuer Wirtschafts-
      forschung (DIW) haben bereits 7,2 Millionen Menschen einen
      Minijob, das sind bereits 17,4 Prozent aller Beschaeftigten.
      Aber nur eine geringe Anzahl nutzt die finanziellen Moeglich-
      keiten ganz aus.

      So wissen die meisten nicht, dass es unter Umstaenden auch
      hohe Zuschuesse zu Riester-Rentenversicherungen gibt, die die
      staatliche Altersvorsorge aufstocken.
      Der Erfolg der Minijob-Regeln ist schnell erklaert: Gering-
      fuegige Beschaeftigungsverhaeltnisse sind bei einem Lohn bis
      400 Euro im Monat fuer die Arbeitnehmer steuer- und sozial-
      abgabenfrei. Das brutto fuer netto hat jedoch nicht nur Vor-,
      sondern auch erhebliche Nachteile, die sich jedoch mit ge-
      schickter Gestaltung vermindern lassen.
      So hat die Minijobberin einen Anspruch auf die gesetzliche
      sechswoechige Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Da sie
      jedoch keinerlei Ansprueche gegenueber der Krankenversiche-
      rung hat, bekommt sie nach dieser Zeit auch kein Krankengeld
      mehr von einer Kasse. Ebenso wenig hat sie Ansprueche auf
      Mutterschaftsgeld oder gegenueber der Pflegeversicherung.
      Und was ist mit der Rentenversicherung? An die Bundesknapp-
      schaft gehen ueber den Arbeitgeber zwoelf Prozent an Beitrae-
      gen, also 48 Euro monatlich bei einem 400-Euro-Job. Doch pro
      Monat der Arbeit werden einem nur 0,22 Euro in den alten bzw.
      0,23 Euro in den neuen Bundeslaendern fuer eine spaetere
      Rente gutgeschrieben.

      Diese gravierenden Nachteile lassen sich jedoch auf zwei
      Wegen verringern. Wer gegenueber seinem Arbeitgeber erklaert,
      dass man auf die Versicherungsfreiheit in der Rentenver-
      sicherung verzichtet, erhoeht die Rentenbeitraege von den
      ueblichen zwoelf auf dann 19,5 Prozent, was 30 Euro Eigenbei-
      trag im Monat entspricht. Das erhoeht einmal die Rentensprue-
      che auf 0,35 bzw. 0,37 Euro (neue Laender) pro Monat der Be-
      schaeftigung. Was aber wichtiger ist: Diese Zeiten werden
      einem als vollwerte Beitragsmonate anerkannt. Auf diese Weise
      lassen Luecken in der gesetzlichen Rentenversicherung
      schliessen. Zudem erwirbt man einen Anspruch auf Erwerbmin-
      derungsrente.
      Dritter Punkt: Der Minijobber hat nun auch Anspruch auf Zula-
      gen fuer die Riester-Rente. Eine alleinstehende Frau mit
      Minijob und zwei Kindern erhaelt in diesem Jahr bei einem
      Eigenbeitrag von nur 30 Euro eine Zulage von insgesamt 366
      Euro, naemlich 152 Euro als Grundzulage und 184 Euro als Kin-
      derzulage. Das entspricht einer Foerderquote von 92 Prozent.
      Anders gesagt: Nur acht von 100 Euro, die in die private
      Altersvorsorge fliessen, muss sie selbst aufbringen!

      Noch cleverer ist, vom Mini- auf einen so genannten Midijob
      umzusteigen. Das sind Arbeitsverhaeltnisse in der so genann-
      ten Gleitzone zwischen 400,01 und 800 Euro. Ab 400,01 Euro
      hat man nicht nur Riesterliche Ansprueche, sondern auch ge-
      genueber der Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung.
      Wer dann beispielsweise als kinderloser Single ein Jahr fuer
      etwas mehr als 400 Euro beschaeftigt war, hat immerhin einen
      Anspruch auf knapp 190 Euro Arbeitslosengeld. Man sollte noch
      wissen: Waehrend der Arbeitgeber ab 400,01 Euro die vollen
      Beitraege zahlt, zahlt der Arbeitnehmer reduzierte Betraege.
      Bei 400,01 Euro sind das 5,57 Euro in der Krankenversicherung
      (bei einem Beitragssatz von 14,0 Prozent), 0,68 Euro in der
      Pflegeversicherung, 7,76 Euro in die Renten- und 2,59 Euro in
      die Arbeitslosenversicherung. Unter dem Strich bleiben dieser
      Person also 383,41 der urspruenglich 400,01 Euro."





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 29.11.04 12:47:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      "Zugrundegehen ist ein schoener alter Brauch

      Von Dr. Bernd Niquet

      Adventszeit, Zeit des Abspannens des Nachdenkens und der
      Boersenhaussen. Letzteres passt gar nicht so recht in die
      Zeit. Das Jahr ist fast vorueber. Was hat es gebracht? Alle
      sind erkaeltet, haengen in den Seilen. Doch der Winter hat
      gerade erst angefangen. Da braucht man die moralische Kraft
      des anstehenden Weihnachtsfestes. Eigentlich ein Wahnsinn,
      sich jetzt so anstrengen zu muessen, Geschenke zu kaufen, den
      geschaeftlichen Jahresabschluss fertig zu bringen. Im Sommer
      ginge das alles viel besser. Doch die Wirtschaft will es
      anders.

      "Melancholie", hat der oesterreichische Dichter Peter
      Altenberg gesagt, "ist, den Abstand seines Seins von den
      eigenen moeglichen erreichbaren Idealen zu spueren." Gerade
      zum Jahresende steigt damit der Pegel der Melancholie kon-
      tinuierlich an.

      Melancholisch muessten auch die Manager des Mineralwasser-
      Herstellers Perrier sein, doch so etwas ist im Management
      natuerlich tabu. Ich finde die Perrier-Geschichte richtig zum
      Lachen. Man muss sich das einmal ganz genau vorstellen. Das
      Wasser kommt aus der Erde und muss nur noch auf Flaschen ge-
      fuellt und verkauft werden. Und trotzdem gelingt es Perrier
      nicht, damit Geld zu verdienen, so dass die Mutter Nestlé das
      Unternehmen gerne verkaufen will. Mit welchen Problemen
      muessten da Weinbauern und Schnapshersteller zu kaempfen
      haben, deren Fluessigkeiten erst in einem schwierigen Verfah-
      ren gewonnen werden?

      Natuerlich wird – wie immer, wenn etwas nicht klappt – die
      Schuld auf die Arbeitskosten geschoben, weil bei Perrier je-
      der Angestellte im Jahr nur 600.000 Flaschen abfuellt (ge-
      genueber 1,8 Millionen bei San Pellegrino). Nehmen wir an,
      der durchschnittliche Arbeiter bei Perrier wuerde 30.000 Euro
      im Jahr verdienen, dann waere das Lohnkosten von 5 Cent pro
      Flasche – gegenueber knapp 2 Cent bei San Pellegrino. Daran
      muss ein Unternehmen natuerlich Pleite gehen.

      Mir scheinen hingegen eher die Manager Flaschen zu sein.
      Wasser abzufuellen und damit kein Geld zu verdienen, das ist
      wirklich die Managementleistung des Jahrtausends. Ein biss-
      chen Melancholie stuende hier also gar nicht schlecht zu Ge-
      sichte.

      Doch richtig schoen ist Melancholie erst, wenn sie gesungen
      ist. In dieser Woche habe ich mir die CD von Maxim Biller ge-
      kauft. Ein Schriftsteller, der ploetzlich mit Liedern aufwar-
      tet und deswegen natuerlich von allen Kaestchendenkern der
      Kritik verrissen wird – so etwas muss (!) ich mir direkt kau-
      fen, da fuehle ich einen richtigen Zwang.

      Ein wunderschoenes Lied traegt den Titel "I love my Leid" und
      geht:

      "Ich bin so wahnsinnig schoen depressiv,
      ich glaub, das ist jetzt mein allerschaerfstes Tief,
      ich koennte kotzen und heulen und schreien und emigrieren,
      pam parampampam, parampampam.

      Ich hoffe sehr, das hoert niemals mehr auf,
      zugrunde gehen ist ein schoener alter Brauch,
      ich moechte kotzen und heulen und schreien und onanieren,
      pam parampampam, parampampam."



      Grüssels
      Tippgeber;)

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      Avatar
      schrieb am 29.11.04 12:48:32
      Beitrag Nr. 6 ()
      "Lebensversicherung: Vorsicht bei Aufstockung alter Vertraege

      Von Biallo & Team

      Da Ende 2004 die Steuerfreiheit fuer Kapitallebensversiche-
      rungen auslaeuft, ueberlegen nicht wenige Policenbesitzer, ob
      sie ihren Vertrag noch einmal aufstocken sollten. Damit wuer-
      den sie am Ende eine groessere Ablaufleistung als bisher
      steuerfrei ausgezahlt bekommen. Die Stiftung Warentest raet
      allerdings zur Vorsicht.

      Denn erstens werden bei Vertragsumstellungen erneut Gebuehren
      faellig, weil die Erhoehung der Versicherungssumme wie ein
      Neuabschluss gewertet wird. Zweitens verlaengert sich dadurch
      der Ablauftermin der Police. Denn damit der Versicherungsneh-
      mer den Kapitalertrag steuerfrei einstreichen kann, muss der
      Vertrag nun erneut zwoelf Jahre lang laufen. Bei Vertraegen,
      die kurz vor der Auszahlung stehen, sicherlich ein Manko.

      Als Alternative zur Aufstockung koennte der Neuabschluss
      einer Police in Betracht kommen. Allerdings werden dann er-
      neut Abschlusskosten faellig, und diese schmaelern die ohne-
      hin derzeit duerftigen Nettorenditen von Kapitallebensversi-
      cherungen enorm. Wer sich fuer einen Sparhorizont von ueber
      zwoelf Jahren entscheidet, der sollte die Vorzuege von
      Aktienfondssparplaenen naeher betrachten. Die langjaehrigen
      Renditen liegen weit vor denen von Lebensversicherungen, zu-
      dem ist ein Grossteil der Ertraege steuerfrei, da Kursgewinne
      nach Ablauf von einem Jahr Haltedauer vom Finanzamt verschont
      bleiben. Nicht zuletzt sind Fondssparplaene deutlich flexib-
      ler als Versicherungsprodukte."



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 29.11.04 12:49:27
      Beitrag Nr. 7 ()
      "Handy: Prepaid-Karten: Jeder zweite Mobiltelefonierer nutzt
      Prepaid-Karten – Laufzeitvertraege meist billiger

      Von Biallo & Team

      Der Handymarkt verspricht immer noch satte Umsaetze - kein
      Wunder, dass jeder gerne ein Stueck vom grossen Mobilfunk-
      kuchen haette. Seit neuestem auch Kaffeeverkaeufer Tchibo:
      Seit Oktober gibt es neben Kaffeebohnen, Thermounterwaesche
      und Kuechenartikeln auch Handys mit Prepaid-Karten zu kaufen.
      Das Telefonieren mit der Guthaben-Karte hat sich als Alterna-
      tive zu langfristigen Handy-Vertraegen fest auf dem Markt
      etabliert.

      Jeder zweite Mobiltelefonierer ist inzwischen Prepaid-Kunde.
      Vor allem fuer Jugendliche ist diese Variante des mobilen
      Telefonierens die beste Option, denn damit ist "die volle
      Kostenkontrolle moeglich", sagt Heiko Witzke, Pressesprecher
      von Vodafone. Dabei ist eines unumstritten: Bei haeufigem
      Handy-Einsatz ist ein Laufzeitvertrag auf Dauer guenstiger.

      Wer Kostenkontrolle wuenscht, vor allem erreichbar sein
      moechte und selbst wenig telefoniert, ist mit der Guthaben-
      Karte gut bedient. Die vier Netzbetreiber bieten insgesamt
      zehn verschiedene Prepaid-Tarife an. Welcher der richtige
      ist, kommt auf das persoenliche Telefonierverhalten an. SMS-
      Fans treffen mit der LOOP-Karte von O2 eine gute Wahl, die
      eine SMS-Happy Hour zwischen 18 und 20 Uhr anbietet, in der
      die Kurznachricht neun anstatt 19 Cent kostet. Wer rund um
      die Uhr simsen moechte, waehlt den XtraOne Tarif mit SMS-
      Option von D1-T-Mobile. Hier fallen 14 Cent ab der fuenften
      Nachricht an. Auch wer vor allem mit seinem besten Freund
      plaudert, sollte diesen Tarif waehlen, oder alternativ den
      CallYa Special von D2-Vodafone, da man hier eine Wunschnummer
      waehlen kann, zu der man fuer 29 Cent tagsueber und neun am
      Wochenende telefoniert, anstatt fuer 39 bzw. 19 Cent. E-Plus
      bietet mit der Free & Easy Karte mit fuenf Cent pro Minute am
      Wochenende den billigsten Tarif fuer Festnetzgespraeche an.

      Sobald das Handy vielseitiger zum Einsatz kommt, ist ein
      Laufzeitvertrag auf Dauer guenstiger. Ein Schueler, der nicht
      nur beispielsweise 100 SMS im Monat verschickt, sondern zu-
      saetzlich 30 Minuten mit Freunden in anderen Mobilfunknetzen
      zu verschiedenen Tageszeiten telefoniert und weitere 15 Minu-
      ten am Wochenende Nummern im Festnetz anwaehlt, zahlt mit dem
      Prepaid-Tarif XtraOne mit SMS-Option von T-Mobile rund 32
      Euro im Monat. Beim O2-Starter-Laufzeitvertrag von O2 waeren
      nur rund 20 Euro faellig, da es hier die 100 SMS jeden Monat
      umsonst gibt, wenn man den Vertrag online abschliesst.

      Zum Teil ist Kostenkontrolle auch bei Laufzeitvertraegen
      moeglich. Auslandsgespraeche und teure Nummern wie die 0190er
      lassen sich sperren, manche Netzbetreiber ermoeglichen auch
      eine Kontostandsabfrage per Internet oder Anruf bei einer
      Servicenummer. Nur Serviceprovider Mobilcom bietet seit neu-
      estem einen Laufzeitvertrag mit voller Kostenkontrolle an:
      Mit "mlimit" kann man die monatliche Telefonrechnung auf
      einen bestimmten Betrag (15,-/30,-/50,- Euro) beschraenken.
      Doch das Angebot ist Augenwischerei: Man kann mit dem Vertrag
      im D1-Netz telefonieren, die Gebuehren pro Minute sind die
      selben wie bei den Tarifen der Prepaid-Karte von D1-T-Mobile.
      Allerdings kommen dann bei Mobilcom noch 5,95 Euro Grund-
      gebuehr im Monat hinzu. Bei der Prepaid-Karte von D1 kann man
      sich die sparen. Dann bleibt man doch lieber beim Karte auf-
      laden."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 04.12.04 01:49:36
      Beitrag Nr. 8 ()
      Immer mehr Deutsche leben auf Staatskosten
      Mehr als ein Viertel des privaten Bruttoeinkommens kommt aus öffentlichen Kassen - Große Ost-West-Unterschiede

      Das Einkommen der Deutschen kommt immer öfter vom Arbeits- oder Sozialamt


      Berlin - In Deutschland leben immer mehr Menschen auf Staatskosten. Gut ein Viertel (26 Prozent) der Bruttoeinkommen privater Haushalte entfiel 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf öffentliche Transfers. Vor zehn Jahren habe der Anteil nur 20 Prozent betragen, sagte Behördenpräsident Johann Hahlen am Donnerstag in Berlin.


      In einigen Bundesländern, insbesondere in Ostdeutschland, stamme inzwischen nur noch jeder zweite Euro aus Erwerbseinkommen. Ursache für den höheren Anteil der Staatsgelder seien vor allem mehr Rentnerhaushalte und die mehrmalige Anhebung des Kindergeldes. Zugenommen hätten jedoch auch die Zahlungen an Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose.


      Die Ost-West-Einkommensschere habe sich im Vergleich zu 1998 kaum verändert, sagte Hahlen bei der Vorlage der aktuellen Einkommens- und Verbraucherstichprobe aus dem ersten Halbjahr 2003. Danach betrug das Bruttoeinkommen der Privathaushalte in den neuen Ländern und Berlin im Schnitt 2734 Euro pro Monat, das sind 76 Prozent des Westniveaus (3619). Bei den verbleibenden Nettoeinkommen - also nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben - betrug die Spanne 660 Euro oder 77 Prozent West. Im Schnitt liegen die Nettoeinkommen aller Haushalte bundesweit bei 2771 Euro (West: 2895; Ost: 2233).


      "Der Aufholprozeß hat sich seit 1998 verlangsamt", sagte Hahlen. Beim Einkommen sowie beim Verbraucherverhalten gebe es zwar auch ein Nord-Süd-Gefälle sowie Differenzen zwischen Stadtstaaten und Flächenländern. Am ausgeprägtesten seien aber Ost-West-Differenzen.


      Dies betrifft auch das Konsum- und Sparverhalten. Die Sparquote lag im Osten Anfang 2003 mit 9,5 Prozent deutlich unter der im Westen (11,8 Prozent), wobei die Süddeutschen am meisten auf die hohe Kante legten. Dafür gaben die Ostdeutschen mehr für Konsum aus. Der Anteil der Konsumausgaben betrug 79,3 Prozent im Vergleich zu 74,7 Prozent im Westen. In Ost wie West ist die Konsumquote allerdings im Vergleich zu 1998 gesunken. Unterschiede gibt es auch zwischen "jungen" und "alten" sowie "Männer-" und "Frauenhaushalten". Haushalte von unter 25jährigen verfügten 2003 über monatlich 1360 Euro, auf mehr als das Zweieinhalbfache kamen 45- bis 55jährige (3383). Junge Haushalte geben 90 Prozent ihres Einkommens für Konsum aus, ältere denken auch an Vorsorge. DW




      Artikel erschienen am Fr, 3. Dezember 2004
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      schrieb am 04.12.04 01:55:24
      Beitrag Nr. 9 ()
      27 Türken im Charterflieger abgeschoben

      Mehrere Straftäter unter den Ausreisepflichtigen - Rückführung in die Heimat verläuft ohne Zwischenfälle

      von André Zand-Vakili

      Die Innenbehörde hat am Donnerstag über den Flughafen Fuhlsbüttel 27 Türken - davon 18 aus Hamburg - in ihre Heimat abgeschoben. Unter ihnen befanden sich mehrere Straftäter. Die Abschiebung per Charterflieger ist die mittlerweile fünfte Aktion dieser Art, die über Hamburg durchgeführt wird.


      Frühmorgens waren Gefangenentransporter mit den 27 ausreisepflichtigen Männern und Frauen auf das Vorfeld gerollt. Dort stand, abseits vom normalen Flugbetrieb, bereits der Charterflieger bereit. Rund 40 Grenzschützer, Sanitäter und ein Arzt begleiteten die Aktion. "Es war der zweite Flug dieser Art in die Türkei. Er verlief reibungslos", sagt ein Beamter.


      Unter den Abgeschobenen waren 17, die direkt aus der Haftanstalt zum Flughafen gebracht wurden. Acht von ihnen sind Straftäter, darunter ein Menschenhändler, Dealer und Messerstecher. Der jüngste Abgeschobene ist 16 Jahre alt. Es handelt sich um einen abgelehnten Asylbewerber, der zeitweise nach Holland abgetaucht und später illegal wieder nach Deutschland eingereist war. Hier war er von der Polizei wegen Drogenhandels festgenommen worden.


      "Den Abgeschobenen ist die Rückkehr nach Deutschland verboten", sagt Marco Haase, Sprecher der Innenbehörde. "Sollten sie dennoch illegal erneut einreisen, droht ihnen eine erneute Haftstrafe sowie im Anschluß daran eine erneute Abschiebung." Das wird man, so ließ Innensenator Udo Nagel verlauten, "konsequent durchführen".


      Dabei werden Abschiebungen per Sammelflug aufgrund der Erfahrungen weiter zum Standard gehören, um ausreisepflichtige Ausländer in ihre Heimat zu bringen. "So kann man mit relativ einfachem organisatorischen Aufwand eine größere Zahl Rückführungen durchführen", sagt Norbert Smekal, Sprecher der Ausländerbehörde. Man wird weiter eng mit anderen Bundesländern zusammenarbeiten und auch Sammelflüge aus anderen Städten für Abschiebungen nutzen. Den Steuerzahler käme die Art von Abschiebung mittelfristig sogar günstiger, als viele Einzelaktionen, bei denen die Abzuschiebenden in Begleitung von bis zu drei Grenzschutzbeamten mit normalen Linienflügen in ihre Heimat gebracht werden.


      Behördenintern gilt die Sammelabschiebung per extra gechartertem Flieger zudem als sicherer. In der Vergangenheit hatten sich mehrfach Flugkapitäne geweigert, Abschiebungen auf ihrem Flug durchführen zu lassen. Gerade mit Schwarzafrikanern hatte es massive Probleme gegeben.


      Erst Mitte September hatte es unter Federführung der Hamburger Innenbehörde eine Sammelabschiebung nach Burkina Faso, Togo und Benin gegeben. Aus der Schweiz war dazu extra ein Zubringerflug gekommen. Bei den 17 Personen, die zwangsweise in ihre Heimat gebracht wurden, handelte es sich, wie der Büroleiter des Innensenators, Reinhard Fallak, damals sagte, um "Menschen, die sich als äußert reiseunwillig gezeigt haben". In einigen Fällen hatte es bis zu vier erfolglose Abschiebungsversuche gegeben.


      Artikel erschienen am Fre, 3. Dezember 2004
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      schrieb am 04.12.04 01:56:10
      Beitrag Nr. 10 ()
      Lebensversicherungen: Die fetten Jahre sind vorbei

      Von Kai Wiecking, Leiter Fondsresearch Morningstar Deutschland

      Mit dem Verkauf von Kapitallebensversicherungen konnten Asse-
      kuranzen und ihre Vertriebe die Anleger jahrzehntelang unge-
      niert schroepfen. Nach dem diesjaehrigen Schlussverkauf
      duerften die Glanzzeiten des Lieblingsvorsorgevehikels der
      Deutschen jedoch vorbei sein.

      Der – schon immer ungerechtfertigte – Steuervorteil von Kapi-
      tallebensversicherungen gegenueber anderen Anlageformen, dar-
      unter auch Investmentfonds, faellt groesstenteils zum Jahres-
      wechsel. Das ganze Jahr ueber wurde das Land mit Werbung
      ueberschwemmt: "Jetzt schnell noch Steuervorteil mitnehmen!",
      und die Deutschen erlagen den Sirenenklaengen in Millionen-
      schar.

      Bei Versicherungen, Banken und ihren Vertriebsstrukturen ist
      die KLV freilich noch beliebter als bei den Anlegern, ver-
      spricht sie doch fette Provisionen gleich bei Abschluss. Die
      Mehrzahl der Versicherungsvertreter hat sich daher selten die
      Muehe gemacht, ihren Kunden eine – eigentlich viel sinnvol-
      lere – Kombination aus Risikolebensversicherung und Fonds-
      sparplan zu verkaufen. Schliesslich waren die Provisionen we-
      niger ueppig, vor allem zu Beginn, und ausserdem musste der
      Kunde auch noch kompetent beraten und langfristig betreut
      werden. Da ging man doch lieber den einfacheren und zugleich
      lukrativeren Weg. Zumal man in Deutschland nur "Steuerfrei-
      heit" rufen muss, schon werfen viele Anleger jegliche finan-
      zielle Vernunft ueber Bord.

      Ab 2005 wird sich das bislang so bequeme Leben der Versiche-
      rungsvertreter etwas schwieriger gestalten. Mit dem Steuer-
      vorteil entfaellt das einzige stichhaltige Verkaufsargument
      fuer eine Kapitallebensversicherung. Die KLV ist intranspa-
      rent und langfristig auf der Renditeseite nicht konkurrenz-
      faehig mit einem ausgewogenen Fondsdepot. Oh Schreck, stoeh-
      nen viele in der Zunft, muessen wir uns jetzt etwa mit solch
      komplexen Themen wie Vermoegensstrukturierung befassen? Bes-
      ser waer das, wuerde Werner antworten.

      Aber auch bei den Fondssparplaenen droht Ungemach. So plant
      unter anderem die DWS konkret, auch auf der Fondsseite eine
      teilweise Vorverguetung des Vertriebs einzufuehren, was das
      Gesetz mittlerweile leider hergibt. Damit will man wohl die
      armen Verkaeufer ueber den Verlust grosser Teile des KLV-Ge-
      schaefts hinwegtroesten. An die Interessen des Anlegers wird
      wie so oft zuallerletzt gedacht. Ein unzufriedener Kunde
      wuerde naemlich den Wechsel zu einem besseren Fonds scheuen,
      schliesslich waere die bereits gezahlte Provision unwieder-
      bringlich verloren. Haende weg von solchen Knebelsparplaenen!



      Grüssels
      Tippgeber;)
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      schrieb am 04.12.04 01:58:02
      Beitrag Nr. 11 ()
      Oelpreis duerfte auch kuenftig hoch bleiben

      Der Oelpreis wird aufgrund der globalen Wirtschaftsbelebung
      und des steigenden Bedarfs in Asien auch zukuenftig hoch
      bleiben, dieser Ansicht ist Charles Whall, Global Oil and Gas
      Analyst bei der Investmentgesellschaft Newton. Durch die hohe
      Nachfrage herrsche eine fundamentale Knappheit auf dem Roh-
      oelmarkt, die derzeit zu Preissteigerungen fuehrt, so der Ex-
      perte in einem Interview. Es sei versaeumt worden, schon
      fruehzeitig neue Foerderquellen zu erschliessen. Technologi-
      sche Neuentwicklungen in der Rohoelfoerderung, die bislang
      immer wieder zu einer hoeheren Rohoelfoerderung gefuehrt ha-
      ben, seien nicht mehr in dem Masse wie frueher zu erwarten.

      Russland habe seine Rohoelproduktion wieder beinahe auf den
      Stand von 1991 erhoeht. Auf lange Sicht habe dies allerdings
      wenig Einfluss auf das weltweite Produktionswachstum, da
      Russland nur sechs Prozent der weltweiten Oelreserven be-
      sitze. Nach Einschaetzung von Charles Whall werden die fuenf
      Golfanrainerstaaten der OPEC die weltweiten Rohoelreserven
      und damit den Oelpreis in Zukunft noch staerker kontrollie-
      ren. Wenn Rohoel weiterhin knapp bleibt, dann koenne insbe-
      sondere Saudi-Arabien die Preise nach oben treiben.

      Alternative Energien besitzen ein grosses Wachstumspotential,
      das momentan jedoch nicht vollstaendig ausgeschoepft wird, so
      der Experten weiter. Die Abhaengigkeit von fossilen Rohstof-
      fen bleibe somit vorerst bestehen.


      aus info@stock-world.de



      Grüssels
      Tippgeber;)
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      schrieb am 04.12.04 02:00:37
      Beitrag Nr. 12 ()
      Yukos darf die Todesart wählen

      Für die Aktionäre des russischen Erdölriesen geht es nur um eine Frage: Insolvenz oder Liquidation

      von Jens Hartmann

      Moskau - Rußlands Wirtschaftsminister German Gref hat vor einer Verstaatlichung des Erdölsektors gewarnt. Gref, der im Aufsichtsrat des Erdgasmonopolisten Gazprom sitzt, sprach sich gegen eine Übernahme des Kerngeschäfts des Ölproduzenten Yukos durch die staatliche Gazprom aus. "Es ist nicht richtig, daß der Staat seine Präsenz in marktwirtschaftlichen Sektoren ausbaut", sagte Gref. "Jedes beliebige russische Monopol ist nicht konkurrenzfähig."


      Daß Gref trotzdem für den Kauf der Yukos-Tochter Yuganskneftegaz im Aufsichtsrat stimmen wird, prophezeite Gazprom-Sprecher Sergej Kuprianow. "Alle Aufsichtsratsmitglieder sind dafür, das gilt auch für den Wirtschaftsminister." Die beiden größten Konzerne Rußlands, der Erdgasmonopolist Gazprom und die Ölgesellschaft Yukos, planen höchst unterschiedlich für die Zukunft. Während das Gazprom-Management die Finanzierung der Übernahme des Kerngeschäfts von Yukos durchrechnet, bereitet das Yukos-Management aus dem Londoner Exil die Liquidation des Konzerns vor. Yukos war an der Moskauer Börse nur noch 1,3 Mrd. Euro wert (Jahresanfang: 22,4 Mrd. Euro). Die Marktkapitalisierung von Gazprom lag bei 51 Mrd. Euro (25,2 Mrd. Euro).


      Gazprom will mit Hilfe von Einschnitten und Krediten den Kauf von Yuganskneftegaz finanzieren. Yuganskneftegaz wird am 19. Dezember zwangsversteigert. Der Kauf würde Gazprom zum größten Erdölförderer Rußlands machen. Der Startpreis der Auktion liegt bei 6,5 Mrd. Euro. Zu der Kaufsumme kommen noch Steuerforderungen in Höhe von rund vier Mrd. Euro und die Bedienung eines Kredits über in Höhe von 1,2 Mrd. Euro.


      Nach Informationen der Zeitung "Vedomosti" will Gazprom für 2005 seine Investitionen in die Erschließung neuer Förderstätten und die Modernisierung des Pipelinenetzes um 2,5 Mrd. Euro kürzen.


      An eigenen Mitteln will Gazprom rund vier bis fünf Mrd. Euro für die Übernahme des Yukos-Juwels aufbringen. Der Rest soll fremdfinanziert werden. Einen Kredit über 7,5 Mrd. Euro könnte nach Informationen von "Vedomosti" ein von der Deutschen Bank und ABN Amro geführtes Konsortium gewähren. Von den Banken gab es dazu keine Stellungnahme. Außerdem fordert Gazprom, die staatlich regulierten Gaspreise auf dem Binnenmarkt schneller als vereinbart anzuheben.


      Die Planungen bei Yukos gehen in eine andere Richtung. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 20. Dezember sollen die Aktionäre zwischen der Liquidation und der Insolvenz wählen. Im Falle der Liquidation bildet das Yukos-Management eine Liquidationskommission. Binnen zwei Monaten können die Gläubiger dort ihre Ansprüche anmelden. Sollten die Forderungen nicht in vollem Umfang befriedigt werden, müßte die Kommission beim Arbitragegericht das Insolvenzverfahren beantragen. Am Ende stünde die Auflösung von Yukos.


      Ein Gläubiger wie der Fiskus könnte jedoch sofort die Insolvenz beantragen, um eine Liquidation, bei der das Management im Sattel bleibt, zu verhindern. Bei der Insolvenz bestellt das Arbitragegericht auf Vorschlag der Gläubiger einen Insolvenzverwalter. Binnen zwei Monaten melden die Gläubiger ihre Ansprüche an. Der Insolvenzverwalter befriedigt ihre Forderungen. Im Gegensatz zur Liquidation bedeutet die Insolvenz nicht automatisch das Ende von Yukos.


      In einer Finanzanalyse von Yukos heißt es, die Ölgesellschaft weise "Anzeichen von Zahlungsunfähigkeit" auf. Nur noch drei Prozent der laufenden Kosten könnten aus eigenen Mitteln bezahlt werden. Dem Papier zufolge bräuchte Yukos 71,3 Monate, um laufende Zahlungsverpflichtungen zu begleichen. Laut russischem Gesetz stehen dafür Yukos jedoch nur drei Monate zur Verfügung.


      Artikel erschienen am Fr, 3. Dezember 2004





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 05.12.04 18:24:16
      Beitrag Nr. 13 ()
      schön geschrieben:)


      "Unser fettes altes Land

      Von Dr. Bernd Niquet

      Bei mir draengt sich immer der Vergleich zum samstaeglichen
      Fussballspielen auf, wenn ich mir aktuellen Zustand unserer
      Gesellschaft und der Weltwirtschaft anschaue. Seit dreissig
      Jahren spielen wir jetzt jeden Samstag Nachmittag zusammen
      Fussball. Die Zusammensetzung hat sich etwas geaendert, doch
      der harte Kern ist immer noch da. Die bedeutendste Veraende-
      rung ist, dass viele der aelter und dicker gewordenen Mit-
      spieler ihre Soehne mitgebracht haben. Und was man hier er-
      lebt, trifft zu hundert Prozent die Gegenwart der Weltwirt-
      schaft.

      Die Alten und Dicken haben die Macht, sie setzen die Rahmen-
      bedingungen und lenken das Geschehen ausserhalb des reinen
      Wettbewerbs. Im Wettbewerb selbst haben sie jedoch aufgrund
      ihres Alters und der damit verbundenen Saturiertheit, der
      mangelnden Schnelligkeit, mangelnden Spritzigkeit und man-
      gelnden Kondition – sprich: der allgemeinen Verfettung –
      keine Chance mehr. Die einzige Erfolgschance ist, die Routine
      spielen, die Jungen ins Leere, den Ball und den Gegner laufen
      zu lassen.

      Sollte diese an sich natuerliche Situation der Generationen-
      abloesung aufgehalten werden, dann muessen entweder die Jun-
      gen durch Verbote abgeschreckt werden – oder die Alten
      muessten eine Harakiri-Strategie fahren. So wie die US-Wirt-
      schaft nur dadurch gut laeuft, dass jeder Kredite auf sein
      Haus, per Kreditkarte oder durch Autokauf in beliebiger Hoehe
      aufnehmen kann, muessten sich die Alten Doping-Praeparate
      spritzen. Komisch ist: Einen einzelnen Mensch schrecken der-
      artige Dinge gemeinhin ab –wobei ich mir bei den Amis und dem
      dortigen Schoenheits-(Operations-)Wahn gar nicht mehr sicher
      bin – eine Gesellschaft als Ganzes hingegen eher weniger.

      Und jetzt knallhart auf die Weltwirtschaft uebertragen: Die
      alten, saturierten Laender werden Wohlstandszugewinne (und
      vielleicht auch den Wohlstand selbst) abgeben muessen gegen-
      ueber den Newcomer-Laendern – ganz besonders in Fernost. Es
      ist eine unsinnige Vorstellung, dass uebergewichtige Deutsche
      und Amerikaner mit hungrigen Chinesen mithalten koennen. Und
      es ist eine unsinnige Vorstellung, dass wir durch Lohnkuer-
      zungen und den Abbau des sozialen Netzes wettbewerbsfaehig im
      Vergleich zu den Asiaten werden. Es waere genauso unsinnig,
      wenn ein 50jaehriger gerne in der Fussball-Nationalmannschaft
      spielen wuerde. Er kann sich das zwar wuenschen, doch die
      Realitaet ist eine andere.

      Und was an meinem Fussballbeispiel noch interessant ist: Als
      wir vor dreissig Jahren angefangen haben zu spielen, haben
      wir jeden Samstag um 13 Uhr begonnen. Dadurch, dass immer
      einige Leute zu spaet gekommen sind, hat sich der Beginn
      evolutionaer so verspaetet, dass wir heute nicht vor 14:45
      Uhr starten koennen. Das heisst: Liberale Gesellschaften
      gleiten ab, verlieren ihre Disziplin und ihre Funktionali-
      taet. Neben unserem Fussballspiel moegen die Niederlande der
      Gegenwart ebenfalls ein geeignetes Referenzbeispiel dafuer
      darstellen. Der Bayerische Ministerpraesident Stoiber hat ge-
      rade gefordert, dass Muslime, die die Gleichberechtigung von
      Mann und Frau nicht akzeptieren, in unserem Land nichts zu
      suchen haben. Ich halte das fuer mutig – doch wuerde das
      Realitaet, dann koennten wir in Berlin ploetzlich lauter
      menschenleere Bezirke bestaunen.

      Die Multikulti-wir-sind-ja-so-liberal-Man-muss-den-anderen-
      nur-verstehen Fraktion wird darauf ebenso scheissen wie die
      meisten Leute bei uns beim Fussball auf einen puenktlichen
      Spielbeginn. Und dann kommt es wie an der Boerse: What goes
      up – must come down."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 05.12.04 18:26:53
      Beitrag Nr. 14 ()
      Riester-Rente: Zuschuss fuer 2002 noch dieses Jahr
      beantragen!

      Von Biallo & Team

      Riester-Sparer erhalten staatliche Zulagen zum Aufbau einer
      privaten Altersvorsorge. Bislang muessen Anleger die Foerder-
      gelder jaehrlich, und zwar jeweils rueckwirkend fuer das ver-
      gangene Jahr, beantragen. Wer dies versaeumt, dem bleibt
      nicht ewig Zeit, den Antrag nachzureichen. So kann der Zu-
      schuss fuer das Jahr 2002 nur noch bis zum 31. Dezember 2004
      beantragt werden. Danach ist die Zulage fuer 2002 futsch.

      Kommen Gebaeudeversicherung oder Hausratpolice dazu, sind
      nicht selten weitere fuenf bis zehn Prozent drin. Doch nicht
      alle Gesellschaften beteiligen sich am Rabattpoker. Insbeson-
      dere die Direktversicherer kalkulieren ihre Preise bereits so
      eng, dass sie im Vergleich zu konventionellen Gesellschaften
      auch ohne Abzug von Rabattnachlaessen immer noch zu den
      guenstigsten Anbietern gehoeren.

      Versicherungsnehmer sollten sich also nicht vorschnell von
      hohen Rabattangeboten koedern lassen, sondern lieber zusaetz-
      lich Angebote von Direktversicherern einholen, auch wenn zu-
      naechst kein Rabattvogel lockt. Nur der exakte Vergleich zwi-
      schen den verschiedenen Angeboten bringt letztendlich Klar-
      heit!



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 05.12.04 18:27:49
      Beitrag Nr. 15 ()
      "Geldanlage: Mit Zinsbonus zu attraktiver Rendite

      Von Biallo & Team

      Bausparen lohnt sich, selbst wenn man nicht vom eigenen Heim
      traeumt, sondern eine risikolose Geldanlage mit hoher Rendite
      sucht. Mit neuen Tarifmodellen, hoher Flexibilitaet und Ent-
      scheidungsfreiheit bei der Vertragsgestaltung bieten viele
      Institute zurzeit echte Schnaeppchen.

      Dabei locken einige Anbieter bei spaeterem Darlehensverzicht
      mit einem Sonderzinsbonus bis zur doppelten Hoehe des Basis-
      zinses auf das Sparguthaben. Wer hier alle Praemien und
      staatlichen Zulagen voll ausschoepft, kommt auf Renditen von
      rund sechs Prozent bei einer Mindestanspardauer von sieben
      Jahre. Zum Vergleich: Der hoechst verzinste Sparbrief ueber
      acht Jahre von der Volkswagen Bank direkt bringt zurzeit 4,50
      Prozent, bei sechs Jahren sind es 4,00 Prozent.

      Zugegeben: Die Zinsen eines Sparbriefes bekommt jeder. Die
      Rendite von sechs Prozent erhaelt jeder, dessen Einkommen
      innerhalb der gesetzlichen Hoechstgrenzen liegt und der daher
      vom Staat ueppige Zulagen in Form von Wohnungsbaupraemie und
      Arbeitnehmersparzulage erhaelt. Und wenn er vermoegenswirk-
      same Leistungen anspart. Wer beispielsweise als verheirateter
      Alleinverdiener vielleicht vom Weihnachtsgeld noch vor Ende
      des Jahres 1.024 Euro selbst einzahlt, 470 Euro als vermoe-
      genswirksame Leistung (VL) fuer das ganze Jahr 2004 hinzube-
      kommt, der erhaelt nach sieben Jahren, also am 31.12.2011,
      15.495 Euro, wenn er bei der Quelle Bausparkasse abschliesst.
      Dieser Anbieter liegt nach einer Untersuchung der Stiftung
      Warentest auf Platz 1 mit einer Rendite von 6,22 Prozent kurz
      vor der Debeka mit einer Rendite von 6,12 Prozent.

      Eine Voraussetzung ist, dass er dann ab Januar 2005 monatlich
      86 Euro monatlich einzahlt plus 40 Euro VL. Zudem darf das zu
      versteuernde Jahreseinkommen (Haushaltseinkommen) eines ver-
      heirateten Arbeitnehmers nicht mehr als 51.200 Euro betragen,
      um die Wohnungsbaupraemie von jaehrlich 90,11 Euro zu erhal-
      ten. In unserem Beispiel liegt er auch unter dem Betrag von
      35.800 Euro bis zu dem es die Arbeitnehmersparzulage von
      maximal 42,30 Euro jaehrlich gibt. Das Bruttoeinkommen darf
      dabei deutlich hoeher liegen und sind Kinder da, steigen
      diese Verdienstgrenzen noch an.

      Waehrend neben Quelle Bausparkasse und Debeka auch Huk
      Coburg, BHW und Alte Leipziger mit ueberdurchschnittlichen
      Renditen glaenzen, weigern sich die Landesbausparkassen und
      Marktfuehrer Schwaebisch Hall regelmaessig, konkrete Zahlen
      zu nennen. Grund hierfuer sind wohl deren "klaegliche" Ren-
      diten, schaetzt Finanztest nicht zu Unrecht in der juengsten
      Ausgabe."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 05.12.04 18:28:44
      Beitrag Nr. 16 ()
      "Dialer: Die modernen Wegelagerer im Internet

      Von Biallo & Team

      Unserioese Internet-Firmen kassieren immer skrupelloser ab.
      Es faellt jedenfalls auf, dass suendhaft teure Internet-Ein-
      waehlprogramme (Dialer) zunehmend auf Seiten mit Bezeichnun-
      gen zu finden sind, die vor allem Kinder und Jugendliche an-
      sprechen duerften: Referate.de, Hausaufgaben.de oder auch
      basteln.de (siehe Tabelle). Wer hier wissentlich oder ver-
      sehentlich ein OK zuviel tippt, dem werden 29,95 Euro mit der
      naechsten Telefonrechnung abgebucht. Auf diesen Preis gibt es
      zwar einen Hinweis, doch der ist so klein gehalten, dass man
      ihn sehr leicht uebersieht.

      Besonders hinterhaeltig sind die neuen Auto-Dialer, die sich
      beim Betreten einer Internetseite auf die Computer ahnungs-
      loser Nutzer schmuggeln. Die Programme legen den Dialer auf
      dem PC ab, starten ihn und verstecken ihn zugleich vor dem
      PC-Besitzer. Dann werden die notwendigen Buchstaben "OK" zur
      offiziellen Zustimmung fuer die knapp 30 Euro teure Einwahl
      ferngesteuert eingegeben. "Nach der Einwahl loeschen sich die
      Programme wieder automatisch", so Heiko Rittelmeier vom
      Internetportal "computerbetrug.de". Die Geschaedigten haben
      keinen Nachweis mehr. "Alles was zurueck bleibt, ist ein
      offiziell registrierter und rechtskonformer Dialer", sagt
      Rittelmeier.

      In einem frueheren Streitfall um Einwahlgebuehren von rund
      8.000 Euro hatte der Bundesgerichtshof jedoch entschieden,
      dass Anschlussinhaber nicht fuer Gebuehren aufzukommen
      haetten, wenn diese durch eine heimliche Dialer-Einwahl zu-
      stande gekommen seien. Der Surfer sei nicht verpflichtet,
      Vorkehrungen gegen Dialer zu treffen, solange kein konkreter
      Hinweis fuer einen Missbrauch vorliege (Az. III ZR 96/03).
      Mit dieser neuen Form von Manipulation koennte die Sache aber
      komplizierter werden. "Wie soll ein Betroffener beweisen,
      dass er trotz eines sichtbaren regulaeren Dialers einem Be-
      trug aufgesessen ist?", fragt Markus Saller, Rechtsexperte
      bei der Verbraucherzentrale Bayern. Hilfe koennte hier ein
      aktuelles Urteil des Landgerichts Osnabrueck Hilfe bringen:
      Die Telefonfirma sollte nachweisen, dass der Kunde den Dialer
      bewusst genutzt hat, was nicht gelang (Az. 12 S 45 /04).

      Laut Gesetz muessen Dialer bei der Regulierungsbehoerde
      (RegTP) registriert sein und gesetzliche Mindestanforderungen
      einhalten. Zehntausende liess Behoerden-Chef Matthias Kurth
      jedoch bereits in den vergangenen Monaten wieder sperren. Die
      Anbieter muessen zudem die Nutzer zwingend darueber informie-
      ren, dass sie sich einen Dialer herunterladen. Ebenfalls muss
      ein Nutzer durch mehrfache Eingabe einer Buchstabenkombina-
      tion - meist ein "OK" - erklaeren, dass er damit einverstan-
      den ist. "Und zwar vor Beginn des Downloads, vor der Instal-
      lation des Dialers und vor der kostenpflichtigen Einwahl",
      sagt Sascha Borowski von "dialerschutz.de". Ferner duerfen
      sich Dialer nur noch ueber die Vorwahl 0900-9 einwaehlen.
      Dialer in anderen Rufnummerngassen sind rechtswidrig, hier
      besteht kein Zahlungsanspruch. Die Kosten duerfen maximal
      zwei Euro pro Minute oder zeitunabhaengig als Blocktarif 30
      Euro pro Einwahl betragen. Die Verbindung ist nach einer
      Stunde automatisch zu trennen. Alle 0900-Nummern samt Name
      und Anschrift des Besitzers sind bei der RegTP in einer
      Datenbank erfasst und im Internet allen zugaenglich.

      Wie kann man sich vor unerwuenschten Dialern schuetzen? "100-
      prozentigen Schutz geniessen Surfer zur Zeit nur, wenn sie
      ueber eine DSL-Verbindung ins Internet gehen und gleichzeitig
      ihre ISDN-Karte oder ihr Analog-Modem deaktiviert haben",
      sagt Verbraucherschuetzer Saller. Aber auch ohne DSL-An-
      schluss hat man zumindest weitreichende Moeglichkeiten. Neben
      der Sperrung der fuer Dialer eingerichteten Rufnummerngasse
      0900-9 sollten Nutzer des Internet-Explorers die "ActiveX"-
      Funktionen deaktivieren, da diese automatische Installationen
      und Downloads ermoeglichen (Menue: Extras/Internetoptionen/
      Sicherheit/Stufe anpassen). Dialer-Schutzprogramme warnen,
      wenn die normale Verbindung unterbrochen wird und sich eine
      neue aufbaut. Man sollte keinen automatischen Internetzugang
      einrichten, sondern die Einwahlnummer sehen und manuell
      bestaetigen. Anhaenge in verdaechtigen Emails nie oeffnen und
      keine angebotenen Links anklicken. "Haeufig handelt es sich
      dabei um direkte Downloads von teuren Dialern", warnt
      Internet-Profi Heiko Rittelmeier."





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.12.04 20:30:01
      Beitrag Nr. 17 ()
      Gut und weitsichtig geschrieben......


      Export Imperialismus

      Von Dr. Bernd Niquet

      "Die Diskussion um die Sanierung unserer Volkswirtschaft nimmt
      aus meiner Sicht mittlerweile bizarre Formen an. Das wirkli-
      che Problem wird konsequent verdraengt, dafuer wird mit ge-
      steigertem Eifer an Scheinproblemen herumgedoktert, was die
      Lage jedoch eher schwieriger als besser macht. Doch es ist
      natuerlich viel angenehmer, ein Krebsgeschwuer mit Vitamin C
      zu behandeln als eine grosse Operation vorzunehmen. Die Hei-
      lungschancen sind dabei allerdings nahe null.

      Man kann eine kraenkelnde Volkswirtschaft, die einen Export-
      ueberschuss aufweist, nicht mit Lohnsenkungen sanieren. Denn
      ein Exportueberschuss zeigt an, dass diese Wirtschaft im
      internationalen Massstab konkurrenzfaehig ist. Anders waere
      es bei einem Defizit. Hier waere es unter Umstaenden
      moeglich, dass zu hohe Kosten das verursachende Element der
      Krise sind. Bei einem Ueberschuss ist das jedoch unmoeglich.

      Denn wo wollen wir ueberhaupt noch hin? Wir sind jetzt schon
      Exportweltmeister. So ein kleines Land wie wir – und dann
      Exportweltmeister. Wollen wir schon wieder die Welt beherr-
      schen? Dieses Mal nicht mit unseren Truppen, sondern mit
      unseren Produkten? Ich halte diejenigen, deren Strategie es
      ist, ueber Lohnsenkungen und Ausweitung des Exportueber-
      schusses unsere Wirtschaft zu sanieren, fuer einen Haufen
      unmoralischer Imperialisten. Der haessliche Deutsche – er
      kehrt in anderem Gewand wieder zurueck.

      Ein weises Sprichwort lautet: Willst du jemandem helfen, dann
      gib ihm keinen Fisch, sondern lehre ihn fischen. Umkehr-
      schluss: Willst du jemandem schaden, dann behindere ihn beim
      Fischenlernen und gib ihm von deinem Fisch ab. Genau das ver-
      birgt sich hinter unserer Exportstrategie: Die anderen sollen
      es nicht selbst machen, sondern sie sollen unsere Waren kau-
      fen. Exportausweitungen eines Landes sind immer Behinderungs-
      strategien fuer die anderen.

      Unser Problem ist es nicht, dass wir in der Herstellung von
      Waren und Dienstleistungen zu schlecht oder zu teuer sind,
      sondern unser Problem ist, dass diese Waren im Inland nicht
      nachgefragt werden. Und dies hat die folgenden drei Gruende,
      die jedoch alle zusammen gehoeren: Die Einkommen der Leute
      sind erstens zu gering, zweitens zu ungleich verteilt und
      werden drittens aus Zukunftsangst nicht ausgegeben.

      Die wirkliche Ursache aller dieser drei Gruende liegt jedoch
      auf einer anderen Ebene und darin begruendet, dass von den
      vier Produktionsfaktoren, die fuer eine moderne Industrie-
      gesellschaft wichtig sind, Arbeit, Boden, Kapital und Real-
      investitionen, drei Faktoren immobil sind und nur ein Faktor
      mobil ist – dafuer jedoch extrem mobil. In der Konsequenz
      dieser Tatsache bedeutet das: Das (international agierende)
      Kapital spielt die (nationalen) Oekonomien gegenseitig aus,
      um eine immer bessere Rendite zu erzielen.

      Nationale Loesungen unser gegenwaertigen Malaise sind daher
      ausgeschlossen. Das ist traurig, doch es ist wahr – und
      sollte daher auch nicht verschwiegen werden. Es hilft nichts:
      Alle Industrielaender muessen gemeinsam einen Kodex finden,
      sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen, sonst ist es
      irgendwann zu spaet. Wer das nicht glaubt, schaue auf unser
      Land: Die Unternehmen machen Rekordgewinne und die Arbeitneh-
      mer verzichten auf Teile ihrer Loehne – und trotzdem gehen
      die Entlassungen weiter. Die Besteuerung von Arbeit liegt auf
      historischem Rekordhoch, die Kapitalbesteuerung dagegen ist
      selbst unter SPD-Regie (!) auf die Haelfte des Normalsatzes
      abgesenkt worden.

      Der Marktliberalismus steht an der Schwelle seines eigenen
      Versagens. Der Zauberbesen ist ausser Kontrolle und fuehrt
      zur Verarmung breiter Massen. Wenn wir das Kapital nicht wie-
      der in den Griff bekommen, dann werden sich Chinas Loehne und
      Europas Loehne binnen der naechsten zwanzig Jahre auf ein
      Gleichgewichtsniveau einpendeln. Zum Glueck hat wenigstens
      China Kapitalverkehrskontrollen. Wir sollen ihnen nacheifern.
      Denn nur von den Gewinnern zu lernen, heisst, auch selbst
      wieder zum Gewinner werden zu koennen."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.12.04 20:35:06
      Beitrag Nr. 18 ()
      für jeden von uns, stellt sich irgendwann diese frage,
      auch wenn wir es immer gerne verdrängen....wohin im alter


      "Alternative Wohnformen im Alter: Statt Horrorvision Alten-
      heim: Betreutes Wohnen, Alten-WGs, Generationen-Projekte

      Von Biallo & Team

      Als Student in einer WG, spaeter mit der Freundin in der ers-
      ten eigenen Wohnung, dann mit der Familie unter einem Dach
      leben – und als alter Mensch? Ab ins Heim? Fuer viele ist
      diese Vorstellung vom Wohnen im Alter eine Horrorvision. Der
      Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim ist fuer die meisten eine
      Zwangslaeufigkeit.

      Das selbstbestimmte Leben wird auch im hohen Alter und bei
      Pflegebeduerftigkeit ein immer groesseres Beduerfnis – und
      eine Notwendigkeit: Die Gesellschaft altert rapide. Nach
      Schaetzungen des Statistischen Bundesamtes wird die Anzahl
      der Pflegebeduerftigen bis 2020 um mehr als ein Drittel stei-
      gen. "Es muessten gewaltig viele neue Heime gebaut werden,
      was nicht finanzierbar sein wird", sagt Bernhard Reindl,
      Leiter der Beratungsstelle Wohnen, Muenchen. Selbstorga-
      nisierte Wohnformen wie Alten-WGs, Mehrgenerationen-Wohn-
      projekte, Betreutes Wohnen werden immer gefragter.

      Die meisten Menschen wollen auch bei Pflegebeduerftigkeit in
      den vertrauten vier Waenden bleiben. Wohnberatungsstellen in
      ganz Deutschland beraten und unterstuetzen dabei. Oft ist
      eine Wohnungsanpassung noetig: Statt Tuerschwellen benoetigt
      man Rampen, im Bad sind Haltegriffe oder ein Badewannenlifter
      noetig, im Schlafzimmer eine Betterhoehung. Rund 90 Prozent
      der noetigen Wohnungsaenderungen lassen sich mit technischen
      Hilfsmitteln bewaeltigen. Zur Finanzierung kommen neben
      Geldern aus der Kranken- und Pflegekasse (letztere maximal
      2.557 Euro Zuschuss zur Wohnungsanpassung) auch landesweite
      oder kommunale Foerderprogramme in Frage, Zuschuesse vom
      Sozialamt oder Stiftungsmittel.

      Betreutes Wohnen wird immer beliebter. In Deutschland gibt es
      inzwischen ueber 4.000 betreute Wohnanlagen mit insgesamt
      rund 160.000 Bewohnern. Hier leben die Senioren eigenstaendig
      in Wohnungen in einem Wohnkomplex zusammen und koennen bei
      Bedarf Hilfe von aussen in Anspruch nehmen. Wer umfangrei-
      chere Pflege benoetigt, muss aber meist in ein Pflegeheim.
      Betreutes Wohnen ist kein gesetzlich geschuetzter Begriff.
      Jeder darf darunter eine beliebige Wohnform anbieten. Wer
      nicht aufpasst, wird mit horrenden Rechnungen und einer lieb-
      losen Versorgung abgespeist.

      Wohngemeinschaften sind laengst nicht mehr nur Studenten-
      sache. Gerade in der Alten-WG sieht Volker Kowitz vom Kura-
      torium Deutsche Altershilfe eine zukunftsweisende Wohnform:
      Man hilft sich innerhalb der Wohnung gegenseitig, ist in
      Gesellschaft, beugt so Vereinsamung vor und lebt mit Mitbe-
      wohnern zusammen, die man sich selbst aussucht. Zudem ist das
      WG-Leben wesentlich preiswerter: Ein ambulanter Pflegedienst
      versorgt alle Bewohner, und die Kosten (Miete, Pflegedienst
      etc.) sind meist wesentlich niedriger als bei einem Heim-
      aufenthalt. Auch Mehrgenerationenprojekte, in denen Jung und
      Alt in einem Wohnkomplex zusammen leben, werden populaerer.
      Allerdings bedarf es enorm viel Eigeninitiative, eine solche
      Wohnform selbst auf die Beine zu stellen. "So ein Projekt
      zieht sich ueber zwei bis drei Jahre", sagt Ingeborg von der
      Lippe vom Forum fuer gemeinschaftliches Wohnen im Alter
      (FGWA) aus Erfahrung. "Mit 50 sollte man anfangen, eines an-
      zukurbeln". Inzwischen gibt es auch die Moeglichkeit, bei
      bereits bestehenden oder geplanten Initiativen einzusteigen.
      Das FGWA beispielsweise initiiert, beraet und vernetzt solche
      Projekte in ganz Deutschland."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.12.04 20:36:26
      Beitrag Nr. 19 ()
      auch nicht ganz unwichtig ......


      "Neue Festzuschuesse fuer Zahnersatzleistungen:
      Mehr Wahlfreiheit fuer den Patientenen

      Von Biallo & Team

      Wer eine Krone, Bruecke oder Prothese benoetigt, wird auch
      kuenftig einen Zuschuss aus der gesetzlichen Krankenversiche-
      rung erhalten. Neu ist aber, dass es ab Januar 2005 fuer alle
      Versicherten feste Betraege gibt. Man spricht jetzt von
      "befundorientiertem Festzuschuss". Fuer den Patienten ist
      diese Regelung durchaus von Vorteil, denn er hat jetzt mehr
      Wahlmoeglichkeiten als bisher.

      Waehrend bis dato nur bestimmte, im Leistungskatalog festge-
      legte, Behandlungsmoeglichkeiten beim Zahnersatz prozentual
      bezuschusst wurden, erhalten jetzt alle Patienten bei glei-
      chem Befund den selben Betrag. Dieser Zuschuss wird auch fuer
      Behandlungsmethoden gewaehrt, die nicht im Leistungskatalog
      vorgesehen sind. Je nach Zahnarzt und Versorgungsform konnte
      bisher die Rechnung fuer eine Krone oder Prothese trotz glei-
      chem Befund unterschiedlich hoch ausfallen – der prozentuale
      Zuschuss der Krankenkasse demnach auch. Mit den Festbetraegen
      ist dies nicht mehr moeglich.

      Die entstehenden Kosten, die ueber dem Zuschussbetrag liegen,
      muss der Patient komplett selbst bezahlen. Je nach dem, ob er
      sich fuer eine einfache Standardloesung oder die Luxusgebiss-
      Sarnierung entscheidet, ist sein Eigenanteil unterschiedlich
      hoch. Die gesetzlichen Krankenkassen gehen aber davon aus,
      das die neuen Festzuschuesse wie bisher im Durchschnitt min-
      destens die Haelfte der Regelversorgungsleistung abdecken.
      Bei der Regelversorgung hat der festsitzende Zahnersatz
      Prioritaet vor beispielsweise herausnehmbaren Gebissteilen.
      Regelmaessige Kontrollbesuche beim Zahnersatz und eine gute
      Mundhygiene werden sich auch in Zukunft auszahlen. Denn man
      kann den Festzuschuss durch das Bonussystem erhoehen: Wer
      ueber fuenf aufeinanderfolgende Jahre hinweg jedes Jahr ein-
      mal einen Zahnarztbesuch macht, erhaelt einen Aufschlag von
      20 Prozent zum Festzuschuss. Wer sogar zehn Vorsorgejahre
      aufweisen kann, erhaelt einen Bonus von 30 Prozent. Die
      Bonushefte gibt es kostenlos in den Zahnarztpraxen.

      Jeder Patient sollte sich unbedingt vor der Behandlung von
      seinem Zahnarzt einen gebuehrenfreien Heil- und Kostenplan
      aufstellen lassen. Diesen sollte er der Krankenkasse vorle-
      gen. Auf diese Weise kann man im Vorfeld genau abschaetzen,
      wie hoch der Eigenanteil sein wird, den man aus eigener
      Tasche begleichen muss."





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.12.04 21:10:10
      Beitrag Nr. 20 ()
      "Gerüchte, Mobbing und Intrigen

      Wie Frauen an ihren Kolleginnen scheitern
      Die Welt könnte so schön sein, wenn nur Frauen mehr in ihr zu sagen hätten. Besonders in den Unternehmen geht es so hartherzig zu, weil fast ausschließlich Männer sie regieren. Wären mehr Führungskräfte weiblich, wäre die kalte Welt des Wettbewerbs irgendwie netter. Das zumindest ist ein in der Damenwelt liebevoll gehegtes Mantra.


      Anja Busse räumt mit diesem Vorurteil gründlich auf. Schon auf Zeile fünf ihres Buches fällt der Begriff Stutenbissigkeit, den die Autorin nicht mal in Anführungszeichen setzt. Ihre Generalthese zum Thema Frauen am Arbeitsplatz lautet: Unter Kolleginnen geht es zu wie im Krieg, nur daß die Damen in der Regel nicht das Visier hochklappen, sondern vielmehr wehrkraftzersetzend tätig werden: Gerüchte streuen, mobben, Intrigen spinnen - alles weibliche Spezialitäten. Kurz, so Busse: "Der Psychoterror unter Frauen ist allgegenwärtig und alltäglich."


      Die Personaltrainerin befindet: Frauen agieren häufig extrem unprofessionell, weil zu emotional. Sie können einander nicht einfach nur kollegial-neutral begegnen, sondern sind entweder miteinander befreundet oder sich spinnefeind. Nett zueinander sind sie nur solange, wie alle in derselben - untergeordneten - Position sitzen. Sobald eine es wagt, sich als Chefin zu erheben, fallen die anderen über sie her wie Hyänen. Wo Männer männliche und weibliche Konkurrenten gleichermaßen sabotieren, haben es Frauen meist auf andere Frauen abgesehen.


      Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Männer müssen sich nicht damit aufhalten, weibliche Konkurrenten zu attackieren, die erledigen deren Geschlechtsgenossinnen schneller und grausamer selber. Wenn es also kaum weibliche Führungskräfte gibt, liegt das nur zum Teil an männlichen Chefs, die Frauen nicht mehr zutrauen als ordentlich gebrühten Kaffee: "Der Klassenfeind sitzt nicht immer jenseits der Geschlechtermauern, sondern oft genug im eigenen Land", so Busse.


      Viele Leserinnen werden das Buch entrüstet in die Ecke pfeffern, weil so ein Text der guten Sache der Emanzipation mehr schade als nutze. Das ist nicht besonders schlau, denn Busses Argumente sollten zu denken geben. Beispielsweise die Studie, aus der hervorgeht, daß in männlichen Teams eher kooperiert wird als in reinen Frauengruppen. Das zu lesen tut weh. Nicht nur ist die in feministischen Kreisen so heißersehnte Frauensolidarität eine Schimäre, sondern wohl auch der den Frauen auf breiter Front nachgesagte kooperative Kommunikations- und Führungsstil.


      Schwächen hat das Buch eher in der zweiten Hälfte, wo Busse anhand von soziologischen, biologischen und entwicklungstheoretischen Studien nachzuweisen versucht, daß Frauen so "zickig" agieren, weil sie halt so sozialisiert sind. In anderen Worten: Wenn Weiber keifen, sind ihre Eltern schuld oder ihr Hormonstatus oder die Gesellschaft oder das patriarchalische System.


      Wo bitte bleibt da die Selbstverantwortung? Wenn Männer sich in Konkurrenzsituationen gerieren wie Säbelzahntiger, werden ja auch keine wie auch immer begründeten Ausreden mehr akzeptiert. Die "Schuldfrage" ist ohnedies absolut nachrangig. Statt dessen wäre es hoch an der Zeit, daß Frauen einsehen, daß ihr eigenes Verhalten oft ihr größtes Karrierehindernis ist. Der Rest findet sich dann schon.

      Barbara Bierach"



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.12.04 21:28:20
      Beitrag Nr. 21 ()
      muslime sollten ihren glauben mehr als bisher hinterfragen
      und nicht alles als gegeben hinnehmen, womit sie in ihrem
      glaubesnbekenntnis nicht einverstanden sind. frauen und
      männer sollten gleich rechte haben, und nicht die männer
      mehr rechte, was sich angeblich aus ihrem glauben heraus
      ableitet. es wird zeit, den eigenen glauben positiv zu
      hinterfragen und sich weiter zu fragen, inwieweit das mit
      einer demokratischen grundordnung in einer demokratie und
      freiheitlichen gesellschaft noch in einklang zu bringen
      ist. muslime,die hier leben wollen, müssen sich an unseren
      freiheitliche werten orientieren und sollten zur
      integration, auch unsere sprache sprechen.




      "Muslime müssen sich verstärkt in unsere Gesellschaft einbringen"

      Maria Jepsen über den Dialog zwischen den Religionen
      Turbulente Wochen liegen hinter Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen. Airbus statt Advent lautete der Grundtenor der vergangenen Tage. Besinnung? Stille? Vorfreude auf das Fest aller Feste? Fehlanzeige. Die Airbus-Krise drängte die Kirche in ein ethisches Dilemma, das die Spannung zwischen geistlichem Auftrag und gesellschaftlichem Gewicht auf eklatante Weise deutlich macht.


      Maria Jepsen sitzt in ihrem weihnachtlich nur sparsam geschmückten Arbeitszimmer an der Esplanade. Wenigstens stehen ein paar Kurrendesänger auf dem Tisch. Zwischen zwei Gesprächsterminen nimmt sich die Bischöfin etwas Zeit, um über den Advent, die Aufgaben der Kirche und die multikulturelle Gesellschaft nachzudenken.


      "Advent ist eigentlich eine stille, eine ernste Zeit. Die Texte der Bibel sprechen von Gericht, von Gnade und Erwartung. Diese Texte treffen heute auf eine zutiefst verunsicherte Gesellschaft - auch bei uns in Hamburg", sagt sie. Es gehe um die Schließung von Schulen und Kitas, um brisante wirtschaftliche und soziale Probleme, um Airbus und Phoenix. Aufgabe der Kirche sei, die alten Texte so zur Sprache zu bringen, daß sie die Menschen von heute trösten, ermutigen, zum Handeln anleiten können. "Es kommt darauf an, daß die Menschen glücklich werden."


      Kommerz macht letztlich nicht glücklich, auch nicht an Weihnachten. "Den ganzen Adventstrubel in der City sehe ich eher mit Distanz. Ich bin froh darüber, daß es in Kirche und Gesellschaft inzwischen eine ernst zu nehmende Diskussion darüber gibt, ob das Adventsgeschäft wirklich schon im September beginnen sollte." Einen für die Kirche positiven Trend hat Bischöfin Jepsen jetzt festgestellt: "Einige Hamburger Weihnachtsmärkte begannen ganz feierlich mit einem kleinen Gottesdienst.


      Auch würden eine wachsende Zahl von Firmen ihre Weihnachtsfeiern in kirchliche Räume verlegen, hat die Bischöfin festgestellt. Warum? "Die Unternehmen gehen davon aus, daß das Religiöse ihr Betriebsklima fördert. Die weihnachtlichen Choräle und alten Texten sind hilfreich für die Gemeinschaft, gut für die Mitarbeiter in den Firmen, für Mensch und Betrieb. Denn je schwieriger es in der Welt wird, um so mehr blicken wir von der Erde zum Himmel."


      Wie verunsichert die Gesellschaft ist, zeigt die Debatte über das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft und die fehlende Integration der Muslime. Bischöfin Maria Jepsen sieht es so: "Die Integration ist nicht geglückt, obwohl wir hier in Hamburg gute Beziehungen pflegen."


      Von den Muslimen in Hamburg erwartet die evangelische Bischöfin, daß sie eine "größere Neugier" auf die christlichen Traditionen entwickeln und stärker bereit sind, über ihren eigenen Glauben zu reden - "warum sie nach Mekka pilgern und die Frauen Kopftücher tragen".


      Den Film des Altonaer Regisseurs Fatih Akin "Gegen die Wand" hat Maria Jepsen mit großem Interesse gesehen. Akin sei ein gutes Beispiel für die gelungene Integration. "Doch es muß noch mehr Muslime geben, die sich in unsere demokratische Gesellschaft einbringen - mit Ehrenämtern, in Gewerkschaften, in der Politik. Sie dürfen sich nicht ins Ghetto zurückziehen. Und sie sollten sich klar von den Terroristen distanzieren!"


      Und die Christen, fehlt ihnen nicht selbst die Bereitschaft, auf die Muslime zuzugehen? "Ja", sagt die protestantische Theologin, "wir müssen mehr Auskunft über unseren Glauben geben. Dazu müssen viele Christen aber erst sprachfähig werden." Bei allem interreligösen Dialog bleibe aber die Grenze zwischen beiden Religionen bestehen. "Ich möchte nicht, daß Jesus in einer christlichen Gemeinde oder eben in einer christlich-islamischen Feier zu einem Propheten unter vielen gemacht wird, so wie es der Koran tut. Jesus ist Gottes Sohn. Auch würde ich niemals in einer Moschee predigen."

      Edgar S. Hasse"





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 20.12.04 08:20:06
      Beitrag Nr. 22 ()
      Versandhandel: Ruecksendung von abgelehnter Ware wird teurer

      Von Biallo & Team

      Versandhaeuser haben es kuenftig leichter, Kunden, die be-
      stellte Ware nicht haben moechten und diese deshalb zurueck-
      senden, die Kosten fuer die Ruecksendung zu berechnen. Nach
      der bisherigen Regelung muss bei der Ruecksendung bestellter
      Ware der Haendler das Porto uebernehmen, wenn der Bestellwert
      40 Euro uebersteigt. Unterhalb dieses Betrags durfte das
      Porto dem Kunden angelastet werden.

      Nach Auskunft der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
      gilt diese Regelung kuenftig nur noch, wenn der Kunde die
      Ware zum Zeitpunkt des Widerrufs bereits angezahlt oder kom-
      plett bezahlt hat. Ist dies nicht der Fall, traegt der Kunde
      in jedem Fall die Ruecksendekosten.

      Bei Bestellungen bis 40 Euro bleibt es bei der bisherigen
      Praxis, wonach der Kunde die Ruecksendekosten uebernehmen
      muss, wenn dies vertraglich vereinbart wurde. Allerdings gibt
      es auch hier eine Neuerung: Wer die Ruecksendekosten traegt,
      haengt nun nicht mehr vom Bestellwert, sondern vom Wert der
      zurueckgeschickten Ware ab. Das bedeutet: Wer Ware im Wert
      von ueber 40 Euro bestellt und davon einen Teil retour gehen
      laesst, so dass der Warenwert unter 40 Euro faellt, muss da-
      mit rechnen, dass ihm der Haendler die Portokosten aufbuer-
      det. Grundsaetzlich gilt jedoch: Der Haendler traegt immer
      dann die Ruecksendekosten, wenn die Lieferung nicht der Be-
      stellung entspricht. Die Regelung tritt mit Veroeffentlichung
      im Bundesanzeiger in Kraft.



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 20.12.04 08:20:56
      Beitrag Nr. 23 ()
      Weihnachtsgeschenke preiswert versenden: Wie Sie Pakete
      innerhalb Deutschlands guenstig und puenktlich verschicken

      Von Biallo & Team

      Schadenfreude, schoenste Freude: Puenktlich zur Vorweih-
      nachtszeit hat der Paketdienstleister Hermes die Preise
      gesenkt und vermasselt damit der Deutschen Post und ihrer
      Frachttochter DHL womoeglich das Fest. Der Verbraucher lacht
      sich eins, denn schon bei einer kleinen Sendung kann er, wenn
      er sein Weihnachtspaket in einen Hermes-Paketshop bringt,
      2,80 Euro im Vergleich zum Post-Schalterpreis sparen.

      "Hermes ist bei ueblichen Aussenmassen und maximal 25 Kilo-
      gramm Gewicht kaum zu schlagen", urteilt Stefan Scherfenberg,
      Tarifexperte des Internet-Portals posttip.de. Kostet ein 3
      Kilo schweres Paket mit den Massen 30 mal 20 mal 15 Zentime-
      ter am Postschalter 6,70 Euro, legt der Kunde in einem
      Hermes-Paketshop nur 3,90 Euro auf den Tisch. Allerdings sind
      die Sendungen bei Hermes mit durchschnittlich vier Tagen
      laenger unterwegs als bei der Post.

      Doch nicht nur der Goetterbote bietet sich fuer den Geschenk-
      versand an. "Auch GLS oder PickPoint sind gute Adressen fuer
      jene, die ihre Pakete selber aufgeben wollen", sagt Versand-
      Fachmann Scherfenberg. Wie viel die Anbieter fuer ihren Ser-
      vice verlangen, sehen Sie in der Tabelle. Unterschiede gibt
      es ausser beim Preis (und dessen Berechnung) vor allem bei
      der Zahl der Annahmestellen. Waehrend bundesweit 10.000
      Hermes-Shops existieren, die meist in Geschaefte integriert
      sind (www.hermespaketshop.de), bietet PickPoint mehr als
      2.000 Annahmestellen, haeufig bei Tankstellen
      (www.pickpoint.de). Das GLS-Netz ist mit rund 1.000 Annahme-
      stellen am duennsten, dafuer ist die Firma mit 24 Stunden
      Regellaufzeit am schnellsten (www.gls-germany.com). Aller-
      dings sind die Zeiten nur Anhaltspunkte fuer die durch-
      schnittliche Versanddauer und nicht garantiert.

      "Es gibt relativ oft Aerger, weil Sendungen beschaedigt an-
      kommen", sagt Petra von Rhein von der Verbraucherzentrale
      Bayern. "Es wuerde schon reichen, wenn alle den Grundsatz
      beherzigen wuerden, dass das Paket sich selbst aushalten
      muss", sagt Post-Sprecher Erwin Nier. "Empfindliches Gut wie
      Flaschen oder Marmeladenglaeser sollte man nicht nur mit drei
      zusammengeknuellten Zeitungen polstern, sondern mit Luftkis-
      sen oder Styropor. "Schliesslich muessen die Pakete, wenn sie
      mal versehentlich vom Foerderband kippen, Fallhoehen zwischen
      80 und 120 Zentimetern aushalten. Auch alle anderen Versand-
      unternehmen verlangen eine ausreichend robuste Verpackung.

      Post-Kunden muessen sich besonders sputen: "Sollen Pakete in-
      nerhalb Deutschlands puenktlich zum Fest ankommen, muessen
      sie spaetestens am 13. oder 14. Dezember abgegeben sein",
      sagt Nier. Denn zu Weihnachten schlagen die Postboten die
      dreifache Menge an Sendungen um. Hermes dagegen will Pakete,
      die bis zum 21. Dezember abgegeben oder abgeholt worden sind,
      bis zum 24. Dezember zustellen.

      Das Schlangestehen bei der Post kann vermeiden, wer die neuen
      Packstationen nutzt. Diese Paketannahme- und -abholautomaten
      gibt es bereits in 15 Staedten, darunter Bremen, Darmstadt,
      Frankfurt/Main, Koeln, Mainz, Muenchen und Wiesbaden. An
      ihnen kann man Pakete aufgeben, die maximal 60 mal 35 mal 35
      Zentimeter gross und bis zu 20 Kilo schwer sind. Vorher muss
      man sich allerdings in der Postfiliale oder im Internet unter
      www.packstation.de anmelden. Nach einigen Tagen kommt per
      Post die Bestaetigung samt Magnetkarte, die man fuer die Nut-
      zung der Automaten braucht. Bezahlt wird die Paketmarke an
      der Packstation per Maestro- oder Geldkarte.

      Wer seine Sendungen nicht selbst wegbringen will oder kann,
      hat die Moeglichkeit, die Paketboten zu sich nach Hause zu
      bitten. Schon fuer 6,90 Euro holt Der Courier (Tel.
      02161/460996, www.dercourier.de) ein 5-Kilo-Paket ab und
      stellt es innerhalb Deutschlands in der Regel binnen ein bis
      zwei Werktagen zu. Allerdings muss man den Auftrag im Inter-
      net ausloesen. Fuer Sendungen, die schwerer als 10 Kilo sind,
      bietet sich beispielsweise das "ePaket" der Post an (10 Euro
      bis 31,5 Kilo Gewicht, Auftrag im Internet unter
      www.epaket.de).


      TG
      Avatar
      schrieb am 20.12.04 08:23:45
      Beitrag Nr. 24 ()
      Die große Mehrheit der Deutschen möchte selbstbestimmt sterben

      Schöppners Politometer

      "Möglichst schnell - und am besten gar nicht dabeisein." So wollen die Deutschen am liebsten sterben. Die Wirklichkeit jedoch sieht zu oft ganz anders aus: Noch immer sterben vier von fünf an Tumoren oder Krebs, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Malaisen des Atmungs- und Verdauungsapparates. Oft also nach einer langen Zeit unsäglichen Leidens, die die Deutschen nicht erleben wollen. Daher befürworten aktuell 79 Prozent Sterbehilfe, 34 Prozent sprechen sich sogar für alle Formen der Sterbehilfe aus, also auch für die aktive Tötung eines Schwerstkranken seinem Willen entsprechend. 45 Prozent befürworten nur passive Hilfe, stimmen also nur dem Verzicht von lebensverlängernden Maßnahmen zu. Nur noch 18 Prozent wollen Hilfe zum Sterben als letzten Willen weiterhin verboten sehen.


      Das Problem ist, daß der Sterbende lebt. Und moderne Medizin den Weg zum Tod zur Tortur machen kann. Wenn Maschinen den Todeskampf verlängern und Hilfe unter Strafe steht, verkehrt sich oft der Nutzen des Modernen um in Qualen des Alltags. Konsequenterweise wünschen sich 74 Prozent - endlich - eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe.


      Selbstbestimmtes Sterben wird für die Deutschen auch deshalb verstärkt zum Thema, weil sie in Zeiten knappen Kassen der Qualität unseres Gesundheitssystems längst nicht mehr trauen: 80 Prozent rechnen künftig mit einer mangelhaften medizinischen Versorgung auch in Deutschland. 81 Prozent erwarten einen deutlich höheren Krankenstand. Und 61 Prozent rechnen damit, daß viele Patienten vor ihrer Zeit sterben müssen, weil mutmaßlich in Zukunft vor allem an den Schwerkranken und Alten gespart werden wird.


      Der Ausweg aus diesem Dilemma könnte Patientenverfügung heißen. Darüber will die Regierung bis zum Frühjahr 2005 ein Gesetz vorlegen. Doch schon jetzt haben die Deutschen relativ klare Vorstellungen davon, wie diese Patientenverfügung aussehen sollte: Nach einer TNS-Emnid-Studie muß sie für 84 Prozent den Namen des späteren Bevollmächtigten enthalten. 88 Prozent wollen eine absolut bindende Wirkung. 85 Prozent erwarten konkrete Angaben darüber, wann die Behandlung abgebrochen werden soll. Und für 63 Prozent sollte sie zeitlich unbegrenzt gelten, wobei für 62 Prozent die Gültigkeit durch die Unterschrift eines Zeugen belegt werden soll.


      Allerdings erwarten 72 Prozent, daß mit Sterbehilfe in Deutschland restriktiv verfahren wird. Für vier von fünf nämlich ist eine absolut klare Diagnose des Arztes die wichtigste Voraussetzung. Nur jedem Fünften reicht allein der Wunsch des Kranken. Die Gefahr könnte sein, daß allmählich die Beweislast des Lebens umgekehrt wird. Doch diese Gefahr sehen die meisten nicht. 61 Prozent glauben, daß rigide geklärte Sterbebedingungen in Deutschland langfristig Bestand haben werden. Nur 31 Prozent erwarten das Aufweichen der Kriterien. Klaus-Peter Schöppner




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 21.12.04 04:15:06
      Beitrag Nr. 25 ()
      Kaufen!

      Zugegeben: Jedermanns Sache ist es nicht. Und auch ist es nicht ganz einfach, unter der Vielzahl der - oft allzu trockenen - Wirtschaftsbücher Titel zu finden, der sich als Geschenk eignen. Aber es gibt sie, die spannenden Wirtschaftsbücher. DIE WELT hat eine Auswahl von Titeln zusammengestellt, die sich als Weihnachtsgeschenk oder zur Lektüre an den Feiertagen eignen.
      Eine gelungene Alternative zu den Standardwerken der Finanzbücher ist der Klassiker von John Kenneth Galbraith: "Der große Crash" ist pünktlich zum 75jährigen Jahrestag des Aktienmarkteinbruchs von 1929 neu in Deutschland verlegt worden. Das erstmals 1988 erschienene Werk eignet sich nicht nur für geschichtsinteressierte Zeitgenossen. Auch für pathologische Optimisten ist das Buch geschenkpapierwürdig. Denn es macht deutlich, daß sich ein solcher Einbruch trotz Vorkehrungen der Notenbanken wieder ereignen kann, wenn nicht sogar muß. Und renitente Börsenignoranten lernen, wie wichtig die Kurse an den Kapitalmärkten für das eigene Unternehmen und die eigene Jobsicherheit sind. Gerade in Zeiten, in denen mit Verweis auf die Börsen trotz Rekordgewinnen immer weitere Stellen abgebaut werden, hilft der Klassiker diese Markt-Zusammenhänge besser zu verstehen - und das auch noch mit einem erfrischenden Augenzwinkern. hz.


      John Kenneth Galbraith. Der große Crash 1929, Finanzbuch Verlag, München 2004, 19,95 Euro


      Was schenkt man dem, der schon alles hat? Natürlich ein Buch, das lehrt, wie man seinen Reichtum noch mehren kann. Dieser Tage widmen sich gleich mehrere Neuerscheinungen dieser Materie. Wer etwas intellektuellere Weisheiten als "Behalten Sie das große Bild im Auge, während Sie sich um die täglichen Details kümmern" oder "Trauen Sie ihren Instinkten" verschenken will, greift zu Detlef Gürtler. In "Dagobert. Eine Weltgeschichte des Reichtums" geht der Wirtschaftsjournalist dem Erfolgsrezept der wirklich Vermögenden auf den Grund. Danach ist nicht Erfinder- oder Tüftlertum der Schlüssel zum Erfolg. Vielmehr schafft man es auch ohne eigene Innovationen zum reichsten Mann der Welt, in dem die Erfindungen anderer einfach verbessert und marktfähig gemacht werden. Gürtlers Buch ist eine kurzweilige und spannend inszenierte Tour d´ Horizon durch Handelskonzerne, Herrscherdynastien und Börsenflure. hz. Detlef Gürtler: Die Dagoberts, Eichborn, Frankfurt 2004, 22,90 Euro Jeder kennt es, aber kaum einer hat es gelesen. Mit seinem 800-Seiten-Wälzer "Der Wohlstand der Nationen" legte der Sozial- und Moralphilosoph Adam Smith 1776 den Grundstein für die klassische Nationalökonomie. Seine Grundideen sind bis heute gültig - auch wenn Smith regelmäßig als Anarcho-Liberaler oder wegen seines Glaubens an die "unsichtbare Hand" des Marktes als naiver Marktgläubiger verunglimpft wird. Daß diese Leseart schlicht falsch ist, zeigt ein Blick in das Originalwerk des Schotten. Smith hat nie den Nachtwächterstaat gefordert. Das Buch ist schon allein deshalb die Lektüre wert, um sich selbst ein Bild von den Grundlagen der modernen Volkswirtschaftslehre zu machen. Im ursprünglichen Zusammenhang bekommen seine Thesen mitunter eine völlig andere Bedeutung als durch eine oft isolierte oder auch falsche Wiedergabe. Weil der Klassiker auch noch leicht zu lesen ist, macht die Beschäftigung mit der Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre sogar noch Spaß. ph Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen, Deutscher Taschenbuchverlag, München 1999, 855 Seiten, 19,50 Euro Mit den "Grundlagen der Nationalökonomie" für die Zeit nach Hitler hat sich Walter Eucken schon 1940 beschäftigt. Der in Jena geborene Ökonom (1891-1950) legte mit der Erstausgabe seines Klassikers die theoretischen Fundamente für die Soziale Marktwirtschaft. Eucken entwickelte eine Synthese der bis dato geltenden widerstreitenden Wirtschaftstheorien und gelangte schließlich zum "Denken in Ordnungen": Nach den Vorstellungen des Ordoliberalen der "Freiburger Schule" darf der Wettbewerb nicht sich selbst überlassen werden - sondern erfordert eine (freiheitliche) Rahmensetzung des Staates, mit der die Spielregeln für die Marktteilnehmer festgelegt werden. Auf der anderen Seite sollte der Staat sich aber möglichst aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushalten. Der Klassiker Euckens überzeugt durch theoretische Brillanz, anschauliche Beispiele und präsentiert sich so lesefreundlich wie kaum ein anderes Wirtschaftsbuch. ph Walter Eucken: Die Grundlagen der Nationalökonomie, Springer, Berlin 1989, 42,95 Euro Der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes (1883-1946) gehört zu den meist zitierten Ökonomen überhaupt - auch heute noch. Seine "Allgemeine Theorie" (Erstausgabe 1936) revolutionierte die Wirtschaftswissenschaft und in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch die Wirtschaftspolitik - obwohl Keynes selbst als eher unpolitisch galt. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren bezweifelte Keynes die These der Klassiker und Neoklassiker, wonach Angebot und Nachfrage bei flexiblen Preisen stets ins Gleichgewicht kommen. Dreh- und Angelpunkt seiner Theorie: Die Nachfrage. Bleibt die Nachfrage nach Investitionen und Konsumgütern aus, greift das sogenannte Saysche Theorem der orthodoxen Lehre ("Jedes Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage") eben nicht. Ein wirtschaftliches Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung kann die Folge sein - und der Staat müsse eingreifen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, glaubte Keynes. Aber Vorsicht: Das Werk des Wissenschaftsrevoluzzers ist sehr anspruchsvoll und teils sehr schwer verständlich: "Ein schlecht geschriebenes Buch mit einem schlechten Aufbau, arrogant, schlecht gelaunt, polemisch - kurz: das Werk eines Genies", urteilte einst Paul Samuelson. ph John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Duncker & Humblot, Berlin 2002, 344 Seiten, 32 Seiten, 32,00 Euro Heute schon in Paragraphen geschmökert? Lesegenuß sieht vielleicht anders aus - aber wer über die Festtage seinen Glauben an die Reformierbarkeit des Landes stärken möchte, ist mit den radikalen Vorschlägen von Joachim Mitschke zur Reform der Einkommensteuer bestens bedient. Sein Ansatz: Unternehmen werden nicht mehr besteuert, sondern nur noch deren Eigentümer, also Gesellschafter und Aktionäre. Und nur dann, wenn sie Geld entnehmen, anstatt es im Betrieb zu belassen. So werden Wachstumskräfte entfaltet. Der kühne Gesetzentwurf des Nationalökonomen, an dem gemessen die Konzepte von Merz oder Kirchhof wie Bibeln des Status quo wirken, wurde vergangenes Jahr von der Frankfurter Humanistischen Stiftung mit 450 000 Euro ausgezeichnet. Schade für den Autor, daß sich da die Steuersätze noch nicht - gemäß seinem Vorschlag - zwischen 20 und 30 Prozent bewegten. A.G. Joachim Mitschke: Erneuerung des deutschen Einkommensteuerrechts. Gesetzestext und Begründung, Köln 2004, Verlag Dr. Otto Schmidt, 186 Seiten, 34,80 Euro



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 22.12.04 04:59:52
      Beitrag Nr. 26 ()
      "Die Preisstabilität bei niedrigen Zinsen ist gefährdet"
      Bundesbank-Präsident Axel Weber über die Gefahren steigender Staatsverschuldung und den Nutzen von Goldreserven

      Der neue Bundesbankpräsident Axel Weber vor dem Gebäude der Bundesbank in Frankfurt/Main
      Foto: dpa
      DIE WELT: Herr Präsident, wann sind Sie eigentlich das letzte Mal einen Marathon gelaufen?


      Axel Weber: Einen Marathon? Das ist bestimmt zwei Jahre her.


      DIE WELT: Haben Sie keine Zeit mehr fürs Training?


      Weber: Das erste Amtsjahr als Bundesbank-Präsident ist besonders zeitintensiv. Der Aufwand wird sich danach naturgemäß verkürzen, weil nicht mehr alles neu für mich sein wird. Ich rechne daher fest damit, daß ich bis zum nächsten Herbst fit genug bin, um wieder einen Lauf zu machen.


      DIE WELT: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, nicht mehr nur Wissenschaftler sondern auch Geldpolitiker und Manager zu sein?


      Weber: Ich trenne nicht zwischen diesen Aufgaben. Ein Bundesbank-Präsident muß all diese Funktionen ausfüllen. Ich habe seit meinem Amtsantritt nicht feststellen könne, daß ich das eine lieber als das andere mag.


      DIE WELT: Sie haben direkt nach Ihrem Amtsantritt den Finanzminister attackiert und gefordert, daß die Bundesregierung sieben Mrd. Euro einsparen soll. Haben diese Worte ihre Wirkung verfehlt?


      Weber: Die Bundesregierung hat einiges dafür getan, die Budgetvorgaben für 2005 zu erreichen. Das Ziel ist also in Reichweite, aber noch nicht gesichert. Deshalb war es ja auch so wichtig, daß sich die Regierung dazu verpflichtet hat, notfalls zusätzliche Beschlüsse zu fassen, um die Maastricht-Kriterien 2005 zu erreichen.


      DIE WELT: Die Bundesbank will vorerst nur acht statt der möglichen 120 Tonnen Gold abgeben. Warum verkaufen Sie nicht mehr Gold?


      Weber: Zunächst: Es ist falsch, wenn in den Medien der Eindruck erweckt wird, ich habe Gold verkaufen wollen, sei aber im Vorstand gescheitert. Ich habe von Anfang an öffentlich klar gestellt, daß ich in dieser Frage eine andere Meinung als mein Amtsvorgänger habe. Der Vorstand sieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit, die Verkaufsoption auszuüben. Die Goldbestände der Bundesbank sind Teil des Volksvermögens, sie haben für die Bevölkerung einen hohen Symbolwert. Goldverkäufe können im Übrigen kein Ersatz für eine nachhaltige Konsolidierungsstrategie der Finanzpolitik sein.


      DIE WELT: Dann besorgt Sie das Tempo, mit dem die Regierung das Tafelsilber verkauft?


      Weber: Es ist in der Tat bedenklich, daß ein Großteil der Maßnahmen nur für ein Jahr wirksam sein wird und keine nachhaltige Konsolidierung darstellt. In den nächsten Jahren wird sich die Regierung deshalb zusätzlich anstrengen müssen, damit Deutschland mittelfristig das Ziel ausgeglichener Haushalte erreicht.


      DIE WELT: Glauben Sie ernsthaft daran, daß der Finanzminister dieses Versprechen noch hält, nachdem der Stabilitätspakt als Druckmittel weggefallen ist?


      Weber: Der Stabilitäts- und Wachstumspakt wird vielleicht modifiziert, aber er entfällt ja nicht ...


      DIE WELT: ... dann können Sie sich also mit der Entscheidung abfinden, daß das Defizitverfahren gegen Deutschland und Frankreich nicht wieder aufgenommen wird?


      Weber: Wir haben als Bundesbank immer wieder gefordert, den Pakt so zu lassen, wie er geschaffen wurde und das Defizitverfahren fortzusetzen. Es ist bedauerlich, daß dieser Eckpfeiler der europäischen Finanzpolitik weiter an Glaubwürdigkeit verlieren wird. Mittlerweile ist der politische Druck aber so groß geworden, daß eine Reform vermutlich nicht mehr auszuschließen ist - auch nicht durch die Notenbanken. Zumal diese an der Entscheidung nicht mitwirken.


      DIE WELT: Das klingt resigniert.


      Weber: Wir sind nicht resigniert, sondern versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Kontraproduktiv wäre es, ein geringes Wirtschaftswachstum als weitere Ausnahme zuzulassen, wenn ein Land die Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts verfehlt. Auch die Überlegungen, bestimmte Ausgaben aus den Budgetzielen herauszurechnen oder verlängerte Fristen bei der Korrektur zuzulassen, sind nicht zielführend. Dadurch würde die Drei-Prozent-Grenze in die Beliebigkeit abrutschen.


      DIE WELT: Das ist aber sehr wahrscheinlich. Muß die Geldpolitik auf diese Entwicklung reagieren?


      Weber: Die Geldpolitik wird tun, was notwendig ist, um die Preisstabilität im Euro-Raum zu sichern. Wir müssen allerdings sehen, daß bei anhaltend steigenden Staatsdefiziten und Schulden die Preisstabilität bei dauerhaft niedrigen Zinsen nicht mehr gesichert werden kann.


      DIE WELT: Wir können uns die historisch niedrigen Zinsen im Euroraum also bald nicht mehr leisten?


      Weber: Die Preisstabilität bei niedrigen Zinsen ist gefährdet, wenn die Finanzpolitik nicht auf den stabilitätsgerechten Pfad zurückkehrt. Denn dann ist auf Dauer wahrscheinlich, daß sich durch die zunehmende Emission von Staatspapieren am Markt höhere Zinsen einstellen. Das wiederum würde die Refinanzierungskosten von Unternehmen erhöhen und damit möglicherweise die Inflation. Darauf müßte die Notenbank reagieren.


      DIE WELT: Das klingt nach einem Stagflations-Szenario: hohe Inflationsraten, kein Wachstum.


      Weber: Die Gefahr einer Stagflation ist im Moment gering. Wir erwarten, daß das Wachstum in Deutschland immerhin 1,3 Prozent beträgt. Und auch auf der Preisseite gibt es wegen der schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der günstigen Importe vorerst keinen zusätzlichen Inflationsdruck.


      DIE WELT: Warum denken Sie dann im EZB-Rat derzeit nur über Zinserhöhungen nach?


      Weber: Wir hatten bei unseren Beratungen zuletzt die Sorge, daß neben den direkten Effekten durch den Ölpreisschock und Änderungen von indirekten Steuern und administrativen Preisen auch die Inflationserwartungen anziehen. Sollte durch Zweitrundeneffekte, also durch übermäßige Lohnsteigerungen, unser Stabilitätsziel gefährdet sein, müßten wir dem entschlossen entgegen treten. Das sehe ich derzeit aber nicht.


      DIE WELT: Der US-Ökonom Stanley Fischer sagt, daß angesichts günstiger Importe die Inflationsgefahren trotz hohem Geldmengenwachstum gleich null sind. Teilen Sie diese Ansicht?


      Weber: Nein. Die Geldmenge ist nach wie vor ein wichtiger Indikator, um die langfristige Preisentwicklung einzuschätzen. Zur Zeit ist mehr Liquidität vorhanden, als zur Finanzierung eines inflationsfreien Wachstums notwendig ist. Daraus ergibt sich jedoch kein automatischer Handlungsbedarf für geldpolitische Entscheidungen. Es kommt darauf an, was die Ursache der Überschußliquidität ist, und wie sie sich abbaut. Momentan strömt dieses Geld eben nicht in den Konsum, sondern läßt die Kurse an den Bondmärkten und die Preise in einzelnen Immobilienmärkten steigen.


      DIE WELT: Und darauf müssen Sie nicht reagieren?


      Weber: Wenn wir solche Immobilienpreisentwicklungen in Teilen des Währungsraums sehen, kann die EZB das nicht abfedern. Denn wir machen eine einheitliche Geldpolitik für zwölf Länder. In diesem Fall müßte die nationale Regierung einschreiten, zum Beispiel über den Abbau von steuerlichen Förderinstrumenten.


      DIE WELT: Auch auf den Anstieg des Euro hat die EZB bisher kaum reagiert. Gleichzeitig hat Bundeskanzler Gerhard Schröder explizit die Interventionspolitik der japanischen Zentralbank gelobt. Fühlen Sie sich dadurch kritisiert?


      Weber: Unsere Aufgabe ist es, die Preisstabilität in der Euro-Zone zu sichern. Diese Aufgabe erfüllt die EZB mit großem Erfolg. Trotz des Ölpreisanstiegs haben wir es geschafft, die Preissteigerungsrate nahe unserem Ziel einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent zu halten.


      DIE WELT: Aber wie lange kann der Euro-Raum die Anpassungslast durch den Dollar-Verfall noch allein tragen?


      Weber: Die Euro-Aufwertung hat für Unternehmen und Haushalte sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits verringert sich zwar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporte, andererseits reduziert sich aber auch die Kostenbelastung der Unternehmen und Konsumenten, weil die Importe billiger werden. Drastische Verschiebungen der Wechselkursrelation sind allerdings nicht willkommen.


      Die WELT: Was ist wirkungsvoller, um dagegen vorzugehen: Zinssenkungen oder Interventionen?


      Weber: Die Notenbanken verfügen über ein breites Instrumentarium. Dieses wird die EZB einsetzen, wenn sie den Zeitpunkt für richtig erachtet. Wechselkursveränderungen allein können die globalen Ungleichgewichte nicht abbauen. Ich weise in diesem Zusammenhang auf die Erklärungen der G20- Partner hin, wonach jede Region ihren Beitrag leisten muß, um die weltweiten Ungleichgewichte abzubauen.


      Die WELT: Eine schöne Wunschliste. Nur nimmt sie an den Finanzmärkten niemand mehr ernst.


      Weber: Zu den Reformen gibt es keine Alternative, um in Europa die Arbeitslosigkeit und die Wachstumspotentiale zu mobilisieren.


      Die WELT: Aber das paßt doch nicht zusammen: Die Bürger sollen den Gürtel enger schnallen, und gleichzeitig werden die dadurch erreichten Wettbewerbserfolge durch die Euro-Aufwertung mehr als zunichte gemacht. Da muß die EZB doch einschreiten.


      Weber: Die Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre haben gezeigt, daß Notenbanken sich an der Preisstabilität orientieren sollten und nicht an einem bestimmten Wert des Wechselkurses. Indem die EZB niedrige Inflationsraten bei niedrigen Zinsen sicher stellt, leistet sie ihren Beitrag für eine dynamischere Wirtschaft im Euro-Raum. Mehr sollte die Politik von einer Notenbank nicht verlangen. Es ist Aufgabe der Regierungen, ihre Volkswirtschaften flexibler zu machen.


      DIE WELT: Viele Unternehmen kritisieren die weitreichende Mitbestimmung von Arbeitnehmern in Deutschland. Muß sich das nicht auch zu Gunsten von mehr Wettbewerbsfähigkeit ändern?


      Weber: Es kann keinen Zweifel daran geben, daß der deutsche Arbeitsmarkt flexibler werden muß. Die jüngsten Fälle wie Opel oder Karstadt-Quelle haben aber auch gezeigt, daß immer dann, wenn Unternehmen existenzgefährdet sind, hierzulande flexible Lösungen durchaus möglich sind.


      DIE WELT: So lange können wir doch nicht jedesmal warten.


      Weber: Richtig, deshalb ist es ja auch notwendig, daß Arbeitgeber und Gewerkschaften gemeinsam Lösungen finden, damit intakte Unternehmen konkurrenzfähig bleiben und Arbeitsplätze sichern und schaffen können.


      DIE WELT: Gilt das auch für die Mitbestimmung?


      Weber: Auch die Mitbestimmung muß dem Wandel der Zeit angepaßt werden.


      DIE WELT: Verraten Sie uns wie?


      Weber: Wir können Reformen anmahnen. Die Gestaltung im Detail ist aber nicht unsere Aufgabe.


      DIE WELT: Halten Sie es für angemessen, daß die deutsche Volkswirtschaft, die rund ein Drittel der Eurozone darstellt, nur über eine Stimme im EZB-Rat verfügt?


      Weber: Im EZB-Rat ist nicht die Zahl der Stimmen entscheidend, sondern die Argumente, die jeder einbringen kann. Wenn ich also eine starke Stimme haben soll, dann ist die Kompetenz der Bundesbank eine unabdingbare Voraussetzung dafür. Wir brauchen eine starke Bundesbank.





      Das Gespräch führten Jörg Eigendorf und Anja Struve


      Artikel erschienen am Di, 21. Dezember 2004

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      © WELT.de 1995 - 2004





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 08:58:16
      Beitrag Nr. 27 ()
      Interesant:)

      "Wider den Jugendwahn

      Was ein 52jähriger Informatiker bei der (erfolgreichen) Jobsuche erlebte

      von Frank Binder

      Es traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel - ohne Vorwarnung. An einem Montag im Dezember wurde ihm verkündet, daß sein Arbeitsplatz nicht mehr benötigt werde. "Betriebsbedingt" war das Zauberwort. Als ihm dann der Vorstandsvorsitzende seines damaligen Unternehmens in einem persönlichen Gespräch die Kündigung auch noch als "Chance" verkaufen wollte, ahnte er noch nicht, was alles auf ihn zukommen würde. Das war vor genau zwei Jahren.

      Heute kann Alexander Ehrhardt mit seiner Familie in Sülldorf zum ersten Mal wieder unbeschwert und fröhlich Heiligabend feiern. Denn der 52jährige Informatiker hat nach monatelanger quälender Ungewißheit und bitteren Erfahrungen endlich wieder einen neuen Job gefunden. Und zwar in "meinem ureigenen Beruf", freute sich der Hamburger im Gespräch mit der WELT.

      Ehrhardt blickt zurück: "Daß es nicht einfach werden würde in dieser Zeit, hatte ich schon vermutet. Zu oft war und wird über Stellenstreichungen berichtet. Aber so etwas - nein, unvorstellbar. Ich hatte immer den Willen, wieder zu arbeiten. Mit über 50 Jahren ist man nicht zwangsweise ein alter, ständig kranker oder unflexibler Kollege, sondern kann durchaus seinen Beitrag zum Sozialprodukt leisten. Das wird uns ja auch immer wieder von der Politik erzählt."

      Flexibilität werde heutzutage verlangt. Das sei aber bei seinem alten Arbeitgeber nicht das Thema gewesen. Fragen zur Veränderung der Arbeitszeit oder des Entgelts seien weder im Vorfeld gestellt noch seine Angebote diskutiert worden. Es folgten eine zweimonatige Zeit der Übergabe seines wegfallenden Arbeitsplatzes an vier Kollegen sowie ein Arbeitsgerichtsprozeß. Die Auseinandersetzung endete zwar mit einem Vergleich. Aber das Ergebnis habe nur durch weitere juristische Maßnahmen nach über einem halben Jahr erfolgreich eingefordert werden können.

      Parallel dazu erfolgte die Jobsuche. Erster Gang: zum Arbeitsamt. "War ich nach meinem Studium 23 Jahre ohne Unterbrechungen zur Arbeit gegangen und dort mit meinem Namen angeredet worden, so mutierte ich hier als erstes zu einer Nummer: Erhebung der Daten", berichtet Ehrhardt.

      Später folgte dann noch ein Termin mit seiner Arbeitsvermittlerin, wo er in einigen Zeilen sein Wissen für ein Profil zusammenfassen konnte. "Das waren wenige Schlagworte, die einem, für den das Umfeld völlig neu ist, nicht wirklich weiterhelfen und schon gar nicht für eine erfolgreiche Vermittlung ausreichen", analysiert der Informatiker.

      Das Jahr 2003 habe schließlich daraus bestanden, daß er - vermittelt über die Bundesagentur für Arbeit (BA) - an einer Maßnahme teilnahm, in der ihm und vier anderen Arbeitsuchenden Mittel und Wege aufgezeigt wurden, sich des Königswegs "verdeckter Arbeitsmarkt" zu bedienen. Das habe dazu geführt, sich stärker aktiv um Initiativkontakte zu bemühen. So seien insgesamt 105 Kontakte mit potentiellen Interessenten zustande gekommen, ganze zwei davon ergaben sich über die BA.


      "Mein erstes Gespräch hatte ich im Januar 2004. Das resultierte aus einem der bis dahin eingegangenen zwei Angebote der BA. Es handelte sich aber um eine kriminelle Geschichte, mit der sich mittlerweile die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Zum Glück bin ich im Gegensatz zu vielen anderen ohne Blessuren herausgekommen", faßt Ehrhardt seine unangenehmen Erfahrungen zusammen. Auf seine Bitte wurde er noch einmal zu einer "bemühten, aber mittlerweile ausgetauschten Vermittlerin" in die BA eingeladen. Sie ermunterte ihn zur Eigeninitiative, "da es in der Branche sehr schlecht aussähe".


      Es folgten weitere 27 Kontakte, davon vier von der BA vermittelt. "Die Krönung der BA-Angebote war die Aufforderung, mich für eine ABM-Maßnahme in einer Schlosserei zu bewerben, die am Himmelfahrtstag 2004 beginnen und zwölf Monate dauern sollte", kritisiert der Hamburger. Als Bezahlung sollte er etwa 70 Prozent brutto seines Netto-Arbeitslosengelds bei 40 Wochenstunden erhalten.


      Nach Rückfrage bei der Arbeitslosenselbsthilfe wurde Ehrhardt bestätigt, daß die Zumutbarkeitsregeln zwar verschärft, derartiges aber trotzdem nicht statthaft sei. Er konnte den zuständigen Ansprechpartner des Unternehmens schließlich dazu bewegen, ihn mangels fachlicher Kompetenz abzulehnen. Das siebente Vorstellungsgespräch im August 2004 war nach dem 132. Kontakt dann endlich erfolgreich. Seit September dieses Jahres arbeitet Ehrhardt bei der HanseCom in Hamburg. Die Gesellschaft für Informations- und Kommunikationsdienstleistungen entstand 1990 durch Ausgründung wesentlicher Teile der Informationsverarbeitung aus der Hamburger Hochbahn. Als Gründungspartner engagierte sich Siemens mit einem Anteil von 26 Prozent, die Hochbahn hielt 74 Prozent. Inzwischen hat Siemens die Mehrheit und die Hochbahn hält noch 26 Prozent.

      "Ich möchte all denen Mut machen, die in einer vergleichbaren Lage sind und anfangen, an sich selbst zu zweifeln. Nichts ist wichtiger als durchzuhalten und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu bewahren. Es gibt sie, die Arbeitgeber, die nicht dem Jugendwahn unterliegen, sondern der Erfahrung von uns ,Alten" vertrauen", betont Ehrhardt. Übrigens: Der Leiter seiner Maßnahme zur Vermittlungsunterstützung ist mittlerweile selbst auf Jobsuche."

      © WELT.de 1995 - 2004



      Frohe Feiertage wünscht
      euer
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 09:05:45
      Beitrag Nr. 28 ()
      Gesllschaftliche Reflexionen


      "Mir ist egal, wer Bundeskanzler ist"

      Eine alleinerziehende Mutter, die zeitweilig nicht arbeiten konnte, berichtet über ihren Alltag

      von Aufgezeichnet von Torsten Thissen

      Meine Tochter Katharina wird heute vier Jahre alt. Ich habe gestern abend zwei Kuchen gebacken, einen hellen für den Kindergarten mit Zitronenglasur und bunten Streuseln und einen dunklen mit Schokoladenguß und Gummibärchen obendrauf. Er hat die Form eines Herzens, das hat sie sich gewünscht. Ich wohne schon immer in Goch, einer Stadt mit etwa 30 000 Einwohnern am Niederrhein nahe der niederländischen Grenze; meine Eltern wohnen hier, meine Geschwister und deren Kinder. Ich lebe mit Katharina auf 62 Quadratmetern. Wir haben drei Zimmer - einen Mann gibt es nicht.

      Ich bin Krankenschwester in Geldern, etwa 30 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Vor meiner Schwangerschaft habe ich auf der Entbindungsstation gearbeitet, nun in der operativen Gynäkologie, 14 Tage im Monat, 7,5 Stunden am Tag. Die Frauen, die ich pflege, haben Eileiterschwangerschaften oder Brustkrebs, vielen muß die Gebärmutter entfernt oder eine Brust amputiert werden. Ich verdiene 1299 Euro brutto. Überstunden, die wegen der geringen Stationsbesetzung oft anfallen, bekomme ich nicht bezahlt. Auf meiner Steuerkarte steht, daß ich nur ein halbes Kind habe - die andere Hälfte von Katharina ist auf der Steuerkarte ihres Vaters eingetragen. Es wäre wohl besser, wenn das Kind ganz mir zugerechnet würde, denn Katharinas Vater ist Geringverdiener und hat noch zwei ältere Kinder aus seiner früheren Ehe, für die er Unterhalt zahlen muß.

      Als ich schwanger wurde, war das zuerst ein Schock für mich. Der Vater drängte mich zu einer Abtreibung, doch von meiner Arbeit weiß ich, was da passiert, kenne die Entwicklung eines Embryos - niemals wäre ich dazu in der Lage gewesen. Ich beendete die Beziehung.

      Bis sechs Wochen vor der Geburt habe ich gearbeitet und von dem Geld Kindersachen gekauft, Bettchen, Wickelkommode, einen Schrank, Kleidung. Ich versuchte auch etwas zurückzulegen, denn ich wußte, daß die kommenden Jahre nicht einfach sein würden. Am 23. Dezember 2000 kam Katharina zur Welt: eine schwere Geburt, bei der ich viel Blut verlor. In den acht Wochen Mutterschutz erholte ich mich aber gut.

      Ich beschloß, Erziehungsurlaub zu nehmen. Vielleicht wäre ich auch wieder arbeiten gegangen, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die Kleine unterzubringen, doch bei uns auf dem Land gibt es keine Kinderhorte, nur Kindergärten für Kinder ab drei Jahren.

      Weil ich kein Einkommen mehr hatte, mußte ich zum Sozialamt gehen. Ich war damals 36 Jahre alt, hatte 18 Jahre lang gearbeitet - es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich staatliche Hilfe in Anspruch nahm. Es war mir unendlich peinlich.

      Man mußte immer lange auf dem Flur warten, bis der Beamte "Reinkommen" rief. "Haben Sie Ihre Unterlagen, Kontoauszüge, Sparbuch?" - jedesmal aufs neue, die Größe meiner Wohnung, alles wollte er wissen. Der Stuhl, auf den ich mich setzen durfte, stand weit entfernt von seinem Schreibtisch. Während er meine Unterlagen durchsah, Fragen stellte, Antworten bekam, ließ er die Türen seines Büros offen, so daß die Leute auf dem Gang alles mitbekamen. Von denen wußten viele, was das Sozialamt ihnen geben mußte. Auch ich hätte Kleidergeld oder Betten, Vorhänge, eine Waschmaschine oder einen Fernseher bekommen können, doch ich kannte mich nicht aus. Außerdem hätte ich dann öfter kommen, beantragen, begründen, einfordern müssen. Meine Eltern halfen mir finanziell, sie sind Rentner und beide 70 Jahre alt. Auch meine Geschwister gingen mir zur Hand. Besonders als ich einen Bandscheibenvorfall bekam und operiert werden mußte. Die Familie hält sehr zusammen; hier auf dem Land ist das noch oft so. Das liegt wohl daran, daß es den Menschen noch relativ gut geht: Die Arbeitslosenquote in Goch beträgt nur acht Prozent.

      Nach einem Jahr fing ich wieder als sogenannte Springerin im Krankenhaus an. Sechs Tage im Monat konnten mich verschiedene Abteilungen anfordern, wenn ihnen Personal fehlte. Meine Eltern betreuten in der Zeit das Kind, sie stellten mir auch ein Auto, einen fünf Jahre alten Seat, mit dem ich zur Arbeit kam. Den Lohn zog man mir natürlich von der Sozialhilfe ab, für das Auto, dessen Unterhalt ich selbst bezahlen mußte, strich man mir pauschal 80 Euro. Ich hatte also nicht mehr Geld als vorher, eher weniger, hinzu kamen der Aufwand mit dem Kind, das Abholen und Wegbringen - und die Schuldgefühle: weil ich Katharina nun weniger sah und meine 70jährige Mutter mehr belasten mußte. Doch ich war froh, daß ich wieder ein bißchen mehr unter Leute kam. Vorher traf ich mich, abgesehen von meiner Familie, nur mit anderen Müttern aus einer Babygruppe der Familienbildungsstätte.

      Als Katharina drei Jahre alt wurde, bekam sie einen Kindergartenplatz, und ich wechselte auf die 14-Tage-Stelle. Sozialhilfe bekomme ich seit einem Jahr keine mehr. Ich bin froh, daß das vorbei ist. Die Arbeit macht mir Spaß, ich würde gern wieder voll arbeiten, doch wegen Katharina geht das natürlich nicht.

      Wenn ich arbeiten muß, bringe ich das Kind nach dem Abendessen zu meiner Mutter. Ich gehe ziemlich früh schlafen und stehe um 4.30 Uhr auf. Meine Schicht geht von sechs bis 14 Uhr. Für Katharina beginnt der Tag um sieben Uhr. Meine Mutter bringt sie dann in den Kindergarten, dort ißt sie auch zu Mittag. Manchmal schaffe ich es noch, die Kleine selbst abzuholen, wir fahren dann nach Hause, sie spielt ein bißchen, ich mache den Haushalt. Wenn Katharina bei mir bleibt, geht sie um 19 Uhr zu Bett. Manchmal lese ich ihr etwas vor, doch oft bin ich zu müde dazu. Meine größte Sorge ist, daß meine Mutter krank wird oder es einfach nicht mehr schafft mit dem Kind. Dann müßte ich mit der Arbeit aufhören und wieder von Sozialhilfe leben.

      Für das Essen im Kindergarten zahle ich 51 Euro im Monat. Der Kindergarten selbst kostet 41,92 Euro. Seit ich nicht mehr von der Sozialhilfe lebe, zahle ich jeden Monat 50 Euro auf ein Sparbuch für meine Tochter ein. Sie soll sich, wenn sie 18 wird, von dem Geld einen Wunsch erfüllen. Die Miete beläuft sich auf 450 Euro. Andere Kosten sind das Auto, Versicherungen, Telefon, Kleidung, Essen, was so anfällt. Im Moment spare ich auf einen Fernseher: Den alten hat mir meine Vermieterin geschenkt, er ist ziemlich klein und macht es wahrscheinlich nicht mehr lang. Ich sitze meistens allein davor, während Katharina in ihrem Zimmer schläft.

      Es ist schwer, Menschen kennenzulernen als alleinerziehende Mutter. Vor ein paar Monaten war ich mit meiner Schwester tanzen. Als die Männer von meiner Tochter hörten, drucksten sie noch ein Weilchen herum und verabschiedeten sich. Ich liebe mein Kind, habe Fotos von ihr in jeder Phase ihres Lebens an der Wand im Flur aufgehängt. Sie lacht auf jedem Foto. Ich möchte, daß das so bleibt. Eigentlich interessiere ich mich nicht für Politik, es ist mir egal, wer Bundeskanzler ist, welche Partei sich womit gerade beschäftigt. Ich weiß aber nicht, was aus Katharina werden soll. Meine beiden Nichten sind 16 und 17 und suchen gerade einen Ausbildungsplatz. Die jüngere von beiden wollte Kindergärtnerin werden, doch bei der Berufsberatung haben sie ihr gesagt, das sei aussichtslos, ein Job, für den man Abitur oder einen Realschulabschluß haben müsse. Ich denke, daß es nicht mehr so einfach ist wie zu meiner Zeit. Wenn Katharina soweit ist, wird es wohl noch schwieriger sein. Man muß sein Kind wohl noch mehr fordern, muß dafür sorgen, daß es eine gute Bildung erhält, vielleicht Abitur machen, studieren kann. Manchmal bin ich unsicher, wann ich damit anfangen muß. "




      Frohe Feiertage und ein
      gesundes und glückliches 2005
      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 09:08:28
      Beitrag Nr. 29 ()
      Die große Mehrheit der Deutschen möchte selbstbestimmt sterben

      Schöppners Politometer

      "Möglichst schnell - und am besten gar nicht dabeisein." So wollen die Deutschen am liebsten sterben. Die Wirklichkeit jedoch sieht zu oft ganz anders aus: Noch immer sterben vier von fünf an Tumoren oder Krebs, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Malaisen des Atmungs- und Verdauungsapparates. Oft also nach einer langen Zeit unsäglichen Leidens, die die Deutschen nicht erleben wollen. Daher befürworten aktuell 79 Prozent Sterbehilfe, 34 Prozent sprechen sich sogar für alle Formen der Sterbehilfe aus, also auch für die aktive Tötung eines Schwerstkranken seinem Willen entsprechend. 45 Prozent befürworten nur passive Hilfe, stimmen also nur dem Verzicht von lebensverlängernden Maßnahmen zu. Nur noch 18 Prozent wollen Hilfe zum Sterben als letzten Willen weiterhin verboten sehen.

      Das Problem ist, daß der Sterbende lebt. Und moderne Medizin den Weg zum Tod zur Tortur machen kann. Wenn Maschinen den Todeskampf verlängern und Hilfe unter Strafe steht, verkehrt sich oft der Nutzen des Modernen um in Qualen des Alltags. Konsequenterweise wünschen sich 74 Prozent - endlich - eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe.

      Selbstbestimmtes Sterben wird für die Deutschen auch deshalb verstärkt zum Thema, weil sie in Zeiten knappen Kassen der Qualität unseres Gesundheitssystems längst nicht mehr trauen: 80 Prozent rechnen künftig mit einer mangelhaften medizinischen Versorgung auch in Deutschland. 81 Prozent erwarten einen deutlich höheren Krankenstand. Und 61 Prozent rechnen damit, daß viele Patienten vor ihrer Zeit sterben müssen, weil mutmaßlich in Zukunft vor allem an den Schwerkranken und Alten gespart werden wird.

      Der Ausweg aus diesem Dilemma könnte Patientenverfügung heißen. Darüber will die Regierung bis zum Frühjahr 2005 ein Gesetz vorlegen. Doch schon jetzt haben die Deutschen relativ klare Vorstellungen davon, wie diese Patientenverfügung aussehen sollte: Nach einer TNS-Emnid-Studie muß sie für 84 Prozent den Namen des späteren Bevollmächtigten enthalten. 88 Prozent wollen eine absolut bindende Wirkung. 85 Prozent erwarten konkrete Angaben darüber, wann die Behandlung abgebrochen werden soll. Und für 63 Prozent sollte sie zeitlich unbegrenzt gelten, wobei für 62 Prozent die Gültigkeit durch die Unterschrift eines Zeugen belegt werden soll.

      Allerdings erwarten 72 Prozent, daß mit Sterbehilfe in Deutschland restriktiv verfahren wird. Für vier von fünf nämlich ist eine absolut klare Diagnose des Arztes die wichtigste Voraussetzung. Nur jedem Fünften reicht allein der Wunsch des Kranken. Die Gefahr könnte sein, daß allmählich die Beweislast des Lebens umgekehrt wird. Doch diese Gefahr sehen die meisten nicht. 61 Prozent glauben, daß rigide geklärte Sterbebedingungen in Deutschland langfristig Bestand haben werden. Nur 31 Prozent erwarten das Aufweichen der Kriterien. Klaus-Peter Schöppner


      Frohe Feiertage wünscht
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 13:24:10
      Beitrag Nr. 30 ()
      net übel:rolleyes:


      "Geldpolitik und Kindererziehung

      Von Dr. Bernd Niquet

      Das Thema der Regeln und Gesetzmaessigkeiten ist eines der
      wichtigsten Themen der gesamten Wirtschaft. Wenn wir ueber-
      haupt etwas wissen koennen ueber die Wirtschaft, so vertritt
      es die herrschende Wirtschaftswissenschaft, dann in Form von
      Gesetzmaessigkeiten. "Wenn das und das der Fall ist, dann
      folgt daraus, das auch dieses und jenes der Fall ist." Bei-
      spiel: Wenn die Unternehmensgewinne steigen, dann steigen
      (bei Konstanz aller anderen Faktoren) auch die Aktienkurse.

      Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, die Gruende da-
      fuer aufzuzeigen, warum wir dabei immer wieder scheitern wer-
      den. Die Hauptpunkte sind: Menschliches Verhalten ist autonom
      und nicht gesetzmaessig. Die Wirtschaft ist zu komplex, um
      einige wenige Gesetzmaessigkeiten bei Konstanz aller uebrigen
      Faktoren herauszuarbeiten. Denn erstens sind die anderen Fak-
      toren nie konstant – und zweitens sind die Gesetzmaessigkei-
      ten selbst instabil.

      Womit ich mich jedoch in diesem Kontext niemals beschaeftigt
      habe, ist der normative Bereich, also der Bereich, mit festen
      Regeln auf die Wirtschaft einzuwirken. Also beispielsweise
      regelgebundene Finanzpolitik und regelgebundene Geldpolitik.
      Regelgebundene Finanzpolitik ist heute allerdings zu einem
      Witz verkommen, da die Finanzpolitiker keinerlei Spielraum
      haben. Das Thema ist damit abzuhaken. Abgehakt ist spaetes-
      tens seit Alan Greenspan auch die regelgebundene Geldpolitik,
      die im Rahmen des Siegeszugs des Monetarismus in den 70er
      Jahren in Form einer Geldmengenregel in den USA Einzug gehal-
      ten und sogar unsere konservativen Bundesbanker erreicht hat.

      Die monetaristische Geldmengenregel bedeutet: Die Zentralbank
      reduziert ihr Aufgabenspektrum darauf, die Geldmenge analog
      der Ausweitung der Produktivitaetsrate sowie einer zugelasse-
      nen Preissteigerungsrate anwachsen zu lassen. Ansonsten macht
      sie nichts. Ausschliesslich die Ueberwachung dieser starren
      Regel.

      Warum haben wir uns davon nun abgewandt? Und warum ist das
      kein Nachteil, wie viele meinen, weil dadurch vermeintlich
      der Geldschoepfung Tuer und Tor geoeffnet sei, sondern warum
      ist das besser so?

      Jetzt wird es richtig weihnachtlich: Ich denke, man kann aus
      der Kindererziehung viel ueber die Wirtschaft und die Geldpo-
      litik lernen. Und umgekehrt aus der Wirtschaftstheorie ueber
      die Kindererziehung. Viele Leute glauben, dass es in Hinsicht
      auf Kinder richtig ist, fuer sehr viele Dinge feste Regeln
      einzufuehren und auch vorbestimmte Sanktionen, wenn bestimmte
      Dinge nicht so ablaufen, wie sie ablaufen sollen. Ich hinge-
      gen plaediere hingegen fuer einen ebenso festen Rahmen, der
      keinesfalls ausser Kraft gesetzt werden kann, in dem jedoch
      deutlich Raum fuer Einzelfallentscheidungen besteht.

      Denn da Menschen – und Kinder ganz besonders – sich nicht ge-
      setzmaessig verhalten, kann man ihnen auch keine starren Ge-
      setzmaessigkeiten, keine starren Regeln als Verhaltensnormen
      vorgeben. Unsere Launen wechseln staendig, deswegen ist unser
      Verhalten nicht stabil. Kinder sind manchmal traurig und
      manchmal uebermuetig. Hier eine Regel anzusetzen ohne auf die
      aktuelle Situation Bezug zu nehmen, ist aus meiner Sicht
      fahrlaessig. Wenn Kinder traurig sind, sollte man sie an-
      schieben, ihnen helfen. Sind sie hingegen uebermuetig, ist
      ein Bremsen angesagt.

      Und genau so, wie ich meine Tochter behandele, fuehrt Alan
      Greenspan mit seiner Geldpolitik die US-Wirtschaft. Keine
      starren Regeln! Situationsadaequat agieren! Bisher ist sein
      Erfolg ueberzeugend. Die Kritiker sagen allerdings, dass das
      dicke Ende noch kommt. Das sagen uebrigens auch manche Leute
      ueber meine Erziehungsprinzipien. Ich bin also gleich doppelt
      gespannt auf die naechsten Jahrzehnte. Ob die USA in der In-
      flation versinken und meine Tochter zur Rabaukin wird? Oder
      ob nicht doch die menschlichen Einzelfallentscheidungen den
      Geldpolitik- und Erziehungsmaschinen ueberlegen sind? Der
      Weihnachtsmann soll ja auch seinen eigenen Entscheidungs-
      spielraum haben! In diesem Sinne wuensche ich ein schoenes
      Weihnachtsfest!"



      Frohe Feiertage allen hier

      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 13:26:37
      Beitrag Nr. 31 ()
      Für selbständige:rolleyes:


      "Die Ich AG 2005: Verschaerfte Neuregelung kommt in Kuerze

      Von Biallo & Team

      "Ich AG" – das bedeutete bisher eine voellig unkomplizierte
      Bewilligung von Foerdergeldern fuer Existenzgruender. Das ist
      nun anders. "Wer nach dem 27.11. dieses Jahres seine Selbst-
      staendigkeit aufgenommen hat, fuer den gelten nun neue Re-
      geln", sagt Konrad Zipperlen, Bereichsleiter fuer Existenz-
      gruendung und Mittelstand der Industrie- und Handelskammer
      (IHK) Muenchen.

      Er stellt zugleich klar, dabei komme es auf das Datum der An-
      tragstellung nicht an. Die wichtigste Neuerung: Das Arbeits-
      amt verlangt eine so genannte "Tragfaehigkeitsbescheinigung"
      von einer fachkundigen Stelle. Das sind Unternehmensberater,
      Handwerks- und Handelskammern, berufsstaendische Organisatio-
      nen.

      Um die neue, wichtige Bescheinigung zu erhalten, muss der
      Gruender zunaechst einen umfassenden Geschaeftsplan erstellen
      und beispielsweise der oertlichen IHK praesentieren. Sie
      prueft ihn auf Plausibilitaet. Der Geschaeftsplan soll ent-
      halten:

      - eine Kurzbeschreibung der Geschaeftsidee,
      - einen Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan,
      - eine Umsatz- und Rentabilitaetsvorschau.

      Bei der Beschreibung der Geschaeftsidee kommt es vor allem
      auf die Markt- und Konkurrenz-Situation an, die Beschreibung
      von Erfolgsaussichten und Risiken und den persoenlichen Hin-
      tergrund des neuen Unternehmers.
      Am kompliziertesten ist die Aufstellung eines Finanzplans.
      Zunaechst muss man den Kapitalbedarf ermitteln und im nach-
      folgenden Finanzierungsplan erklaeren, woher die Mittel kom-
      men sollen, mit denen man den Bedarf an Kapital decken will.
      Dazu gehoeren auch die Erloesplanung fuer die ersten drei
      Jahre, die Rentabilitaetsvorschau und Liquiditaetsplanung.

      Angst vor dieser Ueberpruefung muesse keiner haben. Zipper-
      len: "Wir bekommen in der Regel keinen perfekten Businessplan
      vorgelegt. Wir sprechen mit den Leuten und unterstuetzen die
      Gruender dabei, ihre Planungen zu optimieren".
      Eine "Tragfaehigkeitsbescheinigung" ist jenen nicht unbe-
      kannt, die bereits das sogenannte "Ueberbrueckungsgeld" bean-
      tragt haben: Eine sechsmonatige Weiterzahlung von Arbeitslo-
      sengeld oder -hilfe als Existenzsicherung zur Gruendung eines
      eigenen Unternehmens. Auch hier ist eine solche Bescheinigung
      Pflicht.

      Ich AG oder Ueberbrueckungsgeld? Das haengt in erster Linie
      von dem Einkommen ab, das man vor der Arbeitslosigkeit bezog.
      Gerade ehemalige Besser-Verdiener erhalten in der Regel in
      den ersten sechs Monaten mehr Foerdergeld fuer ihre
      Existenzgruendung als eine "Ich AG" ueber drei Jahre hinweg.
      Ueberbrueckungsgeld wird naemlich in Hoehe der zuletzt bezo-
      genen Leistung (Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe) bzw.
      der Hoehe der Leistung, fuer die ein Anspruch besteht, ge-
      waehrt und fuer die soziale Sicherung um eine Pauschale
      erhoeht; diese Pauschale betraegt fuer Bezieher von Arbeits-
      losengeld 71,5 Prozent und fuer Bezieher von Arbeitslosen-
      hilfe 35,7 Prozent des Ueberbrueckungsgeldes. Aber auch der-
      jenige, der eine kurze Anschub-Finanzierung fuer sein Vorha-
      ben als Existenzsicherung in der Uebergangsphase benoetigt,
      ist mit dem Ueberbrueckungsgeld besser bedient."



      Frohe Feiertage allen hier...:)

      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 14:36:28
      Beitrag Nr. 32 ()
      Atemberaubend

      "Buddha-Fan mit handfester Sicht auf die Welt Hamburgs Multi-Retter Jürgen Hunke hat auf seiner Lebensreise:
      nun auch die Ruhe entdeckt.


      von Peter Glauche


      Es weihnachtete sehr - sogar bei ihm. Unter dem festlich geschmückten Tannenbaum lagen liebevoll verpackt die Geschenke, es duftete nach Lebkuchen, Gans und Rotkohl, während die Kinder ungeduldig auf die Bescherung warteten. So wie Millionen von Bundesbürgern feierte auch Jürgen Hunke das Fest der Freude. Der 61jährige Privatier, Galerist, Verleger und Anhänger der weisen Denker des fernöstlichen Kulturkreises nimmt sich Zeit zum Ausspannen. Nein, nicht irgendwo in Asien, etwa in den Straßenschluchten von Hongkong oder an verträumten Stränden in Thailand, sondern gemütlich deutsch in seinem Haus am Timmendorfer Strand. Dort genießt Hunke mit seiner Lebensgefährtin Jana und deren beiden kleinen Töchtern die letzten Tage des Jahres.

      Das Haus ist, wie auch sein Privat- und Bürohaus in Hamburg, im Pagodenstil gebaut und phantasievoll im fernöstlichen Stil eingerichtet, aber Christbaum, Braten und Bescherung zeugen davon, daß auch christliche Traditionen noch Bestand haben im Hause Hunke. Beides zusammen zeigt den Kontrast, den er verkörpert: Kaufmann und Philosoph, Kreativer und Controller, Realist und Visionär, introvertiert und extrovertiert, begeistert von Buddha, Fan von Martin Luther. Aber auch Aufsichtsrat beim HSV und Präsident der Trabrenngesellschaft.

      Für Jürgen Hunke steht das alles nicht im Widerspruch. Religiös, aber neugierig und weltoffen - so wurde er von seinem Elternhaus erzogen. Während Mutter Inge mehr den liberalen Part gab, erzog Vater Wilhelm seinen Jürgen im religiösen, protestantischen Sinn. "Er hat mir sehr viel Liebe und Güte gegeben", sagt Hunke mit leiser Stimme und erzählt, wie er seinen 83jährigen Vater vor gut drei Wochen in Gütersloh zu Grabe getragen hat. Der Mann, der sonst im hohen Tempo Monologe hält und sich stets temperamentvoll artikuliert, zeigt jetzt seine sanfte Seite, nimmt sich Zeit für Besinnlichkeit, während er auf seine Kindheit zurückblickt. Er spricht von der Kirche als seinem zweiten zentralen Lebensmittelpunkt neben der Familie. "Ich war bei den Pfadfindern des CVJM, in der Jungschar und fuhr regelmäßig ins Zeltlager." Seine Augen blitzen: "Das hat mich geprägt. Begriffe wie Sozialverhalten und eine positive Haltung zum Ehrenamt wurden einem dort beigebracht."

      Dieser Blick zurück ist ihm wichtig, sieht er darin doch die Wurzeln für sein Mitwirken auf den unterschiedlichsten Feldern. Engagement statt Verweigerung, so lautet deshalb auch sein Credo. Hunke verachtet den Biedermann, setzt dagegen auf die konstruktive Auseinandersetzung innerhalb der Gesellschaft, und zwar in allen Bereichen - ob in der Kunst, im Sport oder in der Politik. Dabei ist es ihm egal, ob es den Leuten gefällt. Er weiß, daß er provoziert, und nimmt es in Kauf. Es geht ihm, wie er sagt, stets um die Sache, getreu seiner Überzeugung, daß man nur erntet, was man auch sät.

      Der Selfmademan, der es vom Controller eines amerikanischen Konzerns im Konsumgüterbereich zum erfolgreichen Versicherungsunternehmer brachte, spricht nicht nur vom Engagement des mündigen Bürgers, sondern lebt dies auch vor. Gerät eine Institution, die ihm am Herzen liegt, in Not, dann ist ein Jürgen Hunke zur Stelle. "Man darf nicht von Idealismus reden, wenn man ihn nicht praktiziert", sagt er und spricht von einfachen Formen der Erkenntnis, vom Bezug zur Natur: "Was unsere Väter geschaffen haben, dürfen wir nicht sterben lassen."

      Vor diesem Hintergrund engagierte er sich 1994 bei den Hamburger Kammerspielen, kurz bevor die Insolvenz drohte. Nach Hunkes Überzeugung durfte es einfach nicht sein, daß eine der reichsten Regionen Europas solch ein Haus zugrunde gehen läßt. "Solch ein Privattheater muß erhalten bleiben", formulierte Hunke damals und sprach in diesem Zusammenhang von einer Hommage an die große Schauspielerin Ida Ehre, die dieser Institution bis zu ihrem Tode vorstand. "Ich bin kein Mäzen", macht er deutlich, "ich engagiere mich auch." Und so verwandelte er mit seinem Partner Dirk Schmidt-Prange das Projekt in ein Haus der Kultur, wo neben dem Theater im Logensaal junge Künstler Gelegenheit bekommen aufzutreten.

      "Hunke hilft, Hunke saniert", so hieß es bei den Trabern in Bahrenfeld, wo er als Präsident versucht, den Bankrott zu vermeiden wie. auch bei den scheinbar hoffnungslos verschuldeten HSV-Handballern, wo er versucht, in letzter Sekunde zu retten, was zu retten ist. Seinen ersten spektakulären Einsatz dieser Art aber hatte Jürgen Hunke vor gut 14 Jahren, als er sich dem HSV als Präsident zur Verfügung stellte und beinahe im Alleingang den Verein sanierte, indem er den Transfer von Thomas Doll zu Lazio Rom höchstpersönlich in der italienischen Hauptstadt abwickelte und sagenhafte 17 Millionen Mark erzielte. "Ehrlich gesagt, habe ich damals gar nicht gewußt, wie marode der HSV war, das hatte ich völlig falsch eingeschätzt."

      Seine Stimme wird dominanter, der Redefluß gewinnt an Tempo: "Der Verein war finanziell erledigt und lag organisatorisch danieder." Er fragt sich heute noch, wo sie denn alle waren damals, als es dem Verein so mies ging. Und er gibt auch gleich die Antwort: "Abgetaucht sind sie."

      Hunke spricht Klartext, wohl wissend, daß er damit polarisiert. Doch ihm geht es nicht um Empfindlichkeiten, sondern um Pragmatismus. Daß ihm viele vieles neiden, was soll´s. Er weiß, daß er einigen biederen HSV-Mitgliedern zu laut und zu schrill daherkommt und sie ihn deshalb nicht für hanseatisch halten, ohne diesen Begriff zu definieren. Das kümmert ihn nicht: "Meine Freunde wissen, wie ich wirklich bin."

      Mit den Erinnerungen an jene Zeit und aus Sorge, der Hamburger SV könnte auch heute wieder zuviel Geld mit leichter Hand ausgeben und bald wieder in wirtschaftlich unruhiges Wasser geraten, stellte sich der kritische Querdenker im November wieder zur Wahl in den Aufsichtsrat. Eine Entscheidung, die nervöse Reaktionen in einigen Gremien des Fußball-Vereins auslöste.

      "Diese Leute wissen, daß ich nicht manipulierbar bin", erklärt sich Jürgen Hunke das Verhalten einiger Funktionäre. Er spricht von Veränderungen, die not tun, und daß man immer wieder mal Dinge in Frage stellen muß, weil man sonst einschläft und nur Mittelmaß erreicht. "Da halte ich es doch lieber mit Willi Schulz, der den HSV endlich mal wieder auf dem Gipfel sehen will."

      Er sagt das ganz ruhig, wirkt entspannt. Vielleicht ist es auch die chinesische Musik, die sanft im Hintergrund ertönt. Wir sitzen in seinem Stadthaus in der Hartungstraße, das er nach eigenen Ideen phantasievoll mit asiatischem Interieur eingerichtet hat. Sein Faible für diesen Kulturkreis entwickelte Hunke vor gut 30 Jahren, als er das erste Mal Hongkong besuchte: "Erst waren es nur die Buddha-Figuren, die auf mich vor allem Ruhe ausstrahlten." Er, der fast immer hochtourig lief, war fasziniert und las nun Bücher mit buddhistischen Philosophien. Er begann gar zu meditieren, nachdem er in Japan durch die kunstvoll angelegten Steingärten wanderte. Hunke spricht von den einfachen Formen der Erkenntnis, daß er seitdem Werte wie Ruhe, Gelassenheit und Geduld jetzt erst richtig begreift. Er streichelt dabei Maxi, der zu seinen Füßen liegt, einen Mischling, der ihm am Strand von Ko Samui in Thailand zulief und den er mit nach Deutschland nahm.

      Ein ungewohntes Bild. Der Mann, den viele für die personifizierte Hektik halten, scheint in sich selbst zu ruhen. Er spricht voll Vorfreude von seiner sechs Wochen langen Reise mit seiner Jana durch Vietnam, zu der sie am Tag vor Silvester aufbrechen werden. "Wir sind zwar mit dem Rucksack unterwegs, übernachten aber in Tophotels."

      Und wie er da sitzt, schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, rote Schuhe, dazu ein rotes Einstecktuch mit schwarzen Punkten, neben sich die Buddha-Statue, seinen Hund zu Füßen, könnte man glauben, er wäre das perfekte Motiv für Titelseiten der Hochglanzmagazine für Mode und Design. Er ist eben einer, der in keine Norm paßt, dafür aber in viele Rollen. An der Wand hängt eine Lebensweisheit in chinesischer Schrift: "Versuche nicht, mich zu verändern, laß mich sein, wie ich bin." Irgendwie hat man das Gefühl, der Verfasser könnte Jürgen Hunke sein."


      Frohe Festtage

      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.04 17:10:26
      Beitrag Nr. 33 ()
      Scheinbar ein Fass ohne Boden die ICh AG.Absahnen und nach 3 Monate Pleite machen.Was diese Regierung sich schon an Fehleistungen geleistet hat,werden wahrscheinlich die 10 nächsten Regierungen nicht mehr schaffen.
      Avatar
      schrieb am 30.12.04 13:24:25
      Beitrag Nr. 34 ()
      Wider den Zeitgeist
      Die Bundesbank will kein Gold verkaufen, um die Haushaltsnot des Staates zu lindern. Damit beweist sie Mut, den andere Zentralbanken nicht besitzen
      von Thorsten Polleit

      Der Vorstand der Deutschen Bundesbank hat am 20. Dezember 2004 den richtigen Beschluß gefaßt: Das Gold will die Bundesbank nicht verjubeln, um die Haushaltslöcher des Bundesfinanzministers zu stopfen. Erträge aus einem Goldverkauf änderten ohnehin kaum etwas: Sie beliefen sich nur auf etwa 0,3 Prozentpunkte der gesamten deutschen Staatsverschuldung. Zudem gäbe ein Goldverkauf dem Finanzminister (noch) weniger Anreize, die Staatsfinanzen dauerhaft zu sanieren.


      Die Bundesbank hat Mut bewiesen. Ihre Entscheidung entspricht nicht dem Zeitgeist, der da lautet: Zentralbanken brauchten kein Gold, es ist für die Stabilität der Währung nicht mehr notwendig. Zudem bringt die Goldhaltung kaum Zinsen, Wertpapiere seien die bessere Vermögensanlage. Von diesem Geist beseelt, haben sich mittlerweile viele Notenbanken daran gemacht, ihre Goldreserven zu verkaufen. Doch der Zeitgeist - so überzeugend er augenblicklich auch klingen mag - erweist sich nicht immer als guter Ratgeber.


      Die Auffassung, Gold werde seine Geldfunktion nicht wiedererlangen, entstammt dem Glauben, der Papiergeldstandard, dem heute alle großen Währungen unterliegen, sei ein "sicheres" Regime. Doch es handelt sich um ein großes Experiment, dessen Ergebnis im Ungewissen liegt. Papiergeld ist ein "Schönwetter-Regime". Daß es eine dauerhaft verläßliche Einrichtung ist, kann daher nicht als gesichert gelten. Die Notwendigkeit, künftig einmal zu einer Edelmetall- bzw. Goldbindung des Geldes zurückkehren zu müssen, kann nicht ausgeschlossen werden.


      Gold ist wohl das einzige Medium, dem die Menschen in der Vergangenheit immer wieder Geldfunktion und damit Vertrauen geschenkt haben. Es gilt also abzuwägen: Ein endgültiger Verkauf des Goldes zum Zwecke von höheren (Zins-)Erträgen gegenüber einer Fortführung der Goldhaltung, die zwar geringe laufende Zinsen bringt, aber Kosten einer künftig möglichen Geldsystemkrise abmildern kann.


      Es ist weiterhin fraglich, ob es überhaupt wünschenswert ist, daß Zentralbanken eine immer bedeutendere Rolle auf den Wertpapiermärkten spielen sollen. Sie legen Geld nicht immer wie Investoren aus der Privatwirtschaft nach wirtschaftlichem Kalkül an, sondern häufig nach politischem. Das kann zu geringer Effizienz der Kapitalallokationen führen, mit negativen Folgen für Wachstum und Beschäftigung. Wäre es da nicht besser, die Notenbanken würden ihre Aktionen auf weniger "bedeutsame" Märkte wie den Goldmarkt beschränken?


      Für eine Goldhaltung der Notenbanken spricht ganz klar das Argument der "Diversifikation": Eine Zentralbank sollte aufgrund von Ertrags- und Risikoerwägungen ihr Vermögen nicht nur in ein Medium investieren, sondern sie sollte es auf verschiedene aufteilen, deren Preisbewegungen nicht parallel verlaufen. Dies mindert das Verlustpotential. Gold ist hier eine "natürliche" Beimischung.


      Es fällt schwer, sich dem Eindruck zu erwehren, der jüngste Drang vieler Notenbanken, ihre Goldbestände zu verkaufen, entstamme nicht einer immer weiter abnehmenden Demut vor den Unwägbarkeiten des Papiergeldsystems. Ermutigt von "Schönwetterzeiten" und getrieben vom Bestreben, der Öffentlichkeit und den Finanzministern gefallen zu wollen, verkaufen sie ihr Gold. Mit ihrer Aufgabe, den Geldwert zu sichern, kann diese Tat nur schwerlich legitimiert werden.


      Der Autor ist Chefökonom (Deutschland) bei Barclays Capital und Honorarprofessor an der Hochschule für Bankwirtschaft, Frankfurt.



      allen einen guten Rutsch:)


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 30.12.04 15:21:30
      Beitrag Nr. 35 ()




      Allen Usern und Userinnen wünsche ich ein
      glückliches und gesundes neues Jahr 2005.



      Euer
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 01.01.05 23:06:34
      Beitrag Nr. 36 ()
      Ab heute ist die 3 Stufe der Steuerreform für Reiche in Kraft getreten.
      Avatar
      schrieb am 03.01.05 03:55:00
      Beitrag Nr. 37 ()
      "Das verschnarchte deutsche Wesen

      Von Dr. Bernd Niquet

      Als ich am zweiten Weihnachtstag nach der siebenstuendigen
      Live-Uebertragung auf Premiere von den Fussballspielen aus
      England vom Sofa aufgestanden bin, fuehlte ich mich zwar wie
      geraedert als auch irgendwie gelaeutert. Das anglo-amerikani-
      sche System ist eben ein voellig anderes als das kontinental-
      europaeische – und als das deutsche erst recht. Und das ist
      auch gut so. Denn jedes Land und jeder Kulturkreis muss nach
      seinen eigenen Massstaeben leben. Da hilft auch keine Globa-
      lisierung.

      Und der Fussball ist ja nur eine – wenn auch eine typische –
      Facette: Frueher fand ich das immer sehr merkwuerdig, dass
      hierzulande im Fussball eine Winterpause gefordert wird, weil
      die Profis ansonsten ueberlastet seien. Und dass in England
      das Geschehen zur selben Zeit erst richtig losgeht. Waehrend
      die Goetter bei uns auf der faulen Haut liegen, wird in Eng-
      land gespielt – am 26.12., am 28.12., am 1.1., am 3.1. ...

      Unsere Goetter wuerden das sicherlich nicht ueberleben. Unse-
      ren Leuten kann man das natuerlich nicht zumuten. Und ich
      weiss auch warum: Weil die deutschen Fussballspieler niemals
      so richtig laufen wollen, wuerden sie sich bei den frostigen
      Temperaturen ueber Weihnachten und im Januar womoeglich eine
      Lungenentzuendung vom Herumstehen auf dem Platz holen. Und
      damit ist dann keinem geholfen, wenn bei den wirklich wichti-
      gen internationalen Spielen im Fruehjahr, wenn es wieder warm
      wird, unsere Nationalspieler alle noch rekonvaleszent waeren.
      Dann wuerde unser Nationalstolz leiden – und das bringt nun
      wirklich gar nichts. Der Deutsche ist eben einfach fuer die
      Kaelte nicht geschaffen, deswegen will er ja immer nach
      Italien.

      Doch bleiben wir in der anglophilen Welt: Und schauen wir auf
      die Immobilien. Wir Deutschen sind auf der einen Seite brave
      und gut finanzierte Haeuslebauer und auf der anderen ebenso
      brave Mieter. Und das ist auch gut so. Denn nichts geht ueber
      solide finanzierten Wohnraum. Mit einer festen Annuitaet oder
      einer festgeschriebenen, niedrigen Miete. Da weiss man, wo
      man hingehoert – und da kann einen auch keiner mehr wegbrin-
      gen.

      Wer jedoch nach England oder in die USA gehen will, wird es
      sich nicht leisten koennen, eine Wohnung zu mieten. Denn das
      ist viel zu teurer. Doch wie will man wohnen, wenn man nicht
      das Geld hat, eine Wohnung zu mieten? Genau! Wenn man kein
      Geld zum Mieten hat, dann muss man eben kaufen! Und wenn man
      kein Geld zum Kaufen hat? Das ist doch egal, denn dann leiht
      man es sich eben. Es fliesst doch alles wieder automatisch
      zurueck, weil die Wohnung, die man damit kauft, jeden Tag
      mehr wert wird.

      Und wenn das irgendwann einmal nicht mehr der Fall ist? Dann
      sitzen ploetzlich lauter Habenichtse auf voellig unterfinan-
      zierten Wohnungen und fuehlen sich wie ein deutscher Fuss-
      baller, dem man den Weihnachtsurlaub auf Gran Canaria gestri-
      chen hat und der ploetzlich nach draussen muss, ins Kalte.
      Und dazu auch noch laufen muss. Wie schrecklich! Vielleicht
      sollte man dem amerikanischen und dem englischen Immobilien-
      markt deshalb ebenfalls einmal eine Winterpause goennen.

      Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle geschrieben, wir
      koennten alle durchaus etwas lernen von den Kapitalverkehrs-
      kontrollen in Asien, speziell in China. Doch so wie es aus-
      sieht, kann die Welt umgekehrt durchaus auch etwas vom ver-
      schnarchten deutschen Wesen profitieren. Und wie immer sind
      unsere Fussballer auch hier die Vorreiter!

      In diesem Sinne wuensche ich ein erfolgreiches Jahr 2005.
      Schonen Sie sich ruhig auch etwas! Im Endeffekt faehrt man
      damit naemlich immer besser als wenn man sich zu sehr veraus-
      gabt!"



      Grüssels
      TG1;)
      Avatar
      schrieb am 03.01.05 04:00:07
      Beitrag Nr. 38 ()
      "Die neuen Hartz IV-Regeln: Vermoegensfreibetraege kombinieren

      Von Biallo & Team

      Langzeitarbeitslose besitzen nach der neuen Hartz IV-Regel
      einen Vermoegensfreibetrag von 200 Euro pro Lebensjahr,
      hoechstens jedoch von 13.000 Euro. Vor 1948 Geborene besitzen
      einen erweiterten Freibetrag von 520 Euro pro Lebensjahr, ma-
      ximal jedoch 33.800 Euro. Ab Januar gesellt sich zum Vermoe-
      gensfreibetrag ein zusaetzlicher Vorsorgefreibetrag in glei-
      cher Hoehe fuer die Altersvorsorge hinzu.

      Wer beispielsweise 50 Jahre alt ist, der geniesst ab 2005
      zwei Freibetraege in Hoehe von jeweils 10.000 Euro fuer Ver-
      moegens- und Vorsorgewerte. Was viele nicht wissen: Beide
      Freibetraege lassen sich miteinander kombinieren – aber nur
      in eine Richtung.

      Hat der Langzeitarbeitslose seinen Vermoegensfreibetrag nicht
      ausgeschoepft, weil er zum Beispiel nur fuer 5.000 Euro Bank-
      guthaben besitzt, so kann er den restlichen Freibetrag zum
      Schutz fuer eine eventuelle Lebensversicherung im Rahmen der
      Altervorsorge heranziehen. In unserem Beispiel waere ein Gut-
      haben von 15.000 Euro bei einer privaten Renten- oder Lebens-
      versicherung vor dem Zugriff der Arbeitsagentur geschuetzt.
      Der umgekehrte Fall funktioniert aber nicht: Hat der Arbeits-
      lose noch Spielraum bei der Altersvorsorge, kann er den noch
      offenen Freibetrag nicht fuer seine Banksparanlage heranzie-
      hen. Der Vorsorgefreibetrag ist nur fuer die Alterssicherung
      bestimmt."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 03.01.05 04:01:12
      Beitrag Nr. 39 ()
      "Haushaltshilfen: Gesetzliche Unfallversicherung fuer
      Putzfrauen, Gaertner, Babysitter ist Pflicht

      Von Biallo & Team

      Der nette Rentner fegt das Laub zusammen, die Putzfrau wird
      zum woechentlichen Grossputz engagiert, der Babysitter be-
      treut die lieben Kleinen und bezahlbar sind die fleissigen
      Haushaltshilfen in Zeiten grosser Arbeitslosigkeit auch noch.
      Doch wer haftet eigentlich, wenn der Rentner ueber den Rechen
      stolpert und sich den Fuss bricht? Wenn die Putzfrau von der
      Leiter faellt und eine Gehirnerschuetterung davontraegt? Oder
      der Babysitter sich in den Finger schneidet?

      "Wer Haushaltshilfen beschaeftigt, ist verpflichtet, sie bei
      der gesetzlichen Unfallversicherung anzumelden", stellt
      Hedwig Telkamp von der Verbraucherzentrale Bayern fest. Wer
      das versaeumt, macht sich nicht nur strafbar und muss im
      Ernstfall ein Bussgeld bezahlen. Er muss vor allem fuer
      saemtliche Krankheits- und Rehakosten und im schlimmsten Fall
      sogar lebenslange Renten, die sich durch den Unfall ergeben,
      selbst aufkommen.

      In dem Moment, in dem jemand eine Person in seinem Privat-
      haushalt beschaeftigt, entsteht ein Arbeitgeberverhaeltnis,
      das der Versicherungspflicht unterliegt. So ist es im Sozial-
      gesetzbuch geregelt. Sollte sich die Putzhilfe tatsaechlich
      eine Gehirnerschuetterung zuziehen und sie kommt ins Kranken-
      haus, uebernimmt zunaechst ihre Krankenkasse die Kosten. Doch
      diese wird nachforschen wann und wo sich der Unfall ereignet
      hat und sich in der Folge die angefallenen Gelder wieder zu-
      rueckholen. Existiert kein gesetzlicher Versicherungsschutz,
      wird der Arbeitgeber zur Kasse gebeten.

      Die gesetzliche Unfallversicherung traegt die Kosten sowohl
      fuer die medizinische Heilbehandlung als auch fuer lebens-
      lange Renten. Abgedeckt sind Unfaelle, die sich beim Kochen,
      Waschen, Putzen, Naehen, Einkaufen, bei der Gartenarbeit und
      bei der Pflege und Betreuung der Kinder und Erwachsener er-
      eignen. Zudem gilt der Versicherungsschutz auf allen damit
      zusammenhaengenden Verkehrswegen, fuer den Weg zur und von
      der Arbeit und bei Urlaubsbegleitungen im Rahmen der Taetig-
      keit. Nicht versichert sind dagegen Verwandte, die im Haus-
      halt unentgeltlich mit anpacken.

      Die Kosten fuer die Policen sind erschwinglich, allerdings
      von Bundesland zu Bundesland verschieden. Als Anhaltspunkt
      dient Bayern. Hier schlaegt der Beitrag bei einer Taetigkeit
      von unter zehn Stunden pro Woche mit 43 Euro im Jahr zu
      Buche. Wer sich mehr als zehn Stunden Hilfe ins Haus holt,
      zahlt dafuer 86 Euro. Andere Bundeslaender verlangen eher
      weniger.

      Zustaendig fuer den Versicherungsschutz sind die Gemeinde-
      unfallversicherungsverbaende und die Unfallkassen des jewei-
      ligen Bundeslandes. Jede neue Haushaltshilfe sollte hier –
      ohne Angabe ihres Namens oder Wohnortes – innerhalb einer
      Woche nach Beginn der Beschaeftigung gemeldet werden.

      Uebrigens: Fuegt die Haushaltshilfe bei ihrer Taetigkeit
      einem Dritten Schaden zu – etwa wenn beim Fensterputzen ein
      Blumentopf auf die Strasse faellt und einen Fussgaenger
      verletzt - springt die private Haftpflichtversicherung des
      Arbeitgebers ein. Faellt der Putzfrau dagegen die chinesische
      Vase aus der Hand, hat man Pech gehabt – fuer solche Schaeden
      haftet keine Versicherung."


      Grüssels
      TG1;)
      Avatar
      schrieb am 03.01.05 15:04:50
      Beitrag Nr. 40 ()
      Aktuelle Markteinschaetzungen/Kommentare:

      Akzeptables Wachstum trotz Verlangsamung

      Der Aufwaertstrend an den Aktienmaerkten nach den US-Wahlen
      hat sich auch im November fortgesetzt. Nach Einschaetzung der
      Fondsgesellschaft Invesco unterstreiche das die fundamentale
      Robustheit der Maerkte trotz der gemischten wirtschaftlichen
      Datenlage, der Oelpreisschwankungen und der erheblichen Ab-
      wertung des US-Dollar gegenueber Euro und Yen. Obwohl sich
      die globale Wirtschaftsaktivitaet verlangsamt habe, erscheine
      ein drastischer Abschwung aus mehreren Gruenden unwahrschein-
      lich, schreiben die Anlagestrategen im aktuellen Market Up-
      date.

      In den USA wuerden die geldpolitischen Zuegel nur leicht an-
      gezogen, und in der Eurozone und Japan sei die Geldpolitik
      nach wie vor konjunkturfoerdernd. Zudem scheinen die nationa-
      len Regierungen keine Eile bei der Reduzierung ihrer steigen-
      den Haushaltsdefizite zu haben. Bei den Unternehmensinvesti-
      tionen und am Arbeitsmarkt sei ebenfalls nicht mit einschnei-
      denden Veraenderungen zu rechnen, da die Unternehmen nach wie
      vor eine vorsichtige Investitions- und Beschaeftigungspolitik
      verfolgen und ihre finanzielle Situation erstaunlich solide
      sei.

      Der hohe Oelpreis beeintraechtige die Wachstumserwartungen
      fuer 2005, aber mit abschwaechender Nachfrage sollte er sich
      wieder auf einem gemaessigteren Niveau einpendeln, so die Ex-
      perten weiter. Es sollten daher akzeptable Wachstumsraten er-
      reicht werden. In den USA duerften es etwa 3% und in der
      Eurozone knapp 2% sein, so die Schaetzungen von Invesco.

      Invesco behaelt den positiven Ausblick fuer die Aktienmaerkte
      bis Jahresende bei und bevorzugt nach eigenen Angaben weiter-
      hin Europa und die Emerging Markets. Die in juengster Zeit
      enttaeuschenden japanischen Aktien sollten letztlich eben-
      falls von der deutlichen Verbesserung der Unternehmensfinan-
      zen profitieren, hiess es.

      ***

      Grüssels
      TG1;)
      Avatar
      schrieb am 03.01.05 15:05:28
      Beitrag Nr. 41 ()
      "Jahresausblick 2005

      "Das globale Umfeld fuer Aktien scheint in einer nahezu per-
      fekten Balance zu sein", sagt Bernhard Langer, CIO fuer Euro-
      pean Structured Products von INVESCO. Sollten jedoch wichtige
      Faktoren, insbesondere die Aktienbewertung und das Zinsni-
      veau, aus der Balance geraten, muessten die Aktienpositionen
      ueberdacht werden, warnt er in seinem Ausblick fuer das kom-
      mende Jahr. Denn sollten Aktien durch eine Rallye zu teuer
      werden oder ein zu schwacher US-Dollar die Unternehmensergeb-
      nisse in Europa unter Druck setzen, wuerden die Bewertungen
      unattraktiv und Kursrueckgaenge wahrscheinlich. Ein aehnli-
      cher Effekt koenne eintreten, wenn das Zinsniveau, hervorge-
      rufen beispielsweise durch einen exogenen Schock von Seiten
      der Rohstoffpreise, zu stark ansteige. Auch hier werde die
      Attraktivitaet der Aktien dann gegenueber hoeheren Rentenren-
      diten leiden.

      Asiens Wirtschaft, mit China als einem der Motoren der globa-
      len Expansion, werde sich nach Einschaetzung von Bernhard
      Langer im Jahr 2005 abschwaechen. Dies sei positiv fuer eine
      moderate Entwicklung des Oelpreises, dessen ungebremster An-
      stieg in 2004 schon Horrorszenarien fuer die gesamte Welt-
      wirtschaft heraufbeschworen habe. "Das erwartete Wachstum ist
      aber noch dynamisch genug, um die Hoffnung auf weitere Ge-
      winnsteigerungen der global taetigen Unternehmen aufrecht zu
      halten", so Langer weiter. Auch hier sei die Erwartung, dass
      die jaehrliche Veraenderungsrate (2004 zu 2005) unter 10 Pro-
      zent falle, gerade hoch genug, um die erreichten Bewertungen
      an den Aktienmaerkten weiter fair und attraktiv erscheinen zu
      lassen. Langer rechnet daher damit, dass auch in 2005 die
      wirtschaftliche Entwicklung exportgetrieben sein wird. Die
      Binnennachfrage sieht er vor allem in Europa weiter schwach.

      Fuer die Notenbanken bedeute die nachlassende Dynamik der
      Weltwirtschaft, dass weitere Zinserhoehungen mit Bedacht und
      ohne Eile vollzogen werden koennten. INVESCO erwartet, dass
      die US Federal Reserve mit einem oder zwei weiteren Schritten
      die Zinsen in historisch neutralere Bereiche fuehren und so-
      mit fuer die Zukunft gut geruestet und handlungsfaehig sein
      wird. Fuer die EZB stelle sich die Lage anders dar. Das
      Wachstum bleibe schwach und somit bestuende kein Handlungsbe-
      darf. "Der Bondmarkt ist nach dem Zinsrueckgang im Dezember,
      gemessen am makrooekonomischen Umfeld, zu teuer", so Bernhard
      Langer. Denn die langfristigen Zinsen, allen voran in den
      USA, seien zu niedrig. Dennoch haelt er das Rueckschlagpoten-
      zial fuer begrenzt. Die moderate Inflationsentwicklung und
      das zwar niedrige, aber stabile Wachstumspotenzial sollten
      seiner Meinung nach den erwarteten Zinsanstieg moderat aus-
      fallen lassen.

      Der Wechselkurs des Dollar sollte nach Einschaetzung von
      Langer weiter nachgeben und gegenueber Euro, Yen und Pfund
      neue Tiefstaende erreichen. Zwischenzeitliche Erholungen
      seien technischer Natur und koennten zu Waehrungssicherungen
      genutzt werden.

      Der CIO rechnet damit, dass die gute Balance der verschiede-
      nen Faktoren noch bis ins erste Quartal 2005 positiv fuer
      Aktien sein wird. Langer setzt auf europaeische Werte, "die
      sich auf Grund ihrer attraktiveren Bewertung besser ent-
      wickeln werden als der US-Markt". Asien und Japan blieben,
      getragen vom Wachstumspotenzial vor allem aus China, interes-
      sant. Die Rally in den klein kapitalisierten Aktien dauert
      nun schon seit mehr als 24 Monaten an. Auf Grund der erreich-
      ten Bewertungen raet Langer hier zu Vorsicht. "Die weitere
      Entwicklung an den Aktienmaerkten sollte vor allem von den
      "Large Caps" im Bereich der Standardaktien getragen werden",
      so seine Prognose fuer das kommende Jahr."





      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 10.01.05 00:55:01
      Beitrag Nr. 42 ()
      Macht und Ohnmacht der Zahlen

      Von Dr. Bernd Niquet

      Egal, ob Naturkatastrophe oder boersennotiertes Unternehmen.
      Alles laesst sich sehr trefflich in Zahlen ausdruecken. So
      ist die komplexe Wirklichkeit eines weltweit verzweigten Kon-
      zerns letztlich auf eine einzige Zahl zu reduzieren, naemlich
      den erwirtschafteten Gewinn. Und die Schrecklichkeit einer
      Naturkatastrophe auf die Zahl ihrer Opfer. Aber nein, voellig
      richtig ist das nicht. Noch wichtiger ist, dass diese Zahl
      auch wahrgenommen wird. Katastrophen, die nicht durch die
      Medien gehen, die gibt es nicht. Man muss also das, was man
      sieht, stets einordnen und hinterfragen.

      Heute moechte ich einmal eine vergleichsweise milde Katastro-
      phe einzuordnen und zu hinterfragen versuchen, naemlich die
      vermeintliche deutsche Bildungskatastrophe. In einem Kommen-
      tar der Financial Times Deutschland in der letzten Woche
      tauchten zum Beweis der Ueberforderung grosser Teile der
      Bevoelkerung hinsichtlich der gegenwaertigen Reformdebatte
      folgende Zahlen auf: "So konnten sich von 1004 befragten
      Jugendlichen und jungen Erwachsenen 38 Prozent nichts unter
      dem Begriff Globalisierung vorstellen. 40 Prozent wussten
      nichts mit sozialer Marktwirtschaft anzufangen, und satte
      zwei Drittel koennten das Prinzip von Angebot und Nachfrage
      nicht erklaeren."

      Das klingt natuerlich auf den ersten Blick schrecklich und
      hoffnungslos. Doch wenn man einmal einen weiterfuehrenden
      Gedanken riskiert und sich fragt, wie diese Zahlen wohl
      zustande gekommen sein moegen, schaut alles bereits voellig
      anders aus. Nichts unter dem Begriff "Globalisierung" vor-
      stellen – wie koennte man so etwas messen? Nehmen wir einmal
      renitente Personen wie mich, die eine derartige Befragung
      sowieso absichtlich torpedieren wuerden, aus der Betrachtung
      heraus.

      Da ruft also jemand an oder fragt auf der Strasse: "Koennen
      Sie sich etwas unter "Globalisierung" vorstellen?" Und wer
      dann "nein" sagt, kommt in die negative Wertung? Und wer "Ja"
      sagt, in die positive? Nein, so kann es wohl kaum laufen.
      Also muss man fragen "Was verstehen Sie unter "Globalisie-
      rung"?" Doch wer will hier eine richtige von einer falschen
      Antwort unterscheiden? Wenn ich antworte "Die Globalisierung
      der Produktionsverhaeltnisse", so ist das zwar keine Antwort,
      wird aber sicherlich als richtig gezaehlt.

      Ich selbst wuesste nicht, wie ich die Frage beantworten
      sollte. Denn "Globalisierung" ist ein Schlagwort fuer eine
      neue Entwicklung, die jedoch gar nicht neu ist, da die Inter-
      nationalisierung des Handels und der Produktion bereits meh-
      rere Jahrhunderte hinter uns liegt. Also was ist "Globalisie-
      rung"? Die Verstaerkung des Trends zur immer schon bestehen-
      den Globalisierung? Der Fall der internationalen Kapitalver-
      kehrskontrollen? Der Fall der Mauer zwischen Ost und West?

      Die wirklich erstaunliche Zahl der genannten Umfrage ist also
      nicht, dass 38 Prozent nichts mit dem Begriff "Globalisie-
      rung" anfangen koennen, sondern dass 72 Prozent dies anschei-
      nend koennen. Und bei der Sozialen Marktwirtschaft ist es
      noch extremer. Denn die 40 Prozent, die hiermit nichts an-
      fangen koennen, liegen natuerlich voellig richtig. Es gibt
      naemlich keine Soziale Marktwirtschaft mehr, seitdem der
      internationale Konkurrenzmechanismus ueberall Marktpreise
      durchsetzt – und damit alle Uebergewinne, die sich (frueher
      einmal) verteilen liessen, beseitigt hat. 60 Prozent der
      Jugend und jungen Erwachsenen koennen also anscheinend etwas
      anfangen mit Sachen, die es gar nicht mehr gibt. Diese 60
      Prozent werden jedoch positiv gewertet, was gleich in doppel-
      tem Sinne nicht fuer einen aufgeklaerten Geisteszustand
      spricht.

      Und wie die Testfrager bei der letzten Frage nach dem Mecha-
      nismus von Angebot und Nachfrage zwischen richtigen und fal-
      schen Antworten unterschieden haben, wuerde ich gerne einmal
      wissen. Doch das hat sicherlich mehr mit einem Film à la
      Monty Python zu tun als mit allem anderen. Das neue Jahr
      startet also nicht weniger grotesk als das alte Jahr aufge-
      hoert hat. Die Bloedmaenner bleiben sich jedoch selbst
      wenigstens treu.


      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 10.01.05 00:55:50
      Beitrag Nr. 43 ()
      "Betriebliche Altersvorsorge: Gleiche Rente fuer Alle

      Von Biallo & Team

      Erhalten Arbeitnehmer Rentenzahlungen aus einer Pensions-
      kasse, muessen Maenner und Frauen die gleichen Leistungen
      erhalten. Unterschiede auf Grund des Geschlechts darf es
      nicht geben. Das Bundesarbeitsgericht forderte mit diesem
      Urteil auch fuer die Rentenzahlung das Prinzip der gleichen
      Lohnzahlung ein, wie es bereits beim Gehalt fuer alle gelte
      (BAG, Az. 3 AZR 550/03).

      Allerdings greift die Regelung nur fuer Ansprueche, die der
      Arbeitgeber in die Pensionskasse eingezahlt hat, Arbeitneh-
      merbeitraege bleiben davon unberuehrt.
      Der Fall: Ein Mann ging mit 62 Jahren in Betriebsrente. Weil
      er nicht bis zum Alter von 65 Jahren gearbeitet hatte, sollte
      er einen Abschlag seiner Rentenleistung hinnehmen, dies sah
      der Pensionsvertrag vor. Das Problem: Fuer Frauen, die eher
      in Renten gehen, forderte der Pensionsvertrag keine Renten-
      kuerzung. Sie hatten bereits ab dem 60. Lebensjahr Anspruch
      auf ungekuerzte Rente.

      Damit hatte die Pensionskasse aber die Rechnung ohne den Wirt
      gemacht. Denn laut einem Urteil des Europaeischen Gerichts-
      hofs, darf kein Arbeitnehmer wegen seines Geschlechts diskri-
      miniert werden (Az. Rs C 262/88). Das gilt zumindest fuer
      alle seit dem 18. Mai 1990 erworbenen Ansprueche. Deshalb
      muessen Arbeitgeber die Differenz fuer ehemalige Mitarbeiter
      seit diesem Tag ausgleichen."




      Grüssels
      TG1;)
      Avatar
      schrieb am 10.01.05 01:02:56
      Beitrag Nr. 44 ()
      "Gold wird nach Korrektur wieder interessant

      Von Engelbert Hoermannsdorfer, Chefredakteur `betafaktor.info`

      Dieses Mal moechte ich Sie auf keinen einzelnen Aktientitel hin-
      weisen, sondern auf einen Rohstoff der besonderen Art. Denn das
      schoenste Element der Erde war in den letzten Jahren – jedenfalls
      in USD gerechnet – ein wahrlich sicherer Hafen. Und deshalb soll-
      ten Sie fuer einen Teil Ihres Vermoegensveraltungsbudgets unbe-
      dingt das gelbe Metall in Betracht ziehen.

      In den letzten drei Jahren zog der Goldpreis um ueber 50% an –
      allerorten war von der Wiederentdeckung als Krisenwaehrung die
      Rede. Aus europaeischer Sicht ist eigentlich nichts passiert –
      der EUR hat im gleichen Zeitraum praktisch in der gleichen Hoehe
      zugelegt. Derzeit konsolidiert der Kurs sichtlich. Da diese Bewe-
      gung auch noch einige Wochen oder Monate anhalten duerfte,
      koennte es fuer Sie an der Zeit sein, sich ausfuehrlich und ohne
      Zeitstress mit dem gelben Metall auseinanderzusetzen.

      Fuehren Sie sich bitte mal folgende Fakten vor Augen: Seit der
      Mensch anfing, das erste Gold abzubauen, wurden rund 100.000
      Tonnen gefoerdert. Experten schaetzen, dass noch mal 50.000 bis
      maximal 100.000 Tonnen ueberhaupt wirtschaftlich foerderbar sind
      – das haengt natuerlich vom Preis ab.

      Pro Jahr betraegt die weltweite Gold-»Produktion« derzeit etwa
      2.700 Tonnen. Die Nachfrage dagegen liegt bei etwa 3.600 Tonnen.
      Davon gehen 2.700 Tonnen in die Schmuckverarbeitung, 500 Tonnen
      in die Industrie und nur 400 Tonnen in den Anlagebereich (Muenzen
      etc.). Der Nachfrageueberhang wird derzeit noch gedeckt von
      Zentralbankverkaeufen, und im geringen Umfang von Recycling des
      Industriegoldes.

      Alle Zentralbanken der Welt verfuegen momentan noch ueber Reser-
      ven von geschaetzt rund 28.000 Tonnen. Dazu muessen Sie wissen,
      dass diese Vorraete, die latent angeblich immer zum Verkauf
      stehen, seit jeher als Argument dafuer, dienen den Kurs zu
      druecken. Die langfristige Unwichtigkeit dieser Drohkeule ver-
      deutlicht Ihnen folgende Ueberlegung: Wenn die Minen erst mal
      erschoepft sind (was das Gros der Leser noch erleben duerfte),
      reichen alle Zentralbankbarren weltweit lediglich aus, um den
      Bedarf von sieben bis acht Jahren zu decken. Und dabei ist noch
      nicht einmal beruecksichtigt, dass das eine oder andere Land –
      z.B. China! – vielleicht verstaerkt auf die Idee kommt, dass
      nichtbeliebig vermehrbares Metall wertbestaendiger ist als
      bedruckte Geldscheine aus Amerika, und Teile ihrer Handels-
      ueberschuesse lieber solider anlegt.

      Ich davon aus, dass die Nachfrage, besonders aus dem Anlage-
      bereich, in den kommenden Jahren drastisch zunehmen wird. Die
      aufstrebenden Staaten aus Asien werden sowohl von privater wie
      von staatlicher Seite Gold in erheblichem Masse foermlich auf-
      saugen. Bedenken Sie, dass z.B. China, das riesige Exportueber-
      schuesse erzielt, 2003 offiziell nur 600 Tonnen Gold besass. Zum
      Vergleich: Deutschland verfuegt ueber gut 3.400 Tonnen. Hinzu
      kommt, dass Chinesen nun auch privat Gold erwerben duerfen. Mit
      zunehmendem Wohlstand in Asien ist daher in absehbarer Zeit mit
      einem dramatischen Run zu rechnen – und das just zu einer Zeit,
      in der die Minenvorraete schwinden.

      Schauen Sie noch mal nach oben auf die Vorraete: Es ist eine
      Frage von hoechstens einer Generation, bis die totale Verknappung
      fuer jeden ersichtlich wird – und der Preis tut bestimmt keinem
      den Gefallen, erst dann dramatisch zu steigen, wenn die letzte
      Mine schliesst. Umso trauriger, dass unsere Politiker es nicht
      lassen koennen, in unfassbar kurzsichtiger Weise immer wieder
      ihre Krallen nach unseren nationalen Goldreserven auszufahren.
      Man kann nur hoffen, dass die Bundesbank standhaft bleibt.

      Meine Meinung: Als strategisch orientierter Anleger sollten Sie
      einfach das Gegenteil von dem tun, was unsere Volksvertreter
      wollen – investieren Sie einen Teil ihres Vermoegens im Laufe der
      aktuellen Korrektur in die langfristig sicherste Anlage die es
      gibt. Eine Goldmuenze pro Monat ist vermutlich eine bessere
      Rentenalternative als jede noch so kuehn gestrickte Rentenver-
      sicherung."



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 10.01.05 01:12:58
      Beitrag Nr. 45 ()
      "Geldanlage: Jetzt die Chancen in Osteuropa nutzen

      Von Biallo & Team

      Europa wird groesser – und es waechst zusammen. Zehn neue
      Mitgliedsstaaten, mehr als 70 Millionen neue EU-Buerger
      zaehlt die Union seit Mai 2004. Auch fuer Anleger ist das
      neue Europa eine Chance: Denn die jungen Boersen in den ehe-
      mals anti-kapitalistischen Laendern versprechen hohes Wachs-
      tum und gute Renditen. Allerdings ist nicht alles Gold, was
      an den neuen Boersen glaenzt futsch.

      Gerade in den kleineren Laendern muessen Anleger sehr vor-
      sichtig sein, wenn sie ihr Geld nicht unnoetig riskieren
      wollen. Gut aufgehoben ist das Geld auslaendischer Investoren
      vor allem an den Boersen von Warschau, Prag und Budapest.
      Alle drei bieten eine stabile politische Lage, ein gesundes
      Wirtschaftswachstum und vor allem eine Boerse, deren Wert-
      papiere in der Regel in Deutschland problemlos gehandelt wer-
      den koennen.

      Polen gilt als das aussichtsreichste der neuen EU-Mitglieder.
      Zum einen, weil ein gesundes Wachstum von mehr als 3,5 Pro-
      zent die Wirtschaft treibt und die Rolle Polens als staerkste
      Wirtschaftsmacht im Osten festigt, zum anderen, weil die
      Boerse von einer Besonderheit profitiert. Sie erhaelt staen-
      dig Geld aus Pensionsfonds, das die Unternehmen an der Boerse
      anlegen muessen. Fuer Anleger duerfte zum Beispiel die Aktie
      von PKN Orlen (ISIN: US 7316132049) interessant sein. Der
      Raffinerien- und Tankstellenunternehmer unterhaelt auch in
      Deutschland mit Erfolg einige Tankstellen und will bis Ende
      2010 jede zehnte Tankstelle in Norddeutschland betreiben.
      Nicht zuletzt wegen seiner ambitionierten Plaene wird das
      Unternehmen als sehr zukunftstraechtig eingeschaetzt, weil es
      die Chancen in Polen hervorragend mit den Moeglichkeiten im
      Ausland zu verknuepfen versteht. Anleger konnten mit dieser
      Aktie seit dem Sommer 2004 ueber 50 Prozent Rendite einstrei-
      chen – und noch immer locken Einsteigern satte Gewinne. Das
      Investment in einzelne Aktien ist dabei natuerlich immer von
      einem hohen Risiko gepraegt: Anleger sollten deshalb nie mehr
      als drei Prozent Ihres gesamten Vermoegens in ein solches
      Wertpapier investieren.

      Wer als Kleinanleger weniger Geld investieren moechte, sollte
      die Chancen nutzen, die Osteuropa-Fonds bieten. Denn schon
      mit monatlichen Sparbeitraegen von 50 Euro an aufwaerts gibt
      es gute Renditeaussichten bei gemaessigtem Risiko: Denn die
      Fonds sammeln aus allen Branchen und Laendern die aussichts-
      reichsten Aktien ein. Das Risiko eines Investments ist erheb-
      lich geringer als bei einer Anlage in ein einzelnes Unterneh-
      men. Denn Kursschwankungen koennen durch die Vielzahl der
      Aktien besser aufgefangen werden als bei einem Investment in
      Einzeltitel. So bietet die Deutsche Bank ihren Fonds Europe
      Convergence (ISIN: LU 0107896135) an, der sich auf die Aktien
      der Beitrittskandidaten spezialisiert hat. In der Vergangen-
      heit war der Fonds sehr erfolgreich, zwischen 2001 und 2004
      lag die Rendite bei 14,6 Prozent jaehrlich, im vergangenen
      Jahr betrug sie sogar 25,7 Prozent. Ein Ergebnis, das auch
      fuer die Zukunft zum Teil realisierbar sein duerfte.

      Wer die Kosten fuer eine Geldanlage moeglichst gering halten
      moechte, ist mit einem Indexzertifikat gut aufgehoben. Die
      Gebuehren liegen bis zu 80 Prozent unter denen fuer Fonds,
      die Renditeaussichten sind entsprechend hoeher. Ein solches
      Indexzertifikat bietet die oesterreichische Raiffeisen
      Centrobank (ISIN: AT0000340500) an. Damit profitieren Anleger
      1:1 von der Wertentwicklung des CECE, eines Indexes, der
      aehnlich wie der DAX fuer deutsche Unternehmen, die Wertent-
      wicklung ausgesuchter Firmen in Osteuropa widerspiegelt. Mit
      solchen Zertifikaten investieren Anleger breit gestreut und
      koennen bei langfristiger Investition mit einer Rendite zwi-
      schen sechs und zehn Prozent im Jahr rechnen."



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 14.01.05 15:01:52
      Beitrag Nr. 46 ()
      "Wie sich die Gewinner von 2003 schlugen

      von Natalia Siklic, Fondsanalystin Morningstar Deutschland

      Viele der besten Fonds des Jahres 2003 haetten dem Anleger
      2004 keine Freude bereitet. Darunter waren nicht von unge-
      faehr die ueblichen Verdaechtigen: Branchen- und Laender-
      fonds.

      So machten Technologiefonds ihrem Ruf, mit hohem Risiko be-
      haftet zu sein, 2004 wieder alle Ehre. 2003 erzielten solche
      Portfolios in der Spitze eine Wertsteigerung von ueber 100%.
      Anleger, die hierin ein Comeback der Themen Internet & Co.
      vermuteten, wurden 2004 allerdings mit einer Rendite von
      durchschnittlich -2% enttaeuscht – vor dem Hintergrund insge-
      samt steigender Aktienmaerkte.

      Genauso wenig konnten Biotechnologiefonds ihre Erholung in
      2004 fortsetzen. Wer auf Goldminenkonzerne setzte, fand sich
      im vergangenen Jahr trotz des weiter steigenden Goldpreises
      mit im Schnitt 17% im Minus. 2003 waren noch gut 22% zu ver-
      zeichnen gewesen.

      Ganz oben in den Hitlisten fanden sich 2003 auch Thailand-
      und Chinafonds. Die Wachstumsstory China erwies sich als
      dankbarer Aufhaenger fuer zahlreiche Neuauflagen. 2004 war
      die Bilanz gleichwohl negativ – ein klassischer Fall von pro-
      zyklischer Produktpolitik?

      Nun macht es wenig Sinn, sich rein an Kalenderjahren zu ori-
      entieren. Doch auch unabhaengig davon lassen sich in der Ver-
      gangenheit zahlreiche Beispiele dafuer finden, wie wichtig
      eine ausgewogene Depotstruktur fuer den Anlageerfolg ist, und
      wie man es nicht machen sollte. Eng aufgestellte, hochvola-
      tile Fonds eignen sich nicht zum Basisinvestment. Zum einen
      sind sie tendenziell teurer als breit diversifizierte Ange-
      bote, zum anderen nehmen viele Investoren ohnehin nicht die
      hohe (veroeffentlichte) Performance mit, da sie zu unguensti-
      gen Zeitpunkten ein- und aussteigen. Die hierum bereinigte
      Rendite wuerde schon sehr viel weniger eindrucksvoll erschei-
      nen. Mit geringerer Volatilitaet fahren Anleger meist besser,
      im Fall China beispielsweise durch einen Asienfonds.

      Nicht zuletzt laesst auch 2004 einige Alarmglocken laeuten:
      Man denke nur an Osteuropafonds, oesterreichische Aktien und
      Energiewerte. Oder natuerlich die erfolgsverwoehnten Small
      Cap-Fonds ... "


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 16.01.05 21:54:18
      Beitrag Nr. 47 ()
      Kommt dieses Mal doch alles voellig anders?

      Von Dr. Bernd Niquet

      Es ist nur wenige Jahre her, da haben wir in Deutschland den
      groessten Sturz der Aktienkurse in der juengeren Geschichte
      unseres Landes – und nahezu aller seiner Rechtsvorgaenger –
      erlebt. Der Crash am Neuen Markt ist historisch fuer Deutsch-
      land ohne Vergleich – und selbst die Talfahrt der DAX-Werte
      stellt den Verlust im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929
      bis 1933 noch deutlich in den Schatten.

      Normalerweise sind nach derartigen, wirklich epochalen
      Aktienkrisen eine ganze, wenn nicht gar mehr Generationen
      fuer ihr gesamtes Leben vom Aktienmarkt vertrieben. Das
      bedeutet: Die naechste wirkliche Hausse am Aktienmarkt kann
      sich erst dann ergeben, wenn die Erinnerung an das fatale
      Geschehen getilgt ist – und dies geschieht gemeinhin nicht
      durch Vergessen, sondern durch das Aussterben der Beteilig-
      ten. Erst spaetere Generationen, die all das nicht mehr mit-
      erlebt haben, werden dann wieder Mut fassen und sich in neue
      spekulative Ueberhitzungen treiben lassen.

      Was die vergangene Krise jedoch von allen anderen Krisen der
      gesamten Weltgeschichte unterscheidet, ist zweierlei: Erstens
      ist wirtschaftlich nichts passiert, die gigantische Boersen-
      krise ist nicht mit einer ebensolchen Wirtschaftskrise Hand
      in Hand gegangen. Und zweitens: Die Vermoegensbestaende des
      privaten Sektors sind heute so gross, dass selbst ein Kurs-
      verlust der Aktien von einmaligem historischen Ausmass nahezu
      voellig unmerklich weggesteckt wird. Das ist fuer die meisten
      nicht mehr als eine Schramme am Kotfluegel ihres neuen Ge-
      laendewagens. Wir sind alle so unglaublich reich, dass selbst
      so etwas den meisten nicht wirklich etwas ausmacht.

      Heute reden wir sogar schon wieder vom Anlagenotstand! Das
      muss man sich einmal vorstellen: Die groessten Verluste aller
      Zeiten – und trotzdem wissen die Leute schon heute nicht
      mehr, wohin mit ihrem Geld. Das geht sogar so weit, dass
      viele bereits wieder Sehnsucht nach einem Crash haben, um
      noch einmal billig in die Maerkte hinein zu kommen. Ver-
      gleichbares hat es in unserer gesamten Geschichte noch nie-
      mals gegeben. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass
      in der Gruenderkrise nach 1870 oder in den Dreissiger Jahren
      des letzten Jahrhunderts auch nur eine Hand voll Menschen
      eine Crashromantik besessen haben – oder sich diesen sogar
      aus kalkulierten finanziellen Motiven gewuenscht haben.
      "Alles, nur das nicht noch einmal", wird man sich damals
      gedacht haben.

      Heute ist das freilich ganz anders. Und es sieht so aus, als
      ob es mittlerweile ein voelliges Missverhaeltnis zwischen der
      Groesse des Aktienmarktes und des Vermoegensbestandes des
      privaten Sektors gibt. Ein Aktienmarktcrash ist gesamtwirt-
      schaftlich nicht mehr als ein Pullerzucken oder ein laestiger
      Achselschweiss. Das wird weggesteckt als haette nur der
      Dienstbote eine Briefmarke aus der Portokasse fuer eigene
      Zwecke veruntreut.

      Die Gegenposition zum Vermoegen der privaten Haende ist nicht
      mehr das Produktivvermoegen, sondern die Passivseite von Ban-
      ken und Finanzinstituten – sowie vor allem die Verbindlich-
      keiten des Staates. Viele Vermoegen sind daher unrealisier-
      bare Luftvermoegen, weil den Forderungen gleich hohe Verbind-
      lichkeiten uns selbst gegenueber entsprechen. Der Abfede-
      rungseffekt von Krisen, den wir heute beobachten, ist also
      vielfach kuenstlich. Im Stossdaempfer befindet sich ein Do-
      pingmittel – und dieses Dopingmittel hat eine Halbwertszeit,
      die kleiner ist als die lange Frist. Damit funktioniert der
      Stossdaempfer derzeit allerdings praechtiger als praechtig.
      Avatar
      schrieb am 16.01.05 21:54:54
      Beitrag Nr. 48 ()
      Heizen im Winter: Kostenloser Energiecheck hilft sparen

      Von Biallo & Team

      Die teuren Energiekosten treiben die Wohnnebenkosten in die
      Hoehe. Um hoeheren Belastungen vorzubeugen, sollte der Ener-
      gieverbrauch ueberprueft und gegebenenfalls optimiert werden.
      Einen schnellen und kostenlosen Energiecheck koennen Verbrau-
      cher ueber die Internetseite von co2online durchfuehren.

      Die gemeinnuetzige Beratungsgesellschaft bietet den Heizen-
      ergiecheck fuer Ein- und Zweifamilienhaeuser mit Zentralhei-
      zung an. Fuer einen Schnellcheck braucht man lediglich die
      Heizkostenabrechnung oder die Abrechnung des Energieversor-
      gers bzw. Oellieferanten. Anhand der Verbrauchsdaten, des
      Gebaeudetyps sowie der durchschnittlichen regionalen Klima-
      werte stuft der Onlinerechner den Energieverbrauch als hoch,
      mittel oder niedrig ein. Zusaetzlich gibt die Seite Empfeh-
      lungen fuer Energiesparmassnahmen und erteilt Informationen
      zu moeglichen Finanzierungsangeboten.

      Wem das nicht genuegt, der kann sich per E-Mail eine detail-
      lierte Auswertung seiner Verbrauchsdaten zukommen lassen. Da
      der Service vom Bundesumweltministerium gefoerdert wird, ist
      auch die genaue Bedarfsanalyse kostenlos. Interessenten fin-
      den den Energiecheck unter www.co2online.de.
      Avatar
      schrieb am 16.01.05 21:55:42
      Beitrag Nr. 49 ()
      Jahresbescheinigung legt Kapitaleinkuenfte offen:
      Bis 31. Maerz kommen Steuersuender mit strafbefreiender
      Nacherklaerung davon

      Von Biallo & Team

      An den Kragen gehen koennte es all denjenigen, die dem
      Finanzamt bisher ihre Kapitalertraege und Spekulationsgewinne
      verheimlicht haben. Denn die Banken sind verpflichtet, ihren
      Kunden erstmals fuer das Jahr 2004 eine so genannte "Jahres-
      bescheinigung ueber Kapitalertraege und Veraeusserungs-
      geschaefte aus Finanzanlagen" auszustellen.

      "Auch wenn es keine Vorlageverpflichtung bei der Jahresab-
      rechnung mit dem Fiskus gibt, muss damit gerechnet werden,
      dass Finanzbeamte die Bescheinigung zur Kontrolle der durch
      den Kapitalanleger gemachten Angaben einfordern", wie der
      Fachanwalt fuer Steuerrecht, Ulrich Germer, anmerkt.

      Anleger, die also noch ein paar steuerrechtliche Leichen im
      Keller haben, sollten ernsthaft ueberlegen, ob sie nicht noch
      die Moeglichkeit zur nachtraeglichen Auflistung hinterzogener
      Steuern bis Ende Maerz 2005 nutzen wollen. Die Amnestie gilt
      fuer verschwiegene Einnahmen und zu Unrecht angesetzte Ausga-
      ben der Jahre 1993 bis 2002. Wer beichtet, erhaelt auch fuer
      die Verfehlungen in den Jahren davor eine generelle Amnestie.
      So koennen Steuersuender mit einem Schlag alle Altlasten be-
      seitigen und muessen ueberdies nur 35 Prozent Steuern nachbe-
      zahlen, wenn sie bis 31. Maerz 2005 alle Forderungen der
      Finanzbehoerden erfuellt haben.

      Neu ist auch das Prinzip "First in, first out", wenn Anleger
      gleiche Aktien zu verschiedenen Zeitpunkten gekauft und ver-
      kauft haben. Es gelten jetzt zuerst gekaufte Aktien auch
      immer als zuerst wieder verkauft. Ist fuer diese Papiere die
      Spekulationsfrist bereits abgelaufen, entfaellt die Steuer-
      pflicht. Bislang ermittelten die Finanzaemter Spekulations-
      gewinne in einem komplizierten Verfahren an Hand des durch-
      schnittlichen Kaufpreises. Am besten fahren Aktionaere, wenn
      sie ihre Papiere mindestens 12 Monate behalten. Dann bleiben
      alle Kursgewinne steuerfrei. Und wenn man schon kurzfristig
      spekuliert, sollte man moeglichst Aktien mit Kursverlusten
      innerhalb der Spekulationsfrist verkaufen. "Denn ist der Ver-
      lust hoeher als der Gewinn," sagt Peter Loebig, Steuerexperte
      der Dresdner Bank, "kann der Differenzbetrag mit moeglichen
      Spekulationsgewinnen aus dem Vorjahr oder den Folgejahren
      verrechnet werden." Gleiches gilt fuer Aktienfonds, bei denen
      die Wertsteigerung wie auch bei der Direktanlage in Aktien
      zum ueberwiegenden Teil durch Kursgewinne erreicht wird.
      Diese Kursgewinne wirken sich dabei steuerlich nur zur
      Haelfte aus, da das so genannte Halbeinkuenfteverfahren
      Anwendung findet.

      Ganz anders verhaelt es sich bei Rentenfonds und Geldmarkt-
      fonds. Wertsteigerungen werden vorrangig durch Zinsertraege
      erreicht. Die zu zahlende Zinsabschlagsteuer ist daher
      wesentlich hoeher. Seit Januar 2005 werden Zwischengewinne
      wieder versteuert. Als Zwischengewinne gelten die im Fonds-
      vermoegen enthaltenen Zinsertraege und Zinsansprueche, die
      nicht schon durch den Fonds ausgeschuettet oder thesauriert
      wurden. Peter Loebig: "Bei Ausschuettungen und Thesaurierun-
      gen soll der Anleger zukuenftig nur Steuern auf die Zins-
      ertraege zahlen, die er mit seinen Anteilen auch tatsaechlich
      erwirtschaftet hat. Zwischengewinne, die er beim Kauf schon
      mit dem Anteilspreis gezahlt hat, koennen mit anderen Kapi-
      talertraegen verrechnet werden. Da die Zwischengewinnberech-
      nung allerdings am 01.01.05 mit 0 Cent startet", raet Loebig
      dazu, "geeignete Fondsanlagen durch den Kundenberater bestim-
      men zu lassen". Gleichzeitig entfaellt ab 2005 die Moeglich-
      keit, beispielsweise durch Verkauf des Fonds, die im Fonds
      enthaltenen Zinsertraege vor dem Ausschuettungstermin steuer-
      frei einzustreichen. Denn diese Zwischengewinne sind dann
      wieder zu versteuern. Erfolgt der Verkauf innerhalb der
      Jahrefrist, werden auch die Wertsteigerungen die nicht schon
      ueber den Zwischengewinn erfasst sind, als Spekulationsgewinn
      steuerpflichtig.
      Avatar
      schrieb am 24.01.05 02:10:25
      Beitrag Nr. 50 ()
      "Der typische Deutsche

      Von Dr. Bernd Niquet

      Neulich, an einem regnerischen Abend auf einer Strasse in
      Berlin, ist er mir begegnet, der typische, der durchschnitt-
      liche Deutsche. Was fuer ein Zufall. Ich konnte nicht umhin,
      ihn festzuhalten. (Nicht den Zufall und auch nicht den Deut-
      schen, sondern den Eindruck, den er im Asphalt hinterlassen
      hat.) Der Deutsche ist mittelalt, dabei eher alt als mittel,
      hat ein "PM" als Regionsbezeichnung auf seinem Autokennzei-
      chen und faehrt einen Kleinwagen-Kombi. Das ist praktisch,
      denn damit kann man viel transportieren. Den Hund zum Bei-
      spiel. Denn er hat einen mittelgrossen bis grossen Hund an
      Bord und auf der Rueckbank zudem einen halben Kindersitz.

      Der Hund frisst in etwa Fleisch fuer so viel Geld, wie dem
      Deutschen fehlt, um eigenstaendig in seine Rentenversicherung
      einzuzahlen. Doch dafuer hat er ja den Hund, der spaeter im
      Alter fuer ihn sorgen wird.

      Der Deutsche beherrscht sein Auto sichtbar nur knapp, was je-
      doch nicht auf ein etwaiges Unvermoegen zurueckzufuehren ist.
      Nein, der Deutsche ist ein guter Autofahrer, der beste in
      ganz Europa – und darf deswegen auch als einziger so schnell
      fahren, wie er will. Dass er sein Auto nicht recht zu beherr-
      schen scheint, liegt vielmehr darin, dass er nur eine Hand am
      Lenkrad und in der anderen ein Handy haelt, auf dem er etwas
      eintippt, was seinen Blick gefangen haelt, der somit der
      Strasse verloren geht.

      Hinten auf dem Auto prangen Klebeschilder von allen Dingen,
      die dem Deutschen wichtig sind. Ein Hund, ein Automobilclub
      und ein paar Aufkleber von Orten, an denen er schon gewesen
      ist. Der Deutsche hat auf der Aktivseite eine Datsche oder
      ein Ferienhaus und auf der Passivseite Schulden auf der Bank.
      Humankapital und Eigenkapital gleichen sich aus. Der Deutsche
      braucht zwei Jobs, um all das, was er hat und was ihm wichtig
      ist, zu finanzieren.

      Damit ist der Deutsche gleichzeitig arm und reich. Er fliegt
      nach Mallorca, doch wenn in der Kantine der Salat beim Bezah-
      len gewogen wird, macht er die Salatsauce erst danach auf den
      Teller. Einen entsprechenden Verweis nimmt er locker zur
      Kenntnis. Es ist ja nichts passiert. Der Deutsche ist umgeben
      von viel Wohlstand. Doch er hat so viel im Kopf, um mit allen
      Dingen zurecht zu kommen, dass ihm fuer nichts mehr Zeit
      bleibt. Der Trend zum Zweitbuch ist bei ihm noch nicht ange-
      kommen. Nicht einmal abends findet er die Musse, nachzuden-
      ken, was das eigentlich alles soll.

      Der Deutsche ist ein Getriebener. Vorne von der Moehre gezo-
      gen – und hinten vom in den Hintern gepusteten Zucker gescho-
      ben. Er ist ein Getriebener, aber ein Getriebener der
      Verhaeltnisse. Er klagt auf hohem Niveau und ist doch eigent-
      lich selbst der Verursacher. Er ist wie der Hund, der sich
      selbst in den Schwanz beisst. Koennte er sich von aussen
      sehen, wuerde er merken, dass das alles irgendwie gar nichts
      bringt.

      Bei all dem schwebt so etwas wie ein huendisches Element in
      der Luft. Vielleicht spueren wir hier bereits einen Lufthauch
      der Zukunft, denn wenn die demografische Entwicklung und die
      Hundezahlen sich so weiter entwickeln, dann wird der typische
      Deutsche des Jahres 2050 nicht mehr ein Mensch, sondern ein
      Hund sein. Dann muessen wir Uebriggebliebenen tatsaechlich
      voellig umdenken. Die wirklichen Herausforderungen der
      Zukunft liegen also noch weit vor uns. Die jetzigen Reformen
      sind erst ein erster Ansatz. Wir koennen durchaus noch beru-
      higt sein."




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 24.01.05 02:11:44
      Beitrag Nr. 51 ()
      "Zwischengewinne: Seit Januar wieder zu versteuern

      Von Biallo & Team

      Nach nur einem Jahr Unterbrechung fuehrte die Bundesregierung
      am 1. Januar 2005 die Zwischengewinnbesteuerung wieder ein.
      Zwischengewinne sind steuerpflichtige Ertraege, die ein In-
      vestmentfonds (meist Geldmarkt- und Rentenfonds) innerhalb
      eines Geschaeftsjahres erzielt und die noch nicht ausgezahlt
      bzw. wieder angelegt (thesauriert) wurden.

      Fallen Zwischengewinne an, muss sie der Verkaeufer von Fonds-
      anteilen der Kapitalerstragsteuer unterwerfen. Die Zwischen-
      gewinnbesteuerung hat fuer den Anleger zur Folge, dass er bei
      Verkauf die Zinsertraege zeitanteilig versteuern muss, naem-
      lich fuer den Zeitraum, in dem er Anteile des Fonds gehalten
      hat. Umgekehrt gilt: Kauf ein Anleger waehrend des Fonds-
      geschaeftsjahres einen Fondsanteil, zahlt er die bisher im
      Geschaeftsjahr aufgelaufenen Zwischengewinne mit. Diese be-
      deuten fuer den Kaeufer negative Einnahmen aus Kapitalvermoe-
      gen und koennen entsprechend mit anderen positiven steuer-
      pflichtigen Einnahmen verrechnet werden.

      Die Bundesregierung hat jetzt geregelt, das bei allen Publi-
      kumsfonds nur die ab "In-Kraft-Treten des Gesetzes", also ab
      1. Januar 2005, anfallenden Zinsertraege ermittelt und ver-
      steuert werden muessen. Im Jahr 2004 aufgelaufene Zinsertrae-
      ge bleiben unberuecksichtigt."



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 24.01.05 02:38:31
      Beitrag Nr. 52 ()
      "Schadenersatz: Kinder in der Pflicht

      Von Biallo & Team

      Kinder sind in Deutschland ein Armutsrisiko. Viele Eltern be-
      fuerchten, dass dies nach zwei aktuellen Entscheidungen des
      Bundesgerichtshofs (BGH, Aktenzeichen VI ZR 335/03 und VI ZR
      365/03) um so mehr gilt. Im ersten Fall ist ein Neunjaehriger
      bei einem Kickboard-Wettrennen auf ein geparktes Auto ge-
      prallt und hat es beschaedigt.

      Im zweiten Fall ist ein ebenfalls neun Jahre altes Kind beim
      Radfahren auf einem Parkplatz zwischen zwei Autos hindurchge-
      fahren, hat das Gleichgewicht verloren und kippte mit dem
      Fahrrad gegen eines der geparkten Autos.
      Zwei Faelle, ein Ergebnis: Deutschlands hoechste Zivilrichter
      entschieden, dass Kids fuer die Beschaedigung von ordnungsge-
      maess parkenden Pkw auch dann einzustehen haben, wenn sie
      zwischen sieben und zehn Jahren alt sind.

      Zwar heisst es im Buergerlichen Gesetzbuch (BGB) seit August
      2002, dass Kinder, die das zehnte Lebensjahr nicht vollendet
      haben, fuer einen Schaden, den es "bei einem Unfall mit einem
      Kraftfahrzeug, einer Schienenbahn oder einer Schwebebahn ei-
      nem anderen zufuegt" nicht verantwortlich sind. Doch, so die
      Karlsruher Richter in den jetzt verkuendeten Entscheidungen,
      gelte diese Vorschrift nur fuer den motorisierten Verkehr.
      Die Geschwindigkeit fahrender Autos und Bahnen sei fuer Kin-
      der diesen Alters nicht richtig einzuordnen. Sie wuerden
      damit schlichtweg ueberfordert, weshalb eine Haftungsein-
      schraenkung im Jahr 2002 ins Gesetz aufgenommen wurde. Aus-
      nahme: Das Kind fuehrt einen Schaden vorsaetzlich herbei, in-
      dem es beispielsweise vorbeifahrende Autos mit Steinen be-
      wirft.

      Beim ruhenden Verkehr, also parkenden Autos, sei eine Ueber-
      forderungssituation nach Ansicht der BGH-Richter jedoch nicht
      gegeben. Und deshalb kommt in diesen Faellen nicht das ge-
      setzliche Haftungsprivileg zur Anwendung.
      Muessen sich deshalb Eltern darauf einstellen, kuenftig haeu-
      figer fuer ihre Kleinen zur Kasse gebeten zu werden? Nein,
      denn Eltern haben erst dann fuer ihre Sproesslinge einzuste-
      hen, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Insofern
      ist die pauschale Drohung auf jedem Baustellenschild "Eltern
      haften fuer ihre Kinder" schlicht falsch. Sie haften nur bei
      einer Aufsichtspflichtverletzung nach Paragraph 832 BGB.

      Alter und Charakter der Kinder bestimmen, wie viel Aufsicht
      noetig ist. Handelt es sich um Kinder, die leicht aggressiv
      sind oder besonders "verhaltensauffaellig", dann kann eine
      dauerhafte Aufsicht erforderlich sein. Sind die Kinder aelter
      und daher eher imstande Belehrungen wahrzunehmen, kann den
      Eltern kein Vorwurf gemacht werden, wenn die Kleinen sich
      dennoch ueber Verbote hinwegsetzen.

      Die Rechtsprechung hat die Verletzung der Aufsichtspflicht
      verneint,
      - wenn ein 11 Jahre altes Kind allein in der Wohnung gelassen
      wird
      - wenn ein "normal veranlagtes" sechs Jahre altes Kind beim
      Spiel ausserhalb der Wohnung nur gelegentlich beobachtet
      wird oder
      - ein 8-9-jaehriger im Freien spielen darf, ohne dass den
      Eltern ein sofortiges Eingreifen moeglich ist.

      Wer allerdings sein sieben Jahre Kind mit einem Hammer zum
      Spielen auf die Strasse gehen laesst, nachdem es angekuendigt
      hat, dort Autos einzubeulen, dem ist eher eine Verletzung
      seiner Aufsichtspflicht vorzuhalten. Er wird fuer den Schaden
      aufkommen muessen. Aber: Diese fahrlaessige Aufsichtspflicht-
      verletzung kann von der Haftpflichtversicherung abgedeckt
      sein.
      Anders ist es, wenn das Kind ordnungsgemaess beaufsichtigt
      worden ist. Dann sind weder die Eltern, noch deren Haft-
      pflichtversicherung zur Zahlung fuer den Schaden heranzuzie-
      hen. Gerade hier unterlaufen aber auch die haeufigsten Irr-
      tuemer: Um sich nichts vorwerfen zu lassen, wird von Eltern
      gegenueber der Versicherung eine Verletzung der Aufsichts-
      pflicht haeufig verneint. Doch gerade dann ist die Haft-
      pflichtversicherung eben nicht zur Zahlung verpflichtet.

      Dann hat der Geschaedigte nur das Kind als Anspruchsgegner.
      In der Regel verjaehrt aber ein Schadensersatzanspruch wegen
      eines Sachschadens nach drei Jahren. Es sei denn, der Ge-
      schaedigte klagt vor Gericht und siegt dort. Der Anspruch
      verjaehrt dann erst in 30 Jahren ­- auch bei Schaeden wie bei
      den jetzt vom BGH entschiedenen Faellen. Hans-Juergen
      Gebhardt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht
      im Deutschen Anwaltverein haelt Verurteilungen von Grund-
      schulkindern zwar fuer eine schwere Buerde fuer die Kinder.
      Er begruesst aber die BGH-Entscheidungen, da sie den bisher
      vorhandenen "Interpretationsspielraum" bei Beschaedigungen
      von parkenden Autos beseitigt haetten.

      Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
      rechnet man mit geringen Auswirkungen der juengsten Entschei-
      dungen auf die Assekuranzen. Ohnehin sei ihr nur eine ganz
      geringe Anzahl von Faellen bekannt, in denen Kinder fuer die
      von ihnen verursachten Schaeden haetten aufkommen muessen, so
      GDV-Pressesprecherin Katrin Rueter. Ausserdem verfuegten etwa
      zwei Drittel der Eltern ueber eine Familienhaftpflichtversi-
      cherung. Und schliesslich klage nicht jeder Geschaedigte
      gleich, sondern lasse eher den Schaden ueber seine Kaskover-
      sicherung abwickeln.

      Was sollte man also wissen, wenn Kinder Schaeden verursachen?
      - Sind die Kinder unter sieben Jahre alt, droht keine Gefahr,
      denn sie haften grundsaetzlich nicht (Paragraph 828 Absatz
      1 BGB).
      - Eltern koennen nur herangezogen werden, wenn sie nachweis-
      lich ihre Aufsichtspflicht verletzt haben (Paragraph 832
      BGB).
      - Ueberpruefen Sie, bevor etwas passiert, die Versicherungs-
      police. Stammt Sie noch aus Single-Tagen muss die Versiche-
      rung ueber eine etwaige Eheschliessung und Familienzuwachs
      informiert werden.
      - Wurde die Police waehrend der Ehe abgeschlossen, handelt es
      sich automatisch um eine Familienhaftpflichtversicherung,
      die das Handeln der Kinder mit einschliesst."

      ***



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 24.01.05 02:52:42
      Beitrag Nr. 53 ()
      "Vermoegensverwalter tauschte DAX-Werte gegen japanische
      Standardwerte um

      Von Uwe Raab, firstfive

      Die ersten vier Stellen der Topkaufliste in dieser Berichts-
      woche resultieren aus den Kaeufen eines von firstfive beob-
      achteten Vermoegensverwalters. Dieser Entscheider hat den
      japanischen Aktienmarkt wiederentdeckt, da man bis in den
      Sommer des Jahres 2003 zurueckgehen muss, bis eine aehnliche
      Transaktionshoehe, die von firstfive-Vermoegensverwalter zu
      Gunsten japanischer Aktien generiert wurde, feststellen kann.

      Im Einzelnen erwarb der Entscheider jeweils an der Boerse in
      Tokio 96.000 Aktien von Sanyo Electric à 367 Yen im Wert von
      35,2 Millionen Yen im Gegenwert von 263.000,-- Euro, 7.800
      Sony-Aktien à 4.030 Yen im Volumen von 31,4 Millionen Yen
      bzw. rund 235.000,-- Euro. Damit entschied sich der Vermoe-
      gensverwalter zum einen fuer die beiden groessten japanischen
      Unterhaltungselektronikhersteller, sowie fuer das Finanz-
      institut Sumitomo Mitsui Financial Group und dem Bier- und
      Getraenkehersteller Kirin Brewery Co Ltd.

      Von Sumitomo Mitsui erwarb der Vermoegensverwalter 42 Aktien
      à 729.000 Yen im Wert von 30,6 Millionen Yen bzw. knapp
      228.000,-- Euro und von Kirin Brewery 28.000 Titel à 1.045
      Yen im Wert von 29,3 Millionen Yen oder rund 218.000,-- Euro.

      Vorangegangen war der Verkauf der DAX-Titel BASF, Deutsche
      Telekom, Infineon und AdidasSalomon im Volumen von rund einer
      Million Euro. Die Umschichtung wurde zeitnah durchgefuehrt
      und machte jeweils rund 11 Prozent des Depotvolumens von
      knapp 9 Millionen Euro aus. Vor der Umschichtung hielt der
      Entscheider keine japanischen Aktien im Mandantendepot."

      *****



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 30.01.05 21:34:03
      Beitrag Nr. 54 ()
      Internationale Kapitalanleger-Tagung in Zuerich

      Von Dr. Bernd Niquet

      In dieser Woche war ich auf der 20. Internationalen Kapital-
      anleger-Tagung des ZfU in Zuerich – mit lauter prominenten
      Referenten wie Jim Rogers, Felix Zulauf und vielen anderen
      mehr. Im Anschluss an die Tagung, als ich bei starkem Schnee-
      fall am Flughafen gesessen und mir Sorgen um meinen Heimflug
      gemacht habe, ging mir ploetzlich ein Licht auf: Im Leben ist
      es wie auf dem Flughafen und wie an der Boerse. Wenn man viel
      erwartet, wird man sehr oft enttaeuscht. Hat man jedoch eine
      gute Idee und eine moderate Erwartungshaltung, dann kann man
      durchaus Hoffnung haben, eine sehr positive Ueberraschung zu
      erleben.

      Bezogen auf den Flughafen heisst das: Ich habe schon so viele
      verschobene und extrem verspaetete Fluege erlebt, gerade
      dann, wenn vorher nichts darauf hindeutete. Doch hier, im
      dichtesten Schneefall und einer Erwartungshaltung, die nahe
      null lag, war mein Flieger ploetzlich einer der wenigen, der
      sogar sehr puenktlich starten konnte.

      Und bezogen auf die Boerse bedeutet das: Wenn alle positive
      Erwartungen haben und jedermann mit Leichtigkeit Investments
      taetigen kann, dann bringt ein Engagement meistens gar nichts
      mehr. Viel besser ist es, dort zu investieren, wo so recht
      keiner daran glaubt. Und wo der "Mann von der Strasse" ueber-
      dies gar keinen direkten Zugang hat.

      Jim Rogers hat eine Parallele aufgestellt zwischen der Ak-
      tienanlage zum Anfang der 80er Jahre, als der grosse Boom
      sich so langsam in Fahrt setzte, und dem Rohstoff-Investment
      zur heutigen Zeit. Als Rogers zum Anfang der 80er Jahre in
      den wichtigsten Staedten der westlichen Welt die Leute auf
      der Strasse gefragt hat, wie er denn zur Boerse kaeme, hat er
      nur Ratlosigkeit erfahren. Die meisten Leute wussten nicht,
      was eine Boerse ist, und schon gar nicht, dass es in ihrer
      Stadt eine gaebe. Und selbst diejenigen, die das wussten,
      wussten nicht, wo sie zu finden war – und hielten sie zudem
      fuer reines Teufelszeug.

      Wer hat einmal als Klein- oder als Privatanleger versucht,
      vor ein oder zwei Jahren in Rohstoffe zu investieren? Die
      Banken haben in dieser Zeit nur Fonds mit Rohstoffaktien an-
      geboten. Doch Rohstoffaktien sind Aktien und keine Rohstoffe.
      Was blieb ansonsten? Ein Direktengagement an einer Waren-
      boerse ist sicher nichts fuer den Klein- und Privatanleger.
      Es gab also keine Moeglichkeit! Direkte Rohstoffengagements
      waren Teufelszeug – genauso wie Aktien zu Beginn der 80er
      Jahre. Also auf keine Fall etwas fuer den normalen Anleger.
      Man denke nur an die vielen Betruegerfirmen mit gefaelschten
      kurzfristigen Kaffeekontrakten oder Aehnlichem.

      Aus diesem und aus den folgenden Gruenden haelt Rogers die
      Entwicklung der Rohstoffpreise fuer den naechsten grossen
      Bullenmarkt, der bis ins naechste und vielleicht sogar ins
      uebernaechste Jahrzehnt hineinreichen sollte: Im Zuge des
      Bearmarktes der letzten Jahrzehnte sind naemlich – mit Aus-
      nahme beim Gold und Silber – nahezu keine Investitionen in
      den Abbau und den Anbau von Rohstoffen getaetigt worden. (Das
      ist natuerlich der pure Schweinezyklus!) Im Bearmarkt inves-
      tiert der kurzfristig denkende Investor und CEO natuerlich
      nicht. Doch ploetzlich werden ueberall in Asien Rohstoffe en
      masse gebraucht, wollen die Chinesen Fleisch essen und nicht
      mehr nur Reis und Bohnen (was jedoch deren Nachfrage als
      Tierfutter nur umso staerker ankurbelt).

      Eine sprunghaft steigende Nachfrage trifft damit also auf ein
      kurz- bis mittelfristig kaum steigerbares Angebot. Und das
      bedeutet: Die Nachfragekurve verschiebt sich nach aussen, die
      Anbotskurve nach innen. Und ihr Schnittpunkt, also der fest-
      gesetzte Preis, springt dramatisch nach oben. Viele Anleger
      sind heute zwar schon dabei, denn mittlerweile gibt es bei
      der ABN AMRO Zertifikate auf einzelne Rohstoffe, und Rogers
      selbst hat den "Rogers International Commodity Index" entwi-
      ckelt, einen breit gestreuten Index von 35 verschiedenen Roh-
      stoffen, auf den es an gleicher Stelle ebenfalls ein endlos
      laufendes Zertifikat gibt.

      Die Hausse ist bereits im Anlauf, doch keine grosse Zeitung
      berichtet bis heute ueber Rohstoffe – und im Boersenfernsehen
      ist das ebenfalls kein Thema. Man braucht also nicht viel
      Phantasie, um sich auszumalen, dass das in fuenf bis zehn
      Jahren durchaus anders sein koennte. Und das hat ganz sicher
      mehr mit normaler Lebensweisheit als mit wirtschaftlichen
      Dingen im engeren Sinne zu tun.




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 30.01.05 21:35:01
      Beitrag Nr. 55 ()
      Neues Fernabsatzgesetz:
      Mehr Verbraucherschutz bei Bankgeschaeften via Internet

      Von Biallo & Team

      Von der Oeffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist Anfang
      Dezember 2004 das Gesetz ueber Fernabsatzvertraege bei
      Finanzdienstleistungen in Kraft getreten. Die alte Regelung
      ueber Fernabsatzvertraege klammerte den Sektor der Finanz-
      dienstleistungen bislang aus.

      Die wesentlichsten Inhalte der neuen Verordnung betreffen um-
      fassende Informationspflichten ueber den Absatz von Finanz-
      dienstleistungen via Telefon, Internet und Faxgeraet gegen-
      ueber dem Verbraucher. Kuenftig sind Anbieter von Versiche-
      rungen, Rentenvertraegen und anderen Geldanlagen dazu ver-
      pflichtet, ihre Kunden vor Abschluss eines Vertrages genaues-
      tens ueber Risiken und Chancen des Produkts zu informieren.
      Zusaetzlich muessen Anbieter vor Vertragsunterzeichnung die
      Identitaet ihres Unternehmens bzw. des Vertreters mit Name
      und Anschrift exakt ausweisen.

      Wer beispielsweise ueber das Internet ein Sparkonto eroeffnen
      will, der erhaelt nun vor Vertragsabschluss umfassende Infor-
      mationen vom Anbieter, etwa zu Ansprechpartnern, Zinssaetzen,
      Kuendigungsfristen, Zusatzkosten sowie zu anderen wichtigen
      Vertragsmodalitaeten. Diese Informationen muessen in Schrift-
      form zugeleitet werden. Das neue Gesetz soll die Sicherheit
      von Vertraegen im Finanzdienstleistungsbereich, die per
      Internet oder Telefon abgeschlossen werden, wesentlich
      verbessern.


      ***


      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 30.01.05 21:37:13
      Beitrag Nr. 56 ()
      Unterhalt: Die Familienbande kann teuer werden

      Von Biallo & Team

      Die Lebenserwartung in Deutschland steigt stetig. Eine heute
      60 Jahre alte Frau hat nach einer Studie der Universitaet
      Koeln noch eine Lebenserwartung von 24,7 Jahren. Parallel
      dazu wachsen die Kosten fuer Betreuung und Pflege bei gleich-
      zeitig sinkenden Renten. Versorgungsluecken von 1.500 Euro
      pro Monat sind keine Seltenheit. Fuer Kinder kann das heis-
      sen, ihre Eltern finanziell unterstuetzen zu muessen.

      Denn die Unterhaltspflicht ist keine Einbahnstrasse; sie gilt
      fuer Verwandte in gerader Linie, also fuer Eltern und Kinder
      gleichermassen.
      "Bei der Berechnung des Verwandtenunterhalts gehen die Ge-
      richte meistens nach der Duesseldorfer Tabelle sowie in den
      neuen Bundeslaendern zusaetzlich nach der Berliner Tabelle
      vor", so die Huettenberger Fachanwaeltin fuer Familienrecht,
      Karola Schlueter-Oelkers. Diese Tabellen sind nur Richtli-
      nien. Sie sind aber die Grundlage fuer die Ermittlung des
      Kindesunterhalts und auch des Ehegatten- und Verwandtenunter-
      halts. Regional ergaenzt werden die Tabellen durch Unter-
      haltsleitlinien der Oberlandesgerichte, von denen es 24 gibt.
      Lediglich in Sueddeutschland hatte man ein Einsehen: Dort
      haben sich sechs der 24 auf die "Sueddeutschen Leitlinien"
      verstaendigt: Man hat die Abweichungen von der Duesseldorfer
      Tabelle vereinheitlicht.

      Grundsaetzlich gilt aber zunaechst: Unterhaltspflichtigen
      erwachsenen Kindern muessen monatlich mindestens 1.250 Euro
      pro Monat (Ost: 1.155 Euro) verbleiben. Hinzuzurechnen ist
      die Haelfte des darueber hinaus gehenden Einkommens. Ist der
      Unterhaltspflichtige verheiratet, so steigt der Betrag min-
      destens um weitere 950 Euro.

      Dennoch kommt es vor, dass Schwiegerkinder fuer die Eltern
      ihres Mannes oder ihrer Frau aufzukommen haben, selbst wenn
      der Ehepartner ohne nennenswertes Einkommen ist. Schon mehr-
      fach hatte der Bundesgerichtshof (BGH) sich mit solchen Fael-
      len befasst, in denen es um die so genannte verschleierte
      Schwiegersohnhaftung ging. So sah sich eine arbeitslose Frau
      mit einer Klage des Sozialamts konfrontiert. Das hatte der
      betagten Mutter der Beklagten Sozialhilfe fuer die Heimkosten
      gewaehrt.

      Die Klage war erfolgreich, die Tochter musste sich an den
      Heimkosten beteiligen. Da deren Ehemann rund 5.900 Euro im
      Monat verdiente, war der Anteil seiner Frau am Familienunter-
      halt relativ gering. Deshalb hatte sie, so der BGH, ihr Geld
      zum Unterhalt der Mutter einzusetzen. Und dies obwohl es un-
      ter dem monatlichen "Selbstbehalt" ­– das Geld, das ihr min-
      destens verbleiben muss – von 1.250 Euro lag. Denn sie
      brauchte es wegen des Einkommens ihres Mannes nach Ansicht
      der Richter nicht fuer einen eigenen angemessene Lebensunter-
      halt (BGH, Az: XII ZR 122/00).

      Doch Normalverdiener koennen beruhigt sein. "Meist gehen die
      Sozialaemter leer aus", so Fachanwaeltin Schlueter-Oelkers,
      "denn der dem Unterhaltspflichtigen zugestandene Betrag
      waechst oft sehr stark an." Grund: Unterhaltsverpflichtungen
      gegenueber Kindern und Enkel gehen vor.

      Eltern fragen sich zunehmend, ob sie fuer ihre volljaehrigen
      Sproesslinge aufkommen muessen. Hier haben sich in der Recht-
      sprechung folgende Grundlinien herausgebildet: Zahlen muessen
      sie, solange das Kind in der Ausbildung ist und sich ziel-
      strebig weiterbildet (angemessener Unterhalt: 600 Euro pro
      Monat im Westen, 555 Euro im Osten). Wehr- und Zivildienstler
      haben allenfalls einen Taschengeldanspruch. Und: Nach einer
      Berufsausbildung beduerftige Kinder muessen sich selbst ver-
      sorgen. Aber: Es kommt immer auf den Einzelfall an.



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 01.02.05 15:09:24
      Beitrag Nr. 57 ()
      Das ist ja echt der Hammer!:mad::mad::mad::mad::mad::mad:


      SdK: JP Morgan Chase sind die „Bank-Räuber des Jahres 2004“
      Leser des Artikels: 147

      SdK: JP Morgan Chase sind die „Bank-Räuber des Jahres 2004“

      Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger hat die JP Morgan Chase Bank zu den „Bank-Räubern des Jahres 2004“ erklärt. Mit der Negativauszeichnung „Bank-Räuber des Jahres“ macht die SdK auf Kreditinstitute aufmerksam, die sich durch besondere Abzockerei, Dreistigkeit und Vorteilnahme zum Nachteil von Aktionären oder Anlegern profiliert haben.

      Die Jury der SdK hat entschieden, dass die unrühmliche Auszeichnung dieses Jahr der JP Morgan Chase Bank für ihr Verhalten gegenüber den Aktionären der Primacom AG verliehen wird.


      Begründung:

      Im Jahr 1999 freute sich die heute JP Morgan Chase genannte Bank über den Börsengang der Primacom. Schließlich war die Bank schon vorbörslich mit rund 5% beteiligt und musste nicht die von den Zeichnern verlangten 29 Euro berappen. (Primacom betreibt Kabelnetze, die hauptsächlich mittelgroße und kleine Gemeinden in Deutschland versorgen. Diese Netze dienen der Übermittlung von analogem Kabelfernsehen, Digital-TV, Telekommunikation, Internet- und Datendiensten.) Die operative Geschäftsentwicklung der Gesellschaft war äußerst positiv. Primacom ist sowohl in einem attraktiven Wachstumsmarkt tätig und profitiert andererseits von einem stabilen Kundenstamm, der konjunkturell unabhängige Erlöse liefert. Der Kurs stieg in den folgenden Monaten bis auf über 100 Euro. Die JP Morgan Chase Bank verabschiedete sich jedoch als Aktionär und verkaufte sämtliche Papiere.

      Doch dabei sollte es nicht bleiben. In der Folge bemühte sich JP Morgen Chase, die Kabelgesellschaft regelrecht ausbluten zu lassen; offensichtlich mit dem Ziel, das Geschäft der Primacom anschließend billigst an sich zu reißen. Das sollte so gehen: Im Jahr 2000 erwarb Primacom den niederländischen Kabelnetzbetreiber Multikabel für 375 Mio. Euro. Multikabel könnte derzeit für 530 Mio. Euro verkauft werden. Unter normalen Umständen also ein glänzendes Geschäft, das auch fremdfinanziert gut funktioniert hätte. Doch die Umstände waren nicht normal. Denn der damalige Primacom-Vorstand Paul Thomason arbeitete sehr eng mit JP Morgan Chase zusammen. Mit seiner Zustimmung und unter maßgeblicher Führung der JP Morgan Chase Bank wurden die Kreditarrangements mehrfach – mitunter wirtschaftlich völlig unsinnig – umfinanziert. Dabei wurde die exorbitant hohe Summe von über 80 Mio. Euro an Berater- und Bankgebühren berechnet. Die exzessiv teure Beratung hatte zum Ergebnis, dass der Kredit
      über 375 Mio. Euro – der durch Zinseszinsen sukzessive anwächst – mit Belastungen von sage und schreibe 20% pro Jahr zu Buche schlägt.

      Auf Dauer kann selbst das gesündeste Unternehmen eine derartige Zinsbelastung nicht schultern. Weil Primacom trotzdem tapfer weiterexistierte, wollte JP Morgan Chase am 16. April 2004 zum letzten Streich ansetzen: Gemeinsam mit dem amerikanischen Geierfonds Apollo Management planten sie, den Geschäftsbetrieb der Primacom AG ganz zu übernehmen. Die Aktionäre sollten mit 25 Cent je Papier abgespeist werden. Der Kurs der Aktien brach nach Bekanntwerden dieser Pläne drastisch ein.
      Vor der entscheidenden Hauptversammlung im Juni veröffentlichte der Geschäftsführer des neuen Gemeinschaftsunternehmens der JP Morgan Chase und Apollo mehrfach Falschmeldungen, in denen er behauptete, dass Primacom unmittelbar von der Insolvenz bedroht sei, die unmittelbar nach der HV angemeldet werden müsse, falls die Aktionäre dem Plan nicht zustimmen. Sogar eine Medienagentur wurde eingeschaltet, um diese angebliche Insolvenzmeldung so weit wie möglich zu verbreiten. (Dass Kreditgeber einer besonderen Fürsorgepflicht unterliegen, schien JP Morgan Chase nicht zu stören.) Die Falschmeldungen hatten nach Meinung der SdK zwei Ziele: Die Zustimmung der Aktionäre sollte erpresst werden und gleichzeitig sollte die Kreditwürdigkeit der Primacom derart beschädigt werden, dass eine Umfinanzierung unmöglich werden sollte.
      Maßgeblich durch das Engagement der SdK konnte dieses Vorhaben auf der Hauptversammlung im Juni verhindert werden.

      Das Ergebnis der Hauptversammlung brachte dann auch die Wende: Der Aufsichtsrat wurde neu besetzt, der Vorstand ausgetauscht.

      Inzwischen arbeitet die Primacom AG an einer Restrukturierung – der Aktienkurs notiert mit Kursen über 2,50 Euro bei mehr als dem 10fachen des Bankangebots. Der hochverzinste Kredit der JP Morgan Chase Bank wird von zwei renommierten Gutachtern als „in Deutschland sittenwidrig“ bezeichnet. Daraufhin hat Primacom eine Klage auf Rückzahlung der Gelder angestrengt.
      Die Gesellschaft bemüht sich inzwischen auch um den Verkauf der Multikabel. Mit den Erlösen von 530 Mio. Euro könnte ein Großteil der Kredite zurückgeführt werden. Derzeit, so scheint es zumindest, wollen JP Morgan Chase und Apollo den Verkauf blockieren. Sie hoffen wohl immer noch, die Restrukturierung zu verhindern und wie geplant die Aktionäre enteignen zu können.

      Fazit:

      Die dreisten Versuche der JP Morgan Chase Bank, durch ihre Stellung als Kreditgeber Aktionäre zu enteignen, sind in dieser Form bisher einmalig und verdienen nach Ansicht der SdK den Titel „Bank-Räuber des Jahres“.
      Um auch bei anderen Unternehmen Gefahren aufzuspüren, die offensichtlich bei Geschäftsbeziehungen börsennotierter Aktiengesellschaften mit der JP Morgan Chase Bank entstehen können, wird die SdK auf den wesentlichen der von ihr besuchten 800 Hauptversammlungen die eventuellen Beziehungen der Gesellschaften mit dem „Bank-Räuber des Jahres“ detailliert hinterfragen.

      Neben dem „Bank-Räuber des Jahres“ wurde für 2004 auch wieder die Negativauszeichnung „IPO-Zitrone“ verliehen. Bitte beachten Sie hierzu die heute erschienene gesonderte Pressemitteilung.

      Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger
      Quelle: www.sdk.org


      Autor: wallstreet:online wallstreet:online, 14:11 01.02.05




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 23.05.05 01:03:16
      Beitrag Nr. 58 ()
      Er hat es tatsaechlich gemacht!

      Von Dr. Bernd Niquet

      Manche Dinge werden niemals Realitaet, andere hingegen pas-
      sieren so schnell, dass man sich kaum versieht. Am letzten
      Wochenende habe ich geschrieben, dass es doch einmal gut
      waere, wenn ein prominenter Meinungsmacher unserer neuen Ka-
      pital-Religionsbewegung sich oeffentlich ans Kreuz schlagen
      und von dort den Menschen seine Predigt halten wuerde. Und
      schon am selben Tag muss es passiert sein, denn am Wochenende
      konnten wir bereits die Andacht des Chefredakteurs der "Welt
      am Sonntag" druckfrisch von der Kanzel pfluecken.

      Handelt es sich bei den Firmenaufkaeufen ueber die Boerse um
      ein krasses Beispiel von Raubtierkapitalismus? fragt Chefre-
      dakteur Christoph Keese in seinem Leitkommentar. Nein, sagt
      er, "Kapitalismus ist eine grosse Demokratiebewegung, die
      kleinen Anlegern Macht ueber grosse Konzerne verschafft ...
      Deswegen ist der Finanzmarkt auch ein Ort der Begegnung und
      oft der Solidaritaet."

      Also, ich habe nun wirklich schon die irrwitzigsten Dinge in
      meinem Leben gehoert. Dass der Finanzmarkt jedoch ein Ort der
      Begegnung und der Solidaritaet sei, verschlaegt regelrecht
      den Atem. Ich denke, wir sollten ehrlicher mit der Wirklich-
      keit umgehen. Alles andere bringt nichts. Man darf die Men-
      schen nicht mit romantischem Unsinn betruegen. Die Wirklich-
      keit an den Finanzmaerkten ist brutal und gemein, doch es
      gibt keine Alternative zu diesem System. Man kann nur versu-
      chen, es korrekt zu verstehen – und in Teilbereichen zu zaeh-
      men. Der Schleier der Romantik muss weg! Ein dritter Weg je-
      doch wuerde zielstrebig in die Dritte Welt fuehren.

      Was mich allerdings am meisten bedrueckt, ist, dass gerade
      das dieses Beispiel zeigt, dass die Meinungsfuehrer ueber-
      haupt nicht begriffen zu haben scheinen, was sie da predigen.
      Deswegen benutze ich auch den Begriff Religion. Denn hier
      wird nur nachgebetet, was andere vorgebetet haben. Verstanden
      wird es anscheinend nicht. Wie hat Kant so unuebertrefflich
      ueber die Religion geschrieben: Ich musste das Wissen aufhe-
      ben, um fuer den Glauben Platz zu schaffen. Bei unseren Mei-
      nungsfuehrern im bereich Wirtschaft passiert gegenwaertig
      genau das Gleiche.

      Ein Beispiel mag das illustrieren: "Ressourcen werden ueber
      den Finanzmarkt", schreibt Keese zu den Firmenuebernahmen,
      "von dort, wo sie uebrig sind, dorthin transportiert, wo man
      sie braucht." Das ist natuerlich voellig irrig. Das geht
      naemlich nicht. Abgesehen davon, dass Kapital-Ressourcen nir-
      gendwo "uebrig" sind, bedeuten Uebernahmen der Aktienmehrheit
      an Unternehmen keinesfalls einen Kapitaltransfer in das ent-
      sprechende Unternehmen. Es aendert sich einfach die Eigentue-
      merstruktur. Die Aktien wechseln die Besitzer. Und da wird
      nichts nirgendwo hin transportiert.

      Dass hier Kapitalien, die vorher nicht gebraucht werden,
      ploetzlich einer produktiven Verwendung zugefuehrt werden,
      ist schlichtweg falsch. Das ist ein Pfeifen im Wald, wider
      das bessere Wissen oder im Einklang mit der eigenen Unwissen-
      heit. Ein Wolkenkuckucksheim, um uns den Biss der Heuschrecke
      als harmloses Geplaenkel vorzufuehren.

      Apropos Heuschrecken: Da habe ich in der vergangenen Woche
      doch tatsaechlich gefunden, dass das ein Bibelzitat ist. Ob
      Herr Muentefering das wusste? Ich habe das Zitat aus dem
      Theaterstueck "Top Dogs" von Urs Widmer. Dort taucht es je-
      denfalls als Bibelzitat auf. Nachpruefen kann ich das nicht.
      Es lautet: "Und Heuschrecken kamen auf Erden, und ihnen ward
      Macht gegeben wie die Scorpione auf Erden Macht haben. Und es
      ward ihnen gegeben, dass sie nicht toeteten, sondern sie
      quaelten. Und die Menschen werden den Tod suchen und nicht
      finden ..."



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 16.06.05 08:26:47
      Beitrag Nr. 59 ()
      Da uns auch die Rohstoffe interessieren,
      hier eine bemerkenswerte Analyse...


      Von Sebastian Hell


      Rohstoff Express: Trocknen die U.S.A. bald aus? Rettung für den Euro in letzter Minute!
      Leser des Artikels: 938
      Terroristen greifen Goldminen an! Bald Physische Knappheit bei Silber? Platin an sehr wichtiger Marke! Alcan entlässt 410 Arbeiter! Kupfer auf neuem All Time High! Sehr kontroverse Daten des Ölmarktberichts!

      Gold:
      Eine Unze Gold wird momentan für 428,10$ gehandelt, Plus 0,60$. In Sydney startete das Edelmetall bei 426,60$ und pendelte bis zur Eröffnung der COMEX in einer unspektakulären Range zwischen 425,90$ und 427$. Mit Beginn des Handels in New York konnte Gold aus diesem Band ausbrechen und ein bisheriges Tageshoch bei 428,60$ markieren.
      In den U.S.A. wurden heute die Internationalen Kapitalströme für den Monat April bekannt gegeben. Mit 47,6 Milliarden Dollar lagen diese deutlich unter den Erwartungen der Ökonomen von 60 Milliarden Dollar. Dies ist nun das zweite Mal in Folge, dass die Kapitalströme das auswuchernde Handelsbilanzdefizit nicht decken können. Es sieht ganz danach aus, als ob die Vereinigten Staaten langsam aber sicher finanziell austrocknen, da mehr Geld heraus fließt als rein kommt. Des weiteren zeigen die gefallenen Kapitalströme deutlich, dass ausländische Investoren nicht mehr gewillt sind das ausufernde Zwillingsdefizit der U.S.A. zu finanzieren.
      Für den Euro war diese Negativmeldung die Rettung in letzter Minute, da er kurz davor war die charttechnisch und psychologisch wichtige Marke von 1,20$ nach unten zu durchschreiten.
      Der Goldpreis konnte heute aufgrund spekulativer Käufe mehrerer Investmentfunds weiter zulegen. Auch der Kurs in Euro hält sich weiterhin tapfer über der Marke von 350€.
      Andy Brosoff, Vizepräsident bei Mitsubishi International Corp, sagte, dass ein bullischer Grundton im derzeitigen Handel vorherrsche. Es sind größere Käufe von Call Optionen zu beobachten und die aktuelle Dollarschwäche wirke sich zudem noch positiv aus.
      Trotzdem geht er aber nicht davon aus, dass der Kurs aus seiner Spanne zwischen 420$ und 440$ ausbrechen wird, da bei einem Erreichen der oberen Spanne dieser Range, die Zentralbanken wieder größere Mengen an Gold abstoßen würden.
      Newmont Mining, der weltgrößte Goldproduzent, teilte heute, dass die peruanische Regierung zum Schutz der Yanacocha Mine im Norden des Landes ein Polizeibataillon entsandt hat. Die Aufgabe der Polizisten ist es die Minenarbeiter vor terroristischen Übergriffen der sogenannten „Shining Path“ Bewegung zu schützen. Diese „Vereinigung“ wurde in 1980ern gegründet und ist bis jetzt für den Tod von über 69.000 Menschen verantwortlich. Newmont hat aufgrund von anderen Attacken schon mehrere Explorationsvorhaben vorerst gecancelled. Einen Hinweis auf möglich Übergriffe bekamen die Behörden nachdem sie mehrere Flugblätter in einem Dorf, nahe der Yanacocha Mine gefunden hatten. Das Management von Newmont will jetzt versuchen Kontakt mit den lokalen Führern aufzunehmen um schlimmeres zu verhindern.
      Gold konnte sich im Wochenchart schön auf seiner äußeren Trendlinie, wie erwartet, abfangen und zeigte sich in den letzten Tagen stark. Mit Widerstand sollte im Bereich von 428$ bis 430$ gerechnet werden. Aus Sicht der Candlesticks wurde sogar ein starkes Kaufsignal namens „Bullish Engulfing“ gebildet.
      Silber:
      Silber notiert derzeit bei 7,31$, Plus 0,06$. Den heutigen Handel in Australien eröffnete das Edelmetall bei 7,23$ und bewegte sich im weiteren Verlauf in einer sehr engen Range zwischen 7,23$ und 7,25$. Erst an der amerikanischen COMEX schaffte es Silber sich aus diesem Band heraus zu katapultieren und erreichte ein Tageshoch bei 7,33$.
      Sehr positiv für das glänzende Edelmetall war die heutige Meldung, dass die Industrieproduktion in den U.S.A. mit einem Zuwachs von 0,4% stärker gewachsen ist als von den Marktteilnehmern erwartet worden war. Der allgemeine Konsens lag bei Plus 0,2%. Unter den Händlern verursachte diese positive Meldung Spekulationen, dass die Nachfrage nach Silber als Industriemetall stärker ansteigen könnte.
      Untermauert wurde diese Annahme dadurch, dass die Lagerbestände an der New Yorker COMEX um 1.189.980 Unzen gefallen sind. Der Gesamtbestand beträgt nun nur noch 102,5 Millionen Unzen. Sollten die Lagerzahlen unter die Marke von 100 Millionen Unzen fallen, dürfte der Kurs weiter steigen, da man dann von einer physischen Knappheit sprechen könnte.
      Silber konnte sich nicht über der psychologisch wichtigen Marke von 7,50$ halten und fiel deutlich darunter. Weitere Unterstützungen liegen nun bei 7,14$ und 7$.
      Platin:
      Platin wird gerade bei 880$ quotiert, Plus 7$. Der erste Kurs in Sydney lag heute bei 873$, konnte allerdings nicht gehalten werden und so gab das Metall bis auf 865$ in Zürich nach. Kurz vor der Hälfte des Schweizer Handels startete Platin eine Rallye die momentan auf ihrem Tageshöchstkurs steht.
      Platin wird durch die Stärke von Gold und Silber mit nach oben gezogen.
      Sollte es das Edelmetall endlich schaffen die wichtige Marke von 880$ zu überqueren, so wäre der Weg bis 940$ frei.
      Laut Keith Rumble, Geschäftsführer bei Implats, muss der Rand noch ein ganzes Stückchen schwächer werden, bevor neue Platinprojekte in Südafrika gestartet werden können. Er weist daraufhin, dass erst ab 7,5 Rand bis 8 Rand viele Projekte wieder interessant werden. Momentan steht die südafrikanische Valuta bei 6,78 Rand gegen einen Dollar.
      Trotzdem geht er davon aus, dass es in diesem Jahr erneut zu einem Angebotsüberhang kommen wird.
      Weitere wichtige Unterstützungen liegen bei 850$ und 815$. Platin hat den seit Juni bestehenden Aufwärtstrend nach unten verlassen, somit ist das aufsteigende Dreieck nicht bestätigt worden. Das nächste Kursziel ist vorerst die 880$.
      Palladium:
      Der Preis für eine Unze Palladium steht aktuell bei 188$, Plus 5$. Den Handel in Sydney startete das Edelmetall bei 183$ und sackte in den anschließenden Sitzungen bis in den Bereich von 173$ ab. Eine Gegenbewegung setzte in New York, die derzeit fast auf ihrem Höchstkurs bei 189$ notiert.
      Sollte sich Palladium über der 200$ Marke halten können, wäre das nächste Kursziel von 220$ aktiviert. Bei 190$ und 180$ liegen die horizontalen Unterstützungen.
      Aluminium:
      Ein Pound Alu wird momentan für 0,7748$ gehandelt, Plus 0,0086$. Intraday ging der Kurs bei 0,7662$ in den Handel und zeigte sich den Tag über sehr stark. So konnte Aluminium ohne größere Rücksetzer ein Tageshoch bei 0,7765$ erreichen.
      Der Aluminiumgigant Alcan teilte heute mit, dass man zwei Produktionsstätten in Deutschland und der Schweiz restrukturieren werde. Insgesamt sollen 410 Arbeiter entlassen werden. Betroffen hiervon sind Fabriken in Singen (Deutschland) und Sierre (Schweiz). Ausschlaggebend für diese Restrukturierung ist die Tatsache, dass der Wettbewerb in Europa immer stärker zunimmt. Des weiteren machen steigende Energiekosten den Produzenten sehr zu schaffen.
      Alcan ist einer der weltgrößten Aluminiumproduzenten mit insgesamt 70.000 Arbeitern und Fabriken und Schmelzöfen in mehr als 55 Ländern.
      Aufgrund des Kursverfalls der letzten Tage, durchbrach Aluminium seine zweite aufsteigende Unterstützungslinie nach unten. Das Industriemetall befindet sich nun in der Nähe eines wichtigen Supports bei 0,7750$. Sollte diese Marke ebenfalls geknackt werden, so liegt das nächste Kursziel bei 0,75$.
      Kupfer:
      Kupfer steht derzeit bei 1,5949$, Plus 0,0162$. Der heutige Eröffnungskurs lag bei 1,5780$. Im weiteren Verlauf pendelte des Pfund erst seitwärts, legte dann aber einen ordentlichen Ausbruch nach oben hin und erreichte zeitweilig die Marke von 1,60$.
      Der Chef des chilenischen Kupferproduzenten Codelco, Juan Eduardo Herrera, sagte in einem Interview, dass die Nachfrage nach dem roten Metall in diesem Jahre um 3,5% wachsen werde. Diese Prognose liegt ein gutes Stück über den von Analysten geschätzten 3,1%. Ausschlaggebend für diese Vorhersage ist das starke Wachstum in China, Indien und dem restlichen Asien.
      Die australische Macquarie Bank teilte allerdings heute mit, dass die Nachfrage in Japan um 4% zurückgehen wird, da die Zahl der Neubauten um 6% gegenüber dem Vorjahr gefallen ist.
      Das Hoch bei 1,60$ war ein neues All Time High.
      Charttechnisch hat sich die Situation bei Kupfer in den letzten Tagen enorm verbessert. Der Widerstand bei 1,49$ und die psychologische Marke von 1,50$ wurden deutlich überschritten. Nun sollte der Weg bis zum Mehrjahreshoch bei etwa 1,56$ frei sein. Der langfristige Aufwärtstrend seit Herbst 2003 verläuft aktuell bei 1,5850$.
      Öl:
      Der Light Crude Future wird gerade für 56,25$ gehandelt, Plus 0,85$.
      Das Treffen der OPEC in Wien hat heute ergeben, dass man die Förderquote in zwei Schritten anheben werde. Ab dem ersten Juli sollen 500.000 Barrel pro Tag mehr gefördert.
      Die zweite Stufe soll dann je nach Nachfragesituation durchgeführt werden.
      Heute wurden in den U.S.A. die Lagerdaten für Rohöl bekannt gegeben. Leider kam es hier zu sehr kontroversen Daten, die sehr verwirrend sind.
      Die DOE Daten zeigten ein Minus um 1,8 Millionen Barrel bei Rohöl, Plus 2,5 Millionen bei den Destillaten und Minus 0,9 Millionen Barrel bei Heizöl.
      Wohingegen die Zahlen der API einen Zuwachs von 4,5 Millionen Barrel bei Rohöl, 1,9 Millionen bei den Destillaten und 0,097 Millionen Barrel bei Heizöl zeigten.
      Schon in der letzten Woche kam es hier zu sehr auseinander driftenden Ergebnissen, jedoch verarbeitet der Markt anscheinend die Daten der DOE lieber.
      Die Nackenlinie des Doppelhochs bei 52,50$ wurde deutlich überschritten. Das nächste Kursziel liegt nun bei 56$ und im Anschluss dann bei etwa 58$. Der seit April bestehende Abwärtstrend konnte ebenfalls überwunden werden, weshalb einem weiteren Anstieg nichts mehr im Wege steht.
      Der Brent Future steht gerade bei 56$, Plus 1$.
      Das rechnerische Kursziel von 46,75$ wurde fast punktgenau erreicht. Das Ende der Abwärtsbewegung leitete eine massive Kreuzunterstützung, die sich aus der Oberkante des langfristigen Aufwärtstrendkanals und der Nackenlinie des Doppelhochs von Oktober 2004 zusammen setzt, ein. Die nächsten Unterstützungen liegen bei 50,45$, 52,24$ und 53,42$.
      Betrachtungszeitraum: 15.06. Uhrzeit: 20:30 Uhr



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 17.06.05 02:21:51
      Beitrag Nr. 60 ()
      Rohstoff Express:Gigantische Käufe der Funds! Wann fällt die letzte Hürde?

      Leser des Artikels: 330

      von Sebastian Hell

      Die Goldhausse hat gestartet! Kupfer auf All Time High! So schmeckt der Sommer! Malaysia will wieder den Golddinar! Enormes Nachfragepotential bei Platin! Funds entdecken Palladium! Alcoa tut was für den Umweltschutz!


      Gold:
      Der Preis für eine Feinunze Gold steht gerade bei 435,60$, Plus 7,40$. Den Handel in Sydney eröffnete das Edelmetall bei 428,80$ und kämpfte bis zum Beginn der Sitzung in London mit der Marke von 429,50$. Als diese Barriere überwunden war, kannte der Kurs kein halten mehr und rast förmlich auf das momentane Kursniveau.
      Zurückzuführen ist diese heftige Kursrallye auf die Eindeckung großer Shortpositionen. Nur wenige Händler hatten damit gerechnet, dass der Goldpreis derart explodieren würde. Nachdem es die Feinunze über die Marke von 430$ geschafft hatte, wurden eine Vielzahl von Stop Loss und Stop Buy Orders ausgelöst. Diese Welle an Kaufaufträgen katapultierte den Kurs gleich auch noch über den nächsten Widerstand bei 435$.
      Des weiteren konnte der Goldpreis in allen Währungen enorm zulegen, was auf eine deutliche Stärke dieser Aufwärtsbewegung hinweist. Auf Eurobasis steht der Kurs momentan bei 360,52€, dem höchsten Stand seit Einführung der europäischen Währung vor fünf Jahren. Allerdings kann man den Eurokurs zurück rechnen und so ergibt sich als nächster wichtiger Widerstand die Marke von 361€. Noch vor wenigen Tagen äußerten sich die Experten von Barclays Capital sehr skeptisch bezüglich der Goldrallye und prophezeiten, dass der Preis in Euro den Bereich zwischen 350€ und 360€ nicht überwinden werde. Mittlerweile haben große Käufe den Kurs über dieses Level getrieben und es sieht gut aus für ein Überwinden der letzten großen Hürde bei 361€. James Turk, Herausgeber von „Gold Money“, teilte heute mit, dass ein Bruch des eben erwähnten Widerstands ein unumstößlich klares Signal für einen Bullenmarkt wäre. Turk geht davon aus, dass das Einstellen dieser Marke sehr bald geschehen wird, womit er auch Recht haben dürfte.
      Der Einfluss des Devisenmarktes auf den Goldpreis ist nun endgültig zum erliegen gekommen. Laut einigen Devisenhändlern kommt es nur sehr selten vor, dass der Dollar und Gold gleichzeitig steigen. Heute ist wieder einer dieser historischen Tage an denen der Goldpreis fast schon explodiert und der Dollar auch etwas zulegen kann. Obwohl die US Erstanträge im letzten Monat über den Erwartungen der Ökonomen lagen, kann der Dollar zulegen. Zurückzuführen dürfte dies auf die gestrige Veröffentlichung des Beige Books sein. Laut Angaben der Fed ist das Wirtschaftswachstum der US Wirtschaft immer noch auf einem solidem Weg.
      Der stellvertretende malaysische Finanzminister bestätigte in einem Interview, dass er die anderen Mitglieder der „Organisation of Islamic Conference“ (OIC) von einer Einführung des Golddinars überzeugen will. Diese Sekundärwährung soll neben dem Dollar gehandelt werden und zu einer größeren Unabhängigkeit von diesem führen. Des weiteren soll das islamische Bankensystem in anderen Ländern etabliert werden. In Malaysia wurde dieses System im Jahr 1983 eingeführt und ist für etwa 10% des gesamten Bankenvermögens verantwortlich.
      Der Goldpreis ist regelrecht durch seinen Widerstandsbereich bei 428$/430$ geknallt. Nun liegt das nächste Kursziel im Bereich von 440$. Dieses sollte noch in den nächsten Tagen erreicht werden.

      Silber:
      Eine Feinunze Silber kostet aktuell 7,32$, Plus 0,01$. In Australien ging das Edelmetall bei 7,30$ in den Handel und pendelte bis zur Eröffnung in London zwischen 7,29$ und 7,32$. Während der Sitzung in England legte der Kurs im Windschatten von Gold ebenfalls eine Rallye hin und erreichte sein Tageshoch bei 7,41$. Mittlerweile mussten diese Gewinne wieder abgeben werden.
      Silber konnte sich nicht über der psychologisch wichtigen Marke von 7,50$ halten und fiel deutlich darunter. Weitere Unterstützungen liegen nun bei 7,14$ und 7$.

      Platin:
      Platin notiert momentan bei 890$, Plus 10$. Intraday eröffnete das Edelmetall bei 879$ und gab zunächst bis auf 870$ in Zürich nach. Während des Handels an der New Yorker COMEX explodierte der Kurs regelrecht und steht derzeit auf seinem Tageshöchstkurs.
      Die Tatsache, dass Platin den Sprung über den seit Monaten bestehenden Widerstand bei 880$ geschafft hat ist als sehr positiv zu werten. Nun ist der Weg bis zum All Time High von 940$ frei.
      Der Autohersteller Jaguar gab heute bekannt, dass man den neuen S-TYPE Diesel nun dahingehend umrüsten will, dass die neue Euro 4 Abgasnorm nicht verletzt wird. Dies bedeutet, dass die Fahrzeuge einen Katalysator bekommen, der nicht mehr Abgase in die Umwelt abstößt als gesetzlich vorgeschrieben sind. Des weiteren wurde ein Partikelfilter als zusätzlicher Standard mit in das Fahrzeug eingebaut.
      In den letzten Wochen und Monaten haben schon eine Vielzahl anderer Hersteller angekündigt ihre Autos umweltschonender zu machen. Hieraus ist ein neuer Trend entstanden der eine riesige Nachfrage nach Katalysatoren in den kommenden Jahren erwarten lässt.
      Platin konnte nun nach mehreren Monaten der Ungewissheit und des Wartens den Widerstand bei 880$ überwinden. Charttechnisch ist nun der Weg bis zur Marke von 940$ frei. Weitere wichtige Unterstützungen liegen bei 850$ und 815$.

      Palladium:
      Der Kurs für eine Unze Palladium wird gerade bei 186$ quotiert, Minus 2$. Der heutige Eröffnungskurs lag bei 186$, konnte allerdings nicht gehalten werden und so sackte das Edelmetall bis auf 175$ in Zürich ab. Noch kurz vor dem Handelsstart an der COMEX erholte sich der Kurs, schaffte es allerdings auch nach mehrmaligen Versuchen nicht über die Marke von 187$.
      Ein Analyst teilte heute mit, dass sich die Funds zunehmend mehr für Palladium interessieren. Im Verhältnis zu Platin ist es sehr billig und man kann schon mit relativ kleinen Stückzahlen den Markt bewegen. Dies führt dazu, dass mehr Käufer auf den fahrenden Zug aufspringen und die Kurse weiter zulegen.
      Des weiteren ist die physische Nachfrage vor allem aus China sehr gut.
      Sollte sich Palladium über der 200$ Marke halten können, wäre das nächste Kursziel von 220$ aktiviert. Bei 190$ und 180$ liegen die horizontalen Unterstützungen.

      Aluminium:
      Aluminium wird derzeit für 0,7829$ gehandelt, Plus 0,0081$. Nachdem der Preis für ein Pfund bei 0,7775$ gestartet war, legte der Kurs eine ordentliche Rallye hin und erreichte in der Spitze 0,7872$. Im weiteren Verlauf musste allerdings etwas der Gewinne wieder abgegeben werden.
      Der Aluminiumhersteller Alcoa gab heute bekannt, dass man anstrebe die Aluminiumherstellung bis zum Jahr 2017 „Treibhauseffekt neutral“ zu machen. Im Klartext bedeutet dies, dass Ingenieure das Leichtmetall bis 2017 so verbessert haben, dass man es im Transportsektor sehr effektiv nutzen können wird. Aluminiumbauteile sollen dann nicht nur sehr leicht sein sondern außerdem den Ausstoß von giftigen Abgasen verringern. Mit Neutralität meinte der Sprecher in diesem Zusammenhang, dass die Treibhausgase welche bei der Aluherstellung abfallen, durch Einsparungen beim Einsatz in der Transportindustrie aufgewogen werden.
      Momentan gibt es keine andere Industrie, die so etwas von sich behaupten könnte.
      Aufgrund des Kursverfalls der letzten Tage, durchbrach Aluminium seine zweite aufsteigende Unterstützungslinie nach unten. Das Industriemetall befindet sich nun in der Nähe eines wichtigen Supports bei 0,7750$. Sollte diese Marke ebenfalls geknackt werden, so liegt das nächste Kursziel bei 0,75$. Das nächste Kursziel nach oben ist der Widerstand bei 0,80$

      Kupfer:
      Kupfer kostet pro Pfund aktuell 1,6117$, Plus 0,0168$. Intraday begann der heutige Handel bei 1,5958$ und zeigte sich zunächst sehr unspektakulär. Erst in den frühen Morgenstunden unserer Zeit schnellte der Kurs nach oben und markierte zeitweise bei 1,62$ ein neues All Time High.
      Die Notierungen für Kupfer schnellen von All Time High zu All Time High, da Spekulationen über sehr geringe Lagerbestände an der LME und eine verschärfte Angebotssituation für Euphorie unter den Händlern sorgen.
      Trotzdem warnen einige wenige Analysten, dass es keinen Engpass an physischem Kupfer sondern an Kapazität bei den Schmelzöfen gibt. Manche Investoren werden jetzt sagen:“ Ist doch egal Hauptsache ein Engpass.“
      Oberflächlich betrachtet stimmt dies, allerdings dauert es bedeutend kürzer einige Fabriken zur Kupferschmelze zu bauen als neue Minen zu erschließen. Die Kupferparty könnte also nur von kurzer Dauer sein.
      Abschließend sei noch erwähnt, dass die chinesische Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahr um 17% zugenommen hat, was zu weiteren euphorischen Käufen unter den Spekulanten führt.
      Charttechnisch hat sich die Situation bei Kupfer in den letzten Tagen enorm verbessert. Der Widerstand bei 1,49$ und die psychologische Marke von 1,50$ wurden deutlich überschritten. Nun sollte der Weg bis zum Mehrjahreshoch bei etwa 1,56$ frei sein. Der langfristige Aufwärtstrend seit Herbst 2003 verläuft aktuell bei 1,5850$.

      Öl:
      Ein Fässchen der Sorte Light Crude kostet derzeit 56,75$, Plus 0,50$.
      In den U.S.A. kehrt an diesem Wochenende der Hochsommer ein, was dazu führen wird, dass viele Millionen von Klimaanlagen auf Hochtouren laufen werden. Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius werden erwartet.
      Aber auch in Deutschland und Teilen Europas kommt der Sommer wieder zurück.
      Spekulanten setzten weiterhin auf steigende Ölpreise, da sie von einer deutlichen Nachfragesteigerung ausgehen.
      Die Nackenlinie des Doppelhochs bei 52,50$ wurde deutlich überschritten. Das nächste Kursziel liegt nun bei 56$ und im Anschluss dann bei etwa 58$. Der seit April bestehende Abwärtstrend konnte ebenfalls überwunden werden, weshalb einem weiteren Anstieg nichts mehr im Wege steht.
      Der Brent Future steht gerade bei 56,20$, Plus 0,20$.
      Das rechnerische Kursziel von 46,75$ wurde fast punktgenau erreicht. Das Ende der Abwärtsbewegung leitete eine massive Kreuzunterstützung, die sich aus der Oberkante des langfristigen Aufwärtstrendkanals und der Nackenlinie des Doppelhochs von Oktober 2004 zusammen setzt, ein. Die nächsten Unterstützungen liegen bei 50,45$, 52,24$ und 53,42$.

      Betrachtungszeitraum: 16.06. Uhrzeit: 21:15 Uhr


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 26.06.05 15:58:18
      Beitrag Nr. 61 ()
      Asymmetrische Regelungen

      Von Dr. Bernd Niquet

      Natuerlich ist es voellig uebertrieben und viel zu einfach,
      wenn jetzt von allen Seiten auf die Hedge-Fonds eingepruegelt
      wird. Doch die Hedge-Fonds stehen fuer eine ganz spezifische
      Geisteshaltung und fuer sehr extremes Verhalten, so dass sie
      sich durchaus als Vehikel fuer eine generelle Kritik eignen.

      Betrachtet man unsere Volkswirtschaften sowie das internatio-
      nale Finanzsystem, dann kann man eine eigenartige Regelstruk-
      tur feststellen. Die Regeln und Regulierungen sind extrem
      asymmetrisch verteilt – und dazu noch voellig umgedreht zu
      einem eigentlich wuenschenswerten System.

      Machen wir einmal den Vergleich mit einem Kindergarten, dann
      sieht man es am besten. Und so weit hergeholt ist das ja gar
      nicht. Hier existieren feste Regeln, was die Kinder duerfen
      und was nicht. Diese Regeln sind starr – und sie befinden
      sich auf der obersten Ebene. Es geht dabei um ganz elementare
      Dinge, um das Verhaeltnis zu den Erziehern und um Meta-Regeln
      fuer das Verhalten der Kinder untereinander. Was die Kinder
      dann jedoch im Kleinen machen, das ist voellig frei. Hier
      mischt sich normalerweise niemand mehr ein.

      In unserem Wirtschafts- und Finanzsystem hingegen ist es ge-
      nau umgekehrt. Hier wird der einzelne Buerger und das ein-
      zelne Unternehmen regelrecht zugeschuettet mit Regeln, die es
      zu befolgen gibt. Doch ganz oben, also auf der Meta-Ebene,
      auf der Ebene, in der es um das Ganze geht, gibt es hingegen
      ueberhaupt keine Regeln. Selbst Alan Greenspan hat das vor
      kurzem angesprochen. Die Risiken, die hier eingegangen wer-
      den, sind zu gross. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und
      es werden Herdentriebe in Gang gesetzt, die mit den wirt-
      schaftlichen Gegebenheiten selbst nichts mehr zu tun haben.

      Die normale Aufgabe der Maerkte ist es, Informationen bereit-
      zustellen ueber die Gegenwart und die Zukunft, die wir ohne
      diese Maerkte niemals haben koennten. Daher brauchen wir die
      Maerkte, denn sie liefern die Signale, mit denen Marktwirt-
      schaften gesteuert werden. Funktionieren kann dies jedoch
      nur, wenn einzelne Marktteilnehmer oder auch Gruppen von
      Marktteilnehmern keinen signifikanten Einfluss auf die Preis-
      bildung haben. Wenn also jeder "Preisnehmer" ist, der die
      Preise akzeptiert – und danach sein Angebot und seine Nach-
      frage mengenmaessig ausrichtet.

      Tritt jedoch andauernd ein Herdenverhalten auf, indem grosse
      Interessengruppen immer noch mehr kleine Spieler anlocken, um
      durch das Starten eines Trends Geld zu verdienen, dann ver-
      liert das System seine Steuerungsfunktion. Und es kann rich-
      tig bedrohlich werden fuer das Gesamtsystem, wenn einer oder
      mehrere Reiter auf einem derartigen Trend einmal in Not gera-
      ten. Doch es ist alles erlaubt hier, alles was gefaellt.

      Wir haben es daher mit einer voellig "schiefen" Regelungslage
      zu tun. Wenn ich mich selbstaendig machen und einen Arbeit-
      nehmer einstellen moechte, dann muss ich bis zur Frage, wie
      viele Rollen ein Buerostuhl haben muss, Tausende von Regelun-
      gen beachten. Da das kaum jemand kann und will, gibt es immer
      weniger neue Selbstaendige. Moechte ich hingegen den Oelpreis
      in die Hoehe treiben, den Euro in den Keller schicken, ein
      Unternehmen abstrafen oder eine Zentralbankpolitik konter-
      karieren, dann habe ich jede Freiheit der Welt dazu.

      Doch so kann unsere Welt auf Dauer nicht funktionieren. Wir
      muessen gleichzeitig den einen Regelungswust abbauen und da-
      fuer in anderen Bereichen anfangen, Grenzen zu setzen. Das
      muss man bei den Kindern auch. Ansonsten tanzen sie einem auf
      der Nase herum.



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 28.06.05 13:39:48
      Beitrag Nr. 62 ()
      Geduld ist eine Tugend
      von Bill Bonner

      *** Geduld ist eine Tugend, die den meisten Anlegern
      unbekannt ist. Schauen Sie sich den Immobilienmarkt an.
      Die Leute sind so sehr auf die sofortige Genugtuung durch
      das leichte Geld gepolt; sie weigern sich, das Offen-
      sichtliche zu sehen: eine gigantische Blase, die droht,
      jeden Augenblick zu platzen. Ich habe das gegenüber dem
      Small-Cap Analysten James Boric bemerkt, als ich ihn diese
      Woche zufällig in Baltimore traf.

      Geduld unterscheidet Graham, Templeton, Wanger, Buffet
      und all die anderen Größen unter den Investoren vom durch-
      durchschnittlichen " Anleger" an der Wall Street, ganz
      egal ob Small-Cap oder anders" , sagte James, während wir
      auf das Büro in Baltimore zuliefen.

      " Das Problem ist ... die meisten Typen haben heute keine
      Geduld mehr. Bei ihnen ist Kaufen-und-Halten eine Sache
      von Monaten, nicht von Jahren. Ich kenne nicht eine
      Legende der Wall Street, die auf diese Weise ein Vermögen
      erwirtschaftet hätte."

      " Graham hat seine Firmen durchschnittlich zwei Jahre lang
      gehalten. Buffett verkauft insgesamt sehr selten.
      Templeton hat bei einer seiner berühmtesten Aktionen ein
      Portfolio von Small-Cap Aktien über vier Jahre zwischen
      1939 und 1943 gehalten und sein Geld vervierfacht. Und der
      berühmte Fondsmanager Ralph Wanger kam auf einen Schnitt
      von 17 Prozent in dreißig Jahren, indem er Aktien zwischen
      vier und fünf Jahre lang hielt – im Schnitt."

      " Die meisten Menschen sind nicht einmal bereit, zwei
      Jahre lang zu halten, um einen Gewinn zu machen – und das
      ist wirklich schade."


      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 28.06.05 15:39:15
      Beitrag Nr. 63 ()
      man sollte nicht vor der 1-jährigen haltefrist für die spekulationssteuer verkaufen, ausser man erwartet massive verluste der aktie, z.b. weil das unternehmen pleite zu gehen droht. dann sollte man natürlich sofort verkaufen. ansonsten muss man unterscheiden zwischen spekulation und investition:
      kauft man eine aktie wegen einer bestimmten taktik, und geht dies auf, z.b.steigt die aktie um soundsoviel % wegen vorausüberlegter übernahme dann kann man verkaufen und den gewinn mitnehmen. Rein pauschal zu sagen, man muss lange halten, um viel zu gewinnen ist schmarrn!
      Avatar
      schrieb am 03.07.05 14:28:45
      Beitrag Nr. 64 ()
      Neue Goldhausse?

      Von Dr. Bernd Niquet

      "Der Ausgangspunkt der Suche legt bereits fest, was ueberhaupt
      gefunden werden kann. Dieser philosophische Leitsatz hat
      heutzutage auch ausserhalb der Philosophie in vieler Hinsicht
      Bedeutung. Der Politiker kann sagen, was er will, doch er
      wird die Wirklichkeit stets durch das Licht der Interessen
      seiner eigenen Klientel sehen. Wer heute Geld fuer ein
      Forschungsprojekt haben will, muss bereits wissen, was
      herauskommt, sonst bekommt er es nicht. Und dann sind da
      natuerlich noch die ganzen Boersengurus.

      Johann A. Saiger ist ein netter Mann, dem ich bereits des
      Oefteren persoenlich begegnet bin. Johann A. Saiger ist seit
      Jahrzehnten ein Mann des Goldes. Johann A. Saiger gibt den
      "Goldbrief" heraus. Johann A. Saiger lebt somit vom Gold.
      Johann A. Saiger ist ein Goldbulle.

      Johann A. Saiger ist also gleichsam ein Berufsoptimist in
      Bezug auf das Gold. Das ist der Ausgangspunkt seiner Suche.
      Und dieser Ausgangspunkt legt bereits fest, was ueberhaupt
      gefunden werden kann – gefunden hinsichtlich von theore-
      tischen und empirischen Begruendungen zur Stuetzung des Aus-
      gangspunktes. Es ist sehr interessant, zu beobachten, wie
      sich das Gefundene im Zeitablauf veraendert.

      Das letzte Mal begegnet bin ich Saiger auf einem Seminar kurz
      nach der Jahrtausendwende. Damals war er super-bullish fuer
      das Gold und zeigte einen Zyklus von Krieg und Hyperinflation
      auf, der das Gold regelrecht explodieren lassen sollte. Seit-
      dem ist das Gold (in Dollar gerechnet) auch ganz gut gestie-
      gen, doch etwas Sensationelles haftet dieser Performance
      nicht an. Mit Aktien und lang laufenden Bonds hat man als in
      Euro Bilanzierender deutlich mehr verdient.

      Doch das ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist,
      dass die Grundlage der Prognose, naemlich eine Hyperinflation
      oder zumindest eine Besorgnis erregende Inflation bisher aus-
      geblieben ist. Und alles danach aussieht, dass sich trotz des
      Oelpreisanstiegs auch kein kumulativer Inflationsprozess er-
      gibt.

      Was also tun? Die Prognose fallen lassen? Nein, das geht
      nicht, das laesst der Ausgangspunkt nicht zu! Es muss also
      etwas Neues her! Eine neue Begruendung, ein neues Szenario,
      um die alte Ausgangslage auch heute noch stuetzen zu koennen.
      Zu besichtigen ist diese neue Begruendung in der aktuellen
      Ausgabe des "Smart Investor", und sie lautet: Die negative
      Realverzinsung wird es machen. Es ist also nicht mehr die
      Inflationsrate, die den Goldpreis treiben wird, sondern jetzt
      ist es die negative Realverzinsung, also der Vergleich der
      Inflationsrate mit der Kapitalmarktverzinsung. Es ist nicht
      mehr die absolute Inflation, die das Gold befoerdern soll,
      sondern nur noch die relative Inflation.

      Verbunden damit ist auch eine Umschreibung der Geschichte.
      Auch das ist ein bekanntes Phaenomen, welches immer dann auf-
      tritt, wenn Theorie und Realitaet nicht mehr in Einklang ge-
      bracht werden koennen. So sieht denn Saiger auch "die wahre
      Ursache" fuer die Goldpreishaussen in den 70er Jahren in der
      negativen Realverzinsung. Rechnet man jetzt noch den
      Oelpreissprung und den Dollarverfall hinzu, wie Saiger es
      tut, dann hat man ein fast ideales Bild gezeichnet, nach wel-
      chem sich die Goldhausse der 70er Jahre gegenwaertig beinahe
      zwanghaft wiederholen muesste.

      So weit der Blick durch die gueldene Brille. Legen wir sie
      ab, dann sehen wir, nur dann eine gewisse Aehnlichkeit, wenn
      wir mindestens ein Auge fest schliessen. Kann sich noch
      jemand an die 70er Jahre erinnern? An Kluncker, die OeTV und
      die zweistelligen Lohnforderungen, die die Inflation erst
      richtig angefeuert haben? Davon sind wir heute so weit ent-
      fernt wie von der Sonne. Aber das ist letztlich egal. Gezeigt
      wird ja sowieso immer nur das, was auch gezeigt werden soll.
      Natuerlich kann der Goldpreis weiter ansteigen. Die Angst-
      szenarien, die uns gegenwaertig umtreiben, sprechen sogar
      deutlich dafuer. Doch es ist wichtig fuer jeden Anleger,
      genau zu beobachten, wie die Begruendungen weich sind wie
      Schokolade in der Sonne."



      Grüssels
      Tippgeber;)

      Avatar
      schrieb am 03.07.05 14:37:06
      Beitrag Nr. 65 ()
      @kitchen:)


      "Rein pauschal zu sagen, man muss lange halten,
      um viel zu gewinnen ist schmarrn!"



      die aussage klingt, bei licht betrachtet, richtig und
      vernünftig. man darf nicht pauschalisieren. allerdings
      gibt es die einschränkung, dass die besagten fondsmanager
      natürlich nicht wegen irgendeiner taktik kaufen, sondern,
      weil sie das unternehmen ausführlichst analysiert haben
      und zu dem schluss gekommen sind, dass es a) solide ist
      und schwarze zahlen schreibt und b) daher eine investition
      wert ist und eben keine spekulation für sie darstellt.

      aber keine regel ohne ausnahme. und selbst fondmanager
      sind vor überraschungen nicht gefeit. andererseits ist
      ihr "draht" zur spitze sehr viel besser als der von uns
      otto-normalanlegern, was gewisse vorteile mit sich bringt.




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 03.07.05 14:38:49
      Beitrag Nr. 66 ()
      Ueberstunden: Mehrarbeit nachtraeglich bezahlen lassen

      Von Biallo & Team

      Arbeitnehmer muessen selbst bei einem Jobwechsel nicht auf
      Lohn aus noch unbezahlten Ueberstunden verzichten. Wie das
      Arbeitsgericht Frankfurt/M. entschied, koennen Beschaeftigte
      die Bezahlung geleisteter Ueberstunden auch noch drei Jahre
      nach Ende des Beschaeftigungsverhaeltnisses geltend machen
      (Az. 9 Ca 8374/04).

      Im konkreten Fall hatte eine Arzthelferin die rueckwirkende
      Bezahlung von 20.000 Euro von ihrem frueheren Arbeitgeber,
      einem Hautarzt, gefordert. Dem Rechtstreit ging eine Forde-
      rung des Arztes voraus, der 1.100 Euro von seiner ehemaligen
      Gehilfin wegen einer versehentlichen Ueberzahlung zurueck
      haben wollte.

      Das Gericht sah beide Forderungen als berechtigt an. Der Arzt
      erhielt seine Forderung, im Gegenzug musste er seiner fruehe-
      ren Kollegin die vielen aufgelaufenen Ueberstunden, die bis-
      lang nicht bezahlt worden waren, abgelten. Zwar straeubte
      sich der Mediziner gegen die seiner Meinung nach sehr hohe
      Anzahl angeblicher Ueberstunden, da er aber die Angaben der
      Helferin nicht widerlegen konnte, musste er zahlen.
      Avatar
      schrieb am 10.07.05 14:32:06
      Beitrag Nr. 67 ()
      @all

      meine meinung:

      die politiker tun zu wenig für die neugestaltung.


      bericht:


      " Straubhaar: Mehrwertsteuer bei 20 Prozent ansetzen
      CDU- und SPD-Wahlprogramm im Urteil Hamburger Experten

      von Florian Hanauer

      Die Hamburger Wirtschaft steht den Programm-Eckpunkten der beiden Volksparteien kritisch bis ablehnend gegenüber. Die CDU wolle die Hartz-Reformen zögerlich fortsetzen, die SPD diese teilweise zurücknehmen, so das übereinstimmende Urteil von Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Handwerkskammer-Präsident Peter Becker und Thomas Straubhaar, Leiter des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Inistituts (HWWI). Straubhaar fordert, die Mehrwertsteuer gleich um vier Prozent heraufzusetzen, die Lohnnebenkosten aber genauso stark zu senken. Die drei Fachleute bewerten für die "Welt am Sonntag" das Wahlmanifest der SPD und das Wahlprogramm der CDU - soweit es schon bekannt ist.


      "Beides sind Programme, die Bestehendes fortschreiben. Sie gehen beide davon aus, daß man in Deutschland schon genug große Reformen hinter sich hat", sagt Straubhaar, wobei die CDU jetzt den ursprünglichen Kurs von Schröder erweitern wolle. Trotzdem nennt er die Pläne der Union ein "Minimalprogramm", das "niemandem über Gebühr weh tut und nicht mehr vorsieht, als grundsätzlich notwendig ist, um die Wahl zu gewinnen. Es hat wenig, was die Wachstumskräfte wirklich entfesseln könnten." Wenn schon Reformen, dann auch richtig, lautet das Motto des HWWI-Ökonomen. "Die Mehrwertsteuer zu erhöhen ist richtig, wenn in gleichem Maße die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Dann muß man sie aber auch gleich auf 20 Prozent erhöhen. So könnten die Lohnnebenkosten um vier Prozent gesenkt werden." Dabei müsse man unbedingt "die Rhythmik" anpassen, in dem die Menschen vorbereitet werden. Es müsse also erst über Entlastungen dafür gesorgt werden, daß die Bürger mehr verdienen, um dann mit zeitlicher Verzögerung die Mehrwertsteuer anzuheben.


      Das ganze Vorhaben, so Straubhaar, sollte aber mit mehr Effizienz bei den sozialen Sicherungssystemen gekoppelt werden. Das endgültige Modell der Union zum Krankenversicherungssystem ist allerdings noch offen. Zur Lockerung des Kündigungsschutzes sagt der Ökonom: "Wir hoffen, daß hinter den Kulissen mehr passiert, als das, was bekannt wurde."


      Der HWWI-Chef streicht heraus, daß er eine "rein ökonomische Betrachtungsweise" gewählt habe. "Natürlich kann man auch Wert auf andere Bereiche wie Ökologie und soziale Gerechtigkeit legen, aber dann muß man bereit sein, mit den Konsequenzen von weniger Wirtschaftskraft und Beschäftigung zu lebe."


      Nicht ganz so harsch ist das Urteil von Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Zunächst müsse man der derzeitigen Regierung anrechnen, daß sie den richtigen Weg eingeschlagen habe. Auch Peter Becker unterstreicht dies. Bei der Reform der Unternehmensteuer habe die SPD den richtigen Kurs, meint Schmidt-Trenz, und auch wenn die Pläne der Union noch nicht offenliegen, habe er aus Berlin gehört, daß sie hinter jenen der SPD zurückbleiben. "Aber die SPD setzt die Reform des Arbeitsmarktes nicht weiter um, sondern versucht zurückzurudern."


      Die CDU dagegen "macht jetzt offensichtlich das, was die Wirtschaft seit Jahren fordert". Sie plane eine kaufkraftstärkende Einkommenssteuerreform und durchgreifende Deregulierungen des Arbeitsmarktes. Der Wermutstropfen sei aber die Anhebung der Mehrwertsteuer, denn diese sei geeignet, den erhofften Aufschwung schon im Keim zu ersticken. Diskutabel wäre sie nur bei einer weitgehenden Einkommensteuerreform, bei Deregulierungen auf dem Arbeitsmarkt und wenn der Handel die Möglichkeit erhalte, sich darauf einzustellen.


      Der Abbau steuerlicher Sondertatbestände sei dagegen überfällig. Bei der Familienpolitik müsse man sehen, wie weit die Union mit den Steuerfreibeträgen gehen wolle, die Familien entlasten können. Immerhin hätten beide Volksparteien, so Schmidt-Trenz, den Wert der Familie entdeckt.


      Wenig Positives erkennt Handwerkskammer-Präsident Becker: "Ich halte beide Programme für absolut unzureichend. Bei der SPD ist mir zudem schleierhaft, wie viele Punkte, etwa das Elterngeld, zu finanzieren sind." Vor allem aber gingen keine Kaufkraftimpulse von den Programmen aus. "Die Lohnnebenkosten müßten radikal gesenkt werden, es muß mehr Eigenverantwortung geben und Subventionsabbau."


      Bei einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozent ginge die Kaufkraft um ein Prozent herunter. Auch in den Lockerungen des Kündigungsschutzes, an die die Union denkt, sieht er nur kleine Schritte - gerade, weil osteuropäische Unternehmen auf den Markt drängen. Er vermißt klare Aussagen zur Energiepolitik. Sein Fazit: "Das alles sind kleine Schritte in einer Zeit, in der wir keine Zeit mehr haben."


      Artikel erschienen am 10. Juli 2005
      © WAMS.de 1995 - 2005



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 11.07.05 01:46:27
      Beitrag Nr. 68 ()
      Mietnebenkosten: Bei fehlender Abrechnung Vorauszahlung
      zurueckfordern

      Von Biallo & Team

      Spaetestens zwoelf Monate nach Ende der Abrechnungsperiode
      muss der Vermieter ueber die Betriebskosten abgerechnet
      haben. Ist das Mietverhaeltnis zwischenzeitlich beendet
      worden und weigert sich der Vermieter beharrlich abzurechnen,
      kann der Mieter nach Angaben des Deutschen Mieterbundes die
      Rueckzahlung der gesamten Betriebskostenvorauszahlung fuer
      den fraglichen Zeitraum verlangen.

      Wichtig und neu ist, dass der Mieter das Recht hat, seine
      Vorauszahlungen vollstaendig einzufordern. Er muss nicht mehr
      wie bislang die Hoehe der tatsaechlich angefallenen Kosten
      fuer seine Wohnung abschaetzen und von seinem Rueckforde-
      rungsanspruch abziehen.

      Der Bundesgerichtshof hatte sich mit einem entsprechenden
      Fall zu befassen (BGH, Az. VIII ZR 57/04). Danach hatte ein
      Vermieter trotz mehrfacher Aufforderung zwei Jahre lang keine
      Verbrauchsabrechnung vorgelegt. Daraufhin forderten die Mie-
      ter ihre vollstaendigen Nebenkostenvorauszahlungen fuer die
      betreffenden Jahre zurueck. Zu Recht, entschieden die Bundes-
      richter. Nach dem neuen Mietrecht aus dem Jahr 2001 sei der
      Vermieter verpflichtet, jaehrlich und zwar binnen zwoelf Mo-
      naten, die Nebenkosten abzurechnen. Tut er dies nicht, koenne
      er keine Nachforderungen mehr stellen, gleichzeitig seien die
      Mieter berechtigt, ihre Vorauszahlungen zurueckzufordern.
      Erst wenn der Vermieter die angefallenen Betriebskosten
      glaubhaft nachweist, koenne er deren Bezahlung einfordern.



      ***
      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 14.07.05 01:34:48
      Beitrag Nr. 69 ()
      5000tes Posting



      Liebe Freunde, liebe Moderatoren, liebe User/in,


      dies ist mein 5000.tes Posting und ich habe mich ent-
      schlossen, nunmehr eine schöpferische Pause einzulegen.
      Möchte an dieser Stelle einmal innehalten und mich, vor
      allen Dingen, bei meinen Freunden bedanken, die stets zu
      mir gehalten haben. Danke an euch.:)

      Als da wären:

      Art Bechstein, Aggroman, Boersenkrieger, Börsenpfiffi,
      Catchup, crashkommt, Dudde, Heinzsein, jojobada, Mfierke,
      Michael@, Midi2000, niemandweiss, Paros, Rolf1, T1,
      TSW1912, Veronique, Wallstone,, Weizenbier, Wavetrader,
      und worsel_L2


      Schade, dass mein alter Freund ThaiGuru hier nicht mehr postet.....:(


      Auch meinen Kritikern, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken.:)



      Darüber hinaus möchte ich allen Moderatoren herzlich danken,
      insbesondere dem Börsen-Mod, der mit allen immer viel
      Geduld bewiesen hat, was keineswegs selbstverständ-
      lich war.



      Grüssels
      Tippgeber1;)





      Gewaltlosigkeit muß man im Konflikt erproben,
      sonst ist man nicht gewaltlos, sondern feige.

      (M. Gandhi)

      Avatar
      schrieb am 24.07.05 05:14:04
      Beitrag Nr. 70 ()


      China hat den Kurs gewechselt
      Peking ändert sein Währungsregime und wertet den Yuan auf. Für die Weltwirtschaft dürfte das der Beginn einer

      Zeitenwende sein
      von Ulrich Machold und Frank Stocker in Berlin und Shanghai


      Am Donnerstag um 13 Uhr bebte kurz das Weltfinanzsystem. Die Zentralbank in Peking, so meldeten die Nachrichtenagenturen, habe soeben die chinesische Währung von ihrer festen Bindung an den US-Dollar gelöst. Gleichzeitig werde der Yuan aufgewertet. Shanghais Finanzakteure befanden sich da bereits auf dem Nachhauseweg. Als sie in der U-Bahn von der Entscheidung erfuhren, kehrten viele zur Arbeit zurück.


      Allerdings verlief sich das Beben nach wenigen Minuten. Denn anstelle des Dollar wird China den Yuan weiter an einen externen Anker binden, der aus einem Korb verschiedener Währungen bestehen soll. Auch die Aufwertung fiel mit 2,1 Prozent minimal aus.


      Trotzdem ist die Entscheidung der Chinesen eine Zeitenwende. Denn mit der Veränderung des Wechselkursregimes beugt sich die Regierung in Peking offenbar dem Druck vor allem von seiten der USA, die die Bindung an ihre eigene Währung seit Monaten heftig kritisiert hatten. China steigt ein in den Ausstieg aus seiner zehn Jahre alten Praxis, den Yuan nur im Gleichschritt mit dem Dollar steigen und fallen zu lassen.


      Das könnte erhebliche Folgen haben. Denn vor allem das amerikanische Wirtschaftswunder der vergangenen Jahre fußt zum Teil auf der Bereitschaft der Asiaten, das gewaltige Handelsdefizit der USA durch Kapitalflüsse nach Amerika gleichsam gegenzufinanzieren. Gerät die Yuan-Aufwertung außer Kontrolle, könnten die Konsequenzen verheerend sein.


      Wobei die Ökonomen die Sache bislang wenig kritisch einschätzen. "China hat einen kleinen Schritt gemacht", meint Markus Diehl von der WestLB. Auch Ralph Solveen von der Commerzbank findet die Aufwertung "nicht dramatisch". Und Eric Lonergan von der Investmentfirma Cazenove glaubt, daß die Angelegenheit "maßlos übertrieben" gedeutet werde.


      Kurzfristig dürften sie damit recht haben. Längerfristig aber stört die chinesische Kehrtwendung einen wichtigen Mechanismus der Weltwirtschaft. Die Dollar-Bindung des Yuan nämlich diente vor allem einem Zweck: die Exportchancen in Richtung USA zu sichern. Fiel der Dollar, fiel der Yuan mit. Chinesische Güter blieben damit gleichbleibend billig.


      Um den Kurs zu halten, kaufte die chinesische Zentralbank Unmengen von Dollar in Gestalt von US-Staatsanleihen, die sie mit Yuan bezahlte. Denn die boomende chinesische Wirtschaft zieht so viel Kapital an, daß die Währung gemäß Angebot und Nachfrage schon lange hätte steigen müssen. Indem sie Yuan verkaufen, drücken die Chinesen den Kurs.


      Den Amerikanern kam diese Mechanik bislang gar nicht ungelegen. Denn die USA importieren viel mehr, als sie ausführen. Das Riesenloch in der Handelsbilanz finanzieren sie mit den Kapitalströmen aus China und anderen asiatischen Ländern. Daneben hält die asiatische Nachfrage nach US-Staatsanleihen auch noch deren Preis hoch, was im Gegenzug die Zinsen drückt. Die amerikanischen Verbraucher können sich somit zu viel niedrigeren Kosten verschulden, als dies sonst der Fall wäre. Das Geld geben sie aus. Der Konsum stützt die Wirtschaft.


      "Die USA profitieren vom Kapital aus China", sagt Axel Roestel von der Hamburger Berenberg-Bank. "Aber wir sehen auch schon seit einiger Zeit, daß die Zuflüsse langsam geringer werden."


      Denn das System steht unter Druck. Vor allem US-Politiker entdeckten ihr Herz für von Billigimporten bedrohte amerikanische Firmen. Seit Monaten fordern sie eine Aufwertung des Yuan, um Chinas Waren teurer zu machen.


      Doch es waren nicht nur Attacken von außen, die Peking zur Aufwertung trieben. Sondern vor allem auch die eigene überhitzte Volkswirtschaft. Allein im zweiten Quartal 2005 legte das Bruttoinlandsprodukt um 9,5 Prozent zu. Sachinvestitionen wuchsen sogar um mehr als 25 Prozent. Das Geld dafür kam vor allem aus dem Ausland. Denn in Ermangelung eines funktionierenden Aktienmarkts kaufen sich Investoren, die am Boom teilhaben wollen, in Firmen und vor allem Immobilien ein. In Shanghai und Peking stehen die Anleger Schlange. "Die Preise sind in den letzten Jahren explodiert", sagt Peng Zhang, Analyst bei der Asia Pacific Land-Group.


      Eine Aufwertung des Yuan könnte diesen gleichsam importierten Teil des Booms bremsen, weil damit Investitionen in China für Ausländer teurer würden. Zudem ist das sprichwörtlich marode chinesische Bankensystem mittlerweile halbwegs stabil und könnte die Belastungen einer schwankenden Währung nun wohl ertragen.


      Damit aber begibt sich Peking auf schlüpfriges Gelände. Denn je weniger Dollars China zum Drücken seiner Währung braucht, desto stärker wird der Druck auf die US-Währung, selber abzuwerten - auch gegenüber dem Euro.


      Dazu kommt, daß China eine Vorreiterrolle für halb Asien spielt. Im Bemühen, mit Peking wettbewerbsfähig zu bleiben, drücken auch Japan, Südkorea und Taiwan seit Jahren ihre Währungen. Ein chinesischer Kurswechsel könnte eine Kettenreaktion auslösen. Auch Malaysia hat bereits angekündigt, dem chinesischen Beispiel folgen zu wollen.


      Solange China den Yuan nur im Schrittempo bewegt, besteht wohl keine Gefahr. Im Gegenteil dürfte das gefährliche Defizit der US-Außenbilanz langsam ebenfalls schrumpfen, das auf Dauer eh nicht bestehen und irgendwann mit großen Verwerfungen implodieren könnte. Verliert Peking aber die Kontrolle, könnte dies schneller gehen. Steigt der Yuan zu schnell, dürfte der Dollar kollabieren und die US-Zinsen nach oben schnellen. Die Folge wäre ein Zusammenbruch des schuldengetriebenen Konsums in den USA und ein Einbrechen der europäischen Exporte nach Amerika.


      Bislang hat China den Devisenhandel nicht liberalisiert, um spekulatives Kapital kontrollieren zu können. Auch nach dem neuen Regime darf der Yuan pro Tag nur um 0,3 Prozent schwanken. Aber schon kommen Forderungen aus den USA, auch diese "illiberalen" Mechanismen abzuschaffen und den Yuan freizugeben. Wobei der Rest der Welt hoffen sollte, daß die Chinesen sich damit viel Zeit lassen. "Niemand weiß, was das für Kräfte entfesseln würde", sagt dazu Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank. "Da könnten Schocks entstehen, die die ganze Weltwirtschaft in die Rezession stoßen."


      Artikel erschienen am 24. Juli 2005
      © WAMS.de 1995 - 2005



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 24.07.05 17:28:07
      Beitrag Nr. 71 ()
      Gluecksspiele: Wenn der Jackpot lockt

      Von Biallo & Team

      Kaum haben sich mehr als 10 Millionen Euro im Jackpot ange-
      haeuft, draengeln sich an den Lottoannahmestellen die Men-
      schen, als gaebe es etwas umsonst. Umsonst ist aber meistens
      nur die Hoffnung. Denn die Wahrscheinlichkeit sechs Richtige
      mit Superzahl im Lotto zu tippen betraegt annaehernd 1 zu 140
      Millionen. Der gesamte deutsche Gluecks- und Gewinnspielmarkt
      brachte es im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 27
      Milliarden Euro.

      Gewinner sind aber selten die Mitspieler. Bei Lotto und Toto
      gehen beispielsweise 50 Prozent des Einsatzes an den Staat
      bzw. verschiedene Kultur- und Sportfoerderungen.

      Und wer glaubt mit Systemwetten, wie sie beispielsweise Faber
      oder Euro-Lotto-Club anbieten, sein Glueck erzwingen zu koen-
      nen, reduziert es tatsaechlich nur. Das schoene Bild von vie-
      len Gewinnen relativiert sich in Wahrheit dadurch, dass der
      Lottospieler sich den Gewinn mit anderen Kunden dieser Unter-
      nehmen teilen muss. Von 60 Euro fuer das "System 49" von Fa-
      ber, gehen nur 33,72 Euro an die Lottogesellschaft. Faber
      kassiert also 43,8 Prozent des Einsatzes fuer das Verspre-
      chen, mit System Geld zu gewinnen. Tatsaechlich reduzieren
      sich die Chancen um genau diese 43,8 Prozent.

      Spieler koennen beim Lotto die Gewinnchance nicht beeinflus-
      sen. Allerdings haben sie Moeglichkeiten, einen Gewinn nicht
      mit so vielen anderen Spielern teilen zu muessen. Bekanntlich
      kreuzen Tipper gerne Zahlen an, die bestimmte Muster ergeben.
      Die beliebteste Tippreihe ist die diagonale Linie, ausgehend
      von der rechten oberen Ecke. Wuerde die Zahlenreihe 7-13-19-
      25-31-37 einmal tatsaechlich gezogen, ergaeben sich statis-
      tisch gesehen 82.000 Gewinner mit sechs Richtigen - und der
      Hoechstgewinn laege nur bei etwa 400 Euro. Man sollte also
      diese Zahlenkombination auf jeden Fall meiden. Gleiches gilt
      fuer Zahlen, die in Geburtstagen besonders haeufig vorkommen.
      Dazu gehoeren die 19 fuer das Jahrhundert und die Zahlen 1
      bis 12 fuer die Monate; in abgeschwaechter Form ebenso fuer
      die Zahlen zwischen 1 und 31 fuer den Tag. Es ist also zu
      empfehlen, nur Zahlen von 32 bis 49 zu tippen, denn sie wer-
      den deutlich seltener angekreuzt, haben aber dieselbe Zie-
      hungswahrscheinlichkeit wie alle anderen Zahlen.

      Ganz dreiste Gluecksspielanbieter versuchen Mitspieler per
      Telefon zu gewinnen. Das ist, wie der Hamburger Rechtsanwalt
      fuer Gluecks- und Gewinnspielrecht, Dr. Martin Bahr,
      erklaert, schon seit mehr als einem Jahr verboten. Ueberhaupt
      bewegt sich der Gluecks- und Gewinnspielmarkt oft an der
      Grenze zum Illegalen. Noch hat der Staat das Monopol auf
      Gluecksspiele, doch seit dem so genannten Gambelli-Urteil des
      Europaeischen Gerichtshofes vom 9. November 2003 koennen bei-
      spielsweise auch private Anbieter von Sportwetten ihre
      Dienste anbieten. Jurist Bahr: "Das Staatsmonopol bei Sport-
      wetten ist faktisch schon gefallen."

      Egal ob man auf die Ergebnisse von Sportereignissen oder nur
      profane Zahlenkombinationen tippt, man sollte in Zukunft ge-
      nau hinsehen, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Wenn
      man schon Geld verliert, sollte man sich zumindest nicht auch
      noch strafbar machen. "Wer an einem Gluecks- oder Gewinnspiel
      teilnimmt, das gegen die guten Sitten verstoesst, macht sich
      strafbar und kann mit bis zu zwei Jahren Gefaengnis verur-
      teilt werden", so Anwalt Bahr.

      Diese Rechtslage sollten sich vor allem Teilnehmer an den zu
      Hunderten aus dem Boden schiessenden Schenkkreisen klar ma-
      chen. Diese Schenkkreise funktionieren nach dem altbekannten
      Schneeballsystem. Der Initiator eines Zirkels sucht acht
      Teilnehmer, die bereit sind, ihm 5.000 Euro zu schenken. Er
      streicht die gesammelten 40.000 Euro ein und scheidet aus dem
      Spiel aus. Die acht Spender ruecken in der vierstufigen
      Hierarchie eine Stufe weiter. In der Praxis erleiden mehr als
      80 Prozent der Mitspieler einen Totalverlust. Aus Mangel an
      neuen Partnern muss das System zwangslaeufig irgendwann zu-
      sammenbrechen. "Straffrei bleibt man nur, wenn man ‚in gutem
      Glauben’ an einem Schenkkreis teilgenommen hat und damit eher
      Opfer als Taeter ist", warnt Bahr.


      ***


      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 25.07.05 03:59:27
      Beitrag Nr. 72 ()
      Bemerkenswert:



      Autor: Nabil Khayat
      Mitglied des w:o-Premium-Bereiches
      kostenfreier Artikel eines Premiumbereiches

      14:31 | 24.07.05



      Ich ändere meine Meinung zu Gunsten der Bullen



      Welcome back to Wonderland!

      Nennen wir das Kind vom Start weg beim Namen:

      Ich habe im Juli voll daneben gegriffen!

      Es ist ganz anders gelaufen als ich dachte und zwar komplett anders. Wie ihr wisst schreibe ich selten über einzelne Werte und es ist vielmehr der Gesamtmarkt der mich fesselt. Dieser Gesamtmarkt verhält sich derzeit gänzlich anders als ich es von ihm erwartet habe. In meinem Jahresausblick schilderte ich, dass es im dritten Quartal Ärger geben sollte und nun stehe ich da wie bestellt und nicht vom Bärenbus abgeholt.

      Lasst uns eine Momentanaufnahme tätigen:

      Unser deutsches Fabeltier, der Dax bildet ein Hoch nach dem anderen.

      Der NDX ist knapp 2 % von seinen Jahreshochs entfernt.

      Der INX hat frische Jahreshochs gebildet.

      Der Ölpreis ist knapp unter 60 USD.

      Der Dollar wird schwächer.

      Der VXO hat ein Tief gebildet und ist nun wieder im Steigen begriffen.

      Laut Investors Intelligence haben die Bullen letzte Woche leicht abgenommen und die Bärenquote ist angestiegen.

      Die Rydex Zahlen reflektieren ein bärisches Sentiment.

      Die COT Daten sind neutral.

      Das PCR ist neutral.

      Terroranschläge werden vom Markt weggesteckt wie nichts!!!

      Nokia (NOK) und Verisign (VRSN) hat es zerlegt!

      Unter den Privatanlegern ist nach wie vor Vorsicht angesagt und das Vertrauen zum Markt ist alles andere wie unerschütterlich.

      Unter den Weltweiten Indizes gibt es eine ganze Reihe Kandidaten, die längst an historischen Hochs notieren und den Schaden des Bärenmarktes hinter sich gelassen haben.

      Nun und was sagt uns das jetzt?

      Ich finde, dass es nicht besonders bärisch aussieht, wenngleich wir sicherlich damit rechnen sollten, dass es deutliche Rückschläge geben wird. Dennoch möchte ich eines ganz klar feststellen:

      Meine bärische Meinung für das dritte Quartal ist überholt! Der Markt hatte vor drei Wochen ein sehr bärisches Setup und dennoch hat es nicht zu einer Dominanz der Bärengeführt.

      DAS IST BULLISCH!

      Ich denke, dass der NDX maximal 2 % Platz nach oben hat, bevor wir einen deutlicheren Rückschritt sehen werden. Es ist als nicht die Zeit, sich auf die lange Seite zu lehnen! Dennoch sollten wir eines ganz klar feststellen:

      Aus dem aktuellen Setup heraus ist es nahezu unmöglich, dass der zyklische Bullenmarkt beendet wird.

      Ich bin vielmehr der Ansicht, dass eine Korrektur von 1-3 Wochen als Kaufgelegenheit gesehen werden muss.

      Natürlich tut es mir leid, dass ich meine Ansicht derart ändern muss, doch die Börse ist eben kein ARD Wunschkonzert und sie lässt sich selten unser Diktat aufdrängen.

      Ich denke nun:

      Das Jahr 2005 wird bullisch und mit einem deutlichen Gewinn enden. Dies entsprich ganz und gar nicht meinem Outlook 2005. Das erste und das zweite Quartal liefen so, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch der Juli hat die Weichen für die zweite Jahreshälfte gänzlich verändert. Ich bin bereit diese Veränderung zu respektieren und somit ändere ich auch meinen Outlook für die zweite Jahreshälfte. Natürlich wird es Störfeuer geben, doch Alles in Allem werden wir ein starkes zweites Halbjahr erleben und im schlimmsten Fall eine Seitwärtsbewegung!

      Don´t shoot the messenger!"


      stay long and strong:D:D:D


      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 03:57:09
      Beitrag Nr. 73 ()


      Tatort ARD
      Bereits seit fünf Jahren hat der Mitteldeutsche Rundfunk Hinweise auf das Korruptionsgeflecht der ARD-Sportchefs Wilfried Mohren und Jürgen Emig. Konsequenzen wurden nicht gezogen. Hatte das Wegschauen im öffentlich-rechtlichen System Methode?


      von Uwe Müller und Oliver de Weert


      Die Verteidigungslinie war rasch gezogen. Kaum hatten Fahnder der sächsischen Spezialeinheit "Ines" den wegen Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall verdächtigen MDR-Sportchef Wilfried Mohren in U-Haft genommen, zeigten sich die Verantwortlichen der Leipziger ARD-Anstalt unwissend und entsetzt. "Der MDR ist unverschuldet unter Druck geraten", klagte Fernsehdirektor Wolfgang Vietze - und zwar "durch das Fehlverhalten eines einzelnen".


      Die steile These des ostdeutschen TV-Machers und ehemaligen SED-Parteigängers ist längst von der Realität überholt. Und entlarvt doch, mit welcher Heuchelei in den ARD-Fürstentümern seit Wochen versucht wird, die eigenen Höfe sauber zu halten. Nicht nur im korruptionsgeschüttelten Sport, auch in der Schleichwerbungsaffäre rund um die Münchner Produktionsfirma Bavaria, die im großen Stil unlautere Werbung in Serien und Filmen plazierte.


      Die ARD-Chefetage bleibt bei ihrer Verteidigungsstrategie: Schuld sind immer die anderen. Erst unter massivem Druck kommt nun mühsam ans Licht, was in der Grauzone zwischen öffentlich-rechtlichem Versorgungsapparat und lukrativen Privatgeschäften so alles möglich war.



      Recherchen in eigener Sache
      Mit Hochdruck hat der Mitteldeutsche Rundfunk in den vergangenen Wochen in eigener Sache recherchiert. Archive wurden durchforstet, Bänder gesichtet, Korrespondenzen studiert und Rechnungen inspiziert. Man wurde fündig, brisante Dokumente tauchten auf - sie liegen der WELT vor und belegen erhebliches Versagen.


      Denn bereits vor fünf Jahren hatte der MDR deutliche Hinweise auf das mutmaßliche Korruptionsgeflecht innerhalb der ARD. Nach Erkenntnissen der Ermittler sind in die Schmiergeldaffäre neben Mohren auch der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks, Jürgen Emig, sowie dessen Ehefrau Atlanta Killinger verwickelt. Die Fäden zwischen Leipzig und Frankfurt spann meist Harald Frahm, der zurückgetretene Präsident des Deutschen Tanzsportverbandes.


      Was die Antikorruptionseinheit "Ines" über die Machenschaften des MDR-Frontmanns zusammentragen konnte, verdankte sie freilich eher den Kollegen aus Hessen als der tätigen Mithilfe aus dem Leipziger Sender. Der MDR ließ in eigener Sache nicht nur einmal, sondern in mindestens drei Fällen in fast fahrlässiger Weise Aufklärungswillen vermissen.


      In Erklärungsnot bringt die Leipziger Dreiländeranstalt zunächst ein Brief vom 3. Februar 2000, den ihr damaliger Verwaltungsdirektor Rolf Markner an die Tochterfirma MDR-Werbung schickte. Darin wird ein schlimmer Verdacht geäußert. Es stelle sich die Frage, so heißt es in dem Schreiben, "ob die Gefahr besteht, daß Sportredakteure bzw. Sportchefs der einzelnen ARD-Anstalten sich nach der Devise "eine Hand wäscht die andere" gegenseitig über den Abschluß von Sponsoringverträgen zusätzliche Einkünfte verschaffen".


      Markner war bereits damals auf die heiße Spur von Leipzig nach Frankfurt gestoßen. Ihm fielen im Zusammenhang mit der von Mohren verantworteten Sendung "Sport im Osten" dubiose Rechnungen einer "A Killi Production" auf. Geschäftsführerin dieser Firma, so ergab eine simple Internet-Recherche, war die Ehefrau des ARD-Sportreporters und HR-Redakteurs Emig. Dessen Masche, dubiose Deals über die Gattin Atlanta Killinger abzuwickeln, übernahm später auch Mohren. Markner jedenfalls warnte: "Das war mir bisher nicht bekannt."


      In jedem normalen Konzern hätten angesichts solcher Konstellationen die Alarmsirenen geschrillt - nicht so im öffentlich-rechtlichen System, für das die Gebührenzahler jährlich rund sieben Milliarden Euro zahlen. Dort blieb der rein juristisch betrachtet womöglich legale Deal, der "A Killi" etwa 135 000 D-Mark bescherte, unbeanstandet. Nicht einmal die Frankfurter Kollegen wurden unterrichtet und um vertiefende Informationen gebeten.


      Auf Anfrage bestätigte MDR-Sprecher Eric Markuse, daß damals ein "leitender Mitarbeiter" Verdacht geschöpft habe. Warum das nicht an die zuständigen Stellen weitergleitet wurde, könne man sich nicht erklären.



      Anonyme Strafanzeige
      Spätestens als Starreporter Mohren erneut unter Korruptionsverdacht geriet, hätte die MDR-Leitung aufwachen müssen. Im August 2004 berichtete der "Focus" von einer anonymen Strafanzeige gegen den Sportjournalisten, dem darin vorgeworfen wurde, seinen Job für Privatgeschäfte zu mißbrauchen, indem er etwa Sendeminuten auf eigene Kasse verscherbelte. "In höchstem Maße unseriös", keilte Sprecher Markuse seinerzeit.


      Mit Rückendeckung seines treuen Senders gelang es Mohren damals sogar, das Münchner Magazin zu einem außergerichtlichen Vergleich zu zwingen. "Mohren hat uns", so Chefredakteur Helmut Markwort, "sittenwidrig geschädigt und betrogen." Die Leipziger Staatsanwälte waren wohl auch deshalb nicht erfolgreich, weil sie von dem Markner-Brief aus dem Jahr 2000 nichts erfuhren.


      Jetzt haben sie die Ermittlungen gegen den inzwischen 13 Tage einsitzenden Mohren wiederaufgenommen und an die Korruptionsfahnder von "Ines" abgegeben. Womöglich werden sich die MDR-Verantwortlichen auch in diesem Zusammenhang unbequeme Fragen gefallen lassen müssen.


      Damit nicht genug. Weil sich die Hinweise auf unlautere Machenschaften verdichteten, leitete die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Mai 2004 Ermittlungen gegen den mittlerweile abgelösten HR-Sportchef Emig ein. Dieser spektakuläre Vorgang löste auch in Leipzig manche Zungen und hätte endgültig die MDR-Führungsriege auf den Plan rufen müssen.


      Gleich mehrere MDR-Mitarbeiter wandten sich vorbei an der Senderleitung, die sich stets in bedingungsloser Loyalität vor Mohren gestellt hatte, vertraulich an Rundfunkrat Heiko Hilker. Dem PDS-Mann berichteten sie von merkwürdigen Gepflogenheiten und übergaben Sendepläne mit auffälligen Vermerken wie "Minimum 1`30 - Wilfried!!!" oder "Zusage von Wilfried = 40`` in Aktuell". Medienpolitiker Hilker verlangte mit Blick auf den bereits losgetretenen Skandal beim HR im Rundfunkrat Auskunft. Wiederum blockten die MDR-Oberen ab. "Zu den Vorwürfen gegen den Sportchef des HR erklärt Herr Vietze, derartiges gebe es beim MDR nicht", vermerkt das Sitzungsprotokoll vom 19. April 2004.


      Drei überdeutliche Warnsignale, die übersehen wurden - übergeordnete Verantwortung trägt auch MDR-Intendant Udo Reiter. Er ist nicht nur Senderchef, sondern zugleich Aufsichtsratschef der Werbetochter, in deren Aktenordnern der jetzt wiederaufgetauchte Brandbrief des Verwaltungsdirektors verschwand. Und auch die Innenrevision der Anstalt untersteht direkt Reiter.



      Blinde Kontrolleure
      Nach Eingang der anonymen Strafanzeige gab es nur eine "direktionsinterne Prüfung", bei der keine Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden. Die regulären Kontrolleure blieben außen vor. Mit deren Image steht es ohnehin nicht zum Besten. Rundfunkrat Hilker: "Die Innenrevision ist auf beiden Augen blind." Mit dieser Meinung steht er nicht allein, auch von Führungskräften ist Reiter mehrfach auf Schwachstellen in der unterbesetzten Stabsstelle hingewiesen worden, deren Mitarbeiter zudem als unzureichend qualifiziert gelten.


      "In der anonymen Anzeige wird behauptet, daß mein Mandant seit Jahren in die eigene Tasche gewirtschaftet hat und er sich für Sendezeiten in großem Stil hat bezahlen lassen", beklagte sich Mohren im August 2004 via Anwalt bei der Staatsanwaltschaft. Genau so war es offenkundig. Bisher durchgesickert: Rund 100 000 Euro hat der Journalist Mohren vom hessischen Energiedienstleister Techem erhalten. Weitere 50 000 Euro sollen aus anderen Quellen geflossen sein. Kollege Emig kassierte in noch größerem Stil - genannt wird ein Betrag von 400 000 Euro.


      Ex-Techem-Manager Hans-Jürgen Grüschow ist zugleich Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe, die Mohren gleichfalls unter Vertrag nahm. Dieses Engagement genehmigte MDR-Chef Reiter am 19. September 2002 sogar - nun redet er sich damit heraus, dabei von finanziellen Zuwendungen an Mohren nichts gewußt zu haben.


      Seit Montag sind in der MDR-Zentrale hochbezahlte Spezialisten, die Task Force "Forensic Services" der Wirtschaftsprüfgesellschaft PwC, im Einsatz. "Wir brauchen eine Schwachstellenanalyse und daraus abgeleitet Empfehlungen für unsere Dienstvorschriften", erklärt Reiter. Mal sehen, was noch auftaucht. Fortsetzung garantiert: Der Tatort Leipzig bleibt spannend.


      Artikel erschienen am Di, 26. Juli 2005

      © WELT.de 1995 - 2005




      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 04:04:41
      Beitrag Nr. 74 ()


      FlowTex-Geschädigte bekommen keinen Schadenersatz
      Gericht weist Klage gegen das Land Baden-Württemberg ab - Richter sehen keine Schuld bei den Steuerfahndern


      Karlsruhe - - Im Wirtschaftsskandal um die Firma FlowTex muß das Land Baden-Württemberg den Geschädigten keinen Schadenersatz zahlen. Das Landgericht Karlsruhe wies eine Amtshaftungsklage von Banken, Leasinggesellschaften und geprellten Anlegern ab. Die zweite Zivilkammer sah keine Anhaltspunkte dafür, daß Betriebsprüfer und Steuerfahnder des Finanzamtes das trickreiche Schwindelsystem mit virtuellen Bohrmaschinen gedeckt oder unterstützt hätten.


      Eine Sprecherin des baden-württembergischen Finanzministeriums sagte, daß Land sehe sich in seiner Rechtsauffassung bestätigt. Klägeranwalt und FlowTex-Insolvenzverwalter Eberhard Braun nannte die Entscheidung des Gerichts enttäuschend. Er werde mit den Gläubigern erörtern, ob Berufung eingelegt werde.


      Die Geschädigten hatten 1,1 Mrd. Euro Schadenersatz gefordert. Sie argumentierten, der Betrug mit nicht existierenden Horizontalbohrgeräten hätte deutlich früher aufgedeckt werden können, wenn Finanz- und Strafermittler schneller gehandelt hätten. Anwalt Braun verwies auf zahlreiche Aktenvermerke der Betriebsprüfer, unter anderem auch auf die Notizen eines Steuerbeamten. Sie belegen angeblich, daß ein anderer, wegen Bestechlichkeit und Beihilfe zum Betrug angeklagter Steuerprüfer, "planmäßige Desinformation" betrieben habe, um den Betrug zu schützen.


      Laut Urteil prüften die Finanzbeamten auch anonyme Anzeigen, wonach die an Leasingfirmen verkauften Geräte nicht existierten. Diesen Hinweisen hatten sie aber keinen Glauben geschenkt, weil ihnen Testate ausländischer Wirtschaftsprüfer über die Existenz der Geräte vorgelegt worden waren. Die beiden verurteilten FlowTex-Chefs hatten einige Bohrsysteme ins Ausland gebracht, um Testate vorlegen und ihr Betrugssystem aufrechterhalten zu können.


      Daß erst vor wenigen Tagen die Anklage gegen einen womöglich bestochenen Betriebsprüfer zugelassen wurde, ändert nach Ansicht der Richter nichts an der Zurückweisung der Amtshaftungsklage. Das Gericht habe den Beschuldigten gehört und alle nötigen Beweise erhoben. Aus diesem Grund sei auch keine Aussetzung des Verfahrens bis zu einem Urteil über den Betriebsprüfer nötig.


      Der Zusammenbruch von FlowTex sorgte Anfang 2000 für Aufregung in den Chefetagen der Kreditinstitute. Die Firma aus Ettlingen hatte im Laufe von zehn Jahren etwa 3000 Bohrsysteme an Banken, Sparkassen und Leasinggesellschaften verkauft und zurückgemietet, doch rund 2700 Maschinen existierten nur auf dem Papier. Den Leasinggesellschaften täuschte der redegewandte Firmenchef Manfred Schmider durch den Austausch der Identifikationsnummern einen wesentlich unfangreicheren Maschinenpark vor.


      Der Gesamtschaden wird auf 2,05 Mrd. Euro geschätzt. Schmider und seine rechte Hand Klaus Kleiser wurden wegen bandenmäßigen Betrugs für elfeinhalb beziehungsweise neuneinhalb Jahren Haft hinter Gitter geschickt. gol/DW


      © WELT.de 1995 - 2005



      Grüssels
      Tippgeber;)
      Avatar
      schrieb am 12.01.06 11:35:19
      Beitrag Nr. 75 ()
      "Zuviel Arbeit ist unlogisch"

      Richard Layard ist Ökonomieprofessor an der London School of Economics. Seine Wissenschaft ist die menschliche Seele. Ein Expertengespräch über das Glücklichsein

      Richard Layard ist unter Professoren das, was man einen schrägen Vogel bezeichnet. Der britische Ökonom erforscht, was den allermeisten Menschen am wichtigsten sein dürfte: das Glück. Mit Hilfe der Hirnforschung und Umfragen in aller Herren Länder spürt der Forscher der Zufriedenheit nach. Und vor allem dem, was sie auslöst. Sein Fazit: Geld, Konsum und Wirtschaftswachstum machen nicht glücklich. Und wer zuviel arbeitet, versündigt sich an seinen Mitmenschen.




      Welt am Sonntag: Professor Layard, bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: "Als ich jung war, dachte ich, Geld sei das Wichtigste auf der Welt ..."

      Richard Layard: Ah, das ist von Oscar Wilde, oder?


      Genau. Die zweite Hälfte geht so: "Jetzt wo ich alt bin, weiß ich, daß das stimmt."

      Layard: Also, wenn Sie arm sind, wären Sie sicher glücklicher, wenn Sie Geld hätten. Aber sobald Sie den durchschnittlichen Wohlstand in Ihrer Umgebung erreicht haben, nicht mehr so sehr. Je reicher Sie sind, desto weniger macht mehr Geld Sie glücklich.


      Wie muß man sich das vorstellen?

      Layard: Erstens kommt es sehr darauf an, wieviel die Leute um Sie herum verdienen. Sobald Sie den Durchschnitt erreicht haben, bringt mehr Geld immer weniger Zuwachs an Zufriedenheit, weil der Mensch sich mit seinen Mitmenschen vergleicht, um seinen eigenen Status zu beurteilen. Und zweitens hängt das Glück größtenteils von Dingen ab, die man nicht kaufen kann: der Familie, dem Arbeitsplatz, der Gesundheit.


      Sind das gute Nachrichten für Länder wie Deutschland, wo zwar zehn Prozent aller Menschen arbeitslos sind, aber der Staat sie nicht in die Armut fallen läßt?

      Layard: Zuerst einmal ist es enorm wichtig, um die Debatte überhaupt führen zu können. In manchen Ländern, wie Deutschland oder Frankreich, mußten Arbeitslose bislang keine schlechteren Jobs annehmen, als sie vorher gehabt hatten. In Großbritannien oder Dänemark ist die Prämisse, daß jeder noch so schlechte Job immer noch besser ist als gar keiner. Letzteres ist richtig, denn unsere Forschungen zeigen, daß Arbeitslosigkeit das Wohlbefinden der Menschen ganz erheblich verschlechtert, nur noch vergleichbar mit Scheidung oder einem Todesfall.


      Also ist die Höhe des Arbeitslosengeldes nicht entscheidend?

      Layard: Nicht allein. Wenn jemand in Deutschland arbeitslos wird, verliert er anfangs vielleicht ein Drittel seines Einkommens. Aber das macht nur ein Viertel des Unglücks aus, das er dann empfindet. Der Rest kommt von der sozialen Ausgrenzung, dem Verlust der Lebensziele und so weiter.


      Wie mißt man Glück eigentlich?

      Layard: Die Neurologen haben Gehirnregionen identifiziert, die aktiv sind, wenn sich jemand glücklich fühlt. Und das sind immer die gleichen, egal bei wem und egal wo. Außerdem können Sie fragen, wie glücklich sich die Menschen selber fühlen. Der persönliche Grad der Zufriedenheit ist ein sehr präziser Gradmesser.


      Und wo im Hirn steckt das Glück?

      Layard: Ungefähr hier (tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn), an der linken Schläfe, rund einen Zentimeter tief drinnen.


      Wenn Arbeitslosigkeit so unglücklich macht, dann sollten wir alles daransetzen, das Wirtschaftswachstum zu erhöhen, oder?

      Layard: Nun ja, es gibt zwei völlig unterschiedliche Arten von Wachstum. Erstens langfristiges Wachstum durch steigende Produktivität. Zweitens kurzfristige Aufschwünge. Nur die zweite Sorte schafft Arbeit, die erste erhöht dagegen nur den Lebensstandard. Wenn es uns ums Wohlbefinden geht, ist die zweite also wichtiger.


      Das hört sich aber seltsam an. Fast alle Länder strengen sich doch unheimlich an, um ihr Wachstum zu erhöhen. Liegen die alle falsch?

      Layard: Der Staat läßt sich in fast allen Ländern auf eine Art Rennen mit anderen Nationen ein. Wahrscheinlich auch, weil vielen Regierungen außer dem Wirtschaftswachstum kein Vergleichsmaßstab einfällt. Nehmen Sie die Gesundheitssysteme. Da vergleichen wir uns alle anhand der Kosten, der Effizienz und ich weiß nicht was noch. Und dann schauen Sie nach Kanada, wo die Regierung gefragt hat, was die Menschen von ihrem Gesundheitssystem erwarten. Die Antwort war: daß die Ärzte und Schwestern nett zu ihnen sind.


      Was ist laut Ihren Thesen dann kluge Wirtschaftspolitik?

      Layard: Ja, das ist fast das Interessanteste. Unsere Ergebnisse zeigen, daß kurzfristige Schwankungen der Wirtschaft dem Glück der Menschen am meisten zusetzen, weil Verluste eben unglücklich machen, vor allem Arbeitslosigkeit. Langfristiges Wachstum ist dagegen weniger wichtig. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was die Neoliberalen sagen. Nämlich, daß langfristiges Wachstum und möglichst viel Effizienz über allem stehen und daß kurzfristige Krisen eben notwendige Übel sind und in Kauf genommen werden müssen.


      Ah, Sie sind ein linker Umverteiler.

      Layard: Ich habe schon immer an Umverteilung geglaubt. Es läßt sich eben empirisch beweisen. Warum sind die Menschen heute nicht glücklicher als vor 50 Jahren, obwohl unser absoluter Wohlstand so massiv zugenommen hat?


      Immer wenn jemand sich an der Umverteilung versucht hat, ist er damit vor die Wand gefahren. Dann gibt es viele Arbeitslose, was die Leute unglücklich macht.

      Layard: Das hängt viel eher davon ab, ob so eine Politik schlau gemacht wird oder nicht. Schweden zum Beispiel ist eines der egalitärsten Länder überhaupt und hat seit 50 Jahren eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Europa. Weil sie begriffen haben, daß man den Leuten nicht einfach Geld hinterherwerfen darf, wenn sie arbeitslos werden. Das hat Deutschland mit den Hartz-Reformen jetzt ja auch eingesehen. Man kann die Gesellschaft durchaus halbwegs egalitär gestalten und trotzdem eine funktionierende Volkswirtschaft haben.


      Was Sie sagen, paßt kaum zum Menschenbild des Egoisten, der nur auf seinen eigenen Vorteil schielt.

      Layard: Zum großen Teil nicht. Ich glaube, daß die Menschen sehr viel geselliger sind, als die ökonomische Theorie das annimmt. Warum zum Beispiel gehen sie wählen, wenn ihnen das gar nichts bringt, solange nicht alle anderen wählen? Deshalb stehe ich Menschen sehr kritisch gegenüber, die sagen: "Ihr müßt alle länger arbeiten und eure Freizeit opfern, damit die Wirtschaft schnell wächst und wir alle reicher werden."


      Warum lassen sich Anwälte dann lieber scheiden, als mit den 80-Stunden-Wochen aufzuhören?

      Layard: Weil so viele von uns darauf konditioniert sind, nur dann glücklich zu sein, wenn es uns besser geht als anderen um uns herum. Wenn das aber alle machen, funktioniert dieses Verhalten natürlich nicht mehr. Zuviel Ehrgeiz aller senkt langfristig das Wohlbefinden aller. So eine Art von Gesellschaft ist total unlogisch.


      Wie glücklich sind denn die Amerikaner? In den USA geht es ja noch viel eher so zu als hierzulande.

      Layard: Die Amerikaner sind ungefähr so glücklich wie die Europäer. Laut den Umfragen spielt dabei aber ihre Religiosität eine große Rolle. Die hält sie irgendwie menschlich, obwohl sie in dieser extrem harten Arbeitsumgebung stecken. Unter anderem.


      Wie reden hier ja für einen Zeitungsartikel. Warum sind nur schlechte Nachrichten gefragt, und gute verkaufen sich nicht?

      Layard: Aus dem gleichen Grund wie eben. Weil Menschen sich mit ihrer Umwelt vergleichen, und zwar nicht nur nach oben. Sie fühlen sich nicht nur schlecht, wenn es anderen besser geht. Sie sind auch glücklicher, wenn es anderen Leuten schlechter geht als ihnen.


      Wo auf der Welt leben die glücklichsten Menschen?

      Layard: Laut den meisten Umfragen in Skandinavien, viele auch in Holland. Und interessanterweise gibt es dort die meisten glücklichen Menschen, wo die meisten der Meinung sind, sie könnten ihren Mitmenschen trauen. Damit haben sie sogar recht. Man hat das überprüft, indem man auf der Straße Portemonnaies liegengelassen hat. In Skandinavien wurden die meisten zurückgegeben.


      Gutes Stichwort: zurück zum Geld. Sie sehen wie ein ziemlich glücklicher Mann aus. Wären Sie das auch noch, wenn Sie arm wären?

      Layard: Am unglücklichsten wäre ich sicherlich, wenn ich nichts Vernünftiges mehr zu tun hätte. Ich glaube schon, daß ich mit einem sehr viel geringeren Einkommen zurechtkäme. Das wäre aber eben einfacher, wenn alle meine Bekannten auch weniger verdienten.


      Was ist Ihr wichtigstes Glücksprojekt für das nächste Jahr?

      Layard: Mehr Zeit zum Nachdenken zu haben, ohne daß ständig Leute etwas von mir wollen. So wie Sie zum Beispiel.


      Charmant. Was hätte Ihre Frau auf diese Frage geantwortet?

      Layard: Also, wir sind immer am glücklichsten, wenn wir zusammen im Urlaub sind. (Überlegt lange) - Das glaube ich zumindest.


      Das Gespräch führte Ulrich Machold im DAF DB250/ALX400 Doppeldeckerbus Baujahr: 1998 PS: 215 Fahrtstrecke: London School of Economics, London East End Zeit: eine Stunde, 15 Minuten

      Artikel erschienen am 25. Dezember 2005


      © WAMS.de 1995 - 2005





      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 17.01.06 03:54:19
      Beitrag Nr. 76 ()

      Einige Bemerkungen zur Gold-Hausse

      von Dr. Bernd Niquet

      "In dieser Woche haben wir den hoechsten Goldpreis seit 25 Jahren erlebt. Bis zu den Topkursen aus den 70er Jahren ist allerdings noch viel Platz nach oben. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie das damals war. Da sass ich am Bankschalter und bei mir liefen die Kunden auf, die um den Erhalt ihrer Ver- moegen zitterten. Es freut mich sehr, dass sie alle jetzt endlich ihre Einstiegskurse wieder sehen.

      Die Goldpreisexplosion der 70er Jahre war die erste Hausse, die ich in meinen Leben mitgemacht habe. Damals gab es zwei- stellige Inflationsraten und die Menschen suchten nach einer Anlageform, ihr Vermoegen zu sichern. Denn die Kaufkraft nahm rapide ab, und durch die Oelkrise drohte alles noch schlimmer zu werden. Der Report des "Club of Rome" verkuendete gar ein baldiges Ende der Oelversorgung und wies somit auf eine dau- erhafte Hyperinflation. Dann ist jedoch alles – wie eigent- lich fast immer – doch voellig anders gekommen.

      Heute steigt der Goldpreis wieder, wir haben jedoch keine signifikante Inflation. Die Energiepreise sind deutlich ge- stiegen, aber die meisten Faktoren deuten eher auf ein defla- tionaeres als auf ein inflationaeres Szenario. Doch in der Deflation, das weiss heute jedes Kind, ist derjenige der Koe- nig, der liquide ist. Und nicht derjenige, der sein Vermoegen in Edelmetallen oder Betongold bindet.

      Warum trotzdem der Anstieg der Goldpreise? Es scheint eine grosse Furcht der Menschen vor dem Verlust ihrer Ersparnisse zu grassieren. Doch warum das? Weil die ganzen Finanzstruk- turen weltweit so verwirrend sind – und man daher lieber den Taler in der Hand haelt als sich auf die Abenteuer der boes- artigen Welt da draussen einzulassen?

      Vieles ist natuerlich von den entsprechenden Interessen- gruppen lanciert und beruht zudem auf voellig falschen Vor- stellungen von unserem Geldwesen. Ich werde nicht muede, im- mer wieder darauf hinzuweisen. Ebenso wie bei der Internet- hausse vor der Jahrtausendwende ist sehr deutlich zu erken- nen, dass der Hausse das Fundament fehlt. Es gibt heute schlichtweg genauso wenig Grund, das Gold in die Hoehe zu jubeln, wie es vorher Grund gab, die Internet- und Neue Markt-Werte in den Himmel zu treiben. Das sollte jeder wis- sen, der hier mitlaeuft. Und wenn ihm das klar ist, dann ist es okay, mitzuspielen.

      Ich fuerchte jedoch, dass viele Unsichere hier mit voellig falschen Vorstellungen investieren. Sie glauben, die Geldmen- genausweitungen weltweit wuerden unsere Waehrungen schwaechen und schliesslich das ganze "Papiergeld"-System zum Einsturz bringen. Und sie glauben, dass sie fuer diesen Fall im Gold richtig investiert sind. Ich behaupte, dass diese Investoren gleich einem zweifachen Irrtum aufgesessen sind: Erstens wer- den unsere Waehrungen nicht krachen. Und zweitens, selbst wenn das passieren wuerde, waere Gold nicht die geeignete An- lage fuer diesen Fall der Faelle.

      Es ist ein Trugschluss, die Qualitaet einer Waehrung an der Menge ihrer umlaufenden Zahlungsmittel festzumachen. Das ist ein schier nicht mehr zu beseitigender Irrglaube. Wichtig fuer die Qualitaet einer Waehrung ist ausschliesslich das, was im Tresor der Notenbank liegt, und wie die Notenbank agiert. Besitzt die Notenbank gute Sicherheiten, dann ist die Waehrung gut. Wichtig fuer die Qualitaet einer Waehrung ist also nicht die Menge der umlaufenden Zahlungsmittel, sondern die Menge guter und beleihbarer Sicherheiten.

      Und die Notenbank muss ihren Refinanzierungssatz ueber denje- nigen des Geldmarktes setzen, damit nur zu steigenden Zins- saetzen neues Geld in Umlauf kommt. Ist das gewaehrleistet, ist alles gut. Dann laeuft genauso viel Geld um wie die Men- schen gerne halten wollen. Und kein Euro und kein Dollar mehr. Alles andere ist schlichtweg Propaganda. Waeren die Menschen tatsaechlich der Meinung, es kursiere zu viel Geld, dann wuerden sie ihre Bestaende herunter fahren und die da- fuer bei der Notenbank hinterlegten Assets ausloesen.

      Es gibt also keinen faktischen Grund, derzeit Gold zu kaufen.
      Ausser denjenigen, dass die anderen Idioten ja auch kaufen."



      Grüssels
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      schrieb am 22.01.06 17:09:40
      Beitrag Nr. 77 ()

      Eulenspiegel

      Die 92. Historie sagt, wie Eulenspiegel seine Sünden bereuen sollte und wie ihn dreierlei Schalkheit reute, die er nicht getan hatte.
      Reue und Leid wegen seiner Sünden sollte Eulenspiegel während seiner Krankheit empfinden, damit ihm das Abendmahl gegeben werden könne und er desto süßer sterben könne - so sagte ihm eine alte Begine. Zu ihr sprach Eulenspiegel: »Dies geschieht nicht, daß ich süß sterbe, denn der Tod ist bitter. Und warum soll ich heimlich beichten? Was ich in meinem Leben getan habe, das ist in vielen Landen vielen Leuten bekannt. Wem ich etwas Gutes getan habe, der wird es mir wohl nachsagen. Habe ich einem etwas Böses getan, der wird das trotz meiner Reue nicht verschweigen. Ich bereue dreierlei, und es tut mir leid, daß ich es nicht getan habe und nicht tun konnte.« Die Begine sprach: »Du lieber Gott! Ist es etwas Böses, das Ihr gelassen habt, so seid doch froh darüber! Laßt Euch Eure Sünden leid tun!« Eulenspiegel sagte: »Frau, mir ist leid, daß ich dreierlei nicht getan habe und auch nicht dazu kam, es zu tun.« Die Begine sprach: »Was sind das für Dinge? Sind sie gut oder böse?«
      Eulenspiegel sprach: »Es sind drei Dinge, und das erste ist das: Wenn ich in meinen jungen Tagen sah, daß ein Mann auf der Straße ging, dem der Rock lang unter dem Mantel heraushing, ging ich ihm nach. Ich meinte, der Rock werde ihm herunterfallen, so daß ich ihn aufheben könnte. Wenn ich dann näher zu ihm kam, sah ich, daß ihm der Rock nur zu lang war. Darüber wurde ich zornig und hätte ihm gern den Rock so weit abgeschnitten, wie er unter dem Mantel hervorhing. Daß ich das nicht konnte, das ist mir leid.
      Das zweite ist dies: Wenn ich jemanden sitzen oder gehen sah, der mit einem Messer in seinen Zähnen stocherte: daß ich ihm nicht das Messer in den Hals schlagen konnte. Auch das tut mir leid.
      Das dritte ist: daß ich nicht allen alten Weibern, die über ihre Jahre hinaus sind, ihre Ärsche zuflicken konnte, auch das ist mir leid. Denn diese Frauen sind zu nichts nütze mehr auf Erden, als daß sie das Erdreich bescheißen, worauf die Frucht steht.«
      Die Begine sprach: »Ei, behüte uns Gott! Was sagt Ihr da? Ich höre wohl: wenn Ihr gesund genug wäret und die Möglichkeit hättet, Ihr würdet mir mein Loch auch zunähen, denn ich bin eine Frau wohl von 60 Jahren.« Eulenspiegel sagte: »Es tut mir leid, daß es noch nicht geschehen ist.« Da sprach die Begine: »So behüte Euch der Teufel!«, ging von ihm fort und ließ ihn liegen.
      Und Eulenspiegel sagte: »Es ist keine Begine so fromm, daß sie nicht, wenn sie zornig wird, ärger ist als der Teufel.«



      Grüssels
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      schrieb am 23.01.06 04:48:40
      Beitrag Nr. 78 ()

      Die amerikanische Versuchung

      von Dr. Bernd Niquet

      Am Montag vor einer Woche, abends um zehn Minuten nach sechs, hat sie mich erwischt, die amerikanische Versuchung. Ich weiss, dass die meisten Menschen schon weit frueher in den Bann gezogen wurden, ja dass nicht nur ein ganzer Kontinent von nichts anderem lebt als von der amerikanischen Versu- chung. Doch mich hat es eben – wie eigentlich immer – erst sehr spaet erwischt. Und dann – ebenso wie eigentlich immer – in einem ganz anderen Bereich als bei den meisten.

      Ich sass zu diesem Zeitpunkt gerade in einem grossen Steak- House und wollte eigentlich ein Bier trinken. Doch diese gaengigen Industriebiere sind mir so zuwider, dass ich ploetzlich Appetit auf Wein bekam. Ich fragte, welcher Rot- wein denn am kraeftigsten sei und bekam einen Cabernet- Sauvignon aus Chile. Was dann folgte, war eine Offenbarung.

      Ich habe schon viele sehr teure Rotweine getrunken und bin ein halbes Leben lang dem Brombeergeschmack im Wein nachge- jagt. Irgendwie verrueckt fand ich das schon immer. Da kauft man fuer sehr viel Geld Rotwein, um sich dann am Aroma von etwas ganz anderen zu ergoetzen, was man in Reinform sehr viel guenstiger erstehen koennte. Aber trotzdem, dass so etwas in einem natuerlich Gaerprozess entsteht, macht es zu etwas ganz Besonderem und ist gleichsam ein Weltwunder im kleinen Massstab.

      Ich bekomme also den offenen chilenischen Rotwein fuer fuenf Euro noch etwas das Glas. Schoen dunkel in der Farbe. Ich setze an und erlebe ploetzlich einen so intensiven Geschmack nach Brombeere und Heidelbeere wie er sich selbst im Chateau Petrus nicht findet. Wie kann das sein? In einem vergleichs- weise billigen Wein so eine Delikatesse? Das waere so, als wuerde man das Steak anschneiden und merken, dass unter einer duennen Fleischschicht sich reines Gold verbirgt. Es muessen also Alchemisten am Werk sein.

      Und sofort erinnere ich mich. Da war das vor kurzem etwas, dass naemlich die EG ab sofort Wein aus den USA importieren muss, dessen Gaerungsprozess kuenstlich gestaltet werden darf. Man darf dort Aromen zusetzen und Enzyme, also den Geschmack durch einen Eingriff von aussen beeinflussen. Und dieser chilenische Wein muss die Vorhut bilden, da bin ich mir ganz sicher. War ich jedoch vorher noch sehr skeptisch gestimmt bezueglich dem, was uns die Amerikaner da wieder vor die Nase setzen, bin ich seit dem Verkosten dieses Weines jedoch voellig anderer Meinung.

      Jetzt denke ich: Warum uns alles schwerer machen als unbe- dingt noetig? Warum den Gipfel des Geschmacks nur wenigen Reichen zubilligen? Und warum nicht der breiten Masse mit weniger Geld auch? Vielleicht gelingt es bald ja sogar, die Gaensestopfleber naturidentisch herzustellen. Wie viel Leid koennte man damit aus der Welt schaffen. Ich habe jedenfalls erst einmal beherzt zugegriffen, vom Angebot des Steak-Houses Gebrauch gemacht und mehrere Flaschen dieses koestlichen Weines fuer 16 Euro pro zwei Flaschen mitgenommen. Und jetzt ueberlege ich, ob ich nicht auch ansonsten etwas von den Ame- rikanern lernen kann, gegen das ich mich bisher immer gewehrt habe?

      Zum Beispiel, mir einfach nicht mehr so viele Gedanken zu machen. Lieber an das Heute als an das Morgen zu denken.
      Schlichtweg nicht mehr immer das Geld zurueckzulegen, sondern einfach viel mehr zu konsumieren. Mir auch ein Haus zu kau- fen, es bis zum Dach mit Schulden zu beleihen und den Gegen- wert bedingungslos zu verknallen. Denn was kostet die Welt?
      Morgen kann doch schon alles aus sein.


      Grüssels
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      schrieb am 23.01.06 04:53:14
      Beitrag Nr. 79 ()

      "Indianer haben sich verzockt

      Die Ureinwohner Amerikas haben dank Kasino-Lizenzen einen höheren Lebensstandard als früher. Nun hat Lobbyist Jack Abramoff deren Geld veruntreut. Als wenn das nicht Strafe genug wäre, geraten sie jetzt selbst ins Zwielicht
      von Eva Schweitzer in Mescalero Apache Reservation

      Das "Inn of the Mountain Gods" erhebt sich in den Bergen New Mexicos, zwischen Sierra Blanca und dem Tal des Feuers. Es liegt in der Reservation der Mescalero-Apachen, Vorbild für Karl Mays Schauplatz der "Winnetou"-Romane. Das Kasino- und Hotelresort hat einen Jahresumsatz von rund 120 Millionen Dollar, davon 80 Millionen Dollar von Spielautomaten und Black-Jack-Tischen, Pokerrunden und Rouletterädern.


      Vor dem vollbesetzten Saal, dessen Ausmaße an Las Vegas erinnern, stehen Statuen der "Götter der Berge" und heben ihre Schwerter. Die Verteidigungshaltung hat durchaus Sinn. Denn mit dem Skandal um den Lobbyisten Jack Abramoff sind auch indianische Kasinos, die Abramoff und anderen Lobbyisten Millionen gaben, in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit geraten.


      Der Glücksspielboom in Reservaten wurzelt im Jahr 1986. Damals zog der Stamm der Cabazon in Kalifornien vor den Supreme Court der USA, um das Recht zu erklagen, ein Kasino zu eröffnen. Das ist in Amerika - Nevada ausgenommen - eigentlich illegal. Reservate aber sind teilautonome Gebiete, wo viele steuer- und zollrechtliche Regeln nicht greifen. Die Cabazon gewannen vor dem Verfassungsgericht, 1988 verabschiedete der Kongreß den "Indian Gaming Regulatory Act".


      Daraus hat sich heute ein gewaltiger Geschäftszweig entwickelt. Mark Van Norman zufolge, Direktor der "National Indian Gaming Association" und selber ein Cheyenne River Sioux, betreiben 220 Stämme zusammen 330 Kasinos in 28 Bundesstaaten, mit einem Jahresumsatz von 19 Milliarden Dollar. Davon, schätzt Van Norman, bleiben den Stämmen 25 Prozent als Gewinn. Das hat ihnen Schulen und Kliniken, Büchereien, Bolzplätze und Feuerspritzen beschert. Einer Harvard-Studie von 2005 zufolge stieg das Pro-Kopf-Einkommen in solchen Reservaten um 36 Prozent in zehn Jahren.


      Als aber in diesen Wochen bekannt wurde, daß der Lobbyist Jack Abramoff 66 Millionen Dollar von Indianerstämmen kassiert hat, brach eine schwelende Debatte über Kasinos neu auf. Abramoff sollte für seine indianischen Klienten bei den Politikern in Washington ein gutes Wort einlegen. Tatsächlich aber hat er die Gelder teils in die eigene Tasche gesteckt, teils politischen Freunden - darunter Republikanerführer Tom DeLay - Luxusurlaube und Wahlkämpfe finanziert.


      Betrogen hingegen wurden die Indianer. Dem Stamm der Coushattas in Alabama etwa hatte Abramoff versprochen, sich in Washington für den Bau eines Kasinos einzusetzen. Gleichzeitig hatte er Millionen von Dollar von konkurrierenden Stämmen eingestrichen und das Coushatta-Kasino tatsächlich hintertrieben. Abramoff soll auch Wahlen zu den "Tribal Councils", dem obersten Gremium der Stämme, manipuliert haben, damit seine Vertragspartner Häuptlinge blieben.


      Lobbyisten werden zunächst gebraucht, um einen Stamm in Washington registrieren zu lassen. Das versuchen oft auch Weiße, die auf angebliche indianische Vorfahren verweisen. Die Mashantucket Pequot in Connecticut etwa, die 1983 anerkannt wurden, gehen auf nur zwei indianische Frauen zurück, die vor 80 Jahren dort lebten. Sie verwalten nun das größte Kasino der Welt.


      Aber Lobbyisten sind auch dann wichtig, wenn der Stamm Land für ein Kasino außerhalb der Reservation kauft. "Solche Projekte werden oft von zwielichtigen Developern finanziert, die für Anwälte, Lobbyistenhonorare und Grundstückskosten aufkommen und sich dafür ein Gutteil der Profite sichern", sagt James Martin, Direktor der Vereinigten Südlichen und Östlichen Stämme, bei einem Hearing des US-Senats. Noch schärfer formuliert es Alexis Johnson, ein Fachanwalt für Kasinovorhaben. "Kasinos sind heute das, was früher pockeninfizierte Wolldecken waren, die die Briten den Indianern gegeben haben."


      In die gleiche Kerbe schlägt Buchautor Stephen Pizzo. "Kasinos sind das Äquivalent der Handelsposten im Wilden Westen, als der weiße Mann Indianern den für sie giftigen Schnaps andrehte", meint er. Pizzo hat das Reservat der Cabazon besucht und festgestellt, daß die Profite zum größten Teil von Mobstern aus Los Angeles kassiert würden. Denn da die Reservate weitgehend autonom seien, könne sich hier auch die Mafia vor dem FBI verstecken.


      Verbandschef Van Norman allerdings bestreitet dies: Die Kasinos operierten keineswegs außerhalb staatliche Kontrolle, sagt er. Sowohl der Stamm als auch die Bundesregierung seien verpflichtet, Buchprüfer einzuschalten. Abramoff sei ein Einzelfall, die Indianer seien dessen Opfer.


      Ohnehin ist der rechtlich autonome Status der Reservate keine Gnade der Weißen - ihm liegen Verträge zugrunde, die Washington mit den Stämmen abschließen mußte, die die US-Armee militärisch nicht besiegen konnte. Dazu zählen auch die Mescalero-Apachen, die sich auf der Homepage des Kasinos ihrer "historischen Expertise im Guerillakrieg" rühmen. Der Stamm hat heute 4000 Mitglieder, und das "Inn of the Mountain Gods" ist der größte Arbeitgeber im Landkreis.


      Zu dem Kasino gehören neben der Spielhalle auch ein Luxushotel mit Restaurants, Fitness-Center und Schwimmhalle, ein Konferenzzentrum, ein Golfkurs, eine Jagdstrecke sowie Angebote zum Fischen, Schwimmen, Reiten und Skifahren. Für den Stamm ist das Ferienresort ein Wirtschaftsmotor. Dem Quartalsbericht von Ende Oktober zufolge lag der Umsatz des "Inn of the Mountain Gods" bei 31,2 Millionen Dollar, ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.


      Dem steht zwar ein Nettoverlust von 4,1 Millionen Dollar entgegen. Dies werde aber hauptsächlich durch Anlaufkosten nach dem Bau eines neuen Hotels verursacht, das im März 2005 eröffnet hat, meint Chief Operation Officer Brian Parrish. Jedoch werde "Sky Apache", die neue Skipiste, bald mehr Einnahmen bringen. "Wir haben viel Energie in die Werbung gesteckt, damit wir von Crossmarketing-Effekten zwischen dem Skiresort und dem Hotel profitieren können", sagt er.


      Ohne Lobbyisten und Berater läuft bei den Mescalero allerdings auch nichts. Der Stamm hat ebenfalls Lobbyisten engagiert, und zwar die Smith-Free Group sowie Holland & Knight, denen jeweils 40 000 Dollar im Jahr gezahlt werden. Die Pueblo-Indianer hingegen, die im Norden New Mexicos und in Arizona leben - und mit den Apachen traditionell auf Kriegsfuß stehen -, haben auf Abramoffs Büro Greenberg Traurig vertraut. Die Tage von Winnetou jedenfalls sind lange vorbei."


      Artikel erschienen am 22. Januar 2006

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      Grüssels
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      schrieb am 30.01.06 04:53:35
      Beitrag Nr. 80 ()

      "Bei der Nanotechnologie ist Hamburg Spitze

      Mitte Februar eröffnet das neue Forschungszentrum CAN - Bereits 70 000 Beschäftigte arbeiten an der Elbe in diesem Bereich

      von Stephan Maaß

      Winziger geht`s kaum. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter. Fünftausend mal dünner als ein menschliches Haar. Die Erforschung, Bearbeitung oder Herstellung von Gegenständen, die kleiner als 100 Nanometer sind, also mehr oder weniger im Reich von Atomen und Molekülen, nennt man Nanotechnologie. Doch hier endet die Winzigkeit. Denn die Nanotechnologie ist die Grundlage für ein Riesengeschäft. Davon sind Naturwissenschaftler und Wirtschaftsexperten gleichermaßen überzeugt. In Hamburg spielt Nano eine besonders wichtige Rolle.


      "Auf dem Gebietet der Nanotechnologie nimmt Hamburg eine internationale Spitzenposition ein", sagt Harald Vogelsang, Privatkundenvorstand der Haspa. Seine Bank ist Fördermitglied beim HanseNanoTec, einem Netzwerk der Universität für alle Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Förderorganisationen aus der Region Hamburg, die mit Nanotechnologie arbeiten. Auf der Forschungsseite sind das mehr als 30 Arbeitsgruppen an der Universität, dem Universitätsklinikum Eppendorf, der TU Harburg und beim Deutschen Elektronensynchroton (Desy).


      Unternehmen wie Beiersdorf, Phillips Medizin Systeme oder Eppendorf produzieren mit Hilfe von Nanotechnologie. Auch beim neuen Centrum für angewandte Nanotechnologie Hamburg (CAN) ist die Haspa beteiligt. Offiziell eröffnet wird es Mitte Februar. Das CAN soll dazu beitragen, die gewonnenen Nano-Forschungsergebnisse schneller in neue Produkte umzusetzen. Die Stadt Hamburg fördert den Aufbau des Zentrums mit 9,5 Millionen Euro. Der CAN-Unterhalt soll aus Forschungsaufträgen finanziert werden.


      Insgesamt fließen in den kommenden Jahren rund 30 Millionen Euro in die Erforschung der Nanotechnologie in Hamburg: Denn auch das Interdisziplinäre Nanowissenschafts-Centrum (INCH) wird mit zehn Millionen Euro von der Stadt gefördert. Hinzu kommen noch Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Erforschung des Nanomagnetismus.


      Die Fördermittel sind ein klarer Hinweis dafür, wie ernst die Politik in der Hansestadt das Thema nimmt, sagt Vogelsang. Und er ist davon überzeugt, daß sich das Engagement der Haspa auszahlen wird: "Wir sind natürlich daran interessiert, für unsere Kunden Anlagepotentiale zu entdecken. Bei der Nanotechnologie wurden wir fündig. Das ist ein Wachstumsmotor."


      Dabei ist noch längst nicht absehbar, welche Einsatzmöglichkeiten für Nanotechnologie es später einmal geben wird. Schon heute spielt sie bei der Veredelung von Materialien eine Rolle. Duschkabinen werden mit Nanoteilchen schmutzresistent, Lacke werden dank der winzigen Teile widerstandsfähiger. Weil die Technologie mit den kleinen Teilchen chemische und physikalische Eigenschaften von Werkstoffen besser beeinflussen kann als ältere Verfahren, sind viele Produkte ohne Nanotechnologie schon heute kaum mehr denkbar. Die DFD-Millionen für den Nanomagnetismus könnten dazu führen, daß in Hamburg digitale Verfahren entwickelt werden, die Bits auf Atomniveau speichern. Die gesamte Weltliteratur hätte dann auf einem Chip in Briefmarkengröße Platz.


      Ein bedeutendes Potential entfalte die Nanotechnologie allerdings auf dem Gebiet der Life Sciences (Lebenswissenschaften), sagt Horst Weller, Leiter des CAN und Professor für Physikalische Chemie an der Universität Hamburg. "Hier kann die Nanotechnologie der Diagnostik ganz neue Impulse liefern." Beispiele für den Einsatz von Nanoteilchen in der Medizin: Intelligente Medikamente, die zielgenau dort eingesetzt werden, wo die Erkrankung ist. Oder schlaue Nano-Marker, die helfen, Krebszellen frühzeitig aufzuspüren und Herzinfarkt-Risiken zu mindern.


      Nanotechnologie ermögliche den Quantensprung in den Life Sciences, ist Weller überzeugt. Hier sei Hamburg ohnehin schon gut aufgestellt. Laut einer Studie der Handelskammer sind in diesem Bereich rund 70 000 Menschen beschäftigt. Und einige Unternehmen setzen schon heute auf die Nanotechnologie.


      Beispiele: Beiersdorf stellt schon seit vier Jahren Deos und Cremes mit Nanoteilchen her. Die Eppendorf Polymere GmbH, eine Tochtergesellschaft der Eppendorf AG, veredelt die Oberflächen von Gefäßen oder Pipetten mit Nanopartikeln. Das Hamburger Dentallabor DMG entwickelt Füllungen mit Nanopartikeln.


      Das Hamburger Unternehmen Evotec Technologies ist unter anderem spezialisiert auf Analysen im Nanobereich.


      "Nanotechnologie gehört zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts", sagt Weller. Laut Schätzungen hat das weltweite Nanogeschäft heute einen Umfang von rund 100 Milliarden US-Dollar. "Für das Jahr 2008 wird für den Nanotechnologie-Weltmarkt ein Volumen von 800 Milliarden US-Dollar prognostiziert", so Michael Kuckartz, Geschäftsführer des Innovations- und Patentzentrums der Handelskammer.


      Jobs und Investitionen für Hamburg dank Nanotechnologie - einen kleinen Beitrag liefert das CAN von Weller schon jetzt. Rund 50 Wissenschaftler sollen in dem Institut forschen. "


      Artikel erschienen am Mon, 30. Januar 2006
      © WELT.de 1995 - 2006



      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 31.01.06 16:21:08
      Beitrag Nr. 81 ()

      @alle

      wer interessante und lesenswerte artikel
      findet, darf sie gerne hier reinstellen.



      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 05.02.06 04:27:40
      Beitrag Nr. 82 ()

      "Chinas großer Sprung nach Afrika

      Um die expandierende Wirtschaft zu unterstützen, kauft Peking massiv Rohstoffe auf dem Kontinent - zum Mißfallen der USA

      von Kirstin Wenk und Jens Wiegmann

      Berlin - Auf internationalen Treffen, wie jüngst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, geht es immer wieder um ein Thema: Chinas Wirtschaftswunder. Mit 9,9 Prozent wuchs die fünftgrößte Volkswirtschaft im Jahr 2005. Mehr Wachstum bedeutet mehr Energieverbrauch. Wegen Chinas Aufstieg klettern die Preise für Erdöl und Gas auf Rekordhöhen, auch bei uns. Der Energiehunger des Landes läßt Peking nach neuen Rohstoffquellen suchen, in Südamerika, in Südostasien - und in Afrika. Peking sieht den Kontinent "in erster Linie als Beschaffungsmarkt für Energieressourcen", sagt Frank Umbach, Experte für Sicherheit und Energie an der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.


      In den vergangenen Jahren hat China seine Präsenz in Afrika massiv ausgebaut und nun erstmals ein Weißbuch zu seiner Afrika-Politik veröffentlicht. Der staatliche Sender China Radio International sendet seit einer Woche sogar von Nairobi aus ein 19-Stunden-Programm auf Kurzwelle in den Sprachen Englisch, Kisuaheli und Mandarin. Hochrangige Politiker, wie Außenminister Li Zhaoxing, pflegen eine intensive Reisediplomatie mit den Ländern des Kontinents. In Nigeria betonte Li Chinas Unterstützung für den afrikanischen Wunsch nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Zuvor gab der chinesische Ölkonzern China National Offshore Oil Corp (CNOOC) bekannt, er wolle für 2,3 Milliarden Dollar 45 Prozent an einem 1300 Quadratkilometer großen Ölfeld in Nigeria erwerben. Knapp ein Drittel der chinesischen Ölimporte kommt aus Afrika, Tendenz steigend. Dabei schreckt China auch nicht vor Kooperationen mit international geächteten Staaten zurück. Der Sudan liefert 60 Prozent seiner Ölproduktion an den großen Partner.


      Die USA betrachten Pekings Engagement in Afrika mit wachsendem Unbehagen. Das undemokratische China fordere amerikanische Interessen in Afrika heraus, warnt eine Studie des Council on Foreign Relations in New York. Dagegen kritisiert Cai Jin-Yong, Energie-Experte bei Goldman Sachs in Peking, die USA als "scheinheilig". China brauche nun mal dringend Öl, sagt er. "Solange die USA Zugang zu Energiereserven in sicheren Staaten verwehren, muß China auch auf Länder wie den Sudan zurückgreifen." Cai weist auf die geplatzte Übernahme der US-Ölfirma Unocal durch CNOOC hin. Aufgrund des politischen Widerstands in den USA kam der Deal nicht zustande.


      Durch Chinas enorme Nachfrage sind die Weltmarktpreise für Erze, Metalle und Öl stark gestiegen. Damit wird auch die Erschließung bisher unrentabler oder kleinerer Vorkommen im Senegal oder in der Elfenbeinküste interessant. Chinas langfristige Strategie ist, Milliarden in die Zielländer zu pumpen - in Form von Beteiligungen oder für Infrastrukturprojekte, wie Pipelines, Raffinerien, Hafenanlagen. Schätzungen gehen davon aus, daß Peking von 2001 bis 2030 rund 360 Milliarden Dollar in den afrikanischen Ölsektor investieren wird. Im Sudan ist die staatseigene China National Petroleum Corporation bereits mit 40 Prozent an dem Ölkonzern GNPOC beteiligt.


      "China wird von vielen Regierungen in Afrika mit offenen Armen empfangen", sagt Denis Tull, Afrika-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), "zumal der Westen auf dem Kontinent außerhalb des Ölsektors kaum investiert". Weniger begeistert ist häufig die Bevölkerung. Peking betrachtet den Kontinent mit seinen 900 Millionen Einwohnern auch als Absatzmarkt für billige chinesische Textilien und Elektronikwaren. Das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen erreichte 2005 einen Höchststand von 35 Milliarden Dollar. China mache mit seinen Importen die heimische Wirtschaft kaputt, heißt es.


      Vor allem Demokratisierung und Menschenrechte bleiben auf der Strecke. Anders als der Westen stelle China keinerlei Bedingungen an Transparenz und Korruptionsbekämpfung, sagt Tull, außer der Nichtanerkennung Taiwans. Dieses "Souveränitätsprinzip" nützt beiden Seiten: Der Sudan etwa kauft mit einem Teil der Öl-Einnahmen Waffen, gern in China. Peking verhindert dafür im UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Khartum. Auch über Simbabwe und dessen Diktator Robert Mugabe hält China seine schützende Hand. Das Interesse an den Bodenschätzen des Landes scheint aber nachzulassen: Bei seiner letzten Peking-Reise erhielt Mugabe nicht die erwünschte finanzielle Unterstützung. "Demokratische Regeln und Prinzipien fehlen völlig", sagt auch Peter Draper, Handelsexperte des South African Institute of International Affairs in Kapstadt.


      Dagegen betont Peking altruistische Motive seiner "strategischen Partnerschaft mit Afrika". "Sie basiert auf Gleichheit und gegenseitigem Vertrauen", sagte Außenminister Li in Mali. Die offizielle Zeitung "China Daily" schreibt: "Anders als bei anderen Staaten ist Chinas Afrika-Politik aufrichtig und nicht ausbeuterisch." Schließlich hätten die Regionen etwas gemeinsam: "Wir litten beide unter kolonialer Ausbeutung."


      Artikel erschienen am Fr, 3. Februar 2006
      © WELT.de 1995 - 2006




      Grüssels
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      schrieb am 06.02.06 04:37:48
      Beitrag Nr. 83 ()

      Letzte Chance zur Ehrenrettung

      Kenneth Lay legte mit Enron die spektakulärste Pleite der US-Geschichte hin. Vor Gericht kämpft er für seinen Ruf als mitfühlender Wohltäter - und gegen drohende 175 Jahre Haft

      von Anette Dowideit

      Bill Burton bemüht für seinen Vergleich eine legendäre Gestalt aus der griechischen Mythologie. "Dies ist die klassische Geschichte von Ikarus - ein hübscher Junge mit Stil, der hohe Ansprüche an sich selbst hat, doch dann zuviel will und abstürzt", sagt der Anwalt aus Houston. Der hübsche Junge, den Burton meint, heißt Kenneth Lay. Er war Chef des Energiehändlers Enron und hat 2001 die spektakulärste Unternehmenspleite der US-Geschichte hingelegt. Burton ist ein Freund des Enron-Gründers und findet, daß sich Lay ziemlich dumm verhalten hätte. Der Staatsanwalt hält Lay für einen Verbrecher, den er lebenslänglich hinter Gitter bringen will.


      Der Prozeß gegen Kenneth Lay bewegt. Die entscheidende Frage lautet: War es Dummheit oder Bosheit, die Lay vor Gericht gebracht hat? Das soll das Gerichtsverfahren gegen den Firmengründer klären, das diese Woche in Houston, dem ehemaligen Konzernsitz von Enron, begonnen hat. Lay werden Betrug, Geldwäsche und Verschwörung während seiner Zeit als Konzernchef von Enron vorgeworfen. Der Hauptanklagepunkt: Noch als Enron schon längst nicht mehr zu retten war, legte er seinen Mitarbeitern ans Herz, sich Aktien des Konzerns zuzulegen - während er selbst klammheimlich eine halbe Million Enron-Aktien verkaufte.


      Viele Menschen in Houston sind durch die Pleite um ihre Ersparnisse gebracht worden. Zu den Aktionären gehörten neben namhaften Investmentbanken und Fondsgesellschaften auch die Mitarbeiter des Unternehmens. Fast jeder Bewohner Houstons hat einen Verwandten oder Freund, dessen Altersversorgung durch die Enron-Pleite dahin ist. Mehr als 800 Mio. Dollar büßten die Beschäftigten an Pensionsansprüchen ein, rund 5000 Mitarbeiter verloren ihren Job.


      Lay behauptet: "Ich habe immer so gelebt, daß ich keine Gesetze übertrete." Sein Anwalt Michael Ramsey beteuerte in seiner Eröffnungsrede am vergangenen Dienstag, sein Klient sei ein großzügiger, ehrbarer Geschäftsmann, der lange gekämpft habe, um Enron zu retten. Auch Ramsey strengte den Vergleich zur antiken Mythenwelt an. Lays Versagen sei "fast ein Tragödie nach altgriechischem Vorbild" gewesen. Dagegen sagt Staatsanwalt John Hueston, Lay und sein Mitangeklagter, der kurzzeitige Unternehmenschef Jeffrey Skilling, hätten "Lügen über Lügen" über den Zustand des Konzerns verbreitet. Vor Gericht soll nun geklärt werden, wo in Lays persönlicher Geschichte die Wahrheit aufhört und die Lüge anfängt. Folgen die Geschworenen der Argumentation des Staatsanwalts, dann bekommt der 63jährige eine Haftstrafe von 175 Jahren Gefängnis.


      Trotz der scharfen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft hat Lay immer noch einen Sympathiebonus. Der Mitangeklagter Jeffrey Skilling ist in der Rolle des Raubtierkapitalisten besetzt. Der 52jährige ehemalige McKinsey-Berater gilt als arrogant und unberechenbar. Einen Investor beschimpfte er schon mal vor Zeugen als "Arschloch". Lay dagegen kommt als netter älterer Herr daher. Zwischen ihm und dem Mitangeklagten Skilling herrscht Feindschaft "Es gibt andere, die viel mehr Verantwortung tragen als ich", bemerkte Lay mit Blick auf Skilling. Lay beruft sich vor allem darauf, daß Skilling Anfang 2001 den Vorstandsvorsitz übernommen hatte und er sich in den Aufsichtsrat zurückzog. Ein halbes Jahr später verkündete Skilling seinen Rücktritt - angeblich aus persönlichen Gründen. Lay kehrte auf den Chefsessel zurück und vier Monate später wurde der Bankrott publik. Endpunkt einer Karriere, die 1965 begonnen hatte.


      Lay, Bauernsohn aus Texas, startete beim Ölriesen Exxon, wechselte dann ins Verteidigungsministerium und wurde später Chef der Houston Gas Corporation. Aus der formte er durch Fusionen den mächtigen Enron-Konzern, siebtgrößtes Unternehmen der USA. Politik machte er über das "Houston Forum". In der Riege der cowboyhut-tragenden Ölbarone und Konzernbosse nahm er eine Schlüsselposition ein.


      Aus diesem Dunstkreis bezog auch US-Präsident George W. Bush einen großen Teil seiner Wahlkampfunterstützung. Noch kurz vorm Zusammenbruch des Enron-Imperiums vor fünf Jahren wurde Lay als Energieminister in Washington gehandelt. Bis zum Skandal spielten Bush und Lay regelmäßig zusammen Golf. Für seine zahlreichen Wahlkampfspenden - laut "New York Times" haben zwei Drittel aller Kongreßmitglieder während ihrer Laufbahn mindestens einmal Zuwendungen von Lay und seiner Firma erhalten - habe er immer auch deutliche Unterstützung für die von ihm propagierte Liberalisierung des Stromhandels verbunden.


      Gegen das Bild des gewissenlosen Pleitiers führen Verteididiger und Sympathisanten den Menschenfreund Lay ins Feld. Der gläubige Christ wird von Bekannten als sympathisch und bescheiden beschrieben und von vielen seiner Ex-Mitarbeiter noch heute in Schutz genommen. Seine Bürotür habe immer offengestanden, heißt es. Die Buchautorin Mimi Swartz schreibt in ihrer Biographie "Power Failure", Lay habe die Gabe, die Menschen glauben zu machen, daß er sich wahrhaft für sie interessiere. "Er erinnerte sich nicht nur an den Namen seiner Gesprächspartner, sondern auch noch an den Namen der Schwester und fragte dann, wie diese sich von ihrer Herzoperation erholt habe."


      An seinem früheren Millionenvermögen ließ er viele wohltätige Einrichtungen teilhaben. Die 52 Millionen Dollar schwere "Linda and Ken Lay Family Foundation", die er zusammen mit seiner Frau gründete, spendete für so unterschiedliche Dinge wie ein Krebszentrum, das Holocaust-Museum der Stadt Houston und eine Tierklinik. "Eines der wichtigsten Dinge, die wir unsere Kinder lehren können, ist Altruismus - den Sinn, für das Wohl anderer zu sorgen, ohne an die Konsequenzen für sich selbst zu denken", schrieb er nur wenige Wochen vor dem Enron-Skandal 2001 in einem Zeitungsartikel.

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      Grüssels
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      schrieb am 06.02.06 04:40:28
      Beitrag Nr. 84 ()

      "Das mit dem Tod muß jeder mit sich selbst ausmachen"

      Streitgespräch über das Töten auf Verlangen - Bayerns Justizministerin will aktive Sterbehilfe verhindern, Hamburgs Senator Kusch mehr Selbstbestimmung
      Berlin - Innerhalb der Union wird heftig über die aktive Sterbehilfe gestritten. Während Hamburgs Justizsenator Roger Kusch (CDU) sich für eine Änderung des Paragraphen 216 (Töten auf Verlangen) einsetzt, will Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) Vorboten der aktiven Sterbehilfe in Deutschland auf jeden Fall verhindern. Frank Diering moderierte für die WELT ein Streitgespräch zwischen den beiden Kontrahenten.

      DIE WELT: Frau Merk, Ihr Kollege Herr Kusch möchte in bestimmten Fällen Töten auf Verlangen nicht länger als Straftatbestand gelten lassen. Eine gute Idee?

      Beate Merk: Jedem Bürger in unserem Land muß ermöglicht werden, in Würde zu sterben. Leider ist das nicht mehr überall der Fall. Schwerst- und Todkranke werden zum Sterben praktisch ausgelagert, sie sterben in Altersheimen und Krankenhäusern - am wenigsten zu Hause. Deswegen haben viele Menschen Angst davor, in die Maschinerie der Medizin zu geraten. Sie fürchten, daß ihr persönlicher Sterbensweg von Dritten fremdbestimmt wird. Deswegen brauchen wir eine Lösung für das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen. Und zusätzlich ein flächendeckendes Netz an Palliativ-Medizin und Hospizarbeit. Eine Gesetzesänderung des Paragraphen 216 ist meiner Ansicht nach der falsche Weg.

      Roger Kusch: Zu behaupten, Palliativmedizin, also die Schmerztherapie von Todkranken, und die Hospizbewegung seien die einzig denkbaren Alternativen, halte ich für falsch. Es gibt aber Fälle, in denen es nicht um Schmerzlinderung allein geht. Viele Menschen wünschen sich das Recht auf einen eigenverantwortlichen Tod. Im übrigen: Die Pflegesituation ist gar nicht so schlecht, wie sie von vielen immer herbeigeredet wird. Ein Blick in unsere Krankenhäuser zeigt, daß vielerorts hervorragende Arbeit geleistet wird. Das Sterben in deutschen Krankenhäusern geht durchaus angemessen und in Würde vor sich.

      Merk: Das Krankenhaus ist zunächst ein Ort, wo Menschen Hilfe erwarten und nicht in den Tod geschickt werden wollen. Daß der Tod dort zum Alltag gehört, weiß jeder - ein Ort für einen würdevollen Abschied ist es nicht.

      DIE WELT: Muß der Staat dafür sorgen, jedem Bürger das Recht auf Freitod einzuräumen?

      Kusch: Es geht nicht um das Recht auf Freitod, sondern um das Recht des Staates, tätig werden zu dürfen. Ausgangspunkt ist die Autonomie eines jeden Menschen. Der Staat hat sich in die inneren Angelegenheiten seiner Bürger grundsätzlich nicht einzumischen. Was die Frage eines selbstbestimmten Todes anbelangt, gilt der Grundsatz: Das muß jeder mit sich selbst ausmachen. Ich will ja gerade bestehende Gesetze wie das Strafgebot beim Töten auf Verlangen gar nicht abschaffen, sondern die Grauzone minimieren, die sich in der Praxis für Ärzte, Betroffene und Angehörige ergibt. Die Ausnahmen, die ich mit meinem Gesetzesvorschlag beabsichtige, soll Sicherheit vor Mißbrauch schaffen, damit eben keiner einen Mord begeht und im nachhinein behauptet, der Tote habe nur um Hilfe beim Sterben gebeten.

      DIE WELT: Teilen Sie dieses Staatsverständnis, Frau Merk.

      Merk: Nein. Ich sage, niemand darf einen anderen töten. Es darf in unserem Land nicht dazu kommen, daß ein Dritter die Herrschaft über das Ende des Lebens eines anderen zugesprochen bekommt. Wenn wir die Tür zur aktiven Sterbehilfe öffnen, dann gehen die rechtlichen Probleme erst richtig los. Ein Blick in die Niederlande zeigt, wie schnell die Sterbehilfe außer Kontrolle gerät. Es ist ja nicht nur so, daß bereits mehrere hundert Fälle dokumentiert sind, die belegen, daß die Toten ihre Einwilligung wohl doch nicht gegeben haben. Schlimmer noch: Die Diskussion weitet sich dort aus - auf Sterbehilfe für Behinderte und Kinder.

      Kusch: Jetzt wird es aber unsachlich. Mir vorzuwerfen, ich wollte mich hier für niederländische Verhältnisse stark machen, zielt völlig an der Absicht meines Gesetzesvorschlags vorbei. Zum einen kann man mir ja nicht vorhalten, daß in Holland derartige Verhältnisse herrschen. Zum anderen möchte ich auf die Inhalte meines Entwurfs verweisen. Dort steht klar geschrieben, daß eine Einwilligung zum Sterben auf Verlangen an die Volljährigkeit gebunden ist. Auch kann von Herrschaft eines Dritten über einen anderen nicht die Rede sein. In meiner Vorstellung ist der Dritte ja nur ausführendes Organ eines freien Willens - also eher eine Art technische Hilfe.

      DIE WELT: Wie wollen Sie aber Mißbrauch verhindern - etwa, daß eine in Aussicht gestellte Straffreiheit fürs Töten auf Verlangen nicht zu einer Vielzahl von Morden aus niederen Gründen führt?

      Kusch: Ich zolle dem Berufsstand der Ärzte und der Notare allerhöchsten Respekt. Deshalb habe ich diese beiden Berufe in meinen Entwurf miteinbezogen. Der Grundauftrag eines Arztes ist, Leben zu erhalten. Deshalb ist seine Kompetenz bei der Beratung genauso unabdingbar wie die rechtliche Absicherung durch einen Notar.

      DIE WELT: Glauben Sie beide, daß diese so unterschiedlichen Positionen die Union nicht zerreißen werden?

      Kusch: Ganz im Gegenteil. Ich möchte nur an die Abtreibungsdebatte am Anfang der neunziger Jahre erinnern. Damals reichten die Position innerhalb der Union von "mein Bauch gehört mir" bis zum absoluten Abtreibungsverbot. Und dank der offenherzigen Diskussion, die innerhalb der Partei erfolgte, ist ein akzeptabler Kompromiß zustande gekommen. Da sind die Verwehungen, die jetzt beim Thema aktive Sterbehilfe aufkommen, doch eher als harmlos zu bezeichnen. Es geht um die Enttabuisierung eines hochsensiblen Themas.

      DIE WELT: Frau Merk, hat sich Herr Kusch jetzt ins politische Abseits manövriert?

      Merk: Nein, Herr Kusch hat eine ernsthafte, fundierte Auffassung vertreten. Und: Auch wenn ich mit ihm in der Sache nicht übereinstimme, trägt er doch das Verdienst, daß er die Debatte in Deutschland massiv angestoßen hat, die bisher zu halbherzig verfolgt worden ist. Für mich heißt das, eine klare gesetzliche Regelung der Patientenverfügung."


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      Grüssels
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      schrieb am 06.02.06 04:43:22
      Beitrag Nr. 85 ()

      "Bloß den Moslem nicht reizen"

      Konflikte wie der um die Mohammed-Karikaturen werden sich auf Dauer nicht unterdrücken und steuern lassen

      von Mariam Lau

      Gibt es eine Alternative zum Kampf der Kulturen, die nicht "Appeasement" betreibt? Eine lange geplante Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema "Islamismus - eine journalistische Herausforderung" in der Katholischen Akademie Berlin fand sich plötzlich mitten in der aktuellen Eskalation katapultiert: der Kulturkampf ist da. Niemand, so scheint es, kann das noch steuern; die dänische Regierung nicht, die Medien nicht, die dortigen islamischen Verbände nicht, aber auch die moslemischen Länder nicht, die offensichtlich gehofft hatten, in der Karikaturendebatte dem Westen das Demokratiedefizit anhängen zu können, an dem ihre eigenen Gesellschaften kranken. Es wird nicht gelingen. Die jordanische Wochenzeitung "Shihan" hat als einzige der gesamten moslemischen Welt die Karikaturen gedruckt und wird auf Druck der dortigen Behörden jetzt selbstverständlich geschlossen, der zuständige Redakteur kann sich auf einiges gefaßt machen. Aber Konflikte dieser Art - zwischen Säkularisten, Despoten und Islamisten - werden sich nicht unterdrücken oder auf den Westen beschränken lassen. Der Zerfall des angeblich monolithischen Islam widerstreitende Fraktionen: das könnte ein Kollateralgewinn der Mohammed-Affäre sein.


      Aber wie positioniert sich der Westen? Für den Publizisten Henryk M. Broder liegt der Fall klar: "Eine tiefe europäische Tragik" liege darin, daß die jahrzehntelange Abwesenheit von Krieg unsere Gesellschaften unfähig zur Gegenwehr gemacht habe. "Bloß den Moslem nicht reizen" - das sei die Devise. So verfahre man mit Irans Präsident Ahmadi-Nedschad, so verfahre man in der Mohammed-Affäre.


      Aber die Zeit des Duckmäusertums, da war sich die Tagung im wesentlichen einig, ist vorbei: Der Auftritt der Bundeskanzlerin gegenüber der Hamas, das Umdenken der EU in bezug auf den Iran, die Debatte um Ehrenmorde und Zwangsehen, die gefühlte Temperatur in der Mohammed-Affäre - das alles klingt nicht mehr nach "vorauseilendem Gehorsam", schon gar nicht nach "Appeasement". Wer mit diesem Wort gern hantiert, hat nicht viel Geduld mit Differenzierungen. Richard Herzinger, Redakteur der "Welt am Sonntag", sah sich von Henryk Broder mit dem Vorwurf der "Absetzbewegung" konfrontiert - eine aus guten alten 68er-Zeiten bekannte Praxis -, als er bedauerte, im Kampf um die Meinungsfreiheit nun zur Solidarität mit einer eher schlichten journalistischen Mutprobe gezwungen zu sein. "Wenn Mohammed als Selbstmordattentäter dargestellt wird," so Herzinger, "darf man dabei ja nicht vergessen, daß die Mehrheit der Abertausenden wehrlosen Menschen, die - wie im Irak - von islamistischen Terroristen ermordet werden, ihrerseits auch an den Propheten Mohammed glauben."


      Aber auch wer Europa kein "Appeasement" mehr unterstellen möchte, darf überrascht sein, daß die Erpressung einer europäischen Regierung durch Boykottdrohungen und Stürmung eines EU-Büros im Gaza-Streifen erst nach der Zögern eine gemeinschaftliche Entrüstung hervorruft. Der Vortrag Daniel Cohn-Bendits, Europaabgeordneter der Grünen, war da erhellend. Vom Sturz des iranischen Präsidenten Mossadegh durch die CIA 1953 über verweigerte Aufstiegschancen in westlichen Gesellschaften bis hin sogar zu Mißbrauchsskandalen in Frankreich - Cohn-Bendit ist, kurz gesagt, der Auffassung, im Westen sei auch nicht alles in Butter. Zur Mohammed-Affäre fiel ihm ein Gebet jüdischer Orthodoxer ein, die sich täglich bei Gott dafür bedankten, nicht als Frau geboren zu sein. "Würde die WELT eine Karikatur darüber drucken? Ich glaube, kaum." Lebhaft diskutiert wurde auch die Rolle der Islamwissenschaften und der Migrationsforscher. In der Konfrontation des Ethnologen Werner Schiffauer mit dem Verfassungsschützer Herbert Landolin Müller unter anderem über die Gefährlichkeit der Organisation Milli Görüs trat wieder grell die alte Differenz zutage: Des einen "Freiheitskämpfer", beziehungsweise Opfer deutscher Mißstände, ist des anderen "Terrorist". Ausgerechnet in dem Moment, wo sich die deutsche Gesellschaft erstmals gemeinsam mit Migranten über das Thema Ehrenmorde beugt, zetteln linke Wissenschaftler eine Kampagne gegen die Autorin Necla Kelek an. Finsterer Verdacht: Ein Teil dieses Juste milieu hat seinen Moslem gern dumpf, rückständig und brutal. Wozu bräuchte man sonst den Migrationsforscher? "


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      Grüssels
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      schrieb am 06.02.06 07:17:03
      Beitrag Nr. 86 ()

      Schafft Amerika die Energiewende?

      Präsident Bush will den US-Ölverbrauch drastisch senken. Am stärksten werden die Autofahrer darunter leiden. Deutsche Firmen hingegen können profitieren

      von Manfred Fischer und Ulrich Machold

      George W. Bush ist häufig für eine Überraschung gut. Als der amerikanische Präsident am vergangenen Dienstag vor die Kameras trat, um seine Regierungserklärung zur Lage der Nation zu halten, hatten die meisten Kommentatoren hauptsächlich Durchhalteparolen in den Irak und Säbelgerassel in Richtung Teheran erwartet. Daneben nutzte Bush den Auftritt aber, um etwas ganz anderes anzukündigen. "Amerika ist süchtig nach Öl, das wir oft aus instabilen Teilen der Welt importieren", so der Präsident. Bis zum Jahr 2025 werde man deshalb die Öl-Importe aus dem politisch unbeständigen Nahen Osten um 75 Prozent senken, und zwar im Rahmen einer nationalen technologischen Großanstrengung.


      Das kam ziemlich überraschend. Die Öl-Fürsten des Förderkartells Opec reagierten verschnupft und schlugen Bush vor, doch am besten ab sofort kein Öl mehr von ihnen zu kaufen, wenn er es denn partout nicht haben wolle. Und die politische Entourage des Präsidenten beeilte sich, ihren wie üblich eher robust formulierenden Chef zu präzisieren. Keinesfalls wolle Bush tatsächlich kein Öl mehr aus Arabien. Vielmehr solle der Verbrauch der US-Wirtschaft so stark gesenkt werden, daß dies Einsparungen im Umfang von 75 oder sogar 85 Prozent der Importe aus dieser Ecke der Welt bedeuten würde. Mit anderen Worten: Amerika will weg vom Öl.


      Nun ist der Vorstoß zwar nicht ganz so radikal, wie er sich anhört, weil die USA nur ein knappes Fünftel ihrer Öl-Importe aus dem Nahen Osten beziehen. Trotzdem könnte er eine Wende in der Energiepolitik der USA einläuten, die Verschiebungen sowohl in der internationalen Ölindustrie als auch in diversen anderen Branchen auslösen dürfte - und von der nicht zuletzt deutsche Unternehmen profitieren könnten.


      In jedem Fall dürfte er kaum bedeuten, daß der traditionell der Öl-Industrie freundlich gesinnte Präsident zu einem Fan des Umweltschutzes mutiert ist. Bush will die strategische Abhängigkeit der USA von der Unruheregion am Persischen Golf reduzieren. Dazu reicht es aber nicht, von dort kein Öl mehr einzuführen, denn dessen Preis bildet sich an internationalen Märkten und für das Gesamtangebot. Sollten Probleme im Nahen Osten dort tatsächlich einen Förderengpaß auslösen, würde der Preis für Öl aus anderen Ecken der Welt schlagartig mit nach oben schießen. Wer sich dem nicht aussetzen will, dem bleibt nur, den eigenen Verbrauch zu drosseln.


      "Die USA haben keine Möglichkeit, ihren Bedarf anderswo zu decken", sagt Claudia Kempfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die Bushs Rede in Washington mitverfolgte. "Das sind sehr ambitionierte Ziele."


      Mit Folgen. Denn de facto hat der Energiesparer Bush nur zwei Hauptfronten, an denen er ansetzen kann: die Erzeugung von Wärme und Energie in Kraftwerken und den notorisch exorbitanten Spritverbrauch der autofahrenden Massen. Bei ersterem soll verstärkt in Technologien wie Kern-, Wind- und Solarenergie investiert werden. Dies allein dürfte aber kaum ausreichen, um auf die angepeilten Einsparungen zu kommen.


      Denn Hauptverbraucher des schwarzen Rohstoffs ist der Transportsektor. Mehr als die Hälfte des jährlichen Ölverbrauchs der USA wird durch Automotoren gejagt. "Die Autos sind der Schlüssel", sagt Philip Verleger, Energieexperte am renommierten Institute for International Economics (IIE) in Washington. "Wenn Sie sparen wollen, müssen Sie dort ansetzen. Und Sie müssen den Treibstoffverbrauch radikal senken."


      Hier wird die Sache am interessantesten. Mit mindestens 150 Millionen Dollar im Jahr soll laut Bush die Entwicklung des alternativen Treibstoffs Ethanol gefördert werden. Momentan wird der Stoff, der aus Raps gewonnen wird, aber auch aus Zelluloseabfällen oder Gräsern hergestellt werden kann, als schadstoffhemmende Zutat in knapp 30 Prozent des in Amerika verkauften Benzins gemischt.


      Die Konzentration beträgt 15 Prozent. Technisch machbar, so die Produzenten, seien aber auch Mixturen mit bis zu 85 Prozent Ethanol-Anteil, die trotzdem noch von normalen Motoren verbrannt werden könnten. Bis 2025 ließe sich die Produktion in den USA auf 114 Milliarden Liter versiebenfachen. Das könnte rechnerisch für bis zu 20 Prozent aller Autos reichen - und den US-Ölverbrauch um zehn Prozent senken.


      Wie das funktionieren kann, zeigt ausgerechnet das nicht gerade als High-Tech-Land bekannte Brasilien. Nach einem Reformprogramm im Jahr 1975 beträgt der Ethanol-Anteil des gesamten Spritverbrauchs dort mittlerweile fast 50 Prozent. Brasilien verbraucht heute weniger Benzin als vor 35 Jahren - und wird wohl noch innerhalb dieses Jahres von Erdölimporten gänzlich unabhängig werden. Die Ethanol-Herstellung rechnet sich dort ab Ölpreisen von um 40 Dollar pro Barrel. Momentan liegt dieser Wert deutlich über 60 Dollar.


      Die neue Bush-Doktrin kommt den deutschen Unternehmen gelegen. Äußerungen wie die des Präsidenten seien "Grundvoraussetzungen" für das Geschäft, sagt ein Sprecher des zum Thyssen-Konzern gehörenden Anlagenbauers Ude. Er sieht durch die neue amerikanische Energiepolitik einen "interessanten Markt" entstehen. Auch für den Wiesbadener Linde-Konzern kommen die Präsidentenworte "nicht gerade ungelegen". Aufgestellt sind die Deutschen gut. "Wir sind den USA eindeutig voraus", sagt Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur (DENA). "Und zwar um Jahre und nicht nur beim Biosprit. Auch bei der Solartechnik ist Deutschland zusammen mit Japan Weltspitze."


      Gerade der deutsche Großanlagenbau ist an den jahrelang von den Grünen in der Politik gesetzten Umweltnormen gewachsen, zumindest technisch. Selbst Großkonzerne wie Siemens und General Electric bauen ihr Geschäft mit Umwelttechnik aus. Siemens konnte etwa 2005 seinen Absatz von Windturbinen verdoppeln. Beim Verbrauch der Heizung daheim kann der Chemiekonzern BASF den Amerikanern helfen. Das Isoliermaterial Neopor etwa läßt die Heizkosten um 80 Prozent sinken. Auch beim Auto hilft Technik aus Deutschland. Marktführer bei Biokraftstoff-Anlagen ist das zum Gea-Konzern gehörende Unternehmen Lurgi.


      Bei der Versorgung mit traditionellen Kohlenwasserstoffen steht Linde parat. Der Konzern will in den kommenden Jahren das Geschäft mit Erdgas-Verflüssigungsanlagen ausbauen. Derzeit entsteht eine große Anlage im norwegischen Hammerfest. Das verflüssigte Gas von dort ist für die USA und Spanien bestimmt. Shell erschließt derzeit ein Gasfeld im sibirischen Sachalin. Auch von dort kann Bush dereinst per Schiff Treibstoff beziehen.


      Doch auch die Öl-Multis wollen ihre Abhängigkeit von Kohlenwasserstoffen vermindern und investieren vermehrt in alternative Energien. BP-Chef John Browne weiß besser als Bush, "daß die zunehmende Konzentration von Kohlenwasserstoffen in der Erdatmosphäre ein echtes Risiko" darstellt. Auch deshalb fördert sein Konzern mit fast zehn Millionen Dollar ein Biodiesel-Projekt in Indien und läßt die Buchstaben BP überdies gern als Abkürzung nicht von British Petroleum, sondern von "Beyond Petroleum", also "Jenseits vom Öl", interpretieren. Genau dahin möchte Bush am liebsten auch.


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      Grüssels
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      schrieb am 16.02.06 14:46:01
      Beitrag Nr. 87 ()

      mal was erfreuliches, gewissermassen politisch motiviert.:rolleyes:

      Pauschalsteuer erst 2008 ?

      Entwarnung für Anleger: Die von der großen Koalition geplante Besteuerung privater Veräußerungsgewinne wird sich nach Angaben aus der Regierung möglicherweise um ein Jahr verzögern. Es gebe Überlegungen, die Gewinnbesteuerung erst 2008 einzuführen und nicht wie im Koalitionsvertrag vereinbart 2007, verlautete aus dem Bundesfinanzministerium in Berlin.

      Auch in der Koalition werde dafür plädiert, dies zusammen mit der für 2008 geplanten Unternehmenssteuerreform sowie Kapitalertragsbesteuerung zu regeln. In den vergangenen Tagen hatten sich in der Union Zweifel am Fahrplan für die Pauschalsteuer gemehrt. Finanzpolitiker der CDU-CSU hatten dafür plädiert, die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und die Unternehmenssteuerreform parallel zu bearbeiten.


      Künftig will die Bundesregierung Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren und Immobilien pauschal mit 20 Prozent besteuern und die Spekulationsfrist abschaffen. Bislang sind die Kursgewinne nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei. Für diejenigen, die innerhalb der Spekulationsfrist ihre Aktien verkaufen, gilt derzeit noch das so genannte Halbeinkünfteverfahren. Mit einer Pauschalsteuer gibt es für Anleger keinen Anreiz mehr ihre Aktien langfristig zu halten.

      Die Einbußen für den Fiskus durch die Verschiebung sind erheblich: Die Einnahmen aus der Pauschalsteuer sollten 2008 bei 45 Mio. Euro liegen, ein Jahr später schon bei 110 Mio. Wird die Steuer erst 2008 erhoben, fließen folglich auch die Gelder ein Jahr später in die Kassen des Fiskus. Das erschwert, wenn auch in geringem Maß, die Einhaltung der Defizitziele der Koalition.

      http://www.n-tv.de/632528.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
      http://www.n-tv.de/632528.html




      Grüssels
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      schrieb am 17.02.06 19:17:03
      Beitrag Nr. 88 ()

      >> Ikarus ist vor lauter Uebermut abgestuerzt <<

      von W. Hedrich, Leiter Fondsresearch Morningstar Deutschland

      Oder: Wie aus Sonnenstrahlen (Solarenergie) und Sch... (Bio-
      masse) Gold wird. Die Kurssteigerungen sind irrational.

      Der Solarboom im Tec Dax erinnert an die besten Tage 1999 und
      2000. Kursverdopplungen innerhalb von zwei Handelssitzungen
      stehen auf der Tagesordnung. Die Umsaetze der Online-Broker
      sind im Januar sprunghaft nach oben geschossen. Der Deutsche
      zockt seine steuersubventionierten mittelstaendischen alter-
      nativen Energieunternehmen in ungeahnte Sphaeren. Dass auf
      dem Boersenparkett Phantasie die treibende Kraft ist, gehoert
      zu den 10-Spekulanten-Geboten. Aber, dass gerade wieder die
      sonst eher vorsichtigen Deutschen es schaffen, die Gesetze
      der Schwerkraft ausser Kraft zu setzen, bleibt ein Raetsel.

      Immerhin debattieren Analysten und Fondsmanager am Rande und
      noch nicht richtig hoerbar ueber den Hype. Leider finden sich
      keine kritischen Worte in den Medien. Das wird Investmentban-
      ken in den kommenden Monaten dazu veranlassen, Solaraktien
      jeglicher Couleur und Qualitaet in den Depots von Kleinanle-
      gern abzuladen. Natuerlich sind unter den boersennotierten
      Gesellschaften auch Unternehmen die zu den Yahoos, ebays oder
      googles der Solarbranche aufsteigen werden. Im Fahrwasser
      schwimmen aber auch viele Rohrkrepierer.

      Das Angebot an Solaraktien wird also steigen und irgendwann
      haben auch angelsaechsische Investmentfonds genug von German
      New Energy Shares. Sie werden nicht lange fackeln, die Per-
      formance hat ja gestimmt und unlimitiert weg damit. Das be-
      kommen dann die Eigenhaendler in den Investmentbanken mit und
      da war doch was vor vier Jahren: stupid German Neuer Markt!
      Zwei Wochen spaeter sehen wir dann in einem Nachrichtensender
      einen Sell-Side-Solar-Analyst, der irgendetwas von Gewinn-
      wachstum und vielversprechenden Aussichten erzaehlt. Die
      Nachrichtensprecherin hat vorher schon Leerverkaeufe boeser
      Hedgefonds identifiziert. Ein Politiker quaekt etwas von
      Verbraucher- und Anlegerschutz in ein Mikrofon.

      Ich weiss nicht, wann der Run auf die beruehmte, zu enge
      Tuere kommt – aber er wird kommen. Und dann wird das Gejammer
      wieder gross sein. Kleinanleger verbilligen (ein beschoeni-
      gendes und voellig unpassendes Wort fuer nachkaufen, wenn
      eine Anlageentscheidung daneben ging) nach dem ersten 30%-
      Sturz und schimpfen dann auf Analysten. Medien, Anleger-
      schuetzer und Politik werden die Investmentbanken wegen ihrer
      Emissionsaktivitaeten schelten. Die Finanzbranche wird zu-
      rueckgeben, dass der Privatinvestor autonom ist.

      Das alles kann uns eigentlich egal sein. Da in der Tat derje-
      nige, der zu nahe an die Sonne fliegt, seine Fluegel versengt
      und abstuerzt. Vater Daedalus warnte seinen Sohn Ikarus da-
      vor, der Sonne nicht zu nahe zu kommen. Doch dieser baute
      sich Fluegel aus Wachs, die in Sonnennaehe dahinschmolzen.
      Kleinanleger sollten lieber nicht nach dem Firmament trach-
      ten. Das Glueck liegt langfristig in diversifizierten, solide
      verwalteten Aktienfonds.

      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 17.02.06 19:23:34
      Beitrag Nr. 89 ()

      >> Immobilienfonds <<

      - TILP reicht Klage wegen grundbesitz invest ein

      Ein Hamburger Rentnerehepaar wehrt sich auf dem Klageweg ge-
      gen die DB Real Estate Investment GmbH, die Deutsche Bank
      Privat- und Geschaeftskunden AG sowie die Depotbank des
      "grundbesitz invest"-Fonds, die State Street Bank GmbH. Dies
      teilte die Tuebinger Kanzlei TILP Rechtsanwaelte am Mittwoch
      mit.

      Den Angaben zufolge verlangen die Mandanten der auf Anleger-
      schutz spezialisierten Kanzlei von den Beklagten auf Basis
      des Kurses vom 13. Dezember 2005 die gesamtschuldnerische
      Zahlung von rund 131.000 Euro Zug um Zug gegen Rueckgabe ih-
      rer Anteile am weiterhin geschlossenen "grundbesitz invest"-
      Fonds.

      Die Aussetzung des offenen Immobilienfonds am 13. Dezember
      2005 war nach Auffassung der Kanzlei TILP rechtswidrig. "§ 81
      Investmentgesetz (InvG) sieht als Grund fuer eine Aussetzung
      nur das Vorliegen von Liquiditaetsschwierigkeiten vor. Genau
      hierauf beruft sich die DB Real Estate dagegen ausdruecklich
      nicht. Die Fondsliquiditaet war bis zur Verweigerung der
      Ruecknahme gewaehrleistet" begruendet Rechtsanwalt Peter
      Gundermann die Klage der Kanzlei.

      Die von der DB Real Estate mittels Pressemitteilung kommuni-
      zierte Begruendung einer erforderlichen Neubewertung des
      Immobilienportfolios stelle anhand der Vertragsbedingungen
      hingegen keinen zulaessigen Aussetzungsgrund dar. Denn ge-
      maess § 37 Abs. 2 InvG koenne die Ruecknahme ausgesetzt wer-
      den, wenn "aussergewoehnliche Umstaende" vorliegen, die im
      Interesse der Anleger eine Aussetzung erforderlich erscheinen
      lassen. Dies gelte beispielsweise fuer eine Boersenschlies-
      sung aufgrund kriegerischer Handlungen. "Die Aussetzung des
      Fonds aufgrund einer erforderlichen Neubewertung der Immobi-
      lien ist jedenfalls als Grund im Verkaufsprospekt des Fonds
      nicht aufgefuehrt. Die rund dreihunderttausend Anteilsinhaber
      muessen sich die Schliessung dieses Fonds daher nicht bieten
      lassen", so die Einschaetzung von Rechtsanwalt Andreas Tilp.

      Nach Auffassung der Kanzlei TILP haette zudem die Depotbank
      State Street Bank GmbH, die nach § 22 Abs. 1 Satz 1 InvG
      unabhaengig von der DB Real Estate Investment GmbH aus-
      schliesslich im Interesse der Anteilsinhaber handeln muss,
      der Kapitalanlagegesellschaft DB Real Estate die Aussetzung
      der Ruecknahme konkret untersagen muessen. Da dies jedoch
      nicht erfolgte, haftet die Depotbank nach Einschaetzung der
      Kanzlei nun fuer ihre Pflichtverletzung.

      Hintergrund zum konkreten Fall:

      Der Ehefrau des Klaegers, die wie ihr Mann keinerlei Kenntnis
      von den betraechtlichen Schwierigkeiten des Fonds hatte,
      wurde von einer Kundenbetreuerin einer Deutsche Bank-Filiale
      am 13. Dezember 2005 morgens in einem persoenlichen Gespraech
      zum sofortigen Verkauf saemtlicher Fondsanteile geraten. Die
      Bankberaterin hatte das Ehepaar auf negative Medienberichte
      zu diesem Fondsprodukt seit dem 9. Dezember 2005 zuvor aller-
      dings nicht hingewiesen. Der umgehend vor Ort ausgefuellte
      Verkaufsauftrag fuer die Fondsanteile sowie eine ebenfalls
      gleich vor Ort vereinbarte neue Geldanlage in einen mit 1,7%
      verzinsten Sparbrief (fuer die aus dem Verkauf der Fondsan-
      teile zu erwartenden Geldmittel) bedurften jedoch neben der
      Unterschrift der Ehefrau auch noch der Unterschrift des Klae-
      gers. Obwohl die Ehefrau eine sofortige Unterschrift des
      Klaegers durch dessen rasche Herbeiholung in die Filiale an-
      bot, wurde dieses Angebot seitens der Kundenberaterin abge-
      lehnt. Vielmehr war es nach ihrer Auffassung voellig ausrei-
      chend, den Verkaufsauftrag zu Hause von Ihrem Ehemann unter-
      zeichnen zu lassen und das Dokument dann spaeter in den
      Briefkasten der Filiale einzuwerfen. Der gegen 13 Uhr in den
      Filialbriefkasten eingeworfene Verkaufsauftrag wurde aller-
      dings nicht mehr ausgefuehrt, obwohl der Verkauf am 13.
      Dezember noch haette realisiert werden koennen. Daher klagt
      der Mandant in diesem Fall auch gegen die Deutsche Bank
      Privat- und Geschaeftskunden AG wegen fehlerhafter Aufklae-
      rung und Beratung.

      ***

      - Deutsche Bank will Anleger entschaedigen

      Nach der Schliessung des Offenen Immobilienfonds grundbesitz-
      invest will die Deutsche Bank die Anleger offenbar entschae-
      digen. "Wir haben hierfuer im Jahresabschluss 200 Millionen
      Euro zurueckgelegt", zitiert das "Handelsblatt" den Vor-
      standsvorsitzenden Josef Ackermann am Donnerstag in Frank-
      furt. Urspruenglich sollten nur Anleger, die in den zwei Jah-
      ren vor der Schliessung Anteile erworben hatten, einen Aus-
      gleich erhalten.

      Mit Blick auf den Mitte Dezember unter heftigen Protesten ge-
      schlossenen Immobilienfonds sagte Ackermann, das Ergebnis der
      Neubewertung werde fuer Ende Februar erwartet. Das Management
      der Fondsgesellschaft bereite derzeit in enger Abstimmung mit
      der BaFin und der Bundesbank die Wiedereroeffnung des Fonds
      vor, hiess es weiter.

      Der Fonds war Mitte Dezember geschlossen worden, nachdem die
      Anleger angesichts drohender Wertberichtigungen den Fonds in
      Scharen verlassen hatten.

      ***

      - SEB ImmoInvest - Wende in die Absatzentwicklung

      Nach der Schliessung des Fonds grundbesitz invest der Deut-
      schen Bank und der beiden KanAm Fonds hat sich die Lage bei
      SEBImmoInvest im Januar 2005 normalisiert. Dies teilte die
      SEB Immobilien Investment GmbH am Freitag in Frankfurt mit.

      Unmittelbar nach Bekanntgabe der Fondsschliessungen hatten
      die Anleger zunaechst mit Anteilrueckgaben in hohem Ausmass
      reagiert. Ebenso schnell habe dann aber auch eine Beruhigung
      eingesetzt.

      Die Liquiditaetsquote von SEB ImmoInvest sei trotz der durch
      die Schliessung der Fonds ausgeloesten Abfluesse ueber-
      durchschnittlich hoch. Im Hinblick auf das komfortable Liqui-
      ditaetspolster werde das Fondsmanagement auch weiterhin das
      Portfolio aktiv durch Investitionen ausbauen. Konkret seien
      Investitionen in Frankreich und den USA geplant.

      Das gut rentierliche Immobilienportfolio und die gesunkene
      Liquiditaet werden sich positiv auf die Performance auswir-
      ken, so Barbara Knoflach, Geschaeftsfuehrerin der SEB Immobi-
      lien-Investment GmbH. Der SEB ImmoInvest verzeichnet
      verstaerkte Mittelzufluesse; so seien dem Fonds im Januar 160
      Millionen Euro neue Anlegergelder zugeflossen.



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 20.02.06 01:16:15
      Beitrag Nr. 90 ()

      Internet-Auktion: Bei Ebay surft der Zoll mit

      von A. Kain, Biallo & Team

      Stefan G. aus Passau staunte nicht schlecht, als er seine Post oeffnete. "Ich habe gegen Sie ein Steuerstrafverfahren wegen des Verdachtes der Steuerhinterziehung eingeleitet", teilte ihm per Brief ein Berliner Zoll-Sachbearbeiter mit.
      Der Vorwurf: G. habe ueber das Internetauktionshaus Ebay sechs Kilogramm Kaffee im Wert von 68 Euro von einem italie- nischen Anbieter ersteigert.

      Damit sei er "Steuerschuldner geworden", habe aber "nach Aus- kunft des fuer Ihren Wohnort zustaendigen Hauptzollamtes"
      nicht die faellige Kaffeesteuer entrichtet. Beim Versandhan- del mit Kaffee gilt naemlich nicht die 10-Kilo-Freigrenze, sondern Abgaben werden bereits ab sechs Kilogramm faellig. G.
      zeigt sich erschrocken: "Damit habe ich nicht gerechnet, dass beim Versandhandel via Internet andere Regeln herrschen als beim normalen Zollverkehr. Denn wenn ich nach Italien fahre, darf ich schliesslich auch Kaffee in solch einer Menge ein- kaufen und ganz legal mit nach Hause bringen."

      Was die meisten Internet-Nutzer nicht wissen: Der Zoll ueber- wacht Internet-Auktionen wie etwa bei Ebay. Seit dem 1. Mai
      2004 gibt es in der Zollverwaltung die "Zentrale Internet- Recherche-Einheit" (ZIRE), die in Frankfurt/Oder stationiert ist. 27 Bedienstete recherchieren staendig in verschiedenen Internet-Diensten nach moeglichen Zolldelikten. Ergibt sich dabei ein Anfangsverdacht, so wird im Einzelfall der Zoll- fahndungsdienst oder die zustaendige Strafsachen- bzw. Buss- geldstelle eines Hauptzollamts "fuer weitere Massnahmen" ein- geschaltet. Und weil Ebay seinen Hauptsitz in Kleinmachnow bei Berlin hat, ist haeufig das Hauptzollamt in Berlin zustaendig - so wie im Fall G.

      Rund 1.200 ZIRE-Internetvorgaenge gibt es im Jahr, schaet- zungsweise 700 werden zu weiteren Ermittlungen an den Zoll- fahndungsdienst oder zur Besteuerung und Sanktion an die Strafsachenstellen weitergegeben. Schwerpunkte sind dabei verbrauchsteuerpflichtige Waren, die im Internethandel ange- boten werden, dazu gehoeren insbesondere Zigaretten, Spiritu- osen und Kaffee. Weitere Warenschwerpunkte sind Arzneimittel (z. B. Viagra, Muskelpraeparate), artgeschuetzte Gegenstaende (z. B. Elfenbein, Kaviar, Tierfelle), Betaeubungsmittel, Wa- renfaelschungen (z. B. Uhren, Textilien) und Waffen. "Bemer- kenswert ist der Umfang der gefaelschten Markenwaren, die ueber das Internet vertrieben werden: Ueber 40 Prozent der im Jahre 2004 vom Zoll sichergestellten gefaelschten Waren stammten aus Internetgeschaeften", so Oliver Heyder-Rentsch vom Bundesfinanzministerium, dem der Zoll zugeordnet ist.

      Hat der Zoll einmal Faehrte aufgenommen, wird ermittelt. Da- bei kann man sich nicht darauf verlassen, dass Beamte und Sachbearbeiter nur bei grossen Fischen aktiv werden. Zwar macht man beim Zoll ueber die durchschnittlichen Warenwerte keine Aussage, im Fall G. reichte aber bereits eine Steuer- schuld von rund 13 Euro, um die Ermittlungsmaschinerie in Gang zu setzen. Da Ebay-Nutzer unter Aliasnamen ihren Ge- schaeften nachgehen, ermitteln die Zollfahnder zunaechst den Klarnamen des Internet-Kaeufers. "Die Beamten fragen im ge- setzlich zulaessigen Rahmen bei den Auktionshaeusern an. Im Allgemeinen sind die Auktionshaeuser - insbesondere auch Ebay
      - sehr kooperativ", so Heyder-Rentsch lapidar. Im Klartext:
      Wenn der Zoll anfragt, ruecken Ebay & Co. die Daten raus. Das Verfahren gegen Stefan G. wurde schliesslich eingestellt, nach Zahlung der faelligen Kaffeesteuerschuld in Hoehe von 13 Euro.




      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 20.02.06 01:17:27
      Beitrag Nr. 91 ()

      100 Jahre André Kostolany

      von Dr. Bernd Niquet

      Vor einer guten Woche waere er hundert Jahre alte geworden, der "Altmeister" der Boerse, André Kostolany. Auch ich ge- hoere natuerlich zu seinen Schuelern – und auch mir ist es so gegangen wie vielen, dass ich schon in den fruehen achtziger Jahren mit dem Buch in der Hand sehnsuechtig gestanden und auf ein Autogramm gewartet habe. Und natuerlich, um viel- leicht doch irgendwie eine ganz persoenliche Einschaetzung zu erhalten. Kosto, der erste und vielleicht einzige echte Pop- star, den die Boerse in den letzten Jahrzehnten herausge- bracht hat.

      Ich habe damals im Zeitschriftenarchiv alle alten "Capital"- Nummern herausgesucht, die Kosto-Kolumnen kopiert und zu einem dicken Buch binden lassen. Und natuerlich die Buecher gelesen. Viele Dinge sind bis heute unuebertroffen – und wer- den es wohl auch auf ewig sein. Alleine die Geschichte des Vergleiches von Wirtschaft und Boerse mit dem Spaziergang von Herrchen und Hund. Beide kommen auf jeden Fall zur gleichen Zeit zu Hause an. Doch was zwischenzeitlich passiert ist weder kalkulierbar noch wichtig. Denn man braucht sowieso die vier grossen "G", um an der Boerse Erfolg haben zu koennen:
      Gedanken, Geduld, Geld und Glueck. Fehlt nur eines davon, dann sieht es schlecht aus.

      Kostolany hat das sogar auf eine Formel gebracht. Auch hier wieder unuebertroffen. "An der Boerse ist zwei Mal zwei stets fuenf minus eins: 2*2=5-1." Ohne Beruecksichtigung des Zeit- faktors ist also alles paradox. Die Gleichung geht erst dann auf, wenn genug Zeit verstreicht, um die Gedanken zur Geltung kommen zu lassen. Am meisten geschaetzt habe ich stets Kostos Geisteshaltung. Den Kapitalismus zu verteidigen und ihn trotzdem kritisch zu sehen. Den Leuten etwas beibringen zu wollen, sich selbst aber nicht zu wichtig zu nehmen. Natuer- lich war er fuer die Tagesspekulanten nur ein alter Geschich- tenerzaehler. Doch wer bei Kostos Tod im Jahr 1999 ein Trader war, ist heute pleite. Und wieder hat der Altmeister Recht bekommen.

      Ja, Kostolany war ein begnadeter Geschichtenerzaehler. Und genau darin lag seine Groesse! Schliesslich steht eine expli- zite Theorie dahinter. Sie lautet: "Der Finanzmarkt ist eigentlich ein Theater, an dem immer wieder das selbe Stueck gespielt wird, allerdings jedes Mal unter einem anderen Namen." Besser kann man das nicht sagen. Doch genau an dieser Stelle beginnt die Schwierigkeit beim Verstehen von Kostolanys Weisheiten. Und nicht nur dieser; es ist vielmehr ein allgemeines Problem:

      Es gibt grundsaetzlich zwei Arten des Verstehens – ein inne- res und ein aeusseres Verstehen. Unsere Wissenschaft redu- ziert sich auf das aeussere Erkennen der Dinge. Hier werden Gesetzmaessigkeiten aufgestellt, welche zwischen den Dingen gesetzmaessige Beziehungen herstellen. Hierueber Bescheid zu wissen, ist wichtig. Es ist jedoch erst der erste Schritt.
      Der zweite Schritt ist es, dieses Wissen innerlich erlebbar zu machen. Und das geht nur durch eigene Erfahrungen. Das
      heisst: Kostolany kann man eigentlich erst dann wirklich ver- stehen, wenn man selbst erlebt hat, worueber er schreibt. Das ist natuerlich paradox, weil seine Texte eigentlich schon beim ersten Lesen durchaus nicht einfach zu verstehen sind.

      Doch wie sollte eine Lektuere ueber etwas Paradoxes wie die Boerse diese angemessen beschreiben und selbst nicht paradox sein. Das ist voellig unmoeglich. Genau an dieser Stelle un- terscheiden sich denn auch die Kenner von den Anfaengern: Das Schwere leicht nehmen, das kann jeder Dummkopf. Doch um das Leichte schwer zu nehmen, dafuer braucht man mindestens zwan- zig Jahre Boersenerfahrung.

      ++++++


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 19.03.06 19:20:56
      Beitrag Nr. 92 ()

      Die wichtigste Aufgabe des Aktienmarktes

      von Dr. Bernd Niquet

      Was ist eigentlich die Aufgabe des Aktienmarktes – abgesehen davon, gleichsam einen Ganzjahreskirmes fuer die Menschen abzugeben? Die klassischen Aufgaben sind vielfach genannt:
      Kapitalbeschaffung, Kapitalallokation, Hervorbringen von In- formationen ... Doch ueber die wesentlichste Aufgabe ist bis- her noch nie geschrieben worden, naemlich ueber das Herstel- len von Meinungsvielfalt und damit das Saeen von Zwietracht.

      Doch wie das? Alle Menschen sind in fast allen Dingen des Lebens einer Meinung. Jeder will das haben, was der andere schon hat und will so sein, wie der andere ist. Doch wenn alle Menschen einer Meinung sind, dann kann ein Markt nicht funktionieren, weil es in dem Fall, in dem alle zuversicht- lich sind, nur Kaeufer gaebe, und in dem, in dem alle missmu- tig sind, nur Verkaeufer. Eine normale Gesellschaft kann zwar wunderbar existieren, wenn die Menschen sich alle einig sind, eine Marktwirtschaft mit freien Kapitalmaerkten hingegen nicht. Sie kann nur dann funktionieren, wenn zwischen den Menschen Zwietracht herrscht, denn dann sind zwar alle Geg- ner, dafuer jedoch viel reicher als bei allen anderen Wirt- schaftsformen.

      Wie das konkret funktioniert, moechte ich einmal anhand des Wetterbeispiels verdeutlichen. Wie waere das Wetter, wenn wir das Wetter durch den Markt beherrschen koennten? Im Wetter gibt es ja bisher keine Marktwirtschaft, sondern ein diktato- risches Regime, dass uns das Wetter von oben gesteuert ein- fach vorsetzt. Hier haben wir keine Chance, durch eigene Handlungen die Fundamentaldaten zu veraendern und so das Sys- tem in eine uns gemaesse Richtung zu fuehren. Von den paar Gasemissionen abgesehen, die allerdings kaum etwas ausmachen.
      Doch dazu spaeter.

      Beim Wetter ist es wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch. Alle Menschen (ausser mir) sind hier einer Meinung, dass es schoen ist, wenn es warm ist und die Sonne scheint.
      Im Moment ist allerdings Winter, obwohl es eigentlich schon Fruehling ist – und entsprechend enttaeuscht sind die Men- schen. Doch sie muessen vor dem grossen Wetterdiktator ku- schen. Gaebe es nur eine minimale Chance, dann wuerden sie jetzt eine Revolution machen und den Wetter-Gott aus seinem Amt vertreiben. Doch was dann?

      Da Diktaturen anscheinend nicht funktionieren, wuerde man also versuchen, auch im Wetter die Marktwirtschaft einzufueh- ren. Doch wer soll jetzt den Gegenpart bilden, wenn alle nur Sonne und Waerme haben wollen, allerdings nicht jeder das Geld fuer Mallorca? Genau, ein Marktgleichgewicht kann nur dann erreicht werden, wenn die Einheitlichkeit der Meinungen gesprengt wird und eine Heterogenitaet der Meinungen herge- stellt wird. Der Markt muss also erreichen, dass die Haelfte der Menschen sich nicht mehr nach schoenem Wetter sehnt, son- dern nach schlechtem. Erst dann ist ein Marktausgleich moeglich. Doch wie schafft der Markt das? Er schafft es, in- dem die Preisveraenderungen so stark auf die Fundamentaldaten einwirken, bis eine genuegend grosse Anzahl der Menschen sich nach einer Umkehr sehnt. Konkret: Das Wetter wuerde so sonnig und warm werden, bis es der Haelfte der Menschen zum Hals heraushaengt und sie sich Regen und Schlechtwetter wuenschen.

      Im Endeffekt haette die Markwirtschaft dann genau das er- zielt, was sie erzielen will – und was sie in ihrem ureigenen Bereich auch schon immer bewirkt hat: Die Menschen sind gluecklich und zufrieden und von innerem Reichtum und Wohlge- fuehl erfuellt. Um dabei allerdings keine Klimakatastrophe zu produzieren, muss Afrika im Gegenzug in Gaenze mit Eis ueber- zogen werden. Aber das ist sicherlich ein akzeptabler Preis, schliesslich ist es dort doch gegenwaertig selbst im Winter wirklich zu heiss.


      ++++++



      Grüssels
      Tippgeberchen;)
      Avatar
      schrieb am 22.03.06 18:55:36
      Beitrag Nr. 93 ()
      Hier mal ein spannender Wirtschaftskrimi:)



      Russischer Staat greift nach Yukos-Resten

      Konkursantrag gegen Ölkonzern - Opec warnt vor Exportdrosselung

      von Jens Hartmann

      Moskau - Ein Konsortium ausländischer Banken hat offenbar auf Bitten des Kreml den Konkursantrag gegen den einstmals größten russischen Erdölkonzern Yukos gestellt. Sollte das Moskauer Arbitragegericht in seiner Sitzung am 28. März das Konkursverfahren eröffnen, wäre der Weg für den Staat als Hauptgläubiger frei, die restlichen Aktiva des Yukos-Konzerns zu übernehmen. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) warnte angesichts der neuen Entwicklung vor einem Rückgang russischer Erdölausfuhren. Rußland ist hinter Saudi-Arabien die Nummer zwei der Erdölexporteure.


      Das Bankenkonsortium, zu dem auch die Deutsche Bank und die Commerzbank gehören, fordert noch 482 Mio. Dollar von Yukos. Die westlichen Kreditinstitute hatten, wie erst jetzt bekannt wurde, ihre Schuldtitel gegenüber Yukos bereits im vergangenen Dezember an die staatliche russische Erdölgesellschaft Rosneft abgetreten. Eine der Bedingungen für die Übernahme der Schulden war offenbar, daß die westlichen Banken selbst den Konkursantrag stellen. Der Schritt könnte zur Imagepflege Rußlands dienen, das in diesem Jahr den G-8-Vorsitz innehat. Schließlich hätte damit der Westen und nicht der Kreml das Ende von Yukos eingeleitet. Präsident Wladimir Putin hatte stets einen Bankrott der einst größten russischen Ölgesellschaft ausgeschlossen.


      Anzeige:

      Nun sind die Steuerbehörden und der Staatskonzern Rosneft Hauptgläubiger von Yukos. Der Fiskus fordert 6,3 Mrd. Dollar. Dazu liegt ein noch nicht rechtskräftiger Steuerbescheid über 3,5 Mrd. Dollar vor. Rosneft fordert die 482 Mio. Dollar und hat über einen Tochterkonzern Milliardenforderungen, die nur teilweise rechtskräftig sind. Bei Yukos herrscht Chaos. Finanzvorstand Frank Rieger verließ Rußland fluchtartig, nachdem ihm eine Vorladung der Staatsanwaltschaft zugestellt worden war. Er legte sein Amt nieder, ist jedoch noch kommissarisch tätig. Damit sind alle Spitzenmanager von Yukos im Ausland. Konzernchef Steven Theede regiert das Ölimperium von London aus. Die russische Einwanderungsbehörde sprach jedoch dem US-Bürger das Recht ab, Yukos zu leiten - ihm fehle die Arbeitserlaubnis.


      Rosneft und der staatliche Erdgasmonopolist Gazprom gelten als Favoriten für den Aufkauf der Yukos-Aktiva. Ende 2004 hatte bereits Rosneft das Yukos-Hauptaktiv, die Fördergesellschaft Yuganskneftegaz, nach einer umstrittenen Zwangsversteigerung weit unter Marktwert übernommen.


      Die wichtigsten verbliebenen Yukos-Vermögenswerte sind: - rund 20 Prozent der Aktien des Ölkonzerns Sibneft (der gehört inzwischen zum Staatskonzern Gazprom) - 23,1 Prozent an Yuganskneftegaz (gehört zum Staatskonzern Rosneft) - die Fördergesellschaften Tomskneft und Samaraneftegaz - Großraffinerien und ein Netz aus 1200 Tankstellen.


      Rosneft wird voraussichtlich im Oktober an die Börse gehen und mit der Aktienemission rund 20 Mrd. Dollar erlösen. Yukos ist unter den Top fünf der Ölförderer in Rußland. Gründer Michail Chodorkowski sitzt in einem sibirischen Straflager eine achtjährige Haftstrafe ab. Der Konzern gehört mehrheitlich der Menatep Group, einer Investitionsgesellschaft, die die Interessen ehemaliger Mitstreiter Chodorkowskis vertritt.


      © WELT.de 1995 - 2006



      Grüssels
      Tippgeber;)
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      schrieb am 05.04.06 00:42:42
      Beitrag Nr. 94 ()

      Das Gerede von der Anlegerstimmung

      von Dr. Bernd Niquet

      Die Aktienkurse sind weit nach oben marschiert, doch die Stimmung der Anleger sei keinesfalls optimistisch, sondern eher von Skepsis und Aengsten gepraegt. So liest man es die- ser Tage immer wieder. Aus dieser Konstellation wird dann auch der Schluss gezogen, dass die Hausse weitergeht, denn Haussen sterben steht im Optimismus, niemals jedoch in der Skepsis. Die Begruendung hierfuer lautet: Wer skeptisch ist, hat bereits verkauft, steht damit an der Seitenlinie und wird, wenn das eigene Kalkuel nicht aufgeht, wieder in den Markt zurueckkehren. Ist hingegen die Stimmung sehr optimis- tisch, so sind die Anleger regelrecht "vollgesogen" mit Pa- pieren, so dass nun ein Rueckschlag zu erwarten ist, da keine "Reservearmee" mehr existiert, die an der Seitenlinie wartet.

      So weit, so gut. Auf den ersten Blick klingt das natuerlich sehr plausibel. Ich habe es jedenfalls ueber zwanzig Jahre hinweg unbedarft geglaubt. Doch vor kurzem habe ich mir ein- mal ueberlegt, ob das eigentlich ueberhaupt moeglich ist?

      Beginnen wir ganz einfach. Jeder Aktienhandel bedarf stets eines Kaeufers und eines Verkaeufers, sonst kommt er nicht zustande. Das ist sehr banal, ganz so wie beispielsweise die Tatsache, dass man jeden Euro Einkommen immer nur einmal aus- geben kann, wird jedoch ebenso oft vernachlaessigt. Die Tat- sache, dass sich stets Kaeufer und Verkaeufer gegenueber ste- hen, bedeutet, dass beide diametral unterschiedlicher Auffas- sung von der Zukunft sein muessen. Der Verkaeufer muss pessi- mistisch sein, sonst wuerde er nicht verkaufen, und der Kaeu- fer muss optimistisch sein, sonst wuerde er nicht kaufen.

      Ueber die Stimmung der Anlegergemeinde als Ganzes kann es daher nur ein Urteil geben: Sie ist ausgeglichen! Sie muss ausgeglichen sein – und zwar zu jedem Zeitpunkt! Grundsaetz- lich kann man die Anlegergemeinde in zwei Teile teilen: Die eine Haelfte besitzt die Papiere und ist optimistisch, die andere besitzt keine und ist pessimistisch. Werden nun die Optimisten pessimistisch und wollen dementsprechend ihre Pa- piere abgeben, dann geht das nur, wenn sie gleichzeitig Anle- ger finden, die vorher Pessimisten waren und nun zum Optimis- mus konvertiert sind. In der Summe aendert sich jedoch gar nicht.

      Dieses Modell assoziiert natuerlich irgendwie, dass auch die Aktienkurse stets gleich bleiben muessten. Das ist freilich nicht so, denn es gibt stets grosse Wellen von Aufschwuengen und Abschwuengen an den Maerkten. Diese bestehen aber im Gegensatz zur konventionellen Ansicht nicht daraus, dass es ploetzlich mehr Optimisten gibt als Pessimisten – oder umge- kehrt –, sondern dass den Optimisten das Kaufen wichtiger wird als den Pessimisten das Verkaufen – oder eben umgekehrt.
      Ist den Optimisten das Kaufen wichtiger als den Pessimisten das Verkaufen, dann steigen die Kurse. Und dann "schillern"
      die Optimisten, dann ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich.
      Mehr Optimisten als Pessimisten gibt es dadurch jedoch nicht.

      Wuerde man die Stimmung der Gesamtheit der Anleger und poten- tiellen Anleger korrekt messe, so wuerde sie zu jedem Zeit- punkt ausgeglichen sein. Im Umkehrschluss heisst dass, dass alle Behauptungen, die Anleger waeren positiv oder negativ gestimmt, auf nichts anderes als auf Messfehler hinweist.
      Natuerlich kann man herausfinden, dass die Boersenbriefe, die Kleinanleger oder die Big Player in der Summe gerade optimis- tisch oder pessimistisch sind, fuer die Anlegergemeinde als Gesamtheit geht das jedoch nicht.

      Eine gewisse Ausnahme gibt es natuerlich in Extremsituatio- nen. In der Endphase der Hausse kommen immer neue Anleger hinzu, die vorher noch nie etwas von Aktien gehoert haben, und in der Endphase der Baisse sind so viele verschreckt, dass viele niemals mehr etwas von Aktien hoeren wollen. Hier veraendert sich die Groesse der Anlegergemeinde, weshalb die durchschnittliche Stimmung durchaus steigen oder fallen kann.
      In Normalphasen hingegen, in denen die Anlegergemeinde in etwa gleich gross bleibt (wohlgemerkt Anleger, die Papiere halten, zuzueglich der potentiellen Anleger, die jedoch gera- de keine besitzen), muss die Durchschnittsstimmung immer gleich bleiben – naemlich ausgeglichen.

      Freilich koennte mit der staendigen Wiederholung einer derar- tigen Meldung kein Boersenbrief und kein Presseorgan Geld verdienen. Umso weniger man von den Dingen versteht, umso mehr Geld kann man folglich im Umfeld der Boerse verdienen.
      Das sollte der reflektierte Anleger beachten.


      ++++++


      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
      Avatar
      schrieb am 05.04.06 01:31:32
      Beitrag Nr. 95 ()

      >> Thesen auf dem Pruefstand <<

      von W. Hedrich, Leiter Fondsresearch, Morningstar Deutschland

      Experten argumentieren gerne mit makrooekonomischen Trends und leiten Anlageempfehlungen ab. Doch der Zusammenhang zwi- schen Realoekonomie und Kapitalmarkt ist recht lose.

      Deutsche sehen gerne erst mal die Risiken und dann die Chan- cen. Das hat an den Finanzmaerkten durchaus auch Vorteile, weil es immer um das Verhaeltnis von Chance und Risiko geht.
      Man sollte aber bei aller Vorsicht nicht jedes Mal Weltunter- gangsszenarien heraufbeschwoeren.

      1. Fehleinschaetzung: Deutsche Wirtschaft stagniert – Deutsche Aktien meiden

      Der Anteil Deutschlands am Bruttoinlandsprodukt der Eurozone ist seit 10 Jahren ruecklaeufig. Nach Berechnungen von Eurostat hatte Deutschland 1995 einen Anteil von 35% an der Wirtschaftsleistung Eurolands (fiktive Rueckrechnung), 2005 machte die Wirtschaftskraft nur noch 28% aus.

      Nachricht an Investoren: Deutschland waechst weniger stark als der Rest Europas, also deutsche Aktien meiden. Fakt ist, dass deutsche Aktiengesellschaften einen grossen Teil ihrer Umsaetze und Gewinne im europaeischen Ausland, den USA und Asien generieren. Fuer Aktieninvestoren spielt Deutschland innerhalb seiner Staatsgrenzen fast keine Rolle mehr. Die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes haengt von anderen Faktoren als der lahmenden deutschen Binnenkonjunktur ab. Gar nicht daran zu denken, wo der DAX hinlaufen wuerde, wenn die deutsche Konsumnachfrage anspringt.

      2. Trugschluss: Deutschland ist pleite. Finger weg von Staatsschulden, Gold kaufen!

      Glaubt man der aktuellen Diskussion, dann ist Deutschland bankrott. Wir schaffen es nicht, die Verschuldungskriterien von Maastricht einzuhalten. Gleichzeitig wird die Haelfte des Bundeshaushalts von 525 Mrd. Euro fuer Rentenansprueche und Zinszahlungen ausgegeben, was bedauerlich ist, weil nichts mehr fuer Investitionen in Bildung und Forschung uebrig bleibt. Damit saegen die Deutschen auf dem Ast, auf dem sie sitzen.

      Nachricht an Anleiheinvestoren: Lass die Finger von deutschen Staatsschulden, irgendwann koennen die Deutschen nicht mehr ihre Schulden bedienen und dann kommt die Hyperinflation und alles ist weg.

      Schuldenmachen gehoert zum kapitalistischen System. Ob man es mag oder auch nicht. Waere es so schlimm - wie oft darge- stellt -, wuerde der Euro zum Dollar bei 70 Cents notieren, d.h. US-Buerger muessten 0,7 Dollar fuer eine Euro zahlen, aktuell kostet der Euro aber 1,21 Dollar. Ausserdem muessen sich Bondinvestoren so lange keine Sorgen machen, wie die Bundesrepublik Deutschland hoheitsrechtlich in der Lage ist, Steuern einzutreiben. Die Steuerhoheit ist wahrscheinlich das grundlegendste Element eines Staates. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihren Ursprung in einem Steuerstreit. Man wollte sich nicht mehr mit der Steuerpolitik der englischen Krone arrangieren und gruendete deshalb die unabhaengigen Vereinigten Staaten von Amerika. Die Kassen sollten nicht in Grossbritannien, sondern in der Neuen Welt klingeln.

      Solange Deutschland seine Steuerhoheit behaelt und die Wirt- schaftsleistung nicht schrumpft, kann die Bundesrepublik wei- ter Schulden aufnehmen und Zinsen zahlen. Der Crash an den Zinsmaerkten kommt erst mal nicht. Und wenn Gold heute steigt, dann liegt es nicht daran, dass die Welt untergeht, sondern weil die physische (und vielleicht auch ein wenig die
      psychische) Nachfrage das Angebot uebersteigt. Die Weltwirt- schaft ist in einem guten Zustand und wir koennen alle zuver- sichtlich in die naechsten Jahre blicken.


      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)

      ********
      Avatar
      schrieb am 12.04.06 18:10:23
      Beitrag Nr. 96 ()



      Mittwoch, 12. April 2006
      Stellungnahmen erwünscht
      EU: Kreditkarten zu teuer


      Der europäischen Kreditwirtschaft drohen neue rechtliche EU-Vorgaben. Ins Visier der Europäischen Kommission ist diesmal der Markt für Kreditkartenzahlungen geraten. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes schließt kartellrechtliche Schritte sowie eine gesetzgeberische Initiative nicht aus.

      Anlass ist eine am Mittwoch veröffentlichte Branchenumfrage, nach der sich in der EU noch kein wettbewerbsfähiger Binnenmarkt für Zahlungskarten etabliert hat. Althergebrachte Strukturen, technische Hürden und die unter Banken gängigen Absprachen hätten dazu geführt, dass es weiterhin 25 separate Märkte für das Kreditkartengeschäfte gebe, heißt es. "Die Zahlungskartenbranche ist in Europa nach wie vor national ausgerichtet, und einige auf nationaler Ebene etablierte Unternehmen verhindern den Wettbewerb", sagte Kroes. Dies treibe die Kosten für Verbraucher und Unternehmen in die Höhe.

      Sie forderte Marktteilnehmer, Verbraucher und anderen interessierte Kreise zur Stellungnahme bis zum 21. Juni auf. Sollte die Konsultation die bisherigen Erkenntnisse bestätigen, will sie entsprechend tätig werden.

      Der EU-Markt für Kreditkarten ist eine bedeutende Branche. Laut Kommission werden jährlich rund 23 Mrd Kartenzahlungen im Gesamtwert von 1.350 Mrd. Euro in der EU getätigt. Sie geht davon aus, dass die EU-Wirtschaft im Jahr zwischen 50 Mrd. und 100 Mrd. Euro sparen könnte, wenn sämtliche grenzüberschreitenden Zahlungen einschließlich der Kartenzahlungen so einfach und kostengünstig wären wie Inlandszahlungen.

      Wie aus der Branchenumfrage hervorgeht, sind die Preisunterschiede indessen groß. Für MasterCard und Visa sind die Gebühren in einigen Ländern doppelt so hoch wie anderen. Für Unternehmen können sie teilweise sogar bis zum Sechseinhalbfachen über dem günstigsten Tarif in der EU liegen. Als Wettbewerbshürde sieht die Kommission auch die Gebühren, die den Einzelhändlern für jeden Zahlungsvorgang in Rechnung gestellt werden. Da dieser damit "quasi besteuert" würde, treibe dies die Einzelhandelspreise um bis zu 2,5 Prozent in die Höhe. Kleine und mittlere Unternehmen zahlten grundsätzlich höhere Nutzungsgebühren als Großunternehmen, heißt es weiter.

      Potentielle Wettbewerbsschranken sieht die Kommission zudem in dem gemeinsamen Marketing der Banken gegenüber dem Einzelhandel. Dies sei in acht Mitgliedstaaten der Fall. Weitere Hürden seien unterschiedliche technische Standards, das Fehlen multinationaler Clearingstellen in einigen Märkten sowie die Absprachepraxis zwischen einheimischen Banken.

      Die Untersuchung des Kreditkartenmarkts ist Bestandteil einer wettbewerbsrechtlichen Prüfung des gesamten Wirtschaftszweigs der Privatkundengeschäfte und der Unternehmensversicherungen. Ihren Schlussbericht will Kroes Ende des Jahres vorlegen.

      Adresse:
      http://www.n-tv.de/656782.html




      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
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      schrieb am 13.04.06 15:50:15
      Beitrag Nr. 97 ()


      na das liest sich ja wunderbar.:D


      Donnerstag, 13. April 2006
      Betrug auf der Straße
      "Schwarzlisten" kommen


      In der Transportbranche soll es künftig "Schwarzlisten" mit Firmen geben, bei denen Schwarzarbeit festgestellt wird. "Wer unsauber arbeitet, soll kenntlich gemacht werden", sagte der Präsident des deutschen Speditions- und Logistikverbandes, Manfred Boes, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ein solches Vorgehen sei eine notwendige Maßnahme im Kampf gegen Schwarzarbeit im Transportwesen.

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD) hatten am Vortag ein Bündnis gegen Schwarzarbeit angekündigt. Zusammen mit dem Bundesamt für Güterverkehr und Zollverwaltung soll es vermehrt nachts und an Wochenenden Kontrollen geben.

      "Wir reden hier über Schäden in Milliardenhöhe", sagte Steinbrück bei der Vorstellung des Bündnisses in Berlin. Mit der Schwarzarbeit laufe eine Wertschöpfung von 345 Milliarden Euro am Staat vorbei, auf die normalerweise eine Steuer- und Abgabenquote von rund 40 Prozent entfallen würde. "Schwarzarbeit ist handfeste Wirtschaftskriminalität, kein Kavaliersdelikt." Tiefensee sprach von etwa 1,2 Millionen Arbeitsplätzen, die am Fiskus vorbei agierten.

      Als Konsequenz aus dem Bündnis mit dem Speditions-, Transport- und Logistikgewerbe sowie der Gewerkschaft Verdi sollen nun nachts und am Wochenende spezielle Kontrollen vorgenommen werden, um "schwarze Schafe" ausfindig zu machen zu bestrafen.

      Adresse:
      http://www.n-tv.de/657024.html



      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
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      schrieb am 18.04.06 11:44:46
      Beitrag Nr. 98 ()

      Alles nur ein Spiel?

      von Dr. Bernd Niquet

      Manchmal kommen mir Zweifel, wie lange das eigentlich noch gut gehen kann so. Meistens passiert das dann, wenn ich mein Depot durchgehe und die jeweils neuen Kurse eintrage. Irgend- etwas geht da immer beinahe senkrecht in die Hoehe. Derzeit kraenkelt der Dax etwas – zudem habe ich hier fast gaenzlich Kasse gemacht – da schnellen die Rohstoffaktien in die Hoehe als gaebe es kein Morgen mehr. Und unten auf der Strasse, da schuften der Baecker, der Handwerker und der Besitzer des Lebensmittelladens beinahe rund um die Uhr, um ihren Lebens- unterhalt zu bestreiten.

      Wer mit den Finanzen zu tun hat und sie einzusetzen weiss, der wird immer reicher. Und wer nur seine Arbeitskraft hat, wird immer aermer. Das ganze Leben ist nur ein grosses Spiel ums Geld und mit dem Geld. Wir gleiten anscheinend nicht nur mental, sondern auch wirtschaftlich und finanziell in die Spielphase zurueck. Kann so etwas gut gehen? Eine Antwort darauf ist nur schwer zu geben – und vor allem in den gaengi- gen Kategorien gar nicht zu erfassen.

      Der groesste Fehler der oekonomischen Theorie ist es aus mei- ner Sicht, dass sie stets am arbeitenden, konsumierenden und investierenden Haushalten und Unternehmen ansetzt. Dabei ent- steht ein idealistisches Zerrbild, denn in Wirklichkeit ist es wohl eher die Anhaeufung und Mehrung der Vermoegen, die unser Wirtschafts- und Finanzsystem antreibt. Ich habe dazu einmal geschrieben, dass frueher – vor den Weltkriegen sowie in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg – die Versor- gung der Menschen mit Guetern das primaere wirtschaftliche Problem darstellte, das sich heutzutage jedoch radikal umge- kehrt hat: Frueher wurden wir von einem Guetervakuum gezogen, heute hingegen werden wir von einem riesigen Vermoegensberg nach vorne getrieben.

      Die herrschende Meinung verkennt in diesem Zusammenhang, dass es sich hierbei um ein ganz normales Systemphaenomen handelt und nicht um einen temporaeren Spezialfall, wie uns immer wieder vorgegaukelt wird. Dahinter steckt natuerlich erneut ein Theoriedefizit. Die gaengige Lehre verkuendet uns naem- lich, dass es nur die Zentralbanken sind, die durch ihre lockere Geldpolitik den Anlagebedarf schaffen, den wir gegen- waertig beobachten und der die Kurse treibt. Doch nichts koennte falscher sein.

      Es ist nicht das Geld, das die Kurse treibt, sondern es ist das Vermoegen. Je hoeher das Vermoegen der Leute, umso hoeher die Kurse. Und umso hoeher die Kurse, umso hoeher die Vermoe- gen. Man sieht sofort, dass wir es hier mit einer sich selbst verstaerkenden Bewegung zu tun haben. Das System schaukelt sich immer weiter nach oben – und zwar weitgehend ohne das Zutun der Notenbanken. Das wird allerdings nicht verstanden, weil fast alle Menschen das Bild im Kopf haben, dass es das Geld ist, was die Kurse antreibt. Sie glauben, das Geld be- faende sich auf der Suche nach Anlage. Dass dem allerdings nicht so ist, zeigt bereits das einfache Gedankenspiel, dass jedem Kauf immer ein Verkauf oder eine Neuemission gegenueber steht. Und das heisst: Das Geld sucht zwar eine Anlage, aber es kann aus prinzipiellen Gruenden keine finden, weil Geld immer Geld bleibt und ein Asset immer ein Asset. Transforma- tionen sind dabei prinzipiell ausgeschlossen. Aus Geld kann nie eine Aktie werden und aus einer Aktie niemals Geld,

      Steigt jedoch das Vermoegen, steigen also beispielsweise die Aktien, dann zieht das Diversifizierungstendenzen nach sich, was dazu fuehrt, dass anschliessend auch alle anderen Aktiva ansteigen. Das Geld ist dabei nicht mehr als das "Medium of Exchange", also das Mittel, in dem diese Transaktionen abge- wickelt werden muessen. Seine Menge ist relativ egal, da sei- ne Umlaufsgeschwindigkeit voellig flexibel ist.

      Wie ist diesem Zirkel nun zu entkommen? Auf jeden Fall nicht durch eine Reduktion der Geldmenge, weil dadurch das Vermoe- gen nicht verkleinert wird. Sondern nur durch eine grosse Vermoegensentwertung. In Gleichgewichten gesprochen: Das Ver- moegen muesste so weit entwertet werden, bis sich die Arbeit wieder lohnt. Doch welche Kraft koennte eine derartige Anpas- sung erreichen?

      Eigentlich geht es nur, wenn der Konsens der dauernden Ver- moegensmehrung von innen her durchbrochen wird. Wenn aus dem "Reichwerden" ploetzlich eine "Rette-sich-wer-kann-Strategie"
      wird. Und hier spielen die Notenbanken natuerlich sehr wohl eine Rolle. Im Jahr 2000 ist so ein ploetzlicher Bruch des Konsenses passiert, und es grenzt an ein Wunder, dass nicht ein oder zwei Generationen vergangen sind, bis man wieder Vertrauen gefasst hat. Vielleicht kommt der richtige Knack- punkt ja erst in den naechsten Jahren. Ostern jedoch werden sicherlich noch keine Eier zerplatzen. In diesem Sinne ein frohes Fest!


      ++++++


      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
      Avatar
      schrieb am 25.04.06 01:07:52
      Beitrag Nr. 99 ()

      Veröffentlicht von Prof. Dr. Eberhard Hamer am 02.12.2004 um 9:41 Uhr

      Der Welt-Geldbetrug

      Der grösste und weitreichendste Wirtschaftsskandal unserer Tage findet zurzeit durch die Manipulationen an den Geld- und Währungssystemen statt. Der Geldbetrug hat erstmalig eine globale Dimension, weil er sich weltumspannend abspielt, von keiner nationalen Regierung deshalb mehr kontrolliert, gestoppt oder verhindert werden kann, und weil er sogar nach den veralteten nationalen Gesetzen formell legal stattfindet. Sicher ist aber, dass der Geldbetrug wie jeder andere Betrug auch nicht langfristig zur Bereicherung der Täter durch Entreicherung der Opfer führen kann, weil kein freies Geldsystem auf Dauer missbraucht werden kann.

      Nach der Finanztheorie ist Geld ein legalisiertes Tauschmittel, welches auch zur Wertaufbewahrung dienen soll. Die Ausgabe von Geld war deshalb früher staatliches Privileg (Münzhoheit). Die als Geld umlaufenden Gold-, Silber- und Kupfermünzen hatten staatliche Prägung. Der Staat garantierte also die Reinheit des Metalls und das Gewicht der Münzen, so dass man nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland jederzeit wusste, wieviel jedes Geldstück wert war. So waren die Metallmünzen zugleich Tauschmittel und Dauerwert.

      Der Staat musste aber, um Geld ausgeben zu können, Gold und Silber haben. Deshalb war es wichtig, dass zum Beispiel Silberbergwerke in staatlicher Hand waren (Rammelsberg bei Goslar) und auf diese Weise der Staat das Silber für zusätzliche Prägemünzen einsetzen konnte. Umgekehrt wussten die Bürger, dass der Staat nur soviel Geld ausgeben konnte, wie er über Edelmetall verfügte. Der Edelmetallvorrat war also die Basis für das in Edelmetall umlaufende Naturalgeld (Goldumlaufwährung).


      Vom Realgeld zum Nominalgeld

      Immer wieder haben Fürsten allerdings versucht, sich mehr Geld zu verschaffen, als sie Edelmetall hatten, indem sie den Anteil des Edelmetalls bei den Münzlegierungen verminderten («kippen und wippen»). Das Ergebnis war jeweils, dass die Kaufleute und Bürger das schlechte Geld weitergaben, das gute aber behielten, bis alle Bescheid wussten und das schlechte Geld wieder eingeschmolzen werden musste. Goldumlaufwährungen gab es noch bis zum Ersten Weltkrieg.

      Jede Goldumlaufwährung hat allerdings den Nachteil, dass Gold nicht so stark vermehrbar ist, wie die Wirtschaft wächst, dass also eine gewisse deflatorische Geldknappheit stärkeres Wirtschaftswachstum behindern könnte. Deshalb gingen viele Staaten zu einer indirekten Goldwährung über: Sie hatten einen bestimmten Goldschatz und gaben auf dieser Basis staatliche Zentralbanknoten aus, die im täglichen Gebrauch leichter zu transportieren, zu zählen und auch in höheren Summen aufzubewahren waren. Ihr Wert beruhte darauf, dass man die Geldscheine jederzeit bei der Zentralbank vorlegen und in entsprechendes Gold oder Silber umtauschen konnte (Goldkernwährung). Auf diese Weise konnte der Staat sogar mehr Nominalgeld ausgeben, als er an Edelmetall verfügbar hatte, denn üblicherweise bestanden nur wenige Geldscheininhaber auf dem Umtausch ihrer Scheine in Gold. Normalerweise reichte also ein Volumen von weniger als 10% Gold für ein Währungsvolumen einer um 90% höheren Geldscheinmenge.

      Das System funktionierte weltweit, weil auch Länder, die selbst keinen Goldschatz hatten, den Inhabern ihrer nationalen Geldscheine einen festen Umtauschkurs zu anderen Währungen garantierten, die ihrerseits wieder einen Goldkern hatten. Solange diese Umtauschgarantie bestand, konnten die Bürger darauf vertrauen, dass sie - wenn auch über doppelten Umtausch - die Geldschein-Nominalwerte in Münzrealwerte umtauschen konnten (Golddevisenwährung), hatten also eine zumindest indirekte Geldwertgarantie.


      Vom staatlichen zum privaten Geld

      Der entscheidende Schritt weg vom Staatsgeld war 1913 die Gründung des Federal Reserve System in den USA. Obwohl nach der amerikanischen Verfassung eigentlich nur Gold und Silber gesetzliches Geld sein dürfen, hat sich ein von privaten Banken gegründetes Kartell unter Führung der beiden Grossfinanzgruppen Rothschild und Rockefeller eine private Zentralbank geschaffen mit dem Recht, eigenes Geld auszugeben, welches gesetzliches Zahlungsmittel wurde und für welches anfangs noch die amerikanische Zentralregierung garantierte. In dieser privaten Bank wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Goldreserven der Welt zusammengekauft, mit der Folge, dass viele andere Währungen ihren Goldstandard nicht mehr halten konnten und in der Deflation zusammenbrachen (erste Weltwirtschaftskrise).

      Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde deshalb 1944 in Bretton Woods wieder die Einführung eines neuen Golddollarstandards beschlossen. Während des Weltkrieges verlangten die USA für die Bezahlung von Rüstungsgütern Gold von den kriegführenden Nationen. Auch das Gold Deutschlands musste als Kriegsbeute abgegeben werden. So sammelten sich über 30000 Tonnen Gold der Welt allein in den USA - mehr als alle anderen zusammen hatten. Dieses Gold diente als Deckung für die Dollars. Da aber ein grösserer Teil der Dollars in den Zentralbanken der Welt als Reservewährung gehalten wurde, konnten die USA mehr Dollars ausgeben als sie an Goldbasis hatten. Die Länder der Welt brauchten nämlich Dollars, um die Rohstoffe dafür zu kaufen, die nur auf Dollarbasis gehandelt wurden. Neben dem Gold wurde deshalb der Dollar immer stärker in den anderen Zentralbanken zur Hauptwährungsreserve. Die Dollarherrschaft über die Welt hatte begonnen.

      1971 kündigte US-Präsident Nixon die Einlösungspflicht des Dollars in Gold (Golddollarstandard) und zugleich die Haftung des Staates für den Dollar auf. Seitdem sind die Dollarnoten weder real durch Gold noch durch Staatshaftung gedeckt, also eine freie private Währung der Federal-Reserve-Bank (FED). Der Dollar und alles andere Geld der Welt sind seitdem nicht mehr werthaltig, sondern nur noch gedrucktes, legalisiertes Zahlungspapier.

      Eine durch nichts gedeckte Währung kann zwar durch Gesetz zum amtlichen Tauschmittel erzwungen werden, nicht jedoch zum Mittel der Wertaufbewahrung. Hierzu bedarf es des Vertrauens der Geldinhaber, dass sie ihr Geld langfristig wertgesichert sehen. Der langfristige Kurswert - das Vertrauen - einer freien Quantitätswährung hängt wiederum allein von der Knappheit des Geldes bzw. der Geldmenge ab. Das Problem: Während sich in den letzten 30 Jahren die Gütermenge der Welt nur vervierfachte, hat sich die Geldmenge vervierzigfacht.

      Geldmengenvermehrung bedeutet nämlich immer Inflation. Und Inflation bedeutet Geldentwertung. Für dieses Problem wurden drei Lösungswege beschritten:

      # Die deutsche Finanzwissenschaft hatte schon bei der Bundesbankgründung eine staatsunabhängige neutrale «vierte Gewalt» für die Bundesbank gefordert, damit diese den politischen Pressionen zum Geldmengenmissbrauch widerstehen könne, damit der Bürger sich also auf die Werthaltigkeit des Geldes verlassen könne. Tatsächlich ist die Bundesbank gesetzlich zur Werthaltigkeit der D-Mark verpflichtet gewesen (Neutralgeldtheorem) und war weitgehend staatsunabhängig. Dies hat dazu geführt, dass die D-Mark als stabilste Währung der Welt immer mehr auch Währungsreserve und bevorzugte Wertanlage wurde.

      # Die meisten anderen Staaten haben eine " orientierte Quantitätswährung" bevorzugt. Sie verpflichteten ihre Zentralbanken, die Geldmenge an bestimmten Zielen zu orientieren, wie zum Beispiel Wachstum, Vollbeschäftigung oder anderen. Dies gab der nationalen Politik ausreichend Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und auf das Geld und hat regelmässig dazu geführt, dass der politische Missbrauch zu entsprechender Inflationierung der Währungen geführt hat. (Beispiel: Frankreich, Italien, Spanien usw.)

      # Die meisten Diktaturen der unterentwickelten Länder und das private Federal-Reserve-System dagegen bevorzugten eine «freie Quantitätswährung», also eine Währung, deren Missbrauch durch die Politik oder durch die privaten Zentralbankeigentümer nicht gesetzlich beschränkt wurde. «Freie Quantitätswährung» hat immer «Freiheit zum Missbrauch der Währung» bedeutet und nie langfristig funktioniert.


      Vor allem führt ein Nebeneinander von Währungen, die teils von einer unabhängigen Staatsbank in ihrem Wert gehalten werden - wie die D-Mark - oder andererseits von abhängigen Staatsbanken oder sogar von Privatbanken nach deren jeweiligen Zwecken frei manipuliert werden, zu erheblichen Kursspannungen: Weil die Deutsche Mark durch die Bundesbank relativ wertstabil gehalten wurde, andere wichtige Währungen sich dagegen durch Geldmengenvermehrung und Inflation immer stärker wertminderten (Abwertung), versuchen die Geldwertbesitzer naturgemäss, mit ihren längerfristigen Dispositionen in harte Währungen zu gehen und weiche zu meiden.

      So wurde die Deutsche Mark in Konkurrenz zum Dollar immer stärker auch Währungsreserve von Wirtschaft und Zentralbanken in der Welt. Vor allem aber wurde an der " harten" Währung deutlich, wie weich eine ständige Geldmengenvermehrung die inflationierten Privat- oder Staatswährungen gemacht hatte. Die der Geldwertstabilität verpflichtete Bundesbank wurde so zum gemeinsamen Störer im Chor der Geldmengenvermehrer und Inflationisten des Weltwährungssystems - kein Wunder, dass dieser Störer durch Abschaffung der Deutschen Mark und Einbindung in eine wieder mehr von der Politik gesteuerte, nicht mehr souveräne Europäische Zentralbank ausgeschaltet werden musste. Kohl hat dafür gesorgt, dass dies «im kleinen Kreise» entschieden wurde, dass die deutsche Bevölkerung über den Verlust ihrer werthaltigen Währung nicht abstimmen durfte (" Wo kommen wir hin, wenn die Bevölkerung über so wichtige Dinge selbst entscheiden sollte?" ). Die Bevölkerung hätte nie freiwillig die solide D-Mark geopfert.

      Inzwischen hat also keine Währung der Welt noch irgendeine reale Wertgrundlage, hat sich das Geld der Welt von jedem zugrundeliegenden Sachwert gelöst, wird es als Papier hemmungslos neu gedruckt und durch ständige Vermehrung ständig entwertet. Dass die Leute immer noch glauben, das Geldpapier, welches sie in der Hand haben, habe einen festen Wert, liegt daran, dass durch geschickte Manipulation der Devisenkurse ein scheinbares Wertverhältnis vorgespiegelt wird. Diese Devisenkurse werden nämlich von genau den gleichen Gruppen manipuliert, die auch die Geldmengenvermehrung produzieren.

      Praktisch hat inzwischen das von der US-Grossfinanz gesteuerte und ihnen gehörende private Federal-Reserve-System Welt-Geldbedeutung erlangt:

      # Das FED-Privatgeld Dollar ist schon von der Geldmenge her in der Welt dominierend. Mehr als 75% aller Geldquantitäten sind Dollars.

      # Die US-Grossfinanz hat auch die von ihnen kontrollierten Rohstoffmärkte gezwungen, nur in Dollars zu verkaufen. Wer sein Öl nicht gegen wertlose Dollars, sondern gegen Euro verkaufen will, wird zum Terroristen erklärt (Saddam).

      # Auch die Zentralbanken der übrigen Länder werden gezwungen, die Dollars in immer stärkerem Masse (Euro-Bank über 90%) als Währungsreserven anzunehmen. Die übrigen Währungen, wie zum Beispiel der Euro, beruhen also in ihrem Wert zu über 90% auf wertlosen, nur durch die Macht und den Willen der US-Grossfinanz gehaltenen Dollar-Papieren.

      # Inzwischen wurden sogar die Nationalbanken sanft oder hart (Schweiz) gedrängt, ihre Goldvorräte gegen Dollars abzugeben oder «auszuleihen». Das Gold der Welt hat sich dadurch wiederum wie vor der ersten Weltwirtschaftskrise bei den Eigentümern des Federal-Reserve-Systems konzentriert, so dass ein neuer Goldstandard nur mit deren Willen und nach deren Diktat wieder einzuführen wäre und die FED-Eigentümer mit einer Neufestsetzung des Goldpreises (Greenspan: " Möglicherweise bis 6000 Dollar." ) allein dadurch im Falle einer Währungsreform ein Jahrhundert-geschäft machen würden.


      Die US-Grossfinanz steuert also über die ihr gehörende FED letztlich das Geld und die Währungen der ganzen Welt. Der Dollar ist privates Geld dieser US-Grossfinanz, von niemandem ausser von ihr garantiert, aber nach Kräften missbraucht, vermehrt und zum Instrument ihrer Weltherrschaft und zum Hilfsmittel für den Raub aller wichtigen Rohstoffe und Sachwerte der Welt missbraucht.

      Durch ungehemmte Vermehrung des Dollars hat natürlich die ausgebende US-Gross-finanz unbegrenzte liquide Mittel, mit denen sie die ganze Welt kaufen kann. Aber auch der amerikanische Staat kann durch die Dollarvermehrung mehr ausgeben, als er einnimmt (Schuldenreiterei). Missbrauch des Dollars durch Geldmengenvermehrung ist also sowohl für die herrschende US-Finanz als auch für die von ihr beherrschte US-Administration einseitiger Vorteil. Deshalb hat sich das Dollarvolumen in den letzten 10 Jahren immer schneller vermehrt.

      Ebenso haben sich die Schulden des amerikanischen Staates gegenüber dem Ausland drastisch vermehrt. Der US-Staat lässt sich also in immer grösserem Ausmass von der Welt Sachgüter gegen wertlose Scheinchen liefern - die moderne Form der Tribute.

      Dass diese ungehemmte Dollarvermehrung nicht längst den Dollarabsturz und zur Zurückweisung des Dollars durch die Kunden geführt hat, ist kluger Regie und Erpressung zu verdanken: Die US-Grossfinanz und die US-Administration zwingen seit Jahren wirtschaftlich und politisch die wichtigen Zentralbanken der Welt (Eurobank, Japan, China und andere), die bei ihnen sich für Exporterlöse oder als Kaufpreise für den Aufkauf von Sachgütern ansammelnden wertlosen Dollars zu behalten und als angeblich werthaltige Devisenreserve zu halten. Praktisch heisst das: Die Zentralbanken in China, Japan und Europa sammeln die für die Sachwertlieferungen ihrer Bürger einkommenden wertlosen Dollars in immer grösseren Beständen als angeblich werthaltige Währungsreserve an. Die Währung der Satellitenstaaten wird also und ist bereits mit immer wertloseren Dollars unterlegt - also praktisch ebenso wertlos geworden. Somit sind alle im gleichen Geldentwertungsboot:
      Die Urheber der Geldmengenvermehrung in New York und Washington ebenso wie die Helfer der Geldmengenvermehrung in den Zentralbanken der Satellitenstaaten.

      Damit aber hat es der Schuldner USA selbst in der Hand, wie stark er durch offizielle Abwertung des Dollars schliesslich seine Gläubiger entreichern - betrügen - und sich auf deren Kosten wieder entschulden will. Jede Abwertung des Dollars wird vor allem das 80% aller Dollars haltende Ausland entreichern. Dem Schuldner steht es frei, wie stark er seine Schulden abwerten und damit seine Gläubiger betrügen will.

      Dem Publikum wird inzwischen allerdings mit manipulierten Kursen und Kurspflege suggeriert, die missbrauchten Währungen und das hemmungslos vermehrte Geld hätten immer noch einen soliden Kurswert.

      Würden die Geldbesitzer wissen, dass sie eigentlich nur Papierwert in den Händen haben, alles andere aber von den Manipulationen, den Missbräuchen, der Macht und den Zwecken der US-Grossfinanz abhängt,

      # würde die Geldumlaufsgeschwindigkeit wegen Zurückweisung des Geldes stärker steigen,

      # würde eine Flucht in die Sachwerte einsetzen,

      # und damit eine dramatisch steigende bis galoppierende Inflation beginnen,

      # würde die längst geschehene Entwertung der Geldwertanlagen der Bürger (Geldpapiere, Renten, Fonds und andere) sich in einem zweiten Börsencrash auflösen und zusammenbrechen

      # und würden ganze Branchen der Finanzindustrie und Finanzdienstleistung unter Haftungsprozessen wegen der Entwertung zusammenbrechen,

      # so dass eine Währungsreform unvermeidlich wird.


      Noch wird die Illusion des Geldwertes trotz dramatischer Entwertung durch den Zwang eines gesetzlichen Zahlungsmittels künstlich aufrechterhalten. Nutzniesser dieses Systems sind nicht nur die US-Grossfinanz, welche durch ihre FED immer hemmungsloser Dollarmengen in die Welt jagt, sondern auch die dieses Spiel mitbetreibenden Zentralbanken, wie zum Beispiel die Eurobank, die Banque of Japan und andere. Die Vorstände dieser Banken wissen genau, wie wertlos der Dollar inzwischen ist, stützen aber immer noch die gesetzliche Illusion der Zahlungsmittelfunktion des Dollars, haben sogar aus politischen Gründen geschwiegen und die eigene Währung nahezu ausschliesslich mit wertlosen Dollars in ihrer Währungsreserve unterlegt, also ihre Währung praktisch ebenso wertlos gemacht. Würde eine Währungsreform kommen, stünde zum Beispiel die Eurobank ohne Werte da. Das Gold - auch das deutsche Gold - ist mutmasslich nur noch als blosser schuldrechtlicher Rückgabeanspruch vorhanden, nicht mehr aber als Realgold. Es ist zumeist angeblich naturaliter an die private Federal Reserve Bank und von dieser weiter verliehen, also im Zusammenbruch nicht mehr greifbar. Das System lebt davon, dass ein Missbrauch nicht diskutiert und nicht veröffentlicht wird.

      Tatsache 1: Die wichtigsten Währungen der Welt sind so hemmungslos vermehrt worden und stehen auf so tönernen Füssen, dass ihre Währungen (Dollar, Euro, Yen und andere) keine echte Wertaufbewahrungsfunktion für die Bürger mehr haben.

      Tatsache 2: Auch die Tauschfunktion der Währungen wird nur durch Manipulation und Täuschung über einen angeblichen - aber nicht vorhandenen - Kurswert künstlich aufrechterhalten und ist längst nicht mehr echt.

      Tatsache 3: Das Privatgeld (Dollar) der US-Grossfinanz ist längst von allen Bindungen an Sachwerte (Gold) oder einer Geldmengenbindung befreit, hat also nicht nur seine Wertaufbewahrungsfunktion verloren, sondern täuscht auch die Welt nur noch durch weltweite Kursmanipulation über einen scheinbaren Tauschwert des durch hemmungslose Vermehrung entwerteten Privatgeldes. Nur durch diese Täuschung und die Macht der US-Grossfinanz wird noch künstlich " Vertrauen" der Welt in den Dollar suggeriert. Wüssten die Marktteilnehmer dagegen, dass sie mit dem Nominalwert des Geldscheins nur ein wertloses Wertversprechen von Privatleuten in den Händen haben, denen längst nicht mehr zu trauen ist, die ständig ihre Macht, den Geldwert zu manipulieren, missbrauchen, so würde auch das Vertrauen in diese Privatwährung Dollar zusammenbrechen.

      Mit dem Geld ist es so wie mit den Aktien. Auch die meisten Aktien sind keine Substanzwerte, sondern nur Hoffnungswerte. Wer in der grossen Aktienhausse glaubte, viel gewonnen zu haben, wurde beim Aktiencrash darüber belehrt, dass die Aktie ausser dem Papierwert nur noch Hoffnung trägt, diese aber leicht schwinden kann. Gewinn oder Verlust im Börsenspiel sind reine Hoffnungswerte, keine Sachwerte. Ebenso ist es mit dem Geld. Einziger Sachwert ist der Wert des Papiers. Alles andere ist Hoffnungswert im Vertrauen auf die korrupten, aber stärksten Finanzmächte der Welt.


      Mit Scheingeld zu Sachwerten

      Würden die Marktteilnehmer wissen, dass unser Geldsystem letztlich am Privatgeld Dollar und dieses Geld ohne jeden Wertbezug allein an den Manipulations- und Missbrauchswünschen der grossen Finanzoligarchie hängt, dann würden die Menschen ihr Währungsvertrauen verlieren, ihr Geld nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel betrachten, sondern der laufenden Geldentwertung durch Flucht in die Sachwerte zu entgehen versuchen.

      Genau dies tun die hinter der FED stehenden Täter der grössten Geldvermehrung aller Zeiten: Sie kaufen mit dem immer wertloser werdenden Geld seit Jahrzehnten alle Sachwerte auf, die sie noch erwischen können: Rohstofflager, Industriekomplexe, Immobilien und jede einigermassen intakte ausländische Kapitalgesellschaft in freundlicher oder feindlicher Übernahme zu fast jedem Preis. Und nicht nur die US-Grossfinanz sammelt die Sachwerte der Welt ein, sondern auch der amerikanische Staat importiert für Fiat-Money (gedrucktes, eigentlich wertloses Geld) seit Jahren mehr Sachgüter aus der Welt, als er bezahlen kann, und verschuldet sich dafür hemmungslos im Ausland - solange die ausländischen Gläubiger noch an den Wert des Dollars glauben oder mit politischer Erpressung gezwungen werden können, die faulen Dollars in ihre Währungsreserven anzunehmen.


      Mit Sachwerten zu Monopolen

      Die hinter der FED stehende Grossfinanz hat auf diese Weise durch gezielte Sachwert-politik ganze Marktsegmente mit ihren faulen Dollars aufgekauft und zu Marktmonopolen bzw. -oligopolen entwickelt: Diamanten, Gold, Kupfer, Zink, Uran, Telekommunikation, Gasfaserleitungsnetze, Print- und Fernsehmedien, Nahrungsmittel (Nestlé, Coca-Cola), grosse Teile der Rüstungsindustrie und der Luftfahrt usw.

      Zurzeit läuft ein Monopolisierungsversuch mit Hilfe der Gen-Manipulation. Genmanipulierte Tiere und Pflanzen sind selbst unfruchtbar. Wenn man also die Genmanipulation flächendeckend durchsetzen kann, müssen alle Bauern einer Firma mit einem Patentmonopol das Gen-Saatgut zu dem von ihr festgesetzten Monopolpreis abkaufen, können sie nicht mehr ihr selbst geerntetes Getreide zur Saat verwenden.

      Ein anderes Monopolisierungsspiel läuft zurzeit auf dem Zuckermarkt: Die EU hat ihren Zuckermarkt durch eigene Marktordnung geregelt, um den Bauern die Rübenzuckerproduktion zu erhalten, die für viele von ihnen existenznotwendig ist. Der Rübenzucker ist aber teurer als der in den Tropen wachsende Rohrzucker des US-Kartells. Die der US-Grossfinanzgruppe gehörenden Firmen Nestlé und Coca-Cola verlangen nun gemeinsam mit von ihr abhängigen Wissenschaftern und Politikern eine " Liberalisierung des Zuckermarktes" und betreiben dies über die internationalen Gremien (GATT, Mercosur). Sobald diese Liberalisierung durchgesetzt ist, kann sich der teurere Rübenzucker gegen den billigeren Rohrzucker nicht mehr halten, bricht die europäische Zuckerproduktion endgültig zusammen und wird der Zuckermarkt - anfangs billiger, nachher aber teurer - durch das von der US-Grossfinanz beherrschte Rohrzuckerkartell überschwemmt.

      Mit welchen kriminellen Methoden die US-Grossfinanz dabei ganze Branchen in ihre Hand bekommt, zeigt der Fall Primacom: Dieser Kabelnetzbetreiber operiert höchst lukrativ, steht aber schon länger im Visier der US-Grossfinanz (Telekommunikations-Monopolisierung). Diese hat deshalb erst den Vorstand von Primacom unterwandert und dann diesem Vorstand ein Darlehen mit mehr als 30% Jahreszinsen oktroyiert, so dass die eigentlich gut operierende Firma wegen der Zinslasten in Schwierigkeiten geriet und nach Ansicht der US-Bank " jetzt billigst übernahmereif" wurde. Das Spiel geht gerade in die letzte Runde.

      Ein ähnliches Spiel hat der Abgesandte der US-Grossfinanz Ron Sommer mit der Deutschen Telekom versucht. Die US-Grossfinanz sammelt alle Telekommunikations-Gesellschaften, um sie weltweit zu monopolisieren. Der Abgesandte Sommer hat dazu eine kleine US-Firma der Telekom zum dreissigfachen Preis (30 Mia. US-Dollar) von der US-Grossfinanz gekauft, damit diese aus eigenem Vermögen der Telekom diese aufkaufen konnte. Der zweite Schritt war, die Telekom-Aktien billig zu machen, damit der US-Investor sie billig bekam. In diesem Spiel ist allerdings Ron Sommer über seine Grenzen gegangen und gescheitert. Dies wird aber die US-Grossfinanz in ihren Übernahmeplanungen nur zurückwerfen, nicht hindern. Privatisierung und Aufkauf der Telecom gehen planmässig weiter.

      Ein gleiches Spiel vollzieht sich auch auf dem Welt-Energiemarkt, in Deutschland offensichtlich mit EON und RWE, wobei die US-Grossfinanz bereits eigene Vertrauensleute in die für die Übernahmekandidaten entscheidenden Banken und Vorstände entsandt hat. In 20 Jahren will die US-Grossfinanz auch das Wasser der Welt - nach Aussage ihres Vertreters Brzezinski - monopolisiert haben.


      Mit Sachwerten zur Währungsreform

      Deutet man den Fahrplan der Welt-Grossfinanz richtig, so soll die Geldmenge so lange vermehrt und entwertet werden, bis damit alle wichtigen Sachwerte der Welt aufgekauft und monopolisiert worden sind. Die Grossfinanz ist klug genug zu wissen, dass ihre Geldmengenvermehrung nicht unerkannt bleibt und irgendwann das Vertrauen in den inflationierten Dollar schwindet. Ein Ausbruch der Vertrauenskrise wird die jetzt noch beherrschte, schleichende Inflation zur galoppierenden offenen Inflation machen, die zwangsläufig in eine Währungsreform einmünden muss.

      Dies aber ist genau der Vorteil sowohl der Grossfinanz als auch der USA:
      # Die Grossfinanz hat mit den faulen Dollars vorher ausreichend Sachwerte gekauft, wird also von der Währungsreform mit ihren Sachwerten nicht mehr betroffen, hat sich rechtzeitig aus dem faulen Geld in werthaltiges Vermögen verlagert. Da sie in vielen Bereichen inzwischen Weltmonopolstellungen erreicht hat, kann sie sogar die Welt jederzeit mit Monopolpreisen zu Sonderabgaben heranziehen. Nicht mehr Steuern sind dann das Einkommen der Welt-Herrscher, sondern Monopolerträge. Niemand kann die Grossfinanz hindern, die Preise für Gold, Diamanten, Kupfer, Zink, Eisenerz, Wasser, Saatgut oder Energie um 10, 20 oder 30% anzuheben und auf diese Weise die gesamte Weltbevölkerung zu Sonderabgaben heranzuziehen. Noch nie hat es eine solche Finanzmacht der Welt gegeben, noch nie war sie für die Gesamtbevölkerung der Welt so gefährlich.

      # Listigerweise hat die US-Grossfinanz die faulen Dollars überwiegend ins Ausland gebracht. Mehr als Dreiviertel der gesamten Dollarbestände sind nicht mehr in den USA, sondern sind bei den Gläubigerstaaten der USA. Die USA haben sich nämlich in den vergangenen Jahren immer kräftiger gegenüber dem Ausland verschuldet. Das Ausland hat Güter geliefert (Sachwerte), dafür aber wertlose Dollars bekommen. Alle Zentralbanken sind voll mit faulen Dollars. Werden diese nun plötzlich entwertet, trifft der Schaden zu mehr als Dreiviertel die Zentralbanken, Banken, Staaten und Marktteilnehmer ausserhalb der USA. Dann rächt sich, dass die Europäischen Zentralbanken ihr Gold gegen faule Dollars abgegeben und dafür immer ausschliesslicher Fiat-Money als Basis (Währungsreserve) für die eigene Währung, zum Beispiel Yen oder Euro, eingesetzt haben. Bricht also die Leitwährung Dollar zusammen, werden zwangsläufig auch die Satellitenwährungen mit zusammenbrechen, deren einzige Basis ein Bestand an faulen Dollars ist. Mit anderen Worten: Die sich abzeichnende Währungsreform des Dollars zieht zwangsläufig eine Weltwährungsreform aller Währungen nach sich, für welche der faule Dollar jetzt noch Hauptwährungsreserve darstellt.


      Dass aber jede pausenlose Vermehrung eines Privatgeldes - des Dollars - durch die der US-Grossfinanz gehörende Federal Reserve Bank zur Aufweichung der Dollar-Währung zu immer stärkerer Inflation und schliesslich zur Währungsreform führen muss, ist finanzwissenschaftliches Grundwissen und dürfte nicht einmal Greenspan und seinen Mittätern zweifelhaft sein.


      Durch Währungsreform zur Weltwährung

      Greenspan hat in einer Rede unvorsichtigerweise geäussert, dass " wohl bis 2007 eine grundsätzliche Dollar-Korrektur anstehe und dass man dann zweckmässigerweise den Dollar und den Euro zum 'Euro-Dollar' einer neuen Welt-Währung vereinigen könnte" . Das macht aus Sicht der US-Grossfinanz Sinn, denn längstens bis 2007 sind die Dollar-Missbräuche noch durchzuhalten, bis dahin dürfte längstens das Vertrauen der Welt in diese hemmungslos vermehrte, immer wertloser gewordene und nur noch künstlich aufrechterhaltene Privatwährung der US-Grossfinanz halten. Irgend etwas wird also in nächster Zeit mit dem Dollar geschehen. Würde dann der Dollar mit dem Euro zur Welteinheitswährung, würden damit für die US-Grossfinanz wichtige Ziele erreicht:
      # Eine neue Währung bietet die Möglichkeit, die alten Währungsschulden abzuwerten und damit die Gläubiger, die noch alte Währung haben, entsprechend zu entreichern. Wenn eben ein neuer Euro-Dollar 20 alte Dollar oder 15 Euro wert ist, sind die alten Währungen entsprechend abgewertet, sind die Gläubiger in alter Währung entreichert, hat sich das Spiel für die privaten Geldausgeber gelohnt.

      # Vor allem würde damit der US-Staat ebenfalls entschuldet: Seine jetzige Auslandsverschuldung von 5200 Mia. Dollar würde bei 50%er Abwertung nur noch 2600 Mia. Euro-Dollar betragen.

      # Geschädigt werden alle Inhaber von Alt-Dollars, deren Bestände um 50% oder sogar 90% abgewertet werden. Dies gilt insbesondere für die Zentralbanken von China, Japan und Europa mit ihren hohen Dollar-Währungsreserven.

      # Das Hauptziel der US-Grossfinanz ist aber, auf diese Weise eine Weltwährung zu erreichen, über die sie wiederum selbst herrschen. In einem Euro-Dollar-System würde zwangsläufig das der US-Grossfinanz gehörende Federal Reserve System eine Mehrheit haben, also die US-Grossfinanz dann auch mehrheitlich das neue Währungssystem beherrschen. Dazu auserwählt ist die BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich), eine private Organisation, deren Anteile mehrheitlich bereits von der US-Grossfinanz heimlich aufgekauft worden sind. Würde also die BIZ neue Zentralbank der Euro-Dollar-Währung, sind zufälligerweise wieder die gleichen Privateigentümer Haupteigentümer dieser neuen Zentralbank, die vorher auch Eigentümer der FED waren. Sie könnten dann das gleiche Spiel freier Geldausgabe nach eigenem Belieben, das sie mit dem Federal Reserve System bisher machen, wieder auf höherer Ebene - und dazu auch noch durch Währungsreform entschuldet - erneut -betreiben. Die bisherige Welt-Geldmengenvermehrung, der grosse Geldbetrug gehen dann in der Währungsreform unter. Ein neues System würde den alten Tätern wieder eine neue Währung in die Hände spielen und ihnen damit das neue Spiel mit der Weltwährung Euro-Dollar 20 bis 30 weitere Jahre erlauben.


      Die US-Grossfinanz hätte also auf diesem Wege durch Geldbetrug nicht nur die Sachwerte der Welt bei sich monopolisiert - darunter so existenzwichtige Bereiche wie Saatgut, Nahrungsmittel, Wasser, Energie und Metalle, sondern darüber hinaus wiederum ein Währungsmonopol zur eigenen Bedienung, nach eigenem Belieben geschaffen - eine Geldvermehrungsmaschine wie den Dukatenesel im Märchen.

      Auch mit Veröffentlichung dieses Geldbetrugssystems wird kein Aufschrei durch die Welt gehen. Man wird dies als " Verschwörungstheorie" oder als " Antiamerikanismus" oder sogar als " Antisemitismus" (Rothschild) abtun oder solche Veröffentlichungen ganz zu verhindern versuchen, denn immerhin gehören der US-Grossfinanz auch wesentliche Teile der Print- und Bildschirmmedien überall in der Welt.

      Das Spiel zu durchschauen ist aber wichtig für Menschen, die durch dieses Spiel Verluste erleiden könnten. Wer also Finanzvermögen hat, sollte zuhören bzw. lesen.

      Verlierer bei dem grossen Spiel der Finanz-oligarchie sind solche Marktteilnehmer in der Welt, welche dem Geld zuviel Vertrauen entgegenbringen, welche immer noch glauben, dass Geld über seine blosse Tauschfunktion hinaus auch noch Wertaufbewahrungsmittel sei. Die laufende Geldentwertung der vergangenen 40 Jahre hat offenbar die Menschen nicht klug gemacht. Sie wird in den nächsten Jahren galoppieren bis zum bitteren Ende, weil sie nämlich ein einseitiger Vorteil der Täter ist. Wer also auf langfristige Wert-erhaltung seines Vermögens Wert legt, kann nicht in Geldwerten, nicht in Versicherungsverträgen, nicht in Renten und nicht in Bargeld bleiben, er muss in Sachwerte gehen, wie dies die Grossfinanz selbst vorgemacht hat.


      Strategieziel des Welt-Geldbetruges

      Soweit von aussen her erkennbar, hat die US-Grossfinanz ursprünglich nur das Ziel gehabt, die US-Währung zu beherrschen und damit den US-Markt nach eigenem Willen manipulieren zu können. Diesem Ziel diente das private Zentralbanksystem FED. Als US-Präsident Kennedy ein Gesetz eingebracht hatte, dieses Privatfinanzsystem zu verstaatlichen, starb er eines plötzlichen Todes. Wer immer an diese Privatgeldmöglichkeiten der US-Grossfinanz rührte, verlor dabei Vermögen oder Leben.

      Inzwischen aber sind die strategischen Ziele der US-Grossfinanz über die nationale Dimension weit hinausgewachsen. Ihr Ziel ist das globale private Geldsystem, welches sie mit der Vorherrschaft ihres Privatdollars und seiner Durchsetzung als Hauptwährungsreserve überall in der Welt weitgehend erreicht haben und nur noch mit einer Weltwährung - Euro-Dollar - formalisieren müssen.

      Wenn wir also einen zweiten Missbrauch des Welt-Geldsystems zugunsten privater Grossfinanzgruppen und überhaupt den Missbrauch der Geldmengenwährungen verhindern wollen, muss jede Währung vor jedem öffentlichen oder privaten Missbrauch, vor jeder Deflations- und Inflationsmanipulation gesichert werden.

      Das ist sicher nicht erreichbar, wenn man die Währung der privaten Grossfinanz überlässt. Sie wird die Missbrauchsmöglichkeit wieder nutzen und wieder zum eigenen Vorteil mit Geldmengenvermehrung die Welt betrügen und ausbeuten.

      Die Erfahrungen haben aber auch gezeigt, dass die meisten Regierungen ihre Währungen ebenso missbrauchen, wenn sie die Möglichkeiten dazu haben, wenn sie also Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und ihre Geldmengenpolitik haben.

      Es gilt also, aus den Missbräuchen der öffentlichen Hände und der privaten Gross-finanz die Währungen so unabhängig zu machen, dass privater und öffentlicher Missbrauch ausgeschlossen werden.

      Sicher ist eine auf Gold basierende Währung nicht so leicht zu manipulieren wie eine blosse Quantitätswährung. Die Probleme jeder auf Gold basierenden Währung liegen aber in der Verfügbarkeit von Gold, nachdem die US-Grossfinanz den grössten Teil des Weltgoldvorrates in ihre Hände bekommen hat. Sie würde also mit jeder Art einer auf Gold basierenden Währung wiederum Gewinner und Ausbeuter werden können.

      Bleibt also nur die Lösung einer Quantitätswährung. Diese Quantitätswährung darf aber nicht frei, willkürlich bestimmbar bleiben, sondern muss an dem Neutralgeldziel orientiert werden. Die Geldmenge darf also nicht stärker wachsen als die Gütermenge. Aus dem monetären Sektor dürfen nicht wieder inflatorische oder deflatorische Effekte auf die Währungen und die Weltwirtschaft ausgehen.

      Dies ist nur mit streng neutralen und so unabhängigen Zentralbanken erreichbar, dass sie gleichsam die " vierte Gewalt" darstellen, nicht in privater Hand liegen und nicht durch Regierungen beeinflusst werden können. Das Urmodell der Deutschen Bundesbank vor ihrer Kastration in die Euro-Bank kam dieser Unabhängigkeit sehr nahe.

      Die kommende Währungsreform bietet eine einmalige Chance, die Täter, ihre Währungsmanipulationen und ihre Missbräuche zu brandmarken und damit eine allgemeine öffentliche Zustimmung zu einem weder von der privaten Grossfinanz noch von den Regierungen mehr beeinflussbares Zentralbankensystem zu schaffen. Dies wäre eine Jahrhundertchance.

      Verhindert werden könnte ein unabhängiges Zentralbankensystem vor allem von der Grossfinanz, welche über die ihr schon gehörende BIZ bereits die Weichen für eine neue Übernahme des nächsten Zentralbanken- und Währungssystems gestellt hat. Deshalb tut Aufklärung not, um der Bevölkerung, Wirtschaft und Politik die Gefahr des Monopolkapitalismus nicht nur für die derzeitige Währung, sondern auch für ein neues Währungssystem aufzuzeigen.


      © Prof. Dr. Eberhard Hamer



      Grüssels
      Tippgeber1;)

      Avatar
      schrieb am 25.04.06 20:16:58
      Beitrag Nr. 100 ()
      hallo tippgeber1,

      ne allgemeine börsenfrage an dich:

      spekufrist bei aktien ist ja min ein jahr halten, d. h. wenn ich z. B. eine aktie am 25.04.05 gekauft habe kann ich sie steuerfrei am 26.04.06 verkaufen oder erst am monatsende?

      kennst du dich damit aus?

      gruß
      Avatar
      schrieb am 27.04.06 22:10:35
      Beitrag Nr. 101 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.318.813 von fisch29 am 25.04.06 20:16:58
      hi fisch,:)

      es ist genauso wie du es geschrieben hattest.
      kauf am 25.4.2005 und steuerfreier verkauf
      am 26.04.2006. das gilt vermutlich noch bis
      30.12.2006, dann könnte man noch letztmalig
      bis zum 31.12.2007 steuerfrei verkaufen.

      am 01.01.2008 kommt dann die komplette be-
      steuerung auf die gewinne mit vermutlich 20%.
      steuerfreiheit gibt es dann nicht mehr.



      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
      Avatar
      schrieb am 28.04.06 13:18:14
      Beitrag Nr. 102 ()

      Der Artikel von Daniel Kühn, bringt die Sache gut auf den Punkt.
      Politiker und Gewerkschafter sollten mal vorher besser überlegen,
      was sie da von sich geben und ihren Verstand einschalten.:mad:


      "FOREX-Report.de - Wird der US-Dollar zum Abschuß freigegeben?
      Leser des Artikels: 753

      Jetzt wird der US-Dollar aber von (fast) allen Seiten zum Abschuss freigegeben. Die G7 „empfehlen“ den asiatischen Staaten, ihre Währungen aufzuwerten. Der russische Finanzminister stellt öffentlich die Funktion des Greenback als Reservewährung in Frage. Die Franzosen machen sich große Sorgen um das riesige Handelsbilanzdefizit der USA (und empfehlen als Gegenmittel die Abwertung der US-Valuta). Und die ölreichen arabischen Länder intensivieren ihre Pläne einer eigenen Währungsunion (mit der EZB als Berater!).

      Driften wir in die Heimat nach Deutschland: Gut dass die ordentliche Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland derzeit sehr robust ist – der ifo-Index kletterte soeben auf ein neues 15-Jahreshoch. Denn wenn man sich anschaut, was der neue SPD-Chef Beck von sich gibt, und in seinem Schlepptau die Gewerkschaften, wird es einem als ökonomisch auch nur halb gebildetem Menschen schlecht.

      Becks Äußerung, die Steuerquote in Deutschland sei zu niedrig, ist ja schon ein Hohn. Kein Wort zur gesamten Abgabenquote oder zur Tatsache, dass bei uns die Staatsquote (Anteil Staatsausgaben am BIP) wieder in Richtung 50% steuert, wen interessiert das schon? Aber den Knaller hat DGB-Chef Michael Sommer gebracht. Ich zitiere: „Neben Erbschafts-und Vermögensteuer muss man sehen, welche Steuern es in anderen erfolgreichen kapitalistischen Staaten gibt“. Und weiter: „Die Börsenumsatzsteuer in Großbritannien bringt viel Geld“. Aber das Higlight ist: „Bislang sind Unternehmen, Besserverdienende und Kapitalbesitzer geschont worden. Künftig müssen sie aber an der Finanzierung des Sozialstaats mitwirken“.

      Menschen wie Sommer können froh sein, dass wir ein relativ liberales Land sind. Sonst müsste man ihn eigentlich wegen Diffamierung anklagen. Die Hetzjagd auf Leistungsträger der Gesellschaft geht jetzt in eine neue Runde. Und mit was für einer schwachsinnigen Argumentation? Also bisher wurden Unternehmen geschont – ca. 40% Steuerbelastung sind also eine Schonung (und die Dividenden werden nochmals per Halbeinkünfteverfahren beim Aktionär nachversteuert). Auch Besserverdienende wurden hierzulande bisher geschont – natürlich, ein Spitzensteuersatz von 42% + Solizuschlag ist ja auch als günstig zu bezeichnen. Ganz zu schweigen von den Kapitalbesitzern, denn es ist anscheinend nicht genug, den Ertrag (=Zinsen+Dividenden) zu versteuern, nein – die Substanz selber muss auch besteuert werden!

      Um den absurden Gedankengang konsequent zu Ende zu bringen pickt sich Sommer aus jedem „kapitalistischen“ Staat die verdorbensten Rosinen aus, ohne die Gesamtkonzeption zu beachten – hier die Börsenumsatzsteuer, dort die Vermögensteuer. Aus diesen Einzelkomponenten kann man einen wunderschönen sozialistischen Staat zimmern. Der ist zwar in einigen Jahren ausgeblutet, aber wen kümmert das?Sicher dauert es nicht mehr lange, und die Tobinsteuer (=Steuer auf Devisentransaktionen) wird wieder ausgegraben. Den Erlös kann man ja dann wieder mal zur Senkung der Lohnnebenkosten verwenden. Aber bitte nur bei den Geringverdienern !

      von Daniel Kühn"




      Grüssels
      dat Tippgeberchen;)
      Avatar
      schrieb am 15.05.06 12:03:40
      Beitrag Nr. 103 ()

      "Wasserstoff könnte Diesel ablösen

      EU schließt weltweit größten Praxistest von Brennstoffzellen im Personennahverkehr ab

      Hamburg - Die emissionsfreien Brennstoffzellen haben sich für den Betrieb von Bussen im Personennahverkehr bewährt. Zu diesem Schluß kommt die EU-Kommission nach der ersten Runde des europäischen Praxistests, dessen Ergebnisse jetzt in Hamburg und Brüssel vorgestellt wurden. Seit Mitte 2003 legten die insgesamt 27 Busse in neun Städten mehr als eine Million Kilometer zurück und beförderten dabei vier Millionen Passagiere. Die nächsten Demonstrationsprojekte sind bereits beschlossen. So sollen in den kommenden drei Jahren rund 200 mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge den Praxistest bestehen, einige von ihnen wieder in Deutschland.


      Es war nach Angaben der Europäischen Union der weltweit größte Praxistests mit den Bussen, die künftig Menschen und Umwelt von schädlichen Abgasen und Feinstaub entlasten sollen. Die 26 Projektpartner von "Cute" (Clean Urban Transport for Europe", Sauberer Stadtverkehr für Europa) zogen eine positive Bilanz. Hamburg erweiterte sogar seine Flotte von drei auf neun Busse und will "führender Wasserstoff-Nutzer in Europa sein", wie Bausenator Michael Freytag (CDU) sagte."

      Außer in Hamburg und Stuttgart fuhren bis Ende 2005 je drei Busse durch London, Amsterdam, Madrid, Barcelona, Stockholm, Porto und Luxemburg, um die Zukunftstechnik unter den verschiedensten Bedingungen zu erproben. Der Wasserstoff wurde zu mehr als 50 Prozent mit erneuerbaren Energien hergestellt, betonte EU-Direktor Alfonso Gonzáles Finat.


      Stuttgart, Stockholm und Porto stellten den Betrieb der Wasserstoff-Busse nach Versuchende ein und gaben die Fahrzeuge an Hamburg und andere Städte weiter, wo sie mindestens noch ein Jahr in Betrieb sein sollen.

      Der Chef der Hamburger Hochbahn AG, Günter Elste, rechnete vor, daß die Hamburger durch den bisherigen Einsatz der drei Wasserstoff-Busse 120 Tonnen Kohlendioxid, mehr als 1000 Kilogramm Stickoxid und mehr als 40 Kilo Feinstaub eingespart hätten.

      Selbst der Bushersteller DaimlerChrysler zeigte sich von der Belastbarkeit der Prototypen überrascht: Die Busse hätten eine Verfügbarkeit wie die von Diesel-Bussen erreicht, betonte Wolfgang Preisinger, Direktor der DaimlerChrysler-Tochter Evobus. Dennoch sei es noch ein langer Weg bis zur Marktreife und zu konkurrenzfähigen Preisen, sagte Forschungsdirektor Wolfgang Kohler. Wasserstofflieferant Vattenfall ist zuversichtlich, bis 2012 wirtschaftliche Preise anbieten zu können, sagte Oliver Weimann, Direktor für erneuerbare Energien." dpa/dgw

      © WELT.de 1995 - 2006



      Grüssels
      Tippgeber1;)

      Avatar
      schrieb am 23.05.06 14:43:48
      Beitrag Nr. 104 ()

      Die folgende Meinung bringt die Sache wunderbar auf den Punkt.-lesenswert!


      Rohstoffe: Crashgefahr?
      21:18 22.05.06




      Es war mal wieder typisch: Kaum gaben am Montag die Rohstoff-Notierungen auf breiter Front stark nach, meldeten sich unverzüglich die „Bären“ und „Crash-Propheten“ zu Wort. Namhafte Investment-Banken und Wirtschaftsjournalisten sprachen von einer Spekulationsblase, die an die „Millenium-Hausse“ bei Aktien Ende des letzten Jahrtausends erinnere. Vor allem die Metallpreise könnten ab 2007 spürbar nachgeben, mutmaßen die vermeintlichen Experten. Bei Energie-Rohstoffen hingeben prognostizieren die meisten ein anhaltend hohes Kursniveau. Was ist von diesen Vorhersagen zu halten? Nähert sich die Rallye bei den „Schätzen von Mutter Natur“ wirklich langsam ihrem Ende?



      Beruhigender Pessimismus!



      So lange noch ein derart hohes Maß an Pessimismus im Markt vorhanden ist, braucht man sich über ein anhaltendes „Abschmieren“ der Notierungen eigentlich keine Sorge zu machen. Erfahrungsgemäß endet eine Hausse meist genau dann, wenn niemand damit rechnet und alle weitere Kurssteigerungen sehen. Der Grund hierfür ist folgender: Erwartet die überwiegende Mehrheit der Anleger anziehende Notierungen bei einer bestimmten Asset-Klasse, haben die meisten Investoren sich bereits auf der „langen Seite“ positioniert. Folge: Die Nachfrage - zumindest zu den dann aktuellen Preisen - sinkt. Umgekehrt sind natürlich diejenigen, die mit fallenden Kursen rechnen, für gewöhnlich nicht „long“ positioniert. Im Gegenteil: Häufig spekulieren die „Bären“ am Terminmarkt sogar auf kräftige Rücksetzer. Bleibt der erwartete Crash dann aus, müssen sie sich zügig eindecken, um die Verluste zu begrenzen. Durch dieses als „Short Squeeze“ bezeichnete Phänomen, wird ein zusätzlicher Nachfrageschub generiert, der die Notierungen in ungeahnte Höhen schießen lässt.



      Vergleich mit Aktien-Hausse hinkt!



      Abgesehen davon hinkt der Vergleich mit der Aktien-Hausse gewaltig. Ich will zwar nicht bestreiten, dass es gerade bei den Basis-Metallen derzeit ein gewisses „spekulatives Element“ gibt. Dennoch sind die Kurssteigerungen größtenteils von der Angebot-Nachfrage-Situation gedeckt. Immerhin wächst der Bedarf seit dem Industrieboom in vielen Schwellenländern kontinuierlich überproportional, während die verfügbare Menge aus Ausbau und Lagerbeständen stetig zurückgeht. Völlig anders sah es da zwischen 1996 und 2000 aus: Damals erreichten irgendwelche „Internet-Klitschen“ mit Produkten, die niemand brauchte, Marktkapitalisierungen in Milliardenhöhe. Rohstoffe sind demgegenüber für Menschen und Industrie schlichtweg unverzichtbar. Mit einem gravierenden Preisverfall wäre erst zu rechnen, wenn sich die fundamentale Lage gänzlich verändert. Und danach sieht es derzeit nicht aus.

      Quelle: http://www.rohstoff-trader.de



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 28.05.06 16:25:30
      Beitrag Nr. 105 ()

      Wie entsteht eigentlich Vermoegen?

      von Dr. Bernd Niquet

      In den vergangenen zwei Wochen hat es an den Maerkten heftig eingeschlagen. Interessant daran ist, dass damit genau spie- gelverkehrt die Ereignisse des Vorjahrs konterkariert wurden:
      2005 ist alles gestiegen, Aktien, Bonds, Renten und Devisen.
      Es war egal, was man gekauft hatte, es ist alles gestiegen.
      Im jetzigen Mini-Crash ist hingegen alles gefallen: Aktien, Bonds, Renten und Devisen. Es war egal, was man gekauft hat- te, es ist alles gefallen.

      Viele Leute mag erstaunt haben, dass es die Rohstoffe und insbesondere die Edelmetalle dabei am meisten erwischt hat.
      Hatte man nicht gerade Gold und Silber als Versicherung gegen den Crash angeschafft? Und nun musste man erleben, dass gera- de diese Versicherungen im Mini-Crash am staerksten unter die Raeder kamen. Ich denke, wir muessen das alle als eine Lek- tion betrachten: Sollte es wirklich einmal hart auf hart kom- men, also ein wirklicher Crash oder Schlimmeres anstehen, wie ja viele Leute heute so vehement befuerchten, dass sie dieses Ereignis schon beinahe herbei sehnen, dann gibt es nur eine Vermoegensanlage, die nicht an Wert verliert – und das ist das Geld! Bargeld! Cash!

      Was anschliessend, nach dem Crash dann passiert, steht in den Sternen. Doch wer sich fuer den Ausbruch des Schlimmsten wappnen will, fuer den gibt es nur eines: Genug Bargeld hal- ten! „Nach dem Gelde draengt, am Gelde haengt doch alles“, muss man folglich auch Goethe heute korrekt in die Gegenwart uebersetzen.

      In den vergangenen zwei Wochen ist viel Vermoegen vernichtet worden. Doch was ist das eigentlich fuer Vermoegen? Wie ist es entstanden? Oder noch allgemeiner: Wie entsteht eigentlich Vermoegen?

      Im Grunde genommen gibt es zwei verschiedene Wege der Entste- hung von Vermoegen: Einerseits, indem in einer Gesellschaft mehr erwirtschaftet wird als anschliessend verbraucht wird.
      Es wird eine bestimmte Menge an Guetern (und Dienstleistun-
      gen) hergestellt und ein identisch hohes Einkommen erwirt- schaft, doch es werden nicht alle Einkommen in dieser Periode fuer den Konsum verausgabt, sondern gespart und investiert.
      Dies ist der muehsamere der beiden Wege, da jedem Vermoegens- zuwachs ein Verzicht an Konsum entspricht. Man rackert sich ab, kann jedoch die Fruechte der Arbeit nicht verspeisen, also nicht direkt geniessen, weil man diese Fruechte trocknet und fuer die Zukunft aufbewahrt. Natuerlich gibt es auch ge- nussvolle Ersparnisse und Investitionen, wenn man sich bei- spielsweise ein Haus baut. Doch konsumieren kann man diesen Betrag dann nicht.

      Der zweite Weg der Vermoegensentstehung ist derjenige der Bewertungsaenderungen. Fuer diese Vermoegensaenderungen muss nur bedingt gearbeitet werden (Mehrleistungen in Aktienge- sellschaften zur Gewinnsteigerung, die anschliessend die Ak- tienkurs erhoehen) und kein Verzicht bei der Verwendung von Einkommen zu Konsumzwecken geleistet werden. Doch es muss ein anderer Verzicht geleistet werden, was aus den Vermoegens- aenderungen ein wahrlich teuflisches Spiel macht. Denn jedes Investment in Aktien, Bonds, Rohstoffe oder Devisen ist nur moeglich, wenn man gleichzeitig auf die Liquiditaet des Ver- moegens verzichtet. Realisierungen von Vermoegenszuwaechsen sind daher fuer die einen nur dann moeglich, wenn die anderen gleichzeitig auf ihre Liquiditaet verzichten.

      Die Boersen und Finanzmaerkte sind nichts anderes ein Ringel- spiel. Wie gewonnen, so zerrinnen die Vermoegenszuwaechse hier immer wieder. Man sollte also nicht zu viel Vermoegen, das durch Konsumverzicht entstanden ist, den Spielereien der- jenigen aussetzen, die auf nichts weiter als temporaere Li- quiditaet verzichten.


      ++++++


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 29.05.06 12:24:57
      Beitrag Nr. 106 ()

      "Sommerschlussverkauf bei Gold & Silber!!!
      Leser des Artikels: 3222

      Autor des nachfolgenden Textes: Volker Riemer

      Wissen Sie was das Beste an einem übergeordneten Aufwärtstrend ist? Dass man bei jedem Rückschlag im sicheren Bewusstsein kaufen kann, bald schon höhere Kurse zu sehen!

      Das Problem ist nur, dass sich eben nicht alle Märkte in einer säkularen Hausse befinden. Aktien und Renten tendieren aktuell, zumindest real betrachtet, eher zu einer übergeordneten Baisse. Rohstoffe und vor allem Edelmetalle jedoch, befinden sich einwandfrei in einem Megazyklus, der noch einige Jahre andauern wird. Aus diesem Grund kann ich auf dem aktuellen Niveau eigentlich bei diesen Anlagen nichts falsch machen, außer die eigenen Positionen nicht aufzustocken!

      Möglicherweise korrigieren Gold und Silber noch ein bisschen, doch das überwiegende Stück der Abwärtsbewegung haben wir mit Sicherheit hinter uns. Ich beziehe mich hier jedoch nur auf die Basiswerte selbst, denn Rohstoffaktien sind bekanntermaßen viel mehr Aktien als Rohstoffe.

      Rohstoffblase …

      Die letzten Wochen waren wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, wie irrational die Börse ist bzw. scheint. So konnte man fast in jeder Zeitung Artikel über den Aktien- und Rohstoffmarkt finden, in denen aber meistens genau das Gegenteil von dem erzählt wurde, was der Realität entspricht. So konnte man bzgl. der Rohstoffe fast ausschließlich negative Artikel finden. Die Meisten davon zitierten verschiedene Experten die jedoch die gleiche Grundthese vertraten: Die große Mär der „Rohstoffblase“!

      „Stephen Roach, Chefmarktstratege bei Morgan Stanley, schreibt über die Rohstoffblase: „Auch diese Blase wird zerplatzen“. „Die Frage ist nur, wann das geschehen wird. Die Welt steht angesichts der niedrigen Inflationsentwicklung einer der größten Preisaufwertungen bei Rohstoffen in der modernen Geschichte gegenüber. „


      Quelle: Godmode-Trader.de (25.05.2006)

      Bei dem oben zitierten Absatz ist nicht nur Behauptung, dass es eine Rohstoffblase gäbe zu beachten, sondern auch die äußerst „einleuchtende“ Begründung.

      Halten wir kurz fest: Es gibt eine Rohstoffblase, weil die Konsumentenpreisinflation so niedrig ist und die Rohstoffpreisanstiege in der Folge real voll durchschlagen.

      Der Chefmarktstratege von Morgan Stanley beschreibt genau jenes Phänomen, das ich bereits in einigen Beiträgen behandelt habe, und zwar dass es vollkommen unlogisch ist, dass die Rohstoffpreise explodieren und gleichzeitig die Konsumentenpreisinflation nicht ebenfalls abhebt. Das fehlende Stück in der oben zitierten Argumentation ist die „geschönte“ Konsumentenpreisinflation in den USA und Europa, denn die Geldmenge, welche die Ursache der Inflation ist, wirkt zwar auf die Rohstoffe aber scheinbar nicht auf die Konsumentenpreise.

      Es gibt als praktisch gesehen sehr wohl eine Blase, aber nicht bei den Rohstoffen sondern in fast allen anderen Sektoren und der Rohstoffmarkt reagiert nun als letzter darauf und holt die Preissteigerungen der anderen Sektoren nach.

      Wenn man heute unbedingt eine Blase finden will, dann wohl am Besten die Fiat-Money-Blase! Denn diese verdeckt durch ihren dunklen Schatten der Inflation den Blick auf die wirkliche Situation an den Märkten. Die Rohstoffe sind aktuell nur dabei, die Preissteigerungen nachzuholen, welche die Aktien, Renten, Immobilien usw. vorgegeben haben. Nicht mehr und nicht weniger!

      Neben dieser über die Inflation hergeleiteten Begründung möchte ich nun aber noch auf eine für Markttrends allgemein geltende Bedingung eingehen. Im Prinzip steigt ein Markt nur dann wenn es, wie Kostolany schon sagte, mehr Idioten als beispielsweise Aktien, Renten oder Immobilien gibt.

      Nun habe ich bereits des Öfteren aufgezeigt, dass die Geldmenge global gesehen trotz Zinserhöhungen weiterhin munter vor sich hin wächst und dieses Geld in die Finanzmärkte strömt und sie antreibt.

      Die Rohstoffe steigen aktuell nur stärker als der Rest des Anlageuniversums, weil Gelder aus den anderen Bereichen in den Rohstoffmarkt fließt. Hierzu eine kleine Rechnung:

      Das gesamte aktuell in passiv gemanagte Rohstofffonds investierte Kapital beträgt ca. USD 100 Milliarden. Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick recht hoch, sollte jedoch im Verhältnis zum globalen Bond- und Aktienmarkt gesehen werden. Selbstverständlich gibt es auch noch ein paar andere Möglichkeiten in Rohstoffe zu investieren, aber selbst wenn man die gesamten Rohstoff-ETFs, physische Edelmetalle in privaten Händen etc. hinzuzählt, so kommt man niemals auf mehr als USD 500 Milliarden an Investorenkapital (!).

      Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der in den USA gelisteten Unternehmen beträgt allein ungefähr 18 Billionen US-Dollar! Es sind also alles in allem maximal 3 % des Volumens der amerikanischen Aktienmarktes in Rohstoffen investiert, wobei bei den Rohstoffen die gesamten weltweiten Anlagen und bei den Aktien nur die USA betrachtet werden. Zählt man Europa und Asien sowie die Bond- und Immobilienmärkte (Allein der amerikanische Immobilienmarkt hat momentan ein Volumen von 70 Billionen US-Dollar) dazu, so dürfte der Anteil verschwindend gering werden.

      Ein anderer Chef-Rohstoffstratege verwechselt eine Blase mit einer kurzfristigen Übertreibung nach oben:

      "Die Kursentwicklung der vergangenen Wochen weist einige Charakteristika einer Blase auf", sagte Frédéric Lasserre, Chef-Rohstoffstratege der Société Générale, der FTD auf einer Konferenz des Nachrichtendienstes Dow Jones.“


      Quelle: FTD.de (17.05.2006)

      Eine Blase hat immer die Eigenschaft sich von der realwirtschaftlichen Situation abzukoppeln und durch in der Bevölkerung weit verbreitete Spekulationsmanie aufzuwarten. Blase mag zwar ein Modewort sein, aber ist eben doch meistens eher dazu geeignet zitiert zu werden anstatt den wirklichen Tatbestand korrekt zu beschreiben.

      Ein gutes Anzeichen für das Vorhandensein einer Blase ist, wenn diejenigen, die davor gewarnt haben, selbst in den Markt einsteigen. Solange aber fast alle Beiträge zum Thema Rohstoffe und im Speziellen Gold, sich nur mit der Möglichkeit einer Blase und den Gründen, warum die Rohstoffe viel zu hoch gestiegen sind, beschäftigen, ist ein Platzen der Blase meiner Meinung nach in weiter Ferne.

      Anders ist es beispielsweise bei den US-Immobilien; erst kürzlich haben zwei ehemals vor der Blase warnende Ökonomen zugegeben, dass es doch keine sei – für mich sehr kritisch zu betrachten, zumal lustigerweise seit letztem Sommer (dem Hochpunkt des S&P Homebuilding Index), die Beiträge in den Medien nicht mehr vor einer Immobilienblase, sondern vor einer Rohstoffblase warnen.

      Folgt man der aktuellen Argumentation vieler Marktbeobachter, dann müsste jeder Rückschlag während der letzen 20jährigen Aktienhausse schon eine geplatzte Blase dargestellt haben! Der DAX beispielsweise hat während der 18jährigen Hausse auch sehr oft substantielle Einbrüche erlebt, hat da irgendjemand von einer Blase gesprochen?

      Der Rohstoffmarkt ist nur viel volatiler, weil auch kleiner als der Aktienmarkt! Lustigerweise liest man überall dort, wo von der Rohstoffblase geschrieben wird, dass die Aktienmärkte so günstig wären wie schon lange nicht mehr und nebenbei finde ich immer mehr Analysen, in denen auf den Gleichlauf, und somit auf eine Abhängigkeit der Rohstoffe von den Aktienmärkten hindeuten.

      Prinzipiell muss man dazu sagen, dass es gar nicht so unverständlich ist, schließlich habe ich schon bereits mehrfach darauf hingewiesen dass die Aktien- und Rohstoffmärkte nur wegen des vielen Geldes steigen.

      Im Grunde kann man sagen, dass zuallerst der Rohstoffsektor auf Grund der langfristigen Zyklen (Inflation und Krieg) zu laufen begonnen hat. Hier entlädt sich nur die aufgetaute Geldentwertung der letzten zwei Jahrzehnte. Die rohstoffreichen Emerging Markets laufen weil dort plötzlich die Gewinne der Unternehmen sprudeln und man sich wieder intensiv der Exploration etc. annimmt. Die USA hingegen erlebt real einen sehr fragwürdigen Boom, angesichts extrem geschönter Statistiken ist zu bezweifeln, dass die Weltmacht mit Rekord-Leistungsbilanzdefiztit überhaupt noch an Wohlstand gewinnt (zumindest nicht außerhalb der Kriegs-, Öl- und Immobilienindustrie). Die USA sind zwar auch auf ihre Art und Weise Exportweltmeister, aber es ist schon traurig, wenn das einzige Produkt das man gut absetzen kann die eigenen Jobs sind (knapp vier Millionen in den letzten Jahren nach China)!

      Die relativ rohstoffarmen, aber arbeitskräftereichen Emerging Markets (Indien, China …) profitieren vom siechenden Niedergang der USA und verschaffen sich durch die von ihnen importierte Deflation etwas Spielraum im Dollarraum. (Wenn alle Produkte nach wie vor in den USA produziert würden, so würde sich die Inflation bereits jetzt in höheren Löhnen und einer somit einer ausgewachsenen Lohn-Preis-Spirale widerspiegeln).

      Die Rohstoffhausse ist also keine Funktion der Aktienmärkte, wie heute so gerne beschrieben wird, sondern eine Funktion des Geldangebots. Man muss dabei jedoch den Timelag zwischen Geldschöpfung und Preisanstiegen beachten, der durch gewisse Maßnahmen wie die Kriegswirtschaft verlängert werden kann.

      Blasen sind etwas Schönes, nur meist existieren Sie nicht dort wo man sie zu sehen glaubt. Erst wenn die größten Kritiker einer Blase selbst auf den Zug aufspringen, beginnt die Situation zu einer Blase zu werden. Solange es genug Kritiker gibt und die Medien jeden Tag auf einen Einbruch spekulieren steigen die Märkte auf dem Rücken der Zweifler zu neuen Höchstständen. Nützen Sie Korrekturen zum Einstieg, der Megatrend Rohstoffe wird Sie noch viele Jahre begleiten.

      ... oder doch nur Abzocke

      Dass der aktuelle Rücksetzer vielmehr als Nachkaufmöglichkeit für zu spät gekommene Großinvestoren angesehen werden könnte, liest man freilich nur sehr selten.

      Interessant ist meiner Meinung nach auch, dass es trotz Liquiditätsschwemme zu relativem Geldmangel bzw. -überschuss kommen kann. Dieses Phänomen sah man insbesondere während der vergangenen drei Wochen, als laut Finanzmedien „alle“ Anlageklassen gleichzeitig kollabierten. Wirft man nun jedoch einmal einen genauen Blick auf das Ganze, so dürfte einem relativ schnell einleuchten, dass manche Anlageklassen zuerst zu fallen beginnen, bzw. manche sich zuerst wieder erholen.

      Hierzu gibt es bereits einige interessante Ansätze, insbesondere vom Herausgeber des Goldbriefes Johann A. Saiger, dessen Lektüre ich nur wärmstens empfehlen kann. Ich habe mich in den letzten Monaten immer wieder gefragt, warum die Commercials (die bei Papieranlagen normalerweise auf der richtigen Seite positioniert sind) in den US-T-Bonds so massiv long sind. Das Verhalten nach dem Crash hat gezeigt, dass hier wohl einige Großinvestoren etwas besser informiert waren, ihr Geld während der Korrektur hier gepackt und danach wieder die günstigen Einstiegskurse genutzt haben.










      Quelle: www.freecotcharts.com (27.05.2006)

      Wenn man sich den letzten Haken der blauen Linie genau ansieht, so deutet dies darauf hin, dass das Smart Money schon wieder die Flucht aus den T-Bonds angetreten hat. Die Frage ist nur, wohin fließt das Geld jetzt? Das einzige was ich garantieren kann, ist, dass es nur bessere Anlagen, als einen auf US-Dollar lautenden T-Bond geben kann, es sei denn Sie möchten diese an die Wand hängen oder Sie benötigen für den Winter noch etwas zum Einheizen.

      Schlagen Aktien wirklich Gold?

      Vielerorts hörte ich diese Tage, dass Gold überhaupt keine Absicherung gegen einen Crash wäre. Werfen wir also doch mal einen Blick auf den DAX während der letzten Tage.







      Auf dem Chart sieht man einmal den DAX (schwarz) wie wir ihn alle kennen und dann einmal (orange) relativ zum Goldpreis in Euro. Dass der DAX in Relation zu Gold gefallen ist, und die Hausse bereits seit letztem August vorbei ist, dürfte aus meinem Beitrag „Gold als Maß aller Dinge“ bereits ausführlich bekannt sein.

      Interessant am Vergleich der beiden Charts ist jedoch, dass der massive Abverkauf auf dem orangen Chart bereits einsetzt, als der DAX noch versucht mit aller letzter Kraft ein neues Hoch zu bilden, und die Korrektur beim orangen Chart bereits fast abgeschlossen war, als der DAX erst ins Rutschen kam. De facto bedeutet dies nichts anders, als, dass Gold die Zeit während des Crash beim DAX relativ besser überstanden hat als der DAX selbst. Es gibt also keinen Grund zu behaupten, dass Aktien sich besser entwickelt hätten als Gold, weder kurz noch mittelfristig.

      Lehren aus dem Mini-Crash: Barren schlägt Papier

      Wenn Sie dieses Jahr am zu Jahresbeginn eine Goldmünze (zB. Philharmoniker) gekauft haben, dann dürften Sie sich trotz des massiven Dollaranstieges der letzten Wochen immer noch eine Performance von knapp 17 Prozent erwirtschaftet haben. Bei einem Silberbarren wäre trotz der Mehrwertsteuer von 16 % immer noch ein Gewinn von ebenfalls 17 % übrig geblieben. Sie haben also mit der einfach Buy-and-hold-Strategie, trotz massiver Korrektur und Währungsverlusten in fünf Monaten immer noch mehr verdient als mit Blue-Chip-Aktien und Renten.

      Natürlich hätten Sie mit dem Einsatz von Tracker-Zertifikaten, Optionsscheinen und Knock-out Papieren möglicherweise ein paar Prozent mehr verdient. Aber andererseits ist die Frage, ob man seine Tracker-Zertifikate nicht schon bei einem etwas stärkeren Einbruchs der COMEX zur „Optimierung“ des Portfolios verkauft hätte, ob man mit den Optionsscheinen nicht zufällig ein zu hohe Basis gewählt hat (wie der folgende Chart zeigt) oder der Knock-out des Hebelzertifikates im Zuge der Korrektur beim Silber kurzfristig berührt worden wäre.






      Es gibt viele Gründe für physische Edelmetallinvestments, der Ausschlaggebendste ist jedoch, die mentale Schwäche des Anlegers, immer dann zu verkaufen, wenn es alle tun, dann wenn die Nacht am dunkelsten erscheint! Kostolany sagte, wer gut Essen will muss Aktien, wer gut schlafen will muss Anleihen kaufen. Im aktuellen Inflationszyklus sollte beides für physische Edelmetalle gelten.

      Fazit:

      Lassen Sie sich von kurzfristigen Rücksetzern am Markt und Blasen suchenden Artikeln in den Medien nicht verunsichern, nützen Sie lieber den aktuellen „Sommerschlussverkauf“ bei den Edelmetallen massiv zum Ausbau Ihrer physischen Positionen."


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 10.06.06 00:56:38
      Beitrag Nr. 107 ()

      Solartechnologie muss preiswerter werden

      Professor Martin Green von der renommierten University of New South Wales in Sydney gilt schon seit vielen Jahren als Solarpapst bei der revolutionären Entwicklung neuer Solartechnologien.
      Er knackte mit seinen Forschungen über effizientere Solarzellen immer wieder einen Weltrekord mit Wirkungsgraden von Photovoltaik, die zuvor als "unmöglich" galten - vor allem bei Fachkollegen. Seit einiger Zeit hat Professor Green in Sydney einen deutschen Mitstreiter mit ähnlichen ambitionierten Zielen: Professor Armin Aberle. Er hat auf der Weltkonferenz für Photovoltaik in Hawaii Anfang Mai "Eva", "Alice" und "Alicia" vorgestellt, eine neue Solarzellengeneration, deren Absorberschicht aus amorphem oder polykristallinem Silizium in zwei Minuten mittels Elektronenstrahlverdampfung aufgetragen werden kann.

      Der Antrieb von Green und Aberle: "Solarstrom ist zu teuer." Effizientere Solarzellen seien der Königsweg zu preiswerterem Solarstrom. Die schnelle Dünnschichttechnik der beiden Professoren könnte die Solartechnologie in neue Preisdimensionen hieven. Aberle: "Dass wird der Golf der Solarzellen."

      Bis jetzt haben die neuen Solarzellen lediglich einen Wirkungsgrad von drei Prozent. Schon in drei Jahren will man an der Universität in Sydney allerdings bei acht bis 10 Prozent sein. Industriepartner warten bereits darauf.

      Die Produktion soll schneller, ungiftig und preiswerter sein als bei bisherigen Solarzellen. Ein Viertel gegenüber bisher sollen die Kosten noch betragen. Größter Preisvorteil: Für die neuen Zellen ist noch ein Prozent des bisherigen Siliziumverbrauchs nötig - ein Prozent!

      Nach einem Jahr bereits werden die Zellen so viel Energie gewonnen haben wie notwendig war zu ihrer Produktion - bei 25 Jahren Laufzeit eine sehr günstige Energiebilanz.

      „Sie werden sehen, das gute alte totgesagte Silizium wird sehr lebendig bleiben“, prophezeit der Wahl-Australier Aberle und räumt dabei der Dünnschichttechnologie die besten Zukunftsaussichten ein: „Das wird der Golf unter den Solarzellen werden - überall einsetzbar und kostengünstig zu produzieren.“

      Und überhaupt, sagt der deutsche Professor, sei künftig wohl das Glas der teuerste Stoff in einer Solarzelle. „Wir werden nur noch von elektrischem Glas sprechen, denn dieses kann bald von den Glasherstel­lern industriell mit photovoltaischen Schichten bedampft und ausgeliefert werden. Die industriellen Kapazitäten der Elektronenstrahl-Methode von Sydney hält Aberle für industriell skalierbar bis in den Gigawattbereich. Das sind zwar ehrgeizige Ziele, aber: Es muss endlich was passieren. Die Kosten für Solarstrom müssen runter.”

      Quelle:
      Franz Alt 2006

      Den Artikel mit Photo von Prof. Aberle kann man auch direkt über folgenden link bekommen:

      http://www.sonnenseite.com/index.php?pageID=5&articleid=a531…



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 22.06.06 16:48:54
      Beitrag Nr. 108 ()
      Was hat den Aufruhr an den Maerkten verursacht?

      Die aktuellen Unsicherheiten an den Finanzmaerkten werden
      bisweilen als eine Reaktion auf die wachsende Inflationsangst
      gewertet. Das koenne aber nicht der einzige Grund sein, sagt
      Lex Hoogduin, Chefvolkswirt bei Robeco. Denn zum einen seien
      Aktien bei wachsenden Inflationsaengsten die bessere Absiche-
      rung als Rentenpapiere. Dennoch leiden gerade die globalen
      Aktienmaerkte unter Kurseinbruechen. Zum anderen treiben un-
      sichere Inflationserwartungen die Nachfrage nach Gold in die
      Hoehe. Der Goldpreis gab aktuell jedoch nach. Nach Einschaet-
      zung von Lex Hoogduin wurde der Aufruhr an den Maerkten durch
      die Erkenntnis der Anleger verursacht, dass die Welt nicht
      mehr so stabil und vorhersehbar ist, wie bisher angenommen.
      Einer der Gruende hierfuer sei die ungewisse Waehrungspolitik
      der amerikanischen Zentralbank (Fed). Vor allem die Unsicher-
      heit ueber den Zeitpunkt der Wende des US Zins- und Wachs-
      tumszyklusses sei mit der Hauptgrund fuer die gestiegene
      Risikowahrnehmung und die Volatilitaet. Zum anderen waren die
      Risikopraemien aufgrund des gestiegenen Risikoappetits der
      Anleger an vielen Maerkten auf einem sehr niedrigen Niveau.
      Durch die Korrekturen seien die Risikopraemien grossteils
      wieder auf ein "normales" Niveau zurueckgefuehrt worden. Lex
      Hoogduin geht nicht davon aus, dass dieser Umkehrungsprozess
      schon abgeschlossen ist. Die Langzeitzinsen in den USA und
      Europa seien niedriger als waehrend eines Wachstumstrends
      unter dem Gesichtspunkt der Preisstabilitaet zu erwarten sei.
      Hoogduin haelt es durchaus fuer moeglich, dass die Korrektu-
      ren an den Maerkten kurzfristig noch anhalten. Es muesse so-
      gar damit gerechnet werden, dass die Kurse unter ein gesundes
      Mass fallen. Der Ausblick fuer die US-Wirtschaft, der Oel-
      preis oder politische Einfluesse wie die Situation im Iran
      und im Mittleren Osten seien Faktoren, die zu einer Ueberhit-
      zung fuehren koennten. Vor allem schlechte Nachrichten der
      beiden letztgenannten Faktoren koennten zu einer erhoehten
      Risikoaversion der Anleger fuehren, gute Nachrichten haetten
      den gegenteiligen Effekt. Entscheidend fuer Lex Hoogduin ist
      jedoch die Situation in den USA. Der Tumult an den Maerkten
      sei von den den amerikanischen Finanzmaerkten ausgegangen und
      habe sich dann auf die restlichen Maerkte ausgeweitet, die
      Rohstoffmaerkte eingeschlossen. Die Auswirkungen an den rest-
      lichen Maerkten waren sogar noch staerker als am US-Markt
      selbst. Grund hierfuer sei, dass diese Maerkte als risikorei-
      cher wahrgenommen werden als die USA. Fuer den Ausblick der
      USA gibt es fuer Hoogduin derzeit zwei Kernfragen. Zum einen
      stelle sich die Frage, wie weit die Geldpolitik nach Meinung
      der Fed angezogen werden muss, um die Inflation unter Kon-
      trolle zu bringen. Zum anderen sei unklar, wie sehr sich die
      US-Wirtschaft abkuehlen wird. Derzeit scheint fuer Hoogduin
      das Szenario einer milden Abschwaechung (Wachstum zwischen
      2,5 und 3 Prozent) am wahrscheinlichsten. Langfristig gesehen
      sei eine Abkuehlung unvermeidlich. Das Wachstum liege ueber
      seinem Potenzial und es gaebe kaum Reservekapazitaeten, so
      Hoogduin. Die Fed werde in naher Zukunft eine Abschwaechung
      einfaedeln, da ist sich Hoogduin sicher. Die Frage lautet
      also nicht, ob es zu einem Rueckgang des US-Wachstums kommt,
      sondern wann der Rueckgang eingeleitet wird und wie stark die
      Abkuehlung sein wird. Eine leichte Abkuehlung deute sich be-
      reits an. Jedoch liege das Wachstum hoeher als bisher ange-
      nommen. Es sei also fraglich, ob die Abschwaechung ausreichen
      wird, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Diesen
      Monat sei es fuer die Fed am vernuenftigsten, nichts zu un-
      ternehmen, sagt Lex Hoogduin. Grund hierfuer seien fuer ihn
      die zugrunde liegenden Daten. Dennoch sei es diesen Monat
      sehr wahrscheinlich, dass der US-Notenbankchef Ben Bernanke
      die Zinsen um 25 Basispunkte anheben wird, um Skeptikern zu
      zeigen, dass er die Inflation ernsthaft bekaempft. Die von
      der US-Wirtschaft ausgehenden Entwicklungen an den Finanz-
      maerkten scheinen bislang keinen grossen Einfluss auf die
      Volkswirtschaften in der Eurozone und Japan zu haben. Die
      Eurozone haelt mit einer Wachstumsrate des Bruttoinlandspro-
      dukts zwischen 2 und 2,5 Prozent den Kurs. Die Deflation in
      Japan scheint ueberwunden, so Hoogduin. Der bisher geringe
      Einfluss auf diese Volkswirtschaften koenne sich jedoch
      aendern. Die Abschwaechung des US-Wachstums und / oder die
      hoeheren Risikopraemien koennten das Wachstum der restlichen
      Maerkte negativ beeinflussen. Dennoch geht Hoogduin davon
      aus, dass dieses Jahr fuer die Weltwirtschaft gut bleibt.
      Bildlich gesprochen koennte man sagen, dass am bisher wolken-
      losen, blauen Himmel ein paar Wolken aufgezogen sind. Vorerst
      bleibe die Regenwahrscheinlichkeit jedoch gering. (Copyright
      BoerseGo)
      Avatar
      schrieb am 27.06.06 02:23:09
      Beitrag Nr. 109 ()

      Inflationssorgen sind uebertrieben

      In den letzten Wochen haben die Aktienmaerkte weltweit stuer-
      mische Zeiten erlebt: "Diese Entwicklung ist in einem Umfeld
      abnehmender globaler Liquiditaet symptomatisch. Denn die
      Zentralbanken drehen in der Spaetphase eines Konjunkturzyklus
      gern an der Zinsschraube", erklaert Tom Elliott, globaler
      Stratege bei JPMorgan Asset Management in London. Seiner Mei-
      nung nach wurden jedoch oft falsche Gruende genannt, um die
      ploetzliche Verkaufswelle ab dem 9. Mai zu erlaeutern. Die
      grundlegende Haupterklaerung war, dass die Kursschwankungen
      an den Aktienmaerkten durch die Furcht vor einer steigenden
      Inflation verursacht wurden. Die plausiblere Erklaerung be-
      ruht jedoch auf der allgemeinen Reduzierung risikobehafteter
      Engagements. "Der Risikoindex von Credit Suisse ist nach ei-
      nem 20-Jahreshoch von 7,9 auf aktuell 1,7 zurueckgegangen -
      sprich von einem Zustand der Euphorie zurueck zur Neutrali-
      taet", unterstreicht Elliott. Seiner Ansicht nach sind die
      Sorgen ueber globale Inflationsaengste uebertrieben. "Es ist
      zwar verstaendlich, dass die in den vergangenen drei Jahren
      betraechtlich gestiegenen Oel- und Rohstoffpreise Sorgen be-
      reiten. Wir haben es jedoch hier mit einer Veraenderung der
      relativen Preise zu tun, die fuer sich genommen das absolute
      Preisniveau nicht beruehren - ausser sie werden von einer
      lockeren Geldpolitik begleitet oder auf Unternehmensseite
      besteht ausreichend Preisgestaltungsmacht, um diesen erhoeh-
      ten Kostendruck weiterzureichen", so Elliott. Sein Fazit:
      "Trotz der kurzfristigen Sorge um die Basiseffekte lassen
      sich die der Inflation zugrunde liegenden Fundamentaldaten
      weiterhin sehr gut kontrollieren." Die aktuelle Entwicklung
      beschreibt Tom Elliott als "innerzyklische Verschnaufpause
      und nicht als Ende des Konjunkturzyklus" und betont: "Unser
      Optimismus gruendet sich unter anderem darauf, dass es im
      Unternehmenssektor bislang zu keiner nennenswerten Erosion
      der Finanzkraft gekommen ist. Der globale Gewinnzyklus ist
      weiterhin robust und die Unternehmensbilanzen befinden sich -
      alles in allem - weiterhin in sehr guter Verfassung. Hinzu
      kommt, dass der Unternehmenssektor weltweit nach wie vor un-
      terinvestiert ist, urteilt man nach dem niedrigen Verhaeltnis
      der Investitionstaetigkeit zum Umsatz. Darueber hinaus bleibt
      er wahrscheinlich auch weiterhin mit einem verhaeltnismaessig
      niedrigen Fremdkapitalanteil ausgestattet". Elliott sieht
      aber auch Risiken, die mit dem aktuellen Stadium des Konjunk-
      turzyklus verbunden sind. "Auch wenn wir das Inflationsrisiko
      insgesamt weiterhin entspannt sehen, so darf es doch nicht
      aus den Augen verloren werden", schliesst er. In diesem vola-
      tilen Umfeld agieren auch die Investmentprofis von JPMorgan
      Asset Management vorsichtig. Karsten Stroh, Leiter des Teams
      fuer Aktien und gemischte Portfolios in Frankfurt, erlaeutert
      die aktuelle Vorgehensweise der Vermoegensverwalter: "Aus
      strategischer, also langfristiger Sicht sind wir in unseren
      globalen Mischportfolios Aktien gegenueber weiterhin wohl
      gesonnen. Denn die Bewertungen machen nach den meisten Mass-
      staeben einen sehr konservativen Eindruck. Vergleicht man
      beispielsweise die aktuellen Kurs-Gewinn-Verhaeltnisse mit
      den dreijaehrigen gleitenden Durchschnitten, ergibt sich
      durchweg eine neutrale bis moderat guenstige Bewertung. Aus
      taktischer Sicht ist es jedoch fuer Kaufaktivitaeten an die-
      sen Maerkten moeglicherweise noch zu frueh." Nun ist die Fra-
      ge, die alle Anleger interessiert: Wann koennte man wieder
      einen Einstieg wagen? Laut Karsten Stroh gibt es eine Reihe
      von Schluesselereignissen, die Marktbewegungen ausloesen
      koennten. Die Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) am
      29. Juni koenne die Erwartungen des Marktes in entscheidendem
      Masse beeinflussen; wichtig sei dabei auch der Ton, den die
      US-Notenbank in ihrem Begleitkommentar anschlaegt. In diesem
      fortgeschrittenen Stadium des Konjunkturzyklus muessen die
      Marktteilnehmer vor allem Gewissheit ueber die Inflationsri-
      siken haben. Darueber hinaus wird auch von Bedeutung sein,
      welche Richtung der US-Dollar einschlaegt. Anzeichen von Sta-
      bilitaet duerften dabei eine beruhigende Wirkung auf die Ak-
      tienmaerkte haben, waehrend ein weiterer Schwaecheanfall des
      Greenback fuer Nervositaet sorgen koennte.Laut Stroh werden
      die kommenden ein bis zwei Monate vermutlich noch von einer
      gewissen Unsicherheit und Unruhe gepraegt sein, doch duerften
      die Sorgen abklingen und die Maerkte dann wieder besser lau-
      fen. "Unsere Strategie beruht unterdessen weiterhin auf einer
      leichten taktischen Untergewichtung von Aktien gegenueber
      Anleihen. Unsere bevorzugten Aktienmaerkte heissen weiterhin
      Japan und Kontinentaleuropa. An unserer Untergewichtung der
      USA halten wir fest, haben aber Large Caps leicht aufge-
      stockt. Wenn die Ereignisse ihren weiteren Lauf nehmen und
      dabei groessere Klarheit ueber das Timing im US-Zinszyklus
      verschaffen, werden wir wahrscheinlich weitere Aufstockungen
      vornehmen." (Copyright BoerseGo)


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 27.06.06 02:36:26
      Beitrag Nr. 110 ()
      wahrlich lesenswert . . .

      mfg.
      Avatar
      schrieb am 02.07.06 12:48:39
      Beitrag Nr. 111 ()

      tatsächlich beachtenswert.....

      "In der neuen Ausgabe der marktradikalen Zeitschrift "
      eigentümlich frei" (http://www.ef-magazin.de) findet sich eine
      nützliche Anleitung für das richtige Ausnutzen von Börsenbriefen:

      http://www.ef-magazin.de/ef-60-enjoy-capitalism.pdf (zweiter
      Artikel auf der ersten Seite links)

      Zockerbriefe richtig nutzen

      Dass von den meisten kleinen Börsenbriefen wie „Invest
      Inside“ oder „bullVestor“ vor allem die Briefschreiber
      selbst profitieren, liegt auf der Hand: Kurse steigen nicht,
      weil sie die positive Entwicklung eines Unternehmens widerspiegeln,
      sondern sie steigen, wenn es in Bezug auf das
      Unternehmen und dessen jeweiligen Börsenkurs mehr kaufende
      Optimisten als verkaufende Pessimisten gibt. Für den
      nötigen Optimismus bei kleinen und marktengen Aktiengesellschaften
      sorgen die zahlreichen Verfasser von „Zokkerbriefen“,
      die ihre Newsletter-Abonnenten regelmäßig mit
      kostenlosen Informationen per Email versorgen – nicht aus
      Altruismus, sondern um die optimistische Kaufempfehlung
      zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden zu lassen. Die
      Emails werden dabei meistens nicht alle auf einmal verschickt,
      sondern nach dem Zufallsprinzip oft auf mehrere
      Stunden an einem Tag gestreut, so dass eine konstante Kurssteigerung
      generiert wird. Derjenige, der die Mail als letzter
      bekommt und trotz bereits erfolgter Kurssteigerung im
      Fieberwahn kauft, den beißen die Hunde. Denn spätestens
      zu diesem Zeitpunkt verkaufen Briefschreiber und Erstmail-
      Empfänger. Natürlich bieten die meisten Briefe auch
      eine teure Premium-Mitgliedschaft für einen garantierten
      Info-Erstbezug an. Aber auch bei der Gratisvariante kann
      man mitunter mitverdienen: Wie kann man nun in Erfahrung
      bringen, ob man bei einem kostenlosen Newsletter-
      Abo zufällig zu den Erstbeziehern der Email gehört oder
      ob man am Ende der Nahrungskette steht? Ganz einfach:
      Man meldet sich bei einem Zockerbrief unter verschiedenen
      Email-Adressen an und richtet bequemerweise alle
      Mailkonten zusammen auf einem Mailprogramm ein. Sobald
      man bei den Mail-Empfängen eine regelmäßige Streuung
      von mehreren Stunden erreicht hat, kann man mitzokken:
      Sofort nach dem Eintreffen der ersten Mail kauft man
      bei seinem Online-Broker ein, egal ob das betreffende Aktienunternehmen
      ein blutbahnbrechendes Potenzmittel oder
      ein Verfahren zur Herstellung von Erdöl aus Kartoffelschalen
      erfunden haben will. Spätestens in der Mitte des Mail-Empfangszyklus
      verkauft man dann ganz kaltblütig, unabhängig
      von der bis dahin erfolgten, meist positiven Kursbewegung.
      Nun fragen sich vielleicht einige: „Ist das nicht irgendwie
      unmoralisch? Und was ist, wenn das alle so machen?“ Nun,
      wenn das alle so machen, hört dieser Trick auf zu funktionieren,
      und es gibt keine Dummen mehr, die Lehrgeld an
      die Schlauen zahlen. So hilft man den Dummen, den Zokkern
      und den Briefschreibern, sich wieder einer Tätigkeit
      zuzuwenden, die Wohlstand für alle schafft statt Ungüter
      zu produzieren. Also ist der Email-Trick, frei nach dem
      Mephisto-Prinzip, moralisch und lukrativ zugleich. "




      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 02.07.06 12:51:48
      Beitrag Nr. 112 ()

      "Untersuchung: Aktien-Spams beeinflussen Kursverläufe

      Immer mehr Spam-Mails, in denen zum Kauf von Aktien animiert wird, überschwemmen die Inboxen auch von deutschen Nutzern. Angebliche Insider-Tipps in diesen "Stock-Spams" sollen Privatanleger dazu verleiten, schnell zuzuschlagen. Mal kündigt ein vorgeblicher "Geheim-Newsletter" eine große PR-Kampagne an, die den Kurs "in den nächsten Tagen zum explodieren" bringen wird, dann wieder soll eine technische Erfindung das zur Aktie gehörige Unternehmen ganz groß rausbringen.


      Das Ziel der Auftraggeber derartiger Spam-Wellen ist klar: Sie kaufen Papiere zum günstigen Kurs, wollen den Preis der Aktie in die Höhe treiben und dann schnell ihren Gewinn mitnehmen. Deshalb suchen sie sich offensichtlich Unternehmen mit niedriger Kapitalisierung aus, bei denen schon recht geringe Steigerungen des Handelsvolumens Effekte auf den aktuellen Aktienpreis haben können. Doch kann ein solches Vorhaben wirklich funktionieren?

      Dies fragten sich zwei deutsche Wissenschaftler und untersuchten für den Zeitraum von November 2004 bis Februar 2006 die Effekte von Stock-Spam auf Finanzmärkte: Rainer Böhme vom Institut für Systemarchitektur der TU Dresden und Thorsten Holz vom Lehrstuhl Praktische Informatik I an der Uni Mannheim gingen der Frage mit Mathematik zu Leibe. Sie beobachteten Aktienkurse und erstellten auf Basis von finanzmathematischen Modellen Prognosen für den voraussichtlichen ungefähren Kursverlauf. Daran gemessen beobachteten sie sodann alle Abweichungen, die sie registrieren konnten und prüften, ob zu den entsprechenden Zeitpunkten Stock-Spam-Wellen in Umlauf waren.

      Erste Ergebnisse der Studie haben die Beiden am 6. April auf der CanSecWest- Konferenz im kanadischen Vancouver vorgestellt: In den ersten zwei bis drei Tagen einer Stock-Spam-Welle steigen demnach die beworbenen Aktien um bis zu zwei Prozent. Danach konsolidiert sich der Kurs, um in der Folge kräftig zu sinken. Augenscheinlich ist dies in aller Regel häufig dann der Fall, wenn die die Spam-Auftraggeber ihren Gewinn einstreichen. Dieses Verhalten sei in jedem Fall statistisch signifikant, erklärte Rainer Böhme. Außerdem beobachteten die Wissenschaftler, dass sich kurz nach dem Spam-Lauf das Handelsvolumen der Papiere im Durchschnitt mehr als verdoppelte.

      Die Analyse und Modellierung von 93 Unternehmensaktien flossen in die Analyse ein. Für diese Papiere wurde mit insgesamt 153 Spam-Läufen geworben. Als Spam-Rohdatenbasis nutzten die Forscher mehr als 20.000 Spam-Nachrichten aus dem Spam Stock Effectiveness Monitor von Leonhard Richardson, der sich wiederum eigener Spam-Fallen bedient.

      Die beiden Forscher legen Wert auf die Aussage, dass sie nachweisen konnten, wie mittels einer umfassenden Analyse von Stock-Spam-Läufen die Wirkung und der Response auf Spam-Mails im Allgemeinen nachgewiesen werden könne. "Über alles gesehen scheint das Versenden von Stock Spam ein profitables Business-Modell zu sein", resümieren sie in einem noch unervöffentlichten Arbeitspapier zum Workshop on the Economics of Information Security. (hob/c\'t)
      http://www.heise.de/newsticker/meldung/71973 "





      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 09.07.06 12:36:48
      Beitrag Nr. 113 ()

      danke deutschland!

      danke deutschland. das gestrige ereignis war einfach toll. die
      ausgelassene feier, die freude, einfach alles. dass deutschland
      auch noch toll spielte und 3-1 gewann, war fast nebensächlich.
      wir die deutschen sind ein volk und die völker waren hier sehr
      gerne zu gast bei freunden. einfach toll, wie sich junge und alte
      deutsche zu deutschland bekennen und zwar absolut im positiven
      und die fähnchen schwenkten. man sah junge deutschstämmige
      türken, die hier aufgewachsen sind und die voller stolz sagten,
      dass sie deutsche seien. diese wm hat hier etwas in den herzen
      der menschen weltweit etwas verändert etwas neues bewegt. etwas,
      was immer in unseren herzen bleiben wird.

      toll fand ich auch, wie wir deutschen mit der niederlage gegen
      italien umgegangen sind. kein murren, kein knurren, sondern
      einfach die anerkenntnis, dass die anderen an diesem tag einen
      tick besser waren. so soll es sein, die achtung vor dem anderen
      muss immer da sein.

      fazit: wir deutschne haben wieder zu uns selbst gefunden, uns
      sozusagen neu entdeckt.:) einfach toll hier zu leben. deutschland
      ist weltmeister der herzen geworden. man wünschte sich überall
      auf der welt, ein solch friedvolles miteinander, wie hier während
      der 30 tage in deutschland.

      danke ihr da draussen, danke deutschland.:)
      ich bin stolz ein deutscher zu sein.:)


      Liebe Grüsse an alle WO-ler
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 09.07.06 13:17:02
      Beitrag Nr. 114 ()

      Pimco - Rückkehr des Risikos

      Paul McCulley vom weltgrössten Rentenmanager Pimco erklärte auf der diesjährigen Morningstar Investment Conference in Chicago, warum er die Finanzmärkte an einem Wendepunkt sieht.

      Ein stabiles Ungleichgewicht - das ist es, was laut Pimco-Geschaeftsführer Paul McCulley die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren kennzeichnete. Grundlage des Ungleichgewichts ist der defacto monetäre Block zwischen den USA auf der einen Seite und China bzw. Asien auf der anderen Seite, so McCulley. Den asiatischen Staaten lag bisher vor allem daran, eine Aufwertung ihrer Währungen gegenüber dem US-Dollar durch eine weitreichende Fixierung der Wechselkurse zu verhindern. Als die amerikanische Notenbank nach dem Platzen der Spekulationsblasen in 2001 zu einer lockeren Geldpolitik überging, blieb den asiatischen Notenbanken aufgrund der quasi fixen Wechselkurse nichts anderes übrig, als diese Lockerung mitzutragen. Die Zeit des billigen Geldes brach an - ein Segen für die Finanzmärkte und natürlich für die Investmentindustrie. Denn die lockere Geldpolitik wirkte wie eine Rückversicherung: Schließlich sind Anleger mit einer Absicherung im Rücken (in Form von niedrigen Zinsen) eher bereit, Risiken einzugehen als wenn sie auf sich allein gestellt sind. Entsprechend entwickelten sich die risikoreichen Anlagen besonders gut.

      Soweit zu den Finanzmärkten. Die Weltwirtschaft im Allgemeinen profitierte in den Augen McCulleys von der "Arbeitsteilung" zwischen den USA und den Asiaten. Während die asiatischen Staaten mehr produzierten als sie verbrauchten, fungierten die amerikanischen Konsumenten als Abnehmer. Dies verhalf dem Ungleichgewicht zu seiner Stabilität.

      In Zukunft erwartet er allerdings, dass die Betonung mehr auf dem Wort "Ungleichgewicht" liegen wird. Die geldpolitische Lockerung ist vorbei, als letzte wichtige Zentralbank ist die Bank of Japan zu einer restriktiveren Haltung übergegangen. Die Finanzmärkte müssten sich wieder darauf einstellen, bei der Bewertung von Investments ohne eine Rückversicherung zu kalkulieren. Was sie laut McCulley in den vergangenen Wochen auch taten - die Kurskorrektur spreche für sich.

      Auf der Konjunkturseite erwartet der Pimco-Manager zwar eine weiche Landung, mit einer vom Immobilienmarkt, und damit von den Verbrauchern ausgehenden Abschwächung des US-Wachstums. Diese könnte von einer verstärkten asiatischen Konsumnachfrage ausgeglichen werden. Das grösste Risiko würde dabei von den zunehmenden protektionistischen Anwandlungen in der amerikanischen Politik ausgehen - die Handelsstreitigkeiten mit China lassen grüssen.

      Natalia Siklic reporting live from the Morningstar Investment Conference


      quelle:http://www.morningstarfonds.de/news/commentary.asp?articleid…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener"> http://www.morningstarfonds.de/news/commentary.asp?articleid…




      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 09.07.06 13:19:04
      Beitrag Nr. 115 ()
      „Rohstoffe zu früh verkauft“
      Werner Hedrich | 2006-07-06

      Murdo Murchison, der Manager des Templeton Growth Fund, spricht mit Werner Hedrich im Rahmen einer von Fondsprofessionell initiierten “Grillparty“.



      Werner Hedrich: Herr Murchison, worin sehen Sie den wichtigsten Unterschied Ihres Managementansatzes im Vergleich zu anderen Fondsanagern?

      Murdo Murchison: Die meisten Akteure an den Aktienmärkten sind sehr kurzfristig orientiert. Wir fokussieren uns auf die langfristige Sicht, wir sind Stockpicker auf der Suche nach Value, werthaltigen Investments. Wir halten die Aktien, die wir kaufen, in der Regel über einen Zyklus, der je nach Industriezweig fünf Jahre dauert. In unserem Verständnis von Value fragen wir nicht danach, ob der Gewinn eines Unternehmens in drei Monaten höher sein wird, sondern ob er in drei oder fünf Jahren höher sein wird. Insofern denken wir ähnlich wie die Unternehmenslenker selbst. Sie werden beispielsweise niemals eine Unternehmensübernahme sehen, die auf das kurzfristige Ergebnis nach drei Monaten ausgerichtet ist. Im Allgemeinen ist das Ergebnis eines solchen Kaufs auf einen sehr viel längeren Zeithorizont ausgerichtet.

      Andere Value-Investoren definieren ihre Strategie etwas anders und sind derzeit auch erheblich erfolgreicher damit. Wie erklären Sie sich das?

      Was die langfristige Performance betrifft, sind wir nicht weniger erfolgreich als andere Fondsgesellschaften auch. Aber auch in der kurzen Sicht sind wir durchaus zufrieden mit unserer Strategie, uns aus bestimmten Werten oder Märkten herauszuhalten, wenn wir das für angebracht halten. Etwa weil wir glauben, dass der Optimismus in einem Markt zu groß ist. Unsere Strategie ist es, im Pessimismus zu kaufen und im Optimismus zu verkaufen.

      Wenn ich Sie richtig verstehe, dann entsteht Ihre Asset Allocation ausschließlich aus einem bottom-up getriebenen Stockpicking heraus?

      Wir sind davon überzeugt, dass man ein Portfolio nicht in Anlehnung an eine Benchmark konstruieren sollte. Die Benchmark sagt lediglich etwas über den Wert von Aktien oder eines Marktes in der Vergangenheit und hat keinerlei Aussagewert für die Zukunft. Das Platzen der Technologieblase zeigt meiner Ansicht nach, dass damals zu viele Anleger mit zu viel Geld in benchmarkgetriebenen Fonds investiert waren.

      Andere Fondsmanager zeigen mit ihren Ergebnissen, dass man aus einer Topdown- Perspektive heraus durchaus eine attraktive Performance erzielen kann.

      Ich glaube, dass es sehr schwierig ist, von einer Top-down-Perspektive aus vorherzusagen, wie sich das Gemisch aus Währungsentwicklung, Zinsen, Bewertung an den Aktienmarkten und politischen Entscheidungen wirklich entwickeln wird. Deshalb hilft es meiner Ansicht nach nicht, einen bestimmten Aktienmarkt oder eine Branche über- oder unterzugewichten. Wir arbeiten seit über 50 Jahren nach dem Prinzip, dass wir eine teure Aktie nicht kaufen, selbst wenn diese gerade beliebt ist und einen guten Beitrag zur kurzfristigen Performance liefern könnte. Es ist nichts dagegegen einzuwenden, wenn ein Fondsmanager auf kurzfristige Erträge setzt. Allerdings sollte er in der Lage sein, am Top zu verkaufen. Das aber ist das Schwierigste überhaupt in diesem Beruf. Auch bei Franklin Templeton haben wir in den mehr als 50 Jahren, die es den Fonds gibt, oft zu früh verkauft – und auch zu früh gekauft.

      Wie können Sie Risiken im Hinblick auf einzelne Werte, Branchen oder Länder in Ihrem Fonds begrenzen?

      Ich mag die von Akademikern und Consultants entwickelten Definitionen von Risiko im Verhältnis zur Benchmark nicht. Solche Definitionen führen meiner Ansicht nach in die Irre, da sie etwas ganz anderes unter Risiko verstehen als der Anleger selbst. Unsere Definition von Risiko lautet ganz einfach, dass wir möglichst kein Geld verlieren wollen, denn das ist es, was unsere Anleger erwarten. Das ist auch der Grund, weshalb sich unser Portfolio in der Regel sehr stark unterscheiden von einer Benchmark wird. Und das ist auch gut so.

      Setzen Sie sich bestimmte Höchstmarken, die eine Branche oder ein Land im Fonds nicht überschreiten darf? Aktuell gefallen Ihnen beispielsweise die Bewertungen von Telekom-Titeln. Bis zu welchem Gewicht im Portfolio würden Sie sie kaufen?

      Wir werden mit unserem Ansatz immer versuchen, nicht in Aktienmärkten investiert zu sein, die wir für zu teuer halten. Im Jahr 1989 beispielsweise, als wir kein Exposure in Japan hatten, war das im Prinzip eine große Wette gegen den Index, denn Japan hatte damals einen Anteil von rund 40 Prozent am weltweiten Aktienindex. Viele Marktbeobachter haben uns gesagt, unser Risiko sei sehr hoch im Vergleich zu den meisten anderen Akteuren und dem Index. Wir dagegen empfanden es so, dass das Risiko der anderen viel zu hoch war. Schließlich hatten wir damals keinerlei Exposure zu dem wahrscheinlich am stärksten überbewerteten Markt der gesamten Aktienmarktgeschichte. Ähnlich erging es uns 1999, als unser Investment in Technologiewerten nur sehr gering war. Die meisten anderen Investoren glaubten, dass sie nicht das Risiko eingehen könnten, Nortel oder Nokia nicht im Portfolio zu haben. Um es auf einen Nenner zu bringen: Ich werde nie eine Aktie anhand der Über- oder Untergewichtung gegenüber dem Index kaufen. Das ist die falsche Frage. Die Frage muss lauten: Ist eine Aktie teuer oder preiswert? Um zurückzukommen auf Ihren Aspekt: Einen Anteil von 50 Prozent in Telekom- Werten wird es im Templeton Growth sicher nie geben, selbst ein Viertel des Fondsvermögens halte ich für unwahrscheinlich. Aber ich kann mir unter bestimmten Bedingungen vorstellen, die Gewichtung von aktuell sieben auf zwölf Prozent oder auch noch etwas höher anzuheben, wenn Telekom-Werte deutlich preiswerter sind als andere Branchen.

      Warum gewichten Sie den Medienbereich deutlich höher als die meisten anderen Fonds?

      Vor fünf Jahren hatten wir gerade einmal ein Prozent im Mediensektor, heute sind es zehn. Zum ersten Mal seit ich bei Franklin Templeton arbeite, finden wir sehr viel Value im Medienbereich. Ich kann die Argumente verstehen, die viele Investoren pessimistisch gegenüber Medienaktien machen, denn die Wachstumsraten verlangsamen sich, die Konkurrenz Internet wird immer stärker und viele Telekom-Gesellschaften – Stichwort Triple-Play – entwickeln sich mehr und mehr zu Medienunternehmen. Dennoch finden wir in dieser Branche werthaltige Aktien. Nicht alles im Medienbereich ist preiswert, wir meiden bisher beispielsweise Zeitungsverlage und Radiowerte. Aber NewsCorp beispielsweise ist ein sehr gutes Unternehmen, das Aktien zurückkauft und seine Gewinne steigert. Auch Time Warner kauft Aktien im Wert von 20 Milliarden US-Dollar zurück bei einer Marktkapitalisierung von 75 Milliarden US-Dollar. Das ist insofern interessant für unsere Strategie, als es Unternehmen betrifft, die in den vergangenen Jahren eine katastrophale Kapitaldisziplin gezeigt und viel Geld verschwendet haben, ohne zu wachsen. Das war vor sechs Jahren bei Minenwerten der Fall, als niedrige Preise die Unternehmen zur Konsolidierung zwangen, dazu, ihre Ausgaben zu begrenzen und Geld an ihre Anleger zurückzugeben. Aber die Kapitalmärkte zwingen ihnen diese Disziplin auf. Ähnliches gilt für den Pharmasektor, von dem andere sagen, die entsprechenden Werte könnten nie wieder wachsen. Wir glauben, dass das zu pessimistisch ist.

      Dass Sie im Rohstoffsektor unterinvestiert sind, hat Sie aber einiges an Performance gekostet?

      Wir haben zu früh verkauft, das ist keine Frage. Vor fünf Jahren waren wir mit rund zwölf Prozent des Fonds in Rohstoffen investiert, heute sind es noch etwa sieben Prozent. Und Rohstoffe haben sich in der Phase, in der wir verkauft haben, eben sehr gut entwickelt.

      Was ist Ihr Rat an Berater und Privatanleger, die sich in der aktuellen Hysterie um Rohstoff- und Energiefonds fast schon dumm vorkommen müssen, wenn sie diese nicht in ihrer Vermögensstruktur halten?

      Das Problem mit Branchenfonds besteht darin, dass sie so lange gut sind, als der entsprechende Markt läuft, danach entwickeln sie sich meist zum Desaster. Jeder Fonds, der von seinem Fokus her zu eng angelegt ist, hat seine eigenen Gefahren und Risiken. Wir spielen derzeit in einem Umfeld, in dem die meisten Rohstoffpreise zu deutlich oberhalb eines vernünftigen langfristigen Preisniveaus notieren, um eine Erhöhung der Kapazitäten zu rechtfertigen. Die beste Zeit dafür sind nun einmal Phasen, in denen die Preise deutlich niedriger liegen. Sie können das am Papiersektor beobachten, den wir durchaus favorisieren. In dieser Branche gab es keinen China-Effekt und auch keinen Preisboom. Und die Unternehmen fahren ihre Kapazitäten zurück und verbessern ihre klare Kapitaldisziplin. Für die meisten anderen Rohstoffe sind wir dagegen sehr besorgt. Silber beispielsweise notiert auf einem Langzeithoch, wird aber 2006 zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder in einer Phase sein, in der das Angebot die Nachfrage übersteigt. Eine höhere Nachfrage lässt den Preis natürlich steigen, aber ein höherer Preis beeinflusst andererseits auch wieder die Nachfrage. So ist etwa die Nachfrage seitens der chinesischen Schmuckindustrie nach Platin im vergangenen Jahr um 20 Prozent zurückgegangen – eine normale Reaktion auf höhere Preise.

      Demnach hat das so genannte Momentum für Sie keine Bedeutung? Wenn ich mit anderen Fondsmanagern spreche, argumentieren diese: Die Aktie ist zwar eigentlich zu teuer, aber der Markt ist noch immer bullish, deshalb muss ich sie halten …

      Natürlich können Sie auf kurze Sicht durchaus Geld mit dieser Strategie verdienen. Auf lange Sicht aber werden Sie Geld verlieren. Denn das ist ja genau der Grund, weshalb viele Fondsmanager im Jahr 2000 bis zu 20 Prozent ihres Fondsvolumen in Technologiewerten hielten, obwohl jeder wusste, dass der Sektor bereits viel zu teuer war. Aber viele Fondsmanager werden nun einmal an ihrer Benchmark und im relativen Vergleich zu ihrer Peergroup gemessen. Unser Erfolg liegt gerade darin, dass wir in den Jahren 1999 und 2000 keine Kompromisse eingegangen sind.

      Können Sie da nicht geradezu von Glück sagen, dass Sie in solchen Phasen keine hohen Mittelabflüsse hatten?

      Wir haben auch das schon erlebt. In den frühen neunziger Jahren hatten wir Nettomittelabflüsse von 20 Milliarden US-Dollar. Es gibt nur sehr wenige Fondsgesellschaften, die so hohe Rückflüsse hinnehmen könnten, ohne schließlich doch Kompromisse einzugehen. Wir zahlen nun einmal unter Umständen einen hohen Preis dafür, dass wir uns von unserer Strategie nicht abbringen lassen.

      Haben Sie allein eigentlich das letzte Wort bei einer Investmententscheidung?

      Wir erhalten unsere Investmentideen von unseren 30 Analysten weltweit. Beispielsweise hat unser Analyst in Edinburgh im vergangenen Jahr Siemens zum Kauf empfohlen. Dann wird der Vorschlag im gesamten Team diskutiert, das müssen Sie sich wie eine Due- Diligence-Analyse vorstellen. Wir haben uns dann entschlossen, die Aktien auf unsere Kaufliste zu setzen. Erst dann kann ich als Fondsmanager die Aktie auch wirklich kaufen. Ich wäre nicht früher in den Markt gegangen, um Siemens zu kaufen, wenn es diese Prüfung davor nicht gegeben hätte. Ein Wert, den wir derzeit nicht halten, ist Citigroup, eine Aktie, die in vielen anderen Value-Fonds enthalten ist. Aber ich kann sie nicht kaufen, bevor sie nicht durch unseren Analyseprozess gegangen ist und auf unserer Kaufliste steht. Zwar habe ich die letzte Entscheidung über die Investments im Fonds, aber ich bin von diesem Prozess komplett abhängig.

      Ihre Cash-Position beträgt derzeit rund acht Prozent. Ist das nicht ein Performancehindernis in einem schnell steigenden Markt?

      In gewisser Weise schon, im vergangenen Jahr hat uns das rund 70 Basispunkte an Performance gekostet. Andererseits fühlen wir uns mit dieser Position wohl, um bei einer Korrektur zukaufen zu können. Generell aber ist es nicht im Interesse der Anleger, eine zu hohe Cash-Position zu halten.

      Die Turnover-Rate Ihres Fonds liegt mit 20 bis 30 Prozent deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Ergibt sich dieser Wert einfach aus Ihrer Art, einen Fonds zu managen?

      Der Wert ergibt sich in erster Linie aus unserer Strategie, eine Aktie über durchschnittlich fünf Jahre zu halten. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass die Aufgabe, einen sehr großen Fonds zu managen, mich zu einem besseren Fondsmanager macht, weil mir allein die Größe eine gewisse Disziplin und Geduld aufzwingt. Die meisten professionellen Geldverwalter haben keine Geduld. Die Versuchung zu traden ist für sie enorm groß, weil sie täglich so viele Informationen erhalten, dass sie den Eindruck haben, traden zu müssen. Häufig stellt sich heraus, dass sie besser gar nicht hätten aktiv werden sollen.

      Aber bleibt Ihnen im Prinzip gar nichts anderes übrig, als geduldig zu sein, weil es im Zweifel gar nicht einfach wäre, eine bestimmte Position Ihres Fonds zu liquidieren?

      Ein solches Problem haben wir nun wirklich nicht. Als wir etwa vor kurzem BHP Billiton verkauft haben, eine Aktie, die mit mehreren hundert Millionen US-Dollar im Fonds gewichtet war, hat uns das keinerlei Kopfschmerzen bereitet. Im Unterschied zu anderen Managern verkaufen wir in aller Regel in den Optimismus um eine Aktie hinein, genau dann, wenn viele andere Anleger diese Aktie kaufen wollen. Ich gebe Ihnen Recht, dass das vollkommen anders aussehen würde, wenn wir in der Krise eines Sektors verkaufen würden, also wenn im Grunde niemand diese Aktie haben will. Das ist genau der Effekt, den wir im Zusammenhang mit der Technologiekrise gesehen haben. Außerdem kaufen oder verkaufen wir eine Aktie nicht an einem Tag oder innerhalb einer Woche, sondern über mehrere Wochen, manchmal Monate hinweg. Wir haben beispielsweise im vierten Quartal vergangenen Jahres begonnen BMW zu kaufen und dann über Wochen hinweg immer wieder kleinere Positionen erworben, wenn es zu leichten Kursrückgängen kam. Dieses Cost-Averaging ist der effektivste Weg des Investierens.

      Sie selbst haben einmal gesagt: In Abwärtsphasen der Märkte sind wir besser als andere, in Aufwärtsphasen werden wir häufig schlechter abschneiden als andere. Was können Sie tun, um dieses Verhältnis zu verbessern?

      Es ist sehr schwierig, daran etwas zu ändern. Ich halte es außerdem für besser, das Kapital meiner Anleger in einem Bärenmarkt zu erhalten statt zu versuchen, das letzte Performance- Prozent in einem Bullenmarkt herauszuholen. Wenn ich zu wählen hätte, welche Strategie ich für den Rest meiner Laufbahn verfolgen soll, dann würde ich sicher diese wählen. Ich bin froh, dass ich nicht dem Druck ausgesetzt bin wie andere Fondsmanager, weil sie ihre Benchmark und ihre Peergroup um jeden Preis schlagen müssen. Ich denke, in einer solchen Situation fällt man als Fondsmanager oft genug falsche Entscheidungen, die sich auf längerfristige Sicht als fatal herausstellen.

      Ihr Fonds ist knapp 30 Milliarden USDollar groß. Andere Value-Manager haben ihre Produkte schon bei geringeren Volumina geschlossen. Finden Sie noch interessante Aktien?

      Sollten wir den Eindruck haben, dass wir den Fonds nicht mehr managen können, dass wir womöglich bestehende Investoren durch die Hereinnahme neuer Anleger benachteiligen würden, dann würden wir kein neues Geld mehr annehmen. Aber wir sind bisher noch nie an dem Punkt gewesen, dass wir weltweit keine interessanten Aktien mehr finden hätten können. Sollte ich das irgendwann feststellen, dann werden wir den Fonds auch schließen. Es gibt übrigens ein eindeutiges Statement von unserem CEO Greg Johnson und dem Management Board bei Franklin- Templeton, dass die Fondsschließung eine Portfoliomanagemententscheidung ist und keine Marketingentscheidung. Das Letzte, was wir möchten, ist, dass unser Flaggschiffprodukt nicht mehr die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllt.

      Hans Heuser (FONDS professionell): Die Redaktion bedankt sich bei den Herren für das aufschlussreiche Gespräch.

      quelle: http://www.morningstarfonds.de/news/interviews.asp?articleid…
      Avatar
      schrieb am 11.07.06 01:59:38
      Beitrag Nr. 116 ()
      Zucker im Tank
      In Brasilien fahren 70 Prozent aller Autos mit Alkohol aus nachwachsenden Rohstoffen. Nun revoltieren ausgerechnet Umweltschützer gegen die Ethanolwirtschaft
      "Unglaublich", scherzte Christopher Wyke kürzlich, "daß dieses Zeug in Restaurants noch immer gratis hergegeben wird". Der Fondsmanager von Schroders meinte Zucker. Auf dem Weltmarkt legte dessen Preis 2005 um 60 Prozent zu. Den seit Mai registrierten Preisdruck halten viele Analysten lediglich für eine vorübergehende Schwächephase im Rahmen einer zyklischen Hausse. Der Rohstoff, davon sind sie überzeugt, werde zunehmend knapp.


      Grund dafür ist nicht nur der steigende Zuckerverbrauch aufstrebender Länder wie China und Indien. Der hohe Rohölpreis führt auch dazu, daß die Nachfrage nach Zusatz- oder Ersatzkraftstoff aus Biomasse zunimmt. Südzucker etwa, der europäische Marktführer bei der Zuckerherstellung, erklärte die Sprit-Produktion neben seinem "normalen" Lebensmittelgeschäft für das laufende Geschäftsjahr zur Wachstumssäule.


      Denn spätestens seit US-Präsident George Bush im Februar erklärte, die Vereinigten Staaten müßten unabhängiger vom Rohöl werden, ist Ethanol für Autos vielerorts Top-Thema. Vorbild ist dabei Brasilien. Der weltgrößte Zuckerproduzent nutzt bereits mehr als die Hälfte seiner Zuckerrohrernte für die Herstellung von Ethanol. Mehr als 70 Prozent der dort zugelassenen Autos sind "Flex-Fuel-Fahrzeuge", die entweder mit Benzin, Ethanol oder einer Mischung aus beiden betankt werden können. Was den damals regierenden Militärs während des Ölschocks der 70er Jahre als probates Mittel erschien, das größte südamerikanische Land von der Erdölabhängigkeit zu befreien, macht sich in Zeiten von Kyoto-Protokollen und Treibhausgas-Diskussionen gut als umweltfreundlicher Biosprit.


      Zwischen Mai 2005 und März 2006 verbrauchte Brasilien knapp 17 Milliarden Liter Biobenzin. Der Volkswagen-Konzern kündigte vor wenigen Wochen an, in seinem Werk in São Paulo ab Ende 2006 nur noch Fahrzeuge mit dem Mischmotor zu bauen. Das ist zwar nicht so modern, wie es klingt, denn schon Auto-Pionier Henry Ford entwarf sein Ford Model T auch für den Betrieb mit Ethanol-Sprit. Aber VW liegt im Trend. 2,5 Milliarden Liter wurden im vergangenen Jahr exportiert, vor allem in die USA und nach Indien. Plinio Marío Nastari, Eigentümer der brasilianischen Beratungsagentur Datagro, geht davon aus, daß bis 2010 insgesamt 22 Milliarden für den Eigenbedarf und weitere sechs für die Ausfuhr bestimmt sein werden. Wenn die EU sich nicht mehr gegen Ethanol aus Brasilien sperre, wo es billiger als in Europa hergestellt werden kann, könnten die Exporte noch höher ausfallen.


      Doch angesichts der gestiegenen Nachfrage ist der durch Vergärung von Glukose gewonnene Kraftstoff längst nicht mehr so günstig zu haben wie 1979, als das erste Hybridauto in Brasilien vom Band rollte. Wegen der Knappheit des Rohstoffs reduzierte die Regierung die gesetzlich vorgeschriebene Beimischung von Ethanol in Normalbenzin bereits von 25 auf 20 Prozent.


      Und es gibt noch andere Probleme. Zwar hat das Land theoretisch mehr Flächen, auf denen weitere Zuckerrohrplantagen angelegt werden könnten. Aber dies ist sowohl aus ökologischer Sicht als auch aus sozialen Gründen immer heftiger umstritten.


      Im vergangenen November etwa verbrannte sich der Umweltschützer Francisco Anselmo Gomes de Barros öffentlich aus Protest gegen die Zerstörung von Brasiliens Natur und den Bau weiterer Ethanolfabriken im Gebiet des Pantanal, dem größten Feuchtgebiet der Erde. In der Zuckerregion im Nordosten des Landes investieren Großgrundbesitzer wieder in Flächen, die sie in Zeiten schlechter Geschäfte veröden ließen, und die später im Zuge der Agrarreform an landlose Bauern gingen. "Die Landlosen, die diese unproduktiven Flächen vor mehreren Jahren besetzt und seither bewirtschaftet haben, werden wohl wieder vertrieben werden", sagt Wolfgang Hees von Caritas International.


      Sogar die bisher als gesichert betrachtete positive Öko-Bilanz wird mittlerweile wieder angezweifelt. Wissenschaftler streiten darüber, ob die Produktion von Ethanol womöglich mehr Energie verbrauchen könnte, als der Biokraftstoff hinterher einsparen hilft. "Energiewirtschaftlich bringt es einfach nichts, flüssigen Treibstoff aus pflanzlicher Biomasse herzustellen", sagt David Pimentel, Professor für Ökologie und Landwirtschaft an der US-Universität Cornell.


      Europa allerdings ist von solchen Problemen noch weit entfernt. Obwohl die betreffende Euronorm erlaubt, dem herkömmlichen Benzin bis zu fünf Volumenprozent Ethanol beizumischen, soll nach der Sommerpause erst einmal eine Beimischungspflicht von zwei Prozent ab Januar 2007 verabschiedet werden. "Was wir brauchen ist Wahlfreiheit für Autofahrer und Markteinführungsprogramme, die Bio-Ethanol ähnlich wie Windenergie und Solarstrom fördern", sagt Jürgen Zeddies vom Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Stuttgart Hohenheim.


      Mineralölkonzerne, Chemiefirmen und Autohersteller arbeiten derweil bereits an der zweiten Generation von Biokraftstoffen. BP kündigte nun an, nächstes Jahr gemeinsam mit dem US-Chemiekonzern Dupont eine Fabrik für Biobutanol in Betrieb zu nehmen. Der Kraftstoff wird hier aus gezüchteten Gräsern, Stroh und Ernteabfällen erzeugt. Auch Shell und VW forschen in diese Richtung. Karin Finkenzeller

      © WAMS.de 1995 - 2006


      quelle: http://www.wams.de/data/2006/07/09/951515.html
      Avatar
      schrieb am 18.07.06 16:03:34
      !
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      Avatar
      schrieb am 24.07.06 11:42:33
      Beitrag Nr. 118 ()
      http://www.wams.de/data/2006/07/23/969256.html


      "Die Börsengurus kehren zurück

      Vor sechs Jahren führten selbsternannte Aktienprofis viele Anleger mit ihren Tips in die Irre. Jetzt gründen sie sogar Fernsehsender


      Mister Dausend ist wieder da. Im Frühjahr 2000 machte Bernd Förtsch Furore, als er im Fernsehen der Aktie des Biotechnologieunternehmens Morphosys einen Kurs von 1000 Euro zutraute. Das brachte dem Mann mit dem fränkischen Akzent den Spitznamen ein. Ein Jahr später stand die Aktie bei rund fünf Euro und um den selbsternannten Börsenguru wurde es ruhig. Doch jetzt kehrt er zurück auf den Bildschirm, mit Hilfe eines eigenen Fernsehprogramms.

      Förtsch ist nicht der einzige. In den vergangenen Monaten sind eine Reihe jener Börsenpropheten in die Öffentlichkeit zurückgekehrt, die während des High-Tech-Booms zur Jahrtausendwende die Schlagzeilen der Börsenmagazine und Sendungen einschlägiger Fernsehprogramme beherrschten. Geändert hat sich nur die Art der Selbstpräsentation, die Inhalte sind fast gleich - und verfangen wieder.
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      Am 1. August geht Bernd Förtsch mit seiner neuen Internet-TV-Tochter, dem Deutschen Anleger Fernsehen (DAF), an den Start. Empfangen kann das Programm jeder, der über einen schnellen Internet-Anschluß und eine gängige Standardsoftware verfügt. Rund 20 TV-Redakteure aus Frankfurt und New York sollen das 13stündige Programm, das sich ausschließlich um Aktien, Fonds und Derivate dreht, wochentags stemmen.

      Gegenüber der TV-Konkurrenz will Förtsch mit konkreten Ratschlägen für seine Anleger punkten. Selbstverständlich tritt der Mann aus dem oberfränkischen Kulmbach mit dem bulligen Gesicht und dem markanten Schnauzer dafür selbst als Experte vor die Kamera. Neben den Nachrichten zur vollen Stunde und deren Kommentierung, sollen interaktive Sendungen, in denen Zuschauer Fragen stellen können, das Programm füllen.

      "Wir bieten dem Anleger die wichtigsten Nachrichten der Branche - aber werten die News und ihre Bedeutung zusätzlich aus", sagt DAF-Vorstand Peter Rampp. Im Vordergrund stehe in erster Linie der Nutzwert für den Anleger. "Unser Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist der geldwerte Vorteil, den der Zuschauer hat", sagt er. Zuviel Theorie sei deshalb nicht erwünscht. "Um die Zusammenhänge zu begreifen, muß man kein studierter Betriebswirt sein."

      Das klingt nach leichter Kost für den Zuschauer. Und die bietet auch Markus Frick. Der Bäckermeister aus dem badischen Sinsheim war ebenfalls einer jener Wortführer des glanzlos verschiedenen Neuen Marktes und schrieb Bücher mit Titeln wie "Ich mache Sie reich". Heute tingelt er mit Finanzseminaren durch die Republik und verkauft seine Tips auf allen Kanälen. Sein E-Mail-Service kostet 890 Euro im Jahr, das SMS-Abo gibt es für 360 Euro, den wöchentlichen Börsenbrief Markus-Frick-Inside für 398 Euro. Dazu gibt es auch noch CDs und DVDs.

      Sein Trick ist es, möglichst kleine Aktien, mit geringen Umsätzen zu empfehlen. Da er eine gläubige Anhängerschar hat, werden diese Papiere dann eifrig gekauft und der Kurs steigt wie von allein. So konnte er sich 2005 brüsten, binnen eines Jahres den Wert seines Musterdepots um erstaunliche 1300 Prozent gesteigert zu haben.
      Auch Egbert Prior faszinierte zu den wilden Zeiten des Börsenbooms ein Massenpublikum. Nun ist er sogar selbst an die Börse gegangen. Seit rund drei Wochen notieren die Aktien der Prior Capital AG an der Frankfurter Börse. Mehr als fünf Millionen Euro hat er mit dem Börsengang eingesammelt, die er nun in verschiedene Anlageinstrumente investierten will, ähnlich wie ein Hedge-Fonds-Manager. Damit will er sich "in der Realität beweisen", wie er sagt.

      Die 2,6 Millionen Anteile an dieser "Beteiligungsgesellschaft", wie das Unternehmen sich nennt, wurden zu zwei Euro das Stück ausgegeben. Schon kurz danach schoß der Kurs bis auf 2,70 Euro hoch, um danach wieder bis auf 2,10 Euro abzufallen - ein Kursverlauf, wie er von vielen "brandheißen Tips" der Börsengurus bekannt ist.

      Die Experten sehen deren neues, altbekanntes Treiben sehr kritisch. "Das hat es alles bereits zu Zeiten des Neuen Marktes gegeben", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch Wolfgang Gerke, Professor für das Börsenwesen an der Universität Erlangen, kritisiert die neue Euphorie um die Aktientipgeber. "Das ist genau das, wonach der Kleinanleger sucht. Er will von einem vermeintlichen Experten die Einschätzung hören, ob er die Aktie kaufen und mit welchem Kursziel er sie kaufen soll", sagte Gerke. Bei großen, schweren Titeln seien Aktientips in der Regel kein Problem. Bei kleinen, marktengen Werten werde es jedoch schnell zu riskant für den unbedarften Privatanleger.
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      Aktionärsschützer Kurz kritisiert insbesondere das neue Börsenfernsehen von Bernd Förtsch. "Ich halte es für problematisch, wenn jemand, der nicht gerade den besten Leumund hat, sich plötzlich als Interessenvertreter der Privatanleger aufschwingt", sagt er. "Anleger sollten deshalb auf der Hut sein. Wenn in dem Fernsehsender plötzlich marktenge Werte aus dem Entry Standard hochgejubelt werden, sollten sie möglichst die Finger davon lassen", sagt er.

      Skeptisch stimmt Kurz darüber hinaus, daß Förtsch über einen Pool von Finanzexperten verfügt, die sich die Übertragungstechnologie bereits auf ihre Schreibtische montiert haben. "Das mutet schon seltsam an", sagt Kurz. Dadurch dränge sich förmlich der Verdacht auf, die Experten könnten aus Eigeninteresse handeln. Auch Gerke ist beunruhigt. "Die Versuchung ist groß, daß selbsternannte Profis das Netz zur Manipulation mißbrauchen", sagt er. Doch es gibt noch eine andere logische Erklärung: "Vielleicht wollen seriöse Analysten einfach nicht im Förtsch-TV auftauchen", sagt Kurz.

      Er vermutet ohnehin, daß Förtsch mit seinem Sender auf eine ganz besondere Zielgruppe setzt: "Das Programm wird eher Spekulanten anziehen, die den ganzen Tag zocken." Diese Zielgruppe sei sehr interessant für Förtsch, weil sie für Gewinne viel höhere Risiken eingehe als jeder Privatanleger.

      Ob sich der Kulmbacher Verleger nun dem seriösen Anlegerjournalismus verschrieben hat oder die Aktionärsschützer recht behalten sollten, können die Zuschauer nach den ersten Sendungen selbst entscheiden. Eines ist sicher: Das Programm wird auch das Interesse der Bundesaufsichtsbehörde für Finanzen (BaFin) wecken. Anders als zu den Zeiten des Neuen Marktes haben die Wertpapierwächter heute effektivere Mittel zur Hand, um gegen Kursbetrüger vorzugehen.

      So meldet das automatische Kursreaktionsprogramm jeden verdächtigen Kursausschlag. In diesem Jahr hatten die Bafin-Verantwortlichen schon alle Hände voll zu tun. Allein in den ersten sechs Monaten ermittelten sie in 34 Fällen, elf mehr als im Vorjahreszeitraum. Acht Fälle liegen inzwischen bei der Staatsanwaltschaft. Kapazitäten für weitere Fälle sind vorhanden. "Patrizia Ribaudo


      Artikel erschienen am 23. Juli 2006



      Grüssle
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      schrieb am 30.07.06 12:42:36
      Beitrag Nr. 119 ()
      http://www.wams.de/data/2006/07/30/979098.html



      Die erstaunliche Wandlung eines häßlichen Entleins
      Vom Sanierungsfall zu einer Erfolgsgeschichte: Erstmals seit 21 Jahren steuert die Bundesagentur für Arbeit wieder auf einen Überschuß zu. Manche Standorte arbeiten nach den Reformen bereits wie private Unternehmen. Für die Schwächsten bleibt allerdings wenig Zeit
      Es geht um wichtige Fragen. Termine, Urlaubsmeldungen oder die Höhe des Arbeitslosengeldes. Dennoch dürfen die 54 Mitarbeiter des "Telefon-Servicecenters" der Arbeitsagentur Schwerin nicht mehr als vier Minuten und zehn Sekunden mit einer "Kundenanfrage" verbringen, inklusive Nachbearbeitung. "Das ist die Zielvereinbarung", sagt Bärbel Hechler.

      Die blonde, 51jährige Frau steuert das Center. "Dauert es viel länger als vier Minuten zehn, gehe ich hin", sagt sie. Dann gibt sie den Telefonserviceberatern zu verstehen, daß sie das Gespräch beenden sollen. Dabei agiert sie nicht nach dem Zufallsprinzip. Auf ihrem Computerbildschirm sieht Hechler genau, wie lange welcher Berater spricht. Als in den vergangenen Tagen die Telefonate mehr Zeit in Anspruch nahmen, hat sie sogar die Minutenschnitte auf eine Stehtafel geschrieben. Und immer wieder mal läßt sie die Mitarbeiter durch "Mystery Calls" kontrollieren.





      Effizienz ist seit 2004 das oberste Gebot der Arbeitsagentur Schwerin, genauso wie in den 177 anderen regionalen Ablegern der Bundesagentur für Arbeit (BA). Offenbar mit Erfolg: Das erste Mal seit 21 Jahren braucht die BA 2006 keinen Zuschuß mehr vom Bund, sie erwirtschaftet sogar Überschüsse. Im ersten Halbjahr waren es 3,8 Milliarden Euro, für das Gesamtjahr rechnet BA-Chef Frank-Jürgen Weise mit sechs Milliarden.

      Damit wird die BA zum Sanierungserfolg. 2004 machte die Behörde ein Minus von 4,1 Milliarden Euro, ein Jahr später lag der Verlust noch bei 397 Millionen Euro.

      Dieser Erfolg hat zu einem großen Teil damit zu tun, daß die Unternehmen wieder mehr Mitarbeiter einstellen. Allein die Ausgaben für das Arbeitslosengeld fielen im ersten Halbjahr um 940 Millionen Euro geringer aus als geplant.

      Das ist aber nur die halbe Geschichte: Seit dem Skandal um geschönte Vermittlungszahlen unter BA-Präsidenten Bernhard Jagoda im Jahr 2002 sind aus Anstalt und Ämtern Agenturen geworden. Mit der Hilfe von sechs großen Unternehmensberatungen, darunter McKinsey und Roland Berger, hat sich die Behörde auf den Weg zu einem modernen Dienstleister gemacht. Vorbild für diese Operation sind profitorientierte Firmen. Aus Arbeitslosen wurden Kunden, der Präsident wurde durch einen Vorstand ersetzt. "Diese neue Gesamtausrichtung hat wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg der BA beigetragen", sagt Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft.

      Zwar kann man nicht ganz genau beziffern, wieviel die Bundesagentur selbst mit besserer und effizienterer Arbeit zum Plus beigetragen hat. Fest steht jedoch, daß die Kosten stark gesunken sind. Mußte die BA 2003 im Schnitt noch 5123 Euro dafür zahlen, um einen Arbeitslosen zu vermitteln, hat dies 2005 nur noch 4800 Euro gekostet.

      Außerdem ist die BA sparsamer mit Weiterbildungen und Umschulungen geworden. 520 Millionen Euro oder ein Drittel weniger als geplant gab die Bundesbehörde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres dafür aus. Wurden den Arbeitslosen 2004 im Schnitt noch neun Monate lang Seminare oder Umschulungen gewährt, waren es 2005 nur noch knapp sieben Monate. Nachweisbare negative Folgen scheint diese Kürzung nicht zu haben. Denn inzwischen finden die Arbeitslosen schneller wieder einen Job als noch im vergangenen Jahr. In vielen Fällen gewähren die Vermittler überhaupt keine Weiterbildung mehr. Denn das ohnehin knappe Geld soll dorthin fließen, wo es sich auch lohnt. Das heißt: Die Schwächsten werden kaum noch gefördert.

      Das spart zwar Geld, ist bei den Gewerkschaften jedoch auf Kritik gestoßen. Annelie Buntenbach, Mitglied im Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), forderte, mehr für die schwierigeren Fälle zu tun, auch wenn die Aussicht auf einen Job auf den ersten Blick geringer sei.

      Die Schweriner Arbeitsagentur macht das nicht. Dort halten sich die Vermittler streng an die Vorgaben aus Nürnberg. Deshalb muß sich auch Thomas Peters (Name von der Redaktion geändert) noch gedulden, bis er eine Fortbildung bekommt. Zwar hätte der 45 Jahre alte Kraftfahrer, dem gerade in der Probezeit gekündigt wurde, mit einem Führerschein für Gefahrenguttransporte bessere Chancen. Doch Arbeitsvermittler Michael Rückwart will ihm den Zuschlag für diese Weiterbildung nicht sofort geben. "Erst möchte ich von Ihnen Bemühungen um entsprechende Stellen sehen", sagt Rückwart.





      Dabei hilft dem 26jährigen Arbeitsvermittler das "Handlungsprogramm" der Nürnberger Zentrale. Den Kriterien zufolge ist Peters ein typischer "Beratungskunde" - ein Arbeitsloser also, bei dem auf dem Arbeitsmarkt noch etwas geht. Für Beratungskunden darf Rückwart ruhig Geld ausgeben. Aber erst muß er abwarten, wie motiviert der Arbeitslose wirklich ist. Noch höher ist die Hürde für die sogenannten "Betreuungskunden": Fiele der Kraftfahrer in diese Kategorie, hätte er wohl gar keine Chance mehr auf eine Qualifizierung. Dazu gehören zum Beispiel Kunden, die schon 55 sind. "Bei denen stecken wir nicht mehr viel Geld und Zeit rein", sagt Rückwart.

      In Schwerin wenden die Vermittler die Programme schon so vorbildlich an, daß sie fast schon über das Ziel hinausgeschossen sind. Die Arbeitsagentur hat weniger "Kunden" mit Qualifizierungsmaßnahmen in Arbeit vermittelt, als geplant war. Das sieht Helmut Westkamp, Chef der Schweriner Arbeitsagentur, mit gemischten Gefühlen. Einerseits, so der Beamte, könne die Weiterbildung die Chancen auf einen Job erhöhen. Andererseits gelte es, der neuen BA-Philosophie zu folgen. "Die Wirtschaftlichkeit zählt jetzt auch immer", sagt er. Der 51jährige Rheinländer ist seit 1987 bei der BA. Vor der Reform habe man anders gearbeitet. Zuerst habe es Geld aus Nürnberg gegeben, das habe man dann in diverse Maßnahmen gesteckt. Ob sinnvoll oder nicht, sei nie das Thema gewesen. "Jetzt definieren wir erst Ziele, und dann bekommen wir den Haushalt dafür."

      Dieser Wandel hat auch Vorteile für die Arbeitslosen. Sie müssen kaum noch warten. Unten am Empfang dürfen die Gespräche höchstens 30 Sekunden dauern. "Das ist schneller, als am Flughafen einzuchecken", sagt Westkamp.

      Auch wenn es der arbeitslose "Kunde" einmal in die "Eingangzone" in der ersten Etage geschafft hat, soll er spätestens nach 15 Minuten bedient werden. Die Stühle mit dem roten Metallgitter und der alte, braune Teppich erinnern noch sehr an das alte Arbeitsamt. Aber Westkamp verweist auf die Glaswände, hinter denen die Mitarbeiter die Kunden ein erstes Mal informieren und einen Termin mit dem Vermittler festlegen. "Das ist transparent."

      "Kundenzentrum" im Sinne der BA zu sein bedeutet trotz aller Zeitvorgaben, daß die Vermittler wegen der neuen Organisation mehr Zeit für die Arbeitslosen haben. Denn ihnen werden zuvor die administrativen Anfragen abgenommen.

      War Betreuer Rückwart vor der Reform für 1000 Arbeitslose zuständig, so sind es jetzt nur noch 430. Die Reform funktioniere aber auch, weil nun alles kontrolliert werde, sagt Agenturchef Westkamp, sogar die Agentur-Leiter wie er selbst. Wenn sein Fünf-Jahresvertrag 2010 ausläuft, hängt dessen Erneuerung direkt von den Kennzahlen seiner Agentur ab. Trotz dieser Unsicherheit ist er enthusiastisch über die Reform. Hinter seinem Schreibtisch hängt ein Foto, auf dem BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt ihm das erste Reformsiegel überreicht, es zertifiziert den Umbau zum Kundenzentrum. "Keiner weiß mehr, wer Jagoda war."

      In der Zentrale in Nürnberg, im achten Stock des wuchtigen Hochhauses, in dem die BA seit 1973 untergebracht ist, ist Schwerin nur ein kleiner Fleck auf diversen Deutschlandkarten. Hier, im "Lagezentrum zur Reform", fließen alle Daten zusammen. Es ist nur ein kleiner, fensterloser Raum, in dem diverse Stelltafeln herumstehen. Aber auf diesen Tafeln hängt das Herz der Reform, sie ist hier in ihre kleinsten Bestandteile auf Tabellen und Karten aufgesplittet. Viele kleine Ampeln zeigen an, wie es um ihre Einzelteile steht. Hier informieren sich die Vorstände darüber, wie die Reform vorangeschritten ist. Und die Mitarbeiter in allen Arbeitsagenturen können in ihren Computern überprüfen, wie sie im Vergleich zu den anderen stehen.





      Das scheint zu motivieren. Denn viel Rotlicht gibt es nicht mehr auf den Tabellen. "Die Reformphase ist abgeschlossen, bis Ende des Jahres wird das meiste umgesetzt sein", sagt Dietmar Thönnes, der als Reform-Referent von Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise für das Lagezentrum zuständig ist.

      Dann beginnt die zweite Reformphase - eine Phase, in der korrigiert wird. Wie zum Beispiel bei der Weiterbildung. Da habe das Pendel ein bißchen zu weit in eine Richtung ausgeschlagen, sagt Thönnes. "Es ist genauso wie bei einem Unternehmen. Erst bringt man die Produkte auf den Markt, und dann müssen sie oft noch einmal verändert werden, damit sie vom Markt angenommen werden."

      In der Schweriner Telefonzentrale besteht jedenfalls kein Handlungsbedarf. "Wir müssen niemanden abwürgen", sagt Telefoncenter-Chefin Hechler. Denn die Mitarbeiter hätten sich mittlerweile an die neuen Vorgaben gewöhnt. Vier Minuten und zehn Sekunden, sagt sie, reichten für ein zielorientiertes Telefonat vollkommen aus. Flora Wisdorff

      Artikel erschienen am 30. Juli 2006

      © WAMS.de 1995 - 2006


      Grüssle
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      schrieb am 01.08.06 03:45:28
      Beitrag Nr. 120 ()

      Kurseinbruch als Chance nutzen

      Von Horst Fugger, Antizyklischer Aktienclub

      Die Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni 2006 werden viele Anle-
      ger in unguter Erinnerung behalten. Aufkeimende Inflations-
      aengste und wohl auch das dringende Beduerfnis vieler Inves-
      toren, die in den letzten Jahren angefallenen Kursgewinne zu
      realisieren, fuehrten an den Weltboersen zu empfindlichen
      Verlusten.

      Natuerlich stellt sich nun die Frage, ob die Entwicklung der
      vergangenen Wochen als Beginn einer Trendwende zu interpre-
      tieren ist oder als Konsolidierung auf hohem Niveau, wie sie
      noch in jeder langfristigen Aufwaertsbewegung aufgetreten
      ist. Auch 2004 und 2005 gab es ja schon laengere Schwaeche-
      phasen, auch damals fehlte es nicht an Stimmen, die vor einer
      Trendwende warnten, und dennoch zogen die Kurse spaeter wie-
      der deutlich an.

      Gegen die These vom Beginn einer Baisse sprechen vor allem
      zwei Dinge: die moderate Bewertung von Dividendentiteln welt-
      weit, vor allem aber in Deutschland, und zudem der Mangel an
      attraktiven Alternativen zu Aktien-Engagements.

      Durch die juengsten Zinsanstiege sind Anleihen zwar ein
      Stueck weit interessanter geworden, aber gleichzeitig haben
      sich auch die Bewertungen am Aktienmarkt verbessert. Je nach
      Hoehe der Analystenschaetzungen weist zum Beispiel der Dax 30
      auf Basis der fuer das kommende Jahr erwarteten Unternehmens-
      gewinne ein Kurs-Gewinn-Verhaeltnis (KGV) von elf bis zwoelf
      auf.
      Konsolidierung war faellig

      Bei den europaeischen Blue-Chip-Indizes wie dem Stoxx 50 und
      dem EuroStoxx 50 sieht es ganz aehnlich aus. In allen Indizes
      finden sich einzelne Titel, die zu Kursen unterhalb des Buch-
      werts gehandelt werden und Dividendenrenditen aufweisen, die
      die Rendite zehnjaehriger Bundesanleihen deutlich uebertref-
      fen.

      Auch die groessten Aktienskeptiker werden einraeumen muessen,
      dass von einem solchen Bewertungsniveau noch nie ein Crash am
      Aktienmarkt ausgegangen ist. Voraussetzung fuer einen lang
      anhaltenden Kursrueckgang waren schon immer eine vorangegan-
      gene spekulative Uebertreibung und in der Folge weit ueberzo-
      gene Kurse.

      Nichts davon ist derzeit zu sehen. Vielleicht war nach den
      Kurssteigerungen seit dem letzten Sommer tatsaechlich eine
      Konsolidierung faellig. Aber wenn nichts voellig Unerwartetes
      passiert, werden die grossen Indizes nicht deutlich unter
      ihre Niveaus vom Jahresbeginn fallen. Aus fundamentaler Sicht
      war schon die Kurskorrektur von 6100 auf etwa 5200 Punkte im
      Dax weit ueberzogen.

      Antizyklisch denkende Anleger, die sich fuer solche Faelle
      die noetige Liquiditaet bewahrt haben und sich von kurzfris-
      tiger Verkaufspanik nicht anstecken lassen, koennen das aktu-
      ell gedrueckte Kursniveau zur Aufstockung ihrer Aktien-
      bestaende nutzen. Dabei praesentieren sich vor allem in
      Deutschland die international bekannten Standardaktien der-
      zeit wesentlich attraktiver als die Nebenwerte.

      Seit einigen Jahren haben wir ja die im langfristigen Ver-
      gleich sehr seltene Situation gesehen, dass Nebenwerte rela-
      tiv zu den Blue Chips nicht den ueblichen Bewertungsabschlag
      aufwiesen, sondern wesentlich staerkere Kursanstiege erreich-
      ten als die Standardwerte. So verzeichnete der MDax im Frueh-
      jahr 2006 mehrmals ein neues Allzeithoch, waehrend der Dax 30
      selbst beim Jahreshoch noch etwa 2000 Punkte tiefer notierte
      als im Maerz 2000.

      Nach KGV-Kriterien kosten die Titel der Nebenwerte-Indizes
      MDax, SDax und TecDax heute um etwa 20, 30 und 100 Prozent
      mehr als die im Dax 30 versammelte Elite der deutschen Unter-
      nehmen. Solche Entwicklungen waren im Lauf der Boersenge-
      schichte nie von Dauer. Wer jetzt antizyklisch einsteigen
      will, sollte sich daher vornehmlich auf diese Standardwerte
      konzentrieren.

      Nicht anstecken lassen

      Es hat sich an der Boerse schon immer bewaehrt, sich nicht
      von Stimmungen anstecken zu lassen, sondern kuehl zu kalku-
      lieren - also dann zu kaufen, wenn die meisten anderen Anle-
      ger in Panik verkaufen. Und von einer solchen Panik war vor
      allem an den ersten Junitagen durchaus etwas zu spueren. Jede
      noch so unbedeutende Nachricht diente als Vorwand, Aktien-
      bestaende loszuschlagen. Das hat wohl in erster Linie psycho-
      logische Ursachen.

      Nach dem Platzen der Internet-Blase vor wenigen Jahren konn-
      ten sich tatsaechlich diejenigen Anleger gluecklich schaet-
      zen, die als Erste ausstiegen - notfalls mit Verlust. Aber
      die damalige Situation ist mit der heutigen gar nicht zu ver-
      gleichen. Manchmal sind die simpelsten Vergleichskriterien
      die brauchbarsten: Anfang 2000 waren Aktien im Vergleich zu
      Anleihen etwa doppelt so teuer, wie es dem historischen
      Durchschnitt entspricht.

      Heute ist es exakt umgekehrt: Sie kosten nur die Haelfte die-
      ses Durchschnittswerts. Es besteht also nicht der geringste
      Anlass, sich vor einer dauerhaften Baisse an den Aktienmaerk-
      ten zu fuerchten.


      Grüssels
      1;)

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      schrieb am 02.08.06 11:52:28
      Beitrag Nr. 121 ()

      >> 72er Regel <<

      von W. Hedrich, Leiter Fondsresearch, Morningstar Deutschland

      Die 72er Regel ist eine Art Weisheit des Konfuzius in der Finanzmathematik. Sie ist einfach und jeder Anleger sollte sie verinnerlichen.

      Kein Gefuehl fuer Zahlen? Aber Sie interessieren sich trotz- dem fuer Investments. Die schlechte Nachricht: Mathe, Statis- tik und Kapitalanlagen gehoeren zusammen. Die gute Nachricht:
      Ist alles nicht so schlimm. Mathematik kann im Leben wirklich helfen. Also los geht’s: Einstieg ueber die 72er Regel.

      Die 72er Regel beantwortet die Frage, wie lange es bei einer bestimmten Rendite oder Zinssatz dauert bis sich ein Invest- ment verdoppelt. Es wird einfach 72 durch den Zinssatz ge- teilt. Beispiel: Sie gehen von einer 9%-Rendite aus: 72/9=8.
      Es dauert 8 Jahre bei einer jaehrlichen Rendite von 9% bis sich der Einsatz verdoppelt.

      Ein aktuelles Beispiel von den Finanzmaerkten. Die zehnjaeh- rige Bundesanleihe wirft 4% vor Steuern ab. Angenommen ein Anleger investiert heute 5000 Euro zu 4%, dann hat er durch den Zinseszinseffekt in 18 Jahren rund 10 000 Euro auf seinem Konto liegen. Korrekt gerechnet waeren es 10 129,08 Euro. Die 72er Regel ist eine Daumenregel.

      Was soll die ganze Uebung? Zum einen bekommen Anleger mit diesem einfachen Rechenexempel ein Gefuehl, wie lange Geld bei unterschiedlichen Renditeannahmen liegen bleiben muss, um es zu verdoppeln. Gemeinhin wird fuer die internationalen Aktienmaerkte eine langfristige Renditeannahme von 7 bis 8% getroffen. Wohl gemerkt langfristig, ich wuerde langfristig mit mehr als 10 Jahre definieren.

      Zum zweiten laedt die 72er Regel zur Ueberpruefung von gut gelaufenen Aktienpositionen, Branchen- oder Laenderwetten ein. Angenommen, ein Investor hat in den letzten drei Jahren wirklich gut gelegen. Egal ob Fonds, Aktie oder Hochzinsan- leihe – die Entscheidungen waren sehr gut. Das Portfolio hat sich seit Sommer 2003 verdoppelt. Das Investmentego steigt ins Unermessliche und man malt sich schon mal aus, wie es weitergehen koennte – natuerlich nach oben. Und hier holt einem die 72er Regel zurueck auf den Boden der Tatsachen.
      Unterstellt man eine jaehrliche Rendite von 5%, dann dauert es mehr als 14 Jahre bis sich der Depotwert verdoppelt. Wer nach 3 Jahren sein Depot von 10 000 Euro auf 20 000 Euro steigern konnte, erzielte eine annualisierte Rendite von 26%.
      Performancetreiber waren Minenwerte-, Emerging Markets- und Osteuropafonds; auch breit gestreute Aktienfonds konnten trumpfen. Solche Phasen kommen an den Kapitalmaerkten nur selten vor. Es ist Zeit, die Strategie zu ueberpruefen. Die 72er Regel holt den Investor auf den Boden der Tatsachen zu- rueck.


      ********


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 02.08.06 22:12:39
      Beitrag Nr. 122 ()
      +++ FONDS +++


      Mit Fonds die Rente aufpeppen

      Wer ueber lange Zeit in Aktienfonds anspart, wird belohnt.
      Ueber einen 30-Jahres-Zeitraum brachten monatliche Sparraten
      eine jaehrliche Rendite zwischen 8 und 9 Prozent. Das belegt
      die aktuelle Sparplanstatistik des BVI Bundesverband Invest-
      ment und Asset Management e.V. per 30. Juni 2006. Deutsch-
      land-, europa- und weltweit investierende Aktienfonds er-
      reichten damit bei einem langfristigen Anlagehorizont hervor-
      ragende Ergebnisse. Aber auch mit Rentenfonds und Offenen
      Immobilienfonds zahlte sich ein dauerhaft angelegter Sparplan
      aus: Euro-Rentenfonds brachten auf Sicht der letzten drei
      Jahrzehnte im Schnitt 6,1 Prozent und Offene Immobilienfonds
      5,1 Prozent jaehrlichen Zuwachs. In diesen Ergebnissen sind
      alle Fondskosten – inklusive des Ausgabeaufschlags – enthal-
      ten. Mit Fondssparplaenen koennen insbesondere juengere Anle-
      ger bequem und flexibel ueber viele Jahre ein Vermoegens-
      polster aufbauen, das waehrend des Ruhestands fuer eine Zu-
      satzrente sorgt. Wenn ein Anleger beispielsweise vor 30 Jah-
      ren mit dem Sparen in deutschlandweit investierende Aktien-
      fonds begonnen hat, erfreute er sich zum Stichtag ueber einen
      Depotwert von 168.735 Euro. Dabei zahlte er insgesamt 36.000
      Euro mit einer monatlichen Sparrate von 100 Euro ein. Aus
      diesem Vermoegen kann der Sparer in den naechsten 20 Jahren
      bei Kapitalverzehr jeden Monat knapp 1.100 Euro entnehmen.
      Dabei wurde in der Auszahlphase eine jaehrliche Wertsteige-
      rung von fuenf Prozent unterstellt. Attraktive Ergebnisse
      bieten auch internationale Rentenfonds. Bei einer monatlichen
      Einzahlung von 100 Euro standen nach drei Jahrzehnten im
      Schnitt 102.909 Euro zur Verfuegung. Dies entspricht einem
      Jahreszuwachs von 6,3 Prozent. Eine wertbestaendige Basisan-
      lage sind Offene Immobilienfonds. Nach 30 Jahren monatlichem
      Sparen mit dieser schwankungsarmen Fondsgruppe erfreuten sich
      Anleger per 30. Juni 2006 ueber ein Vermoegen von 82.934 Euro
      (Rendite: 5,1 Prozent p.a.). (Copyright BoerseGo)
      Avatar
      schrieb am 04.08.06 18:09:16
      Beitrag Nr. 123 ()

      „Deutsches Anleger Fernsehen“

      Kulmbach crossmedial - oder wie man sich selbst vermarktet

      04. August 2006
      „Deutsches Anleger Fernsehen startet am 1. August.“ So die Schlagzeile einer Pressemeldung vom 10. Juli. Doch am 1. August ist nur der Trailer zu sehen. Ein Anruf in der oberfränkischen Kreisstadt Kulmbach, wo nicht nur das „Deutsche Anleger Fernsehen“ (DAF) produziert wird: Es gebe technische Probleme, man arbeite „sehr ehrgeizig daran, diese in den Griff zu bekommen“. Drei Tage später ist es soweit. Das DAF geht auf Sendung.

      DAF-Vorstand Peter Rampp verspricht in einer weiteren Pressemeldung zum Start: „Schon am ersten Sendetag können sich die Zuschauer vom gesamten Spektrum unseres Angebots überzeugen.“ Das konnte nur, wer die Website erreichen konnte. „Dieser Server ist momentan wegen Wartungsarbeiten nicht erreichbar“, war immer wieder unter www.anleger-fernsehen.de zu lesen.

      Unter dieser Adresse ist das DAF wochentags von 9 bis 22 Uhr zu empfangen, nicht aber im Fernsehen. „Den Programmschwerpunkt legt die Redaktion auf die Frage, wie man als Anleger konkret auf die Entwicklung an den weltweiten Aktienmärkten reagieren soll“, so der Pressetext. Manchmal fährt wahrscheinlich besser, wer auf den Disclaimer hört: Die konkreten Anlageempfehlungen seien eigentlich gar keine, wird da verklausuliert formuliert. Auch im Impressum der Website heißt es mit Bezug auf die „in den Publikationen der Börsenmedien AG vorgestellten Aktien“: „Die Artikel stellen keinesfalls eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die veröffentlichten Informationen geben lediglich einen Einblick in die Meinung der Redaktion bzw. Dritter.“

      Live-Schalte auf\'s Parkett muß sein

      Vier Sendeformate kennt das neue Programm: „DAF Ticker“, „DAF Parkett“, „DAF Q&A“ und „DAF Depot“. Der „Ticker“ zeigt Charts, Quartalszahlen und kurze Nachrichten, untermalt von Fahrstuhlmusik. Thema der ersten Ausgabe: Unter anderem die Geschäftszahlen der Allianz.

      In der Sendung „DAF Parkett“ liest eine Moderatorin die gleichen Meldungen noch einmal vor, unter anderem die Geschäftszahlen der Allianz. Auch eine Live-Schalte auf\'s Frankfurter Parkett gehört zum Programm. Erwähnt wird etwa das Kursplus bei der Allianz, die Geschäftszahlen waren nämlich gut. Spannend klingt das nicht. Ist es auch nicht.

      Ohne Werbung geht es nicht

      Klar, ohne Werbung läßt sich so ein Programm nicht finanzieren. Das „X-markets“-Team der Deutschen Bank wirbt für ihr kostenloses Zertifikate-Magazin „X-press“, das die besten Depotstrategien für Kinder (!) und Erwachsene beleuchten soll.

      Dann Eigenwerbung mit Grußworten der Hochfinanz: „Das Zertifikate-Team von Sal. Oppenheim wünscht dem Deutschen Anleger Fernsehen einen erfolgreichen Sendestart“, sagt eine Dame der Kölner Privatbank. Ein bißchen später hat\'s dann ja auch geklappt mit dem Sendestart. Und immer wieder Werbung von Flatex, dem Online-Broker. „Deutschland handelt online“, lautet die Botschaft. Sitz des Unternehmens: Kulmbach. Und das ist kein Zufall.

      Der Optimist im Hinter- und Vordergrund

      Aus Kulmbach kommt auch der erste Gast bei „DAF Depot“. In dieser Sendung läßt sich kein Geringerer als Bernd Förtsch über sein Echtgeld-Depot aus, das er „vor wenigen Tagen bei Flatex eröffnet hat“, wie der Moderator sagt. Förtsch wird als „Fondsadvisor Vermögensaufbau Fonds HAIG“ vorgestellt. Gleichfalls erwähnt wird, daß der Interviewpartner obendrein der Vorstand der Muttergesellschaft des DAF ist (siehe dazu die Richtigstellung im Kasten am Ende des Textes). Zu Förtschs Börsenmedien AG gehört nicht nur der erwähnte Fonds, sondern auch die Börsenzeitschrift „Der Aktionär“. Und Flatex, der Online-Broker. Und DAF, das Anlegerfernsehen.

      Förtsch ist ein Optimist. Sonst hätte er das DAF nie hochgezogen oder sich getraut, Online-Broker wie Comdirect oder die DAB Bank herauszufordern. Auch bei manchen Aktien gibt er sich optimistisch. Ins Depot genommen hat er etwa Softbank, eine japanische Aktie, die in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat. Außerdem liegt Porsche im Portfolio. Die Analysten von Credit Suisse hätten ihre „Outperform“-Einstufung für die Aktie gerade erst bestätigt und ein Kursziel von 1.000 Euro genannt. Derzeit kostet die Aktie etwa 780 Euro. Bei dieser Aktie sei man also „auf der sicheren Seite“, sagte Förtsch.

      Mit der Zahl 1.000 hat es bei Förtsch eine besondere Bewandtnis. Als „Mister Dausend“, verspotteten ihn seine Gegner, schrieb einst die Zeit, weil Förtsch seinerzeit „im Fernsehen mit breitem Akzent das Kursziel der Morphosys-Aktie auf 1.000 Euro hochschraubte“. Mehr als 360 Euro wurden es nicht, dafür stand die Aktie rund zwei Jahre später bei 4,77 Euro. So schlimm dürfte es bei Porsche gewiß nicht kommen.

      Durchaus lehrreich

      Vom „Deutschen Anleger Fernsehen“ läßt sich einiges lernen - zum Beispiel über crossmediale Vermarktung: Zu Gast bei der Interviewsendung „DAF Q&A“ ist Daniel Evensen, Ressortchef für Fonds beim „Aktionär“. Der „Aktionär“ berichtet Ende Juli auf zwei Seiten über das „Deutsche Anleger Fernsehen“. Flatex wirbt im DAF, in DAF-Sendungen verweisen Moderatoren auf den Online-Broker. So bedankt sich der Moderator bei Förtsch, daß er den Zuschauern Einblick gewährt hat in sein „Realdepot beim Online-Broker Flatex“.

      Durchaus lehrreich also, das Deutsche Anleger Fernsehen. Wer allerdings etwas über die Finanzmärkte lernen will, der braucht das DAF nicht.

      Richtigstellung

      Ursprünglich wurde an dieser Stelle behauptet: „Daß der Moderator seinen eigenen Chef interviewt, sagt er nicht.“ Richtig ist, daß Bernd Förtsch zwar als Vorstand der Börsenmedien AG auch Eigentümer des DAF ist. Vorgesetzter des Moderators aber ist DAF-Vorstand Peter Rampp. Überdies wird, wie oben bereits berichtigt, die Beziehung zwischen dem DAF und Bernd Förtsch auch im Rahmen des Interviews im Programm des DAF offengelegt.
      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      Text: @bemi
      Quelle: FAZ.NET


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 06.08.06 23:05:28
      Beitrag Nr. 124 ()

      Hiermal was zur allgemeinen Besteuerung.
      Die Arbeiter subventionieren die Kapitalisten.:rolleyes:


      "Vergeltung fuer Abgeltung

      von Dr. Bernd Niquet

      Nun ist sie wohl nicht mehr zu vermeiden, die Abgeltungssteu- er. Unter der alten Schroeder-Regierung war sie schon einmal angedacht, wurde dann jedoch verworfen. Und gleich schwelt der Streit: Die Saetze seien zu hoch, ploetzlich wuerden man- che staerker belastet als vorher ... Wir versinken im Chaos der Meinungsvielfalt, und der Grund liegt darin begruendet, dass wir ueberhaupt keine Vorstellung mehr haben von einem vernuenftigen Steuersystem.

      Ein rationales Steuersystem, so leitet es die Finanzwissen- schaft ab, erfordert, dass jeder nach seiner steuerlichen Leistungsfaehigkeit zu besteuern ist, das heisst nach seiner Faehigkeit, Steuern zu zahlen. Massgeblich sind hierfuer die Einkommen, die dem Steuerzahler in einer Periode zugeflossen sind. Dabei ist es egal, aus welcher Quelle das Einkommen stammt, ob es aus Mieteinnahmen, Arbeitseinkommen oder Kapi- taleinkommen stammt. Warum sollte auch jemand, der Mietein- nahmen von netto 1.000 Euro erwirtschaftet anders besteuert werden als derjenige, der Kapitaleinkuenfte in Hoehe von 1.000 Euro erzielt?

      Doch diese Grundueberlegungen an eine vernuenftige Besteue- rung werden hierzulande schon seit Ewigkeiten nicht nur auf das Groebste verletzt, nein, sie werden nicht einmal mehr diskutiert, sind voellig aus dem Bewusstsein verschwunden.
      Heute wird sich nur noch durchgewurstelt, der Weg des ge- ringsten Widerstandes gegen die Lobbyisten und die parlamen- tarischen Gegner beschritten. Was dabei dann herauskommt, ist ein Skandal.

      Der Arbeitnehmer oder der selbstaendige Unternehmer, die sich tagtaeglich mit ihrer Haende Arbeit abrackern, werden zu- kuenftig die Bezieher von Kapitaleinkommen steuersystematisch subventionieren. Denn sie erreichen mit ihren Einkommen sehr schnell den Spitzensteuersatz von dann wohl um die 50 Pro- zent, wohingegen die Bezieher grosser Kapitaleinkommen nur noch 30 Prozent und bald sogar nur noch 25 Prozent bezahlen werden.

      Natuerlich, das Kapital ist scheu wie ein Reh, und wenn man die Steuersaetze hier hoeher setzt, dann wird die Steuer- flucht noch groesser. Die Arbeit hingegen ist schwerfaellig wie ein Ochse, auf dessen Ruecken man alles aufpfropfen kann.
      Das mag so sein, doch auf derartigen Grundsaetzen kann man keine Gesellschaft aufbauen. So geht es nicht.

      Historisch betrachtet ist es natuerlich auch durchaus amue- sant – und ich wundere mich stets aufs Neue, dass die Medien darueber kaum berichten. Denn die Subventionierung der – sa- lopp gesprochen – "Kapitalisten" durch die "Arbeiter" begann ja bereits mit dem von der SPD beschlossenen Halbeinkuenfte- verfahren, nach dem die Dividendeneinkommen nur noch mit dem halben Steuersatz der Arbeitseinkommen besteuert werden. Die "Arbeiterpartei" SPD ist seitdem zur Partei der "Kapitalis- ten" geworden – und niemand hat das so recht gemerkt, weil man den Menschen mit der Angst vor der Kapitalflucht den Kopf so weit verdreht hat, dass kaum noch jemand die Dinge klar in Gesamtheit betrachten kann."



      ++++++



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 07.08.06 01:20:02
      Beitrag Nr. 125 ()
      gut zu wissen.....:rolleyes:


      Patientenrechte: BGH konkretisiert aerztliche Aufklae-
      rungspflichten

      von M. Preu, Biallo & Team

      Die Zeiten, als Arzt ein Traumberuf war, scheinen vorbei zu
      sein. Kostendruck in den Krankenhaeusern, immer mehr Verwal-
      tungsaufgaben in den Praxen – und ein stetig wachsendes Haf-
      tungsrisiko bereiten Deutschlands Medizinern Sorgen. Jetzt
      hat der Bundesgerichtshof (BGH) die Anforderungen an die
      aerztlichen Aufklaerungspflichten konkretisiert (Aktenzeichen
      VI ZR 323/04).

      Geklagt hatte eine Patientin, die im Zusammenhang mit dem
      Einsatz einer neuen Operationsmethode die dafuer erforderli-
      che aerztliche Aufklaerung als unzureichend empfunden hatte.
      Fuer eine Hueftgelenksoperation wurde ein computergestuetztes
      Fraesverfahren ("Robodoc") eingesetzt, das den Nerv der Klae-
      gerin geschaedigt hat. "Dem Patienten muss nach diesem BGH-
      Urteil unmissverstaendlich deutlich gemacht werden, dass es
      unbekannte Risiken bei dem Einsatz einer neuen Behandlungsme-
      thode geben kann", sagt der Muenchner Fachanwalt fuer Medi-
      zinrecht, Steffen Thoms. Nur so koenne ein Patient in die
      Lage versetzt werden, selbst ueber die Durchfuehrung der
      aerztlichen Behandlung zu entscheiden. Medinzinrechtler nen-
      nen dies Selbstbestimmungsaufklaerung.

      Was viele Patienten nicht wissen: Jede aerztliche Behandlung
      erfuellt grundsaetzlich den Tatbestand der Koerperverletzung
      im Sinne des Strafgesetzbuches. Zu einer Verfolgung kommt es
      allerdings nicht, da der Patient den Arzt durch seine Einwil-
      ligung zu der Behandlung berechtigt hat. "Patienten koennen
      nur dann die fuer einen medizinischen Eingriff noetige Ein-
      willigung geben, wenn sie ueber Risiken und Nutzen der Be-
      handlung Bescheid wissen", sagt die Patientenbeauftragte der
      Bundesregierung, Helga Kuehn-Mengel. "Erfolgt diese Aufklae-
      rung nicht, ist der Eingriff nicht von einer wirksamen Ein-
      willigung gedeckt und damit rechtswidrig", sagt die SPD-
      Bundestagsabgeordnete.

      Zeitmangel ist haeufig der Grund fuer unzureichende Aufklae-
      rung der Patienten. Mitunter erfolgt die Aufklaerung in kos-
      tenbewussten Krankenhaeusern durch Krankenschwestern oder
      junge Assistenzaerzte. Oder das Aufklaerungsgespraech wird
      dadurch ersetzt, dass der Arzt Merkblaetter aushaendigt und
      sich Formulare unterschreiben laesst. "In solchen Faellen
      sollte der Patient das Gespraech mit dem behandelnden Arzt
      verlangen", sagt Jurist Thoms. "Ist etwas unklar geblieben,
      sollte man sich nicht scheuen, kritisch und hartnaeckig nach-
      zufragen."

      Wesentliche Punkte eines Aufklaerungsgespraeches sind die
      Diagnose, die bekannten Risken der geplanten Behandlung und
      der Hinweis auf etwaig vorhandene unbekannte Risiken, moegli-
      che Behandlungsalternativen und die Folgen einer Nichtbehand-
      lung. Um spaetere Manipulationen hinsichtlich der Aufklae-
      rungsdetails zu verhindern, sollten sich Patienten vor dem
      Unterschreiben von aufklaerungs- und einwilligungspflichtigen
      medizinischen Massnahmen eine Durchschrift aushaendigen las-
      sen. Von der letztlich unterschriebenen Erklaerung sollte
      ebenfalls eine Kopie bei den eigenen Unterlagen sein. Beson-
      ders vor Operationen muss die aerztliche Aufklaerung bereits
      bei der Festlegung des Operationstermins erfolgen. Ausnahmen
      sind nur zulaessig, wenn es sich um eine akute Notfallsitua-
      tion handelt, in der lebenserhaltende Massnahmen Vorrang ha-
      ben.

      Kommt es zu einem Streitfall, helfen die Gutachter- und
      Schlichtungsstellen der Aerzte- und Zahnaerztekammern kosten-
      los ihn beizulegen. Bleibt die Schlichtung ohne Ergebnis,
      bleibt nur die Klage. Zivilgerichtliche Verfahren sind aber
      oft langwierig und mit hohem Kostenrisiko verbunden. Denn wer
      den Prozess verliert, hat die gesamten Verfahrenskosten zu
      tragen. "Bei einem einfachen Behandlungsfehler muss der Pati-
      ent den Gesundheitsschaden und den Zusammenhang zwischen Be-
      handlungsfehler und Schaden beweisen", sagt Rechtsanwalt
      Thoms. Erst bei einem groben Behandlungsfehler obliegt es dem
      Arzt zu beweisen, dass der Schaden auch bei Wahrung der
      aerztlichen Sorgfalt eingetreten waere.

      Die Klaegerin im Robodoc-Verfahren hatte mit ihrer Schadens-
      ersatzklage vor dem BGH letztlich keinen Erfolg. Obwohl die
      Richter einen Aufklaerungsmangel festgestellt haben, habe er
      sich nicht ausgewirkt. Denn die eingetretene Nervschaedigung
      der Patientin sei ein Risiko, das auch der herkoemmlichen
      Behandlungsmethode angehaftet habe – und darueber sei sie
      aufgeklaert worden, so die Karlsruher Richter.
      Avatar
      schrieb am 17.08.06 14:17:21
      Beitrag Nr. 126 ()
      zitiert aus STOCK-WORLD FONDSREPORT


      "Mit Fonds die Rente aufpeppen

      Wer ueber lange Zeit in Aktienfonds anspart, wird belohnt.
      Ueber einen 30-Jahres-Zeitraum brachten monatliche Sparraten
      eine jaehrliche Rendite zwischen 8 und 9 Prozent. Das belegt
      die aktuelle Sparplanstatistik des BVI Bundesverband Invest-
      ment und Asset Management e.V. per 30. Juni 2006.

      Deutschland-, europa- und weltweit investierende Aktienfonds
      erreichten damit bei einem langfristigen Anlagehorizont her-
      vorragende Ergebnisse. Aber auch mit Rentenfonds und Offenen
      Immobilienfonds zahlte sich ein dauerhaft angelegter Sparplan
      aus: Euro-Rentenfonds brachten auf Sicht der letzten drei
      Jahrzehnte im Schnitt 6,1 Prozent und Offene Immobilienfonds
      5,1 Prozent jaehrlichen Zuwachs. In diesen Ergebnissen sind
      alle Fondskosten – inklusive des Ausgabeaufschlags – enthal-
      ten.

      Mit Fondssparplaenen koennen insbesondere juengere Anleger
      bequem und flexibel ueber viele Jahre ein Vermoegenspolster
      aufbauen, das waehrend des Ruhestands fuer eine Zusatzrente
      sorgt. Wenn ein Anleger beispielsweise vor 30 Jahren mit dem
      Sparen in deutschlandweit investierende Aktienfonds begonnen
      hat, erfreute er sich zum Stichtag ueber einen Depotwert von
      168.735 Euro. Dabei zahlte er insgesamt 36.000 Euro mit einer
      monatlichen Sparrate von 100 Euro ein. Aus diesem Vermoegen
      kann der Sparer in den naechsten 20 Jahren bei Kapitalverzehr
      jeden Monat knapp 1.100 Euro entnehmen. Dabei wurde in der
      Auszahlphase eine jaehrliche Wertsteigerung von fuenf Prozent
      unterstellt.

      Attraktive Ergebnisse bieten auch internationale Rentenfonds.
      Bei einer monatlichen Einzahlung von 100 Euro standen nach
      drei Jahrzehnten im Schnitt 102.909 Euro zur Verfuegung. Dies
      entspricht einem Jahreszuwachs von 6,3 Prozent.

      Eine wertbestaendige Basisanlage sind Offene Immobilienfonds.
      Nach 30 Jahren monatlichem Sparen mit dieser schwankungsarmen
      Fondsgruppe erfreuten sich Anleger per 30. Juni 2006 ueber
      ein Vermoegen von 82.934 Euro (Rendite: 5,1 Prozent p.a.)."
      Avatar
      schrieb am 28.08.06 03:27:17
      Beitrag Nr. 127 ()
      Wenn einmal einer das Richtige sagt

      von Dr. Bernd Niquet

      Es ist erstaunlich, zu beobachten, welchen Illusionen wir Menschen immer wieder aufsitzen. Da hocken wir gemuetlich beieinander am Wirtshaustisch und bezechen uns, und wenn dann einer sagt, jetzt muessten wir aber zahlen, dann heisst es, besser noch eine Runde bestellen, spaeter findet sich viel- leicht jemand, der bezahlt. Was im Wirtshaus jedoch immer wieder gelingt, wird der Gesellschaft als Ganzem wohl kaum gelingen. Man sollte sich aufgrund der eigenen Zecherlebnisse also nicht zu viel einbilden.

      In der letzten Woche ist unser Finanzminister von allen Frak- tionen und gesellschaftlichen Gruppierungen dafuer gescholten worden, als er gesagt hat, wir muessten zukuenftig zu Gunsten unserer Altersvorsorge auf die eine oder andere Urlaubsreise verzichten, exakt: "Wir muessen im Zweifel auf eine Urlaubs- reise verzichten, um fuer spaeter vorzusorgen."

      Der DGB sagte daraufhin, das waere ein merkwuerdiges Politik- verstaendnis, die FDP bezeichnete es als blanken Zynismus, die Linke sprach vom Stueck aus dem Tollhaus, die Gruenen fanden es besonders frech, die CDU forderte die Buerger auf, dem Minister aus Protest Postkarten aus dem Urlaub zu schi- cken, in der SPD regte man an, der Minister solle oeffentlich fuenf Jahre auf seinen Urlaub verzichten und das Geld spenden und die Tourismusindustrie verwies natuerlich auf die Ar- beitsplaetze. Und selbst der Finanzminister selbst ist mitt- lerweile schon wieder zurueck gerudert.

      Alles gut und schoen, doch die Wirklichkeit ist natuerlich eine voellig andere. Wenn wir das mit der Altersvorsorge, der Krankenversicherung und dem Staatshaushalt zukuenftig noch hinkriegen wollen, duerften wir eigentlich gar nichts mehr ausgeben. Der Verzicht auf eine Urlaubsreise ist dagegen eine Laecherlichkeit und nicht einmal ein Tropfen auf den heissen Stein.

      Natuerlich sind die Dinge nicht so einfach, da beide Kontex- te, der Konsum und das Sparen, miteinander verflochten sind, so dass wir alle nur dann sparen koennen, wenn auch der Kon- sum gut laeuft, und wir eigentlich nur dann konsumieren koen- nen, wenn wir auch an das Sparen und an die Vorsorge denken.
      Wir duerfen also nicht auf den Konsum verzichten, duerfen aber ebenso wenig das Sparen und die Altersvorsorge vernach- laessigen. Wir muessen den Mittelweg beschreiten, und das ist in der Vergangenheit ja auch ganz gut gegangen, doch so etwas kann nur dann klappen, wenn eine Bevoelkerung waechst oder sich zumindest identisch reproduziert und wenn zudem in der Krankenversicherung die steigenden Kosten neuer Moeglichkei- ten auch umgelegt werden.

      Das Bild, das unsere Gesellschaft hier abgibt, zeigt ein Traumland. Wir alle sind kleine Traeumerli, die im Schlaraf- fenland schlafwandeln. Auf eine Urlaubsreise verzichten? - welch eine Zumutung! Nein, das wollen wir nicht! Wir wollen, dass es so weiter geht wie bisher. Doch das wird es nicht.
      Wir werden noch auf viele Reisen verzichten, klugerweise auf diejenigen ins Ausland. Das klingt zwar etwas antiquiert- merkantilistisch, das aendert aber nichts. Wir werden nicht nur unsere Altersruecklagen immens steigern muessen, sondern auch fuer unsere Krankenversicherung sehr viel mehr zahlen, einfach weil heute Dinge moeglich sind, von denen man vor ein, zwei Jahrzehnten nur getraeumt hat. Und das kostet sei- nen Preis. Und er wird sehr viel hoeher sein als derjenige einer Urlaubsreise.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 04.09.06 23:06:43
      Beitrag Nr. 128 ()
      Wer sich fit hält, kommt weiter

      Gesundheit: Sport und Entspannung helfen gegen Stress. Bei der Vorsorge ist der Einzelne genauso gefordert wie die Firma.

      Von Mark Hübner-Weinhold

      Der Krankenstand in deutschen Unternehmen ist im vergangenen Jahr auf 12,7 Fehltage pro Mitarbeiter gesunken und hat damit einen neuen Tiefstand erreicht. "Diese statistischen Zahlen sagen aber wenig darüber aus, wie krank die Beschäftigten wirklich sind", warnt Werner Fürstenberg, Gründer des Hamburger Fürstenberg Instituts, das sich auf betriebliches Gesundheitsmanagement und externe Beratung von Beschäftigten spezialisiert hat. Der Sozialpädagoge beschreibt eine Art Grauzone, in der sich zunehmend mehr Arbeitnehmer befänden: "Es geht ihnen nicht gut, aber sie entscheiden sich dennoch, zur Arbeit zu gehen."

      Immer mehr Krankmeldungen wegen psychischer Probleme
      Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes treibt viele Beschäftigte in Werkhallen und Büros, wenn sie besser ärztliche oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Jüngste Untersuchungen der DAK und der Techniker Krankenkasse bestätigen die Einschätzung von Werner Fürstenberg: Während den Arbeitgebern immer weniger gelbe Zettel wegen körperlicher Leiden ins Haus flattern, nimmt die Zahl von Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen stark zu. Nirgens melden sich so viele Arbeitnehmer wegen psychischer Probleme krank wie in Hamburg und Berlin, vor allem in den Berufen des Gesundheitswesens, wie DAK-Pressesprecher Frank Meiners berichtet: "Psychische Reaktionen werden oft ausgelöst durch Anspannung und unter dem Druck, sich umstellen zu müssen, insbesondere in den Branchen, in denen rationalisiert und gekürzt wird."

      Vielzahl kleiner Stressfaktoren überfordert auf Dauer
      Der Direktor des Medizinischen PräventationsCentrums Hamburg (MPCH) am UKE, Professor Dr. Christoph M. Bamberger, macht vor allem den zunehmenden Mangel an Freiräumen für stressbedingte Erkrankungen verantwortlich: "Berufstätige haben es mit einer wachsenden Vielzahl kleiner Stressauslöser zu tun, die in der Summe überfordern. Bestes Beispiel dafür ist die ständige Erreichbarkeit per Handy - selbst in der Freizeit oder im Urlaub." Viele Menschen könnten deshalb nicht mehr abschalten und sich richtig entspannen, erklärt der Mediziner.

      "Dieser chronische Stress ruft im Körper biochemische Reaktionen hervor, die auf Dauer zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen können." Mit zunehmendem Alter steige die Gefahr, weil das Stresshormon Cortisol ein Leben lang fast konstant gleich ausgeschüttet werde, die Bildung des körpereigenen Stresspuffers DHEA aber im Alter bis auf zehn Prozent absinke, erläutert Bamberger. Werner Fürstenberg geht inzwischen davon aus, dass etwa 20 Prozent der Arbeitnehmer gesundheitlich so beeinträchtigt sind oder solche persönlichen Probleme haben, dass sie ihre Arbeitsleistung nicht mehr zu 100 Prozent erbringen können. "Ein Viertel davon sind Suchtkranke", sagt der Institutsleiter, dessen Dienste von Unternehmen wie Unilever, Jungheinrich, Shell oder Henkel in Anspruch genommen werden.

      Fürstenberg warnt allerdings auch davor, allein den Arbeitgebern und dem Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung die Schuld in die Schuhe zu schieben. "Natürlich spielen steigende Leistungsanforderungen eine wichtige Rolle, und wir beobachten auch, dass der soziale Druck durch Kollegen zunimmt: Jeder will seine Arbeit schaffen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, das Team im Stich gelassen zu haben." Gleichwohl würden aber auch die Probleme zunehmen, die von außen mit in den Betrieb gebracht werden und sich am Arbeitsplatz auswirken, etwa Stress mit dem Partner oder in der Familie, Schulden, Suchtprobleme, Erkrankungen aufgrund ungesunder Ernährung und mangelnder körperlicher Aktivität.

      Jeder ist für seine Fitness selbst verantwortlich
      Das zeigt: Berufs- und Privatleben lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen. Und jeder Einzelne ist für seine eigene Fitness verantwortlich - egal, ob sportlich oder geistig. "Wer beruflich dauerhaft erfolgreich sein will, muss begreifen, dass Karriere heutzutage kein Sprint mehr ist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.", sagt der Managementberater Dr. Karl

      Bosshard von Kienbaum Executive Consultants: "Nicht nur Top-Manager müssen künftig 40 Jahre lang fit sein." Bosshard empfiehlt Firmen, das Thema Gesundheitsvorsorge ganz oben auf der Agenda anzusiedeln: "Regelmäßige medizinische Check-ups, Sport- und Wellness-Angebote sowie Life-Style-Coaching sind attraktive Elemente - sowohl bei der Personalsuche als auch im Rahmen variabler Vergütungssysteme."

      Manche Unternehmen haben den Wert von Gesundheitsmanagement längst erkannt und bieten wie Otto ein Fitnessstudio oder wie Beiersdorf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für ihre Belegschaft an. Die Hamburg-Mannheimer Versicherung hat außer firmeneigenem Sportcenter mit Schwimmbad seit 2002 auch Massagen sowie 15 Fitness- und Gesundheitskurse im Programm. Wer daran teilnehmen möchte, zahlt 3,50 Euro im Monat.

      erschienen am 2. September 2006


      quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/09/02/605773.html?s=1


      Grüssle
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 04.09.06 23:08:47
      Beitrag Nr. 129 ()
      Wettbewerbsvorteil durch gesunde Mitarbeiter

      Wie viel Geld kranke Mitarbeiter kosten, verdeutlicht eine Beispielrechnung: Ein Unternehmen hat 1000 Mitarbeiter, die jährlich durchschnittlich mit jeweils 45 000 Euro Personalkosten zu Buche schlagen. Bei einer Ausfallquote von 5 Prozent würden pro Arbeitstag 50 Mitarbeiter fehlen; im Jahr wären das je 11 Fehltage pro Person - also noch weniger als der niedrige bundesweite Krankenstand von 12,7 Fehltagen pro Mitarbeiter im Jahr 2005. In unserem Beispiel fallen für das Unternehmen pro Tag 11 200 Euro Personalkosten für Fehlzeiten an, jährlich sind das rund 2,25 Millionen Euro. Wenn die Unternehmensführung durch systematisches Gesundheitsmanagement in der Lage wäre, die Fehlzeiten ihrer 1000 Mitarbeiter um 0,5 Prozent zu reduzieren, könnte das jährliche Minus 225 000 Euro geringer ausfallen, bei 1 Prozent weniger Fehltagen sogar 450 000 Euro.

      Zu diesem Thema veranstaltet das Fürstenberg Institut unter dem Motto "Wettbewerbsvorteil durch gesunde Mitarbeiter" am 22. September im Hotel Elysée den ersten Hamburger Gesundheitskongress für Unternehmen. Unter den Referenten sind TK-Vorstandschef Norbert Klusen und der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski. Details und Anmeldung im Internet unter www.fuerstenberg-institut.de

      Wer wissen möchte, in welcher körperlichen Verfassung er sich befindet, sollte einen gründlichen medizinischen Check-up erwägen. Die erste Adresse dafür in der Hansestadt ist das Medizinische PräventionsCentrum Hamburg am UKE, Falkenried 88. Ein kompletter Check-up mit Knochendichtemessung und Kernspintomographie dauert viereinhalb Stunden und kostet rund 2700 Euro. www.mpch.de

      MHW

      erschienen am 2. September 2006


      quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/09/02/605776.html


      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 11.09.06 01:29:06
      Beitrag Nr. 130 ()
      Aus dem Nadeloehr heraus

      von Dr. Bernd Niquet

      In der letzten Woche habe ich an dieser Stelle die These auf- gestellt, dass heutzutage der Erfolg im Leben in grossem Mas- se nicht daran haengt, moeglichst viele der unendlichen Moeg- lichkeiten, die uns tagtaeglich geboten werden, auszukosten, sondern vielmehr umgekehrt, die meisten davon auszuschlagen.
      Es ist natuerlich stets eine Gratwanderung zwischen Oeffnung und Abschottung, die wir hier zu bewerkstelligen haben, aber so ist eben das Leben, wer sich zu sehr auf die eine der bei- den Seiten neigt, wird gnadenlos abstuerzen. Und schaut man sich heute unsere Gesellschaft und ihre Menschen an, dann ist es klar, auf welcher Seite die Gefahr lauert.

      Seit dem letzten Wochenende hat mich dieses Thema weiter be- schaeftigt, und heute moechte ich darueber schreiben, wie wir denn aus meiner Sicht dazu kommen oder kommen koennen, be- stimmte Dinge zu machen, andere hingegen auszuschlagen. Ich denke, dass wir dann, wenn wir ganz tief in uns hinein hor- chen, zwei grundverschiedene Arten ausfindig machen koennen:
      und zwar auf der einen Seiten diejenigen, an denen unser Herz haengt, fuer die unser Herz schlaegt, bei denen Begeisterung aufflammt, bei denen wir gar nicht nachdenken, warum wir sie machen, lieben oder kaufen, weil wir innerlich ganz genau spueren, dass sie mit uns zu tun haben und dass sie zu uns und zu unserem Leben gehoeren – und auf der anderen Seite diejenigen, fuer die das nicht zutrifft.

      Doch wie kommt es dazu, dass wir an die einen Menschen und Dinge unser Herz haengen und an die anderen nicht? Ich denke, dass das mit unserer Entwicklung zu tun hat, mit unserem Auf- wachsen und unserem Gewordensein. Was wuerde ich heute wohl fuer Musik hoeren, denke ich oft, wenn ich nicht im Sommer
      1972 diese, wie sich erst spaeter heraus gestellt hat, schicksalhafte Begegnung an der englischen Suedkueste gehabt haette, die meine musikalischen Vorlieben fuer immer gepraegt haben? Oder was waere gewesen, wenn die Nase und der Mund der ersten Freundin nicht so ausgesehen haetten, wie sie ausgese- hen haben, und weswegen ich sie, weil sie so ausgesehen ha- ben, im weiteren Verlauf meines Lebens bei allen Frauen, die mir begegnet sind, wieder gesucht habe?

      Oder schauen wir auf unsere Reisen und die Dinge, die uns
      umgeben: Ich denke, dass wir dorthin fahren und uns mit Sa- chen umgeben, die etwas mit uns zu tun haben. Ob wir uns nun dessen bewusst sind oder nicht. Nach Mallorca fliegen, weil Boris Becker und Sabine Christiansen auch dort sind. Das zu- zugeben, waere natuerlich peinlich. Sehr peinlich den anderen gegenueber, doch noch peinlicher uns selbst gegenueber. Und dennoch wird es vielfach so sein. Natuerlich diktiert oft der Geldbeutel, was man machen kann und was nicht. Doch sobald wir eine Auswahlmoeglichkeit haben, kommen dererlei Motive ins Spiel. Und das ist ja auch gut so! Denn wenn es nicht so waere, wuerden wir rettungslos im Meer der Moeglichkeiten versinken. Wie es unserer gesamten Gesellschaft ja derzeit zu passieren scheint.

      Weil niemand mehr ein Woher, ein Wohin oder ein Warum spuert, befinden wir uns auf der grossen Rueckreise von der kulturel- len Zaehmung zurueck zu den rein animalischen Instinkten.
      Einerseits ist das natuerlich psychisch gesund, wenn der Zwang und die Selbstdisziplin so voellig von einem abfallen.
      Doch andererseits werden wir deshalb irgendwann einmal wie spielende Kinder staunend zuschauen, wenn alles den Bach her- unter geht.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 11.09.06 02:12:33
      Beitrag Nr. 131 ()
      Das ist wirklich lesenswert....

      Fruchtsaft gegen Vergesslichkeit

      Wer regelmäßig Frucht- und Gemüsesäfte konsumiert,
      senkt sein Alzheimerrisiko um 76 Prozent. Die in der
      Septemberausgabe der Fachzeitschrift "American
      Journal of Medicine" publizierte klinische Studie gilt als
      Sensation.:rolleyes:

      Die Shooting Stars der Alzheimerprävention sind Säfte. Ob Äpfel,
      Trauben oder Orangen,Karotten, Tomaten oder Sellerie - Obst und
      Gemüse verfügen in flüssiger Form über erstaunliche Kräfte im
      Kampf gegen das Vergessen. In einer groß angelegten klinischen
      Studie untersuchten amerikanische Forscher am Vanderbilt Uni-
      versity Medical Center http://www.mc.vanderbilt.edu/
      eine Gruppe von 1836 demenz- und alzheimerfreien Amerikanern
      japanischer Herkunft. Um die kognitiven Leistungen der aus Seattle
      stammenden Studienteilnehmer als Basislinie festzulegen, unterzogen
      sich die Probanden am Anfang der Untersuchung dem psychometrische
      CASI-Test (Cognitive Abilities Screening Instrument). CASI ist für
      Alzheimerforscher ein wichtiges Instrument, um die kognitive Leistungs-
      fähigkeit der Probanden zu erfassen. Über einen 10-jährigen Beobach-
      tungszeitraum folgten in regelmäßigen Abständen weitere Tests. Auf
      diese Weise waren die Forscher in der Lage, die Alzheimerentwicklung
      innerhalb der ursprünglich gesunden Gruppe zu beobachten.

      Gleichzeitig mussten die Studienteilnehmer Angaben über ihre
      Ernährung machen.Anhand standardisierter, bebilderter Fragebögen
      ließ sich auf diese Weise am Ende der Studie
      http://news.bbc.co.uk/1/hi/health/5298404.stm

      rekonstruieren, welche Patienten nach 10 Jahren immer noch keine
      Anzeichen von Alzheimer http://flexicon.doccheck.com/Alzheimer
      -Krankheit zeigten.Der Abgleich mit den Ernährungsdaten zeigt
      erstaunliches 76 Prozent aller Studienteilnehmer, die mindestens
      drei Mal pro Woche Obst- oder Gemüsesäfte konsumiert hatten,
      waren alzheimerfrei:eek: - obwohl 1047 davon das Risikoallel ApoE-
      #949;4 besaßen. Das ε4 Allel kommt bei rund 65 Prozent aller
      pathologisch bestätigten Alzheimer Patienten vor und gilt daher
      als wichtiger Risikofaktor. Vermutlich ist das ApoE-ε4 Genpro-
      dukt an der Bildung und Ablagerung von senilen Plaques aus
      β-Amyloid beteiligt.

      Dass ausgerechnet diese Hochrisikogruppe durch regelmäßigen Obst-
      und Gemüsesaftkonsum gesund bleibt, stellte die Mediziner zunächst
      vor ein Rätsel. Denn die ursprüngliche Annahme, antioxidative
      Vitamine allein würden die Plaques-Bildung verhindern, ließ sich
      nicht bestätigen: Probanden, die Vitamine zu sich genommen hatten,
      ohne die Säfte zu trinken, waren weitaus häufiger an Alzheimer
      erkrankt als die SaftKonsumenten.

      "Wir dachten, dass die entscheidende Substanz etwas anderes sein
      musste", erinnert sich Studienleiter Qi Dai.



      Nach Auswertung der
      Daten scheinen in der Biochemie derAlzheimerprävention Polyphenole
      die entscheidende Rolle zu spielen. Vor allem der in Äpfeln und
      Trauben vorkommende gelbe Naturstoff Quercetin vermag die Blut-Hirn
      Schranke des Menschen zu überwinden. Dort greift die zur Untergruppe
      der Flavonoide gehörende Substanz direkt in den Entstehungsprozess
      von Alzheimer ein - und blockiert die Bildung der gefürchteten
      Plaques, indem es die gesunden Neuronen vor Peroxidationen durch
      Wassserstoffperoxid schützt, das innerhalb der Alzheimer Pathogenese
      von beta-Amyloid-Peptid freigesetzt wird. Die jetzt im Fach-blatt "American
      Journal of Medicine" publizierten Ergebnisse
      lassen zudem vermuten, dass Polyphenole einen weitaus stärkeren
      oxidativen Schutz bieten als beispielsweise Vitamin C. Die
      "magische Kraft" der Säfte beruht jedoch nicht auf antioxidativen
      Polyphenolen allein. Auch Folate scheinen im direkten Zusammenhang
      mit einem geringeren AlzheimerRisiko zu stehen.

      Warum Säfte die Entstehung der Erkrankung besser aufhalten als die
      Früchte selbst, ist ebenfalls geklärt: Die potenten Polyphenole
      sind als Naturfarbstoffe in den Schalen enthalten - und die gelan-
      gen, anders als etwa bei einem geschälten Apfel, in konzentrierter
      Form in den menschlichen Organismus. Wer sich demnach gegen den
      geistigen Verfall schützen möchte, sollte eine simple Regel
      befolgen: jeden Tag einen anderen Fruchtsaft konsumieren.

      Autor:
      Vlad Georgescu




      quelle:http://newsletter.doccheck.com/generator/471/2226/xhtml
      Avatar
      schrieb am 11.09.06 02:36:48
      Beitrag Nr. 132 ()
      9 / 11

      Die unaufhaltsame Bewegung

      Die Anschläge des 11. September 2001 haben die Globalisierung nicht aufhalten können. Jetzt droht Gefahr ausgerechnet von den reichen Industriestaaten, die am meisten von der weltweiten Verflechtung profitieren. Sie setzen auf Protektionismus. Stoppen aber können sie die Vernetzung nicht.
      Von Jörg Eigendorf

      Es waren Tage der internationalen Solidarität und Kooperationsbereitschaft. Weltweit stellten sich Politiker nach den Anschlägen vom 11. September 2001 an die Seite der amerikanischen Regierung. Die großen Zentralbanken verhinderten einen Zusammenbruch der Finanzmärkte, indem sie kurzfristig Dollar-, Euro- und Yen-Milliarden bereitstellten. Und die modernen Industrienationen bekräftigten ihren Willen, den internationalen Welthandel ausgeglichener zu machen, und die Entwicklungsländer besser und gerechter einzubinden.

      Fünf Jahre später ist von diesem Geist nichts mehr zu spüren. Die Gespräche der Welthandelsorganisation (WTO) in der sogenannten Doha-Runde, die zwei Monate nach dem 11. September startete, sind irgendwo "zwischen Intensivstation und Krematorium" geendet, konstatierte kürzlich der indische Handelsminister Kamal Nath. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF), die wichtigste globale Finanzinstitution, steckt kurz vor ihrem Jahrestreffen in Singapur in der Krise. 184 Mitgliedsländer streiten um Reformen und kommen dabei bestenfalls im Tempo einer Springprozession voran.

      Entsprechend groß ist die Sorge, dass sich diese Haltung der Nationalstaaten schon bald auf das Wirtschaftswachstum weltweit auswirken könnte: "Der Globalisierungsprozess könnte ins Stocken geraten, das ist die größte Gefahr", sagt IWF-Chef Rodrigo de Rato (siehe Interview Seite 26). Das aber habe weniger mit dem Terror zu tun als mit dem Verhalten vieler Länder, die sich dagegen sperrten, ihre Volkswirtschaften weiter zu öffnen.

      Der 11. September und die seither allgegenwärtige Angst vor Anschlägen gelten in der Tat kaum noch als Risiko für die Weltwirtschaft. Es hat nur wenige Phasen in den vergangenen drei Jahrzehnten gegeben, in denen die Globalisierung in derart rasantem Tempo vorangeschritten ist wie in den vergangenen fünf Jahren. Ob Handel, ausländische Direktinvestitionen oder Fusionen - viele Indikatoren werden 2006 Rekordniveaus erreichen. Das weltweite Volumen an exportierten Waren und Dienstleistungen wird in diesem Jahr voraussichtlich um knapp acht Prozent auf fast 14 Billionen Dollar anwachsen. In jedem Jahr seit 2002 steigt das weltweite Handelsvolumen noch stärker an als das globale Bruttosozialprodukt. Soll heißen: Die internationale Vernetzung, also die Globalisierung, schreitet immer weiter voran.

      Das ist nicht sonderlich überraschend. Denn bisher ist der Terror ein lokal begrenztes und kein globales Phänomen, wie es bei größeren Kriegen der Fall wäre. Es gibt zwar einige Branchen, die von Anschlägen negativ betroffen sind - allen voran die Luftfahrt und die Reiseindustrie. Doch das reicht nicht für einen Domino-Effekt. Auch die Konsumenten und Unternehmen reagierten weitaus entspannter auf Anschläge, als es Volkswirte unter dem Eindruck der Ereignisse des 11. September erwartet hatten.

      Das lässt sich am besten an den Finanzmärkten ablesen. Ob die Anschläge in Madrid, Bali oder London: Die Börsen reagieren immer gelassener. Als Israel am 12. Juli seinen Krieg gegen die Terroristen der libanesischen Hisbollah begann, verlor der Dax nicht einmal mehr zwei Prozent an Wert.

      Auch Manager haben gelernt, mit der Gefahr umzugehen. "Die Unternehmen antizipieren die Risiken viel stärker als vor fünf Jahren", sagt Jürgen Fitschen, Mitglied des erweiterten Vorstands der Deutschen Bank. Man achte darauf, nicht von einer Region oder einem Lieferanten abhängig zu werden.

      Die tatsächliche Triebkraft des ungestoppten Siegeszugs der Globalisierung aber ist, dass die weltweite Vernetzung ihre Natur verändert hat. Sie ist hochgradig dezentral geworden und damit weniger störungsanfällig. Was Pulitzer-Preisträger Thomas Friedman als den dritten Teil der Globalisierung bezeichnet, macht die weltweite Vernetzung unumkehrbar. Denn jetzt stehen nicht nur Staaten und Unternehmen im Wettbewerb zueinander, sondern Individuen direkt. Die Beispiele dafür werden täglich mehr: Wachdienste in Schwellenländern, die über Video Firmen in der westlichen Welt überwachen; oder amerikanische Schüler, die über den halben Globus hinweg Nachhilfeunterricht bei einem indischen Lehrer nehmen.

      Hochgeschwindigkeits-Datenleitungen und standardisierte Computersoftware machen das möglich. Auf dieser "Flat-World-Platform", wie Friedman sie nennt, wird die weltweite Arbeitsteilung Schritt für Schritt neu gestaltet, immer kleinteiliger, immer unkontrollierbarer.

      Diese neue Etappe der Globalisierung hat weltweit zu einer bisher einmaligen Konstellation geführt. Nie zuvor hat es eine so lang anhaltende Phase mit hohem Wachstum, Niedrigzinsen und dennoch geringen Inflationsraten gegeben. Nur weil in der Slowakei und Rumänien, in Indien und China Millionen Menschen Jahr für Jahr auf den globalen Arbeitsmarkt stoßen, haben die lockere Geldpolitik und das dynamische Wachstum nicht gleichzeitig auch zu größeren Preissprüngen bei handelbaren Gütern und Dienstleistungen geführt. Und auch deswegen konnte der drastische Anstieg der Energiepreise der Weltwirtschaft so wenig anhaben.

      Kurzfristig bremsen allerdings lässt sich der Prozess schon. Und diese Gefahr ist akut, denn das gute Umfeld hat viele Regierungen faul gemacht. Die mühsamen Reformdiskussionen beim IWF sind genauso wie die gescheiterten WTO-Gespräche ein Symptom dafür, dass internationale Kooperation längst nicht mehr oben auf der Agenda steht. "Die Politik hält mit dem Globalisierungsprozess nicht mit", sagt Deutsche-Bank-Manager Fitschen. "Dadurch wird die Kluft zwischen den national orientierten Politikern und den global orientierten Unternehmen immer größer." Ein gefährlicher Prozess: Denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Politiker mit Blick auf ihre Klientel den freien Handel und die Mobilität einschränken und somit die Wachstumschancen verringern.

      Noch ist das kaum spürbar. Doch so einig sich Ökonomen darin sind, dass es sich derzeit um ein einmaliges globalwirtschaftliches Umfeld handelt, so gewiss ist auch, dass diese goldenen Zeiten enden werden. Die Gefahr droht vor allem von der Preisfront. Fest steht, dass die Wechselkurse in Asien, vor allem in China, auf Dauer zu niedrig sind. Da die Chinesen ihre Landeswährung Renminbi nicht stärker aufwerten lassen, haben sie inzwischen knapp eine Billion Dollar an Devisenreserven angehäuft. Das war nur möglich, weil die US-Amerikaner seit Jahren mehr konsumieren als sie erwirtschaften, was sich in einem gigantischen Leistungsbilanzdefizit widerspiegelt.

      Der Abbau dieser Ungleichgewichte, der auch bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Singapur Mitte September ganz oben auf der Tagesordnung steht, könnte gerade in Europa und den USA zu höheren Importpreisen führen: "Wir haben immer davor gewarnt, dass sich der inflationsdämpfende Globalisierungseffekt nicht einfach fortschreiben lässt", sagt Bundesbank-Präsident Axel Weber. "Die Globalisierung kommt immer in Phasen."

      Genau deshalb fordern de Rato und Weber, dass die Welthandelsrunde wieder in Gang kommt. Nur so ließen sich die positiven Effekte der Globalisierung erhalten. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, als ob das WTO-Patt demnächst aufgelöst würde. Stattdessen nehmen protektionistische Tendenzen zu. Ob EU-Einfuhrquoten auf chinesische T-Shirts, US-Strafzölle auf Tequila oder Hindernisse bei der Übernahme von Häfen und Stromkonzernen - weltweit ist der Protektionismus salonfähig. Und diese Tendenzen dürften noch stärker werden, wenn erst einmal die Weltwirtschaft nicht mehr mit fünf Prozent pro Jahr wächst und weltweit die Arbeitslosenquoten wieder in die Höhe gehen.

      Doch wird sich dadurch die Globalisierung stoppen lassen? Wohl kaum. Die neue Qualität, die sie mittlerweile erreicht hat, würde die weltweite Vernetzung auch einen zweiten Anschlag vom Kaliber des 11. September 2001 relativ unbeschadet überstehen lassen. Höchstwahrscheinlich sogar mit weitaus weniger kurzfristigem Schaden als beim ersten Mal. Je enger die Weltwirtschaft zusammenrückt, desto unempfindlicher wird sie gegen den Terror. "Der Prozess kann höchstens verlangsamt werden", sagt der Ökonom und frühere Wirtschaftsweise Juergen Donges von der Universität zu Köln.

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      Buchautor Friedman ist da noch um einiges radikaler: Er wolle Regierungen zwar noch nicht als irrelevant abtun, aber sie verlören immer mehr und immer schneller an Bedeutung, schreibt er. Für Terroristen gilt exakt das gleiche, auch sie werden immer machtloser. In Zukunft würde die Globalisierung von jenen Menschen vorangetrieben werden, die begriffen hätten, dass die Welt flach sei, so Friedman: "Sie werden alle Farben des Regenbogens repräsentieren und aus allen Teilen der Erde kommen."

      Mitarbeit: Sebastian Siegloch

      Artikel erschienen am 10.09.2006


      WELT.de 1995 - 2006


      quelle: http://www.welt.de/data/2006/09/10/1030313.html
      Avatar
      schrieb am 11.09.06 02:40:41
      Beitrag Nr. 133 ()
      PR

      "Das Internet ist das ewige Gedächtnis"

      Harold Burson hat die PR-Branche beeinflusst wie kein Zweiter. Vor über fünf Jahrzehnten gründete er die Agentur Burson-Marsteller. In der Zeit haben Deutschland-Chef Karl-Heinz Heuser und er auch einige heikle Fälle beraten. Ein Expertengespräch über alte Sünden.
      Über drei Jahrzehnte war Harold Burson Chef der PR-Agentur Burson-Marsteller. Der Abschied von der Öffentlichkeitsarbeit ist ihm schwer gefallen. Noch heute geht er täglich in sein Büro in Manhattan. Das werde er weiter tun, "solange mich der Pförtner reinlässt".

      WELT.de: Mister Burson, Herr Heuser, Sie wissen schon, dass Journalisten nicht so gern mit PR-Leuten sprechen.

      Karl-Heinz Heuser: Ach, ist das so?

      WELT.de: Natürlich. Öffentlichkeitsarbeiter erschweren Journalisten das Leben. Sie verkomplizieren jedes Gespräch mit den Interviewten, wollen manipulieren, brechen Absprachen und beugen die Wahrheit. Und das sind noch die Harmlosen ...

      Heuser: ... das ist nicht Ihr Ernst ....

      WELT.de: ... und dann unterstellen sie einem noch mangelnde Ernsthaftigkeit.

      Heuser: Ich sage Ihnen, Sie würden nie den Chef eines Unternehmens sehen, wenn es uns nicht gäbe.

      WELT.de: Sie unterschätzen die Journalisten.

      Harold Burson: Keineswegs, aber wir erleichtern ihre Arbeit.

      WELT.de: Ist das so? Wie sind Manager in die Zeitungen gekommen, bevor es Public Relations gab?

      Burson: Früher waren Topmanager überhaupt nicht von Interesse. Sie sprachen nicht mit Journalisten.

      WELT.de: Wie hat sich seitdem für Public Relations der Journalismus geändert?

      Heuser: Vor 20 Jahren haben Journalisten über Fakten berichtet, das war es. Heute kümmern sie sich mehr um die Interpretation der Fakten.

      WELT.de: Die blanke Nachricht findet sich heute sofort im Internet.

      Burson: Es gibt aber auch eine Menge falscher Informationen im Internet. Und keiner ist dafür verantwortlich. Ich stelle das nur fest, deshalb ist es wichtig, dass es Journalisten gibt, die die Information geraderücken.

      WELT.de: Das Internet verändert auf jeden Fall die Informationskontrolle. Ich erzähle Ihnen, wie ich mich auf das Gespräch vorbereitet habe: In unserem Archiv habe ich einige Artikel über Sie gefunden, und ich habe Ihre Autobiografie gelesen. Bis dahin hatte ich von Ihnen ein positives Bild. Anschließend habe ich Ihren Namen gegoogelt, und da hat sich das ein wenig verändert. Sie haben auch für die argentinische Militärjunta, den rumänischen Diktator Ceausescu und den indonesischen Herrscher Suharto gearbeitet.

      Burson: Alles ist jetzt öffentlich. Dagegen kann man nichts machen. Sehen Sie, wir waren vor 30 Jahren in Argentinien und haben für die Wirtschaftsförderung gearbeitet, also nicht direkt für die Junta. Und bei der Sache mit Ceausescu müssen Sie wissen, dass Rumänien über lange Zeit das verbindlichste Land unter den Ostblockstaaten war. Unsere Arbeit wurde von der US-Regierung unterstützt. Ceausescu arrangierte für Präsident Richard Nixon, nach China zu gehen. Was wir für Rumänien erreichten, waren verbesserten Handelsbeziehungen mit den USA.

      WELT.de: Wie lange halfen Sie Rumänien?

      Burson: Eineinhalb Jahre.

      WELT.de: Wann war das?

      Burson: Ich weiß es nicht mehr genau, Ende der sechziger Jahre wahrscheinlich.

      WELT.de: Es stimmt, größenwahnsinnig wurde Ceausescu erst in den 80er-Jahren.

      Burson: Vorher war er für manche ein Held.

      WELT.de: Aber das spielt alles keine Rolle.

      Burson: Ich weiß, Sie haben absolut recht. Also müssen wir wissen, dass alles, was wir heute machen, seine Spuren auf alle Ewigkeiten hinterlassen wird. Das Internet ist das ewige Gedächtnis der Welt.

      WELT.de: Haben Sie Ihren Namen schon einmal gegoogelt?

      Burson: Um Weihnachten herum, ich war neugierig. Ich hatte das seit fünf Jahren nicht mehr getan. Ich hatte 1 700 000 Einträge.

      WELT.de: Gratuliere.

      Burson: Ich kann mir das gar nicht vorstellen, obwohl ich ein langes Leben gelebt habe.

      WELT.de: Wenn Sie gewusst hätten, dass das Internet mal eine große Sache werden könnte, hätten Sie dann für die argentinische Regierung gearbeitet?

      Burson: Ich schäme mich nicht, für sie gearbeitet zu haben. Aber wenn ich geahnt hätte, dass wir 30 Jahre später immer noch danach gefragt werden, dann hätte ich nicht für die Argentinier gearbeitet.

      WELT.de: Ihre heutigen Kunden sind da unbescholtener?

      Burson: Auf jeden Fall und erfahrener. Sie wissen heute, dass wir keine Wunderdinge vollbringen können. Früher dachten noch die Firmen, weil Burson-Marsteller eine sehr große Agentur ist, könne sie einen Artikel in der Zeitung verhindern. Das ist Unsinn.

      Heuser: Das Problem heute ist, dass es so viele unterschiedliche Medien gibt und jeder will, dass seine Geschichte einen anderen Dreh hat. Natürlich kann nicht immer wieder die gleiche Story geschrieben werden, aber durch den Wunsch nach Differenzierungen betonen Journalisten Aspekte, die in Wahrheit nebensächlich sind.

      WELT.de: Braucht jede Firma PR? Aldi und Schlecker scheinen mit ihrer Nicht-Kommunikation zu funktionieren.

      Heuser: Diese Firmen kommunizieren ja auch. Ihre großen Werbekampagnen sind ja auch Kommunikation. Prinzipiell denke ich aber, dass es gut ist, wenn der Kunde nicht nur von den Produkten ein klares Bild hat, sondern auch vom Unternehmen. Die Kunden fühlen sich wohler, wenn das Unternehmen einen guten Ruf hat. Warum bezahlen denn Leute drei Euro für eine Tasse Starsbucks-Kaffee?

      WELT.de: Weil er so fantastisch schmeckt?

      Heuser: Das ist nur Psychologie.

      WELT.de: Ich habe den Gründer vergangenes Jahr interviewt. Der hat bei jeder Frage erst einmal minutenlang erzählt, was für eine Wahnsinnsfirma Starbucks ist, und kam irgendwann auf die Frage zurück. Ich kam mir vor wie bei einer Gehirnwäsche.

      Heuser: Man kann es mit der PR auch übertreiben. Aber die amerikanischen Vorstandsvorsitzenden haben den deutschen allgemein schon einiges voraus. Sie sind im Umgang mit den Medien oft gelöster und professioneller. Dafür trainieren wir sie auch, dass sie ihre Vorstellungen ihrem Publikum richtig präsentieren können.

      WELT.de: Herr Burson, Sie haben Ihre Karriere als Journalist begonnen. Warum haben Sie die Seiten gewechselt?

      Burson: Ich bekam mehr Geld.

      WELT.de: Hm, mit der Antwort war zu rechnen. Ist das Finanzielle tatsächlich so wichtig, dass es über die weitere Laufbahn entscheiden sollte?

      Burson: Und außerdem wollte ich nach New York. Dort wollte ich tatsächlich Zeitungsreporter werden, aber ich traf einen PR-Mann, wodurch ich erst auf den Geschmack gekommen bin.

      WELT.de: Und? Haben Sie es anschließend irgendwann bereut?

      Burson: Nicht einen Tag.

      WELT.de: Sie hatten doch so einen Bilderbuchstart in den Journalismus. Als Schüler machten Sie ein Interview mit dem Schriftsteller William Faulkner.

      Burson: Ja, Ich denke, ich war ein guter Reporter und ein ziemlich fähiger Schreiber. Wo ich zur Schule ging, war auch die Heimat Faulkners, und als er aus Hollywood zurückkam, dachte ich, es wäre wohl interessant, ihn zu interviewen.

      WELT.de: Aber Faulkner hatte doch jahrelang niemandem Interviews gegeben.

      Burson: Nein, ich war der Erste. Er war an Interviews nicht interessiert. Aber mich wollte er sprechen.

      WELT.de: Und wie war das Gespräch?

      Burson: Es war gut, obwohl ich nicht genug über sein Werk wusste, um mich richtig intelligent unterhalten zu können. Aber die beste Biografie über Faulkner widmet meinem Interview zwei Seiten, also hat es historisch doch Wert gehabt.

      WELT.de: Dann haben Sie über die Nürnberger Prozesse berichtet, mit 24.

      Burson: Ich war immer ziemlich schnell. Meinen Abschluss auf der Highschool machte ich mit 15, an der Uni war ich mit 19 fertig. Der Grund dafür ist, dass mein Vater mir das Lesen mit drei Jahren beibrachte. Jedenfalls war ich stolz, in dem Alter mit den Topjournalisten konkurrieren zu dürfen.

      WELT.de: Welchen Eindruck hatten Sie von den Angeklagten?

      Burson: Die meisten schaut man sich an und fragt sich, wie es sein konnte, dass diese Leute so viel Macht hatten und warum ihnen irgendjemand trauen konnte.

      Das Gespräch führte Matthias Wulff

      Artikel erschienen am 10.09.2006


      WELT.de 1995 - 2006

      quelle: http://www.welt.de/data/2006/09/10/1030191.html
      Avatar
      schrieb am 11.09.06 02:45:54
      Beitrag Nr. 134 ()
      Interview

      Was lernen wir von 9/11, Senator McCain?

      John McCain, wahrscheinlich nächster Präsidentschaftskandidat der Republikaner, über Fehler der amerikanischen Außenpolitik, die negative Wirkung des Gefangenenlagers von Guantánamo, den Krieg im Irak und die schwierige Balance zwischen Freiheit und Realpolitik im Verhältnis zu arabischen Staaten

      Er gilt als einer der mächtigsten Männer im US-Senat und ist Hoffnungsträger der konservativen Republikaner: John McCain vertritt seit 1987 Arizona im Kongress und wird in der Partei als Nachfolger des Präsidenten George W. Bush gehandelt. Es gilt als sicher, dass McCain Spitzenkandidat wird.



      US-Senator McCain Foto:rtr


      WELT.de: Sind die USA heute sicherer als vor fünf Jahren?

      John McCain: Zweifellos sind sie sicherer. Aber sind sie sicher? Nein. Doch ich glaube, man muss würdigen, dass die meisten Experten am Tag nach dem 11. September davon ausgegangen sind, dass es bis zum heutigen Tag einen weiteren Angriff auf die USA gegeben haben würde. Jetzt kann man von Glück, von Zufall, von effektiveren Antiterror-Maßnahmen sprechen. Ich denke, es ist wahrscheinlich eine Kombination aus allem. Ich bin der Überzeugung, dass der Präsident und die Regierungsbehörden Anerkennung dafür verdienen, dass nichts passiert ist. Morgen jedoch könnte etwas passieren. Fakt aber ist, dass es, im Widerspruch zu den Voraussagen aller Experten, keinen weiteren Anschlag gegeben hat. Die andere Seite der Medaille ist, dass die Bedrohung durch diese in Europa herangezüchteten Terroristen keine amerikanische ist. Das verkompliziert unsere Probleme dramatisch.

      Können Sie das erklären?

      McCain: Am Anfang dachten ich und auch andere Beobachter, dass all diese Terroristen arme Kinder wären, die von den Straßen Islamabads in die Koranschulen gezerrt wurden und denen man eine Gehirnwäsche verpasst hatte, damit sie zu Selbstmordattentätern würden. Nun sehen wir diese mondänen, in ordentlichen Umständen aufgewachsenen jungen Männer. Sie wurden zwar einer Gehirnwäsche unterzogen, aber sie unterziehen sich ihr in ihren Chatrooms und bei ihren Treffen gegenseitig. Das verkompliziert den Kampf gegen radikalislamischen Extremismus. Jetzt lassen sich radikalislamische Extremisten heranzüchten, die bereit sind in ihrer Heimat Selbstmordattentate zu verüben.

      Ein Großteil der politischen Debatte dreht sich um das Gleichgewicht von "hard power" und "soft power", um den Einsatz militärischer Mittel und den Versuch, die Köpfe und Herzen zu gewinnen. Hat die US-Regierung die Balance gefunden?

      McCain: Nein. Ich glaube, Abu Ghraib und Guantánamo haben dem Amerikabild sehr geschadet und sind instrumentalisiert worden, um antiamerikanische Gefühle zu entfachen. Besonders im Nahen Osten, aber auch in Westeuropa.

      Glauben Sie, dass die derzeitige Lage und dazu das Auftauchen eines einheimischen Terrorismus uns dazu zwingen, etwas an der Anti-Terror-Strategie zu verändern?

      McCain: Ja. Das heißt, wir müssen besser auf das politische und soziale Klima anderer Länder achten. Wir sollten auf das Umfeld schauen, in dem Menschen muslimischen Glaubens in Europa leben. Auf den ersten Blick mag das nichts mit Terrorismus zu tun haben, aber die jungen Muslime, die in den Gettos von Paris leben, waren willens, Tausende Autos anzustecken. Die Lage dort ist fraglos unberechenbar, das könnte sich leicht zu einem weiteren Umfeld für islamischen Extremismus entwickeln.

      Es ist schwer für die USA, die Köpfe und Herzen der muslimischen Welt zu gewinnen. Liegt das an der US-Politik oder der Sprache amerikanischer Politiker?

      McCain: Einen gewissen Antiamerikanismus gibt es einfach, weil wir die Supermacht der Welt sind. Im Fall Westeuropas war die Sowjetunion, die es nicht mehr gibt, der Klebstoff unserer Allianz. Die Staaten sind unabhängiger geworden. Doch darüber hinaus schadet uns, ob verdient oder nicht, unser Image von Hybris und Herablassung. Wir sollten demütiger sein, wir sollten taktvoller sein und begreifen, dass die Supermacht der Welt sich Demut in der Tradition Teddy Roosevelts leisten kann.

      Inwieweit erschwert Präsident Bushs Methode die Situation?

      McCain: Manchmal wird die Leidenschaft des Präsidenten als Hybris, also als Übermut und Anmaßung gedeutet. Doch ich habe, insbesondere in den vergangenen Jahren, eine erneute Anstrengung aufseiten Bushs beobachtet, die Beziehungen zu den Europäern zu stärken. Ich denke, er ist sich unseres Problems bewusst und arbeitet an dem Versuch, zur Verbesserung von Amerikas Image beizutragen.

      Bush betont, dass die Idee der Demokratisierung, insbesondere im Nahen Osten, die langfristige Lösung des Problems bedeutet. Die Ergebnisse scheinen durchwachsen.

      McCain: Ich stimme mit dem Präsidenten überein und glaube, dass gewisse Regimes im Nahen Osten auf lange Sicht nicht durchhalten können, weil es an Teilhabe der Bürger am politischen Prozess fehlt. Aber ich glaube, viele von uns, nicht nur der Präsident, setzen den Akzent zu sehr auf Wahlen. Wahlen sind der einfache Teil einer Demokratie, und vielleicht haben viele von uns, und ich würde mich selbst schuldig bekennen, die Schwierigkeiten unterschätzt, die es macht, echte Demokratie in Länder zu bringen, die sie zuvor nie gekannt haben. Eines der Schlüsselelemente und besonders schwierigen Elemente ist der Rechtsstaat. Wahlen abzuhalten ist einfach, aber auf nackter Erde demokratische Institutionen zu errichten ist ein langer, harter, beschwerlicher Prozess. Doch das heißt nicht, dass es die Mühe nicht lohnt. Wir müssen die Schwierigkeiten realistischer einschätzen, aber unser Engagement für Demokratie und Freiheit in jedem Teil der Welt aufzugeben, wäre ein Fehler.

      Meinen Sie damit, wir sollten das Zeitfenster vergrößern und in unseren öffentlichen Äußerungen einen Gang herunterschalten?

      McCain: Nein, aber wir sollten uns realistischer verhalten. Wir waren euphorisch, als die Iraker zur Wahl gingen. Besser hätten wir gesagt: Das ist ein großer Schritt, aber jetzt brauchen wir eine Gesellschaft, in der die Menschen in Freiheit leben, ihre Kinder in einer sicheren Umgebung großziehen und die Regierung anerkennen. Ich bin der Überzeugung, dass unsere Nation auf den Prinzipien Woodrow Wilsons gründet, also dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Aber es gibt auch eine dauerhafte Spannung zwischen der Realpolitik und Amerikas Sicherheitsinteressen.

      Und wie äußert sich die in ganz konkreten Beispielen?

      McCain: Natürlich wollen wir nicht erleben, wie beispielsweise in Saudi-Arabien das Herrscherhaus Saud von islamischen Extremisten übernommen wird, so wie der Iran nach dem Sturz des Schahs. Wir müssen aber begreifen, dass das Haus Saud, sollte es in Saudi-Arabien keine Fortschritte geben, früher oder später stürzen wird. Das ist eine Mixtur aus Realpolitik und den Prinzipien Wilsons. Sind wir bereit, einer jeden Nation in ihrem Willen zur Freiheit beizustehen? Ich hoffe das. Zugleich müssen wir uns unseren Interessen gemäß verhalten. Im Kalten Krieg war das einfacher.

      Inwieweit hat sich, im Rückblick auf den 11. September 2001, der politische Wille in den USA seither gewandelt?

      McCain: Ich glaube, seit 9/11 haben sich die Prioritäten bei Wahlen umgekehrt. Früher konnte man das Wahlergebnis nach Maßgabe der Ökonomie beinahe ausmessen. Nun hat der "Krieg gegen den Terror" das übertrumpft. Folgendes ist, glaube ich, offensichtlich: Es ist uns Republikanern 2004 gelungen, die öffentliche Diskussion zu dominieren, wer besser auf einen Krieg gegen den Terror vorbereitet ist. Das ist, glaube ich, in den Köpfen der Amerikaner nach wie vor ein wichtiger Punkt. Verständlicherweise. Wir haben am 11. September einen nationalen Schock erlitten. Und obwohl wir uns erholt haben, ist die Resonanz im amerikanischen Volk nach wie vor bedeutsam.

      Das Gespräch führten Janet Hook und Doyle McManus von Global Viewpoint. Aus dem Englischen von Wieland Freund

      Artikel erschienen am 10.09.2006


      WELT.de 1995 - 2006

      quelle: http://www.welt.de/data/2006/09/10/1030505.html
      Avatar
      schrieb am 01.10.06 12:47:29
      Beitrag Nr. 135 ()
      Geniale Strategie der Moderne

      von Dr. Bernd Niquet

      Meine Guete war das wieder eine Woche. Am Freitag versucht die Telekom, das Telefon in der Wohnung unter mir anzu- schliessen. Ob es geglueckt ist, weiss ich nicht. Doch seit- dem ist meine Leitung tot. Was fuer ein Erfolg! Nun beginnt wieder der Leidensweg durch die Callcenter. Da kann man etwas erleben, das weiss jeder, der das schon einmal durchgemacht hat, und das hat jeder schon einmal durchgemacht. Ich denke, dass es durchaus einmal einen allgemeinen Blick wert ist, denn hinter den Callcentern der grossen Unternehmen verbirgt sich meines Erachtens nichts weniger als das gesamte Wesen unserer heutigen Zeit.

      In keinem Moment ist der moderne Mensch so ohnmaechtig und so machtlos wie in dem Moment, in dem er mit einem Unternehmen ueber ein Callcenter kommunizieren muss. Man kann reich sein, kann maechtig sein, kann erfolgreich sein, Dinge blitzartig begreifen, persoenlich ueberzeugend sein, Menschen fuer sich einnehmen koennen, hyperintelligent sein – alle diese Eigen- schaften nuetzen bei einem Callcenter nichts, aber auch gar nichts. Hier wird jeder in die Norm gepresst. Der moderne Mensch mit seiner ganzen Freiheit und seinen historisch voel- lig einmaligen Moeglichkeiten – hier muss er von allem Ab- stand nehmen. Hier ist er nur noch eine Nummer.

      Es handelt sich um die voellige Entpersonalisierung der Kom- munikation. Hier redet man nicht mehr mit einem Menschen, sondern mit einer Maschine. Teilweise redet man wirklich fak- tisch mit Maschinen, meistens jedoch mit auf Maschinenfunkti- on reduzierte Menschen. Die schlimmen Zukunftsraeume von Or- well und Huxley sind hier bereits Wirklichkeit geworden.

      Am gravierendsten ist jedoch der Rueckstau der Gefuehle. Das klingt erst einmal laecherlich, bietet aber meines Erachtens sogar ein Verstaendnis selbst fuer die Politikverdrossenheit der Gegenwart. Beim direkten Kontakt zwischen Menschen kann man seinem Unmut Luft machen. Schmeckt das Essen in Restau- rant nicht, kann man des dem Kellner sagen oder sogar den Chef kommen lassen. Ist man mit dem, was die Autowerkstatt gemacht hat, nicht zufrieden, hat man dennoch einen persoen- lichen Ansprechpartner. Das wird zwar objektiv nicht viel nuetzen, weil auch dieser keine Zugestaendnisse machen wird, aber subjektiv schon, denn es ist ein menschlicher Kontakt, so wie die Kontakte zwischen den Menschen seit Hunderttausen- den von Jahren abgelaufen sind.

      Heute hingegen kann man seinem Aerger keine Luft mehr ver- schaffen. Was soll es, die nette Dame in der Stoerungsstelle der Telekom anzubruellen? Sie kann doch nichts dafuer! Und genau hier liegt der Schluessel zum Verstaendnis des allge- meinen Prinzips. Denn Callcenter sind ja nur eine Auspraegung der allgemeinen Entwicklung unseres modernen Lebens. Und die- ses allgemeine Urteil lautet: Heute kann ueberhaupt niemand mehr etwas dafuer! Niemand kann heute ueberhaupt noch etwas fuer irgendetwas!

      Fuer die Unternehmen ist das eine beinahe geniale Strategie, den Kundenfrust abzuwimmeln. Natuerlich haette ein Unterneh- men mit persoenlichen Ansprechpartnern ungeahnte Marktchan- cen, doch die Gesetze des Marktes sprechen dagegen. Doch auch bei der Politik ist es nicht anders: Wer traegt beispielswei- se die Verantwortung dafuer, wenn die Gesundheitsreform jetzt scheitert? Wem sollte der Buerger bei einem Scheitern das Vertrauen entziehen? Diese Frage ist nicht zu beantworten.
      Durch das Gewusel der Tintenfischarme dringt niemand mehr durch. Wie bei einem Callcenter. Mit dem Effekt, dass die Menschen sich ganz zurueckziehen. Wer nicht mit der Telekom zu tun haben muesste, wuerde sich freiwillig der Bestrafung, mit dieser zu kommunizieren, auch nicht aussetzen. Und das ist der entscheidende Unterschied: Der Einzelne braucht das Telefon zum sozialen Ueberleben. Die Gesellschaft als Ganzes koennte hingegen darauf verzichten. Bei der Politik ist es
      umgekehrt: Die Gesellschaft als Ganzes ist in ihrem Ueberle- ben an die Politik gekoppelt. Der Einzelne hingegen kann die Politik abwaehlen. Das jedoch heisst: Wir befinden uns in hochgefaehrlichem Territorium.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 01.10.06 12:58:59
      Beitrag Nr. 136 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.868.448 von Tippgeber1 am 11.09.06 02:45:54Wo ich gerade bin ist es gerade 26.o c.
      Aber nach dem Lesen von Mc Cains Kaltschnäuzigem
      viel frostiges auf mich.
      Avatar
      schrieb am 01.10.06 13:02:00
      Beitrag Nr. 137 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.317.994 von kyron am 01.10.06 12:58:59mc cain ist für ein mann, der sich um jeden
      preis anpasst, nur damit er ja präsident wird.
      was ist nur aus amerika geworden?

      macht ist wichtiger als moral.:rolleyes:


      grüssle
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 18.10.06 11:36:11
      Beitrag Nr. 138 ()
      Anna Politkowskaja

      "Ich mache keine Witze"

      Zwei Monate vor ihrer Ermordung hat die russische Journalistin in einem Artikel ihr Ende vorhergesagt. Sie schrieb über die Grausamkeit des Tschetschenienkriegs und das Leben mit Morddrohungen. WELT.de dokumentiert den Bericht.


      Ermordet: Anna Politkowskaja
      Foto: dpa



      Ich bin ein Paria. Das ist das Ergebnis meiner journalistischen Arbeit während der Jahre des zweiten Tschetschenien-Kriegs und meiner im Ausland veröffentlichten Bücher über das Leben in Russland. In Moskau werde ich zu Pressekonferenzen oder Versammlungen, an denen Mitarbeiter des Kremls teilnehmen könnten, nicht eingeladen, nur für den Fall, dass die Organisatoren sonst in den Verdacht geraten könnten, Sympathien für mich zu hegen. Trotzdem reden alle Top-Funktionäre mit mir, wenn ich sie darum bitte - nur im Geheimen allerdings. Da, wo sie nicht observiert werden können, an der frischen Luft, auf Plätzen, an geheimen Orten, denen wir uns, wie Spione, auf verschiedenen Wegen nähern. Man gewöhnt sich nicht daran, aber man lernt, damit zu leben.

      Den ganzen zweiten Tschetschenien-Krieg über habe ich so arbeiten müssen. Zunächst habe ich mich vor den russischen Truppen versteckt, konnte aber über vertrauenswürdige Mittelsmänner jederzeit Kontakt zu meinen Informanten aufnehmen, ohne dass diese bei den Top-Generälen denunziert worden wären. Als Wladimir Putins Plan der Tschetschenisierung (die "guten", dem Kreml treu ergebenen Tschetschenen wurden angesetzt, die "bösen", gegen den Kreml eingestellten Tschetschenen zu ermorden) aufging, griff ich zur gleichen List, um mit den nun "guten" tschetschenischen Vertretern, reden zu können. Jetzt können wir uns nur noch im Verborgenen treffen. Zuvor hatten mich viele in den schlimmsten Augenblicken des Krieges in ihren Häusern beherbergt. Nun bin ich ein unverbesserlicher Gegner, zur Umerziehung nicht geeignet.

      Ich mache keine Witze. Vor einiger Zeit hat Wladislaw Surkow, Putins stellvertretender Stabschef, erklärt, dass es unter den Gegnern solche gäbe, mit denen man immerhin vernünftig reden könne, und solche, die unverbesserlich seien und von denen die politische Arena deshalb schlicht "gesäubert" werden müsse. Also versuchen sie, die Politik von mir und meinesgleichen zu säubern.

      Vor ein paar Tagen, am 5. August, stand ich in einer Traube von Frauen auf dem Marktplatz von Kurchaloi, einem staubigen tschetschenischen Dorf. Ich trug mein Kopftuch, wie es viele Frauen meines Alters in Tschetschenien tragen, so gefaltet und geknotet, dass es den Kopf nicht gänzlich verdeckt, ihn aber auch nicht völlig unbedeckt lässt. Das war wichtig, denn würde ich erkannt, könnte das unabsehbare Folgen haben. Über der Gaspipeline, die durch ganz Kurchaloi verläuft, war die Trainingshose eines Mannes gebreitet. Sie war mit Blut verkrustet. Der abgetrennte Kopf des Mannes war weggeschafft worden.

      In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli hatten Einheiten des vom Kreml gesalbten Führers Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, zwei tschetschenischen Kämpfer am Ortsrand von Kurchaloi aufgelauert. Einer der beiden, Adam Badaev, wurde gefangen genommen, der andere, Hoj-Ahmed Dushaew aus Kurchaloi, wurde getötet. Gegen Tagesanbruch fuhren nicht weniger als zwanzig mit Bewaffneten voll besetzte Wagen der Marke Zhiguli ins Dorfzentrum und bis zur Bezirkspolizei hinauf. Sie hatten Dushaews Kopf dabei. Zwei der Männer hängten ihn in der Dorfmitte an die Pipeline und darunter die blutbefleckten Hosen, auf die ich jetzt starrte.

      Diese Zurschaustellung mittelalterlicher Barbarei war von Kadyrows Vize, Idris Gaibow, orchestriert worden. Man hatte ihn am Telefon Bericht erstatten hören. "Teufel Nr. 1" sei tot, sein Kopf sei zur Warnung der übrigen Dorfbewohner aufgehängt worden. Die bewaffneten Männer verbrachten die folgenden zwei Stunden damit, den Kopf mit ihren Handys zu fotografieren.

      Der Kopf blieb für 24 Stunden, wo er war, danach wurde er von Männern der Miliz entfernt. Bevollmächtigte der Generalstaatsanwaltschaft leiteten vor Ort eine Untersuchung ein, und Leute aus dem Dorf hörten, wie ein Offizier einen Untergebenen fragte: "Haben sie den Kopf jetzt wieder dran genäht?" Dushaews Leiche, mit dem wieder angenähten Kopf, wurde später an den Schauplatz des Kampfes zurück gebracht.

      Ich habe darüber in meiner Zeitung "Novaya Gazeta" berichtet. Gaibow, ein Vertreter der tschetschenischen Regierung, hatte Angehörigen der russischen Sicherheitskräfte, die ihm nicht unterstanden, Order erteilt, einen Toten zu enthaupten. Kadyrow, der Ministerpräsident, war informiert worden, hatte aber nicht eingegriffen. Jene, die die Enthauptung ausgeführt hatten, waren ebenso staatlich Bevollmächtigte gewesen und hatten eine Leiche geschändet - eine strafbare Handlung. Die Bevollmächtigten der Generalstaatsanwaltschaft, der es obliegt, für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen, hatten jene, die die Befehle ausgeführt hatten, lediglich aufgefordert, sich beim Annähen des Kopfes zu beeilen. Und all das vor den Augen der Männer, Frauen und Kinder von Kurchaloi.

      Ich erreichte Tschetschenien zur selben Zeit wie mein Artikel. Die Frauen in der Menge versuchten mich zu verbergen, denn sie waren sich sicher, dass Kadyrows Leute mich erschießen würden, wüssten sie um meine Anwesenheit. Die Frauen erinnerten mich daran, dass Kadyrow geschworen hatte, mich zu ermorden. In einer Kabinettssitzung hatte er gesagt, er habe genug von mir, Politkowskaja sei erledigt. Mitglieder seiner Regierung haben mir davon erzählt.

      Erledigt warum? Weil ich nicht geschrieben hatte, was Kadyrow wollte? "Jeder, der nicht zu uns gehört, ist ein Feind." Surkow hat das gesagt, und Surkow ist in Putins Entourage Ramsan Kadyrows wichtigster Fürsprecher. ""Sie ist so dumm', hat Ramsan mir gesagt, "dass sie nicht mal weiß, was Geld wert ist'", erklärte mir mein alter Bekannter Buwadi Dakiew am selben Tag. ""Ich habe ihr Geld geboten, aber sie hat es nicht genommen.'" Buwadi ist stellvertretender Kommandeur der kremlfreundlichen tschetschenischen OMON, einer Sondereinsatztruppe.

      Ich traf Buwadi im Verborgenen. Er wäre in Schwierigkeiten geraten, hätte man uns beim Gespräch ertappt. Es war schon Abend, als ich aufbrechen wollte, und Buwadi drängte mich, zu bleiben. Er hatte Angst, ich könne ermordet werden. "Du darfst nicht rausgehen", sagte er zu mir. "Ramsan ist sehr wütend auf dich." Dennoch entschied ich mich zu gehen. Ich wurde in Grosny erwartet, zu einem weiteren geheimen Treffen, das die Nacht über dauern würde. Buwadi bot an, mich mit einem OMON-Wagen bringen zu lassen, aber das schien mir noch riskanter. Ich wäre zur Zielscheibe tschetschenischer Kämpfer geworden. "Haben Sie wenigstens Gewehre da, wo du hingehst?", fragte Buwadi. Den ganzen Krieg über habe ich zwischen den Stühlen gesessen. Wenn die einen drohen, dich umzubringen, beschützen dich ihre Feinde, morgen aber wird jemand anders dir drohen. Warum schreibe ich so ausführlich über Buwadi? Nur um zu erklären, dass die Menschen in Tschetschenien Angst um mich haben. Mich bewegt das sehr. Sie fürchten mehr um mich, als ich um mich fürchte, und so überlebe ich.

      Warum hat Ramsan geschworen, mich zu ermorden? Ich habe ihn einmal interviewt und das Interview genauso gedruckt, wie es geführt wurde, inklusive Ramsans charakteristischer Debilität, seiner Ignoranz und seinen teuflischen Neigungen. Ramsan war sicher, dass ich das Interview komplett umschreiben und ihn als intelligent und ehrbar darstellen würde. So schließlich arbeitet mittlerweile die Mehrzahl der Journalisten, die nämlich, die "auf unserer Seite" steht. Reicht das, damit jemand schwört, dich umzubringen? Die Antwort ist so einfach wie die Moral, zu der Putin ermuntert. "Gegen die Feinde des Reichs sind wir gnadenlos." "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns." "Wer gegen uns ist, muss vernichtet werden."

      "Warum bist du so besessen von diesem abgetrennten Kopf?", fragt mich, wieder in Moskau, Wassily Panchenkow. Er ist Pressechef der Truppen des Innenministeriums, aber ein anständiger Mann. "Hast du keine anderen Sorgen?" Ich bitte ihn um einen Kommentar zu den Ereignissen von Kurchaloi. "Vergiss es einfach. Tu so, als wäre es nie geschehen. Ich bitte dich um deiner selbst willen." Aber wie kann ich es vergessen, wenn es doch wirklich geschehen ist?

      Ich verabscheue die von Surkow vertretene Linie des Kremls, die Menschen in solche, die "auf unserer Seite", "nicht auf unserer Seite" oder gar "auf der anderen Seite" stehen, sortiert. Ist ein Journalist "auf unserer Seite", wird er Auszeichnungen und Respekt ernten, vielleicht das Angebot bekommen, Stellvertreter in der Duma zu werden. Ist ein Journalist jedoch "nicht auf unserer Seite", wird er als Fürsprecher der europäischen Demokratien und europäischer Werte angesehen und automatisch zum Paria. Das ist das Schicksal aller, die gegen unsere "gelenkte Demokratie", unsere "traditionelle russische Demokratie" sind. (Was um Himmels willen das sein soll, weiß keiner; nichtsdestoweniger schwören sie ihr die Treue: "Wir sind für die gelenkte Demokratie!") Ich bin eigentlich kein politisches Tier. Ich bin nie einer Partei beigetreten und würde auch glauben, dass ein Journalist das, zumindest in Russland, nicht sollte. Ich hatte nie das Bedürfnis, für die Duma zu kandidieren, auch wenn es Zeiten gab, da man mich dazu aufforderte.

      Worin also besteht mein Vergehen, das mir den Ruf, "keine von uns" zu sein, eingetragen hat? Ich habe allein über das berichtet, was ich gesehen habe, mehr nicht. Ich habe geschrieben und, weit weniger regelmäßig, geredet. Ich kommentiere sogar ungern, weil mich das zu sehr an die aufgezwungenen Meinungen meiner Kindheit und Jugend in der Sowjetunion erinnert. Mir scheint, dass unsere Leser in der Lage sind, das, was sie lesen, selbst zu interpretieren. Deshalb ist die Reportage meine bevorzugte Form, manchmal, ich gebe es zu, mit meinen persönlichen Zwischenrufen. Ich bin kein investigativer Richter, aber jemand, der das Leben um uns herum für jene beschreibt, die es selbst nicht sehen können. Denn was im Fernsehen gezeigt wird und in der überwältigenden Mehrheit der Zeitungen geschrieben, ist ideologisch verbrämt und entschärft. Die Menschen wissen wenig über das, was in anderen Teilen ihres Landes und manchmal sogar in ihrer eigenen Region vor sich geht.

      Der Kreml reagiert, indem er versucht, mir den Zugang zu Informationen zu verwehren, seine Ideologen nehmen an, das sei der beste Weg, meine Arbeit nutzlos zu machen. Aber man kann jemanden, der mit fanatischer Hingabe über die Welt, die uns umgibt, berichtet, nicht aufhalten. Mein Leben mag schwer sein; öfter noch entwürdigend. Am Ende bin ich mit 47 nicht mehr jung genug, um dauerhaft Ablehnung zu erfahren und ständig meinen Pariastatus unter die Nase gerieben zu kriegen. Aber ich kann damit leben.

      Ich werde nicht weiter ins Detail gehen und die Freuden des von mir eingeschlagenen Wegs beschreiben, das Gift, die Festnahmen, die Drohungen in Briefen und im Internet, die Morddrohungen über das Telefon, die allwöchentlichen Vorladungen der Generalstaatsanwaltschaft, wo ich Erklärungen zu praktisch jedem Artikel unterzeichnen muss, den ich schreibe. (Die erste Frage: "Wie und wo sind Sie an folgende Informationen gelangt?") Natürlich mag ich die ständigen, höhnischen Artikel nicht, die in anderen Zeitungen und im Internet über mich erscheinen und mich als die Irre von Moskau darstellen. Ich finde es ekelhaft, so zu leben. Ich würde mir ein wenig mehr Verständnis wünschen.

      Die Hauptsache jedoch ist, mit meiner Arbeit voranzukommen, zu beschreiben, was ich sehe, und die täglichen Besucher in meinem Büro in der Redaktion zu empfangen. Sie können ihre Sorgen nirgends anders hintragen, weil der Kreml ihre Geschichten nicht parteikonform findet, so dass die "Novaya Gazeta", unsere Zeitung, der einzige Ort ist, wo sie öffentlich gemacht werden.

      Die russische Journalistin Anna Politkowskaja wurde 1958 in New York geboren. Jahrelang berichtete sie für die "Novaya Gazeta" und andere Medien über Wladimir Putins Krieg in Tschetschenien. Sie bekam eine Morddrohung nach der anderen. Sie wurden von russischen Soldaten festgenommen, geschlagen und fast vergewaltigt. "Wenn ich das Sagen hätte", sagte ihr einmal ein Offizier, "würde ich Sie erschießen." Am 7. Oktober wurde Politkowskajas Leiche im Aufgang ihres Moskauer Wohnhauses aufgefunden, eine Makarow-Pistole lag zu ihren Füßen. Sie war 48 Jahre alt. Den hier abgedruckten Essay hat Politkowskaja im August für "Another Sky", ein englisches PEN-Buch, geschrieben. Es erscheint 2007 im Verlag "Profile Books".
      © Washington Post
      Aus dem Englischen von Wieland Freund.

      Artikel erschienen am 18.10.2006

      WELT.de 1995 - 2006


      quelle:http://www.welt.de/data/2006/10/18/1075436.html?s=4
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      schrieb am 18.10.06 13:00:30
      Beitrag Nr. 139 ()
      Analyse

      Hartz IV machte die Armut sichtbar

      Mehr als sieben Millionen Bedürftige leben in eutschland in vier Millionen Haushalten. Dass man dies heute weiß, hängt auch mit den Hartz-Reformen zusammen. Die Behauptung, Hartz IV sei an der Armut schuld, geht an der Realität vorbei.
      Von Stefan von Borstel

      Hartz IV ist an allem schuld: an Armut, Ausgrenzung und der neu entdeckten Unterschicht. Darin sind sich die Linken innerhalb der SPD und darüber hinaus einig. "Armut und soziale Ausgrenzung sind nicht über uns gekommen, sie sind das Ergebnis der Politik von Gerhard Schröder", sagt der SPD-Politiker Ottmar Schreiner. Die Arbeitsmarktpolitik des ehemaligen SPD-Kanzlers habe dazu geführt, dass Millionen Menschen keine Chance mehr hätten, "aus dem Niedriglohnsektor mit seinen Hungerlöhnen herauszufinden". Das brachte Schreiner prompt Beifall von der CDU, aber einen Rüffel von SPD-Fraktionschef Peter Struck ein. Solche Bemerkungen seien "Unsinn" und "völlig falsch", betonte Struck am Dienstag vor einer Fraktionssitzung in Berlin, erst die von Rot-Grün eingeleitete Arbeitsmarktreform Hartz IV habe dafür gesorgt, dass langjährige Sozialhilfeempfänger wieder in die aktive Arbeitsvermittlung gekommen seien.

      Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse betont, Hartz IV sei nicht die Ursache für die Armut, sie bringe diese lediglich an die Oberfläche, so der SPD-Politiker in der "Berliner Zeitung". Unabhängige Experten geben ihm recht: Die Arbeitsmarktreform habe "vieles an den Tag gebracht, aber keine prekären Verhältnisse geschaffen", sagt auch der evangelische Landesbischof Christoph Kähler, der auch stellvertretender Vorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

      Tatsächlich kann die scharf kritisierte Arbeitsmarktreform kaum die jetzt vielfach beklagten "Armutskarrieren über Generationen" hervorgebracht haben. Denn sie ist ja noch nicht einmal zwei Jahre in Kraft. Armut und mangelnde Bildung sind schon viel länger Realität in diesem Land, eine Realität, die mit der rot-grünen Arbeitsmarktreform unübersehbar wurde. Hartz IV startete im Januar 2005 mit mehr als sechs Millionen Menschen in 3,3 Millionen Bedarfsgemeinschaften. Heute sind es schon mehr als sieben Millionen Bedürftige in vier Millionen Haushalten. Zuvor bekamen diese Menschen Arbeitslosenhilfe von den Arbeitsämtern oder Sozialhilfe von der Kommune - oder sie bekamen eben gar nichts, weil sie den Gang zum Sozialamt scheuten. 300 000 Sozialhilfeempfänger tauchten Anfang 2005 neu in der Arbeitslosenstatistik auf und trieben die Arbeitslosenzahl über die Fünf-Millionen-Marke. Die verdeckte Armut, so Caritas-Generalsekretär Georg Cremer, konnte mit Hartz IV deutlich reduziert werden.

      Tatsache ist aber auch: Die als "Armut per Gesetz" verunglimpfte Reform stellte Millionen von Sozialhilfeempfängern besser. Während der Regelsatz zur Sozialhilfe Ende 2004 bei 297 Euro im Westen und 285 Euro im Osten lag, bekommen die Hartz-IV-Empfänger heute einheitlich 345 Euro, darin ist eine Pauschale für Hausrat und Kleidung enthalten. Früher mussten diese "einmaligen Leistungen" extra beantragt werden. Heute erhält sie jeder - ob er einen neuen Wintermantel oder Kühlschrank braucht oder nicht. Erstmals erhielt mit Hartz IV auch jeder Sozialhilfeempfänger vollen Sozialversicherungsschutz - die Beiträge zahlt das Jobcenter. Diese Regelungen führten mit zu der Kostenexplosion bei der Reform, mit der doch eigentlich Milliarden eingespart werden sollten.

      Bei den früheren Empfängern von Arbeitslosenhilfe gibt es dagegen nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer der Reform. Zu den Gewinnern zählen Arbeitslose, die nur einen geringen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatten. Bei ihnen wird nun auch der Bedarf der Kinder berücksichtigt, außerdem trägt der Staat die Unterkunftskosten. Prinzipiell hätten diese Haushalte bereits in der Vergangenheit Anspruch auf "aufstockende Sozialhilfe" oder Wohngeld gehabt - tatsächlich wurde die Hilfe aber aus Scham oder Unwissenheit oft nicht in Anspruch genommen.

      Zu den Verlierern zählen die Arbeitslosen, die in ihrem Job gut verdient haben und damit verhältnismäßig viel Arbeitslosenhilfe - gezahlt wurden 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens - bekommen haben. Sie erhalten jetzt nur noch den Regelsatz.

      Das Ziel, Arbeitslose wieder in Arbeit zu bringen, hat Hartz IV bislang nicht erreicht: Das Gesetz hat die Armut zwar sichtbar gemacht, aber nicht beseitigt.

      Artikel erschienen am 18.10.2006

      WELT.de 1995 - 2006


      quelle:http://www.welt.de/data/2006/10/18/1075644.html
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      schrieb am 19.10.06 00:07:03
      Beitrag Nr. 140 ()
      Rundfunkgebühren

      Alternative verzweifelt gesucht
      Die Ministerpräsidenten wollen die Geräte-Gebühr abschaffen und die Finanzierung von ARD und ZDF reformieren. Umstritten ist vor allem die Abgabe für PCs. WELT.de dokumentiert die wichtigsten Alterntiven zum derzeitigen Gebührenmodell.

      Von Christian Seel

      Berlin - Die Ministerpräsidenten der Bundesländer streben offenbar eine umfassende Reform der Rundfunkgebühren an. Dabei soll das bisherige System der Abgabe pro Gerät durch ein zeitgemäßes Finanzierungsmodell ersetzt werden, um die Kosten für ARD, ZDF, Deutschlandradio und Landesmedienanstalten gerechter auf Zuschauer und Hörer zu verteilen. Bei ihrem Treffen morgen und am Freitag in Hannover wollen die Länderchefs ihrer Rundfunkkommission den Auftrag erteilen, ein entsprechendes neues Verfahren zu entwickeln. Über einen geänderten Gebührenstaatsvertrag soll dann im Laufe des kommenden Jahres beraten werden.

      Anlass für die neue entflammte Diskussion ist die umstrittene so genannte PC-Gebühr, die ab Januar erhoben wird. Wer bislang keine Rundfunkgebühr zahlt, aber einen Internet-PC oder ein UMTS-Handy besitzt, soll künftig ebenfalls zur Kasse gebeten werden. Das Thema erzürnt vor allem Freiberufler und Gewerbetreibende, die darin eine Art moderne Wegelagerei des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sehen. Schließlich dürften die wenigsten der neuen Gebührenpflichtigen ihre PCs tatsächlich zum Rundfunkempfang nutzen. Ihnen ist deshalb auch nicht zu vermitteln, dass statt der eigentlich geplanten TV-Gebühr von 17,03 Euro pro Monat voraussichtlich nur die Grundgebühr von 5,52 Euro erhoben wird. Auch darüber wollen die Ministerpräsidenten morgen beraten.

      Auf jeden Fall aber steht das gegenwärtige Gebührenverfahren auf dem Prüfstand. An Alternativen mangelt es schon deshalb nicht, weil die Länder die Sache bereits vor vier Jahren geprüft, dann aber doch verworfen hatten:

      Haushaltsabgabe: Unabhängig von der tatsächlichen Geräteausstattung wird jeder Haushalt mit einer Pauschale belastet, die ungefähr der bisherigen Rundfunkgebühr entspräche. Die Haushaltsabgabe hat in den letzten Wochen viele Fürsprecher gefunden, darunter Ministerpräsident Christan Wulff aus Niedersachsen (siehe Interview Seite 2) ebenso wie Bayerns Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU), die Grünen und NDR-Intendant Jobst Plog. Problem: "Haushalt" ist kein klarer Rechtsbegriff. Außerdem müssten für Gebührenbefreiungen aus sozialen Gründen sämtliche Haushaltsmitglieder überprüft werden, was nur mit einem Datenabgleich der entsprechenden Behörden möglich ist. Wegen Datenschutz-Bedenken wurde diese Lösung seinerzeit verworfen.

      Personenpauschale: Das Lieblingsmodell des FDP-Medienpolitikers Hans-Joachim Otto klingt einfach: Jeder Bundesbürger ab 18 Jahren mit einem bestimmten Einkommen zahlt eine Medienpauschale von rund zehn Euro. Problem: Familien insbesondere mit erwachsenen Kindern würden mehrfach belastet. Andererseits könnte man die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) abschaffen, die allein 161 Millionen Euro jährlich aus dem Gebührentopf verbraucht.

      Steuer: Dieser Weg erscheint am unwahrscheinlichsten, wurde aber dennoch bereits durchgerechnet. Eine allgemeine Verbrauchssteuer wie die Mehrwertsteuer müsste um etwa 1,5 Prozent erhöht werden, um das gegenwärtige Rundfunkgebührenaufkommen von rund sieben Milliarden Euro jährlich zu ersetzen. Das Verfahren stößt allerdings auf rechtliche Bedenken. Zum einen steht die Finanzierung aus einer Steuer dem Gebot der Staatsferne des Rundfunks entgegen, zum anderen gehört die Rundfunkpolitik in die Kulturkompetenz der Länder, was die Finanzierung aus einer Bundessteuer schwierig macht.

      Ungeachtet aller Einwände treiben die Ministerpräsidenten die Diskussion voran. Möglicherweise auch deshalb, um dem Protest gegen die von ihnen selbst beschlossene PC-Gebühr die Spitze zu nehmen. In den meisten Staatskanzleien hingegen hält sich die Begeisterung über ein neues Gebührensystem in Grenzen. Man habe doch schon mal "leidvoll alles durchgeprüft", klagt einer der zuständigen Referenten. Die Aussichten auf eine bessere Lösung als die bisherige seien "wenig erquicklich".

      Andererseits könnte auf diese Weise Ministerpräsident Peter Harry Carstensen das Gesicht wahren. Der Regierungschef aus Schleswig-Holstein ist im Auftrag seines Landtages ausgezogen, die PC-Gebühr kurz vor Ultimo zu stoppen. Die Chancen stehen schlecht - seine Kollegen aus den übrigen 15 Bundesländern wollen nicht mitmachen. Da wäre es ein gutes Zeichen, wenn Carstensen wenigsten mit der vagen Aussicht auf eine Gebührenreform nach Kiel zurückkehren könnte.

      Artikel erschienen am 18.10.2006

      WELT.de 1995 - 2006


      quelle:http://www.welt.de/data/2006/10/18/1075460.html
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      schrieb am 19.10.06 00:08:24
      Beitrag Nr. 141 ()
      GEZ-Debatte

      Kommentar: Belastung über Gebühr
      Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern herrscht Selbstbedienungsmentalität. Un die Politik unterstützt diese Einstellung nach Kräften. Auch die neue Initiative der Ministerpräsidenten orientiert sich am wohl der Medien, nicht an dem der Bürger.

      Der massive Widerstand der Wirtschaft gegen die Rundfunkgebühr auf internet-fähige Computer und Handys zielt nur auf ein Symptom. Die eigentliche Krankheit im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland sitzt tiefer. Kern des Problems ist die staatlich flankierte Selbstbedienungsmentalität der Öffentlich-Rechtlichen. Die zuständigen Bundesländer drücken sich seit Langem vor einer klaren Neudefinition des Grundversorgungsauftrags in Zeiten neuer Medien. Statt dem rasant steigenden Finanzbedarf Einhalt zu gebieten, sichern die Landesfürsten fürsorglich den Bedarf "ihrer" Anstalten ab. ARD und ZDF von sich aus wollen an diesen Verhältnissen natürlich nichts ändern, sondern bloß die Einnahmebasis erweitern, wie es jetzt mit den zusätzlichen gebührenpflichtigen Geräten geschieht.

      Das Misstrauen, nicht nur der Gebührenzahler, wächst, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender sich immer neue, lukrative Geschäftsfelder erschließen. Die Flucht vor der GEZ ist zu einem bürgerlichen Volkssport geworden. Und Brüssel prüft kritisch, ob im deutschen Modell nicht zulasten Privater unzulässige Beihilfen gezahlt werden.

      Wenn die Länderchefs weiter in dieser Weise am öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seiner Finanzierung festhalten, müssen sie sich fragen lassen, wessen Interessen sie eigentlich vertreten: die des Steuern und Gebühren zahlenden Bürgers oder die eines Apparates, der sich verselbstständigt hat?

      Oliver de Weert

      Artikel erschienen am 18.10.2006


      WELT.de 1995 - 2006

      http://www.welt.de/data/2006/10/18/1075678.html
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      schrieb am 20.10.06 04:11:23
      Beitrag Nr. 142 ()
      Justiz

      Reden statt klagen: Mediation wird zum Erfolgsmodell
      Verbissene Streitereien um Alltagsbanalitäten wie Gartenzäune, Partylärm und Grillgestank könnten Schleswig-Holsteins Richtern künftig häufiger erspart bleiben. Denn die Mediation an den Gerichten entwickelt sich zum Erfolgsmodell.
      Von Karen Katzke

      Kiel - Nach einer ersten Bilanz des Justizministeriums in Kiel wurden im nördlichsten Bundesland bereits einige Hundert Fälle mithilfe speziell ausgebildeter Richtermediatoren bearbeitet. Ihr Ziel: die Streithähne zu ermutigen, in einem direkten, fairen und vertraulichen Gespräch die Konflikte selbst zu lösen, statt eine Entscheidung des Gerichts einzufordern.

      Es gibt bei dieser Art der Konfliktlösung nur Gewinner und viel Lob. Minister Uwe Döring (SPD) resümiert "einen Erfolg, der sich sehen lassen kann. Wir stehen am Anfang einer langfristig möglicherweise sehr bedeutsamen Entwicklung für die Justiz Schleswig-Holsteins." Derart positive Erfahrungen machte zuerst Niedersachsen, das schon vor Jahren Pilotprojekte an Gerichten etablierte. Seither erproben in mehreren Bundesländern Gerichte dieses Verfahren als Modell, "um langfristig zu einer besseren Streitkultur zu kommen", wie Döring betont. In mehr als 80 Prozent der Fälle gelingt eine Einigung, die beiden Seiten gerecht wird und dauerhaften Rechtsfrieden bringt.

      Mediationen bieten das Oberlandesgericht Schleswig, die Landgerichte Flensburg, Itzehoe, Lübeck und Kiel sowie die Amtsgerichte Kiel und Pinneberg an. Auch das Landesarbeitsgericht Kiel erprobt Mediation, um Verfahren zu verkürzen und die Anfechtung von Urteilen zu vermeiden.

      Der Vizepräsident des Kieler Amtsgerichtes, Torsten Block, hält diese Art Streitschlichtung überall dort für sinnvoll, "wo Menschen auch weiter miteinander umgehen wollen: zum Beispiel in der Familie, als Nachbarn und in wirtschaftlichen Beziehungen". Richter Andrej Marc Gabler vom Kieler Landgericht ergänzt: "Bisher hat noch keiner das Mediationsverfahren bereut, weder die Anwälte noch die streitenden Parteien."

      Neue Rolle für Anwälte und Richter
      Konstruktives Miteinander und Vertraulichkeit sind dabei oberstes Gebot. "Da können die Parteien plötzlich alles ansprechen, ohne einen möglicherweise schlechten Eindruck zu machen. Tränen und auch lautstarke Beschimpfungen sind möglich. Wenn es der Sache dient und der Aufarbeitung hilft, akzeptieren wir das und machen eine Pause, bis sich die Gemüter beruhigen", sagt Gabler. "Dann ist die Luft raus und Einvernehmen in Sicht." Anwälte und Richter üben sich dabei in einer neuen Rolle: den Parteien zuzuhören und sie selbst Lösungsvorschläge entwickeln zu lassen. Dazu trifft man sich am runden Tisch bei Kaffee und Keksen. Zwei bis vier Stunden dauert das Verfahren durchschnittlich. "Doch niemand muss sich beeilen, wir nehmen uns Zeit."

      Auch für Richterin Insa Paul, die die Verfahren am Kieler Amtsgericht koordiniert, ist "Mediation ein gutes, zukunftsweisendes Modell, weil es die Probleme da anpackt, wo sie sind." Wie im Falle eines Ehepaares, das sich jahrelang um den Unterhalt stritt. Vier Urteile wurden gefällt, bevor in der Mediation eine befriedigende Lösung gefunden wurde. "Wenn das Paar vorher den tiefergehenden Hass in einem Mediationsgespräch hätten klären können, hätte man sich wahrscheinlich die Prozesse sparen können", meint Richterin Paul. Derartige Erfolge motivieren: "Wir machen die Mediation völlig unentgeltlich obendrauf, weil wir wirklich überzeugt sind", betont die Richterin.

      Artikel erschienen am 20.10.2006

      WELT.de 1995 - 2006

      http://www.welt.de/data/2006/10/20/1078234.html
      Avatar
      schrieb am 05.11.06 03:25:14
      Beitrag Nr. 143 ()
      Heute am 05.November 2006, möchte ich ganz herzlich
      UWE Seeler zu seinem 70. Geburtstag gratulieren.:):):)
      Uwe Seeler war für mich immer ein Vorbild gewesen.:)



      Uwe Seeler am 06. April 2006


      "Laufbahn als Sportler Mit neun Jahren begann Seeler 1946, beim Hamburger Sportverein (HSV) Fußball zu spielen. Dort spielte er 1953 mit nur 16 Jahren zum ersten Mal in der Ligamannschaft (vergleichbar mit der heutigen Bundesligamannschaft). Ab Juli 1954 war er dank einer Sondergenehmigung des DFB dauerhaft in der Ligamannschaft spielberechtigt und wurde kurz danach in der damaligen Oberliga eingesetzt. Am 29. August 1954 schoss er im Spiel gegen den VfB Oldenburg sein erstes Oberligator.

      Sein erstes Länderspiel bestritt er im Oktober 1954 im Alter von 17 Jahren. Seit 1961 war er Kapitän der Nationalmannschaft. Er machte bis zu seinem Rücktritt am 9. September 1970 aus der Fußball-Nationalmannschaft 72 Länderspiele. Mit seinem letzten Länderspiel überbot er den Rekord von Paul Janes, welcher seit 1942 Bestand hatte. Er hielt den Rekord bis zum 24. November 1973 und wurde dann von Franz Beckenbauer überboten. Er schoss 43 Tore, sein letztes war das 2:2 im Viertelfinale gegen England bei der WM 1970. Damit hat er die beste Torquote aller deutschen Spieler mit mehr als 70 Länderspielen. Seeler nahm an den Weltmeisterschaften 1958, 1962, 1966 und 1970 teil und wurde dort bei insgesamt 21 Länderspielen eingesetzt. Es gelang ihm, sich bei allen 4 WM-Turnieren in die Torschützenliste einzutragen, eine Leistung, die außer ihm nur noch Pele gelang. Er war der erste Spieler mit mehr als 20 WM-Spielen. Sein Rekord wurde erst 1998 von Lothar Matthäus überboten.

      Außerdem war er bei 10 Länderspielen für die Jugendnationalmannschaft, 1 für die Juniorennationalmannschaft und 3 Spielen für die B-Nationalmannschaft auf dem Feld.

      Seeler spielte während seiner ganzen Karriere beim HSV und erreichte mit ihm zahlreiche Erfolge. 239 Bundesligaspiele und 137 Tore stehen auf seinem Konto. Im Europapokal erzielte er 21 Tore in 29 Spielen. Damit ist er bis heute (2005) der erfolgreichste Torschütze des HSV.

      1972 trat Seeler mit einem Spiel des HSV gegen eine Weltauswahl vom aktiven Sport zurück. Diesen Rücktritt unterbrach er noch ein Mal, als er am 23. April 1978 in einem Spiel der ersten irischen Liga beide Tore für den Cork Celtic FC gegen den Shamrock Rovers FC erzielte (er soll bei diesem Punktspiel irrtümlich davon ausgegangen sein, es handele sich um ein Freundschaftsspiel).

      Als Mittelstürmer wurde Seeler besonders durch seine akrobatischen Tore per Fallrückzieher oder – bei der Weltmeisterschaft 1970 gegen England zum 2:2 Ausgleich – mit dem Hinterkopf bekannt.

      1961 lehnte Uwe Seeler ein Angebot zum Wechsel zu Inter Mailand ab, obwohl ihm dafür 1,2 Millionen D-Mark geboten wurden – damals eine der höchsten gebotenen Transfersummen überhaupt und ein aufsehenerregender Betrag.

      1965 musste Seeler nach einem Achillessehnenriss ein halbes Jahr aussetzen und stand vor einem möglichen Karriereende.


      Laufbahn danach Nach seiner Zeit als aktiver Sportler arbeitete Seeler erfolgreich als Inhaber einer Bekleidungsfirma und Repräsentant für Adidas (eine Tätigkeit, die er auf Vermittlung von Sepp Herberger schon seit 1961 ausübte).

      Daneben betätigt er sich in verschiedenen ehrenamtlichen Positionen, unter anderem im Rahmen der Uwe Seeler Traditionself, einer Mannschaft mit mehr als 60 ehemaligen Profis, die in wechselnder Zusammensetzung etwa 10 bis 15 Freundschafts- und Benefizspiele jährlich bestreitet.

      Von 1995 bis 1998 war Seeler Präsident des HSV. Obwohl ihm selbst keinerlei Unredlichkeiten unterstellt wurden, konnte er nicht verhindern, dass in dieser Zeit andere Funktionäre den Ruf des Vereins mit zweifelhaften Geschäften schädigten.

      2003 veröffentlichte er seine Autobiografie "Danke, Fußball!".


      Erfolge und Auszeichnungen
      Erfolge mit der Nationalmannschaft Vierter Platz bei der Weltmeisterschaft 1958
      Vize-Weltmeister 1966
      Dritter Platz bei der Weltmeisterschaft 1970

      Erfolge mit dem HSV Zweiter Platz im Europapokal der Pokalsieger 1968
      Deutscher Meister 1960
      Vize-Meister 1957, 1958
      Deutscher Pokalsieger: DFB-Pokal 1963
      Zweiter Platz im DFB-Pokal: DFB-Pokal 1956, DFB-Pokal 1967
      Neunmal in Folge Norddeutscher Meister (1955–1963)

      Persönliche Erfolge Erster Torschützenkönig der Bundesliga 1963/64, mit 30 Toren

      Auszeichnungen Deutscher Fußballer des Jahres 1960 (erster Träger dieses Titels), 1964, 1970
      Berufung in Welt- und Europaauswahlmannschaften
      Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft (1972, zweiter so ausgezeichneter Spieler)
      Großes Bundesverdienstkreuz (1970, als erster Sportler)
      Hamburger Ehrenbürger (2003. Seeler erhielt diese höchste Auszeichnung, die Hamburg vergibt, als bislang einziger Sportler.)

      Bild in der Öffentlichkeit Seeler wird in der Öffentlichkeit meist als bodenständiger, aufrichtiger, geradliniger und einfacher Mensch gesehen. Zu diesem Bild haben nicht nur seine sportliche Fairness beigetragen – er erhielt in seiner langjährigen Laufbahn nur eine einzige Rote Karte – und seine Ablehnung des aufsehenerregenden Angebots, 1961 für die damals sehr hohe Summe von 1,2 Millionen D-Mark zu Inter Mailand zu wechseln, sondern auch sein Lebenswandel, der keine Skandale oder Allüren aufweist.

      Seeler ist auch Jahrzehnte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn einer der beliebtesten Sportler in Hamburg, was sich in der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an ihn 2003 ausgedrückt hat. Er erhielt diese Auszeichnung als erster Sportler.

      Am 24. August 2005 wurde eine von dem Hamburger Unternehmer Andreas Maske (Maske AG) gestiftete Bronzenachbildung seines rechten Fußes enthüllt. Diese 250.000 Euro teure beeindruckende Skulptur steht vor dem HSV-Stadion, ist etwa vier Tonnen schwer, 5,15 Meter breit, 3,50 Meter hoch und zeigt seine diversen Verletzungen durch unermüdlichen Einsatz auf.

      Seine Beliebtheit drückt sich auch in der für ihn in Hamburg verbreiteten Bezeichnung „Uns’ Uwe“ („unser Uwe“) aus."


      quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Seeler



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 12.11.06 12:28:11
      Beitrag Nr. 144 ()
      "Die edlen Metalle

      von Dr. Bernd Niquet

      Am Freitag der letzten Woche bin ich schon ganz in der Fruehe losgefahren zur Edelmetallmesse nach Muenchen. Doch dann war das Wetter so schoen und ich habe mir den ersten Tag ge- schenkt und bin dorthin gefahren, wo ich schon seit Langem immer hin wollte, naemlich auf den Obersalzberg. Denn wann kommt man als Berliner da schon einmal hin? Und ich dachte, es ist ja auch irgendwie verwandt, auf den Obersalzberg zu fahren oder zur Edelmetallmesse, jedenfalls wenn man sich mit Dogmatik beschaeftigt, was ich ja tue, dann ist es sehr ver- wandt.

      Als ich am naechsten Tag auf der Messe bin, bestaetigt sich mein Eindruck: Alles sieht aus und wirkt wie in den Filmen aus den gar nicht so guten vergangenen Zeiten. Wenn man ein richtiger Goldguru sein will, dann muss man die Welt mit ganz anderen Augen sehen. Dann ist nichts mehr so, wie es vorher war oder wie es von anderen und unbeleckten Menschen gesehen wird. Ploetzlich ist das Gold das Apriori und das Aposterio- ri, der Anfangs- und der Endpunkt, es ist die neue Brille, durch die man die Welt betrachtet. Und diese Welt erscheint dann natuerlich in den Formen und Farben, die durch die Bril- le erzeugt werden.

      Die Goldbugs kommen! Irgendwie hat mich diese Schlagzeile fasziniert. James Turk ist der erste Redner an diesem Tag. Er erzaehlt, was ich an diesem Tag immer wieder hoere - und was ich nie begreifen oder akzeptieren werde. Ein identisches Erlebnis habe ich erst wieder als ich auf der Rueckfahrt in Regensburg Station mache und am Sonntag der Heiligen Messe im Dom beiwohne. Die Goldbugs messen unsere Welt am Preis des Goldes. Eine Inflation ergibt sich dann nur in dem Fall, wenn die Warenpreise gegen Gold ansteigen, was jedoch nicht der Fall ist.

      Bei einem Beispiel muss ich laut auflachen, was mir jedoch sofort richtig peinlich ist. Schliesslich bin ich ja in der Hoehle der Loewen. Wuerde man den Oelpreis in Gold ausdrue- cken, sagt Turk, dann wuerde es den Oelpreisschub gar nicht geben! Gut gebruellt, denke ich da, die Gedanken sind frei, und konstruiere mir sofort selbst ein derartiges Gedankenbei- spiel. Da ich selbst in Aktien fuer mein Alter vorsorge, sind die Aktienpreise fuer mich wichtiger als die Inflationsrate und die Konsumentenpreise. Wenn ich daher den Dax im Euro- stoxx ausdruecken wuerde, dann haette es die ganze Baisse 2000 bis 2003 ja gar nicht gegeben! Oder wenn ich das Oel im Dow Jones ausdruecke, dann ist es auch nicht mehr so schlimm.
      Wie wunderbar!

      Verstehen sie mich aber bitte nicht falsch! Ich bin der fes- ten Ueberzeugung, dass die Rohstoffhausse erst in ihren An- faengen steckt und noch lange Jahre weiter gehen wird. Ich glaube auch daran, dass es ein "Gegenschwingen" von Aktien und Commodities in der langen Frist gibt. Ich glaube daran, weil ich an den Schweinezyklus glaube. Gehen die Preise her- unter, will keiner die Dinger haben, gehen sie hoch, kann man hingegen gar nicht genug bekommen.

      Ich halte es jedoch fuer fatal, aus dem Gold eine Religion zu machen. Fuer den einzelnen Investor ist ein gewisser Teil Gold im Depot durchaus angebracht. Doch als gesellschaftli- ches Modell taugt das nicht. Wir koennen unsere Vermoegen nur dann fuer das Alter sichern, wenn wir sie profitabel inves- tieren. Und nicht, wenn wir sie in der Erde vergraben - oder in einem aus der Erde geholten Stoff konservieren wollen. Die Goldbugs kontrastieren zudem eine Goldwaehrung steht mit der Vorstellung, dass jegliches Papiergeld willkuerlich vermehrt werden kann. Unter bestimmten Voraussetzungen ist das moeg- lich, dann muss man fliehen. Doch das Geld, das wir im Augen- blick haben, ist das Geld der Vermoegensbesitzer und nur mit Zustimmung dieser auszuweiten.

      Weil das mit Vermoegensschulden gedeckte Geldsystem jedoch so fragil ist und von weiten Kreisen nicht verstanden wird, hal- te ich es auch fuer richtig, dass die Zentralbanken, wie man ueberall hoert, weltweit gegen das Gold intervenieren. Das ist nichts Systemwidriges, sondern es ist ihre Pflicht, ueber die sie natuerlich nicht reden werden und auch nicht reden duerfen. In diesem Zusammenhang muss ich noch anfuegen, dass mir der zweite angekuendigte Goldbug, Bill Murphy, dem Gruen- der der GATA, der diesem Spiel der Notenbanken auf die Spur gekommen ist, am besten von allen Menschen gefallen hat, die ich dort getroffen habe. Ein absolut integerer Mann mit gros- sem Format, denke ich. Ihm glaube ich bedingungslos. Ihm wuerde ich sogar Geld anvertrauen. Im Unterschied zu ihm sehe ich jedoch in den Interventionen gegen den Goldpreis nichts Verwerfliches, sondern eine notwendige stabilisierende Mass- nahme. Denn wie hat doch schon Ludwig Erhard so schoen ge-
      sagt: Die Psychologie sollte man in der Wirtschaft nie zu gering einschaetzen."


      ++++++



      Grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 12.11.06 12:42:36
      Beitrag Nr. 145 ()
      Gleichbehandlung: Schutz vor Diskriminierungen verstaerkt

      Von M. Preu, Biallo & Team

      Nach Einschaetzung des Deutschen Industrie- und Handelskam-
      mertages verschlechtert es die Standortbedingungen in
      Deutschland weiter, fuer die Gewerkschaften ist es ein erheb-
      licher Fortschritt fuer Arbeitnehmer. Die Wahrheit ueber das
      Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) duerfte irgendwo in
      der Mitte liegen. Seit 18. August gilt es fuer das gesamte
      Arbeitsleben, aber es hat ab Dezember 2006 auch Auswirkungen
      auf Teile des Zivilrechts und ab Dezember 2007 auf privat-
      rechtliche Versicherungsvertraege.

      Erst allmaehlich wird Arbeitgebern bewusst, welche Tragweite
      das Gesetz hat - und welche Rechte es Arbeitnehmern ein-
      raeumt. "Weil es nicht nur die Anbahnung neuer Arbeits-
      verhaeltnisse beruehrt, sondern auch bestehende - und das
      fuer jeden Arbeitgeber unabhaengig von der Betriebsgroesse",
      sagt die Arbeitsrechtsexpertin Ines Boll aus dem bayerischen
      Schwabhausen. "Praktisch jede Personalentscheidung wird kon-
      trollfaehig, weshalb Unternehmen ihre Stellenanzeigen und
      Personalfrageboegen ueberpruefen muessen, um nicht wegen Ver-
      letzung des Benachteiligungsverbots Schadensersatz leisten zu
      muessen", warnt Rechtsanwaeltin Boll.

      Da es vor Benachteiligungen wegen der "Rasse oder ethnischen
      Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung,
      einer Behinderung, seines Alters oder der sexuellen Identi-
      taet" schuetzt, gibt es zahlreiche Anknuepfungspunkte fuer
      Arbeitnehmer - aber auch Bewerber. Wer nur Bewerber "zwischen
      20 und 40 Jahren" sucht oder eine "passende Ergaenzung fuer
      unser junges dynamisches Team", der duerfte zukuenftig Prob-
      leme bekommen. Angehoerige der Generation 50 plus koennten
      nach einer Absage auf ihre Bewerbung mit einer Entschaedi-
      gungsforderung reagieren. "Dass altersbedingte Benachteili-
      gungen unterbunden werden, ist deshalb sinnvoll, weil gerade
      aeltere Arbeitnehmer wieder in Arbeit gebracht werden sol-
      len", sagt Martina Perreng, Arbeitsrechtsexpertin beim Bun-
      desvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Berlin.

      Auch wenn es ein geschlechtsbezogenes Benachteiligungsverbot
      bereits im Buergerlichen Gesetzbuch gab (bislang Paragraph
      611 a BGB), fuerchten Unternehmen wegen des AGG mit einem
      deutlichen innerbetrieblichen Mehraufwand. Jede Befoerderung
      und Gehaltserhoehung muss wohlueberlegt und -begruendet sein
      - besonders wenn Frauen mit Maennern oder juengere mit aelte-
      ren Mitarbeitern um die Stelle konkurrieren. "Benachteiligun-
      gen von Frauen waren zwar auch nach dem bisherigen Recht
      schon untersagt. Allerdings gibt es jetzt Beweiserleichterun-
      gen fuer Beschaeftigte und auch neue Diskriminierungsmerkmale
      im Gesetz", sagt Rechtsanwaeltin Boll. Ebenfalls neu sind
      umfangreiche Schulungspflichten von Arbeitgebern. Damit sol-
      len Benachteiligungen und insbesondere Belaestigungen auch
      zwischen den Mitarbeitern verhindert werden. Unterbleiben
      solche Schulungen, kann auch der Chef persoenlich zur Kasse
      gebeten werden. Er hat ueberdies dafuer zu sorgen, dass seine
      Mitarbeiter auch vor Diskriminierungen durch Kunden ge-
      schuetzt werden. Ein Benachteiligter kann in erster Linie
      Ersatz der materiellen Schaeden (z.B. entgangener Lohn) und
      der immateriellen Schaeden (eine Art Schmerzensgeld) verlan-
      gen. Wie hoch das letztlich sein wird, darueber befinden die
      Gerichte. Wer sich gegen Diskriminierungen wehren will, kann
      sich an die in-nerbetrieblich einzurichtende Beschwerdestelle
      wenden - dies wird zumeist der Vorgesetzte sein -, oder an
      die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin (Post-
      adresse: 11018 Berlin, Telefon 03018/5551865). Ausserdem emp-
      fiehlt sich der Gang zum Rechtsanwalt.
      Avatar
      schrieb am 10.12.06 15:44:12
      Beitrag Nr. 146 ()
      für gut befunden und lesenwert :kiss:


      ">> Gigantische Cash Flows, hohe Gewinne und prall
      gefuellte Kassen <<

      von W. Hedrich, Leiter Fondsresearch Morningstar Deutschland

      Sind Bergbaukonzerne billig, guenstig, preiswert oder teuer?
      Das haengt davon ab, wo die Rohstoffpreise 2007 und 2008 stehen.

      Auf die Wortwahl kommt es an: Billig ist etwas, was zu Recht einen geringen Preis hat, da die Qualitaet nicht stimmt.
      Guenstig laesst auf eine relative Unterbewertung einer Ware oder Dienstleistung hoffen. Und preiswert ist etwas, was ei- nen hoeheren Preis rechtfertigen wuerde. Etwas ist preiswert, weil Menschen das Angebot und die Nachfrage nach einem Gut anders einschaetzen als derjenige, der etwas als preiswert erachtet.

      Zu abstrakt? Ein Schoko-Weihnachtsmann ist Mitte Januar zum halben Preis guenstig. Er ist aber nicht billig, weil die Schokolade aeusserst schmackhaft ist. Das Adjektiv billig wertet eine Sache klar ab, billig signalisiert eine schwache Qualitaet. Billig waere das Weihnachtsrelikt im Juli, eine Woche nach Verfallsdatum. Was ist nun preiswert? Preiswert waere der Weihnachtsmann Anfang Dezember mit einem Diskont von 30%. Zu einem Preisabschlag vor dem ersten Advent koennte es hypothetisch kommen, wenn Produzenten und der Einzelhandel merken, dass die Vorraete in diesem Jahr zu gross sind. Des- halb bietet man den Schoko-Nikolaus mit einem Abschlag in der Weihnachtszeit an. Was hat dies nun mit Rohstoffaktien zu tun?

      Erstens: Nur sehr gute Fondsmanager erkennen den Unterschied zwischen guenstig und preiswert. Und zweitens: Wer BHP Billiton, Rio Tinto oder Mittal Steel fuer billig, guenstig oder preiswert haelt, der beobachtet, ueberlegt zu kaufen oder kauft. Analog dazu schaetzen manche Marktteilnehmer Mi- nenwerte oder Stahlproduzenten als teuer ein. Sie haben dann schon verkauft und warten bis die Aktien preiswert oder eben guenstig werden. Dies kann auf zwei Wege geschehen. Entweder die Notierungen geben nach oder die Gewinne steigen, ohne dass die Kurse mitziehen.

      Die Bewertung der Aktien von Minengesellschaften, die Kupfer, Eisenerz oder Kohle foerdern, ist stark abhaengig von den Rohstoffnotierungen in den kommenden Jahren. Auch die Kosten- seite spielt eine Rolle. Osteuropaeische Minen- und Oelwerte gelten zum Beispiel als kostenintensiv und wenig produktiv.
      Unterstellt man konstant hohe oder steigende Preise fuer Eisenerz, Nickel oder Zinn, erscheinen die Bewertungen von nordamerikanischen, australischen, britischen oder suedafri- kanischen Minenaktien als preiswert oder guenstig.

      Pessimisten sehen hingegen tendenziell nachgebende Preise an den Terminmaerkten; ihnen erscheinen die Notierungen von CVRD (Companhia Vale Do Rio Doce - Eisenerzproduzent aus Brasi-
      lien) oder Anglo American ausgereizt. Sie stufen diese Aktien als Zykliker ein und argumentieren, dass schon bald neue Ka- pazitaeten auf die Maerkte kommen, was die Preise fallen laesst.

      Ausserdem stehe eine globale Wachstumsabschwaechung an, so die Rohstoffbaeren. Sie halten es fuer zu gefaehrlich, jetzt an einem fuer sie zyklischen Hoch in diese Werte einzustei- gen. Die Baeren warten sozusagen auf guenstigere oder preis- wertere Notierungen. Wenn allerdings die Gewinne schneller nachgeben als die Kurse, dann bleiben die Bergbaukonzerne teuer.

      Grundsaetzlich gilt, dass steigende oder fallende Rohstoff- preise in London und Chicago sich unmittelbar und verstaerkt auf die Kurse von Minenaktien auswirken. Grundstoffe-Aktien sind wie ein Verstaerker der Rohstoffnotierungen. Daher sind diese Werte volatiler als physische Rohstoffe. "




      Grüssels
      Geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 11.12.06 04:49:35
      Beitrag Nr. 147 ()
      Gesundheit

      Alte Menschen bleiben dank Forschung länger fit :rolleyes:

      Die Medizinischen Hochschule Hannover arbeitet an Therapien, die das Altern bestimmter Organe verlangsamen sollen.
      Hannover - Gesünder alt werden: Nach Expertenansicht könnten Organleiden wie Leber- oder Darmkrankheiten bei alten Menschen durch biomedizinische Forschung bald drastisch zurückgehen. "In den kommenden fünf bis zehn Jahren werden Therapien auf den Markt kommen, die das Altern bestimmter Organe verlangsamen", sagte Professor Lenhard Rudolph von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

      "Das Ziel ist, ein sogenanntes gesundes Altern zu ermöglichen. Menschen in einem hohen Alter würden dann länger fit bleiben und hätten eine höhere Lebensqualität." Aktuelle Forschungsergebnisse hätten gezeigt, welche chemischen Signale im Körper den Stopp der Zellteilung auslösten und damit zur Alterung beitrügen. Durch Hemmung dieses Mechanismus konnte die Forschungsgruppe den Organverfall in alternden Mäusen deutlich verlangsamen.

      Bei den Tieren wurde der verantwortliche Botenstoff p21 ausgeschaltet. Das Ergebnis: "Wir konnten das Überleben der Mäuse um 40 Prozent verlängern. Sie lebten vor allem deutlich besser." Sollten sich diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen, sei es möglich, gerade bei Älteren die Organfunktionen zu verbessern. Die Lebensspanne auf diese Weise zu verlängern sei allerdings unwahrscheinlich, da viele andere Mechanismen ebenfalls zur Alterung beitrügen, so Rudolph.

      dpa/lni


      quelle: http://www.welt.de/data/2006/12/11/1141563.html
      Avatar
      schrieb am 12.12.06 02:49:42
      Beitrag Nr. 148 ()
      Steuern

      Wie der Fiskus Konten im Ausland aufspürt
      Von Lutz Schumann

      Besonders in Österreich will der deutsche Fiskus nach Steuersündern fahnden

      04. Dezember 2006

      Heimlich, still und leise ist Anfang des Jahres ein Gesetz in Kraft getreten, das dem Fiskus noch mehr Möglichkeiten bietet, Steuersünder im Ausland aufzuspüren.

      Mit dem „Gesetz zu dem Protokoll vom 16.10.2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union“ treten Regelungen in Kraft, die die Bundesrepublik Deutschland mit 15 EU-Mitgliedsstaaten vereinbart hat. Neben Dänemark, Frankreich und Spanien wird es auch von Österreich und Belgien angewendet. Damit hat die Steuerfahndung neue weitreichende Rechte und Möglichkeiten, verborgene Bankkonten im EU-Ausland aufzuspüren.

      Schon innerhalb Deutschlands kann die Finanzverwaltung die Steuerehrlichkeit seiner Bürger sehr genau überprüfen. Erinnert sei nur an das Kontenabrufverfahren, bei dem der Fiskus unbekannte Konten und Depots des Steuerpflichtigen bei inländischen Banken aufdecken kann.

      Jahresbescheinigung faktisch eine Kontrollmitteilung

      Übrigens: Ob das Kontenscreening mit Einführung der Abgeltungssteuer 2009 wirklich abgeschafft wird, wie dies die rot-grüne Koalition derzeit lautstark verkündet, bleibt erst einmal abzuwarten.

      Zudem sind die Banken verpflichtet jedem Kapitalanleger eine Jahresbescheinigung über Kapitalerträge und Spekulationsgeschäfte zu erteilen, was faktisch zur Kontrollmitteilung durch die Hintertür führt. Denn dadurch lassen sich auch rückwirkend noch Schlüsse auf verborgene Kapitalerträge aus früheren Jahren ziehen. Schließlich gewinnt der Fiskus auch durch Kontrollmitteilung im Rahmen der EU-Zinsrichtlinie immer mehr Informationen über verborgene Kapitaleinkünfte der deutschen Bürger.

      Nachfolgend erfahren Sie, welche neuen Möglichkeiten die deutschen Steuerfahnder im Ausland haben.

      Welche Informationen der Fiskus erhält

      Aufgrund des EU-Protokolls ist jeder Mitgliedsstaat verpflichtet, dem deutschen Fiskus alle betreffenden Angaben zu Konten und Kontonummern von einem deutschen Staatsbürger in diesem Land zu machen. Da die Mitteilungspflicht auch aufgelöste Konten umfaßt, kann das Finanzamt leicht die Steuererklärungen der Vorjahre überprüfen und Unstimmigkeiten entdecken. Beachten Sie, daß die Steuerfahndung auch treuhänderisch gehaltene Konten im Ausland aufspüren kann.

      Voraussetzung für die Rechtshilfe ist, daß gegen die betreffende Person strafrechtliche Ermittlungen geführt werden, die in Deutschland zu einer Freiheitsstrafe von mindestens vier Jahren und in dem ersuchten Mitgliedsstaat mit einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren bedroht sind. Bei Verdacht auf Steuerhinterziehung stellen diese Voraussetzungen im allgemeinen allerdings keine besondere Hürde dar.

      Zusätzlich erhält die deutsche Steuerfahndung aber auch Angaben über Bankkonten und Bankgeschäfte, die während eines bestimmten Zeitraums getätigt wurden, also auch Informationen über sämtliche Überweisungs- und Empfängerkonten. Hierzu ist es nicht Voraussetzung, daß gegen den Inhaber oder Verfügungsberechtigten des Kontos ein straffrechtliches Ermittlungsverfahren vorliegt. Die Steuerfahndung spürt nicht nur verdeckte Konten im Ausland auf, sondern kann zusätzlich auch Transaktionen, zum Beispiel Überweisungen auf und von diesen Konten, einsehen. Dadurch lassen sich alle Geldbewegungen von einem Konto zu einem anderen nachvollziehen.

      Eine gigantische Informationsquelle

      Das Finanzamt erhält somit nicht nur über die ihm schon bekannten Steuersünder Informationen, sondern möglicherweise auch über andere Steuerpflichtige, mit denen der Steuersünder zusammenarbeitet. Auch Zufallsfunde können für steuerliche Zwecke uneingeschränkt verwertet werden. Dadurch können auch Steuerpflichtige ins Visier der Steuerfahndung kommen, die ursprünglich gar nicht betroffen waren, weil sich der ursprüngliche Anfangsverdacht gegen eine ganz andere Person gerichtet hat.

      Die Mitgliedsstaaten sind übrigens verpflichtet, die Steuerersuchen vertraulich zu behandeln, das heißt die betroffenen Bankkunden dürfen nicht darüber informiert werden, wenn der heimische Fiskus Informationen erhält. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zum Kontenabruf in Deutschland vor. Hier hat sich die Finanzverwaltung verpflichtet, den Steuerpflichtigen zumindest nachträglich über den erfolgten Kontenabruf zu informieren.

      Allerdings ist es auch in Deutschland zulässig, nach einem erfolgreichen Kontenabruf direkt ein gezieltes Auskunftsersuchen an das betreffende Kreditinstitut durchzuführen, wenn eine vorherige Information des Steuerpflichtigen den Ermittlungszweck gefährden würde. Deckt der Fiskus jedoch im Ausland ein Konto auf, wird sofort ein Steuerstrafverfahren eingeleitet. Der Ausweg, eine rechtzeitige strafbefreiende Selbstanzeige abzugeben, wird dem Steuersünder dadurch versperrt.

      Auch Österreich und Belgien geben Infos weiter

      Besonders brisant ist, daß dieses Protokoll auch in Österreich und Belgien umgesetzt wird. Diese beiden Länder haben gerade im Rahmen der EU-Zinsrichtlinie ihr Steuergeheimnis geschützt und verweigern Kontrollmitteilungen. Als das Kontenabrufverfahren in Deutschland in kraft getreten ist, hat insbesondere Österreich bei deutschen Kunden verstärkt für eine Geldanlage im „kontenabfragefreien“ Ausland geworben und dabei Anlageprodukte empfohlen, die nicht in den Anwendungsbereich der EU-Zinsrichtlinie fallen.

      Aufgrund dieses Protokolls haben sich diese Länder allerdings unbemerkt von der Öffentlichkeit verpflichtet, noch viel weitreichendere Informationen an ausländische Staaten weiterzugeben.

      Die Finanzverwaltung hat schon deutlich gemacht, daß die Steuerfahndung insbesondere in Österreich von den Möglichkeiten dieses Protokolls Gebrauch machen will. Dies zeigt Frage elf der vom Bundesfinanzministerium (BMF) veröffentlichten „Fragen und Antworten zur aktuellen Kritik am steuerlichen Kontenabrufverfahren „ vom 9. Februar 2006. Hier wird explizit Österreich als Beispiel derjenigen Staaten genannt, die das Abkommen ratifiziert haben. Für Steuersünder wird es also immer schwerer, dem Fiskus ihre Kapitaleinkünfte zu verheimlichen.
      http://www.faz.net/s/Rub42AFB371C83147B795D889BB33AF8404/Doc…


      grüssels
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 23.12.06 13:38:45
      Beitrag Nr. 149 ()
      ich wünsche allen hier frohe weihnachten und
      ein gesundes und erfolgreiches neues jahr 2007.


      grüssle
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 26.12.06 20:27:12
      Beitrag Nr. 150 ()
      FTD: Dramatischer Dollar - Verfall bedroht deutschen Export
      Die Wirtschaftskrise in Deutschland wird fürchterlich

      Von Karl Weiss

      Ein Leitartikel der „Financial Times Deutschland“ malt ein Horrorszenario über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland anhand des Verfalls des Dollars. Der Verfall sei nicht aufzuhalten, ein Euro von $ 1,50 – 1,60 sei denkbar. Der deutsche Export werde zusammenklappen wie ein Kartenhaus und zusammen mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise und dem Abschöpfen von Kaufkraft durch die Mehrwertsteuererhöhung werde Deutschland in das tiefste Wirtschaftsloch der Geschichte der Bundesrepublik fallen.

      Unter der Überschrift: „Amerika, ein Gruselmärchen“ bringt die „Financial Times Deutschland“ in ihrem Leitartikel vom 28.11.2006 ein Gruselstück, nur ist es leider kein Märchen, sondern verspricht Realität zu werden. Jetzt demnächst.

      Die Analyse ist:
      Der Zusammenbruch der Immobilienblase in den USA, der immer noch in freiem Fall abläuft, hat eine Abschwächung der US-Konjunktur ausgelöst, die nun folgerichtig trotz mannigfacher Stützungsmaßnahmen in eine Abschwächung des Dollars umgeschlagen ist. Nur ist diese Abschwächung durch grundlegende Daten bestimmt (also vor allem durch die hohe Auslandsverschuldung der USA – weltweit die höchste, durch das hohe Budget-Defizit der USA – weltweit das höchste und durch das hohe Außenhandelsdefizit der USA – weltweit das höchste), nicht durch den konkreten Anlass. Deshalb ist es auch nicht möglich, dieses Abrutschen des Dollars durch Notenbankinterventionen aufzuhalten. Zwar werden solche Interventionen zeitweise die Geschwindigkeit reduzieren können, aber eben weder die Tendenz aufhalten noch das am Ende zu erreichende Niveau, das von dem Wirtschafts-Journalisten auf etwa $1,50 bis 1,60 pro Euro geschätzt wird.

      Abgesehen davon, dass der Dollareinbruch in den USA eine Krise verursachen wird, weil die Importe verteuert werden und dadurch Kaufkraft abgeschöpft wird, wird genau diese US-Krise so oder so eine Weltwirtschaftskrise auslösen, weil die Dominanz der US-Wirtschaft so riesig ist, dass sich keine einzige nationale Wirtschaft dem Abwärtstrudel wird entziehen können.

      Die US-Fed wird auch nicht durch Maßnahmen wie drastische Zinssenkungen dagegen angehen können, denn das geht nur mit einem starken Dollar. Ein schwacher Dollar trägt Inflation ins Land. Um die nicht überhand nehmen zu lassen, muss die Fed mit lediglich kleinen Abwärtsschritten bei den Zinsen reagieren, was die Krise nicht wird verhindern können.

      Speziell für Deutschland allerdings wird das Ganze zum Desaster werden. Das Wachstum ist sowieso schon spärlich, unter 2%, das wird von einem Dollar, der 1,40 Euro erreicht, bereits auf Null gesetzt, denn dieser Dollarkurs beeinträchtigt die deutschen Exporte. Deutschland konkurriert auf vielen Märkten der Welt mit US-Exportprodukten oder anderen aus dem Dollarraum. Wo jene deutlich billiger werden, muß der deutsche Export klein beigeben.

      Doch damit nicht genug: Der deutsche Binnenmarkt gibt überhaupt nichts her. Kein Wunder, es hat in der deutschen inflationsbereinigten Lohnsumme seit 1991 nur negative Zahlen gegeben, also ständige reale Kaufkraftverluste. Die Renten, das Arbeitslosengeld, alles wurde zusammengestrichen. Die Massen haben kein Geld, zu kaufen und damit die Krise zu verringern.

      Aber auch das ist noch nicht alles: In ihrer unendlichen Weisheit hat die Bundesregierung genau für den Moment, in dem sich dies zuspitzt, zum 1. Januar 2007, die Mehrwertsteuererhöhung von drei Prozentpunkten beschlossen. Das ist die größte Steuererhöhung der Geschichte der Bundesrepublik mit fast 20 % Erhöhung. Dies wird nach Experteneinschätzungen etwa zwischen 1 und 3% bezogen auf die ganze Wirtschaft ausmachen, sagen wir 2%. Damit sind wir für nächstes Jahr nicht mehr bei +/- 0, sondern bei –2%.

      Nun kommt aber die Wirkung der Krise als solche dazu: Massenentlassungen, Anstieg der Zahl der Arbeitslosen (der wirklichen, die veröffentlichten Zahlen mag man manipulieren können), Kurzarbeit, Werksschließungen, Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerungen usw. Das wird die Massenkaufkraft zusätzlich schwächen und weitere Prozente ausmachen, schätzen wir konservativ ebenfalls 2%. Damit sind wir bei –4%

      Nun aber: Der Dollar wird nicht etwa bei 1,40 im Vergleich zum Euro stehen bleiben. Er wird bis zu 1,50 gehen. Damit bricht der deutsche Export, die einzige Hoffnung in Deutschland, weiter ein: Weitere 2%, damit kommen wir auf –6%. Das würde bereits die bei weitem tiefste Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik ausmachen.

      Der Rückschlag der Wirtschaftskrise aus anderen Ländern käme noch dazu: Die können nicht mehr soviel deutsche Produkte kaufen, da sie selbst in der Krise stecken. Sind glatt noch einmal 2%, da sind wir auf –8%.

      Gar nicht daran zu denken, was passiert, wenn der Dollar tatsächlich die 1,60 im Vergleich zum Euro erreichen würde. Oder der weitere Rückschlag auf Deutschland mit weiteren Pleiten, Entlassungen und Arbeitslosenzahlen, die das Szenario von 2006 als Paradies erscheinen lassen werden. Nicht einmal eine zweistellige Rückgang der wirtschaftlichen Tätigkeit in Deutschland ist völlig auszuschließen für einzelne Quartale im Jahresvergleich. Das kann in seinen desaströsen Auswirkungen bestenfalls noch mit der massiven Weltwirtschaftskrise verglichen werden, die 1929 begann und bis tief in die Dreißiger Jahre hinein ging – und selbst die könnte noch übertroffen werden.

      Der Kommentator der Financial Times nennt es eine tektonische Umschichtung, was uns für die nächsten Jahre bevorsteht.

      Es ist nicht unbedingt garantiert, daß die momentane Dollarabschwächung bereits direkt in diese Entwicklung übergeht. Es kann auch noch ein wenig dauern. Soeben – nach Erscheinen des Leitartikels in der FTD – wurde die erste Schätzung des Wachstums des GNP der USA im dritten Quartal 2006 von 1,6% auf 2,2% korrigiert. Die Steilheit des Absturzes (im ersten Quartal waren es noch über 6%!) hat sich etwas abgemildert. Ob das aber ausreichen wird, den Ausbruch der Krise wesentlich hinauszuschieben, bleibt abzuwarten. Letztendlich ist der Unterschied von 1,6 zu 2,2 nicht so tiefgreifend.

      Am gleichen Tag dieser Meldung (29.11.06) kam aber auch eine andere: Wal-Mart, die bei weitem größte Supermarkt-Kette in den USA, hat zum ersten Mal seit über 10 Jahren eine Verminderung des Umsatzes im Vormonatsvergleich gemeldet. Das könnte auf spezielle Wal-Mart-Probleme zurückzuführen sein, aber eher wahrscheinlich ist, es handelt sich bereits um die Auswirkungen der massiven Kaufkraftabschöpfung durch die Zins- und Immobilienmarktprobleme in den USA.

      Der entscheidende Moment wird nach Einschätzung des Berichterstatters sowieso der 1. Januar 2007 sein. An diesem Tag nämlich werden Millionen von US-Bürgern die Rechnung vorfinden, wie viel sie monatlich für ihr Haus abzahlen müssen. Das hängt damit zusammen, daß es in den USA üblich ist, im Jahr des Kaufs bzw. des Bezugs eines Hauses noch keine Zinsen und Tilgung zu verlangen, sondern erst ab dem darauffolgenden Jahr.

      Da 2006 sehr viele US-Bürger ein Haus gekauft bzw. gebaut haben, wird die Zahl der Menschen in die Millionen gehen, die nun plötzlich eine unerwartet hohe Rechnung vorfinden werden. Aber auch viele andere, die noch am Haus abzahlen, werde deutliche höhere Monatsraten blechen müssen. Es gibt in den USA keine auf 5 oder 10 Jahre konstanten Zinsen, wie in Deutschland üblich, die monatlichen Raten und Zinsen werden vielmehr jährlich der Zinsentwicklung angepasst – und die Zinsen wurden deutlich gesteigert. Das bedeutet: Ab 1. Januar wird ein deutlicher zusätzlicher Einbruch in der Gesamt-Kaufkraft des US-Konsumenten eintreten. Die Experten streiten darüber, wie viel dies wirklich ausmachen wird, aber niemand meint, es werde wenig sein.

      Natürlich hätte die Bundesregierung Mittel in der Hand, diese Krise in ihren Auswirkungen auf Deutschland abzuschwächen (verhindern oder hinauszögern kann sie wohl jetzt sowieso niemand mehr). Man könnte die Mehrwertsteuererhöhung aussetzen, stattdessen Maßnahmen der Förderung der Massenkaufkraft beschließen, z.B. eine massive Steuersenkung für die Masse der niedrigen Einkommen, eine Grundversorgung für alle Bürger, die Verdreifachung des Kindergelds und so vieles mehr. All das könnte einfach finanziert werden, wenn man alle Steuererleichterungen für die Konzerne der rot-grünen Koalition rückgängig machte und wieder auf den Stand der Unternehmenssteuern am Ende der Ära Kohl ginge, sowie die sofortige Einstellung der EG-Beihilfen an Großagrarier und Konzerne und der großzügigen Finanzierung der Kirchen ebenso wie ein Ende aller militärischen Abenteuer im Ausland beschlösse.

      Nun, daß dies so getan wird, ist ungefähr so wahrscheinlich wie das Stürzen des Mondes auf die Erde noch in diesem Jahr. Die Bundesregierung ist sogar dabei, ihre letzte größere Waffe in diesem Sinn zu verschenken: Die erhöhten Steuereinnahmen durch die Mehrwertsteuererhöhung werden nicht für ein Konjunkturprogramm verwendet, sondern als Geschenk an Großkonzerne und -banken in Form von weiteren Erniedrigungen ihrer Steuern verschleudert.

      Aber so wie alles seine zwei Seiten hat, wird auch dies seine gute Seite zeigen.

      Weit mehr Bundesbürger werden nun endgültig sehen: Der Kapitalismus hat keine Zukunft für sie und ihre Kinder. Ein System, das nur unermeßlichen Reichtum für eine winzige Minderheit und Arbeitslosigkeit, Krisen, Hunger, Not, Elend, Kriminalität, Krieg und Gewalt produzieren kann, muß weg! Es wird notwendig sein, den Menschen die konkreten Wege des Kampfes um ihre grundlegenden Interessen aufzuzeigen. Die Zeiten, als kaum einer den Kampf für nötig hielt, werden bald definitiv vorbei sein. Lebhafte, revolutionäre Zeiten stehen an!



      Veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 1. Dezember 2006




      grüssels
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 31.12.06 18:14:30
      Beitrag Nr. 151 ()
      ich möchte allen menschen in und um WO ein frohes, friedvolles,
      erfolgreiches und gesundes neues jahr 2007 wünschen.







      grüssels
      vom geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 02.01.07 18:28:19
      Beitrag Nr. 152 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.732.901 von Tippgeber1 am 20.10.06 04:11:23Hallo,

      http://www.boersenklar.de/boersenblick.html

      hochinteressante marktkommentare für alle entspannten Anleger, erstaunliche performance in 2006

      cio :)
      Avatar
      schrieb am 02.01.07 19:29:13
      Beitrag Nr. 153 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.640.128 von schlupfgrins am 02.01.07 18:28:19danke schlupfgrins ;)
      Avatar
      schrieb am 02.01.07 19:29:32
      Beitrag Nr. 154 ()
      zum jahresanfang mal etwas interessantes für alle spekulanten hier.:)



      "Langfristspekulationen

      von Dr. Bernd Niquet

      Der normale Sterbliche macht an der Boerse gewoehnlich keinen uebermaessigen Gewinn. Um einen hoeheren als den Normalertrag zu machen, darf man selbst keinesfalls normal sein. Grund- saetzlich gibt es zwei Wege, aus der eigenen Abnormitaet Geld zu machen. Entweder man ist von manisch-pathologischer Akti- vitaet getrieben und damit den Schritten der Masse immer ei- nen Windhauch voraus, oder man ist ein unbeirrbarer Starr- kopf.

      Als einfacher Durchschnittsmensch versuche ich mit wechseln- dem Erfolg, mir mal die eine und mal die andere Maske aufzu- setzen. Ueber den Erfolg und Misserfolg der Starrkopf-Methode moechte ich heute an drei Beispielen wahrheitsgetreu Auskunft geben.

      (1) Es sollte die groesste und sicherste Spekulation der Menschheitsgeschichte werden, haben sie alle gesagt, Jim Rogers, Felix Zulauf, Mark Faber und viele andere auch. Und vielleicht ist sie das ja auch immer noch. Die extreme Nied- rigzinspolitik in Japan kann nicht von unbegrenzter Dauer sein. Frueher oder spaeter werden die Zinsen dort heftig steigen. Das ist sicher wie das Amen in der Kirche. Die ein- zige Frage ist, ob man diese Spekulation durchhaelt.

      Um das auszuprobieren, habe ich mir im Juli 2003 einen JGB- Put-Schein gekauft, also eine Baisse-Spekulation auf japani- sche Staatsanleihen begonnen. In diesem Monat bin ich nun endgueltig ausgestoppt worden. Gesamtverlust: 77 %. Die Zin- sen sind in Japan zwar wirklich gestiegen, doch viel zu we- nig. Und wer auf eine Baisse der Staatsbonds spielt, muss diese stets leihen, was schliesslich in dem Zertifikatsver- lust abgebildet wird. Hinzu kommen sicherlich enorme Banken- spesen beim "Ueberwaelzen" der Kontrakte. Die Zeit laeuft hier zu stark gegen einen. Man kann also durchaus richtige Ideen haben, diese sich jedoch als in der Praxis unrealisier- bar erweisen.

      (2) Im Jahr davor, im Januar 2002, hatte ich bereits Argenti- nien Anleihen gekauft, als diese bei etwa 35 % des Nominal- wertes notierten. In der besten aller Welten, in der alles zum Besten bestellt ist, habe ich gedacht, was soll da pas- sieren? Selbst Ukraine-Bonds notierten damals mit einstelli- gen Renditen. Anschliessend ging es in den Keller bis unter 20 %, dann kam das Umschuldungsangebot, das viel schlechter lag als erwartet. Ich habe es etwa mit der Haelfte meiner Bonds angenommen. Die neuen PAR-Bonds notieren derzeit bei 45 % und werfen zudem eine Mini-Verzinsung ab. Ueberdies gab es ein beim Umtausch ein wahres Teufelsding, FLR-Bonds, bei de- nen ich nicht weiss, was das ist, die aber taeglich steigen und in diesem Jahr bereits 170 % zugelegt haben. Die nicht getauschten Anleihen notieren weiter bei etwa 30 %. Ein klei- ner Gewinn ist also heraus gekommen, obwohl das Szenario als das schrecklichste aller Szenarien in der Oeffentlichkeit bewertet wird. Und vielleicht ergibt sich aus den nicht ge- tauschten Anleihen noch einmal ein grosser.

      (3) Noch einen Monat vorher habe ich "Silver Standard Res- sources" gekauft. Das ist ein Verzehnfacher, wie damals im Internet-Zeitalter, hat mir ein Bekannter gesagt. Natuerlich habe ich ihm nicht geglaubt. Und um zu beweisen, dass das Unsinn ist, was er sagt, bin ich die Spekulation eingegangen.
      Derzeit liegt der Gewinn bei 733 %, zur Verzehnfachung fehlt also nicht mehr viel.

      (Quintessenz) Und was lehrt mich und uns das alles? Alles ist moeglich – und auch das Gegenteil von allem. Man kann sich Gedanken machen und starr an ihnen festhalten. Man kann al- lerdings auch genau das Gegenteil dessen machen, was man glaubt, und ebenfalls starr daran festhalten. Oder eben nicht. Auf jeden Fall kann man immer nur 100 % verlieren, verdienen hingegen sehr viel mehr. In diesem Sinne wuensche ich Ihnen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2007!"




      grüssle
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 09.01.07 23:36:04
      Beitrag Nr. 155 ()
      Bis an die Grenze

      von Dr. Bernd Niquet

      Bill Bonner hat von seiner Weltreise Eindruecke mitgebracht, die sich in erstaunlicher Weise voellig mit den Eindruecken decken, die ich bei meinem Im-Zimmer-Bleiben bekommen habe.
      Bonner schreibt: "Ganz egal wo man hinkommt, die Leute haben immer aehnliche Gedanken. Heute glauben die Leute ueberall auf der Welt in der gleichen Weise an Geld, wie sie zu ande- ren Zeiten an den Nationalismus oder den Kommunismus geglaubt haben. Heute glauben sie nur noch an einen "-ismus", den Ka- pitalismus ... doch es ist eine seltsame Form des Kapitalis- mus. Die Definition von Reichtum hat sich veraendert – von Nettowert zu Geldfluss. Die Leute bemessen ihren Reichtum auf der Basis von Geld und Krediten, die durch ihre Haende lau- fen, nicht auf der Basis dessen, was sie am Ende noch in den Haenden halten."

      Vom Nettowert zum Geldfluss – das ist auch genau meine Beob- achtung, wenn ich mir die Financial Community anschaue.
      Ueberall wird ueber die steigenden Geldmengen geklagt, ueber- all die Sorge um das Geld, doch dass die Vermoegen exorbitant gestiegen sind und dass hier ein Problem liegt, das hoert man nur ganz selten. Denn jegliches Finanzvermoegen ist netto immer null. Das Brutto-Finanzvermoegen hingegen kann bis ins Unendliche hinein wachsen, doch das funktioniert nur, wenn gleich hohe Verbindlichkeiten auf seiner Rueckseite stehen.
      Hier wird ein riesiges Rad gedreht. Und hier koennen Probleme erwachsen. Die Geldmengen hingegen, auf die die Menschen so verstoert schauen, sind voellig uninteressant.

      Das Geld regiert die Welt also immer staerker. Und ich muss stets an Georg Simmels "Philosophie des Geldes" aus dem Jahr 1900 denken. Was fuer ein Segen, dieses Geld. Denn was waere das Leben ohne das Geld? Gar nicht auszudenken, wenn man den Vermieter nicht mit einer Geldzahlung befriedigen koennte, sondern ihm persoenliche Dienste leisten muesste. In diesem Sinne schafft das Geld grosse Freiheit. In einem anderen Sin- ne fuehrt sein Anhaeufen jedoch zurueck in die Abhaengigkeit.

      Wir alle glauben, unser Schicksal im weitesten Sinne in den Haenden zu halten. Wir haben das Finanzsystem erfunden, also werden wir auch wissen, wie es funktioniert. Dass nicht ein- mal ein Bruchteil der Kernmannschaft der Finanzgemeinde ueber rudimentaere Geldkenntnisse verfuegt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die heutige Zeit ist sicherlich finanziell die bestmoegliche aller denkbaren Entwicklungen. Doch der Mensch neigt stets dazu, bis an die Grenzen zu gehen. Koennten wir uns bescheiden, haetten wir sicherlich "das" Erfolgsmodell geschaffen. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts hatte Blaise Pascal die richtige Losung ausgegeben: "Das ganze Unglueck der Menschen ruehrt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermoegen." Heute bleiben wir zwar auf dem Zimmer, doch geben erst recht keine Ruhe. Bis es wie- der knallt.

      Bei Google findet man schoene Spiegelbilder unseres Selbstverstaendnisses, wie vermeintlich aktiv wir unser Schicksal in den Haenden halten. Unter dem Stichwort "aktiv"
      finden sich 67 Millionen Ergebnisse, unter "passiv" nur 6,1 Millionen, also eine Quote von 10:1. Nur im deutschsprachigen Raum ist es anders, da reduziert sich die Quote auf 4:1. Tja, wir Deutschen sind vielleicht wirklich dichter an der Wirk- lichkeit als der Rest der Welt.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 11.01.07 02:03:08
      Beitrag Nr. 156 ()
      Soziologie

      Warum wir unsere Feinde kennen müssen

      Unter Freunden kann man sich meist verständigen. Das Reservoir an Gemeinsamkeiten verträgt auch Streit. Feinde haben es auf unsere Ideen, unser Eigentum, unsere Freiheit, unser Leben abgesehen. Häufig verbergen sie sich unter den Fremden oder maskieren sich als gute Freunde. Wichtig ist, so erläutert der Soziologe Wolfgang Sofsky, den Unterschied zu erkennen.
      Es gibt Freunde und Fremde, und es gibt Feinde. Freunden vertraut man, sie sprechen dieselbe Sprache, teilen dieselben Ideen und halten im Notfall zusammen. Eine unbefragte Sympathie vereinigt sie. Freunde arbeiten und feiern zusammen. Auch wenn der andere abwesend ist, denken sie aneinander.

      Unter Freunden kann man sich meist verständigen. Das Reservoir an Gemeinsamkeiten verträgt auch Streit, solange zumindest, wie das Weltbild unangetastet bleibt. Freunde vermitteln Sicherheit. Sie sollen so bleiben, wie sie sind. Unseren Freunden wünschen wir Erfolg und Glück, doch wenn es eintrifft, ist Freude nicht zwangsläufig unsere erste Empfindung.


      Gegenüber Fremden sind wir reserviert. Wir schwanken zwischen Argwohn, Vertrauensseligkeit und gebotener Gastfreundlichkeit. Denn Fremde verhalten sich sonderbar. Sie sprechen anders, kleiden sich anders, denken vermutlich auch anders und pflegen Gebräuche, die uns unverständlich vorkommen, zuweilen auch abstoßen. Wörter und Gesten bedürfen der Übersetzung, die Regeln der Höflichkeit scheinen nicht mehr recht zu passen. Einige Fremde rücken einem im Gedränge oder Gespräch dicht auf den Leib. Andere wirken geradezu unheimlich, ja bedrohlich, aber die Mehrzahl scheint harmlos, solange sie in der Parallelgesellschaft ihr eigenes Leben - in fremder Umgebung - führt.

      Feinde haben es auf unsere Ideen, unser Eigentum, unsere Freiheit, unser Leben abgesehen. Manche Feinde sprechen unsere Sprache und gehörten einst zu unseren Freunden. Andere kommen aus der Fremde und waren niemals unsere Freunde. Häufig verbergen sie sich unter den Fremden oder maskieren sich als gute Freunde. Feinde sinnen auf Angriff. Wegen ihrer Hinterlist sind sie oft nicht zu erkennen, so dass wohlmeinende Zeitgenossen dem Irrtum erliegen, es gebe sie gar nicht.

      Seit langem ist die deutsche Politik davon beseelt, sich nur noch Freunde zu machen. Im Innern wurde der Bürgerkrieg entschärft, indem man den alten Feind zum Gegner erklärte, dann zum Konkurrenten, schließlich zum Partner in kleinen und großen Koalitionen. Die Nivellierung weltanschaulicher Gegensätze brachte die Allerweltsparteien hervor, die alles vertreten und jedem gerecht werden. Seitdem kennt man außer einer Handvoll Extremisten nur noch Demokraten und Staatsfreunde. Alle bemühen sich um das, was sie für das Gemeinwohl halten, und die Institution, welche die Freundschaft der Millionen garantieren soll, ist der Staat.

      Eine spezielle politische Spezies ist der Parteifreund. Früher war er ein Weggefährte, Kamerad oder Genosse mit gleicher Gesinnung und Überzeugung. Auf den Straßen und im Parlament konnte man sich auf ihn verlassen. Heute überdeckt die offizielle Rhetorik nur notdürftig die Rivalitäten der Seilschaften und Freundeskreise. Auf Parteitagen applaudieren die Freunde zwar regelgemäß ihren Anführern. Einheit ist hier oberstes Gebot. Doch in den Hinterzimmern verwandeln sich Parteifreunde rasch in Intriganten, Königsmörder, Putschisten und Verräter. Beim nächsten Wechsel der Parteielite will schließlich keiner zu spät kommen.

      Auch in Demokratien gilt die Klugheitsregel aller Machtspiele, dass man sich niemandem zum Feind machen soll, der auch ein Freund sein könnte. Andererseits muss man sich stets so sichere und redliche Freunde wählen, dass sie auch dann das Vertrauen nicht missbrauchen, wenn sie einmal aufhören, unsere Freunde zu sein.

      Ein innenpolitisches Großprojekt dieser Zeit fordert von der Gesellschaft, sich alle zugewanderten Fremden zu Freunden zu machen: durch Gelöbnisse, Bildungsauflagen, Sittenpolizei, Arbeit und sanften Assimilationsdruck. Integration ist nichts anderes als die Verwandlung aller Fremden in Freunde.

      Das Programm ist ebenso anspruchvoll wie riskant. Alle sollen so werden wie wir, ob sie wollen oder nicht. Dass sie am Ende als echte Freunde anerkannt werden, ist freilich unwahrscheinlich. Die Integration ist niemals abgeschlossen. Immerzu können die Einheimischen neue Anpassung einfordern. Sie allein entscheiden darüber, wer ihr Freund und wer ihnen fremd ist.


      Nicht wenige Fremdlinge geraten daher zwischen die Fronten der Zugehörigkeit. Sie fühlen sich weder als Freunde noch als Fremde - und erklären sich daher zu Feinden. Sie fühlen sich um die Konsumgüter und Aufstiegschancen betrogen, die ihnen zwar niemals versprochen wurden, auf die sie jedoch ein natürliches Anrecht zu haben glauben.

      Fremde verlassen nur dann ihre Freunde, wenn ihnen die neue Freundschaft lukrativer erscheint als die alte. Enttäuschte Hoffnungen jedoch schüren Ressentiments. Verlierer kujonieren jeden, der ihren Kreis verlassen will und dabei ist, sich neue Freunde zu suchen. Wer tatsächlich die neue Sprache lernt, sich um gute Noten bemüht, die Kleidung oder gar den Lebensstil wechselt, der gilt als Verräter. Nicht wenige Abtrünnige werden von den alten Ehrenfreunden rabiat bestraft, verprügelt, erstochen.

      Arglose Beobachter halten diese feindseligen Einwanderer der zweiten oder dritten Generation für verhinderte Freunde, obwohl sie der einheimischen Gesellschaft längst den Krieg erklärt haben. Sich gegen seine Feinde so zu verhalten, als wenn sie Freunde sein sollten, ist nicht nur töricht. Es widerspricht der Natur des Hasses und den Gesetzen der Freundschaft.

      Außenpolitisch taufte die politische Klasse die alten Erzfeinde in der Nachbarschaft zu neuen Erzfreunden um, ungeachtet des Grolls, der bis heute in den nationalen Gesellschaften überlebt hat. So groß ist die Sehnsucht nach Versöhnung, dass man den Geltungsdrang der neuen Freunde nachsichtig unterstützt und jedem Streit aus dem Weg geht. Die politische Rhetorik europäischer Einheit überdeckt jedoch nur alte und neue Vorbehalte. Entgegen aller historischen Erfahrung möchten viele an ein ewiges Zeitalter des Friedens und der Freundschaft glauben. Wer diese Illusion aufkündigt, zieht sofort alten Hass auf sich.

      Die deutsche Ideologie der Freundschaft speist sich aus der Erfahrung vergangener Schuld und Niederlage. Aber sie taugt nicht für die Zukunft. Wer vielen Feinden unterlegen war, bleibt deshalb nicht vor neuen Feinden verschont.

      Das freundliche Weltbild widerspricht der Wirklichkeit. Den globalen Terrorkriegszustand pflegt die Gesellschaft zu verdrängen. Mittlerweile sind deutsche Truppen zwar weltweit unterwegs, zur Abriegelung feindlicher Nachschubwege und zur Befriedung fremder Gebiete. Aber diese Missionen gelten nicht als Kriegs-, sondern als Freundschaftsdienst.

      Mit Abschreckung, Bekehrung oder wirtschaftlicher Bestechung ist den neuen Feinden kaum beizukommen. Wie jedem Feind geht es ihnen um die Macht: Wer bestimmt die gesellschaftliche Ordnung, das Recht, die Politik? Wer entscheidet über den wahren Glauben, die wahre Religion und Kultur? Jeder Feind stellt den Freund vor die Frage, wer er selbst sein will. Freunde jedoch, die ihre Feinde nicht zu erkennen vermögen, können auch nicht sagen, wer sie selbst und wer ihre wahren Freunde sind.

      Der Autor ist Soziologe und lebt in Göttingen.


      WELT.de 1995 - 2007


      http://www.welt.de/data/2007/01/09/1169983.html?s=2
      Avatar
      schrieb am 14.01.07 00:35:00
      Beitrag Nr. 157 ()
      Die Rohstoffhausse ist noch nicht zu Ende

      Von Prof. Walter Wittmann*

      Seit Jahren wird darüber geforscht, geschrieben und spekuliert, wie lange die Rohstoffhausse dauern werde, die um das Jahr 2000 begann. Es ist dabei üblich, sich an der Vergangenheit zu orientieren: Seit 1780 haben sich vier Rohstoffzyklen abgewickelt. Der fünfte befindet sich inzwischen im siebten Jahr (2000/07). Es ist empirisch nachgewiesen: Eine Hausse dauert 15 bis 25 Jahre. Demnach ist die laufende Hausse in einem relativ frühen Stadium. Im Durchschnitt dauerte eine Hausse rund 17 Jahre. Rein schematisch gerechnet müsste sie noch rund zehn Jahre anhalten. Die ersten drei Rohstoffzyklen spielten sich unter speziellen Bedingungen ab: Sie hängen alle drei mit kriegerischen Perioden zusammen: Zum ersten die napoleonischen Kriege, zum zweiten der amerikanische Bürgerkrieg (1860er) und drittens der Erste Weltkrieg. Daher scheiden diese drei Zyklen a priori aus, um die künftige Entwicklung zu beurteilen. Unter friedlichen (normalen) Bedingungen wickelte sich die vierte Rohstoffhausse in den 1970er-Jahren ab. Der nachhaltige Anstoss ging von der OPEC aus, welche den Erdölpreis in die Höhe trieb. Gold und Silber stiegen nicht wie andere (NE-)Metalle aufgrund der industriellen Nachfrage, sondern als Reaktion auf die damals hohe Geldentwertung, die Freigabe der Wechselkurse, den Zerfall des US-Dollars und die «Überschwemmung» mit Petrodollars. Auch das sind Sonderfaktoren, die nicht tel quel übernommen werden dürfen, um Ausmass und Dauer der laufenden Rohstoffhausse zu prognostizieren.
      Starken Rückenwind hat die laufende Hausse im Gegensatz zu den 1970er-Jahren von der robusten Verfassung der Weltwirtschaft. Neu daran ist, dass die Nachfrage nach Rohstoffen nicht nur aus traditionellen Industrienationen und Japan kommt, sondern vielmehr ein globales Ausmass angenommen hat. Dazu gestossen sind vor allem China, Indien, Russland und Brasilien (BRIC-Länder). Damit ist die Nachfrage nach Rohstoffen in völlig neue Dimensionen vorgestossen. Entsprechend hat die laufende Hausse die Chance, alles in den Schatten zu stellen, was seit 1780 bekannt ist. Im Sommer/Herbst 2006 kamen Zweifel auf, ob die Hausse an den Rohstoffmärkten sich fortsetzen werde. Dazu gaben massive Kurskorrekturen Anlass: So beim Erdöl von über 75 Dollar auf rund 55 Dollar pro Fass. Gold brach von 720 auf 540 Dollar die Unze ein, Silber rutschte von über 15 Dollar auf unter neun Dollar je Unze. Dabei ging es dominant um den Abbau spekulativer Positionen. Bei der Einschätzung der Zukunft orientiert man sich am besten an ausgewiesenen Experten.
      Nach einer fundierten Analyse kommt Bruno Bandulet (Gold & Money Intelligence, Oktober 2006) zum Schluss: «Es ist zu früh, von einer allgemeinen Rohstoffbaisse zu sprechen.» Sollten die Preise – am ehesten bei einer Rezession – einbrechen, so dient der frühere Deckel künftig als Boden: Dieser liegt bei Erdöl in der Nähe von 40 Dollar je Fass, beim Gold um 500 Dollar die Unze und bei Silber um fünf Dollar. Hier endeten nämlich die Bullenmärkte der 1980er-Jahre. Der «Bank Credit Analyst» (September 2006) geht der Frage nach, ob wir es mit einem anhaltenden Bullenmarkt oder mit einer Blase zu tun haben. Die Antwort ist eindeutig: Die Rohstoffmärkte befinden sich (nur) in einem zyklischen Abschwung, der langfristige Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Es ist keine Baisse zu erwartan, die Hausse geht mit zyklischen Korrekturen weiter. Aus einer Analyse der UBS(Research Focus, August 2006) geht hervor, dass die Rohstoffhausse, gemessen am «Economist-Alle Rohstoffe», noch nicht weit fortgeschritten ist. Nimmt man das Jahr 2000 als Ausgangspunkt (Basis = 100), so befindet sich die Hausse im Vergleich zu den 1970er-Jahren erst auf halbem Weg.
      Ein zentraler Aspekt einer jeden Rohstoffhausse wird meist vernachlässigt: Die Inflation, welche an den Anlagen nagt. Die Anleger lassen sich von der Geldillusion leiten. Ein Beispiel: Die Rohstoffe(CRB-Index) waren kaufkraftbereinigt (real) am Tief um 2000 so niedrig wie 1932 während der grossen Depression. Für jene Anleger, die sich für Erdöl, Gold und Silber interessieren, ist der CRB-Index nicht repräsentativ. Um das reale Niveau von 1980, am Ende der Hausse der 1970er-Jahre, zu erreichen, müsste Erdöl auf 120 Dollar je Fass, Gold auf rund 2000 Dollar und Silber auf rund 120 Dollar die Unze steigen. So gesehen ist das Potenzial nach oben auch nicht annähernd ausgeschöpft. Die Rohstoffhausse dürfte nur dann zu Ende gehen, wenn es in den nächsten Jahren zu einer globalen Depression kommt: Doch danach sieht es gegenwärtig nicht aus, und: Gold (und Silber) sind die beste Absicherung gegen einen Einbruch der Weltwirtschaft, denn: Gold entwickelt sich besonders gut während wirtschaftlich schwierigen Zeiten, so z. B. in den 1930er- und 1970er-Jahren, und: Gold kann nicht bankrott gehen, es ist die beste «Währung».

      * Walter Wittmann ist emeritierter Wirtschaftsprofessor und Autor von Lehr- undSachbüchern. Er wohnt in Bad Ragaz.
      Avatar
      schrieb am 17.01.07 02:57:07
      Beitrag Nr. 158 ()
      "Rohstoff Express: „Getreide-Hausse“ in finaler Phase?


      Kennen sie eigentlich den Film „Die Glückritter“? Falls nicht sollten Sie als Rohstoff-Spekulant diese „Bildungslücke“ schleunigst schließen. Denn der „Streifen“ ist nicht nur überaus unterhaltsam sondern verdeutlicht in unnachahmlicher Art und Weise den Einfluss von Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums auf die Kursentwicklung bei Agrar-Rohstoffen. „Live“ erleben konnte man diesen übrigens letzten Freitag. Kaum hatten die Behörden ihren neusten „Supply-&-Demand-Report“ veröffentlicht, kam es an den Getreidemärkten zu regelrechten „Preisexplosionen“. War das die endgültige Initialzündung für einen langfristigen „Bullenmarkt“ oder befindet sich die Hausse bereits in ihrer finalen Phase?
      Nur Mais überzeugt!

      Wirklich überzeugen konnten nur die Daten zu Mais: Obwohl der amerikanische Verbrauch gegenüber dem Vormonat leicht niedriger veranschlagt wurde, kam es zu einer Reduktion der Ending Stocks von 935 auf 752 Millionen Scheffel. Verantwortlich hierfür war die um 210 Millionen Scheffel zurückgenommene Schätzung der Ernteerträge. Auch auf globaler Ebene reduzierte die Behörde die Endbestände von 92,74 Millionen Tonnen im Dezember auf jetzt nur noch 86,44 Millionen Tonnen. Völlig anders sah es hingegen bei Weizen aus: Hier wurde die Übertragsrate vor dem Hintergrund steigender US-Einfuhren und gleichzeitig geringerer Exporte um 34 auf 472 Millionen Scheffel erhöht und lag damit signifikant über dem Marktkonsens bei 458 Millionen Scheffeln. Weltweit sieht das Landwirtschaftsministerium einen Anstieg der Ending Stocks von 120,74 auf 121,83 Millionen Tonnen. Bei Sojabohnen erfüllten sich die schlimmsten Erwartungen einiger Händler nicht: Die Übertragsrate wurde lediglich auf 575 Millionen Scheffel erhöht. Im Vorfeld gingen pessimistische Marktteilnehmer von einem Zuwachs bis auf 597 Millionen Scheffel aus. Die Lagerbestände zum ersten Dezember notierten mit 2,697 Milliarden Scheffeln zwar unterhalb der Befürchtungen (2,752 Milliarden Scheffel), aber dennoch deutlich über dem Vorjahreswert von 2,501 Milliarden Scheffeln. Unterm Strich kann damit festgehalten werden, dass der jüngste „Supply-&-Demand-Report“ für Mais außerordentlich „bullisch“, für Weizen unverkennbar „bärisch“ und für Sojabohnen leicht freundlich gewesen ist.


      „Holzauge sei wachsam“!

      Dass die Getreidepreise dennoch „durch die Bank“ derart massiv anzogen, ist einerseits unverständlich anderseits aber auf jeden Fall ein klares Warnsignal. Erfahrungsgemäß weisen Kursanstiege trotz eigentlich schlechter News auf das Bestehen oder zumindest den Beginn einer Spekulationsblase hin, vor allem wenn die Erklärungsversuche der „Rallye“ recht abenteuerlich anmuten. Immer wieder ist zu hören, dass die US-Farmer wegen des hohen Preisniveaus ihre Mais-Anbauflächen in diesem Jahr massiv ausweiten, was zu Lasten der anderen Getreidesorten gehen soll. Das US-Landwirtschaftsministerium scheint diese Mutmaßungen nicht zu teilen. Ansonsten würde man wohl kaum von einer Ausweitung der Weizen-Anbaufläche um 3,5 auf über 44 Millionen Acres ausgehen. Auch bei Sojabohnen dürfte nach der kräftigen Aufwärtsbewegung seit Oktober 2006 die Anbaufläche eher erhöht als reduziert werden. Immerhin spricht bei den „Bohnen“ wie auch bei Mais wenigstens die Saisonalität für weiter anziehende Notierungen in den nächsten Monaten. Bei Weizen hingegen drohen bis Sommer kontinuierliche Preisrückgänge. Leser, die auf unsere Empfehlung im September letzten Jahres hin immer noch long in Weizen sind, sollten daher ernsthaft darüber nachdenken, ihre mittlerweile staatlichen Gewinne mitzunehmen oder wenigstens den Stopp-Kurs eng nachzuziehen. Wagemutige Investoren können die seit Freitag wieder recht ambitionierten Notierungen sogar zum Short-Einstieg nutzen. Denn auf Dauer – so viel sollte klar sein – werden die starken „Fundamentals“ bei Mais kaum ausreichen, um den gesamten Getreidesektor immer weiter nach oben zu katapultieren.


      Ihre Rohstoff-Express-Redaktion

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      Autor: Redaktion Rohstoff Express
      Avatar
      schrieb am 17.01.07 17:26:00
      Beitrag Nr. 159 ()
      "naked short selling" aus dem cnes Thread:

      Zu naked short selling: (Also OHNE sich überhaupt Aktien auszuborgen...)

      ****************************************************

      Kursmanipulationen - Die bösen Buben der Wall Street

      "Naked Short Selling" heißt der neueste Trend, mit dem Hedgefonds an der New Yorker Börse ihre Rendite aufpeppen. Dabei spekulieren sie mit unerlaubten Mitteln auf fallende Kurse. Betroffene Unternehmen kann das in den Ruin treiben.


      Die Aktien von Pegasus Wireless sind gehörig unter die Räder gekommen. Seit das Unternehmen aus Fremont in Kalifornien sich im April zu 13 Dollar an der renommierten US-Technologiebörse Nasdaq listen ließ, stürzte der Aktienkurs um sage und schreibe 95 Prozent ab. Dabei hatte es so gut angefangen. Die Aktien wurden in den Index der 2000 größten US-Unternehmen aufgenommen und von guten Adressen wie Goldman Sachs, Vanguard und dem Pensionsfonds der öffentlichen Angestellten Ohios gekauft.

      Dann aber geriet alles außer Kontrolle: Der Aktienkurs, der Ende Mai bei fast 19 Dollar notierte, fiel ins Bodenlose, der Börsenumsatz stieg auf eine Million Stück am Tag - ein hoher Umschlag für eine Firma mit 65 Millionen handelbaren Aktien. Obwohl Pegasus seine Gewinne steigerte und eine spannende Technologie ankündigte, mit der sich Videos drahtlos vom Heim-PC auf TV-Geräte im Haushalt überspielen lassen.

      Was war geschehen? Pegasus war ein Opfer des "Naked Short Sellings", zu Deutsch: der "nackten Leerverkäufe", geworden. Leerverkäufer sind Anleger, die auf fallende Aktienkurse setzen. Sie leihen sich gegen Gebühr Aktien bei einem Broker aus, die sie an der Börse verkaufen. Fällt der Kurs, decken sie sich billiger wieder ein und kassieren den Gewinn.

      Sogenannte "nackte" Leerverkäufer bemühen sich erst gar nicht, die Papiere, die sie verkaufen, zuvor auszuleihen. Laut Börsenaufsicht ist zwar der Broker verpflichtet, vor einem Leerverkauf zu prüfen, ob es genug ausleihbare Aktien gibt, er muss aber nicht kontrollieren, ob der Leerverkäufer diese Aktien auch tatsächlich ausleiht. Wer eine solche nicht existente Aktie kauft, erhält bei der Abwicklung einen Schuldschein. Erst später, wenn der Leerverkäufer sich eingedeckt hat, wird der Schuldschein gegen die Aktie ausgetauscht.



      Naked Short Selling öffnet der Kursmanipulation Tür und Tor: Weil man beliebig viele Aktien auf den Markt werfen kann, liegt die Versuchung nahe, Kurse bewusst zu drücken. Anonyme Schmierkampagnen per E-Mail tun oft das ihrige dazu. "Diese Leute lügen, betrügen und stehlen", sagt Wes Christian, ein Rechtsanwalt aus Houston, der das ebenfalls betroffene Internetkaufhaus Overstock.com und mehr als ein Dutzend andere betroffene Aktiengesellschaften vertritt. "Dies ist der größte kommerzielle Betrug in der US-Geschichte."

      Nacktes Leerverkaufen ist nicht illegal, es sei denn, eine bewusste Kursmanipulation wäre nachweisbar. Das ist in der Regel problematisch. Betroffen sind oft kleine börsennotierte Unternehmen, die durch den Kursverfall in den Ruin getrieben werden könnten. Notiert der Aktienkurs einmal im Centbereich, haben Kunden und Lieferanten Sorge um das Fortbestehen des Unternehmens und ziehen sich unter Umständen zurück. Aus purer Spekulation wird eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. "An der Wall Street denken viele, dass nackte Leerverkäufer oft als Sündenböcke für Vorstände von schlecht gemanagten Unternehmen herhalten müssen", sagt der Aktienrechtsanwalt Peter Chepucavage. "Die gelten schlicht als Jammerlappen."

      Doch Philip Marcum, Chef von Metretek Technologies in Denver, braucht eigentlich keine Entschuldigungen für seine Performance: "Wir sind ein echtes Unternehmen mit echten Anlegern und echtem Umsatz", sagt der 62-Jährige, dessen Firma Zähler für Gaspumpen verkauft. Bis Ende März hatte der Aktienkurs sich verfünffacht.

      Es wird hat immer schwieriger für die "KLEINEN" an den Börsen

      Doch am 30. März fielen die Aktien an einem Tag um sieben Prozent, als die Zahl der gehandelten Aktien von durchschnittlich 11 000 auf 169 000 Aktien emporschnellte. "Man kann keinen dafür bestrafen, dass er gegen eine Aktie spekuliert", sagt Marcum. "Aber auch Leerverkäufer müssen sich an Regeln halten. Ich finde, es müsste sehr ernsthafte Strafen geben, wenn Leute eine Aktie verkaufen, ohne sie auch nur zu leihen."

      Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hat das Problem erkannt, den Maßnahmen aber fehlt die Durchschlagskraft. So sind seit Januar 2005 die Börsen verpflichtet, eine Liste aller Unternehmen zu führen, die mindestens 10 000 nicht gelieferte Aktien oder 0,5 Prozent der handelbaren Papiere an fünf Tagen in Folge aufweisen.

      Erscheint eine Aktie auf der Liste, müssen alle neuen Geschäfte binnen zweieinhalb Wochen abgewickelt sein, fordert die SEC. Als die Vorgabe im Januar 2005 in Kraft trat, ging die Anzahl der nicht gelieferten Aktien kurzzeitig herunter. Dann jedoch schnellte sie wieder hoch - die Datenflut ist kaum in den Griff zu bekommen. Rund 450 Unternehmen lang ist die Liste aller Börsen zusammengenommen.

      Selten werden "nackte" Leerverkäufer bei Kursmanipulationen erwischt. Eine der Ausnahmen: der von Edwin Buckey gemanagte, 310 Millionen Dollar schwere Hedgefonds Gryphon Partners. Dem wird Wertpapierbetrug in 35 Fällen vorgeworfen. Betroffen sind ausschließlich kleine Firmen, deren Kurse leicht zu manipulieren sind: Medis Technology, Generex Biotech, Immune Response oder PhotoMedex gehören dazu. Buckey soll 6,5 Millionen Dollar ergaunert haben und wird vor Gericht gebracht.

      Erst im September ist die Hedgefondsmanagerin Hilary Shane in fünf Fällen des Betrugs, des Insiderhandels und "nackter" Leerverkäufe bezichtigt worden. Sie plädierte auf nicht schuldig, zahlte aber im zivilrechtlichen Vergleich 1,4 Millionen Dollar Strafe. Von 2002 bis 2005 hat die SEC insgesamt nur 24 Millionen Dollar Strafe in fünf Fällen von "nackten" Leerverkäufen kassiert. Zum Vergleich: Allein in 2006 wurden sämtliche Verstöße gegen das Wertpapiergesetz mit Strafen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar geahndet.

      Jasper Knabb, der Vorstandschef von Pegasus Wireless, griff deshalb zu einer Art Selbstjustiz, als die Nasdaq auf seine Beschwerden hin seiner Meinung nach unzureichend reagierte: Er offerierte seinen Aktionären, die dem Unternehmen während des Kursverfalls treu geblieben waren, eine Sonderdividende. Der Haken: Wer sie kassieren wollte, musste seine Aktie namentlich registrieren lassen. Danach nämlich kann sie nicht mehr an Leerverkäufer ausgeliehen werden. Fordern genügend normale Aktionäre die Registrierung an, sind Broker gezwungen, entliehene Aktien von Leerverkäufern zurückzufordern. Die müssen sich dann durch Käufe am Markt eindecken.

      Knabb erreichte sein Ziel zunächst: Der Kurs von Pegasus stieg um satte 30 Prozent auf 7,60 Dollar. Ob er sein Unternehmen allerdings am Leben erhalten kann, ist noch unklar. Sein neues Videostreaming-Produkt, das vor konkurrierenden Offerten von Apple oder Cisco Systems am Markt sein soll, muss erst mal Abnehmer finden. Der Kurs liegt heute bei 1,50 Dollar. Knabb jedoch gibt sich optimistisch - er hat fünf weitere Produkte in der Pipeline und überdenkt eine Lizenzvereinbarung mit Microsoft. "Wir werden überleben."
      Avatar
      schrieb am 25.01.07 16:41:02
      Beitrag Nr. 160 ()
      das sind doch mal gute nachrichten. gegen kursmanipulationen
      gerichtet...bravo.

      (www.pectec.de)

      "Sehr geehrte Kunden,
      aufgrund massiver Beschwerden seitens der kanadischen Börse, dass in letzter Zeit gehäuft kleine Orders zum Marktschluß eingestellt wurden, die dazu führten, dass die zugehörigen Werte oftmals neue Höchst-/Tiefstkurse ausbildeten, was den dort geltenden Börsenregeln widersprechen kann, schreiben wir Ihnen vor dem Hintergrund der Androhung durch die Börse, unsere Kunden komplett abzuklemmen, diese Mail. Im Interesse aller Kunden werden wir zukünftig durch unser System vor Marktschluß einen Ordercheck durchführen lassen, welcher durch die Börse möglicherweise angreifbare Geschäfte von vorneherein verhindert. Der Ordercheck - in Abstimmung mit der kanadischen Börse erstellt - sieht zum Börsenschluß folgendes vor:

      Alle Kauf- und Verkauforders, die 5 Minuten vor Börsenschluß bei Aktien mit Kursen zwischen 0.01 und 3.00 CAD und weniger als 2.000 Stücke enthalten, so wie bei Aktien mit Kursen zwischen 3.00 und 5.00 CAD und weniger 1.000 Stücke enthalten, werden storniert.
      Alle Kauf- und Verkauforders die in der letzten Minute vor Börsenschluß eingegeben werden und dadurch ein neues Tageshoch oder –tief generieren würden, werden storniert.
      Alle Kauf- und Verkauforders die in den letzten zwei Minuten vor Börsenschluß eingegeben werden und dadurch einen Kursveränderung von 3% vom letzen Kurs erzeugen, werden storniert.

      Orders die gegen diese Regeln verstoßen werden vom System direkt gelöscht und erscheinen mit einem entsprechenden Hinweis unter ‚Status Message’ in Ihrem Orderbuch.

      Die kanadische Börse weist in diesem Zusammenhang zudem daraufhin, dass zur Markteröffnung folgendes zu beachten ist:

      Es wird nicht toleriert, wenn man sich mit Orders auf die aktuellen Geld- und Brieftaxen stellt, diese dann löscht und eine Order auf die Gegenseite einstellt. Die Nichteinhaltung dieser Regel hat den Ausschluss vom Handel an den kanadischen Börsen zur Folge.

      Wir bitten um Ihr Verständnis und insbesondere bei den Hinweisen zum Handel zur Markteröffnung um Beachtung dieser Vorgaben "




      grüssle
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 03.02.07 03:32:43
      Beitrag Nr. 161 ()
      unbedingt lesen:)..interview mit prof. dr. hans j. bocker

      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…


      grüssle
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 03.02.07 03:33:22
      Beitrag Nr. 162 ()
      unbedingt lesen:)..interview mit prof. dr. hans j. bocker

      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…


      grüssle
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 03.02.07 17:01:42
      Beitrag Nr. 163 ()
      Soziale Marktwirtschaft

      Rätselraten um die Herkunft eines Erfolgsbegriffes
      Der Begriff "soziale Marktwirtschaft" hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten unzählige Parteiprogramme geziert. Wem die Urheberrechte an der Formulierung zukommen, ist nicht restlos geklärt. Als sicher gilt, dass der Münsteraner Professor Alfred Müller-Armack das Wortpaar als erster in einem akademischen Text benutzte und mit Inhalt füllte: Er überschrieb im Dezember 1946 das zweite Kapitel seines Buches "Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft" mit "Soziale Marktwirtschaft" und meinte damit eine Kombination von wirtschaftlicher Freiheit mit ausgleichenden Eingriffen des Staates. Damit schuf er den theoretischen Unterbau für eine neue Wirtschaftsordnung im Nachkriegsdeutschland.

      Allerdings ist umstritten, ob nicht Müller-Armacks Sekretärin den Begriff kreierte, als sie einen Aktenordner beschriftete. Außerdem sollen verschiedene Wissenschaftler und Politiker unabhängig von Müller-Armack von "sozialer Marktwirtschaft" gesprochen haben. Eine Anekdote macht sogar Ludwig Erhard gewissermaßen selbst zum Erfinder des Begriffs: Karl Günther Weiss, der wissenschaftliche Assistent des SS-Gruppenführers Otto Ohlendorf, glaubt sich daran zu erinnern, dass das Wortpaar "soziale Marktwirtschaft" erstmals Anfang 1945 in einem Gespräch zwischen Erhard und ihm fiel.


      Um Erhard weiterhin eine unabhängige Forschung zu ermöglichen, suchten die beiden damals nach einer Vokabel für dessen liberales Konzept, "worin Ohlendorf einen Anklang an seine nationalsozialistischen Vorstellungen erblicken würde", schreibt Weiss in seiner Autobiografie. Nach dem Krieg habe Erhard sein Material an Müller-Armack weitergereicht und ihn gebeten, es ohne Hinweis auf den Urheber zu veröffentlichen. Historiker sehen in dieser Version allerdings mehr Dichtung als Wahrheit.

      jos

      Artikel erschienen am 03.02.2007

      WELT.de 1995 - 2007


      quelle:http://www.welt.de/data/2007/02/03/1198672.html
      Avatar
      schrieb am 06.02.07 23:07:05
      Beitrag Nr. 164 ()
      Das neue Gold

      von Dr. Bernd Niquet

      Die aktuellste Frage lautet: "Ist mein Portfolio ueberhaupt passend fuer das Global Warming?" sagt der Anlagedirektor einer grossen Schweizer Bank. Wenn er international unterwegs sei und die Anleger weltweit mit dieser Frage konfrontiere, berichtet er, dann ernte er gemeinhin nur Stirnrunzeln. Dabei sei diese Frage doch brandneu und in ihren Konsequenzen noch nicht einmal annaehernd durchdacht.

      Ach, wie schoen muss es sein, Anlagedirektor zu sein, in der Welt herum zu fliegen und Anleger mit solchen Fragen zu kon- frontieren. Vor allen Dingen: "Weil das Global Warming keine Volatilitaet zeigt!" "Im Grunde genommen", so der Frueh- stuecksdirektor weiter zum Fruehstueck, "gibt es eine alte Bauernregel. Und die lautet: Je kleiner der Breitengrad, umso positiver der Effekt des Global Warming." Bald koennten wir, so malt er aus, an der Ostsee baden wie einst im Mittelmeer.
      Und da muesse man doch einfach investieren.

      Auch beim "World Economic Forum" in Davos war der Klimawandel eines der ganz grossen Themen. Es kann zwar selbst der schlaueste Chemiker nicht das Verhalten und die Reaktionen auch nur eines einzigen Gases in der Atmosphaere korrekt be- schreiben, doch der britische Regierungsberater Nicholas Stern vermag nicht nur das, sondern darueber hinaus auch das Verhalten und die Reaktionen aller anderen Stoffe inklusive ihrem Zusammenwirken beschreiben, erklaeren und prognostizie- ren. Und darueber hinaus auch noch die Kosten berechnen, die sich ergaeben, wenn man die Atmosphaere nackt shorten wuerde und sie anschliessend mit all dem Kohlendioxid wieder zu- rueckkaufen muesste. Dabei kommt eine Summe von 5.500 Mrd.
      Dollar heraus.

      Kein Wunder, dass die Banken taeglich neue Investments rund um den Klimaschutz auflegen. "Die direkteste Form besteht darin", schreibt die Tageszeitung "Die Welt", "schon jetzt auf die kuenftige Weltwaehrung Kohlendioxid zu spekulieren."
      Das klingt natuerlich gut, ist aber wohl leider noch Zu- kunftsmusik. Denn man ueberlege sich nur, wie wirkungsvoll ploetzlich alle Weltwaehrungsprobleme geloest waeren, wenn Kohlendioxid tatsaechlich zum neuen Gold und zur neuen Welt- waehrung werden wuerde. Keinerlei Waehrungsturbulenzen mehr!
      Und auch die Ueberschuldungsprobleme waeren einer sichtbaren Loesung entgegen getrieben.

      Dabei geht es im Grunde genommen schon heute, sich eigenes Geld zu schaffen. Sie glauben das nicht? Haben Sie beispiels- weise noch alte Bankschuldverschreibungen in Ihrem Depot?
      Geben Sie sie zurueck an die Bank! Das Geld, welches diese Ihnen dafuer auf Ihr Konto schreibt, ist neues Geld, das es vorher noch nicht gegeben hat! Damit haben Sie neues Geld geschaffen! Ganz ohne die Zentralbank! Was, sie koennen das in den Statistiken nicht wiederfinden? Weil die Zentralbank die Geldmenge M3 nicht mehr veroeffentlicht? Na – vielleicht macht sie das ja gerade deshalb nicht mehr! Und vielleicht sollte man es mit Klima-Report der Vereinten Nation ebenso machen. Aber nein, das geht natuerlich nicht. Denn Demokratie und Marktliberalismus bedeuten ja stets, die Irrwege auch tatsaechlich zu beschreiten, um sie als solche zu erkennen.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 28.02.07 11:47:41
      Beitrag Nr. 165 ()
      aus dem doersam brief


      "A Rebours - adieu mein lieber Dax!

      von Dr. Bernd Niquet

      Es ist nicht nur eines der schoensten Buecher der Weltliteratur, sondern auch die wohl eintraeglichste Strategie, an den Maerkten langfristig Geld zu verdienen: A Rebours – Gegen den Strich!
      Ein wirklich glueckliches Leben fuehren und richtig gutes Geld verdienen kann man immer nur dann, wenn man sich gegen die Masse stellt.

      Werfen wir einen Blick auf unser Land: Der Dax hat sich in den letzten Jahren mehr als verdreifacht, die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit sinkt und sogar das Staatsdefizit nimmt weiter ab. Kann man sich – realistisch betrachtet – ein noch viel schillernderes Szenario vorstellen? Das ist wohl kaum moeglich.
      Aus diesem Grunde heisst es daher jetzt fuer mich: Goodbye, mein lieber Dax! Was haben wir fuer schoene Zeiten erlebt in den letzten Jahren! Doch jetzt ist die Stunde der Trennung gekommen! Doch sei gewiss, lieber Dax: Wenn du mich brauchst, wenn es dir wieder einmal schlecht geht, dann stehe ich bereit! Du kannst dich auf mich verlassen!

      Und was mache ich nun? Ich gehe auf Weltreise. Natuerlich nicht physisch, wie koennte ich. In dieser Hinsicht mache ich es lieber wie Herzog Jean Floressas Des Esseintes in J.K. Huysmans „A Rebours“. Und gehe anschliessend nur mit meinem Geld auf Reisen, jedenfalls mit einem Teil. Und ich gehe nach Japan.

      Doch um Gottes Willen, warum gerade Japan? Weil Japan das reichste Land auf der Welt ist. Weil Japans Technologie in der Welt fuehrend ist. Und weil Japan eine grosse Krise erfolgreich ueberstanden hat.
      Weil Japan zehn dunkle Jahre hinter sich gelassen hat und nichts darauf hindeutet, dass es so weiter gehen wird. Und weil ich mich eher – in reziprokem Verhaeltnis – an Till Eulenspiegel orientiere als an der Charttechnik. Denn von Till Eulenspiegel heisst es, dass er am liebsten bergauf gelaufen ist, weil er wusste, dass es danach ganz sicher wieder bergab geht.

      Wir denken hierzulande stets, Japan waere eine Marginalie und nur China wuerde wirklich zaehlen. Dabei hat Japan ein BIP von etwa 5.500 Mrd. USD, womit das kleine Land mehr als das Doppelte von Deutschland erwirtschaftet und die Haelfte dessen, was im gesamten Euroland erloest wird. Japans Stellung auf den Finanzmaerkten ist einzigartig, denn Japan ist mit Abstand der groesste Kapital- exporteur der Welt und besitzt alleine zehn Prozent aller um- laufenden Treasury-Bonds. Das Geldvermoegen der Japaner betraegt 10.000 Mrd. USD – gegenueber „nur“ 4.000 Mrd. der Deutschen. Und die Haelfte davon liegt Cash auf dem Konto. Man ueberlege sich nur einmal, der durchschnittliche Japaner wuerde zur Entscheidung kommen, wieder einen Teil seines Vermoegens in Aktien umzuwandeln.

      Doch bei den Aktien bleibe ich vorsichtig. Mir geht es eher um den Yen. Roundabout 60% hat er gegenueber dem Euro verloren seit der Jahrtausendwende. Zum grossen Teil auch deshalb, weil die halbe Welt sich zum Nulltarif in Japan verschuldet hat, vom kleinen Haeuslebauer bis zum grossen Carry-Trader. Bisher war das ein ueberaus ertragreiches Spiel. Doch sowohl der Herzog Des Esseintes als auch Till Eulenspiegel wissen, dass kurz nach dem Erreichen des hoechsten Punktes stets und ohne Ausnahme der Abstieg beginnt."





      grüssels
      geberchen;)
      Avatar
      schrieb am 06.03.07 01:25:13
      Beitrag Nr. 166 ()
      "Die Zeit ist reif für den Abschwung"

      Jim Rogers hat sich seinen Namen mit einem der ganz Großen
      gemacht. 1970 gründete er gemeinsam mit der Investorenlegende
      George Soros einen der ersten Hedgefonds überhaupt - und wurde
      steinreich. Der 64-jährige spricht er über inkompetente Fonds-
      manager, die Gefahr einer weltweiten Rezession und unsinnige
      Firmenübernahmen.



      WELT ONLINE: Herr Rogers, sowohl in den USA als auch in
      Großbritannien sind zuletzt einige Hedgefonds in heftige
      Schieflagen gekommen und haben Milliarden verloren. Sind das
      einzelne Ausfälle, oder ist das der Anfang vom Ende des Booms
      dieser Fonds?


      Jim Rogers: Etliche werden noch pleitegehen, und zwar aus einem
      simplen Grund: Sie sind inkompetent. Wie viele 29-jährige
      Super8investoren gibt es auf der Welt? Ich fürchte, sie sind an
      einer Hand abzuzählen. Dagegen sind in den vergangenen Jahren
      25.000 bis 30.000 neue Hedgefonds gegründet worden. Die meisten
      Manager kennen sich nur im Bullenmarkt aus. Der Tag der Wahrheit
      kommt, wenn sich der Markt dreht. Dann werden die Hedgefonds
      übereinander herfallen und sich zerfleischen.



      WELT ONLINE: Wann kommt die Krise denn?


      Rogers: Sobald die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht.
      Meiner Ansicht nach spüren wir den Anfang des Abschwungs bereits.
      Der US-Immobilienmarkt befindet sich in katastrophaler Verfassung,
      den Autoherstellern geht es erst recht miserabel. Die aktuelle
      Expansion dauert bereits fünf bis sechs Jahre. In der Regel steht
      in jeder Dekade alle vier bis sechs Jahre eine Rezession an. Die
      Zeit ist reif.



      WELT ONLINE: Wie dramatisch wird es?

      Rogers: Nur die smarten Investoren werden überleben. Und das
      sind nicht viele. Ende der 60er-Jahre gab es schon einmal einen
      ähnlichen Boom in Hedgefonds. Die ganze Wall Street war verliebt
      in die damals neumodischen Vehikel. Vier bis fünf Jahre später,
      als der Markt drehte, haben sie alle wieder dichtgemacht. Das wird
      heute genauso sein. Wenn immer es einen Goldrausch gibt, stürzen
      alle herbei, um schnell reich zu werden. Nur den wenigsten gelingt
      das.



      WELT ONLINE: Was wäre Ihr Ratschlag??

      Rogers: Ich habe kein Geld in Hedgefonds investiert. Das Gleiche
      rate ich Ihren Lesern: Geben Sie Ihr Geld keinem Hedgefonds-
      manager, außer Sie kennen ihn extrem gut und Sie können seine
      Geschäfte ganz genau verfolgen.



      WELT ONLINE: Könnte eine strengere Aufsicht der Hedgefonds
      etwas bringen?


      Rogers: Es gibt keinen Grund, noch mehr Aufsicht zu fordern.
      Hedgefonds spielen nach denselben Regeln wie der Rest der Branche
      - was für eine Versicherung illegal ist, dürfen auch Hedge-fonds
      nicht machen. Immer wieder wird das unregelmäßige Reporting der
      Hedgefonds angesprochen. Das ist ein Mythos. Die meisten berichten
      ihren Anlegern alle drei Monate, wenn nicht sogar jeden Monat über
      ihre Performance. Banken und Versicherungen dagegen legen gar
      nicht offen, wie es ihnen an den Märkten ergeht.


      WELT ONLINE: Ist die Risikokapitalbranche aufgeblasen wie die
      Hedgefondsszene?


      Rogers: Auch da habe ich kein Geld investiert. 100 Milliarden
      Dollar fließen in diese Finanzvehikel, obwohl sie zu hohe Preise
      für Unternehmen zahlen. Weit und breit sind meiner Meinung nach
      keine guten Deals in Sicht. Das muss irgendwann zu Problemen
      führen.


      WELT ONLINE: Sie hören sich an, als ob Sie Risiko an sich
      verdammen.


      Rogers: Auf keinen Fall. Man kann die Welt nicht anhalten - wir
      alle müssen mit Risiken leben. Die japanische Börse ist in den
      vergangenen zwei Jahrzehnten um 80 Prozent eingebrochen. Die
      Japaner haben auch das überlebt und sind nach wie vor sehr reich.
      Wenn alle hundertprozentig auf Nummer sicher gingen, wären wir
      arm. Wir müssen Risiken eingehen und Firmen aufbauen. Es gibt
      keine Alternative.

      Das Gespräch führte Nele Husmann


      http://www.welt.de/wirtschaft/article745529/Die_Zeit_ist_re…
      Avatar
      schrieb am 11.03.07 01:35:52
      Beitrag Nr. 167 ()
      Zocker, Zirkus, Dreistigkeit

      Von Johannes Kuhn

      Bei Firmennamen wie Comroad, Gigabell oder Infomatec zucken Anleger noch immer zusammen - so traumatisiert sind sie von ihren Verlusten mit den Aktien vom Neuen Markt. Heute wäre das Börsensegment zehn Jahre alt geworden. In seiner Blütezeit machte es die halbe Nation zu wagemutigen Zockern.

      Hamburg - Es ist der 22. Juli 1999, als der Neue Markt seine wohl größte Party feiert: Tausende von Kleinaktionären strömen zur EM.TV-Jahreshauptversammlung in die Frankfurter Festhalle. Wo sonst Stars wie Madonna oder Peter Gabriel stehen, kann sich Gründer Thomas Haffa von seinen Aktionären bejubeln lassen: Hatten die beim Börsengang 1997 EM.TV-Aktien gekauft, dürfen sie sich im Sommer 1999 über ein Kursplus von 16.600 Prozent freuen. Theoretisch hätte ein Einsatz von 6000 Euro zur Emission 1997 gereicht, um Millionär zu werden.

      Millionär nach Buchwert. Im Sommer 1999 ist das Projekt Neuer Markt längst außer Kontrolle, die Kurse steigen bar jeder Rationalität. Oft schießen die Aktien von neuen Unternehmen schon bei der Emission in die Höhe, verdoppeln ihren Wert innerhalb weniger Stunden. Das Unternehmen schreibt Verluste und hat kein sinniges Geschäftsmodell? Kaufen!

      Beim Start am 10. März 1997 ging es noch beschaulich zu: Am Premierentag waren gerade einmal zwei Unternehmen gelistet: mobilcom und Bertrandt, eine Firma für Ingenieurstechnik. Die Deutsche Börse Chart zeigenhatte die Plattform nach dem Vorbild der US-Technologiebörse Nasdaq ins Leben gerufen. Die Idee der Initiatoren war durchaus zukunftsträchtig: Wachstumsstarke Firmen sollten an die Börse gehen können, ohne jahrelang Gewinne vorweisen zu müssen.

      Der Black-Jack-Weltmeister spielt mit

      1999 ist der Neue Markt in der Finanzwelt längst zur "Cash Cow" geworden: Über 140 Unternehmen steigen in diesem Jahr ein, in mancher Woche gehen bis zu einem Dutzend Firmen an die Börse. Kleinanleger und Spekulanten wittern ihre Chance auf das schnelle Geld, treiben die Aktien mit ihren Einsätzen im Rekordtempo nach oben. Was in der Politik das von Francis Fukuyama proklamierte "Ende der Geschichte" ist, eine Welt ohne weltpolitische Widersprüche, findet zum Ende des Jahrtausends auch an der Börse sein Echo: Ein Markt mit unendlichen Wachstumschancen, gespeist von den neuen Kommunikationstechnologien.

      Doch die Goldgräberstimmung macht Anleger und Banken blind. Ob in den Firmen seriöse Manager, Stümper oder Kleinkriminelle am Ruder sitzen, ist auch den Kreditinstituten häufig egal; die versorgen die Start-ups mit Geld, den Rest erledigt die Fantasie der Aktionäre, egal wie abstrus die Geschäftsideen sind.

      Der Neue Markt zieht Ende der Neunziger immer mehr dubiose Gestalten an. Jochen Furch, der einst in der TV-Sendung "Sag die Wahrheit" als Weltmeister im Glücksspiel Black Jack auftrat, ist eine davon. Im April 1999 geht die Aktie seiner Softwarefirma CPU mit 27-fach überzeichnet an den Start. Bereits wenige Monate später ist der Lack ab: Mit Ad-hoc Meldungen über Projekte, die niemals realisiert werden, versucht Zockerkönig Furch die Aktionäre bei Laune zu halten. Das bringt ihm schnell den Spitznamen "Ad-hoc-König" ein.

      Der Absturz beginnt, als Furch - immerhin stilecht - in der Spielerhauptstadt Las Vegas eine Gewinnwarnung ausgibt. Zuvor hatte er noch schnell Aktien im Wert von neun Millionen Euro verkauft. Im Mai 2000 wird Furch entlassen, später wegen Insiderhandels angeklagt, aber freigesprochen. Immerhin überlebt die Firma das Geschäftsgebahren ihres Chefs.

      "Zu einem Clown gehört immer auch ein Zirkus"

      Noch dreister ging Bodo Schnabel vor, Gründer des inzwischen insolventen Verkehrstechnik-Unternehmens Comroad. Weil sein Unternehmen keine Umsätze machte, erfand Schnabel nicht nur ständig neue Mega-Aufträge aus Fernost, sondern gleich die entsprechenden Kunden mit dazu. In der Bilanz machten diese Fantasieaufträge satte 96 Prozent des Umsatzes aus. Dafür wurde Schnabel wegen Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt. "Zu einem Clown gehört immer auch ein Zirkus, und dieser Zirkus heißt Neuer Markt", kommentiert der zuständige Staatsanwalt später Schnabels Verhalten. Um nicht mit den Machenschaften des Ex-Chefs in Verbindung gebracht zu werden, hat Comroad hat inzwischen seinen Namen auf Tracom Holding geändert.

      Wie auch ohne eigenes Produkt an der Börse Geld zu machen ist, zeigt die Firma Infomatec: Die treibt 1999 ihren Kurs mit der Ankündigung eines Großauftrags zur Ausrüstung einer Internet-Surfstation um 80 Prozent nach oben. Bei der Jahreshauptversammlung präsentieren die Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele das Gerät der Öffentlichkeit. Doch als die Aktionäre sich die im Foyer ausgestellten Surfstationen genauer ansehen, staunen sie nicht schlecht: Es ist ein Produkt der Konkurrenz, Infomatec hatte die Geräte schlicht mit dem eigenen Logo beklebt. Einen Teil ihrer Aktien können die beiden Chefs noch rechtzeitig abstoßen - die Anleger müssen miterleben, wie das Papier von 290 Euro auf vier Cent nach unten rauscht. Heute sitzt Häfele eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten wegen Aktienbetrugs ab, Harlos erhielt eine Bewährungsstrafe.

      Millionenparty zur Sonnenfinsternis

      Von den 300 einst gelisteten Unternehmen hat nur ein knappes Drittel überlebt. Für die erste Insolvenz sorgt ein C-Promi. Schlagersänger Daniel David (bürgerlicher Name Rudolf Zawrel) hatte in den Achtzigern nicht gerade durch große Hits auf sich aufmerksam gemacht. Am Neuen Markt soll alles anders werden: Pünktlich zur Sonnenfinsternis am 11. August 1999 geht seine Firma Gigabell an die Börse, inklusive einer millionenschweren Premierenparty. Auf dieser verkündet David großspurig: "Wenn die Gigabell ihr Debüt am Neuen Markt feiert, geht die Sonne gleich zweimal auf." Die Mischung aus Inszenierung und vagen Geschäftsideen geht lange Zeit auf: Obwohl das Unternehmen eigentlich ein schlichter Internetprovider ist und von Beginn an Verluste macht, ist es zwischenzeitlich 800 Millionen Euro wert. Doch die Show kann fehlende Gewinne nicht ausgleichen - im November 2000 ist Gigabell insolvent und wird als erstes Unternehmen aus dem neuen Markt ausgeschlossen.

      Zu diesem Zeitpunkt ist der Markt bereits am Zusammenbrechen. Am 10. März 2000 erreicht der Nemax-Index sein Allzeithoch - die Marktkapitalisierung des Neuen Marktes summiert sich auf 234 Milliarden Euro. Doch da kursieren in Internet und Presse schon "Todeslisten" mit potentiellen Pleitekandidaten. In den Folgemonaten sinken die Aktien so schnell, wie sie gestiegen waren. Nach dem Kursziel für die Software-Firma Brokat gefragt, gibt das Bankhaus Metzler Mitte 2001 eine schlichte wie zutreffende Prognose ab: null Euro. Drei Monate später ist das Unternehmen insolvent. Im Oktober 2002 ist der Wert des Nemax von 9666 Punkten auf 318 geschrumpft. In nur 31 Monaten haben sich mehr als 200 Milliarden Euro in Luft aufgelöst. Im Juni 2003 schließt die Deutsche Börse den Neuen Markt.

      Sunnyboy am Grabbeltisch

      Auch EM.TV-Chef Haffa jubelten am Ende keine Aktionäre mehr zu. Wie im Höhenrausch kaufte er Unternehmen und Fernsehrechte - zu maßlos überteuerten Preisen. Ob Muppets Show oder Formel 1-Rechte - wie am Grabbeltisch hatte der Sunnyboy sich gegriffen, was auch immer zum Verkauf stand.

      Zwei Jahre nach seinem Auftritt auf der Bühne der Festhalle folgte 2001 der Rücktritt als EM.TV-Vorstand. Im April 2003 verurteilte das Landgericht München ihn und seinen Bruder Florian wegen der falschen Angabe von Unternehmenszahlen zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro. Im Juli 2005 sprach der Bundesgerichtshof EM-TV-Anlegern grundsätzlich das Recht auf Schadenersatz zu, wenn sie eine Täuschung durch falsche Firmenmeldungen nachweisen können. Mehrere Kleinanleger klagen noch gegen Thomas Haffa. Der einfallsreiche Bodo Schnabel wurde vom Frankfurter Landgericht zu 875.000 Euro Schadensersatz an geprellte Aktionäre verurteilt, auch das Informatec-Duo Harlos und Häfele muss seinen Anlegern Schadenersatz zahlen.

      Doch der verlorene Arbeitsplätze und verpulverte Milliarden sind nicht die einzigen Folgen. Die Idee, kleinen und jungen Unternehmen an der Börse Geld zu verschaffen, ist nach dem Zusammenbruch erstmal in den Hintergrund geraten. Auch die neue Kultur der Kleinanleger, für die der Neue Markt stand, ist längst Vergangenheit: Seit 2000 ist die die Zahl der Aktionäre in Deutschland laut Deutschem Aktieninstitut um 2,5 Millionen auf derzeit gut zehn Millionen gesunken. Zu groß bleibt die Angst, wieder Geld zu verbrennen. Dabei haben sich zumindest die größeren Technologiewerte wieder erholt. Vor einigen Wochen kletterte der Nemax-Nachfolger TecDax auf ein neues Rekordhoch.

      Immerhin hat der Vater des Neuen Marktes dessen Ende gut überstanden. Reto Francioni, 1997 für die Einführung zuständig, ist inzwischen Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse AG.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,470879,00.html
      Avatar
      schrieb am 15.03.07 12:33:29
      Beitrag Nr. 168 ()
      Nachricht vom 14.03.2007 | 18:16 2823 mal gelesen

      Hurra, jetzt kommt der Crash!
      Leser des Artikels: 2823

      Die Börsenparty ist immer dann ganz plötzlich vorbei, wenn alles am schönsten ist und niemand damit rechnet.

      Unisono erklären Anlagestrategen das momentane Börsenrumpeln als vorübergehende und vor allem gesunde Konsolidierung. Ansonsten malen unsere Analysten die ökonomische Welt in den schönsten Farben. Dazu paßt, daß das Kieler Institut für Weltwirtschaft soeben die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf 4,7 Prozent nach oben revidierte. Wie Churchill sagte, sind aber Prognosen schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen! Und in der Tat, die Volkswirte liegen fast immer schief! Ich darf das sagen, weil ich selber einer bin. Im Klartext: Niemand kann vorhersagen, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickeln wird. Jeder der dies dennoch behauptet, ist ein Scharlatan. Es ist aber möglich, Wahrscheinlichkeitsaussagen zu treffen. Und diese lassen in der Tat Schlimmes für die Weltkonjunktur erwarten. Das größte Problem: Die inverse Zinsstruktur in den USA. Gegenwärtig haben wir genau diese volkswirtschaftliche Anomalie. D.h., die kurzfristigen Zinsen liegen derzeit höher als die langfristigen. Der Leitzins der amerikanischen Notenbank liegt bei 5 ¼ Prozent, während zehn oder 30 jährige Staatsanleihen deutlich darunter rentieren. Nun ist es leider so, daß in über 90 Prozent der Fälle einer inversen Zinsstruktur der Konjunkturabschwung folgt. Und wiederum mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 100 Prozent dreht der Aktienmarkt etwa ein halbes Jahr bevor die Konjunktur kippt ins Minus. Freilich bin ich nicht der erste, dem die Inversität der Zinsen aufgefallen ist, aber andere Ökonomen erklären zur Zeit mit diesem oder jenem Argument, warum dieses Mal alles anders kommt. Doch genau die Worte, „dieses Mal kommt alles anders“, ist regelmäßig der teuerste Satz der Börsengeschichte. Auch die Charttechnik eignet sich zuverlässig für Wahrscheinlichkeitsaussagen. Es ist nun leider auch so, daß die Fieberkurven von DAX und Dow Jones ziemlich böse aussehen. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist klar durchbrochen. Das ist kein Spaß, sondern führt in 75 Prozent der Fälle dazu, daß die Märkte weiter rutschen. Warum begeistert mich nun die hohe Wahrscheinlichkeit eines Crashs, wie es in der Überschrift zum Ausdruck kommt? Ganz einfach: Aktien werden wieder billiger, die Zeit für Schnäppchenjäger beginnt! In dieser Hinsicht bin ich übrigens ein entschiedener Anhänger der Geiz-ist-geil-Welle!
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      Autor: Prior AG
      Avatar
      schrieb am 17.03.07 16:42:32
      Beitrag Nr. 169 ()
      17. März 2007, 10:16 Uhr
      Von Jens Hartmann

      Schach

      Kasparows Angriff ist die beste Verteidigung

      Einst war Garri Kasparow der beste Schachspieler der Welt, heute ist er Russlands bekanntester Putin-Kritiker. Sein Buch "Strategie und die Kunst zu leben"ist ein Plädoyer für den aggressiven Stil, im Schach wie in der Politik.






      Foto: DPA¿Mein Gedächtnis ist gut, aber nicht fotografisch¿, sagt Garri Kasparow

      St. Petersburg wirkt, als herrsche Bürgerkrieg. Milizfahrzeuge haben den Newski-Prospekt, die Lebensader der Fünfmillionenmetropole, abgesperrt, Polizisten haben Tränengas versprüht. Ausgerechnet in der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin hält die Opposition ihre bislang größte Kundgebung, den „Marsch der Dissidenten“, ab. Ein kleiner Mann mit Schiebermütze hält auf einer improvisierten Tribüne ein Megafon in der Hand. „Wir brauchen ein anderes Russland, und wir werden ein anderes Russland bekommen“, ruft Garri Kasparow der Menge zu. Der frühere Schachweltmeister will die Opposition einen. Immerhin gelingt es ihm erstmals, eine nicht zu übersehende Menschenmenge zu mobilisieren.


      Kasparows neue Leidenschaft
      „Mein Entschluss, mich aus dem Profischach zurückzuziehen und ganz der Politik zu widmen, rührte vor allem aus der Einsicht, dass man der katastrophalen Expansion der autoritären Staatsmacht in meinem Heimatland Einhalt gebieten muss“, begründet Kasparow in seinem Buch „Strategie und die Kunst zu leben“ seine neue Leidenschaft. Wer aber von ihm ein politisches Manifest in Buchform erwartet hat, dürfte enttäuscht sein. Kasparow beschränkt sein neues Betätigungsfeld auf wenige Absätze in der Buchmitte sowie im Epilog „Eine Strategie für die Demokratie“. Kasparows Buch ist viel mehr in erster Linie eine Liebeserklärung an den Schachsport. Er porträtiert mit Hochachtung die Weltmeister vor und den Weltmeister, Wladimir Kramnik, nach ihm. Er formuliert eine Tour d’Horizon durch die Welt des Schachs: von den Romantikern im 19. Jahrhundert, für die Angriff und offener Schlagabtausch alles war, bis hin zum kühlen Computerschach, das mit seiner „brute force“, der „rohen Gewalt“ der Rechenleistung, den Sport revolutioniert hat.


      Topmanager profitieren von Schachstrategien
      Schach, so Kasparow, lehre die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und diese – kaum ist das Spiel zu Ende – in Analysen zu hinterfragen. Die Gedankenwelt des Schach, das Aufstellen von Entscheidungsbäumen etwa, um stets mehrere Züge im Voraus zu berücksichtigen, könne, so Kasparow, auch in der Welt der Wirtschaft oder der Politik gute Dienste leisten. Er ist da in seinem Element, schließlich hält er seit Jahren Vorlesungen vor Topmanagern zu diesem Thema. „Ich mag aggressives, energisches Schach, bei dem die Figuren über das ganze Brett fegen und der Spieler, der den ersten Fehler begeht, verliert“, lautet sein Credo. Auch im Wirtschaftsleben und in der Politik sei der Angreifer „stets im Vorteil“ – natürlich nur, wenn er nicht Hals über Kopf agiert und seine Verteidigung nicht vernachlässigt. Generell gelte auf allen Schlachtfeldern: Die Faktoren Material und Zeit müssen optimal genutzt werden. Ärgerlich wirken Allgemeinplätze gerade in den Zwischenüberschriften („Kunst entsteht aus dem kreativen Konflikt“, „Abneigungen aufspüren und überwinden“). Lesenswert sind hingegen die Abschnitte, in denen er einen Blick in die Hirnwindungen eines Schachspielers erlaubt und erläutert, wie Entscheidungen getroffen werden. Etwa, wenn er die Marathonduelle gegen seinen Dauerkonkurrenten Anatoli Karpow beschreibt.

      Karpow vertritt weiterhin den Kreml
      Beide können auch nach Beendigung ihrer Sportlerkarrieren nicht voneinander lassen. Während Kasparow Russlands Opposition zu einen gedenkt, ist Karpow – wie eh und je, möchte man sagen – ein Vertreter der Kreml-Nomenklatura. Für Hobbyspieler mag es beruhigend klingen: „Es existiert kein Schach-Gen“, meint Kasparow. Er räumt mit dem Mythos auf, ein Schachweltmeister müsse ein Superhirn sein. „Mein Gedächtnis ist gut, aber nicht fotografisch.“ Auch sei er keine Rechenmaschine. In einem komplizierten Spiel umfasse der Entscheidungsbaum „nicht mehr als vier oder fünf Züge – pro Spieler, das heißt, insgesamt acht bis zehn Züge“. Was macht dann Schachgröße aus? Ein Zusammenspiel aus Wissen, Erfahrung, Talent, „vor allem aber die Fähigkeit zur Selbstanalyse“. Dass auch die Rechenzentren der Schachgiganten bisweilen wundersame Aussetzer haben und in kreativem Chaos versinken, zeigt Kasparow anhand des achten Schachweltmeisters Michail Tal. Angestrengt über ein Springeropfer nachdenkend, wuchs Tal zufolge der „berühmte Variantenbaum, dessen kleinere Äste man dem Rat der Trainer zufolge abschneiden soll, in diesem Fall mit unglaublicher Geschwindigkeit“.

      Der Traum vom Nilpferd
      Tal kam, „ich weiß nicht, warum“, urplötzlich das russische Kindergedicht „Oh, wie schwierig war es doch, das Nilpferd aus dem Sumpf zu ziehen“ in den Kopf. „Ich erinnere mich, dass ich an einen Wagenheber dachte, eine Brechstange, einen Hubschrauber und sogar eine Strickleiter. Nach langem Nachdenken gestand ich mir mein technisches Scheitern ein und dachte gehässig: ‚Ach, soll es doch ertrinken!‘ Und auf einmal war das Nilpferd weg. Es verschwand ebenso schnell vom Schachbrett, wie es erschienen war.“ Tal opferte seinen Springer. „Da es eine interessante Partie versprach, musste ich es einfach spielen.“ Nicht zufällig endet Kasparow mit einem Abschnitt über die Politik. Die Partie, auf die sich der 43-Jährige eingelassen hat, dürfte indes härter werden als jedes seiner früheren Duelle. Sie heißt „Kasparow gegen Kreml“. „Wir leben zwar nach wie vor gefährlich, doch wir haben uns zu einer wichtigen Figur auf dem politischen Schachbrett gemausert“, sagt er. Seine Jahrzehnte im Olymp der Schachwelt sollen ihm im Kampf gegen den Kreml gute Dienste leisten. Immerhin, den Entscheidungsbaum hat er mitgenommen. „Wir müssen stets genügend Züge vorausschauen, um gewappnet zu sein, und sei es für Sieg!“

      Garri Kasparow: Strategie und die Kunst zu leben. Piper, München. 384 Seiten, 19,90 Euro.
      Avatar
      schrieb am 17.03.07 16:45:26
      Beitrag Nr. 170 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.343.017 von Tippgeber1 am 17.03.07 16:42:32Nachtrag:
      Quelle: http://www.welt.de/kultur/article764644/Kasparows_Angriff_is…
      Avatar
      schrieb am 19.03.07 16:25:56
      Beitrag Nr. 171 ()
      19. März 2007, 13:03 Uhr


      "Mobilfunk

      Elektrosmog für alle

      Mit einem neuen Sensoren-System misst die Bundesnetzagentur den Elektrosmog und veröffentlicht die Ergebnisse online. Bislang allerdings wird nur in der Umgebung von einigen wenigen Funkmasten ermittelt, ob die Strahlung über den zulässigen Grenzwerten liegt. Denn eine vollständige Überwachung ist zu teuer.

      Erstmals wird in Deutschland die elektromagnetische Strahlung von Funkmasten nun automatisch überprüft. Die Bundesnetzagentur stellte ein System vor, das den so genannten Elektrosmog (Elektromagnetisches Feld, EMF) misst und die gewonnen Daten fortlaufend im Internet veröffentlicht. Allerdings sind damit erst wenige der rund 65.000 genehmigungspflichtigen Funkmast-Standorten in Deutschland abgedeckt. Bislang sind sieben Messanlagen installiert, darunter auf dem Charite-Krankenhaus in Berlin, auf einer Grundschule in Hamburg und auf dem Stadthaus in Mainz. Weitere fünf der jeweils 64.000 Euro teuren Stationen sind geplant. Die Mobilfunkbetreiber haben sich mit 1,2 Millionen Euro an dem System beteiligt, auf das sie nach Angaben der Behörde inhaltlich aber keinen Einfluss haben. Im Gegensatz zu den bisherigen Einzelmessungen mit einem Messwagen zeichnen die so genannten stationären EMF-Stationen die Funkstrahlung laufend auf und senden die Daten automatisch an die Netzagentur. Nach einer Plausibilitätsprüfung werden die Daten dann im Internet veröffentlicht. Eine automatische Station für jeden Standort sei nicht finanzierbar und auch nicht notwendig, sagte der Präsident der Netzagentur, Matthias Kurth. „Wenn wir über längere Zeit feststellen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden, dann ist dieses System trotz der wenigen Standorte durchaus repräsentativ für alle Sendemasten“, sagte er. Die Netzagentur überprüft bisher schon jährlich rund 2000 Funkmasten mit Messwagen. Dadurch liegen für rund 9000 Standorte Messwerte vor, die über eine Datenbank der Netzagentur im Internet abgefragt werden können. „Die Sorgen der Bürger muss man ernst nehmen, und wir haben die Sorgen immer ernst genommen,“ sagte Kurth. Von wenigen Einzelfällen abgesehen habe es aber noch nie Beanstandungen gegeben. Bei einzelnen Radiosendemasten und Fernseh-Funkmasten hätten die Betreiber das Gelände mit einem Zaun abgegrenzt, um einen ausreichenden Abstand sicher zu stellen. Die EMF-Datenbank der Bundesnetzagentur findet sich unter der Web-Adresse http://emf.bundesnetzagentur.de"




      grüssels
      Tippgeber1;)
      Avatar
      schrieb am 19.03.07 16:29:01
      Beitrag Nr. 172 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.373.454 von Tippgeber1 am 19.03.07 16:25:56Nachtrag: Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article768251/.html
      Avatar
      schrieb am 28.03.07 00:30:27
      Beitrag Nr. 173 ()
      "Spam-Attacken: Die Gefahr im E-Mail-Postfach

      von Sandra Petrowitz, Biallo & Team

      Sie tragen das Bundeskriminalamt oder die Gebuehreneinzugs-
      zentrale im (gefaelschten) Absender, enthalten Werbung fuer
      Potenzpillen, Aktien oder offerieren angeblich einen Millio-
      nengewinn: Immer wieder ueberfluten unerwuenschte Werbe-
      E-Mails – sogenannter Spam – die Rechner von Privatleuten und
      Firmen. Sie sind gefaehrlich, denn immer haeufiger enthalten
      sie Programme, die auf dem PC erheblichen Schaden anrichten
      koennen.

      "Spam nimmt dramatisch zu", sagt Matthias Gaertner vom Bun-
      desamt fuer Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
      Schaetzungen gehen davon aus, dass bis zu 85 Prozent der
      sechs Milliarden taeglich versandten E-Mails Spam sind, bei
      Spam-Wellen sogar bis zu 90 Prozent. "Spam stellt eine ernst-
      hafte Gefahr da", sagt Gaertner. Laut einer Umfrage des
      Verbraucherzentrale Bundesverbandes hat etwa jeder Dritte
      woechentlich mehr als 100 Spams im virtuellen Postfach. Den
      Schaden allein in Deutschland schaetzen Experten auf 3,5 Mil-
      liarden Euro pro Jahr – das Geld geht fuer Schutzmassnahmen
      drauf, aber auch fuer den Aufwand, der noetig ist, um die
      Botschaften zu loeschen.

      "Vor einigen Jahren waren Spam-Mails reine Werbe-E-Mails",
      sagt Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
      "Jetzt sind sie mit Viren oder Trojanern verseucht und koen-
      nen wesentlich mehr Schaden anrichten." Und: "Die Spammer
      werden immer geschickter. Wir reden hier nicht mehr von EDV-
      Studenten, die sich einen Scherz erlauben, sondern von krimi-
      nellen Strukturen, die die Mails nutzen, um fremde Rechner
      auszuspionieren."

      Da gibt es Mails, die Nachrichten von Banken taeuschend aehn-
      lich sehen, aber ein Programm enthalten, das die Online-
      Banking-Daten ausspaeht und weitergibt. Andere Mails schmug-
      geln Software auf den Rechner, die es dem Absender ermoeg-
      licht, den PC des ahnungslosen Nutzers fernzusteuern und fuer
      den Versand von weiteren Spam-Mails zu missbrauchen. Die In-
      ternet-Kriminellen koennen auch Daten fuers Online-Banking
      manipulieren: "Die Programme veraendern die Eingaben und ge-
      ben beispielsweise einen anderen Betrag und ein anderes
      Empfaengerkonto an. Der PC-Nutzer kann das erst an Hand des
      Kontoauszugs feststellen", so Gaertner.

      "In den Mails, die angeblich vom Bundeskriminalamt oder von
      der GEZ kamen, wurden die Empfaenger unter Druck gesetzt, den
      Anhang zu oeffnen", sagt der Experte. Einmal drohte man ihnen
      mit einem Ermittlungsverfahren, im anderen Fall hatten sie
      angeblich Rundfunkgebuehren nicht bezahlt. Wer dem Druck
      nachgab und den Dateianhang oeffnete, installierte ein Schad-
      programm auf seinem Rechner.

      Immerhin: Die meisten Nutzer schuetzen sich bereits gegen
      derartige Angriffe. "Virenscanner oder Firewalls sind bei der
      Mehrheit vorhanden", sagt Verbraucherschuetzerin Elbrecht.
      "Ganz wichtig ist der Einsatz aktueller Schutz-Software",
      sagt BSI-Experte Gaertner. Ausserdem lautet sein Rat: nicht
      mit Administrator-Rechten im Internet surfen. "Mehr als 50
      Prozent der Benutzer sind so im Internet unterwegs." Das
      Problem: Zieht man sich einen Schaedling auf den PC, hat er
      automatisch ebenfalls Administrator-Rechte und kann grossen
      Schaden anrichten. Gaertner: "Fuer das Surfen im Internet
      sollte man ein Benutzerkonto mit Einschraenkungen anlegen."

      Grundsaetzlich gilt: verdaechtige E-Mails und Dateianhaenge
      nicht oeffnen, sondern loeschen. Und: "Gerade mit ihrer per-
      soenlichen E-Mail-Adresse gehen viele Verbraucher sehr sorg-
      los um", sagt Carola Elbrecht. Sie empfiehlt, sich fuer In-
      ternet-Auktionen, Einkaeufe im Netz und Gewinnspiele eine
      andere E-Mail-Adresse zuzulegen.

      Hier gibt es mehr Informationen:

      Die Initiative "Verbraucher gegen Spam" bietet in uebersicht-
      licher und verstaendlicher Form viel Wissenswertes zum Thema
      Spam, darunter auch rechtliche Informationen:
      www.verbraucher-gegen-spam.de. Die Seite ist Teil des vom
      Verbraucherschutz-Ministerium initiierten Projekts "Spamkam-
      pagne".

      Das Bundesamt fuer Sicherheit in der Informationstechnik
      (BSI) hat auf der Internetseite www.bsi-fuer-buerger.de viele
      Hinweise und Hintergrund-Informationen zu Sicherheitsthemen
      rund um den Computer und das Internet zusammengestellt. Unter
      der Rubrik "Aktuelles" kann man sich fuer einen Newsletter
      anmelden, der Privatnutzer und kleine Unternehmen vor aktuell
      grassierenden Viren, Wuermern und anderen Sicherheitsluecken
      warnt. Mehr Informationen dazu gibt’s unter
      www.buerger-cert.de. "
      Avatar
      schrieb am 01.04.07 21:15:49
      Beitrag Nr. 174 ()
      Wissenschaft und Kinderwahrheiten

      von Dr. Bernd Niquet

      Jetzt geht es also unserer Erde an den Kragen. Das Jahr 2007 ist das Jahr der Klarheit. Schon 1918 hingegen schrieb Ludwig Wittgenstein: "Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die Taeuschung zugrunde, dass die sogenannten Naturgesetze die Erklaerungen der Naturerscheinungen seien ... Alles, was man sagen kann, kann man klar sagen. Und worueber man nicht spre- chen kann, darueber muss man schweigen ... Wir fuehlen, dass selbst wenn alle moeglichen wissenschaftlichen Fragen beant- wortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht beruehrt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr, und eben dies ist die Antwort."

      Knapp 90 Jahre sind seitdem verstrichen – und doch sind wir von philosophischem Fortschritt weit entfernt. Wir muessen uns wohl damit abfinden, dass der Mensch einerseits das kluegste und andererseits das duemmste Wesen ist, was auf unserem Planeten vorkommt.

      Am unertraeglichsten ist es, wenn Menschen, die von Wissen- schaft keine Ahnung haben, ueber Wissenschaft reden. Das ist wie beim Umweltminister mit dem Eisbaeren. Ich fuer meinen Teil habe es aufgegeben, dabei zuzuhoeren oder zuzuschauen.
      Entweder ich beschaeftige mich mit der Wissenschaft direkt, oder ich beschaeftige mich mit etwas anderem. Deswegen habe ich natuerlich von den meisten Dingen keine Ahnung. Und das ist auch gut so, finde ich.

      Immer oefter hoere ich dagegen auf das, was Kinder so von sich geben. "Weisst du Mama", sagt da neulich das kleine Maedchen, "eigentlich moechte ich am liebsten gar nicht le- ben."
      "Was, warum denn nicht?" fragt die entsetzte Mutter.
      "Weil es im Fernsehen so viele Dinge gibt, die ich gerne ha- ben moechte. Jeden Tag sehe ich neue Sachen, die ich gerne haben moechte. Doch es gibt nur einmal Weihnachten und einmal Geburtstag im Jahr, und das finde ich richtig gemein. Deswe- gen moechte ich am liebsten gar nicht leben."

      Tja, so kommen die Dinge heraus, wenn sie ungefiltert sind.
      Dazu kann man natuerlich alles Moegliche sagen, Hunderte von Interpretationen anfertigen, wie dieses Kind erzogen oder nicht erzogen worden ist. Aber ein gewisses Gruseln kann man in keinem Fall unterdruecken.

      Manchmal mischt sich das Gruseln dann auch mit einer Komik, die mich dermassen beeindruckt, dass sie mich nicht mehr los laesst. "Ist denn der Michael wieder in der Schule oder ist er immer noch krank?" fragt da ein Vater seinen Sohn. "Nein", antwortet der Sohn, "und jetzt ist auch noch seine Mama krank. Die hat Vogelgrippe."

      Der Vater muss lachen, und sofort ist der Junge beleidigt, vom Vater ausgelacht zu werden. Bis ich die beiden aus den Augen verliere, herrscht zwischen ihnen absolute Funkstille.
      Und ich denke: Ein besseres Gleichnis auf unsere heutige Zeit kann es kaum geben: Das allseitige Erschlagen mit Schlagwor- ten – und die Strafe, die folgt, wenn man diese Schlagworte einmal nicht oder nicht richtig einsetzt. Oder wenn man sich gar darueber lustig macht.


      ++++++
      Avatar
      schrieb am 05.04.07 02:27:05
      Beitrag Nr. 175 ()
      gut geschrieben.



      "Armes Amerika, reiches Russland“ oder auch „Rubel long, Dollar short“!

      Vor zwei Wochen war noch die Headline meiner Kolumne „Rebound oder Immobilienkrise?“ und genau dies war nachfolgend das Thema in den meisten Börsenzeitschriften. Nun war zwar die Immobilienkrise in den USA der Anlass der zweiten Korrektur, der Rebound kam aber schneller als von meisten erwartet wurde, obwohl wir dieses Phänomen der „v-förmigen“ Kurserholung schon vom letzten Jahr kennen, wo es im Juni auch keine Bodenbildung und auch keine sonst typische A-B-C-Korrektur gab. Dennoch kann mittelfristig an den internationalen Aktienmärkten keine Entwarnung gegeben werden. Bernanke hat zwar die Zinsen unverändert bei 5,25% gelassen; dennoch könnte er im zweiten Halbjahr mit dem Phänomen „Stagflation“ zu kämpfen haben und man darauf gespannt sein. wie er darauf reagieren wird. Was aber bei der Diskussion um weitere Zinserhöhungen vergessen wird, ist dass Bernanke im Grunde gar keinen Zinserhöhungsspielraum mehr hat. Denn wenn er jetzt die Zinsen noch einmal (überraschend) erhöhen würde, könnte er eine Lawine ins Rollen bringen, wo dann nur noch schwer durch Zinssenkungen gegengesteuert werden kann. Am langen Ende sind bisher die Zinsen noch nicht sehr stak gestiegen. Wenn die langfristigen Zinsen in den USA weiter steigen sollten würde sich das US-Haushaltsbilanzdefizit enorm erhöhen. Schon jetzt nimmt die US-Verschuldung besorgniserregende Ausmaße an. Die Staatsverschuldung beträgt zwar „nur“ 8,5 Billionen USD; wenn neben der Staatsverschuldung auch doch die Verpflichtungen der Pensionskassen und Gesundheitssysteme hinzuaddiert wird, macht die Verschuldung der USA über 300% des BSP aus. Angeblich gibt es kumulativ mit 53 Billionen USD schon genauso hohe Auszahlungsverpflichtungen wie Vermögen in den USA. Wenn die chinesischen Nationalbank, die mittlerweile ein Vermögen von 1,5 Billionen US-Dollar zu verwalten hat, nicht ständig amerikanische Anleihen kaufen und damit zum Großteil das US-Haushaltsbilanzdefizit finanzieren würde, müssten die US-Zinsen enorm stiegen, um überhaupt noch international Abnehmer zu finden. Früher oder später könnte dies China auch als politisches Druckmittel gegenüber den USA benutzen, denn wer in der Gläubigerposition ist, sitzt immer am längeren Hebel. Die Verschuldungspirale nimmt in den USA schon jetzt dramatische Züge an, wobei die Verschuldung – auch durch den Irakkrieg - exponentiell steigt. In Deutschland sieht die Verschuldungssituation übrigens nicht viel besser aus, wobei uns hier der demographische Faktor in Zukunft noch vor sehr viel größere Herausforderungen stellen wird. Dies wird noch zu viel Entbehrungen und Unmut in der Bevölkerung führen.



      In den USA hat man nun aber Angst, dass nach der Immobilienkrise auch die Konsumentennachfrage nachlässt, was zu einer Verminderung des Wachstums führen könnte. Wenn die USA sogar in eine Rezession – wahrscheinlich erst in 2008 - kommen sollte, werden verschiedene Verschuldungsprobleme (Immobilien-, Konsumenten- und Haushaltsverschuldung) gleichzeitig „hochkommen“ und sogar einige Banken, die jetzt noch klotzig verdienen, sehr schnell in Notlagen bringen. Insbesondere die Banken werden davon betroffen sein, die nicht hinreichend Risikovorsorge betrieben haben. Alleine die Immobiliekredite nahmen in den letzten Jahren auf 1,2 Billionen USD zu. Nach New Century könnten auch die großen Hypothekenbanken in eine Schieflage kommen. Fannie Mae hat im 4. Quartal 2006 schon einen Verlust von über 400 Mio. USD gemeldet, der aber noch verkraftet werden kann. Das Problem ist, dass Hypothekarkredite zum Teil an Hedgefonds „weiterverkauft“ wurden, so dass demnächst auch einige Hedgefonds in Mileidenschaft gezogen werden könnten. Nicht vergessen sollte der Anleger auch die weiterhin hohe Leistungs- und Haushaltsbilanzdefizite in den USA. Der Irakkrieg vergrößert durch die Militärausgaben das Loch in der Staatskasse. Mit Bill Gates, Warren Buffet und Mittel Steel kommen zwar die drei reichsten Personen der Welt aus den USA und dies wird ach lange Zeit noch so bleiben; auch zehren viele US-Unternehmen noch von ihren Rekordgewinnen in 2006. Dennoch könnte auch in den USA die Verschuldungsfalle zuschnappen nämlich dann, wenn Bernanke die Zinsschraube weiter anziehen sollte. Er würde damit nicht nur die Konjunktur abwürgen, sondern auch helfen, das Haushaltsbilanzdefizit in den USA zu erhöhen.

      Derartige Probleme hat Russland nicht. Im Gegenteil: Russland weist enorm hohe Haushaltsbilanzüberschüsse von 8% des BSP aus bzw. in absoluten Zahlen 75 Mrd. USD. Jeder Dollar beim Ölpreisanstieg bringt Russland 3 Mrd. an Mehreinnahmen in der Handelsbilanz. Im Ölsektor wird 10% des BSP erwirtschaftet; über 50% der Exporteinnahmen beruhen auf Rohstoffexporten. Der Ölpreis ist aufgrund sinkender Lagerbestände in den USA und drohender Engpässen wegen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Nigeria und der UN-Sanktionen gegen den Iran zuletzt wieder auf 62 USD gestiegen – gut für Russland, schlecht für Amerika. Die Währungsreserven betragen in Russland schon über 300 Mrd. USD – mit steigender Tendenz. Die Staatsverschuldung zum BSP ist unter 10% gesunken - mit weiter fallender Tendenz. Russland wird zwar auch immer älter, hat aber auch nicht zwingende Verpflichtungen bei den Pensionskassen, Renten und Gesundheitssystemen, weil dies noch gar nicht aufgebaut wurden. Es kann daher in Zukunft finanziell „freier“ agieren. Der Staat ist zudem mehrheitlich an den Gazprom, Rosneft und UES beteiligt, was alleine einen Wert von über 200 Mrd. USD ausmacht und dem Staat jedes Jahr hohe Steuereinnahmen einbringt. Zudem hat Russland die Rohstoffreserven, die die USA gerne hätten. In Russland sitzen in der Duma über 30 Milliardäre, wobei sich die Anzahl der Milliardäre in Russland insgesamt im letzten Jahr von 50 auf 60 erhöht hat. Das Vermögen der beiden reichsten Russen, des Aluminiumkönigs Oleg Deripaska und des reichste „Engländer“ Roman Abromovich, werden schon beide auf jeweils 20 Mrd. USD geschätzt. Abromovich, der zuvor durch Sibneft (jetzt Gapromneft) reich wurde, möchte jetzt vor allem über die Evraz Group im Stahlsektor expandieren. Vielleicht wird irgendwann auch eine Thyssen Krupp oder Salzgitter auf der Watch-List von Russen stehen. Diese so genannten Oligarchen werden in den nächsten Jahren in jedem Fall im Westen auf Einkaufstour gehen. Der Einstieg der Vneshtorgbank, die demnächst ein IPO plant, bei EADS mit 6% war also nur der Beginn einer neuen Zeitepoche. Über 50 Mrd. USD werden schon jetzt von Russen in westlichen Banken geparkt und suchen nach Anlagemöglichkeiten. Die Russen haben auch dafür gesorgt, dass die Immobilienpreise im Baltikum (Lettland) und in Spanien in einigen Gebieten astronomische Größenordnungen angenommen haben. Der Oligarch Vekselberg hat sich schon in der Schweiz eingekauft (u.a. bei Oerlikon), will aber auch Assets in Deutschland erwerben. Sein Vermögen wird auf 10 Mrd. US-Dollar geschätzt. Auch deutsche Unternehmen wie RWE, Linde und Deutsche Telekom könnten demnächst von russischen Oligarchen umgarnt werden. Von daher rollt nicht nur in Russland der Rubel im Konsumsektor; der Rubel, der jetzt übrigens über Clearstream an der Frankfurter Börse frei handelbar ist, ist aufgrund der guten Finanzlage des Staates eher long zu sehen, während der USD langfristig an Wert verlieren sollte. Wer unbedingt Anleihen kaufen will, sollte lieber Rubel- anstelle von US-Anleihen erwerben. Schon im letzten Jahr verlor der USD zum Rubel 8 % an Wert. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft fortsetzen. Also Rubel long, Dollar short. Oder auch überspitzt formuliert: „Armes Amerika, reiches Russland!“ Zumindest unsere Enkelkinder werden ein Lied davon singen können."


      Autor: Andreas Männicke
      Avatar
      schrieb am 06.04.07 09:18:12
      Beitrag Nr. 176 ()
      danke für die infos!!!
      Avatar
      schrieb am 09.04.07 19:19:13
      Beitrag Nr. 177 ()

      Hallo Zusammen,:)

      der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad treib die Provo-
      kation gegen Israel auf die Spitze und er war es auch, der Israel
      von der Landkarte tilgen wollte. Sicherlich keine leeren Drohung-
      en. Israel wird handeln. Ich rechne daher noch in diesem Jahr mit
      einem Angriff der USA oder Israel auf Iran. Man darf dem Iran nicht
      zuviel Zeit geben, denn der Iran wird sicherlich Israel angreifen
      und seinen Worten Taten folgen lassen.....

      Was bedeutet das für die Börsen für die nächste Zeit? Vermutlich
      sehr stark fallende Kurse. Alle sollten sich darauf einstellen.
      Ich werde daher meinen Cashanteil massiv erhöhen.




      "Umstrittenes Atomprogramm soll fortgesetzt werden

      Iran kann Uran "in industriellem Maßstab" anreichern




      Bildunterschrift: Mahmud Ahmadinedschad (Archivbild)


      Iran ist nach eigenen Angaben inzwischen in der Lage, Uran "im industriellen Maßstab" anzureichern. Außerdem beginne die Phase der Massenproduktion von Zentrifugen, sagte der Chef der iranischen Atomenergie-Organisation, Gholam-Resa Aghasadeh. Damit habe "eine neue Phase seiner Arbeiten am Atomprogramm begonnen". Das islamische Land hatte vor genau einem Jahr erstmals bekannt gegeben, Uran für den Brennstoffkreislauf anreichern zu können. Präsident Mahmud Ahmadinedschad bekräftigte, sein Land werde das Programm fortsetzen und sich keinem Druck aus dem Ausland beugen.

      Washington äußert sich "sehr besorgt"Die USA äußerten sich "sehr besorgt" über die neuen Angaben Irans. Ein Sprecher des Weißen Hauses regierte in Yuma (Arizona) auf die Ankündigung Teherans, nunmehr die Urananreicherung auf industriellem Niveau betreiben zu können. Einschränkungen Teherans in der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO seien "nicht hinnehmbar", sagte der Sprecher weiter.

      Bislang war Iran nur in der Lage, geringe Mengen Uran für Testzwecke herzustellen: Diplomaten zufolge waren in der Anreicherungsanlage in Natans knapp 1000 Uran-Zentrifugen installiert. Als ersten Schritt zur Anreicherung in großem Stil hat die Islamische Republik eine Aufstockung auf 3000 Zentrifugen in Aussicht gestellt. Mit einer solchen Kapazität ließe sich nach Einschätzung westlicher Experten innerhalb eines Jahres genug hoch angereichertes Uran für eine Atombombe herstellen. Als letzte Ausbaustufe strebt Iran 54.000 Zentrifugen an.

      Fronten könnten sich sehr schnell weiter verhärten



      Grafik: Die iranische Anlage zur Uran-Anreicherung in Natans


      Der Weltsicherheitsrat hatte vor rund zwei Wochen einstimmig eine Resolution gegen Iran verabschiedet, die ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Auslandsgeldern vorsieht. Sollte Iran seine Urananreicherung nicht wie gefordert innerhalb von 60 Tagen einstellen, drohten "weitere angemessene Maßnahmen". Die Regierung in Teheran reagierte umgehend mit einer Einschränkung der weiteren Zusammenarbeit mit der internationalen Atombehörde IAEO.

      Die Vereinten Nationen fürchten, dass Iran mit Hilfe der Kernenergie nicht nur Strom gewinnen will, sondern am Bau von Atombomben arbeitet. Diesen Verdacht hat die Regierung stets entschieden zurückgewiesen. Die neue UN-Resolution verschärft die Strafmaßnahmen, die der Sicherheitsrat bereits im Dezember verhängt hatte, weil Iran sich bisher absolut unnachgiebig gezeigt hat."




      http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6605738…


      grüssels
      geberchen;)


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