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    Der Fall Shaivo -Republikaner rasten völlig aus - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.04.05 10:51:41 von
    neuester Beitrag 01.06.05 10:41:21 von
    Beiträge: 34
    ID: 971.109
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      schrieb am 01.04.05 10:51:41
      Beitrag Nr. 1 ()
      Der Führer der republikanischen Mehrheit im US-Abgeordnetenhaus, Tom DeLay hat lt. Nachrichtenbericht gefordert, dass die für den Tod Verantwortlichen büßen müssen. Geistliche aus der Umgebung der Eltern sprechen von Mord.

      Sollen jetzt die Richter des obersten Gerichtshof und der Ehemann auch in Guantanamo interniert werden ?:mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:08:21
      Beitrag Nr. 2 ()
      Naja, sicherlich läßt sich streiten ob das Leben von Terry Shaivo noch lebenswert war -und ob man ihr Leiden künstlich verlängern sollte.

      Aber andererseits kann man auch sagen dass sie ne kranbke Frau war, der man einfach die Nahrung verweigert hat.
      Würde man das bei anderen schwerkranken Menschen auch machen???? ....

      So einfach ist das ganze nicht ...
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:24:03
      Beitrag Nr. 3 ()
      Auch in Deutschland ist die passive Sterbehilfe in gewissen Grenzen zulässig. Allerdings werden wohl etwas höhere Anfoderungen an die mutmaßliche Einwilligung des Patienten gestellt als in diesem Fall.

      Trotzdem kann man einen schwerkranken Menschen nicht mit dem hier vorliegenden Fall vergleichen.

      Diese hasserfüllten Äußerungen -insbesondere von Unbeteiligten, die politisch profitieren wollen- haben bei einer solchen Debatte nichts verloren.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:28:58
      Beitrag Nr. 4 ()
      Sie sterben zu lassen war sicherlich eine im Grundsatz richtige Entscheidung. Nur die Art des Sterbens war mE unwürdig. Da sollte nun jeder zu seinen Lebzeiten eine Methode wählen dürfen, wie er in einem solch aussichtslosen Fall von seinem Leiden (selbst wenn er selbst es nicht wahrnimmt, ist es ein Leiden) sanft erlöst werden kann.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:39:18
      Beitrag Nr. 5 ()
      In dem Fall ist wohl die Scheinheiligkeit der Amis eskaliert ..

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      schrieb am 01.04.05 11:43:09
      Beitrag Nr. 6 ()
      Diesen gestrigen Bericht von t-online fand ich dazu ganz gut.
      Es hat mich auch beruhigt zu wissen, dass einen Fall Schiavo bei uns (derzeit) nicht geben wird.
      Ich stelle ihn mal komplett rein, da er m. E. den derzeitigen Rechts- und Diuskussionsstand gut wiedergibt.


      Schicksal von Terri Schiavo bewegt die Deutschen

      Der Fall der amerikanischen Wachkoma-Patientin Terri Schiavo löst auch in Deutschland Emotionen aus. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, spricht im Namen vieler Menschen von einem "bewegenden Einzelfall". Für den Kirchenmann zeigt der Streit in den USA die Aktualität der Frage, wie mit dem menschlichen Sterben umgegangen werden soll.

      Kein Gezerre hierzulande
      Die Rechtslage für den Grenzbereich zwischen Leben und Tod ist auch in Deutschland alles andere als klar. Dennoch sind sich Experten einig, dass es ein unwürdiges Gezerre um Leben oder Tod - wie in den USA - hier nicht geben würde.

      Ohne Patientenverfügung keine Handhabe
      "Wenn keine Patientenverfügung zum Abbruch der Versorgung vorliegt, hätte ein Arzt keine Chance, Maßnahmen zu ergreifen", erklärte die Essener Anwältin Beate Linke, beim Deutschen Anwaltverein für Patientenrecht zuständig. "Die lebenserhaltenden Maßnahmen müssten fortgesetzt werden." Auch der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Ulrich Montgomery, sagt: Es sei unvorstellbar, dass man hier eine Wachkoma-Patientin durch Entzug der Magensonde verhungern lasse.

      Mutmaßlicher Wille reicht nicht aus
      In Deutschland dürfte auch ein vom Vormundschaftsgericht bestellter Betreuer - selbst wenn es der Ehemann wäre - nicht die Anweisung zum Entfernen der Magensonde geben. Denn seine Vollmacht, so Anwältin Linke, würde sich von vornherein nicht auf den Bereich "der Selbstbestimmung des Patienten" erstrecken. Auch habe sie nie einen Fall erlebt, in dem es gelungen wäre, einen Abbruch der Lebenserhaltung zu erreichen, wenn die Angehörigen lediglich Indizien für den mutmaßlichen Willen des Patienten geliefert hätten.

      BGH grenzt Reichweite stark ein
      Nur falls eine Patientenverfügung vorliegt, wäre das nach deutschem Recht denkbar. Allerdings hat der Bundesgerichtshof 2003 die Reichweite der Verfügungen auf Fälle eingeschränkt, "in denen das Grundleiden einen irreversiblen und tödlichen Verlauf genommen hat". Die Eingrenzung geht weit. Selbst wenn jemand in einer Verfügung für den Fall des Wachkomas den Ernährungsstopp angeordnet hat, dürften die Ärzte dem nicht ohne weiteres folgen.

      "Patientenwille muss Vorrang haben"
      Hier setzt die hitzige Debatte um die Anerkennung der Patientenverfügung an. Auslöser waren Vorschläge einer Kommission des Justizministeriums, das sich für eine größere Verbindlichkeit des Patientenwillens einsetzte. Justizministerin Brigitte Zypries von der SPD schloss sich dem an und legte im November 2004 einen Gesetzentwurf vor. Darin räumte sie dem Patientenwillen gegen eine künstliche Lebensverlängerung Vorrang ein. Das Patiententestament sollte nach ihrem Willen gerade für Wachkoma- und Demenzpatienten gelten, deren Erkrankung nicht zwangsläufig zum Tod führt. Das hätte die Rechtslage in Deutschland gravierend verändert.

      Alle Fragen offen
      Die Ansicht vertrug sich aber von Anfang an nicht mit der Mehrheitsmeinung in der parteiübergreifenden Ethik-Kommission des Bundestags. Diese plädierte dafür, es im Kern bei der BGH-Linie zu belassen. Momentan ist die Diskussion wieder offen. Zypries hat auf Wunsch der Koalition ihren Gesetzentwurf zurückgezogen. Die Initiative soll nun aus der Mitte des Bundestags kommen. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Joachim Stünker, hat sich an die Arbeit gemacht. Bischof Huber ist schon jetzt skeptisch, dass der Gesetzgeber überhaupt eine befriedigende Lösung finden wird. So etwas anzunehmen, sei eine "Fiktion".


      ;
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:43:57
      Beitrag Nr. 7 ()
      Kabbes
      ich weiss nicht, ob scheinheilig hier wirklich eine Rolle spielt. Ich denke, es ist schon eine Sache, die sehr polarisieren kann. Wie gesagt: Das "Wie" des Sterbens fand ich auch ausgesprochen unmenschlich. Da fragt man sich, was letztlich schlimmer ist.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:45:27
      Beitrag Nr. 8 ()
      Typisch Amis und westliche Medien, der Tod einer im Koma liegenden regt Millionen Menschen auf, dass gleichzeitig in Afrika täglich Tausende verhungern interessiert dagegen keine Sau !

      :mad::mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:46:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      Das ist genau das Niveau das in solch einer Sache von bestimmten Usern zu erwarten war.

      Ganz nebenbei, verhungern und verdursten lassen über 13 (!!!!) Tage halte ich für ethisch völlig verwerflich.
      Wenn der Priester, der ihr die heilige Kommunion gereicht hat, berichtet, die Zunge war wie aus Holz, wenn man Morphium gegen die Schmerzen gibt, und dann begeben sich hier einige auf solch ein Niveau, das läßt ahnen daß Verblödung der schlimmste Feind des Menschen ist.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:51:15
      Beitrag Nr. 10 ()
      #9

      mir ist jetzt nicht ganz klar, wen Du kritisierst
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:53:56
      Beitrag Nr. 11 ()
      HMHMderEchte

      Findest Du den Threadtitel und das Eröffnungsposting wirklich für angemessen ?
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 11:59:33
      Beitrag Nr. 12 ()
      @farniente

      ich stufe den (polemischen Teil des) ersten Beitrag als angemessene Reaktion auf die unsäglichen Äußerungen bestimmter Politiker, die persönlich nicht betroffen sind, aber aus (wahl-)taktischen Gründen eine Hetzjagd auf den Ehemann und (noch) unabhängige Richter starten.

      Ich bin gespannt, ob der Ehemann der Verstorbenen das Jahr 2005 überlebt.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:04:42
      Beitrag Nr. 13 ()
      @farniente
      und das Du zu polemisch/beleidigenden Äußerungen neigst, wenn Dich unsachliche Äußerungen ärgern, hast Du in diesem Thread selbst unter Beweis gestellt.

      begeben sich hier einige auf solch ein Niveau, das läßt ahnen daß Verblödung der schlimmste Feind des Menschen ist.

      Also: worüber regst Du Dich auf ?
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:04:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      Alfred Herrhausen

      Du vermengst Politiker, Geistliche, den problematischen Ehemann, das Problem einer vermeintlichen Patientenverfügung und Guantanamo (!!!) zu einem unsäglichen Brei.

      In der Regel kann man Kürze, Schärfe und Polemik in einem Board hinnehmen.
      Aber es handelt sich hier um ein ethisch-moralisches Problem das die Grundfesten unseres Selbstverständnisses berührt.

      Können wir uns da ein solches Niveau wirklich leisten ?
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:04:56
      Beitrag Nr. 15 ()
      farniente

      ich wollte Dich keinesfalls kritisieren. Mir gings nur darum, zu erfahren, wen Du meinst, damit ich mir eine Meinung über Dein Posting machen kann. ;)
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:10:20
      Beitrag Nr. 16 ()
      Zeigt mal wieder eindrucksvoll die eingeschränkte Sichtweise der Amis.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:10:29
      Beitrag Nr. 17 ()
      @farniente

      Ich vermenge überhaupt nichts.
      Wenn Du meine Beiträge #1 und #3 ansiehst,

      erkennst Du dass ich mich polemisch über Herrn DeLay (#1) und sachlich (#3) über das eigentliche Thema geäußert habe.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:35:08
      Beitrag Nr. 18 ()
      also ich halte sterbehilfe in manchen fällen durchaus für vertretbar. dabei verbinde ich sterbehilfe aber mit `human`.

      was hier die amis abgezogen haben, ist mit sicherheit keine `humane sterbehilfe`. einen menschen verhungern und verdursten zu lassen, grenzt an eine unmenschlichkeit, die seinesgleichen sucht. ich würde mich lieber erschiessen lassen, als auf eine derartige weise von der weltbühne abtreten zu wollen.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:47:22
      Beitrag Nr. 19 ()
      die politisch Rechte der USA bedient sich der selben Methodik wie bei uns die Grünen: Den Machtanspruch auf moralische Überlegenheit gründen.

      Wobei man selbst die moralischen Maßstäbe definiert, die natürlich der eigenen Sicht und Interessenslage entsprechen- und somit die "anderen" sich entweder den moralischen Standards der Rep./Grünen ein Stück weit unterwerfen/anpassen, oder ständig aus der Defensive heraus agieren, ihre Ansichten umständlich erklären müssen.

      Denn wer im Einklang bereit verinnerlichter Ethik/Moral auftritt, muß nichts mehr erklären, und ist enorm im Vorteil.

      Die Rechten in den USA argumentieren sehr gerne mit religiösen Inhalten, und beziehen ihre Politik darauf, weil die Amis nunmal hochgradig religiös orientiert sind.

      Die Grünen und Linken bei uns kommen mit als Verteidiger von unfinanzierbaren Sozialstandards daher, weil sich in der BRD in den letzten 35 Jahren ein Bekenntnis zu Gutmenschentum und Sozialstaatlichkeit als Anstandsetikette etabliert hat.

      Die Rechte in den USA nutzt diesen Komafall natürlich, um sich als "moral leaders" zu profilieren, jene, die sich voll für den höchsten Wert der Gesellschaft einsetzen - das menschliche Leben.

      Auf subtile Art machen sie sich damit zum Herren über andere, indem sie das Recht auf Selbstbestimmung untergraben einerseits (Sterbehilfe, Freitod, Abtreibung), und somit Unterwerfung fordern unter die von ihnen selbst definierten Moralstandards.
      Denn es gibt eben Fälle, wo man nicht sagen kann, was richtig und falsch ist, wo jede Entscheidung gravierende Zweifel beinhaltet - und darum sollte in solchen Fällen die persönliche Gewissensfreiheit entscheiden.

      Doch wo Freiheit ist, wird Herrschaftsanspruch geschwächt.

      Und hier treffen sich die oberflächlich gesehen so gegensätzlichen Grünen und die US-Rechte im Geiste: Beide Strömungen möchten der Gesellschaft ihre moralischen Ketten anlegen, lassen nur ihre Sicht der Dinge gelten, diffamieren den Opponenten in negativer Weise, und tun stets so, als ginge es ihnen um das Wohl anderer.

      Gefährliche Methoden - aber wirksame, um eine freiheitliche Gesellschaft in eine Konformitätsgesellschaft umzuwandeln.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 12:58:20
      Beitrag Nr. 20 ()
      @denali

      leider sind tatsächlich gewisse Parallelen erkennbar. Dieses sektenartige Bekämpfen des politisch Andersdenkenden kotzt mich einfach an. Der Andersdenkende wird als minderwertig eingestuft, der keine Rechte mehr hat. Manche steckt man unschuldig in ein Internierunglager, anderen wirft man Rachscheschwüre an den Kopf, in Kenntnis der Tatsache, dass es in den USA so manchen Fanatiker im Lager der religiösen Rechten gibt, der diese Aussage als Marschbefehl auffassen könnte.
      In Europa gab es auf der anderen Seite die Hetzjagd auf Pim Fortuyn, die auch einen willigen Vollstrecker gefunden hat.

      Eigentlich müsste DeLay angesichts seiner Entgleisungen zurücktreten.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 13:18:35
      Beitrag Nr. 21 ()
      Alfred

      die Republikaner verrennen sich psychologisch. Sie werden selbst zum Opfer ihrer eigenen moralischen Ansprüche.

      Wenn man den Fall Schiavo als Mord hinstellt, setzt man sich selbst moralisch unter Zugzwang. Denn wo Mord, da ist auch ein Mörder.

      Die Selbstgrechtigkeit in der Definitionsmacht bei den Moralpolitikern (dazu zählen auch die Kleriker) macht es ihnen zunehmend unmöglich, mit Andersdenkenden noch Kompromisse zu finden - denn mit Mörder kann man keinen Kompromiss mehr schließen !!!

      Einerseits leitet sich aus einer solchen Position der ultimative Machts- und Wahrheitsanspruch ab, nicht unähnlich der mittelalterlichen Kirche oder islamischer Rechtssprechung.

      Andererseits steht dieses Auftreten im völligen Gegensatz zu einer liberalen, pluralistischen Gesellschaft, wo es nunmal viele unterschiedliche Sichtweisen gibt, die z.B. in diesem Komafall beide zurecht beanspruchen können, ein humanes Anliegen zu vertreten.

      Der absolute Wahrheitsanspruch der US-Rechten bedeutet zugleich die totaler Unterwerfungsforderung an ihre Opponenten - und das bedeutet, daß sich die US-Gesellschaft polarisieren wird.

      Das Gleiche hier in der BRD mit den Grünen (deren Macht eher indirekt über die Verinnerlichung ihrer Werte in weiten Teilen der Bevölkerung besteht): Sobald eine Seite die moralische Vormacht beansprucht, entwickelt sie totalitäre Züge, kann keine Kompromisse mehr schließen, und eine Gesellschaft geht den Weg der inneren Blockade, Unversöhnlichkeit und Selbstzerfleischung.

      So ganz nebenbei behindert das enorm bei der Lösung real existierender Probleme, denn jede effiziente Form der Haushaltssanierung in der BRD hätte "unsoziale" Nebenwirkungen.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 13:42:14
      Beitrag Nr. 22 ()
      Denali

      Die moderne Medizin hat uns ein Problem beschert aber vergessen eine Lösung anzubieten: Wir können das Leben verlängern auch wenn wir nicht definieren können was Leben ist.

      Das fängt bei der Abtreibung an mit dem Problem der Definition des Lebens, geht weiter bei schweren Unfällen auf der Autobahn (ich habe 2 Plätze im Heli und 4 Schwerverletzte), setzt sich fort über die Wartelisten des Todes bei Operationsterminen oder Organverpflanzungen.

      Schließlich der Zeitpunkt des Todes.

      Und wie immer wenn sich Politiker (egal in welchem Land) um ein solches Thema annehmen wird es kleingeistig, einseitig bis kleinkariert und polemisch in tendenziöser Absicht diskutiert.

      An solchen Diskussionen ist sehr leicht festzustellen wer von unseren "Regierenden" etwas sagen hat und wer nur redet ohne etwas zu sagen.

      Beim Fall Schiavo kann man über das Ziel (Sterbehilfe) sehr wohl diskutieren, denn der Weg war absolut falsch.
      Und dann ? Wenn wir den Weg verkürzen ?
      Mord ?
      Unsinn. Das kann nur ein Politiker von sich geben.
      Wie sieht die Hilfe aus ?
      Ein öffentlicher Streit der Familie mit juristischer Schlammschlacht ? Absolut verwerflich.

      Die Lösung muß individualrechtlich gelöst werden mit absoluter Bindung für Medizin und Angehörige.
      Ich finde daß Einträge im Personalausweis, ob ich Organe spenden will oder nicht, Blutgruppe und Patientenverfügung in Kurzform, wichtiger wären als biometrische Daten die nur irgendwelchen albernen Innenministern als Aktionsalibi dienen.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 14:17:10
      Beitrag Nr. 23 ()
      farniente, sehe ich genauso !

      die Tabuisierung des Sterbens, und was eventuell vorangeht, ist ein Problem, weil man sich nicht vorab mit dem Unausweichlichen auseinander setzt.

      Und hier muß/sollte jeder für sich entscheiden und niederlegen, um anderen eine Entscheidung z.B. im Komafall, abzunehmen, bei der man nie weiß, ob sie richtig oder falsch ist, wenn man an die Maschinen angeschlossen wird, oder diese abgeschaltet werden.

      Der medizinische Fortschritt erfordert hier eine neue Form der Eigenverantwortung, aber dieser Prozeß kommt grade erst in gang.

      Vor vielen Jahren hab ich meinen Zivi auf einer Pflegestation gemacht, und was ich dort sah, war oftmals nur grauenhaft. So abkratzen - nein danke.

      Da geb ich lieber so ne Art Stop-loss-order ein, bevor ich an den Nullpunkt komme, und mich an diesen kalten Mechanismus ausliefere.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 15:08:39
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass es mehr als ein, zwei Reps einen Dreck kümmert, ob bei einer Komapatienten Sterbehilfe o.ä. betrieben wir? :rolleyes:

      Falls ihr es noch nicht wusstet: Es gibt in den USA ca. 30 Millionen Evangelisten. Das ist eine (man muss es schon sagen) stark fundamentalistische Religionsgemeinschaft. Ich habe selber mal zwei davon kennengelernt. Sie wünschen Homosexuellen den Tod an den Hals. Und das nicht nur wortwörtlich. Sie sind nicht selten extrem rassistisch und leben nach strengsten Regeln (kein Sex vor der Ehe usw.). Und genau diese große Gruppierung hält den "erzwungenen" Tod Shiavos für eine Todsünde sondergleichen.

      So gut wie alle Wahl-berechtigten Evangelisten gehen zur Wahl bzw. müssen zur Wahl gehen. Und nun ratet mal, welche Partei 99% (können auch ein paar mehr oder 1% weniger sein) dieser Fundamentalisten wählen?
      Doch nicht etwa eine, deren "Oberhaupt" einen direkten Draht zu Gott haben will? ;)

      JayM
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 17:05:12
      Beitrag Nr. 25 ()
      Es ist von hier aus gesehen manchmal gar nicht mehr witzig, sondern nur noch deprimierend zu sehen, wie die das US-Geschehen in D aufgenommen wird.

      Leute wie der User AlfredHerrhausen bedienen sich dabei genau der volksverhetzenden Schwarz-Weiss Methoden, die sie zu verurteilen vorgeben - und das nenne ich Heuchelei (einen Vorwurf, den man den Amis gegenueber ja bekanntlich besonders gerne macht).

      Versuchen wir die Dinge einmal differenziert zu betrachten (anders geht es eigentlich in dem Fall auch gar nicht):

      1. Es gibt sie so doch gar nicht: D I E Republikaner
      Natuerlich keifen jetzt die Kirchenvertreter los (was aber in D nicht anders waere, entsprechende klerikale Stimmen waren auch schon zu hoeren). Jeb Bush hat versucht, den Gang der Dinge aufzuhalten - mit verfassungsgemaessen Methoden und moderaten Toenen ("Mord" kam darin nicht vor, dafuer aber ein gewisses Verstaendnis fuer die Situation des Ehemanns).

      2. Es geht nicht nur um das Thema Sterbehilfe, sondern auch um Verfassungsfragen.
      Dieser Punkt wird von Hetzern wie Herrhausen ganz uebersehen: In den USA wird anhand dieses wichtigen Falles das System der checks und balances ausgelotet, d.h. das Verhaeltnis der Bundes- zur einzelstaatlichen Gerichtsbarkeit und das zwischen Legislative, Exekutive und Judikative.

      3. Die Meinungsfreiheit ist nun wirklich nicht bedroht, sondern erfaehrt gerade in dieser hoechstkomplizierten Frage allerhoechste Wertschaetzung
      Viele Leute, die sich oeffentlich mit dem Thema auseinandersetzen, tun dies - im Gegensatz zu Hetzern a la Herrhausen - abwaegend und auf hoechstem Nivau.

      4. Fuer oberlehrerhaftes und pharisaerhaftes Klopfen der eigenen teutonischen Schulter besteht mal wieder ueberhaupt kein Anlass.
      Im Zentrum Alteuropas ueberlaesst man die Diskussion des heiklen Problems - ganz in der altbewaehrten Tardition germanischer Untertanenmentalitaet - lieber einem regierungsamtlichen Ethikrat.
      Entspricht das Eurem Ideal von Meinungsfreiheit und Demokratie? :D
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 17:40:51
      Beitrag Nr. 26 ()
      @qcom

      1. Danke, dass du gleich persönlich wirst und mich als (Volksver)hetzer titulierst. Ich werde Dir trotzdem sachlich antworten, denn wer austeilt muss auch einstecken können.

      2. Ich habe bereits im Thread eingeräumt, dass meine Äußerungen in #1 gezielt polemisch waren. Sie richten sich gegen in erster Linie gegen Herrn DeLay und zweiter Linie gegen fanatische Geistliche die zum Hass aufrufen, anstatt für Versöhnung zu sorgen, was eigentlich der christlichen Lehre, die ich für verteidigens- und schützenswert halte, mehr entspräche. Selbstverständlich gibt es auch Republikaner, die von diesem Verhaltern DeLays genauso angewidert sind wie ich, so dass ich kein Pauschalurteil über diese Leute treffen wollte.


      3. Sachlich formuliert habe ich meinen Vorwurf in Posting #3
      "Diese hasserfüllten Äußerungen -insbesondere von Unbeteiligten (DeLay), die politisch profitieren wollen- haben bei einer solchen Debatte nichts verloren."
      Wenn es Dir um eine sachliche Diskussion geht, müsstest Du diese Aussage zu 100 % unterschreiben können.
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 17:55:48
      Beitrag Nr. 27 ()
      Eigener Vater auch im Koma

      Außerdem hat DeLay im Moment ganz andere Sorgen. Wie die „Los Angeles Times“ jetzt enthüllte, leistete er vor 17 Jahren keinerlei Widerstand, als es um das Sterberecht seines eigenen Vaters, Charles DeLay, ging. Dieser war nach einem Unfall ins Koma gefallen und die Familie hatte die Ärzte gebeten, ihn nicht länger künstlich am Leben zu erhalten. „Tom wusste, dass sein Vater so nicht hätte weiterleben wollen“, versichert DeLays Mutter Maxine.

      „Fälle nicht vergleichbar“

      Kritiker halten Tom DeLay jedoch Heuchelei vor. Solange es um persönliche Interessen gehe, habe er keine Probleme mit dem Recht auf den eigenen Tod. Anderen dagegen verweigere er es aus rein politischen Gründen, weil er die Unterstützung seiner christlich-fundamentalistischen Basis nicht aufs Spiel setzen wolle. Warum lasse DeLay den eigenen Vater in Frieden sterben, wolle zugleich aber Schiavo zum Leben zwingen?

      Bisher gibt sich der Republikanerführer noch zugeschnürt Ein Mitarbeiter erklärt: „Beide Fälle sind nicht miteinander vergleichbar


      Was für ein Heuchler!!! :mad: :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 17:58:53
      Beitrag Nr. 28 ()
      Avatar
      schrieb am 01.04.05 18:39:29
      Beitrag Nr. 29 ()
      #26
      3. koennte ich in der Tat zu 100% unterschreiben.

      Konsequenterweise halte ich Deine "Polemische Eroeffnung" in #1 fuer ueberfluessig und schaedlich, weil sie billig nach dem Beifall unserer vielen anti-amerikanischen Freunde hier bei w:o heischt und bei anderen Themen vielleicht sogar belebend wirken mag, in diesem Kontext aber in der Tat nichts bringt.

      Ich habe mir in der letzten Nacht eine schier unertraeglich Live-Sendung von FOX-News angeschaut und kann Dir deshalb in Bezug auf die religioese Rechte zustimmen: Was da an selbstgerechten Toenen - vor allem aus Pfaffenmuendern - zu vernehmen ist, gehoert zum Allerletzten und hat mit Christentum rein gar nichts mehr zu tun.

      Umso fahrlaessiger dieses Kesseltreiben fuer die US-Mehrheitsmeinung auszugeben! Ein kleiner Hinweis auf die vernuenftige Aeusserung von Rev. Jesse Jackson - und
      wir haetten von Anfang an eine differenzierte Diskussion hier gehabt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden ... am Wochenende habe ich evtl. Zeit dafuer ...
      Avatar
      schrieb am 07.04.05 09:57:01
      Beitrag Nr. 30 ()
      Der Junge war nur ein Niemand“
      Von FRIEDEMANN DIEDERICHS

      06.04.2005 21:08 Uhr


      HOUSTON. Als der fünf Monate alte Sun Hudson am 15. März dieses Jahres seinen letzten Atemzug tat, standen vor dem Kinder-Hospital in Houston (Texas) weder Demonstranten noch Fernsehkameras. Anders als im Fall Terri Schiavo gab es auch keine Stellungnahme des Präsidenten oder den Versuch, mit einem Eilgesetz die künstliche Beatmung des kleinen Jungen weiterzuführen. Und: Sun Hudson war ein Kind, dessen Gehirn - anders als bei Schiavo - noch voll funktionsfähig war.
      Der Junge litt an einem unheilbaren genetischen Defekt, der zu Zwergenwuchs führt und aufgrund stark unterentwickelter Lungen fast immer irgendwann tödlich endet. Seine Mutter Wanda, eine von Sozialhilfe lebende allein erziehende Farbige, kämpfte bis zuletzt um das Leben ihres Sohnes: „Bitte gebt ihm Zeit, sich zu entwickeln.“ Doch ihr Appell stieß auf taube Ohren.

      Die Ärzte und Verwaltungsbeamten des Hospitals entschieden gegen den Willen der Mutter, den Beatmungsschlauch zu entfernen und damit eine Behandlung zu beenden, die für die Klinik nur Kosten, aber keine realistische Heilungschance versprach. 60 Sekunden dauerte der Todeskampf, dann war Sun Hudson in den Armen seiner Mutter erstickt. „Er hat gestrampelt und wollte leben,“ beschreibt sie seine letzte Minute.

      Die Kinderklinik hatte damit erstmals von einem bisher wenig bekannten Gesetz Gebrauch gemacht, das 1999 ausgerechnet jener Gouverneur unterzeichnet hatte, der sich vor wenigen Tagen noch als US-Präsident massiv für Terri Schiavo und eine Wiederaufnahme ihrer künstlichen Ernährung stark gemacht hatte: George W. Bush. Dieses Gesetz ermöglicht es dem „Ethik-Ausschuss“ eines Krankenhauses, bei entsprechender Empfehlung der Ärzte auch gegen den Willen der Angehörigen lebenserhaltende Maßnahmen einzustellen. Den Angehörigen muss allerdings zuvor die Option gegeben werden, den Kranken in ein anderes Hospital verlegen zu lassen.

      Doch Wanda Hudson hatte diese Möglichkeit nicht. Innerhalb der vom Krankenhaus gesetzten Zehntages-Frist wurden rund 40 andere Hospitäler kontaktiert, doch keines war bereit, Sun Hudson aufzunehmen. Ein von der Mutter noch angerufenes Gericht gab der Klinikleitung Recht: Hier werde auf Grundlage des von Bush verabschiedeten Gesetzes gehandelt. Die Klinik habe nachvollziehbar argumentiert, dass von einer Fortsetzung der Beatmung niemand profitiere.

      Eine Aussage, die Wanda Hudson, aber auch neutrale Beobachter, nicht nachvollziehen können: „Wie kann man sagen, dass eine künstliche Beatmung unsinnig ist, wenn sie das Kind in den letzten Monaten am Leben gehalten hat?“ fragt beispielsweise der Kommentator des „Houston Chronicle“. Der Versuch der Mutter, die US-Medien noch für das Schicksal ihres Sohnes zu interessieren, scheiterte: Am Tag, als ein Arzt in Houston den Beatmungsschlauch entfernte, hielt der Kongress gerade seine spektakuläre Nachtsitzung ab, um ein Gesetz nur für Terri Schiavo zu verabschieden. „Wanda Hudson hatte kein Geld, keine Arbeit, keine politischen Verbindungen und war auch noch eine Farbige,“ urteilt der Ethik-Experte Larry Jones. „Damit war ihr Sohn ein Niemand.“

      http://www.rundschau-online.de/kr/KrCachedContentServer?ksAr…
      Avatar
      schrieb am 07.04.05 10:25:43
      Beitrag Nr. 31 ()
      zu 30) das ist ja schrecklich, 1) diese arroganz der ärzte, zu wissen, wie eine krankheit verläuft und 2) die arroganz , über leben und tod bestimmen zu dürfen, unter christentum verstehe ich etwas anderes.
      curacanne
      Avatar
      schrieb am 28.05.05 17:52:48
      Beitrag Nr. 32 ()
      es geht überhaupt nicht um die Arroganz von Ärzten, sondern um ökonomisierung der medizin, ihre schichtenspezifische Rationierung und pseudochristlichen, rassistichen Fundamentalismus.

      Es sind nicht die Ärzte, die Gesetze machen.Und es sind nicht die Ärzte, die >Politiker wählen.

      Zudem muss man von den spektakulären Fällen weg und auf Millionenfache Fälle schauen.

      Der Entsorgungsgedanke ist mittlerweile in unserer Gesellschaft weit verbreitet und die Todesengel unserer zeit sind so unverdächtige Leute wie der MDK, der eine blinde Alzheimerpatientin als Pflegelklasse Null einstuft.

      denn der MDK hat ja klare Vorgaben, die zu erfüllen sind: es dürfen maximal eine bestimmte Quote akzeptiert werden und so hat man Tabellen, die menschenverachtend sind:

      Für vorgenannte Patientin (ein Konkreter Fall) hat der MDK vorgerechnet, dass sie nicht einmal 1 Std Pflege bräuchte!

      Die Frau konnte nicht alleine essen, nicht trinken, nicht zur Toilette, sich nicht an- oder ausziehen.

      Daher bringen sich immer mehr alte menschen, die BEI KLAREM VERSTAND SIND, im Rahmen eines Bilanzselbstmordes um:

      Nicht, weil sie ihr leben nicht mehr leben wollen, sondern weil sie Angst vor der Zukunft haben.

      Ich selber habe neulich eine Frau behandelt, die sich im Altersheim erhängen wollte - um Haaresbreite hätte sie es geschafft. Als Grund gab sie an, sie wole niemandem zur Last fallen - das sagt alles über die perspektive, aus der diejenigen Bürger betrachtet werden, die unter unsäglichen Bedingungen Deutschland aufbauten und denen wir so viel zu verdanken haben.

      Die Dunkelziffer ist m.E. extrem hoch, weil die meisten sich mit einer Überdosis ihrer Hausmedikamente umbringen, die sie eine weile horten und dann auf einen Schlag nehmen, schliesslich irgendwann mehr oder weniger verwest gefunden werden. selbstverständlich wird "natürlicher Tod" angekreuzt vom leichenbeschauer. Ändert ja auch nix mehr.

      Schlimm ist die Entsorgungsmentalität in den Niederlanden.

      Da verstehen sich Mediziner teilweise mehr als technokratische Henker denn als Ärzte .. was sich da teilweise abspielt, würde hier als Rückfall ins Dritte Reich angesehen...
      Avatar
      schrieb am 01.06.05 10:19:34
      Beitrag Nr. 33 ()
      DER SPIEGEL 22/2005 - 28. Mai 2005
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,357877,00.html



      Ursprüngliche Aus der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" :







      -----------------------------------
      Eine Meldung und ihre Geschichte

      Neun Jahre tot

      Von Ansbert Kneip

      Wie ein hirnverletzter Feuerwehrmann wieder zu Bewusstsein kam



      AP
      Herbert (um 1994)
      Sie hatten Donald Herbert in seinen Rollstuhl gesetzt, wie jeden Tag. So sah der Alltag aus für die Betreuer im Father-Baker-Pflegeheim bei Buffalo, New York: Donald Herbert, der jetzt 44-jährige ehemalige Feuerwehrmann wurde gewaschen, umgezogen, mit Nahrung versorgt, in den Garten geschoben. Am Wochenende kam Besuch: Herberts Frau oder, öfter noch, seine Mutter. Seit gut neun Jahren ging das so.

      Donald Herbert befand sich in einem Zustand, den die Ärzte als "beinahe vegetativ" bezeichnen: Sein Gehirn schien ausgeschaltet, ohne Kontakt zum Körper und der Umwelt da draußen. Dass er vor seinem Unfall ein kraftvoller, sportlicher Mann gewesen war, ließ sich nicht mehr erkennen. Er war so gut wie blind, er sprach nicht, und wenn man ihn berührte, zeigte er keine Reaktion. Es gab praktisch keine Anzeichen von Bewusstsein. Ein Pflegefall.

      Sie hatten ihn gerade fertig gemacht für den Ausflug in den Garten, es war am letzten Samstag im April, gegen 14 Uhr. Herberts Pflegerin stand am Fenster, und plötzlich hörte sie hinter sich im Zimmer eine Stimme, klar und verständlich: "Ich will meine Frau sprechen."

      Donald Herbert war wieder da. Einfach so aufgewacht, als käme er nur aus dem Mittagsschlaf.

      Am 29. Dezember 1995 war Herbert bei einem Feuerwehreinsatz verletzt worden, er und ein Kollege hatten sich gerade in ein brennendes Einfamilienhaus vorgekämpft, als das Dach einstürzte. Der Partner konnte sich mit gebrochenen Knochen retten, Herbert aber blieb unter den Trümmern eingeklemmt, minutenlang und ohne Sauerstoff. Als sie ihn raustrugen, war er bereits ohne Bewusstsein.

      Seitdem lebte er in einem Dämmerland, für niemanden erreichbar. Einmal, nach zweieinhalb Monaten Koma, war Herbert kurz aufgewacht, eine kleine Sensation war das. Die Ärzte begannen sofort mit Sprach- und Bewegungstherapie, in alten Fernsehnachrichten kann man sehen, wie er, gestützt auf einen Pfleger, langsam den Krankenhausflur entlanggehen konnte.



      Aus der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"
      Keiner weiß, was ihn damals aufgeweckt hat - und keiner weiß, warum er nach ein paar Wochen den Ärzten wieder entglitt. Donald Herbert verlernte das Laufen, er wurde immer apathischer, schließlich fiel er in einen tiefen Dämmerzustand. Seine Familie brachte ihn im Pflegeheim unter. Die folgenden Jahre blieb sein Zustand unverändert.

      Und nun, auf einmal, kam Donald Herbert zurück ins Leben. "Wie lange war ich unten?", fragte er seine Frau, als sie im Pflegeheim eintraf, "drei Monate?"

      Dass es neun Jahre waren, habe Donald nicht glauben können, berichtete Linda Herbert später. Ihr Mann habe sofort ihre Stimme erkannt, er habe sich an seine Freunde erinnern können und an den ehemaligen Chef der Feuerwache, sagte Linda. Aber bei dem 13-jährigen Jungen, der ihn umarmte, habe er nicht gewusst, wer das ist: Nicholas, sein jüngster Sohn. Den kannte er nur als Vierjährigen.

      Doktor Jamil Ahmed kam vorbei, der Arzt, der den Patienten in den letzten zwei Jahren betreut hatte. Er ließ Donald Herbert ein paar einfache Aufgaben erledigen: den Kopf bewegen, rechten und linken Arm anheben, bis 200 zählen. Donald zählte los. Das Gehirn funktionierte, nicht so schnell wie früher vielleicht, aber überraschend gut.

      Ein paar Wochen vor Donald Herberts Erwachen starb in Amerika die Wachkomapatientin Terry Schiavo, ihr Mann hatte durchgesetzt, dass die lebenserhaltenden Geräte abgestellt werden durften. Tausende hatten gegen die Sterbehilfe protestiert, sie wollten nicht glauben, dass es für Terry keine Hoffnung mehr gab. Donald Herbert ist nun ihr Kronzeuge dafür, dass Gott Wunder geschehen lassen kann.

      Wenn es denn ein Wunder war.

      "Ich habe mir schon gedacht, dass Mr. Herbert Fortschritte machen würde", sagt der Arzt Jamil Ahmed. Er arbeitet als Reha-Spezialist am Erie County Medical Center, dort hatte er beobachtet, dass einige Hirnverletzte auf eine bestimmte Kombination von Medikamenten besonders gut ansprachen. Im Frühjahr ließ Ahmed sich von Herberts Familie erlauben, es auch bei ihm mit einem Cocktail zu versuchen.

      Es war nur ein Experiment, ohne irgendwelche Garantien. Ahmed mischte Aricept, ein Alzheimer-Medikament, Sinemet, ein Mittel gegen Parkinson, sowie Provigil, einen Stoff, der das zentrale Nervensystem stimuliert. Alles zusammen sollte die Hirnzellen zu mehr Kommunikation anregen. Doch der Erfolg blieb aus. Ahmed testete weiter, er fügte ein Antidepressivum hinzu und eine weitere Psychodroge, die genaue Zusammensetzung will er nicht preisgeben. Vielleicht hat er ja ein Wundermittel entdeckt.

      Seit seinen ersten Worten Ende April ist Donald Herbert immer wieder bei Bewusstsein gewesen, nicht mehr so lange am Stück und auch oftmals nicht so klar wie beim ersten Mal. Aber er spricht wieder, er lacht, er wird lernen zu essen, und die Pfleger machen die ersten Gehübungen mit ihm. Neulich hat er sogar einen Fußball gekickt.

      Dr. Jamil Ahmed ist sich sicher, dass sie Donald nicht noch einmal verlieren werden.
      Avatar
      schrieb am 01.06.05 10:41:21
      Beitrag Nr. 34 ()
      :):)sag ich doch, die prognosen der ärzte sind nie 100% sicher, deswegen auch mein aufschrei zB bei krebspatienten, die "noch 1/2 jahr zu leben haben".
      curacanne


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