checkAd

    Börse Online - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.11.04 19:48:43 von
    neuester Beitrag 19.12.04 14:17:12 von
    Beiträge: 2
    ID: 930.626
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 848
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 29.11.04 19:48:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Bis Anfang nächsten Jahres entscheidet sich das weitere Schicksal der Augusta Technologie. Jetzt liegt das Umtauschangebot für die Gläubiger auf dem Tisch, um die Schulden in Eigenkapital zu wandeln.
      Die Technologie-Holding zählte zwischen 1998 und 2000 zu den Shooting Starts am Neuen Markt."Klappt das Ganze nicht, wäre das für uns der GAU". Mit drastischen Worten beschrieb Vorstandschef Axel Haas auf der heutigen Pressekonferenz die Situation der Firmen-Holding aus Frankfurt/Main.

      Augusta droht die Insolvenz, eine am 15. Februar 2005 fällige Wandelanleihe nicht bedient werden kann. Außerdem übersteigt die Nettoverschuldung von derzeit 112 Millionen Euro mehr als die Hälfte des Grundkapitals, weshalb Augusta für den 7. Januar eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen hat. Dort soll auch über weitere Kapitalmaßnahmen beraten werden.
      Augusta sieht sich nicht imstande, an die Konsortialbanken wie die HypoVereinsbank Kreditlinien in Höhe von 46 Millionen Euro zurückzuzahlen. Diese werden bis zum 30. Juni 2005 fällig.

      Das akuteste Problem droht jedoch von der Wandelanleihe in Höhe von 75 Millionen Euro, die im Februar fällig wird. Deren Wandlungspreis liegt 42,30 Euro hat - eine Illusion angesichts des derzeitigen Aktienkurses von unter 60 Cent.

      Rettung soll ein Sanierungskonzept bringen, das in angelsächsischen Finanzkreisen unter dem Terminus Debt-to-Equity-Swap verbreitet ist (Wie diese Restrukturierung von Anleihen im Detail funktioniert, lesen Sie auf Seite 38 der aktuellen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE).

      Dabei verzichten die Kreditbanken auf nicht erfüllte Zinsansprüche - ein wichtiger Kompromiss, denn häufig brechen alleine die anfallenden Zinszahlungen den betroffenen Schuldnern das Genick. Im Gegenzug übernehmen die Mehrheitseigner der Anleihe sämtliche Verbindlichkeiten und bezahlen die Gläubiger mit neuen Aktien. Mit anderen Worten: aus Fremdkapital wird Eigenkapital.

      Teil 2: Was das heute vorgelegte Umtauschangebot für die Aktionäre bedeutet.

      Die Aktie verliert auf die heutige Meldung deutlich. Die Skepsis überwiegt, denn für die Aktionäre würde sich nach dem Rettungplan der Anteil am Grundkapital auf 12,03 Prozent deutlich verringern. Diese Berechnung gab sich aus der neuen Wertermittlung der Gesellschaft, die von einem unabhängigen Gutachter berechnet wurde.

      Der hat für Augusta einen Fortführungswert von 84,2 Millionen Euro ermittelt, von denen allein 75 Millionen Euro auf den Nennbetrag der Anleihe entfallen. Auf dieser Grundlage ergibt sich einen Anteil von 89,1 Prozent, den die Anleiheeigner halten. Um den Aktionären etwas Kulanz zu zeigen, wurde dieser Anteil auf 87,97 Prozent verringert.

      Das Umtauschverhältnis sieht vor, dass Anleihegläubiger pro Teilschuldverschreibung im Nennwert von 1000 Euro 117 neue Augusta-Aktien erhalten. Das sind umgerechnet 11,7 Cent je Anteilschein. Die Annahmefrist beginnt am 29. November und endet am 23. Dezember. Der Druck auf Augusta ist enorm: Bringt die Gesellschaft nicht die erforderlichen 95 Prozent der Anleiheeigner zusammen, ist das Sanierungskonzept gescheitert.

      Dann würde wohl auch die außerordentliche Hauptversammlung am 7. Januar zur Makulatur. Dort müssen die Aktionäre über die Herabsetzung des Grundkapitals beschließen, der de facto ihre Entmachtung mit sich zieht. Der Kapitalschnitt mit der sanierten Anleihe beinhaltet, dass zuerst das Grundkapital von derzeit zwölf auf 1,2 Millionen Euro gesenkt wird.

      Das bedeutet, dass der Anteil der bisherigen Augusta-Aktionäre auf gut zwölf Prozent schrumpft. Die neuen Aktien werden danach im Rahmen mehrerer Kapitalerhöhungen in Höhe von 8,77 Millionen Euro ausgegeben, bis am Ende ein neues Grundkapital von bis zu 9,97 Millionen Euro steht.

      Teil 3: Ist die Aktie jetzt ein Investment wert? Wie BÖRSE ONLINE die Erfolgschancen einschätzt.

      Für Augusta geht es um alles oder nichts. Machen die Gläubiger mit, würden die Banken den im Juni 2005 fälligen Kredit verlängern. Die Struktur der Anleihe-Eigner verspricht gute Chancen auf ein Happy End: 75 Prozent des Bonds werden von wenigen institutionellen Investoren gehalten, der Großteil davon von der Deutschen Bank London.

      Die hat 69 Prozent des gesamten Anleihewerts aufgekauft und ist auf solche Distressed Debts spezialisiert. In Deutschland war sie bereits im Frühjahr bei der angeschlagenen Senator Film in ähnlich großem Stil eingestiegen - und hatte nach der gesicherten Sanierung die Hälfte der Anteile an angloamerikanische Investoren lukrativ verhökert.

      Beim operativen Geschäft zeichnete sich zuletzt eine Stabilisierung ab: Der Umsatz legte nach neun Monaten im Geschäftsjahr 2004 leicht auf 173,9 Millionen zu, dieselbe Entwicklung zeichnet sich beim Auftragseingang ab. Haas lässt auf Anfrage von BÖRSE ONLINE jedoch durchblicken, dass bei gelungener Sanierung die bisherige Struktur des Unternehmens auf den Prüfstand kommt. Während an den Geschäftsbereichen Sensoren und IT nicht gerüttelt wird, sollen die Kommunikationssysteme überprüft werden.

      Mangels Alternativen stehen die Chancen gut, dass die Wandlung von Fremd- in Eigenkapital über die Bühne geht. Muss Augusta Insolvenz anmelden, wäre es überhaupt fraglich, ob die Anleihegläubiger bedient werden können, zumal der Liquidationswert deutlich unter dem gerade berechneten Unternehmenswertliegen dürfte.

      Trotzdem lohnt sich ein Einstieg in die Aktie zurzeit nicht. Da wäre zum einen die starke Verwässerung des Aktienanteils am Grundkapital. Zum anderen wird Großaktionär Deutsche Bank London zum frühestmöglichen Zeitpunkt seinen Bond-Anteil reduzieren, denn bei einer Mehrheit von 50 Prozent müsste die Beteiligung konsolidiert werden.


      Empfehlung: HALTEN
      Kurs am 26. November: 0,56 Euro
      Stoppkurs: 0,38 Cent
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 14:17:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      sehr schöne Zusammenfassung....

      Übrigens nicht nur für Augusta interessant, das Prinzip des Kapitalschnitts kommt ja immer wieder vor und viele Leute haben vorher völlig unrealistische Vorstellungen, was der Wert der Aktie im Fall einer Rettung sein würde.....

      bei Kinowelt und Senator konnte man es auch erleben.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Börse Online