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    Gehört Krieg zum System? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.02.03 21:09:49 von
    neuester Beitrag 16.02.03 20:09:43 von
    Beiträge: 42
    ID: 695.504
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      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:09:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Beginnen wir in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg die Städte waren zerstört, die Bevölkerung dezimiert und es herrschte praktisch Mangel an allem. Jede Hand wurde damals für den Wiederaufbau gebraucht.
      Zuerst brauchte man neue Häuser, neue Möbel und mit der Zeit bekamen die Bürger auch Lust auf etwas Luxus, ein Radio einen Fernseher oder ein Auto.
      Eine Zeit in der sich die Wirtschaft auf ständig neue und wachsende Bedürfnisse der Bevölkerung einstellen mußte. Goldene Zeiten die ihren Ursprung in einer ständig wachsenden Nachfrage nach neuen Gütern hatte und die der Wirtschaft steigende Gewinne und der Bevölkerung Wohlstand und Vollbeschäftigung brachte.
      Das Prinzip nach dem dies funktioniert ist eigentlich uralt, man tauscht etwas über das man selbst verfügt gegen Dinge die der Andere besitzt, in unserem Fall tauscht der Arbeitnehmer seine Arbeitskraft gegen die Dinge die ein Unternehmen produziert. So funktioniert ein gesundes Handelssystem, Geld macht diesen Tauschhandel nur flexibel und erhält dadurch seinen Wert. Daraus folgt auch das nur das produzieren realer Güter primäres Element der Wertschöpfungskette sein kann! Bereinigt man diese Wertschöpfungskette aber um den Faktor menschliche Arbeit, läuft das auf ein anderes Wirtschaftssystem, nämlich der Staat als zentraler Versorger hinaus und liebe Leser, genau Das leben wir momentan bereits über den Umweg Staatsverschuldung!
      Den Boomjahren der Erstausrüstung folgte später eine Sättigungsphase in der sich der Konsum vornehmlich auf den Ersatz verbrauchter Konsumgüter beschränkte, nennenswerte Gewinnsteigerungen waren so kaum noch erzielbar.
      Diesem Problem begegnete die Industrie mit zunehmender Automatisierung und der damit verbundenen Massenproduktion in deren Folge weniger Arbeitskräfte benötigt wurden. Diese Menschen mußten über die sozialen Sicherungssysteme (Steuern und Sozialabgaben) weiter versorgt werden ohne dafür aber eine Gegenleistung erbringen zu können. Mit wachsender Arbeitslosigkeit konnten die herkömmlichen Sicherungssysteme diese Kosten nicht mehr ausgleichen, der Weg in die Staatsverschuldung war damit geebnet. Konsum wurde so letztendlich über Schulden finanziert.
      Pervertiert wurde das Tauschhandelssystem Anfang der 80er Jahre mit der Abwanderung der Industrie in die sog. Billiglohnländer.
      Gewinne wurden dabei nicht mehr durch steigende Umsätze und neue Technologien generiert sondern durch die Ausnutzung unterschiedlicher Preis - Lohnstrukturen verschiedener Länder. Ziel war es Preisaufschläge die durch Umlagerung der Lohnnebenkosten, die eigentlich zur Finanzierung sozialer Sicherungssysteme gedacht waren, zur Gewinnsteigerung zu nutzen. Man verkaufte also weiter zu Preisen die diese Lohnnebenkosten beinhalteten ohne diese Kosten tatsächlich tragen zu müssen. Hierin zeigt sich eine Abkehr von gesunden Gewinnsteigerungsmechanismen über Innovationen und arbeitsaufwendigen Qualitätsprodukten, hin zur Massenproduktion und ungehemmter Produktionskostensenkung. Diese Form der Marktwirtschaft muß deshalb auch als technologischer Rückschritt betrachtet werden da sie innovationshemmend wirkt.
      Staaten mit hohen sozialen Standarts sind deshalb auch besonders anfällig gegen diese Wirtschaftspolitik, da hier die erzielbaren Gewinnmargen am höchsten
      sind.
      Die Folge war ein beispielloser Arbeitsplatzabbau in den westlichen Industrieländern und Arbeit in armen Ländern die dort aber aufgrund der niedrigen Löhne keine nennenswerte Verbesserung der Lebensqualität brachte.
      Das dieses Prinzip, arbeiten für Nichts und konsumieren ohne zu arbeiten so lange funktioniert hat liegt an der Finanzierung über Staatsverschuldung, das wachsende Arbeitslosenheer in den westlichen Ländern wurde über die Sozialleistungen weiterhin mit Geld und damit der Möglichkeit Konsumgüter zu kaufen versorgt.
      Das Dilemma dieser Wirtschaftspolitik, gibt der Staat seine Verschuldungspolitik auf, brechen sofort die Absatzmärkte zusammen, wird die Staatsverschuldung weiter fortgesetzt, müssen früher oder später die Finanzsysteme kollabieren.
      Der Irrglaube der Globalisierungsbefürworter ist, wer für Arbeit nichts zahlen will, anschließend seine Produkte für erarbeitetes Geld verkaufen kann. Inflationierung von Arbeit muß somit letztendlich auch zum Wertverfall des Geldes führen.
      So gesehen muß unser derzeitiges Wirtschaftssystem früher oder später unter der wachsenden Schuldenlast zusammenbrechen oder es wird eine Art allgemeiner Versorgerstaat entstehen.
      Belegt wird diese These mit einem Blick auf die wachsende Staatsverschuldung der BRD in den Jahren 1971 bis 1998 explodierte die deutsche Staatsverschuldung von 3 Mrd. Euro auf satte 1,1 Billionen Euro.
      Das es sich hierbei keineswegs um ein typisch deutsches Problem handelt zeigt Amerika mit seinem Leistungsbilanzdefizit von jährlich rund 500Mrd.§ . Die Gesamtverschuldung (Privathaushalte Staat Unternehmen) hat inzwischen in den USA einen Rekordwert von 30.000 Mrd.§ erreicht.
      Andere soziale Strukturen in den USA haben dort im Gegensatz zu Deutschland lediglich zu einer teilweisen Umverlagerung der Verschuldung auf die Privathaushalte geführt.


      Lösungsvorschläge

      Grundsätzlich ist die linke Thesen die eigentliche Schwäche des marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystems läge in seinem Drang Gewinne zu maximieren, wobei es nicht vorrangig darum gehe eine Versorgungsaufgabe gegenüber der Bevölkerung zu erfüllen sondern eben Gewinn zu machen, nicht von der Hand zu weisen. Diese systembedingte fortwährend Produktionskostensenkung führe letztendlich dazu das die zur Versorgung der Bevölkerung benötigten Güter von immer weniger Arbeitskräften hergestellt werden können, was letztendlich zu immer höherer Arbeitslosigkeit führen würde.
      Die durch wachsende Arbeitslosenzahlen sinkende Kaufkraft und damit der Druck zu weiteren Rationalisierungen mit dem Ergebnis neuer Arbeitslosigkeit muß folglich über die damit einhergehende immer höhere Staatsverschuldung zum Zusammenbruch der Finanzsysteme führen.
      Geht man also davon aus das ein Unternehmer nur das produzieren wird was er auch verkaufen kann, ist die aktuelle Regierungspolitik nicht nachvollziehbar. Man glaubt wohl die Unternehmen werden schon wieder mehr produzieren wenn die Produktionskosten nur niedrig genug werden und das schaffe dann neue Arbeitsplätze, vergißt dabei aber die Käuferseite die ja nun immer weniger Geld in die Hand bekommt um etwas zu kaufen.
      Ich will hier einen möglichen Weg aufzeigen der dieser Abwärtsspirale entgegen wirkt ohne die den marktwirtschaftlichen Grundgedanken verlassen zu müssen.
      Geben sie den arbeitslosen Menschen Arbeit in unprofitablen aber gesellschaftlich sinnvollen Bereichen (z.B. Bildung, Gesundheit, Ökologie) und bezahlen sie diese Arbeit mit Staatsverschuldung. Damit geben sie den Menschenn Geld in die Hand, was letztendlich Nachfrage nach Konsumgütern schafft. Anschließend inflationieren sie diese Schulden kontrolliert wieder weg und passen die Löhne an die entsprechende Inflationsrate an. Die daraus folgenden steigenden Preise werden einerseits die Konsumenten veranlassen ihre Kaufzurückhaltung aufzugeben, was wiederum steigende Konsumnachfrage schafft, andererseits wird es auch für die Wirtschaft wieder attraktiv geparktes Geld zu reinvestieren.
      Für die Wirtschaft bedeutet das, setzt man weiter auf Billigproduktion im Ausland wird man sich über die Inflationierung der Gewinne letztendlich doch am Allgemeinwohl in Deutschland beteiligen müssen, bringt man die Arbeit hierher zurück, kann die Staatsverschuldung und damit die Inflationsrate über die Schaffung nicht schuldenfinanzierter Arbeitsplätze zurückgefahren werden.
      So bekommt man eine gute Verhandlungsposition für echte Bündnisse für Arbeit mit der Arbeitgeberseite.
      Die Politiker werden sich also entscheiden müssen, zwischen einer Stabilitätspolitik zur Sicherung der Privatvermögen von Superreichen, die letztendlich die Armmut nach Deutschland zurück bringen wird oder einer Politik die nicht nur gut für die Menschen in diesem Land sondern auch gut für die Wirtschaft ist.


      Abschottung gegen Lohndumping

      Als richtige Maßnahme gegen die schädlichen Auswirkungen ausländischer Billigimporte muß grundsätzlich auch alles gesehen werden was deren Gewinnmargen reduziert.
      Besonders schädlich für deutsche Arbeitsplätze erscheint die hiesige staatliche Subventionierung des Straßennetzes. Lange grenzüberschreitende Produktionswege werden dadurch erst attraktiv gemacht. Die daraus resultierende Flut von LKW auf deutschen Straßen kostet nicht nur Unsummen an Steuergeldern im Straßenbau sondern verursacht zusätzliche Kosten für die Beseitigung ökologischer Folgeschäden.
      Umweltfreundliche Verkehrsmittel wie z.B. die Bahn, die für ihr Schienennetz selbst aufkommen muß, werden so samt ihrer Arbeitsplätze aus dem Markt
      subventioniert.
      Kostendeckende Straßenbenutzungsgebühren nach dem Verursacherprinzip bei gleichzeitiger Streichung der KFZ Steuer wäre eine richtige Antwort.
      Oder, warum kann Deutschland eigentlich ein Heer von Arbeitslosen bezahlen, nicht aber den wirkungsvollen Schutz vor Schwarzarbeit auf deutschen Baustellen?
      Warum solche naheliegenden Lösungen immer nur halbherzig angegangen werden? Nun, fast mag man glauben das die alte Volksweisheit, das man mit Geld wirklich alles kaufen könne nichts an Aktualität verloren hat.


      Der Weg aus der Wegwerfgesellschaft

      Der Handel beklagt die zunehmende Aldisierung in Deutschland und dem damit verbundenen Preisverfall. Dies ist aber nur die logische Konsequenz der Verbraucher auf die fortschreitende Verwendung von billiger Massenware auch für Markenprodukte.
      Hier muß schnellstmöglich umgedacht werden, stand doch „made in Germany“ bisher für Innovation und Qualitätsarbeit in Deutschland, ein Markenzeichen das wenigstens in den USA seinen Glanz noch nicht völlig verloren zu haben scheint.
      Innovationshemmend wirken sich besonders die hohen Markteintrittsbarrieren, die lediglich der Marktabschottung etablierter Großkonzerne dienen aus. Gute Ideen scheitern oft an bürokratischen Hürden, fehlendem Startkapital oder den verschiedensten Gegenmaßnahmen etablierter Unternehmen gegen aufkommende Konkurrenz. Es ist ein Unding das inzwischen marktwirtschaftlicher Wettbewerb nur noch auf die Höhe der Kriegskasse reduziert wird, so bleiben Innovationen außerhalb des etablierten Kreises praktisch chancenlos.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:44:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      sehr gut! :)

      Quelle?
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:47:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Lösung ist es weniger :confused:

      Aber die Symptombeschreibung!

      schau mal in optimalistys letzten Thread! :)
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:50:32
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ist von mir also nix mit Quelle.
      Schade aber in Deutschland zählt leider nicht was jemand sagt, sondern nur wer es sagt.
      Habe das auch an die Jusos geschickt und hoffe es liest dort wenigstens mal jemand.
      Mir geht jedenfalls der Hut hoch wenn ich höre was in Berlin so als sozialdemokratische Politik verkauft wird.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 21:55:53
      Beitrag Nr. 5 ()
      So war die Quellenfrage nicht gemeint, es ist ja schon außerordentlich gut, viele posten einfach bedenkenlos fremde Quellen, ohne den Autoren zu nennen, und zumindest wissen will ich ihn! Also keine Kriteik an dir!

      weißt du, warum die Lösung nicht funktionieren wird?

      Arbeit mit Staatsverschuldung zu bezahlen und diese zu inflationieren?

      Mann würde die eigentlichen Probleme nicht aus der Welt schaffen.

      Inflation würde nämlich auch den Wert der Arbeit mindern, der damit bazahlt wird.

      Schau dir mal bitte
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      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:05:14
      Beitrag Nr. 6 ()
      @sittin bull inv,
      und genau deshalb braucht man ständig eine Anpassung der Löhne an die Inflationsrate, so verfällt zwar gebunkertes überschüssiges Geld nicht aber Das welches dem Wirtschaftskreislauf sofort wieder zugeführt wird, das macht letztendlich lust zum kaufen und verhindert das wirtschaftlich ungünstige ansparen großer Vermögen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:10:39
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hmm, das Problem der Kapitalallokation durch den Zins ist damit aber nicht gelöst!

      Solange es irgendeine Einkommensart gibt, die ohne den Produktionsfaktor Arbeit Zinsen bringt, kann es nicht funktionieren!
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:11:03
      Beitrag Nr. 8 ()
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:16:48
      Beitrag Nr. 9 ()
      ich bestehe dann aber auch noch auf

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      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:23:03
      Beitrag Nr. 10 ()
      Zu faul zum Lesen?
      Eine akustische Freigeld-Einführung per MP3.



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      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:25:48
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ sittin bull inv
      Was ist denn Kapitalallokation? Habe Das mit den Zinsen jedenfalls nicht verstanden.
      Das Problem der Unternehmer ist doch, dort wo sie produzieren läßt sich aufgrund der niedrigen Löhne nichts gewinnbringend verkaufen und wenn sie das bei uns tun wollen muß man ihnen eben die Lohnnebenkosten die ja letztendlich zum Erhalt des Humankapitals nötig sind, auf andere Weise wieder abnehmen und ich schlage vor wie das gehen könnte.
      So wie jetzt, die Einen arbeiten und produzieren die Güter und die Anderen konsumieren und zahlen mit Schulden geht es wie man sieht mit Sicherheit nicht weiter

      SIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:29:39
      Beitrag Nr. 12 ()
      Danke Leute, ich zieh mir das alles morgen mal rein, muß mein Geld leider noch auf herkömmliche Weise verdienen und mein Wecker kennt leider keine Gnade.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:31:23
      Beitrag Nr. 13 ()
      Jeder Prozeß, bei dem man hinterher etwas verteilen soll, ist schon mal schwierig!

      Denk mal dran, welche Wege Geld nimmt, es ist wie Wasser!


      Was ich meine, eine Investition unterbleibt, wenn man nicht damit rechnen kann, wenigstens den Kapitalmarktzins zu erwirtschaften. Zwar fällt der seit längerem der Zins,
      doch unsere Arbeit macht fast alle Investitionen zu teuer, wenn wir uns in einer globalisierten Welt befinden!

      Also wird woanders investiert.
      Unser gesamtes weltweites Kapital ist auf der Suche nach Maximaler Rendite...

      Geld hat bei uns die negative Funktion, dass es zusätzlich auch noch die herrschende Einteilung in Nichtbesitzende und Besitzende verstärkt, weil die Nichtbesitzenden nur ihre Arbeitskraft haben, um zu Geld zu kommen, die Besitzenden brauchen nur das Geld, um genügend Einkommen zu erzielen. Wegen des Zinses.
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 22:45:03
      Beitrag Nr. 14 ()
      Geld hat nicht zwangsläufig diese selbstzerstörerische Funktion!

      Ursprünglich als Tauscherleichterung gedacht, hat man es zum stärksten Machtinstrument überhaupt gemacht!

      Wir sollten aber nicht vergessen: Was wir geschaffen haben, können wir auch ändern!
      Wir müssen uns nur erst der Problematik bewußt werden, auch, warum es keinerlei Interesse dran gibt, diese selbstzerstörerische Dynamik des Geldes auszuschalten.

      Man will uns weismachen, es ginge gar nicht.
      Das stimmt nicht!

      Warum machen wir uns gar keine Gedanken darüber, warum es Inflation oder Deflation gibt?

      Warum wir alle paar Jahre irgendwo Flammenherde in Form von Währungskrisen ausbrechen sehen?

      Warum der Zinsanteil in allen Kosten immer weiter steigt, genau wie der Steueranteil?

      Und das exponentiell?

      Ich habe hier lose Gedanken zu allem...

      Thread: Gesellschaft

      Und hier konkret!
      Thread: Rückkehr ins Paradies
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 06:23:23
      Beitrag Nr. 15 ()
      .
      eben genau das nicht (gemeint sind die Lösungsvorschläge)
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 06:26:20
      Beitrag Nr. 16 ()
      Kannst du auch mehr als auf den Strafstoßpunkt zeigen?

      :confused:
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 06:51:09
      Beitrag Nr. 17 ()
      .
      Arbeit und Lohn (die Summe aller Gehälter) ist in Deutschland genug vorhanden. Es muß nur gerechter verteilt werden.
      Avatar
      schrieb am 13.02.03 19:08:53
      Beitrag Nr. 18 ()
      Hallo zusammen,
      gibt es eigentlich Foren in denen man obige These mit Wirtschaftsfachleuten diskutieren kann?
      Eine richtige Meinung scheint hier ja leider niemand dazu zu haben, dabei wird die aktuelle Politik über die Zukunft Deutschlands entscheiden.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 00:00:17
      Beitrag Nr. 19 ()
      Erklärung unseres Geldsystems.






      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 00:02:08
      Beitrag Nr. 20 ()
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 00:36:54
      Beitrag Nr. 21 ()
      @ Sig, ich habe keine Ahnung!

      aber ich würde vorschlagen, wenigtens hier die in die gleiche Richtung tendierenden Kräfte zu bündeln!


      Ich wäre bereit, auf meinen Namen für den Thread zu verzichten ;) , wir müssen nur ernsthaft anfangen, uns Gedanken zu machen, und das bündeln!

      Wenn nicht wir hier, wer sonst???

      Am besten wäre ein neutraler Thread, in der wir das wirklich sachlich diskutieren, leider ist bisher jeder Einzelversuch gescheitert! :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 06:34:25
      Beitrag Nr. 22 ()
      .
      wenn ich vorher weiß, daß ich mein verliehenes Geld (bedingt durch eine "kontrollierte" Inflation) nicht
      oder nur noch teilweise wiedersehe, verleihe ich dann mein Geld?
      Doch wohl eher nicht.
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 07:23:17
      Beitrag Nr. 23 ()
      Du verleihst es nicht, du investierst es sinnvoll!

      Und am sinnvollsten sind alle Art von Kreisläufen!
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 07:42:53
      Beitrag Nr. 24 ()
      .
      aber doch nicht, wenn ich es nicht wieder bekomme.

      Außerdem subventioniere (pardon: investiere) ich schon mehr als genug durch die Steuern, die ich zahlen muß.
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 08:03:32
      Beitrag Nr. 25 ()
      war ein Mißverständnis, ich dachte, du dachtest an die Freiwirtschaft! ;)

      Sorry :O
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 14:21:59
      Beitrag Nr. 26 ()
      @ sittin bull inv
      Ich habe zu diesem Thema eine Theorie entwickelt, die erklärt warum unser derzeitiges Wirtschaftssystem über den Weg einer Deflation schließlich an einer Inflation scheitern muß und biete dafür eine Lösung.
      Leider merkt man das diese Zusammenhänge hier im Forum überhaupt nicht verstanden werden, weshalb ich auch diene weitere Diskussion in diesem Rahmen für sinnlos halte.
      Ich würde diese Theorie gern Wirtschaftswissenschaftlern vorstellen, weiß aber nicht wie man an diese Leute heran kommt.
      Unsere derzeitige Politik wird jedenfalls die Abwärtsspirale weiter verstärken.
      Das ich mit meiner Theorie offenbar nicht ganz falsch liegen kann, zeigt die Entwicklung nach der Spekulationsblase 1929, die über Rezession und Krieg letztendlich in einer Inflation endete.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 16:18:33
      Beitrag Nr. 27 ()
      @ Sig

      nicht resignieren, trag es heraus, ich weiß da hier eine schlechte Basis ist, so etwas zu diskutieren, ich merks selsbt immer wieder,schreibs am besten in einem kurzen Essay und schicke es an alle passenden Sites und an die Parteien! :)
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 16:43:12
      Beitrag Nr. 28 ()
      @sittin bull inv
      hab ich schon versucht, von den Jusos kam bisher jedenfalls nichts zurück.
      Der Grund warum eine Wirtschaft nach derzeitigem Muster nicht funktionieren kann ist der Mißbrauch des Geldes, weg vom reinen Tauschmittel hin zum Machtinstrument. Das führt letztendlich zur Anhäufung überproportionaler Vermögen die nicht mehr zum Zweck der Versorgung sondern als Machtinstrument aufgebaut wird. Dieser Konkurrenzkampf der Mächtigen führt aber logischerweise zur Geldverknappung da ja immer mehr als Machtmittel gebunkert wird.
      Das eigentlich Schädliche, es geht dabei nicht einmal mehr um Wirtschaft, es geht um Macht selbst um den Preis das die Wirtschaft daran zerbricht.
      Wie mächtig diese Interessengruppen bereits sind sieht man z.B. an den Grünen, sobald jemand in diesem Land etwas bewegen kann verwandelt er sich augenblicklich in ein braves Lämmchen.
      Diese Gruppen manipulieren über GATS bereits innerstaatliche Angelegenheiten und schreiben dort vor was zu tun ist.
      Hier kannst du schreiben was und zu wem du willst, alles was du erntest ist schweigen.
      Kein Grund zu resignieren?

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 17:09:12
      Beitrag Nr. 29 ()
      nein, wir haben doch das Internet!
      Und damit erstmalig die Möglichkeit, uns diesen Zwängen bewußt zu werden!

      Und Erkenntnis ist das wichtigste!


      Ich sehe die Verhältnisse ähnlich wie du,
      die Mächtigen haben gar kein Interesse dran, dass es keine Kriege mehr gibt, genausowenig wie man Interesse an Freier Energie oder freiwirtschaft gibt!

      kennst du z.B. http://www.methernitha.com
      oder http://www.elsbett.com ?

      :)
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 17:50:19
      Beitrag Nr. 30 ()
      @ sittin bull inv
      Ich persönlich glaube nicht das man im Internet viel erreichen wird, das Thema ist einfach viel zu komplex und ich merke an den Antworten das hier überhaupt nicht verstanden wird um was es mir eigentlich geht.
      Ich stehe voll hinter dem marktwirtschaftlichen System, möchte aber das es auch funktioniert.
      Was ich hier vorschlage ist übrigens so neu nicht, das hatten wir alles schon einmal.
      Großarbeitgeber wie Post, Bahn oder Telekom die praktisch über Staatsverschuldung finanziert wurden, eine Gewerkschaft die ständig höhere Löhne erstritten hat und eine kontrollierte Inflationsrate mit der zugehörigen sozialen Sicherheit, waren offenbar Das was diesem Land Stabilität und Wohlstand gebracht hatten.
      Das klingt wiedersinig aber für eine funktionierende Wirtschaft ist nicht die Stabilität des Geldes sondern die Erhaltung der Kaufkraft der Bürger wichtig. Wenn niemand etwas kaufen will, findet sich auch niemand der etwas produziert, woher das Geld für den Konsum kommt ist dabei praktisch nebensächlich.
      So gesehen waren es eben doch die 16 Jahre Kohl die Deutschland auf den letzten Platz in Europa gebracht haben und mit der Einführung des Euro hat er gleichzeitig den Rückweg versperrt, Kohl hat eben ganze Arbeit geleistet.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 18:34:22
      Beitrag Nr. 31 ()
      ich denke, so komplex ist es gar nicht.

      Es ist nur mit einem Mysterium umwoben, damit man die wahren Probleme des Systemes nicht erkennt.

      Geld ist viel zu transzendent, als das wir wirklich über alle seine Funktionen nachdenken würden!

      Deine Lösungen sind OK, ich finde die Idee vom Freigeld trotzdem noch bestechender in seiner Logik...
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 18:48:14
      Beitrag Nr. 32 ()
      Es gibt (gab) bereits im Board einen Beitrag von Dr. Harald Wozniewski reingestellt vom User gauch am 07.11.02
      Beitrag Nr.:7.789.151 der sehr gut auf die Problematik hinweist.
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 18:54:18
      Beitrag Nr. 33 ()
      Moderner Feudalismus in Deutschland
      von Dr. Harald Wozniewski

      Reinhard Mohn, früherer Chef des Bertelsmann-Konzerns, heute Vorsitzender des Präsidiums der Bertelsmann Stiftung, in einem Interview des STERN (in: "Ein Segen, daß uns das Geld ausgeht", 1998, S. 16) auf die Frage:
      Sie selbst haben die Sozialpflichtigkeit des Eigentums betont und schon sehr frühzeitig Ihre Mitarbeiter am Unternehmen und dessen Ertrag beteiligt. Wären wir heute weiter, wenn mehr Unternehmen das gemacht hätten?
      "Volkswirtschaftlich gesehen wäre es sicher viel leichter, auch mal auf Lohnerhöhungen zu verzichten oder sie zu reduzieren, wenn die Mitarbeiter flächendeckend am Produktivkapital beteiligt wären. Dann hätten sie neben dem Lohn und später neben der Rente noch eine andere Einkommensquelle. Wir stünden bei den Arbeits- und Sozialkosten besser da und wären konkurrenzfähiger auf der Welt. Das können Sie aber nicht per Gesetz verordnen. Das muss auf betrieblicher Ebene geregelt werden."
      Und wollen Sie wissen, wer das hier gleich zu Beginn seines großen Werkes geschrieben hat?

      Rätsellösung1a

      Unsere deutsche Wirtschaftsverfassung ist nicht gerade gesund. Niemand würde das angesichts der vielen Arbeitslosen, der Schwierigkeiten bei den Renten- und Krankenkassen und angesichts der stets wachsenden Staatsverschuldung ernsthaft bestreiten. Doch die "Ärzte" streiten endlos, um welche "Krankheit" es sich handelt und wie sie zu behandeln ist.
      Die Krankheit unserer Wirtschaftsverfassung
      Sie ist eine schleichende Krankheit. Sie vollzieht sich langsam - über Jahrzehnte. Daher fällt es schwer, Ursachen und Wirkungen und überhaupt die Ursachen zu erkennen. Die Krankheit, an der unsere Wirtschaftsverfassung leidet, ist der "moderne Feudalismus" .
      Unsere Rechtsordnung lässt es zu, dass ein in Deutschland "als Deutscher" geborener Mensch sein Leben dazu verdammt sein kann, für den Fleck Erde, auf dem er lebt, an einen anderen "bezahlen" zu müssen. Miete oder Pacht nennt man das, und man findet nichts Ungewöhnliches dabei. Unsere Rechtsordnung lässt weiter zu, dass man in unserem Land schrankenlos Vermögen ("Kapital") erwerben und ansammeln darf. Auch das erscheint uns nicht weiter problematisch. Wer strebt nicht danach, sich ein "kleines Vermögen" anzusparen?!!
      Problematisch wird es aber dann, wenn das Vermögen eines Einzelnen einen Umfang annimmt, das einerseits die Entwicklungsmöglichkeiten anderer unverhältnismäßig einschränkt und das andererseits dem Inhaber ein Einkommen beschert, bei dem ein anderer ohne solches Vermögen mit noch so gut bezahlter Arbeit nicht mehr mithalten kann und folglich fairer "Wettbewerb" nicht mehr stattfindet. . Was ist damit gemeint?
      Wenn jemand ein Vermögen von beispielsweise 102 Millionen DM wert besitzt, dann nutzt er davon vielleicht einen Anteil von 2 Millionen DM völlig für sich selbst (das Haus oder die Villa, in der er wohnt). Die übrigen 100 Millionen DM sind möglichst gewinnbringend angelegt in Aktien, Anleihen, Mietshäuser usw. Die Renditen hierfür liegen normalerweise bei 5% bis 10% jährlich, manchmal mehr, manchmal weniger. Das sind also rund 5 Millionen bis 10 Millionen DM Einkünfte jährlich allein aufgrund des Vermögens. Ob derjenige noch einem Beruf als Würstchenverkäufer oder als Industriemanager oder gar keiner Arbeit nachgeht, fällt dabei nicht mehr ins Gewicht.
      An sich ist es auch nicht schädlich, dass jemand gut verdient. Für die Volkswirtschaft ist es völlig unproblematisch, wenn beispielsweise Spitzensportler für ihre Arbeit hoch bezahlt werden. Das Geld muss schließlich rollen, damit es der Volkswirtschaft, und damit allen, gut geht. Problematisch wird "die Sache mit den hohen Kapitaleinkünften" durch zweierlei Dinge: (1.) Durch die Begrenztheit der Ressourcen und (2.) durch die ungleichen Chancen beim Erwerb gewinnbringenden Kapitals.
      Begrenztheit der Ressourcen
      Kapitaleinkünfte setzen Eigentum an bestimmten Ressourcen voraus, die gar nicht oder nur sehr begrenzt vermehrt werden können. Bei diesen Ressourcen handelt es sich vor allem um Grund und Boden und um Industrie- und Gewerbevermögen. Jedem ist klar, dass der Grund und Boden der Bundesrepublik Deutschland nicht vermehrt werden kann (sieht man einmal von den Methoden eines A. H. einmal ab). Legt man die Bevölkerungszahl von 1996 zugrunde, kommen auf jeden Deutschen rund 4.790 m² Bodenfläche in Deutschland (= 356.970.000.000 m² / 74.520.500 Deutsche).
      Durch den wirtschaftlichen Wettbewerb ist freilich auch das Industrie- und Gewerbevermögen begrenzt. Ein Unternehmen wie beispielsweise BASF könnte in Deutschland wohl kaum noch ein zweites Mal neben dem bereits bestehenden existieren. Außerdem braucht jede Industrie und jeder Betrieb Grund und Boden. Und dieser ist, wie gesagt, begrenzt. Rechnet man Betriebs-, Gebäude- und Freiflächen (nicht aber Landwirtschafts- und Waldflächen, Wasserflächen, Verkehrsflächen, Erholungsflächen und nicht Flächen anderer Nutzung) auf die Deutschen von 1996 um, so kommen auf jeden Deutschen rund 300 m² Betriebs?, Gebäude- und Freifläche (Achtung: Bei einem zehnstöckigen Haus können das 3.000 m² Büro- oder Wohnfläche sein).
      Wer also beispielsweise wie oben 102 Millionen DM Kapitalvermögen hat, ist rechnerisch unmittelbar oder mittelbar (durch Aktien usw.) Eigentümer eines hundert- bis tausendfachen dieses Durchschnittswerts von 300 m² Betriebs?, Gebäude- und Freiflächen. Das bedeutet aber zugleich: Wenn einer 1001 Mal die durchschnittliche Betriebs?, Gebäude- und Freifläche sein Eigen nennt, sind zwangsläufig 1000 andere in diesem Punkte besitzlos. Es ist also nur logisch, dass, wenn beispielsweise der Grund und Boden einer mit 100 Einwohnern belebten einsamen Insel allein dreien dieser Einwohner gehört, die anderen 97 Einwohner in Miete leben müssen. Sie müssen auch in abhängiger Arbeit ihr Brot verdienen, weil der einzige Betrieb der Insel (nach der Rechtsordnung) Bestandteil von Grund und Boden ist und damit den drei Wohlhabenden gehört. Die 97 anderen haben keine Möglichkeit zur "Selbständigkeit", es sei denn, sie zahlen Miete oder Pacht für den Boden, auf dem sie ihr "eigenes" Unternehmen betreiben würden.
      Vermögenskumulationen und Feudalismus heute
      Dass es sich hier sowohl hinsichtlich der Zahl der Reichen wie auch hinsichtlich der Größe ihres Vermögens um ernst zu nehmende Fakten handelt, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts (leider nicht direkt , aber indirekt ). Im Jahr 1992 hatten von den insgesamt rund 30 Millionen Steuerpflichtigen 25.265 Steuerpflichtige ein Einkommen von über 1 Million DM (über 750 davon hatten eines von über 10 Millionen DM). Zusammen betrugen deren Einkünfte allein im Jahr 1992 rund 70 Milliarden DM, im Schnitt also über 2,7 Millionen DM pro Steuerpflichtigen. (Statistik oben lfd. Nrn. 15 - 18)
      Diese Gruppe von 25.265 Steuerpflichtigen erzielte 1992 zusammen ebenso viele positive Einkünfte (im steuerrechtlichen Sinn) aus
      · Gewerbebetrieb wie ca. 1,8 Millionen Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 100.000 DM
      · Kapitalvermögen wie ca. 12,4 Millionen Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 75.000 DM
      · Vermietung und Verpachtung wie rund vierhunderttausend Steuerpflichtige der Einkommensgruppe bis 25.000 DM (wobei in dieser Steuerklasse bekanntlich mit den größten Verlustzuschreibungen und Sonderabschreibungen operiert wird, um Steuern zu sparen).
      Bei alledem sind noch nicht die steuerfreien Vermögenszuwächse berücksichtigt. Grundstücke steigen im Wert, weil sie knapp sind und weil natürlich auch steuerbegünstigte Investitionen (Bebauung) sich niederschlagen. Aktien steigen regelmäßig erheblich im Wert (in manchen Jahren 10% - 30% jährlich), zumal Großaktionäre die Unternehmensgewinne lieber im Unternehmen belassen (= steuerfreie Wertsteigerung der Aktien) als sie sich als (zu versteuernde) Dividende auszahlen zu lassen.
      Die 751 Steuerpflichtigen mit 10 Millionen DM oder mehr Einkünfte im Jahr 1992 hatten im Durchschnitt 19.968.850 DM Einkünfte und mussten im Durchschnitt 8.587.888 DM Einkommensteuer zahlen. Damit verblieben nach Steuern im Schnitt über 31.000 DM täglich!
      Die Kumulation von Vermögen (insbesondere von gewinnbringendem Vermögen) in den Händen weniger ist unverkennbar und beschneidet zwangsläufig die Möglichkeiten der anderen.
      Damit ist der Feudalismus in Deutschland bereits wiedergekehrt. Die Kapitaleinkünfte eines einzigen (!) derart superreichen Steuerpflichtigen entsprechen leicht dem ausgeschütteten Gewinn eines Unternehmens, den dort mehrere Hundert oder Tausend "Beschäftigte" erwirtschaftet haben.
      Chancengleichheit?
      Das Verhältnis der Einkünfte eines Wohlhabenden aus Kapital und des Einkommens eines Durchschnittsbürgers (erst recht eines Habenichts) ist schon so krass, dass es letzterem schlicht unmöglich ist, hinsichtlich des Kapitalzuwachses mit den Reichen mitzuhalten. Zum Vergleich: Die Besoldung unserer höchsten deutschen Richter liegt bei rund 200.000 DM jährlich. Dafür müssen die aber arbeiten. Die Einkünfte der Wohlhabenden (nicht aus Arbeit, sondern aus Kapital) liegen, wie dargelegt, bei über 1 Million DM oder auch bei über 10 Millionen DM jährlich. Zieht man bei beiden 100.000 DM für die private Lebensführung ab, so könnte der höchstbesoldete Richter alle zehn Jahre ein neues Mietshaus im Wert von 1 Million DM erwerben. In derselben Zeit kauft der Wohlhabende allein mit seinen "Zinsen" zehn bis hundert solcher Häuser.
      Da, wie gezeigt, Grund und Boden begrenzt sind, kann nicht jeder, der will, Mietshäuser kaufen. Statt dessen passen die Preise sich der Nachfrage an. Und, wie wohl offensichtlich: Der Reiche kann allein aufgrund seines Einkommens ein hundertfaches von dem bezahlen, was jeder andere kann. Auch wenn jemand, der nicht Nachkomme reicher Vorfahren ist und der kein Vermögen besitzt, noch so hart arbeitet: Er hat gegen die Kapitalansammlung eines Reichen keine Chance (den wenigen Spitzenverdienern aus Sport und Wirtschaft, die allein für ihre Arbeit oder Tätigkeit bezahlt werden, sei es aufrichtig gegönnt).

      Was bedeutet das für die Volkswirtschaft?
      Man kann die Wirtschaft gut und durchaus treffend mit dem Blutkreislauf des Menschen vergleichen. Das Geld ist das Blut, das die Zellen bzw. die Menschen versorgt, die irgendwo in dem Organismus an einem der unzähligen Blutgefäße angesiedelt sind. Je größer das Blutgefäß ist, an dem ein Mensch sein Lager aufgeschlagen hat, desto mehr Geld fließt ihm ständig zu. Die Reichen umlagern also die Aorta und die Armen irgend welche weit entfernten kleinen Äderchen, in denen womöglich schon kein Blut mehr fließt. In einem gesunden Organismus werden alle Zellen (Menschen) gut versorgt. Ist der Blutkreislauf krank und konzentriert der Blutkreislauf (Geldkreislauf) sich immer mehr auf die großen und immer größer werdenden Blutgefäße, dann kommt in weiten Teilen des Organismus der Blutfluss, d. h. das Wirtschaftsleben zum erliegen. Ostdeutschland hat uns das bis in die Gegenwart sehr deutlich gemacht.
      Die Wirtschaft floriert nur dann, wenn alle hinreichend am Geldfluss partizipieren. Es ist ein Irrglaube, dass die wenigen Wohlhabenden das Geld, das sie erhalten, wieder so in die Wirtschaft streuen, dass alle in diesem Sinne partizipieren (dazu gleich mehr). Eine Wirtschaft ist nur so lange gesund, wie der Unterschied zwischen großen und kleinen Blutgefäßen nur so groß ist, dass noch genügend Blut in den kleinen Gefäßen fließt. Fließt Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld bzw. -hilfe, dann ist diese Grenze bereits überschritten.
      Heilung in Sicht?
      In den USA ist 1999 die Abschaffung der Erbschaftssteuer diskutiert worden. Nach dem Gesagten kann man sich leicht vorstellen, wo das hinführen würde. Die Erbschaftssteuer ist eine (wenn auch kleine) Korrektur des immensen Vermögenszuwachses am Schluss eines Menschenlebens. Sie verhindert in der Regel nicht, dass die Erben besser starten als der Erblasser gestartet war (was man aber einmal überdenken sollte).
      Hier wurde die Vermögenssteuer abgeschafft. Die Vermögenssteuer ist eine Möglichkeit zur Korrektur während eines Menschenlebens. Sie sollte nicht das kleine Vermögen treffen. Sie sollte besser so gestaltet sein, dass der Vermögenszuwachs ab einer Grenze, über die man diskutieren müsste, spürbar beschränkt wird. Es gibt aber sicher noch mehr Möglichkeiten, dem hier aufgezeigten Problem abzuhelfen.
      Auch die Diskussion um "Investitionsanreize" löst das Problem nicht. Im Gegenteil. Jeder, der Vermögen hat, wird es (soweit er es nicht privat nutzt oder verbraucht) so anzulegen versuchen, dass es möglichst hohen Ertrag bringt. Niemand, der schon ein Vermögen von vielleicht 50 Millionen DM besitzt, ist nach unserer Wirtschaftsverfassung heute gezwungen, auf weiteren Vermögenszuwachs zu verzichten. Auch der darf nach wie vor 10%, 20% oder mehr Rendite erzielen. Die Entwicklung unserer Arbeitswelt geht immer mehr weg von menschlicher Arbeit und hin zu maschineller Arbeit. Roboter und Computer ersetzen Menschen, - weil die Maschinen billiger sind und damit höhere Rendite versprechen. deshalb wird nicht in solche Betriebe und Arbeitsplätze wie vor dreißig Jahren investiert, sondern in solche mit neuester Technik, d. h. mit Computern und Robotern. Wer zu Investitionen "anreizt", fördert diese Entwicklung; er schafft aber insgesamt gesehen nicht mehr Arbeitsplätze.
      Die Technisierung der Wirtschaft und der Verlust von "Arbeitsplätzen" ist ja an sich gar nicht schlecht: Es ist schon ein alter der Traum der Menschen, Maschinen für sich arbeiten zu lassen, um selbst irgend welchen Vergnügen oder Interessen nachgehen zu können. Warum denn nicht?!! Niemand kommt hierzulande noch auf die Idee, anstelle eines Autos eine Sänfte zu benutzen, obwohl er dadurch immerhin zwei, vier oder gar mehr Arbeitsplätze schaffen könnte. Wenn aber in einem Gemeinwesen die Güterproduktion durch Maschinen und nicht mehr durch Menschen erfolgt, dann sollte jedoch gewährleistet sein, dass nicht jeder Arbeitslose in Armut landet und nur noch von Sozialhilfe lebt. Die Chance zur Beteiligung an Kapital (insbesondere Industriekapital) muss allen eröffnet werden, und zwar in einer Weise, wo die Besitzenden hinten anstehen müssen.
      Die Diskussion um die Höhe der Einkommensteuer löst das Problem nicht. Dass jemand mit 5 Millionen DM Kapitaleinkünften jährlich 40%, 50% oder 60% Steuern zahlen muss, wird ihm freilich mehr oder weniger lästig sein. Aber selbst bei 60% Steuer bleiben ihm noch 2 Millionen DM übrig und damit zehnmal so viel wie unseren höchsten deutschen Richtern (Und das ohne noch dafür arbeiten zu müssen). Diese Diskussion um die Höhe der Einkommensteuer verschleiert das Problem: Denn nicht die Höhe der Einkommen ist an sich schädlich, sondern die Verdrängung des weniger Begüterten durch den besser Begüterten bei der Vermögensansammlung.
      Nicht die Begrenzung von Einkommen schafft Abhilfe, sondern nur die Beschränkung von großen Vermögen. Artikel 14 Absatz 1 Grundgesetz lautet: "Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt." Nur die Beschränkung des Vermögens der Wohlhabenden, das sie in Deutschland haben, gibt den weniger Begüterten hierzulande die Möglichkeit, sich ebenfalls Vermögen anzusparen.
      Würde der Gesetzgeber z. B. (gewinnbringendes) inländisches Vermögen von über 50 Mio. DM Wert so besteuern, dass der Eigentümer es lieber verkauft als dass er es weiter behält, dann würde sich dieses Vermögen wieder stärker unter der Bevölkerung verteilen. Es wäre so, als ob man mit einer Platte die Spitze eines Sandhaufens herunter drückt, so dass sich der Sand der Spitze an den Seiten des Haufens verteilt.

      Es ist nach der Rechtsordnung unbegrenzte Vermögensanhäufung möglich, so dass der Haufen immer höher und der leere Rand immer breiter werden kann.

      Man kann davon ausgehen, dass die Verteilung des (gewinnbringenden) Vermögens in Deutschland etwa auch der Verteilung des Einkommens aus Kapital entspricht Diese Gelder fehlen der Wirtschaft weitgehend, weil sie fast nur noch in exklusiven Kreisen fließen

      Sicher, Vermögen dient auch der persönlichen Selbstentfaltung - auch der der Reichen (Art. 2 GG). Sollte deshalb aber deren Vermögen schrankenlos immer größer werden können? Einmal ehrlich: Dient ein Vermögen von meinetwegen 100 Millionen DM noch ernsthaft mehr der persönlichen Selbstentfaltung des Eigentümers als etwa eines von 50 Millionen DM? Und muss Vermögensansammlung der Reichen nicht da eine Grenze finden, wo sie die von anderen unmöglich macht?!! Über diese Zusammenhänge ist sich offenbar nicht einmal das Bundesverfassungsgericht im Klaren, wie etwa aus dem allbekannten Beschluss vom 22. Juni 1995 zur Vermögenssteuer (2 BvL 37/91, NJW 1995, 2615, 2617) deutlich wird. Dort wird jedenfalls allein die Sicht des (vermögenden) Steuerschuldners betrachtet, nicht aber das hier aufgezeigte Problem (vgl. auch das abweichende Votum dort des Richters Böckenförde).
      Insgesamt ist es heute jedoch so, dass wegen der Vermögenskonzentration (insbesondere hinsichtlich Grund und Boden) es dem Gros der deutschen Bevölkerung ein Leben lang unmöglich sein wird, sich aus Miete und abhängiger Arbeit bzw. Arbeitslosigkeit zu befreien. Erkennen Sie den modernen Feudalismus? Wenn unsere Wirtschaftsverfassung (d. h. wenn unsere Gesetzeslandschaft) sich nicht entscheidend ändert, wird sich dieser Feudalismus weiter verschärfen -
      Zusammenfassung in Thesen
      These 1: Unsere Wirtschaftsverfassung lässt bei Privatpersonen unbegrenzt Vermögensanhäufungen zu.
      These 2: Die Vermögensanhäufungen der einen führen immer schneller zu einer Verdrängung der anderen in die Besitzlosigkeit oder Armut. Im zerstörten Deutschland nach dem II. Weltkrieg war dieser Zustand naturgemäß nicht vorhanden; Feudalismus war daher kein Problem. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge von Vermögen, Armut und von "Arbeitslosigkeit" waren im Altertum, im Mittelalter die gleichen wie heute: Starke Vermögenskumulationen bei den einen bedeutet immer Verdrängung (wenn nicht sogar Versklavung) bei den anderen. Für heute sieht das nur (noch) keiner!
      These 3: Besitzlosigkeit und Armut (ver)hindern die Gründung von eigenen Unternehmen; sie zwingen den einzelnen in abhängige Arbeit oder in die Arbeitslosigkeit. Dies fördert wiederum die Kapitalanhäufung der Besitzenden.
      These 4: Besitzlosigkeit und Armut bremsen die Konjunktur (Der "Blutkreislauf" des Organismus Deutschland ist in weiten Bereichen versiegt.). Sie mindern das Steueraufkommen des Staats einerseits und belasten die Sozialkassen andererseits.
      These 5: Nur eine rechtliche Begrenzung des Inlandsvermögens (der "Ressourcen"), gibt den weniger besitzenden die reale Chance, ebenfalls Vermögen anzusammeln.
      These 6: Dadurch wird auch die Gründung von Unternehmen bzw. die Beteiligung an Unternehmen gefördert, wenn nicht sogar erst ermöglicht. (Beispiel: Der Weg eines "Arbeitslosen" in die Selbständigkeit ist sehr viel leichter oder überhaupt erst möglich, wenn er ein Grundstück für sein Unternehmen besitzt und nicht mit Miete oder Pacht belastet wird.)
      These 7: Vermögen im Ausland spielen bei alledem keine Rolle. Das führt allenfalls zum Feudalismus im Ausland, um den sich aber die anderen Staaten selbst kümmern sollten.
      These 8: Nicht die Besteuerung von Vermögen oder die Umverteilung von oben nach unten ("Robin-Hood-Philosophie") ist das Ziel, sondern lediglich die Begrenzung von Ansammlungen inländischer Vermögen nach oben hin.
      Zur Ergänzung:
      Geld ist Papier oder Blech
      Man sollte sich frei machen davon, in volkswirtschaftlichen Diskussionen immer das Geld (die Finanzen und die Kosten) zu betrachten. Geld ist für sich genommen völlig unwichtig. Es kommt aus der Druckerpresse und muss dann zirkulieren - überall, damit es allen (einigermaßen) gut geht.
      Volkswirtschaftlich entscheidend sind die Güter (Vermögenswerte, Dienstleistungen usw., die man mit Geld bezahlen kann). Betrachten Sie die Güter, fragen Sie wer sie hat und wer davon wie viel und wie schnell dazu erwirbt.
      Arbeitsplätze im Ausland
      Fragen Sie auch nicht, ob in Deutschland oder im Ausland produziert wird und wo damit "Arbeitsplätze" geschaffen werden! Fragen Sie, wer die Produkte erhält!
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 19:29:13
      Beitrag Nr. 34 ()
      @ oktopodius
      Lieder finde ich unter Username gauch nichts, kannst du den Thread-link mal hier reinstellen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 19:38:36
      Beitrag Nr. 35 ()
      http://www.sozialoekonomie.info/Zeitschrift_fur_Sozialokonom…


      Ist der Islam deswegen unser Gegner, weil er den Zins verdammt?
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 19:41:49
      Beitrag Nr. 36 ()
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 19:46:38
      Beitrag Nr. 37 ()
      »Rüstung bedeutet ökonomisch den Abzug zinsdrückenden Kapitals vom Markt. Und da die Rüstungsindustrie nicht für den Markt produziert, bedeutet Rüstung die Trockenlegung zinsbedrohender Kapitalüberschüsse auf Kosten der Steuerzahler.«

      Hans Fabricius, Auf des Messers Schneide, in: Telos, Nr. 12/1966, S. 409

      »Der Krieg ist die großzügigste und wirkungsvollste `Reinigungskrise zur Beseitigung der Überinvestition`, die es gibt. Er eröffnet gewaltige Möglichkeiten neuer zusätzlicher Kapitalinvestitionen und sorgt für gründlichen Verbrauch und Verschleiß der angesammelten Vorräte an Waren und Kapitalien, wesentlich rascher und durchgreifender, als es in den gewöhnlichen Depressionsperioden auch bei stärkster künstlicher Nachhilfe möglich ist. So ist ... der Krieg das beste Mittel, um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder hinauszuschieben.«

      Ernst Winkler, Theorie der natürlichen Wirtschaftordnung, Heidelberg 1952, S. 125

      »Ich glaube, daß wir in unserem Geldsystem eine Art karzinombildendes Element haben, was unsere Wirtschaft fortwährend krank macht ... Meiner Meinung nach kann dieses Geldsystem nur dadurch funktionieren, daß es immer wieder zusammenbricht und dann immer wieder von vorn begonnen wird. Diese Zusammenbrüche nennt man dann Kriege oder Wirtschaftskatastrophen oder Inflationen, je nachdem, aber das bedeutet eigentlich nur, daß dieses System in sich selbst kein Regulativ hat, was zu einer vernünftigen Eindämmung führen würde ... «

      Michael Ende, Autor, Interview mit Helmar v. Hanstein, 1992

      »Es kann keinen Frieden auf Erden geben, ehe wir nicht die Forderung unserer Zeit erfüllen und jedem Arbeiter den vollen Verdienst seiner Arbeit verschaffen.«

      Abraham Lincoln, ehemaliger Präsident der USA

      Avatar
      schrieb am 14.02.03 21:37:00
      Beitrag Nr. 38 ()
      Es gab immer Warzen am amerikanischen Körper, aber die Deutschen wollten sie nicht sehen; sie wollten den makellosen Riesen lieben. Es gab immer eine ganze Fülle von bestürzenden Fakten in der Organisationsform der Amerikaner, in der Politik, in der Wirtschaft, blanken, widerwärtigen Rassismus gab es, ein Maß an Gewaltkriminalität, das die Vereinigten Staaten bis heute daran hindert, wirklich und im Wortsinn zivilisiert zu sein, es gab ungetarnt imperialistische Auftritte und Spielereien mit einem neuen Weltfeuer, aber die Deutschen und vollends ihre politischen Führer schauten weg. Die Westdeutschen, die von dem Gießener Mediziner Horst Eberhard Richter so genannten »geistigen Halbamerikaner«, haben aus ihrer frühen und treu gepflegten Dankbarkeit den Amerikanern gegenüber, die Richter mit sehr guten Gründen für eine »nach dem Krieg umgepolte Hörigkeit« hält, weitgehende Kritikunfähigkeit gegenüber den Vereinigten Staaten werden lassen. Sie erblindeten, ganz so, wie das die Väter des »Marshall-Planes« beabsichtigt hatten, einseitig: »Der Russe« blieb lange der Halunke, der er schon zu Stalins Zeiten war, »der Ami« dagegen so seelengütig wie nach dem Zweiten Weltrieg, auch wenn er in Nicaragua durch die CIA Gebrauchsanweisungen für die Ermordung der in dem kleinen mittelamerikanischen Land regierenden Roten verteilte. Der »Gulag« war ein widerwärtiger Verstoß gegen die Menschenrechte, die seit Jahrhunderten institutionalisierte Zweitklassigkeit der amerikanischen Bürger mit dunkler Haut, die nach amerikanischem Sprachgebrauch im Getto leben, war es nicht. Brotknappheit in der Sowjetunion war ein verläßliches Indiz für die menschenverachtende Niedertracht eines Regimes, Hunger und Armut in den Vereinigten Staaten war dagegen eine von den Armen selbst verschuldete Bagatelle. »Der Russe« rüstete immer auf, um kaltblütig zu erobern und seine Weltrevolution voranzutreiben, so glaubten die Deutschen jahrzehntelang - bis Gorbatschow kam und einen Glauben ins Wanken brachte -, »der Ami« dagegen immer nur, um die freie Welt zu beschützen und über die gerechte Sache zu wachen. Der verklärte Glaube an die Vertrauenswürdig- und die Führungsfähigkeit der Vereinigten Staaten war zur Lebenslüge der Bundesrepublik Deutschland geworden.

      Daß nach dem Zweiten Weltkrieg kein anderes Land - die Sowjetunion ausdrücklich eingeschlossen - so häufig, so eklatant und so souverän ignorant gegen das Völkerrecht verstieß wie die Vereinigten Staaten, daß sie mit fremden Ländern umsprangen, als wäre dies noch das 19. Jahrhundert, daß sie - und zwar gleich achtmal Fidel Castro umzubringen versuchten, Ministerpräsidenten und Staatspräsidenten von Teheran über Bagdad und Kinshasa bis Santiago stürzten oder töten ließen - und andererseits ein paar Staatspräsidenten aushielten, als wären die amerikanische Ladenschwengel -, daß die Vereinigten Staaten in Afrika unterminierten und in Europa intrigierten und selbst noch auf Mauritius destabilisierten, daß sie mit verheerenden Folgen in Libanon zündelten, daß die Vereinigten Staaten, mit einem Wort, völkerrechtliche Normen en gros verhöhnten und selber bestimmten, was internationales Recht war - nichts von alledem hat die Westdeutschen daran hindern können, ihren »amerikanischen Freunden« zu huldigen und in ihnen die Garanten für die Überlebensfähigkeit des Guten auf der Erde zu sehen.

      Daß sich die Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges - Barbie war in glänzender Gesellschaft - stets mit Kleptokraten und mit faschistoiden Despoten verbanden, mit Marcos auf den Philippinen und Duvalier auf Haiti, mit Rhee und seinen schrecklichen Nachfolgern in Korea und Diemh in Vietnam, mit den Somozas in Nicaragua, mit Pinochet in Chile und Joseph Mobutu in Zaire und Salazar in Portugal, mit mittelamerikanischen Korrupten, griechischen Obristen, türkischen Generälen und einer mörderischen junta in Argentinien, daß sie, indem sie politisches Geschmeiß stützten und alimentierten, mitschuldig an den zahllosen Opfern dieser Machthaber waren - das alles konnte das schöne Amerikabild der Deutschen nicht trüben, und wenn es doch einmal getrübt wurde, logen sie sich selber so an, wie sie sich ein paar Jahrzehnte früher selber angelogen und »alles nicht so schlimm« gefunden hatten. Sie glauben immer noch, daß, wer nach dem Zweiten Weltkrieg so freundlich zu den Deutschen war, schlechterdings nicht übel sein kann, sondern höchstens gelegentlich und in der Absicht, Schlimmes - nämlich Rotes - zu verhüten, um ein Geringes vom Pfad der politischen Tugend abweichen muß.

      Das »Care«-Paket der Nachkriegszeit wurde den Deutschen zum bleibenden Sinnbild amerikanischer Mentalität, nicht die groteske Invasion Grenadas, die den Riesen vor Stolz zittern machte. Die Berliner Luftbrücke - die soviel mit Humanität zu tun hatte wie der »Marshall-Plan« - gilt ihnen aus Ausweis amerikanischer Menschlichkeit, nicht das Napalm und die My Lais in Vietnam und die Perfidien in Nicaragua.

      Daß sich kompromittierte, wer dem imperialen Auftritt der Vereinigten Staaten in der Welt so kritiklos oder gar beifällig zusah, daß, zum Beispiel, an Vietnam mitschuldig war, wer fortgesetzt »Verständnis« äußerte - den meisten Westdeutschen kam das nie in den Sinn, und ihren jeweils Regierenden schon gar nicht. Sie gebärdeten sich, als wären sie Trabanten. Die »Schutzmacht«, die »Führungsmacht der freien Welt«, die »Ermutigung der Menschheit« war von Kritik prinzipiell und ständig ausgenommen, und zwar selbst dann, wenn sie mit ihrer, so der rechte amerikanische Publizist Charles Krauthammer, »sowjetisierten Außenpolitik« - nämlich der Außenpolitik per CIA und geheimer Destabilisierung und »covert action« - den Kreml in dessen schlimmster Zeit kopierte. Keiner der westdeutschen Bundeskanzler seit 1949 fand zu den Vereinigten Staaten ein nur einfach unbefangenes Verhältnis; jeder mied sorgfältig den Eindruck, nicht im Gleichschritt mit »unseren amerikanischen Freunden« zu marschieren, wohin die ihre forschen Schritte auch immer lenkten. Noch allen deutschen Kanzlern galt in ihrem Verhältnis zu den Vereinigten Staaten, was Konrad Adenauer seinem Wahlvolk mit überwältigendem Erfolg empfahl, obwohl seine Empfehlung nur das Bekenntnis zum politischen Immobilismus war: »Keine Experimente.«

      Freilich wäre es ungerecht, den Eindruck zu erwecken, als hätten stets nur die westdeutschen Konservativen die Blindgläubigkeit alles Amerikanischen gepredigt. Auch Sozialdemokraten haben sich sehr darum bemüht, in ihren rhetorischen Bekundungen zur deutschen Treue und Dankbarkeit den Vereinigten Staaten gegenüber von niemandem übertroffen zu werden, und zwar nicht nur Herr Schmidt, der dem amerikanischen Prokonsul für Westdeutschland, john McCloy, ein Denkmal zu setzen wünscht.

      Zum Beispiel Willy Brandt im Juni 1963, als Präsident john F. Kennedy den Westteil Berlins besuchte und von der Bevölkerung so enthusiastisch umjubelt wurde wie ein zweiter Erlöser nach 1945. »In dieser Stadt, Herr Präsident«, sagte der regierende Bürgermeister damals mit bewegter Stimme, »in diesem Berlin wurde nach dem schrecklichen Krieg die deutsch-amerikanische Freundschaft geboren. In diesem Berlin sind die Vereinigten Staaten das sichtbarste, das entschiedenste Engagement in Deutschland eingegangen. Hier wird sichtbar, was uns vereint: gleiche Interessen, gleiche Ideale und gleiche Entschlossenheit . . . Ich möchte, daß Sie spüren: In dieser Stadt schlägt das Herz des deutschen Volkes - auch für Sie.«

      Mr. Kennedy war von dem Bekenntnis fast kindlich-verehrender Anhänglichkeit überwältigt. Nie war ihm, eigenem Bekunden zufolge, soviel frenetischer jubel entgegengeschlagen wie aus der Menschenmenge vor dem Schöneberger Rathaus, schon gar nicht im eigenen Land. Es ging zu, wie es zwei Jahrzehnte früher gelegentlich im Berliner Sportpalast gewesen war. Mr. Kennedy beschloß gerührt, an diesen Besuch in Berlin zu denken, wenn ihn daheim in Washington einmal Depressionen überkommen würden.

      Ganz ähnlich war es dem Präsidenten Dwight D. Eisenhower ergangen, dem ersten amerikanischen Präsidenten, der der Bundesrepublik einen offiziellen Besuch abstattete und von den Besiegten wie ein verehrter Imperator gefeiert wurde, ganz ähnlich auch dem Außenminister Dean Acheson, der nie mehr aufhörte, sich darüber zu wundern, daß ihn Deutsche bei einem Besuch auf dem Bonner Marktplatz buchstäblich auf Händen getragen hatten.

      Es war etwas peinlich Serviles in diesen Szenen - die haargenau jenen glichen, über die man sich im Westen mokierte, wenn die Herren des Kreml Staatsbesuche bei ihren Satelliten machten -, etwas evident Unpolitisches, etwas, das den Huldigungen von Kolonialherren aus vergangenen Zeiten ähnelte. Ausländer, selbst Amerikaner, spürten - und schrieben darüber in ihren Zeitungen -, daß es mit dem fast hysterischen Jubel der Deutschen etwas Sonderbares auf sich hatte, etwas, das sich den Bereichen der Vernunft entzog. Nur die Deutschen merkten es nicht und feierten amerikanischen Besuch mit der ungezügelten Dankbarkeit amnestierter Sünder, die Identität mit dem Gnadenherrn suchten und infolgedessen sehr mit Herrn Brandt einverstanden waren, als er von den »gleichen Interessen« und »gleichen Idealen« sprach.

      Herr Brandt mag inzwischen seine ein bißchen überbordende Amerikaphilie von damals überwunden haben. Nach Vietnam und Watergate, nach Grenada und Libyen und Libanon und Nicaragua und der grotesken Präsidentschaft Ronald Reagans mag Herr Brandt ein paar neue Einsichten in die vermeintlich »gleichen Ideale« und »gleichen Interessen« gewonnen haben und zu einer etwas realistischeren Einschätzung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses gekommen sein - genau deshalb wäre er heute als Bundeskanzler kaum mehr denkbar, der er wurde, als ihn jedermann und mit guten Gründen für einen ergebenen Verehrer der Vereinigten Staaten halten durfte, der gar, um seine Affinität zu beweisen, den ersten sozusagen »amerikanisierten« Wahlkampf führte, nämlich einen, der den Kennedy-Stil der Volksvisite im geöffneten Cabrio übernahm.

      Tatsächlich ist niemand in der amerikanisiertesten Republik, die außerhalb der Vereinigten Staaten existiert, als Bundeskanzler denkbar, der deutlich macht, daß er ernste, grundsätzliche und schwerwiegende Vorbehalte gegen die imperialistischen Auftritte, die außen- und verteidigungspolitischen Methoden, die innere Befindlichkeit und die Traditionen der Vereinigten Staaten hat.

      Statt dessen regierte in der Zeit, in der Distanzierung überfällig war, ein Kanzler die Republik, der ihr entsprach und den sie verdiente. Herr Dr. Kohl feierte unter dem lebhaften Beifall seines Wahlvolkes die »Wertegemeinschaft«, die er zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten sah und auszubauen und zu festigen wünschte. Einen »gemeinsamen geistigen Hintergrund« machte er aus und deutsche und amerikanische Bürger in »derselben geistigen Heimat« und überhaupt und ganz generell »gemeinsame Grundüberzeugungen«.

      Daß »uns die Amerikaner nach dem Kriege halfen«, war dem Mann, der mit Rührung von der Milchspeisung in seiner Ludwigshafener Schule reden konnte, auch von seinem ersten Anzug aus einer amerikanischen Kleiderspende, politisch gestaltendes Wissen. Daß man kameradschaftlich schweigt, wenn die Leute mit »derselben geistigen Heimat« nicaraguanische Häfen verminen und dafür vom Weltgerichtshof beschuldigt werden, mehrfach das Völkerrecht gebrochen zu haben, war ihm immer Ehrenpflicht. Seine »amerikanischen Freunde« konnten nicht unrecht tun, nur die »Goebbels« in Moskau konnten das.

      Herr Dr. Kohl, ganz gewiß der unbedarfteste Kanzler, den die Republik je hatte, war die Personifizierung der naiven Amerikagläubigkeit, mit der stets die ganz große und alles überwältigende Platitüde der deutschen Nachkriegspolitik verbunden war: daß nämlich notwendig für die Kommunisten sein muß, wer etwas gegen amerikanische Politik einzuwenden hat.

      Es ist symptomatisch für das Selbstverständnis der Bundesrepublik, daß die Sozialdemokraten erst, sozusagen, salonfähig und in Bonn mitregierungsfähig wurden, nachdem sie sich zur Nato bekannten, also zur Militarisierung der Politik, vor allem aber zum amerikanischen Recht auf Führung in Europa. Zuvor lastete auf ihnen der in Westdeutschland disqualifizierende Verdacht, neutralistisch zu sein, mithin anti-amerikanisch, für die Finnlandisierung, also politisch unseriös nicht nur, sondern gemeingefährlich und zur Staatsführung ungefähr so geeignet wie ein hungriger Rüde zur Bewachung des Hühnerhofes.

      Die Disqualifizierung jeder politischen Stimme, die grundsätzliche Bedenken gegen den amerikanischen Einfluß auf Europa anmeldet, hat sich erhalten. Wer sie gleichwohl erhebt, mag, wie die »Grünen«, zwar in den Bundestag einziehen, politisch bedeutsam wird er dadurch nicht. Am Verhältnis des einzelnen Bürgers und der politischen Gruppierung zu den Vereinigten Staaten erweist sich Staatstreue, und wem es an dieser Treue gebricht, »will eine andere Republik«, nämlich eine rote oder eine anarchistische.

      Solange Herr Dr. Kohl mit dem kleinen Einmaleins seiner Staatskunst regierte, hat sich diese, von seinem Großvater, dem anderen Simplifikateur in der Nachkriegsgeschichte, erfundene Attitüde eher noch verstärkt. Anti-Amerikanismus - das gilt in dieser unserer Republik als rhetorische Keule, deren Schlag ein Politiker, dem an Reputation des republikanischen Establishments liegt, kaum überstehen kann. Wer anti-amerikanisch ist oder auch nur antiamerikanischer Gedanken verdächtig, gliedert sich aus den Reihen der »staatstragenden Kräfte« aus. Er vergißt schamlos, wie Herr Dr. Kohl gern formulierte, »was unsere amerikanischen Freunde in der Stunde der Not für uns taten«, und spielt mit der gesamteuropäischen Sicherheit, mit der Zukunft unserer Kinder, mit der Existenz, mit allem, »was wir uns gemeinsam und mühevoll nach dem Krieg aufgebaut haben«, dem Haus, dem Auto, dem bißchen Wohlstand. Anti-Amerikanismus - der Vorwurf ging, seit Herr Dr. Kohl regierte, an den Nerv der fleißig erwerbenden Deutschen, und jeder, der ihn erhebt, um einen politischen Gegner zu denunzieren, weiß das.

      In einer so gesteuerten Sprachregelung wird nicht nur die Auseinandersetzung, sondern schon die bloße Information über Wahrheiten der Vereinigten Staaten erstickt. Staatstragende Zeitungen zum Beispiel, die Herrn Dr. Kohl treu begleiteten, haben kritisch-journalistische Distanz zu den Vereinigten Staaten gar nicht erst aufgenommen. Las man in der »Frankfurter Allgemeinen« über die unter dem Codewort »Veil« betriebenen völkerrechtswidrigen Geheimdienstoperationen der Reagan-Administrationen - und hätte sich dieses Blatt solche Schmankerln entgehen lassen, wären sie dem sowjetischen Geheimdienst nachzuweisen gewesen? Las man in der »Welt« darüber, daß 1981, als in Buenos Altes uniformierte Despoten den demokratischen Widerstand liquidierten, die CIA argentinische Offiziere zum Training der Contras von Nicaragua heuerte von denen dann selbst der Contra-Führer Aristides Sanchez gestand, viele der Argentinier seien Nazis gewesen? Oder las man je in der »Frankfurter Allgemeinen« von den 250 000 amerikanischen Geisteskranken, die in jenem Land obdachlos sind, bei dem der Kanzler fortgesetzt eine »Wertegemeinschaft« konstatiert? Daß in Los Angeles jährlich mehr Menschen erschossen werden als im ganzen westlichen Europa - stand das in der »Welt«? Hat sich ein Kommentator der »Frankfurter Allgemeinen« der hanebüchenen Bemerkung des damaligen Vizepräsidenten Bush zugewandt, der, nachdem ein US-Kriegsschiff einen iranischen Airbus mit 290 Zivilisten abschoß, erklärte: »Ich werde mich nie für die Vereinigten Staaten entschuldigen. Es interessiert mich nicht, wie die Fakten sind.«? War es der »Welt« eine Nachricht wert, daß 1989 in Washington D. C., der Hauptstadt der freien Welt, ein Mörder für 200 Dollar gekauft werden konnte? Und wiederum: Hätte sie auf diese Nachricht verzichtet, wäre sie aus Moskau gekommen? Und hätte das Blatt vielleicht im Zorn beschlossen, fortan die Sowjetunion nur mehr in An- und Abführungszeichen zu setzen?

      Eine korrekte und kontinuierliche Schilderung der amerikanischen Wirklichkeit findet in Blättern und Sendern nicht statt, denen die Staatsräson eingetrichtert wurde. Andererseits nimmt die Amerikanisierung insbesondere des westdeutschen Fernsehens mit der Folge zu, daß allabendlich unter Boxhieben und Revolverschüssen die ur-amerikanische Nachricht verbreitet wird: »Gewalt ist normal. jeder wendet sie an. Weshalb nicht auch du?«

      Die Republik, kurz, hat sich selber ein von der Obrigkeit kontrolliertes Klima geschaffen, in dem sie einer amerikanischen Kolonie gleicht: Nicht nur Kritik an den Vereinigten Staaten, sondern schon die Berichterstattung über amerikanische Mißstände ist strafwert, mindestens aber verläßlicher Ausweis subversiver Geisteshaltung. Vor dem verklärten Hintergrund des als humane Geste mißverstandenen »Marshall-Planes« und bei einer andauernden Bonner Politik der Verherrlichung der Vereinigten Staaten verfestigte sich in der Bundesrepublik ein Amerikabild, das der Wahrheit nicht entspricht. »Unsere amerikanischen Freunde« sind ganz anders, als Herr Dr. Kohl und seine publizistischen Hofsänger sie schilderten.

      Die Vereinigten Staaten, die nachhaltigeren Einfluß auf die Bundesrepublik ausüben als irgendein anderes Land der Erde, sind weder die demokratisch beispielhafte Nation der Freien und Gleichen, der Frommen und Wohlhabenden, der Mildtäter und Freiheitsbewahrer, als die sie in Westdeutschland weitgehend angesehen werden, noch gehen Wirkungen von ihnen aus, die mit den überkommenen politisch-moralischen Wertvorstellungen Europas zu vereinbaren wären. Vielmehr: Die vulgär-kapitalistischen Vereinigten Staaten wurden durch Gewalt, auch und vor allem durch rassistisehe Gewalt, was sie sind. Tief davon überzeugt, das »neue jerusalern« zu sein, »God`s own country«, fühlen sie sich dazu berufen 3 den Erdkreis zu missionieren und die Wohltat des »American way of life« zu verbreiten - sie sind ein habituell friedensunfähiges, beständig auf dem Kreuzzug befindliches Land. Sie sind, ganz so, wie Sigmund Freud fand, »ein gigantischer Fehler«.

      Kaum eine andere westliche Zivilisation ist unansehnlicher als jene, die sich die Amerikaner schufen und den Völkern der Welt dringlich zur Übernahme empfehlen. Kein anderes westliches Land wird auch nur annähernd von so ordinärem Rassismus heimgesucht wie die Vereinigten Staaten, von Gewaltkriminalität, ungezügelter Gier und Korruption. Nirgendwo anders geht es im Kampf um Profit und wirtschaftlichen Erfolg hemdsärmliger zu, unmenschlicher und kaltblütiger. Nirgendwo sonst werden Besitz, Wohlstand, Reichtum so vergöttert und als einziges Lebensziel angesehen, wird Armut andererseits so verachtet und allein gelassen. Nirgendwo sonst führt sich der ungezügelte Kapitalismus der Haie unappetitlicher ad absurdum als in dem Land, in das deutsche Unternehmen mit besonderer Vorliebe ihr Kapital tragen und mit dem Herr Dr. Kohl »Wertegemeinschaft« zu pflegen wünscht.

      Und weiter: Die Vereinigten Staaten als der unbeirrbare Hort der Freiheit? Norman Mailer wurde von der Bundespolizei, dem FBI, aus politischen Gründen überwacht, auch Pearl S. Buck, Ernest Hemingway, Theodore Dreiser, john Steinbeck, john Dos Passos, Thomas Wolfe, William Faulkner, E. L. Doctorow und sogar Truman Capote. Das FBI spionierte mehr als 200 Organisationen aus die sich gegen die offzielle Nicaragua-Politik des Präsidenten ausgesprochen hatten; Telefone wurden abgehört, Wanzen gepflanzt und Agenten eingeschleust. Auch 1989 noch lag über jeden Angehörigen der gänzlich bedeutungslosen sozialistischen Parteien ein Dossier bei der Obrigkeit, der die Denunzierung der Sozialisten immer ein Anliegen war, während sich andererseits europäische Sozialisten ihrer amerikanischen Genossen stets genierten - vermutlich, weil Solidarisierung mit ihnen Rückwirkungen in Washington hätten auslösen können.

      Als Präsident George Bush sein Amt antrat, hatte die Zahl der nach amtlichem Sprachgebrauch »armen« Amerikaner die Einwohnerzahl Spaniens überschritten. Es gab - unübersehbar in allen großen Städten des Landes - mehr Obdachlose als je zuvor im vergangenen halben Jahrhundert, und erstmals in der Geschichte gehörte die Mehrheit der amerikanischen Kinder der stigmatisierten Klasse der Armen an.

      Immer mehr amerikanische Schwarze, von der weißen Mehrheit seit Jahrhunderten diskriminiert, verweigerten sich den Normen des Landes und flüchteten in die Gewaltkriminalität, und in ihren trostlosen Reservationen stellten die Indianer, die betrogenen und beraubten früheren Besitzer des Landes, immer deprimierendere Weltrekorde in Trunksucht und Suizid auf.

      Die soziale Kälte, die der amerikanischen Gesellschaft der Individualerwerber stets eignete, erreichte in der zu ungeniertem Egoismus einladenden Zeit der Reagan-Administration tiefe Minusgrade. Es gab, während George Bush ein »gütigeres Amerika« versprach aber gleichwohl dem Kongreß widersprach, der den erbärmlichen gesetzlichen Mindestlohn heraufsetzen wollte -, in Washington D. C. ausgedehnte Wohnviertel, in denen die Kindersterblichkeit erheblich über der in bettelarmen Entwicklungsländern lag, während andererseits die Tötungsrate dieser Quartiere in der Hauptstadt der freien Welt so dramatisch anstieg, daß Washington zur Mordhauptstadt der Vereinigten Staaten wurde und die Stadtverwaltung erwog, nächtliche Ausgehverbote zu verhängen. Es gab ländliche Gegenden im »corn belt«, in denen die Selbstmordraten unter den in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Farmern dramatische Höhen erreichten, und in den Städten gab es von Küste zu Küste erbarmungswürdige Quartiere, in denen das von der Ratte gebissene Kleinkind ebenso ein Stück Getto-Normalität war wie die Gewalt auf den Straßen.

      Und keine Sozialpolitik gab es, die diesen Namen verdiente, denn Präsident Reagan, Herrn Dr. Kohls »Dear Ron«, der »Moralist« des »Zeit«-Schreibers Helmut Schmidt, litt Sozialpolitik nicht; alle Sozialpolitik, fand er, komme vom Teufel, und sein Vizepräsident Bush verantwortete das mit und setzte diesen Politik genannten Zynismus fort, nachdem er selber ins Weiße Haus gezogen war.

      Schwerlich konnte also von »Wertegemeinschaft« die Rede sein oder von »gleichen Idealen«, was das deutsche Selbstverständnis vom Staat als einer Organisationsform anlangt, die wesentlich auch soziale Verpflichtungen hat. Es war auch dem Kenner der amerikanischen Verhältnisse nicht sichtbar, daß unter den gemeinsamen transatlantischen Werten die Freiheit sein konnte, denn: Wie frei waren die schwarzen Bürger der Vereinigten Staaten, die keinen Weg aus dem Getto fanden? Wie frei von Furcht jene in den von Gewaltkriminalität terrorisierten Slums? Wie frei die von der Gesellschaft ignorierten Weißen in Armut? Welche effektiven Bürgerrechte besagen die von der Nation ausgegrenzten und ihres Selbstbestimmungsrechtes beraubten Indianer? Und andererseits: Wie frei waren die Schakale in der Industrie und vollends in der Wall Street, wo es zuging wie in einem von lauter Volltrunkenen frequentierten Casino?

      Und »Wertegemeinschaft« mit der »Reagan-Doktrin«, der staatlich sanktionierten, geheimdienstlichen Wühlarbeit in fremden Ländern, von der man immer annahm, sie sei eine Domäne der Kommunisten? Konnte man in der Bundesrepublik allgemein akzeptierte Werte in den Motiven erkennen, die zu den mörderischen Interventionen in Nicaragua führten? Lag dem präsidialen Kommando an seine Bomberpiloten, den Libyer Ghaddafi zu töten, ein Wert zugrunde, der in der Bundesrepublik Deutschland von irgend jemandem anerkannt wird - außer von den Killern der RAF? Die Theater-Invasion auf der Zwerginsel Grenada, die Kanonade der Zivilbevölkerung von Beirut, die amerikanische Bemühung, die Ägypter zu einem Krieg gegen Libyen zu überreden, die Cowboyauftritte im Persischen Golf - erkennt man in diesen militanten Aktionen deutsche Werte?

      Die »deutsch-amerikanische Wertegemeinschaft« des Herrn Dr. Kohl ist ersichtlich Unfug. Sie ist eine Wortblase, hervorgebracht von jemandem, der von den Vereinigten Staaten nichts anderes weiß, als daß sie gegen die Kommunisten und im Besitz des großen militärischen Knüppels sind. »Wertegemeinschaft« ist Satelliten-Argot.

      Es gibt wenige vernünftige Argumente gegen eine deutsch-amerikanische Freundschaft, wie es wenige vernünftige Argumente gegen die Freundschaft mit der Sowjetunion, mit Belutschistan, der Äußeren Mongolei oder Burundi gibt. Nicht die Frage ist strittig, ob es eine freundlich-korrekte, also eine auch zur Zurechtweisung und Distanzierung fähige Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten geben sollte, ebenso wie vertragliche Bindungen, Abkommen zu gegenseitigem Nutzen, sondern: Darf sich ein Land wie die Bundesrepublik, das wie wenige andere moralisch verpflichtet ist, die Würde des Menschen und das Völkerrecht zu achten, so mit Auftritt, Methodik und Selbstverständnis der Vereinigten Staaten identifizieren, wie das die von allen bisherigen Bundeskanzlern repräsentierte Bundesrepublik tat? Darf die Fehlinterpretation eines amerikanischen Vertragswerkes, das 1947 Westeuropa gegen Stalin mobilisierte, dauerhaft selbstbewußte Politik ersetzen?

      In einem Beitrag für die »Zeit«, in dem er sich über deutsch-amerikanische Unterschiedlichkeiten ausließ, schrieb der inzwischen von einem veritablen Geheimdienstler abgelöste amerikanische Botschafter Richard Burt: »In den ersten zwanzig Jahren unserer Nachkriegsgeschichte bestand in der Bundesrepublik Deutschland eine Tendenz, unsere Unterschiede zu unterschätzen oder zu ignorieren. Die niederschmetternde Erfahrung des Nationalsozialismus, gekoppelt mit einer aufgeklärten amerikanischen Politik und der Großzügigkeit einiger Amerikaner in den Nachkriegsjahren, führten dazu, daß viele Deutsche, besonders unter der jungen Generation, die Vereinigten Staaten als Modell ansahen. Dies galt für ein breites Spektrum der deutschen Gesellschaft, sogar für die Intellektuellen. Diese Umarmung Amerikas dürfte vielleicht doch zu unkritisch und die deutsche Sichtweise in bezug auf fast alle Facetten amerikanischen Lebens zu idealistisch gewesen sein.«

      Wohl wahr. Inzwischen kann, wer will, wissen, wie sehr man sich in dem amerikanischen Heilsbringer irrte. Inzwischen weiß man, wie er seine Außenpolitik, der die Bundesrepublik verbunden ist, gelegentlich gestaltet. Man weiß, daß die Führungsmacht der westlichen Welt den CIA-Mediziner Dr. Sidney Gottlieb mit dem CodeNamen »joe from Paris« und dem Auftrag nach Zaire schickte, den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Patrice Lumumba so zu vergiften, daß seine tödliche Erkrankung wie eine Krankheit aussehen würde, die in Zaire endemisch auftrat. Man weiß, daß die Führungsmacht der freien Welt vorsichtshalber auch den CIAAgenten »WI/ROGUE«, einen überführten Betrüger und Bankräuber, an den Kongo schickte, für den der in Zaire ansässige CIA-Büroleiter Devlin in Washington ein »Gewehr ausländischer Herkunft mit Teleskop und Schalldämpfer« anforderte, mit dem »WI/ROGUE« den schwarzen Politiker erschießen sollte. Übrigens arbeitete damals in jener Botschaft in Afrika, in der ein Mordkomplott geschmiedet wurde, ein gewisser Frank Carlucci. Er brachte es bei Mr. Reagan zum Verteidigungsminister.

      Von der Absicht der Weltführungsmacht weiß man, in Allianz mit Saudi-Arabien den radikalen Moslem Scheich Fadlallah umzubringen. Als die Tötungsabsicht mißglückte, zahlte man ihm zwei Millionen Dollar für sein Versprechen, in Beirut keine Bomben mehr legen zu lassen.

      Von der Absicht des Führers der freien Welt weiß man, Fidel Castro mit der Hilfe einer vergifteten Zigarre umzubringen, wahlweise auch mit einem Tauchanzug, der tödliches Gift an den Körper des kubanischen Politikers abgeben sollte. Man weiß, daß die Vereinigten Staaten einem unerwünschten Politiker und Bewerber um das Präsidentenamt der Philippinen, der für die Auflösung der amerikanischen Militärbasen eintrat, Gift in Getränke mischen ließ. Man weiß von CIA-Bubenstücken in einer solchen Fülle, daß ernsthafte Zweifel erlaubt sind, ob denn wohl GPU und KGB selbst zu ihren infamsten Zeiten in Moskau je ähnlich aktiv und perfide waren. Man weiß von Versuchen, fremdländische Politiker zu korrumpieren und für amerikanische Zwecke gefügig zu machen. »Korruption durch amerikanische Geschäftsleute«, so schreibt der Journalist Jonathan Kwitny, »wurde amtlich nicht nur toleriert, sondern, wie vielfach belegt, aktiv als ein Instrument der Außenpolitik ermutigt«, und Jonathan Kwitny war, als er das feststellte, kein linker und staatsfeindlicher Skribent, sondern angesehener Redakteur des Leib- und Magenblattes der Kapitalisten, des »Wall Street Journal«.

      Man weiß von »Economic Alert Lists« der CIA, in denen die CIA-Agenten im Ausland - ja: auch in der Bundesrepublik - aufgefordert werden, bestechliche Politiker und Wirtschaftler zu ermitteln, und von Miguel Ydigoras, einem früheren guatemaltekischen General, weiß man, wie es zugeht, wenn die CIA eine Regierung zu stürzen wünscht: »Ein früherer Manager der "United Fruit Company", der jetzt im Ruhestand befindliche Mr. Walter Turnbull«, so erinnerte sich Ydigoras, »kam mit zwei Herren zu mir, die er mir als Agenten der CIA vorstellte. Sie sagten, daß sie mich für einen in Guatemala populären Mann hielten und helfen würden, die Regierung Arbenz zu stürzen ... Unter anderem sollte ich versprechen, die "United Fruit Company" zu begünstigen und auch die "International Railways of Central America" (die sich im Besitz der "United Fruit Company" befand). Ich sollte die Gewerkschaft der Eisenbahner zerschlagen und ein autokratisches Regime errichten.«

      Man weiß inzwischen zu viel vom Erzeuger der Bundesrepublik. Kein Volk mit einiger Selbstachtung delegiert den Vollzug seines Schicksals einer Nation, die zu derlei Verhaltensweisen des Wilden Westens fähig ist und immer - und nicht nur zu den Zeiten des Außenministers John Foster Dulles, der sich ausdrücklich dazu bekannte - die militante Politik des »brinkmanship« betrieb, die Politik des Wandelns an jenem Abgrund, in dem die Vereinigten Staaten, anders als ihre europäischen Verbündeten, nie waren.

      Der mit vielen Millionen Toten bezahlte Prozeß der Reife, der für die Völker Europas mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden war, ist an der amerikanischen Nation und an ihrer Politik nahezu spurlos vorübergegangen. Kein Amerikaner ist je aus dem Luftschutzkeller seines brennenden Hauses gestürzt, keiner sah seine Stadt als Trümmerwüste, keiner weiß, was geschieht, wenn seine Stadt umkämpft wird, keiner, was Flucht aus der Heimat bedeutet. In Europa, wo diese Erfahrungen millionenfach gemacht wurden, hat der Zweite Weltkrieg eine grenzüberschreitende Leidensgemeinschaft erzeugt, in den Vereinigten Staaten einen sieghaften »happy-golucky« - bei allem Respekt vor den Opfern, die sie brachten, um Hitler zu stürzen. Ohne das Elementarerlebnis eines Krieges auf eigenem Boden ist die amerikanische Nation auf eine gewisse Weise unerwachsen geblieben und mithin stets fähig zum Spiel mit dem Feuer. Albert Camus, als er 1946, während in Europa gleichsam die Trümmer noch rauchten, die Vereinigten Staaten besuchte, erschrak vor der unangefochtenen Heiterkeit der Amerikaner und schrieb: »Man empfindet, daß dieses Land den Krieg nicht gespürt hat. In wenigen Jahren bewegte sich Europa, das ein paar Jahrhunderte in Wissen voraus war, um ein paar Jahrhunderte in moralischem Bewußtsein voraus.« Er fühlte sich unwohl in einem Land, das gleichmütig Hiroshima und Nagasaki überstand »und alles tut, um zu beweisen, daß Leben nicht tragisch ist«.

      Wahr ist, daß die Amerikaner den Zweiten Weltkrieg nie als Zäsur begriffen; ihre Politik belegt das. Präsident Truman spielte, als in Europa noch längst nicht alle Opfer gezählt waren, schon wieder mit dem Feuer, als er in der Provinz Yünnan kleine Kriege gegen Maos kommunistisches China führte. Präsident Eisenhower spielte mit dem Feuer, als er seine »U 2«-Spionageflugzeuge in den Luftraum der Sowjetunion schickte. Präsident Kennedy spielte mit dem Feuer, als er eine Invasion Kubas probierte. Präsident Nixen spielte mit dem Feuer, als er den Vietnamkrieg eskalieren und Kambodscha bombardieren ließ. Und Präsident Reagan spielte fortgesetzt mit dem Feuer, er besonders, ehe ihn seine Frau, denn solcherart war seine Präsidentschaft, ihren Mann nach eigenem Eingeständnis, und zwar, weil sie um seinen historischen Nachruhm besorgt war, zu Verhandlungen mit dem von ihm so genannten »Reich des Bösen« ermutigte, das er auf den »Abfallhaufen der Weltgeschichte« hatte werfen wollen. Alle Präsidenten der Nachkriegszeit haben neue Desaster riskiert. Daß keines ausbrach, lag gewiß nicht daran, daß sie zu selten zündelten.

      Die Distanzierung von den Vereinigten Staaten und die Hinwendung nach Europa ist für die Bundesrepublik unabweisbar und überfällig, und zwar aus Gründen der Sicherheit, die gefährdet, wer sich zum Mitmarschierer einer Nation macht, deren Liebe zur Gewalt pathologische Züge trägt. Nicht nur die Bundesrepublik, Europa muß sich von den Vereinigten Staaten emanzipieren.

      Der lebensgefährliche Unfug, zu dem die Präsidentschaft Ronald Reagans zu werden drohte, macht die Notwendigkeit einer Neuorientierung der deutschen Politik besonders deutlich, aber sie wäre auch ohne die Ägide des Mannes evident geworden, von dem die heitere Ankündigung stammt, in fünf Minuten werde mit der Bombardierung Moskaus begonnen. Was die Bundesrepublik, was Europa von den Vereinigten Staaten trennt, ist mehr als bloß ein Unterschied, der mit einem Präsidentennamen deutlich wird; es ist auch mehr als das offenkundig Geographische.

      In Wahrheit widerspricht nahezu alles, was im amerikanischen Selbstverständnis seine Ordnung hat, den europäischen Vorstellungen einer menschlichen Ordnung. Es ist tragisch, daß ausgerechnet die westdeutschen Konservativen die Augen davor verschließen. In Wahrheit ist, was den »American way of life« ausmacht, das genaue Gegenteil dessen, was aufgeklärte, sozial empfindende und durch schreckliche Kriege gegangene europäische Völker unter der Art verstehen, in der man miteinander zu lebeti hat. Und in Wahrheit sind viele der Einflüsse unbekömmlich, die der »American way of life« in den vergangenen Jahrzehnten auf Europa genommen hat.

      Die amerikanisch-westeuropäische Allianz, unter sehr besonderen Umständen geboren, ist ein fundamentales Mißverständnis, wenn man sie für eine Verbindung hält, die für die Ewigkeit gemeint ist. Sie hatte ihre Funktion, sie hat sie zunehmend weniger, sie wird zunehmend kontraproduktiv werden, wenn es darum gehen muß, das europäische Haus in Ordnung zu bringen, also daran zu denken, daß Prag und Warschau, Budapest und Moskau näher sind als New York und Los Angeles.

      Auch die von den Vereinigten Staaten geführte Nato hatte zu Stalins Zeiten ihren Sinn, aber seit der Tyrann zur Hölle fuhr, war sie nur mehr die gigantischste Geldverschwendungsapparatur der Menschheitsgeschichte. Sie wird ihren Sinn in dem Maße verlieren, in dem sich erweist, daß kein Despot mehr den Gulag bauen läßt und kein Berija mehr wie die CIA auf den Philippinen verfährt. Die schreckliche Militarisierung der Politik hatte ihre Zeit, aber sie geht zu Ende, und die Bundesrepublik muß helfen, das Ende zu beschleunigen.

      Tatsächlich muß deshalb die Bundesrepublik nicht auf die weitere Konsolidierung der Nato, sondern auf Verhältnisse zuarbeiten, die es gestatten, jene Militärpakte in Ost und West aufzubrechen, die sich wie Zwangsjacken über den europäischen Kontinent spannen und Annäherung und schließlich Vertrauensbildung unter jenen Völkern erschweren, die einander physisch nahe sind. Es ist grotesk, mit dem Farmer in South Dakota, in dessen Boden eine auf Europa gezielte interkontinentale Rakete ruht, verbindet zu sein, den Landarbeiter in Mecklenburg dagegen, der gemeinsam mit seinen Landsleuten in Hamburg von dieser Rakete getötet werden kann, für einen potentiellen Feind zu halten. Das transatlantische Bündnis hier, die europäische Spaltung dort - kann man im Ernst in so abstrusen Zuständen eine dauerhafte Ordnung erkennen?

      Den Amerikanern wird man ihre Kreuzzugsmentalität nicht ausreden können; sie ist geschichtlich gewachsen und so amerikanisch wie Apfelkuchen. Sie haben sich, seit sie als Nation zu Kräften kamen, immer als Weltpolizist empfunden und interveniert, putschen lassen, Politik mit der Giftspritze gemacht oder - der Dollar war immer ein eminent politisches Instrument - gekauft: 15 Millionen für Louisiana, 7,2 Millionen für Alaska, ein paar Millionen für New Mexico und Kalifornien, 13 Milliarden für Europa; der angestrebte Kauf der Philippinen und Kubas scheiterte, weil sich keine Verkäufer fanden. Das Hegemoniale an den Vereinigten Staaten, die tief und unerschütterlich an eine »manifest destiny« glauben, an eine den Amerikanern von der Vorsehung übertragene globale Verpflichtung, ist so unumstößlich, wie es bedrohlich ist. Aber Europa braucht keinen bedrohenden Partner.



      http://www.systemfehler.de/
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 22:06:20
      Beitrag Nr. 39 ()
      ist alles egal, hauptsache, Benzin und Alkohol bleiben günstig! :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.02.03 09:38:47
      Beitrag Nr. 40 ()
      @ sittin bull inv
      bist ja sehr fleißig gewesen. Warum die Beteiligung des Kapitals am Gemeinwohl über Steuern und sonstige Abgaben nicht funktioniert wissen wir ja inzwischen.
      Freigeldtheorien würden zwar Prinzipiell funktionieren, lähmen aber jeden weiteren Fortschritt, warum soll jemand die Maschinen bedienen oder neue erfinden wenn er sieht das alle Anderen inzwischen Party feiern?
      Das läuft auf sozialistische Visionen hinaus und wie es weiter geht wenn der Anreiz etwas zu tun fehlt, zeigt die Geschichte.
      Du mußt dir den Geldkreislauf wie ein mit Wasser gefülltes Faß vorstellen, unten wird das Wasser (Geld) abgepumpt und oben fließt es wieder zurück. Das wäre der Zustand in dem lediglich zur Versorgung der Bevölkerung produziert würde ohne Gewinnabsicht, deshalb die sozialistischen Ideen der Gleichmacherei, denn nur dann funktioniert dieses Prinzip.
      Der Mensch strebt aber danach sich von anderen zu unterscheiden und dafür tut er etwas, er überlegt wie er mehr vom Kuchen abbekommen kann als andere und das ist der Motor für technischen und wirtschaftlichen Fortschritt und übrigens auch der Grund warum ein sozialistisches System gegen ein marktwirtschaftliches nicht bestehen kann.
      Aber zurück zu unserem Wasserfaß, entnimmt also jemand einen Teil aus diesem Faß weil er Gewinne machen will, muß dieses Faß irgendwann leer werden.
      Meine Theorie setzt genau hier an, man füllt dieses Faß immer genau in dem Maß wieder auf wie ihm Wasser entzogen wird. Ein marktwirtschaftliches System braucht also Inflation um zu funktionieren, die positiven Kräfte eines marktwirtschaftlichen Systems bleiben so aber erhalten.
      Man muß also nur dafür sorgen das immer genügend freies Geld im Umlauf ist, dann funktioniert unser System wieder.
      Diese Geldmengenerhöhung darf aber nicht über die Zinsseite erfolgen da es sonst in den Töpfen landet die das Faß leeren sondern das Geld muß über die Konsumentenseite in den Geldkreislauf gelangen!
      Unser Problem ist also die aktuelle Stabilitätspolitik der Zentralbanken.
      Die Frage ist, warum will jemand diesen Crashkurs der letztendlich auch die Wirtschaft zerstören wird?
      Auch dazu habe ich eine Theorie, die ich aber nicht hier in’s Board stellen möchte, schick mir doch einfach einmal deine private E-mail in mein WO Postfach.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 15.02.03 09:48:41
      Beitrag Nr. 41 ()
      Übrigens noch etwas, Steuern und alle sonstigen Lohnnebenkosten könnten nach dem von mir vorgeschlagenen System vollkommen entfallen!
      Ist das nicht alles was das Herz begehrt?

      SIG
      Avatar
      schrieb am 16.02.03 20:09:43
      Beitrag Nr. 42 ()
      @ Sig: man will bestimmt nocht alle gleichmachen, der Antrieb als einzelner mehr zu haben als andere wird doch allein durch die Freiwirtschaft nicht behindert. Lediglich der Fehler, dass einige auf Kosten anderer sich bereichern, sollte an die Regeln der Kreislaufwirtschaft gebunden werden. Niemand sollte einen Grenznutzen Richtung unendlich für sich alleine haben, und genau diese Tendenz haben wir.


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