Tomorrow, Lycos - Paradebeispiele für den Größenwahn - 500 Beiträge pro Seite

[oberzocker]

Ich habe heute auf Bloomberg ein Interview mit einem Typ von Lycos gesehen. Sollte wohl dazu dienen, die Anleger dazu zu bringen Lycos zu zeichnen.
Da wird auch sicher eifrig davon Gebrauch gemacht werden. Ich bin auch überzeugt davon, daß diejenigen, die eine Zuteilung bekommen, ordentliche Zeichnungsgewinne machen werden.
Ich habe mir Lycos mal angesehen.
Emissionspreis : € 19,00 - 24,00.
Emissionsvolumen : 28.000.000 Stückaktien
Vermutlich wird man mit einem Emissionspreis von € 24,- rechnen müssen.
Das gebe einen Gesamtwert von 672 Mio. Euro.
Keine schlechte Bewertung für ein Unternehmen, daß 1999 gerade mal 13,61 Mio. Euro Umsatz gemacht hat. Der Typ von Lycos meinte in dem Interview, daß man frühestens für 2004 Gewinne erwartet. Sind ja tolle Aussichten.
Wenn man nun Lycos Aktien zeichnet, dann erwartet sich der durchschnittliche Anleger einen Gewinn von mind. 100%. Das würde bedeuten, der Gesamtwert würde über 1,3 Mrd. Euro betragen. Klingt irgendwie ziemlich abnormal das Ganze.
Wo sind die Zeiten, als der Wert der Aktien den Wert eines Unternehmens wiederspiegelte?

Ein schönes Beispiel wäre auch der vielgeprießene Highflyer Tomorrow.
Im November 1999 an den NM gegangen. Damals wurde ein Ausgabepreis von 20,- Euro festgelegt. Wenn die Analysten, die diesen Preis ermittelt haben nicht totale Idioten waren, dann dürfte das in etwa dem Firmenwert entsprochen haben. 2,5 Mio. Aktien á € 20,- geben einen Gesamtausgabewert von € 50 Mio. Das ist mit viel Fantasie ja noch halbwegs erträglich für ein Unternehmen, daß 1999 einen Umsatz von DM 3,7 Mio. aufzuweisen hat, mit 80 Mitarbeitern! Ich kenne Unternehmen, die mach mit 3 Mitarbeitern mehr Umsatz und dazu auch noch Gewinn.
Bereits am 1. Börsetag steigerte sich der Gesamtwert der ausgegebenen Aktien auf über 80 Mio. Euro.
Heute beträgt er 290 Mio., und einige jammern, warum die Tomorrowaktie nachgegeben hat und nicht schon längst auf € 200,- durchgestartet ist.
Das sind alles Bewertungen, die jenseits von Gut und Böse liegen.
Solche Beispiele gibt es viele am NM. Freenet fällt mir auch spontan ein. Ein gutes Beispiel, wo man sieht, wohin der Weg führt, wenn Fantasie alleine nicht mehr ausreicht um einen Kurs zu stützen.
Vielleicht bin ich zu konservativ eingestellt, oder irgendwer kann mir erklären, wo mein Fehler bei meiner Einschätzung liegt.
Bin schon sehr neugierig.

Grüße aus Austria

[Seebaer]

Rein rechnerisch hast Du vollkommen Recht. Aber diese Zahlenspiele gibt es schon so lange, wie es Internetunternehmen gibt. Weil viele konservative Fonds genau so gerechnet haben, müssen sie sich jetzt mit ihren Anlegern rumärgern, die enttäuscht auf die Performance dieser konservativen Fonds schauen. Also was gibt es für eine Alternative: Mitspielen und rechtzeitig versuchen zu erkennen, wann es in die andere Richtung geht.
Ich glaube allerdings, daß die Phantasie noch mindestens 1 - 2 Jahre im Markt bleiben wird. Lediglich einige Werte werden auf ein gesundes Maß zurückgestuft werden.
Ps.: Wende deine Zahlen mal auf ADVA an und , wenn du nicht bereits dabei bist, wird dir schwindelig.

[oberzocker]

So schlecht war meine Rechnerei gar nicht, wenn man sich jetzt Lycos anschaut.
Fantasie alleine ist auch nicht alles.