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     2902  0 Kommentare Kernspaltung an der Börse

    Wer kennt es nicht, das schöne Bild, auf dem man je nach Perspektive, Gusto oder Ausgangspunkt entweder eine hübsche junge Frau oder eine alte Hexe sehen kann.

    An der Börse ist das auch nicht anders: In Bezug auf die Kerngewinne (also die aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ersichtlichen ökonomischen Gewinne) notiert der S&P 500 Index derzeit bei einem KGV von knapp 27 auf Basis des Jahres 2003 – und damit weit, weit über seinem historischen Trend.

    Betrachten wir jedoch die Pro-Forma-Gewinne, in denen alles, was teuer ist, aus den Kosten herausgelassen wird, dann stehen wir augenblicklich bei 18. Das ist auch noch teuer, doch diese gekünstelten Gewinne sind wesentlich erträglicher als die echten.

    Was sehen wir also: Eine verführerische junge Frau, die jeder haben will – oder eher eine alte Hexe, die man nur in der Not anfasst?

    Wahrscheinlich wird es kommen wie es immer kommt. An der Börse – und im Leben sowieso: Zuerst ist alles wunderbar, zart, straff und dynamisch. Und dann macht es irgendwann "bumm", und plötzlich ist alles schlaff und verwelkt. Kernspaltung nennt man so etwas dann.

    Drum lasst uns die herrlichen Tage noch wunderbar genießen! Auch wenn in den letzten Tagen die Sonne nicht so recht scheinen will. Die Wolken werden sich bald wieder verziehen.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Kernspaltung an der Börse Wer kennt es nicht, das schöne Bild, auf dem man je nach Perspektive, Gusto oder Ausgangspunkt entweder eine hübsche junge Frau oder eine alte Hexe sehen kann. An der Börse ist das auch nicht anders: In Bezug auf die Kerngewinne (also die aus …