Von mir hätte sie den Nobelpreis bekommen - Alles Gute! - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 28.01.02 12:57:03 von
neuester Beitrag 29.01.02 08:46:24 von
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Astrid Lindgren
Von mir auch "Alles Gute"
Danke für die tollen Geschichten!
Danke für die tollen Geschichten!
Immerhin hatte sie 1994 den alternativen Nobelpreis erhalten.
Ihre Geschichten werden sie überleben. Ich hab zwar keine Ahnung, was die Kinder heutzutage lesen, vermute und hoffe aber, daß "Pippi Langstrumpf", "Kalle Blomquist" u.a. nie aus der Mode kommen.
Danke für die vielen Leseerlebnisse.
Danke für die vielen Leseerlebnisse.
Dem kann ich mich nur anschliessen. Diese Frau hat mit
ihren Buechern mein Leben mitgestaltet. Und ich konnte
Einiges davon an meine Kinder weitergeben. Neben dem
Literatur- haette sie meiner Ansicht nach auch den
Friedensnobelpreis verdient gehabt. Ich hoffe, die Schweden
wissen, was sie an diesem Erbe haben...
Traurige Gruße
toska
ihren Buechern mein Leben mitgestaltet. Und ich konnte
Einiges davon an meine Kinder weitergeben. Neben dem
Literatur- haette sie meiner Ansicht nach auch den
Friedensnobelpreis verdient gehabt. Ich hoffe, die Schweden
wissen, was sie an diesem Erbe haben...
Traurige Gruße
toska
.
Tolle Frau,
muss mich outen, dass ich (30 Jahre, 1 kind) immer noch gerne den Michel aus Lönneberga anschaue.
Das waren noch Kinderfilme.
Der heutige Pokemon Scheiß ist doch dass allerletzte.
Sollte den Nobelpreis postum bekommen!
Trunkenbold
muss mich outen, dass ich (30 Jahre, 1 kind) immer noch gerne den Michel aus Lönneberga anschaue.
Das waren noch Kinderfilme.
Der heutige Pokemon Scheiß ist doch dass allerletzte.
Sollte den Nobelpreis postum bekommen!
Trunkenbold
Naja - wir hatten zumindest wenigstens immerhin den "Kleinen Rotgardisten" ...
Wer ist "Kalle Blomquist" ...?
Wer ist "Kalle Blomquist" ...?
glaub dieses Buch war ihr am wichtigsten
Seeräuberopa Fabian,
trieb so manchen Schabernack,
kreuz und quer auf dem Ozean.
Steuer-hatte-nizzaniack ...
Seeräuberopa Fabian,
war bekannt auf dem ganzen Meer,
er raubte Gold von jedem Kahn,
Steuer-hatte-nizzanwelt ...
Alter Käpt´n Fabian,
Pippi bleibt Dir immer treu,
jetzt laß die kleine auch mal ran
Käpt´n Ahoi, Ahoi
Seeräuber Fabian,
kotzt bei jedem Sturm ins Meer,
mehr als einer essen kann
Steuer hatte nizzanbär
trieb so manchen Schabernack,
kreuz und quer auf dem Ozean.
Steuer-hatte-nizzaniack ...
Seeräuberopa Fabian,
war bekannt auf dem ganzen Meer,
er raubte Gold von jedem Kahn,
Steuer-hatte-nizzanwelt ...
Alter Käpt´n Fabian,
Pippi bleibt Dir immer treu,
jetzt laß die kleine auch mal ran
Käpt´n Ahoi, Ahoi
Seeräuber Fabian,
kotzt bei jedem Sturm ins Meer,
mehr als einer essen kann
Steuer hatte nizzanbär
Ich möchte mich der ganz obigen Hommage anschließen.
Gute Reise!
Gute Reise!
ABSCHIEDSBRIEF AN ASTRID LINDGREN
Wir sehen uns in Nangijala
Von Markus Deggerich
Gebt ihr postum den Friedens-Nobelpreis. Auch wenn sie gar nicht tot sein kann.
Liebe Astrid Lindgren,
draußen regnete es, es war kalt. Das waren diese trostlosen Tage, an denen ich nicht vor die Tür durfte. Sonntags rette ich mich mit Heinz-Rühmann-Filmen. Aber an all den anderen Tagen, zog ich mir die Decke über den Kopf und ließ mich durch ihre Sätze entführen: zu Ferien auf Saltkrokan, raus in den Wald zu Ronja, der Räubertochter, oder ich verliebte mich in Annika (oder war ich nur eifersüchtig, dass sie auf dem Onkel reiten durfte?). Ich hatte damals noch blonde Haare und wünschte mir Michel als Bruder, weil mein eigener mich nicht auf seinem Bonanza-Rad fahren ließ. Michel hätte es sich einfach genommen und wäre mit Karacho in den nächsten Gemüsestand gedüst. Um seinen Mut, dem Leben verrückt zu begegnen, habe ich ihn so sehr beneidet (um die vielen Strafstunden im Schuppen dann weniger).
Wenn ich Hausarrest hatte, bildete ich mir ein, ich sei Karlsson und könnte mich einfach mit dem Propeller auf dem Rücken vom Dach davonmachen. Auch seine Vorliebe für Süßes war (und ist) mir allzu vertraut (mit all den moppeligen Konsequenzen).
Als ich nach der Schule zu Hause auszog, waren Ihre Werke die einzigen "Kinder"-Bücher, die mit mussten. Bei jedem späteren Umzug kostete es mich Stunden, ihre Bücher ein- und wieder auszupacken, weil ich anfing zu blättern und mich immer wieder aufs Neue entführen ließ.
Michael Ende, der mir mit Momo und Jim Knopf aushalf, wenn meine Lindgren-Bücher mal wieder verliehen waren, durfte ich später, als "Großer", interviewen. Er litt darunter, dass so genannte Literaturkritiker, Kinder- und Jugendliteratur stiefmütterlich und herablassend behandelten. An ihm entbrannte diese liederliche "Eskapismus-Debatte" mit dem Vorwurf, seine Geschichten seien eine Flucht aus der Realität. Wie vertrocknet und einsam muss man sein, um Phantasie so zu verstehen? Er sagte: "Wissen Sie, warum ich die Bilder von Chagall so mag?" "Hm?" "Weil er Welten geschaffen hat, in denen Ziegenböcke auf Hundehütten stehen dürfen."
Und Sie haben Welten geschaffen, in denen ein kleines Mädchen der stärkste Mensch der Welt ist, an der Decke laufen kann und alleine in der Villa Kunterbunt ein Leben lebt, wie es ihr gefällt. Pippi Langstrumpf war die erste Anarchistin, die nicht auf Kosten anderer lebte. Ist es ein gutes Zeichen, wenn 90 Schulen nach Ihnen benannt sind, auch wenn Pippi die Schule allenfalls besuchte, um zu lernen (und zu lehren), dass das Leben anderswo ist?
Oh ja, sie hatte Geld und Kraft und Macht und Witz und Mut. Kann ja nicht jeder besitzen. Aber das allein reicht eben nicht. Sie haben mal gesagt: "Wenn Pippi jemals eine Funktion gehabt hat, außer zu unterhalten, dann war es die, zu zeigen, dass man Macht haben kann und sie nicht missbraucht. Und das ist wohl das Schwerste, was es im Leben gibt."
Wenn es Eskapismus sein soll, den (Un-)Tiefen des Lebens erzählend zu begegnen, sie so zu verstehen und aufzufangen, dann will ich nur noch fliehen. "Das ist nichts für dich", hatte meine große Schwester behauptet, weil ich darauf drängte, "Die Brüder Löwenherz" zu lesen, das einzige Buch von Ihnen, das ich noch nicht kannte. So denken nur Große. Das Thema "Tod" kann nichts sein für die Kleinen. Dabei habe ich fast nie wieder Vergleichbares gelesen, das mir den Tod erträglich machte ohne ihn zu beschönigen. Ich habe so geweint mit Krümel und Jonathan, aber es hatte nicht diese hoffnungslose Verzweiflung. Wir sehen uns in Nangijala! Ja! Daran will ich glauben. Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie sanft gelandet sind in Nangijala und dort viele Abenteuer auf Sie warten. Es ist die andere Seite des Lebens, und dort wartet, wenn ich mich richtig erinnere: Licht! Richtig verstanden hatte ich das erst, als eine Freundin im Sterben lag. Sie kannte auch die Brüder Löwenherz und hinterließ uns den Satz: "Bald verlasse ich meine gewohnten Farben und tauche ein in eine neue Welt. Wie bunt es dort wohl ist?" Licht!
1994 gab man Ihnen den Alternativen Nobelpreis für Literatur. Das machte mich wütend. Weil ich dahinter wieder diese Geringschätzung von Feuilletonisten vermutete. Kinderbücher? Ja, hübsch, aber das ist doch keine ernste Literatur. Für mich hatten Sie schon immer den "richtigen" Literatur-Nobelpreis verdient. Aber vielleicht war es besser so. Ich konnte mir Pippi zwischen den ganzen Frackträgern bei der Preisverleihung gar nicht vorstellen. Dann doch lieber Günter Grass. Und außerdem wären Sie, wenn es schon nobel sein muss, und das mein ich ganz im Ernst, für mich die würdigste Trägerin des Friedens-Nobelpreises.
"Es ist schwer, ein Mensch zu sein, und das muss es vielleicht sein", haben Sie gesagt. Sie haben mir das Leben leichter gemacht. Und jetzt sind Sie tot. Meine Trauer ist Dankbarkeit. Und ich schließe lächelnd die Augen und stelle mir vor, wie Sie mir aus Nangijala zurufen: "Steck den Kopf nicht in den Sand. Sondern den Suppentopf."
Sie fehlen mir. Auch wenn Sie niemals fort sind. Draußen regnet es. Es ist kalt.
Wir sehen uns in Nangijala
Von Markus Deggerich
Gebt ihr postum den Friedens-Nobelpreis. Auch wenn sie gar nicht tot sein kann.
Liebe Astrid Lindgren,
draußen regnete es, es war kalt. Das waren diese trostlosen Tage, an denen ich nicht vor die Tür durfte. Sonntags rette ich mich mit Heinz-Rühmann-Filmen. Aber an all den anderen Tagen, zog ich mir die Decke über den Kopf und ließ mich durch ihre Sätze entführen: zu Ferien auf Saltkrokan, raus in den Wald zu Ronja, der Räubertochter, oder ich verliebte mich in Annika (oder war ich nur eifersüchtig, dass sie auf dem Onkel reiten durfte?). Ich hatte damals noch blonde Haare und wünschte mir Michel als Bruder, weil mein eigener mich nicht auf seinem Bonanza-Rad fahren ließ. Michel hätte es sich einfach genommen und wäre mit Karacho in den nächsten Gemüsestand gedüst. Um seinen Mut, dem Leben verrückt zu begegnen, habe ich ihn so sehr beneidet (um die vielen Strafstunden im Schuppen dann weniger).
Wenn ich Hausarrest hatte, bildete ich mir ein, ich sei Karlsson und könnte mich einfach mit dem Propeller auf dem Rücken vom Dach davonmachen. Auch seine Vorliebe für Süßes war (und ist) mir allzu vertraut (mit all den moppeligen Konsequenzen).
Als ich nach der Schule zu Hause auszog, waren Ihre Werke die einzigen "Kinder"-Bücher, die mit mussten. Bei jedem späteren Umzug kostete es mich Stunden, ihre Bücher ein- und wieder auszupacken, weil ich anfing zu blättern und mich immer wieder aufs Neue entführen ließ.
Michael Ende, der mir mit Momo und Jim Knopf aushalf, wenn meine Lindgren-Bücher mal wieder verliehen waren, durfte ich später, als "Großer", interviewen. Er litt darunter, dass so genannte Literaturkritiker, Kinder- und Jugendliteratur stiefmütterlich und herablassend behandelten. An ihm entbrannte diese liederliche "Eskapismus-Debatte" mit dem Vorwurf, seine Geschichten seien eine Flucht aus der Realität. Wie vertrocknet und einsam muss man sein, um Phantasie so zu verstehen? Er sagte: "Wissen Sie, warum ich die Bilder von Chagall so mag?" "Hm?" "Weil er Welten geschaffen hat, in denen Ziegenböcke auf Hundehütten stehen dürfen."
Und Sie haben Welten geschaffen, in denen ein kleines Mädchen der stärkste Mensch der Welt ist, an der Decke laufen kann und alleine in der Villa Kunterbunt ein Leben lebt, wie es ihr gefällt. Pippi Langstrumpf war die erste Anarchistin, die nicht auf Kosten anderer lebte. Ist es ein gutes Zeichen, wenn 90 Schulen nach Ihnen benannt sind, auch wenn Pippi die Schule allenfalls besuchte, um zu lernen (und zu lehren), dass das Leben anderswo ist?
Oh ja, sie hatte Geld und Kraft und Macht und Witz und Mut. Kann ja nicht jeder besitzen. Aber das allein reicht eben nicht. Sie haben mal gesagt: "Wenn Pippi jemals eine Funktion gehabt hat, außer zu unterhalten, dann war es die, zu zeigen, dass man Macht haben kann und sie nicht missbraucht. Und das ist wohl das Schwerste, was es im Leben gibt."
Wenn es Eskapismus sein soll, den (Un-)Tiefen des Lebens erzählend zu begegnen, sie so zu verstehen und aufzufangen, dann will ich nur noch fliehen. "Das ist nichts für dich", hatte meine große Schwester behauptet, weil ich darauf drängte, "Die Brüder Löwenherz" zu lesen, das einzige Buch von Ihnen, das ich noch nicht kannte. So denken nur Große. Das Thema "Tod" kann nichts sein für die Kleinen. Dabei habe ich fast nie wieder Vergleichbares gelesen, das mir den Tod erträglich machte ohne ihn zu beschönigen. Ich habe so geweint mit Krümel und Jonathan, aber es hatte nicht diese hoffnungslose Verzweiflung. Wir sehen uns in Nangijala! Ja! Daran will ich glauben. Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie sanft gelandet sind in Nangijala und dort viele Abenteuer auf Sie warten. Es ist die andere Seite des Lebens, und dort wartet, wenn ich mich richtig erinnere: Licht! Richtig verstanden hatte ich das erst, als eine Freundin im Sterben lag. Sie kannte auch die Brüder Löwenherz und hinterließ uns den Satz: "Bald verlasse ich meine gewohnten Farben und tauche ein in eine neue Welt. Wie bunt es dort wohl ist?" Licht!
1994 gab man Ihnen den Alternativen Nobelpreis für Literatur. Das machte mich wütend. Weil ich dahinter wieder diese Geringschätzung von Feuilletonisten vermutete. Kinderbücher? Ja, hübsch, aber das ist doch keine ernste Literatur. Für mich hatten Sie schon immer den "richtigen" Literatur-Nobelpreis verdient. Aber vielleicht war es besser so. Ich konnte mir Pippi zwischen den ganzen Frackträgern bei der Preisverleihung gar nicht vorstellen. Dann doch lieber Günter Grass. Und außerdem wären Sie, wenn es schon nobel sein muss, und das mein ich ganz im Ernst, für mich die würdigste Trägerin des Friedens-Nobelpreises.
"Es ist schwer, ein Mensch zu sein, und das muss es vielleicht sein", haben Sie gesagt. Sie haben mir das Leben leichter gemacht. Und jetzt sind Sie tot. Meine Trauer ist Dankbarkeit. Und ich schließe lächelnd die Augen und stelle mir vor, wie Sie mir aus Nangijala zurufen: "Steck den Kopf nicht in den Sand. Sondern den Suppentopf."
Sie fehlen mir. Auch wenn Sie niemals fort sind. Draußen regnet es. Es ist kalt.
Sie ist nicht tod,tod sind nur Leute über die keiner redet.
Astrid Lindgren ist tot
Schutzpatronin des kindlichen Gemüts
Von Andreas Borcholte
Beliebteste und berühmteste Jugendbuchautorin der Welt, Mutter von Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist und Ronja Räubertochter -
Astrid Lindgrens Name ist untrennbar mit ihren ebenso erfolgreichen wie naseweisen Phantasiegeschöpfen verknüpft. Doch der nun im
Alter von 94 Jahren verstorbenen Schriftstellerin ging es stets um mehr als nur um die Unterhaltung der Kinder.
Die Kindheit Astrid Lindgrens nahm ein abruptes Ende, als sie mit 19 Jahren ihr erstes eigenes Kind, ihren Sohn Lars, gebar.
Unverheiratet und mittellos begann die junge Schwedin eine Ausbildung zur Stenotypistin in Stockholm, um ihre Kleinfamilie
ernähren zu können. Den kleinen Lars musste sie bei Pflegeeltern in Kopenhagen unterbringen, wo sie den unter Heimweh
leidenden Knirps in seinen ersten drei Lebensjahren nur selten besuchen konnte.
Dabei war ihre eigene Kindheit recht glücklich verlaufen. Am 14. November 1907 als Tochter eines Bauernehepaars im idyllischen
Nås (Bezirk Småland) geboren, aufgewachsen im benachbarten Vimmerby, kostete sie das behütete Landleben in vollen Zügen
aus, ihre Erlebnisse bildeten den Grundstock für die späteren Bucherfolge wie "Pippi Langstrumpf", "Kalle Blomquist", "Mio, mein
Mio" oder "Ronja Räubertochter". "Es ist überhaupt nicht nötig, eigene Kinder zu haben, um Kinderbücher schreiben zu können.
Man muss nur selbst einmal Kind gewesen sein", sagte Lindgren einmal.
Doch Einsamkeit, das Auf-sich-allein-gestellt-Sein und der daraus resultierende Zwang, sich mit den eigenen, naseweisen,
unerwachsenen und unorthodoxen - eben kindlichen Mitteln durchs Leben zu schlagen, steht bei jeder der weltweit über die
Maßen erfolgreichen Figuren Lindgrens stets hinter der nostalgischen Kindheits-Idylle und der heilen Welt der schwedischen
Provinz. Die Vorstellung, wie Sohn Lars die Abwesenheit seiner Mutter im dänischen Pflege-Exil erleben musste, inspirierte
Lindgren noch lange danach: Als ihr zweites Kind, Tochter Karin, mit einer Lungenentzündung im Bett lag, erfand sie die ebenso
altkluge wie (über-)lebenskompetente Pippi Langstrumpf, deren Eltern (die Mutter im Himmel, der Vater zur See) nie zur Stelle
sind. Mit diesem, ihrem zweiten Buch nach "Britt-Mari erleichtert ihr Herz", das sie erst drei Jahre (1944) nach der Bettkantenerzählung aufschrieb,
gewann sie auf Anhieb den zweiten Preis eines Wettbewerbs für Kinderliteratur.
"Selma Lagerlöf von Vimmerby"
Dabei wollte Astrid Lindgren eigentlich nie Bücher schreiben. Zwar wurde sie wegen ihrer glanzvollen Aufsätze bereits in der Schule die "Selma
Lagerlöf von Vimmerby" genannt und arbeitete später bei der Lokalzeitung, doch verfolgte sie die schriftstellerischen Ambitionen nach ihrem Umzug
nach Stockholm nicht weiter. 1931 heiratete die geborene Astrid Anna Emilia Ericsson ihren Ehemann Sture Lindgren (gestorben 1951) und jobbte
nach ihrer Ausbildung als Sekretärin für einen Automobilclub. Erst im Alter von 37 Jahren beschloss Lindgren, ihre humorvollen Kindergeschichten
niederzuschreiben. "Britt-Mari erleichtert ihr Herz" und "Pippi Langstrumpf" erschienen kurz hintereinander und begründeten eine wundervolle Karriere.
Astrid Lindgrens Erfolge sind längst Legende: Über 120 Millionen Exemplare (allein 25 Millionen im deutschsprachigen Raum) ihrer Jugendbücher
fanden in den vergangenen 50 Jahren ihren Weg in die Kinderzimmer dieser Welt, in 85 Sprachen wurden die Abenteuer von Pippi, Ronja, Kalle,
Michel aus Lönneberga, Karlsson vom Dach oder der "Kinder aus Bullerbü" übersetzt. Auf der Liste des Nobelpreiskomitees zur Verleihung des
Literaturpreises stand sie des öfteren, doch die größte Ehrung der Literaturwelt wurde ihr zu Lebzeiten nicht mehr zuteil. Erst im vergangenen Jahr
hatten die Schweden eine neue Initiative gestartet, um ihrer Nationalheldin zum Nobelpreis zu verhelfen. Immerhin erhielt sie 1994 den Alternativen
Nobelpreis. Hier zu Lande wurde sie bereits 1978 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Sie selbst hatte jedoch immer wieder auf ihre unverwechselbar humorige Art verbreitet, man möge ihr doch bitte unter
allen Umständen den Nobelpreis ersparen. Die ganze Aufregung habe Preisträgern schon das Leben gekostet.
Neben ihren lebenslangen Bemühungen um die Rechte, Belange und Bedürfnisse der Kinder galt Astrid Lindgren als eifrige
Kämpferin gegen staatliche und gesellschaftliche Bevormundung. Mitte der siebziger Jahre lieferte sie sich einen
erbitterten, aber siegreichen Streit mit der schwedischen Regierung um die Höhe ihrer Einkommensteuer, der die
gesellschaftliche Landschaft des skandinavischen Staats nachhaltig erschütterte. In den achtziger Jahren engagierte
sich die einflussreiche Schriftstellerin gegen Atomenergie und Massentierhaltung. Anerkennung erhielt sie für ihre
Bemühungen 1992, als der damalige schwedische Ministerpräsident Ingvar Carlsson ihr zum 85. Geburtstag ein neues
Tierschutzgesetz "schenkte".
Als Letztes ihrer stets mit Seitenhieben auf Spießbürgertum und Konformismus gespickten Schriften erschien 1992 eine
autobiografische Weihnachtsgeschichte. Ihren geistreichen Witz, ihre Scharfzüngigkeit und ihre grenzenlose Güte soll
sich die in ihren letzten Lebensjahren erblindete und fast ertaubte Astrid Lindgren bis zum Schluss bewahrt haben. Nun
ist sie in ihrer Stockholmer Wohnung "still und sanft" und hoffentlich zufrieden mit ihrem bewegten und bewegendem Leben nach einer langwierigen
Virusinfektion entschlafen. Erhalten bleibt sie uns durch ihre wundersam weisen Geschöpfe, deren Treiben den Kindern oft Mut und
Selbstbewusstsein schenkt und uns "Großen" oft Erhellung in unsere düsteren Erwachsenenwelt bringt.
Schutzpatronin des kindlichen Gemüts
Von Andreas Borcholte
Beliebteste und berühmteste Jugendbuchautorin der Welt, Mutter von Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist und Ronja Räubertochter -
Astrid Lindgrens Name ist untrennbar mit ihren ebenso erfolgreichen wie naseweisen Phantasiegeschöpfen verknüpft. Doch der nun im
Alter von 94 Jahren verstorbenen Schriftstellerin ging es stets um mehr als nur um die Unterhaltung der Kinder.
Die Kindheit Astrid Lindgrens nahm ein abruptes Ende, als sie mit 19 Jahren ihr erstes eigenes Kind, ihren Sohn Lars, gebar.
Unverheiratet und mittellos begann die junge Schwedin eine Ausbildung zur Stenotypistin in Stockholm, um ihre Kleinfamilie
ernähren zu können. Den kleinen Lars musste sie bei Pflegeeltern in Kopenhagen unterbringen, wo sie den unter Heimweh
leidenden Knirps in seinen ersten drei Lebensjahren nur selten besuchen konnte.
Dabei war ihre eigene Kindheit recht glücklich verlaufen. Am 14. November 1907 als Tochter eines Bauernehepaars im idyllischen
Nås (Bezirk Småland) geboren, aufgewachsen im benachbarten Vimmerby, kostete sie das behütete Landleben in vollen Zügen
aus, ihre Erlebnisse bildeten den Grundstock für die späteren Bucherfolge wie "Pippi Langstrumpf", "Kalle Blomquist", "Mio, mein
Mio" oder "Ronja Räubertochter". "Es ist überhaupt nicht nötig, eigene Kinder zu haben, um Kinderbücher schreiben zu können.
Man muss nur selbst einmal Kind gewesen sein", sagte Lindgren einmal.
Doch Einsamkeit, das Auf-sich-allein-gestellt-Sein und der daraus resultierende Zwang, sich mit den eigenen, naseweisen,
unerwachsenen und unorthodoxen - eben kindlichen Mitteln durchs Leben zu schlagen, steht bei jeder der weltweit über die
Maßen erfolgreichen Figuren Lindgrens stets hinter der nostalgischen Kindheits-Idylle und der heilen Welt der schwedischen
Provinz. Die Vorstellung, wie Sohn Lars die Abwesenheit seiner Mutter im dänischen Pflege-Exil erleben musste, inspirierte
Lindgren noch lange danach: Als ihr zweites Kind, Tochter Karin, mit einer Lungenentzündung im Bett lag, erfand sie die ebenso
altkluge wie (über-)lebenskompetente Pippi Langstrumpf, deren Eltern (die Mutter im Himmel, der Vater zur See) nie zur Stelle
sind. Mit diesem, ihrem zweiten Buch nach "Britt-Mari erleichtert ihr Herz", das sie erst drei Jahre (1944) nach der Bettkantenerzählung aufschrieb,
gewann sie auf Anhieb den zweiten Preis eines Wettbewerbs für Kinderliteratur.
"Selma Lagerlöf von Vimmerby"
Dabei wollte Astrid Lindgren eigentlich nie Bücher schreiben. Zwar wurde sie wegen ihrer glanzvollen Aufsätze bereits in der Schule die "Selma
Lagerlöf von Vimmerby" genannt und arbeitete später bei der Lokalzeitung, doch verfolgte sie die schriftstellerischen Ambitionen nach ihrem Umzug
nach Stockholm nicht weiter. 1931 heiratete die geborene Astrid Anna Emilia Ericsson ihren Ehemann Sture Lindgren (gestorben 1951) und jobbte
nach ihrer Ausbildung als Sekretärin für einen Automobilclub. Erst im Alter von 37 Jahren beschloss Lindgren, ihre humorvollen Kindergeschichten
niederzuschreiben. "Britt-Mari erleichtert ihr Herz" und "Pippi Langstrumpf" erschienen kurz hintereinander und begründeten eine wundervolle Karriere.
Astrid Lindgrens Erfolge sind längst Legende: Über 120 Millionen Exemplare (allein 25 Millionen im deutschsprachigen Raum) ihrer Jugendbücher
fanden in den vergangenen 50 Jahren ihren Weg in die Kinderzimmer dieser Welt, in 85 Sprachen wurden die Abenteuer von Pippi, Ronja, Kalle,
Michel aus Lönneberga, Karlsson vom Dach oder der "Kinder aus Bullerbü" übersetzt. Auf der Liste des Nobelpreiskomitees zur Verleihung des
Literaturpreises stand sie des öfteren, doch die größte Ehrung der Literaturwelt wurde ihr zu Lebzeiten nicht mehr zuteil. Erst im vergangenen Jahr
hatten die Schweden eine neue Initiative gestartet, um ihrer Nationalheldin zum Nobelpreis zu verhelfen. Immerhin erhielt sie 1994 den Alternativen
Nobelpreis. Hier zu Lande wurde sie bereits 1978 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Sie selbst hatte jedoch immer wieder auf ihre unverwechselbar humorige Art verbreitet, man möge ihr doch bitte unter
allen Umständen den Nobelpreis ersparen. Die ganze Aufregung habe Preisträgern schon das Leben gekostet.
Neben ihren lebenslangen Bemühungen um die Rechte, Belange und Bedürfnisse der Kinder galt Astrid Lindgren als eifrige
Kämpferin gegen staatliche und gesellschaftliche Bevormundung. Mitte der siebziger Jahre lieferte sie sich einen
erbitterten, aber siegreichen Streit mit der schwedischen Regierung um die Höhe ihrer Einkommensteuer, der die
gesellschaftliche Landschaft des skandinavischen Staats nachhaltig erschütterte. In den achtziger Jahren engagierte
sich die einflussreiche Schriftstellerin gegen Atomenergie und Massentierhaltung. Anerkennung erhielt sie für ihre
Bemühungen 1992, als der damalige schwedische Ministerpräsident Ingvar Carlsson ihr zum 85. Geburtstag ein neues
Tierschutzgesetz "schenkte".
Als Letztes ihrer stets mit Seitenhieben auf Spießbürgertum und Konformismus gespickten Schriften erschien 1992 eine
autobiografische Weihnachtsgeschichte. Ihren geistreichen Witz, ihre Scharfzüngigkeit und ihre grenzenlose Güte soll
sich die in ihren letzten Lebensjahren erblindete und fast ertaubte Astrid Lindgren bis zum Schluss bewahrt haben. Nun
ist sie in ihrer Stockholmer Wohnung "still und sanft" und hoffentlich zufrieden mit ihrem bewegten und bewegendem Leben nach einer langwierigen
Virusinfektion entschlafen. Erhalten bleibt sie uns durch ihre wundersam weisen Geschöpfe, deren Treiben den Kindern oft Mut und
Selbstbewusstsein schenkt und uns "Großen" oft Erhellung in unsere düsteren Erwachsenenwelt bringt.
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