Reformland Schweden doch nicht so toll? - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 12.04.05 08:28:22 von
neuester Beitrag 12.04.05 08:32:43 von
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Wie tief muß der freie Fall gehen, damit Reformen wirken?
Wohlfahrtsstaat Schweden hat abgespeckt, titelte am 7.4.05 „Die Welt“.
Kernaussagen:
1) Ausgangslage
2) Ergebnisse der Reformen
3) Fazit Abriss des Wohlfartsstaates , einzige Ausnahme: Elternurlaub
4) Wachstum 1% über EU Durchschnit und steigende Reallöhnet
5) Rentenreform
6) Arbeitslosenquote real bei 8% - hoher Kankenstand
7) hoher Steuerdruck – Arbeitslosigkeit sinkt nicht mehr
----------------------------------------------------------------
Wohlfahrtsstaat Schweden hat abgespeckt
Wie Premier Persson die Krise überstand
Stockholm - Schwedens Regierung verweist mit Stolz auf " die vielen ausländischen Delegationen, die sich über unsere Reformen des Wohlfahrtsstaates informieren wollen" und Ministerpräsident Göran Persson hatte zu diesem Thema sogar einen Termin mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Kabinett. Auf der Tagesordnung: Wie Schweden die Krise der neunziger Jahre gemeistert hat.
Margot Wallström, EU-Kommissarin, die viele Schweden als Persson-Nachfolgerin sehen möchten, goß indes Wasser in den Wein und kratzte am Image Schwedens, die Krise überwunden zuhaben und nun als Vorbild dienen zu können. Schweden sei im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedern gar nicht so viel besser, wie man selbst glaube.
1) Ausgangslage
Die Krise der Skandinavier war wahrscheinlich schlimmer, als die, in der Deutschland gerade steckt. Denn sie kam plötzlich und traf die bis dahin umfassend vom Wohlfahrtsstaat versorgten Schweden brutal. Mitte der neunziger Jahre war die Staatskasse leer.
1995 mußte der neue sozialdemokratische Finanzminister Göran Persson beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Kredite bitten.
Das Defizit der öffentlichen Hand hatte zehn Prozent des Bruttonationalprodukts (BNP) überschritten,
die Inflationsrate war ebenfalls zweistellig und
die Arbeitslosenquote stieg auf über zwölf Prozent.
Nach der Liberalisierung des Kapitalmarktes mußten die Banken vom Staat vor dem Bankrott gerettet werden.
Letztlich erwies sich der Wohlfahrtsstaat als in diesem Umfang nicht mehr finanzierbar.
2) Ergebnisse der Reformen
Die Deutschen mögen sich über die Praxisgebühr von zehn Euro beklagen, die Schweden zahlen schon seit vielen Jahren eine Gebühr.
In Stockholm kostet jeder Arztbesuch umgerechnet 15,60 Euro.
Ähnlich verhält es sich mit der Demontage der Gesundheitsversorgung, vor allem bei der inzwischen kaum mehr vorhandenen Zahnarztversicherung.
In ähnlich drastischer Weise veränderte sich der Arbeitsmarkt. Die Schweden, sonst bekannt für ihre starken und forderungsfreudigen Gewerkschaften, akzeptierten Realeinkommensverluste und flexiblere Arbeitszeiten. Für den Einzelhandel gibt es nur noch wenige gesetzliche Öffnungs-Regeln.
Nach dieser Krise war Schweden kaum mehr wieder zu erkennen. Göran Persson - die Wende war hauptsächlich sein Werk, nachdem er 1996 ziemlich widerwillig auf den Posten des Regierungschefs gewechselt war - hatte Schweden wieder auf Kurs gebracht.
3) Fazit Abriss des Wohlfartsstaates , einzige Ausnahme: Elternurlaub
Den Wohlfahrtsstaat, der seine Bürger von der Wiege bis zum Grab versorgt, gibt es seitdem nicht mehr.
Nur noch in einem Sozialbereich, dem Elternschaftsurlaub, hat Persson-Land gegenüber den meisten EU-Partnern noch einen deutlichen Vorsprung.
4) Wachstum 1% über EU Durchschnit und steigende Reallöhnet
Aber die Skandinavier stehen heute wirtschaftlich stark da. Ohne Probleme würden sie die Maastricht-Kriterien für die Euro-Einführung erfüllen, aber sie wollen ihre Krone behalten. Das Wirtschaftswachstum lag in den letzten Jahren immer um etwa einen Prozentpunkt über dem EU-Durchschnitt. Staatshaushalt und öffentliche Verschuldung sind unter Kontrolle, Inflationsrate sowie Zinsen extrem niedrig. Seit ein paar Jahren steigen auch wieder die Reallöhne.
5) Rentenreform
Zu den wichtigsten Reformen zählte die Neuordnung der Pensionen. Der Generationenvertrag wurde abgelöst von einem System, das ziemlich sicher vorausbestimmbare Renten garantiert und dessen tatsächlich gezahlte Prämien weitgehend die Altersbezüge bestimmen.
Über die Auswirkungen dieser Reform sind sich die Experten jedoch keineswegs einig, und selbst Göran Persson schließt nicht aus, daß in etwa 20 Jahren seine Landsleute ihn wegen enttäuschter Erwartungen verdammen könnten.
Die Berechnungen von Ökonomie-Professor Lennart Floods sind in dieser Hinsicht eine düstere Lektüre. Demnach bekommt ein 1940 geborener Arbeitnehmer nur noch 54 Prozent seiner letzten Bezüge, wenn er in diesem Jahr in Pension geht. Mit noch weniger muß sich ein 1950 Geborener begnügen, 46 Prozent, und ein 1960 Geborener kommt gerade mal auf 44 Prozent. Die Regierung verwirft die Zahlen des Professors, legt das Einkommen eines gesamten Arbeitslebens von 16 bis 64 Jahren zugrunde und kommt auf etwa 65 Prozent.
6) Arbeitslosenquote real bei 8% - hoher Kankenstand
Schweden leidet noch immer unter der relativ hohen Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent, zuzüglich Arbeitsplatz-Beschaffungsmaßnahmen mehr als acht.
Zudem haben die Schweden die zweitlängste Lebenserwartung der Welt, sind aber zugleich offenbar auch das für Krankheiten anfälligste Industrie-Volk. Laut einer Umfrage hält es ein bedeutender Teil der Schweden für gerechtfertig, wegen Unzufriedenheit mit dem Chef, geschlossenem Kindergarten oder allgemeiner Müdigkeit zu Hause zu bleiben.
7) hoher Steuerdruck – Arbeitslosigkeit sinkt nicht mehr
Trotz starken Wachstums sinkt die Arbeitslosigkeit nicht. Der Vorwurf der Unternehmer: Die Regierung hält an der ideologischen Verteilermentalität fest. Schweden ist das Land mit dem weltweit höchsten Steuerdruck. Dennoch wollen Göran Persson und sein Finanzminister Pär Nuder mit der Forderung nach noch höheren Steuern in den nächsten Wahlkampf ziehen. Sie seien erforderlich, wenn ihre Landsleute ihren bereits arg geschrumpften Wohlfahrtsstaat behalten wollen.
Artikel erschienen am Do, 7. April 2005
Die Welt
http://www.welt.de/data/2005/04/07/644516.html
Wohlfahrtsstaat Schweden hat abgespeckt, titelte am 7.4.05 „Die Welt“.
Kernaussagen:
1) Ausgangslage
2) Ergebnisse der Reformen
3) Fazit Abriss des Wohlfartsstaates , einzige Ausnahme: Elternurlaub
4) Wachstum 1% über EU Durchschnit und steigende Reallöhnet
5) Rentenreform
6) Arbeitslosenquote real bei 8% - hoher Kankenstand
7) hoher Steuerdruck – Arbeitslosigkeit sinkt nicht mehr
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Wohlfahrtsstaat Schweden hat abgespeckt
Wie Premier Persson die Krise überstand
Stockholm - Schwedens Regierung verweist mit Stolz auf " die vielen ausländischen Delegationen, die sich über unsere Reformen des Wohlfahrtsstaates informieren wollen" und Ministerpräsident Göran Persson hatte zu diesem Thema sogar einen Termin mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Kabinett. Auf der Tagesordnung: Wie Schweden die Krise der neunziger Jahre gemeistert hat.
Margot Wallström, EU-Kommissarin, die viele Schweden als Persson-Nachfolgerin sehen möchten, goß indes Wasser in den Wein und kratzte am Image Schwedens, die Krise überwunden zuhaben und nun als Vorbild dienen zu können. Schweden sei im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedern gar nicht so viel besser, wie man selbst glaube.
1) Ausgangslage
Die Krise der Skandinavier war wahrscheinlich schlimmer, als die, in der Deutschland gerade steckt. Denn sie kam plötzlich und traf die bis dahin umfassend vom Wohlfahrtsstaat versorgten Schweden brutal. Mitte der neunziger Jahre war die Staatskasse leer.
1995 mußte der neue sozialdemokratische Finanzminister Göran Persson beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Kredite bitten.
Das Defizit der öffentlichen Hand hatte zehn Prozent des Bruttonationalprodukts (BNP) überschritten,
die Inflationsrate war ebenfalls zweistellig und
die Arbeitslosenquote stieg auf über zwölf Prozent.
Nach der Liberalisierung des Kapitalmarktes mußten die Banken vom Staat vor dem Bankrott gerettet werden.
Letztlich erwies sich der Wohlfahrtsstaat als in diesem Umfang nicht mehr finanzierbar.
2) Ergebnisse der Reformen
Die Deutschen mögen sich über die Praxisgebühr von zehn Euro beklagen, die Schweden zahlen schon seit vielen Jahren eine Gebühr.
In Stockholm kostet jeder Arztbesuch umgerechnet 15,60 Euro.
Ähnlich verhält es sich mit der Demontage der Gesundheitsversorgung, vor allem bei der inzwischen kaum mehr vorhandenen Zahnarztversicherung.
In ähnlich drastischer Weise veränderte sich der Arbeitsmarkt. Die Schweden, sonst bekannt für ihre starken und forderungsfreudigen Gewerkschaften, akzeptierten Realeinkommensverluste und flexiblere Arbeitszeiten. Für den Einzelhandel gibt es nur noch wenige gesetzliche Öffnungs-Regeln.
Nach dieser Krise war Schweden kaum mehr wieder zu erkennen. Göran Persson - die Wende war hauptsächlich sein Werk, nachdem er 1996 ziemlich widerwillig auf den Posten des Regierungschefs gewechselt war - hatte Schweden wieder auf Kurs gebracht.
3) Fazit Abriss des Wohlfartsstaates , einzige Ausnahme: Elternurlaub
Den Wohlfahrtsstaat, der seine Bürger von der Wiege bis zum Grab versorgt, gibt es seitdem nicht mehr.
Nur noch in einem Sozialbereich, dem Elternschaftsurlaub, hat Persson-Land gegenüber den meisten EU-Partnern noch einen deutlichen Vorsprung.
4) Wachstum 1% über EU Durchschnit und steigende Reallöhnet
Aber die Skandinavier stehen heute wirtschaftlich stark da. Ohne Probleme würden sie die Maastricht-Kriterien für die Euro-Einführung erfüllen, aber sie wollen ihre Krone behalten. Das Wirtschaftswachstum lag in den letzten Jahren immer um etwa einen Prozentpunkt über dem EU-Durchschnitt. Staatshaushalt und öffentliche Verschuldung sind unter Kontrolle, Inflationsrate sowie Zinsen extrem niedrig. Seit ein paar Jahren steigen auch wieder die Reallöhne.
5) Rentenreform
Zu den wichtigsten Reformen zählte die Neuordnung der Pensionen. Der Generationenvertrag wurde abgelöst von einem System, das ziemlich sicher vorausbestimmbare Renten garantiert und dessen tatsächlich gezahlte Prämien weitgehend die Altersbezüge bestimmen.
Über die Auswirkungen dieser Reform sind sich die Experten jedoch keineswegs einig, und selbst Göran Persson schließt nicht aus, daß in etwa 20 Jahren seine Landsleute ihn wegen enttäuschter Erwartungen verdammen könnten.
Die Berechnungen von Ökonomie-Professor Lennart Floods sind in dieser Hinsicht eine düstere Lektüre. Demnach bekommt ein 1940 geborener Arbeitnehmer nur noch 54 Prozent seiner letzten Bezüge, wenn er in diesem Jahr in Pension geht. Mit noch weniger muß sich ein 1950 Geborener begnügen, 46 Prozent, und ein 1960 Geborener kommt gerade mal auf 44 Prozent. Die Regierung verwirft die Zahlen des Professors, legt das Einkommen eines gesamten Arbeitslebens von 16 bis 64 Jahren zugrunde und kommt auf etwa 65 Prozent.
6) Arbeitslosenquote real bei 8% - hoher Kankenstand
Schweden leidet noch immer unter der relativ hohen Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent, zuzüglich Arbeitsplatz-Beschaffungsmaßnahmen mehr als acht.
Zudem haben die Schweden die zweitlängste Lebenserwartung der Welt, sind aber zugleich offenbar auch das für Krankheiten anfälligste Industrie-Volk. Laut einer Umfrage hält es ein bedeutender Teil der Schweden für gerechtfertig, wegen Unzufriedenheit mit dem Chef, geschlossenem Kindergarten oder allgemeiner Müdigkeit zu Hause zu bleiben.
7) hoher Steuerdruck – Arbeitslosigkeit sinkt nicht mehr
Trotz starken Wachstums sinkt die Arbeitslosigkeit nicht. Der Vorwurf der Unternehmer: Die Regierung hält an der ideologischen Verteilermentalität fest. Schweden ist das Land mit dem weltweit höchsten Steuerdruck. Dennoch wollen Göran Persson und sein Finanzminister Pär Nuder mit der Forderung nach noch höheren Steuern in den nächsten Wahlkampf ziehen. Sie seien erforderlich, wenn ihre Landsleute ihren bereits arg geschrumpften Wohlfahrtsstaat behalten wollen.
Artikel erschienen am Do, 7. April 2005
Die Welt
http://www.welt.de/data/2005/04/07/644516.html
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