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    Linkspartei Hamburg: keine Revolution und nicht das Ende des Kapitalismus - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.08.05 21:36:30 von
    neuester Beitrag 14.08.05 07:06:24 von
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      schrieb am 13.08.05 21:36:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hamburgs Linke hofft auf "historischen Erfolg"
      Spitzenkandidat Norman Paech will bei der Bundestagswahl zwölf Prozent erreichen und drittstärkste Kraft werden

      [...] Es war überraschend voll geworden an diesem Donnerstagabend im Hamburg-Haus. Wer aber erwartet hatte, daß sich zum Wahlkampfauftakt des eilig aus PDS und Wahlalternative "Arbeit & Soziale Gerechtigkeit" zusammengezimmerten Linksbündnisses vor allem die "Verlierer" der Gesellschaft oder die üblichen "ewigen Revolutionäre" zusammenfinden würden, sah sich getäuscht. Statt dessen droht die Stimmung im Saal ins behäbig-bürgerliche zu kippen, wären da nicht die vielen Studenten gewesen.
      Die Spitzenkandidaten sitzen aufgereiht auf der Bühne. Aber auch hier von revolutionärem Funken keine Spur. Statt dessen wählt der 67jährige Paech seine Worte bedächtig. Passagenweise beschleicht die Zuhörer das Gefühl, in eine Politikvorlesung geraten zu sein. Seine Angriffe auf den politischen Gegner fallen eher moderat aus. Selbst als Paech das Wahlziel verkündet, drittstärkste Kraft im Bundestag werden zu wollen, hebt er kaum die Stimme.

      Die Welt 13.8.05
      http://www.welt.de/data/2005/08/13/759375.html


      Ohne Show und Schnörkel
      Wahlkampfauftakt der Linkspartei.PDS in Hamburg stößt auf große Resonanz.

      Kann man so im Jahr 2005 Wahlkampf machen? Ein schmuckloses Auditorium, vier RednerInnen, deren Promi-Faktor gen Null tendiert. Keine Fanfaren und als optische Anreicherung ein paar an die Wand geworfene Dias. Keine Kugelschreiber mit Parteilogo, keine Luftballons; nur bedrucktes Papier wird in Hülle und Fülle gereicht. Modern und spektakulär geht anders.

      Kann man so Wahlkampf machen? Man kann - und das offensichtlich mit einigem Erfolg. Mehr als 500 Interessierte sind zum Hamburger Wahlkampfauftakt der neuen Linkspartei.PDS ins Eimsbüttler Hamburg-Haus am Donnerstagabend gekommen, um dicht gedrängt mehr als drei Stunden ohne Show und Schnörkel zu erleben. Statt der Lichtgestalten Gysi und Lafontaine reden hausgemachte KandidatInnen, biedere Rhetorik wird mit Authenzität und Witz wettgemacht. Das kommt an. Der Saal applaudiert den KandidatInnen zu. Nicht frenetisch, aber wohlwollend. Irgendwas funktioniert hier, was kein Wahlkampfmanager verordnen kann.

      Norman Paech, als Völkerrechts-Professor der eingestampften Universität für Wirtschaft und Politik jahrelang das weit vernehmbare linke Gewissen der Stadt bei jedem internationalen Konflikt, geht als Spitzenkandidat zuerst in die Bütt. "Wir wollen zwölf Prozent - das ist keine Revolution und nicht das Ende des Kapitalismus, aber eine Perspektive für eine ernst zu nehmende linke Partei", stellt er klar. Und fügt unter Beifall hinzu: "Eine Regierungsbeteiligung kommt für uns nicht in Frage."

      http://www.taz.de/pt/2005/08/13/a0269.nf/text.ges,1
      taz Hamburg Nr. 7741 vom 13.8.2005, Seite 25,
      Avatar
      schrieb am 14.08.05 07:06:24
      Beitrag Nr. 2 ()
      Welt-Artikel vollständig:

      Hamburgs Linke hofft auf "historischen Erfolg"
      Spitzenkandidat Norman Paech will bei der Bundestagswahl zwölf Prozent erreichen und drittstärkste Kraft werden



      Zwölf Prozent. Als Norman Paech, Hamburger Spitzenkandidat der Linkspartei, am Donnerstag abend beim Wahlkampfauftakt in Eimsbüttel sein Wahlziel verkündet, stockt manchem der rund 300 Anwesenden der Atem. So viele Wählerstimmen? Ungläubigkeit vermischt sich mit Applaus. Schließlich landeten die Linkssozialisten bei der Bundestagswahl im Jahr 2001 nur bei 2,1 Prozent und waren von einem Einzug ins Parlament meilenweit entfernt. Eher langsam scheint sich deshalb vornehmlich bei den PDS-Anhängern die Einsicht durchzusetzen, daß Paech, emeritierter Politikprofessor, vielleicht Recht haben könnte und die Bundestagswahl am 18. September eine "einmalige Gelegenheit" darstelle, "die Linke der Bundesrepublik parlamentarisch und politisch zu verankern".

      Es war überraschend voll geworden an diesem Donnerstagabend im Hamburg-Haus. Wer aber erwartet hatte, daß sich zum Wahlkampfauftakt des eilig aus PDS und Wahlalternative "Arbeit & Soziale Gerechtigkeit" zusammengezimmerten Linksbündnisses vor allem die "Verlierer" der Gesellschaft oder die üblichen "ewigen Revolutionäre" zusammenfinden würden, sah sich getäuscht. Statt dessen droht die Stimmung im Saal ins behäbig-bürgerliche zu kippen, wären da nicht die vielen Studenten gewesen.

      Die Spitzenkandidaten sitzen aufgereiht auf der Bühne. Aber auch hier von revolutionärem Funken keine Spur. Statt dessen wählt der 67jährige Paech seine Worte bedächtig. Passagenweise beschleicht die Zuhörer das Gefühl, in eine Politikvorlesung geraten zu sein. Seine Angriffe auf den politischen Gegner fallen eher moderat aus. Selbst als Paech das Wahlziel verkündet, drittstärkste Kraft im Bundestag werden zu wollen, hebt er kaum die Stimme.

      Der Spitzenkandidat beschränkt sich auf Ausländer- und Friedenspolitik. Er fordert die bessere Behandlung von Ausländern, bezeichnet Deutschland als Einwanderungsland und beschreibt links als den Ort, "wo keiner fremd ist". Die Forderung, die Bundeswehr nicht außerhalb der Nato einzusetzen, überrascht die Zuhörer ebenso wenig wie die These, alle jüngeren Kriege seien "völkerrechtlich nicht abgesichert".

      Aber Paech erdet das von der PDS dominierte Linksbündnis, das in Hamburg auf zehn Prozent kommen könnte. Mit ihm scheint es für den Moment hoffähig zu werden. Der Professor vermittelt den Eindruck, daß es mit ihm linkssektiererische Debatten über die Enteignung der Kapitalisten oder die Abschaffung des Grundgesetzes nicht geben wird. Er will vergessen machen, daß sich Mitglieder der Hamburger PDS noch unlängst vor Gericht über die Führung des Verbands stritten und daß die Hamburger Genossen in den Neunzigern innerhalb der Bundes-PDS den Ruf als linkssektiererische Störenfriede innehatten.

      Auf Dauer jedoch wird Paech den Widerspruch zwischen den vollmundigen Wahlversprechen und der Realität des politischen Alltags nicht auflösen können. Schon an diesem Abend gelingt es nicht. Gerald Emski, Ver.di-Gewerkschafter, fordert unter dem Beifall des Saales einen gesetzlichen Mindeststundenlohn von 14 Euro und verspricht damit, was er schon in diesem Moment nicht halten kann. Schließlich sind selbst die Aushängeschilder des Bündnisses, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, längst auf Abstand zu dieser Forderung gegangen.

      Aber was zählt Wahrhaftigkeit, wenn doch Wahlkampf ist. Eine Zeit, die zu Vereinfachung einlädt, und dazu, die eigene Geschichte zu schönen. So geriert sich Hamburgs Sektenbeauftragte Ursula Caberta als furchtlose Kämpferin für die sozial Entrechteten. Zwar erwähnt sie nebenbei, daß sie einst der SPD angehörte. Ihren Auftritt bei der FDP-Schlußkundgebung im Bürgerschaftswahlkampf 2001 übergeht sie jedoch. Was verständlich ist. Schließlich versprach sie damals im Gespräch mit der WELT, die Liberalen wählen zu wollen.

      Artikel erschienen am Sam, 13. August 2005


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